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die Fahrt im Lenzessonnenschein. Am 2. Mai langte er abends in Eisenach an, von wo er 20 Jahre zuvor als fröhlicher Student gen Erfurt gewandert war. Ausgestoßen aus der Kirche und gebannt vom Papste, doch umjubelt vom deutschen Volke, kehrte er zurück.
Von Eisenach ging die Fahrt weiter durch den Thüringer Wald. Nichts lag da näher, als daß er einen Abstecher nach Möhra, der elterlichen Heimat, unternahm, um die Verwandtschaft zu besuchen. Er war Gast bei Heinz Luther, dem Bruder seines Vaters, und verkündete in der Dorfkirche das Wort Gottes, wie er es auch in Eisenach getan hatte. Bei seiner Abreise gaben ihm Verwandte und Freunde das Geleit bis Allenstein und nahmen beim Anbruch der Nacht innigen Abschied.
Ueberfall bei Altenstein: Nun gings in den tiefen, dun-
keln Wald. Zu beiden Seiten des engen, tiefen Hohlweges ragten hohe, dichtbewaldete Hügel empor. Dumpf rauschten die Wipfel der Tannen, und über krachendes Gezweig stob flüchtiges Rot-wild. Es war schier unheimlich; der schreckhafte Ordensbruder fuhr bei jedem Geräusch zusammen. Auf einmal vernahm man das Schnauben von Rossen und das Klirren von Harnischen. Da sprengten auch schon in höchster Eile gepanzerte Reiter mit geschlossenem Visier (Helmgitter) daher. Bei einer großen Buche in der Nähe eines Brunnens stießen sie aufeinander und umringten die Wagen. Der Ordensbruder schrie Mordio und ergriff eilends die Flucht. Amsdorf, in den Plan eingeweiht, erging sich, um den Fuhrmann zu täuschen, in lauten Schmähungen über die frechen Straßenränder. Diese aber bedrohten mit gespannter Armbrust den zitternden Wagenlenker, ihnen zu sagen, welcher der ruchlose Ketzer sei. Scheltend und fluchend rissen sie dann Luther aus dem Wagen und eilten mit ihm tiefer in den Wald. Amsdorf aber schrie immer lauter über die angetane Gewalt, indes die Reiter verschwanden.
Anfangs mußte Luther zu Fuß folgen, dann aber setzten sie ihn aufs Pferd. Um falsche Fährte zu hinterlassen, sprengten sie zuerst gen Morgen und kreuz und quer durch den Wald, bis sie nordwärts die Richtung nahmen. Außer Hörweite des Fuhrmanns behandelten die fluchenden Gesellen ihren Gefangenen überaus fein und höflich und ritten mit ibm gegen 11 Uhr in der Nacht durch das Tor der Wartburg.
Auf der Wartburg: Der Schloßhauptmann Hans von Berlepsch zog das Barett und begrüßte den Gast sehr ehrerbietig als Herrn Junker Georg. Sorgsam wachte er auch darüber, daß das Geheimnis der Person des fremden Ritters gewahrt blieb. — Eine goldene Kette schmückte nun Luthers Brust, und bald umrahmte ein stattlicher Vollbart sein Antlitz. Bei Wanderungen in die Umgebung, beim Ausritt in die Wälder und auf dem Wege nach der Stadt begleitete ibn, der dann wie ein Ritter das Schwert
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Extrahierte Personennamen: Heinz_Luther Altenstein Fuhrmann Schloßhauptmann_Hans_von_Berlepsch Georg
5. Und mit berauschtem Sinne Gebot er seiner Schar:
„Kehrt auf des Turmes Zinne Nach Westen zu den Aar!
6. Das sei Hinsort ein Zeichen, Daß Lotharingen mein,
Daß Frankreichs Grenzen reichen Bis an den breiten Rhein."
7. Als drauf dies Wort ver-
nommen Ottos des Großen Sohn,
Da ließ er schleunig kommen Die Fürsten vor den Thron.
8. Er sprach: „Ans, laßt uns rächen Die zugefügte Schmach;
Scheut nicht die Macht des Frechen, Der deutsches Recht zerbrach;
9. Ruft zu den Schlachtgeschossen, Entflammt von einer Glut, Befreit die Stammgenossen Vom fremden Übermut!"
10. Und mit dem Kaiser zogen Viel Scharen mutig aus
Hin zu des Rheines Wogen,
Zu Aachens Kaiserhaus.
11. Sie kämpften tapfer, schlugen Den Feind aus deutschem Land, Verfolgten ihn und trugen
Den Sieg zum Seinestrand.
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12. Dort, bei der Haupstadt
Flammen, Die sie im Zorn geschürt,
Rief Otto sie zusammen Und sprach zum Heer gerührt:
13. ,Nie trenn’ euch, Stamm-
genossen, Der Zwietracht Fackelbrand,
Leicht seid ihr sonst umschlossen Vom schweren Sklavenband.
14. In Eintracht fest verbunden, Ein Volk bei vielen Herrn,
Bleibt ihr unüberwunden,
Bleibt fremde Herrschsucht fern."
15. Jhmbeifall jauchzendfchmiegte Sich traulich Schar an Schar;
Da stellte der Besiegte Mit bloßem Haupt sich dar.
16. Und Otto sprach mit Milde Und drückt ihm fein die Hand: „Führt Ihr wohl noch im Schilde, Zu rauben deutsches Land?
17. Wollt Ihr ein Opfer bringen, Zu enden schnell den Streit,
So schwöret, Lotharingen Sei deutsch in Ewigkeit!"
18. Da sahen all' ihn schwören Mit hocherhobner Hand:
Stets soll es zugehören Dem deutschen Reichsverband."
Ad Bube.
Hnksburgs Mauern.
1. Im Aargau steht ein hohes Schloß, Vom Tal erreicht es kein Geschoß.
Wer hat's gebaut,
Das wie aus Wolken niederschaut?
2. Der Bischof Werner gab das Geld, Graf Ratbod hat sie hingestellt
Klein, aber fest,
Die Habichtsburg, das Felsennest.
3. Der Bischof kam und sah den Bau. Da schüttelt er der Locken Grau
Und staunt und spricht:
„Die Burg hat Wall und Mauern nicht."
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Extrahierte Personennamen: Ottos Otto Otto Hnksburgs Werner
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6. Wir schlossen dichte Reihen bis an die Berge.fern,
Gerüstet, ihn zu schirmen, den kaiserlichen Herrn.
Da zog in blanken Waffen der Söhne Schar heran;
Von dumpfem Rasseln dröhnte der weite Rasenplan.
7. So strömten sie herüber, die freveln Brüder vorn,
In ihren Fäusten Schwerter, in ihren Blicken Zorn!
Durch unser Lager schlüpfte der tückische Lothar
Und bot uns blanke Münze und glatte Worte dar.
8. Es hat die falsche Rede uns bald den Sinn betört:
Es gelte nicht die Treue, die man dem Sünder schwört.
So schlich er durch die Reihen und streute schlimme Saat,
Bis alle wir verblendet uns fügten dem Verrat.
9. Drauf schlugen die Verruchten des alten Vaters Hand —
Er bot sie schon zum Frieden — in schweres Eisenband.
Sie rissen ihm die Krone vom Haupte silberweiß Und führten ihn von hinnen, den weltverlass'nen Greis.
10. Und Ludewig der Fromme das Aug' gen Himmel schlug: „Ist denn geschworene Treue und Kindesliebe Trug?
Weh, falsche Söldnerscharen, so feil und fo verrucht!
Weh dir, du Lügenstätte, ihr seid fortan verflucht!"
11. Der Himmel hat vollzogen des Greifes Rachewort:
Die Bäche sind vertrocknet, der Anger liegt verdorrt,
Und keine Saaten sprießen, es schallt kein Vogellied,
Nur Farreukräuter schießen hervor ans schwarzem Ried.
12. Und in den Höhlen drunten, in weitverfchlnngnem Gang, Da schlafen unsre Scharen viel hundert Jahre lang.
Da fchlafen auch die Brüder, die freveln Söhne drei,
Verrostet sind die Schwerter, verstummt das Kriegsgeschrei.
13. Flieh, Wandersmann, von hinnen und sag es aller Welt, Wes Fluch in diesen Gauen uns tief in Schlummer hält!" —
— Der Wandersmann sich kreuzet und tut zur selben Stund' Im Thanner Münster drüben die Märe beichtend kund.
Ad. Stöber.
Heinrich der Uogelsleucr.
1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd Recht froh und wohlgemut;
Aus taufend Perlen blinkt und blitzt Der Morgenröte Glut.
2. In Wies' und Feld und Wald und An, Horch! welch' ein süßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
Die süße Rachtigall.
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Extrahierte Personennamen: Lothar Thanner Heinrich Heinrich Heinrich Wachtel
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Schwyz, Unterwalden und Lnzern sich nnterthnig machen wollte. Sie sollten nicht mehr den jedesmaligen deutschen König, sondern den Herzog von sterreich als ihren Herrn anerkennen. Es war ein Mibrauch seiner kaiserlichen Wrde, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu Habs-burgischem Hausbesitz machen wollte.
Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsbnrgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden.
2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Staussachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren."
Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen.
3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Beringer_von_Landen-berg Werner_Staussachers Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Arnold Arnold
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Wie er nun das Brot eben zerbrach, ging da mit seinem Stabe vorber des Kaisers Truchse, welcher die Aufsicht der die Tafel hatte; der schlug zornig den Knaben aufs Haupt, so hart, da ihm Haar und Haupt blutig ward. Der Knabe fiel nieder und weinte heie Thrneu.
Das ersah eiu auserwhlter Held, Heinrich von Kempten, der war mit dem Herzogssohne aus Schwaben gekommen als dessen Zuchtmeister; heftig verdro es ihn, da man den zarten Knaben so unbarmherzig geschlagen hatte, und er fuhr den Truchse mit harten Worten an. Jener sagte, da er kraft seines Amtes aller Ungebhr am Hofe mit seinem Stabe wehren drfe. Da nahm Herr Heinrich einen Knttel und spaltete des Truchsesfen Schdel, da der Mann tot zu Boden sank.
Unterdessen hatten die Fürsten Gott gedient und gesungen und kehrten zurck; da sah der Kaiser den blutigen Boden, fragte und vernahm, was sich zugetragen hatte. Heinrich von Kempten wurde auf der Stelle vorgefordert, und Otto, von tobendem Zorn entbrannt, rief: Da mein Truchse hier er-schlagen liegt, schwre ich an Euch zu rchen, bei meinem Barte!" Als Heinrich diesen Eid hrte und sah, da es sein Leben galt, sate er sich, sprang schnell ans den Kaiser los und ergriff ihn bei dem langen roten Barte. Damit schwang er ihn pltzlich auf die Tafel, da die kaiserliche Krone von Ottos Haupte in den Saal fiel, und zckte als die Fürsten, den Kaiser von diesem wtenden Menschen zu befreien, herzusprangen sein Schwert, indem er laut ausrief: Keiner rhre mich an, oder der Kaiser liegt tot hier!" Alle traten zurck, Otto, mit groer Not, winkte es ihnen zu; der unverzagte Heinrich aber sprach: Kaiser, wollt Ihr das Leben haben, so gebt mir Sicher-heit, da ich mein Leben behalte." Der Kaiser, der das Schwert an seiner Kehle fitzen sah, hob alsbald die Finger in die Hhe und gelobte dem Ritter bei kaiserlichen Ehren, da ihm das Leben geschenkt sein solle.
Heinrich lie, sobald er diese Gewiheit hatte, den roten Bart los und den Kaiser ausstehen. Dieser setzte sich aber unverweilt auf den kniglichen Stuhl, strich sich den Bart und redete in diesen Worten: Ritter, Leib und Leben habe ich Euch zugesagt; damit geht Eurer Wege; htet Euch aber, mir wieder vor die Augen zu kommen! Ihr seid mir zu ungefge zum Hosgesinde, und mein Bart soll nicht wieder unter Euer Schermesser kommen." Da nahm Heinrich von allen Rittern und Bekannten Abschied und zog gen Schwaben auf seine Gter; da lebte er einsam und ehrbar.
Danach der 10 Jahre begab es sich, da Kaiser Otto einen schweren Krieg fhrte, jenseits der Alpen, und vor einer festen Stadt lag. Da fehlte es ihm an Mannen, und er schickte nach den deutschen Landen, wer ein Lehen vom Reiche trage, solle ihm schnell zu Hilfe kommen bei Verlust des Lehens. Nun kam auch ein Bote zu dem Abte von Kempten, ihn auf die Fahrt zu mahnen. Der Abt sandte wiederum seine Dienstleute und forderte Herrn Heinrich, als dessen er vor allen bedrftig war. Ach, edler Herr, was wollt Ihr thun?" antwortete der Ritter Ihr wit doch, da ich des Kaifers Gnade verwirkt habe. Lieber gebe ich Euch meine beiden Shne hin und lasse sie mit Euch ziehen." Ihr aber seid mir ntiger als sie beide zusammen" sprach der Abt ich darf Euch nicht von diesem Zuge frei lassen, oder ich gebe Euer Land anderen, die es besser zu verdienen wissen." Traun" antwortete der Ritter ist dem so, da Land und Ehre auf
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Kempten Heinrich Heinrich Heinrich Schdel Heinrich_von_Kempten Heinrich Otto Heinrich Heinrich Ottos Otto Heinrich Heinrich Heinrich_lie Heinrich Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich
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dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen."
Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-land zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere auf-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen und sein Schwert mit der andern Hand und lies, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor.
Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein un-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo."
Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschlagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen.
Als Heinrich von Kempten hereingefhrt ward, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir unter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen. Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilse lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.
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zeigte sich eben als ein Herrscher, der den Beinamen der Groe" verdient, weil er die Vergangenheit richtig wrdigte, die Gegenwart beherrschte und fr die Zukunft neue Bahnen wies.
Hochbetagt starb Karl und wurde in seiner Lieblingsstadt Aachen be-stattet. Auf dem Thronsessel sitzend, bekleidet mit den Abzeichen seiner Wrdeso war er noch in der Gruft das Abbild eines unsterblichen Herrschers.
6. Motand.
1. Klein Roland. Karl der Groe hatte eine Schwester, Namens Bertha. Diese wollte er an einen Fürsten verheiraten; aber sie gehorchte ihm nicht; denn sie liebte einen Ritter, Milon von Anglante; mit diesem vermhlte sie sich heimlich, und darber wurde ihr Bruder so zornig, da er sie verstie. Einige Jahre hatte sie glcklich mit ihrem Gemahl ge-lebt; da mute Milon einen Kriegszug antreten, von dem er nicht wieder zurckkehrte. Nun geriet Frau Bertha in groe Not; zu ihrem Bruder konnte sie ihre Zuflucht nicht nehmen, ihr Gatte war, wie man ihr gemeldet hatte, von der Meeresflut verschlungen worden: so war der einzige Trost ihr kleiner Sohn Roland, der trotz Mangel und Entbehrungen krftig heranwuchs und alle Altersgenossen an Strke bertraf. Er wurde bald die Sttze der Mutter, indem er milde Gaben fr sie einsammelte.
Einmal kam er zum Palaste des Knigs; da hatte jedermann Zutritt. Die Volksmenge durfte zuschauen, wenn der Herrscher mit seinem Gefolge bei der Tafel sa und speiste, und wenn Snger und Harfenspieler mit ihren Weisen das Herz des Fürsten erfreuten. Da ging kein Armer leer aus; sie erhielten von des Knigs Tische ihre Almosen. Milde blickte das sonst so durchdringende Auge des Herrschers der die Schar der Bedrftigen hin: da drngte sich ein sonderbar gekleideter Knabe keck durch alle hindurch, erstieg die Stufen des Saales, trat durch die offene Thr gerade vor den König hin und ergriff eine Schssel mit Speisen; gleich als sei es sein gutes Recht, trug er sie von dannen.
Karl erstaunte, doch sagte er nichts; deshalb wehrte auch keiner von den Dienern dem kleinen Ruber. Nach kurzer Zeit kehrte Roland zurck und war im Begriff, den Becher des Knigs fortzunehmen. Wohin damit, du kecker Wicht?" herrschte ihn der König an. Offen und unerschrocken stand ihm Roland Rede: er bringe seiner Mutter Speise und Trank; fr sie gezieme sich das Beste,
Karl, eben noch ergrimmt der die Dreistigkeit des kleinen Burschen,
2*
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Klein_Roland Karl_der_Groe Karl Bertha Bertha Roland Karl Karl Roland Roland_Rede Karl Karl
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mit Fahnen entgegen und brachte ihm einige Schsseln Goldgulden und 100 Pfund gediegenes Silber als Huldigungsgeschenk), so wurde er bald durch seine Leutseligkeit der Abgott des Volkes. Jeder kannte ihn und redete ihn mit dem traulichen Du" an; jeder wute Zge von seiner Milde und von seiner Khnheit zu erzählen. In grauem oder grnem Jagd-kleide, den Filzhut mit umgeschlagener Krempe auf dem Kopfe, mit Steigeisen, Armbrust und Jagdhorn versehen, durchwanderte er die Thctler wie die Gebirge des Landes, kenntlich an seinem echt Habsburgischen Gesicht mit der etwas herabhngenden Unterlippe.
6. Nicht immer durfte sich Maximilian in dem ihm unendlich lieb gewordenen Lande aufhalten. Die Regierungsgeschfte und viele Kriege gegen die Franzosen, Schweizer, Venetianer, Trken riefen ihn wieder ab, besonders seitdem er nach dem Tode des Vaters (1493) Beherrscher Deutschlands und aller Habsburgischen Lnder geworden war. Unermdlich zog er bald an die West-, bald an die Ostgrenze seines weiten Reiches. Aber er entwarf zu viel Plne und fhrte sie nicht stetig genug durch. So richtete er denn nicht so viel aus, als man ihm bei seinen Fhigkeiten zugetraut htte. In Deutschland wurden unter ihm die Zustnde nicht besser. Nur fr die Erweiterung der Habsburgischen Hausmacht glckte ihm vieles.
7. Gern erfreute er sich zur Erholung von den Sorgen und Mhen der Regierung an den Werken der Kunst, fr die er Begabung und Verstndnis besa. Deshalb weilte er gern in der Reichsstadt Nrnberg, die damals den Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland bildete. Da lebte der be-rhmte Maler Albrecht Drer, den der Kaiser wohl in seiner Werkstatt aufsuchte, um ihm allerhand Auftrge zu geben.
So sollte der Knstler die Lebensgeschichte des Fürsten in Gestalt eines Triumphbogens behandeln. Man sieht auf dem Bilde den mittleren, auf Sulen ruhenden Teil eines Thores, auf dem sich, in 24 lngliche Felder eingeteilt, teils Kriegsscenen, teils Darstellungen aus dem Privatleben des Kaisers befinden.
Gelungener noch ist ein hnliches Werk: Triumphwagen. Der Kaiser sitzt mit Scepter und Palmen auf einem goldenen Wagen, an dem paarweise 12 mutige Rosse angespannt sind. der der Gestalt des Herrschers erhebt sich ein Thronhimmel mit der Inschrift: Was im Himmel die Sonue, ist auf Erden der Kaiser." Hinter Maximilian kniet in flatterndem Gewnde die Siegesgttin, welche ihm einen Lorbeerkranz aufs Haupt setzt. Auf ihren Flgeln stehen die Namen der Völker, der welche der Kaiser gesiegt hat: Venetianer, Niederlnder, Bhmen, Schweizer, Ungarn, Franzosen. An den Ecken des Wagens sind allerlei Gttinnen angebracht, welche die Tugenden des Herrschers bedeuten: sie umtanzen den Kaiser mit Krnzen, selbst zu einem Kranze verschlungen: Erfahrung, Geschicklichkeit, Hochherzigkeit, Khnheit, Sanft-mnt, Milde. Freigebigkeit, Gerechtigkeit. Vor dem Fürsten sitzt als Wagenlenker die Vernunft, und sie zgelt die Rosse an den Leitseilen Adel und Macht".
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Albrecht_Drer Albrecht Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Goldgulden Deutschlands Deutschland Reichsstadt_Nrnberg Deutschland Niederlnder Ungarn
Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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3. Rmische Seeschlacht. Im ersten Punischen Kriege erbauten t: ferner binnen 60 Tagen eine Kriegsflotte, die ihnen bis dahin gefehlt hatte. Sie statteten sie mit einer Erfindung an?, die ihnen zur See den gewohnten Kampf von Mann gegen Mann ermfliehte: mit Enterbrcken. Unser Bild sucht die damalige Taktik der Seeschlacht darzustellen. Das karthagische Schiff (das mittlere, dessen Achterteil mit Steuerruder sichtbar ist) hat ver^ sucht, in schrgem Anlauf mit feinem Bug und Rcnnmsporn bic Ruderreihc des rmischen Schiffes (vorn rechts, mit dem Eberkopf und der Schlange) zu zertrmmern. Der gelungene Sto hat dem Rmer die Bewegungs-sahigkeit genommen. Vordem wre damit sein Schicksal besiegelt gewesen; in erneutem Anlaufe htte ihn der noch manvrierfhige Karthager in den Grund gerannt. Aber ehe es dazu kommt, halten die langen Enterhaken der Rmer den Gegner fest; die schwere Enterbrcke. bis dahin am Moste hochaufgerichtet, mit Tauen und Rollen von Steuerbord wie von Backbord verwendbar, saust nieder und fat krachend mit ihren Eisenkrallen die Bordwand des Karthagers. Die rmischen Krieger dringen hinber, und ihr Kurzschwert und die Lan^e entscheiden rasch bcii Sieg der bic berraschten Feinde. Diese sind hauptschlich zum Fernkampfe gerstet; aber Bogen und Pfeile ntzen ihnen gegen die neue Taktik der Rmer wenig, nicht einmal auf Schiffen mit turmartigem Aufbau fr die besten Bogenschtzen, wie auf dem im Hintergrundes
4. Rmischer Trinmphzug. Der Kaiser L. Septimius Severus hlt nach benoinbung der Parther (197198 n. Chr.) in Rom seinen feierlichen Triumph >,ug zum apitot. Der Zug bewegt sich auf der via Sacra des uern Forums durch den Titusbogen. Die Spitze des Zuges ist schon vorbei. Der aus dem Bilbe sichtbaren Gruppe schreitet ein Ccnturio voran. Ihm folgen brtige germanische Krieger mit dem fchreckenben Brenfell der Kopf und Schulter, Sie tragen rmische Feldzeichen, eines davon geschmckt mit Schild und Panzer des zwischen ihnen gehenben gefangenen Partherknigs. Hinter biefent kommen jochtrageube, gefesselte Parthcr, dann rmische Tubablser. Run erscheint auf golb--strahletibem Wagen der lorbeerbekrnzte Triumphator selbst; eine eherne, vergolbete Siegesgttin hlt den golbenen Kranz der sein Haupt. Mit-glicbec des Kaiserhauses, Unterselbherren, Priester in weiem Gewanbe. Viktoren mit den Rutenbubeln bilben des Kaisers nchste Umgebung. Ein Elefant trgt bic kostbarsten Beutestcke. Dann folgt Der lange Zug der siegreichen Legionen. Das jubelnbc rmische Volk bilbet die Gasse, durch die sich der Zug bewegt. Unter den Zuschauern fllt vorn ein Pdagog auf: ein Sklave, der die vor ihm stehenden Shne seines Herrn auf allen Wegen zu begleiten und an ihrer Erziehung mitzuwirken hat. Reben ihm steht ein kleinasiatischer Grieche mit phnischer Mtze; rechts unten im Bilde sieht man die korbartige Kopfbedeckung eines Persers, weiter zurck die von Negersklaven getragene Snfte einer Matrone. Davor steht ein Senator mit dem breiten Purpurstreifen auf der Tunica vom Halse bis zum Grtel und mit der purpurbesninten weien Toga; neben sich hat er den vornehmen Gastfreund aus der syrischen Provinz. Der am Spalier beteiligte Krieger im Vordergrunde trgt die Rstung des rmischen Legionssolbaten: den Metallhelm mit Waitgcnbnbern, den Lederkoller (lorica) mit Metallplatten zum Schutze von Schulter und Leib, den Grtel mit den hcrabhngenben metallbeschlagenen Schutzriemen und am Schulterriemen das kurze Schwert. Sein nchster Kamerab erhebt eben zum Ehrengrue den etwa 2 m langen Speer (pilum); in der Linken trgt er den viereckigen, gewlbten Schilb (suutum). Der schne Tempel im Hintergrnde ist der Roma und der Venus geweiht; dahinter sieht man den Rundbau des Kolosseums.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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