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1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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3n unferm Verlage erschien ferner:
Die ersten Jahre
der preußischen Herrschast
in Erfurt, 1802—1806
von
Prof, Dr. fllfreö Ooermann
Stadtarchiven- in €rfurt.
Mit 6 Abbildungen.
Preis broschiert 2,— Mk., in Leinenband 3,— Mk.,
auf echt Holl. Büttenpapier gedruckt in Leinen gebunden 5^— Ttik.
gl©©©
Diese Festschrift zur $eier der hundertjährigen Zugehörigkeit Erfurts zu
Preußen ist eine auf gründlichen archivalischen Studien beruhende Ge-
schichte der vier wichtigsten )ahre für die Entwicklung Erfurts in neuerer
Zeit. Venn nicht die Franzosen, wie noch vielfach angenommen wird»
haben die entscheidenden Reformen durchgeführt, die Erfurt aus halb
mittelalterlichen Zuständen in die moderne Zeit hinüberleiteten, sondern
die Preußen.
keysersche Buchhandlung, (Zroßh. Sachs, yosbuchhandlung, Lrfurt
Druck von Friedr. Kirchner, Erfurt.
1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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als Dachreiter der schlanke und zierliche Glockenturm. Schon von weitem
fällt er dem Wanderer unter den vielen Spitzen der turmreichen Stadt in
die Augen. An beiden Seiten des Daches sind Wasserspeier angebracht.
Es sind gegossene menschliche Gestalten in der Tracht der Thüriuger-
wäldler aus der Ruhlaer Gegend.
Der Flur des Rathauses zeigt am Aufgang der Treppe die Gemälde
der „Sage" und „Geschichte". Die Treppenwände sind gleichfalls mit
Bildern geziert. Sie zeigen uns die Tannhäusersage und einzelne Taten
Dr. Fausts, des berühmten Zauberers. Auf der Treppe sind Pagen-
gestalten als Lichthalter aufgestellt. Die Flure des ersten und zweiten
Stockwerkes enthalten ebenfalls reichen Bildschmuck. Im ersten sehen wir
die Darstellung der Gleichensage, der zweite zeigt uns Bilder aus dem
Leben Luthers in Erfurt. Der Rathaussaal ist mit neun Bilder» ge-
schmückt. Sie sind Darstellungen wichtiger Begebenheiten aus der Ge-
schichte der Stadt:
1. Um 740. Bonifacius fällt die Göttereiche und verkündet den
Erfurtern die Christenlehre.
2. Der heilige Martin, Erfurts Schutzpatron, die heilige Elisabeth
und der Kinderkrenzzug.
3. 1181. Herzog Heinrich der Löwe demütigt sich vor Kaiser Bar-
barossa auf dem Reichstag zu Erfurt.
4. 1289. Kaiser Rndolf von Habsburg zerstört mit Hilfe der
Erfurter die Raubburgen.
5. 1392. Universität Erfurt.
6. 1509. Erfurter Revolution, genannt „das tolle Jahr".
7. 1664. Kurfürst Johann Philipp zieht in Erfurt ein.
8. 1803. Erfurt huldigt dem preußischen Königspaar.
9. 1814. Einzug der Preußen am 6. Januar und Zerstörung der
Napoleonssünle auf dem Anger.
Bedeutend einfacher sind die übrigen Teile des Gebäudes, der Mittel-
bau und der Ostflügel. An der Ecke des Westflügels und des Mittelbaues
ist ein zierlicher Steinerker angebracht. Ihm entsprechen ein zweiter und
dritter auf den entgegengesetzten Seiten. Der Mittelbau hat zur Erde
eine Säulenhalle oder Laube Früher waren in ihr kleine Läden einge-
richtet, wie man sie noch in den Laubengängen der Rathäuser anderer
Städte findet. Jetzt sind die Läden in amtliche Diensträume umgewandelt
worden.
Der Ostflügel war anfangs ganz einfach gestaltet. Er hat aber
durch den Anbau eine Verschönerung erfahren. Ihn überragt ein türm-
artiges Dach mit einem schlanken Dachreiter. Im Anbau liegt der nene
Sitzungssaal der Stadtverordneten. Seine Wände sind mit drei Gemälden
geschmückt. Das mittlere Bild zeigt das alte Rathaus, die beideu seitlichen
sind Gesamtdarstellungen Erfurts aus älterer und neuerer Zeit.
Unser neues Rathaus sah manchen hohen Gast. So weilte Kaiser
Wilhelm I. am 20. September 1883 in seinen Mauern. In seiner Be-
gleitnng waren damals sein Sohn, der spätere Kaiser Friedrich, und sein
1883 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Erfurt und sein Dom. 389
daran. In diesem Wechsel kündigt sich uns im großen und ganzen die Ge-
schichte Erfurts an. Erst hat geistliches Regiment es verhindert, Reichsstadt
zu werden, dann hat die Bestimmung zur Festung, und zwar zur Festung ersten
Ranges, dem Wachstum der Stadt seine Grenze gesetzt.
Schon Bonifazins fand Erfurt als Stadt vor und gründete in dieser ein
Bistum, das aber später vom Bistum Mainz verschlungen wurde. Dadurch
geriet Erfurt in eine Abhängigkeit, die es zum Unwillen reizte und wenn auch
nicht fein äußeres Wachstum, so doch sein Selbstgefühl kränkte oder niederdrückte.
Rathaus in Erfurt.
Erfurt war wie dazu geschaffen, der Mittelpunkt des thüringer Landes
und Lebens zu fein; nun war es eine bischöflich mainzische Stadt und konnte
höchstens den mainzischen Anforderungen und Ansprüchen sich mit mehr Nach-
druck widersetzen, als es die schwächeren Orte Thüringens doch eben auch thaten.
Allerdings groß und reich ist Erfurt unter oder, soll ich sagen, trotz des
Mainzer Krummstabs geworden. Man spricht von 30 000 geharnischten Rittern
und Knappen, die es Rudolf von Habsburg zur Verfügung gestellt hätte, als
er gegen das Ende seiner Laufbahn nach Erfurt kam und dann zur Sicherung
des Landfriedens die Burgen der räuberischen Ritter brach. Seine höchste
Blüte aber und auch seine größte Bedeutung hat Erfurt erst am Ende des
Mittelalters erreicht. Der neu erwachte wissenschaftliche Geist drängte zur
1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
In unserm Verlage erschien ferner von demselben Verfasser:
100 Geschichtsbilder
aus Erfurt und Thüringen.
Ein heimatgeschichtliches Lesebuch
mit vier Bildern für Schule und Haus
von Egmont Sander.
Preis in Pappband mit Leinenrücken 1.80 Mk.»
in geschmackvollem Ganzleinenband 2.20 Mk.
Sander, 100 Geschichtsbilder, ist nicht nur ein Schulbuch, sondern zugleich
ein anregend geschriebenes Hausbuch zur Einführung in die geschichtliche
Entwicklung Erfurts.
Wer sich über die Geschichte von Erfurt genau unterrichten will, lese die in
unserm Verlag erschienene
Geschichte der Stadt Ersurt
von der
ältesten bis auf die neueste Zeit.
Von Professor Dr. Carl Beyer f
fortgefetzt von
Professor Dr. Johannes Biereye
Direktor des Königl. Gymnasiums zu Erfurt.
Mit einem Anhang:
Das vorgeschichtliche Erfurt und seine Umgebung.
Vom Geh. Sanitätsrat Dr. Zschiesche.
Mit vielen Abbildungen und Plänen
nach alten und seltenen Stichen.
- Jede Lieferung kostet 80 Pfennige. ——
19 Hefte sind erschienen.
Keysersche Buchhandlung, Großh.sächs. Hofbuchhandlung, Erfurt
1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
4
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
einer Reise nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die
Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides,
der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus
der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß
er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine
Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle
es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein,
gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen,
einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach
dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden.
Seinem ehrlichen Vater schickte er seine weltlichen Kleider und
seinen Magisterring mit einem zärtlichen Briefe, in welchem er
ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft
hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter
werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen,
kümmerte sich darüber sehr, konnte aber endlich nicht umhin, den
Gründen seines Sohnes Recht zu geben.
Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig.
Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Ge-
schäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste ver-
richten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen,
die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters aus-
tragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt
umherlaufen, um Brod, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld
zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein
Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in
Erfurt Jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern
auf ihn zeigten. Aber Alles erträgt der Mensch leicht, wenn er
die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und
diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend
Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen
Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die
Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern
mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brod u. s. w. dem Kloster
nützlich zu werden suchen. Sein Gemüth befand sich in einer
gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes welt-
*) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm
vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist
die wahrscheinlichere.
1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Er hatte eine sehr schöne Stimme und sang vor den Thüren
mit aller Andacht. Als dieß eine Wittwe, mit Namen
Cotta bemerkte, so beschloß sie, den armen Schüler in ihr
Haus aufzunehmen, und ihm freien Tisch zu geben. Luther
belohnte seine edle Wohlthäterin durch unermüdeten Fleiß;
Tag und Nacht arbeitete er, um es in der lateinischen
und griechischen Sprache und in der Musik recht weit zu
bringen. Er erhielt daher, 18 Fahre alt, das beßte Zeug-
niß von seinen Lehrern, die ihn nicht nur wegen seines
Eifers, sondern auch wegen seines Wandels rühmten.
Fetzt bezog er die Universität zu Erfurt 15 01. Nach
dem Willen seines Vaters sollte er ein Rechtsgelehrtcr wer-
den, wiewohl er keine große Lust dazu hatte. Indeß er
kannte die große Strenge des Vaters und fügte sich in
seinen Willen. Unablässig studirte er, um einmal ein tüch-
tiger Advocat zu werden. Dabei las er jedoch auch fleißig
in der Bibel. Noch nie hatte er eine. vollständige Bibel
gesehen, vielmehr glaubte er, cs stehe darin nicht mehr,
als die Evangelien und Episteln, welche an Sonn- und
Festtagen vorgelesen zu werden pflegen. Wie groß war da-
her seine Freude, als er einst auf der Rathsbibliothek zu
Erfurt eine vollständige lateinische Bibel fand, die man an
einer Kette befestigt hatte, damit sie niemand stehlen möge.
Keinen größeren Wunsch kannte er, als den, ein solches
Buch eigenhändig zu besitzen. Drum schreibt er selbst:
„Als ich zwanzig Fahr alt war, hatte ich noch keine Bibel
gesehen. Fch meinte, die ganze Bibel bestünde nur in den
Evangelien und Episteln, die Sonntags vorgelesen werden.
Endlich fand ich in der Bibliothek zu Erfurt eine Bibel,
die las ich mit der größten Verwunderung."
Luther geht in das Kloster.
Es ist schon erwähnt worden, daß Luther ein Rechts-
gelchrter werden sollte. Allein Gott wollte es anders.
Einst hatte er in Begleitung seines Freundes Alexius
seine Acltern zu Mansfeld besucht. Auf der Rückreise, als
sie schon nahe bei Erfurt waren, zog sich ein schweres Ge-
witter zusammen, das immer näher kam. Die beiden
Wanderer waren im Freien, so daß sie nicht einkehren könn-
1880 -
Stuttgart
: Heitz
- Autor: Nösselt, Friedrich, Kurts, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Privatunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
4
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Freund Alexius wurde in einer Nacht erstochen; von wem und warum, wird nicht erzählt, und bald darauf schlug ein heftiger Blitzstrahl, als er einst von einer Ferienreise zu den Aeltern nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides, der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein, gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen, einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden (1505). Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem Briefe, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen, bedurfte lange Zeit, ehe er sich in den veränderten Entschluß fand, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes Recht zu geben.
Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters austragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der Mensch leicht, wenn er die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Einsammeln
*) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist die wahrscheinlichere.
1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Benutzte Quellen.
1. Eine deutsche Stadt von Dr. Zng. Karl Gruber-München 1914. F. Bruck-
mann A.--G
2. Die schöne deutsche Stadt: Mitteldeutschland von G. Wolf. München.
R. Piper & Co.
3. Monographien zur Erdkunde: I.thüringen von Prof. A. Skobel. Viele-
feld und Leipzig 1910. Velhagen & Klasing.
4. Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens von A. Werne-
bürg. Jahrbücher der Kgl. Akademie zu Erfurt. Heft Xii, 1884.
5. Die keltische Urbevölkerung Deutschlands von W. Krautze. Leipzig 1904.
Paul Eger.
6. Die Vorgeschichte der Erfurter Revolution von 1509. I. Ein Versuch von
Dr. Friedrich Benary, Erfurt. Mitteilungen d. V. f. d. (Besch u. Altertums-
kunde von Erfurt. 32. Heft, 1911.
7. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt Erfurt vor Ve-
ginn der Reformation von Dr. Theod. Th. Neubauer, Erfurt. Mitteilungen
d.v. f. d. Gesch. u. Altertumskunde von Erfurt. 34. Heft, 1913
8. Zur Geschichte der mittelalterlichen Stadt Erfurt von Dr. Theod. Th. Neu-
bauer, Erfurt. Mitteilungen d. V. f. d. Gesch. u. Altertumskunde von Erfurt.
35. Heft, 1914.
9. 100 Geschichtsbilder von Erfurt und Thüringen von Egmont Sander.
Erfurt, Keyfersche Buchhandlung.
10. Die orohydrographischen Verhältnisse des Stadt- und Landkreises Erfurt
von Albert Reichardt, Erfurt. Jahrbücher der Kgl. Akademie zu Erfurt,
Heft Xxxvi, 1910.
11. Die geographische Eigenart des Stadt- und Landkreises Erfurt in ihrer
Abhängigkeit vom Bodenbau von Albert Reichardt, Erfurt. Sonder-
abdruck aus der Festschrift zur 350jähr. Jubelfeier des Erfurter Gymnasiums
„Humanistisches Gymnasium und modernes Kulturleben". 1911 Erfurt.
12. Heimatkunde und Erdkunde auf werktätiger Grundlage von Albrecht
Brinkmann. Leipzig 1913. Ernst Wunderlich.
13 Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Rnter-
richt von Matthias Brinkmann. Leipzig 1913. Ernst Wunderlich.
14. Geologische Heimatkunde von Thüringen von F. Walther. Jena 1906.
15. Heimatkunde der Provinz Sachsen von A. Rödiger. Frankfurt a.m, 1914.
M. Diesterweg.
16. Die ersten Jahre der preußischen Herrschaft in Erfurt, 1802—1806 von
Dr. Alfred Overmann. Erfurt 1902, Keysersche Buchhandlung.
Bei einigen Abschnitten sind die Quellen besonders angegeben.
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Seidiidite Erfurts von 1000 bis 1500.
a) Aus der Kriegsgeschichte Erfurts.
In diesen fünf Jahrhunderten, in denen Erfurt zu höchster Blüte und Macht emporstieg, ist es in viele Kämpfe verwickelt ae-Wesen.
Der Zehntenstreit: Der Zehnten st reit (feit 1069), der Kampf um die vom Erzbischof geforderte Abgabe des Zehnten vom Ertrage des Feldbaues und der Viehzucht, ließ die Kriegsflamme zuerst auflodern. Doch gelangte Erzbischof Siegfried I. nickt zum Ziele trotz seines Bündnisses mit Heinrich Iv. und trotz des Kirchenbannes, den er über Thüringen verhängte. Er mußte vor dem wilden Ansturm der Menge nach Heiligenstadt fliehen. — Nun aber wurde aus dem bisherigen Freund ein Gegner Heinrichs. Der Erzbischof wählte mit den übrigen dem König feindlich gesinnten Fürsten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Heinrich aber rächte sich durch Einlagerung seiner Mannen in das mainzische Erfurt und durch die Brandschatzung der Stadt. — Zu des Königs schlimmsten Feinden zählte damals Markgraf Eckbert auf Schloß Gleichen, der mit nach der deutschen Königskrone trachtete. Heinrich zog gegen ihn und belagerte seine Burg. Zugleich aber bedrängte er das wieder aufgebaute Erfurt. Nachdem er 19 Wochen vergeblich vor Schloß Gleichen gelegen hatte, wurde er am Weihnachtstage 1089 von den Eingeschlossenen und von dem zum Entsatz seiner Burg herbeigeeilten Markgrafen zugleich überfallen und in die Flucht geschlagen. Dabei soll Heinrich ausgerufen haben: „Thüringen ist ein schönes Land; aber seine Bewohner sind schlimme Gäste!"
Auch Heinrich V. hatte noch gegen die Thüringer und sächsischen Großen zu kämpfen. Er weilte mehrmals in Erfurt, wohin er die Fürsten vergeblich zu einer Reichsverfammlung eingeladen hatte. — Zu seinen gefährlichsten Feinden gehörte Erzbischof Adalbert von Mainz.1) Er hatte, um die Mittel für seine Kriege aufzubringen, wieder die alte Zehntenforderung aufgestellt. Aber wie das erste Mal zwangen ihn die Thüringer, davon Abstand zu nehmen. Sie rückten 20 000 Mann stark nach Erfurt und wurden nur durch Adalberts persönlichen Mut und seine Erscheinung zum Abzug bewogen. Um aber in Zukunft geschützt zu sein, erbaute er auf dem Domhügel eine Burg, das Krummhaus (1123). Ihre
') Er war wohl der hervorragendste Deutsche seiner Zeit. Anfangs der Kanzler Heinrich V., wurde er später sein Feind. Erfurt erfreute sich seiner besonderen Fürsorge; er förderte Gartenbau und Mühlenbetrieb (niederländische Kolonisten) und gründete neben der von ihm neu belebten Schule des Domstifts (zu Skt. Marien) noch die zu Skt. Sever-
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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her hatte am 22. März eine Probefahrt stattgefunden (f. S. 224), über die das Direktionsmitglied, Stadtrat Herrmann aus Erfurt, folgendermaßen schreibt:
„Ich befand mich ... auf der Lokomotive „Thüringen"; die ganze Bahnstrecke war auf beiden Seiten von einem zahlreichen Publikum besetzt, welches, je näher wir der Stadt kamen, sich immer mehr verdichtete und beim Erblicken des Zuges in Jnbel-rnse ausbrach. . . Hunderte stürzten den Wall herunter, um Lokomotive und Wagen zu besehen, und prallten erschrocken zurück, wenn der Lokomotivführer laute Pfiffe ertönen ließ und unter schwerem Aufpusten die Lokomotive sich in Bewegung setzte. Allgemein war das Gefühl, daß für Erfurt eine neue Epoche (Zeit) wachsenden Wohlstands beginnen werde." Damals war die erste Bahnhofsanlage in der Kartäuserstraße, wo heute das Wohngebäude für den Eisenbahnpräsidenten steht.
Schon am 2. Mai 1847 wurde die Strecke Erfurt—gotha eröffnet; ihr folgte am 24. Juni 1848 der Teil Gotha Eisenacti und am 25. September 1849 der Rest Eisenach—gerstungen, so
daß von diesem Tage ab die Thüringische Eisenbahn voll im Betriebe war.
Günstiger Einflutz der Bahn auf die Entwicklung Erfurts: Welchen Einfluß aber die Thüringer Bahn und die ihr
bald folgenden Angliederungen auf die Entwicklung des Mittelpunktes all dieser Linien, auf die Stadt Erfurt, ausgeübt haben, das beweist am besten das Wachstum ihrer Einwohnerzahl. In wenig mehr als 60 Jahren stieg diese von 28000 auf fast 125000, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die Stadt bis nach 1870
von engen Festungsmauern umschlossen war. Wäre Erfurt nicht an die Hauptstrecke zu liegen gekommen, die der Richtung der uralten Handelsstraße von Westen nach Osten folgte, dann wäre es, wie Oberbürgermeister Wagner damals richtig erkannt hatte, „um seine
Wohlfahrt geschehen gewesen, es wäre herabgesunken zu einer
gewöhnlichen Landstadt; denn Gewerbe und Handel ziehen sich nur nach der Hauptbahn." Gleicher Meinung war auch Stadtrat Herrmann, der treue Sohn seiner Vaterstadt (Ehrenbrunnen auf dem Herrmannsplatz). Er schließt einen seiner Berichte an die Stadtverordneten mit den Worten: „Von unberechenbarer Wich-
tigkeit für Erfurts Zukunft ist demnach die vorliegende Eisenbahnsrage. Hier ist kein Mittelweg. Aus der einen Seite ein Versinken Erfurts in völlige kommerzielle (den Handel betr.) Bedeutungslosigkeit und hieraus folgender Verarmung, auf der anderen ein fernerer Aufschwung in merkantilischer (kaufmännischer) Beziehung, ein fortwährendes Wachsen seines Wohlstandes, seiner Bevölkerung, seiner Wichtigkeit sür unseren Staat."
(Nach L. Röll.)
1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 183 —
Mit Ludwig Iv. (1217—1227), dem Heiligen, dem Gemahl der
heiligen Elisabeth, hat Erfurt niemals in Feindschaft gelebt. Aber der
bald ausbrechende thüringische Erbfolgekrieg (1247—1263) brachte
neue Unruhen über Thüringen, das 1263 an den Markgrafen Heinrich
den Erlauchten von Meißen fiel. Er teilte seinen Besitz unter sich und
seine Söhne. Thüringen erhielt Albrecht, der wegen des späteren schlechten
Verhaltens gegen seinen Vater und seine Familie den Beinamen „der Ent-
artete" erhielt. Zu ihm hat Erfurt in engster Beziehung gestanden.
Der Vorteil war dabei auf beiden Seiten. Die Stadt brauchte für ihre
Söldner und Bürger das Recht, durch landgräfliches Gebiet zu ziehen,
wenn die zahlreichen Stadtfeinde verfolgt werden mußten. Der Landgraf
aber hatte große Freude an den Münzen der Stadt. So ging manches
Stück seines Besitzes in das Eigentum Erfurts über. Als er verarmt
war, gewährte ihm der Rat bis zu seinem Tode (1307) eine Freistatt
im Turnier.
In der unruhigen Zeit des Erbfolgekrieges war unter den Gliedern
des niederen Adels eine förmliche Lust an Kampf und Streit entstanden.
Sie machten die Landstraßen unsicher und übersielen die Kaufleute. Die
auswärtigen Kaufherren blieben darum von Erfurt weg. und die ein-
heimischen konnten nur noch mit starker, bewaffneter Begleitmannschaft
ausziehen. Um Ruhe und Ordnung herzustellen, kam König Rudolf von
Habsburg am 14. Dezember 1289 nach Erfurt. Fast ein Jahr weilte
er hier und unterzog sich mit großem Eifer der Aufgabe, Ruhe und
Frieden zu schaffen (s. S. 27). Mit den Bürgern verkehrte der König
freundlich. Gern ritt er mit seinen Begleitern durch die Stadt und sprach
die Bewohner in seiner gemütlichen Art freundlich an. Eines Tages
überreichte ihm der Ratsmeister und Biereige Siffrid von Butstete eine
Kanne Bier. Der König leerte mit seinen Rittern den Labetrunk und
nahm noch einen zweiten an. Ehe er aber trank, ritt er an 6 Häusern
entlang und rief fortgesetzt:
Wol in, wol in, eyn edel trut gut Erforts
bir hat Siffrid von Butstete us getou!
Der König übte so das Amt eines Erfurter Bierrufers. Damals
besaßen bestimmte Häuser das Recht, Bier zu brauen und auszuscheiden.
Damit nun die Bürger wußten, wo sie einen frischen Trunk erhalten
konnten, mußten die Bierrufer eines jeden Stadtviertels den Ausschank
laut verkünden. — Mit dem Aufenthalt König Rudolfs in Erfurt wird
fälschlich die Entstehung des „Grünen Montags" in Verbindung gebracht
(s. S. 102). Am 31. Oktober 1290 verließ Rudolf die Stadt, deren Be-
wohner ihn sehr liebgewonnen hatten.
Die Folgezeit brachte der Stadt keine Ruhe. Zunächst lag Erfurt
in heftigem Streite mit dem Landgrafen von Thüringen, mit Friedrich mit
der gebissenen Wange. Er verlangte den vom Vater an die Stadt ver-
kauften Besitz wieder zurück. Unter Führung des Stadthauptmannes
Ludwig von Gottern eroberten die Bürger 1309 die landgräfliche Wasser-
1883 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Kretschmer, Albert, Klöden, Gustav Adolf von, Steudener, Arnold, Köppen, Fedor von, Molendo, Ludwig, Nover, Jakob, Richter, Julius Wilhelm Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
392 Wanderung in den thüringischen Borbergen. •
Auch nach der Schlacht bei Leipzig blieb Erfurt noch von den Franzosen
besetzt, bis es die Preußen durch Belagerung und Bombardement zurückgewannen
(Anfang 1814). Durch dieses Bombardement hat Erfurt das prächtige Peters-
kloster verloren, aber einen Platz gewonnen, der zu den größten in Deutschland
gezählt wird, den Friedrich-Wilhelmplatz. Zweihundert Häuser, welche am Fuß
des Petersberges lagen, wurden nach dem Bombardement nicht wieder aufgebaut
und dadurch dem dort bereits vorhandenen Platze eine Größe gegeben, die sowohl
zum Exerzieren der Truppen als auch zur Abhaltung der Märkte ausreicht.
Im Jahre 1816 wurde die bereits fast eingeschlafene Universität aufgehoben
und aus ihren Mitteln ein Gymnasium nebst andern Bildungsanstalten gestiftet.
Aber auch ohne Universität hat sich Erfurt unter preußischer Herrschaft sehr
gehoben, nicht sowohl weil es Hauptstadt eines Regierungsbezirkes ist, sondern
weil es von außen wie im Innern Frieden gehabt hat, und die Sicherheit, unter
welcher die der Stadt von jeher eigne Betriebsamkeit ihre Früchte bringen konnte.
In den Erfurter Gemüse- und Blumengärten. Erfurt liegt an der
Hauptstraße, die Mittelrhein und Mittelelbe verband. Später, zur Zeit der
Hansa, wurde diese noch gekreuzt von der Verkehrsstraße zwischen Nürnberg und
den norddeutschen Hansastädten. So war Erfurt schon durch feine Straßen zum
Handel bestimmt. Aber Erfurt hat auch stets den Schatz zu heben gewußt, den
es in dem äußerst fruchtbaren Boden seines Gebietes besaß. Lange Zeit ist es
die Hauptstelle für Waidbau und Waidhandel gewesen. Daneben wurden andre
Handelsgewächse gebaut und vertrieben. Als dann der Indigo den Waid ver-
drängte, trat eiue großartige Gärtnerei an die Stelle des Waidbaues. Gemüse
und Blumen, Gurken und Rosen, Brunnenkresse und Sämereien, es wird alles
in Massen gezogen, und die Weite und Breite, in welcher Erfurt den Markt
beherrscht, bürgt für die Güte der Erzeugnisse. Und wie der Ackerbau, so hat
sich iu Erfurt auch die Gärtnerei mit Industrie verbunden. Die schönsten Kränze
und Sträuße wurden schon längst aus Erfurt bezogen; in neuerer Zeit aber hat
man sich auch auf das Trockueu und Färben der Blumen gelegt und vermag nuu
Blumengebilde herzustellen, die nie trocken werden, weil sie es schon sind, die
aber in ihrer naturwahren Farbenpracht wie frische aussehen, bis man sie mit
den Händen berührt. Es scheint unglaublich, aber es wird versichert, daß jährlich
viele hundert Zentner dieser getrockneten Ware ins Ausland versendet werden.
Das ist für die Diners der reichen Leute. Aber wenn wir hier im Lande durch
ein Gebirgsdorf gehen und aus dem Fenster des armen Mannes nickt uns eine
Levkoje, eine Fuchsia, eine Aster entgegen — die stammen ja auch alle aus dem
Haupt- und Vorort unsrer Gartenkultur, aus Erfurt. Ms den hochverdienten
Begründer dieser Gartenkultur hat Erfurt den Ratsmeister Johann Christian
Reichardt (gest. 1774) anerkannt, indem es ihm im Jahre 1367 am Anfange
des Dalbergweges ein Denkmal setzte.
Es ist eine erfreuliche Betrachtung, daß Erfurt nach allen schweren Leiden,
die es seit dem Ausgange des Mittelalters zu erdulden gehabt hat. nunmehr
wieder als die in ihren Blumen blühende Stadt vor uns steht. In der Stadt
selbst gibt es nur eins, was mit den Erfurter Blumen um unser Interesse
wetteifern kann, das ist der Dom, der seit dem 13. und 14. Jahrhundert
denn im ersteten ist er begonnen, im andern vollendet — alle Schicksale der
1892 -
Halle (Saale)
: Schroedel
- Autor: Hase, E., Fritzsche, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule
wollte, auer da vielleicht unsere Herzeu furchtsam gewesen vom tglichen Drohen und von den Strafen in den Schulen, so da wir desto leichter von solchem pltzlichen Schrecken scheu geworden sind. Endlich aber, da wir in der Flucht waren, rief uns der Bauer wieder, und wir legten die Furcht ab und liefen herzu und empfingen die Parteken, die er uns reichte. Luther.
Luther auf den Schulen. Schulfeier in Eisenach. Nach der Schulfeier klopfte Professor Dr. Trutvetter aus Erfurt Luther auf die Schulter und sagte: Mein Sohn, der Herr hat Dir ganz besondere Gaben verliehen, gebrauche sie treulich in seinem Dienste. Wenn Du einst so weit bist und willst zu uns nach Erfurt kommen, so erinnere Dich, da Du daselbst einen guten Freund hast, den Doktor Jodokus Trut-Vetter; an den wende Dich, er wird Dich freundlich aufnehmen. Darauf wandte er sich an seinen Freund Trebonius und sprach zu diesem: Herr Rektor, Ihr habt da eine treffliche Schule, und es steht gut mit ihr, sonderlich in der Beredsamkeit. Besonders behaltet den Luther im Auge, dem sieht und hrt man ab, da etwas in ihm steckt. Sucht ihn fr die Universitt vorzubereiten und schickt ihn uns nach Erfurt. Aus dem ist etwas zu machen." Trebonius sagte: Er ist in der That mein bester Schler, gleich fromm und sittsam, wie gelehrt; aber ich frchte, er wird wegen Mangels an Geld nicht imstande sein, das Studium fortzusetzen." Das wre schade", erwiderte jener, einen solchen Geist mte man der Wissenschaft zu erhalten suchen." Zuck.
Auf der Hochschule in Erfurt. Ob er wohl von Natur ein hurtiger und frhlicher junger Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchengehen an, wie_ denn dies sein Sprichwort gewesen: Fleiig gebetet, ist der die Hlfte studiert; daneben verschlief und versumte er aber keine Lektion, fragte gern seine Prceptores und besprach sich in Ehrerbietung mit ihnen, repetierte oftmals mit seinen Gesellen, und wenn man nicht ffentlich las, hielt er sich allweg auf in der Universitt-Liberei (Bibliothek). Zu einer Zeit, da er die Bcher sein nach einander bestehet, auf da er die guten kennen lernet, kommt er der die lateinische Biblia, die er zuvor die Zeit seines Lebens nie gesehen. Da vermerket er mit groem Verwundern, da viel mehr Text, Episteln und Evangelien darin wren, denn man in gemeinen Postillen (Predigt-bchern) und in der Kirche auf den Kanzeln pfleget auszulegen. Wie er im alten Testamente sich umstehet, kommt er der Samuelis und seiner Mutter Anna Historie, die durchlaset er eilend mit herzlicher Lust und Freude, und weil ihm dies alles neu war, fngt er an von Grund seines Herzens zu wnschen, unser getreuer Gott wolle ihm dermaleinst auch ein solch eigen Buch bescheren, wie ihm dieser Wunsch und Seufzer ist wahr Worden. Matthesiu,
Im Augustin er kl oft er. Da ich zu Erfurt in der hohen Schule angefangen hatte, in guten Knsten und in der Philosophie zu studieren, und darin so viel gefasset und gelernet hatte, da ich Magister worden war, htte ich daselbst nach dem Exempel der andern die Jugend wiederum lehren und unterrichten knnen, oder aber htte mgen fortfahren und weiter studieren. Aber ich verlie meine Eltern und verwandten Freuilde und begab mich wider ihrer aller Willen in das Kloster und zog eine Kappe an. Denn ich war berzeugt, ich wrde in demselben Stande und mit solcher harten, sauern Arbeit Gott einen groen Dienst thun. Uni) war doch mein Gelbde nicht einer Schlehen wert, denn ich zog mich damit aus Gewalt und Willen der Eltern, die mir von Gott geboten
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 128 —
also abermals ein besonderer Stadt- und Landkreis, wie es schon einmal in den Jahren 1816 bis 1818 der Fall gewesen war.
Unter der Herrschaft der Hohenzollern begann für Erfurt eine neue Entwicklung. Im Anfang freilich wollte es nicht recht vorwärtsgehen. Die große Armut der Stadt und ihre Umwandlung in eine starte Festung wirkten hindernd auf ihr Gedeihen. Dennoch verdreifachten sich die 15 000 Einwohner, welche Erfurt 1815 befaß, in kaum zwei Menfchenaltern. Als dann aber nach 1870 der enge Festnngsring fiel (feit 1. Oktober 1873), blühte die Stadt unter der Leitung weitfchaueuder Männer ungeahnt empor. Sie wurde — wenn auch nicht politisch — wieder zu dem, was sie schon einmal gewesen, zur Hauptstadt Thüringens^) (f. die Einzelbilder Nr. 81 bis 100). (Nach Dr. H. A. Erhard, Const. Beyer, Dr. Fr. Benary u. a.)
38. Luther in Erfurt.
a) [iufher als Student.
Ankunft: Es war im Sommer des Jahres 1501, als Martin Luther von Eisenach aus frisch und wohlgemut durch die Thüringer Lande wanderte. Sein Reiseziel war Erfurt, damals die berühmteste Universität im Reiche. Sie war dem Vater für seinen vielversprechenden Aeltesten, der ihm einmal in weltlichen Aemtern Ehre machen sollte, gerade gut genug.
Sangesfroh und sorglos zog Martinns seines Weges dahin. Er hatte nur Auge und Ohr für die herrliche Gegend, die er durchschritt. Der Tag neigte sich, als das vieltürmige Erfurt vor ihm lag. Die hohen und schlanken Spitzen der auf dem Marienhügel und dem Petersberge gelegenen Kirchen grüßten zu ihm herüber, und das Abendgelänt stimmte ihn andächtig. Als er dem westlichen Stadttor sich näherte, gleißten die letzten Sonnenstrahlen in den blanken Metallplatten auf, mit denen die Türme von Skt. Peter gedeckt waren. Beim Anblick der Betfäule (Sibyllentürmchen), die frommer Bürgerfinn dortselbst nahe der Straße errichtet hatte, drängte es auch ihn, Gott für den gnädigen Reifeschutz zu danken. Dann gings hinein in die Stadt, welche ihn sieben lange Jahre festhalten und deren berühmtester Bürger er werden sollte.
Wohnung: Die Worte „martinus ludher ex mansfelt“ be-
zeugen seinen Aufenthalt auf der Erfurter Hochschule. Sie sind von fremder Hand in die Universitätslisten geschrieben und heute
]) Für diesen Zeitabschnitt (von 1815 ab) einen Ueberblick über die Heimatgeschichte zu geben, erübrigt sich, da Erfurt als Glied Preußens Anteil an dessen Geschichte bat. Da aber die Heimatgeschichte zur Veranschaulichung, Belebung und Ergänzung der vaterländischen Geschichte dienen soll, so sckließt die Reihe der heimatgeschichtlichen Bilder nicht mit der Zeit der Erhebung Preußens ab, sondern sie findet ihre Fortsetzung bis auf die neueste Zeit.
1868 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
4
Erste Periode der neueren Geschichte.
U.dteuniver-war. Schon im 18. Jahre bezog Martin Luther die Universität
sltät Erfurt. Erfurt, um dem Wunsche des Vaters gemäß Rechtswissenschaft zu
studiren. Seine große Schüchternheit, seine Neigung zur Zurückge-
zogenheit und seine Gottergebenheit regten in ihm den Gedanken an,
sein Leben Gott in stiller Andacht zu weihen und seine ganze Jugend-
kraft dem Studium der Theologie zu widmen. Die Achtung vor dem
Willen des Vaters machte ihn eine Zeit lang schwankend. Er studirte
zunächst Philosophie und die griechischen und römischen Classiker, bis
er einst auf der Bibliothek eine sehr bestaubte Bibel fand, welche ihrer
Seltenheit wegen an einer Kette lag. Durch seinen rastlosen Eifer
im Studium der heiligen und profanen Schriften zog sich Luther eine
schwere Krankheit zu; man war um sein Leben besorgt. Ein Priester
tröstete ihn damals und sprach: „Seid getrost, Ihr werdet dieses
Lagers nicht sterben; unser Vater im Himmel wird noch einen großen,
berühmten Mann aus Euch machen, der viele Leute wieder trösten
wird." Luther genas und widmete jetzt seine Kräfte ausschließlich dem
Studium der Theologie. Dies fügte sich also. Aus einer Reise von
Mansfeld nach Erfurt sammelte sich über ihm ein schweres Gewitter.
Ein Blitzstrahl streckte ihn selbst betäubt zu Boden und erschlug seinen
Freund Alexius dicht neben ihm*); dieses unglückliche Ereigniß machte
ihn so ernst und nachdenkend, daß er der Welt zu entsagen beschloß.
Nachdem er seine Freunde zu einem Abschiedsmahle eingeladen und be-
Luther geht wirthet hatte, begab er sich noch in derselben Nacht, am 17. Juli 1505,
ins Augusti- 0jjne seine Absicht verrathen zu haben, in das Kloster der Augustiner
nerkloster, ^ Erfurt, wo er alsbald eingekleidet wurde. Am folgenden Tage über-
sandte er seinem Vater seinen Magisterring und seine weltlichen Kleider
nebst einem zärtlichen Schreiben, worin er ihm die Gründe dieses wichtigen
Schrittes mittheilte. Am 2. Mai 1507 empfing Luther die Priester-
weihe und hielt seine erste Messe. Zwei Jahre vorher wurde ihm die
akademische Würde eines Doktors der Philosophie verliehen,
verrichtet die Im Kloster verrichtete Luther die niedrigen Dienste eines Bettel-
niedrigsten Mönchs; er reinigte die Zellen der Mönche, öffnete und schloß die
Kirche, zog die Thurmuhr auf, forderte mit dem Bettelsacke auf dem
Rücken von den Bürgern der Stadt Brod, Eier, Fleisch und Geld,
und brachte die Geschenke ins Kloster. Dabei versank er in tiefe
Schwermuth und suchte in der Augst seines Herzens seine sinnliche
Natur durch Fasten, Beten und schwere Kasteiungen zu unterdrücken.
*) Nach anderen Mittheilungen fiel Luthers Freund Alexius unter den
Streichen von Meuchelinördern.
1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
68
unterstützten. Gleichwohl mußte er sich sein Brod sehr sauer als
Currendeschüler verdienen. Er hatte eine sehr schöne Stimme und sang
vor den Thüren mit aller Andacht. Als dieß eine Wittwe, mit Namen
Cotta, bemerkte, beschloß sie, den armen Schüler in ihr Haus auf-
zunehmen und ihm freien Tisch zu geben. Luther belohnte seine edle
Wohlthäterin durch unermüdeten Fleiß; Tag und Nacht arbeitete er,
um es in der lateinischen und griechischen Sprache und in der Musik
recht weit zu bringen. Er erhielt daher, 18 Jahr alt, das beßte Zeug-
niß von seinen Lehrern, die ihn nicht nur wegen seines Eifers, sondern
auch wegen seines Wandels rühmten. Jetzt bezog er die Universität zu
Erfurt 1501. Nach dem Willen seines Vaters sollte er ein Rechts-
gelehrter werden, wiewohl er keine große Lust dazu hatte. Indeß kannte
er die große Strenge des Vaters und fügte sich in dessen Willen. Un-
ablässig studirte er, um einmal ein tüchtiger Advokat zu werden. Dabei
las er jedoch auch fleißig in der Bibel. Noch nie hatte er eine voll-
ständige Bibel gesehen, vielmehr glaubte er, es stehe darin nicht mehr
als die Evangelien und Episteln, welche an Sonn- und Festtagen vor-
gelesen zu werden pflegten. Wie groß war daher seine Freude, als er
einst auf der Rathsbibliothek zu Erfurt eine vollständige lateinische
Bibel fand, die man an einer Kette befestigt hatte, damit sie Niemand
stehlen möge. Keinen größeren Wunsch kannte er, als den, ein solches
Buch eigenhändig zu besitzen. Darum schrieb er selbst: „Als ich
20 Jahr alt war, hatte ich noch keine Bibel gesehen. Ich meinte, die
ganze Bibel bestände nur in den Evangelien und Episteln, die Sonn-
tags vorgelesen werden. Endlich fand ich in der Bibliothek zu Erfurt
eine Bibel, die las ich mit der größten Verwunderung." In Erfurt
verfiel Luther in eine schwere Krankheit, und er dachte, er werde sterben.
Da besuchte ihn ein alter Priester, der freundlich zu ihm sprach: „Seid
getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wirb noch
einen großen Mann aus euch machen, der viele Leute trösten wird.
Denn wen Gott lieb hat, dem legt er zeitlich das Kreuz auf, in welcher
Kreuzschule die geduldigen Leute viel lernen."
Luther geht in das Kloster.
Es ist schon erwähnt worden, daß Luther ein Rechtsgelehrter
werden sollte. Allein Gott wollte es anders. Einst hatte er in Be-
gleitung seines Freundes Alexius seine Aeltern zu Mansfeld besucht.
Auf der Rückreise, als sie schon nahe bei Erfurt waren, zog sich ein,
schweres Gewitter zusammen, das immer näher kam. Die ^beiden
Wanderer waren im Freien, so daß sie nicht einkehren konnten. Wiehe,
da ward Alexius an der Seite seines Freundes vom Blitze getroffen
und auf der Stelle getödtet. Luther, darüber höchst bekümmert, faßte
s
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- V -
44. Ackerfrondienst zu Mühlberg Seite und Röhrensee..................148
45. Das Lutherdenkmal . . . • 149
46. Dr. Faust in Erfurt (Sage) - 150
47. Das Erfurter Land imdreißig-jährigen Krieg.................151
48. Gustavadolfseinzuginerfurt 154
49. Gustav Adolfs Leutseligkeit. 155
50. Schwedens Königin in Erfurts "Mauern........................156
51. Erfurt unter schwedischerherr-schaft..........................._ • 157
52. Belagerung Erfurts durch die Schweden (1636)............... 160
53. Daserfurterfriedensfest(1650) 161
54. Folgen des Dreißigjährigen Krieges f. d. Erfurter Gebiet 162
55. Die Verwüstungen an Häusern
im Erfurter Gebiet..............165
56. Diesalzburgeraufihremzuge durch das Erfurter Gebiet . . 165
57. Bei Graf Götter in Molsdorf.
Ein Bild aus der Rokokozeit 167
58. Im französischen Lager (1757) 172
59. Friedrichs Ii. Einzug in Erfurt undseinaufenthaltimerfurter Gebiet...............................173
60. Die Franzosen vor und nach der Schlacht bei Roßbach (1757) . 174
61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege.........................175
62. In Erfurt zur Zeit Dalbergs (1772—1802)................... 178
63. Schiller in Erfurt..............181
64. Französische Emigranten in Erfurt.........................183
65. König Friedrich Wilhelm Iii. und seine Gemahlin, die Königin Luise, besuchen ihre neuen Landeskinder . - - . 184
66. Vor und nach der Jenaer Schlacht in Erfurt...................187
67. Proklamation des Königs Friedrich Wilhelm Iii. usw. . 192
68. Der Erfurter Fürstenkongreß:
a) Ankunftd. Kaiser z.fürsten-versammlung inerfurt . . 192
b) Vierzehn Tage in Napoleons Diensten.................196
c) Der Verlauf des Fürstenkongresses ....................198
d) Brief von Karoline Sartorius usw.....................201
e) Goethes Unterredung mit Napoleon.......................203
69. Tabelle sämtlicher französischer Truppen usw...................204
70. Ankündigung der Feier des Geburtstages Napoleons . . 205
71. Wie die Franzosen aus Ruß-Seite land zurückkehren und in Erfurt Einkehr halten...................205
72. Denkschrift über die Schuldenlast Erfurts.....................207
73. Die Franzosen verwandeln Erfurt in eine starke Festung 207
74. Die Arforder Gäiseln . . . 208
75. In Erfurt vor und nach der Leipziger Schlacht...............209
76. Belagerung Erfurts (1813 bis 1814) ....................211
77. Die Beschießung Erfurts durch
die Verbündeten. 6.Nov. 1813 213
78. Wie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Auszug halten.
6. Jan. und 16. Mai 1814 . 215
79. Aus dem Tagebuch eines Erfurter freiwilligen Jägers . 217
80. Die Feier des 1. Gedenktages
der Leipziger Schlacht (1814) 219
81. Die Thüringer Eisenbahn . . 220
82. De erschte Lokemätive ■ ■ • 224
83. Der Straßenkampf in Erfurt.
24. November 1848 .... 225
84. Das Erfurter Unions-Parlament ............................228
85. Schlacht bei Langensalza.
27. Juni 1866 .................. 229
86. Potwl und Münchengrätz. 26. und 28. Juni 1866 .... 232
87. Schlacht bei Königgrätz.
3. Juli 1866 ................... 235
88. Das Treffen von Blumenau-Preßburg. 22. Juli 1866 . . 238
89. Einzug in Feindesland . . • 241
90. Schlacht bei Beaumont (Brief eines 31 er usw.)................242
91. Sedan. 1. September 1870 . 243
92. Die Uebergabe von Sedan . 245
93. Nach Paris......................246
94. Vor Paris.......................248
95. Dasgefechtb-Epinai. 30.Nov.
1870 (Brief usw ) ..... 250
96. Nach und vor Pfalzburg (Brief usw.)............................252
97. Kleine Bilder aus großer Zeit:
a) Die erste Sedanfeier - - 253
b) Die französischen Gefangenen in Erfurt . . . 254
c) Einzug der siegreichen Truppen ....................... 255
98. Das Kriegerdenkmal .... 257
99. Das Kaiserdenkmal...............258
100 Kaiserbesuche in Erfurt:
a) Besuch der Kaiserin Augusta 259
b) Kaiser Wilhelm l. in Erfurt 259
c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt 262
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— Iv —
9nhaltsverzeidmis.
l. Erfurts Entstehung und feine Geschichte bis zum 3ahre 1000. Seite 1.
Seite
1. Erfurt in der Steinzeit ... 5
2. In der Bronzezeit.................9
3. Was die Sage von den alten Thüringern berichtet.............11
4. Sagen von der Merwigsburg bei Möbisburg....................14
5. Was die Geschichte von den alten Thüringern weiß ... 15
6. Die Religion d-alten Thüringer 20
7. Unter den Thüringen .... 24
8. Vermählung Arminfrieds mit Amalabergauäriefihresonkels Theodorich an ihren Gemahl 30
9. Der Sturz des thüringischen Königreiches........................31
10. Radegunde, Prinzessin von Thüringen, Königin von Frankreich ...........................35
11. Die 12 deutschen Schüler (Sage) 36
12. Adeodatus (Sage).................37
13. Bonisacius kommt nach Thüringen........................37
14. Bonifacius in Erfurt (742) (Sage)...........................40
15. Bei den Mönchen von St. Peter 40
16. Vom Erfurter Stadtwappen . 44
Ii. Geschichte Erfurts von 1000 bis 1500.
a) Aus der Kriegsgeschichte
b) Machtvolle Entwicklung
Seite
17. Die Mär vom Danhäuser
18. Aus dem Leben der heiligen Elisabeth (Sagen) ....
19. Die Sage von der Gleichen schert Doppelehe ....
20. Der Kindertanz..............
21. Erfurts Befestigungen und Verteidigungsmittel . . .
Rudolf vonhabsburg in Erfurl
(1289-1290).................
Die Belagerung und Einnahme der Wasserburg Andisleben durch die Erfurter (1309)
24. Schlacht bei Egstedt im Thüringer Grafenkriege(1344)
25. Auf der Mühlburg.................79
26. Der schwarze Tod und die Geißler in Erfurt....................83
27. Der Judenmord in Erfurt . . 84
Erfurts . Seite 46 Erfurts. ,, 50
22
23
60
60
62
64
65
71
78
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
Seite
Aufenthalt Karl Iv. in Erfurt
(Sage).............................85
Die Einnahme der Wachsenburg ..............................86
Das Einreiten der Erzbischöfe 87 Erfurt im 14. Jahrhundert. 89 Erfurter Handel und Handelsstraßen ...........................92
Auf dem Erfurter Waidmarkt 97 Erfurt als Markt-undhandels-
stadt.............................100
Schützenfeste und Turniere
in Erfurt.........................102
Die große Prozession zu Ehren des hlg. Adolar u. Eoban . 105 Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände Erfurts in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts..................107
flus der Geschichte Erfurts von 1500 ab. Seite H4.
Seite
38. Luther in Erfurt:
a) Luther als Student . . .128
b) Luthers Eintritt ins Kloster 130
39. Luther kommt auf seiner Wormser Reise nach Erfurt (1521)...................................135
Seite
40. Luther auf der Wartburg. .136
41. Die Einführung der Reformation in Erfurt..................138
42. Der Erfurter Bauernkrieg . . 144
43. Schädigung der Stiftskirche durch die Bauern..................148
1911 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Erfurt, Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 50 -
beten barauf beschränken, Erfnrt ansznhnngern. Doch die Stadt war gut versorgt und hatte nichts zu fürchten. Bald aber trat im Belagerungsheere Mangel ein. Der Kaiser, der schon lange
des Krieges mübe war, vermittelte barmn einen Waffenstillstanb (f. Ausenthalt Karls Iv. in (Erfurt, Nr. 28). — Später versuchte Ludwig noch einmal, sich mit Erfurt zu messen, boch vergebens. Die Fehbe enbete mit dem Siege Erfurts (1399).
Der sächsische Bruderkrieg: Der letzte große Krieg, in welchen Erfurt hineingezogen würde, war der sächsische B r u b e r-
krieg. Nach dem Tode des Lanbgrafen von Thüringen, Friebrichs des Friebfertigen, war bessert Laub an Meißen zurückgefallen. Hier regierten gemeinschaftlich die Brüber Friedrich der Sanftmütige und Wilhelm der Tapfere. Im Jahre 1445 aber teilten
sie ihren Besitz. Friedrich bekam Meißen, einen Teil des Öfter-lanbes und die Kurwürbe, Wilhelm erhielt bcn andern Teil des Osterlanbes, Thüringen und Franken. Ein sofort ausgebrochener Streit würde durch bcn Austausch einiger Stabte beigelegt. Da sich Wilhelm aber immer noch übervorteilt glaubte, brach der Erb-sireit von neuem aus. Er würde fünf Jahre lang mit einer Grausamkeit geführt, die an die schlimmsten Zeiten des Mittel-
alters erinnert. Erfurt, anfangs unbeteiligt, begünstigte später den Kurfürsten. — Nachbem man des Krieges mübe war, kam enblich (1451) der Fricbe zwischen den feinblichen Brübern zustanbe. Durch ihn würden auch die beiben üblen Ratgeber des Herzogs Wilhelm, Apel und Benno Viztum, zwei in Thüringen ansässige Ritter, un-schäblich gemacht. Da sie jeboch nach dem Frieden ihre Gewalttaten fortsetzten, würden ihre Burgen mit Hilse der Erfurter Bürger zerstört (s. Einnahme der Wachsenburg, Nr. 29). Apel soll sich später (1472) baburch an Erfurt gerächt haben, daß er die Stadt durch Branbstister an mehreren Stellen zugleich anzünben ließ. Des Viztums Spießgesellen, barunter ein Mönch namens Dietrich Becker, würden gefaßt und am Rabenfteine vor der Stadt (Eingang von I. C. Schmibts Gärtnerei, Leipzigerstraße) verbrannt.
b) machtvolle Entwicklung Erfurts.
Anfänglicher Zustand: Nachbem wir einen kurzen Blick auf die reiche Kriegsgeschichte der Stadt geworfen Haben, wollen wir noch ihre Entwicklung innerhalb des gleichen Zeitabschnittes kennen lernen.
Schon ums Jahr 1000 war Erfurt der bebeutenbste Ort Thüringens. Vor 200 Jahren war es durch Karl den Großen mit dem Stapelrecht ausgestattet und feit 100 Jahren durch Heinrich I. zur Burg erhoben worben. Mit anberen Ortschaften, wie Ilversgehofen, Hochheim, Binbersleben, Daberstebt, Melchenbors, Neufeß am roten Berge und dem Brühl, War Erfurt bisher von einem königlichen Wirtfchaftsbeamten, einem Meier, der in der Pfalz auf
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Rödiger, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
A. Die Thüringer Mulde. 55
Venn ihre Bewohner beschäftigen sich vorwiegend mit Landwirtschaft. Nur zwei
Städte sind durch ihre günstige Lage an wichtigen Handelsstraßen und durch
das Großgewerbe mächtig emporgeblüht: Erfurt und Mühlhausen.
Z. Siedelungen. Erfurt ( = Erphesfurt = $urt des Wasserflusses) liegt an
der Gera Es hat 128000 Einwohner (1913), ist daher Großstadt und ist Hauptstadt des
Regierungsbezirks Erfurt. Es war früher eine Festung. Starke Mauern, waffenstarrende
Wälle und breite Gräben verwehrten den Feinden den Eintritt. Die festesten Punkte
(Zitadellen) waren die dy-
riaksburg und der Peters-
berg. heute wird die Stadt
von den grünen höhen des
Steigers, der Eyriaksburg
und bunten Blumenfeldern
umschlungen. Die Haupt-
zierde der Stadt sind der
Dom und die Severikirche.
Sie sind weithin sichtbar
und bieten vom Friedrich
Wilhelmsplatze einen un-
vergleichlich schönen fln-
blick dar. Siebzig breite,
steinerne Stufen führen zu
beiden katholischen Kirchen
hinauf. Auf dem Turme
des Domes befindet sich die
berühmte große Glocke, die
150 dz wiegt. Das Kat-
haus ist ein prächtiger
Steinbau mit einem großen
Festsaal. Die Treppen-
wände zeigen in schönen
Gemälden die Tannhäuser-
sage und einzelne lvunder-
taten des berühmten Zau-
berers Dr. Jaust, der in
Erfurt im 16. Jahrhundert
gewohnt haben soll. Als
Lehrer der Hochschule er-
klärte er einst den Studen-
ten die Gdyssee. Das ist
ein berühmtes griechisches
Heldengedicht. Es erzählt Abb. 41. Dom mit Zeveri von (Erfurt. (Nach einer Photographie
die Irrfahrten des griechi- von sontag, (Erfurt.)
schen Helden Gdmeus.
Zaust schilderte die Personen mit großer Ausführlichkeit. Da baten ihn die Studenten,
sie durch seine Zauberkunst vorzuführen. Und siehe, auf seinen Wink traten
alle die berühmten Männer und Frauen des Heldengedichtes ein. fluch Polyphem
erschien mit wütendem Gesicht. Das war ein einäugiger Riese und Menschenfresser.
In seiner höhle war einst Ddysseus mit zwölf Gefährten eingekehrt. Aber das riesige
Ungetüm kümmerte sich nicht um das Gastrecht. Jeden Morgen und Abend fraß er je
zwei Griechen mit haut und haaren auf. His Kaust ihn vorführte, kaute er noch an dem
Schenkel eines Griechen. Kaum hatte er ihn verzehrt, da streckte er seine ungeheuren