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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 187

1911 - Erfurt : Keyser
— 187 — ^ Heil Dir im Siegerkranz" gesungen. Nach Beendigung des Gesanges brach die Begeisterung der Versammelten mit stürmischer Macht hervor. Die Majestäten waren darüber so ersreut, daß sie sofort ihrer Freude und Zufriedenheit durch den Gouverneur von Wartensleben mündlich Ausdruck geben ließen. Am folgenden Morgen fand dann eine Parade der Garnison statt. Darauf begaben sich die Majestäten zur Predigerkirche, um dem Orgelspiel des damals berühmten Organisten dieser Kirche zu lauschen. Da der Zutritt jedermann gestattet war, so versammelten sich bald zahlreiche Bürger, um den König und die Königin noch einmal ungestört und nahe von Angesicht zu sehen. Der Liebreiz der hohen Frau und die freundliche Anmut ihres Wesens gewannen ihr aller Herzen. Dazu kam, daß eine Königin den Erfurtern etwas Neues war. Unter der geistlichen Herrschaft von Mainz hatten sie wohl einen Landesvater, aber keine Landesmutter gehabt. . Nachmittags begaben sich die hohen Herrschaften uut ihrem Gesolge und in Begleitung des Herzogs Karl August von Weimar in den Dreienbrunnen und verweilten in dem mit schönen Anlagen versehenen Garten der verwitweten Frau Hosrat Weißenborn bis zum kühlen Abend (Gedenkplatte im Luisenpark). Am frühen Morgen des 28. Juni erfolgte in aller Stille die Abreise des Königspaares (s. auch Bild im Rathaus: Huldigung der Stände). (Nach Coust. Beyer u, Lossius.) 66. Vor und nach der Jenaer Schlacht in Erfurt. Allerlei Vorbereitungen: Seit Anfang August 1806 war in Erfurt alles voll gespannter Ausmerksamkeil. Die kriegerischen Anstalten wurden immer ernstlicher. Eine Menge Schanzer arbeitete fortgesetzt an den Festungswerken, und eifrig wurden Schanzpfähle gesetzt. Alles zeigte an, daß der Kriegsschauplatz in Ersnrts Nähe kommen würde. Gerüchtweise verlautete, daß die Franzosen mit einem Einsalle in Thüringen drohten und schon an der Grenze von Meiningen ständen. Von Tag zu Tag zogen mehr Soldaten in die Stadt ein. Alle herrschaftlichen Böden und leerstehenden Gebäude wurden mit Getreide und Futtermitteln gefüllt. Der Kreuzgang der Predigerkirche wurde zum Pferdestall eingerichtet und die Prediger-Knaben-schnle in ein Vorratshaus umgewandelt. Oft war das Truppengewühl in der Stadt so groß, daß die Bürger Mühe hatten, sich durchzudrängen. Der König nebst Gemahlin und säst alle kommandierenden Generale waren in Ersnrt eingetroffen. Mit besonderer Ehrsnrcht betrachteten Die Ersnrter Bürger den Herzog von Braunschweig und den alten Helden Blücher.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 63

1911 - Erfurt : Keyser
— 63 — Glaube jedem Manne gestattet, so viele Frauen zu nehmen, als er ernähren kann. Und die Liebe der Jungfrau und die Hoffnung auf Befreiung bezwangen den Grafen. Er gab endlich der Sultanstochter das Versprechen, sich mit ihr ehelich zu verbinden, wenn sie ihm die Freiheit verschossen und ihm folgen wolle. Die Liebe der Jungfrau wußte alle Schwierigkeiten, die sich dem Fluchtplane entgegenstellten, zu überwinden. Flucht und Heimkehr: Mit Schätzen reich versehen, ent- flohen beide ans einem Schisse und kamen nach sechswöchentlicher Fahrt zu Venedig an. Hier fand der Graf seinen liebsten und vertrautesten Diener, der ihn überall gesucht hatte. Er erfuhr vou ihm, daß daheim noch alles gut stehe. Ans diese Nachricht reiste Graf Ludwig ohne Verzug nach Rom und teilte dem Papste ©re gor Ix., den man den Großen nannte, sein Schicksal mit. Der Papst begnadigte den Grafen mit stattlichen Gaben, heiligte die Jungfrau durch das Sakrament der Taufe und gab dem Grafen Empfehlungsbriefe an den Kaiser mit. Gras Ludwig kehrte nun sofort über die Alpen durch Bayern und Franken nach Thüringen zurück. Als er noch zwei Tagereisen vom Schloß Gleichen entfernt war, reiste er der Sarazenin voraus. Er kam zu Weib und Kindern und wurde aufs freudigste von feiner Gemahlin wieder erkannt und willkommen geheißen. Der Graf teilte feiner Hausfrau alles mit und bewog sein Weib zu Dank und Liebe gegen die Fremde, durch die er die Seinen und sein Land wiedergesehen hatte. Wie sie sich nun der Burg näherte, zog ihr der ©ras mit seiner Gemahlin und seinen zahlreichen Freunden, die von allen Seiten zur Begrüßung herbeigeströmt waren, mit großem Festgepränge entgegen, holte sie feierlich ein und führte sie wie im Triumphe in die Burg. Die Stätte der ersten Begegnung am Bergesfuße, an welcher beide Frauen einander schwesterlich umarmten und küßten, wurde alsbald „Freudenthal" genannt, und der längst verwahrloste, jetzt schnell hergestellte Weg zur Burg hinan hieß fortan „der Türkenweg" (Bilder im Rathaus). Inniges Familienleben: Jederzeit hat die Gräfin von Gleichen die Sarazenin als ihres geliebten Herrn Erretterin geehrt und geliebt, und letztere hat diese Liebe durch Demut und Freundlichkeit vergolten. Niemals ist gehört worden, daß irgend ein Mißverständnis oder eine Klage zwischen den beiden Gemahlinnen des Grafen entstanden, sondern jede hat ihren Herrn in Einigkeit und Freundlichkeit allezeit lieb und wert gehabt. Die Sarazenin war mit hoher Schönheit geschmückt, aber es blieben ihr Kinder versagt, umsomehr liebte sie die Kinder der deutschen Gräfin und trug für deren Wohlergehen die fleißigste Sorge. Sie war ein Muster aller Frömmigkeit, aller Würde, aller Demut, aller Holdseligkeit und Freundlichkeit. Gemeinsames Grab: In ziemlich hohen Jahren starb sie und wurde im Skt. Petri-Stist zu Erfurt feierlich beigesetzt. Zwei

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 116

1902 - Karlsruhe : Lang
— 116 — gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser Napoleon und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen dauerte nur kurze Zeit, weil Napoleon seine Bundesgenossen mit Übermut und Verachtung behandelte. Ter preußische Staat hatte damals nicht mehr die innere Stärke wie in den Zeiten Friedrichs des Großen. König Friedrich Wilhelm Iii. war ein wohlwollender, und gewissenhafter Regent; allein seine vornehmsten Ratgeber waren zum Teil leichtsinnige und unfähige Männer, so besonders der Minister Haugwitz. Das preußische Heer hatte eine Stärke von 200 000 Mann; allein seine Ausbildung war seit dem großen Friedrich nicht fortgeschritten; die Generäle waren zum größten Teil alte, auch unfähige Männer, die jüngeren Offiziere, ausschließlich von Adel, waren wohl tapser, aber auch leichtfertig und übermütig. Der gemeine Mann hatte die alte Tüchtigkeit bewahrt; aber die Ausbildung der Soldaten war mehr für den Paradeplatz, als für das Schlachtfeld geeignet. Das Schlimmste war, daß man in verblendetem Stolze aus die Siege Friedrichs des Großeu das preußische Heer für unüberwindlich hielt und darum einen Krieg zwischen Preußen und Frankreich je eher je lieber herbeiwünschte. Im Sommer 1806 stellte Friedrich Wilhelm Iii. an Napoleon die Forderung, daß ein Bund der norddeutschen Staaten unter Preußens Führung errichtet werde, und daß die französischen Truppen aus Süddeutschland abziehen sollten. Da Napoleon diese Forderung abwies, wurde der Krieg erklärt. Mit Preußen waren nur der Kurfürst von Sachsen und der Herzog von Weimar verbunden. Ein Heer von 150 000 Mann rückte unter dem Oberbefehle des 75 jährigen Herzogs von Braunschweig gegen den Thüringer Wald, um die Franzosen am Marsch durch das Tal der Saale zu hindern. Der Herzog nahm mit der einen Hälfte des Heeres Stellung bei Weimar, die andere entsendete er unter dem Fürsten von Hohenlohe gegen Jena. Alle Anordnungen waren aber so schlecht getroffen, daß die größte Verwirrung entstand. Unerwartet schnell überstiegen die Franzosen den Thüringer Wald. Am 10. Oktober erlitt die preußische Vorhut eine Niederlage -bei Saalfeld; ihr Befehlshaber, der tapfere Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, starb Den Heldentod. Am 14. Oktober wurde das eine der preußischen Heere bei Jena, das andere bei Auerstädt, drei Stunden von Jena, besiegt. Die preußischen Soldaten kämpften mit der größten Tapferkeit; aber die Generale hatten den Kopf verloren, und dadurch wurde die Verwirrung so groß, daß bedeutende Heeres-abteilnngen von der Flucht mit fortgerissen wurden, ehe sie einen Schuß getan hatten. Der Herzog von Braunschweig wurde durch einen Streifschuß am Kopf schwer verwundet und

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 117

1902 - Karlsruhe : Lang
— 117 — geblendet und fiel in Gefangenschaft. Am 25. Oktober zog der siegreiche Franzosenkaiser in Berlin ein./ Drei Tage darauf ergab sich Fürst Hohenlohe mit dem Rest seiner Truppen, 10 000 Mann, und wurde kriegsgesangen. Der Niederlage auf dem Schlachtfelde folgte der schmachvolle Verlust der stärksten Gneisenau. Festungen des preußischen Htaates: Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstriu; dieselben waren mit allem Nötigen wohlversehen und hatten ausreichende Besatzungen, wurden jedoch durch Feigheit und Kopflosigkeit der Befehlshaber ohne Verteidigung kleinen französischen Heeresabteilungen übergeben. Von allen Generalen verlor nur der tapfere Blücher den Mut nicht. Er fammelte nach der Schlacht etwa 14 000 Mann und schlug sich mit denselben nach Lübeck durch, kämpfte in den Straßen dieser Stadt mit größter Tapferkeit gegen ein übermächtiges Franzosenheer, mußte aber schließlich — jedoch mit allen Ehren — bei Ratkau sich ergeben, weil er weder Brot noch Schießbedarf mehr hatte. Ein erhebendes Beispiel von Vaterlandsliebe gab die Bürgerschaft der Festung Kolberg, welche mit dem Bürger Nettelbeck den tapferen Befehlshaber Gneisenau in der Verteidigung so

5. Die Zeit der Umwälzungen - S. 80

1909 - Leipzig : Hirt
80 Ouellenstze. Alters und Naturells sind, anschmiegend und kindlich . . . Von der kleinen Luise lt sich noch nichts sagen. Sie heit Luise; mge sie ihrer Ahnsran, der liebenswrdigen und frommen Luise von Oranien, der wrdigen Gemahlin des Groen Kurfrsten, hnlich werden! Da habe ich Ihnen, geliebter Vater, meine ganze Galerie vorgefhrt. Sie werden sagen: Das ist ja eine in ihre Kinder verliebte Mutter, die an ihnen nur Gutes sieht und fr ihre Fehler und Mngel keine Augen hat. Und in Wahrheit, bse Anlagen, die fr die Zukunft besorgt machen, finde ich an allen nicht. Sie haben wie andere Menschenkinder auch ihre Unarten; aber diese verlieren sich mit der Zeit, sowie sie verstndiger werden. Umstnde und Verhltnisse erziehen den Menschen, und fr unsere Kinder mag es gut sein, da sie die ernste Seite des Lebens kennen. Wren sie im Sche des berflusses und der Bequemlichkeit groß geworden, so wrden sie meinen, das msse so sein. . . . Ich schreibe Ihnen dies, geliebter Vater, damit Sie mit Beruhigung an uns denken. Ihrem freundlichen Andenken empfehle ich meinen Mann, auch unsere Kinder alle, die dem ehrwrdigen Grovater die Hnde kssen; und ich bin und bleibe, bester Vater, Ihre dankbare Tochter Luise. 2) Knechtschaft macht gegen Herrschaftswechsel gleichgltig; Grundeigentum macht streitkhn zur Verteidigung. Es ist des Hausbewohners Kampf gegen den Ein-brechet. Die Mglichkeit mu jeder vor sich sehen, Grundeigentum zu erwerben, und noch im Leben, nicht erst im Tode, wo die Erde doch ein Grab hergeben mu. Brgerfreiheit macht gesund, froh und glcklich .... Der Schwei des Frners ist Fluch, der Schwei des Freien ist Segen; Freiheit hat Einden belebt, Knechtschaft Lustgefilde verdet. *) (Jahn.) 3) So wenig fr Mein treues Volk als fr Deutsche bedarf es einer Rechen-schaft der die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem un-verblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der bermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hlfte meiner Untertanen mir entri, gab uns feine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelhmt sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstflei unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung... Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wit, was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wit, was Euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den Groen Kurfrsten, den Groen Friedrich. Bleibt eingedenk der Gter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkmpfte: Gewiffensfreiheit, Ehre, Uttab-hngigkeit, Handel, Kunstflei und Wissenschaft. Gedenkt des groen Beispiels unserer mchtigen Verbndeten, der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind fr gleiche Gter gegen mchtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmtigen Schweizer und Niederlnder. Groe Opfer werden von allen Stnden gefordert werden, denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. . . Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mgen, sie wiegen die heiligen Gter nicht auf, fr die wir sie hingeben, fr die wir streiten und siegen mssen, wenn wir nicht aufhren wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen fr unsere Existenz, unsere Unabhngigkeit, unseren Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es, als eilten ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wrdet *) 2. 3. nach Schilling, Quellenbuch.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 650

1906 - München : Oldenbourg
650 142. Unser Prinzregenl Luitpold. der Prinz f&tne Verlobte im schönsten Dome der Welt, im Dom zu Florenz, zum Traualtar. Der deutsche Prinz muß einen liebenswürdigen Eindruck auf die Landsleute seiner Braut gemacht haben. Als ich vor zehn Jahren auf einer Wanderung durch umbrisches Gelände in dem bescheidenen Dörfchen Ripafratta Rast machte, wurde ich vom greisen Wirtspaar mit gutmütiger Neugier nach dem Wohin und Woher gefragt. Als ich meine Heimat nannte, erinnerten sich die Alten sofort des principe bavarese, der — molto tempo sä — in Firenze Hochzeit hielt, und wurden bei meinen Nachrichten von ihm jugendlich lebendig! Das glückliche Familienleben trug wesentlich dazu bei, im reifenden Manne das schölte Gleichgewicht von Wollen und Können, von Ehrgeiz und Einsicht zu festigen, das den Hochgestellten sowohl vor abenteuerlichen Wagnissen, zu denen das Jahr 1848 genugsam Gelegenheit bot, wie vor verhängnisvollem Widerstreben gegen das Unabwendbare schützte. Eine neue Zeit im Völkerleben meldete sich stürmisch an. Der Prinz' blieb der rechtschaffene, pflichtgetreue Maun wie immer. Die Unruhe und Schwüle der Gemüter bei der Veränderung Jahrhunderte gültiger Werte, wenn sie je seiner sich bemächtigten, trug er nicht in den Frieden seines Daheims. Erst in den sechziger Jahren kamen die Prüfungen, unter denen er um ein Wort Schillers zu gebrauchen „die Erfahrung seiner Kraft machte" und bewies, daß es nicht nur bk glücklichen Umstände waren, die ihm „alle Pflichten zum leichten Spiel" gestalteten. Entrissen ward ihm in einer kurzen Spanne Zeit der Bruder und treueste Freund, sein edler König Max, die Schwester Hildegard, die treue, geliebte Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder! Das Jahr 1864 hatte heiter begonnen. Im Fasching fand auf Befehl und nach den Angaben des Königs ein glänzendes Kostümfest im Residenz- theater statt. Die Hofgesellschaft erschien zu demselben in der Tracht, die 100 Jahre früher bei der Eröffnung des Theaters am Hofe des Kurfürsten Max Iii. Joseph die übliche war. Prinz Luitpold stellte den Kurfürsten dar, Königin Marie die Kurfürstin. König Max, fröhlich mit den Fröhlichen, hatte dem Schauspiel und Tanz bis zum Schlüsse beigewohnt. Schon ein paar Wochen später harrte die kalte Winternacht hindurch eine tausendkovfige Menge vor dem erleuchteten Königsschloß und betete für ihren tödlich erkrankten Fürsten und brach in Schluchzen und Wehklagen aus bei der Botschaft, daß sich die guten Augen des Königs für immer geschlossen hatten. An feiner Bahre weinte ein ganzes, wehzerrissenes Volk, denn wir Deutsche danken ehrlich unsern Fürsten Lieb' mit Liebe! Am 14. März gab Prinz Luitpold dem Bruder das letzte Geleit. Unmittelbar darauf rief ihn die Nachricht von der schweren Erkrankung der Erzherzogin Hildegard, Gemahlin Erzherzog Albrechts, nach Wien. Er traf an einem Totenbette ein. Die erst 38 jährige war dem Excelsior! ihres königlichen Bruders nachgefolgt. . . In schwarzen Gewändern, in aller Stille beging der Heimgekehrte am 15. April mit seiner Familie die 20jährige Hoch-

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 377

1888 - Berlin : Hertz
Patent vom 24. Juli 1807. 377 mein Hans. Unsere heißen Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Euerm neuen Landesherrn; seid Ihm, was Ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus Meiuem und der Meinigen Herzen vertilgen." Von vielen Seiten gingen die rührendsten Antworten auf diesen edlen, einfachen Abschied ein; besonders ist die treuherzige Erwiderung der Bauern der Grafschaft Mark it. s. w. bekannt geworden. Sie schrieben dem Könige: „Das Herz wollte uns brechen, als wir Deinen Abschied lasen, und wir konnten uns nicht überreden, daß wir aufhören sollten, Deine treuen Unterthanen zu sein, wir, die wir Dich immer so lieb hatten. So wahr wir leben, es ist nicht Deine Schuld, wenn Deine Feldherren und Räthe zu betäubt und verwirrt waren, um die zerstreuten Schaaren zu uns herzuführen, und sie mit unseren Landknechten vereint zu einem neuen Kampfe aufzurufen. Leib und Leben hätten wir daran gewagt, denn Du mußt wissen, daß in unseren Adern das Blut der alreu Cherusker noch feurig rollt, und wir noch stolz darauf sind, Hermann und Wittekind unsere Landsleute zu nennen. Auf unserem Grunde und Boden liegt das Siegesfeld, wo unsere Vorfahren die Feinde, welche das Deutsche Gebiet verwüsten wollten, so schlugen, daß sie das Ausstehen vergaßen. Wir hätten sicher das Vaterland errettet, denn unsere Landknechte haben Mark in den Knochen, und ihre Seelen sind noch nicht verderbt. Unsere Weiber säugen selbst ihre Kinder, unsere Töchter sind keine Modeaffen, und der Zeitgeist hat seine Pestluft noch nicht über uns ausgegossen. Indessen können wir dem Willen des Schicksals nicht entgehen. Lebe denn wohl, alter, guter König! Gott gebe, daß der Ueberrest Deines Landes Dich treuere Feldherren und klügere Räthe finden lasse, als die waren, die Dich betrübten. Ihrem Rathe mußtest Du zuweilen wohl folgen, denn Du bist ja nicht allwissend, wie der große Geist der Welten. Können wir aufstehen gegen den eisernen Arm des Schicksales? Wir müssen alle mit männlichem Muthe dulden, was nicht in unserem Vermögen ist zu ändern. Gott stehe uns bei. Wir hoffen, daß unser neuer Herr auch unser Landesvater sein, und unsere Sprache, unseren Glauben und unseren Bürgerstand eben so erhalten und achten werde, wie Du, guter, lieber König, es immer gethan hast. Gott gebe Dir Frieden, Gesundheit und Freude." Von den Landestheilen, welche Preußen im Tilsiter Frieden abtreten mußte, wurden Südpreußen, fast ganz Neuostpreußen, der südliche Netzdistrict und Culm zu dem neugebildeten Großherzogthume Warschau gewiesen, welches dem Könige von Sachsen zum Lohne seiner Dienste gegen Napoleon übergeben wurde. — Einen Theil von Neuostpreußen, nämlich den District Bialhstock, erhielt Rußland, welches es ungeachtet des früheren Bündnisses mit Preußen nicht verschmähet^ sich an der Beute aus Preußens Fall zu betheiligen. Die Stadt Danzig sollte unter Preußens und Polens Schutz eine freie Stadt werden, aber da ein französischer Befehlshaber dort blieb, konnte die Unabhängigkeit nur eine scheinbare sein. Cottbus kam an Sachsen, welches dagegen andere Bezirke (seinen Antheil an Mansfeld u. a.) Frankreich zur Verfügung überließ. Das Fürstenthum Baireuth gab Napoleon (jedoch erst 1810) anbaieru. Erfurt, welches der Kaiser als einen trefflichen Stützpunkt in der Mitte Deutschlands für die Entfaltung seines

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 78

1897 - Leipzig : Hirt
78 zugewendet, und hrt nicht, da die Thre aufgeht und einige Personen eintreten. Erst als eine mnnliche Stimme ihr zuruft.- Liebe Frau, die Prinze Wilhelm ist hier, um sich persnlich nach Ihnen zu erkundigen," fhrt sie herum und verliert fast die Besinnung bei dem unerwarteten Besuche. Aber die hohe Frau spricht so gtig ihr zu, da sie ihr bald ihre Lage schildern kann. Nun wurde fr ihre Pflege gesorgt, und sie wurde gerettet. 4. Reicher entwickelte sich noch das Familienleben, als die jungen Prinzen (der Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel-Friedrich, Prinz Adalbert, Prinz August Wilhelm, Prinz Oskar. Prinz Joachim) geboren waren. Der Vater wie die Mutter widmete sich mit Eingebung den elterlichen Pflichten und kannten kein hheres Glck, als mit den Kindern zusammen zu sein. Als zu den sechs Brdern noch eine Tochter hinzukam, nannte sie bedeutungsvoll der Vater: Viktoria Luise. Dieser Name er-innerte an seine Gemahlin und seine Mutter, sowie zugleich an die unvergeliche Knigin Luise. 5. Die Geburt der ltesten Prinzen hatte noch Kaiser Wilhelm I. erlebt. Voll hoher Freude hatte er ausgerufen, als er den ltesten Urenkel im Arme hielt: Hurra, vier Könige! Spter bildeten die Besuche seiner Urenkel das ganze Entzcken des greisen Herrschers. Wenn sie in sein Arbeitszimmer strmten und einer den andern berholen wollte, um zuerst dem Urgrovater die Hand zu kssen, muten sie sich daran hatte sie der Vater schon frh gewhnt - der Reihe nach aufstellen. Dann wurde jeder nach seinem Namen, seinem Alter und seinem Geburtstage gefragt. Regelmig hie es dann: Warum habt Ihr denn Euern jngsten Bruder nicht mitgebracht? Nicht wahr, Ihr seid ihm gewi wieder zu schnell fortgelaufen?" Groe Heiterkeit und endlich, kaum vernehmbar: Aber Urgrovater, der kann ja noch nicht laufen!" - Ja so, das hatte ich ver-gefsen; und da wolltet Ihr wohl nicht warten, bis er's gelernt hat?" Nein, nein, nein, aber er kommt auch bald." Nachdem jeder ein kleines Geschenk erhalten hatte, tollten sie wieder davon; denn das litt der Urgro-Vater trotz aller Liebe nicht, da sie in seinem Zimmer spielten; mit der Ordnung wre es dann bald vorbei gewesen. Auch der Vater hielt streng auf Ordnung. Einmal gingen die kleinen Prinzen im Schlohofe, wo an dem Thore eine Schildwache stand, spazieren. Es machte ihnen unendlich viel Vergngen, da der Soldat vor ihnen prsentierte. Nun richteten sie es so ein, da sie bei ihrem Auf- und Abwandeln stets an der Schildwache vorber kamen. So mute der Posten

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 42

1897 - Leipzig : Hirt
42 In Brglen, nahe bei Altorf, lebte ein khner Schtze, Wilhelm Tell, der Schwiegersohn Walther Frsts. Er hatte als Jger wie als Schiffer nicht feines gleichen. An Gefahren hatte er feine Luft; Thatkrast und Geistesgegenwart verlieen ihn nie. Er war dem Landvogt Geler wohl bekannt; auf einem schmalen Wege, wo ein Ausweichen unmglich war, hatten sie sich einmal getroffen; Tell htte Geler leicht in den Abgrund stoen knnen, und der Landvogt war vor Schrecken bleich geworden, als er sich in der Gewalt des gefrchteten Mannes fah. Aber Tell hatte den Wehrlosen geschont. Dank erntete er nicht dafr. Dieser Tell ging mit feinem Sohne achtlos an dem aufgestellten Hute vorber; da wurde er von Gelers Sldnern ergriffen und vor den Land-vogt gebracht; dieser verurteilte ihn mit teuflischem Hohne dazu, von dem Haupte des eignen Kindes einen Apfel zu schieen; fehle er beim ersten Schu, so msse er sterben. Tell bat um Gottes willen, ihn nicht zu einer so unnatrlichen That zu zwingen. Vergebens: Geler drohte, ihn und das Kind dem Tode zu berliefern, wenn er nicht gehorche. Nach hartem Seelenkampfe ergriff Tell, weil er keinen andern Ausweg fah, die Armbrust und legte auf das geliebte Haupt an. Und siehe da: der mutige Knabe hatte im Vertrauen auf die sichere Hand des Vaters nicht gezittert, und den Tell hatte seine Kunst im entscheidenden Augenblicke nicht im Stiche ge-laffen; er hatte fein und des Sohnes Leben durch den glcklichen Schu errettet. Aber der argwhnische Landvogt hatte beobachtet, wie Tell zwei Pfeile feinem Kcher entnommen hatte. Er fragte, scheinbar ganz harmlos, fr wen das zweite Gescho bestimmt gewesen wre. Als Tell gegen seine Gewohnheit mit der Sprache nicht heraus wollte, sicherte er ihm feierlichst das Leben zu, wie auch immer der Bescheid lautete. Nun brach der lange verhaltene Groll aus dem Herzen des gemarterten Vaters heraus: Herr Landvogt, der zweite Pfeil war fr Euch bestimmt, wenn ich mein Kind verletzt htte. Und wahrlich, Euch wrde ich nicht gefehlt haben!" Diesen kecken Freimut hatte Geler ja hervorlocken wollen, um Tell doch noch verderben zu knnen. Wohl Tell, das Leben habe ich Dir zugesichert", rief er aus; aber in ewiger Gefangenschaft will ich Dich halten um mich vor Dir zu sichern." Die Knechte sollten ihn foffen und binden. Die groe Aufregung, in welche das Volk bei diesem Verfahren des Land-vogts geriet, lie befrchten, da fchon jetzt ein unvorbereiteter Aufstand ausbrechen mchte. Doch gelang es den Fhrern, die Menge zurckzuhalten. So konnte Tell von den Schergen Gelers auf ein Schiff gebracht werden,
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TM Hauptwörter (200)200

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