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1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
178
Hilfe und Macht wider die Feinde des Glaubens, der Herrschaft
Württemberg aber zu Lob, Ehr und Nutzen, auch zur Verhütung
auswärtigen Schadens, den die ©einige« bisher vielfältig gelitten,
eine hohe g einei ne S chn l e zu st ist en u u d a u fznri ch ten.“
Das schöne Werk gelang über Erwarten gut und mit Freuden
sah Eberhard empvrkvmmen und gedeihen, was er mit Liebe ge-
gründet hatte, und das zu schützen und zu pflegen er nimmer müde
wurde. — In späterer Zeit nahm sich insbesvndere Herzog Carl der
Universität an und erlaubte auch, sie nach seinem Namen: Eberhardo-
Carolinga zu nennen. Gegenwärtig besteht sie ans sechs Facultäten:
die evangelisch-theologische, die katholisch-theologische, die juridische,
die medizinische, die philosophische und die staatsrechtliche Facultät.
Die Zahl der Stndirenden beläuft sich durchschnittlich auf 700—800.
Ein nicht minder großes Verdienst erwarb Eberhard sich ferner
durch den Abschluß des M ü n finger Vertrags 1482, in Folge
'dessen das getheilte Württemberg wieder vereinigt wurde. Wohl
kostete die Anfrechthaltung dieses Vertrags dem wankelmüthigen
Vetter, Eberhard dem Jüngeren, gegenüber manchen Kampf; aber
Eberhard der Aeltere sah sich am Ende doch durch das Bewußtsein
belohnt, durch weise Mäßigung einem Hauptgedanken seines Lebens:
„ W i e d e r v e r e i n i g n n g u n b fernere U n tr e n n b a r ke it der
altväterlichen Besitzungen" eine bleibende Gewährleistung
für alle Zeiten verschafft zu haben..
Wie in'bürgerlichen, so war Eberhard auch in kirchlichen Verhält-
nissen nicht minder bemüht, Ordnung herzustellen und Mißbräuche,
namentlich im Klosterleben, abznstellen; aber er that dies nicht in
einem den Mönchen rc. feindseligen Sinne; vielmehr ließ er sich,
um ihrer Fürbitte theilhaftig zu werden, in die Brüderschaft von
12 verschiedenen Orden anfnehmeu; ja er wurde selbst der Gründer
einer klösterlichen Anstalt: des Stifts zu St. Peter im Einsiedel.
Nicht weniger zeigte sich Eberhard im Bart als deutscher
Neichsstand immer besonnen, treu und fest, und er gelaugte bald
bei dem Kaiser und den Fürsten zu solchem Ansehen, daß er bei
allen wichtigeren Angelegenheiten zu Rath gezogen wurde. Auf dem
Reichstag zu Worms 1505 erklärte daher Maximilian, daß er ge-
sonnen sei, Eberharden, »der sich dem Reiche so dienstlich
u n d w i l l i g b e w i e s e n , e h r l i ch e u G e m ü t h s, R e g i e r u n g s -
und Fürstenmäß igen H erkomm ens sei uni) von Gott
1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
75
Gnade walten: die Grafen sollten ihr Bündnis; mit Oesterreich auf-
geben und fortan dem Kaiser mit ihrer ganzen Macht gegen „männig-
lich" zu Dienst sein; dafür sollten sie von dem Kaiser wieder zu
Huld und Gnaden ausgenommen, und in allen ihren Gütern, Rechten
und Freiheiten bestätigt und beschirmt werden.
Sv kam schon am Tage nach der Schlacht der Frieden zu
Stande. Zn Reutlingen wurden hieraus die Grasen mit den Reichs-
städten noch besonders vertragen. — Das schwerste Opfer Eberhards
diesen letzter« gegenüber war der Verlust der Landvogtei; doch er-
hielten die Grafen dafür einige andere Vergünstigungen vom Kaiser.
Aber nun drohte auch von anderer Seite Unheil.
Achtzehn Zahre lang hatten die beiden Grasen das Land ge-
meinsam regiert. „Sie waren Ein Herz und Eine Seele; wo Einer
war, war auch der Andere, und was der Eine wollte, war dem
Andern recht." Der ältere Eberhard hatte, wie sichs gebührte, seine
Vorrechte, und das größte hatte ihm die Natur selbst gegeben:
einen stärkeren Arm und einen nnerschrockenern Mnth. Den Bruder
Ulrich würde es nun kaum verdrossen haben, das; Eberhard überall
mehr gefürchtet wurde, und aufs neue wieder von dem Kaiser vor
allen schwäbischen Fürsten dadurch ausgezeichnet worden war, daß
ihm derselbe 1361 die Befreiung von allen fremden Gerichten, außer
dem höchsten Reichsgerichte, für sich, seine Erben und Nachkommen,
auch alle seine Diener, Mannen und eigenen Leute ertheilte. Aber
die Gemahlin Ulrichs, eine Gräfin von Helfenstein, und deren Bruder
dachten anders. Mit neidischen Angen betrachteten sie Eberhards
größeres Glück, und die Gräfin lag daher ihrem Gemahl unablässig
an, ans eine Theilnng des Landes zu dringen, und wirklich wurde
nun auch von Ulrich dem Bruder die gemeinsame Regierung ge-
kündet und eine Theilnng verlangt. Das empfand Eberhard übet,
und er hielt nun dem Bruder vor, daß durch seine allzu große Frei-
gebigkeit gegen den Helsensteiner das Land Noth leide; das; Ulrichs
Gemahlin, weil kinderlos, ans diese Weise einen Theil der schönen
württembergischen Güter an ihr Haus zu bringen gedenke rc. Da
aber Ulrich dennoch ans seiner Forderung beharrte, so brachte Eber-
hard die Sache vor den Kaiser und überließ Alles seiner Entscheidung.
Gegen alles Erwarten Ulrichs und seiner Gemahlin fiel diese Ent-
scheidung ganz zu Eberhards Gunsten aus: »Graf Ulrich solle die
Theilung des Landes fürder nicht mehr begehren, vielmehr seinen
1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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werden, das Land ans ewige Zeiten ungeteilt bleiben, immer der älteste
Herr regieren und Stuttgart die Residenz sein solle.
3. Eberhard als Herzog. Eberhard hatte sich bei den deutschen Fürsten
und namentlich bei dem Kaiser Maximilian hohes Ansehen erworben. Er
stand dem Kaiser mit Rat und Tat treulich zur Seite. Der Reichstag zu
Worms (1495) mußte sich n. a. mit der Einsetzung eines Reichsgerichtes
besassen. Eberhard im Bart leistete dem Kaiser dabei gute Dienste, und
zum Dank dafür wurde er von Maximilian zum Herzog von Württemberg
und Teck erhoben. Die Feier des Tages wurde mit einem festlichen Mahle
abgeschlossen, bei dem die Fürsten die Vorzüge ihrer Länder rühmten: der
Sachse seine Silberbergwerke, der Bayer seine großen Städte und reichen
Klöster, der Pfälzer seine üppigen Saatfelder und prachtvollen Weinberge.
Nur der Württemberger schwieg bescheiden; endlich sprach er: „Ich hab' ein
geringer Land als Euer Liebden alle. Aber eines gleichwohl, dünkt mich,
mag ich rühmen: ich kann im Schoße eines jeglichen meiner Untertanen
mitten im Feld oder Wald gar allein kühnlich und sicher schlafen." „Graf
im Bart, Ihr seid der reichste!" riefen ihm dann alle Fürsten zu (Gedicht:
Preisend mit viel schönen Reden).
4. Eberhards Tod. Nicht lange durfte sich Eberhard seiner neuen
Würde erfreuen. Als er sein Ende herannahen fühlte, berief er seine Räte
nach Tübingen, erinnerte sie an ihre Pflichten und verlangte, die Pfarrer
möchten in den Kirchen verkünden, daß er jeden um Verzeihung bitte, dem
er Übels zugefügt habe. Dann wollte er nichts mehr von irdischen Dingen
hören. Sein Leichnam wurde ans dem Einsiedel beigesetzt; 40 Jahre später
wurden seine Gebeine in die Gruft nach Tübingen gebracht.
Uber seine Person schreibt ein Zeitgenosse: „Er war klein von Person, aber
großmächtig von Herzen." Als Kaiser Maximilian einige Jahre nach dem Tode
Eberhards dessen Grab besuchte, sagte er: „Hier liegt ein Fürst, dem ich im ganzen
Reiche keinen zu vergleichen weiß, weise und tugendhaft; sein Rat hat mir oft ge-
nützt." Von seinen Untertanen wurde Eberhard so verehrt, daß sie von ihm rühmten:
„Wenn unser Herrgott nicht Gott wäre, dann sollte unser Herzog Gott sein."
12. Suchdruckerkunst.
Die wichtigste und segensreichste Erfindung des Mittelalters ist die
Buchdruckerkunst. Bis dahin gab es nur geschriebene Bücher. Diese waren
deshalb selten und so teuer, daß eine Bibel 3000 Mark nach unserem Gelde
kostete. Darum konnten nur reiche Leute Bücher kaufen, und das gewöhnliche
Volk brauchte das Lesen nicht zu lernen. Um das bloße Abschreiben der Bücher
zu vermeiden, schnitt man Bilder und Schriftzeichen einer Seite aus eine Holz-
platte, bestrich diese mit Farbe und druckte sie auf Papier oder Pergament
ab. Wenn man ein Buch drucken wollte, dann brauchte man gerade soviel
1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Kapff, Paul von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hohenzollern, Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
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die Zeit des Faustrechts, da die Großen im Reich mit dem Schwerte sich Recht
verschafften, und die Raubritter ungestraft plünderten. Um dieser Verwirrung
ein Ende zu machen, wurde der tatkräftige Rudolf von Habsburg zum
Könige gewählt, der mit starker Hand den Landfrieden schützte und die Raub-
ritter streng bestrafte. Aber nur ungern beugten sich die Fürsten uuter seine
Macht, und an der Spitze der Unzufriedenen stand der junge Graf Eber-
hard von Württemberg, der seine Fehden namentlich mit den Reichsstädten
nicht lassen wollte. König Rudols zog daher i. I. 1286 gegen ihn zu Felde.
Vor den Toren Stuttgarts, aus dem Platz, der jetzt noch die Wagenburg
heißt, schlug er sein Lager auf; sieben Wochen dauerte die Belagerung; endlich
ermüdeten beide Teile; der Graf bat um Verzeihung, und der König ge-
währte sie gern; doch sollten Stuttgarts Mauern gebrochen werden. Allein
ehe man es sich versah, ließ Eberhard sie wiederherstellen und erhob sich
abermals gegen den König. Wieder eilte dieser herbei, zerstörte sieben Burgen
in der Umgebung Stuttgarts und mehrere Dörfer im Rems- und Filstal.
Da unterwarf sich der Graf, und es kam in Eßlingen eine „ganze, lautere
und stete Sühne" zustande, in der Eberhard versprach, von nun an dem
König getreu zu sein und den Schaden zu ersetzen. Diesmal hielt er Wort,
die Einigkeit mit dem König Rudolf wurde nun nicht mehr gestört.
Aber lange konnte Graf Eberhard nicht ruhig bleiben; er erlaubte sich
mancherlei Übergriffe in die Rechte und Gebiete der Reichsstädte. Diese be-
klagten sich daher über ihn bei dem neu gewählten Kaiser Heinrich Vii. Graf
Eberhard sollte sich auf dem Reichstage zu Speier verantworten. Er erschien
in glänzendem Aufzug mit 700 Pferden, und als der Kaiser ihn hart anließ,
da ritt er trotzig weg. Nun erklärte ihn Heinrich Vii. für des Reiches Feind
und beauftragte eine Anzahl schwäbischer Städte, Ulm, Heilbronn, Eßlingen,
Reutlingen u. a., mit dem Reichskrieg gegen ihn. Zum Heerführer wurde
Konrad von Weinsberg bestellt. Zahlreiche Grafen und Ritter schlössen
sich an, und Eberhard unterlag der Überzahl. Das Land wurde verwüstet,
die Burg Württemberg niedergebrannt, das Erbbegräbnis der Familie im
Stift Beutelsbach zerstört. Graf Eberhard flüchtete und fand in einem Turme
Besigheims, welches damals in badischem Besitz war, ein sicheres Versteck.
Alles schien verloren. Da ereilte den Kaiser ein plötzlicher Tod, und Graf
Eberhard gelangte wieder in den Besitz seines Landes. Er baute die zer-
störten Städte und Burgen wieder auf, verlegte das Stift von Beutelsbach
mit den Gebeinen feiner Ahnen nach Stuttgart und schlug hier seine Residenz
ans. Als er i. I. 1325 starb, hinterließ er sein Land um die Hälfte ver-
größert, vor allem durch günstige Käufe; es erstreckte sich etwa von Besigheim
bis gegen Reutlingen und von Calw bis Göppingen.
Graf Eberhard Ii., der Greiner (1344—1392).
Eberhard der Greiner, d. h. der Zänker, Streiter, auch Rauschebart
genannt (was schon zur Verwechslung mit Eberhard im Bart geführt hat),
war der Enkel Eberhards I., des Erlauchten, wie dieser ein unerschrockener,
streitbarer Fürst, beständig in Fehden mit den Reichsstädten wie mit den be-
nachbarten adeligen Herren, eine Heldengestalt, die Uhlands Dichtung ver-
herrlicht hat.
Am Anfang seiner Regierung wurde das Land von einer schrecklichen,
pestartigen Krankheit heimgesucht, dem schwarzen Tod, der Tausende von
1854 -
Ulm
: Nübling
- Autor: Bauch, Nikolaus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Würtemberg
9
entstanden unter seiner Re-
gierung.
Eberhard ¥1. oder
der Jüngere.
Von 1480-82.
Eberhard Vi., dersohn
Ulrichs des Vielgeliebten,
war sehr vergnügungssüch-
tig und hatte keine Freude
am Regieren, weßhalb er
schon nach zwei Jahren in
dem Münsinger Vertrage
seinen Landesantheil ansei-
nen Vetter Eberhard, den
Aelteren, abtrat.
Die wieder vereinigte Grafschaft.
Von 1482-1495.
. Eberhard V., im Bart, welcher nun Besitzer der
ganzen Grafschaft Württemberg war, hatte in seiner
Jugend keine genügende Erziehung erhalten und sich
einem ausschweifenden Leben überlassen. Etwa in seinem
zwanzigsten Jahre ermannte er sich jedoch und fieng an,
ein anderer Mensch zu werden. Zu Besieglung seines
heilsamen Entschlusses machte er i. I. 1468 eine Pil-
3 erfahrt ins heilige Land. Auf dieser Reise hatte
Georg das Haus Würt-
temberg vor dem Ausster-
den bewahrt wurde. Richt
minder wichtig war der
Vertrag, den Eberhard V.
mit seinem Vetter, Eberhard
dem Jüngern, 1482 zu
Münsingen schloß (Mün-
singervertrag); es
wurde dadurch das getheilte
Land wieder vereinigt, die
Umheilbarkeit desselben und
die Erbfolge festgesetzt.
1867 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
70 Otto der Große. 936—973. Innere deutsche Verhältnisse bis 950. ß 105—107.
Volk rief Heil dem von ihm gekornen Herrscher, und die Herzoge der einzelnen
Stämme leisteten ihm Lei Tisch und Hof die persönlichen Dienste des Mund-
schenken, Truchseß, Marschalls und Kämmerers (§ 55.), wie sie die Großen von
ihren Lehnsträgern zu empfangen gewohnt waren. Und anders, als Heinrich I.
faßte Otto I., dem als Vorbild der gewaltige Karl der Große diente, sein
Königsamt; hatte Heinrich die großen Herzöge der Stämme fast wie selbststän-
dige Fürsten behandelt, so betrachtete sie Otto wieder als seine Beamten und
Lehnsträger, die er, wenn sie sich gegen ihn oder das Reich vergingen, absetzen
durfte. —
Zunächst hatte Otto die äußeren Grenzen des Reichs zu schützen. Denn
die wendischen Völker benutzte!, den Regierungswechsel, um in einem Auf-
stande einen Befreiungsversuch zu machen. Aber Otto hielt sie im Gehorsam,
und besonders half ihm dabei ein sächsischer Großer, Hermann Billung,
Graf in der sächsischen Nordmark, der hier weiter und weiter die deutsche Herr-
schaft ausdehnte. — Die Böhmen hatten sich gleichfalls erhoben, und behaup-
teten, während Otto im Reiche beschäftigt war, wirklich eine fast zwölfjährige
Unabhängigkeit. Auch die Ungarn versuchten einzelne Einfälle, gaben sie aber
bald auf, als sie sahen, wie Otto an Kraft und Entschlossenheit seinem Vater
nicht nachstand.
§ 106. Schlimmer als die äußeren Gefahren waren die inneren. Ueber
das herrischere Auftreten des jungen Otto und über die Bevorzugung der stolzen
Sachsen, waren die Franken mißmüthig, deren Herzog noch jener Eberhard
war, der einst Heinrich I. die Krone gebracht hatte (§ 98.). Otto gewährte
diesem die reichen Belehnungen nicht, die er von dem Vater erhalten hatte.
Während hier Unzufriedenheit gährte, brach bereits der Baierherzog — er hieß
auch Eberhard — in offenem Aufstand los. Otto zog gegen diesen, besiegte
ihn, setzte ihn ab und hob hier alle jene Rechte auf, die Heinrich I. den Baier-
herzögen noch gelassen. Unterdessen aber bildete sich im Norden Deutschlands
die drohende Verschwörung völlig aus. Otto hatte einen älteren Halbbruder,
Thankmar, ans einer ersten Ehe Heinrichs, die von der Kirche wegen zu
naher Verwandschaft getrennt worden war. Dieser fühlte sich zurückgesetzt, und '
erhob sich mit dem gleichfalls unzufriedenen Eberhard. Beide verwüsteten West-
falen und Eberhard nahm selbst den jüngeren Bruder Ottos, Heinrich, ge-
fangen. Jetzt eilte der König Otto herbei, Thankmar floh und schloß sich in
die Eresberg (§ 71.) ein, wo er beim Sturm von Otto s Leuten in der Kirche
am Altar, wohin er geflüchtet, in tapferem Kampfe erschlagen wurde. Eberhard
erhielt Vergebung, indem er seinen Gefangenen, den jungen Heinrich, zum Für-
sprecher wählte.
§ 107. Schon aber war durch Eberhards Anreizung in der Seele dieses
Jünglings Mißmuth gegen seinen eigenen Bruder geweckt. Otto war zwar
Heinrichs I. ältester Sohn: aber er war geboren, als dieser noch Herzog war;
Heinrich dagegen war demselben, als er schon König war, geboren; ihn vor
Allem liebte die Mutter, Mathilde, und der stolze Jüngling hielt sich mehr als
den Bruder berechtigt, des Vaters Nachfolger zu sein. Er unterhandelte mit
seinem wankelmüthigen Schwager, dem Herzog Giselbert von Lotharingen,
und begann den Aufstand, indem er zu diesem sich begab, 939. Aber ehe noch
die Empörung weiter griff, eilte Otto mit geringer Macht über den Rhein,
schlug Heinrich und Giselbert bei Birthen, und diese konnten nun nicht anders
sich helfen, als selbst den französischen König, Ludwig Iv., Ultramarinus, zu
Hilfe zu rufen, der aber Otto wenig schadete. Heinrich suchte damals schein-
bar Versöhnung, erhielt sie auf Fürsprache seiner Mutter Mathilde, benutzte
1892 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Schmelzer, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
286 Königreich Württemberg. ^
Waffengewalt zum Gehorsam zwingen. Auch mit mehreren späteren Kaisern, deren er im ganzen sieben erlebt hat, geriet Eberhard in Streit. Besonders schlecht ging es ihm, als Kaiser Heinrich Vii. gegen ihn „als des Reiches Feind" den Krieg eröffnete; mehrere Reichsstädte, namentlich Eßlingen, Reutlingen, Rottweil, Ulm u. a., die Eberhard zu Landstädten herabdrücken wollte, schlossen sich dem Kaiser an; Eberhard verlor säst sein ganzes Land, viele seiner Burgen wurden gebrochen, so Asperg und die Stammburg Württemberg, die Städte ergaben sich ans Reich und Eberhard mußte flüchten. Trotzdem kam er wieder in den Besitz seines Landes. Am Ende seines vielbewegten Lebens brachte er die Gebeine seiner Ahnen von dem zerstörten Stift Beutelsbach nach Stuttgart, das aber noch nicht ständige Residenz war. Er starb nach 60jähriger Regierung und wurde, wie die folgenden Grasen, in der Stiftskirche zu Stuttgart beigesetzt. Um die Hälfte vergrößert, dehnte das Land sich südlich von Besigheim, westwärts bis in die Gegend von Leonberg und Calw, ostwärts bis über Göppingen aus. Daran schloß sich ein kleineres Stück auf und an dem nordwestlichen Teil der Alb bei Urach und Reutlingen. Diesen Besitz vermehrte Eberhards Sohn, Ulrich Iii. (1325—44), indem er namentlich Tübingen erwarb.
3. Eberhard der Greiner, der Rauschebart (1344—92). Es war eine traurige Zeit, in welche die Regierung dieses Fürsten fällt. Im Anfang derselben verbreitete der schwarze Tod, eine furchtbare Seuche, Schrecken und Trauer über ganz Europa; ganze Geschlechter starben aus und ganze Gegenden entvölkerten sich. Aber es war auch eine Zeit fortwährender Fehden und Kämpfe, und Eberhard, in dem der Geist seines gleichnamigen Großvaters wieder auflebte, war selbst keineswegs friedfertig gesinnt; er hatte mit dem Kaiser, mit schwäbischen Rittern und mit den Reichsstädten schwere Kämpfe auszufechten.
Im Jahre 1367 ritt Eberhard nach Wildbad. Das hörte der Graf von Eberstein, der einen alten Groll aus ihn hatte, und beschloß, ihn ohne Absagebrief zu überfallen, wobei ihm Wolf von Wunnenstein und mehrere Raubritter, die Martinsvögel, Hülfe leisteten. Allein Eberhard wurde durch einen Bauern gewarnt und konnte nach der Burg Zavelstein flüchten. Die Räuber ließen nun ihren Zorn an dem Städtchen Wildbad aus, das sie verbrannten. Eberhard baute es wieder auf und befestigte es mit einer Ringmauer. — Einen schweren Kampf hatte Eberhard mit den Reichsstädten auszusechten. Da er ihre Freiheiten bedrohte, verbanden sich 14 Reichsstädte, von Ulm bis Rottweil, gegen ihn und den Kaiser Wenzel. In dem nun ausbrechenden Städtekrieg wurde (Schwaben namentlich von den Städtern furchtbar verheert. Der Kaiser belagerte Ulm. Als er unverrichteter Dinge abziehen mußte,
1893 -
Regensburg
: Bauhof
- Autor: Pfeilschifter, Anton
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
— 148 —
Üayern.
fahren hin, welche den Deutschen damals vom Osten her drohten und bedeutete ihm, daß dieselben nur durch die Unterordnung aller deutschen Stämme unter ein gemeinsames Oberhaupt dauernd beseitigt werden könnten. Diesen überzeugenden Worten wollte Arnulf nicht länger widerstehen. Er huldigte Heinrich I., wogegen dieser ihn als Herzog von Bayern mit vielen Hoheitsrechten (Ernennung der Bischöfe, Münzrecht u. s. w.) bestätigte.
Bei der Krönung des Kaisers Otto I. versah Arnulf das Erzamt eines Marschalls, das in der obersten Aufsicht über Aufnahme und Unterkunft der Equipagen der hohen Gäste bestand.
Eberhard 937 939.
Nach Arnulfs Tod übernahm dessen ältester Sohn Eberhard die Regierung. Aber Kaiser Otto I. entsetzte ihn wieder, weil er sich weigerte, vor ihm zur Huldigung und Belehnung zu erscheinen.
Merthotd 939—948.
Der Nachfolger Eberhards auf dem bayerischen Herzogsthron wurde Arnulfs Bruder Berthold.
Durch die Verdrängung Eberhards vom Throne erregte der Kaiser den Unwillen des bayerischen Volkes. Um dasselbe wieder zu beschwichtigen, übertrug er Eberhards Bruder Aruulf dem Jüngeren 938 das bayerische Pfalzgrafenamt, mit welchem die Vertretung des Königs am Hofgerichte in bayerischen Streitsachen,
Deutschland.
Otto I.
936—973.
1904 -
Stuttgart
: Kohlhammer
- Autor: Klenk, J. G.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Würtemberg
— 14 —
9u r r e i"a p fp’r rbcrsclm9ten Stämen gegenüber entstanden 3 adelige 6’r J l f N' wovon eine der „S ö to e n 6 i nh«
Su mitfobtttg Bund'-", @mf Ulrich von Württemberg, ^uglieoer des Lunde--, trugen einen Löwen am Kleide.
Die Feindseligkeiten der Städter Begannen im Safire 1 °,Rr
Ä rs *** -5ics Nelen die Eßlinger und Renger in
l^uirrcnibcig ein. Eberhards Leute hatten sich auf dem festen Kirch-
Maae,rtrr^ derselbe wurde von etwa 800 Städtern
feinem vsm s gewesen, wenn Eberhard nicht mir
Ittnein ^ohrtc und einer großen Bauernschar den Angegriffenen Hilf ■
gebracht hatte. Voll Ungestüm drang Ulrich, der die Schlappe von
^utlrngen wieder gurmachen wollte, auf die Feinde ein. Aber die
©tobtet hatten auch tapfere Ritter in ihrem Sold; sie schlugen den
v nguff guruef, und Graf Ulrich sank, von einem Lanzenstotz durchs
und1 Wpr\3uri \ 9?C?n if)m fielcn lmc @mfcn von Löwenstein und Werdenberg und mehrere Ritter und Edelleute. Von Furck
und entsetzen ergriffen, wollten die Mannen Eberhards nun zurückweichen, aber da rief der alte Recke, den Schmerz über den
?etne§ Lohnes niederkämpfend: „Schlagt drein! Mein Sohn vt
tote ein anderer Mann I Seht, wie die Feinde flieheni" Die ganze Kraft zusammenraffend und im letzten Augenblick noch Verstärkung erhaltend, warfen sich Eberhards Leute jetzt voll Wut auf den Gegner und erzielten einen solch glänzenden Sieg, daß die Macht der Städte für immer gebrochen war. Trauernd saß Eberhard die Nacht über der Leiche seines Sohnes. Am Morgen des anderen Tages
wurde ihm von Stuttgart die Geburt eines Urenkels gemeldet Das stimmte ihn wieder freudig. Als Eberhard die Zukunft feines paufes verbürgt sah, soll er ausgerufen haben: „Gott fei aelobr der Fink hat wieder Samen!"
_'^n, die Rückreise Eberhards von Döffingen nach Stuttgart knüpft sich folgende Lage: Graf Wolf von Wunnenfteirt, welcher die Städter noch mehr haßte als den Grafen, soll durch rechtzeitiges Eingreifen in die Lchlacht den Sieg bei Döffingen her-beigeführt haben. Aus Dankbarkeit fei er von Eberhard eingeladen worden, mit nach Stuttgart zu reiten und an der Siegesfeier teilzunehmen. Wolf habe eingewilligt und fei eine Zeitlang an Eberhards Seite geritten. Plötzlich aber habe Wolf den alten Groll empfunden, fei umgelehrt und habe Eberhard zugerufen: „Gute Nacht, bei uns steht's tn alten Rechten!" Bei Zuffenhausen sei er sodann auf eine Viehherde gestoßen, die er auf feine Burg bei Beil-stein mitgenommen habe. Als Eberhard Bericht darüber erstattet wurde, habe dieser ausgerufen: „Alt Wölflcm hat wieder Kochfleisch geholt!" Lesebuch Ii, Nr. 149,3.
1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
Otto Í bei Große 936 — 973.
107
Hervorziehuug bev rechten Männer, im Augenblick aber erbitterte feine
Erhebung nicht minder, als die Hermann Billungs, am meisten den Stief-
bruder Thankmar, der sich, weil Heinrichs I Ehe mit seiner Mutter ungesetz-
mlßig gewesen, der Thronfolge beraubt sah, für deren der Kirche überwiesne
Güter nur eine Entschädigung empfangen hatte, und nun auch seine Hoffnung
ans Sigfrids Stelle, zu der er sich durch Kriegstüchtigkeit berufen glaubte,
getäuscht fand. Nun starb (14. Jul.) 937 Arnolf von Baiern und sein
ältester Sohn Eberhard nahm das Herzogtum, verweigerte aber es vom
König zu Lehen zu empfangen. Glücklicherweise gelang es nach vergeblichen
Versuchen zur Ordnung der Angelegenheit Ans. 938 Eberhard in die Ver-
bannung zu treiben, in welcher er verschwindet*). Das Herzogtum ward des
verstorbenen Arnolfs Bruder, Berchtold von Kärnten (§ 100, 3 Anm.)
zu Teil, aber ohne das Recht die Bistümer zu besetzen, auch wurde ihm in
seinem jüngern Neffen Arnolf ein königlicher Pfalzgraf, betraut mit dem
Gericht an des Königs Stelle, der Aufsicht über die königlichen Burgen,
Güter und Lehen und die Reichseinkünfte zur Seite gestellt. An Berchtold
gewann Otto einen treuen Helfer, aber daß er die herzogliche Gewalt in Baiern
völlig zu einem Neichsamt herabgedrückt hatte, stachelte Eberhard von Frauken
zum Kampf auf. Er begann von neuem Fehde mit Brüning und den sächsischen
Vassallen des jüngern Königssohns Heinrichs). Vergeblich lud Otto die
Friedensstörer auf eine Neichsversammlung nach Steele (bei Essen Mon.
Mai) 3), sie blieben aus; vergeblich bot er ihnen Verzeihung an, sie verharrten
in ihrem Beginnen und plötzlich ward die Verbindung Thankmars mit
Eberhard kund. In Badliki (Beleke an der Ruhr) nahm dieser seinen Stief-
bruder Heinrich gefangen und sandte ihn gebunden seinem Bundesgenoßen
zu, dann bemächtigte er sich der Eresburg und vollführte von da aus ver-
wüstende Streifzüge. Daß die Empörung zu so fluchwürdigem geführt, schreckte
mehrere der Sachsen so, daß sie des Königs Verzeihung suchten H. Noch glück-
licher war der Umstand, daß die übrigen Glieder des konradinischen Hauses,
Herzog Hermann von Schwaben, sein Vetter Udo und der Niederlahngauer
Graf Konrad Kurzpold mit Eberhard zerfielen3). Die Bewohner öffneten
Otto die Eresburg. Bis zum Altar von Heinrichs Mannen verfolgt, ward
Thankmar ohne Scheu vor der heiligen Stätte und ohne des Königs Wissen
niedcrgestoßen. Vier vornehme Aufrührer endeten durch den Strang. Da der
gleiche Erfolg Otto's Waffen begleitete, entließ Eberhard den gefangnen 1
1) Gegen ^Köpke S. 17 n.^26 Giesebr. I S. 233 f. und Büding. l S. 257. —
2t Giesebr. l S. 235. Kopte S. 14 erwähnt die letztern schon früher. — 3) Einen
Einblick in das Rechtsleben der Zeit gewärt diese Neichsversammlung. Die Frage,
ob neben den lebendeil Söhnen auch die Kinder vor dem Vater verstorbner erd-
berechtigt seien, ward zur Entscheidung gestellt. Das Mein' sagende ursprüngliche
deutsche Recht war durch das Billigkeitsgefühl erschüttert. Otto stellte die Entschei-
dung auf einen Zweikampf, der für die Enkel ansftel. Wenll auch die Volksgesetze
und die Capitularien noch als die Quellen des Rechts galten, so wurde doch an beu
Ausbau nicht gedacht und galt das lebendige oder sich bildende Bewustsein des Volks ohne
Feststellung durch beit Buchstaben. Aber Eingang beim Volk fand nur das Recht,
wenn cs als von Gott selbst anerkannt zu betrachten war und als solche Anerken-
nung, als Gottesurteil wurde der Ansgang des Zweikampfs angcsehn. Ans einem
Reichstag zu Verona 967 ward der Zweikampf bei Besitzstreitigkelten im Fall unge-
nügenden Beweises an die Stelle des bisher in Italien gesetzlich geforderten Eids
gesetzt (Dönniges Iahrbb. > 3 S. 127). Man wollte also die Verleitung zu Meineid
oder ohne sichres Wissen geleistetem Eide durch Herbeiführung entscheidenden Gottes-
urteils beseitigen. — ist Unter andern der oben erwähnte Wichmann. — 5) Als
Ursache wird der Tod, den Udo's Sohn Gebehard vor Badliki fand, angeführt,
doch ist der Zusammenhang nicht klar.
1905 -
Nagold
: Zaiser
- Autor: Klunzinger, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- 81 -
wurde zwar ein Friede geschloffen, er war aber nur von kurzer Dauer. In dieser Zeit schloffen die Grasen und Ritter mit Eber-hard den Lwenbund", um durch denselben die Städte im Zaum zu halten. Im Jahr 1388 brach der Krieg aufs neue aus. Die Städte Reutlingen, Augsburg und Ulm (durch die Erfolge der Schweizer bei Sempach ermutigt) machten wieder Einflle in das Gebiet Eberhards. Die wrttemb. Bauern im Gu flchteten ihre Habe in den festen Kirchhof zu Dffingen. Eberhard zog schnell herbei und erfocht einen glnzenden Sieg. Graf Ulrich kmpfte wie ein Lwe, um seine Ritterehre wieder zu erlangen. Durch seinen Tod war aber der Sieg teuer erkaust. Zum Sieg trugen auch der Graf von Wunnenstein und der Vogt von Herrenberg bei. Diese Waffenbrderschaft hinderte Wolf aber nicht, auf dem Heim-weg Eberhard eine Schafherde zu rauben. Whrend der Rckkehr nach Stuttgart erhielt Eberhard die frohe Nachricht, da ihm ein Urenkel geboren sei (Eberhard Iv): Im Jahr 1888 wurde dem Grafen Ulrich bei Dffingen ein Denkmal gesetzt.
6. Eberhard im Bart, H57(06.
Der letzte und edelste Graf von Wrttemberg war Eberhard im Bart. Er regierte 14571496 und war erst 14 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Trotz seiner vorzglichen Geistesgaben war wenig fr seine Bildung geschehen. Im Jahr 1468 unternahm er eine 6 Monate dauernde Pilgerfahrt in das gelobte Land. Mit dem Wahlspruch: Ich wags!" trat er die Reise an. Er wollte mit der Pilgerfahrt nicht nur seine Kenntnisse erweitern, sondern nach damaliger Meinung auch seine Jugendsnden abben. Ein ans dieser Fahrt gepflcktes Weidornreis pflanzte er auf dem Einsiedel bei Tbingen an. Eberhard bewies sich als ein treuer Vater feines Volkes; auch feine Gemahlin Barbara von Mautua war eine fromme Frau. Eberhard hatte stets gelehrte Männer bei sich, um feine Kenntnisse zu erweitern, z. B. Georg von Ehingen. Sein schnstes Werk ist die Stiftung der Universitt in Tbingen 1477. Diese steht heute noch in hoher Blte. Eberhard im Bart hatte feine Residenz in Urach. Sein Vetter, Eberhard der Jngere, welcher in Stuttgart die andere Hlfte des Landes regieren sollte, war ein leicht-
6
1911 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Christensen, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1910
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
58
11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I.
11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich 1.
Von Wilhelm von Giesebrecht (Geschichte der Deutschen Kaiserzeit", I. Band. Braunschlveig 1881, C. A. Schwetschke & Sohn).
Wer htte nicht von Heinrich dem Finkler gehrt, wie er am Vogelherde sa, als Eberhard und die Franken mit der Krone zu ihm kamen und ihn zum Throne be-riefen? Noch heute zeigt man zu Quedlinburg die Stelle, wo dies geschehen sein soll, und nennt sie den Finkelherd. Dies alles beruht auf einer alten Sage unsres Volkes, die mit der Zeit weiter ausgeschmckt ist; die beglaubigte Geschichte wei davon nichts; aber sie meldet, da Heinrich andre Netze stellte, als fr Finken und Lerchen, Netze, in denen die Feinde des deutschen Volkes ihren Untergang fanden.
Was Eberhard seinem sterbenden Bruder gelobt hatte, erfllte er getreulich. Die Herrschaft, auf die er nach der Sitte wohlanfprchehtte erheben knnen, wies er von sich, und wie einst Otto ans Konrad, so wandte er jetzt die Blicke der frnkischen Groen auf Heinrich den Sachsen; der sei wrdiger, sagte er, der die deutschen Lnder zu Herr-scheu als er, und Konrads Vermchtnis sei, da die Franken sich den Sachsen zum König erwhlten. Am Eingange der Geschichte des Deutschen Reichs stehen so zwei Männer beieinander, die der Krone entsagten; keine andre Geschichte hat gleiches aufzuweisen.
Hatte schon Konrads Wahl vornehmlich auf dem Zusammenhalten der Franken und Sachsen beruht, so wurde Heinrich einzig und allein durch diese Stmme erwhlt. Sie allein, die an der Einheit des Reichs noch festhielten, traten und zwar nicht zu Forchheim, wie ehedem, sondern zu Fritzlar an der Eder in Hessen, an der Grenze ihrer Lnder, zur Wahl zusammen, und hier bezeichnete Eberhard, unter dem die Franken erschienen waren, Heinrich vor allem Volk als den neuen König. Alle whl-ten mit Eberhard, und die Sachsen jubelten laut, da frei fortan Heinrich der ganz Sachsenland walte und die Herrschaft auch der die Franken gewonnen habe. Das geschah im Frhling des Jahres 919.
Ms aber nun aus der Franken Mitte der Erzbischof Heriger von Mainz hervortrat und Heinrich aufforderte, sich von ihm nach alter Sitte salben und krnen zu lassen, wies dies Heinrich bescheiden, aber entschieden zurck. Mir ist genug," sagte er, da ich zum König erwhlt worden bin und diesen Namen fhre; das hat keiner meiner Vorfahren erreicht. Gottes Gnade und eurer Liebe danke ich es. Aber damit sei es genug. Salbung und Krnung sei einem Bessern vorbehalten; ich bin so groer Ehren nicht wrdig." Solche Rede gefiel dem versammelten Volke wohl. Mle erhoben die Rechte gen Himmel und riefen mit donnemder Stimme: Heil und Segen dem König Heinrich!"
Es war ein folgenreiches Ereignis, da durch Heinrichs Wahl die Herrschaft von den Franken auf die Sachsen berging, ans den deutschen Stamm, der sich dem Blute, der Sitte, der Sprache nach am reinsten von allen erhalten hatte, da jene siegsgewohn-ten und weltbeherrschenden Franken, deren Vorfahren die Sachsen unterworfen, sich nun selbst einem Sachsen beugten und die jahrhundertelang behauptete Herrschaft dem so lange befeindeten Stamme einrumten. Wenn nun fortan auch Heinrich sich König der Franken nannte und sein Reich als das Frnkische nach dem Herkommen bezeichnete, so war doch offenbar dessen unmittelbare Verbindung mit dem alten Frankenreiche gelst; nicht aus einem Erbrecht oder einem Vorrecht des bisher Herr-schenden Stammes lie sich Heinrichs Gewalt herleiten, sondern er war einzig und allein ein Wahlknig, den sich ohne Ansehen des Stammes die Franken und Sachsen gesetzt hatten, und dem sich spter auch die andern deutschen Völker anschlssen. In
1889 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
6
sehen König nicht bei. Die Niederlage seines Vaters rchte er durch den Sieg, welchen er 913 bei Otting am Inn der die Ungarn davontrug. Als er seinen Widerstand gegen Konrad fortsetzte, fiel dieser in Bayern ein, vertrieb Arnulf und gab Bayern seinem eigenen Bruder Eberhard (I) 914 bis 918. Nach dem Tode Konrads verjagte Arnulf seinen Gegner Eberhard und wurde, als er von seinem Widerstande gegen den neuen König, Heinrich, ablie, als Herzog Bayerns mit aus-gedehnten Befugnissen besttigt (918937). Sein Sohn und Nachfolger
Eberhard (Ii) 937938 wurde, weil er dem Könige Otto I den Lehenseid verweigerte, 938 entsetzt. Arnulf, ein Bruder Eberhards, erhielt das Pfalz grasenamt in Bayern;, die Verwaltung Bayerns mit dem Herzogstitel bekam Eberhards Oheim
Berthold 938947. Dieser besiegte die Ungarn 943 auf der Welser Heide. Als er starb, verlieh Otto I Bayern seinem eigenen Bruder Heinrich.
7. Bayern unter Herzgen ans verschiedenen Husern, 948-1070.*)
Unter Heinrich I 947955 machten die Ungarn einen neuen Einfall, wurden aber durch Heinrichs Heerfhrer Graf Rath von A n d e ch s zweimal geschlagen. Als König O t t o I
*) Whrend dieser Zeit regierten in Bayern:
a. aus dem schsischen Hause:
Heinrich I 947955.
Heinrich Ii, der Znker, 955976.
b. aus dem schwbischen Hause:
Ottv I 976-982.
c. aus dem luitpoldischen Hause:
Heinrich Iii 983985.
d. aus dem schsischen Hause:
Heinrich Ii, der Z nker,, zum zweitenmal 985995.
Heinrich Iv 9951004; als deutsch. K. Heinrich Ii.
e. aus dem luxemburgischen Hause:
Heinrich V 1004 - 1009.
f aus dem schsischen Hause:
Heinrich Iv zum zweitenmal 10091018; als deutsch. K. Heinrich Ii.
1892 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
I — 20 —
feine königliche Macht nach innen wie nach außen zur Geltung gebracht. Nicht mit Unrecht nennt man ihn daher den „Begründer des deutschen Kaiserreichs".
}5. (Dtto der Große. 936—973.
1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto einstimmig zum Könige. Bald darauf begab sich derselbe nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich aus den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; daselbst überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen, das Zepter, den Stab, salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war der Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer die ganze Feier. So viel Leute waren nach Aachen zum Krönungsfest gekommen, daß sie in der Stadt gar nicht alle Platz finden konnten, sondern zum Teil vor derselben in Zelten wohnen mußten.
2. Eberhard. Bald daraus fiel Eberhard von Franken in Sachsen ein und richtete daselbst große Verheerungen an, um sich an einem seiner Lehnsleute zu rächen, der ihn beleidigt hatte. Dafür verurteilte ihn Otto zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs.
3. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser vereinigte sich mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bald aber traf ihn rücklings ein Speer, und er sank zu Boden. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode.
4. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn aus. Heinrich war nämlich geboren, als fein Vater schon die Königskrone trug, während letzterer bet Ottos Geburt noch Herzog war. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Königskrone von Rechts wegen gebühre. Es entstand ein Sjähriger Krieg. Endlich siegte Otto. Als er darauf das Weihnachtsfest im Dom zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich dem schwergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn ans, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm.
5. Befestigung und Ausdehnung der kaiserlichen Macht. Gleich seinem Vater strebte Otto dahin, die verschiedenen Stämme des deutschen Reiches zu einem Ganzen zu bereinigen. Zu feiner Zeit entstand für - die Gesamtheit derselben zuerst die Benennung „deutsches Volk", und auch ihre Sprache wurde von jetzt an als „deutsch" bezeichnet. Die Herzöge machte er noch mehr wie fein Vater zu bloßen Lehnsträgern des Kaisers. Er setzte sie ein und ab, und wenn er sie mit der besahnten Lanze belehnte (berührte), dann mußten sie ihm mit zusammengelegten Händen geloben, daß sie ihm allezeit treu und gehorsam sein und ihm folgen wollten, wohin er sie entbiete. Im Osten seines Reiches stellte er die Marken wieder her (Nordmark, Lausitz rc.) und setzte hier den Kampf gegen die Slaven fort. Dadurch gewann er das Land zwischen Elbe und Oder. Eine sagenhafte Kunde späterer Zeit meldet auch, daß Otto gegen die Dänen siegreich bis zur Nordspitze Jütlands vorgerückt sei. Hier soll er zum Zeichen
1913 -
Münster in Westf.
: Aschendorff
- Autor: Ernsing, Rudolf, Pigge, Heinrich, Widmann, Simon Peter
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Oberlyzeum, Studienanstalt
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Schulformen (OPAC): Mädchenschule, Oberlyzeum, Studienanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Zeit der sächsischen Kaiser.
45
hatte, lud er vor sein Gericht; aber Eberhard kam nicht, sondern stiftete eine Verschwörung gegen Otto, an der sich anch Ottos Halbbruder Thank-mar beteiligte. Durch die Eroberung der Eresburg (Marsberg), wohin sich die Verschworenen zurückgezogen hatten, wars Otto den Ausstand nieder.
Thankmar fiel; Eberhard unterwarf sich, verband sich aber bald darauf sss. mit Ottos jüngerem Bruder Heinrich, der bessere Ansprüche ans den Thron zu haben glaubte, und dem Herzog von Lothringen Giselbert.
Otto besiegte sie bei Birten unweit lauten. Nun verband sich selbst der König Ludwig Iv. von Frankreich mit den Empörern; aber Eberhard und Giselbert wurden von den Anhängern Ottos bei Andernach geschlagen,Andernach. Eberhard fiel im Kampfe, Giselbert ertrank auf der Flucht im Rheiu;
Heinrich unterwarf sich. Bald brachen neue Streitigkeiten zwischen den Brüdern ans; Heinrich zettelte sogar eine Verschwörung gegen das Leben des Königs an; aber der Plan wurde entdeckt. Durch Vermittlung der Königinmutter Mathilde kam eine Versöhnung zustande; Weihnachten 941 warf Heinrich sich in Frankfurt Otto zu Füßen, der ihm verzieh.
Nun war der Widerstand der Herzoge gebrochen. Um die Stellung ®c'^“n8 des Königs den Herzogen gegenüber dauernd zu sichern, suchte Otto die Herzogtümer Macht der Herzoge zu schwächen, indem er die Beaufsichtigung der Reichs-giiter ihnen nahm und Pfalzgrafen übertrug und ihnen das Recht entzog. bei der Einsetzung der Bischöse und Grasen mitzuwirken. Wurde ein Herzogtum durch den Tod des Inhabers frei, so gab er es einem seiner Verwandten; Bayern erhielt sein Bruder Heinrich, Lothringen ein Nachkomme König Konrads I., Konrad der Rote, dem er seine Tochter Lintgard vermählte, Schwaben sein Sohn Liudols, Franken verwaltete er selbst. So waren alle Herzogtümer im Besitz der königlichen Familie.
§ 38. Otto I. und die nnchbarodlker. Während dieser inneren Kämpfe mit Wirren waren die Slawen wieder in die sächsischen Grenzlande eingebrochen; den ®latden-aber die Markgrasen Hermann Billnng an der unteren Elbe und Gero an der mittleren Elbe wehrten sie mit Erfolg ab. Gero überraschte ihre Markgraf Fürsten bei einem Mahle und erschlug viele. Später stellte Otto sich ®er0-selbst an die Spitze, unterwarf das Gebiet bis zur Oder und zwang den Böhmenherzog, seine Oberhoheit anzuerkennen. Um die Herrschast in den eroberten Ländern dauernd zu sichern, legte er nicht nur Burgstädte mit einer militärischen Besatzung an, sondern begann auch mit einer planmäßigen Kolonisation und Christianisierung. Er gründete die Bistümer Brandenburg, Havelberg (Erzbistum Maiuz), ferner Oldenburg, Schleswig, Ripeu, Aarhus (Erzbistum Bremen). Später wurden noch die Bistümer Zeitz, Merseburg und Meißen eingerichtet und nebst Brandenburg und Havelberg dem neugegründeten Erzbistum Magdeburg unterstellt, das nun der Mittelpunkt der ©ermanifierung l1968.ura und Christianisierung des Ostens wurde.
1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
11
Man hieß ihn auch den „Jüngeren", weil er jünger war als Eberhard
im Bart. Eberhard Vi. mochte von Regierungsgeschäften, von Sorge
für Land und Volk nicht viel wissen. Er wollte ein lustiges Leben haben.
Sein größtes Vergnügen war die Jagd. Deswegen trug er schon
nach zwei Jahren seinem Vetter in Urach die Wiedervereinigung des
Landes an. Eberhard im Bart ging auf den Vorschlag ein. So kamen
der Stuttgarter und der Uracher Teil wieder unter eine Herrschaft.
Diese für den Bestand und die Macht des Landes wichtige Tat be-
Verleihung der Herzogswürde an Graf Eberhard im Bart. 21. Juli 1495.
siegelte der M ü n s i n g e r Vertrag, worin die Unteilbarkeit des
Landes für „ewige Zeiten" beschlossen wurde. Die Thronfolge sollte
stets dem Erstgebornen bleiben. Stuttgart wurde die Hauptstadt
der wieder geeinigten Grafschaft.
Eberhard wird Herzog 1495. Nicht bloß im eigenen Land sorgte
Eberhard für das Wohl des Volkes, auch dem Deutschen Reiche war
er ein weiser Ratgeber und eine feste Stütze der'ordnung. Der
damalige Kaiser Maximilian I. beschloß, die Verdienste des Grafen
zu belohnen. Im Jahre 1495 berief er einen Reichstag nach der
alten Stadt Worms. Hier wollte der Kaiser die geplante Auszeich-
nung des von ihm hochgeschätzten Grafen vollziehen. Eberhard sollte
zum Herzog, seine Grafschaft zum Herzogtum erhoben werden.
1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
8
nachging. Gegen eine Geldentschädigung trat Eberhard der Jüngere sein
Gebiet an seinen Vetter ab. Im Münsinger Vertrag (1482) wurde
bestimmt, daß beide Landesteile wieder vereinigt werden, das Land auf
ewige Zeiten ungeteilt bleiben, immer der älteste Herr regieren und Stuttgart
die Residenz sein solle."
3. Eberhard als Herzog. Eberhard hatte sich bei den deutschen Fürsten
und namentlich bei dem Kaiser Maximilian hohes Ansehen erworben. Er
stand dem Kaiser mit Rat und Tat treulich zur Seite. Der Reichstag zu
Verleihung der Herzogswürde an Eberhard im Bart.
Worms (1495) mußte sich u. a. mit der Einsetzung eines Reichsgerichtes
befassen. Eberhard im Bart leistete dem Kaiser dabei gute Dienste, und
zum Dank dafür wurde er von Maximilian zum Herzog von Württemberg
und Teck erhoben. Die Feier des Tages wurde mit einem festlichen Mahle
abgeschlossen, bei dem die Fürsten die Vorzüge ihrer Länder rühmten: der
Sachse seine Silberbergwerke, der Bayer seine großen Städte und reichen
Klöster, der Pfälzer seine üppigen Saatfelder und prachtvollen Weinberge.
Nur der Württemberger schwieg bescheiden; endlich sprach er: „Ich hab' ein
geringer Land als Euer Liebden alle. Aber eines gleichwohl, dünkt mich,
Mit Genehmigung des Verlags von I. F. Schreiber in Eßlingen.
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
491
I. n. Chr.
1849 Auflösung der deutschen Reichsversammlung zu Stuttgart. Zehntablö-
sungsgesetz. Geschwornengerichte. Württembergisches Staatspapiergeld.
1850 Eisenbahn von Heilbronn bis Friedrichshafen.
Landwirthschaftliche Gauversammlungen.
1851 Die Postverwaltung vom Staat übernommen. Telegraphenlinie von
Heilbronn bis Friedrtchshafen.
Pfarrgemeinderäthe.
Verheerende Ueberschwemmung.
1853 Eisenbahn von Bietigheim nach Bruchsal; Enzviaduct.
3. Reihe der württcmbergischen Regenten.
Die Grasen von Württemberg.
Ulrich I. mit dem Daumen ......... 1246—1265
Ulrich Ii. und Eberhard I., der Erlauchte, Söhne . . . 1265 — 1325
Ulrich Iii., Eberhards Sohn.......................... 1325 — 1344
Eberhard Ii., der ©reiner, und Ulrich Iv., Söhne . . . 1344— 1392
Eberhard Iii., Eberhards Ii. Enkel................... 1392—1417
-Eberhard Iv., Sohn..................................1417 — 1419
Ludwig I. und Ulrich V., Söhne . ....................1419 — 1441
Uracher Linie.
Ludwig I. . . . bis 1450
Ludwig Ii., Sohn 1450—1457
Eberhard V., der
Aeltere, Bruder 1457 — 1482
Eberhard V. . ................
Stuttgarter Linie.
Ulrich V. ... bis 1480
Eberhard Vi., der
Jüngere, Sohn . 1480 — 1482
................ 1482— 1495
Wie Herzoge von Württemberg.
Eberhard I., im Bart (vorher Gras Eberhard V.) . .
Eberhard Ii., der Jüngere ...........................
Ulrich, Heinrichs Sohn, Ulrichs V. Enkel . . . . .
Christoph, Sohn......................................
bis 1496
1496 — 1498
1498 —1550
1550 — 1568
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
491
I. n. Chr.
1849 Auflösung der deutschen Reichsversammlung zu Stuttgart. Zehntablö-
sungsgesetz. Geschwornengerichtc. Württembergisches Staatspapiergeld.
1850 Eisenbahn von Heilbronn bis Friedrichshafen.
Landwirthschaftliche Gauversammlungen.
1851 Die Postverwaltung vom Staat übernommen. Telegraphenlinie von
Heilbronn bis Friedrichshafen.
Pfarrgemeinderäthe.
Verheerende Ueberschwemmung.
1853 Eisenbahn von Bietigheim nach Bruchsal; Enzvkaduct.
3. Reihe der wiirttembergischcn Regenten.
Die Grasen von Württemberg.
Ulrich I. mit dem Daumen ............................... 1246— 1265
Ulrich Ii. und Eberhard I., der Erlauchte, Söhne . . . 1265 — 1325
Ulrich Iii., Eberhards Sohn............................. 1325—1344
Eberhard Ii., der Greiner, und Ulrich Iv., Söhne . . . 1344— 1392
Eberhard Iii., Eberhards Ii. Enkel...................... 1392— 1417
Eberhard Iv., Sohn .....................................1417 — 1419
Ludwig I. und Ulrich V., Söhne..........................1419— 1441
llracher Linie.
Ludwig I. . . . bis 1450
Ludwig Ii., Sohn 1450 — 1457
Eberhard V., der
ältere, Bruder 1457 — 1482
Eberhard V. ....... .
Stuttgarter Linie.
Ulrich V. . . . bis 1480
Eberhard Vi., der
jüngere, Sohn . 1480—1482
.............. 1482— 1495
Die Herzoge von Württemberg.
Eberhard I., im Bart (vorher Graf Eberhard V.)
Eberhard Ii., der jüngere..........................
Ulrich, Heinrichs Sojn, Ulrichs V. Enkel .
Christoph, Sohn, . ."-st'e
v 1 " ' för interna':onale
Schulbuchforschung
Brauntchweig
Sohulbuciibibüqui^jj
bis 1496
. 1496— 1498
. 1498—1550
. 1550-1568
1918 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Pfeifer, Wilhelm, Cramer, Franz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Westdeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
76
Die Könige aus dem Sächsischen Haus.
Otto der Große.
936-973.
§ 41. Die Begründung der Reichsgewalt. Otto I. war vierundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, und von vornherein entschlossen, die Königsgewalt zu erweitern. Er ließ sich zu Aachen salben und krönen, empfing hier die Hulbiguug, ja die Hofdienste der Herzöge und schien durch diese ersten Handlungen ausbrücken zu wollen, daß er an Karl den Großen «ueber anzuknüpfen gebenfe. Als nach dem Tode des Herzogs von Bayern bessen Sohn die Hulbigung verweigerte, setzte ihn Otto ab, ernannte einen neuen Herzog und schmälerte zugleich seine herzoglichen Rechte.
Empörungen gegen Otto. Der Versuch, die königliche Gewalt zu vermehren, richtete sich gegen die Herzoge; es kam deshalb zweimal zu Ausständen gegen Otto, das erstemal im Anfange, das zweitemal in der Mitte seiner Regierung.
1. Ansstanb Eberharbs und Heinrichs. Als Herzog Eberhard von Franken, Konrads I. Bruder, weil er sich eigenmächtig gegen einen sächsischen Großen Recht verschafft hatte, von Otto zu einer Buße verurteilt worden war, empörte er sich gegen den König und verbündete sich mit Thankmar, Ottos Stiefbruder. Durch ihn bekam er Heinrich, Ottos jüngeren Bruder, in die Hand.
Als Thankmar auf der Eresburg gefallen war, erneute Eberhard nach vorübergehender Verständigung mit Otto den Aufstand; Giselbert von Lothringen und Heinrich, dem viele sächsische Große, unwillig über Ottos Herrschest, anhingen, schloffen sich ihm an. Das Königtum war schwer bedroht. Aber bei Birten wurden feine Gegner geschlagen, in einem zweiten Gefechte bei Andernach fiel Eberhard, Giselbert ertrank auf der Flucht im Rheine, Heinrich unterwarf sich. Häßliche Anschläge, die er später noch gegen das Leben Ottos richtete, mißlangen; in Frankfurt föhnten sich endlich die Brüber vvllstänbig miteinander ans.
Darauf erhielten sämtliche ertebigten Herzogtümer vom Könige Herzöge, die er dem Kreise seiner nächsten Verwanbteu entnahm. Franken verwaltete er selbst, Lothringen erhielt fein Eibam Konrab, Bayern, das balb bar ans erlebigt würde, fein Brnber Heinrich, Schwaben fein
Sohn Lubolf. Überall würde die herzogliche Gewalt geschmälert; der
König behielt der Krone das Recht vor, die erledigten Bistümer zu besetzen, er zog das noch vorhandene Königsgut, dessen Verwaltung den Herzogen überlassen worden war, ein und unterstellte es königlichen Pfalzgrafen.
2. Der Aufstand der Söhne. Als Otto zum erstenmal nach Italien gezogen war, empörten sich Ludolf und Konrad gegen ihn, hauptsächlich wohl, weil sie mit Heinrich von Bayern, der den größten
Einfluß auf den König ausübte, verfeindet waren. Wieder schlossen sich