Die deutschen Landschaften und Stämme. 43
Friesen, der unserer Kriegs- und Handelsflotte die trefflichsten Matrosen liefert,
der durch seine Deichbauten dem Meer den fruchtbaren Schwemmlandboden der
Marschen abgerungen, ihn mit Gehöften und Dörfern besiedelt hat und durch muster-
hafte Feldwirtschaft zu Wohlstand, ja Reichtum gelangt ist.
Das ganze Westelbische Gebiet erfüllen, abgesehen von den Inseln und Küsten-
strichen, die Niedersachsen, der größte und wichtigste Volksstamm des Tieflands.
Der vielfach von dürrer Geest oder ödem Moor gebildete Boden zwingt zu harter,
wenig lohnender Arbeit, verlangt große Wirtschaftsgebiete und begünstigt die Einzel-
siedlung. So manche Charaktereigenschaften des Niedersachsen erklären sich hieraus,
so namentlich sein gemessenes Wesen, seine Vorsicht, seine ernste, ruhige Gemütsart,
seine Einfachheit und Bestimmtheit auf der einen Seite, Selbstbewußtsein und hoher
praktischer Sinn, gepaart mit starker Freiheitsliebe, auf der andern Seite, Eigen-
schaften, die in der ruhmvollen Geschichte der Niedersachsen von Hermann dem Che-
ruskersürsten bis zu den Befreiungskriegen und namentlich in den berühmten Staats-
männern und Geschichtschreibern, die diesem Boden entsprossen sind (Stein, Har-
denberg, Bismarck; Möser, Schlosser, Niebuhr, Curtius), glänzend hervortreten.
Dagegen war der sächsische Boden für Entfaltung der Künste weniger günstig.
(Hebbel und Reuter.)
Ebenfalls zum großen Teil von Sachsen besiedelt jist -das Ost-
elbische Land; es war seit dem Ausgang der Völkerwanderung slavisch, ja selbst
über die Elbe hinaus in das Gebiet der Altmark und des Obermains waren Slaven
gedrungen und seßhaft geworden. Unter den großen Sachfenkaifern und später unter
den Hohenstaufen begann die Wiedergermanisierung des Ostens, das größte
nationale Werk des deutschen Volkes im Mittelalter, das indessen noch heute nicht
vollendet ist. Polen bevölkern noch großenteils Oberschlesien, Posen und West-
Preußen, Teile des frühern Königreichs Polen; gegen hunderttaufend Mafuren
sind in Ostpreußen seßhaft, ebenso die noch etwas zahlreichern Litauer. Diese
gehören dem Stamm der Letten an, der den Slaven verwandt ist. Die Kolo-
nisation des überwiegend deutschen Ostpreußen war das große Werk des Deutsch-
ritterordens.
Erwerbszweige. Im Ostdeutschen Tiefland (Ostelbien) überwiegt die
Land Wirtschaft. Roggen- und Kartoffelbau waltet in den n. Provinzen vor, ge-
mifchter Anbau in Schlesien, und zwar in beiden Gebieten vorherrschend in Form
des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntweinbrennerei
und Pferdezucht. Doch entfaltet auch die Industrie mehrorts eine bedeutsame
Wirksamkeit. Abgesehn von den großen Werften an der Küste, blüht die Tuch-
industrie besonders in der Mark Brandenburg, so in Luckenwalde, Kottbus, Guben,
dann in Görlitz in Schlesien; Berlin selbst ist die größte Industriestadt des Reiches.
Staßsurt hat große Salzlager, die Provinz Posen Braunkohlenlager, die Samland-
küste liefert Bernstein, Rügen Kreide.
Im Westdeutschen Tiefland wird an der Kultivierung der Moore eifrig
gearbeitet. (S. I S. 56.) Mehrfach sind auch schon in öder Landschaft wohlhabende
Moorkolonien (Fehnkolonien) aufgeblüht. Das glänzendste Beispiel ist Papenburg
in Hannover. Auch die Heide weicht mehr und mehr der Kultur. Große Strecken
werden aufgeforstet oder berieselt und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Bismarck Niebuhr Curtius Hebbel Reuter Bernstein
Die deutschen Landschaften und Stämme. 47
und die Wartburg besuchen oder an den Naturreizen des Thüringer Waldes sich
ergötzen wollen.
Anders hat sich das wirtschaftliche Leben im Harz entwickelt, dessen Aufbau,
Naturschönheit, Sagenreichtum und Geschichte so viel Verwandtes mit dem Thü-
ringer Wald hat. Der Harzer hat sich dem Bergbau zugewendet und ist in diesem
Gewerbe der Lehrer der Alten und Neuen Welt geworden. (Nenne die wichtigsten
Harzstädte!)
Die Industriegebiete in Sachsen, in den Sudeten und in Oberschlesien. Uber
die Senke des gewerbereichen Vogtlands, in der die große Heer- und Handels-
straße von S. nach N. zieht (Hos, Plauen, Reichenbach), wird das ausgedehnte
Gebiet der sächsischen Großindustrie mit seiner überaus dichten Bevölkerungs-
anhäusung erreicht. Die Grundlagen des Gewerbelebens bilden die Steinkohlen-
lager um Zwickau, in deren Umgebung mit wunderbarer Raschheit aus bedeutuugs-
Die sächsischen Steinkohlenlager bei Zwickau und Dresden-Plauen.
losen Landstädtchen wichtige und volkreiche Plätze der Woll- und Baumwollindustrie
. emporgewachsen sind, so Glauchau, Meeraue, Krimmitzschau, Plauen
(120 000 E.), Reichenbach, während Chemnitz (290000 E.) außerdem noch große
! Maschinenwerkstätten besitzt. Im Erzgebirge ist nach Erschöpfung der Metallager
i der einst blühende Bergbau zurückgegangen. Jetzt hat sich dort bei der Unergiebig-
t keit des Bodens und der Rauheit des Klimas die Hausindustrie: Weberei, Spitzen-
t klöppelet und Feinstickerei, seßhast gemacht.
Ähnliche Verhältnisse wiederholen sich in den Sudeten, wo namentlich in
l Hirschberg, Landeshut und Waldenburg die Leinenindustrie blüht. Große
l Bedeutung in der Kriegsgeschichte und für den Verkehr von Böhmen nach Schlesien
I haben die Sudetenpässe, vor allem die Lausitzer und Waldenburger Senke zu beiden
) Seiten des Riesengebirgs (höchster Gipfel?) und die Pässe des Glatzer Berglands.
? Die großen Steinkohlenlager und Erzhütten Oberschlesiens endlich haben auch
i hier eine Reihe vielfach überwiegend von Polen bewohnter Fabrikstädte ins Leben
z gerufen: Königshütte, Beutheu, Kattowitz, Gleiwitz.
Thüringer, Sachsen und Schlesier. Thüringer, Sachsen und Schlesier sind
e Norddeutsche, aber sie sind andern Schlags als die Niedersachsen. Ihre Gesellig-
k keit, Lebhaftigkeit und Redseligkeit, ihr gemütvolles Wesen, ihre Liebe zu „Blumen
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Teutschlands Naturgrenzen. 3
kriege, 30 jähriger Krieg, Span. Erbfolgekrieg, die Napoleonischen Kriege), und die
Donaustraße vermittelte bis zum Emporkommen der italienischen Städterepubliken
den Handel nach der Levante. Regensburg ward der Stapelplatz orientalischer
und indischer Waren und die reichste und blühendste Stadt Deutschlands. Noch
heute ist die Donaulime der Hauptträger des binnenländischen Orientverkehrs (Orient-
Expreßzug).
c) Längs der bayerisch-böhmischen Grenze öffnen sich dem Verkehr zwei
wichtige Senken:
1. die Linie Schwandorf—furth—pilsen—prag (über den Tauser Paß)
und
2. die Waldsassener Senke, die von Wiesau nach den böhmischen Bädern führt.
Wie von N., so drangen im Mittelalter auch durch diese Tore die germanischen
Kolonisatoren ins Tschechenland vor, und umgekehrt ergossen sich durch diese Pässe
die kriegerischen Scharen der Hussiten. Heute befördert der Güterverkehr durch
diese Lücken hauptsächlich böhmische Kohle, Pilsener Bier, böhmischen Hopfen und
böhmische Glaswaren.
d) Die sächsisch-böhmische Grenze. Der geschlossene Aufbau des Erz-
gebirgstocks und sein Steilabfall gegen Böhmen drängen den Verkehr hauptsächlich
ins Elbtal und in die Lausitzer Senke, die durch die Lausitzer Neiße zur Oder ent-
wässert wird. Hier liegen in rascher Folge hintereinander die drei Industriestädte
Reichenberg in Böhmen, Zittau in Sachsen und Görlitz in Schlesien. Auch an der
überaus belebten Elbstraße folgt zwischen Dresden und Aussig Stadt auf Stadt:
Pirna, Königstein, Schandau, Tetschen.
e) Große Verkehrs- und kriegsgeschichtliche Bedeutung haben die Sudeten-
pässe (S. das Kärtchen S. 49!) und zwar (abgesehen vom Reichenberger Paß):
1. die Landshuter Senke am Ostrand des Riesengebirgs (Bahnlinie
Landeshut—josefstadt—königgrätz),
2. das Tal der Glatzer Neiße (Bahn von Glatz nach Brünn und
Wien),
3. die Odersenke oder Mährische Pforte (Bahnlinie Oderberg Brünn—
Wien).
In Schlesien vereinigen sich diese Sudetenwege alle in Breslau, dem Zen-
trum des Schleichen Bahnnetzes.
Mit Osterreich hat Deutschland die längste Grenzstrecke gemein; Donau,
Elbe, Oder und zahlreiche wichtige Schienenwege, 39 an der Zahl, verknüpfen die
beiden Staaten miteinander; eine tausendjährige Geschichte, die gleiche Nationalität
sowie der Dreibund verbinden sie auch politisch aufs engste. Durch Österreich-Ungarn
führen Deutschlands Wege nach dem Orient und der Adria, durch Deutschland Öfter-
reichs Wege nach der Nordsee und ihren Gestadeländern und nach den Vereinigten
Staaten von Amerika. Diese Umstände zusammen haben die natürlichen Verkehrs-
schranken zwischen den beiden Ländern überwunden und einen äußerst regen Waren-
austausch erzeugt. Deutschlands Ausfuhr nach Österreich ist nächst der nach England
die größte. (1911: 918 Mill. M., Einfuhr 739 Mill. M.)
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Extrahierte Personennamen: Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Donaustraße Deutschlands Orient-
Expreßzug Tschechenland Reichenberg Zittau Sachsen Schlesien Dresden Aussig Pirna Schandau Wien Oderberg Wien Schlesien Breslau Deutschland Donau Deutschlands Adria Deutschland Nordsee Amerika Deutschlands England
— 127 —
tu na Sachsen, eine von den 8 Provinzen,1) in die der preußische Staat durch die neue Verwaltungseinrichtung geteilt wurde. Jede der Provinzen, an deren Spitze ein Ober-Präsident gestellt wurde, zerfiel in zwei oder mehr Regierungsbezirke. Die Regierungen dieser Bezirke teilte man wieder in zwei Abteilungen, in die des Innern und die der Finanzen; doch wurden beide einem Regierungs-Präsidenten unterstellt. Die Regierungen der Provinz Sachsen wurden in Magdeburg, Merseburg und „in Thüringen zu Erfurt" errichtet. Magdeburg wurde zugleich der Sitz des Ober-Präsidenten. Die Regierung zu Erfurt trat am 3. April 1816 in Tätigkeit und verkündete in Nr. 2 des Amtsblattes vom 5. April 1816, daß der Regierungsbezirk in neun Kreise geteilt sei, darunter der Stadtkreis Erfurt mit 14 500 und der Landkreis mit 12 588 Einwohnern. Außer „Stadt und Gebiet Erfurt mit dessen Tependenzen" (Zubehör) umfaßte der Regierungsbezirk noch die „Hennebergischen Aemter Schlenfingen, Suhl, Kühndorf und Bens-haufeu, die Thüringischen Aemter Weißensee und Langensalza nebst den von dem Kreisami Tennstedt verwalteten Ortschaften, das Eichsfeld mit seinen Dependenzen, die Grafschaft Hohenstein und die Städte Nordhausen und Mühlhausen mit ihren Gliedern." Ein Teil des alten Erfurter Gebietes, nämlich die Grafschaft Blankenhain, außer dem Amt Wandersleben, welches preußisch und bei Erfurt blieb, und die Aemter Schloß-Vippach, Azmannsdorf und Tonndorf wurden an Sachsen-Weimar abgegeben, von dem Ringleben gegen Nöda eingetauscht wurde. Anderer alterfur-tifcher Besitz, Sömmerda, Röhrborn und Schallenburg sowie Groß-vargula, blieb wohl preußisch, wurde aber bei der Besitzregelung anderen Kreisen des Regierungsbezirkes Erfurt zugeteilt. Die ersten drei Orte erhielt der Kreis Weißensee, Großvargnla aber kam zu Langensalza?)
Wie schon oben erwähnt, waren anfangs Land- und Stadtkreis voneinander getrennt und wurden auch getrennt verwaltet. Später aber wurde eine Personal-Union für zweckmäßiger gehalten, wonach der Landrat zugleich Oberbürgermeister der Stadt sein sollte; nur die Geschäftsführung blieb getrennt (1818). Doch diese Aenderung war nicht von Bestand. 1831 wurde die Personal-Union ansgehoben, und Ersurt hatte einen besonderen Oberbürgermeister zu wählen. Es geschah dies zum ersten Male 1833. Stadt und Land bildeten nun bis zum Jahre 1872 einen gemeinschaftlichen Kreis. Am 1. Januar 1872 schied die Stadt aber wieder aus dem bisherigen Kreisverband aus und bildete mit dem Königlichen Steigerforste, den Stadtkreis Erfurt. Seit dieser Zeit besteht
') Ost- und Westvreußen damals nur eine Provinz. — Zuerst hatte man den Staat sogar in 10 Provinzen geteilt.
2) Die kirchliche Einrichtung ist heute noch die alte: Sömmerda und Var-gula gehören zur Diözese (geistlicher Amtsbezirk) Erfurt.
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8
Industrie.
i
,
10. Webstuhl mit Futzbetrieb. Die Webkunst hatte in Ägypten schon etwa im Jahre 2000 v. Chr. eine hohe Entwicklungsstufe erreicht. Über Griechenland und Italien verbreitete sie sich nach dem übrigen Europa. — Der Weber wirft das Schiffchen, in dem sich die Spule mit den Ouerfäden befindet, nach rechts und links zwischen den Längsfäden hindurch, die er mittels Fußantriebs wechselweise öffnet und schließt. Den einfachen Webstuhl verdrängt allmählich der moderne Maschinenbetrieb.
11. Spinnrad. 12. Spihenklöppeln.
Auf dem Spinnrade wußten unsere geschickten Urgroßmütter einen Faden herzustellen, dessen Feinheit und Gleichmäßigkeit von der Spinnmaschine kaum erreicht wird. Aber die sparsam arbeitende Klöpplerin des Sächsischen Erzgebirges, wo das Klöppeln seit dem 16. Jahrhundert heimisch ist, gibt doch dem billigen
Maschinenfaden den Borzug.
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Italien Europa
16. Sächsische Kulturebene zwischen Halle a. 6. und Lothen. Das Bild veranschaulicht, wie die moderne Technik es verstanden hat, auch in der Arbeitsweise des Landwirts eine Umwälzung hervorzurufen. Die Schollen der Äcker, deren Ernte vor dem Diemen rechts mit einer Dampfdreschmaschine gedroschen wird, werden von den vier Scharen des Dampfpfluges tief umgebrochen. — Links an der Bahn fördert eins der zahlreichen Bergwerke Braunkohle zutage, während weiter
rechts im Hintergründe die Schornsteine einer Zuckerfabrik emporragen.
Landwirtschaft.
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I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
85
zellanindustrie betrieben. Unter den Badeorten ist Salzbrunn am besuch-
testen. Vorgelagert ist dem Gebirge ein besonders fruchtbares Gebiet an
der unteren Katzbach, daran Liegnitz mit den Schlachtfeldern von 1241,
1760 und 1813.
Aufgabe. Wie hat der Verlauf des Gebirges die Anlage der Ortschaften
beeinflußt? (Bild 53.)
§ 131. 3. Der Glatzer Gebirgskessel. — Aufgaben. 1. Welche
Form hat er? 2. Suche die Namen der ihn umgebenden Bergzüge auf der
Karte auf! 3. Welcher Fluß entwässert ihn?
Der Hauptort ist Glatz, früher Festung, jetzt ein durch die Höhen ge-
deckter Waffenplatz. Neiße, an dem Fluß gleichen Namens, ist Festung.
Durch den Westrand führt der Paß von Reinerz über Nachod nach Böhmen.
Um ihn kämpfte Steinmetz siegreich im Juni 1866. In der Nähe liegt
das merkwürdige Sandsteinlabyrinth der Adersbacher und Wekelsdorfer
Felsen. Sie ähneln Zuckerhüten, Baumstämmen usw. und sind durch Ver-
Witterung und Auswaschung des Sandsteins entstanden, genau wie im Elb-
sandsteingebirge, mit dem dieses Gebiet zusammenhängt.
4. Das Mährische Gesenke. Es ist ein Rechteck wie der Glatzer
Gebirgskessel, aber größer und doppelt so hoch wie dessen Inneres. Die
höchste Spitze ist der Altvater (1500 m). Die Gewässer vereinigen sich zur
Oder, die durch die Mährische Pforte nach Schlesien fließt.
$ 132. Rechts der Oder liegt im 80 des Reiches das Oberschlesische
Hügellaud. Es ist vou geringer Höhe, der Boden ist mit ausgedehnten
Wäldern bestanden, birgt aber in seinem Innern das zweitgrößte Kohlen-
lager Deutschlands. Zugleich ist hier die wichtigste Fundstätte der Erde
sür Zink, das in größter Menge bei Benthen gefördert wird. Außerdem
lagern hier Eisen und Blei. Ähnlich wip im Ruhrgebiet hat sich hier
städtisches Leben schnell entwickelt. Mittelpunkt des Bergbaues ist Königs-
Hütte (73), einst ein Dorf, jetzt die drittgrößte Stadt Schlesiens. Auch
Gleiwitz (67) und Zabrze (63) sind blühende Plätze.
^ 133. Der Verkehrsmittelpunkt Schlesiens ist Breslau (512), die
Hauptstadt der Provinz. Es entstand da, wo die Oder schon schwerere Lasten
tragen kann, und wo die große nordsüdliche Straße von der Donau zur
Ostsee sich mit der von Polen und Posen nach Böhmen und dem W führenden
Straße kreuzt. In neuerer Zeit wurde Breslau Mittelpunkt der schleichen
Eisenbahnen, die in acht Linien an die Stadt herankommen; der Handel,
besonders mit Wolle, ist sehr bedeutend, auch ist Breslau der Markt für den
Jndustriebezirk rechts und für das Webergebiet links der Oder. Breslau ist
die zweite Residenz der preußischen Könige, Sitz einer Universität und einer
Technischen Hochschule, nach der Einwohnerzahl die siebente Stadt des Reiches.
Zeichnung: Die Sudeten. Das Gebirge kann durch Querstriche in
die einzelnen Teile zerlegt werden. Rechts wird der Laus der Oder mit
der Katzbach, links die Elbe, im Sw die March angedeutet.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
93
durch den Havellandsschen und den Rhin-Kanal. Der Oder—spree-
Kanal verbindet Schlesien und Berlin. Er benutzt den Friedrich-Wilhelm-
.oder Müllroser) Kanal, einen Teil der Spree, bis er bei Köpenick in
diesen Fluß endigt. Von Brandenburg zur Elbe führt der Plauesche Kanal.
Aufgabe. Wie fährt man nach Berlin auf kürzestem Wasserwege von
Breslau, Frankfurt a. £., von Stettin, von Hamburg, von Magdeburg aus?
§ 141. Die Sumpflandschaft des Spreewaldes wird von der Spree
in vielen Armen durchflössen, die, von hochgelegenen Brücken überbaut, im
Sommer für die Kähne, im Winter für den Schlitten und Schlittschuh die
Verkehrswege sind. Die zahlreichen Inseln sind vorzügliches Weideland, die
Gärten liefern Gemüse für die Großstadt Berlin. Vor allem gedeiht die
Gurke; Wasservögel aller Art beleben die Landschaft. Die Bewohner sind
Wenden, noch kenntlich an Sprache und Fraueutracht, die sie in dem früher
fo abgelegenen und unzugänglichen Gebiet bewahrt haben. Die Wenden
sind von hier bis Bautzen in der Lausitz verbreitet.
§ 142. Zwischen der Weichsel und der Oder, im S und N umgeben
von den alten Flußläufen, ist ein kleines Tafelland, die müßig fruchtbare
Poseuer Platte, gelegen. Sie wird im Bogen durchzogen von der Warthe,
an der die Provinzhauptstadt Posen (157) liegt. Posen ist die jüngste
preußische Residenzstadt und eine der stärksten deutschen Festungen. Unter
den zahlreichen Neubauten ragt die Kaiserpfalz hervor. Nach 0 hin
folgen Gnesen, die frühere Krönungsstadt der poluischeu Könige, gegründet
von Otto I., und Hoheufalza (polnisch Jnowrazlaw), der östlichste Ort
Deutschlands mit Salzgewinnung. Unter der poluischeu Bevölkerung werden
neuerdings zahlreiche deutsche Dörfer angelegt. Sie umgebeu oft im
Kranze die kleineren Städte.
Da, wo die ^feste Gesteinsuuterlage die Oder berührt, erfolgte der Über-
gang über den Ätrom bei Frankfurt, während seine Ufer stromabwärts
60. Ansiedlerdorf Jwno, Kr. Schubin. Reihendorf.
(Phot. Kgl. Ansiedlungskommission, Posen.)
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Havellandsschen Berlin Brandenburg Berlin Breslau Frankfurt Stettin Hamburg Magdeburg Berlin Bautzen Posen Gnesen Deutschlands Frankfurt Posen
120
C. Länderkunde.
die Schönheit der Ostküste? 5. Wie sind Nord- und Ostsee miteinander
verbunden? 6. Welche Städte liegen an der Ostsee, welche an der Nordsee?
7. Wie Aufgabe 7 in § 180.
Zeichnung: Die Provinz Schleswig-Holstein. Zn berücksichtigen:
Der Kaifer-Wilhelm-Kaual, die Inseln Fehmarn und Alfen, die Buchten
der Ostküste nebst Städten, die Halligen, die Nordfriesischen Inseln.
§ 183. 5. Die Provinz Posen. Posen ist die ebenste aller preußischen
Provinzen mit zum Teil fruchtbarem Weizeuboden. Drei Viertel des Bodens
sind Ackerland, Wiese, Weide oder Garten, etwa ein Fünftel ist Wald.
Pferde- und Schafzucht blühen. Es ist halb so dicht bevölkert wie Schlesien,
reichlich 60 E. kommen auf 1 qkm. Im wenig fruchtbaren W wohueu
Deutsche, im 0 und 80 Poleu. Die größere Hälfte spricht das Polnische
und ist römisch-katholisch.
Aufgaben. 1. Bestimme die Grenzen der Provinz! 2. Welche alten Fluß-
lause liegen in Posen, und wie sind sie sür den Verkehr nutzbar gemacht?
3. Ordne die Städte nach den Regierungsbezirken Posen und Bromberg!
4. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 184. 6. Die Provinz Schlesien. Schlesien hat eine zusammengesetzte
Bevölkerung. Von den reichlich 5 Mill. E. sind über 1 Mill. Polen
(Oberschlesien), 60000 Mähren, 25 000 Wenden (Lausitz), 15000 Tschechen.
Aufgaben. 1. Weise nach, daß die Provinz wie ein Keil in slawische
Gebiete eingeschoben ist! 2. Wie weisen Gebirge, Flüsse und Bodenverteilung
auf die Verbindung mit Preußen? 3. Welche natürlichen Bodenabschnitte
enthält die Provinz? 4. Welche Städte liegen an Flüssen, welche abseits
der Flüsse im Gebirge oder in der Ebene? 5. Ordne die vorgekommenen
Städte nach den drei Regierungsbezirken Oppeln, Breslau, Liegnitz!
6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
§ 185. 7. Die Provinz Brandenburg. Größe 40000 qkm, reichlich
6 Mill. E., davon über 2 Mill. in Berlin. Durchschnittlich 103 auf 1 qkm..
Die Provinz umfaßt das Tieflaud zu beideu Seiten der Oder bis zur
unteren Havel und Elbe. Mit der fruchtbaren Ukermark reicht sie auf die
Mecklenburgische Seenplatte.
Der Boden ist zwar gut bewässert, aber meist sandig und teilweise
morastig. Sehr ausgedehnt sind die Kiefernwälder. Die Haupterwerbs-
quelle der Bewohner, die fast sämtlich der evangelischen Kirche angehören,
bildet die vornehmlich auf die Bedürfnisse Berlins eingerichtete Bewirt-
schaftnng des Bodens, ferner Schafzucht und die Verarbeitung der Wolle.
Weil in Brandenburg durch Wafferstraßen und Eisenbahnen Rohstoffe und
Kohlen leicht beschafft werden können, ist die Provinz eins unserer
größten Industriegebiete geworden, dessen Mittelpunkt Berlin ist.
Aufgaben. 1. Wo liegt der Boden am tiefsten? 2. Wo bilden Flüsse die
Grenze?" 3. Welche Städte liegen a) an der Oder und Warthe, b) an der
Spree und Havel, c) abseits von Flüssen? 4. Ordne die Städte nach den
Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt a. O.! (Berlin bildet einen
Verwaltungsbezirk für sich.) 5. Sprich im Zusammenhang über Berlin (Lage,
Geschichte, Bedeutung)! 6. Wie Aufgabe 7 in § 180.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
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