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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 4

1911 - Erfurt : Keyser
auch einen Reichsiug abhielt; in kirchlichen Angelegenheiten aber unterstand sie schon dem Erzbischof von Mainz. Unter Ludwigs Nachfolgern brachen die Ungarn in Deutschland ein und raubten und mordeten schonungslos. Sie kamen auch bis Erfurt, welches damals seine erste Befestigung erhielt. Es war ein einfacher Palisadenzaun, der vielleicht hinter dem Bergstrom und dem Breitstrom verlief und durch einen niedrigen Erdwall geschützt war. Die rechts des Breitstromes liegenden Stadtteile blieben ungeschützt. Ihre Bewohner flüchteten in Zeiten der Not durch die Furt hinter den Wall und fanden gleich den ferner wohnenden Bauern mit ihrem Vieh und ihrer Habe hinreichenden Schutz. So war alfo Erfurt zurzeit Heinrichs I. eine Burg geworden, in welcher er 932 eine Kirchenversammlung abhielt und auch seine letzte Herrschertätigkeit ausübte. Er ließ hier seinen Sohn Otto von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger wählen. Unter den späteren Ottonen wurde die Stadt mainzisch. Möglich ist, daß schon Ottos I. Sohn Wilhelm, der 954 in Arnstadt zum Erzbischof von Mainz gewählt worden war, einen Teil von Erfurt besaß, vielleicht ist aber erst Otto Iii. der Schenker und Erzbischof Willegis von Mainz, dem der König zu großem Danke verpflichtet war, der Beschenkte gewesen. Von Otto Ii. wissen wir, daß er in den Jahren 973, 974 und 975 in Erfurt weilte „zur großen Freude der Bürger, die bei solchen Gelegenheiten viel Augenweide hatten, viel Neues aus der Welt erfuhren und auch manchen Solidus an den vornehmen Gästen verdienten" (Heinrich- u. Ottostraße). Das geitaue Jahr der Schenkung Erfurts an Mainz ist unbekannt. Ungefähr feit dem Jahre 1000 gehörte die Stadt dem Mainzer Erzbischof, dessen Wappen sie annahm: ein silbernes Rad im roten Felde. Das alte Stadtsiegel, das gleichfalls dem Mainzer nachgebildet war, zeigte den heiligen Martin (Bild im Ral-hausfaal),i) sitzend in einem Tor, das mit Türmen geziert ist. Die Umschrift heißt: Erfordia fidelis est filia Moguntiae sedis Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stifts. Durch Erfurt gewannen die Mainzer Erzbischöfe einen großen Einfluß auf Thüringen, wie es durch die Geschichte der folgenden fünf Jahrhunderte zur Genüge bewiesen wird. (Nach Pros. Dr. Carl Beyer, Dr. Zschiesche n. Dr. E. Devrient.) ') An den heiligen Martin erinnert noch die Ritterfigur unserer sogenannten «Rolandssäule". Sein Standbild krönt auch die Giebel des Rathauses und der Häuser »zum roten Ochsen" und „zum breiten_ Herd". Ferner sehen wir ihn über dem Tor des Martinsstiftes und im Giebelfeld des Packhofes zu Pferde, seinen Mantel teilend. Dem heiligen Martin waren in Erfurt zwei Kirchen geweiht: Martini extra muros (außerhalb der Mauern im Brühl) und Martini intra muros (innerhalb der Mauern). Erstere steht heute noch, letztere wurde 1736 abgerissen. Sie stand am Langen Steg, der heutigen Schlösserbrücke.

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1. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 26

1916 - Erfurt : Keyser
— 26 — durch. Zuletzt kannte er es so genau, daß er jeden gesuchten Spruch sofort finden konnte (6. Bild). Nachdem er zwei Jahre im Kloster war, wurde er zum Priester geweiht. Als er die erste Messe lesen durfte, lud er seinen Vater dazu ein. Er kam auch mit großem Gefolge nach Erfurt. Doch ließ er es den Sohn merken, daß er nicht mit ihm zufrieden war. äj Reise nach Worms. Das 7. und letzte Bild zeigt uns Luther auf der Reise nach Worms. Am 6. April 1521 zog er von Weimar aus in Erfurt ein. Der Rektor der Universität und viele Studenten waren ihm bis zur Stadtgrenze entgegen geritten. Hier wurde er mit einer Ansprache begrüßt. Luther wohnte im Augustinerkloster und predigte am folgenden Tage in der Klosterkirche. Am 8. April fuhr er nach Worms weiter. 8. Die Bilder im Rathaus-Festsaal. a) Bonifacius fällt die Göttereiche, Im Jahre 742 kam Bonifacius nach Erfurt. Er fand hier noch Heiden. Sie dienten auf der Wagd, dem heutigen Steiger, ihrem Gotte Wage.*) Bonifacius predigte mit großem Eifer gegen ihr Heidentum. Dann forderte er sie auf, die alten Göttereichen im Walde umzuhauen. Viele folgten ihm. Als aber der Zug in die Gegend des Löbertores (Bahnüberführung in der Löber- straße) kam, geschah ein großes Brausen vom Walde her. Da standen alle still, denn sie fürchteten die Rache des Gottes. Doch Bonifacius beruhigte sie. Als sie im Walde angekommen waren, schlugen sie die Eichen um und zerstörten die Altäre. Da der Gott Wage sie nicht strafte, ließen sie sich taufen. dl 1. Der heilige Martin. Die alten Erfurter verehrten be- sonders den heiligen Martin. Sie hatten ihm zwei Kirchen geweiht, die Martinskirche extra muro« (außerhalb der Stadtmauern im Brühl) und die Martinskirche intra muros (zuletzt innerhalb der Stadtmauern am langen Steg, der heutigen Schlösserbrücke). Die Martinskirche im Brühl steht noch, die andere wurde 1736 abgerissen. Ferner zeigt das alte Stadtsiegel den heiligen Martin. Er sitzt als Bischof unter einem Tore, das mit Türmen geziert ist. Die Umschrift lautet: Erfordia fidelis est filia Magontine sedis, d, h. Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stuhles. Auch die Tür des alten Rathauses und das Krumme Tor im Brühl (beim Brühler Friedhof) waren mit seinem Bildnis ge- schmückt. Hier erschien er als römischer Reitersmann und teilte seinen Mantel mit einem nackten Bettler. Heute sehen wir das Bild noch im Giebelfeld des Packhofes, an der Tür des Martinsstiftes und auf dem Gemälde im Rathaussaal. Aus dem frommen Reitersmann ist später (374) der Bischof von Tours geworden. Die Sage erzählt, daß Martin vor seiner Wahl sich *) Wage, abgeleitet von wac — Wasser, wurde verehrt an den Wassern des Steigers; vielleicht ist das Wort auch eine Verunstaltung des Wortes Wodan.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 44

1911 - Erfurt : Keyser
— 44 — Klosters enthielt die seltensten Bücherwerke und wurde jahraus, jahrein vermehrt, da sich die Mönche auf das Malen der kunstreichen Buchstabenbilder auf Pergament in hohem Maße verstanden. Was ^würden wir heute noch um die Kleinode des Bücherschatzes von Skt. Peter geben, um den silbernen Kodex, von dem wir nur wissen, daß er 2 Pfund wog, um den „dreifachen Psalter", um all die wertvollen Chroniken, die von den fleißigen Mönchen abgeschrieben und mit mancher Beifügung erweitert wurden, von denen wir nur Trümmer ans dem Schiffbruch der Zeiten in unsere Tage gerettet haben! Aufhebung des Klosters: Mit Beginn des vorigen Jahrhunderts schlossen sich die Pforten des Petersklosters für immer. Es wurde am 22. März 1803 aufgehoben, nachdem das gesamte Erfurter Gebiet des Erzbistums Mainz in preußische Hände übergegangen war. Der letzte Abt, Placidus Muth, der Prior und sämtliche 22 Mönche gingen in Pension. Zehn Jahre darauf wurden die Gebäude ein Raub der Flammen, als das Kloster und die Festung Petersberg, die damals in den Händen der Franzosen waren, zum letzten Male mit der Stadt die Leiden einer Belagerung teilten. (Nach Pros. Als. Kirchhofs u. a.) 16. Vom Erfurter Wappen. Gestalt des Wappens und Siegels: Seit der Zeit, von welcher Kunde und Abbildungen auf uns gekommen sind, führt Erfurt ein acht- oder (vom 16. Jahrhundert ab) ein fechsfpeichiges Rad als Wappen, das auch vom Erzbischof, bezw. vom Erzstift Mainz geführt wurde. Außerdem zeigte das große und kleine Siegel der Stadt bis zu ihrer Uebernahme durch die Krone Preußens den heiligen Martin, den Schutzherrn des Mainzer Stifts, sitzend in einem Tor unter Türmen und Mauern, mit der Inschrift „Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stifts" (s. S. 4). Deutung des Wappens: Tatsächlich hat auch Erfurt un- gefähr feit dem Jahre 1000 zu Mainz gehört; doch können Sieget* Umschrift und Wappen nicht etwa als vollgültige Beweise dieser Zugehörigkeit angesehen werden. Wahrscheinlich hat Otto Iii. dem Erzbischof Willegis, dem er zu großem Danke verpflichtet war, um diese Zeit die Stadt geschenkt, oder schon Ottos I. Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz, war ihr Besitzer (s. Erfurts Entstehung usw., Nr. I). Der Erzbischof und Kurfürst von Mainz war in Deutschland dem Range nach der erste Erzbischof. Unter allen geistlichen und weltlichen Fürsten war er der höchste, überhaupt der erste nächst dem Kaiser. Er war der erste Reichsstand und leitete allein alle Beratungen der Reichsstände. Er machte das Absterben des Kaisers seinen Mitkurfürsten bekannt, schrieb den Wahltag aus, nahm den Kurfürsten oder ihren Gesandten den Wahleid ab, leitete die Wahl

3. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 181

1916 - Erfurt : Keyser
Rur?er geschichtlicher Überblick. Erfurt, die Furtstadt, ist eine der ältesten iin Reiche. Sie wird schon von Bonifatius 742 in einem Briefe an den Papst Zacharias erwähnt. Durch Bonifatius wurde Erfurt ein Bistum. Der Name des ersten Bischofs ist unbekannt. Nach seinem Tode ging die Gründung wieder ein. Unter Karl dem Großen erhielt Erfurt das Stapelrecht. Eine Ur- künde Karls erwähnt eine königliche Pfalz auf dem Petersberg (802). Die königlichen Beamten, die in ihr wohnten, hießen „Meier" und ver- walteten die Stadt und die umliegenden Orte. 843 hielt Ludwig der Deutsche in Erfurt einen Reichstag ab. Zur Zeit Heinrichs I. (919—936) bekam die Stadt ihre erste Umwallung. Es war ein einfacher Zaun aus Pfahlwerk mit einem vorliegenden Erdwall. Er folgte dem Laufe des Breitstroms. Nun war Erfurt eine Burg und seine Bewohner waren Bürger. 932 hielt Heinrich I. eine Kirchenversammlung in Erfurt ab, aus der sein Sohn Otto zum Nachfolger bestimmt wurde. Otto Ii. weilte zur großen Freude der Bürger dreimal in Erfurt (973, 974, 975). Durch die Festlichkeiten hatten die Erfurter neben großer Augenweide reichen Verdienst und erfuhren viel Neues. Um das Jahr 1000 wurde Erfurt mainzisch. Der königliche Schenker ist nicht bekannt. Ebenso unbekannt ist das genaue Jahr der Schenkung. An die Stelle des Meiers trat jetzt der Vitztnm (vice dominus), der Vertreter des Erzbischofs. Er wohnte nach 1123 in der erzbischöflichen Burg, dem Krummhaus. Sie lag auf dem Domberg. Der Vitztum hatte alle Abgaben und Zinsen einzunehmen. Der Erzbischof besaß als Landesherr die Rechte eines Grafen. Er ließ sie von einem Vogt ausüben. Die Erfurter Vögte waren die Grafen von Gleichen oder Tonna. Ihnen übertrug der Kaiser den Blutbann oder die hohe Gerichts- barkeit, das echte Ding. Die niedere Gerichtsbarkeit, das unechte Ding, übte der Stadtschultheiß aus. Er wurde ebenfalls vom Erzbischof ein- gesetzt. Aus dem unechten Ding entwickelte sich später das Marktgericht, zu dem nur Bürger oder, was dasselbe war, nur Kaufleute geboten oder

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 84

1916 - Erfurt : Keyser
— 84 — b) Ullterrichtsergebnisse: 1. Der Stadtplan ist die Zeichnung aller Straßen, Gassen und Plätze einer Stadt im verjünglen Maßstab. 2. Die Stadt ist die Stätte oder die Ortschaft mit Markt und besonderen Rechten, den Stadtrechten. 3. Eine Festnng oder eine Feste ist ein (durch Wall, Graben usw.) be- sestigter Ort. 4. Eine Zitadelle ist eine kleine Festung innerhalb einer größeren. 5. Eine Großstadt ist eine Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern. c) Zum Lesen: 1. Was der Name „Erfurt" bedeutet. Der Name wird verschieden gedeutet. Zunächst berichtet die Sage vom Müller Erpo. Seine Mühle stand an der Furt, durch die er die Reisenden geleitete. Nach ihm und der Stelle seiner Wohnung hieß der Ort Erpesfnrt, Auch der erste König Thüringens, die Sage nennt ihn Erpes, soll der Stadt den Namen gegeben haben. Soweit berichtet die Sage über die Entstehung des Namens Erfurt. Seine wirkliche Deutung steht nicht fest. Vielleicht bedeutet Erfurt einfach Gerafurt oder auch Furt in einem großen Wasser, vielleicht auch Furt in einem Erph, d. i. in eiuem fließenden Wasser, oder der ältere Name war Eorphesfurt und bedeutete Viehfurt. Alle diese Erklärungen entsprechen der Wirklich- keit, denn Erfurt ist von altersher die Fnrtstadt an der Gera. 2. Die Entwicklung der Stadt. Erfurt gehört zu den ältesten Städten im Reiche. Schon Bonifatius erwähnt 742 Erphesfnrt. Die alten Geschichtsschreiber berichten, daß Erfurt aus mehreren Dörfern entstanden sei. Es lassen sich tatsächlich anch verschiedene Siedlungen nachweisen, so die Siedlung am Petersberg, die Marktsiedlung an der Gera und die Dorfsiedlung im Brühl. Schon unter der Regierung Karls des Großen erhielt Erfurt das Stapelrecht (802) Die Kaufleute, die mit den Slawen jenseits der Saale und Elbe Handel treiben wollten, mußten in Erphesfnrt Niederlage halten und seinen Einwohnern das Vorkaufsrecht einräumen. Damit begann Erfurts Entwicklung als Handelsplatz. Heinrich I. machte Erphesfnrt zur Burg und die Einwohner zu Bürgern. Er gab der Stadt die erste Umwallung. Sie folgte dem linken User des Bergstromes und des Breitstromes. Seit dem Jahre 1000 gehörte Erfurt mit allen seinen Einkünften dem Erzbischof vou Mainz. Sein Vertreter, der Vitztum (vice dominus), ließ es sich angelegen sein, den städtischen Grund und Boden zu besiedeln. Jeder fremde Mann konnte gegen eine geringe Abgabe, einen Erbzins von gleichbleibender Höhe, Bürger werden. In jener Zeit war die Aus- Übung der Künste und des Handwerks noch abhängig von den Kloster- leuteu. Was die Bürger konnten, das hatten sie den Mönchen abgesehen. Die Bauart der Häuser war die dörfliche. Es waren einstöckige Bauern-

5. Mittelalter - S. 33

1879 - Dillenburg : Seel
33 — Im Jahre 936 erkrankte Heinrich auf seiner Burg Bodseld im Harz, nachdem sich der Tod kurz vorher schon durch euren Schlagfluß angekündigt hatte. Zu Erfurt versammelte er noch einmal die Großen seines Reiches und nahm rhnen das Versprechen ab, seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger zu Wahlen. Bald darauf starb er im Kloster zu Memlebeu an der Unstrut J936), 936 von dem ganzen deutschen Volke auf's tiefste betrauert, ^n der von ihm gestifteten Abtei zu Quedlinberg hegt er begraben. 6. (Dtto der Große. a. Otto's Wahl und Krönung. Auf dem Reichstage zu Erfurt Hatten die Fürsten und Henoge Heinrich I. versprochen, . seinem Sohne Otto die königliche Macht zu übertragen; aber nach Heinrichs Tode erhoben sich Bedenken gegen Otto, und manche der Fürsten waren geneigt, dem jüngeren Bruder Otto s, ö eumch, ihre Stimme zu geben. Da letzterer erst geboren war, als _ Heinrich 1. '^eits König war, Otto dagegen, als Hemrrch I. nur Her-wu von Lachsen war, so behauptete-, auch Heinrich, etn größeres . Recht auf die Nachfolge zu haben als Otto. Dazu kam , daß Heinrich nicht nur von seiner Mutter Mathilde gegen Otto bevorzugt wurde, sondern daß Heinrich auch bei den Großen dev R^chs und im Volke mehr beliebt war als Otto. So tont es, daß bei der Wahl nur zwei Stämme, die Sachsen und die Franken, ihres Versprechens eingedenk, Otto ihre Stimme gaben, und aly Otto, damit unzufrieden, auch die Anerkennung der andern verlangte, wurde eine nochmalige Versammlung der Rerchs-Vasauen nach Aachen berufen, wo die getroffene Wahl attgentern erf amt t und die Krönung Otto's vorgenommen werden sollte. - eo geschah es am 8. August 936. , ^ Die Großen des Reiches versammelten stch ant genannten Tage in der- Säulenhalle, welche die kaiserliche Pfalz und dte Hanptkirche verband; hier huldigten ihm alle Reichs-Vaiallen und gelobten ihm Treue und Beistand gegen seine Feinde. Jcach der Huldigung begab sich Otto in Begleitung aller Fürsten trt feter-lichent Zuge zum Münster; an der Thüre desselben empnng thn der Erzbischof von Mainz, der sich das Recht, den neuen Kantg zu salben, erst erstritten hatte, und führte ihn in dte Jjcttte der Kirche an das Grab Karl's d. Gr.; hier konnte Otto von allen Anwesenden gesehen werden. Darauf wandte steh der Ermchof zu dem Volke und rief: „Seht, ich führe euch Otto zu, den Gort. Hopf, Lehrbuch, Ii.

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 65

1911 - Erfurt : Keyser
— 65 — heit, ebenso wie jener plötzliche Eifer der Knaben, die Heimat in Scharen zu verlassen und das heilige Kreuz aus des Türken Hand zu reißen und wie die Geißelfahrten. L. Bechstein. 21. Erfurts Beseitigungen und Verteidigungsmittel. Der Mauerschutz der Stadt: Durch Heinrich I. war Er- furt eine Burg geworden, und die damals angelegten Befestigungswerke haben die Stadt mehr als 200 Jahre geschützt. 1162 erweiterte Erzbischof Konrad die Mauern und rückte sie bis an die Ufer der Wilden Gera vor. Doch kaum aufgeführt, wurden sie 1165 bei der Vollstreckung der Reichsacht durch den Landgrafen Ludwig den Eisernen zerstört, aber schon 1168 durch Erzbischof Konrad erneuert. Sie haben dann, mehrmals verstärkt, bis ins 15. Jahrhundert allen Angriffen der Feinde getrotzt. Die Befestigung bestand aus einer doppelten Mauer, welche einen gegen 30 Meter breiten Zwinger einschloß. Auf der inneren Mauer waren 50 Türme angebracht, deren hohe Pyramidendächer mit den zahlreichen Türmen der Kirchen und Klöster der Stadt den Beinamen die „turmreiche", Turrita, einbrachten. Die Doppelmauer lief der Wilden Gera (jetzt Ringstraße) entlang vom Roßwehr (Wilhelmsbrücke) bis zum Kronenburgwehr (nördlich v. Venedig), der Verbindungsstelle der Gera mit dem Breitstrom, und von da um den nördlichen und westlichen Abhang des Petersberges und am Mainzer Hos vorüber zum Roßwehr zurück. Hinter der inneren Mauer war auf der Stadtseite eine Straße. Das Brühl, ein mainzisches Dorf, und die übrigen Vorstädte waren nicht mit in die Befestigung eingeschlossen, deren letzte Reste die heute noch vorhandenen Friedhöse (früher Zwinger) find. Damals führten vier steinerne Brücken über die Wilde Gera: die Brücken am inneren Johannes-, Krämpfer-, August- (Kreuzung Bahnhofstraße it. Ring) und Löbertor, sowie die halbsteinerne Gerinnigs-brücke am Nenwerkschen oder Wassertor (Kaiserplatz nahe Hopsengasse). Abermals 200 Jahre später (1375) erkannte man bei der Belagerung der Stadt durch die Landgrafen und Kaiser Karl Iv. (s. Aus der Geschichte der Stadt usw., Nr. Ii) die Mängel der alten Befestigungen, die darin bestanden, daß die Vorstädte des Schutzes entbehrten. Der Rat ließ darum den Bau der äußeren Stadttore beginnen und sie durch einen vorgelegten Graben mit niedrigem Wall verbinden. Die neue Mauer reichte vom äußeren Andreastor bis ans Wassertor beim Neuen Werk, hier wie dort sich an die alten Befestigungen anschließend. Um aber das wieder ohne Umwallung gebliebene Brühl und Hirschbrühl (östlich vom Brühl) zu schützen, wurden in der Gegend der heutigen Psörtchen-brücke und da, wo jetzt die Gothaer Straße den Bergstrom überschreitet, Schutztürme errichtet. Sie wurden später (1394) durch 5

7. Geschichte des Mittelalters - S. 33

1891 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 33 — 933. Neuer Einfall der Ungarn wegen Verweigerung des Tributes. Ungarn von Heinrich bei Riade an der Unstrut (Merseburg?) vernichtend geschlagen. Glücklicher Kampf Heinrichs gegen Dänemark. Mark Schleswig. Auf einer Versammlung zu Erfurt empfiehlt Heinrich seinen Sohn Otto zum Nachfolger. 936. Heinrich stirbt in Memleben und wird in Quedlinburg begraben. 936—973. Otto 1. der Große. Krönung zu Aachen. Erneuter Kampf gegen die Stammesherzöge. Empörung des wegen Gewaltthätigkeit bestraften Eberhard von Franken in Verbindung mit Ottos älterem, aber unebenbürtigem Bruder Thankmar, sowie Eberhards von Bayern (Sohn Arnulfs). Arnulfs Bruder Berthold zum Herzog von Bayern eingesetzt. Besetzung der Bistümer ihm genommen. Pfalzgrafschaft Bayern abgetrennt. Heinrich, Ottos I. Bruder, von Thankmar gefangen. Thankmar auf der Eresburg erschlagen. Erhebung Heinrichs im Bunde mit Eberhard von Franken, Giselbert von Lothringen und Friedrich von Mainz. Besiegung und Tod Eberhards und Giselberts bei Andernach durch Hermann von Schwaben. Heinrich, nach nochmaliger Erhebung begnadigt, wird Ottos treuster Anhänger. Macht der Stammesherzöge zur Zeit gebrochen. Herzogtümer und Erzbistümer an Verwandte gegeben. Heinrich Herzog von Bayern. Konrad der Rote (Schwiegersohn Ottos) Herzog von Lothringen. Liudolf, Ottos Sohn, Herzog von Schwaben. (Einsetzung von Pfalzgrafen.) Ottos gelehrter Bruder Brun Erzbischof von Köln. Ottos natürlicher Sohn Wilhelm Erzbischof von Mainz. 2

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 143

1911 - Erfurt : Keyser
— 143 - selbst zur neuen Lehre übergetreten innren, durch evangelische Geistliche ersetzt worden. Während des Bauernkrieges: So standen die Dinge zu Anfang des Jahres 1525, in welchem der Bauernkrieg ausbrach (f. Der Erfurter Bauernkrieg, Nr. 42). Durch ihn wurden die Verhältnisse tton Grund aus geändert. Das Messelesen, überhaupt der katholische Gottesdienst wurde in der ganzen Stadt bei Strase verboten, auch in den Klöstern und Stiftern. Die 24 Psarreien wurden in 10 zusammengezogen, um sie lebensfähiger zu machen. Bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 20 000 Personen kamen auch jetzt erst 2000 Seelen auf eine Gemeinde. Die kleineren Kirchen wurden ganz geschlossen und nur die größeren zu Gemeindepfarrkirchen bestimmt. Zu diesen gehörten die Marienstists-(der Dom), die Schottenkirche und außerdem die acht Kirchen, welche heute noch in den Händen der Evangelischen sind, ausgenommen die Hospitalkirche. In ihr kehrte sich der Barsüßer-Prior Dr. Konrad Klinge nicht an das stadträtliche Verbot und las seine Messe eifrig weiter. So war Erfurt um die Mitte des Jahres 1525 eine rein evangelische, und da es sich gleichzeitig von Mainz losgesagt hatte, auch eine unabhängige Stadt. Sie, die „treue Tochter des Mainzer Stiftes" (Erfordia fidelis est filia Moguntine sedis = Umschrift des alten Wappens, das den heiligen Martinus unter Türmen und Mauern, in einem Tore sitzend, zeigte, s. S. 5), wählte sich an Stelle des alten Stadtwappens ein neues, den Weltenrichter thronend auf dem Regenbogen, mit der Inschrift „Recte iudicate hominum ut non iudicemini“ (Richtet recht, Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet)." Einspruch des Erzbischofs: Doch änderte sich der für die neue Lehre so günstige Zustand wieder. Der Erzbischos von Mainz ließ nichts unversucht, durch Kaiser und Reich die Herrschaft über Erfurt zurückzuerlangen. Der Rat sah sich gezwungen, in einigen Punkten nachzugeben. Schon am Ende des Jahres 1525 mußte er den katholischen Gottesdienst in mehreren der geräumten und geschlossenen Kirchen von neuem gestatten und im Dom den Gottesdienst für beide Lehren zulassen. Die Katholischen hatten bis um 9 Uhr ihre gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten. Um diese Zeit hielt dann der evangelische Domgeistliche Dr. Lang Gottesdienst und Predigt, was ihm den Titel Nonarius einbrachte. Auch sonst gewann die altkirchliche Partei wieder an Boden, so zog sie z. B. von neuem in den Rat ein. Unterdessen wurden die Verhandlungen mit Mainz weitergeführt, bis endlich zu An fang des Jahres 1530 ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Erzbischof Albrecht Ii. zustande kam. Am Feste Mariä Lichtmeß 1530 traten beider Abgeordnete zu Hammelburg in Uuterftanfeu zusammen, und schon nach drei Tagen war man in folgenden Punkten einig:

9. Mittlere Geschichte - S. 149

1848 - Leipzig : Brandstetter
149 damit begnügten, die Völker zu unterjochen, die sie angriffen; sie ruhten nicht, bis sie diese ganz und gar vertilgt hatten. Und hätte die deutsche Tapferkeit nicht widerstanden, so würden sich an der Stelle, wo jetzt deutsche Städte blühen, asiatische Nomaden gelagert haben, die dem Götzendienste ergeben waren, den deutsche Mönche und deutsche Helden auch im Ungar- lande stürzten. H. 8. Otto I., der Große. 936-973. Drei Jahre nach diesem Siege bei Merseburg starb Heinrich, der große König, im 63. Jahre seines thatenreichen Lebens, als er sich eben zu einem Zuge nach Italien rüstete. Noch bei seinen Lebzeiten hatte er seinen ältesten Sohn Otto in einer Neichsversammlung zu Erfurt als Nachfolger empfohlen. Die deutschen Fürsten ehrten seine Verdienste um das Vater- land so sehr, daß sie Otto I. als König wählten. Die feierliche Krönung desselben fand in Aachen Statt und bei dieser Feierlichkeit verrichteten die deutschen Reichsfürstcn zum ersten Male gewisse Ehrenämter, die später Ceremonialwürden geworden sind. Herzog Giselbert von Lothringen, in dessen Gebiete Aachen lag, machte den Hauswirth (Erzkämmerer); Eber- hard von Franken sorgte für die Tafel (Erztruchseß, von einem altdeut- schen Worte: druhsazzo, d. i. der die Druhe oder Schüssel hinsetzt); Ar- nulf von Baiern verpflegte das Heer und den Marstall (Erzmarschall). Die drei deutschen Erzbischöfe, von Mainz, Trier und Köln, verrichteten die Krönungsfeierlichkeiten, aber die Salbung eignete sich der Erzbischof von Mainz zu, weil auch Bonifacius, der erste Erzbischof von Mainz, den König Pipin gesalbt hätte. Otto I. glich seinem Vater an Tapferkeit, Weisheit und Großmuth; indeß machten doch die vielen Empörungen, die er zu bekämpfen hatte, daß er härter war als sein Vater; auch verfuhr er meist eigenmächtig bei der Vertheilung der Reichslehn. Er suchte diese seinen Verwandten zuzuwenden, weil er einsah, daß nur große Macht dem Könige das rechte Ansehen ver- schaffen könne. In den 37 Jahren seiner glänzenden Regierung kam sein Schwert selten in die Scheide, immer mußte er gegen innere und äußere Feinde im Felde liegen. Zuerst rief ihn der Herzog Boleslaw von Böh- men zu den Waffen. Dieser wildherzige Fürst, von dem wir bei der Ge- schichte von Böhmen noch mehr erzählen werden, hatte seinen Bruder, Herzog Wücslaw (Wenzel) den Heiligen, erschlagen; er weigerte sich jetzt, dem deutschen Könige zu huldigen. Darauf erfolgte ein harter, läjähriger Kampf zwischen ihm und Otto; erst nach vielen Niederlagen der Sachsen gelang es, einen Sieg über die Böhmen zu gewinnen. Jetzt hatten sich aber auch mehre deutsche Vasallen vereinigt und gegen Otto sich erhoben; unter ihnen war dessen eigener Bruder Heinrich. Dieser beneidete seinen Bru- der um die Krone, auf welche er mehr Recht zu haben behauptete, weil

10. Geschichte für katholische Schulen - S. 22

1910 - Breslau : Hirt
22 Geschichte. I Teil des Landes als Lehen und mußte Tribut zahlen. Später wollte er sich jedoch wieder zum Könige machen und bedrängte den Papst in Rom. Otto eilte demselben zu Hilfe, besiegte Berengar und wurde dafür vom Papste zum römischen Kaiser gekrönt. Dadurch begründete er „das Heilige Römische Reich Deutscher Nation". Die Römer mußten Otto schwören, ohne seine Zustimmung keinen Papst zu wählen. Die Herrscher über das ganze Reich hießen fortan kurz deutsche Kaiser. 5. Ottos Ende. In den letzten Jahren seiner Regierung stand Otto auf dem Gipfel seiner Macht. Die Bewohner aller deutschen Gaue fühlten sich als ein Volk und nahmen den Gesamtnamen Deutsche an. Er selbst wurde schon bei Lebzeiten der Große genannt. Als er in Quedlinburg seinen letzten Reichstag abhielt, war er nicht nur von den deutschen Fürsten umgeben, sondern es brachten ihm auch die Herzöge von Polen und Böhmen und die Gesandten fremder Länder ihre Huldigung dar. Bald darauf starb er und wurde nach seinem Wunsche im Dome zu Magdeburg beigesetzt. Vor seinem Tode hatte er es noch durchgesetzt, daß sein Sohn als Otto Ii. in Worms zu seinem Nachfolger gewählt und in Rom zum römischen Kaiser gekrönt wurde. — Unter Ottos Nachfolgern aus dem Hause der Sachsen sank das Ansehen des Kaisers mehr und mehr. Sie konnten es nicht verhindern, daß die Herzöge ihre Macht erweiterten und ihre Würde erblich machten. X. Heinrich Iv. (1056—1106). 1. Jugend und Regierungsantritt. Als das Geschlecht der sächsischen Kaiser ausgestorben war, ging die Kaiserwürde auf einen fränkischen Herzog über. Der dritte Kaiser aus dem Hause der Frauken war Heinrich Iv. Er kam schon im Alter von 6 Jahren auf den Thron; deshalb führte anfangs seine Mutter für ihn die Regierung. Bald geriet der junge König jedoch in die Gewalt des Erzbischofs Hanno von Cöln, der ihn sehr streng erzog. Nach einiger Zeit setzten es aber die deutschen Fürsten durch, daß Heinrich dem Bischof Adalbert von Bremen zur Erziehung übergeben wurde. Dieser ließ dem jungen Könige viel Freiheit, so daß er eigensinnig und trotzig wurde. Außerdem flößte ihm Adalbert Haß gegen die Sachsen ein, mit denen er selbst in Unfrieden lebte. Im Alter von 16 Jahren wurde Heinrich für wehrhaft erklärt und trat selbst die Regierung an. Adalbert von Bremen aber blieb sein erster Ratgeber. 2. Kampf mit den Sachsen. Weil Heinrich den Sachsen nicht traute, ließ er in ihrem Lande feste Burgen bauen und belegte dieselben mit fränkischer Besatzung. Diese drückte das Volk durch Übermut und Gewalttätigkeit. Heinrich selbst hielt sich auch meistens im Sachsenlande auf und wohnte entweder in Goslar oder in der neuerbauten Harzburg. Hierdurch legte er den Sachsen große Lasten auf; denn sie mußten zur Unterhaltung des Hofes viel Getreide und Vieh liefern. Dies alles machte die Sachsen sehr unzufrieden. Die Edlen

11. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters - S. 91

1865 - Langensalza : Beyer
91 19. Kaiser Otto I., genannt der Große. 936—973. Otto 1., des verstorbenen Heinrich's ältester Sohn, war am 22. Nov. 912 geboren und gelangte, als würdiger Nachfolger seines vortrefflichen Vaters, in einem Alter von 24 Jahren auf den Thron. Heinrich hatte nämlich noch vor seinem Tode die deutschen Fürsten nach Erfurt zusammenbernfen, woselbst er ihnen die- sen Sohn als den empfahl, welcher sein Nachfolger zu werden verdiene. Vertrauend gab man die Zusicherung zur Wahl. Nachdem nun Heinrich gestorben war, geleiteten die Fürsten den Prin- zen Otto nach Aachen, wo er auf einer glänzenden Reichs- versammlung feierlich zum deutschen Könige gekrönt wurde. Ungeheuer war die Menschenmenge, welche zu dem pracht- vollen Krönungsfeste herbeiströmte. Otto, der in fränkischer Tracht erschien, wurde in der zunächst an die Marienkirche sto- ßenden Halle, in Gegenwart aller Groszen des Reiches, auf den Thron Karl's des Großen erhoben. Hierauf gelobten ihm, nach alter deutscher Sitte, die Fürsten mit einem Handschlage unver- brüchliche Treue und bereitwillige Hilfe gegen alle seine Feinde. Nachdem die Fürsten ihm gehuldigt hatten, wurde er in den Münster (die Marienkirche) geführt, wo der Erzbischof von Mainz, Hildebert, ihn empfing. Zum versammelten Volke ge- wendet, sprach der Erzbischof mit lauter Stimme: »Sehet hier den von Gott erkorenen, vom seligen Könige Hein- rich empfohlenen, von allen deutschen Fürsten einmü- thig gewählten König Otto! Wenn euch die Wahl ge- nehm ist, so hebet die rechte Hand empor.« Da hoben denn Alle, Jung und Alt, fröhlich die rechte Hand auf und jubelten: Heil dem Könige! Hierauf geleitete der Erzbischof den König zum Altare, auf

12. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 123

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 123 — zählt im Ganzen sechzig Bischöfe, der letzte, Franz Wilhelm, legte 1648 seine Würde nieder. Tie ersten Bischöfe waren nur geistliche Vorgesetzte ohne weltliche Herrschaft. Erst der elfte derselben, Bischof Leodwardus, der Sohn eines Herzogs von Engern, empfing vom Kaiser Otto I., welchen er auf seiner Römerfahrt begleitet hatte, 961 Hoheitsrechte. Letztere wurden feinem Nachfolger Milo mit der weitern Erlaubnis zur An- läge einer Münze und eines Fleifchfcharrens 974 bestätigt. Hell erglänzt der Name Mindens unter dem fünfzehnten Bischöfe Sigebertus. Er empfing zum Besuch hier einen der größten deutschen Kaiser, Konrad Ii. Ter Sage nach weilte er zwei Jahre in Minden, wo er einen großen Reichstag abhielt, auf dem sein neunjähriger Sohn Heinrich Iii. zum deutschen König erwählt wurde. Konrad Ii. wohnte in unmittelbarer Nähe der durch Sigebertus im Jahre 1022, nach andern 1036 gegründeten St. Martini-Kirche in einem Gebäude, welches später nach ihm kaiserliche Curie genannt wurde. Dasselbe stand wahrscheinlich, da, wo jetzt die Mittelschule steht, während die Ritterstraße von seinen Rittern ihren Namen trägt. An den Besuch des Kaisers knüpft sich die Überlieferung an Beziehungen zu dem diesseitigen Bistum, daß Jahrhunderte lang abwechselnd ein Schaumburger und ein Brauufchweig-Lüne- bnrger den Mindener Bischofsstuhl iune hatten. Bischof Sigebertus soll einen seiner Stiftsritter, Adolf von Santesleve, mit dem Nessel- berge belehnt haben und nun beim Kaiser Konrad dessen Erhebung in den Reichsgrafen-Stand beantragt haben. Dieselbe erfolgte unter dem Namen der Grafen von Schaumburg. Vom Bischof Sigebertus erfahren wir ferner, daß unter ihm im Jahre 1026 die St. Marien- kirche gegründet wurde, während sein Nachfolger Bruno auf dem Werder bei Minden ein Benediktiner-Mönchskloster stiftete, welches der häufigen Überschwemmungen halber anno 1434 in die Stadt verlegt, hier bis zur Säkularisation im Jahre 1810 existierte. Es ist das jetzige Artilleriedepot. Heinrich Iii. weilte vier Mal in Minden und wandte seine ganze Gunst dem Bistum zu. Darum kam er im Jahre 1062 nebst ganzem Hofstaat nach Minden und blieb hier drei Tage. Er wohnte in unmittelbarer Nähe des Doms,

13. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 182

1916 - Erfurt : Keyser
— 182 — geladen wurden. Die bäuerlichen Schöffen konnte man nicht brauchen. Sie verstanden nichts von kaufmännischen Geschäften. Später entstand aus dem echten Ding und dem Marktgericht das Stadtgericht. Seine Vorsitzenden Richter waren die Grafen von Gleichen. Sie ließen sich aber vom Stadtschultheißen oder vom Vitztnm vertreten. Die Schöffen wurden aus den reichen Bürgern gewählt. Sie bildeten später den Rat. Schon eine Urkunde von 1212 erwähnt Bürger, die die Stadt verwalten. — Gar bald geriet die Stadt in einen Streit mit dem neuen Landes- Herrn. Die Erzbischöfe beanspruchten einen Teil des thüringischen Zehnten. In seiner Forderung wurde Mainz von Heinrich Iv. unterstützt. Es er- reichte aber sein Ziel nicht. Als später der Kaiser und der Erzbischof Gegner wurden, lagerte Heinrich sein Heer in Erfurt ein und brandschatzte die Stadt. Seiu Sohn Heinrich V. weilte mehrmals in Erfurt. Er berief anch einen Reichstag hierher, die Fürsten aber erschienen nicht. Sein Haupt- gegner war sein früherer Kanzler, Adalbert von Mainz. Der Erzbischof hat sich um Erfurt sehr verdient gemacht. Er berief niederländische An- siedler, die den Gartenbau pflegen und Mühlen bauen mußten. Anch Adalbert forderte den Zehnten, konnte aber seine Forderung nicht durch- setzen. Zum Schutz gegen die kriegerischen Erfurter und Thüringer er- baute er 1123 auf dem Domhügel das Krummhaus. Ein alter Wehrturm, deu man fälschlich Bonifaciuskapelle nennt, ist noch vorhanden. Die folgende Zeit brachte Erfurt lange dauernde Kämpfe mit den Thüringer Landgrafen und den Markgrafen von Meißen. Sie wollten ihr Gebiet auf Kosten der Stadt vergrößern. Die Kämpfe haben über 200 Jahre gedauert. Bereits der zweite Landgraf, Ludwig der Eiserne (1140—1182), geriet mit der Stadt hart zusammen. Erzbischof Konrad von Mainz hatte den neugewählten Papst nicht anerkannt. Er wnrde darum von Friedrich Barbarossa mit der Acht belegt. Der Kaiser be- anftragte den Landgrafen, gegen Erfurt, die „getreue Tochter des Mainzer Stuhls", zu ziehen. Ludwig nahm 1165 die Stadt ein und zerstörte die Stadtmauer, die ihm schon lange ein Dorn im Auge gewesen war. Vier Jahre darauf wurde sie durch den Erzbischof Konrad erneuert. In dieser unruhigen Zeit sah Erfurt 1181 den glänzenden Reichs- tag Barbarossas. Heinrich der Löwe mußte sich in der Peterskirche vor dem Kaiser demütigen. 1184 weilte Friedrichs Sohn Heinrich in der Stadt. Er wollte die Streitigkeiten zwischen dem Landgrafen Lndwig und dem Erzbischof Konrad schlichten. Die Versammlung nahm aber ein trauriges Ende. Der Bodeu des Versammlungssaales (vielleicht im Krummhaus) stürzte ein. Die vornehmen Gäste fielen in die darunter liegende Düngergrube. Viele von ihnen kamen um. Der Sohn des Kaisers, der Erzbischof und der Landgraf entgingen glücklich dem Tode. Trotz des mahnenden Er- eignisses söhnten sich die Gegner nicht aus. Erst der Kreuzzug, an dem sie teilnahmen, beendete den Streit. Er flammte aber unter dem Land- grasen Hermann I., dem Sängerfrennd, von neuem auf.

14. Geschichte des deutschen Volkes - S. 79

1905 - Berlin : Vahlen
Heinrich I. Otto der Groe. 103105. 79 sie ohne eigentlichen Kampf in die Flucht. Dauernd von weiteren Einfllen abgeschreckt wurden durch Heinrichs Entgegentreten die Ungarn zwar nicht, aber sie hatten doch eine ernste Lehre erhalten, und Heinrichs Scharen hatten Selbstvertrauen auch diesen gefrchteten Feinden gegenber gewonnen. uletzt noch stellte Heinrich im Norden gegen die Dnen die alten Reichsarenzen her; ja er soll sie noch der die Eider hinaus um die Mark Schleswig erweitert haben. Nun vermochte es unter seinem Scyutze wieder ein frommer Erzbischof von Bremen und Hamburg, Unni, ein wrdiger Nach-Meter des heiligen Anskar ( 86), zu den Dnen und Schweden zu gehen, um ihnen Christi Lehre zu verknden, und schon fate das Evangelium auch hier Boden, obwohl in Dnemark König Gorm der Alte, gleich der alten Schlange" das Christentum hate. L 104. Heinrich hatte Groes getan, indem er mit dem ruhigen, mavollen und praktischen Sinn, der dem Sachsenstamme eigen ist, nur das Erreichbare erstrebte Das deutsche Reich dankt ihm seine Begrndung. Er hat fr die deutsche Kolonisation das Land stlich der Elbe, das emst Deutschen gehrt hatte, aber ihnen von den Slaven entrissen worden mar, erschlossen: er hat die deutsche Wehrkraft wieder hergestellt und den Reichs-feint) die Magyaren, niedergekmpft. Aber indem er so sr das Ganze wirkte, hat er zugleich den Thron fr sein Haus und seine Familie ausge-baut. Weiter zu arbeiten an seinem Werke war ihm nicht vergnnt. Nachdem ihn zuerst auf seiner Pfalz Bodfeld im Harz ein Schlaganfall getroffen hatte und er so an feinen Tod gemahnt worden war, sammelte er zu Erfurt die Groen aller deutschen Stmme und empfahl ihnen seinen ltesten Sohn Otto zum Nachfolger und König. Dann ging er nach Memleben an der Unstrut, wo eine seiner Pfalzen stand, und hier verschied er in der Mitte der Seinen, tief beklagt von allem Volke (936). ^n der von ihm gegrndeten Abtei von Quedlinburg ward er beigesetzt. 2. Mto der Groe. 936973. Innere deutsche Verhltnisse bw 950. 105. Die Knigswahl des 24jhrigen Otto, des Sohnes Heinrichs I., die im Dom zu Aachen von den Groen aller Stmme der Deutschen voll-zogen ward, zeigte, wie fest bereits durch Heinrich I. das Reich geeinigt war. Der Erzbischof von Mainz umgrtete ihn mit dem Schwerte, tat ihm Mantel und Armspangen an, bergab ihm Zepter und Stab, salbte ihn und setzte ihm die Krone aufs Haupt, alles Volk rief dem von ihm gekorenen Herrscher Heil zu, und die Herzge der einzelnen Stmme leisteten ihm bei Tisch und Hof die gewhnlichen Dienste des Mundschenken, Truchsessen, Marschalls und Kmmerers ( 55. 82), wie sie die Könige von ihren Hof-kitten zu empfangen gewohnt waren. Anders als Heinrich I. fate Otto I., dem als Vorbild der gewaltige Karl der Groe vor der Seele stand, sein Knigsamt auf: hatte Heinrich die groen Herzge der Stmme fast rote selbstndige Fürsten behandelt, so betrachtete sie Otto wieder als ferne Beamten und Lehnstrger, die er, wenn sie sich gegen ihn oder gegen das Reich vergingen, absetzen durfte. Zunchst hatte er die ueren Grenzen des Reichs zu schtzen. Denn die wendischen Völker benutzten den Regierungswechsel zu einem Auf-stnde, um sich zu befreien. Aber Otto zwang sie zum Gehorsam; dabei halfen ihm besonders zwei schsische Groe, Hermann, den man Willing nennt, Grenzgraf an der Unterelbe, und der Grenz-, sptere Markgraf Gero an der Mittelelbe; beide dehnten hier die deutsche

15. Die Geschichte der Deutschen - S. 84

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
84 Erster Abschn. Von Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. schneller Flucht hin; mit schnellerer Eile fuhren die Deutschen unter sie, und erst zwei Stunden nach Sonnenuntergang ward des Blutvergießens ein Ende. Das ganze reiche Lager wurde von den Siegern erbeutet; die Ungarn aber hatten auf lange Zeit die Lust verloren, in Deutschland ihr Glück zu suchen. Heinrich hatte durch diesen Sieg seinen Namen außer- ordentlich verherrlicht, aber er mißbrauchte das königliche Ansehen nicht; er ließ die Rechte des Volkes ungekränkt. Er hielt noch einen Reichstag zu Erfurt 936, woselbst er den Großen seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger empfahl, und starb bald nachher, den 2. Juli 936 zu Mem- leben an der Unstrut; „der größte unter den Königen von Europa, der keinem an Vorzügen des Geistes und des Körpers nachstand und seinem Sohn ein ausgedehntes, mächtiges Reich hinterließ, das er nicht von sei- nen Vorvätern erhalten, sondern durch eigenes Verdienst erworben hatte." Otto I. Die deutschen Fürsten kamen zu Aachen zusammen und wählten Otto, den Sohn Heinrich's, zum König. Da stritten sich die Erzbischöfe von Trier und von Köln um die Ehre der Krönung; aber die Fürsten beschlossen, der Erzbischof Hildebert von Mainz solle dieselbe ver- richten. Und so geschah's! Er führte den jungen Otto in die Mitte des Doms, zeigte ihn allem Volk und sprach: „Sehet hier Otto, welchen Gott zum König ausersah, den der König Heinrich empfahl und jetzt die Fürsten des Reiches gewählt haben. Gefällt euch die Wahl, so erhebe jeder von euch seine rechte Hand." Da hob das ganze Volk die Hände auf und rief frohlockend dem Könige Heil! Dann führte der Erzbischof denselben zum Altäre, auf welchem die Reichskleinodien lagen. Dort um- gürtete er ihn mit dem Schwerte und sprach: „Nimm hin das Schwert und führe es den Feinden Christi zum Schrecken, der Christenheit zum Heil." Dann that er ihm den Kaisermantel und die Armringe an mit den Worten: „Bleibe in den heiligen Glauben gehüllt, getreu bis in den Tod, und erhalte den Frieden." Hierauf legte er ihm das Scepter und den Stab in die Hände, salbte ihn mit dem geweihten Oel und sprach dazu: „Herrsche recht als Vater über deine Unterthanen, schütze die Die- ner Gottes, die Wittwen und Waisen; das Oel der Barmherzigkeit gehe dir nimmer aus." Endlich setzte er mit Hilfe der Erzbischöfe von Köln und Trier dem König die Krone auf's Haupt, und alle drei führten ihn zwischen zwei Marmorsäulen auf den Thron hinan; dort erblickte ihn alles Volk im volle» Glanz der Majestät. Darauf ward das Hochamt gesungen,

16. Geschichtstabellen für höhere Schulen - S. 44

1883 - Berlin : Gaertner
44 Stillstandes (Burgenbau am Harze) mit seinem neugeschaffenen Reiterheere die Ungarn bei Eiade. Gründung der Mark Schleswig. 936 Otto, Heinrichs Sohn, zu Erfurt einmütig zum Nachfolger gewählt. Heinrich stirbt zu Memleben; beigesetzt zu Quedlinburg, ihm zur Seite seine Gemahlin Mathilde (f 968). 936—973 Otto I der Große. Krönung und Königsmahl zu Aachen. Seine erste Gemahlin die Angelsächsin Editha. Der Geschichtsschreiber Widukind von Korvey. Die Dichterin Roswitha von Gandersheim. 938—941 Kämpfe im Innern. Die herzogliche Eigenmacht in Bayern gebrochen. Die Pfalzgrafschaft in Bayern. Thankmar, Ottos Stiefbruder (f auf der Eresburg), und Herzog Eberhard werden besiegt. Herzog Giselbert und Heinrich, Ottos Bruder, bei Birthen geschlagen. Tod Giselberts und Eberhards bei Andernach. Franken ein unmittelbares Reichsland. Vereitelte Verschwörung Heinrichs und des Erzbischofs Friedrich von Mainz gegen das Leben des Königs. Aussöhnung mit Heinrich zu Frankfurt. Neubesetzung der erledigten Herzogtümer: Konrad, Gemahl Liutgards, der Tochter Ottos, erhält Lothringen, Heinrich, Ottos Bruder, Bayern und Ludolf, Ottos Sohn, Schwaben. Unterwerfung der Wenden bis zur Oder. Die Markgrafen Gero und Hermann (Billung), letzterer seit 960 Herzog von Sachsen. Die Bistümer Merseburg, Zeitz, Meifsen; Brandenburg, Havelberg; Posen (Herzog Miesko) unter dem 968 gestifteten Erzbistum Magdeburg; Prag unter Mainz; Aarhus, Ripen (König Harald Blauzahn von Dänemark), Schleswig und Oldenburg unter Bremen. Ottos Feldzug nach Frankreich zum Schutze König Ludwigs Iv gegen Herzog Hugo von Prancien (beide seine Schwäger). 951 Erster Zug nach Italien, gerichtet gegen Berengar von Ivrea. Adelheid, Tochter Rudolfs Ii von Burgund oder Arelat (Hoch-und Niederburgund), die Witwe König Lothars von Italien, wird Ottos zweite Gemahlin. Berengar wird Ottos Vasall. 953—954 Ludolf und Konrad gegen Otto im Aufstande. Otto verleiht Lothringen seinem Bruder Bruno, dem Erzbischof von Köln, Schwaben Burchard Ii, dem Gemahl Hedwigs, der Tochter Herzog Heinrichs von Bayern (Ekkehard von St. Gallen).

17. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 51

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
7. Das schsische Herrscherhaus (9191024). 51 Bewohner flchteten in die festen Pltze. Heinrich hatte aber rechtzeitig seme Heeresmacht gesammelt, vernichtete zuerst eine feindliche Heeres-abteilung, die sich am weitesten vorgewagt hatte, und erwartete dann mit seinen wohlgersteten Reiterscharen ihren Hauptschwarm bei Ria de im Unstrutried (wohl in der Nhe seiner Pfalz Memleben). Er schickte ihnen zuerst eine Abteilung zu Fu entgegen, die nach der Stelle zurck-weichen sollte, wo er stand. Die Ungarn folgten den Zurckweichenden, erkannten aber die Falle bald, und da sie eine geordnete Kriegfhrung nicht liebten, wandten sie sich zur Flucht. Den rasch angreifenden Sachsen lieen sie ihr ganzes Lager mit reicher Beute. Ja, solche Furcht befiel sie, da sie hinfort nicht mehr wagten, in Sachsen einzufallen (933). 933 Einen mindestens ebenso bedeutenden Erfolg hatte Heinrich gegen den Dnenknig Gorm den Alten, der in das nordelbische Land ein-gedrungen war und gegen Deutschtum und Christentum gleichmig jrnitete. Er besiegte ihn, machte ihn zinspflichtig und erneuerte in dem Gebiete zwischen Eider und Schlei die dort einst von Karl dem Groen gegrndete Mark Schleswig. Unter seinem Schutze konnte jetzt auch der Erzbischof Unni zu den Danen und Schweden gehen und das Evangelium predigen. c. Heinrichs Ende. Als Heinrich sich im Herbst des Jahres 935 der ^agd halber auf seiner Pfalz Bodfeld an der Bode im Harz auf-hielt traf ihn ein Schlaganfall, der ihn mahnte, sein Haus zu beschicken. Er berief deshalb Anfang 936 die Groen des Reiches nach Erfurt und empfahl ihnen seinen Sohn Otto als seinen Nachfolger. Sie ver-sprachen, ihn zum König zu whlen. Dann begab er sich nach seiner Pfalz Memleben an der Unstrut. Hier wurde er von einem neuen Schlaganfall getroffen und starb im Kreise der Seinen am 2. Juli 936. 936 von ihm gegrndeten Kloster zu Quedlinburg liegt er begraben. 2. Otto I. der Groe (936973). a. Seine Krnung. Noch in demselben Jahre kamen die Groen des ganzen Reiches zu Aachen zu-sammen und erkoren Otto, Heinrichs zweiten1) Sohn, zum König. Whrend der Vater Salbung und Krnung zurckgewiesen hatte, lie sich Otto durch den Mainzer Erzbischof salben und krnen. Beim Komgsmahle bernahmen die Herzge den Dienst der hchsten Hof-beamten, und zwar der Lothringer als Kmmerer, der Bayer als Marschall, der Schwabe als Mundschenk und der Franke als Trnchse. Hieraus entwickelten sich die spteren gleichnamigen vier Erzmter.^) b. Seine Persnlichkeit. Otto I. war 24 Jahre alt, als er auf den Herrscherthron erhoben wurde. Gleich den jungen Edellenten der deutschen in Betrachtatt*mar' der Lieste Sohn, kam, weil aus der ersten Ehe stammend, nicht 2) Wort Erz- kommt in diesem Falle wie bei Erzbischof, Erzherzog u. a. von dem griechischen Worte Archi- d. i. Erster oder Ober-. ^ 8 9 4*

18. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 85

1910 - Berlin : Salle
Otto I. (der Grotze). 85 Drei Jahre nach dieser großen Kriegstat segnete der König das Zeitliche in seiner Burg zu Memleben an der Unstrut. Seine Ruhestätte fand er in dem von ihm gestifteten Dome zu Quedlinburg, an der Seite seiner frommen Gemahlin Mathilde, die ihm stets eine treue Lebensgefährtin gewesen war. Als Nachfolger empfahl Heinrich den deutschen Fürsten seinen Sohn Otto. Otto I. (der Große). (936—973.) Dieser war erst 24 Jahre alt, als er in Aachen, der Residenz Karls des Großen, in feierlicher Weise zum König gekrönt wurde, in Gegenwart von vielen Fürsten und Bischöfen. Der Erzbischof von Mainz, der erste deutsche Kirchenfürst, führte den jungen König in die Kirche, zeigte ihn allem Volk und sprach: „Sehet hier Otto, den Gott zum König ersah, König Heinrich bestimmte und alle Fürsten erkoren haben. Gefällt euch die Wahl, so erhebet eure Rechte!" Da hob das Volk frohlockend die Hände auf, und nun umgürtete der Erzbischof den König mit dem Schwerte Karls des Großen und sprach zu ihm: „Nimm und führe es den Feinden Christi zum Schrecken, der Christenheit zum Heile." Dann tat er ihm den Kaisermantel und die Armringe an mit den Worten: „Bleibe dem heiligen Glauben getreu bis in den Tod und erhalte den Frieden!" Hierauf legte er ihm das Schwert und den Stab in die Hände, salbte ihn mit dem geweihten Öle und sprach dazu: „Herrsche als Vater über deine Untertanen und schütze die Witwen und Waisen." Sodann setzte er und der Erzbischof von Köln dem Könige die Krone auf, und nun zeigte sich Otto dem Volke in vollem Glanz der Majestät. Nach dem Gottesdienst wurde im kaiserlichen Palast das Krönungsmahl eingenommen. Der König wurde dabei von den Herzögen bedient; der Herzog von Franken trug die Speisen auf, der von Schwaben schenkte den Wein, der von Lothringen ordnete die ganze Feier. So wurde es seitdem gehalten bei der Krönung der deutschen Könige. Bald nach seinem Regierungsantritt begann für den neuen König eine ausgedehnte Kriegs- und Friedensarbeit. An auswärtigen Feinden und unbotmäßigem Fürsten fehlte es nicht, ja, im Schoße der eigenen Familie erstanden ihm Gegner. Die Unzufriedenen hatten sogar den jüngeren Bruder Ottos, den Herzog Heinrich, auf ihre Seite zu bringen gewußt. Mit Heeresmacht rückte Heinrich an den Rhein und brachte Otto in große Bedrängnis. Schließlich wurde der König doch

19. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 79

1911 - Erfurt : Keyser
— 79 — schlossen diese, vor Arnstadt zu ziehen. Sie verwüsteten die Früchte auf den Feldern und in den Weingärten und schleuderten mit Blyden Geschosse aus Türme und Mauern, um die Stadt zu gewinnen. Des Sieges gewiß, sprachen sie schon davon, wie man Arnstadt behandeln wollte. Die Erfurter wollten es zerstören. Der Landgraf aber war dem entgegen, und da man sich nicht einigen konnte, zog er ab. Nun mußten auch die Erfurter die Belagerung aufgeben, worauf die Grafen Hermann und Günther die Weichenden bis an die Stadttore verfolgten. Sie schenkten dem Gerücht Vertrauen, der Landgraf habe sich nach Buttstädt gewandt. Allein Landgras Friedrich hatte die Nacht in Erfurt zugebracht und war erst am andern Morgen ausgerückt. Von den bedrängten Bürgern zu Hilfe gerufen, kehrte er fofort um und verfolgte die Schwarzburger bis nach Egstedt am Steiger, wo sich ein hartes Gefecht entspann. Es wurde um so heftiger, als neue schwarzburgische Scharen aus dem Hinterhalt hervorbrachen. Doch die landgräflichen und Erfurter Streiter trugen den Sieg davon. Sie fingen zwei Schwarzburger Grafen, trieben die Fliehenden bis vor die Mauern Arnstadts und kehrten dann aufs Schlachtfeld zurück. Hier überließen sie sich der Freude des Sieges und des Spieles, bei welcher Gelegenheit der Landgras mehrere Jünglinge zu Rittern schlug. Doch die Sieger sollten ihre Sicherheit büßen. Plötzlich fiel ein neuer Streithaufen unter dem Grafen von Virneburg, dem Bruder des Mainzer Erzbischofs Heinrich, über sie her. Zum größten Teil ungerüstet, mußten sie ihre letzten Kräfte einsetzen. Allen voran kämpfte Landgraf Friedrich wie ein Leu; doch alle Tapferkeit war umsonst. Schon lagen die drei Haupt- leute Wenzel vom Stein, Heinrich von Heroldishausen und Dietrich von Tennstedt entseelt am Boden und der Landgraf war schwer verwundet, als ein Haufen Erfurter mit dem Abt des Petersklosters unter Kriegsmusik und Schlachtengesang sich näherte. Auf die Kunde des ersten Sieges hatten sie sich aufgemacht, wohl um die Freude des Sieges zu teilen, um aber auch die Verwundeten zu verbinden und den Sterbenden den letzten Trost der Religion zu reichen. Ohne Ahnung der letzten Vorgänge riefen sie laut und kühn: „Thüringen und Rüstenberg!" Die verbündeten Grafen aber meinten, neue Heerscharen kämen aus Ersurt. Sie verließen darum eilends den Kampsplatz und wandten sich nach Arnstadt zurück. Die geschlagenen Sieger aber kehrten froh nach Erfurt zurück, wo der Landgraf vier Wochen darnieder lag, um die Heilung feiner Wunden abzuwarten. (Nach I. Herrtwich.) 25. Bus der [Tlühlburg. Geschichtliches: Jin Jahre 1357 erstand der Rat der Stadt Erfurt von dem Erzbischof Gerlach von Mainz, der sich in großer

20. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 30

1916 - Erfurt : Keyser
— 30 — galt als Zeichen der Freiheit gegen den Landesherrn, den Kurfürsten von Mainz. Doch hat schon früher eine Säule den Fischmarkt geziert. Ihr Ursprung geht wohl zurück in die Zeit der Erbauung des Rathauses und der Anlage des Fischmarktes. Damals stand an der Ecke der Markt- straße die Kirche des heiligen Martin. Da sie den Verkehr hinderte, er- wirkte sich der Rat die Erlaubnis, sie abzureißen. Zu ihrem Gedenken errichtete er aber eine Bildsäule des Schutzheiligen der Kirche. Anfänglich stand sie an der Ecke der Marktstraße, hat aber spater ihren Standort mehrmals geändert. 10. Das Erfurter Rad. Das Wappen der Stadt ist ein sechsspeichiges, silbernes Rad auf rotem Grunde. In gleicher Gestalt und Farbe besitzt es die Stadt Mainz. Erfurt, die treue Tochter von Mainz, hat es übernommen. Wie Mainz zu seinem Wappen gekommen ist, erzählt folgende Sage: Im Jahre 975 wurde der fromme und gelehrte Willegis Erzbischof von Mainz. Er war der Sohn eines armen Wagenbauers und stammte aus Schöningen im Braunschweigischen. Wegen seiner Armut und ge- ringen Herkunft verachteten ihn die reichen und adligen Domherren. Sie nahmen Kreide und malten Räder an die Wände und Türen des Schlosses. Als der fromme Willegis ihren Spott bemerkte, rief er einen Maler zu sich. Er befahl ihm, in seine Gemächer weiße Räder auf rotem Grunde zu malen. Auch mußte er den Spruch darunter setzen: „Willegis, Willegis, denk, woher du kommen sis!" Seit der Zeit haben alle Erzbischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Felde als Wappen geführt. Andere Berichte fügen noch hinzu. Willegis habe seitdem aus Demut ein hölzernes Pflugrad an seiner Bettstatt hängen gehabt. 11. Wo und wie die alten Erfurter einkaufen muhten. In früherer Zeit hatten es die alten Erfurter beim Einkauf nicht so bequem. Sie mußten zu den offenen Ständen gehen, welche Erz- bischof und Rat an viel begangenen Stellen hatten errichten lassen. Läden gab es nicht. Die Erbauer zogen aus der Verpachtung oder Vermietung der Gaden, Bänke und Buden großen Nutzen. Am Fuße des Domhügels standen ein Lederhaus, ein Brothaus, einige Fleischbänke und die Stände der Schwertfeger, Schildmacher und Seiler. In der Marktstraße verkauften die Kanngießer, Leinweber und Krämer. Auf der Krämerbrücke waren teils feste, teils bewegliche Buden zum Verkauf von allerlei Waren, besonders von Gewürzen, errichtet. Uber den Wenigen Markt zog sich eine lange Reihe von Tuchschneidergaden. Sie waren rechts und links von Brot- und Fleischbänken umgeben. Vor der Pilse lag ein zweites Lederhaus, und in der Kürschnergasse verkauften die Pelzhändler ihre vielbegehrte Ware. Die untere Lange Brücke war der Standort der Kupferschmiede und die Kette der Platz der Schmiede. An der Lohbank (Neuwerkstraße) konnten die Gerber Lohe kaufen. Der