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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 71

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 71 — uon Hohe nzollern-Sigma rin gen und feiner Familie * anbete Bewohner. Dieser ebte Fürst, der im Jahre 1850 fein Land an Preußen abgetreten hatte, war hier nacheinanber Dioisionskommanbeur, fommanbierenber General und Militärgouverneur der Rheinlanbe. Eine ungemein große Liebenswürbigkeit zierte ihn wie seine menschenfreundliche Gemahlin Jose ph ine. Der erklärte Liebling aller Düsselborser jeboch würde ihre älteste Tochter, die Prinzessin Stephanie, wegen ihrer Herzensgute itnb überaus großen Wohl-tätigkeit. Das zeigte sich so recht, als sie ihr geliebtes Düsseldorf verließ, um Königin von Portugal zu werben. Eine Marmorbüste in der Nähe des Kriegerbenkmals hält in den Herzen der Düsseldorfer das Anbeuten an die früh dahingeschiedene, edle Prinzessin wach. Des Fürsten Karl Anton ältester Sohn Leopold, dem im Jahre 1870 die spanische Königskrone angeboten wurde, bewahrte auch der Stadt eine warme Zuneigung. Seine Söhne Wilhelm, Ferdinand und Karl haben das hiesige königliche Hohenzollern-Gymnasium besucht. Wie Prinz Friedrich, die Fürsten Karl Anton und Leopold ist auch der jetzige Fürst Wilhelm Schutzherr des Sebastianus-Schützenvereins, der heute noch den 2. Mai, an welchem Tage im Jahre 1858 Prinzessin Stephanie aus Berlin von ihrer Nermähl-lung als Königin von Portugal hierher zurückkehrte, unter dem Namen „Hohenzollern-Gedenktag" feierlich begeht. 1 Stammtafel des fürstlichen Hauses von Hohcnzollern-Sigmaringen. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (1811 —1885). Fürst Leopold Stephanie Karl Anton Friedrich Maria (1835—1905) (1837 — 1859) (1839—) (1841 — 1866) (1843—1904) (1845—) 1870 spanischer Königin von König von gefallen bei General der Gräfin von Thronkanditat. Portugal. Rumänien. Königgrätz. Kavallerie. Flandern, Mutter Al-berts, des Königs der Belgier. Fürst Ferdinand Karl Anton (1868—) Kgl. Wilhelm (1865—) preußischer Oberst ä Ia suite (1864—) Prinz von des I. Garde-Drogonerregi- geb. auf Rumänien, ments (Königin Viktoria von Schloß Großbritannien und Irland). Benrath).

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1. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 170

1900 - Stuttgart : Daser
170 Anton wollte deshalb der erste fürstliche Untertan Preußens werden, um diesem mit seiner ganzen Person dienen zu können und mit seiner ganzen Kraft mitzuwirken, daß unter Vorantritt Preußens ein neues Deutsches Reich begründet werde. König Friedrich Wilhelm Iv. berief den Fürsten in den Dienst des preußischen Heeres, an dessen Neugestaltung dieser durch seine besondere militärische Be- fähigung eifrig mitwirkte. Karl Anton gewann als höherer Offizier die besondere Anerkennung, ja die herzlichste Freundschaft des damaligen Prinzen und spätern Königs Wilhelm, durch dessen Vertrauen der Fürst im Jahre 1858 als Ministerpräsident an die Spitze der preußischen Regierung berufen wurde. Vier Jahre lang hat er dieses wichtige Amt als Vorgänger des großen Bismarck bekleidet, und gleichzeitig mit außergewöhnlicher Schaffenskraft hohe militärische Stellungen (General der Infanterie, Militärgouverneur von West- falen) verwaltet. Als dann Kränklichkeit den Fürsten zur Schonung seiner Kräfte zwang, gewährte König Wilhelm, der schon bei seiner Thronbesteigung 1861 die hohen Verdienste des Fürsten durch Ver- leihung des Prädikats „Königliche Hoheit" gewürdigt hatte, die er- betene Entlassung mit den schönen Worten: „Empfangen Eure Königliche Hoheit nochmals den Ausdruck der Ihnen so oft kund gegebenen innigsten Dankbarkeit, die ich Ihnen schulde für die Auf- opferung und erfolgreiche Tätigkeit, die Ihre Leitung der Staats- geschäfte auszeichnete, welche Dankbarkeit auch, so lange ich lebe, nicht erlöschen wird!" Karl Anton blieb Militärgouverneur von Westfalen und übernahm von 1863 ab dieses Amt auch für die Rheinprovinz; seinen Sitz nahm er in Düsseldorf. 3. Dem Feldzuge gegen Dänemark 1864 wohnte der Fürst bei, an den Kriegen von 1866 und 1870—71 aber konnte er wegen eines hartnäckigen Fußleidens nicht persönlich teilnehmen. Dafür aber kämpften drei Söhne im Jahre 1866 auf dem Felde der Ehren; Prinz Anton erlag am 5. August den in der blutigen Schlacht von Königgrätz erhaltenen ruhmvollen Wunden. Im Deutsch-französischen Kriege standen wieder seine beiden Söhne Friedrich und Leopold im Felde. Der Fürst mußte sehr wider seinen Willen dem Kampfe gegen des Vaterlandes Erbfeind fern bleiben. Als König Wilhelm die ihm von den deutschen Fürsten dargebotene Kaiserkrone annahm, da war wohl kaum jemand im ganzen deutschen Vaterlande, der hierüber größere Freude und lebhaftere Genugtuung empfunden hätte, als Fürst Karl Anton, der dem Dienste des Kaisers seine beste Kraft gewidmet und an dem jetzt vollendeten Werke an einflußreicher Stelle mitgearbeitet hatte. " 4. Im Jahre 1871 wurde der Fürst aus seine Bitten von seinem Amte als Militärgouverneur entbunden und nahm zur großen Freude der Hohenzoller wieder seinen bleibenden Aufenthalt auf seinem Stammschlosse zu Sigmaringeu. Da kehrte neues Leben in das schöne Städtchen ein, das dem Kunstsinn und der Freigebigkeit des Fürsten gar vieles zu verdanken hat. Zur Aufnahme von Ge-

2. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 160

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
160 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abscbn. Von 1815 —1871. durch eine Revolution vertrieben worden. Nachdem von den Cor- | tes eine monarchische Verfassung beschlossen war, begann der | Marschall Prim Unterhandlungen mit dem katholischen Erbprin- f zen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einem Sohne I des Pursten Karl Anton, Schwager des Königs von Portugal und t entfernten Verwandten der Napoleons, der auch zur Annahme I der Krone bereit war, ein Entschlufs den König Wilhelm, aus | Höflichkeit angefragt, billigte. Aber sein Name regte die Pran- | zosen auf. Am 5. Juli 1870 interpellierte ein Abgeordneter das f Ministerium in der Kammer. Am 6. gab Gramont eine auf aus- | drücklichen Befehl des Kaisers festgestellte Antwort, die eine I freche Herausforderung gegen Preußen enthielt und in der Kam- [ mer und der Presse einen jubelnden Beifallsturm erregte: die | Absicht war, König Wilhelm zur Kriegserklärung zu reizen oder, 1 falls er aus Trotz an der spanischen Königs wähl festhielt, ihm | den Krieg zu erklären. Es geschah keins von beiden. Am 12. Juli ! lehnte Purst Karl Anton im Namen seines Sohnes die Krone ab.1 | Nun aber erklärte Gramont, das sei Nebensache, verlangte von j dem Botschafter v. Werther, der König solle an Napoleon einen | Entschuldigungsbrief schreiben, und beauftragte den Botschafter I Grafen Benedetti, vom Könige die Erklärung zu verlangen, dafs | er sich dem Verzicht anschliefse und die Bewerbung des Prinzen Leopold auch in der Zukunft nie zulassen werde. Am Morgen 1 des 18. lehnte dies der König auf dem Brunnenspaziergang zu j| Ems ab — eine Scene, bei der es weder einen Beleidiger noch j einen Beleidigten gab — und liefs nach Eingang des Werther- ; sehen Berichts Benedetti sagen, seine Äufserungen \om Morgen j seien sein letztes Wort in der Sache. Am 14. reiste er über 1 Koblenz nach Berlin, wo er mit brausendem Jubel empfangen 1 wurde. Um der Nation, die die Einzelheiten der diplomatischen j Vorgänge nicht kannte, die Schmach klar zu machen, die man ihr und dem Könige anthun gewollt, hatte Bismarck die die 1) Nach seiner Ablehnung wurde in Spanien König der Herzog von Aosta, zweiter Sohn Victor Emanuels, Amadeus (1870—73); nach dessen Thronent- sagung und neuem Bürgerkriege Isabellas und ihres Vetters Franz v. Assisi Sohn Alfons Xii. (1875 — 85), darauf dessen junger Sohn Alfons Xih.

3. Theil 4 - S. 389

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Portugal. Frankreich. 389 zu dem Könige von Portugal und dem Kaiser Napoleon Iii.,*) seine Verbindung mit dem preußischen Königshause, alle diese Umstände begünstigten seine Wahl, zu deren Annahme, obwohl nur zögernd er sich bereit erklärte, Juni 1870. Als aber Napoleorr Iii. und seine Regierung aus dieser Erhebung eines Hohenzollern auf den spanischen Thron die Ursache zu einem Kriege mit Preußen zu machen beabsichtigten, da trat Prinz Leopold, „um eine untergeordnete Familienfrage nicht zu einem Kriegsvorwande heranreifen zu lassen," von seiner Thronkandidatur zurück, 12. Juli. Dem dennoch ausbrechenden Kriege gegenüber erklärte sich Spanien neutral. Die Aufgabe, einen König zu suchen, kehrte von neuem zurück. — Portugal, das zweite Königreich auf der iberischen Halbinsel, hatte zwar auch unter den Nachtheilen eines zu häufigen Ministerwechsels zu leiden, schritt aber in seiner Industrie, wie sich dies auf der Pariser Weltausstellung zeigte, sehr glücklich vorwärts. Durch das in Spanien wiederholt auftretende Streben, sich von dem entarteten Königshause loszusagen, war der Gedanke an eine Vereinigung von Spanien und Portugal unter einem Könige und einer Verfassung, die sogenannte iberische Idee, aufgetaucht, aber sie fand in Portugal, wo matt mit einer Art von Particularismus an den historischen Erinnerungen und an abgesonderter Selbständigkeit festhielt, wenig Beifall. Ein von dem alten Marfchall Saldanha im Mai 1870 angezettelter Militär-aufstand brachte den Marfchall an die Spitze des Ministeriums, hatte aber sonst keinen Erfolg. Saldanha mußte schon im August wieder zurücktreten. — Wir kommen zu Frankreich. Napoleon Iii. hatte, wie am Schluß des 150. Abschnitts bemerkt wurde, mit feinem Siege über Oestreich im italienischen Kriege und mit dem Erfolge feiner Bemühung für die Neugestaltung Italiens den Scheitelpunkt feines Ansehens erstiegen. Von da ab kam fein Stern ins Sinken, und auch ihn erfaßte das Schicksal, welches nur in den Fristen, die es vergönnt, ungleich waltend, alle menschlichen Dinge hinaus und wieder herabführt. Der Kaiser hatte nach Außen hin eine vorherrschende Stellung erlangt, es gab keine Macht in Europa, welche *) Die Mutter des Prinzen Leopold ist eine Tochter der Adoptivtochter Napoleon!., Stephanie, Großherzogin von Baden; seine Gemahlin eine Schwester des Königs Ludwig v. Portugal.

4. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 166

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
166 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815-1871. Name regte die Franzosen auf; und am 6. Juli 1870 gab der Minister Gramont in der Kammer auf die Anfrage eines Abgeordneten eine Erklärung ab, die eine dreiste Herausforderung gegen Preußen enthielt, aber eben darum in den Zeitungen und in der Kammer einen jubelnden Beifallsturm erregte. Am 12. Juli lehnte Fürst Karl Anton, um die Kriegsgefahr abzuwenden, im Namen seines Sohnes die Krone ab. Nun aber erklärte Gramont, das sei Nebensache, verlangte von dem norddeutschen Botschafter in Paris v. Werther, König Wilhelm solle an Kaiser Napoleon einen, zur Veröffentlichung bestimmten, Entschuldigungsbrief schreiben, und beauftragte den französischen Botschafter Grafen Benedetti, vom König, der zur Kur m Ems weilte, die Erklärung zu verlangen, daß er sich dem Yerzicht des Prinzen Leopold auf die spanische Krone anschließe und dessen Bewerbung auch für die Zukunft nie zulassen werde. Am Morgen des 13. Juli lehnte König Wilhelm auf dem Brunnenspaziergang in Ems dieses Ansinnen in freundlicher Weise ab, und als am Nachmittag der Werthersche Bericht einlief, ließ er Benedetti sagen, seine Äußerungen vom Morgen seien sein letztes Wort in der Sache. Am 14. reiste er über Koblenz nach Berlin, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wurde. Von den Emser Vorgängen erfuhr das Volk durch eine Depesche, die an Bismarck gerichtet war — dieser war erst am 12. von seinem pommerschen Gute Varzin in Berlin eingetroffen —; um jedoch der Nation die Schmach klar zu machen, die man ihr und dem König hatte antun wollen, veröffentlichte er sie in zweckentsprechend gekürzter Form. Die hierin enthaltene Demütigung mußte die französische Regierung entweder hinnehmen oder losschlagen, bevor der Kriegsbund gerüstet war. In Paris war die kriegerische Aufregung ungeheuer und wurde durch lügenhafte Berichte der Regierung geschürt. In Berlin ward in der Nacht zum 16. Juli die Mobilmachung beschlossen. Am 19. traf die Kriegserklärung Frankreichs ein, die der soeben berufene Norddeutsche Reichstag mit donnerndem Beifall begrüßte. An demselben Tage, dem Todestage der Königin Luise, erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die ganze deutsche Nation, auch die süddeutschen Stämme, sah man

5. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 166

1905 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
166 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815 — 1871. Am 12. Juli lehnte Fürst Karl Anton, um die Kriegsgefahr abzuwenden, im Namen seines Sohnes die Krone ab. Nun aber erklärte Gramont, das sei Nebensache, verlangte von dem norddeutschen Botschafter in Paris v. Werther, König Wilhelm solle an Kaiser Napoleon einen, zur Veröffentlichung bestimmten, Entschuldigungsbrief schreiben, und beauftragte den französischen Botschafter Grafen Benedetti, vom Könige, der zur Kur in Ems weilte, die Erklärung zu verlangen, daß er sich dem Verzicht des Prinzen Leopold auf die spanische Krone anschließe und dessen Bewerbung auch für die Zukunft nie zulassen werde. Am Morgen des 13. Juli lehnte König Wilhelm auf der Brunnenpromenade in Ems dieses Ansinnen in freundlicher Weise ab? und als am Nachmittage der Werthersche Bericht einlief, ließ er Benedetti sagen, seine Äußerungen vom Morgen seien sein letztes Wort in der Sache. Am 14. reiste er über Koblenz nach Berlin, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wurde. Von den Emser Vorgängen erfuhr das Volk durch eine Depesche, die an Bismarck gerichtet war — dieser war erst am 12. von seinem pommerschen Gute Varzin in Berlin eingetroffen —; um jedoch der Nation die Schmach klar zu machen, die man ihr und dem Könige hatte antun wollen, veröffentlichte er sie in zweckentsprechend gekürzter Form. Die hierin enthaltene Demütigung mußte die französische Regierung entweder hinnehmen oder losschlagen, bevor der Kriegsbund gerüstet war. In Paris war die kriegerische Aufregung ungeheuer und wurde durch lügenhafte Berichte der Regierung geschürt. In Berlin ward in der Nacht zum 16. Juli die Mobilmachung beschlossen. Am 19. traf die Kriegserklärung Frankreichs ein, die der soeben berufene Norddeutsche Reichstag mit donnerndem Beifall begrüßte. An demselben Tage, dem Todestage der Königin Luise, erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die ganze deutsche Nation, auch die süddeutschen Stämme, sah man von einer nationalen Begeisterung ergriffen, wie nie zuvor in ihrer ganzen Geschichte; die süddeutschen Kammern bewilligten, in Bayern trotz des Widerspruchs der klerikalen „Patrioten“, die von den Regierungen geforderten Kredite. Die „Wacht am Rhein“ wurde das deutsche Kampf- und Siegeslied.

6. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 157

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Preußens Werdegang. 157 den Fürstentümern Bayreuth und Anspach ausbreiteten. Seit 1204 trennte sich das Laus in eine schwäbische und eine fränkische Linie \ Friedrich Vi. stand Siegmund schon längere Zeit nahe, er war besonders eifrig für seine Königswahl tätig gewesen. Die Ernennung zum Statthalter in der Mark Brandenburg bedeutete eine Belohnung und Entschädigung für die dabei aufgewandten Mühen und Kosten2. Im Sommer 1412 erschien Friedrich mit einem Gefolge von fränkischen Rittern. Ein Teil der Stände leistete ihm die Äuldigung; dagegen mußte eine starke Partei von Edelleuten mit Gewalt zur Unterwerfung gezwungen werden. Dem schweren Geschütz, das der Markgraf mitbrachte, hielten die Burgmauern nicht stand; 1414 war auch der Widerstand der Quitzow, Rochow und Putlitz gebrochen. Auf dem Konstanzer Konzil übertrug Siegmund 1415 dem Burggrafen die Mark mit der Kurwürde und dem Erzkämmereramte zu erblichem Besitz, und 1417 erfolgte die feierliche Belehnung. Damit waren die Äohenzollern in die Reihe der für die deutsche Geschichte bedeutungsvollen Herrschergeschlechter eingetreten. Friedrich I. war in der Folgezeit durch eifrige Tätigkeit in Reichsangelegenheiten zu sehr in Anspruch genommen, als daß er die Regierung der Mark selbst hätte führen können. Die Verwaltung leitete vielmehr fein ältester Sohn Johann, der sich in bestänbiger Gelbnot befand und daher die Autorität des Lanbesherrn besonbers gegenüber den Stäbten nicht gehörig wahren konnte. Erst sein Bruder Frtebrich Ii. Eisenzahn hat die markgräfliche Gewalt wieber zur Geltung gebracht. Um Berlin und Kölln beherrschen zu können, hat er bort auf einer Spreeinsel den ältesten Teil des heutigen Königlichen Schlosses gebaut. Die Berbinbung der märkischen Städte 1 Die schwäbischen Lohenzollern besaßen die Fürstentümer Lechingen und Sigmaringen. In der Reformationszeit blieben sie bei der alten Kirche. Im Jahre 1849 verzichtete Fürst Karl Anton zugunsten Preußens auf die Lerr-schast; seine Nachkommen bilden seitdem eine Nebenlinie des preußischen Königshauses. Die Länder gelten als Teil der Rheinprovinz. Karl Antons zweiter Sohn Karl wurde 1866 Fürst, später König von Rumänien; dem ältesten Sohne Leopold wurde 1870 die spanische Königskrone angetragen. 2 Die Art und Weise, wie die Ernennung erfolgte, ist für die reichs- und staatsrechtlichen Verhältnisse der damaligen Zeit recht bezeichnend: Friedrich war als Statthalter der Mark nicht etwa ein jederzeit absetzbarer, aus festes Gehalt angestellter Beamter, ihm wurde vielmehr, wie einem Unternehmer, die Wiederherstellung der landesherrlichen Gewalt übertragen. Dafür sollte ihm und seinen Erben der Besitz der Mark so lange verbleiben, bis von den Luxemburgern die für biesen Zweck aufgewenbeten 150000 Golbgulben zurückgezahlt wären. Bei der Übertragung von 1415 wurde die Abstanbssumme aus 500000 Golbgulben erhöht.

7. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 206

1892 - Leipzig : Voigtländer
206 Königreich Preußen. rg schaftlichm Verhältnisse zum königlichen Hause von Preußen entsprechende bevorzugte Stellung Fried rich Wilhelm von Hechrngen ist 1869 in Löwenberg in Schlesien kinderlos gestorben; der Hechmger Zweig erlosch. Karl Anton*) von Srgmarrngen dagegen, seit des Hechingers Tode einfach Ür Hohenzollern", hat im Verein mit seiner edlen Ge--mahlm ^osefme von Baden den schwäbisch - hohenzollerischen Namen gerade durch ferne enge Verbindung mit Preußen zu neuem Ansehen gebracht. Als preußischer General trat er in S zum Prinzen Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I dieser erkannte seine Tüchtigkeit und berief ihn nach Antritt der selbständigen Regentschaft zum Präsidenten dev neugebildeten Ministeriums, 5. November 1858. Nebenbei bl'eb er m hohen militärischen Stellungen, worin dem Prinz-rezenten sein Rat besonders wichtig war. Am 18. Oktober 1861 erhielt er von dem inzwischen König gewordenen Wilhelm I., Anerkennung seiner großen Verdienste um den Staat, das Pradikat „Königliche Hoheit". Sein Gesundheitszustand bestimmte ihn als Ministerpräsident zurückzutreten. Am 17. März 1863 wurde er Militärgouverneur von Westfalen und der Rhein-provmzwelche Stellung er bis zum 15. April 1871 inne In dem Kriege von 1866, in der Schlacht bei König-gratz fiel emer ferner Söhne, der heldenmütige Prinz Anton-tnn £te Geschichte des Franzosenkrieges ist der Name seines ältesten Sohnes, des Erbprinzen Leopold, durch die spanische Thronkandidatur verwickelt. Ein anderer Sohn Karl wurde Fürst und später König von Rumänien. ... . 3^frst Karl Anton, seit Juni 1871 wieder zu Sigmaringen residierend und in seinen letzten Lebensjahren kränklich, hatte 21. Oktober 1884 noch das Glück, mit seiner Gemahlin das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. Nicht nur die Bevölkerung Hohenzollerns, sondern ganz Deutschland, an der Spitze Kaiser Wilhelm I., widmeten dem Fürsten an diesem Tage ihre dankbare Aufmerksamkeit. Am 2. Juni 1885 starb er. r Nachfolger, der jetzige Fürst Leopold, seit 1890 gleichfalls „Königliche Hoheit", waltet im Geiste seines hochseligen Vaters im fürstlichen Schlosse zu Sigmaringen, ihm zur Seite die Frau Fürstin Infantin Antonia von Portugal. *) Vgl. Karl Anton von Hohenzollern von Dr. Zingeler.

8. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 102

1910 - Leipzig : Teubner
102 Die Entwicklung der heutigen Großmächte von 1850 bis zur Gegenwart. potgewehr, Milrailleusen usw.>. Als natürlicher Bundesgenosse wurde Österreich betrachtet; doch warnte man Napoleon von Wien aus, einen Kriegsvorwand zu wählen, der das deutsche Nationalgefühl reizen könnte. Da schien sich eine Gelegenheit zu bieten, mit Preußen allein anzubinden. Die spanische Thronfolge. Wie unter Ferdinand Vii. (s. S. 69) rangen unter seiner Tochter Jsabella Ii. die Klerikalen, Liberalenund Republikaner um die Herrschaft, und jeder Wechsel in der Leitung der Regierung führte zu den grausamsten Verfolgungen der gegnerischen Parteien. Die Mißwirtschaft unter der Regierung Jsabellas hatte andauernd Volksaufstände und „Pronunciamentos" unzufriedener Generale zur Folge, bis schließlich die liberalen Generale Serrano und Prim mit Hilfe aller der Krone feindlichen Parteien die Königin 1868 zur Flucht ins Ausland (Frankreich) zwangen. Die vorläufige Regierung beabsichtigte keineswegs die Monarchie zu beseitigen, sondern sah sich unter den Fürstensöhnen Europas nach einem geeigneten Thronfolger um. Unter andern kam hierbei auch der Erbprinz Leopold von Hohenzollern-©igmaringen1) in Frage. Die Emser Ver. Als ttctch langen Verhandlungen der Prinz schließlich die Kandidatur ijcmmimgen vii. anna^m (Juni 1870), entflammte die französische Regierung (Ministerpräsident Ollivier, Auswärtiges Gramont, Krieg Leboeuf) mit der Behauptung, daß ohne ihr Vorwissen eine „Herstellung der Monarchie Karls V.“ unter dem Hohenzollernadler geplant sei, die durch die Presse längst geschürte Erregung des Volkes zur Siedehitze. Sie stellte an König Wilhelm von Preußen, der gerade in Ems weilte, das Ansinnen, er solle die Genehmigung zurückziehen, die er als Haupt der Familie dem Prinzen (übrigens nur sehr ungern) gegeben hatte, und forderte sogar, als jetzt Prinz Leopold freiwillig zurücktrat, vom Könige eine schriftliche Erklärung, daß er auch in Zukunft dieser Kandidatur seine Zustimmung verweigern würde. Als König Wilhelm es ablehnte, den französischen Gesandten Benedetti in dieser Angelegenheit weiter zu empfangen (13. Vii.), und die Zeitungen am 14. diese Zurückweisung auf Bismarcks Veranlassung in verschärfter Form der Welt verkündeten, fühlte Frankreich, daß es die Demütigung, die es Preußen zugedacht hatte, nun selbst erlitten habe, und die Kammer Die französische bewilligte den vom Ministerium geforderten Kriegskredit. Während Kriegserklärung ba§ französische Volk, im Vertrauen auf die zuversichtliche Auskunft des Kriegsministers (nous sommes archiprets), sich im voraus einem Siegestaumel ergab, scharte sich das gesamte Deutschland in fast einmütiger Begeisterung um den schwer gekränkten greisen Preußen-Die Haltung der könig. — Von den auswärtigen Mächten war Österreich fast schon Übrigen Groß. Begriff, den französischen Lockungen zu einem Schutz- und Trutzbündnis zu folgen, wurde aber durch Rußland, zu dem Bismarck 1) Er war der älteste Sohn des Fürsten Karl Anton; sein jüngerer Bruder Karl war seit 1866 König von Rumänien (s. S. 116 Anm. 1).

9. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 169

1900 - Stuttgart : Daser
169 marin gen und Beringen, welche bis dahin den Grafen von Werden- berg gehört hatten. Graf Karl teilte im Jahre 1575 seine Be- sitzungen unter seine drei Söhne und gründete dadurch drei Linien seines Hauses. Als aber eine von diesen — Haigerloch mit Wehr- stein — bald erlosch und ihr Besitz an Sigmaringen fiel, bestanden nunmehr in Schwaben zwei hohenzollerische Regentenhäuser neben- einander: Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen. Beide wurden im Jahre 1623 in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben. Von Graf Karl an, dein Stammvater der beiden Linien, haben bis zum Übergang der Fürstentümer an Preußen in diesen je zehn Regenten geherrscht. Die letzten regierenden Fürsten waren Friedrich Wilhelm Kon- stantin zu Hechingen und Karl Anton zu Sigmaringen. Im Jahre 1850 verzichteten diese auf Grund der bestehenden Erbverträge aus die Regierung ihrer Länder und übergaben sie an die Krone Preußen. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen nahm am 23. August 1851 im Burghof auf dem Hohenzollern die Erbhuldigung seiner neuen schwäbischen Untertanen entgegen und beschloß gleichzeitig die Wiederherstellung seiner Stammburg, die dann in herrlicher Pracht wiedererstanden ist. 173. Fürst Karl Anton von Hohenzollern. 1. Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 7. September 1811 zu Krauchenwies geboren. Er war der einzige Sohn des Fürsten Karl, der ihm eine treffliche Erziehung angedeihen ließ. Die Nniversitätsstudien machte der Prinz in Freiburg, Göttingen und Berlin. Kaum war sein Vater 1831 zur Regierung gelangt, so ermächtigte er den Erbprinzen, allen Sitzungen der Regierung beizuwohnen, und aus dein Zuhörer wurde bald ein sehr tätiger Mit- arbeiter und wegen seiner hohen Begabung ein sehr guter Beamter. Am 21. Oktober 1834 vermählte er sich mit der badischen Prin- zessin Josephine; der Ehebund wurde ein glücklicher und segens- reicher, die Vorsehung beschied ihm sogar die seltene Gnade einer mehr als 50jährigen Dauer. Von den 6 Kindern sind zwei auf Königsthrone gelangt: die Prinzessin Stephanie wurde die Ge- mahlin des Königs Don Pedro von Portugal und der Prinz Karl erlangte in Rumänien die Königswürde. Im August 1848 wurde Karl Anton regierender Fürst, indem sein Vater die Zügel der Re- gierung in seine Hände gab. 2. Der von Karl Anton längst gehegte Entschluß, das Fürsten- tum an das stammverwandte Haus Preußen abzutreten, kam jetzt zur Reife: durch Staatsvertrag vom 7. Dezember 1849 wurden beide Hohenzollerischen Fürstentümer der Krone Preußen einverleibt. Es wurden dadurch Erbverträge und Hausgesetze erfüllt, zu denen schon Jahrhunderte vorher der Grund gelegt worden war. Aber Karl

10. Bis zur Schlacht bei Sedan - S. 18

1912 - Leipzig : Voigtländer
ferner, wenigstens von unserer Seite, gewahrt bleibe . . . Serrarto und prim waren es allein, die die Sache in der Hand hielten." 1870. 23. Mai: Fürst Karl flnton von hohenzollern teilt dem Kronprinzen brieflich mit, daß der Erbprinz neuerdings nicht mehr auf dem rein ablehnenden Standpunkt stehe, sondern unter bestimmten Bedingungen bereit sei, die spanische Krone anzunehmen. „Die seit dem ersten Auftauchen der Krage verflossene Zeit hat den Erbprinzen gelehrt, die schwierige, kaum einen Ausweg freilassende Lage richtiger zu würdigen, in welche das spanische Volk durch die endgültige Beseitigung der Kandidatur hohenzollern verseht werden würde- er scheut vor der ungeheuren Verantwortung zurück, seine Mitwirkung einem großen Volke zu versagen, das nach langem Siechtum eine mannhafte Anstrengung gemacht hat, um seine nationale Kultur auf eine höhere Stufe zu heben". „Geheimrat Bücher und Major v. Versen haben sehr zufriedenstellende Berichte über die Aussichten der Kandidatur fjohenzollern in den (Tortes und im Lande zurückgebracht; man hat sie in Spanien außerordentlich herzlich aufgenommen. — König Wilhelm meint, daß sie ihre Berichte durch die ihnen erwiesenen großen Aufmerksamkeiten unwillkürlich hätten rosiger färben lassen, als es sonst der Sali gewesen sein würde" (Tagebuch Karls von Rumänien). 1(870. 25. Vttai: Erbprinz Leopold erklärt sich in einem Briefe an den Kronprinzen bereit, die spanischen Verhandlungen wieder aufzunehmen. 1(870. 26. Mai: Der Kronprinz unterrichtet den Grafen Bismarck von der Sinnesänderung des Erbprinzen Leopold. Graf Bismarck rät infolgedessen dem Zürsten Karl Anton von hohenzollern dringend, auf den Erbprinzen einzuwirken, daß dieser sich aller Bedenken entschlage und im Interesse Deutschlands sich für die Annahme der spanischen Krone entscheide. 18

11. Erzählungen aus der preussischen Geschichte - S. 152

1893 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
152 — Gelegenheit zum Kriege mit Preußen, und diese Gelegenheit fand sich bald. 2. Im Jahre 1870 suchten die Spanier nach einem Könige, da der spanische Thron durch die Vertreibung der Königin Isabella seit dem Jahre 1868 verwaist war. Sie erkoren sich endlich den Prinzen Leopold von Hohenzollern, den ritterlichen Sohn des Fürsten Karl Anton, welcher der schwäbischen Linie des hohen-zollernschen Hauses entstammte. Als nun aber der Prinz nach längerem Sträuben sich zur Annahme der Krone bereit erklärte, glaubten die Franzosen hierin einen Übergriff Preußens entdecken zu sollen, und Napoleon stellte durch seinen Gesandten Benedetti an König Wilhelm, der gerade zur Stärkung seiner Gesundheit im Bade Ems weilte, das Ansinnen, er solle dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbieten. Der König erwiderte, er sei dazu keineswegs in der Lage, da er ja auch nicht den Befehl zur Annahme der Krone gegeben habe. Trotzdem wurde das Ansinnen, und zwar in noch dringenderer Weise, wiederholt, und abermals erwiderte der König, dafs er auf die Entschliefsungen des Prinzen keinen Einflufs habe. Da verkündigte der Fürst Karl Anton von Hohenzollern, dafs er im Namen seines Sohnes auf den spanischen Thron Verzicht leiste. So schien denn die Streitfrage glücklich gelöst. Aber Napoleon war anderer Ansichter liefs jetzt an den Köuig von Preußen die ganz unerhörte Anforderung stellen, er solle die bestimmte Versicherung geben, dafs er auch in Zukunft niemals seine Einwilligung geben werde, falls einem hohenzollernschen Prinzen nochmals die Krone Spaniens angetragen werden sollte. Der König wies diese Zumutung selbstverständlich

12. Geschichte des teutschen Volkes - S. 405

1837 - Oldenburg : Schulze
Ferdinands 3ob. Leopold t. 405 herrlicher Klugheit zu Werke, zumal da Brandenburg sich spa- ter mit dem Schwedenkönige vertragen hatte; doch konnte das bei dem Gedränge, womit Friedrich Wilhelm fortwährend be- drohet war, nicht lange so bleiben, und der angedeutete Ber, trag, den Ferdinand jetzt mit Polen einging, war in der Absicht des letzteren nicht Kampflust, sondern wurde zur Rettung des Bedroheten und zur Dernüthigung Schwedens nur um des teut- schen Vaterlandes willen geschlossen. Uebcr der Ausführung desselben verstarb Ferdinand. Nicht ohne rühmliche Auszeichnung ist dieses Kaisers Leben gewesen. Ehe er den Thron bestieg, war er als Feldherr nicht geringfügig zu achten, und auch als Herrscher wußte er sich Vertrauen, Hochachtung und Liebe zu bereiten. Mäßigung, Gercchtigkeitslicbe rrnd ernstliche Thatigkeit im Berufe erwarben ihm solche Anerkennung. Besser als sein Vater hat er sich den Umstanden zu.fügen gewußt, und viel weniger nach persönlichen Wünschen und Gefühlen seine Zwecke berechnet. Freilich moch- ten auch die traurigen Beispiele der letzten Jahre und die Schwie- rigkeit des Augenblicks zu mehr Besonnenheit mahnen; indeß war die Liebe zum Frieden und zu uneigennütziger Thatigkeit eine Tugend, die seinem Charakter angchörte. Sein Tod wurde der Anfang vielfacher Umtriebe, welche die Reichskrone dem östrei« chifchen Hause zu entziehen droheten. Zunächst entstand wahrend des Interregnums ein heftiger Streit um das Recht des rheinischen Vikariats, welches früher an Kurpfalz gehört hatte. Der Kurfürst von Baiern, Ferdinand Maria, nämlich machte^Ansprüche darauf, weil ihm die pfälzische Kur mit allen Rechten übertragen sey; der Kurfürst Karl Lud- wig von der Pfalz aber, weil ihm die Rheinpfalz mit allen Berechtigungen zurückgegeben und darunter auch das Rcichs- vikariat begriffen sey. Der Streit dauerte bis zum Wahltage fort. Sodann waren inzwischen Frankreich, wo Mazarin Mi- nister war, und Schweden dem östreichischen Hause feind gewor- den, jenes weil Ferdinand nach Italien Truppen gegen sie ge- schickt und auch Leopold dieselben nicht zurückgerufen hatte, die- ses wegen der Hülfsmannschaft, welche von Leopold den Polen zugeführt war. Daher gaben beide sich alle Mühe, die Wahl Leopolds zu hintertreiben. Sie schickten ihre Gesandten an die einzelnen Höfe umher, wußten allerlei Tadel und jede Befürch- tung in ein großes Schreckbild zusammenzustellen, nach Umstan- den auch Drohungen anzuwenden oder durch Geld die Stim- mung der Fürsten zur Ungunst Oestreichs zu bestechen. Dabei aber fehlte cs unter den Tcutschen ohnehin an Neid und Abneigung gegen das alle Kaiserhaus nicht. Um so eher ließ sich selbst der Kurfürst von der Pfalz für 90,000 Thaler von den Franzosen käuflich finden, um fernerhin ganz nach deren Wünschen bereit

13. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 160

1900 - Stuttgart : Daser
160 Gewandung und Werkzeug. Sie ruheten und rasteten nicht, bis die Einöde zur blühenden Flur ward, bis sie die rohen Anwohner an den Ackerbau und eine gesellige Lebensweise gewöhnten. So war es hier; das Kloster ward eine Oase in der Wüstenei umher, eine Stätte, wo immer Belehrung, Er- munterung und Hilfe zu Anden war in geistlichen und leiblichen Bedürfnissen. Noch in hohem Alter unterließ es Gallus nicht, zu lehren und zu predigen; er starb im Dienste des Herrn im Jahre 627 oder 628. In späteren Jahren erhob sich über seinem Grabe die prachtvolle Kirche der Abtei. — Der heilige Gallus wird gewöhnlich als Abt mit einem Bären zur Seite dargestellt, weil von ihm erzählt wird, daß er bei Besitznahme der Stätte für das Kloster einem solchen Tiere befohlen habe, Brennholz herbeizubringen. 169. Sigmaringen. (Karl Theod. Zingel er.) Die Lage von Sigmaringen an der oberen Donau ist schön und gesund. Bis dicht an die Stadt heran treten die bewaldeten Höhen, Ausläufer des Juragebirges. Von diesen Höhen, die Dank der Fürstlich Hohenzollerischen Verwaltung alle mit wohlgepflegten Wegen und zahlreichen Ruheplätzen versehen sind, genießt man eine schöne Ausschau über das weite Hochtal der Donau bis tief in das fruchtbare Oberschwaben mit seinen zahlreichen Dörfern, wogenden Getreidefeldern, Hopfengärten und dunklen Wäldern. In zahlreichen Windungen durchfließt die Donau mit leichtem Gefälle die Fluren, deren Reiz durch ihre bald sanft murmelnden, bald lustig plätschernden Wellen anmutig hebend. An hellen, klaren Tagen des Frühjahrs, Herbstes und Winters erblickt man von den höchstgelegenen Punkten in der nächsten Umgebung der Stadt die Alpen, die in einer ge- waltigen Kette einen großen Teil des Horizontes von Westen über Süden nach Osten umsäumen, und von den Riesen des Berner Oberlandes bis zu den Schneebergen Bayerns sichtbar sind. Erst in der Neuzeit nahm Sigmaringen, bis in das 19. Jahr- hundert hinein von befestigten Mauern enge eingeschlossen, seinen Aufschwung. Ganz besonders viel hat das Städtchen dem 1885 gestorbenen Fürsten Karl Anton zu verdanken, der es vielfältig ver- schönerte, viele und große Bauten ausführen ließ und die nächste Umgebung mit schönen Anlagen schmückte. Sein Sohn und Nach- folger, Fürst Leopold, folgt dem Beispiele seines erlauchten Vaters, und die städtische Verwaltung bleibt auch nicht zurück, so daß Srg-

14. Bis zur Schlacht bei Sedan - S. 16

1912 - Leipzig : Voigtländer
1870. 15. März: Graf Bismarck im Schlosse zu Berlin zum Diner beim gürsten Karl flnton von hohenzollern. Nach Tisch (Erörterung der spanischen Thronfrage in Anwesenheit des Königs, des Kronprinzen, Bismarcks, Roons, Moltkes, Schleinitz', v. Thiles und Delbrücks. Graf Bismarck tritt mit großer Wärme für die Annahme der Krone ein; der Kronprinz dagegen sieht viele Schwierigkeiten voraus und hält die tage in Spanien für sehr unsicher. 1870. 16. März: Erbprinz Leopold erklärt dem Könige als dhef des hohenzollernschen Hauses, daß er die angebotene Krone ablehnen müsse. — Da Gras Bismarck der Meinung ist, daß die hohenzollern die spanische Kandidatur nicht fallen lassen dürften, schlägt Zürst Karl Anton den dritten Sohn, Prinz Friedrich, als Thronkandidaten vor und beruft ihn nach Berlin, um ihn zur Annahme zu bestimmen. 1870. Nach dem 20. März: Prinz Friedrich lehnt den Antrag nach seinem (Eintreffen in Berlin ab und erklärt, sich nur einem bestimmten Befehle des Königs fügen zu wollen. 1870. Lnde März: Geheimer Legationsrat Lotharbucher und Major v. Versen begeben sich im Aufträge des Grasen Bismarck nach Spanien, um die Lage zu studieren. 1870. V April: Zürst Karl von Rumänien schreibt seinem Vater: „Ich hoffe noch immer, daß Leopold fein letztes wort in der spanischen Angelegenheit noch nicht gesagt hat. Aus Unterredungen, die ich mit gritz gehabt habe, und nach dem, wie ich ihn kenne, schließe ich mit ziemlicher Bestimmtheit daraus, daß er eine derartige Aufgabe nicht wird auf sich nehmen wollen. Der verstand dazu würde ihm keineswegs fehlen, wohl aber die (Erfahrung und Menschenkenntnis. 16

15. Deutsche Geschichte vom Beginn der Neuzeit bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen - S. 195

1905 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Vorgeschichte der Mark Brandenburg. 195 \~l\j vv^vvf. V-Avw fll.^ v,v-v- brgern ihre Heimat in Schwaben. Die Stammburg, nach der sie be-nannt worden sind, liegt auf der Rauhen Alb in der Nhe der Stadt Hechingen. Sie ist in ihrer heutigen Gestalt von den preuischen Knigen Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm I. im Verein mit ihren schwbischen Stammesvettern (f. unten) erbaut worden (18501867). Der Name des Geschlechtes begegnet uns zuerst unter dem Kaiser Heinrich Iv. Unter Heinrich Vi. erscheint der Hohenzoller Friedrich I. ^ als kaiserlicher Burggraf von Nrnberg. In dieser Stellung hatte er den Heer- und Gerichtsbann sowie die Verwaltung der Reichsgter in / den umliegenden frnkischen Landen. Die Shne Friedrichs I. teilten sich in die Besitzungen ihres Hauses so, da der eine die schwbischen/ Stammlande, der andere die Burggrafschaft Nrnberg und die in der Nhe dieser Stadt erworbenen frnkischen Gter erhielt. Der frnkischen Linie war die glnzendste Zukunft vorbehalten1. Sie erlangte den Kurhut von Brandenburg, die Knigskrone von Preußen und die Kaiserkrone des neuen Deutschen Reiches. Wiederholt griffen die hohenzollernschen Burggrafen entscheidend in die Reichsgeschichte ein (S. 114. 118). Karl Iv. erhob sie in den Reichsfrstenstand (1363). Sparsam und umsichtig, erwarben sie nach und nach durch Kauf, Pfand, Erbschaft und Geschenke der Kaiser, deren pflichttreue Beamte sie waren, ein ausgedehntes Gebiet am oberen Main und am Fichtelgebirge, die sog. frnkischen Frstentmer Ansbach und Baireuth, welche bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitze der Hohenzollern geblieben und dann an Bayern gefallen sind. Die Stadt Nrnberg entzog sich immer mehr ihrem Einflsse und kaufte schlielich von Friedrich Vi. das Burggrafenschlo; sie behauptete ihre reichsfreie Stellung bis zum Untergang des Reiches (1806) und wurde dann eine bayrische Landstadt. i Die schwbischen Hohenzollern trennten sich spter (1576) in die beiden Linien Hechingen und Sigmaringen. Ihre Hnpter verzichteten im Jahre 1849 zu Gunsten der frnkischen Linie, die inzwischen die preuische Knigskrone erlngt hatte, auf ihre landesherrlichen Rechte. Seitdem gehren die hohenzollernschen Lande zum preuischen Staat und bilden einen Teil der Rheinprovinz. Die Linie Hechingen ist ausgestorben (1869), das Haupt der Linie Sigmaringen ist der Fürst Leopold von Hohenzollern, der 1870 als Erbprinz die unschuldige Veranlassung zum deutsch-franzsischen Kriege wurde. Das frstliche Haus Hohenzollern-Sigmaringen^ Fürst Karl Anton, f 1885., /Sfc' - - > * Leopold Karl, Fürst von Hohenzollern.> A;_ otnft Oonkumamen. ,____1--------. Gem. Elisabeth von Wied. Wilhelm. Ferdinand. Kart. Erbprinz Kronprinz von, Rumnien . . <72tw . vvi c/ t , t/-V Kt* ' A , i iirvjboilv Jslltk.4-

16. Bis zur Schlacht bei Sedan - S. 17

1912 - Leipzig : Voigtländer
Gut beraten, würde er gewiß dieser großen Mission gewachsen sein. 3m Falle der Annahme der spanischen Krone müßten entschieden einige Bedingungen gestellt werden (Auflösung der durch zahlreiche pronunciamientos zerrütteten Armee, (Errichtung neuer Korps, Modifikationen der Konstitution mit Vorbehalt des absoluten Veto und eines strengen Repressivgesetzes)." 1870. 20. April: Prinz Friedrich von hohenzollern erklärt endgültig, die spanische Aufgabe nicht übernehmen zu können, es sei denn, daß der König es ihm befehle. Da der König die Entscheidung dem Prinzen anheimstellt, wird die Ablehnung beschlossen. — Lothar Bücher wird von dem Fürsten Karl Anton telegraphisch von diesem Beschlusse unterrichtet und mit der Mitteilung an Marsch all prim beauftragt, doch nimmt prim die Ablehnung noch nicht als definitiv an, sondern hält die Hoffnung auf schließliche Annahme aufrecht. ^870. 22. April: Aus einem Briefe des Fürsten Karl Anton an Fürst Karl von Rumänien: „Nachdem Leopold aus gewichtigen Gründen hatte ablehnen müssen, war die Kandidatur von Fritz in ernstliche Aussicht genommen. Die Entscheidung stand bevor, denn aus Madrid drängte man, da erklärt Dein Bruder auf das entschiedenste, daß er die Aufgabe nicht übernehmen könne! Man muß die Sache also fallen lassen, ein großer historischer Moment für das Haus hohen-zollern ist verloren gegangen, ein Moment, wie er noch niemals dagewesen, wohl niemals mehr wiederkehren wird! . . . hätte der König in der letzten Stunde befohlen, so würde Fritz gehorcht haben; da er ihm aber freie Entschließung anheimgestellt hat, so lautet seine Entscheidung auf Nicht annehmen ! hiermit wäre diese Sache abgetan, und die äußerst interessanten Verhandlungen können bei den Akten ruhig schlafen, bis in ferner Zukunft einmal ein Historiker die Geschichte unseres Hauses schreiben wird." „Das Geheimnis von Spanien ist wunderbar gewahrt worden, und es ist von höchster Wichtigkeit, daß es auch (Quell* nbüdjer 16. 17 2

17. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 133

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Folgen der Julirevolution in Belgien, Polen, Italien und Deutschland. 133 Belgien als unabhängig an; zum König wurde Prinz Leopold von Sachsen-Koburgi) gewählt. Ferner brach in Polen ein Aufstand aus, der um so ge- Polnischer jährlicher war, als die Polen über ein organisiertes Heer verfügten. 3tuf,tanb" Diebitsch besiegte sie, ohne doch Warschau nehmen zu können; erstarb an der Cholera, die damals zuerst Europa heimsuchte, ebenso mi. wie Graf Gneisenau, der Befehlshaber des preußischen Beobachtungsheeres. Paskiewitsch unterwarf Polen, das nunmehr zu einer russischen Provinz mit gesonderter Verwaltung gemacht wurde. Eine Menge polnischer Verbannter überschwemmte seitdem die Nachbarländer, immer bereit an Verschwörungen und Ausständen teilzunehmen. Auch in einigen italienischen Staaten, Parma, Modena und Erhebungen dem Kirchenstaat, kam es zu aufrührerischen Bewegungen, die in- m Statten, dessen durch österreichische Truppen niedergeschlagen wurden. Die Seele der nationalen und zugleich republikanischen Bestrebungen in Italien wurde der Verschwörer Giuseppe Mazzini, der, als Flüchtling in der Schweiz lebend, auch auf die Flüchtlinge aus anderen Staaten, die sich dort sammelten, einen bedeutenden Einfluß ausübte. § 109. Die Folgen der Julirevolution in Deutschland. Unter Bewegungen dem Eindruck der Julirevolution entstanden auch in Deutschland deutschland, Volksbewegungen, deren Ergebnis zunächst war, daß mehrere norddeutsche Mittel- und Kleinstaaten Verfassungen erhielten: so Sachsen, Hannover, Kurhessen. In Braun schweig entstand sogar eine Revolution, durch welche der zügellose junge Herzog Karl, der Sohn des bei Quatrebras gefallenen Friedrich Wilhelm, gestürzt und sein Bruder Wilhelm erhoben wurde?) In Süddeutschland nahm die liberale Opposition einen tu Südneuen Aufschwung, was sich in heftigen parlamentarischen Kämpfen beut^laub-äußerte. Leider nahm der süddeutsche Liberalismus unter dem Ein- 1) Das Haus Koburg, das jetzt den belgischen Thron und bald darauf durch die Heirat des Prinzen Albert mit der Königin Viktoria die Anwartschaft auf die englische Krone erwarb, bestieg außerdem durch die Vermähluug des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Koburg-Kohary mit der Königin Maria Ii. da Gloria auch den Thron von. Portugal und schließlich 1887 auch den von Bulgarien, nachdem Prinz Ferdinand aus derselben Linie durch die bulgarische Nationalversammlung zum Fürsten gewählt worden war. 2) Karl, der „ Diamantenherzog", starb in Genf. Herzog Wilhelm starb kinderlos 1884; da sein Erbe, der Herzog von Cumberlaud, der Sohn des letzten Königs von Hannover, sich nicht dazu hat verstehen können endgültig auf Hannover zu verzichten, so wird Braunschweig von dem Prinzen Albrecht von Preußen als Regenten verwaltet.

18. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 364

1889 - Berlin : Nicolai
— 364 — Benedetti nach einigen Stunden eine dritte Andienz. Auf Befragen, welcher Gegenstand zu besprechen sei, ließ er erwidern, daß er den am Morgen besprochenen zu wiederholen verlange. Der König wies aus diesem Grunde eine nene Audienz zurück, da er keiue andere Antwort als die gegebene habe, übrigens auch von nun au alle Verhandlungen durch die Ministerien zu gehen hätten. Den Wunsch des Grafen Benedetti, sich beim Könige bei seiner Abreise zu verabschieden, gewährte derselbe, indem er ihn bei einer Fahrt nach Koblenz auf dem Bahnhofe am 14. im Vorübergehen begrüßte. Hiernach hat also der Botschafter 3 Audienzen beim Könige gehabt, die stets den Charakter von Privatgesprächen trugen, da Graf Benedetti niemals als Beauftragter oder Unterhäudler sich gerierte. 289. Verzicht des Erbprinzen von Hohenzollern auf die spanische Thronkandidatur. 1870. Telegramm an den spanischen Minister-Präsidenten. (Staatsarchiv, Xix., Nr. 4020, französisch.) Schloß Sigmaringen, 12. Jnli 1870. 11 Uhr 28 Min. In Betracht der Verwickelungen, denen die Kandidatur meines Sohnes Leopold auf deu spanischen Thron zu begegnen scheint, und der peinlichen Lage, welche die letzten Ereignisse dem spanischen Volke bereitet haben, indem sie es in eine Alternative versetzten, da es doch nur iu dem Bewußt- sein seiner Unabhängigkeit einen Entschluß fassen konnte: in der Über- zengnng, daß in solcher Lage seine Wahl nicht die Aufrichtigkeit und Frei- Willigkeit haben könnte, auf welche mein Sohn bei der Annahme der Kan- didatur gerechnet hat, ziehe ich dieselbe in seinem Namen zurück. Fürst vou Hohenzollern'). 281. Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. 1870. (Hirth und Gosen, I., S. 253, französisch.) Der unterzeichnete Geschäftsträger vou Frankreich hat, in Ausführung der Befehle, welche er vou seiner Regierung erhalteu, die Ehre, zur Kenntnis Sr. Excellenz des Herrn Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät des Königs von Preußen die solgeude Mitteilung zu bringen: Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers der Franzosen sieht sich, indem sie das Projekt, einen preußischen Prinzen aus den Thron von Spanien zu erhebeu, nur als eine gegeu die territoriale Sicherheit Frank- reichs gerichtete Unternehmung betrachteu kann, in der Notwendigkeit, von Sr. Majestät dem Könige von Preußen die Versicherung zu verlangen, daß ein solcher Plan mit seiner Zustimmung sich nicht verwirklichen könne. ') Karl Anton 1888). — Am 16. Nov. wählten die Cortes den Prinzen Amadeo von Italien, Herzog von Aosta,

19. Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart - S. 89

1899 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
ü. Die Gründung des Deutschen Reiches. 89 die Anfrage eines Abgeordneten eine Erklärung ab, die eine dreiste Herausforderung gegen Preußen enthielt, aber eben darum in den Zeitungen und in der Kammer einen jubelnden Beifallsturm erregte. Am 12. Juli lehnte Fürst Karl Anton im Namen seines Sohnes die Krone ab. Nun aber erklärte Gramont, das sei Nebensache, verlangte von dem norddeutschen Botschafter in Paris v. Werth er, König Wilhelm solle an Kaiser Napoleon einen, zur Veröffentlichung bestimmten, Entschuldigungsbrief schreiben, und beauftragte den französischen Botschafter Grafen Benedetti, vom Könige, der zur Kur in Ems weilte, die Erklärung zu verlangen, dafs er sich dem Verzicht des Prinzen Leopold auf die spanische Krone an-schliefse und die Bewerbung desselben auch für die Zukunft nie zulassen werde. Am Morgen des 13. Juli lehnte König Wilhelm auf der Brunnenpromenade in Ems dieses Ansinnen in freundlicher Weise ab, und als am Nachmittage der Werthersche Bericht einlief, liefs er Benedetti sagen, seine Äufserungen vom Morgen seien sein letztes Wort in der Sache. Am 14. reiste er über Koblenz nach Berlin, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wurde. Von den Ems er Vorgängen erfuhr das Volk durch eine Depesche, welche an Bismarck gerichtet war — dieser war erst am 12. von seinem pommerschen Gute Varzin in Berlin eingetroffen —, welche er jedoch, um der Nation die Schmach klar zu machen, die man ihr und dem Könige anthun gewollt, in zweckentsprechend gekürzter Form veröffentlichte. In Paris war die kriegerische Aufregung ungeheuer und wurde durch lügenhafte Berichte der Regierung geschürt. In Berlin ward in der Nacht zum 16. Juli die Mobilmachung beschlossen. Am 19. traf die Kriegserklärung Frankreichs ein, die der soeben berufene Norddeutsche Reichstag mit donnerndem Beifall begrütste. An demselben Tage, dem Todestage der Königin Luise, erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die ganze deutsche Nation, auch die süddeutschen Stämme, sah man von einer nationalen Begeisterung ergriffen, wie nie zuvor in ihrer ganzen Geschichte; die „Wacht am Rhein“ wurde das deutsche Kampf- und Siegeslied.

20. Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart - S. 91

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Gründung des Deutschen Reiches. in den Zeitungen und in der Kammer einen jubelnden Beifallsturm erregte. Am 12. Juli lehnte Fürst Karl Anton, um die Kriegsgefahr abzuwenden, im Namen seines Sohnes die Krone ab. Nun aber erklärte Gramont, das sei Nebensache, verlangte von dem norddeutschen Botschafter in Paris v. Werther, König Wilhelm solle an Kaiser Napoleon einen, zur Veröffentlichung bestimmten, Entschuldigungsbrief schreiben, und beauftragte den französischen Botschafter Grafen Benedetti, vom Könige, der zur Kur in Ems weilte, die Erklärung zu verlangen, dafs er sich dem Verzicht des Prinzen Leopold auf die spanische Krone anschliefse und die Bewerbung desselben auch für die Zukunft nie zulassen werde. Am Morgen des 13. Juli lehnte König Wilhelm auf der Brunneii-promenade in Eins dieses Ansinnen.in freundlicher Weise ab, und als am Nachmittage der Werthersche Bericht einlief, liefs er Benedetti sagen, seine Äufserungen vom Morgen seien sein letztes Wort in der Sache. Am 14. reiste er über Koblenz nach Berlin, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wurde. Von den Ems er Vorgängen erfuhr das Volk durch eine Depesche, die an Bismarck gerichtet war — dieser war erst am 12. von seinem pommerschen Gute Varzin in Berlin eingetroffen —■; um jedoch der Nation die Schmach klar zu machen, die man ihr und dem Könige anthun gewollt, veröffentlichte er dieselbe in zweckentsprechend gekürzter Form. Die hierin enthaltene Demütigung mufste die französische Regierung entweder hinnehmen oder losschlagen, bevor der Kriegsbund gerüstet war. In Paris war die kriegerische Aufregung ungeheuer und wurde durch lügenhafte Berichte der Regierung geschürt. In Berlin ward in der Nacht zum 16. Juli die Mobilmachung beschlossen. Am 19. traf die Kriegserklärung Frankreichs ein, die der soeben berufene Norddeutsche Reichstag mit donnerndem Beifall begrüfste. An demselben Tage, dem Todestage der Königin Luise, erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes. Die ganze deutsche Nation, auch die süddeutschen Stämme, sah man von einer nationalen Begeisterung ergriffen, wie nie zuvor in ihrer ganzen Geschichte; die „Wacht am Rhein“ wurde das deutsche Kampf- und Siegeslied.