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1. Badische Sagen - S. 86

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
mir, was hatt du denn vor?" hauhner berichtete nun, wie er in Raufbeuern eine reiche Bürgertochter kennen gelernt habe, mit deren Geld er seinem baufälligen Schlosse und seinen öden Ländereien wieder aufhelfen wollte. Er sei aber bei der Brautwerbung abgewiesen worden, wogegen einem jungen Edlen von dort, Otto von Rrehling, das Fräulein zugesagt worden sei. Darum wolle er der Stadt Raufbeuern einen pebdebrief senden, „fiomm!“ rief voll wilder Freude friedinger, „ich schreibe den pebdebrief in deinem Damen und du kritzelst dein Handzeichen darunter.“ 2. Der Brief wurde unverzüglich abgeschickt, und friedinger traf alsbald flnstalten, hohenkrähen in Derteidigungsttand zu setzen. Durch ihre Kundschafter erhielten die Ritter jetzt Nach- richt, datz einige Handelsleute aus Raufbeuern auf der Heim= kehr aus der Schweiz begriffen feien, hauhner legte sich mit einem Haufen Reisigen in den Hinterhalt, überfiel die sorglos ihres Weges Dahinziehenden, welche von einer fehde keine

2. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 30

1905 - Leipzig : Hirt
Das Deutsche Reich des Mittelalters. Oft milderte Edithas Frbitte Ottos heftigen Sinn. So strmisch sein Zorn war, das zarte Weib beschwichtigte ihn. Als der König einst seine Mutter wegen ihrer Mildttigkeit schalt und diese sich tiefgekrnkt vom Hofe entfernte, ruhte Editha nicht eher, bis der König seine Mutter ehrenvoll zurckrief. Ihre eigne Wohlttigkeit und Herzensgte war so groß, da schon zu ihren Lebzeiten ein Kranz lieblicher Sagen sich um ihre Person schlang. Unerwartet nahm der Tod sie von Ottos Seite, nachdem sie acht-zehn Jahre Freude und Leid mit ihm geteilt hatte. Die Trauer des Volkes um die edle Frstin war allgemein und tief. Ottos Sinn wurde wie umgewandelt. Er wandte sich mehr als frher den Werken der Frmmigkeit zu; Magdeburg, wo Editha zur letzten Ruhe gebettet wurde, erhob er zum Erzbistum. Er fing an, lesen und schreiben zu lernen, um in stillen Stunden in den Bchern der Heiligen Schrift Trost zu suchen. Kaiserin Adelheid. Fnf Jahre nach Edithas Tode forderte ein ppstliches Schreiben den König Otto zur Befreiung der Knigin Adel-Heid von Oberitalien auf. Adelheid, eine burgundische Prinzessin, gleich ausgezeichnet durch Schnheit wie durch weibliche Tugenden, war im Alter von 16 Jahren dem Könige Lothar von Oberitalien als Gemahlin gefolgt. Nach drei Jahren entri der Tod ihr den Gemahl. Da wurde sie von dessen Mitregenten Berengar in den Kerker geworfen, weil sie die Hand seines Sohnes ausschlug. Auf wunderbare Weise entkam sie ihrer Haft, irrte mehrere Tage flchtig umher, bis sie aus dem festen Schlosse Kanoffa Sicherheit fand. Otto der Groe eilte ihr zu Hilfe, bezwang ihre Feinde, eroberte Oberitalien und fhrte die Verfolgte als seine Gattin heim nach Deutschland. Wie sie hier Gutes gewirkt, wie sie sich der Armen und Notleidenden mit kniglicher Freigebigkeit erbarmte, wie sie Klster grndete und beschenkte, wie sie in Freude und Leid der Demut und Frmmigkeit sich befleiigte und dabei keine ihrer Pflichten vernachlssigte, hat mit warmen Worten ihr Zeitgenosse, Abt Odilo von Cluny, aufgezeichnet. Beim Tode des Kaisers zhlte sie erst 42 Jahre. Whrend der Minderjhrigkeit ihres Enkels Otto Iii. fhrte sie in Oberitalien und spter auch in Deutschland die vormundschaftliche Regierung. Als Otto Iii. die Jahre der Grojhrigkeit erreicht hatte, zog sie sich in das Kloster Selz im Elsa zurck, wo der Tod am 16. Dezember 999 ihrem vielbewegten Leben ein Ziel setzte. Den hchsten Ruhm hat sie durch die Tat der Selbstverleugnung erworben, da sie nach dem Sturze des Berengarschen Hauses die Tchter ihres Feindes an ihren Hof nahm, um an ihnen Mutterstelle zu vertreten. Kaiserin Theophano. Ottos Ii. Gemahlin Theophano war als Tochter des griechischen Kaisers am Hofe von Konstantinopel in weichlichem Wohlleben und ppiger Pracht erzogen. Trotzdem zeigte sie, als sie zur vormundschaftlichen Regierung fr ihren Sohn berufen wurde, die Tat-

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 79

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
79 der Familienverbindung eine Anerkennung seiner Wrde als Kaiser von seiten des Hofes zu Byzanz herbeizufhren. Nachdem Otto das Jawort der kaiserlichen Prinzessin und ihres Vaters fr seinen Sohn Otto erhalten hatte, sandte er eine erlauchte Gesandtschaft noch Constantinopel, um die Braut wrdig heimzuholen. Unter den vielen kostbaren Geschenken, die Theophano mit nach Deutsch-laud brachte, befand sich auch der Leichnam des hl. Pantaleon, der nach Cln berfhrt wurde. Vom Papst selber wurde in St. Peter zu Ron: die Ehe des hohen Brautpaares eingesegnet und hierauf mit der grten Pracht und unter allgemeinem Jubel die Hochzeit gefeiert; fast alle Fürsten Deutschlands waren zu dem seltenen Feste der die Alpen gekommen. 2. Die Gemahlin. Theophano war nicht blo schn und von ein-nehmenden Sitten, sondern auch von groem Verstnde und der Rede im seltenen Mae mchtig. Sie besa vollstndig das Herz ihres Gemahls, und neben der Mutter gewann sie allmhlich eine groe Macht auf das Gemt des jungen Kaisers. Die junge Frau von einem krftigen, fast mnnlichen Geiste feffelte ihren Gemahl je lnger, desto mehr, doch bei dem deutschen Volke hat sie sich niemals eine rechte Gunst erworben. Man bewunderte mehr die Frstin, die vom fernen Byzanz neuen Glauz und uugekauute Geusse dem Uande zugefhrt hatte, als da mau fr sie Zuneigung empfand. Die schlimmen Sitten des Hoses zu Coustau-tiuopel, wo ppiges Leben und beispiellose Pracht herrschten, legte man auch ihr bei, wenn auch mit vollem Unrecht. 3. Die Zeit ihrer vormundschaftlichen Regierung. Nach dem Tode ihres Gemahls bernahm sie sr ihren minderjhrigen Sohn die vormundschaftliche Regierung, die sich fr sie als Griechin von Geburt um so schwieriger gestaltete, je grer die Kluft war, die die Entwicklung der lateinischen Christenheit von dem religisen und politischen Leben der Griechen seit Jahrhunderten trennte; dazu entbehrte Theophano vllig die Anhnglichkeit des Volkes, und berdies wurden in ungerechtfertigter Weise die schlimmsten Gerchte der sie ausgestreut. Aber Theophano nahm mit Mut und Vertrauen auf Gott die schwere Brde auf ihre Schultern. Fest war sie entschlossen, alle Rechte, die die Otto neu gebt, fr sich und ihren Sohn in Anfprnch zu nehmen. Mit mnnlicher Entschlossenheit ergriff sie die Zgel der Regierung, die sie sieben Jahre lang in rhmlicher Weise gefhrt hat. Sie ordnete die Verhltnisse in den wendischen Marken, nahm die Rechte Deutschlands bei der Erhebung der Capetinger wahr, und in Italien, besonders in Rom, sorgte sie dafr, da der kaiserliche Name nicht ver-

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 76

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
76 wache nach Pavia abholen, wo schon bald unter dem Jubel und Frohlocken des Volkes die Hochzeit gefeiert wurde. Otto beschenkte seine Gemahlin aufs reichste. Ihren Besitzungen in Italien fgte er reiche Gter hinzu; doch trotz ihrer hohen Stellung und ihres Reichtums blieb Adelheid demtig und bescheiden und fand ihr Glck in den Werken der christlichen Nchstenliebe. Sie grndete Klster und gab zur Ausstattung der Kirchen die reichsten Spenden; gegen die Gutgesinnten war sie huldreich, gegen die Lasterhasten unerbittlich strenge, gegen die Dienerschaft beobachtete sie eine ernsthafte Milde. An der Tafel war sie mig, in der Kleidung sittsam, und bei den Lobeser-Hebungen, die ihr wegen ihrer hohen Stellung und Macht gespendet wur-den, blieb sie ohne Stolz und berhebung. Die Tchter ihres Wider-sachers Berengar nahm sie nach dessen Absetzung zu sich und bte an ihnen die aufrichtigste Feindesliebe. 4. Adelheid als Witwe und ihr Ende. Im Alter von 42 Iahren verlor Adelheid mich ihren zweiten Gemahl, den Kaiser Otto, und es schien eine Zeitlang, als ob die Tage der Trbsal abermals der sie her-einbrechen sollten; denn Theophano, die Gemahlin ihres Sohnes, des Kaisers Otto Ii., wute es fertig zu bringen, da sie den kaiserlichen Hos verlaffen mute. Sie ging nach Italien, kehrte aber fchon bald nach dem Tode ihrer Schwiegertochter nach Deutschland zurck und war von neuem unermdlich ttig in den Werken der christlichen Liebe. Nach dem Tode ihres Sohnes fhrte die schon betagte Witwe fr ihren Enkel Otto Hl., der noch minderjhrig war, mit der grten Pflichttreue die vormundschastliche Regierung. Die letzten Tage ihres Lebens verbrachte sie im Kloster Selz im Elsa, wo sie am 16. Dezember im Jahre 999 ihr wechselvolles, liebe-reiches Leben beschlo. Jahrhunderte lang ist sie fr Dichter und Snger der Gegenstand der Bewunderung und Begeisterung gewesen, in den ita-tischen Sagen wurde sie wie eine zweite Helena gefeiert, und der Abt Odilo von Cluuy hat der groen Kaiserin in einer ausfhrlicheren Lebens-befchreibung ein dauerndes Denkmal gesetzt.*) Die letzten schsischen Kaiser. 1. Otlo Ii. 973983. Im Alter von achtzehn Jahren folgte Otto Il seinem Vater in der Regierung. Wegen seiner Jugend glaubten die Westsranken, eine passende Gelegenheit zu haben, Lothringen wie- !) Wacker. Lesebuch Nr. 182: Adelheid, Gemahlin Ottos des Groen."

5. Geschichte des Mittelalters - S. 138

1888 - Wiesbaden : Kunze
138 Zweite Periode des Mittelalters. L-öhne nahmen ihr darauf das von ihrem Gemahl ausgesetzte Wittum, sodaß die Kaiserin genötigt war, in ein Kloster zu gehen. Aber zuletzt ermittelten die geistlichen und weltlichen Fürsten, sowie Ottos Gemahlin Editha die Wahrheit, und nun baten die Söhne die gekränkte Mutter um Verzeihung, gaben ihr das Wittum zurück und ehrten sie, so lange sie lebte. Sie starb 968 und wurde später unter die Heiligen versetzt. 3. Ottos I. (§. 19, 3) Gemahlin Editha war die Tochter des angelsächsischen Königs Eduard von England. Nach ihrem Tode (947) heiratete Otto 951 die Tochter des Grafen Rudolf von Burgund, die Witwe des Königs Lothar von Italien, Adelheid, die bedeutendste Frau ihrer Zeit. In einer Lebensbeschreibung Adelheids wird von ihr gesagt, sie sei gegen ihre Dienerschaft überaus leutselig gewesen, gegen Fremde aber habe sie eine erhabene Würde an den Tag gelegt. Im Wohlthun gegen Arme sei sie unermüdlich, gegen Wohlgesinnte stets gütig, gegen alle Übelthäter streng, in ihren Wünschen bescheiden gewesen. Man rühmte ihr nach, daß sie in den Zeiten ihres Glückes demütig, im Unglücke standhaft und geduldig, in der Speise mäßig, in der Kleidung sittsam, im Gebet, in Nachtwachen und im Fasten unablässig gewesen sei, daß sie aus ihre hohe Geburt, ihre Tugenden, sowie auf die Lobsprüche, welche ihr erteilt wurden, nicht stolz gewesen sei, daß sie nicht nach Ehre, Reichtum und den Freuden dieser Welt gestrebt habe. Sie stand mit Gerbert, dem Lehrer ihres Enkels, Otto Iii., dem nachherigen Papste Sylvester Ii. im Briefwechsel, und dieser nennt sie die Mutter des Reichs, einen Tempel der Barmherzigkeit und rühmt ihre Treue, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Adelheid hatte zwei Söhne und zwei Töchter, Heinrich und Otto, Luitgart und Mathilde. Heinrich starb im ersten Jahre seines Lebens, Otto wurde der Nachfolger des Kaisers. Luitgart heiratete nachmals den Herzog Konrad von Lothringen; Mathilde nahm später als Äbtissin des Klosters Quedlinburg eine hohe Stellung ein. Adelheid begleitete ihren Gemahl auch auf seinen Zügen in Italien und Deutschland, wohnte 967 der Krönung und 972 der Vermählung ihres Sohnes Otto mit der griechischen Prinzessin Theophano bei und bekümmerte sich um die Angelegenheiten des Reiches mit großer Einsicht. Darum blieb sie auch nach dem Tode ihres Gemahls die weise Ratgeberin ihres Sohnes und genoß das größte Vertrauen und die ausgedehnteste Verehrung, bis die eifersüchtige Schwiegertochter ihren Einfluß untergrub und die Mutter der Verschwendung an die Geistlichkeit beschuldigte. Da Adelheid sogar von

6. Geschichte des Mittelalters - S. 30

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
30 Die Sachsenkaiser. Das hlzerne Wohnhaus enthielt in Norddentschland unter einem Dach, aber durch Wnde getrennt, die Rume fr Menschen und Haustiere; im Sden umgaben Wohnhaus, Scheuer und Stallung den rechteckigen Hof. Der umzunte Garten war voller Obstbume; Wein baute man bis Lief in den Norden. Im Walde mstete sich das Schwein; die Weide fllten Rinder, Ziegen, zahllose Pferde, den Hos das Hhnervolk und die Krbe der Bienen, deren Pflege man von den Slawen gelernt hatte. Auf Flssen und Seen gedieh Schiffahrt und Fischfang. Nur der sonn- und festtgliche Kirchgang und etwa ein Gerichtstag gab Gelegenheit zu einer Geselligkeit, wobei der Becher eine groe Rolle spielte. Gewerbe und Handel fehlten fast ganz: die ntigen Gerte fertigten die Männer, Schuhe und Kleider aus Linnen oder Wolle die Frauen und Mgde im Haus; auch knigliche Frauen trieben mit Eifer weibliche Handarbeiten. Dann und wann brachte ein Krmer oder Spielmann Nachricht von den Ereignissen der Welt. Die Waffen ergriff der Bauer nur gegen heimische Friedensbrecher. 5. Um die Wenden dauernd zu bekehren, grndete Otto das Erz-bistum Magdeburg mit den Bistmern Havelberg, Brandenburg, Meien, Merseburg und Zeitz (Naumburg). Unter dem Einflu des Herrschers und seines Bruders, des Erzbischofs Brun von Kln, der auch das Herzogtum Lothringen verwaltete, wich der berrest alter Roheit milderer Gesittung und tiefer Frmmigkeit: durch Fasten und Beten, Almosen und Krankenpflege, Schenkungen an Kirchen und Klster, Bugrtel und hrene Gewnder bemhte sich jeder um einen Platz im Himmelssaal. Aus den Klstern und ihren Schulen ging ein gebildeter, eifriger Priesterstand hervor, während die weltliche Bildung vernachlssigt wurde: Heinrich I. konnte gar nicht lesen und schreiben, Otto I. lernte es erst in sptem Jahren. 6. Dem Zwecke, die Deutschen noch inniger mit der Kirche zu verbinden, diente Ottos zweiter Zug der die Alpen. Er empfing mit Adelheid die Krone der Imperatoren. Bei einer dritten Romfahrt lie er seinen Sohn Otto zum Kaiser krnen und vermhlte ihn mit der griechischen Kaisertochter Theophano. Dennoch blieb der Hof einfach und arbeitssam; sein hchster Schmuck war reine Sitte und Frmmigkeit. Der König wanderte, auch als sein mhnenartiger Rotbart bleichte, ordnend und Gericht haltend von Pfalz zu Pfalz; ruheloser als er war niemand im Reiche.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 53

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Authari. 53 und ältesten Gefolgsmannen, der sich für den Gesandten des Lcingobarden-königs ausgeben mußte. Und als sie an Garibalds Hof gelangten und vor des Herzogs Angesicht geführt wurden, sprach jener Vertraute des Königs, der für das Haupt der Gesandtschaft galt, nach den ersten Begrüßungen: „Mein Herr, der König Authari, hat mich hierher gesandt, damit ich das Antlitz seiner Braut, unserer künftigen Herrin, schaue und ihm genau berichte über ihre Schönheit." Wie das der Herzog hörte, ließ er sein Kind in den Saal rufen. Und als nun Authari und die andern alle sie in tiefem Schweigen angeschaut und gesehen hatten, wie schön sie war, gab Authari dem Vertrauten ein Zeichen, daß sie ihm in allem überaus wohl gefalle, und der Greis sprach zu dem Herzog: „Wahrlich, dein Kind ist holdselig zu schauen. Wir preisen den Tag, wo sie neben unserm Herrn die Krone tragen wird. Wenn es deiner Hoheit beliebt, so möchten wir wohl schon heute einen Becher Weins aus ihrer Hand empfangen , wie sie als hohe Wirtin ihn künftig uns reichen soll." Auch diese Bitte bewilligte der Herzog gern, und Theudelinde reichte den vollen Becher zuerst dem, der das Oberhaupt der Boten schien, und dann erst dem Authari, von dem sie nicht wußte, daß er ihr Bräutigam fei. Als dieser aber getrunken hatte und ihr den Becher zurückgab, berührte er, ohne daß jemand es bemerkte, ihre Hand mit der seinen und strich ihr mit der Rechten leise über Stirn und Wange. Bestürzt blickte das Fürstenkind aus den kecken Fremdling, der in voller Iugendschönheit, mit edler Gestalt, wallendem Goldhaar und herrlichem Antlitz vor ihr stand; dann verließ sie eiligst und mit Schamröte übergössen den Saal, ging zu ihrer Amme und erzählte ihr alles. Da sprach die erfahrene Frau: „Sei getrost! Wenn dieser Mann nicht selbst dein König und dein Bräutigam wäre, so hätte er dich sicherlich nicht zu berühren gewagt. Und wahrlich, es ist ein Mann, der es verdient König zu sein und dein Gatte zu werden. Du aber sei klug und schweig, damit dein Vater nichts merkt." Bald nachher machten sich die Langobarden mit herzoglichem Geleite wieder auf den Heimweg und zogen eilig durch das Gebiet, das ehemals Noricum hieß und jetzt von den Baiern bewohnt wird. Als sie nun an die Grenzmark Italiens kamen und die Baiern Urlaub nehmen wollten, da erhob sich Authari hoch auf seinem Rosse, ergriff die blinkende Streitaxt und schleuderte sie so gewaltig in einen Baum, der in der Nähe stand, daß sie tief hineinfuhr und darin stecken blieb. Dann wandte er sich zu den Geleits-mannen und sprach: „Seht, solche Hiebe führt Authari!" Da merkten sie, daß er der König selber war, und begrüßten ihn ehrfürchtig. Dann ritten sie heim und brachten ihrem Herzog die neue Mär. — Nicht lange danach brach ein Heer der auftrasifchen Franken in Garibalbs Land. Chilbebert erkannte wohl die Gefahr, die eine engere Verbinbung

8. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 71

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Avaren in Friaul und die Ahnen des Paulus Diakonus 71 heldenmütige Herzog Gisulf gehaust hatte, umlagerten sie. Hinter ihren starten Mauern hatte sich Gisulss Gemahlin, Namens N omhilde, mit den entflohenen Mannen und den Weibern und Kindern der Gefallenen geborgen. Bei ihr waren ihre vier Töchter; von den Söhnen des Herzogs leiteten die beiden ältesten, Tafo und Kako, die Verteidigung der Burg; der dritte, Radwald mit Namen, war eben erst den Knabenjahren entwachsen; Grim-wald, der jüngste der Brüder, war noch ein Kind. Obwohl die Avaren ihre ganze Macht aufboten, um die Burg zu erobern, so gelang ihnen dies doch nicht. Da geschah es eines Tages, daß ihr Chakan gewappnet und mit einem großen Gefolge um die Mauer herumritt, um eine Stelle zu erspähen, wo die Burg am leichtesten erstürmt werden könnte. Ihn erblickte Romhilde, die von einer Mauerzinne herabschaute, und als sie sah. daß er ein stattlicher Mann in blühendem Alter war, so erwachten schlimme Gedanken in ihrem Herzen; und ohne langes Besinnen sandte das ehrvergessene Weib einen Boten hinaus und ließ dem Avarenfürften sagen, sie wolle ihm, wenn er sich mit ihr vermähle, die Feste mit allen, die darin feien, überliefern. Der schlaue Chakan ließ diese unverhoffte Gelegenheit, die Stadt in feine Gewalt zu bringen, nicht unbenutzt und versprach mit arglistigen Worten, ihr Anerbieten anzunehmen und sie zu seinem Weibe zu machen. Da öffnete sie unverweilt die Thore von Forojuli, zum Verderben aller Einwohner. Denn als die grausamen Heiden mit ihrem Könige in die Burg einbrachen, plünderten sie alles, was sie fanden, übergaben die Stadt selbst den Flammen und schleppten alle Bewohner, die sie ergreifen konnten, als Gefangene hinweg, indem sie ihnen mit argem Trug vorspiegelten, sie wollten sie in Pannonien ansiedeln, gemäß dem alten Versprechen, das sie einst dem Alboin gegeben, den Langobarden, wenn sie einmal wieder zurückkehren müßten, gutwillig ihr altes Besitztum einzuräumen. Als aber die Räuber auf ihrem Heimzuge auf das sogenannte „heilige Feld" kamen, beschlossen sie alle volljährigen Langobarden niederzuhauen; die Weiber aber und Kinder verlosten sie unter sich als Sklaven. Nur ganz wenige entrannen dem Verderben, unter ihnen auch die Söhne des Herzogs. Sobald nämlich Tafo, Kako und Radwald den bösen Anschlag der Avaren erkannten, sprangen sie auf ihre Rosse und ergriffen die Flucht. Der kleine Grim-wald aber wollte auch mitgenommen fein. Zwei der Brüder ritten davon, ohne sich an fein Schreien zu kehren. Der dritte aber glaubte, der Knabe fei noch zu jung, um sich auf einem in vollem Lauf dahinfaufenden Rosse halten zu können; doch unerträglich war ihm der Gedanke, daß das Brüderchen in die Knechtschaft eines rohen Heiden fallen und fein Leben als Sklave beschließen sollte. Lieber tot, als ein Knecht! Und er hob den Speer, und dem Kleinen die Brust zu durchstoßen. Aber das Kind

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 52

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
52 Die Langobarden bis jum Verlust ihrer Selbständigkeit. genösse gegen die Franken gesetzt war, nämlich den Baiern, den nördlichen Nachbarn der Langobarden. In den Zeiten der Völkerwanderung — etwa um 490 — hatten die Markomannen und Quaden, wie früher erwähnt worden ist,*) ihre Wohnsitze im alten Bojerlande (Bojohemum, Baja, Bajuhemum, Bojerheim, Böhmen) verlassen. Unter dem Namen, den sie dem Lande entlehnten, Bajuwaren, Baiwaren — d. i. Männer aus Baja — und den sie nun auch auf ihre neuen Sitze übertrugen, hatten sie sich in Noricum und dem östlichen Rätien bis zum Lech niedergelassen und sich allgemach beträchtlich ausgedehnt. Sie hatten sich unter den Schutz des großen Theoderich gestellt, nach dem Sturze des Ostgotenreichs sich an die Franken**) angeschlossen und die Oberhoheit der merowingischen Könige anerkannt, ohne ihnen etwa in der Weise der Burgunden oder der Thüringe Unterthan zu werden. Sie behielten vielmehr ihre eigenen Herzöge, die eben nur in einem losen Abhängigkeitsverhältnis von den Merowingern standen. Als das älteste bairische Herzogsgeschleckit wird das der Agilol-finger genannt, und ihm gehörte der erste geschichtlich nachweisbare Baiern-herzog, der von Paulus Diakonus als „König" bezeichnete Garibald der Erste an. Schon vorher hatte Ewin, der Herzog von Trient, eine Tochter dieses mächtigen Fürsten als Gattin heimgeführt; jetzt (588) beschloß Authari um eine jüngere, Namens Theudelinde, eine in jeder Beziehung ausgezeichnete, ebenso schöne als fromme und kluge Jungfrau, zu werben, zumal sie mit dem alten Königshause der Langobarden verwandt war, da ihre Mutter Waldrada des Königs Wacho Tochter war. In überaus lieblicher Weise hat die Sage diese Werbung ausgeschmückt. Der König Flavius Authari schickte, so ungefähr berichtet Warnefrieds Sohn,***) seine Boten nach Bayern, daß sie um die Hand der Tochter Garibalds, Theudelinde, für ihn werben sollten. Der Herzog nahm die Gesandten freundlich^) auf und erklärte sich gern bereit, dem Langobardenkönig seine Tochter zum Weibe zu geben. Als sie mit dieser Antwort zu Authari zurückkehrten, erwachte in seinem Herzen der sehnliche Wunsch, seine Braut mit eigenen Augen zu sehen. Deshalb zog er mit wenigen rüstigen Leuten verkleidet über die Alpen, im Gefolge eines seiner treusten *) Siehe oben S. 15. **) Die seit dein Untergang des thüringischen Reichs (531) von Norden her und seit der Anerkennung fränkischer Oberhoheit bei den Alamannen im heutigen Schwaben indirekt auch (c. 536) im Westen die Nachbarn der Baiern geworden waren. ***) Paulus Diakonus 3, 30. Die Worte des Greises legt dieser dem Authari selbst in den Mund, was dem Vorhergehenden schlecht entspricht. f) Er wußte sicherlich die Freundschaft der Langobarden als Stütze gegen fränkische Übergriffe zu schätzen.

10. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 110

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
110 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. ein trefflich Heldenstück. Wie er nämlich vom Pferde geworfen war und ihm ein Slave, der sich augenblicklich auf ihn stürzte, die Hände mit Stricken gebunden hatte, wand er noch mit gefesfelten Händen dem Slaven den Speer aus der Rechten, durchbohrte ihn damit und rollte sich dann gebunden, wie er war, den steilen Berg hinunter, und so entkam er. Nach Ferdulss Untergang setzte Aripert den Korvulus als Herzog in Friaul ein, entkleidete ihn aber bald darauf wegen einer Beleidigung wieder dieser Würde und ließ ihn blenden. Hierauf aber erhielt ein verständiger und würdiger Mann Namens Pemmo das Herzogtum, der dem Lande vielen Segen brachte. Seine Gemahlin hieß Rat perga, ein bescheidenes Weib, aber von bäurischem Aussehen. Diese bat öfters ihren Gatten, er möge sie verstoßen und sich ein anderes Weib suchen, das einem so mächtigen Herrn besser als Gemahlin anstehe. Aber er, ein verständiger Mann, sagte, ihr demütiges und ehrerbietiges Benehmen und ihre Sittsanikeit gefalle ihm mehr als Schönheit des Leibes. Mit dieser Frau zeugte Pemmo drei Söhne, Ratchis, Ratchait und Ahistulf, lauter treffliche Männer, welche durch ihre Geburt die Niedrigkeit der Mutter zu Ehren brachten und von denen zwei die Krone der Langobarden getragen haben. Herzog Pemmo war es auch, der die Söhne all der Edlen, die in jener Schlacht gegen die Slaven gefallen waren, zu sich nahm und sie mit seinen eigenen Söhnen erziehen ließ, als wären sie sein Fleisch und Blut. Ein Ereignis, das an jenen Kampf anknüpft, sei sogleich an dieser Stelle noch erwähnt, obwohl es nicht mehr unter die Regierung Ariperts, sondern unter die Liutprands fällt. Etwa zwanzig Jahre nach dem Unglückstage, wo Ferdulfs und Argaits Hader so großes Leid über die Frianler brachte, sielen die Slaven abermals und zwar in ungeheurer Anzahl in Friaul ein. Der alte Herzog Pemmo aber überraschte die Sorglosen und richtete ein furchtbares Blutbad unter ihnen an, während auf Seite der Langobarden nur ein einziger Mann, ein hochbetagter Greis Namens Sigwald, ums Leben gekommen sein soll. Dieser hatte in der Schlacht, wo Herzog Ferdulf fiel, zwei Söhne verloren. Seitdem fühlte er nur einen Wunsch, für den Tod seiner Kinder an den Slaven Rache zu nehmen. Zweimal schon hatte er auf kühnen Streifzügen in das Land der Feinde feinen Zorn gekühlt, und auch jetzt eilte er allen andern voran in den Kampf; „denn," sagte er zu denen, die ihn seines hohen Alters wegen zurückhalten wollten, „nun habe ich den Mord meiner Söhne genugsam gerächt und brauche nicht länger zu leben. Freudig will ich den Tod begrüßen, wann und wo er mich trifft." Und ihm geschah, wie er gewünscht hatte; von allen Langobarden war er der einzige, der in dieser Schlacht fiel. — König Aripert suchte seine Frömmigkeit dadurch zu beweisen, daß er dem päpstlichen Stuhl zu Rom die alten Kirchengüter im ligurischen Apennin
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