Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
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175 -—
stoßen, nicht weit von der Stadt Jssns, stellte sich ihm der Perserkönig Darius Kodomannns mit einem gewaltigen Heere entgegen, um ihm das Eindringen in Syrien zu wehren. Alexander besiegte mit ungefähr 40000 Mann die fünffache Übermacht der Perser. Nunmehr eroberte Alexander Syrien und Palästina. Die große phönizische Handelsstadt Tyrus leistete ihm hartnäckigen Widerstand; nach siebenmonatlicher Belagerung ward sie erstürmt und zerstört. Ägypten, das seit 200 Jahren unter persischer Herrschast stand, wurde ohne Schwertstreich unterworfen. In günstiger Lage an der Nordküste Ägyptens wurde von Alexander die Stadt Alexandria gegründet, die bis ans den heutigen Tag der bedeutendste Handelsplatz im östlichen Teile des Mittelmeeres geblieben ist.
Aus Ägypten zog Alexander wieder nach Asien, besiegte (331) den Perserkönig bei Gangamela am Tigris, eroberte Babylon und zuletzt auch Susa und Persepolis, die Hauptstädte des Persischen Reiches, und unterwarf sich in den nächsten sechs Jahren nicht nur das ganze Perserreich, sondern auch die östlich gelegenen Länder bis zum Indus.
Durch Anlage von Straßen und Kanälen, durch Gründung von Festungen und Handelsplätzen, an denen sich Handelsleute und Gewerbetreibende aus Griechenland ansässig machten, wurde die Herrschaft des Königs sicher gestellt und griechische Sitte, Sprache und Bildung im fernen Osten verbreitet.
Alexander wählte Babylon zu seiner Residenz. Von hier aus regierte er sein ausgedehntes Reich mit Einsicht und Kraft, freilich nicht jo_ lange, daß er fein Vorhaben, die griechische Bildung und Gesittung in den Morgenländern zu begründen und auszubreiten, hätte durchführen können. Schon im Jahre 323 starb er nach kurzer Krankheit. Nach seinem Tode entstand blutiger Streit um die Herrschaft unter feinen Heerführern, die zuletzt das Reich unter sich verteilten.
Iii. Won den Wömern.
1. Die Stadt Rom.
Auf dem linken Ufer des Tiberstromes, etwa drei Meilen von dessen Mündung entsernt, wurde um das Jahr 750 vor Christi Geburt die Stadt Rom gegründet. Von ihren Gründern Romulus und Remns berichtet die Sage, sie seien Zwillingsbrüder von königlichem Geschlechte gewesen; nach der Gründung der Stadt seien sie in Zwist geraten, und Romulus habe den Remns erschlagen. Auf Romulus, den ersten König der neuen Stadt, folgten noch sechs Könige; der letzte hieß Tarqninius der Stolze. Sein Sohn beleidigte eine Frau aus vornehmem Geschlechte; infolgedessen bewirkten die Adeligen einen Aufstand, der König
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Extrahierte Personennamen: Darius_Kodomannns Darius Alexander Alexander Alexander_Syrien Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Romulus Romulus Romulus
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Tyrus Alexandria Asien Gangamela Persepolis Griechenland Rom Christi Rom
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
15
ärmlicher Ausstattung. Die Blütezeit der Kultur hat bei uns nur ein Paar-Jahrhunderte, etwa durch das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., gedauert. Über die ethnologische Zugehörigkeit der Hallstattbevölkerung Bayerns herrscht die Vermutung, daß sie illyrische Veneter wareu, eine Annahme, die etymologisch aus einigen Resten von topographischen Namen gestützt wird, wie dem alten Namen des Bodensees — lacus venetus, dem Namen des Venetberges in Tirol, vielleicht auch dem des Venedigers u. a. Unbegründet und irrig aber ist die weitverbreitete Bezeichnung der Bevölkernng sowohl der Bronzezeit als der Hallstattleute als „Kelten".
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Von Franz Weber.*
Mit dem Anbruch des 5. Jahrhunderts vor ^unserer Zeitrechnung beginnt eiu neues Stilelement in den im antiken Sinn barbarischen Ländern Mitteleuropas aufzutreten, das den größten Teil des Kontinents bis aus die klassischen Länder ergreift und auf Jahrhunderte beherrscht. Diese Stilart ist aber nicht wie die früheren von Süd und Ost her von den Mittelmeergebieten hereingedrnngen, sondern es läßt sich ihr Ursprung mit Sicherheit aus dem westlichen Enropa, dem Sitz der keltischen Gallier, nachweisen. Hier in Frankreich hatte sich seit alter Zeit unter dem Einfluß der griechischen Küstenstädte ein nationaler Stil gebildet, der nunmehr seine Blüte erreicht hatte. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser erlangten Kulturhöhe stehen die nach sagenhaften Nachrichten der antiken Schriftsteller um diese Zeit beginnenden Wanderzüge der Kelten, die durch die Vermehrung der Bevölkerung und das Bedürfnis nach Ausdehnung veranlaßt worden sein und halb im Dämmer der Sage, halb im Frühlicht der Geschichte über Mitteleuropa bis Kleinasien und über Italien sich ergossen haben sollen. Auf diesen Wanderzügen soll auch das Land zwischen den Alpen und dem Main, das heutige Bayeru, wie auch Böhmen von keltischen Stämmen dauernd besetzt worden sein und zwar nördlich von Helvetern und Bojern, südlich von Vindelikern und Norikern. Inwieweit zu diesem sagenhaften geschichtlichen Gerippe die archäologischen Überreste und Funde des Landes die Gewandung abgeben können, soll hier an deren Hand näher untersucht werden.
Der La Te^nestil, wie diese neue Periode allgemein genannt wird, hat seinen Namen von dem ersten größeren Fundort |im Kanton Neuenburg in der Schweiz, der diese neue Stilrichtuug deutlich erkennen ließ. Auch diese Periode zerfällt in mehrere Abschnitte, von denen die beiden ersten auf eine ältere Stilart, die das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert ausfüllt, die beiden letzten auf eine jüngere hinweisen, von denen die eine das 3. und 2., die andere das 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung umfaßt. Die ältere
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Extrahierte Personennamen: Franz_Weber Franz
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Mitteleuropas Enropa Frankreich Mitteleuropa Kleinasien Italien Main Neuenburg Schweiz
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
23
preisgegeben werden. Dann bröckelt im Osten und im Westen immer mehr Gebiet ab, Regensburg geht verloren, die Grenzen bilden jetzt schon im Osten Vallatum (bei Manching) und im Westen die Juerlinie; schließlich können nur noch die mauerumgebenen Städte behauptet werden und am Ende zieht die offizielle und besitzende Klasse mit dem Rest der Garnisonen über die Alpen nach Italien zurück (488). Norikum und Rätien mit allen Städten, Staatsgebäuden, Kunstschätzen, Staatseinrichtungen und allen Errungenschaften eines fast 500jährigen zivilisatorischen Wirkens werden aufgegeben und sinken zu einem guten Teil in Trümmer, bis ueues Leben aus deu Ruinen erblüht.
5. Auf dem kastrum zur Pfünz (ad pontes) bei Eichstätt.
Don Karl
Wo die Spuren trotz'ger Quadermauer Unter Gras und Ginster liegen,
Lenkt die Pflugschar jetzt der Ackerbauer Und es weiden einsam Ziegen;
Wo die Tuba schmetternd weckte Ehedem die Lagerreih'n,
Zettel?)
Bläst der in das Moos gestreckte Hirte klagende Schalmei’n. Zittergras und Herbstzeitlosen Blüh'n um einen Weihestein Und ein Kranz von wilden Rosen Rahmt der Inschrift Zeichen ein.
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
Von Siegmund von Riezler?)
Mit der Eroberung durch die Römer beginnt die historische Periode für das bayerische Land. Die Ausdehnung der römischen Herrschaft über die Douaulandschasten war durch die Eroberung Galliens bedingt, dessen weit nach Norden vorgeschobene Grenze eines Schutzes bedurfte.
Im Jahre 15 v. Chr. bezwangen Tiberius und Drusus, die Stiefsöhne des Augustus, nach erbittertem Kampfe die Völkerschaften im heutigen Tirol, in der Ostschweiz und auf der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene westlich vom Inn. Die unterworfenen Länder wurden von den Römern als zwei Provinzen eingerichtet: Ratia und Norikum. Die erstere begriff auch Vindelikien und zeitweilig das obere Rhonetal, reichte westlich bis Psyn (Fines) im Thurgau und in das Gebiet der Donauguelleu, östlich bis zum Inn, südlich bis in die Gegend von Klausen und Meran. Bei Partschins und Seben standen Zollstätlen. Als glänzendste Kolonie Rätiens erhob sich Augsburg, Augusta Vindelieorum. Auf bayerischem Boden aber besand sich in Rätien keine bedeutende Stadt und überhaupt war Rätien, wie es scheint, weniger bevölkert als Norikum. Schuld daran trug wohl nicht nur die höhere, also auch rauhere Lage, sondern vielleicht auch der Umstand, daß die Bevölkerung
!) Dichtungen, S. 130. Eichstätt und Stuttgart, 1874, Krüll. *) Geschichte Bayerns, I. Band, S. 34 ff.
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Extrahierte Personennamen: Karl
Wo Karl Siegmund_von_Riezler Tiberius Drusus Augustus Augusta_Vindelieorum
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72. Die Isar als Berkehrsstraße einst und jetzt.
397
öffnet sich dem Blick ein Teil der Lände, welche damals zugleich als Holzlagerplatz zu dienen hatte. Das festtäglich ungezwungene Treiben unmittelbar am Strande der Isar aber und die Sorgfalt, mit welcher die Gewau-duug all der einzelnen fröhlichen Menschengruppen wiedergegeben wurde, läßt uns ahnen, daß die Künstler der Wahrheit die Ehre gaben. Seit Jahren ist diese vielbesuchte und unter König Ludwig I. auch in Künstlermund viel-
Das Wirtshaus zum „(Brünen Baum" in München.
genannte Stätte Altmünchens nicht mehr. Die Ordmarisuhren jedoch sind längst durch die Eisenbahnzüge verdrängt worden. Mag die Isar jedoch dem Verkehr gegenwärtig auch ungleich geringere Dienste leisten als in vergangenen Tagen, ihr Tal wird der lebensvollen und seinem Aussehen so durchaus angepaßten Staffage, welche ihm die Floßfahrt verleiht, auch in künftigen Zeiten keineswegs entbehren müssen. Am wenigsten aber dann, weint einst München durch eine Kanalverbindung an den Großschiffahrtsweg angeschlossen ist, der zum Segen für Bayerns wirtschaftliche Gesamtverhältnisse das Douangebiet mit den Main-Rheinlanden verknüpfen wird.
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Extrahierte Ortsnamen: München Großschiffahrtsweg Bayerns
§ 52. Die Alpen.
123
Die bedeutendsten Teile der s. Kalkalpen sind die Bergamasker
und Adamello-Alpen, letztere ganz aus vulkanischem Gestein, mit
den prächtigen oberitalienischen Seen, dem Jseo- und Gardasee, an
dessen geschützten Ufern Südfrüchte gedeihen (Riva); ö. des seit alten
Zeiten für den Verkehr wichtigen Etschtales (Trient) die Südtiroler
Dolomiten, deren wunderbar rötliche, oft sehr schroffe Felswände
das Auge entzücken, dann die Carnischen und Julischen Alpen mit
dem Triglav, der bei 2900 m Höhe die letzte größere Spitze hier im
So. ist. Die Kar st Hochfläche, in deren Kalkgestein die Flüsse oft
verschwinden und in unterirdischen Höhlen weiterfließen, und deren
Tropfsteingrotten (bei Adelsberg) viele besuchen, endigt in der Halb-
insel Jstrien am Adriatischen Meer. Die Entwässerung dieser Alpen
erfolgt nach O. in die Donau durch die Drau mit der Mur und die
Save.
6. Klima. Das Klima der Alpen ist der Höhenlage der einzelnen
Gebiete entsprechend, die Temperatur nimmt bei durchschnittlich 150 m
Steigung um 10 C ab. Die nach S. offenen Flußtäler haben mildere
Winter und warme Sommer. Auch die Flußtäler und Ufer der Seen,
z. B. des Genfer Sees, sind milder. Die Niederschlagsmengen sind überall
reichlich. Durch seine Höhe bildet das Gebirge eine scharfe Grenze
zwischen den mitteleuropäischen Laub- und Nadelwäldern und den
immergrünen Gewächsen Südeuropas.
7. Kultur. Ackerbau wird bis 1500 m Höhe getrieben, dann
beginnt die Waldregion, welche bei 2000 m in die der im Sommer
mit saftigen Kräutern bedeckten Matten übergeht. Diese ermöglichen
eine ausgedehnte Rindviehzucht. Mit 2500 m beginnt die Region des
ewigen Schnees. Alpenhasen, Gemsen und Steinböcke, das Schnee-
Huhn, der Steinadler und Lämmergeier beleben die Berge, an deren
Abhängen die Alpenrosen blühen.
8. Bevölkerung. Die Alpen sind als Gebirge außerordentlich
dicht bevölkert. Von der keltischen Urbevölkerung sind die Rhäto-
Romanen in Graubünden als Nachkommen übrig geblieben; im S.
und ganzen Sw. wohnen Romanen, Italiener und Franzosen, im O.
Slawen, im ganzen übrigen Gebiet, also überwiegend, Germanen.
Alle Bewohner haben in dem steten Kampf mit der Nawr sich zu
kühnen, aber mit ruhiger Überlegung handelnden Menschen heran-
gebildet, die im Verkehr sich eine gewisse harmlose Offenheit bewahrt
haben. Bei der Abgeschlossenheit ihrer Heimat haben sich viele alte
Sitten und Gebräuche erhalten.
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290
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Rheingebietes und im Engadin (Graubünden) erhalten. Im Kanton Tessin wohnen
Italiener, fast 7<>/g der Gesamtbevölkerung, im westlichen Rhone-und im westlichen
Juragebiet Franzosen 1, 22<>/g. Die Hauptmasse bilden schwäbische Deutsche,
70 0/0, deren Einwirkung auf die Kultur der Gesamtheit ausschlaggebend ist. Aber
auch die Reichsdeutschen sind auf den Gebieten der Literatur und der Erziehung von
den Schweizern beeinflußt worden. Stark ist die Zuwanderung von Ausländern,
die bisher leicht vom Schweizer Volkstum aufgesogen und so ein befruchtendes,
zum Fortschritt drängendes Kulturelement wurden. ■—■ Der kirchlichen Zuge-
hörigkeit nach sind die Schweizer zu fast drei Fünfteln protestantisch, reichlich ein
Drittel ist katholisch. Der Rest gehört andern Religionsgemeinschaften an.
Trotz dieser Unterschiede ist die Bevölkerung politisch ein einheit-
liches Volk, das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts dem Auslande gegenüber
fest zufammenhält. Seit 1648 vom Deutschen Reiche losgelöst, bildet es eine „Eid-
genoffenschaft", eine aus 25 Kantonen zusammengesetzte Republik. Jeder Kanton
ist in der Verwaltung seiner inneren Angelegenheiten fast selbständig. Die Kantone
sind meist nach den Hauptorten benannt.
§ 201. Übersicht über die Städte in Tausenden (1910).
1. Französische Schweiz........ Genf. . . 125. Lausanne . 65.
La Chanx de Fonds 40. Neuenburg 25. Montreux . 20.
2. Deutsche Schweizer Hochfläche . . Zürich . . 200. Bern . . . 90.
Lnzern 40. Freiburg. 20. Schaffhausen 20.
3. Oberrheinische Tiefebene..... Basel . . 135.
4. Deutsches Nordostalpenland . . . St. Gallen 65. Chur . . . 15.
5. Italienisches Südalpenland . . . Lugano. . 10.
3. Österreich-Ungarn.
675 000 qkm, fast 52 Mill. E., 76 E. auf 1 qkra.
-|mal so groß wie das D. 3t., | seiner Einwohnerzahl, f so dicht bevölkert.
§ 202. I. Lage und Grenzen. Österreich-Ungarn ist nach Rußland der größte und
nach Rußland und Deutschland der volkreichste Staat Europas. Seine nordsüdliche
Erstreckung im Gradnetz stimmt mit der Frankreichs überein (42" bis 51° N), seine
West- und Ostgrenze sind 17 Längengrade (9°30' bis 26° 30') voneinander ent-
fernt. Der längste Tag des Jahres im südlichsten Teile der Monarchie ist gegen
den im nördlichsten um Stunde kürzer; der Unterschied in der Ortszeit zwischen
dem W und 0 beträgt 68 Minuten. Österreich-Ungarn ist der Binnenstaat unter
den Großmächten Europas; deun kein anderer europäischer Großstaat besitzt eine
verhältnismäßig so kurze Meeresküste s1500 km) wie die Donaumonarchie. Zudem
liegt die Adria, welche die Halbinsel Jstrien und das Küstenland Dalmatien bespült,
nicht nur abseits der großen ozeanischen Verkehrsstraßen, sondern ihre Küsten sind
auch von den ertragreichen Ländern des Innern durch Gebirge von sehr geringer
Wegsamkeit abgesperrt. Endlich münden die schiffbaren Flüsse des Reiches in fremden
Ländern, so auch der größte Strom des Landes, die Donau. Durch diese Verhältnisse
1 Französisch wird gesprochen westlich von der Linie Mt.terrible—bieler See—siders.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheingebietes Genf Lausanne Neuenburg Montreux Freiburg Schaffhausen Lugano Deutschland Europas Frankreichs Europas Adria Dalmatien Donau
60
c. Unteritalien oder Gro griechenland hatte an seinen Ksten viele griechischen Kolonieen, unter denen Tarent die bedeutendste war.
Die nahe gelegene groe Insel Sizilien war ebenfalls reich an griechischen Kolonieen, wie U)_rcl$fis und Messna.
3. Die Bewohner. Die Bevlkerung Italiens bestand aus verschie-denen Vlkerschaften, die sich in die drei Hauptstmme der Gallier, der Struck er und der Jtaliker sondern lassen.
a. Die Gallier oder Kelten drangen gegen Ende des fnften Jahrhunderts vor Chr. aus dem heutigen Frankreich der die Alpen ein und nahmen Oberitalien in Besitz (daher der Name Gallia cisalpina).
b. Die Etrusker, welche die Landschaft Etrurien bewohnten, besaen eine alte Kultur Ihre eigentmliche Sprache ist noch unentziffert.
c. Die Jtaliker, d. h. die Bewohner des brigen Italiens, teilten sich in viele kleineren Vlkerschaften, unter welchen besonders hervortreten:
1. Die Sabiner, ein tapferes Bergvolkim mittleren Apennin. Abkmmlinge der Sabiner waren die Samniter (in Samnium).
2. Die Latiner wohnten in der^andschaft L ati u m, der breiten Ebene". Von ihrer Stadt Rom ging die Vereinigung aller Stmme Italiens zu einen Volke aus.
Dazu kommen endlich noch die Griechen, welche die Ksten von Unter Italien und Sizilien in Besitz genommen hatten.
4. Einteilung der rmischen Geschichte.
Die rmische Geschichte wird in drei Perioden eingeteilt:
Erste Periode: Rom unter Knigen, 753510 v. Chr.
Zweite Periode: Rom als Republik, 51030 v. Chr.
Dritte Periode: Rom als Kaiserreich, 30 b. Chr.476 n. Chr.
Erste Periode.
Rom unter Knigen, 753510 v. Chr.
40.
Roms Grndung.
Die Stadt Rom entstand ans der Verschmelzung dreier Gemeinden (der Ramner, Titier und Lucerer). Der Sage nach soll R o m u l u s im Jahre 753 v. Chr. sie gegrndet haben.
Die Sage lautet: Nach der Zerstrung Trojas (1184). kam der trojanische Held neas nach Italien. Sein Sohn Ils^anius erbaute die Stadt lbalonga. Einer seiner Nachkommen, Amulius, wurde dadurch König von Alba, da er seinen lteren Bruder Nu ml-tor vertrieb. Um sich in der Herrschaft zu befestigen, lteltsifc Soffne von Numitors Tochter Rea Silvia, die Zwillinge Romulus und Remus, in der Tiber aussetzen. Aber die Knaben
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Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Sizilien Messna Italiens Frankreich Gallia Etrurien Italiens Samnium Rom Italiens Italien Sizilien Rom Rom Rom Roms Rom Trojas Italien
30
Europa.
aber überall ist die reine Luft gesund. Der Schweiz eigentümlich ist der Föhn,
der vom Mittelmeer über die Alpen steigt und als „Schneefresser" ankommt.
4. Geschichte. Durch Julius Cäsar wurden die Kelten Helveticas dem
römischen Reiche unterworfen. Die Völkerwanderung gab dem Lande germa-
nische (allemannische und burgundische) Bevölkerung, die unter Karl d. Gr.
zum Franken-, später zum Deutschen Reiche gehörte. Übergriffe des Hauses
Habsburg über die drei reichsunmittelbaren Bauerngemeinden, die Waldstütte
Schwyz, Uri und Unterwalden, veranlaßten die Stiftung des „Ewigen Bnn-
des", der sich, unterstützt durch die Natur des Laudes und verstärkt durch deu
Anschluß von Landschaften und Städten, in glücklichen Kämpfen gegen die Habs-
burgische Fürstenmacht, wie gegen Burgund und andere Feinde nicht bloß be-
hanptete, sondern auch endlich, nachdem er sich schon längst vom Reiche losgeagt
hatte, durch den Westfälischen Frieden sein rechtliches Ausscheiden aus dem deutscheu
Reichsverbande erlangte.
5. Bevölkerung, a) Sprache und Religion. Fast 3/4 der Bevölke-
rung sprechen deutsch; diese wohnen in der Mitte, im N. und O. des
Landes, sowie im oberen Rhönethal. Im Jura und aus der s.w. Hochfläche
wird französisch und in dem Tessinthale italienisch gesprochen. Rhütische
Bevölkerung findet'sich nur noch in einigen Thalern von Graubünden
(Engadin ganz, "Rheingebiet zum Teil). Die größere Hälfte der Bewohner
(vornehmlich die Bevölkerung der Hochebene) ist evangelisch, die kleinere
(vorzugsweise die Alpenbewohner) katholisch.
d) Nahrungsquellen. Der Landbau, beschränkt durch Gebirge und Klima,
erzeugt nicht einmal in der Hochebene genug Getreide, und etwa die Hälfte
des Bedarfs muß eingeführt werden; dagegen viel Obst und Wein. Die
Rinderzucht steht bei den herrlichen Wiesen und Weiden (Alpen) in hoher
Blüte, reicht jedoch für den Bedarf an Fleisch (massenhafte Einfuhr von Mast-
Vieh) und Butter nicht aus; nur Käse kommt in ungeheuren Mengen zur Aus-
suhr. Vorzügliche Heil Wasser. — Städte und städtisches Gewerbe gehören
fast ausschließlich der Hochebene an; das Gewerbe blüht trotz des Fehlens der
Rohstoffe und der Kohlen im W. und im N.o. mit einsichtiger Benutzung der
Wasserkräfte. Hauptzweige find: Baum Wollweberei und Stickerei in der
Ost-Schweiz, Seidenweberei zu Zürich und Basel, Uhren- und Schmuck-
Waren-Fabrikation zu Genf und im Jura; Strohflechterei; auch die
Holzschnitzerei und die Parketterie des Berner Oberlandes sind hoch ent-
wickelt. Außer dieser bedeutenden, mehrfach am Welthandel beteiligten Industrie
bringt der überaus starke Fremdenverkehr dem Lande reiche Einnahmen; ein
ausgedehntes Eisenbahnnetz kommt ihm wie dem Handel zu statten, der es
trotz aller Hindernisse zu einer bedeutenden Höhe gebracht hat und namentlich
als Durchgangshandel seit Eröffnung der Gotthard bahn neu belebt ist.
Genau in der Mitte zwischen Mont Cenis und Brenner, sowie in gerader
Linie zwischen Genua und Hambnrg-Bremen bildet die Gotthardbahn sür die
Schweiz, die Rheinlinie, die Niederlande, N.-Frankreich und England den kür-
zesten Weg nach Brindisi und damit nach Ägypten und dem fernsten Osten.
Die Bahn ist zur Weltbahn bestimmt.
(>. Regierungsform und Städte. Die Schweizer Eidgenossenschaft
ist ein Bundesstaat, der aus 25 Staatsgebieten besteht, die Kantone heißen.
An der Spitze desselben steht ein Präsident.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Helveticas Karl_d Karl Rhütische Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Franken- Schwyz Unterwalden Burgund Westfälischen Ost-Schweiz Basel Genf Genua Niederlande England Brindisi