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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 154

1911 - Erfurt : Keyser
154 feinen Branntwein mehr beschaffen tonnte, in den Rauchfang gehängt, in welchem unten das Feuer brannte. Zwar wurde ab und zu ein bei Mordtat ertappter Kroat am Gack gehenft oder neben dem Pranger fnieend mit dem Schwert enthauptet, aber damit trat feine Besserung ein. Ueber ein Jahr war niemand auf den Landstraßen feines Lebens sicher, und Wagenlasten sonn-len nur noch mit militärischer Bedeckung befördert werden. Lolches geschah in den ersten 10 Jahren des Krieges, und es ist dabei geblieben, bis der Frieden nach weiteren 20 langen Jabren wieder ins Land zog. inach Prof. Alfred Kirchhoff.) 48. Gustav Adolfs Einzug in Erfurt. 22. September 1631. Es war ein Donnerstag, an dem der Einzug Gustav Adolfs in Erfurt zu erwarten stand. Erst am Tage vorher, am 21. September, war Herzog Wilhelm von Weimar, der dem König feine Dienste angeboten hatte, vor dem Krämpfertor erschienen und ohne ernsthaften Widerstand der Torwache an der Spitze eines schwedischen Regimentes in die Stadt eingezogen. Er hatte dann den Ehrbaren Rat zu sich auf den Marftplatz vor den Graden entboten und ihm die Schlüssel der Stadt abverlangt. Sie wurden ihm auch ohne Weigerung von allen sechs Haupttoren der Stadt überreicht, so daß Erfurt beim Einzuge des Königs bereits in schwedischen Händen war. Einzug: Die Herzen der Erfurter schlugen dem Sieger von Breitenfeld warm entgegen. Wer nur irgend sonnte, eilte herbei, uni ihn zu sehen und ihm zuzujubeln. Schon in aller Frühe hatten die Türmer das Herannahen der Heersäulen am nördlichen Horizont bemerft und den Bürgern verfündet. Seit Mittag harrten diese, Kops an Kops gedrängt, ans die Einziehenden. Der Platz vor der „hohen Lilie", dem zum Hauptquartier des Königs bestimmten Wohnhaus des Ratsherrn Hiob Ludolf, war bereits überfüllt, ebenfo der Rubemnarft (von der Marftstraße bis zur Andreaskirche) und die Straßen nach dem Andreastor. Aber noch immer drängten neue Scharen aus dem Innern der Stadt herzu. Da ertönte um die vierte Nachmittagsstunde als erster Willfom-mengruß das Geläut der Maria Gloriosa, und sofort mischten sich die andern Glocken dazwischen. Erwartungsvoll lauschte die Menge. Endlich erklangen die ersten Trompetensansaren, und von fern sah man Waffen im Sonnenlicht des heiteren Septembertages erglänzen. Näher und näher kam das Brausen eines vieltausendstimmigen Jubels. Begrünung: Jetzt erschien auch der König. Hoch zu Roß ritt er vor seinen finnischen Panzerreitern einher, einfach und doch herzgewinnend. Seine frostige Gestalt überragte um Haupteslänge

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 156

1911 - Erfurt : Keyser
— 156 — Seite das schwedische Wappen, aus der anderen das Brustbild des Königs mit dem Lorbeerkran;. (Nach Pros. Alsr. Kirchhosf.) 50. Schwedens Königin in Erfurts [Dauern. 1 Aufenthalt: Zweimal hat Marie Eleonore in Erfurt geweilt. Das erste Mal erschien sie wenige Monate nach ihrem Gemahl. Es war am Shloestertage 1631, als sie ohne großes Gefolge zum Schmidtstedtertor hereinfuhr. In das Begrüßungsgeläut der großen Glocke mischte sich der lernte Donner der Wallund Burggeschütze. Aber auch die Bürgerschaft, die mit der Garnison Spalier in den Straßen bildete, jubelte ihr freudig entgegen. Die „hohe Lilie", der Stadt vornehmstes Absteigequartier, öffnete der Königin die gastlichen Pforten. Sie bewohnte dieselben Gemächer, die kurze Zeit vorher ihren Gemahl beherbergt hatten. Am Neujahrstage besuchte die Königin den Gottesdienst im Dom. Mit der Krone aus dem Haupte und umgeben von ihrem Gesolge, stieg sie die 70 Graden zu dem prächtigen Gottes hause empor. Da aber ihr Herz sie drängte, dem geliebten Gemahl entgegenzueilen, reiste sie schon am andern Tage nach Franken weiter. Doch trotz des kurzen Aufenthaltes hatten die Erfurter die Königin liebgewonnen; sie erblickten in ihr den Schutzengel der Stadt. 2 Aufenthalt: Im Oktober desselben Jahres kehrte sie noch einmal mit ihrem Gemahl nach Erfurt zurück. Gustav Adols wollte feine Gemahlin nicht dem unberechenbaren Geschick einer Feldschlacht aussetzen und Hatte darum Erfurt zu ihrer Residenz auserfeheu. Er selbst weilte nur für kurze Zeit (28. bis 30. Oft.) in der Stadt. Nachdem er fein Heer in wenigen Tagen auf dem ausgedehnten Johannesfelde geordnet hatte, zog er mit ihm nach Sachsen weiter. Am Dienstag, den 30. Oktober, drückte Marie Eleonore den letzten Kuß auf die Lippen ihres heißgeliebten Gemahls, der ungesäumt der großen Entscheidungsschlacht entgegenzog. Kaum war der König aufgebrochen, da verlegte die Königin ihren Wohnsitz von der „hohen Lilie" nach dem Anger, wo seit Jahresfrist der schwedische Statthalter residierte. Sie erwählte das Hans zum „schwarzen Löwen" (Anger 11), unmittelbar neben der Stattbalterei (Anger 10, Haus zum „weißen Löwen") gelegen und mit ihr durch einen Durchbruch verbunden, zur Wohnung. Tage von der Ankündigung des Todes Gustav Adolfs: Sieben Tage waren seit der schmerzlichen Trennung von ihrem Gemahl vergangen. Wieder war es ein Dienstag (6. November), und so trübselig grau, wie an diesem Nebeltag die Wolken herniederhingen, so bekümmert war das Herz der Königin. Ihre Gedanken weilten bei ihrem Gemahl, den sie in grausamer Feldschlacht glaubte. Frühzeitig senkte sich nächtliches Tun-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 215

1911 - Erfurt : Keyser
— 215 davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen fütterte O du glückliche, sorglose Jugend! u (Nach Const. Beyer u. ct.) 78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten. 6. 3anuar und 16. Itlai 1814. Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814 war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten französischen Regimenter. Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!" entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw... Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 219

1911 - Erfurt : Keyser
— 219 — Stadl herumzog und unter Trommelschall bekannt machte, daß Paris genommen, der Senat Napoleon abgesetzt und Ludwig Xviii. gehuldigt habe. Durch Kuriere kam die Nachricht, daß Bonaparte gefangen und nach der Insel Elba verwiesen sei mit einer Pension von 6 000 000 Frank. Abends war nochmals große Erleuchtung der (Ztadt. . . . (Nach E. W. Gräuel.) 80. Die Feierndes 1. Gedenktages der Leipziger Völkerschlacht. 1814. Am 15. Oktober wurde das Gedächtnis der ewig denkwürdigen Völkerschlacht bei Leipzig, wo Napoleons Glücksstern erbleichte und die Deutschen ihre Schmach rächten und ihren alten Heldenruhm wieder errangen, hier feierlich begangen. Ein wahres Nationalfest, das mit Recht wie ein heiliges durch ganz Deutschland gefeiert wurde. Die hier in Garnison liegenden 4 Bataillone zogen früh auf den Anger, wo an mehrere Krieger, die sich in der großen Schlacht ausgezeichnet hatten, eiserne Verdienstkreuze ausgeteilt wurden. In der Predigerkirche begann gegen 9 Uhr der feierliche Gottesdienst, der mit allen Glocken eingeläutet wurde. Nach Abfingung eines Lob- und Dankliedes mit musikalischer Begleitung tönte mächtig der prächtige Chor „Fall war sein Los" aus Händels „Judas Makkabäus" vom hohen Chor herab und schwellte die Brust jedes Zuhörers mit dem Gesühl wiedererrungener Freiheit. Auf ihn folgte Mozarts herrliche Kantate „Preis der Gottheit", nach deren Schluß Diakonus Lofsius die Kanzel bestieg und in einer herzlichen Rede die Vorteile schilderte, die Deutschland durch die Schlacht bei Leipzig errang, und zum Dank gegen Gott ermahnte, der die deutschen Waffen fo ausgezeichnet gesegnet. Ein feierliches „Herr Gott, dich loben wir" schloß die gottesdienstliche Feier, der eine große Menschenmenge beiwohnte. Nachmittags wurde die im benachbarten Steigerwalde gelegene, ehemalige Napoleonshöhe durch eine zahlreiche, aus Militär und Bürgern bestehende Versammlung aufs neue eingeweiht und ihr Name in Friedrich Wilhelmshöhe umgewandelt. Zu diesem Zwecke war der Platz mit der von Blumen reich umgebenen Büste des Königs geschmückt worden. Als es dunkel zu werden begann, glühte der Horizont von unzähligen Feuern, die auf allen umliegenden Höhen und Bergen brannten. Es waren ebensoviel Telegraphen, die Deutschlands Jubel von Höhe zu Höhe, von einem Ende zum andern fortpflanzten. Das gothaifche Schloß schimmerte wie ein in den Lüften schwebender Feenpalast aus weiter Ferne. Es war ein feierlicher Anblick. — Plötzlich ertönte der Klang der Maria gloriofa, vereint mit dem Klang aller übrigen Glocken der Stadt, aus dem

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 161

1911 - Erfurt : Keyser
— 161 — hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden. Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde. Falckenstein’sche Chronik. 53. Das Erfurter Friedensfeit. (1650.) Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht. Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend. Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade," l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld. i

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 187

1911 - Erfurt : Keyser
— 187 — ^ Heil Dir im Siegerkranz" gesungen. Nach Beendigung des Gesanges brach die Begeisterung der Versammelten mit stürmischer Macht hervor. Die Majestäten waren darüber so ersreut, daß sie sofort ihrer Freude und Zufriedenheit durch den Gouverneur von Wartensleben mündlich Ausdruck geben ließen. Am folgenden Morgen fand dann eine Parade der Garnison statt. Darauf begaben sich die Majestäten zur Predigerkirche, um dem Orgelspiel des damals berühmten Organisten dieser Kirche zu lauschen. Da der Zutritt jedermann gestattet war, so versammelten sich bald zahlreiche Bürger, um den König und die Königin noch einmal ungestört und nahe von Angesicht zu sehen. Der Liebreiz der hohen Frau und die freundliche Anmut ihres Wesens gewannen ihr aller Herzen. Dazu kam, daß eine Königin den Erfurtern etwas Neues war. Unter der geistlichen Herrschaft von Mainz hatten sie wohl einen Landesvater, aber keine Landesmutter gehabt. . Nachmittags begaben sich die hohen Herrschaften uut ihrem Gesolge und in Begleitung des Herzogs Karl August von Weimar in den Dreienbrunnen und verweilten in dem mit schönen Anlagen versehenen Garten der verwitweten Frau Hosrat Weißenborn bis zum kühlen Abend (Gedenkplatte im Luisenpark). Am frühen Morgen des 28. Juni erfolgte in aller Stille die Abreise des Königspaares (s. auch Bild im Rathaus: Huldigung der Stände). (Nach Coust. Beyer u, Lossius.) 66. Vor und nach der Jenaer Schlacht in Erfurt. Allerlei Vorbereitungen: Seit Anfang August 1806 war in Erfurt alles voll gespannter Ausmerksamkeil. Die kriegerischen Anstalten wurden immer ernstlicher. Eine Menge Schanzer arbeitete fortgesetzt an den Festungswerken, und eifrig wurden Schanzpfähle gesetzt. Alles zeigte an, daß der Kriegsschauplatz in Ersnrts Nähe kommen würde. Gerüchtweise verlautete, daß die Franzosen mit einem Einsalle in Thüringen drohten und schon an der Grenze von Meiningen ständen. Von Tag zu Tag zogen mehr Soldaten in die Stadt ein. Alle herrschaftlichen Böden und leerstehenden Gebäude wurden mit Getreide und Futtermitteln gefüllt. Der Kreuzgang der Predigerkirche wurde zum Pferdestall eingerichtet und die Prediger-Knaben-schnle in ein Vorratshaus umgewandelt. Oft war das Truppengewühl in der Stadt so groß, daß die Bürger Mühe hatten, sich durchzudrängen. Der König nebst Gemahlin und säst alle kommandierenden Generale waren in Ersnrt eingetroffen. Mit besonderer Ehrsnrcht betrachteten Die Ersnrter Bürger den Herzog von Braunschweig und den alten Helden Blücher.

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 104

1911 - Erfurt : Keyser
— 104 — ba£ östliche Ende des Angers vom Lutherberttmal bis zur Ober-postbirektion (zwischen bett Häusern „zum Linbwurm" und zur Sperrstange"). Der Rat hatte ein „Schauhaus" errichten, b. h. er hatte tmbebeefte Tribünen bauen lassen, einstöckig ttttb 12 Klaftern (72 Fuß = 22,50 m) lang. An bett Häusern selbst waren Wappen, Fahnen und Waffen angebracht. Quer über die breite Straße wallten brei lange -Lückier, die matt bottt Schauhause uach den gegenüber-liegenben Häusern ausgespannt hatte. Das mittelste Tuch war mit den Wappen der anwesenben Fürsten geziert. Der Turnierplatz selbst war mit Planken umzäunt und im Innern mit Sanb bestreut, 500 Wagen voll, wie der Chronist berichtet. Die Stadt hatte ein großes Aufgebot von 500 gepanzerten Knechten („Wapp-nern ) ausgestellt, ebenso waren die Fürsten in Stahlrüstnng und mit Streitaxt und Lanze bewehrt. Die Orbnnng hielt der Stabt-hauptmann Erf mit 80 Knechten in blankem Helm ttttb Harnisch ausrecht. Die Tore waren wohlbesetzt, ebenso die Cyriaksburg, ttttb in allen Klöstern würde Tag ttttb Nacht gute Wacht gehalten. Auch hatte man zur allgemeinen Sicherheit angeorbnet, wäh-renb der Nacht die alten, großen Eisenketten quer über die Straßen Zu spannen ttttb Hüter dabei auszustellen. Die gesamten Vorbereitungen halten zehn Wochen gebauert. Das Turnier: Am Dienstag, bett 5. Juli 1496, waren die Fürsten angekommen, begleitet von 200 Reisigen in schöner Rüstung, dazu 18 Grafen ttttb viele Ritter in glanzvollem Aufzuge, begrüßt vom Jubel des Volkes und dem Geschmetter der Trompeten. Das Turnier begann am 6. Juli mit einer kirchlichen Feier, zu welcher die Klänge der Gloriosa die Festteilnehmer nach der Kirche U. L. F., dem Dom, riefen. Hier warb um 8 Uhr ein feierliches Hochamt gehalten, ttttb um 11 Uhr ritten alle wohlgewappnet in die Bahn. Zahllose Zuschauer füllten die Räume ttttb bett Turnier-Platt, ttttb das Holzhaus bei dem „gülbeueu Hirsche" (Anger 68, jetzt Post) war von den Frauen und Jungfrauen, von Marfchällen, Hofmeistern, Kanzlern und Fürsten, sowie den Weitesten des Stabt-rates bicht besetzt. Ganz oben war der Stadt Gesinbe ttttb das gemeine Volk von den Fürsten. Nachbetn die am Turnier Beteiligten aus dem öffentlichen Festplatze das Mittagsmahl eingenommen hatten, begann das Kampfspiel bamit, daß von 20 Rittern je zwei und zwei mit scharfen Lanzen gegeneinanber ritten. Die Fürsten hatten babei den Vortritt. Brach eine Lanze in Stücke, so würden die Schwerter gezogen uttb mit ihnen auf Harnisch, Helm und Schild geschlagen. Als alle 10 Paare in dieser Weise gekämpft hatten, stellten sich 10 Ritter in der Nähe des „Lindwurms" (Warenhaus „Römischer Kaiser", Ecke Mehsartstraße), 10 bei der „Sperrstange" (Anger 12) auf und sprengten auf ein gegebenes Zeichen mit voller Macht aufeinander. Da gab es einen harten Zusammenstoß und manche Lanze brach in Splitter. Als die Staubwolke sich verzogen hatte, begann der Schwertkampf und

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 105

1911 - Erfurt : Keyser
— 105 — beim bunten Kampfgewühle stieg die Lust der Zuschauer auf das Höchste. Von denen, die dazu verordnet waren, wurden die Streitenden dann wieder mittelst langer Stangen geschieden und zogen friedlich in Paaren unter dem Schalle der Trompeten und Pauken in ihre Wohnungen. Jeder war herzlich froh, den Helm abnehmen zu können; denn es war an selbigem Tage heiß zum Ersticken, und der Kampf hatte bis um 5 Uhr gedauert. Die Nachfeier: Am Abend aber gab es ein prächtiges Fest. Dem alten Rathause gegenüber, im Hause „zu den großen Wölfen", jetzt Fischmarkt 17, erwartete die Blüte von Erfurts Frauen und Jungfrauen die Helden des Tages. Ein fröhlicher Tanz schloß sich an das Kampfspiel. Aus einem Fenster des Rathauses war eine Brücke zu jenem Haufe geschlagen, über welche die Festteilnehmer zum großen, prächtig geschmückten Rathaussaale zogen, als man des Tanzes müde war. Hier hatten die Fürsten eine köstliche „Kredenz" (Schenktisch) bereitet von über 100 Silbergefäßen, die alle reich vergoldet waren und großen Wert hatten. Auch der Rat hatte den Saal mit vielen goldenen Zierstücken und sonstigem Zierat geschmückt. Bei der Mahlzeit gab es mancherlei Naschwerk und köstliche Weine, und die Aeltesten der Stadt mit ihren Frauen und Töchtern nahmen an der Festlichkeit teil. In gleicher Weise wurde der Donnerstag gefeiert. Am Freitag zogen die Fürsten heim. Sie kamen aber am Sonnabend noch einmal zurück, begleitet vom Bruder, dem Erzbischof von Magdeburg, der Schwester, der Königin Christine von Dänemark, und der Tante, der Aebtissin Hedwig von Quedlinburg, und erneuerten das Fest. So hoch ging es freilich in Erfurt selten her, und noch lange sprach man von dem wohlgelungenen Feste. (Nach Dr. R. Thiele.) 36. Die grosse Prozession zu Ehren des heiligen fldolor und Eoban. Diese Prozession war eins der größten Volksfeste Thüringens und wurde alle 7 Jahre am Sonntage nach Pfingsten besonders würdevoll gefeiert. Nicht nur die gesamte Bevölkerung Erfurts, sondern auch die der näheren und weiteren Umgegend geriet in Ausregung. Am frühen Morgen zogen alle Geistlichen und Mönche der damals sehr zahlreichen Klöster und ihrer Kirchen und die Schüler der Kirchgemeindeschulen mit Fahnen und Kreuzen nach dem Dome. In ihm versammelte sich auch der gesamte Rat der Stadt mit allen äußern Zeichen seiner Würde und im größten Schmuck der Kleidung. Dazu kamen noch viele tausend Pilger, welche von nah und fern herbeigeströmt waren; sie füllten die weilen Räume der Kirche, ja ein großer Teil kniete noch auf dem Platze rings um den Dom.

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 160

1911 - Erfurt : Keyser
— 160 — werden konnte, mußten Kirchengeräte und manches häusliche Schmuckstück aus edlem Metall zur Einschmelzung abgeliefert werden. Sorgfältig sichtete der herzogliche Zahlmeister die einzelnen Stücke, gab die unechten zurück und verrechnete die anderen pfundweise. Die ersehnten Tausende kamen zusammen, doch welch' herrlichen Stücke einer mittelalterlichen Edelschmiedekunst gingen dadurch verloren! Vorteile der schwedischen Herrschaft für Die Stadt: Unter der schwedischen Herrschaft hat die Stadt aber auch mancherlei «nies empfangen. Gustav Adolf schenkte ihr sämtliche mainzischen Besitzungen und Rechte und erklärte sie für unabhängig. Infolge des königlichen Schenkungsbriefes wurden die katholischen Kirchen mit für den evangelischen Gottesdienst benutzt. Schon am 7. September 1632 fand die erste Gedenkfeier für Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld im Dom statt. Von 8 Uhr ab erklang dreimal „das große Geläut" und von 9 bis 10 brausten unter zweifacher ^rgelbegleitung deutsche Lobgesänge durch die hohen Hallen. Der Predigt folgte unter dem Donner der Wall- und Burggeschütze ein tausendstimmiges Tedeum (Lobgesang). Alter Zustand: Im Frieden von Prag (1635) jedoch mußte Erfurt seinen geschenkten Besitz wieder herausgeben und die mainzische Herrschaft neu anerkennen, wenn auch vom nächsten Jahre ab Burg- und Stadtkommando abermals in schwedische Hände überging. (Nach Pros. A. Kirchhofs.) 52. Belagerung Erfurts durch die Schweden. (1636.) Anno 1636 nach dem etliche jahr her viel jammer und elend des Krieges erlitten worden, kam endlich sedes belli1) gar in diss Land und wurde im Decembri nach erhaltener Schlacht bey Wittstock die stadt Erfurd von den Schwedischen belagert und zusamt der Burg per accordo2) eingenommen. Es sazte sich die Schwedische armada3) auf einen montag (19. Dez.) für der stadt auf den Daferstettischen berge, und weil die nacht vorher etzliche schanz-körbe und geschüz dahin gebracht worden, wurde denselben tag etwan um 1 uhr die stadt mit 21 schössen begrüsst, denen dann von Spelberge4) mit 22 schlissen aus halben karthaunen5) und anderen groben stücken geantwortet wurde, ohne was von der Burg her geschah. Dieweil aber der feind eitel feuerkugeln in die stadt geschossen, gieng von denselben ein feür unter dem Petersberge auf, welches fünf scheüren verzehrete, und weil die leüthe des handels ungewohnet wahren, es *) sedes belli = Kriegsschauplatz; 2) per accordo zu gleicher Zeit; ') Schwedische armada — Schwedische Kriegsmacht; 4i ciiöenöe der heutigen Balmhofstraße; 5) Karthaunen = Kanonen, deren Kugeln ',4 Zentner wogen (1. quartanaj.

10. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 35

1909 - Leipzig : Hirt
7. Königin Luise. 35 flusses groß geworden, so würden sie meinen, das müsse so sein. Daß es aber anders kommen kann, das sehen sie an dem ernsten Angesichte des Vaters und den östern Tränen der Mutter. Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich, daß er sie segne und seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen möge." Am Ende des Jahres 1809 wurde der Königin Sehnsucht erfüllt, wieder in ihre Hauptstadt Berlin zurückkehren zu können, die sie seit dem Jenaer Unglückstage nicht mehr gesehen hatte. Die ganze Reise von Königsberg nach der Hauptstadt sah einem Triumphzuge ähnlich; allerorten wurde dem geliebten Königspaare der rührendste Empfang bereitet. Ergreifend war der Einzug in Berlin. Im Sommer 1810 konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche erfüllt werden, sie durfte einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen und dort auch ihre geliebte Großmutter, die Führerin ihrer Jugend, wiedersehen. Aber sobald sie sich der mecklenburgischen Grenze näherte, wich ihre Heiterkeit, und bald wurde sie von tiefer Wehmut ergriffen, als ob ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Dahinscheidens ihre Seele erfasse. Diese Wehmut verließ sie nicht mehr, selbst inmitten der Freuden, die ihr am Hofe des Vaters bereitet wurden. Als einige Damen, die ihr von früher vertraut waren, mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck, wiesen, sagte sie: „Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurückbehalten, als es darauf ankam, meine Brillanten hinzugeben. Sie passen besser für mich; denn sie bedeuten Tränen, und ich habe deren so viele vergossen." Der König kam ihr nach Strelitz nach. Um die Zeit seines Besuches in ländlicher Stille zuzubringen, fuhren alle nach dem Lustschlosse Hohenzieritz. Dort kam die Königin leidend an. Bald stellten sich Husten und Fieber ein. Zwanzig Tage schwebte sie zwischen Leben und Tod. So nahte die neunte Stunde des 19. Juli 1810, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. „Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod!" rief die Leidende. Der König saß an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und mit dem Ausrufe: „Herr Jesus, mach es kurz!" die Seele aushauchte. Der König war zurückgesunken; er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrücken, „seines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet". Preußen und ganz Deutschland trauerten mit dem Könige um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist. Die entschlafene königliche 3*
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