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1. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 9

1910 - Berlin : Parey
Der Große Kurfürst als unabhängiger Herzog in Ostpreußen. 9 3. Der Große Kurfürst als unabhängiger Herzog in Ostpreußen. 1660. a) Preußen als Ordensland. Zwischen Memel und Weichsel wohnte seit altersher das Volk der Deutzen. Sie waren trotz aller Bekehrungsversuche noch um das Jahr 1200 Heiden und lebten in bitterer Feindschaft mit den christlichen Nachbaren. Da rief im Jahre 1226 einer der Polenherzöge, die sich gegen die wiederholten Angriffe und räuberischen Überfälle der Preußen nicht mehr helfen tonnten, den deutschen Ritterorden zur Unterstützung herbei. Der Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza, der damals seinen Sitz in Venedig hatte, schickte ein Heer deutscher Ordensritter nach Preußen. In langen, blutigen Rümpfen, unterstützt von Kreuzzügen, die christliche Fürsten veranlaßt hatten, eroberten sie einen Landstrich nach dem andern und legten an der Weichsel feste Burgen an, aus denen später die Städte Thvrn, Kulm, Marienwerder, Marienburg u. a. entstanden sind. In den erbitterten, Kämpfen wurde ein großer Teil der alt eingesessenen Bevölkerung völlig aufgerieben, und die Wenigen, die übrig geblieben waren, wurden zu Hörigen gemacht. Deutsche Kolonisten, freie Bauern aus dem Westen Deutschlands, wanderten ein, legten Städte und Dörfer an, die noch heute ihre alten deutschen Namen tragen, und verbreiteten hier deutsche Sprache, beutsche Art und Sitte. Auch viele der weltlichen Ritter, die sich an den Kreuzzügen beteiligt hatten, blieben im Lande, erhielten vom Orben größere Lehen und bildeten den Landadel. So war nach 50jährigem Kampfe das Land erobert und Christentum und Deutschtum verbreitet worden. Da verlegte im Jahre 1309 der Hochmeister des Ordens seinen 2itj in die herrliche Marienburg, die noch heute ihrer Pracht wegen bewundert wird. Von hier aus leitete er das Ordensgebiet, das sich zuletzt von Hinterpommern bis weit ins heutige Rußland hinein erstreckte. Das Land gelangte rasch zu hoher Blüte; die Städte trieben einen ausgedehnten Handel; Getreide, Obst und Wein wurden in großen Mengen angebaut, und Landadel, Bürger und Bauern befanden sich wohl unter der Ordensherrschaft. b) Preufzen als polnisches Lehnsland. Ums Jahr 1400 aber erhielt das Ordensland in dem vereinigten polnisch-litauischen Reiche einen gefährlichen Nachbar, den der Besitz des reichen Küstenlandes ungemein reizte. Mit einem gewaltigen Heere fiel der Polenkönig in das Land ein und vernichtete in der furchtbaren Schlacht bei Tannenberg 1410 das Ordensheer. Mit schweren Opfern mußte sich das Land den Frieden erkaufen; die Blütezeit des Ordens war dahin. Dazu begann im Innern ein

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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 63

1912 - Danzig : Kasemann
63 Das Hochschloß, zerstört und verbaut. Wie der Orden in Preußen in sich selbst zerfiel, so zerfiel auch die Marienburg im Laufe der Jahrhunderte. Erst im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts begann wieder eine günstigere Zeit für die Burg. Friedrich Wilhelm Iii. befahl, die Burg als Baudenkmal zu erhalten, und der Ober- präsident von Schön wurde ihr begeisterter und begeisternder Förderer. Seitdem haben die Hohenzollernfürsten auf dem preußischen Thron alle ohne Ausnahme dem Wiederaufbau der Marienburg ihre ganze Fürsorge geschenkt. Alljährlich erscheint unser jetziger Kaiser in der Marienburg, um sich von dem Stand der Bauarbeiten zu überzeugen, zu fördern und anzuregen. Seiner besonderen Gunst ist der herrliche Ausbau des Schlosses, der in unsern Tagen vor sich geht, zu danken. Die Königliche Staatsregierung und der unter dem Vorsitz des westpreußischen Oberpräsidenten stehende „Verein für die Herstellung und Ausschmückung der Marienburg" fördern die Bauarbeiten, die von dem Regierungs- und Geheimen Baurat Professor Di-. Steinbrecht in Marienburg geleitet werden. In der Marienburg sind drei Burgen, wenn man so sagen will, zu einer starken mittelalterlichen Festung vereinigt: das Hochschloß als Wohnung der Ritterbrüder, das Mittelschloß als Fürstenhof des Hochmeisters, die Vor bürg als Aufenthaltsort des dienenden Volkes und des Trosses. In dieser Zusammenfassung ist die Marienburg an Ausdehnung weitaus die größte mittelalterliche Burg in ganz Deutschland.

2. Mit einem Anhang von 79 Bildern und 9 Karten in Farbendruck - S. 30

1911 - Breslau : Hirt
30 Die Marienburg. 53. Das Hochschlo der Marienburg. Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens. Die Marienburg an der Nogat, im 13. u. 14. Jahrh. erbaut, ist neuerdings vllig wiederhergestellt worden. 54. Konventsremter in der Marienburg.

3. Für die Klassen III - I - S. 30

1913 - Breslau : Hirt
Die Marienburg 53. Das Hochschlo der Marienburg. Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens. Die Marienburg an der Nogat, im 13. u. 14. Jahrh. erbaut, ist neuerdings vllig wiederhergestellt worden. 54. Konventsremter in der Marienburg.

4. Abbildungen zur Deutschen Geschichte - S. 50

1906 - München : Oldenbourg
Fig. 97* (96). Die Marienburg zur Zeit der Hochmeister. Fig. 98* (97). Die Marienburg, Grundriß. Die Hauptteile der Marienburg sind Hochschloß und Mittelschloß. Das von einem breiten Umgang, dem Parcham, umgebene Hochschloß ist deutlich als Klosteranlage charakterisiert. Im Innern der Hof mit dem Kreuzgang. Beachte die mit dem Chor über das Viereck herausragende Kirche, den Kapitelsaal, den Konventsremter, das Dormitorium und die Zimmer für die Gebietiger (Treßler und Komtur). Im Mittelschloß der Rittersaal oder Meisters großer Remter und der Hochmeisterpalast.

5. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 386

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
386 Das norddeutsche Tiefland. war. Dieser Monarch hatte gleich seinem übersparsamen Vater, auch nicht die kleinste romantische Ader. Einzig was nützte, fand vor seinen Augen Gnade und ganz wie er, dachten seine Minister. Um die „alte unnütze Burg" nutzbar zu machen, wurden in ihren Räumen Werk- statten für Weber, ein Getreidemagazin, eine Montierungskammer, ein Pferdestall und eine Reitbahn angelegt. Dadurch verfiel der Prachtbau natürlich immer mehr und sollte schließlich (1804) gar „zum sofortigen Abbruch" öffentlich verkauft werden. Da, so zu sagen „in der elften Stunde", nahten ihm zwei Retter. Es waren dies Max von Schackendorf, der begeisterte Sänger altdeutscher Herrlichkeit, und Heinrich Theodor von Schön, der freisinnige um Preußens gleichnamige Stammprovinz hochverdiente Staatsmann. Sie waren es, die in Wort und Schrift auf die große historische wie architektonische Bedeutung der Marienburg hinwiesen. Dem erstereu verdaukt mau die fernere Erhaltung desjenigen, was dem Zahne der Zeit und den Zerstörungen dnrch Menschenhand noch nicht erlegen war; dem zweiten aber die Wiederherstellung eines großen Teils der vorhandenen Bnrgreste in ihrer alten Pracht. Denn nur von Resten können wir bei der Marienburg noch reden. Von dem umfangreichsten aber freilich architektonisch auch unbe- dentendsten Teile des einstigen Ordenssitzes, von der Vorburg, ist nämlich fast gar nichts mehr übrig, und auch die beiden andern Teile, das „Hochschloß" und das „Mittelschloß", sind weder in ihrer Tota- lität mehr vollständig vorhanden, noch ist das Vorhandene vollständig restauriert. Aber wie mauches auch noch fehlt: was wir sehen ist groß, und es ist genügend, uns eiuen Schluß auf die Herrlichkeit und Erhabenheit der Burg in der Zeit ihrer Glanzperiode machen zu lassen. So konnte denn Preußens hoch- und kunstsinniger Krön- prinz, nachmals König Friedrich Wilhelm Iv., an: 20. Juni 1822, in dem ebeu in der Restauration vollendeten, nun wieder in einstiger Pracht erglänzenden fürstlichen Remter (Bankettsaale) mit den Worten das Glas erheben: „Alles Große und Würdige erstehe wieder wie dieser Bau!" — Ja, er steht groß und erhaben, steht einzig in seiner Art da, dieses Denkmal einer lang entschwundenen, trotz mancher Verirrnng großen Zeit! 5 Gehen wir nun zur Besprechung der drei Bestandteile des ge- waltigen Bauwerkes über und beginnen wir dabei, wie die chrono- logische Ordnung es mit sich bringt, mit dem Hochschlosse. In der Anlage und Ausführung dieses ältesten Teiles der Marienburg waltet der Charakter der mit Einfachheit gepaarten Stärke vor. Zu einer

6. Bd. 2 = Oberstufe - S. 272

1912 - Goslar a. H. : Danehl
272 cc) Die Eroberung des Preuenlandes. A. Darbietung: Der deutsche Ritterorden folgte dieser Bitte. Der Hochmeister Hermann von Salza schickte im Jahre 1230 den Landmeister Hermann Balk mit 30 Rittern und 100 Knechten nach Preußen. Mit dieser geringen Streitmacht wre eine Eroberung unmglich gewesen. Aber das Land zerfiel in einzelne Gaue, die sich gegenseitig nicht halfen. Da auerdem die Kreuzzge aufhrten, zogen tatenlustige Ritter dem deutschen Ritterorden zu Hilfe. Der Ritterorden eroberte einen Gau nach dem andern. War ein Gau erobert, so bauten sie Burgen. Dann riefen sie Ansiedler in das Land und grndeten Städte und Drfer. Dann begannen sie die Leute christlich zu machen. Auch der König Ottokar von Bhmen hals ihnen. Als sie den groen Gau Samlaud erobern wollten, kam er ihnen mit einem Heere zu Hilfe. Ihm zu Ehren wurde eine neugegrndete Stadt Knigsberg" genannt. Die Er-obernng des Preuenlandes war im Jahre 1283 beendet. Nun baute der Orden an der Nogat das prchtige Schlo zu Marienburg. 1309 kamen die Hochmeister in das Land und wohnten in der Marienburg. B. Vertiefung: Wie verhielt sich der deutsche Ritterorden zu der Bitte des Herzogs Konrad von Masomen? Der hchste Mann im Orden hie Hochmeister", unter ihm standen andere Befehlshaber, die Landmeister" genannt wurden. Erklrt ihre Titel! (Der hchste Meister der Meister der ein Land.) Sprecht der das Eroberungs-Heer! Das kleine Heer und das groe Preuenland? Welche Eigen-tmlichkeit des Preuenlandes kam den Eroberern zu statten? (Die Gau-einteilung.) Erzhlt, wie der Ritterorden von tatenlustigen Rittern Hilfe erhlt! Gebt an, welcher Herrscher ihm so einmal zu Hilfe kam! Zeigt Samland! (Land zwischen Meer, kurischem Haff und frischem Haff.) Gebt an, was noch heute an Ottokar erinnert! Das Ende ttokars! Erzhlt, wie die Ritter die Eroberung des Landes anfingen! Gebt an, wie sie Herrschaft in einem eroberten Gau befestigten! Wann war die Eroberung des Landes beendet? (Anschreiben.) Gebt an. wie lange diese Eroberung dauerte! (12301283.) Sprecht der das Schlo zu Marienburg! Die Residenz! Habt ihr noch etwas zu fragen? C. bung: Erzhlt von der Eroberung des Preuen-landes! Einprguug. dd) Die polnischen Kriege. A. Darbietung: Die grten Feinde des Ordens waren die christ-lichen Polen im Sden, und die Litauer im Norden und Osten des Landes geworden. Als der Litauerfrst Jagello durch Heirat auch König von Polen geworden war, verwandte er seine groe Macht zum Kampfe gegen den Orden. Dieser war nicht mehr so stark wie frher; denn die Ritter hatten das einfache Leben aufgegeben und waren bequem ge-worden. Die Städte und der Adel wollten dem Orden nicht mehr recht gehorchen. 1410 kann es zwischen Jagello und dem Orden zum Kriege.

7. Bilderanh. - S. 12

1911 - Breslau : Hirt
12 Gotischer Snl (Profanbauten in Backstein). 31. Das Hochschlo der Marienburg. Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens. Die Marienburg an der Nogat, im 13. u. 14. Jahrh. erbaut, ist neuerdings vllig wiederhergestellt worden. 32. Konventsremter in der Marienburg.

8. Mittelalter - S. 489

1911 - Kempten : Kösel
Die Marienburg. 489 ihre Einrichtung mehr als drftig. Ja selbst die Schlsser, auf denen von Zeit zu Zeit Kaiser ihren Aufenthalt nahmen, hatten eine rmliche Ausstattung und muten immer erst erforderlichen Falles instand gesetzt werden; so berichten z. V. die Nrnberger Chroniken hufig, wie man die Burg fr den bevor-stehenden kaiserlichen Besuch vorbergehend einigermaen wohnlich machte. Die Mehrzahl der Burgen ist nur noch in mehr oder weniger bedeutenden Ruinen erhalten; teils sind sie int Kriege zerstrt worden teils gingen sie, von ihren Bewohnern verlassen und infolgedessen vernachlssigt, allmhlich zugrunde. Wurden in der Nhe neue Gebude aufgefhrt und war der Transport nicht gar zu beschwerlich, dann bentzte man die Ruine geradezu als Steinbruch, schleppte alle gut behauenen Quadersteine fort und lie nur die rohen Feld-steingemuer unberhrt. Daher sind nur beraus wenige gut erhaltene Burgen des Mittelalters auf unsere Zeit gekommen. Unter diesen ist besonders hervor-zuheben das malerische Schlo Eltz, in der Nhe der Mosel bei Mnstermai-feld gelegen. 2. Die mcirienburg. Heinrich Knackfu, Deutsche Kunstgeschichte. (Leipzig, Velhagen & Klasing.) Die meisten der stolzen Schlsser, welche von dem Deutschherrenorden er-richtet wurden, erlagen nach dem Verfall des Ordens einer vervollkommneten Kriegskunst, so da sie nur noch in Trmmern zu uns reden. Aber das schnste und groartigste derselben, das Hochmeisterschlo zu Marienburg, ist Verhltnis-mig wohl erhalten geblieben. In den letzten Jahren mit liebevoller Sorgfalt wiederhergestellt, ist diese unvergleichliche Burg die Krone aller deutschen Schlsser, ein von wunderbarer Poesie erflltes Denkmal jener ritterlichen Ordenskunst, welche die wuchtige Kraft des Nordens mit den trumerischen Reizen des Sdens verband". Das Schlo zu Marienburg ist eine Vereinigung von zwei Burgen, denen sich als Auenwerk noch eine dritte, die nur teilweise erhaltene Vorburg" anreihte. Der lteste Teil ist das Hochschlo", das im 13. Jahrhundert gegrndet und nach den allgemeinen Regeln des ordensritterlichen Burgenbaues angelegt wurdex). Nachdem aber im Jahre 1309 der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen *) Die Ordensburgen hatten die Gestalt fest geschlossener, in mehreren Stockwerken aufgebauter viereckiger Massen, die in ihrem Innern alles enthielten, was der Kriegs-bedarf, das klsterliche Zusammenleben und die Bequemlichkeit der vornehmen Herren erforderte. Den Mittelpunkt des Ganzen bildete ein viereckiger Hof mit mehrgeschossigen Kreuzgngen; unter einer dieser Bogenlauben befand sich der Eingang in die Kirche, welche sich ebenso gut wie die Vorratskammern, Stallungen, Wachtstuben, Wohnungen und Versammlungssle der geschlossenen Gesamtmasse einordnen mute.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 60

1912 - Danzig : Kasemann
60 not und böse Seuchen brachte Sultan Saladins Belagerung der Christenschar. Zur Samariterpslege der zahlreichen Kranken des Heeres vereinigten sich edelgeborene und edelgesinnte deutsche Männer in einem Bruderbund, den sie den „Deutschen Orden" nannten. Ziel und Aufgabe des Ordens war: Christo dienen in der Pflege der kranken Brüder und im Kampf zur Be- kehrung der Heiden. Kaiser und Papst bestätigten den neuen Orden der „Brüder vom Deutschen Hause zu Jerusalem". Ein „Hochmeister" trat an die Spitze der Verwaltung des Ordens. Trotz aller Opfer, trotz aller Begeisterung glückte es der Christenheit nicht, dauernd festen Fuß im hei- ligen Land zu fassen. Ein anderer Siegespreis winkte jetzt dem ritterlichen Adel der Christenheit. Der Polenfürst Konrad von Masovien ließ durch Ge- sandte am Hof des Hochmeisters Hermann von Salza, der damals in Venedig residierte, die Hilfe ^ , des Ordens gegen die heidnischen Preußen anrufen. Der Ordensschild. die zu beiden Seiten der Weichsel in unwegsamem Waldrevier ihre Heimat hatten und in kühnen Kriegs- zügen dem Pvlenheerzug viel zu schaffen machten. Freudig nahm der Hoch- meister den Vorschlag auf. Unter Führung des Hermann Balk zog ein Heerhaufen deutscher Ordensmannen tatenfroh nach Preußen. Ein schwerer Kampf begann. In dreinndfünfzig Jahren erst ward der Feind besiegt (1230—1283). Feste Burgen an der Weichsel und im Binnenland schirmten das Land, das Schwert und Kreuz bezwungen hatten. Ziemlich gegen das Ende des Erobernngsfeldzuges im Preußenlande baute Konrad von Thier- berg, Landmeister des Deutschen Ordens, an der Nogat grünen Wiesen die feste Wehrbnrg, die nach der Schutzpatronin des Deutschen Ordens, der Jungfrau Maria, die Marienbnrg genannt ward. Eine Kapelle mit einem wundertätigen Muttergottesbilde soll an der Stelle zuerst gestanden haben, an der die Burg jetzt steht. Zwölf Rittern (nach der Apostel Zahl) wurde die Burg zum Wohnsitz angewiesen. Der Bruder, der sie führte, hieß „Komtur" des Deutschen Ordens. Die Komturei Marienburg sollte bald nach ihrer Gründung (etwa 1276) die wich- tigste aller Ordensbesitzungen werden. Der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen, der gleich seinen Vorgängern zunächst Venedig nicht ver- lassen hatte, verlegte im Jahre 1309 seinen Hof nach Preußen und ersah die Marienburg zu seiner Residenz. Da wurde die Marienburg der Mittelpunkt des deutschen Ordensstaates, der sich bald über fast das ganze Gebiet der heutigen Provinzen West- und Ostpreußen ausdehnte und außerdem wichtige und wertvolle Besitzungen außerhalb Preußens, in Österreich, in Thüringen, am Rhein usw. besaß. Eine regelrechte Verwaltung besorgte die umfangreichen staatsmännischen Geschäfte des Ordens. Alle Fäden dieser Verwaltung aber liefen zusammen im Haupthause zu Marienburg. Marienburger Ordensschilling.

10. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 103

1888 - Berlin : Hertz
Die Marienburg; des Ordens Blüthe und Verfall. 103 und dann in Marburg gewesen war, in den Mittelpunkt der neu erworbenen Herrschaft nach der prächtigen Marienburg an der Nogat, welche als herrliches Denkmal des mächtigen Orbens die Jahrhnnberte überbauert hat und jüngst (durch König Friedrich Wilhelm Iv.) in -ihrer ganzen Pracht wieber erftanben ist. Der Orben regierte die von ihm erworbenen ober eroberten Gebiete mit vollstänbiger fürstlicher Gewalt. Der Hochmeister, und in bessen Stellvertretung der Lanbmeister, übte die lanbesherrlichen Befugnisse. Die wichtigsten Angelegenheiten des Laubes berieth er in einem jährlich gehaltenen Orbcns-fapitel, und that nichts Bebentenbes ohne Nath und Zustimmung der vornehmsten Orbensbeamten, des Marschalls, der Komthure u. s. w. Das Laub war in Kreise getheilt, bereu ieber zu einer Burg gehörte; in ieber Burg be-fanben sich zwölf bis vier und zwanzig Ritterbrüber unter der Leitung eines Komthurs. Seit der Verlegung des Hochmeistersitzes nach Marienburg erblühete die Macht des Orbens und das Glück der preußischen Laube immer herrlicher. Die Marienburg im Herzen der Orbenshcrrfchaft würde der Mittelpunkt der gesammten Regierung. Der Hochmeister mit seinem Hofstaate, bic obersten Beamten ober Gcbietiger des Orbens, der Großkomthur, der Marschall, bet Oberst-Spittler als Aufseher über die Hospitäler, der Oberst - Tapierer, welcher für die Kteibung sorgte, der Oberst - Tressler ober Schatzmeister, fünfzig bis siebzig Ritter, welche bort (ausnahmsweise in so großer Zahl) ihren Convent hatten, die großen Orbenskapitel, welche baselbst gehalten wurden, die Gesanbtcn vieler europäischen Fürsten und vornehme Frembe aus allen Gegenben brachten in der herrlichen Burg und bereu Umgebung ein glänzcnbcs Leben hervor, und die Bilbitng, welche bort eine Stätte fanb, verbreitete sich aümälig auch über das ganze preußische Laub. Deutsche Sprache und beutsche Sitte würden von dem Orben sehr geflissentlich und durch strenge Gebote im Laube eingeführt und begannen balb im Volke Wurzel zu schlagen. Unter Wienrich von Kniprobe war des Orbens golbene Zeit. Viele treffliche Ritter zierten den Drben, die Städte blüheten durch das Gcbcihcn des Hanbels und der Gewerbe, dem Lanbbau würde die erfolgreichste Förderung zu Theil und die Orbcnslänbcr entwickelten in ieber Beziehung bic schönste iugenbliche Kraft. So belebt war der Verkehr in des Laubes Handelsplätzen, daß im Dauziger Hafen z. B. ein Sturmwinb sechzig Kauffahrteischiffe zerstören konnte. Die Verwaltung des Laubes, die Rechtspflege und die Verorbnungen für die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt waren musterhaft. Künste und Wissenschaften erbtüheten in dem Orben; iebem Convent würden zur Beförberung wissenschaftlicher Bilbung zwei gelehrte Orbens-brüber beigegeben, einer der Gottesgelehrtheit, der anbere der Rechte kunbig. Nach Marienburg, welches die Pflanzstätte der Gelehrsamkeit für die Orbens-brüber werben sollte, würden die berühmtesten Gelehrten aus Deutschland berufen. Allmäliger Verfall; Krieg mit Polen. Aber mit der höchsten Blü-lhe des Orbens traten auch bereits Anzeichen des broheuben Verfalls ein. Der Glanz und die Macht des Orbens ertöbteten auch hier, wie es bei den meisten solcher Rittergemeinschaften der Fall war, die Tugenben, welche das

11. Die Geschichte des Mittelalters - S. 567

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
110. Der deutsche Orden in Preußen. 567 treuen Ritter und 'Städte, eine allgemeine Schatzung vom Vermögen ausgeschrieben, die silbernen Geräthe der Ordenshäuser, selbst die Kirchenschätze, Becher, Kelche, Monstranzen, Schalen wurden eingeschmolzen, die Ordensbrüder mußten jeder, was er an Werth über 3 Mark besaß, abliefern. Waren so strenge Maßregeln zur Rettung des Ordens nöthig, so waren sie doch für das verödete Land nicht minder drückend. Der Adel verschwor sich mit mehreren Ordensrittern gegen das Leben des Hochmeisters. An der Spitze stand der Comthur von Reden, Georg von Wirsberg. Mit 4000 Söldnern sollte die Marienburg überfallen, der Meister ermordet und der Comthur zum Hochmeister erwählt werden. Der Anschlag wurde entdeckt, und Tod und Gefangenschaft der Verschworenen büßte ihr Verbrechen. Der Meister konnte wohl kräftig durchgreifen und strafen, aber nicht versöhnen. Seine Eigenmächtigkeiten erbitterten die Gebieter, deren Rath er weniger brauchte als den seiner Verwandten. Der Hochmeister war schon mehrmals bei dem Papste und dem Kaiser angeklagt worden. Als er nun die Gebieter des Ordens, 11. Oct. 1413, zu einem Capitel nach Marienburg berief, sah er sich vor den Ordens-Brüdern seines Lebens nicht sicher und ließ sich von seiner bewaffneten Dienerschaft und von Söldnern bewachen. Ohne die von den Statuten vorgeschriebenen Formen zu beachten, setzten die versammelten Ritter nun den Hochmeister ab, weil er nicht ihrem, sondern seinem Rathe und dem fremder weltlicher Leute folge, ganz eigenmächtig verfahre, sein Sinn nur auf Krieg stehe, weil er Sternseher und Weissager höre und Ketzer aufnehme. Er kam selbst in Verdacht der Untreue gegen den Orden, wurde gefangen (1414) nach Brandenburg, dann nach Lochstädt gebracht. Man ließ es ihm am Nothwendigsten fehlen, er erhielt schwarzes Brod und Bier, kaum hinreichend, seinen Hunger zu stillen. So lebte 15 Jahre und starb (1429) der Retter des Ordens. Sein Nachfolger, Michael Küchenmeister von Sternberg (1413 bis 1422), setzte, um das Land an den Orden zu fesseln, auf einem Landtage zu Marienburg, 1416, fest, daß der Hochmeister künftig in der Marienburg von einem Landrathe umgeben sein solle, bestehend aus den klügsten Brüdern des Ordens, zehn Männern aus des Landes Adel und zehn Abgeordneten aus den 5 größten Städten (Danzig, Elbing, Thorn, Culm und Königsberg), die (je zwei) von den Bürgern und dem Rathe dieser Städte erwählt würden. Nur mit Zustimmung dieses Landrathes sollten künftig Abgaben erhoben oder irgend etwas vorgenommen werden, was des Landes Vorrechte und Freiheiten verkürze. Diese Einrichtung wurde 1430 noch erweitert und der sog. große Landrath eingeführt. Dieser sollte bestehen aus dem Hochmeister, sechs Ordens-Gebietern, sechs Prälaten, sechs Rittern aus dem Land-Adel und sechs Bürgern aus den Städten, alle nach des Hochmeisters Wahl. Ohne ihren Rath sollte nichts beschlossen werden, was das Land anginge, jährliche Versammlungen desselben in Marienburg statt-

12. Mittelalter - S. 491

1911 - Kempten : Kösel
Die Marienburg. 491 seine Residenz von Venedig nach Marienburg verlegt hatte, wurde das Schlo mehrfach verndert und spterhin eine neue, grere Burg, das Mittelschlo", als wrdiger Frstensitz an den alten Bau angeschlossen. Der schnste Raum des Hochschlosses ist die Kirche, welche unter dem Schutze des vielstckig aus der Gebudemasse emporsteigenden, mit Giebeln und Zinnen geschmckten Hauptturmes in der Nordostecke der Burg liegt. Das Kirchen-portal, die sog. Goldene Pforte, mit wundervollem Laubwerk, wappentragenden Greifen und andern Tiergestalten sowie mit Heiligenfiguren aus gebrannten! Hof des Hochschlosses in der Marienburg. (Nach einer Photographie.) Ton reich und geschmackvoll geziert, ist der herrlichste Portalbau, den die Ziegel-gotif1) geschaffen hat. Ursprnglich hatte die Schlokirche, wie es allgemein gebruchlich war, die einfache Gestalt eines lnglichen Vierecks. Nach der Er-Hebung Marienburgs zur Hochmeisterresidenz bedurfte auch die Kirche der Ver-grerung. Der mit einem schnen Sterngewlbe bedeckte und mit der reizvollen Anmut frhgotischen Schmuckes bekleidete Raum ward nach Osten hin verlngert, so da der Chor bedeutend aus dem Burgviereck hervortrat. Da die Kirche im ersten Stock liegt, mute im Erdgescho ein entsprechender Anbau ausgefhrt *) Die Marienburg ist, wie so viele andere Bauten jener Zeit in Norddeutschland, ein Backsteinbau.

13. Teil 3 - S. 33

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 33 — Diese Ritter eroberten das Land und unterwarfen die Bewohner. Zur Befestigung ihrer Herrschaft erbauten die Ordensritter an der Nogat eine Burg. Diese erhielt den Namen Marienburg. 1. Die Marienburg ist ein herrliches Gebäude. Es umfaßt die prächtigen Wohnungen des Hochmeisters und die seiner Ritter. Es enthält auch eine Reihe herrlicher Säle. Besonders berühmt ist noch heute eine große Halle, die den Namen Konventsremter führt. Die Decke dieser Halle ruht auf drei gewaltigen Pfeilern, welche sich oben ähnlich zu Bogen und Fächern wölben, wie die Pfeiler in unserer Stadtkirche. 2. In diesem Schlosse saß der Hochmeister des Ritterordens. Hier empfing er die Abgesandten fremder Völker oder Städte. Hier hielt er Rat mit seinen Rittern. Hier veranstaltete er aber auch zuweilen herrliche Feste, bei denen edler Wein aus gewaltigen Humpen getrunken wurde, und beim Becherklang manch lustiges Lied ertönte. Die Marienburg steht noch heute, aber es wandeln keine Ordensritter mehr durch ihre Säle. Die Macht und Herr- lichkeit des Deutschordens ist längst verschwunden. Tischendorf, Deutschland. 2. Abt. 2. Aufl.

14. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 90

1879 - Berlin : Nicolai
90 endlich unterlagen sie der Uebermacht. In dem durch den blutigen Krieg verwüsteten und entvölkerten Lande war nur eine spärliche Preußische Bevölkerung übrig geblieben. Nun begann der Orden das Werk der Besiedelung mit Deutschen. Wie die Anhaltiner die Mark Zu einem deutschen Lande umgestaltet hatten, so geschah dasselbe durch den Orden in Preußen. Der Fleiß der deutschen Bauern verwandelte den verödeten Boden in fruchtbares Ackerland; die neuen Städte blüheten durch Gewerbsleiß und Handel mächtig empor. So gedieh an den Südostgestaden der Ostsee, am Memel, Pregel, an der Inster, in den Mündungsgebieten der Weichsel deutsches Leben. Als Herr der preußischen Lande gebot der Ritterorden. Der Hochmeister nahm seinen Sitz aus der prächtigen Marienburg; unter ihm geboten auf den Burgen der einzelnen Landestheile die Komthure, welche mit jenem in den Landesversammlungen (Generalcapitel) die Angelegenheiten des Ordens und des Landes beriethen. Auch auf dem linken Weichselufer breitete sich das Ordensgebiet aus; zur Zeit der märkischen Anarchie reichte es bis zur Oder. Den höchsten Glanz erlebte der Orden unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode. Aber einen gefährlichen Nachbar hatte er an dem Polenreiche. Als Jagiello, Fürst von Lithauen, mit seinem ganzen Volke das Christenthum angenommen hatte und König von Polen geworden war, überzog er Preußen mit Krieg. Bei Tannenberg kam es zu einer furchtbaren Schlacht. So tapfer auch die Ritter fochten, sie erlitten eine gänzliche Niederlage; auch der Hochmeister fiel. Hätte nicht der tapfere Komthur Heinrich Reuß von Plauen die Marienburg auf das heldenmüthigste vertheidigt, der Orden wäre wohl damals schon verloren gewesen. So blieb er zwar im ersten Thorner Frieden im Besitz seiner Lande, allein er erholte sich von dem Schlage doch nie wieder. In der Folge gerieth er ganz in Verfall. Das hohe Ziel (Idee), welches er verfolgt hatte, ging verloren, als er keine Ungläubigen mehr zu bekehren fand; die alte strenge Zucht lockerte sich, Wohlleben trat an ihre Stelle, Ungehorsam gegen den Großmeister löste die Ordnung. Der Landadel und die Städte klagten über Bedrückungen durch die Ritter; sie gingen so weit, eine Verschwörung gegen den Orden anzuzetteln. Die Geldnoth zwang diesen, die Marienburg und andere Schlösser an die unbezahlten Söldner zu verpfänden. Als er sie nicht einlösen konnte, verkauften

15. Bd. 4 - S. 301

1845 - Leipzig : Kollmann
301 Marienburg in Garnison ftand, bewarb sich um Martha's Hand. Das arme, von allen Glücksgütern entblößte Mädchen durfte nicht lange wählen und reichte dem jungen Krieger mit Einwil- ligung des Probstes ihre Hand. Gerade um diese Zeit schickte der Feldmarschall Czeremc- toff sich an, das Städtchen Marienburg zu belagern. Der jun- ge Ehemann erhielt 3 Tage nach der Hochzeit, oder, wie Andere sagen, am Hochzcittage selbst, noch während der Mahlzeit, die Ordre, schleunigst zur Armee aufzubrcchen. Er mußte daher sei- ne junge, schöne Frau zurücklassen und sie den llcbcln einer Be- lagerung Preis geben. Kurz darauf wurde Marienburg durch die Russen, wie oben erzählt, erobert, und Martha gcrieth mit den übrigen Einwohnern in die Gefangenschaft derselben. Die Ge- fangenen wurden vor den Fcldmarschall geführt und mußten Kopf für Kopf bei ihm vorüberziehen. Martha zog durch ihre schöne, vollblühende Gestalt Czeremetoffs besondere Aufmerk- samkeit auf sich; sie mußte aus dem Kreise der übrigen heraus- treten, und er behielt sie für sich. Doch erfreute er sich seiner schönen Beute nur wenige Monate. Der Fürst Menzikoff sah sie einst zufällig bei ihm und drang in ihn, das Mädchen ihm abzutreten. Czeremetof konnte dem Günstlinge seines Herrn die Bitte nicht versagen, und so ward Martha das Eigenthum des Fürsten Menzikoff. Unterdessen war ihr Ehemann als Unteroffizier zurückge- kehrt und hatte nach sorgfältigem, mühsamen Forschen den Auf- enthalt seiner Frau erfahren, lleberzcugt, daß cs ein höchst ge- fährliches und nutzloses Unternehmen seyn würde, sie von einem so mächtigen Manne wieder zurückzufordern, begnügte er sich damit, sie insgeheim zu besuchen^). Menzikoff, um ihren Besitz nicht zu verlieren, suchte seine Geliebte dem Anblicke der russischen Großen und vornämlich dem des Czars zu entziehen, welcher, wie er wußte, ein großer Verehrer weiblicher Schönheit war. Doch diese ängstliche Vorsicht wurde durch die Ilnbesonnenheit eines Augenblicks vernichtet. Als eines Tages der Czar bei seinem Günstlinge speiste, wobei des Weines nicht geschont ward, rühm- ') 2(tè Johann diese Besuche auch spater sortsetzte, da Martha schon bei dem Czar war, wurde er dabei überrascht und nach Sibirien ge- schickt, wo er im Jahre 1721 starb»

16. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 515

1890 - Gotha : Behrend
Die Marienburg. 515 von schwarzer Farbe ist. Unerhört wäre es, an diesen Gebräuchen zu rütteln. Wer zweifelt noch an dem konservativen Geiste dieser Niederunger? Berüchtigt ist auch ihr Luxus. Die schwersten und kostbarsten Seidenstoffe sind hier bei Festen ganz gewöhnlich. Zu einer Hochzeit wurden die bestellten Kuchen aus Dauzig mit einem vierspännigen Wagen abgeholt und an Wein sechshundert Flaschen getrunken. — Ein Hof- besitzer (in neuerer Zeit nennen sie sich gern Gutsbesitzer) hatte drei Töchter. Die älteste derselben wurde aus ein halbes Jahr nach Danzig geschickt, um die höhere Aus- und Einbildung zu erlangen und brachte auch einen neuen Flügel in das elterliche Haus zurück. Nun verlangten die beiden jüngeren Schwestern aber nach einem gleichen „Spielding", und da es die Mutter wollte, so mußte der Vater richtig noch zwei Instrumente, zu vierhundert Thaler das Stück, kaufen. Leider hatte man aber die Lokalitäten nicht genug berücksichtigt; die beiden Flügel mußten auf den Speicher wandern und standen so lange da, bis die Töchter sich verheirateten. In früheren Zeiten mochte es fast noch ärger sein. Ein Bauer in Nickelswalde auf der Danziger Nehrung bewirtete einst den deutschen Hochmeister mit dessen Gefolge und bot ihnen statt der Stühle Bänke an, deren Stützen aus Tonnen bestanden. Die Gäste waren nach be- endigtem Mahle nicht wenig erstaunt, elf davon vollständig und eine zur Hälfte mit Gold gefüllt zu sehen. Der Hochnieister schenkte dem Bauer die fehlende Hälfte, um sagen zu können, er habe Bauern, welche eine Last Gold besäßen. L. Passarge. 16. Die Marienburg. Die Marienburg ist ein Prachtbau, der nun bald 600 Jahre in seinem ernsten Stolze dasteht. Werfen wir zunächst einen Blick auf die deutsche Ordensburg ihrer Gesamterscheinung nach. Wir gewinnen den Überblick, wenn wir uns von der Danziger Chaussee aus derselben nähern und auf dem hohen linken Dammufer der Nogat unfern Standpunkt nehmen. Uns gegenüber liegt dann die ehrwürdige Burg, von welcher herab ein deutsches Heldengeschlecht Jahrhunderte hindurch das wackere Preußen- land beherrschte. In einfacher Hoheit steigt sie mit ihren Baumassen von Mitternacht nach Mittag zu allmählich dem User entlang empor, unten beginnend mit einer schlanken, runden Warte, dem sagenreichen (jetzt alleinstehenden) „Buttermilchsturm", und endend auf der Höhe, wo über die hohen Mauern des der Stadt zunächst gelegenen „oberen Schlosses" der Turm von der Kirche stolz emporragt. Nur die dem Blicke zugekehrte Westseite des „mittleren Schlosses," einst Residenz der Hochmeister selbst, schaut noch ganz in altertümlicher Gestalt voll stolzer Majestät zu uns herüber. Die Nordfassade der Burg ist mit einer dreifachen Reihe gotischer Fenster und stolzer Zinnen geschmückt. An beiden Enden steigen stattliche Giebel auf, iu neuerer Zeit ausgebaut, mit gotischen Türmchen, spitzen Bogenblenden und Stnceaturverzierungen 33*

17. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 391

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Die Feste Marienburg. 391 Wladeslaw Jagello von Polen, durchzog das Land, nahm Städte und Burgen ein und belagerte die Marienburg, um mit der Hinwegnahme dieses Platzes dem Orden den letzten Anhalt zu rauben. Eilig hatte Heinrich Reuß vou Plauen, ein kühner und wehrhaftiger Ordensritter die zerstreuten Reste des Heeres gesammelt, die Burg besetzt, die schwachbewehrte Stadt dagegen verbrannt, die Nogatbrücke abgebrochen, das Haus in Verteidigungszustand gesetzt. 2000 Mann verteidigten das Hochschloß, 2000 das Mittelschloß und 1000 die Vorburg gegen die unübersehbaren Scharen der Polen, Litauer, Tataren, welche vom 25. Juli an mit zahlreichen Geschützen den Platz beschossen. Die Belagerung war hart, die Verteidigung wacker. Fast wäre die Burg durch Verrat gefallen. Denn 1410 hatte ein treuloser Diener, während die Ordensherren im Remter ratschlagten, durch eine rote Mütze am Fenster außen den Ort bezeichnet, welchen die Feinde sich zum Ziel ersehen sollten. Der Schuß aus der großen „Donner büchse" jenseit der Nogat schlug richtig durch das Fenster, traf aber den Pfeiler nicht. Noch heutigen Tages ist die gewaltige Steinkugel, in der Waud eingemauert, zu sehen. — Die Belagerung aber wurde am 19. September aufgehoben, nachdem Krankheiten die Zahl der Feinde vermindert, die erfolglosen Arbeiten ihren Eifer abgestumpft hatten. Wie ehemals, da die Marienburg noch ein Fürstensitz war, schmückt auch jetzt wieder kunstvolle Glasmalerei die zehn Fenster, welche den Saal erhellen. An bedeutungsvolle Epochen aus der Geschichte des Ordens erinnern die Schildereien auf dem oberen Teile der Fenster, die unteren Teile 'derselben zeigen die Wappen der preußischen Königsfamilie, durch deren Mnnifizenz die Beschaffung der ebenso kostspieligen, als kunstvollen Schildereien ermöglicht wurde. Der Fußboden des Saales besteht aus bunten Thonfliesen, längs der Wände ziehen sich steinerne Ruhebänke hin, welche mit roten Decken belegt sind. Aus den Mauerwänden blicken die neuerdings von renommierten Künstlern al fresco gemalten Bildnisse von acht Hoch- meistern und zwei Landmeistern, welche sich um den Marienorden oder um Preußen besonders verdient machten, auf uns hernieder. Kurz, wie ein großes Bilderbuch veranschaulicht dieser farbenreiche Saal das vielbewegte Leben, welches einst in dieser Burg und von ihr heraus in Krieg und Frieden sich entfaltete. Neben diesem großen Prachtsaal liegt ein zweiter kleinerer, aber nicht minder schöner, „Meisters kleiner Remter" geheißen, wo der Meister am Abend gewöhnlich mit den Ordensgebietern zu Tische saß.

18. Sagen und Geschichtsbilder aus Ost- und Westpreußen - S. 14

1911 - Leipzig : Hirt
14 Sagen und Geschichtsbilder aus Ost- und Westpreuen. Einst kam. da sie wieder eine Freveltat begangen hatten, der Ordens-komtur von dem nahen Neuteich mit vier Knechten nach Lichtenau, um der sie Gericht zu halten. Die Bauern aber griffen ihn und hngten ihn an seinem langen, ehrwrdigen Bart an die Tr der Schenke, setzten sich dann nieder und tranken weiter. Nun war aber das Ende ihrer schndlichen Taten gekommen. Die Knechte ritten in die Marienburg und berichteten alles dem Hochmeister. Der zrnte gar gewaltig. Gleich zog eine Schar Gewappneter nach Lichtenau, um den armen Komtur zu befreien und die boshaften Bauern gesangenzu-nehmen. Sie wurden nach der Marienburg geschleppt und bten ihr Ver-gehen gegen die Obrigkeit im Kerker bei Wasser und Brot. Endlich, als die Haft ihren Trotz gebrochen hatte, wurden sie entlassen; doch muten sie geloben, zur Shne fr ihre Roheit einen Turm zu bauen. Kaum aber waren sie befreit, da regte sich auch wieder ihr alter bermut. Den Turm richteten sie auf; um aber dem Orden zu zeigen, wie reich sie seien, nahmen sie statt des Wassers Buttermilch zum Mrtel. Davon ist der Turm stark und fest geworden. Er steht noch bis heute unversehrt und wird noch jetzt der Buttermilchturnt genannt. Er erhebt sich unweit von dem Hauptschlo des Ordens an der Nogat, und wenn man mit der Eisen-bahn an Marienburg vorberfhrt, kann man ihn sehen. 10. Ulrich von Iungingen. Unter Ulrich von Jungingen, der von 1407 1410 regierte, brachen schwere Zeiten der den Orden herein. Auch Kinstutte und Olgerd waren gestorben, an ihrer Stelle regierten in Litaueu ihre Shne Witold und Jagiello. Jagiello war zum Christen-tum bergetreten, wenn er in seinem Herzen auch noch wild und heidnisch geblieben war. Er hatte in der Taufe den Namen Wladislaw empfangen, hatte sich darauf mit der Erbin von Polen, Hedwig, vermhlt und trug nun selbst die Krone von Polen. Litauen berlie er seinem Vetter Witold. So waren beide Nachbarlnder Preuens in der Hand der Feinde des Ordens. Nun nahmen auch die Litauer das Christentum an. Die Kreuzfahrten der Deutschen nach dem Ordenslande muten aufhren, der Orden stand ganz allein da, wenn nun ein Krieg ausbrach. Der Krieg war unvermeidlich. König Wladislaw wollte ein groes Polenreich grnden, das bis an die Ostsee reichen sollte. Ihm sollte der Weichselstrom gehren, ihm die reichen Handelsstdte, die unter der Ordens-Herrschaft groß geworden waren. Am liebsten htte er den Ordensstaat ganz umklammert. Wie zrnte er, als der Hochmeister die Neumark kaufte. Er hatte sie selbst erwerben wollen, damit die Litauer und Polen wie im Osten und Sden auch im Westen die Nachbarn des Ordens wrden. Ulrich von Jungingen war noch jung; er hoffte den Krieg mit den mchtigen Polen und Litauern noch vermeiden zu knnen. Auf listige Weise gab sich Jagiello den Anschein, als ob er auch den Frieden wolle, und Ulrich von Jungingen glaubte ihm. Unterdessen rstete der Polenknig im geheimen und verband sich eng mit Witold. Sie verabredeten den Einsall in Preußen.

19. Sagen und Geschichtsbilder aus Ost- und Westpreußen - S. 18

1911 - Leipzig : Hirt
18 Sagen und Geschichtsbilder aus Ost- und Westpreuen. standen die Belagerer vor der Burg, doch noch trotzten ihre festen Mauern allem Angriff. Aber mute nicht endlich Hunger ausbrechen unter den Ein-geschlossenen? Den Bitten der Seinen nachgebend, entschlo sich Heinrich von Plauen zu eiuem schweren Gange. Mit einer weien Fahne schritt er hinab in das Lager des Polenknigs und bat um Frieden fr Preußen. Einen groen Teil des Landes wollte er ihm dafr abtreten. Aber der stolze Sieger verlangte das ganze Land. Das sollte er, solange Heinrich von Plauen gebot, nicht erhalten. Bekmmert, aber doch hocherhobenen Hauptes kehrte Heinrich von Plauen ins Schlo zurck; sein Gottvertranen sollte nicht zuschauden werden: ans Deutschland rckte ein neues Sldnerheer zu Hilfe, und von Norden brachten die Livlnder Ritter frische Truppen. Im Lager des Polenknigs ober brachen schwere ansteckende Krankheiten aus. Tglich starben viele von seinen Leuten an der Seuche. Nun mute Jagiello erkennen, da er die Marienburg nicht mit Ge-walt einnehmen konnte; in spterer Zeit erzhlte man, er habe versucht, die Burg durch Verrat zu zerstren, und nur wie durch ein Wunder sei sie ge-rettet worden. Ein Diener im Schlosse soll von den Polen bestochen worden sein. Er hngte eine rote Mtze auf an dem Fenster von des Meisters Sommerremter gerade in der Richtung des Pfeilers, kurz bevor sich die Ritter in dem Saale zu eiuer Beratung versammelten. Nach diesem Ziele, nach der roten Mtze, richtete Jagiello, der auf der anderen Seite der Nogat stand, die ihn vom Schlosse trennte, seine Kugeln. Wirklich traf eine die Mtze; durch das Feuster des Remters sauste sie haarscharf au dem Pfeiler vorbei in die gegenberliegende Wand. Dort ist sie noch heute zu sehen. Der Pfeiler war unversehrt geblieben, niemand im Saale verletzt: doch selbst wenn der Pfeiler getroffen worden wre, so wre davon die Decke des Saales noch nicht zusammengestrzt. Doch ist die Kugel eine Erinnerung an die Zeit der schweren Not fr Marienburg. Endlich, nach zehn Wochen, zog Jagiello mit den Resten seines Heeres zurck. Die Marienburg, der Orden, gonz Preußen waren fr dieses Mal gerettet. Der Retter aber, Heinrich von Planen, wurde zum Hochmeister erwhlt. Schnell wie das Lernt) vom Orden abgefallen war, huldigte es ihm jetzt aufs neue, als schmte es sich seiner Untreue und Verzagtheit. Freilich jetzt gerade muten die Preußen dem Orden ihre Treue beweisen. 13. Heinrich von Plauen wird abgesetzt. Im folgenden Jahre schlo Heinrich von Planen, der Hochmeister, Frieden mit Jagiello und Witold. Nur ein Grenzland im Norden mute der Orden abtreten: aber eine gewaltige Summe sollte er an die Polen zahlen, dafr sollte Jagiello die Gefangenen zurckgeben. Der Hochmeister hatte schwere Sorgen. Die Kassen des Ordens waren leer. Man hatte alles im Kriege verbraucht. Das Land war verwstet. Dazu fehlte es an Waffen und Geschtzeu, und die Burgen waren alle be-schdigt; dennoch mute er sehen, das Geld herzuschaffen, sonst mute er die

20. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1900 - Leipzig : Hirt
Rittertum. 139 Iii Fig- 91. Das Hochschlo der Marienburg. S. 106. Fig- 92. Der Remter tri der Marienburg. S. 106.