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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 158

1911 - Erfurt : Keyser
- 158 — Erfurt als schwedische Festung: Die schwedische Besatzung, die Erfurt behielt, zäblte ungefähr 3000 Mann; doch wurde die Stadt selbst zur stärksten Festung Mitteldeutschlands umgewandelt. Gustav Adolss Pläne, die er bei der eingehenden Besichtigung der Stadt gefaßt hatte, wurden teilweise ausgeführt. 600 Männer arbeiteten monatelang an der Aufführung des „Großen Hornwerkes" auf dem Petersberge unter Leitung des Erfurter Festungsbaumeisters Kaspar Sturm, und schon im Hochsommer 1632 waren die großen Stauschleusen zwischen dem Löber- und Brühlertor säst vollendet. Das Geratal vor Erfurt sollte durch sie in Zeiten der Kriegsnot in einen See verwandelt werden. Die Tore wurden mit Schanzpfählen versehen und aus den Wällen steinerne Brustwehren errichtet. Alles wurde mit Geschützen bespickt, zu deren Bedienung eine Menge Erfurter als Konstabler (Kanoniere) sich ausbilden ließen. Auf der Burg wurden 30 große und kleine Kartannen (quartana = Viertelsbüchse; Kanone, deren Kugeln % Zentner wogen) und aus dem Stadtwall 91 ausgestellt, darunter 8 halbe. Der städtische Rotgießer erhielt den Auftrag zum Guß eines ganzen Dutzends Halbkartaunen, und auch die städtische Pulvermühle hatte tüchtig für die Schweden zu arbeiten. Bald standen über 100 Zentner Pulver bereit und dazu ein großer Vorrat an Stein- und Eisenkugeln, die in der Gießhülle bei Reinhardsbrunnen nach eingesandten Mustern gegossen waren. Aus Sicherheitsgründen wurde auch das Dörfchen Daberstedt abgebrochen, welches allzudicht an der Stadt aus einem den Wall überhöhenden Bergrücken lag. So war Erfurt gegen einen anrückenden Feind geschützt, und schon damals zogen sich von weit und breit viele Hunderte von Familien in den Schutz der Erfurter Wälle zu dauerndem Aufenthalt zurück. Die Besatzung der Festung: Die Bürgerwehr der vier Stadtviertel, 1200 wohlbewehrte Männer unter ihren verschiedenartigen Viertelssahnen, leistete dem schwedischen König den Treueid. Sie nahm an den schwedischen Exerzierübungen teil und verrichtete gern und willig den Wachtdienst. Abends wurden die Tore der Stadt geschlossen und die Schlüssel dem Festungskom Mandanten überbracht. Geöffnet waren aber selbst bei Tage nur das Schmidtstedter-, Johannes- und Brühlertor. In jedem saß ein „Musterschreiber", und jedes wurde von einer Wache von 11 Rotten Soldaten, zu je 6 Mann, beschützt. Auch die 3 am Tage geschlossenen Tore hatten eine Bewachung von je 30 Mann, und bei jedem der 6 Tore war ein Trompeter. Die Hauptwache war aus dem Anger, gegenüber der Wohnung des schwedischen Kommandanten. Er ließ sie täglich ausziehen und nahm den ganzen Waidanger für die Quartiere feiner Leibkompanie in Anspruch. Schwere Einquartierungslast: Die Einquartierung war für die Stadt eine ungeheure Last. Zwar hatten die Soldaten

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 226

1911 - Erfurt : Keyser
— 226 — Der Novemberaufstand: Im November erreichte die Erbitterung ihren höchsten Grad, als ein Teil der Landwehrleute der Erfurter und Weißenseer Kompanie einberufen und eingekleidet werden sollte. Anfangs war die Einkleidung auf den 19. November festgesetzt. Sie wurde aber durch einen nach Tausenden zählenden Volkshaufen gewaltsam gehindert, so daß man die Landwehrleute einstweilig in ihre Heimat entlassen mußte. Da aber diese vorläufige Entlassung höheren Ortes gemißbilligt wurde, erfolgte zum 24. November eine neue Einberufung. Und wirklich erschien auch, trotz aller Bemühungen der Aufrührer, früh um 8 Uhr ein großer Teil der Landwehr, namentlich die aus dem Landkreise, vor dem Exerzierhause (im Hofe des Augustinerklosters, heute Offizierkasino). Der größere Teil der Landwehr der Stadt Erfurt aber verweigerte den Eintritt in den Hof und zog dann, begleitet von einer großen Volksmenge, welche die Aufregung durch Geschrei und Toben noch mehr steigerte, vor das Zeughaus (Packhof, Ecke Bahnhosstraße), um dort die Einkleidung nötigenfalls mit Gewalt zu verhindern. Eine Aufforderung der Polizei-beamten an das Volk, den Platz zu verlassen, und an die Landwehrleute, nach dem Exerzierhause zurückzugehen, blieb ohne Erfolg; zuletzt mußten sich die Beamten zurückziehen, da man sich tätlich an ihnen vergriff. Nun wurde durch Hornsignale die Vür-gerwehr zusammengerufen. Diese erschien auch im Verlauf einer halben Stunde auf dem Anger, doch nicht vollzählig, da viele bessere Bürger ausblieben, und rückte in die Nähe des Zeughauses. Es gelang ihr aber nicht, die Menge zum Auseinandergehen zu bewegen, wohl aber gesellten sich zu ihren Reihen viele andere, teils mit Flinten, Hacken, Mistgabeln, gradgeschmiedeten Sensen usw. bewaffnete Personen, die von Männern geführt wurden, welche wie Bürgeroffiziere gekleidet waren. Und diese Menschen wurden von einem Teil der Bürgerwehr brüderlich begrüßt. Da muß man sich wirklich fragen, wie der Oberführer der Bürgerwehr eine solche mit allerlei Mordwerkzeugen bewaffnete Rotte in seinen Reihen hat dulden können. Seine Pflicht wäre es unbedingt gewesen, diese Rotte unschädlich zu machen, sie nötigenfalls vom Militär entwaffnen zu lassen. — Zu gleicher Zeit hatte sich auf dem Anger auch eine Menge Frauen mit Säcken und Körben aufgestellt, um, wenn es zur Plünderung käme, gleich bei der Hand zu sein. — Nun ereignete sich folgender Zwischenfall. Ein Zug Kürassiere wurde von dem Platze vor der Kommandantur am Anger nach dem Friedrich Wilhelmsplatz gesandt. Als diese Patrouille in die Schlösserstraße kam, warf sich ihr ein mit Spießen, Aexten und dergleichen bewaffneter Haufe entgegen. Zwar gelang es ihm nicht, die Kürassiere zurückzudrängen; aber sie wurden mit Steinen beworfen, auch wurden drei Schüsse auf sie abgefeuert. Dieser Vorfall, sowie die Meldung, daß das gebildete Landwehrbataillon

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 67

1911 - Erfurt : Keyser
— 67 — grafen Wilhelm von Meißen, wurde noch eine größere Zahl hergestellt. Im Kampfe gegen die Hufsiten standen 111 Büchsen zur Verfügung. Die kleineren verschossen Bleikugeln, die größeren aber anfangs noch Steinkugeln von bedeutendem Umfang und Gewicht. Gleichzeitig fanden auch die Handfeuerwaffen Eingang. Sie waren aber zu plump und schwer und konnten darum nur langsam gegen die Armbrust aufkommen. Bürgerwehr und Söldner: Zur Verteidigung der Stadt waren alle waffenfähigen Bürger verpflichtet, während zum Dienste im Felde nur Freiwillige aus der Bürgerschast ausgeboten wurden. Außerdem warb die Stadt je nach Bedürsnis noch eine größere oder geringere Zahl Söldner an. Es waren schwer gerüstete, mit Lanze und Schwert kämpfende Reiter, meist von einem Knecht begleitet. Dazu kamen berittene Armbrustschützen, die das Gefecht einleiteten. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts wurden auch Fußknechte aufgenommen, die geschickt im Gebrauch der Waffen waren. Um aber den vielen Verdrießlichkeiten, die bei der Ablöhnung entstanden, aus dem Wege zu gehen, schloß der Rat auch Verträge mit Fürsten und Herren ab. Diese verpflichteten sich, der Stadt gegen eine bestimmte Summe im Kriegsfälle mit einer festgesetzten Zahl von Gleven, worunter ein Ritter mit einem oder zwei Knechten verstanden wurde, zu Hilfe zu kommen. Für den täglichen Dienst bedurfte die Stadt stets einer Abteilung Söldner, die Einspännige hießen und etwa die Geschäfte unserer Gensdarmen zu verrichten halten. Verteidigungsplan: Bezüglich der Verteidigung der Stadt durch die Bürger war genau bestimmt, wohin sich jeder beim ersten Anschlag der Sturmglocken aus dem Allerheiligen-, Nikolai-, Wigberti- und Kaufmännerturm zu begeben hatte. Es war kein Unterschied zwischen Feuer- und Kriegslärm, da die meisten Angriffe durch einen Brand eingeleitet wurden. Sobald die Sturmzeichen ertönten, rüstete sich ein jeder so, wie es die Feuerordnung vorschrieb. Die Handwerker ergriffen ihre Ledereimer, Leitern, Haken und Schöpsstützeu und eilten zum Teil nach dem Brandplatze, wenn wirklich ein Feuer ausgebrochen war, zum andern Teil nach dem Fischmarkt, wo auch die Einspännigen sich einstellten. Der Rat aber verfügte sich, es mochte Tag oder Nacht sein, auss Rathaus, um von dort seine Befehle zu erlassen. Die Armbrust- und Büchsenschützen gingen ohne weiteres nach den Toren und aus die Türme und nahmen hier die ihnen angewiesenen Posten ein. Die übrigen bewaffneten Bürger sammelten sich auf dem Andreas-, Viti- und Kaufmännerkirchhof und vor den Graden, d. h. in ihren Vierteln1). Nach der Musterung durch ihre Hauptleute aus dem Rat erwarteten sie weitere Befehle. War ein Angriff zu befürchten, dann rückten diese Abteilungen auf Grund der *) St. Andrea — St. Viti — St. Johannis — St. Mariä. 5'

4. Deutsche Geschichte - S. 93

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Umwandlung des Heer- und Staatswesens. 93 an Macht gewann, war Spanien; dessen Schatzkammern füllten sich, seitdem der amerikanische Bergbau emporgeblüht war, mit den Mengen von Gold und Silber, welche die Silberflotten herüberbrachten. Umwandlung des Heer- und Siaatswesens. § 97. Umwandlung des Heerwesens. Die Umwandlung des Heerwesens, welche in jenem Zeitalter vor sich ging, beruht vornehmlich auf dem Verfall des Rittertums. Die Ritterheere waren, wie so manche Schlacht bewiesen hatte, infolge der Schwere ihrer Rüstung und ihres Mangels an Beweglichkeit dem Fußvolk nicht mehr gewachsen. Dazu waren die ritterlichen Lehnsleute nicht zuverlässig, erfüllten ihre Lehnspflicht schlecht und waren von dem unbedingten Gehorsam, wie ihn der Fürst wünschte, weit entfernt. Indessen war der Gebrauch des Geldes jetzt so allgemein geworden, die Art der Wirtschaft, die wir Geldwirtschaft nennen, hatte sich so verbreitet, daß die Landesherren, deren wichtigste Einnahmequelle ftüher ihr Besitz an Grund und Boden gewesen war, nunmehr daneben das Steuerwesen ausbilden konnten. Dadurch wurde es ihnen möglich, Söldner anzuwerben; und so kamen die Soldheere immer mehr auf, Heere von Landsknechten, die, mit langen Spießen, teilweise auch mächtigen, zweihändigen Schwertern, hier und da auch mit Hakenbüchsen bewaffnet, ins Feld zogen und in der Schlacht in dichtgeschlossenen, viereckigen Haufen fochten. Es waren todesmutige Gesellen, die sich zur Fahne zusammenschworen. Vor der Schlacht pflegten sie zu beten; sonst führten sie ein wildes Leben, stolzierten in prahlerischen Trachten einher und verschwendeten bei Becher und Würfelspiel, was sie erbeutet hatten. Aus Landsknechten bestanden die Heere bis zum dreißigjährigen Kriege; seitdem beginnt die Zeit der stehenden Heere. Noch eine zweite Veränderung im Kriegswesen trat damals ein: der Iaju®Jr’e&' zunehmende Gebrauch des S ch i e ß p u l v e r s. Das Schießpulver war in China schon zur Zeit des Altertums bekannt gewesen; im Abendlande wurde es zuerst zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts zum Schleudern von Geschossen verwandt. Die Überlieferung schreibt seine Erfindung einem Mönche namens Berthold Schwarz zu. Aber zunächst führte der Gebrauch des Pulvers nur im Belagerungswesen zu einer großen Wandlung. Bisher hatte man bei der Belagerung keine anderen Angriffsmittel gehabt als das Altertum, Sturmböcke, bewegliche Türme, Schutzdächer, Schleudermaschinen; jetzt wurde es möglich, starke Steinmauern durch Beschießung in

5. Deutsche Geschichte - S. 34

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
34 Deutsche Beschichte bis zur Gründung de» nationalen Staats 919. der lauschenden Menge in der Halle des Herrenhauses oder auf dem Dorfplatz berichtete. Einst waren alle freien Germanen verpflichtet gewesen, die Waffen für das Vaterland zu tragen und es im Kampf gegen äußere Feinde zu verteidigen. Jetzt war die Masse der deutschen Bauern hörig geworden, um sich der Wehrpflicht zu entziehen; es bildete sich ein Berufs stand von Kriegern, der Stand der berittenen Lehnsleute, der Ritter, dem die Kampfespflicht oblag und der sich seinerseits für zu gut hielt, um selbst den Boden zu bebauen; es war ein Wehrstand, der mit Verachtung auf den Nährstand, die Bauern, herabblickte. Dieser kriegerische Adel, dessen Mitglieder ihre Lehen teils vom Könige selbst, teils von den Vasallen des Königs hatten, bildete in den nächsten Jahrhunderten den Kern des Heeres; mit ihren reisigen Vasallen sind die deutschen Könige über die Alpen gezogen, um die Kaiserkrone zu erwerben. Aber die großen Vasallen waren nicht immer zu-verlässige Untertanen des Königs; sie waren, zumal seit sie erbliche Besitzer des Grafenamts oder Grundstücks waren, mit dem sie der König belehnt hatte, zu mächtig, als daß sie sich seinem Willen immer gefügt hätten. Aus den großen Vasallen entwickelte sich der deutsche Fürstenstand, der auf den Reichstagen mit dem König zusammen beriet, der sich oft genug gegen ihn empört hat und dessen steigender Macht endlich die deutsche Kaiserherrlichkeit erlegen ist.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 60

1902 - Karlsruhe : Lang
— 60 — name und Schwarz ein Beiname, den man dem Konstantin Angelysen gegeben hatte, weil er sich mit geheimen Künsten befaßte. Die Chinesen oder. die Araber hatten schon vor tausend und mehr Jahren^ einen Stoff wie Pulver; sie benützten ihn jedoch nicht zum Fortschleudern von Geschossen, sondern nur zu Feuerwerken. , Die Erfindung des Berthold Schwarz hat aber gerade darin ihre größte Bedeutung, daß sie in der Kriegführung angewendet wurde. _ Schon vor dem Jahre 1400 hatte man gelernt, Kationen zu gießen und selbst Handfeuerwaffen zu verfertigen. Das meiste und beste Geschütz hatten damals die deutschen •Keich^ltüdte, besonders Ulm und Nürnberg. Die Kanonen hatten oft sonderbare, spaßhaft klingende Namen, wie „die faule Grete", „die lange Singerin" u. a. Die groben Geschütze waren anfangs sehr plump und schwerfällig; ihr Schuß war auch nicht besonders sicher, zumal da man lange Zeit keine gegossenen Eisenkugeln, sondern notdürftig runde Steinstücke schoß; überdies war für ihre Bedienung eine viel größere Zahl von Menschen, Pferden und Wagen notwendig als heutzutage. Aber ihre Gewalt war die hundertfache gegenüber den früher gebrauchten Wurfmaschinen, und die festesten Mauern der damaligen Städte und Burgen hielten ihnen nicht lange stand. In der Feldschlacht gab dem Feuergewehr gegenüber nicht mehr der ritterliche Mut allein den Ausschlag; der Eisenpanzer schützte nicht gegen die verheerende Wirkung der Kanonenkugeln. Man mußte darum aus eine andere Kampsesweise bedacht sein. Es wurde eine größere Anzahl Truppen ins Feld geführt; weil aber aus den Lehensmannen keine großen Heere gebildet werden konnten, mußte man Kriegsleute um Sold halten. Dies waren hauptsächlich Fußtruppen, die sogenannten Landsknechte, die am meisten in der Schweiz und in Süddeutschland angeworben wurden. Ihnen war der Krieg nicht mehr ein Ehrendienst für das Vaterland, sondern ein Handwerk, und sie dienten darum dem, der sie am besten bezahlte, heute dem deutschen Kaiser und morgen seinem Feinde, dem Könige von Frankreich. Die Reiterei hatte in der Schlacht feinen großen Wert mehr, und infolgedessen verfiel das Rittertum nach und nach gänzlich. Damit verschwand auch die alte Treue, welche die Krieger mit ihren Kriegsherren und den deutschen Adel mit dem Kaiser verbunden hatte. 2. Die Buchdruckerknnst. Um das Jahr 1435 kam ein vornehmer Mann mit Namen Johannes Gensfleisch zum Gutenberg aus Mainz nach Straß-

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 265

1902 - Karlsruhe : Lang
— 265 — Ix. Derkull der Bistümer Metz, Lull und Verdun. Infolge der Reformation kam es zwischen Katholiken und Protestanten zu einer Reihe blutiger Kriege. Der erste war im Jahre 1547 und wirb der schmalkalbische Krieg genannt. Kaiser Karl V. siegte und belehnte seinen Bundesgenossen, den protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, zum Danke mit dem Kurfürstentum Sachsen. Bald bar auf trat aber Moritz auf die eeite der Protestanten und uerbünbete sich zur Verstärkung seiner Macht mit dem französischen Könige Heinrich Ii. Für die Hilfe, die bei König leisten sollte, würden ihm nach einem Vertrage die stabte Metz, Tull und Verbun überlasten. ' Tull und Verbun besetzte Heinrich Ii. sofort; baraus wanbten die Franzosen sich gegen Ranzig, setzten die Herzogin ab, die für ihren minberjährigen Sohn regierte, und ließen den jungen Herzog nach Paris bringen. Run sollte auch Metz an die Reihe kommen; aber hier ging die Eroberung nicht so leicht. Da gebrauchte der König List und Verrat. Die Einwohnerschaft war in zwei Parteien gespalten, die eine hielt zu Frankreich. Mit ihrer Hilfe brachte es der französische Felbherr Montmoreney bahin, daß ihm gestattet wnrbe, mit einem Fähnlein bnrch die Stadt zu ziehen und jenseits auf einer Wiese sein Lager aufzuschlagen. Kaum waren die Tore geöffnet, so brangen mehrere Tansenb Mann ein, die freilich nur eine Fahne bei sich hatten. Sie besetzten die Stadt, und das ganze französische Heer rückte nach. Die Mitglieber des Rates, die Wiberstanb leisteten, würden umgebracht. Da es boch noch Ilnzufriebene gab, stellte sich Montmoreney krank und lub die übrigen Ratsherren an fein Bett, weil er fein Testament machen wolle. Sobald sie versammelt waren, sprang er von seinem Lager und burchbohrte den Ältesten mit feinem Degen. Dann brang seine Leibwache durch Tür und Fenster und schlug die übrigen nieber. Damit war der Wiberstanb gebrochen. Einige Tage später kam der König selbst und verlangte den Eib der Treue. Wer nicht gehorchte, würde mißhanbelt. Trotz aller Drohungen wanbte sich ein Teil der Metzer Bürger an das Reichskammergericht nach Speier uyb führte Klage über das Geschehene. Die Verfasser und die Überbringer der Klageschrift würden in der Mosel ersäuft. Auch Straßburg hoffte der König auf ähnliche Weise in feine Hänbe zu bekommen. Aber hier zeigte sich die Bürgerschaft klüger. Gleich beim Beginn des Krieges nahm der Rat 5000 Lanbsknechte in Solb, die unter den Oberbefehl des Kriegsobersten Klaus von Hattstatt gestellt würden; die Festungswerke würden in aller Eile ausgebessert, selbst alte Grabsteine mußten dazu bienen; um die Wette arbeiteten die Bürger an der Befestigung. Mit gewaltiger Macht kam Heinrich Ii. nach Zabern und verlangte von den Straßburgern zunächst eine große Menge

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 362

1906 - München : Oldenbourg
362 69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. Mann unterscheiden. Besonders imposant waren die ungeheuern Massen schwerer Kavallerie, namentlich der majestätischen Grenadiere ä cheval anzusehen. Diese zogen iu einem großen, doppelten Vierecke von immenser Ausdehnung in schräger Richtung über die Ebene; mir fielen dabei die Worte Schillers ein: „Schwer und dumpfig, (Eine Wetterwolke, ( Durch die grüne (Eb’ne schwankt der Marsch, Zum wilden, eisernen Würfelspiel Streckt sich unabsehlich das Gefilde." Das Geplänkel um die Stadt herum dauerte fort und fort. Inzwischen wurden verschiedene Batterien nahe vor die Stadt postiert, welche ihre furchtbaren Geschosse iu dieselbe schleuderten. Bald zeigten hohe Rauchsäulen und auflodernde Flammen die Wirkungen. Es brannte beinahe gleichzeitig in zwei verschiedenen Richtungen und bei der herrschenden Windstille stieg der Rauch in rötlich-grauen Säulen himmelhoch, schauerlich majestätisch empor. Da ich das alles gleichsam zu meinen Füßen vor sich gehen sah und ein Plätzchen fand, wo ich ungestört zeichnen konnte, packte ich sogar meine Farben aus und entwarf an Ort und Stelle ein Aquarell von dem brennenden Regensbnrg. Gegen Abend hatte man eine Bresche in die Stadtmauern geschossen. Und mit wahrer Todesverachtung begannen die Franzosen den Sturm und waren auch bald in die Stadt eingedrungen. Der Kampf dauerte nun in den Straßen fort, bis die Österreicher Schritt für Schritt zurück über die Brücke auf das jenseitige User der Donan geworfen waren. Bei diesem Gefechte wurde die ganze Vorstadt Stadtamhof ein Raub der Flammen. Napoleon, welcher den ganzen Tag Hindurch anwesend war und allenthalben gesehen wurde, stand gegen Abend nicht ferne von mir auf der Anhöhe mit einer ungeheuren Suite vou mehr als hundert Köpfen; fast alle Generale mit ihren Adjutanten hatten sich in einer Entfernung vou etwa 40 bis 50 Schritten hinter ihm versammelt. Das Ganze war prachtvoll von der Abendsonne beleuchtet. Uuverwandt blickte er nach der Stadt in das mittlerweile bedeutend gewachsene Feuer. Er schien mir unheimlich, ich dachte an Nero. — 69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. Von Karl v. Landmann.* Nach dem Siebenjährigen Kriege trat allenthalben in Deutschland ein Stillstand in der Entwicklung des Heerwesens ein und nebenbei machte sich eine Vernachlässigung der kriegsmäßigen Ausbildung ' zu Guusteu des Wach-uud Paradedienstes sowie militärischer Spielereien mehr ober minder geltend. Auch in Bayern war es mit dem Heerwesen zu Ende des 18. Jahr-hnnberts nicht glänzenb bestellt, wenngleich anzuerkennen ist, daß Kurfürst Karl Theodor der Verbesserung der Heereseinrichtungen sein Augenmerk zuwendete.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 616

1906 - München : Oldenbourg
616 133. Wir bleiben. eine kurze 9uche und will lief) schlafen legen, aber plötzlich wird von neuem alarmiert, mau plaudert mit den Kameraden und zu gleicher .ßeit fällt eine Granate mitten ins Biwak und reißt zwei Soldaten wörtlich in Stücke. Auch die Verpflegung legt den Truppen herbe Entbehrung ans; denn das Fleisch ist oft viele Tage lang ferne und die Kartoffeln der umliegenden Felder sind zerstört oder aufgebraucht. Ein lichter Punkt in all den Mühen, ja fast ein festlicher Moment ist es, wenn abends der Bataillonstambour erscheint und die Feldpost unter Namensaufruf verteilt wird. Wie viel Freude machen die wenigen Zeilen, wie viel Glück umschließt oft ein kurzer Gruß! Das ganze liebe Bild der Heimat steht auf einem zerknitterten Blatt vor uns. Und wenn nun vollends ein Zeitungsblatt kommt, ein Brief für alle, — das ist ein Sujrus, ein Leckerbissen der wertvollsten Art. Auch hier fehlt es nicht an reizenden Szenen; so erhielt, um nur ein Beispiel anzuführen, ein junger Gelehrter, der als Landwehrmann im Felde stand, als er kaum aus dem Treffen kam, eine Nummer der . . . Zeitung, in welcher fein jüngstes Werk ans das rühmlichste besprochen ward. Dieser Mann ist gemeiner Soldat im deutschen Heere! 133. Wir bleiben. Von Adolf Erhard. *) Aus deu 4. Januar 1871 war die Eröffnung des Feuers für die Batterien des Südangriffes vor Paris befohlen worden, doch des dichten Nebels wegen konnte man weder ein feindliches Fort noch eine Batterie des Gegners erkennen. Man mußte also warten. Der Befehl vom 4. kam tags darauf zum Vollzug. Um 9 Uhr früh begann die deutsche Batterie Nr. 17, erbaut und besetzt von der 2. Fußbatterie „Limprun" des 1. bayerischen Artillerie-Regiments „Prinz Luitpold", das Feuer, welches völlig erst in der Nacht vom 26. zum 27. Januar enden sollte. In diese Batterie kam am 8. Jannar 1871 abends die Ablösung unter Kommando des Oberleutnants Karl Landmann, wegen des hohen Krankenstandes zur Hälfte aus preußischen und bayerischen Kanonieren zusammengesetzt. Mit Rücksicht aus die ungewöhnlich starken Verluste, welche die Batterie erlitten, und darauf, daß sie ihre Aufgabe die feindlichen Geschütze in und bei Jssy niederzukämpfen vollständig erfüllt hatte, gab Hauptmann Ritter von Limprun dem ablösenden Oberleutnant im Einvernehmen mit dem Stabsoffizier vom ge den Auftrag, falls die Herstellung der Schnlterwehr zur Deckung gegen Flankenfeuer nicht gelingen sollte, die Batterie zu räumen. Obschon nun diese für längeres Befetzthalten gestellten Bedingungen mangels genügender Arbeitskräfte nicht erfüllt werden konnten, wollte Ober- *) „Bayerische Einzeltaten und Gefechtsbilder", Nr. 30, ©. 85.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 217

1906 - München : Oldenbourg
40. Die Schlacht bei Alerheim 1645. 217 konnte. Daß sich die Stadt Nördlingen am 9. August den Franzosen ergab, die jedoch nach den Übergabebedingungen keine Besatzung in die Stadt legen durften, ward mehr dnrch die von der Bürgerschaft eingenommene Haltung als durch die Alerheimer Schlacht herbeigeführt. Am 24. August besetzten die Franzosen auch Dinkelsbühl. Aber zum Angriff auf Bayern, wo bereits Bußübungen und Gebete znr Abwendung der Gefahr angeordnet wurden, und zu neuem Kampfe mit dem bayerischen Heere fehlten ihnen Mut und Kraft. Vielmehr wandte sich Tnrenne — Enghien war erkrankt nach Frankreich zurückgekehrt — zur Belagerung Heilbronns, dessen Besatzung Maximilian, die strategische Bedeutuug der Stadt richtig würdigend, schon vor der Schlacht auf 1200 Mann unter Fugger verstärkt hatte. Der gefangene Geleen (Gottfried Graf Hnyn von Geleen), der im Beginne des Krieges in bayerischem, seit 1636 aber in kaiserlichem Dienste stand, war gegen Gramout ausgewechselt und vom Kurfürsten (28. Sept.) als Feldmarschall an die Spitze des bayerischen Heeres gestellt worden. Werth, feit 31. Mai 1643 General der Kavallerie, der nach Mercys Fall als der dienftälteste General den Befehl übernommen hatte, ward übergangen. Die Feldzüge der Bayern unter Mercy gegen die Franzosen in den Jahren 1643—1645 gehören zu den bedeutendsten militärischen Leistungen des großen Krieges. Dank seinem genialen Führer errang das bayerische Heer in diesen Jahren nochmals die hervorragende Tüchtigkeit und annähernd ebenso glänzende, wenn auch nicht so wirksame Erfolge wie in dem ersten Jahrzehnt des Krieges unter Tilly — Erfolge, die dem Feldherrn um fo hoher anzurechnen sind, als er durch die Notlage und immer wiederholte Befehle seines Fürsten auf die größte Schonung seiner Truppen angewiesen war. Welche Beliebtheit sich dieser Fremdling in Bayern errungen hatte, ward dem Marschall Gramont klar, als feilte Seiche1) nach Ingolstadt gebracht wurde. Als Stratege unübertroffen, als Taktiker mit allen Fortschritten der Kriegskunst vertraut, Meister in der Ausnutzung des Geländes, bei aller Strenge doch ein Vater seiner Soldaten, für deren Verpflegung er einsichtsvoll sorgte, ein lauterer und uneigennütziger Charakter, würde Mercy in den Blättern der Kriegsgeschichte wohl einen ebenso klangvollen Namen besitzen wie Tilly, hätte nicht die feindliche Kugel in Alerheim seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet?) rj Beigesetzt in der Michaelskapelle der St. Moritzkirche ebendort.— Mercy entstammte einem lothringischen Adelsgeschlechte. 2) Der Herzog von Enghien, Mercys begabtester Gegner, hat dessen Feldherrn-befähignng anerkannt. Aus der Stelle, wo er gefallen, ließ er einen Denkstein setzen mit der Inschrift: „Sta viator, heroem calcas!“ — Adlzreiter nennt ihn „Ducem vinci ncscium“. Seine Büste ist in der bayerischen Ruhmeshalle aufgestellt.
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