Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
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TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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154
C. Länderkunde.
Bodengestalt. Es sind zu unterscheiden! a) Italienisches Alpenland,
b) Oderitalienisches Tiefland (Po-Ebene), c Apenninland.
a) Italienisches Alpenland. Italien besitzt den Jnnenrand der Alpen,
der namentlich im W steil nach dem Tieflande abstürzt. In den Ostalpen
beschränkt sich Italiens Anteil fast ganz aus die Südlichen Kalkalpen.
Die Schweiz und Österreich schieben sich mit dem Kanton Tessin und mit Tirol
bis an den Südsaum der Alpeu in italienisches Gebiet hinein. In den Süd-
rand der Alpen eingebettet liegen die wegen ihrer Schönheit berühmten ober-
italienischen Seen (teils auch auf Schweizer und Tiroler Gebiet). Es
find von W nach 0: Lago Maggiore, Luganer, Eomer und Gardasee.
87. Lombardische Fruchtebene bei Mailand.
b) Das Oberitalicnische Tiefland oder die Po-Ebeue war ursprünglich
eine Bucht des Adriatischen Meeres, ist aber durch Hebung des Landes
und Anssülluug mit Siukstoffeu der Alpeu- und Apeumuflüsse allmählich
zugeschüttet wordeu. Der Po ist schiffbar und fließt auf eine Strecke von
400 km zwischen hohen Dämmen. •— Nördlich vom Po, mit ihm durch
Nebenarme verbunden, mündet die Etsch.
Die Ebene ist uuter dem Einflüsse der Wärme und reicher Bewässerung
von üppigster Fruchtbarkeit. Mit ihren Ulmen- und Pappelreiheu, zwischen
denen der Wein rankt, ihren Ölbäumen und Obsthainen und den der Seiden-
raupenzncht dienenden Maulbeerbäumen gleicht sie von fern einem Park.
Unter den Bäumen gedeihen Mais und Weizen, an feuchten Stellen auch
Reis. Auf fetten Wiesen wird Milchvieh gehalten. Deshalb ist das Land
aufs dichteste besiedelt und der wichtigste Teil des Königreichs..
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47
finden sich große Moore l.,Ried", „Moos"), so das Donauried nordöstlich
von Ulm, das Dachauer Moos nordwestlich von München. Wie in Nord-
deutschlaud, so liefern auch hier die Moore deu Bewohnern den Brennstoff.
Aufgaben. 1. Wo liegen die Quellen der Nebenflüsse, wie ist ihre Richtung
nach der Mündung zu verschieden? 2. Wo folgen die Eisenbahnen den Flüssen?
3. Welche Flüsse kreuzt die Bahn Salzburg— Müuchen—ulm?
§ 59. Am Fuße der Alpen breiten sich langgestreckte Seen aus, dar-
unter der Chiemsee (Bayrisches Meer) mit Herrenchiemsee, dem Pracht-
strotzenden, von König Ludwig Ii. erbauten Schloß, der Starnberger
See und der Bodensee (Schwäbisches Meer). Der Bodensee ist unter den
deutschen Seen der größte. Der Hauptteil, der Obersee, hat nach W zwei
32. Torfstich in Oberbayern.
Fortsetzungen, den Überlinger See mit der Insel Mainau und den Unter-
linger See mit der Insel Reichenau. Fünf Staaten stoßen an seine Ufer,
zahlreiche Bahnen berühren ihn, ein reicher Verkehr belebt seine Fluten.
Auf einer Insel liegt Lindau, der Endpunkt der aus Norddeutschland
kommenden Eisenbahnlinien. Friedrichshafen bildet den Endpunkt der
Bahn von Stuttgart her. Am Südufer liegt das badische Konstanz.
Zeichnung: Der Bodensee. Die Anteile der fünf Staaten am Uferrande
sind durch kleine senkrechte Striche zu bezeichnen, die Uferstädte sind einzutragen.
Bemerkung. Nur die im Unterricht behandelten Stoffe werden gezeichnet.
Aufgaben. 1. Was sagt das Bild Nr. 32 über den Torfstich in Oberbayern?
2. Wie faßt das Bild Nr. 33 Vergangenheit und Gegenwart zusammen?
3. Betrachte es und sprich dich im Zusammenhang darüber aus!
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25 Die Süddeutsche Hochebene. § 24
1. Es sind in Abb. 1, §24 die wichtigsten (siehe darüber die Anmerkung im Fuß)
Flüsse, Gebirge und Städte zu benennen. Dabei ist anzugeben, was bereits
aus einem früheren Unterricht über die Objekte bekannt ist. Es ist also zu
sprechen über:
Altmühl Ingolstadt O Lech Salzach
Augsburg ü Inn München ß Straubing O
Bayerwald Isar Nab Ulm ^
Donau Jura Passau O Zugspitze, 3000 m
Fichtelgebirge Königssee Regen
Itter Landshut O Regensburg |
2. Abb. 1, § 24 ist mit den wichtigsten Eintragungen (s. die Anmerkung im
Fuß) zu zeichnen, und zwar a) nach der Abb., b) aus dem Gedächtnis. Beachte dazu
die Hilfen links und rechts oben in der Skizze!
3. Nenne im Gebiet der Süddeutschen Hochebene Ivo Km-Strecken (nach
Abb. 1, § 24)!
a) Die Hochebene selbst.
1. Die Süddeutsche Hochebene nimmt die Stelle eiuer früheren breiten Senkung
zwischen Alpen und Iura ein, die von den Gletschern der Eiszeit mit Alpenschutt
ausgefüllt wurde (f. die schraffierte Schicht in Skizze 2, § 24; die Alpen sind nur
noch eine Ruine). Als sanft geneigte, schiefe Ebene ist sie den Alpen vorgelagert.
(Am französischen Außenrande der Alpen blieb die Senkung offen; sie bildet
hier eine sogenannte Grabenversenkung, in der die Rhone fließt.)
Abb. 2, §24. Schnitt durch die Alpen (südliche Kalkkette weggelassen) und die Süd-
deutsche Hochebene (8mal überhöht). Die gestrichelte Schicht bezeichnet den durch die Gletscher
und Gletscherwasser herübergetragenen Alpenschutt.
Zeichne den Schnitt: a) nach der Vorlage, b) aus dem Gedächtnis (alle Schrift weg-
lassen, desgl. die feiulinigen Berge bei der Zugspitze)!
2. Flüsse. Welche von den rechtsseitigen Donau-Nebeuflüssen kommen aus
den Algäuer Alpen (darunter auch die Wertach, Nebenfluß von?), welche aus
den Bayrischen Alpen? Welcher durchquert die ganzen Alpen?
Alle diese rechtsseitigen Nebenflüsse fließen rasch und regellos in breiten Betten,
die einst die Gletscher und Gletscherwasser furchten. Wenn sie zur Zeit des Hochwassers auf die
10-, 20-, ja 30- und 40 fache Wassermenge anschwellen und zeitweilig fast den ganzen Talboden
überfluten, dann bedecken sie das ihnen abgerungene Nutzland in kurzer Zeit mit unfruchtbaren
Sand- und Geröllmassen, des Ackerers mühevolles Werk für immer begrabend. Bis auf den
Inn sind sie für die Schiffahrt untauglich (Gruud?). Als Donauquelle wird man Brege
und Brigach bald wohl kaum mehr ansehen können, da ihr Wasser immer mehr unterirdisch
zur Aach und damit zum Rheingebiet (Bodensee) abgeleitet wird.
Bei Aufgabe 1 und 2 bleiben jetzt noch unberücksichtigt: die punktierten Flüsse,
die hohl gezeichneten Gebirge und diejenigen Städte und Bergspitzen, bei denen ein
Anfangsbuchstabe steht (sind für die spätere Schlußaufgabe bestimmt).
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26
(Photogr. Schaller, Stuttgart.)
Abb. 3, §24 Der Durchbruch der Donau durch den Jura.
Wir bücken flußabwärts in das schön gewundene, steilwandige Tal, das sich die Donau durch
die plattenförmige Hochfläche der Rauhen Alb hindurchgenagt hat. Die hellen Wände sind Kalkstein.
Den herrlichen Durchbruch der Donau Is. Text und Bild 3, § 241. Bis
Regensburg ist die Donau sehr flach; die Schiffahrt beginnt bei Ulm (bei welcher
Flußmündung?). —Diestädte an der Donau und ihren Nebenflüssen siehe unten.
§ 25 3. Seen und Moore. In einiger Entfernung von den Alpen dehnen sich
3 große, flache Seen, deren Betten wahrscheinlich einst durch die Gletscher ein-
gefurcht wurden. Zwischen welchen Flüssen liegen der Ammer- und der Starn-
berger (oder Würm-) See? Von welchen Jsar-Nebenslüssen werden sie durch-
flössen? Zwischen welchen Flüssen liegt der 85 qkm große (Shtent(ftent)j'ee? Durch
besonders schöne Ufer ist der Starnberger See ausgezeichnet. Er wird um-
säumt von waldbedeckten Bergen und von Landhäusern reicher Münchener. (Tod
Ludwigs Ii. 1886 beim Lustschloß Berg am Ostufer des nördlichen Teiles des
Sees.) Der Chiemsee hat zwar flache Ufer, ist aber reizvoll durch seine Inseln
(Herrenchiemsee und Frauenchiemsee) und durch den Blick auf die nahen, majestäti-
schen Alpen. Auf der Insel Herrenchiemsee erbaute Ludwig Ii. das Schloß gleichen
Namens. Es ist eine genaue Nachbildung des Versailler Schlosses und das prunk-
vollste der bayrischen Königsschlösser. — Noch weiter nördlich befinden sich an
Stelle einstiger flacher Gewässer große Moore, in Bayern Moose (Einzahl Moos),
in Schwaben (jenseits des Lechs!) Riede genannt. Sie sind jetzt aber zum größten
Teil in Kulturböden umgewandelt. (Wo das Donau-Moos, das Dachauer Moos,
das Erding er Moos?)
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Extrahierte Personennamen: Schaller Ludwigs Ludwig_Ii Ludwig Riede
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
15
ärmlicher Ausstattung. Die Blütezeit der Kultur hat bei uns nur ein Paar-Jahrhunderte, etwa durch das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., gedauert. Über die ethnologische Zugehörigkeit der Hallstattbevölkerung Bayerns herrscht die Vermutung, daß sie illyrische Veneter wareu, eine Annahme, die etymologisch aus einigen Resten von topographischen Namen gestützt wird, wie dem alten Namen des Bodensees — lacus venetus, dem Namen des Venetberges in Tirol, vielleicht auch dem des Venedigers u. a. Unbegründet und irrig aber ist die weitverbreitete Bezeichnung der Bevölkernng sowohl der Bronzezeit als der Hallstattleute als „Kelten".
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Von Franz Weber.*
Mit dem Anbruch des 5. Jahrhunderts vor ^unserer Zeitrechnung beginnt eiu neues Stilelement in den im antiken Sinn barbarischen Ländern Mitteleuropas aufzutreten, das den größten Teil des Kontinents bis aus die klassischen Länder ergreift und auf Jahrhunderte beherrscht. Diese Stilart ist aber nicht wie die früheren von Süd und Ost her von den Mittelmeergebieten hereingedrnngen, sondern es läßt sich ihr Ursprung mit Sicherheit aus dem westlichen Enropa, dem Sitz der keltischen Gallier, nachweisen. Hier in Frankreich hatte sich seit alter Zeit unter dem Einfluß der griechischen Küstenstädte ein nationaler Stil gebildet, der nunmehr seine Blüte erreicht hatte. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser erlangten Kulturhöhe stehen die nach sagenhaften Nachrichten der antiken Schriftsteller um diese Zeit beginnenden Wanderzüge der Kelten, die durch die Vermehrung der Bevölkerung und das Bedürfnis nach Ausdehnung veranlaßt worden sein und halb im Dämmer der Sage, halb im Frühlicht der Geschichte über Mitteleuropa bis Kleinasien und über Italien sich ergossen haben sollen. Auf diesen Wanderzügen soll auch das Land zwischen den Alpen und dem Main, das heutige Bayeru, wie auch Böhmen von keltischen Stämmen dauernd besetzt worden sein und zwar nördlich von Helvetern und Bojern, südlich von Vindelikern und Norikern. Inwieweit zu diesem sagenhaften geschichtlichen Gerippe die archäologischen Überreste und Funde des Landes die Gewandung abgeben können, soll hier an deren Hand näher untersucht werden.
Der La Te^nestil, wie diese neue Periode allgemein genannt wird, hat seinen Namen von dem ersten größeren Fundort |im Kanton Neuenburg in der Schweiz, der diese neue Stilrichtuug deutlich erkennen ließ. Auch diese Periode zerfällt in mehrere Abschnitte, von denen die beiden ersten auf eine ältere Stilart, die das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert ausfüllt, die beiden letzten auf eine jüngere hinweisen, von denen die eine das 3. und 2., die andere das 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung umfaßt. Die ältere
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Extrahierte Personennamen: Franz_Weber Franz
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Mitteleuropas Enropa Frankreich Mitteleuropa Kleinasien Italien Main Neuenburg Schweiz
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
23
preisgegeben werden. Dann bröckelt im Osten und im Westen immer mehr Gebiet ab, Regensburg geht verloren, die Grenzen bilden jetzt schon im Osten Vallatum (bei Manching) und im Westen die Juerlinie; schließlich können nur noch die mauerumgebenen Städte behauptet werden und am Ende zieht die offizielle und besitzende Klasse mit dem Rest der Garnisonen über die Alpen nach Italien zurück (488). Norikum und Rätien mit allen Städten, Staatsgebäuden, Kunstschätzen, Staatseinrichtungen und allen Errungenschaften eines fast 500jährigen zivilisatorischen Wirkens werden aufgegeben und sinken zu einem guten Teil in Trümmer, bis ueues Leben aus deu Ruinen erblüht.
5. Auf dem kastrum zur Pfünz (ad pontes) bei Eichstätt.
Don Karl
Wo die Spuren trotz'ger Quadermauer Unter Gras und Ginster liegen,
Lenkt die Pflugschar jetzt der Ackerbauer Und es weiden einsam Ziegen;
Wo die Tuba schmetternd weckte Ehedem die Lagerreih'n,
Zettel?)
Bläst der in das Moos gestreckte Hirte klagende Schalmei’n. Zittergras und Herbstzeitlosen Blüh'n um einen Weihestein Und ein Kranz von wilden Rosen Rahmt der Inschrift Zeichen ein.
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
Von Siegmund von Riezler?)
Mit der Eroberung durch die Römer beginnt die historische Periode für das bayerische Land. Die Ausdehnung der römischen Herrschaft über die Douaulandschasten war durch die Eroberung Galliens bedingt, dessen weit nach Norden vorgeschobene Grenze eines Schutzes bedurfte.
Im Jahre 15 v. Chr. bezwangen Tiberius und Drusus, die Stiefsöhne des Augustus, nach erbittertem Kampfe die Völkerschaften im heutigen Tirol, in der Ostschweiz und auf der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene westlich vom Inn. Die unterworfenen Länder wurden von den Römern als zwei Provinzen eingerichtet: Ratia und Norikum. Die erstere begriff auch Vindelikien und zeitweilig das obere Rhonetal, reichte westlich bis Psyn (Fines) im Thurgau und in das Gebiet der Donauguelleu, östlich bis zum Inn, südlich bis in die Gegend von Klausen und Meran. Bei Partschins und Seben standen Zollstätlen. Als glänzendste Kolonie Rätiens erhob sich Augsburg, Augusta Vindelieorum. Auf bayerischem Boden aber besand sich in Rätien keine bedeutende Stadt und überhaupt war Rätien, wie es scheint, weniger bevölkert als Norikum. Schuld daran trug wohl nicht nur die höhere, also auch rauhere Lage, sondern vielleicht auch der Umstand, daß die Bevölkerung
!) Dichtungen, S. 130. Eichstätt und Stuttgart, 1874, Krüll. *) Geschichte Bayerns, I. Band, S. 34 ff.
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Extrahierte Personennamen: Karl
Wo Karl Siegmund_von_Riezler Tiberius Drusus Augustus Augusta_Vindelieorum
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72. Die Isar als Berkehrsstraße einst und jetzt.
397
öffnet sich dem Blick ein Teil der Lände, welche damals zugleich als Holzlagerplatz zu dienen hatte. Das festtäglich ungezwungene Treiben unmittelbar am Strande der Isar aber und die Sorgfalt, mit welcher die Gewau-duug all der einzelnen fröhlichen Menschengruppen wiedergegeben wurde, läßt uns ahnen, daß die Künstler der Wahrheit die Ehre gaben. Seit Jahren ist diese vielbesuchte und unter König Ludwig I. auch in Künstlermund viel-
Das Wirtshaus zum „(Brünen Baum" in München.
genannte Stätte Altmünchens nicht mehr. Die Ordmarisuhren jedoch sind längst durch die Eisenbahnzüge verdrängt worden. Mag die Isar jedoch dem Verkehr gegenwärtig auch ungleich geringere Dienste leisten als in vergangenen Tagen, ihr Tal wird der lebensvollen und seinem Aussehen so durchaus angepaßten Staffage, welche ihm die Floßfahrt verleiht, auch in künftigen Zeiten keineswegs entbehren müssen. Am wenigsten aber dann, weint einst München durch eine Kanalverbindung an den Großschiffahrtsweg angeschlossen ist, der zum Segen für Bayerns wirtschaftliche Gesamtverhältnisse das Douangebiet mit den Main-Rheinlanden verknüpfen wird.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: München Großschiffahrtsweg Bayerns
98
Europa.
Die Bodengestaltung ist mannigfaltig. Das Gebirgsland nimmt
über 3/4 des ganzen Bodengebietes ein. Die Hauptteile sind 1. das
Alpenland, das sich als „Ostalpen" von den Schweizer Alpen bis zur
Donau zieht, 2. das b öhmisch-m ähr ische Schollenland mit seinen
Randgebirgen, 3. die Karpaten. Das Tiefland umfaßt die Donau-
decken, namentlich die weiten Tiefebenen von Ober- und Nieder-
Ungarn.
Die Bewässerung geschieht hauptsächlich durch das Stromgebiet
der Donau. Sie durchfließt die Monarchie in der Richtung ihrer großen
ostwestlichen Ausdehnung von Passau bis Orsowa. Beschreibe ihren Lauf,
und nenne die wichtigsten Nebenflüsse nach der Karte! Eine besondere
Eigentümlichkeit des Donaugebietes ist die stufenweise Aufeinander-
folge größerer und kleinerer Becken, die durch Talengen von-
einander getrennt sind. So durchfließt der Strom uacheiuauder das
Linz er und Wiener Becken, das sich n. im March selbe*) fortsetzt,
tritt durch die Preßburger Pforte in die kleine Tiefebene von Ober-
Ungarn, durch die Talenge zwischen Bakony(bakonj-)wald und den Vor-
höhen der Karpaten in das große Tiefland von Niederungarn,
endlich durch das Eiferue Tor bei Orsowa in die walachische Tiefebene
ein. Die Donau ist am „Eisernen Tor" durch einen Schiffahrtskanal
schiffbar gemacht worden, der an der serbischen Stromseite die Riffe, Klippen
und Felsenbänke umgeht. — Einzelne Randlandschaften gehören andern
Stromgebieten an, fo der No., der Nw. und der äußerste Sw. Welche
Flußgebiete sind hier vertreten?
Die Ostalpen umfassen 1. in ihrem Hauptzuge, dem größtenteils aus
Urgestein bestehenden Mittelgürtel, die Tiroler Gneisalpen mit dem
Jnntal, der Zillertaler Gruppe und dem Brennerpaß (Brenner-
bahn 1370 m), die Hohen Tauern zwischen dem Pinzgau (Tal der obern
Salzach) und dem 'Pustertal (zieht sich von der obern Drau zum Eisack
hin) mit zahlreichen Hochgipfeln, darunter der Großglockner, endlich die
eisenreichen Steirischen Alpen mit dem Murtal und dem Semmering-
paß (Zemmeringbahn). Diesem Hauptzuge ist n. und s. eine Kalkalpenzone
vorgelagert.
*) Berühmtes Schlachtfeld: Schlacht aus dem Marchfelde 1278, Aspern
und Wagram 1809.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Donau Karpaten Nieder-
Ungarn Donau Donaugebietes March Ungarn Bakony(bakonj-)wald Karpaten Niederungarn Aspern