4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
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und Bergnamen weisen aus die einstigen keltischen Bewohner des Landes zurück, wie die der Isar, des Lechs, Inns u. a. Die Erhaltung aller dieser Namen beweist auch, daß die keltische Bevölkerung keineswegs von den Römern ausgerottet wurde, wie man früher vielfach annahm, sondern daß sie unter römischer Herrschaft im Lande wie bisher fortlebte.
Die Zivilisation des Volkes war eine augenscheinlich sehr entwickelte, die Wohnstättenfuude lassen auf eine gewisse Behaglichkeit der Wohnungen und auf deren Ausstattung mit vielem Luxnsgeräte, wie Spiegeln, Bronzefiguren, Glasgefäßen, Zierat aller Art schließen; die Körperpflege wird durch die in Grabfunden vorkommenden Bartmesser, Haarscheren, Züngelchen u. a. als eine schon verfeinerte erwiesen. Gewebespuren an den Eisen- und Holzresten der Gräbersunde sowie die vielen Fibeln deuten auf das Tragen von Leibröcken und Mänteln, von langen Frauenkleidern und Kopfschleiern 2c. hin. Der reiche Frauenschmuck steht dem der provinzial-römischen Zeit nicht nach.
Auch die von Cäsar geschilderten gallischen Verteidigungsanlagen und Zufluchtsstätten (oppida) finden wir in unserem Lande. Der große Ringwall von Manching ist solch eine Volksberge in Kriegsnöten, wie ähnliche in Baden (Zarten) und Böhmen (Stradonitz) bekannt sind. Auch die eigentlichen Befestigungen an Flüssen, wie z. B. an der Isar, der Mangs all, dem Lech, welche unter dem Namen Bürgen, Burgen im Volke bekannt sind, rühren aller Wahrscheinlichkeit nach von den Vindelikern her und stammen vielleicht aus deren letzten blutigen Kümpfen mit den Römern um ihre Unabhängigkeit.
Wir finden also unmittelbar vor der römischen Eroberung des Landes das Volk ans einer hochentwickelten, national eigentümlichen Kulturstufe, mehr oder-minder zivilisiert, in festem staatlichen Gefüge, mit gegliederten sozialen Ständen, einem entwickelten Industrie- und Handwerksbetrieb, einem eigentümlichen, ausgebildeten Ackerban, in Städten und Dörfern wohnend, mit Verteidigungsanlagen und Volksburgen.
Zum erstenmal ist der Schleier, der über den Völkern der Vorgeschichte lagert, etwas gelüftet. Wir kennen die Stammeszugehörigkeit und den Namen des Volkes und vieler seiner Städte. Weit abgerückt ist seine Kultur von den uns mythologisch anmutenden dunklen Lebensverhaltnissen der vorgeschichtlichen namenlosen Völker, die aus unserem Boden vorher wohnten.
Diesen keltischen Stämmen der Vindeliker und Noriker, die ihre Wohnsitze noch behauptet hatten, als ihre nördlich angesessenen Stammverwandten, die Helveter und Bojer, schon dem Ansturm der Germanen weichen mußten, war es beschieden, daß sie mit den erprobten, festgefügten Legionen und der überlegenen Staatskunst Roms den Kamps aufnehmen mußten. Der Ausgang war schon mit Rücksicht auf die beiderseitigen Machtverhältnisse nicht zweifelhaft, auch wenn die keltischen Stämme nicht, wie wir dies von den Galliern durch Cäsar bezeugt wissen, an steter Uneinigkeit gelitten hätten und politisch in fester Hand zusammengehalten gewesen wären. Die Vindeliker erlagen im Jahre 15 v. Chr.
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49. Elisabeth Charlotte.
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kommen wir an die Schranke biefer Natur: Nur das absolut Menschliche ist für ihren Gesichtskreis vorhanden. Sobald etwas abstrakt wirb — und alle Weltpolitik ist boch schließlich eilt kombinatorisches Spiel mit abstrakten Großen — ist es für die Liselotte einfach nicht mehr ba. Daher dann durch beu ganzen Verlauf ihrer zahllosen Briefe hindurch die merkwürbige Erscheinung, daß diese von einem leibenschastlichen, beinahe elementaren Gefühl für ihre bentfche Heimat erfüllte Frau für Deutschlaub als Politischen Begriff keine Spnr von Verständnis zeigt. Heimat fühlt man — Vaterlanb muß man benken können, und was Liselotte nicht fühlt, kann sie auch nicht beukeu. Wenn sie Nachrichten bekommt über die Verwüstung der Psalz, die Zerstörung Heibelbergs, wacht sie zur Nacht im Bette vom Schlafe auf und kann vor Weinen nicht wieber einschlafen — wenn sie von den Kriegen Frankreichs mit dem Deutschen Reich, vom Raube Straßbnrgs hört, steht sie wie eine unbeteiligte Zuschauerin zur Seite. Ist das ein Mangel? Jedett-salls ist es bentsch, typisch beutsch, und bies eben, daß uns die Eigenschaften der deutschen Art in dieser Tochter ihres Landes mit einer Unmittelbarkeit, Naivität und Haubgreislichkeit entgegentreten, daß man von ihr wie von einem aufgeschlagenen Buche alle Vorzüge und alle Mängel der deutschen Natur ablesen sann, das macht uns Deutschen die Gestalt biefer unserer Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte, zu einem bleibenben Wertstück für alle Zeiten.
Und einer solchen Frau mußte es befchieben sein, daß eine Ehe, in die sie „wider Willen und aus purem Gehorsam" gegangen war, dazu benutzt wurde, ihre unschuldsvolle Person zur Brandfackel zu machen, mit der man ihre Heimat und das Hans, in dem sie geboren war, in Asche legte; bettn als mit Karl Lubwigs Sohne Karl der Mannesstamm von Psalz-Simmern 1685 erlosch und die Linie Pfalz-Neuburg die Herrschaft über die Pfalz antrat, benutzte Ludwig Xiv., der inzwischen die Politik der Reunionskammern begonnen hatte, die von ihm behaupteten, in Wahrheit gar nicht tiorhembenen Erban-sprüche seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte um seinerseits Rechte auf die Pfalz geltenb zu machen. Tränen und Beteuerungen Liselottes, daß sie nicht betrau bettfe Ansprüche zu erheben, gingen natürlich an bett Ohren eines Louvois, der die Seele all biefer Dinge war, wie ein Vogelgezwitscher vorüber. Karl Ludwig aber, ihr Vater, der über die oben erwähnten Plünderungen Turennes so außer sich geraten war, daß.er an diesen geschrieben und ihn, „weil er ohne ebenbürtiges Heer kein anberes Mittel der Rache ober Genugtuung durch eigene Hand habe", persönlich zum Zweikampfe geforbert hatte, legte sich mit dem verzweifelten Gefühl, daß feine Lebensarbeit und die Aufopferung feines Kindes eine vergebliche gewesen, am 28. August 1680 zum Sterben.
Das Haus Karl Ludwigs aber, das Hans, in dem Liselotte geboren worden war, was wurde aus ihm?
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Deutschlaub Liselotte Elisabeth_Charlotte Liselotte Karl_Lubwigs Karl Karl Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Elisabeth_Charlotte Karl_Ludwig Karl Ludwig August Karl_Ludwigs Karl Ludwigs Hans
17
Die immer schwcher werdenden Nachkommen Chlodwigs wurden der-drngt von einem krftigeren Geschlechte, dessen tchtigster Spro Karl der Groe war. Er zeichnete sich aus durch einen stattlichen Krper von heldenhafter Gre, durch klare, groe, feurige Augen, einnehmende Gesichts-zge, Wohllaut der Stimme, feste, mnnliche Haltung. Von Natur heiter und freundlich, konnte er doch auch furchtbar zrnen und strafen. Eine ge-waltige Willenskraft, unermdliche Thtigkeit, ein wunderbarer Scharfblick machten ihn zum geborenen Herrscher, und doch fhlte er sich nirgends be-friedigter als im Kreise seiner Familie, fr die er zrtlich und gewissenhast sorgte. Aufgewachsen unter Kriegsleuten und voller Lust an den Gefahren und Beschwerden, die Krieg und Jagd mit sich bringen, suchte er doch bis in sein hchstes Alter hinein sich die Bildung, .die ihm infolge mangelhafter Erziehung fehlte, anzueignen. Als Mann noch lernte er die damals seltene Kunst des Schreibens, und in schlaflosen Stunden bte er die schwere Hand in der Fhrung des Griffels.
2. Nur ein solcher Mann konnte die Zersplitterung der germanischen Stmme beseitigen und ihre Einheit herstellen.
30 Jahre kmpfte er gegen die wilden Sachsen, die mit List und Ge-walt sich in ihren Wldern und Smpfen gegen die Unterwerfung strubten. Einen König, der alle Krieger zum Kampfe gegen den Feind gefhrt htte, hatten sie noch nicht; sie whlten einen Herzog, dem nur freiwillig Gehr-sam geleistet wurde, so weit jeder wollte. Widukind so hie er war anfangs unermdlich im Kampfe und erschpfte die Geduld des Gegners fo sehr, da dieser sich zu den hrtesten Maregeln entschlo. Es ist das dunkelste Blatt in der Geschichte Karls, da er, freilich aufs uerste ge-reizt durch einen heimtckischen berfall feines Heeres, an einem Tage 4500 Sachsen hinrichten lie. Er erreichte durch diese Grausamkeit nicht einmal seinen Zweck, die Sachsen von allen ferneren Aufftandsversuchen abzuschrecken.
Im Gegenteil: als Widukind jetzt racheschnaubend durch die Gaue seiner Landsleute eilte, da strmten ihm so groe Scharen von Kriegern zu, da er statt der kleinen Kmpfe, auf die er sich bisher hatte beschrnken mssen, zwei groe Feldschlachten wagen konnte. Zu seinem Unglck: denn gnzlich besiegt, mute er nun einsehen, da jeder Widerstand gegen die Kriegskunst Karls vergeblich sei. Zur Weihnachtszeit kam er (785) an das Hostager des Frankenknigs, um sich taufen zu lasten. Seinem Beispiele folgte die Mehrzahl der Sachsen.
Damit hrte der Kampf allmhlich auf; Karl hatte die groe Aufaabe
Wagner. Deutsche Lebensbilder. Ausgabe B. o
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs Karl_der_Groe Karl Karls Karls Karl Karl Wagner
Extrahierte Ortsnamen: Chlodwigs Sachsen Karls Sachsen Sachsen Karls Frankenknigs Sachsen
Pantheon des Agrippa, das Kolosieum, der Triumphbogen des Titus, die Trajanfule, das Grabmal des Hadrian (Tafel Iv, 7 und 10). Unter den Erzeugnissen der Bildnerei waren die Standbilder der Kaiser besonders zahlreich (Taf. Iv, 6).
Die Dichtkunst erhob sich zur Zeit des Augustus in den Werken des Vergil, Horaz und Ovid zu hherer knstlerischer Ausbildung. Vergil hat in dem Heldengedichte neis" die Irrfahrten des neas nach der Zerstrung Trojas und seine Ansiedelung in Italien besungen und damit den Ursprung des glorreichen augustischen Kaiserhauses verherrlicht; Horaz hat Oden gedichtet und in Satiren und Episteln die Zustnde seiner Zeit und die Leidenschaften und Thorheiten der Menschen mit geistreichem Witz und treffender Wahrheit geschildert; Ovid, der fruchtbarste und gewandteste rmische Dichter, hat in seinem bekanntesten Werke, den Metamor-phosen" (Verwandlungen), die Dichtungen der Sagenwelt in kunstreicher Verknpfung zusammengefat.
In der Geschichtschreibung haben sich Livius und Tacitus aus-gezeichnet. Livius. der dem Zeitalter des Augustus angehrte, verfate eine Geschichte Roms vom Anfang bis auf feine Zeit. Tacitus, der unter Trojan lebte, bat die Zustnde der Kaiserzeit mit ergreifendem Ernste in knappem Stile dargestellt.
63. (62.)
Die christliche Kirche der drei ersten Jahrhunderte.
1. Ausbreitung des Christentums. Whrend der Staat der Juden mit der Zerstrung Jerusalems (70) unterging, machte die Aus-breitung des Christentums schnelle Fortschritte. Seine ersten Be-kenner gewann das Christentum nicht unter den Vornehmen und Gebildeten, sondern in den niederen Stnden des Volkes; aber Sklaven und Frauen brachten es bald in all e Klassen der Gesellschaft. Selbst die schweren Ver-folgungen, welche es erfahren sollte, gereichten ihm nur zur Frderung.
2. Christeuverfolgungcn. Die Verfolgungen des Christentums im rmischen Reiche gingen teils vom Volke aus, das die Christen fr Gottes-leugner hielt, teils von der Obrigkeit, welcher die neue Religion als staats-gefhrlich galt. Man zhlt zehn Verfolgungen, die schwersten unter Nero,.Trojan, Maro Aurel, Decius und Diokletian. Mit dem Kaiser Kon-stantinus nderte sich die Lage. Schon frher war er dem Christentum gnstig gewesen; nach dem Siege der seinen Mitkaiser Maxentius (312), welchen er dem Zeichen des Kreuzes (in diesem wirst du siegen") zuschrieb, erlie er ein Gesetz, das den Christen freie Religionsbung gewhrte.
3. Kirchenverfassung. Die Verfassung der christlichen Kirche in der Zeit der Apostel war sehr einfach. An der Spitze der gesamten Ge-
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Extrahierte Personennamen: Augustus Livius Livius Augustus Christeuverfolgungcn Maro_Aurel Diokletian Apostel
Innere Zustnde im Rmischen Reiche.
31
Die Entartung der Sitten entging scharfen Beobachtern nicht. Der haitier Martialis geielte sie in seinen Epigrammen, Persius und Juvenalis entwarfen in ihren Satiren dstere Schilderungen von dem Leben ihrer Zeitgenossen.
Wer inmitten dieses Verfalls aber nach festen Regeln fr sein Han-bellt suchte, roanbte sich der stoischen Philosophie zu. Seneca aus Corboba in Spanien, der Lehrer Neros, gab ihren Gebanken m glan-zenber Form Ausbruck. Der gefeiertste Vertreter ihrer Lehren aber wrbe Epiktet. Ertrage und entsage!" [avtxov xt cm%ov.) Gebulb und Enthaltsamkeit war der Grundsatz seiner Ethik; das sei Tugend.
Niemals zhlte die stoische Philosophie vielleicht mehr Anhnger als damals' denn alle die, die zu den Kaisern in Opposition standen, wandten sich ihr zu, weil sie das republikanische Staatsideal pflegte, und die Philosophen erlitten darum mehrmals Verfolgungen. Im 2. Jahrhundert gewann die Schule auch unter den Kaisern Anhnger, Mark Aurel wurde ihr letzter namhafter Schriftsteller.
Unzweifelhaft zeigte ja das Leben unter Nerva und feinen Nachfol-gern weniger abschreckenbe Zge als unter den Julisch-Klaubischen Kaisern. Man war sich bewut, ba den Geist der Zeit eine gewisse Humanitt auszeichne, und hanbelte banach. Dem Herrn wrbe das uerste Recht der den Sklaven, das Recht, ihn zu tten, genommen. Man machte Stiftungen fr Kinder armer Leute, aus benen ihnen bis zu einem ge-wissen Lebensalter der Unterhalt gereicht wrbe (Alimentationen). Aber den langsam fortschreitenden wirtschaftlichen Verfall hielt man nicht auf, schon Habrian sah sich gentigt, Steuernachlsfe zu bewilligen. Mit tiefem Pessimismus beurteilt Mark Aurel (161180) seine Zeit.
Die rmische Literatur hat noch ihr silbernes Zeitalter. Unter Trajan schrieb Tacitus (54117?), der Verfasser der Germania, in Griechenlanb Plutarch vergleichend Biographien bebeutenber Griechen und Rmer und philosophische Schriften.
11. Die Christen. Bei weitem das bebeutenbste Ereignis in der inneren Geschichte der Kaiserzeit ist die Ausbreitung des Christentums.
Von Jerusalem hatte sich die Gemeinbe der Jnger an die nahe Kste des Mittelmeeres geflchtet. In Antiochien kam der Name Christen" fr sie auf. Paulus gab dem Christentum den Charakter der Weltreligion. Sehr frh entstaub eine Gemeinbe in Rom.
Nach dem Branbe Roms verfolgte Nero die Christen, nicht wegen ihres Glaubens, sonbern weil man ihnen die Brandstiftung schitlb gab.
Schon in der Zeit der Flavier hatten die Christen zahlreiche Anhnger; sogar Mitglieber des Kaiserhauses scheinen zu ihnen gehrt zu haben. Bereits um das Jahr 100 finb sie im ganzen Morgenlanbe verbreitet.
Seit Trajan nahm der Rmische Staat Stellung zu dem Christentum. Man hatte das Gefhl, ba man sich mit der neuen Religion irgendwie anseinanbersetzen msse. So zeigt Celsus das ernsthafte Bestreben, den Aberglauben" der Christen zu widerlegen, wogegen Lucian sie mit frivolem Spotte verfolgt.
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Autor: Dinkler, Rudolf, Lambeck, Gustav, Rühlmann, Paul
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Geschlecht (WdK): Jungen
Die nationale Verteidigung 15
c) Dantons Rede in der Nationalversammlung?
Lin Teil des Volkes wird an die Grenze abgehen, ein anderer wird
Verschanzungen auswerfen, und ein dritter Teil wird mit seinen Piken
das Innere unserer Städte verteidigen. Allein dies ist nicht genug: man muß überall Abgeordnete und (Eilboten hinsenden, um ganz Frankreich aufzufordern, daß es dem Beispiele von Paris folge; man muß ein Gesetz erlassen, das jedem Bürger bei Todesstrafe gebietet, entweder selbst zu dienen oder seine Waffen abzuliefern. . . . Die Kanone, welche Sie hören werden, ist nicht die Lärmkanone, sondern das Zeichen zum Sturme aus die Feinde des Vaterlandes, was bedarf es, um sie zu besiegen, um sie niederzuschmettern ? — Kühnheit, wieder Kühnheit, und immer Kühnheit!
5. vie Verurteilung der Königs.
a) 5aint-)ust?
wie, der Ausschuß sowohl, als seine Gegner suchen ängstlich nach Formen, den ehemaligen König zu richten? Ihr gebt euch vergeblich Tltühe, den König zu einem Staatsbürger zu machen, ihn zu dieser würde zu erheben, um Gesetze zu finden, die ihr gegen ihn anwenden könnt? Ich im Gegenteile sage, der König ist kein Staatsbürger; er muß als Feind gerichtet werden; wir haben ihn weniger zu richten als zu bekämpfen, und da er nicht in den Vereinigungsvertrag der Franzosen einbegriffen ist, so sind die Formen des gerichtlichen Verfahrens gegen ihn nicht im bürgerlichen, sondern im Völkerrechte zu suchen. . ..
Einen König wie einen Staatsbürger richten! Dieses wort wird die kalte Nachwelt in (Erstaunen setzen. Richten heißt, das Gesetz anwenden; ein Gesetz ist ein Verhältnis der Gerechtigkeit: welches Verhältnis der Gerechtigkeit ist aber zwischen der Menschheit und den Königen ? — Das Regieren an und für sich schon ist ein verbrechen, das nicht begnadigt werden kann, das ein Volk nur zu seiner Schande erduldet, und gegen welches jeder einzelne Mensch ein besonderes Recht hat. . . .
Ittan wird eines Tages staunen, daß man im 18. Jahrhundert weiter zurück war, als zu Cäsars Zeit: hier wurde der Wüterich im vollen Senate erdolcht, ohne weitere Förmlichkeiten als dreiundzwanzig Stöße, und ohne ein anderes Gesetz, als die Freiheit Roms. Und heute macht man mit Achtung einem Manne den Prozeß, welcher das Volk hinschlachtete und auf frischer Tat ergriffen wurde!
b) Rouget.
Die Stellung des Königs war nach der Verfassung von 1791 foi= gende: (Er stand der Volksvertretung gegenüber, um mit ihr zu wett-
1 Thiers, a. a. (D. Ii, S. 42ff.
5 (Ein sehr jugendlicher, strenger und kalter Fanatiker. Thiers, a. a. (D. Ii, S. 197 ff.
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68 Geschichte der Römer.
verschiedenen Volksklassen nach dem vermögen bestimmt. Der Gemahl seiner Tochter Tullia, Lucius Earqumius, ermordet ihn, um schneller zur Herrschaft zu gelangen.
7. Earquinius Superbus (der hofsärtige) bringt durch glückliche Kriege die ganze Landschaft Latium unter römische Herrschaft, erbaut den höchsten Göttern einen Tempel auf dem Kapitol, der Burg von Hont, und erwirbt die sibyllini-schen Bücher. Kber er behandelt das Volk gewalttätig. Die Mißhandlung der edlen Lucretia durch seinen Sohn Dztuar"9 veranlaßt einen Huf stand unter Brutus und die Der»
qumier 510 treibung der Tarquinier 510 v. Thr.
§ 41. Zustände -er Nönigszeit.
Charakter 1. Charakter und Leben des Volkes. Das altrömische Volk
hatte einen einfachen, auf das Nützliche gerichteten Sinn, lebendiges Zamiliengefühl, warme Vaterlandsliebe, fromme Leben (Ehrfurcht gegen die Götter. Strenge 3ucht herrschte in haus und Staat. Ittann und Frau lebten in Fleiß, Genügsamkeit und Sitte. Der Mann bebaute den Kcker und opferte der Vaterstadt bereitwillig Leben und Gut. Die 5rau hatte eine freiere Stellung als die griechische Frau; sie war die Beraterin des Mannes, herrschte im Hause und durfte auch außerhalb des Hauses verkehren. Doch steht auf den Grabmälern römischer Frauen als Lob: sie war häuslich und spann wolle. Die römische wohnung Wohnung bestand zuerst wohl nur aus einem Raum, dem rauch« Kieiöung geschwärzten Htrium; einfach war auch die Kleidung beider Geschlechter,' sie bestand, wie die der Griechen, aus einem Untergewande, der Tunika, und einem mantelähnlichen Gbergewande, der Toga.
Reügion 2. Religion. Die ernste würde, die dem Römer eigen war,
übertrug er auch auf seine Religion, die übrigens im Laufe der Zeit viel fremde, besonders griechische Gottheiten, aufnahm. Neben dem Himmelsgott Jupiter und seiner Gemahlin Juno, der Göttin der (Ehe, wurden vor allen die Kriegsgottheiten Mars und Minerva verehrt; Mars galt als Rhnherr der Könige und wie Minerva als Schutzgottheit des kriegerischen Staates. (Eine hohe Verehrung genoß auch Vesta, die Göttin des Herbfeuers, der Häuslichkeit. Der doppelköpfige Janus war ursprünglich der Sonnengott, späterhin der Gott alles Hnfangs, der Türen und Tore (tz 40, 3. 2). Sciturnus war der Gott der Saaten. Neben diesen Gottheiten verehrten die Römer als göttliche Wesen auch geistige Begriffe, z. B. die Tugend (Dirtus), die (Eintracht (Toncordia), das Glück
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Milde bewogen und machte es zur Residenz. Die Langobarden eroberten Oberitalien außer dem östlichen Teile desselben (mit Ravenna und Venedig), und der Nordostküste (Ligurien), ja sie bemächtigten sich eines Teiles von Mittel- und Süditalien, nur das römische Gebiet, Neapel, Apulien und Calabrien verblieben den Oströmern. Der Übermut führte Alboiu zu einem gewaltsamen Ende. Er hatte sich aus dem Schädel des erschlagenen Schwiegervaters einen Trinkbecher machen lassen und zwaug Rosamunde bei einem Festmahle, daraus zu trinken. Dies mahnte die Tochter an die Pflicht der Blutrache. Sie gewann einen riesenstarken Langobarden für ihren Plan, und der Uuhold ermordete den Köuig iu dessen Schlafgemach. Rosamnnde floh, der Rache des erzürnten Volkes ausweichend, nach Ravenna und fand dort, von Verbrechen zu Verbrechen fortgerissen, einen schrecklichen Tod durch Gist. Die Langobarden aber behielten die Herrschaft in Italien.
13. Papst Gregor der Große.
Mitten unter den Wirren und Schrecken der Völkerwanderung entwickelte sich die christliche Kirche aus ihren ersten Anfängen ungestört weiter zu einer weltumfassenden Macht; auch dies zeugt für die dem Christeutume innewohnende göttliche Kraft. Immer mehr Völker beugten sich vor der Lehre von der Erlösung, Sieger und Besiegte fanden sich zusammen unter dem Kreuze. Zwar schien es, als sollte das Wort Christi in dem Streite um theologische Begriffe untergehen, der im oströmischen Reiche fortdauerte, allein es ist nicht zu verkennen, daß selbst diese abstrakten dogmatischen Grübeleien dazu dienten, das Gebäude der christlichen Lehre gegen willkürliche Deutungen abzuschließen, denn ohne dieselben würde die Gefahr, daß die christliche Kirche sich in unzählige Sekten auslöste, nicht beseitigt worden sein.
Eine der merkwürdigsten Erscheinungen der christlichen Begeisterung ist das Mönchswesen. Es ging von Ägypten aus, wo frühzeitig Einsiedler in gänzlicher Abgeschlossenheit von der Welt sich in Andachtsübungen versenkten und durch freiwillige Entbehrungen den Himmel zu verdienen suchten. Ein solcher ägyptischer Heiliger war Antonius, der im dritten Jahrhunderte lebte. Er sammelte zuerst Gleichgesinnte
um sich und wurde, indem er so eine Einsiedlerkolonie gründete, der
Stifter des Mönchswesens. Sein Schüler Pachomius gab dem
Kloster eine bestimmte Einrichtung, den Mönchen eine feste Lebens-
ordnung. Armut, uneheliches Leben und Gehorsam waren die Gelübde, welche der Eintretende ablegen mußte. Die seitdem gebräuchlichen Namen bedürfen einer Erklärung. „Mönch" ist ursprünglich ein griechisches Wort und bedeutet Einsiedler (lat. rnunachus pl. monachi), das
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Extrahierte Personennamen: Rosamnnde Gregor_der_Große Gregor Antonius Antonius
32. Die Entdeckung Amerikas.
61
Wichtige Erfindung immer weitere Fortschritte, und bald war man imstande, ganze Bcher mit einzelnen Lettern zu drucken. Das erste so gedruckte Werk war eine lateinische Bibel Alle Welt staunte der die neue Kunst, welche die Erfinder sorgfltig geheimhielten. Die Mnche, die sich in der eintrglichen Arbeit des Bcherabschreibens bedroht sahen, verschrien sie als Schwarzkunst, d. h. als Zauberei. Allein das Geheimnis konnte nicht lange bewahrt bleiben. Durch die Druckergesellen der Mainzer Werksttte wurde die Erfindung weiterverbreitet. Bald entstanden Buchdruckereien in mehreren andern Stdten, und nach kaum 50 Iahren druckte man Bcher in fast allen Lndern Europas.
3. Wichtigkeit der vuchdruckerkunst. Welch gewaltige Folgen diese Erfindung haben nutzte, Itzt sich leicht begreifen. Was weise Männer Grotzes und herrliches dachten und ersannen, das konnte nun in kurzer Zeit allen bekannt werden. Das Wort Gottes konnte auch in die Hnde des Volkes, ja in die Htten der Armen gelangen. Der Unterricht in den Schulen wurde durch die gedruckten Bcher sehr erleichtert. Erst durch diese Erfindung ist es mglich geworden, da die geistige Bildung in immer weitere Kreise dringen konnte.
32. Die Entdeckung Amerikas.
1. Die Entdeckungsfahrten der Portugiesen. Die Erzeugnisse des Morgenlandes, die man seit den Kreuzzgen in Europa so hoch schtzte, stammten meistens aus Indien. Sie wurden durch Kraber nach Syrien und gypten gebracht, von dort durch italienische Kaufleute abgeholt und von Italien aus fr Hohe preise im Abendlande verkauft. Als das westliche Asien und gypten in die Hnde der Trken geriet, begann dieser Handelsverkehr zu stocken, und die Abendlnder bestrebten sich deshalb, einen Seeweg nach Indien zu finden. Indien kann zur See durch die Umschiffung Afrikas erreicht werden. Rber dieser Weg war damals noch nicht bekannt - man wute noch nicht einmal, wie weit sich dieser Erdteil nach Sden erstreckte. Ja, man hielt eine Umschiffung Afrikas fr unmglich. Unter dem quator", behauptete man, ist die Hitze so furchtbar, datz das Meer kocht und jedes Schiff in Brand gert."
(Endlich wagte es der Sohn eines Knigs von Portugal, Prinz Heinrich der Seefahrer, die Westkste Afrikas zu erforschen. Er
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europas Gottes Amerikas Europa Indien Syrien Italien Asien Indien Indien Afrikas Afrikas Portugal Afrikas
Heiteres von den Russen in Ostpreußen.
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meisteramt abzuliefern. Wer mit Waffen betroffen wird oder gar schießt, wird ebenfalls mit dem Tode durch Erhängen bestraft." F. S
6. Stolze Antwort des Kommandanten der Feste Boyen.
Im Weltkriege wurde überall dem Feinde mutig entgegengetreten. Insonderheit hat sich auch die ostpreußische Festung Boyen bei Lötzen heldenmütig gegen die Russen verteidigt, welche sie vom 23. August bis 4. September 1914 belagerten. Schon am 14. August forderte der Führer der russischen Kolonne den Kommandanten der Feste Boyen, Oberst Busse, auf, sie zu übergeben. In dem Schreiben hieß es unter anderem:
„Lötzen ist schon von den Truppen der russischen Kaiserlichen Armee ganz eingeschlossen. Unnützlich ist eine weitere Verteidigung der Festung. Mir ist befohlen. Sie zu beauftragen, die Festung freiwillig uns zu übergeben; damit kann man vermeiden unnützliche Verluste.
Sie haben zu Ihrer Verfügung vier (Stunden, um die unsere Bedingungen zu überlegen. Wenn Sie nicht wollen mit dieser Bedingung zufrieden sein, so wird man mit offener Kraft die Festung nehmen und in diesem Falle doch kein Stein auf Stein nicht gelassen wird."
Auf dieses hochmütige Schreiben gab der tapfere Kommandant folgende stolze Antwort:
„Ihre Aufforderung, die Festung zu übergeben, weise ich für mich und meine tapfere Besatzung als im höchsten Grade beleidigend zurück." —
Die Festung Boyen hielt sich, und so wurde auch die Stadt Lötzen vor den Russen gerettet. F. S.
72. Heiteres von den Russen in Ostpreußen.
1. Wie weit ist bis Berlin?
In einem Dorfe bei Angerburg war russische Einquartierung. Einer der Soldaten fand in der Wohnung des Lehrers eine große Karte mit Strichen kreuz und quer, die er für Eisenbahnlinien hielt. Er verfolgte die Linien mit dem Finger und fand nicht, was er suchte. Endlich fragte er: „Wo ist Berlin?"
Das konnte ihm der Lehrer beim besten Willen nicht zeigen, weil die Eisenbahnkarte nichts anderes war als die Schnittmusterbeilage einer Modenzeitung.
Dieser einfältige Russe unterhielt sich mit seinem O.uartiergeber über Berlin. Alle Russen träumten bekanntlich von dem raschen Einzuge in unsere Hauptstadt. Man hörte häufig sagen: „Heute sind wir hier, morgen in Königsberg, übermorgen in Berlin."
„Wie weit ist bis Berlin?" fragte der Russe. „Sind fünfzig Kilometer?"
„Viel weiter!" sagte der Lehrer.
Der Russe wurde zornig. „Ist nicht wahr, sind nicht fünfzig Kilometer, soll nicht sein."
„Na, denn nicht. Sagen wir also dreißig Kilometer."
„Sind nicht dreißig Kilometer, ist viel näher."
„Gut, also zwanzig Kilometer. Sind Sie nun zufrieden?"
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