Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
2
2. Wohnsitze, Namen und Sprache, Herkunft des Bayernvolkes.
Der bayerische Stamm, wiewohl unter zwei Staaten zersplittert, bildet noch heute eine durch Sprache und Art seiner Angehörigen unverkennbare Einheit. Ihm gehören vollständig an vom Königreiche Bayern die Provinzen Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Regensburg und von der öfter-reichisch-ungarischen Monarchie die Erzherzogtümer Österreich ob und unter der Enns und das Herzogtum Salzburg. Was von nichtbayerischem Volke in diesen Provinzen saß, ist sehr gering und frühzeitig bajuwarisiert worden. Weit mehr von nichtbayerischen Elementen, insbesondere Slaven, haben die Bayern im Lande unter der Enns in sich aufgesogen. Von der bayerischen Provinz Schwaben und Neuburg sind die Bewohner des letzteren Gebietes Bayern. In Oberfranken ist die Bevölkerung um das Fichtelgebirge, in Mittelfranken, dessen Name den ethnologischen Verhältnissen nicht entspricht, die der südlichen und östlichen Teile, ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte des Ganzen von bayerischer Abkunft, reiner im Eichftättischen, mehr mit Franken gemischt im Nürnbergischen; immerhin ist der Nürnberger Dialekt bayerisch, nur fränkisch angehaucht, nicht etwa umgekehrt. Nur auf Verkeuuuug dieser Tatsachen beruht die zuweilen ausgesprochene Behauptung, daß im Königreiche Bayern mehr Franken als Bayern sitzen. Von Steiermark, Kärnten und Tirol gehört dem bayerischen Stamme die gesamte deutsche Bevölkerung an. Aber in ganz Deutschtirol — mit Ausnahme wahrscheinlich des nördlichsten Unterinntales und seiner Seitentäler — haben die Bayern nicht nur wie anderwärts vereinzelte Nichtgermanen sondern eine starke räto-romanische Bevölkerung baiuwa-risiert. Endlich gehören dem bayerischen Dialekte und größtenteils wohl auch dem Ursprünge nach dem bayerischen Stamme an die Deutschen in Ungarn und die im Egerlande, an den böhmischen Abhängen des Böhmerwaldes und an der Thaya. Die Seelenzahl des bayerischen Stammes wird man heute in runder Schätzung etwa auf 9—10 Millionen anschlagen dürfen, von denen über 2x/2 Millionen im Königreiche Bayern, alle übrigen in der österreichisch-ungarischen Monarchie leben.
Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Regensburg, Neuburg, die bayerischen Teile vou Mittelfranken, Österreich ob der Enns, Salzburg und
Deutschtirol bilden die alten Stammlande, in denen sich die Bayern im Laufe des 6. Jahrhunderts festgesetzt haben. Von dort aus breiteten sie sich allmählich weiter nach Osten aus. In das 8. Jahrhundert fällt in der Hauptsache die Besiedlung von Kärnten und Steiermark, in das 9. und 10. die der
Ostmark, in das 11. und 12. vornehmlich, wie es scheint, die Einwanderungen in Ungarn und Böhmen. Mit der Kolonisierung des Egerlandes, die
wahrscheinlich am Schlüsse des 11. und in den ersten Jahrzehnten des
12. Jahrhunderts erfolgte, hat die räumliche Ausbreitung des Stammes ihren Höhepunkt und Stillstand erreicht, und kaum ist dies geschehen, so nimmt seine schon vorher beginnende politische Zersplitterung größere Ausdehnung an.
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500
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
§ 327. Ii Bewohner. Die Bewohner gehören größtenteils dem niedersächsi-
schen Stamme an. Hellblondes (Flachs-) Haar und blaue Augen sind für
den kräftig gebauten Menschenschlag bezeichnend. Die nahe verwandten Friesen
an der Küste vertauschen ihre Sprache immer mehr mit der niedersächsischen
Mundart. — Die Volksdichte ist in der Lüneburger Heide, in Oldenburg
und im Emslande nur gering. Ziemlich dicht wohnt die durchweg wohlhabende
Bevölkerung der Marschgegenden (80 bis 100 E. auf 1 qkm). Kennzeichnend
für die Besiedlung ist die Armut an Städten und die große Zahl sehr kleiner
Dörfer und weit auseinander gelegener Gehöfte (Bild 252). Die volkreicheren
Städte an der Küste verdanken ihre Bedeutung den Beziehungen zum Meere.
252. Niedersächsisches Bauernhaus.
Es vereinigt die menschliche Wohnung mit dem Vieh- und Scheunenraum unter einem Dache und ermög-
licht so dem Landmanne eine bequeme Wartung des Viehes. Die Futterkrippen liegen unmittelbar an der
langen Diele, die das Haus vom Tor bis zum offenen, schornsteinlosen Herde durchzieht.
Iii. Staaten und Siedlungen. Das unmittelbare Hinterland der deutschen
Nordseeküste gehört größtenteils zur Provinz Hannover; kleinere Teile kommen
auf das Herzogtum Oldenburg, das Fürstentum Schaumburg-Lippe und die
Freien und Hansestädte Hamburg und Bremen.
1. Provinz Hannover. Die Lüneburger Heide bildet den größten Teil des
Regierungsbezirks Lüneburg. Au der alten Straße von Frankfurt nach Lübeck
gelegen, war die durch ihre spitzen, altertümlichen Giebeldächer und hohen Kirchen
malerisch wirkende gleichnamige Stadt (30) eiust wichtiger als jetzt. Sie hat <ca-
liueu und Kalksteinbrüche. Wo die Geest an die durch Inseln geteilte und darum
leichter zu überschreitende Elbe tritt, blühte in neuerer Zeit infolge der Nähe Ham-
bnrgs Harburg (70) durch Gummiwerke und Ölmühlen auf. Am Übergang der
Hamburg - Frankfurter Bahn über die Aller treibt Celle (25), eiust ein welsischer
Fürstensitz, mannigfaltige Industrie. Hannover (305) wurde da au der Leine
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Das Frnkische Reich und die Rmische Kirche. _59
& 28 Die Bildung der sdwestdeutschen Bevlkerung. Ob die ltesten Bewohner Sdwestdeutschlands Finnen oder Ligurer waren, wie weit die Rater nach Westen vorgedrungen sind, ist fr die Gegenwart ohne Seku ung, beim ein nachhaltiger Einflu aus die Bildung der ipateren Bevlkerung kommt
biel"enum"too^Stghrrtt6e?fltitteit die keltischen Vlkermassen Sdwestdeutsch-land, mit den Helvetiern die Bojer, die sich ihnen in Nonkum angem^ien hatten. Die Kelten sind tchtige Handwerker, haben knstlerisches Geschick, treiben Landwirtschaft und Bergbau, sind gewandt m Handel und Verkehr. 3um groen Teil mgen sie an der helvetischen Wanderung (aus Baden, Hessen? Wrttemberg) nach der Westschweiz und Sdfrankreich teilgenommen haben; viele aber werden vor den Germanen, he Arwvist ^renngte n die noch unbewohnten Gebirge gewichen sem und daselbst den Grundstock der spteren Bevlkerung gebildet haben. ^
Als Csar 58 v. Chr. nach Sdwestdeutschland kam, gehrte das Clja zum Gebiete der Sequaner, die vom Rhein bis zur Rhone wohnten; ihre Hauptstadt war Vesontio (Besancon); das Unter und die Pfalz hatte ihnen Ariovist schon entrissen. Da wohnten um Broeornagus (Brumat) die germanischen Triboker; von Weienburg an die Nemeter mit dem Vorort Noviomagus (Speyer); in Rheinhessen um Worms (Borbetomagus, he Vangionen'. rechtsrheinisch am untern Neckar he Neckarsueben (Nikres). Die Rheinebene bis zum Breisgau und das Hegau waren germanisches Land- im badischen Sden vom Rheinknie auswrts bis zur Aaremundung und abwrts bis Breisach saen dagegen Kelten, die Rauriker; von ihnen sudlich die Latoviker: unweit davon die Sulinger, an die der Name Tullingen erinnert.
Waren die Helvetier aus Westbayern, Hessen, Baden und Wrttemberg weggezogen, so haben sich doch zahlreiche keltische Namen erhalten, z^B. Rhem, Main Neckar; Campodunum (Kempten), Tarodunum (Satten), Bngobanne (Tfingen), Lopodunum (Ladenburg). Die Lndernamen Elsa (Land der Elisassen, d.h. Fremden), Hessen (nach dem Volksstamm) stnd deutsch he Lndernamen Wrttemberg (zuerst 1092), Lothringen (seit 855), Baden 1 ei U12\ Psalz (Palatinatus ad Rhenurn, seit 1155) gehren der spateren
Geschichte an.
Fast ganz Sdwestdeutschland lag innerhalb des &mes, gehrte mithin zum Rmischen Reiche. Seit der Mitte des 3. Jahrhunderts wird es ala-mannisches Land. So schmelzen Kelten, Romanen und Alamannen zueiner oberrheinischen Bevlkerung beiderseits des Rheins zusammen. Aber die ansehnlichen Rmerstdte sind linksrheinisch. Frher und langer hat das Itnfe Rheinuser rmische Kultur genossen.
Die sptere politische Trennung hat wenig Einflu aus die verschiedene Gestaltung der rechts- und linksrheinischen germanischen Bevlkerung aus-qeiibt; in Tracht, in Sprache und Sitte zeigt sich die nahe Verwandtschaft bis heute. Mit und nach der Vlkerwanderung haben he Deutschen he keltisch-romanischen Reste als Walchen oder Welsche bezeichnet; daher Namen
to;e ^u^der^weststlichen Scheidung der oberrheinischen Bevlkerung kam eine zweite, nordsdliche, die fr alle Zeiten den Unterschied zwischen dem badischen Oberlnder und dem badischen Pflzer, dem Elfsser und dem linksrheinischen Pflzer festgelegt Hat.
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Norddeutschland.
141
B. Norddeutschland.
Die 5 süddeutschen Staaten find an Größe und Einwohnerzahl und
daher an Macht nicht bedeutend voneinander verschieden (S. 153). Der ge-
birgige Teil Norddeutschlands zeigt — entsprechend seinem Wechsel von
Ebenen, Bergen und Thälern — in den vielen kleinen Staaten das Bild der
größten Zerrissenheit. Das einförmige norddeutsche Tiefland ist zur Bildung
eines Großstaates geeignet, der in Preußen erstand, das vermöge seines be-
deutenden Übergewichts über die anderen Staaten die Führerschaft derselben
übernahm und dadurch die Einigung Deutschlands herbeiführte. — Das ost-
elbische Tiefland zwischen Elbe und Weichsel wurde während der Völker-
Wanderung von Slawen besetzt, die erst im 13. Jahrh. den siegreichen Deutschen
für immer das Feld räumten. In dem Tieflande w. von der Elbe wohnen
seit Menschengedenken deutsche Volksstämme (f. S. 133). Dieser Teil N.-
Deutschlands bestand im 10. Jahrh. aus deu Stammesherzogtümern Sachsen
und Lothringen. S.ö. von Sachsen reichte bis zur Elbe die Thüringer
Mark, deren ö. Teil eine Zeit lang die im Wendenlande gegründete Mark
Meißen bildete, aus der das Königreich Sachsen" hervorgegangen ist.
Diese kam im 11. Jahrh. an die Grasen von Wettin, welche die Land-
grasschaft Thüringen und das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kur-
würde erwarben. 1485 teilten die Brüder Ernst und Albert ihren Besitz
und gründeten so die ernestinische Linie, die mit der Kurwürde Sachsen-
Wittenberg und S.-Thüringen erhielt, und die albertinische Linie, die Meißen
mit N.-Thüringen bekam. Infolge des unglücklichen Ausganges der Schlacht
bei Mühlberg ging die Kurwürde mit Sachsen - Wittenberg an Ulberts Enkel
Moritz über, dessen Nachkommen 1806 durch das Bündnis mit Napoleon die
Königswürde erhielten. Die ernestinischen Fürsten heißen seit dem Übergange
der Kurwürde auf die albertinische Linie Herzöge von Sachsen. Wiederholte
Teilungen ihrer Länder führten zur Zersplitterung ihres Gebietes in die 3
sächsischen Herzogtümer und das Großherzogtum Sachsen-Weimar. An-
deren Geschlechtern entstammen die Fürsten von Renß und von Schwarz-
bürg. — 1181 zerschlug Friedrich Barbarossa das alte Stammesherzogtum
Sachsen, das sich nun in viele Einzellandschaften auflöste. Die bedeutendste von
diesen war das welfische Herzogtum Brauufchweig-Lüueburg, aus dem das 1866
an Preußeu gefallene Königreich Hannover und das Herzogtum Brauu-
schweig, das einstige Erbe Heinrichs des Löwen, hervorging. Obwohl sich
dieser das ö. von der Elbe gelegene Küstenland an der Ostsee unterwarf, so
überließ er doch das alte Obotriteulaud dem zum Christentum übergetretenen
Wendenfürsten, der deutscher Reichsfürst und Stammvater der beiden noch jetzt
regierenden großherzoglichen Häuser von Mecklenbnrg-Schwerin und Strelitz
wurde. An der Nordsee entstand die Grafschaft Oldenburg, die sich allmäh-
lieh zum gleichnamigen Herzogtum erweiterte, dem im Wiener Kongreß der groß-
herzogliche Titel zuerkannt wurde. Auch die mit dem Fürstentum Waldeck
auf demselben Meridian gelegenen lippeschen Fürstentümer bildeten ehemals
Teile des Sachsenlandes. Die 3 Städte-Repnbliken des Deutschen Reiches: Ham-
bnrg, Bremen und Lübeck begründeten ihre staatliche Selbständigkeit zu der
Zeit, da der Hansabund den nordeuropäischen Handel beherrschte. — An der
Elbe entstand während des Mittelalters die askanische Mark, die zum Herzog-
tum Anhalt heranwuchs, dessen Fürstenhaus noch heute dem ruhmreichen Ge-
schlecht der Askanier angehört. Eine Linie dieses Hanfes kam auf deu branden-
burgischen Thron, als Albrecht der Bär 1134 mit der Nordmark, der heutigen
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Extrahierte Personennamen: Ernst Albert Moritz_über Napoleon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrichs Albrecht Albrecht
§. 2, 9. Ausbreitung der lutherischen Kirche.
31
in Vienne eingekerkert, entsprang aber und erreichte glücklich Genf. Hier ließ ihn die Obrigkeit auf Calvins Antrieb ins Gefängnis werfen. Vergebens bemühte sich Calvin, ihn von seinem Irrtum zu bekehren; da wurde er nach Einholung eines Gutachtens der übrigen reformierten Gemeinden der Schweiz zum Feuertode verurteilt und 1553 verbrannt. Viele Reformierte waren mit diesem Verfahren unzufrieden; der sonst so milde Melanchthon aber schrieb an Calvin, er trete seinem Urteile bei, und die Obrigkeit zu Genf habe recht gehandelt, daß sie diesen Gotteslästerer habe hinrichten lassen.
Durch Calvin ward Genf der Hauptsitz der re formierten Lehre. Er brachte es dahin, daß ein Gymnasium errichtet wurde, aus welchem bald eine Universität hervorging. Mit Zwinglis Anhängern in Zürich hatte sich Calvin 1549 so weit vereinigt, daß sie keine getrennte Kirche bilden, sondern unter dem Namen der Reformierten gegenüber den Lutheranern den zweiten Hauptteil der Evangelischen ausmachen wollten.
9. Die Ausbreitung und Befestigung der lutherischen Kirche.
Luther und seine Freunde suchten die neue Lehre mehr und mehr ins Leben einzuführen. Wo die Reformation Eingang fand, ward die Messe abgeschafft. Den Geistlichen ward gestattet sich zu verehelichen, die Klöster öffneten sich, Mönche und Nonnen wurden ihrer Gelübde entbunden. Statt der sieben in der katholischen Kirche geltenden Sakramente wurden nur zwei anerkannt und beibehalten, die Taufe und das Abendmahl. Die Verehrung der Heiligen und Reliquien, sowie die Ohrenbeichte wurden aufgehoben.
Die neue Lehre, welche in Sachsen, Hessen, in der Pfalz, Mecklenburg, Pommern, Braunschweig, Zweibrücken, Baden, Anhalt, Nassau und in den meisten Reichsstädten Eingang gefunden hatte, ward zuerst in Preußen 1525 förmlich eingeführt. Preußen war bis dahin ein geistlicher Staat, welcher dem deutschen Orden angehörte. Auf Luthers Rat sagte sich der damalige Hochmeister desselben, Albrecht von Brandenburg (§. 12), von der katholischen Kirche los, hob den Orden auf und erklärte mit Bewilligung des Königs von Polen, feines Oberlehnsherrn, das Land für ein erbliches Herzogtum.
Luther, welcher 1524 seine Kutte mit einem bürgerlichen Rocke vertauscht und stch mit Katharina von Bora (ß. 7), einer früheren
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Extrahierte Personennamen: Calvins Calvin Melanchthon Calvin Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Katharina_von_Bora
37
Frankreich bekam das sterreichische Elsa und die Land-Dogtei der zehn elsssische Reichsstdte. Straburg blieb deutsch. Die Besitzergreifung von Metz, Toul und Verdun wurde besttigt.
Brandenburg machte zwar seine Rechte auf Pommern geltend, bekam aber nur Hinterpommern nebst dem Stifte Kamin und als Entschdigung fr Vorpommern die ehemaligen Ivistmer Magdeburg, Halber st adt und Minden.
Holland und die Schweiz schieden als selbstndige Staaten aus Deutschland aus.
Staatsrechtliche Bestimmungen. Bayern behielt die Oberpfalz mit der 7. Kurwrde, während die Unterpfalz am Rhein mit der neuen 8. Kurwrde dem Sohne des Winterknigs wiedergegeben wurde. Den Reichsfrsten wurde volle Landeshoheit zuge-billigt: sie durften ferner unter sich und mit auswrtigen Fürsten Ivndnisse schlieen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Damit erst waren die Fürsten wirkliche Souverne. Der Kaiser war in allen wichtigen Reichsangelegenheiten an die Abstimmung der Reichs-stnde gebunden.
Religise Bestimmungen. Den Katholiken, Luthera = nern und Reformierten wurde freie Religionsbung zuerkannt und ihnen der Besitz jener geistlichen Gter besttigt, die sie vor dem Jahre 1624 (Normaljahr) in Hnden gehabt hatten. Der Grundsatz Wes Land, des Religion" mar berwunden; an seine Stelle trat allmhlich der Gedanke des parittischen Staates.
Das Reich verlor durch den Westflischen Frieden mehr als 100 000 qkm und bte den monarchischen Charakter seiner Reichs-Verfassung ein.
10. Brandenburg bis zum Jahre 1640.
Die Anhaltiner oder Askanier. 11341320.
' '' T
Abgesehen von den Zgen Kawi. und Heinrkcys I. hat zuerst i ': v \ . Otto I. jenseits der Elbe festen Fu gefat. Nach dem Tode des Markgrafen Gero teilte er im Jahre 965 den neuerworbenen Besitz in die Ostmark (spter Lausitz), in die Thringische Mark (spter Meien) und in die zum grten Teile auf der linken Seite im Elbergen gelegene Nordmark, spter Altmark genannt. Von den neu gegrndeten Bistmern Zeitz, Meien, Merseburg, Havelberg,
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Extrahierte Personennamen: Elsa Metz Kawi Otto_I. Gero
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Brandenburg Hinterpommern Ivistmer_Magdeburg Minden Holland Deutschland Rhein Luthera Brandenburg Ostmark Elbergen Zeitz Merseburg Havelberg
384
Länderkunde. — Europa.
§ 237. Ii. Bewohner. Die Bewohner gehören größtenteils dem niedersächsi-
schen Stamme an. Hellblondes (Flachs-) Haar und blaue Augen sind für
den kräftig gebauten Menschenschlag bezeichnend. Die nahe verwandten Friesen
an der Küste vertauschen ihre Sprache immer mehr mit der niedersächsischen
Mundart. — Die Volksdichte ist in der Lüneburger Heide, in Oldenburg
und im Emslande nur gering. Ziemlich dicht wohnt die durchweg wohlhabende
Bevölkerung der Marschgegenden (80 bis 100 E. auf 1 qkm). Kennzeichnend
für die Besiedluug ist die Armut an Städten und die große Zahl sehr kleiner
Dörfer und weit auseinander gelegener Gehöfte (Bild 185). Die volkreicheren
Städte an der Küste verdanken ihre Bedentnng den Beziehungen zum Meere.
185. Niedersächsisches Bauernhaus.
Es vereinigt die menschliche Wohnung mit dem Vieh- und Scheunenraum unter einem Dache und ermög-
licht so dem Landmanne eine bequeme Wartung des Viehes. Die Futterkrippen liegen unmittelbar an der
langen Diele, die das Haus vom Tor bis zum offenen, schornsteinlosen Herde durchzieht.
Iii. Staaten und Siedlungen. Das unmittelbare Hinterland der deutschen
Nordseeküste gehört größtenteils zur Provinz Hannover; kleinere Teile kommen
auf das Herzogtum Oldenburg, das Fürstentum Schaumburg-Lippe und die
Freien und Hansestädte Hamburg und Bremen.
1. Provinz Hannover. Die Lüneburger Heide bildet den größten Teil des
Regierungsbezirks Lüneburg. An der alten Straße von Frankfurt nach Lübeck
gelegen, war die durch ihre spitzen, altertümlichen Giebeldächer und hohen Kirchen
malerisch wirkende gleichnamige Stadt (30) einst wichtiger als jetzt. Sie hat Sa-
linen und Kalksteinbrüche. Wo die Geest an die durch Inseln geteilte und darum
leichter zu überschreitende Elbe tritt, blühte in neuerer Zeit infolge der Nähe Ham-
burgs Harburg (70) durch Gummiwerke und Ölmühlen auf. Am Übergang der
Hamburg - Frankfurter Bahu über die Aller treibt Celle (25), einst ein welfischer
Fürstensitz, mannigfaltige Industrie. Hannover ^305) wurde da an der Leine
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252 Ii. Die Reformation.
sondern auch über dessen Grenzen hinaus Bahn gebrochen, und vielleicht würde sie in der ganzen Christenheit zur Geltung gelangt fern, wäre sie nur mit den Waffen des Geistes bekämpft worden und hatte sich ihr nicht in den meisten Fällen die weltliche Macht mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln entgegen gestellt. In Deutschland traten außer dem Kurfürsten von Sachsen, dem Landgrafen von Hessen, den Herzogen von Pommern, Mecklenburg und Braun schweig, den Markgrafen von Brandenburg (Ansbach und Bayreuth), dem Fürsten von Anhalt und den Grasen von Mansfeld der Pfalzgras von Neu bürg, die Stände Ostsrieslands, Schleswig-Holsteins und zum Theil We st -salens, sowie die Städte Nürnberg, Frankfurt a. M., Halle, Magdeburg, Bremen, Hamburg und Lübeck der Sache des Evangeliums bei und nahmen die lutherische Kirchenordnung an, während sich der Kurfürst von der Pfalz und mehrere oberdeutsche Städte, wie Straßburg, Koustauz, Lindan'und Memmingen, zur resormirten Fassung bekannten. Selbst in den Ländern des östreichischen Hauses, in Böhmen, Mähren, Schlesien, Oestreich, Steiermark und Kärnthen fand die gereinigte Lehre Eingang, wenn sie auch dort nur geduldet wurde und, außer in Böhmen, nie zur vollen gesetzlichen Geltung gelangte. In Würtemberg war Herzog Ulrich durch den schwäbischen Bund vertrieben worden. Landgraf Philipp von Hessen eroberte ihm sein Land zurück, und nun führte Jener die'reformation dort ein und schuf durch Gründung der Universität Tübingen eine neue Pflanzstätte evangelischer Gelehrsamkeit. (Ein eben solche war schon früher durch Philipp von Hessen zu Marburg erstanden.) Im Herzogthnme Sachsen folgte nach dem Tode Herzog Georgs, eines der eifrigsten Gegner Luthers sein Bruder Heinrich, der sofort die Reformirung des Landes unter dem Beifall der Bevölkerung in Angriff nahm.
In demselben Jahre wurde auch Brandenburg für die Reformation gewonnen, der bedeutsamste Sieg, deu diese in Deutschland errang. Kursürst Joachim I. hatte Alles gethan, um die Ausbreitung der evangelischen Lehre in seinem Lande zu verhindern. Doch die Macht der Wahrheit war zu stark, als daß er sie hätte dämpfen können, und ein großer Theil seiner Untertheilten, selbst seine Gemahlin Elisabeth und seine Söhne, zählten im Geheimen zu Luthers Anhängern. 1535 starb Joachim I., und Joachim Ii. bestieg den Kurstuhl, während sein Bruder Johann die Markgrasschaft Küstrin erhielt. Der letztere trat sofort öffentlich zur evangelischen Kirche über, und vier Jahre später folgte 1539] Joachim dem Beispiele des Bruders. Am 1. November 1539 empfing er nebst seinem ganzen Hofe und vielen Edlen des Landes zu. Spandau das Abendmahl nach Christi Einsetzung aus den Händen des Bischofs von Brandenburg, Matthias'von Jagow.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich Heinrich Elisabeth Joachim_I. Joachim_Ii Johann Johann Joachim Matthias'von_Jagow
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Hessen Pommern Brandenburg Ansbach Bayreuth Mansfeld Schleswig-Holsteins Frankfurt Magdeburg Bremen Hamburg Memmingen Schlesien Würtemberg Marburg Sachsen Georgs Brandenburg Deutschland Luthers Spandau Christi Brandenburg
130 Iv. Die geistigen Grundlagen der deutschen Kultur.
Aber innerhalb der Reichsgrenzen und in den alten mehr oder
minder angrenzenden mitteleuropäischen Ansiedelungsgebieten
macht sich infolge der verschiedenen deutschen Volksstämme doch
eine große Reihe von Unterschieden geltend, die zwar weniger
dem fremden bemerkbar sind, bei dem Einheimischen dagegen
stark ins Gewicht fallen. Im Dialekt und in verschiedenen Charakter-
eigenschaften unterscheidet sich der Ostpreuße von dem Rhein-
länder ebenso so sehr wie der Sachsen-Thüringer von dem
Schwaben oder der Schleswig-Holsteiner von dem Bayer; ja,
viele Gegenden Deutschlands erhalten durch den alt eingesessenen
deutschen Stamm ein besonderes vertrautes Gepräge.
Das Wohn- und Siedlungsgebiet der deutschen Stämme
hat im Laufe der Jahrhunderte mannigfaltige Veränderungen
und Verschiebungen erlitten. Seit vorchristlicher Zeit nehmen
Friesen, Niedersachsen, Thüringer, Hessen das
Gebiet ein, das sie noch heute bewohnen. Ihnen gesellen sich
als Alteingesessene in den Alpen und den alpinen Vorländern
die Bayern und Schwaben bei. Ganz reine Volks st ämme,
d. h. die von jeglicher Beimischung fremder Volksteile frei sind,
gibt es nicht mehr in Deutschland; selbst die Friesen, die bisher
als ein Typus reinsten Volksstammes galten, haben hauptsächlich
durch neuere Verkehrseinflüsse Bereicherungen ihres Stammes,
erfahren, die ihnen ursprünglich nicht eigen waren.
Von außerdeutschen Völkern haben auf deutsche Stämme
die Slaven den größten Einfluß gehabt. Im Osten von
Saale und Elbe bis an die polnisch-russische Grenze, also im
Königreich Sachsen, in der Provinz Sachsen, in Brandenburg und
Mecklenburg, noch mehr in den preußischen Provinzen Pommern,
Schlesien, Posen, West- und Ostpreußen, erkennt man noch die
slavischen Siedelungen teils an der Form, teils an dem Namen.
Daselbst hat sich das germanische langgesichtige Be-
Völkerungselement stark mit dem breitgesichtigen slavischen
Typus gemischt. Von der Niedern Elbe an, wo die germanischen
Langgesichter vorherrschen, nehmen nach Osten zu die slavischen
Breitgesichter immer mehr zu, an der Saale aber und weiter
nach Süden greift der breitgesichtige Slaventypus weit nach
Thüringen und Franken hinein. Hier im Südwesten des Misch-
gebietes ist die Heimat des breitgesichtigen deutsch-slavischen Typus.
Luthers, dort im niederelbischen Grenzgebiet entstammen die
germanischen Langgesichter, wie wir sie an Moltke und
Bismarck kennen.
Unter den deutschen Volksstämmen, die am meisten in
Deutschland nach der eigentlichen Völkerwanderung gewandert
und von größtem Einfluß auf die Mischung und den Charakter
verschiedener Stämme geworden sind, steht der fränkische obenan.
Ein großer Teil der Franken wohnt heute noch in der alten
Heimat am Niederrhein, d. i. in der heutigen Rheinprovinz.
Nicht die leiseste Spur einer natürlichen Grenze trennt die Provinzen
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein- Schwaben Deutschlands Niedersachsen Hessen Schwaben Deutschland Sachsen Provinz_Sachsen Brandenburg Mecklenburg Pommern Schlesien Posen Deutschland Niederrhein Rheinprovinz