102
Mathematische Erdkunde.
4. Von jetzt an nimmt die Erleuchtung des Mondes, der sich der Sonne
wieder nähert, in demselben Verhältnis ab, in welchem sie vorher zugenommen;
nach 22 Tagen 3 Stunden sehen wir die linke Hälfte seiner uns zugekehrten Scheibe
erleuchtet: wir haben das letzte Viertel, das in der zweiten Hälfte der Nacht scheint.
Die Lichtgestalt des Mondes wird nun immer kleiner, und nach 29*4 Tagen erreicht
er wieder die Phase des Neumonds, um den Lauf von neuem zu beginnen.
Da die Mondphasen von der Stellung des Mondes zur Sonne abhängen, so
währt die Zeit von einem Neumond zum andern nicht 27%, sondern 29}/2 Tage;
denn während der Mond sich um die Erde dreht, ist diese auf ihrer Bahn fortgeschritten,
und der Mond braucht über zwei Tage, um dieselbe Stellung zur Sonne wieder ein-
zunehmen, wie zu Beginn seiner Revolution.
Sonnen- und Mondftnsternisse.
a) Sonnenfinsternisse. Es sei in nebenstehender Figur 8 die Sonne, M der
Mond und E die Erde. Die drei Weltkörper stehen in gerader Richtung zueinander,
und zwar befindet sich der Mond zwischen Sonne und Erde. Sein Schatten erreicht
die Erde. Die Erdbewohner in der Gegend um b trifft der Kern-
schatten des Mondes, d. i. der vollständig unbeleuchtete Raum;
ihnen erscheint die ganze Sonnenscheibe von dem Mond verdeckt;
man sagt darum: es findet dort eine totale Sonnenfinsternis
statt. Die Gegend um a und c trifft der Halbschatten des
Mondes, d. h. den dortigen Bewohnern ist nur ein Teil der Sonne
durch den Mond verdeckt. Die Sonnenfinsternis um a und c nennt
man darum eine partiale^). Zuweilen steht der Mond so weit von
der Erde ab, daß nicht einmal die Spitze seines Schattens die Erde
erreicht. Denkt man sich in diesem Fall die Achse des Mond-
schattens in gerader Richtung bis zur Erde verlän-
gert, so wird den Bewohnern des Ortes, in wel-
chem die verlängerte Achse die Erde trifft, die
Sonnenscheibe gerade in der Mitte verfinstert er-
scheinen, so daß die Peripherien der Mond- und
Sonnenscheibe konzentrische Kreise bilden. Der nicht
verfinsterte Sonnenrand leuchtet in Form eines
Kreisrings. Eine derartige Sonnenfinsternis nennt
man daher eine ringförmige.
Da der Mond bei einer Sonnenfinsternis immer in gerader
Richtung zwischen Erde und Sonne stehen muß, so kann eine
Sonnenfinsternis nur zur Zeit des Neumonds eintreten.
b) Mondfinsternisse. Die Erde steht zwischen Sonne und
Mond. Der Mond taucht zuerst in den Halbschatten der Erde; die
dadurch bewirkte Schwächung des Lichts wird aber kaum bemerkt,
und man rechnet dies deshalb nicht als Mondfinsternis. Sie be-
ginnt erst, wenn der Kernschatten erreicht ist. Im allgemeinen
') Partial ü. lat. pars = Teil. Mond- und Erd-Kernschatten haben die Gestalt eines
Kegels, weil Mond und Erde Kugeln bilden, welche kleiner sind als der leuchtende Körper.
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104
Mathematische Erdkunde.
sich der Mond in ihr in seiner jetzigen Entfernung um die Erde drehen, und er
bliebe noch immer weit von der Sonnenoberfläche entfernt. Ihre Entfernung
von der Erde beträgt 149 Mill. km.
Denken wir uns die Sonne als eine Kugel mit einem Durchmesser von 13,85 m
(Höhe eines ziemlich hohen Hauses), dann müßten wir uns die Erde in einer Entfer-
mtng von 1,5 km (eine Viertelstunde Weges) als eine Kugel von 12,7 cm (Kegelkugel)
sich um die Sonne drehend und den Mond in einer Entfernung von 3,85 m als eine
kleine Kugel von 3,5 cm Durchmesser (kleine Spielkugel der Kinder) sich um die Erde
drehend denken. Tie entsprechenden Entfernungen der übrigen Platteten von der
Sonne wären: Acerkur 0,6 km, Venus 1,1km, Mars 2,3 km, Jupiter 7,7 km, Sa-
turn 14,2 km, Uranus 28,5 km und Neptun 44,7 km. (Vergegenwärtige dir diese
Entfernungen in beiner Heimat!) Der nächste Fixstertt, der 4,5 Lichtjahre (So?me:
8 Minuten) von der Erde entfernt ist, müßte dann bei derselben Verkürzung in
einer Entfernung von 389 236 km — ungefähr der Entfernung des Mondes von
der Erde gesucht werden. >
Über die physische Beschaffenheit der Sonne wissen wir, daß sie ein im
Zustand höchster Glut befindlicher Körper ist. Ihrer stofflichen Zusammensetzung
nach gleicht sie, wie uns die Spektralanalyse zeigt, größtenteils der Erde. Die
Sonnenflecken sind wahrscheinlich Abkühlungsprodukte. — Aus der Bewegung
der Sonnenflecken hat mein die Rotation der Sonne zu 25 Tagen bestimmt.
2. Die Planeten erhalten Licht und Wärme von der Sonne und bewegen
sich in elliptischen Bahnen um dieselbe. — Tie größte Entfernung von der
Sonne kommt dem Neptun zu; sie ist 30 mal größer als die der Erde. Ter Sonne
am nächsten befindet sich unter den großen Planeten Merkur. — Die Rotation
von Erde und Mars beträgt annähernd 24 Stunden. Die Umdrehuug des Jupiter
und Saturn vollzieht sich in etwa 10 Stuuden. Die Dauer der Revolution nimmt
zu mit der Entsernuug von der Sonne. Merkur braucht 88 Tage, Neptuit 168 Jahre.
Die Größe der Planeten ist sehr verschieden. Außerordentlich klein sind die
Asteroiden; weit übertreffen dagegen unsere Erde die vier äußeren Planeten, be-
sonders Jupiter und Saturn. — Mehrere der Planeten werden von Monden
begleitet. So hat die Erde 1, der Mars 2, Jupiter 7, Saturn 10, Uranus 4 und
Neptun 1 Mond. Saturn ist anßerdem noch durch drei Ringe ausgezeichnet.
3. Die Kometen sind gasartige Körper mit einem dichtem Kern. Auch be-
sitzen die meisten von ihnen einen Schweis, der ost von ungeheurer Länge ist.
Ihre Bahnen sind sehr langgestreckte Ellipsen oder Parabeln.
4. Die Meteoriten sind kleine planetarische Körperchen, die entweder ver-
einzelt oder in Scharen vereinigt die Sonne umkreisen und der Erde öfter so nahe
kommen, daß sie durch die Atmosphäre hindurchgehu und sich durch die Reibung an
der Lust entzündet!. Erst dadurch werden sie uns sichtbar, und man nennt sie dann
Sternschnuppen. Hier und da werden die Meteore von der Erde so stark an-
gezogen, daß sie auf ihre Oberfläche herniederfallen (Meteorsteine). Besonders
viele Sternschnuppen sieht man jedes Jahr vom 8.—12. August und vom 11.—14.
November. — Ihre Zusammensetzung ist im wesentlichen diejenige irdischer
Körper. Nach den neuern Forschungen sind die Meteore Überreste von Kometen.
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Hafen
Schiffahrtsanlagen wurden nach der Gründung des Reichs mit einem Aufwand von 400 Mill. Mark neu geschaffen,
jene Londons find teilweise veraltet. Im Jahr kommen und gehen über 15 000 Seeschiffe und an 18 000 Flußschiffe.
Die Haupteinfuhr bilden Kolonialwaren (namentlich Kaffee), Getreide, Häute, Kohlen und Petroleum. England,
Nordamerika, Brasilien und Afrika find seine Hauptverkehrsländer.]
Linienschiff >, Thüringen".
Auch bei der Kriegsmarine haben die letzten Jahre eine außerordentliche Vergrößerung des Schiffskörpers und
damit eine viel stärkere Bewaffnung und größere Geschwindigkeit gebracht, als man sie früher kannte. Unser
Bild zeigt die „Thüringen", eines unserer neuesten Linienschiffe von 22 800 t, einer Länge von 166,5 m, einer
Breite von 28,5 m und einer Tiefe von 3,2 m und einer Geschwindigkeit von 21 Knoten.
3*
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Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Brasilien Afrika
54 Einzelgebiete.
Strom, nicht Teutschlands Grenze" (Arndt), ja in der Glanzzeit deutscher Herrlichkeit im
Mittelalter floß er, wie ein zeitgenössischer Geschichtschreiber sich ausdrückt, „mitten durch
Deutschland". Die Rheinlande waren im Mittelalter der Hauptsitz deutscher Kultur und
deutscher Kaiserherrlichkeit. Bei Mainz oder in Frankfurt wurden die Kaiser gewählt und zu
Aachen gekrönt; die Rheinstraße entlang zogen sie über den Splügen nach Italien, um sich
die römische Krone zu holen; in der alten Reichsstadt Speyer endlich fanden viele von ihnen
ihre letzte Ruhestätte. Den Rhein entlang (des Reiches Psaffengasse) saßen die mächtigsten
geistlichen Kurfürsten, die Erzbischöse von Mainz und Köln. In den rheinischen Städten
feierte das Rittertum seine glänzendsten Feste, dichtete Gottfried von Straßburg fein
glühendes Epos und sang Heinrich Frauenlob seine zarten Minnelieder. Längs der ver-
kehrsbelebten Rheinstraße erblühten mächtige Reichsstädte mit einem selbstbewußten,
gewerbe- und handelstätigen Bürgertum. Machtvoll trat der Rheinische Städtebund
dem ungerechten Treiben der Ritter und Fürsten entgegen. Herrliche Dome, stolze Fürsten-
schlösser und starke Waffenplätze entstanden; hier wurde die Buchdruckerkunst erfunden. Erst
durch den politischen Zerfall Deutschlands im 30 jährigen Krieg und die Raubzüge Lud-
wigs Xiv. ward der Rhein „Deutschlands Grenze", bis er mit der Wiederaufrichtung des
Deutschen Reichs 1871 aufs neue „Deutschlands Strom" wurde.
Tas Maingebiet (Franken) in der Geschichte. Den Main entlang bestanden jähr-
hundertelang große geistliche Herrschaften, die Bistümer Bamberg und Würzburg;
Bamberg hochverdient durch die Christianisierung flavischer Völkerschaften im O., Würz-
bürg berühmt durch die Pflege der Wissenschaften und der christlichen Charitas. Am Main
liegt auch Frankfurt, der alte Handelsmittelpunkt. — In dem verkehrsreichen Franken-
land mit seinen zum Burgenbau einladenden Felsenhöhen fand das Rittertum einen
nur zu günstigen Boden, und das gewalttätige Regiment desselben beförderte hauptfäch-
lich die Erhebung der Bauern i. I. -1525. Neben der hohen Geistlichkeit und dem Adel
tat sich auch das Bürgertum in den Reichsstädten Frankens rühmlich hervor, allen
Städten der Welt voran im Nürnberg des sechzehnten Jahrhunderts, wo Bischer, Dürer,
Kraft und Hans Sachs weithin Ruhm erlangten.
In den Zeiten schwacher Kaiserherrschaft hatten auch die Frankenlande alle Leiden
der politischen Verelendung Deutschlands zu tragen. Die Mainftraße entlang zogen im
30 jährigen Krieg die Heere Gustav Adolfs und zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Truppen
des korsischen Cäsars. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts galt die „Main-
linie" sehr mit Unrecht als eine natürliche Scheidewand zwischen Nord- und Süd-
deutschend. Das Mainland ist indes weit mehr eine „Brücke" zur Verbindung von
Nord und Süd, und sein blühendes Berkehrsleben verdankt es vor allem diesem glück-
lichen Umstand.
Und welch glanzvolle fränkische Namen weist die Geschichte der deutschen Dichtkunst
auf! Franken ist die Heimat des gedankenreichsten Sängers der höfischen Poesie, Wolframs
von Eschenbach, und das Mainland schenkte uns Goethe. Im letzten Jahrhundert wurden
hier Friedrich Rückert, Graf Platen und Jean Paul geboren.
Schwaben in der Geschichte. Mit den Franken wetteifert in geschichtlicher Bedeutung
der wackere Stamm der Schwaben. Nicht weniger als vier große Herrscherhäuser hat er dem
deutschen Volk gegeben: die Staufer und die Welfen, die Hohenzollern und die Zäh-
ringer. Dem stark ausgeprägten Freiheitssinn des Stamms ist die Entstehung der
vielen freien Reichsstädte zuzuschreiben. Mit der Freiheitsliebe des Schwaben paart
sich seine altbewährte Tapferkeit, die Uhland in der Schwäbischen Kunde treffend zeichnet.
Die Schwaben galten als so wehrhaft und streitbar, daß sie die Vorfechter des Reichsheeres
bildeten und das Vorrecht genossen, immer das Reichsbanner in den Kampf zu tragen,
eine Ehre, die bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts bei Württemberg verblieben ist.
Mit diesen echt männlichen Zügen vereinigt das schwäbische Volk jene wundersame
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Extrahierte Personennamen: Arndt Gottfried_von_Straßburg Heinrich_Frauenlob Heinrich Hans_Sachs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Cäsars Wolframs
von_Eschenbach Goethe Friedrich_Rückert Friedrich Jean_Paul
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankfurt Aachen Rheinstraße Italien Rhein Mainz Rheinstraße Deutschlands Rhein Main Bamberg Main Frankfurt Franken- Frankens Deutschlands Mainland Nord Mainland Schwaben Schwaben Schwaben Württemberg
Wirkliche Bewegungen der Himmelskörper. 105
V. Die Fixsterne.
Fixsterne sind solche Sterne, die mit eigenem Licht leuchten und ihre gegen-
seitige Stellung nicht merklich ändern. Im wesentlichen gleichen sie also unserer
Sonne. — Viele Fixsterne ändern periodisch ihre Helligkeit. In mehreren Fällen
wurde als Grund des Lichtwechsels das Dazwischentreten eines relativ dunklen Be-
gleiters erkannt. — Manche der am Himmel wahrzunehmenden Nebelflecke lösen
sich bei Anwendung des Fernrohrs in unzählige Fixsterne aus. Eine solche Stern-
ansammluug ist auch das ungefähr in Form eines größten Kreises mit sehr wech-
selnder Breite am Himmelsgewölbe sich hinziehende Lichtgewölk, das unter dem
Namen Milchstraße bekannt ist. Andere Nebelflecke und sogar näher gelegene
stellen sich selbst bei Anwendung des besten Instruments nicht als Sternanhäufun-
gen dar. In solchen Fällen hat man es mit wirklichen Nebelflecken zu tun.
Man sieht in ihnen den Stoff, aus welchem durch allmähliche Entwicklung die
einzelnen Weltsysteme entstehen. — Die Entfernung der Fixsterne von der Erde
ist ungeheuer; schon die Lichtstrahlen des nächsten treffen erst nach 4^ Jahren auf
unserer Erde ein. Diese ungeheuren Entfernungen find die Ursachen davon, daß
wir am Sternenhimmel niemals die Gegenwart, sondern stets nur die Ver-
gangenheit erblicken.
Kartenkunde.
Darstellung der Erdoberfläche. Die einzige naturgetreue Wiedergabe der
Erde ist der Globus. Jede Darstellung der Erdoberfläche in einer Ebene muß die
Lagenverhältniffe verzerren, da sich die doppelt gekrümmte Kugeloberfläche nicht
abwickeln und in einer Ebene ausbreiten läßt. (Vgl. die Schale eines Apfels!)
Eine Karte ist also nur ein annäherungsweise getreues Abbild der
Erdoberfläche.
Maßstab. Jede Karte gibt das dargestellte Land verkleinert oder verjüngt
wieder. Sind zwei Orte in Wirklichkeit 1 kin voneinander entfernt und beträgt ihr
Abstand voneinander auf der Karte 1 ein, so ist das Verjüngungsverhältnis 1:100 000
(Generalstabskarte). Der den meisten Karten beigegebene Maßstab drückt also
das Verhältnis der Längen auf der Karte zu den wirklichen Längen auf der
Erdoberfläche aus. Um das Verhältnis der dargestellten Flächen zur Wirklich-
keit zu erhalten (Flächenmaßstab), mnß ich den angegebenen Maßstab zum Quadrat
erheben^).
') Das heute in den meisten Ländern gebräuchliche Längenmaß ist das Meter, das als
der zehnmillionste Teil eines Meridianquadranten gilt. Zur Angabe von größeren Entfernungen
verwendet man jedoch noch häufig neben dem km das Meilenmaß. Dabei sind aber zu
unterscheiden:
1 Seemeile (Knoten) — 1855 m (= eine Gradminute des Erdmeridians)
1 geographische Meile = 7420 m (= vier Gradminuten)
1 englische Meile — 1609 m
1 preußische Meile = 7532 m.
.Ein Fußgänger legt durchschnittlich in der Stunde 5 km zurück, Eilzüge fahren 70—90 km,
die schnellsten Ozeandampfer durchschnittlich 24 kn — 44,5 km, die schnellsten Torpedoboote
36 kn = 66,8 km.
Ziti: Angabe von Flächenmaßen dient meist Quadratkilometer oder Quadratmeile.
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106
Kartenkunde.
Arten der Karten. Nach dem verwandten Maßstab, der sich nach dem Zweck
der Karte richtet, unterscheidet man:
1. Plankarten (Katasterkarten) im Maßstab 1:500 bis 1:10 000. Sie stellen
ganz kleine Teile der Erdoberfläche zu technischen und anderen Zwecken dar. Bei
der Kleinheit des dargestellten Gebiets macht sich die Wölbung der Erdoberfläche
noch nicht bemerkbar.
2. Spezialkarten im Maßstab 1:10 000 bis 1: 200 000. Die gebräuchlichsten
Maßstäbe, in denen z. B. auch die Karten des Deutschen Reiches vom Großen General-
stab angelegt werden, sind 1:25 000 (die sog. Meßtischblätter, auf denen 4 ein
einem km der Wirklichkeit entsprechen) und 1:100 000 (die sog. Generalstabskarten,
1 cm — 1 km)1). Auch in diesen Maßstäben ist die Abweichung der Ebene von der
Kugelgestalt der Erde sehr gering.
3. Übersichtskarten in kleineren Maßstäben.
Die wichtigsten Projektionsarten.
Projektion. Um einen größeren Teil der Erdoberfläche darzustellen, muß
man die Punkte der gewölbten Erdoberfläche, so gut es geht, in eine Ebene
übertragen. Meistens geschieht das in der Weise, daß man die Zeichnung der
Kugeloberfläche auf den Mantel eines
sich der Kugel möglichst anschmiegenden
Körpers überträgt (projiziert) und dann
den Mantel abwickelt und in der Ebene
ausbreitet.
Die zylindrischen Projektionen.
Als solchen sich der Kugel anschmiegenden
Körper verwendet man Zunächst den
Zylinder. Es sei Apa' die halbe Erd-
kugel, Aa' der Äquator, P der Pol, 0 der
Mittelpunkt der Erde und Aa' Ii H', eine
Zylinderfläche, die die Halbkugel längs
des Äquators beriihrt. Führt man nun
von dem im Erdmittelpunkt 0 gedachten
Auge Sehstrahlen nach mehreren Punkten
der Erdoberfläche: b, c usw., so treffen sie
verlängert die Zylinderfläche; die entste-
henden Schnittpunkte B, C usw. bilden
dann die zylindrischen Projektionen von
l), e usw. Denkt man sich nun die Zylin-
dersläche abgewickelt, so erscheinen Äquator
und Parallelkreise, ebenso aber auch die
Meridiane als gerade Linien. Das Grad-
netz einer zylindrischen Projektion besteht
also aus einem System von sich recht-
Fig. i.
') Die entsprechenden Karten können zu Schulzwecken jederzeit billig vom Großen General-
stab (Abteilung für Landesvermessung) in Berlin bezogen werden.
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Geländedarstellung. 113
wieder, wie auf den Generalstabskarten 1:100000. Häufig werden auch beide
Methoden der Darstellung miteinander verbunden (S. Atlas und I S. 9).
In farbiger Darstellung Pflegt man die Gewässer blau, das Tiefland bis zu
200 m grün und die höheren Erhebungen in immer dunkler werdenden braunen
Farbentönen zu kennzeichnen. Über die Schneegrenze aufragende Gipfel werden
meist weiß dargestellt.
Reliefkarten. Am deutlichsten geben die sogenannten Reliefkarten, auf
denen die Bodenunebenheiten in Pappe, Lehm oder Gips plastisch dargestellt
werden, die wirklichen Verhaltnisse wieder. Doch muß bei allen Reliefkarten
eine Überhöhung eintreten, d. h. der Maßstab für die Höhenunterschiede wird
größer gewählt, als der der Karte, da sonst auch bedeutende Höhenunterschiede
nur wenige Millimeter ausmachten.
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46
Die deutsche Kaiserzeit 919—1250.
Da faßte dieser einen raschen Entschluß, um des einen seiner Gegner ledig zu werden; er überwand sich soweit, vor der Kirche sich zu demütigen, um den Fürsten jeden Vorwand zum Abfall zu benehmen. Im Winter begab er sich, von seiner treuen Gemahlin Bertha begleitet, über die Westalpen nach Oberitalien. Der Papst, der sich bereits auf der Reise nach Deutsch* Heinrich in land befand, eilte erschreckt nach der Burg Canossa, die seiner Freundin, Januar' der Markgräfin Mathilde von Tuscien, gehörte. Dorthin kam auch 1077' Heinrich, nicht als Angreifer, sondern um barfuß und im Büßergewande
die Vergebung der Kirche zu erflehen, und erreichte so, daß ihn der Papst
vom Banne löste und ihm das Abendmahl reichte.
Rudvlf von Trotzdem wählten die Fürsten einen Gegenkönig, Rudolf von Schwaben, dieser erhielt bald den Beistand Gregors Vii., der Heinrich
von neuem mit dem Banne belegte. Zwischen Rudolf und Heinrich, der
nach Deutschland zurückgekehrt war, entstand ein Bürgerkrieg. Der bedeutendste Führer der Aufständischen war Otto von Nord heim. Heinrich dagegen fand eine kräftige Stütze an Friedrich von Hohenstaufen, dem Stammvater dieses Geschlechts, dem er auch das Herzogtum Schwaben verlieh und später seine Tochter zur Gattin gab. Der Krieg wurde im Jahre 1080 durch die Schlacht bei Hohenmölsen in der Gegend von Merseburg entschieden; dort siegten zwar die Aufständischen; aber Rudolf verlor im Kampfe die rechte Hand und starb.
Nach dem Tode des Gegenkönigs vermochte sich Heinrich gegen den Papst zu wenden und nach Italien zu ziehen. Nach wechselvollen Kämpfen Heinrichs gelang es ihm, in Rom einzudringen und sich von einem Gegeupapst die Römerzug. ^ai|er{rone aufs Haupt setzen zu lassen. Gregor fand indessen eine Zuflucht in der Engelsburg, in der er belagert wurde. Nach Heinrichs Abzug befreite ihn der Normannenherzog Robert Guiskard, d. h. der Schlaue, der Eroberer und Beherrscher Unteritaliens, der ebenso wie die Päpste in den deutschen Königen seine Gegner sah und darum ihr natürlicher Verbün-Tod deter war. Er führte Gregor nach Salerno, wo dieser im Jahre 1085 Gregors Vii. ^ ätzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt
und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung."
§ 49. Heinrich Iv. und seine Söhne. Auch ferner aber hat es Kaiser Heinrich nicht an Gegnern gefehlt. Ein großer Teil des hohen Adels war lange unversöhnlich. Nicht minder war es die Kirche, die wenige Jahre nach Gregors Tode unter dem klugen und gewandten Papste Urban Ii. einen gewaltigen Aufschwung ihrer Macht erlebte; denn in jene Zeiten fällt der erste Kreuzzug, den die abendländische Christenheit in ungeheurer religiöser Begeisterung zur Eroberung des heiligen Landes unternahm
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Extrahierte Personennamen: Bertha Heinrich Mathilde_von_Tuscien Heinrich Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Gregors Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Otto Heinrich Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Gregor Heinrichs Heinrichs Robert_Guiskard Gregor Gregors Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Gregors Urban
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Deutsch*_Heinrich Burg_Canossa Gregors Deutschland Nord Merseburg Italien Rom Engelsburg Salerno Gregors Gregors
84
Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273—1519.
nebst der Kur an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg verlieh; am 18. April 1417 fand auf dem Marktplatz zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So kam die Mark an die Hohenzollern.
Verbrennung Indessen hatte das Konzil im Jahre 1414 seine Beratungen begonnen, von Hus. toqr^ obwohl ihm Sigmund freies Geleit zugesichert hatte, nach
seiner Ankunft verhaftet und eingekerkert worden. Man forderte von ihm Widerruf seiner Lehren. Da er sich unter Berufung auf die heilige Schrift dazu nicht verstand, so wurde er von dem Konzil 1415 als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Mutig und gefaßt starb er auf dem Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein gestreut.
Um die Kirchenspaltung zu beseitigen, forderte das Konzil, das sich als über dem Papste stehend betrachtete, alle drei Päpste auf, ihrer Würde zu entsagen. Während aber die Deutschen darauf drangen, daß man, ehe man einen neuen Papst wähle, die Kirchenreform in Angriff nehme, setzten die Papstwahl. romanischen Nationen es durch, daß zuerst ein neuer Papst gewählt wurde. Dieser aber wußte mit großem Geschick zu verhindern, daß die päpstliche Gewalt wesentlich beschrankt wurde, und löste 1418 das Konzil aus. So war die geplante Reform der Kirche mißlungen.
§ 87. Der Hussitenkrieg. Die Verbrennung von Johann Hus aber ries in Böhmen eine tiefgreifende Bewegung hervor, die sich zuerst in Aufläufen und Unruhen Luft machte und sodann einen der furchtbarsten Kriege T°dw-nz-ls.hervorrief. Denn als 1419 Wenzel starb, wollten die Tschechen seinen Bruder und Erben Sigmund, weil er Hus das Versprechen des freien Geleits nicht gehalten habe, nicht als ihren König anerkennen, erhoben sich und rüsteten Heere aus, welche nicht nur die angreifenden Feinde zurückschlugen, sondern bald ihrerseits zum Angriff übergingen. Der einäugige Ziskasheere.johann Ziska, ein wilder Feind der alten Kirche und zugleich des Deutschtums, war es vor allem, der aus den tschechischen Bauern Heere schuf; mit fanatischer Begeisterung zogen die Huffiten ins Feld; Sensen und Dreschflegel bildeten meist ihre Waffen, ihre Deckung die Wagenburgen, mit denen sie ihr Lager umgaben. Ihnen vermochten die Reichstruppen und Kreuz-heere, die gegen sie aufgeboten wurden, nicht zu widerstehen; in trauriger Weise zeigte sich, wie wehrlos das einst so waffenkräftige deutsche Reich geworden war. So verheerten denn die Huffiten, die weit nach Norden, ja bis zur Ostsee vordrangen, auf das furchtbarste die deutschen Lande. Erst als eine gemäßigte Partei unter den Tschechen auf Friedensverhandlungen einging und die Gegenpartei in einer Feldschlacht besiegte, nahm der Krieg Äs8 nad? fünfzehnjähriger Dauer ein Ende; doch hatte das Konzil, das damals
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Nürnberg Johann_Hus Johann
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Die Zelt der zunehmenden Auflösung des Reich? 1273 — 1519.
Der ferner den Bann anfrecht. Da traten im Jahre 1338 die deutschen Kur-zu Rens" fürsten zu Rense am Rhein zusammen, dort, wo sich noch heute ein steinerner, ans Säulen ruhender Bau, der Königsstuhl, erhebt, und von wo, wie man sagte, der Schall des Hifthorns nach den Landen von vier Kurfürsten getragen ward. Hier setzten sie in dem sogenannten Kur-v er ein fest, daß der deutsche König zu seiner Wahl der Zustimmung des Papstes nicht bedürfe.
Schon 1324 hatte Ludwig seinem gleichnamigen Sohne die Mark Brandenburg übertragen, die durch den Tod des letzten Askaniers Waldemar erledigt war. Auch später benutzte er in häßlicher Weise jede Haukmacht. Gelegenheit, um seine Hausmacht zu mehren. Die Ländergier Ludwigs hatte zur Folge, daß die meisten Kurfürsten von ihm abfielen. Sie Erhebung wählten 1346 Karl von Böhmen, den Enkel Heinrichs Vii., aus dem Äorisw. ^Qu|e Luxemburg, zum König; ihn begünstigte auch die Kirche. Wieder drohte der Ausbruch eines Bürgerkrieges; da starb Ludwig der Bayer bei München, während er der Bärenjagd oblag.
2. Die luxemburgischen Könige. 1347 —1437.
Karl Iv. 1347-1378.
Günther § 79. Karl Iv. fand nicht sofort allgemeine Anerkennung. Ein
Schw°r"burg.gegenkönig wurde aufgestellt, Günther von Schwarzburg; aber dieser gewann wenig Macht und starb wenige Monate nach seiner Erhebung. Karl war ein kluger und umsichtiger König, dazu wissenschaftlich gebildet und sprachenkundig, der gelehrteste unter den deutschen Königen. Als Regent Böhmens war er einer der tüchtigsten Fürsten des Mittelalters; für das deutsche Reich hat er weniger geleistet, weshalb ihn Kaiser Maximilian I. „Böhmens Vater, des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater" genannt hat. Die Anfänge seiner Regierung waren für Deutschland und einen großen Teil Europas unheilvoll; denn aus dem Orient wurde eine Der Seuche eingeschleppt, der „schwarze Tod", der viele Menschen, an man-schwarze 0r{en ein Drittel der Bevölkerung und mehr, dahinraffte. In vielen
Städten ferner kam es zu Verfolgungen der Juden, denen man hier und da vorwarf, sie hätten die Brunnen vergiftet. Zugleich taten sich vielfach Leute zu gemeinsamen Bußübungen und Geißelungen zusammen und durchzogen als Geißler in ganzen Scharen die Städte und Dörfer, wurden aber bald eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, so daß die Behörden gegen sie einschreiten mußten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Karl_von_Böhmen Karl Heinrichs Heinrichs Ludwig_der_Bayer Ludwig Karl_Iv Karl Günther Karl_Iv Karl Günther_von_Schwarzburg Günther Karl Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Brandenburg Luxemburg Deutschland Europas