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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Zeitalter des krassen Absolutismus (vou 16481740). Zankapfel durch die auf eigne Faust dem Friedensvertrage zugesetzte Klausel, da die katholische Religion in den Orten geduldet werde, die von Fran-zosen besetzt gewesen waren. Das betraf 1922 Orte! 3. Bestellung des politifchen Gleichgewichts in Europa durch den Spanifchen Erbfolgekrieg. bevsti te 20. Die Iptinifche Frage. Da König Karl Ii. von Spanien l9te'(16651700) kinderlos war. beschftigte die Frage, wer das trotz vieler Verluste immer noch bedeutende Reich erben werde, seit Jahren die euro-Peuschen Kabinette, ganz besonders lebhaft, seit seine stets schwchliche Gesund-heit sich verschlechtert hatte und ein baldiges Ableben erwarten lie. Seine ltere Stiefschwester Maria Theresia hatte auf das Erbe verzichtet, ihr Gemahl Ludwig Xiv. aber dachte nicht im entferntesten daran. Ansprche fahren zu lassen, die eine gewaltige Machtvermehrung in Aussicht stellten. Unbedingtes Erbrecht stand der deutschen Linie des Hauses Habsburg zu und zwar zuerst dem Kaiser Leopold I., zumal er der Sohn einer spanischen Prinzessin und der Gemahl einer solchen war. Beide Prinzessinnen hatten ihr Erb-Politik der recht ausdrcklich gewahrt. Fr die nichtbeteiligten Seemchte fiel tue-@eemcl)te-nigei- das Recht auf den Thron ins Gewicht, als die politische Be-rechnnng. da fr sie die bermige Machtsteigerung sterreichs und Frankreichs gleich gefhrlich fei. Weder wnschten sie die Wiederbegrn-dung eines Weltreichs, wie es Karl V. besessen hatte, noch eine Verbin-dnng Spaniens mit Frankreich aus berechtigter Angst fr ihren Kolonial-Handel und ihre Seemacht. Den Vorstellungen Wilhelms Iii. gelang Teilungs-es, Ludwig Xiv. zu einem Teilungsplane zu bestimmen, demzufolge Vorschlge.leopolds Enkel, der bayrische Kurprinz Joseph Ferdinand. Haupterbe werden. Frankreich und sterreich spanische Nebenlnder erhalten sollten. Karl machte den Prinzen zum Erben der ganzen Monarchie. Da dieser aber pltzlich an Blattern starb (1699), begann das Rnkespiel der Ka-binette von neuem. Leopold verlangte, um den Seemchten ihre Besorg-nisse zu nehmen, den spanischen Thron fr seinen zweiten Sohn Karl (Kaiser Karl Vi.), der nach einem neuen Teiluugsentwurf des Oraniers die italienischen Besitzungen Spaniens, Mailand, Neapel, Sizilien an Frankreich abtreten sollte. Von Teilung wollte Leopold nichts wissen und versumte, allzusehr aus sein gutes Recht vertrauend, die ntige Beein-flnssnng des Madrider Hofes. So lies ihm die franzsische Partei den Testament Rang ab und bestimmte den todkranken König dazu, seine Krone dem lis n"zweiten Enkel Ludwigs Xiv., dem Herzog Philipp von Anjou, zu ver-machen. Kurz nach Unterzeichnung des Testaments starb der letzte spa-nische Habsburger (1. November 1700). Der spanische Gesandte sprach die erhoffte Union von Frankreich und Spanien mit dem Worte aus:

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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 391

1834 - Berlin : Enslin
Macht entstehen mußte, daß das europäische Gleichge- wicht in großer Gefahr stand. Er brachte es mit Hülfe ^ Hollands bei den beiden Mächten, welche nach dem groß- ßen Erbe trachteten, dahin, daß sie sich beide mit einem Theil davon begnügen wollten. Weil nämlich ein Erb- prinz von Baiern, Joseph Ferdinand, der Enkel einer spanischen Prinzeß, deshalb auch Ansprüche auf die spa- nische Krone machen konnte, so gaben es in einem Thei- lungsvertrag Frankreich und Oestreich zu, daß dieser Prinz von Baiern das eigeutliche Königreich Spanien erhalten sollte, aber die dazu gehörigen Nebenlander wollte man davon losreißen und zwischen den» Enkel Ludwigs Xiv., Philipp von Anjou, und dem jüngsten Sohn des Kaisers Leopold I., dem Erzherzog Karl, thei- len. Durch diese Bestimmung über das spanische Reich, die noch wahrend der Lebzeiten König Karls Ii. gemacht wurde, fühlte sich derfelbe, besonders da man sie ohne ihn getroffen hatte, so beleidigt, daß er jetzt durch ein Testament den baierschcn Prinzen zum alleinigen Erben seines ganzen Reichs einsetzte, wodurch er zugleich auch dessen Zerstückelung verhüten wollte. Aber dieser Prinz, dem jetzt so großes Glück bevorsiand, starb, als er eben nach Spanien abreisen wollte, so daß es mit der spa- nischen Erbschaft von neuem zweifelhaft wurde. Jetzt wandte sich der spanische König auf die Seite Oestrerchs und bestimmte den Erzherzog Karl zu seinem Nachfol- ger, verlangte aber, daß Kaiser Leopold diesen seinen Sohn sogleich nach Spanien schicken, ihn iedoch auch mit Kriegstruppen ausstatten sollte. Unoegreifiicher Weise aber weigerte sich Kaiser Leopold dieser letzten Forderung, und ließ dadurch seinen Vortheil gar unklug aus der Hand gehen. Denn nun brachte es dev fran- zösische Gesandte an dem spanischen Hofe, der kluge Marquis von Harcourt dahin, daß Karl 11. den fran- zösischen Prinzen Philipp von Anjou in einem Testamente zum Erben der ganzen spanischen Monarchie einsetzte. Als der König im Novbr. 174so starb, wurde dieses Te- stament eiligst nach Frankreich geschickt, und Ludwig Xiv. nahm cs an, und begleitete seinen Enkel Philipp selbst bis an die Pyrenäen, von wo. dann dieser nach Madrid ging, und sich daselbst als König Philipp V. anerkennen

2. Allgemeine Weltgeschichte - S. 26

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Zeitalter des krassen Absolutismus (von 16481740). Zankapfel durch die auf eigne Faust dem Friedensvertrage zugefetzte Klausel, da die katholische Religion in den Orten geduldet werde, die von Fran-zofen besetzt gewesen waren. Das betraf 1922 Orte! 3. Bestellung des politifchen Gleichgewichts in Europa durch den Spanifchen Erbfolgekrieg. Erb- 20. Die [pcinirche Frage. Da König Karl Ii. von Spanien (16651700) kinderlos war, beschftigte die Frage, wer das trotz vieler Verluste immer noch bedeutende Reich erben werde, seit Jahren die enro-Mischen Kabinette, ganz besonders lebhast, seit seine stets schwchliche Gesnnd-heit sich verschlechtert hatte und ein baldiges Ableben erwarten ke. Seme ltere Stiefschwester Maria Theresia hatte auf das Erbe verzichtet, ihr Gemahl Ludwig Xiv. aber dachte nicht im entferntesten daran, Ansprche fahren zu lassen, die eine gewaltige Machtvermehrung in Aussicht stellten. Unbedingtes Erbrecht stand der deutschen Linie des Hauses Habsburg zu und zwar zuerst dem Kaiser Leopold I., zumal er der Sohn einer spanischen Prinzessin und der Gemahl einer solchen war. Beide Prinzessinnen hatten ihr Erb-Politik der recht ausdrcklich gewahrt. Fr die nichtbeteiligten Seemchte siel we-Seemchte. . er bq Recht auf den Thron ins Gewicht, als die politifche Be-rechnuug, da fr sie die bermige Machtsteigerung sterreichs und Frankreichs gleich gefhrlich fei. Weder wnschten sie die Wiederbegrn-dnna eines Weltreichs, wie es Karl V. besessen hatte, noch eine Verbin-bnnq Spaniens mit Frankreich aus berechtigter Angst fr ihren Kolonialhandel und ihre Seemacht. Den Vorstellungen Wilhelms Iii. gelang Teilungs-es Ludwig Xiv. zu einem Teilungsplane zu bestimmen, demzufolge vorschlage.leopolds Enkel, der bayrische Knrprinz Joseph Ferdinand. Haupterbe werden, Frankreich und sterreich spanische Nebenlnder erhalten sollten. Karl machte den Prinzen zum Erben der ganzen Monarchie. Da dichr aber pltzlich an Blattern starb (1699), begann das Rnkespiel der Ka-binette von neuem. Leopold verlaugte, um den Seemchten ihre Besorgnisse zu nehmen, den fpanifchen Thron fr feinen zweiten Sohn Karl (Kaiser Karl Vi.), der nach einem neuen Teilungsentwurf des Oraniers die italienischen Besitzungen Spaniens. Mailand, Neapel. Sizilien an Frankreich abtreten sollte. Von Teilung wollte Leopold nichts wissen und versumte, allzusehr auf fein gutes Recht vertrauend, die notige Beein-flnffnng des Madrider Hofes. So lief ihm die franzsische Partei den Testament Rang ab und bestimmte den todkranken König dazu, seine Krone dem ^"'zweiten Enkel Ludwigs Xiv.. dem Herzog Philipp von Anjou. zu ver-machen. Kurz nach Unterzeichnung des Testaments starb der letzte spa-nische Habsburger (1. November 1700). Der spanische Gesandte sprach die erhoffte Union von Frankreich und Spanien mit dem Worte aus:

3. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 274

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
274 / Drittes Buch. gefunden, die Ludwig Xiv. ausschreiben muß, um die Kosten seiner Kriege zu bestreiten. Schon sind die Bretagne, Normandie und Guienne aufgestanden und haben mit Waffengewalt niedergeworfen werden müssen. Aber der König ist entschlossen, nicht zu rasten und hat den Frieden nur geschlossen, um in demselben gewaltsam um sich greifen zu können. Spanien in seiner Schwäche verachtet er, Karl Ii. von England ist im Stillen doch noch immer sein Bundesgenosse, den Kaiser und das Reich der Deutschen hofft er ungestraft höhnen zu 1680 können. Schon 1680 errichtet er zu Metz und Breisach die soge- nannten Reunionskammern. Die sollten ausfindig machen, welche Städte und Orte, weil sie einmal in Lehnszusammenhang mit den Districten gestanden, die an Frankreich abgetreten worden, eigent- lich schon früher an ebendasselbe hätten kommen sollen. Das war ein bloßer Laut, welchen der König in den Mund nahm, um den frechsten und ungeheuersten Gewaltthaten den dünnsten Mantel, den 16so es geben konnte, umzuwerfen. Damals 30. Octbr. 1680 geschah, daß die Franzosen sich Strasburgs bemeisterten, des Schlüssels zum südlichen Deutschland, damals geschah, daß Frankreich durch ge- waltsame Hinwegnahme einer großen Menge von Städten und Orten Spanien und das deutsche Reich frech verhöhnte. Daß ihm Spanien darauf den Krieg erklärte, brauchte Ludwig Xiv. wenig zu kümmern, so null war die spanische Macht geworden. Auf die Klagen der Deutschen antwortete er so, daß es nur als Hohn und Spott angesehen werden konnte. Und in der That, Deutschland mußte es dulden, nicht allein, weil bei der erbärmlichen Reichsverfassung alle Kraft und Einheit verloren gegangen, weil unter den Fürsten und Ständen die na- tionale Gesinnung untergcgangen, sondern auch weil ein anderes und furchtbares Wetter Deutschland eben bedrohte. Und Ludwig Xu/, war nicht ohne Antheil daran, daß es heraufzog. Hiermit hing es folgender Gestalt zusammen. In Ungarn wurden die Protestanten unter Leopold k., wie schon früher unter Ferdinand Ii!., auf das Wildeste bedrückt, ihre Kirchen unter den nichtigsten Vorwänden gebrochen, ihre Prediger auf die Galeeren geschleppt. Die Jesuiten waren Alles bei Leopold I. und ihr steter Rath und ihr stetes Gebet war Brand und Mord gegen den Protestantismus. Aber auch die andern Rechte des Adels von Ungarn wurden verletzt, denn auch hier suchte die Autokratie sich Bahn zu brechen. Da erhob Emmerich 1676 Tökely, es war zur Zeit des Congresses von Nimwegen, das Ban- ner für die alten Freiheiten Ungarns , für allgemeines Recht gegen Kaiser Leopold I., und alsbald siel ihm ganz Ungarn zu, so weit es damals dem Hause Habsburg gehörte. Ludwig Xiv. hatte sogleich

4. Kursus 3 - S. 93

1880 - : Lauteborn
— 93 Gebeine umhergestreut. Als man den französischen Befehlshaber nach der Ursache dieser Härte fragte, sprach er kurz: „Der König will's!" — und zog ein Verzeichnis von 1200 Ortschaften heraus, die noch niedergebrannt werden sollten. Ein solch' himmelschreiendes Verfahren trieb denn doch die deutschen Fürsten vereint zu den Waffen. Auch Spanien, Holland und England schlossen sich den Deutschen an, um der Eroberungssucht des übermütigen Franzosenkönigs endlich ein Ziel zu setzen. Nach mehrjährigem Kampfe führte allgemeine Erschöpfung der beteiligten Mächte den Frieden zu Ryswik herbei (1697). Ludwig zeigte sich gegen Erwarten gemäßigt und gab alle eroberten Länder mit Ausnahme des Elsaß an die rechtmäßigen Besitzer zurück. 55. Der spanische Krbfotgekrieg. Der König von Spanien, Karl Ii. aus dem Hause Habsburg, war kinderlos. Seine ältere Schwester hatte bei ihrer Vermählung mit Ludwig Xiv. von Frankreich förmlich auf den Thron von Spanien verzichtet. Seine jüngere Schwester war die Gemahlin des deutschen Kaisers Leopold I. Die Tochter Leopolds, Maria Antonia, war an den Kurfürsten Max Emanuel verheiratet, der von 1679 bis 1726 in Bayern regierte. Emanuels Sohn, Joseph Ferdinand, stammte also direkt von den spanischen Königen ab und hatte, da seine Voreltern keinen Verzicht geleistet, die gerechtesten Ansprüche auf den spanischen Thron. Und wirklich setzte Karl Ii. den Kronprinzen von Bayern durch ein Testament zu seinem Universalerben ein. Im Jahre 1699 starb der als Erbe bestimmte Joseph Ferdinand an den Pocken. In einem neuen Testamente ernannte Karl Ii. den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp von Anjou, zum spanischen Thronfolger. Als nun im Jahre 1700 Karl Ii. starb, nahm dieser als Philipp V. den spanischen Thron in Besitz. Da aber die Gemahlin Ludwigs Xiv. bei ihrer Vermählung allen Erbansprüchen auf die spanische Monarchie für sich und ihre Nachkommen entsagt hatte, forderte der deutsche Kaiser Leopold I. die Nachfolge in Spanien für seinen Sohn Karl. So kam es zwischen den beiden Schwägern, Leopold I. von Deutschland und Ludwig Xiv. von Frankreich, neuerdings zum Krieg. Mit Kaiser Leopold I. hielt es England, Holland und ein

5. Ausführliche Geschichtstabellen - S. 96

1913 - Paderborn : Schöningh
96 2. Frankreichs Eroberungskriege. Ludwig versucht planmäßig die Ostgreuze Frankreichs auf Kosten der Nachbarinächte, insbesondere Spaniens und des Reiches, vorzuschieben (vgl. 1648, S. 92). 1658—1705 Kaiser Leopold I. Er wird im Westen in die Eroberungskriege Frankreichs, im Osten in Kämpfe mit den Türken verwickelt. Einzelne Reichsfürsten greifen mit ein, das Reich als Ganzes ist fast untätig. a) 1659 Im Pyrenäischen Frieden tritt Spanien an Frank- reich die niederländische Landschaft Artois ab. b) 1668 Der erste Raubkrieg Ludwigs Xiv., gegen die spanischen Niederlande gerichtet, scheitert durch die Tripelallianz Englands, Schwedens und Hollands. Im Frieden zu Aachen erhält Frankreich nur kleine Gebietsteile an seiner Grenze, darunter das feste Lille. c) 1672—1678 Der zweite Raubkrieg ist gegen die Republik Holland gerichtet. Ludwig hat England und Schweden vom Bunde mit Holland abgetrennt. Aber der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, bald auch der Kaiser und Spanien treten auf Seite Hollands. 1672 Holland, in Not, hemmt das Vordringen des französischen Heeres durch das Durchstechen der Dämme. Die Franzosen unter Eonde und Turenne bleiben im Felde siegreich. 1675 Der Große Kurfürst schlägt die Schweden, Frankreichs Verbündete, bei Fehrbellin. 1678 Im Frieden von Nymwegen erhält Frankreich die spanische Freigrafschaft Burgund und einige Plätze der spanischen Niederlande. d) 1680—1684 Ludwig Xiv. raubt im Frieden durch die Re- unionen deutsches Land im Elsaß und in Lothringen (1681 Straßburg). 1685 Ludwig Xiv. hebt das Edikt von Nantes auf. Viele hugenottische Familien entziehen sich der religiösen Bedrückung durch Flucht in das evangelische Ausland, besonders nach Brandenburg.

6. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 87

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 87 — Kaiser Karl V. hatte einst gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich Wien fahren lassen und Straßbnrg retten." Der Kaiser Leopold dachte ander». L. Die Türken vor Wim 1683. Aber ließen sich denn diesen 1683 frechen Raub der Kaiser und die Reichsfürsten gefallen? Ludwig Xiv. hatte dafür gesorgt, daß diese mit sich selbst genug zu thun hatten: Er hatte dem Kaiser die Türken ins Land gerufen, welche zusammen mit den von Leopold I. hart bedrückten evangelischen Ungarn aus dem Wege nach Wien waren und die Kaiserstadt hart bedrängten. Der Graf Rüdiger von Stahremberg wußte den Heldenmut der Wiener Bürger so m entfesseln, daß sie lieber untergehen als dem Halbmond ihre liebe Heimatstadt ausliefern wollten. Nachdem die heldenmütigen Verteidiger 80 wütende Stürme der Türken abgeschlagen hatten, erschien endlich Hilfe in dem deutschen Reichsheer unter Herzog Karl von Lothringen und den Polen unter dem König Johann Sobiesky. In heißer Schlacht wurden die Ungläubigen aus dem Kahlenberge vor Wien geschlagen und zur Flucht nach Ungarn gezwungen. Das überaus reiche Türkenlager wurde eine Beute der Sieger, und statt der Trauer und des Hungers zog Freude und Überfluß in Wien ein. 3. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes und die Folgen. Der sonst so schlaue Ludwig Xiv. beging jetzt einen schlimmen Fehler. Gedrängt von seinem Beichtvater und seiner frömmelnden Gemahlin hob er 1685 das Edikt von Nantes (S. S. 67) auf. Die Hugenotten, denen Richelieu schon während des 30 jährigen Krieges die Sicherheitsplätze genommen hatte, begannen auszuwandern (S. 83. 84). Nur m den Sevennen glaubten die frommen Hirten und Bauern unter Anführung eines Hirtenknaben ihren Glauben mit bewaffneter Hand verteidigen zu können. Sie wurden von der rohen Soldateska niedergemordet, und 100000 starben für ihre Überzeugung. Als die Auswanderung eine gewaltige Höhe annahm, wurde sie verboten, und nun mußten sich die armen Hugenotten heimlich unter den verschiedensten Verkleidungen über die Grenze schleichen. Man schätzt die unmittelbare Einbuße Frankreichs auf 60 Millionen, einzig die Marine verlor 9000 Matrosen und 600 Offiziere. Die französische Industrie, welche durch den Finanzminister Colbert zur höchsten Blüte gebracht war — die Tuchweberei hat er erst in Frankreich eingeführt — erlitt ebenso wie die Marine einen unersetzlichen Schaden. Da auch die Kriege Ludwigs Xiv. und seine Verschwendungssucht Unsummen verschlungen hatten, so sank der Wohlstand Frankreichs bedeutend, und die Schuldenlast stieg aus 2600 Millionen Livres. Jährlich wurden 183 Millionen mehr ausgegeben als eingenommen. Freilich unterhielt Frankreich ein stehendes Heer von 400 000 Mann und besaß 267 Kriegsschiffe, mehr als damals irgend ein Land der Erde. Trotz der glänzenden Regierung Ludwigs Xiv. herrschte im Innern das tiefste Elend, da die Bauern mit Steuern so gedrückt waren, daß sie kaum den nagenden Hunger zu stillen vermochten. 4. Der dritte Raubkrieg und der spanische Erbfolgekrreg 1701-1714. Danach stürzte der König das Land in neuen Krieg;

7. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 34

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 34 — 13. Mi Kiiuli girapurßs. Die Kilukiw non Wen. In der 2. Hälfte des 30 jährigen Krieges nahm auch Frankreich am Kampfe teil. Es ging, wie wir schon gehört haben, ein Bündnis mit den Schweden ein und erreichte durch Gewalt und Ränke sein Ziel — den Besitz des Elsaß. Damals regierte in Frankreich Ludwig Xiv., ein ländergieriger, ruhmsüchtiger und gewissenloser Fürst. Er mengte sich in jede fremde Angelegenheit und fing mit aller Welt Krieg an. Er wollte Frankreich zum mächtigsten und angesehensten Staate in Europa machen, alle anderen sollten seinen Befehlen gehorsam sein. Besonders auf die Schwächung des österreichischen Hauses hatte er es abgesehen. — Was nun Ludwig unternahm, um seine stolzen Pläne auszuführen, und wie ihm kein Mittel zu schlecht war, seine Absichten zu erreichen, davon wollen wir jetzt einiges hören. Den deutschen Kaiserthron nahm damals Leopold I. ein. Dieser Fürst war seiner hohen Ausgabe nicht gewachsen. Träge und gleichgültig versäumte er stets den rechten Zeitpunkt zum Handeln. Und doch wäre Wachsamkeit und rascher Entschluß niemals mehr nötig gewesen, als unter ihm. Im Jahre 1667 hatte Ludwig Xiv. einen Krieg mit den Spaniern angefangen. Ihm gelüstete nach dem Besitz der südlichen Niederlande. In seinem Siegeslaufe wurde er besonders durch die Holländer gehemmt. Als er deshalb mit Spanien hatte Frieden schließen müssen, wendete er sich später gegen die Holländer. Deutschland war dabei zwar auch bedroht, aber Kaiser Leopold blieb dennoch unthätig. Erst nach langem Zögern entschloß er sich, an dem Kriege gegen Frankreich teilzunehmen. Doch zu einer herzhaften That konnte er sich nicht aufraffen. Da fah denn Ludwig ein, daß dieser Gegner nicht zu fürchten sei. Und flugs beschloß er, den Besitz, den er im 30 jährigen Kriege von Österreich gewonnen hatte, durch eine kühne, aber treulose That mit einem Male abzurunden und zu vergrößern. Durch den Westfälischen Frieden hatte Frankreich den Elsaß gewonnen. Aber nur soweit er zu Österreich gehörte. Die freien Reichsstädte im Elsaß samt ihren Gebieten waren in diese Erwerbung nicht inbegriffen. Aber der Elsaß ohne die blühenden, wohlhabenden Reichsstädte war nur ein halber Gewinn. Besonders aber ohne Straßburg. Diese wichtige Stadt mit ihrem herrlichen Münster war der Schlüssel zu Deutschland, so daß Karl V. einmal sagte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig in Gefahr wären, würde er zuerst letzteres zu retten suchen." — Schon während des Holländischen Krieges hatte Ludwig Xiv. 10 elsässische Reichsstädte unterwerfen und befestigen lassen, jetzt stellte er die unerhörte Behauptung aus: im Westfälischen Frieden sei ihm der Elsaß zugesprochen worden nicht nur mit dem, was jetzt dazu gehöre, sondern mit allem, was je dazu gehört habe. Um nun unter dem Scheine des Rechtes den beabsichtigten Raub ausführen zu können, richtete er zu Metz und Breisach 2 Gerichtshöfe ein, die untersuchen sollten, was sonst einmal zum Elsaß

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Der Streit um das spanische Erbe. Iv 83—92. 83 Karl Ii. und das spanische Volk hätten am liebsten den nächst- berechtigten Erben auf dem Thron gesehen: den siebenjährigen Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern, Leopolds Enkel aus seiner ersten Ehe mit Karls Ii. Schwester. Aber der Prinz starb vor dem König von Spanien. Nun bestimmte Leopold I. seinen zweiten Sohn, den Erzherzog Karl, Ludwig Xiv. seinen zweiten Enkel, zum König von Spanien; jeder der beiden Monarchen wollte eine jüngere Linie □ seines Hauses auf dem spanischen Throne sehen. □ In seinem Letzten Willen ernannte Karl den zweiten Enkel Ludwigs Xiv., den Herzog Philipp von Anjou, zu seinem Nachfolger; Spanien sollte samt den Niederlanden, Mailand, Neapel nebst Sizilien und Sardinien sowie „beiden Indien" an das bourbonische Haus, aber nie an Frankreich fallen. Im Vertrauen auf sein Heer von 200000 Mann stellte Ludwig den jungen Philipp V. seinem Hos alsbald als König von Spanien vor: „Nun sind die Pyrenäen weggeschmolzen", rief der spanische Gesandte. * * Beide Gegner hatten sich von langer Hand auf den Krieg vorbereitet ; das Testament Karls Ii. fand dabei so wenig Beachtung wie der Verzicht auf die spanische Erbfolge, den Ludwigs Gemahlin bei ihrer Vermählung ausgesprochen hatte. Ludwig Xiv. schloß ein Bündnis mit dem Kurfürsten von Bayern, dem Vater des verstorbenen Thronerben, und dessen Bruder, dem Kurfürsten von Köln. Damit nicht auch der Kurfürst von Brandenburg auf die französische Seite trete, sicherte der Kaiser nach langem Bedenken Fried-rich Iii. die Anerkennung der Königswürde zu, die er sich beilegen □ wollte. □ 2. An demselben Tag, an dem Ludwig Xiv. die spanische Erbschaft annahm, unterzeichnete Leopold den Vertrag, durch den er die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König in Preußen guthieß; die Kvnigswürde ruhte auf dem souveränen Herzogtum Ostpreußen. Am 18. Januar 1701 setzte König Fried-rich I. in Königsberg sich und seiner Gemahlin die Krone aufs Haupt, nachdem er den Schwarzen Adlerorden gegründet hatte. Dafür stellte er auf die ganze Dauer des Krieges 8000 Mann seines erprobten Heeres in den kaiserlichen Dienst. * *Kurz zuvor hatte Leopold die Schaffung einer neunten Kur-würde für das Haus Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) genehmigt und sich dadurch in dem neuen „Reichs-Erzpannerherrn",

9. Examinatorium der Geschichte - S. 70

1910 - Magdeburg : Selbstverl. E. Lebegott
70 (von Sachsen und König von Polen (siehe Nr. 481), ans Polen, setzte daselbst Stanislaus Lesczinsky zum König ein und zwang auch Sachsen zum Frieden. Er wagte sich dann zu tief nach Rußland lnein, wo Karl Xii. 1709 bei Pnltawa von Peter dem Grotzen besiegt wurde. Er floh nach der Trkei, wo er fnf Jahre unttig verblieb. Karl fiel 1718 bei der Belagerung von Friedrichshall in Norwegen. Peter der Groe hatte inzwischen die Ostsee-Provinzen erobert, die Ruhland auch behielt, und (1703) Petersburg gegrndet. (S. Frage 509). 515. Hat sich Preußen an dem Kriege beteiligt? Mit welchem Erfolge? Preußen beteiligte sich erst unter Friedrich Wilhelm I. an dem Kriege, es erhielt im Frieden zu Stockholm (1721) Porpommern und Stettin, jedoch nicht Stralsund und Rgen, die erst 1814 an Preußen fielen. 35. Der spanische Erbsolaekriea 170113 (14) 516. Wer waren die beiden Hauptgegner im Kriege? Kaiser Leopold I. und Ludwig Xiv. von Frankreich. 517. Was veranlat den Krieg? In Spanien war der Habsburger Karl Ii. 1700 kinderlos. verstorben. Seine Lnder (Spanien, Neapel und Sicili en, die spanischen Niederlande Belgien) und die Kolonien) hatte er testamentarisch Philipp von Anjou, einem Enkel Ludwigs Xiv., vermacht, dessen^ Rechte Ludwig vertrat. Kaiser Leopold dagegen forderte Spanien fr seinen Sohn Karl den nachmaligen Kaiser Karl Vi. 518. Welche Verbndeten hatte Leopold im Kriege? England, Holland, das Reich nicht dieses, sondern Oesterreich war der eigentliche Gegner Frankreichs und Preußen 519. Welches waren die Kriegsschaupltze, welches die beiden bedeutendsten Feldherren, unter wem kmpften die Preußen? Der Krieg wurde in Spanien, Italien, Deutschland und Belgien gefhrt; Hauptfeldherren waren der Englnder" Marlborough und Prinz Eugeu von Savoyen (Oesterreich); die Preußen fhrte Leopold von Dessau. (Siehe Frage 496.) 520. Wie verlief der Krieg? Nenne die berhmteren Schlachten mit Jahreszahl! Die Franzosen erlitten durch Marlborough und Prinz Eugen zahlreiche Niederlagen, so 1704 bei Hochstedt in Bayern, 1704 bei Turin, 1709 bei Malplaquet, so daft Ludwig Xiv. bereits nachgeben wollte.

10. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 94

1916 - Leipzig : Teubner
Erweitertes Bündnis gegen Frankreich. Frieden zu Rijswijk 1697. Die Erbberechtigten. 94 Zweiter Zeitraum von 1648 bis 1740. Ein Schrei der Entrüstung ging bnrch Europa, und die Seemächte Holland,England, auch Spanien traten mit Kaiser und Reich in ein Bündnis; auch der Herzog von Savoyen schloß sich ihnen an, ba Ludwig Xiv. auf sein Grenzlanb als Einfallstor gegen Italien bereits seine Blicke warf. Trotzbem waren, wenigstens auf dem Festlanbe, die Erfolge der Verbündeten nicht groß, zumal ba der Kaiser durch beit b am als scharf entbrannten Türkenkrieg abgelenkt war. Die Franzosen errangen in den spanischen Nieberlanben mehrere Siege, auch in Italien waren ihre Waffen erfolgreich. Aber ihre Flotte warb 1692 am Kap la Hogne (bei Cherbourg) von der Englanbs geschlagen, und Markgraf Ludwig von Baden brängte ihre räuberisches Heer nach dem Elsaß zurück. Bald stellte sich bei beiben Parteien Neigung zum Frieden ein: er wurde 1697 auf dem Schlosse Rijswijk (bei Haag) vereinbart. Ludwig behielt Straßburg, trat aber Freiburg und Breisach an beit Kaiser und die meisten bnrch die Reunionen erlangten Lanbesteile an das Reich ab und ließ die Erbanfprüche auf die Pfalz fallen; der Herzog von Lothringen würde in sein Land zurückgeführt. Besoitbers glänzend waren diese Erfolge für Dentschlanb nicht; vor allem hätte bei größerer Tatkraft des Kaisers Straßburg imb das Elsaß gerettet werben können. Jntiner-hin hatte das Ansehen Lnbwigs Xiv. als eines unuberwiitblichen Siegers einen Stoß erhalten, uitb Europa war nicht mehr geneigt, sich ohne weiteres seinen Wünschen zu fügen. Dies sollte sich balb zeigen. 2. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701 bis 1714). Frankreichs Finanzen waren bnrch die fortgesetzten Kriege, namentlich durch beit letzten Raubkrieg, auf einen sehr ungünstigen Staub gekommen, und biefer Untstanb hatte Ludwig Xiv. zu dem Frieden von Rijswijk veranlaßt, der für seine Eitelkeit bentütigeitb war. Aber es stand die Erlebigung einer Angelegenheit vor der Tür, die leicht zu einem großen und noch kostspieligeren Kriege führen konnte. Auf ihn suchte sich Ludwig vorzubereiten. Der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron. Da Karl Ii. von ^Spanien (s. S. 80) kinderlos war, hatte die Frage, wer nach seinem Hinscheiden die trotz langer Mißregierung immer noch sehr wertvollen spanischen Länder erben würde, nicht nur fciuc Schwager Leopold I., das Haupt des deutschen Zweiges der Habsburger, und Ludwig Xiv., sondern alle europäischen Staaten aus das lebhafteste beschäftigt. Besonders die Seemächte England und Holland, die weder wollten, daß das Reich Karls V. erneuert würde, noch daß der herrschsüchtige Franzofenkönig zu einer außerordentlichen Übermacht gelangte, widerstrebten der Verbindung des spanischen Reiches mit Frankreich oder O st e r r e i eh. Daher uahin Leopold dies Erbe nicht für sich selbst, sondern für feinen zweiten Sohn Karl und in gleicher Weise Ludwig Xiv. für feilten zweiten Sohn Karl und in gleicher Weise Ludwig Xiv. für feinen zweiten Enkel

11. Geschichte der Neuzeit - S. 58

1914 - Nürnberg : Koch
58 nannt. Sie sind ebensogut dynastische Kriege, da sie nur der Verherrlichung der Dynastie des Knigs galten und das Volk von ihnen fernen Nutzen hatte. Im ersten Raubkrieg entri er den Spaniern zwlf feste Pltze m den Niederlanden (die ihmimfriedenvonaachen 1668 abgetreten wurden). Der zweite war gegen Holland und Spanien gerichtet Fr Holland trat der Groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-tmrg1) ein; da im Verlauf des Krieges auch die Rhein- und Mosel-gegenden verwstet wurden, beteiligte sich auch das Deutsche Reich am Kampfe, freilich ohne Erfolg. Im Frieden von Nimweaen <1678) erhielt Frankreich: die Freigrafschaft Burgund von Spanien vom Deutschen Reich Freiburg. (Nicht mit Unrecht nannte man diesen Frieden im Volk den Frieden von- Nimm-weg".) Vergrerung Frankreichs im Frieden: Die Reunionen. Frank-reichs Macht war nun bereits soweit gestiegen, da Ludwig Xiv es wagen durste, mitten im Frieden Lndergebiete fr Frankreich weg-zunehmen. Dies geschah durch die sogen. Reunionen. Er lie nachforschen, welche Gebiete jemals zu den Stdten und Landesgebieten gehrt hatten, die in den letzten Friedensschlssen (1648, 1659, 1668, 1678) an Frankreich abgetreten worden waren. Dabei ging man bei den geschichtlichen Nachforschungen, die von eigenen Reunionskammern angestellt wurden, bis in die Zeit der Merovmger zurck. Alles, was emst abhngig gewesen war, lie Ludwig Xiv. fr Frankreich wegnehmen. Auf diese Weise gewann er etwa 600 Städte und Drfer fr Frankreich. Am meisten litt unter den Reunionen Deutschland. Es verlor damals Straburg an Frankreich (1681), einen der wichtigsten Verteidigung^ und Sttzpunkte gegen Westen. Als 1552 Metz abgetreten worden war, hatte Karl V. wenigstens versucht, es wieder zurckzuerobern (S. 28). Nun geschah nichts. Der Reichstag erhob zwar Protest gegen die Besetzung Straburgs, schlo aber dann mit Ludwig Xiv. 1684 einen Waffenstillstand auf 20 Jahre einen Waffenstillstand, nachdem gar nicht gekmpft worden war. Deutlich zeigte sich hier die ganze Schwche des Reiches, die Machtlosigkeit des Kaisers. Dieser war freilich gerade damals in feinen Erblanden durch die Trken bedroht. ^wwwwx I Leopold I. 16581705. j Trkenkriege. Leopold war 1658 seinem Vater Ferdinand Iii. gefolgt. Viele Jahre seiner Regierung waren mit Kmpfen gegen die Trken ausgefllt. Ein Teil der Ungarn hatte zwar 1526 das Hans Habsburg auf den Thron Ungarns berufen (S. 22), der *) Um seine niederrheinischen Besitzungen zu schtzen. In den zweiten Raubkrieg hinein fllt der Schwedisch-brandenburgische Krieg. Diesen s. S. 63.

12. Die Ohnmacht des Reiches und der Aufstieg der Hohenzollern - S. 54

1916 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 54 —- spanische Gesamtmonarchie wieder erstanden, wie sie unter Karl V. bestanden hatte, Frankreichs Kämpfe von Franz I. bis 1659 wären umsonst gewesen Kam ein Prmz aus dem Hause Bourbon auf den Thron in Madrid, dann war Frankreich die erste Kolonial- und Handelsmacht der Welt, Holland und Enqland mutzten zurücktreten. Also war ohne Holland und England eine Lösung der spanischen Erbfolgefrage unmöglich. Vgl. Erich Marcks. Die Einheitlichkeit der englischen Auslandspolitik von 1500 bis zur Gegenwart. Männer und Zeiten Ii, S. 263—267. Ludwig Xiv. und Leopold I. hatten sich auf den entscheidenden Kampf vorbereitet. Ludwig Xiv. hatte im März 1700 mit den Seemächten einen Teilungsvertrag abgeschlossen: Erzherzog Karl sollte Spanien, die Niederlande und die Kolonien erhalten, Frankreich Neapel, Sizilien, Sardinien und Mailand. Aber Leopold I. stimmte dem nicht zu; denn er hatte ja seit dem Frieden von Karlowitz sein Heer für einen Kampf im Westen frei. In dem sogenannten Rrontraftat vom 16. November 1700 sicherte er sich die Hilfe des Kurfürsten von Brandenburg. Dieser sollte gegen ein Jahressubsidium von 150 000 Gulden und Anerkennung seiner Königswürde verpflichtet sein, für das Erbrecht des Kaisersohnes mit einem Hilfskorps von 8000 Mann einzutreten, jedoch nur innerhalb der Grenzen des Reiches (dazu gehörten damals noch die spanischen Niederlande). Am 9. November 1700 empfing Ludwig Xiv. zuverlässige Kunde von dem Testamente Karls Ii. Was sollte er tun? Welch ein Erfolg seiner Politik? Die Weltherrschaft Frankreichs schien unerschütterlich gegründet. Aber der Teilungsvertrag und Leopold Ii.? Am 16. November 1700 proklamierte er in Versailles vor versammeltem Hofe seinen Enkel Philipp von Anjou als König Philipp V. von Spanien. Konnten Österreich, Holland und England dem zustimmen? Kaiser Leopold I. hatte eben durch die Frieden von Ryswijk und Karlowitz Zwei große Kriege beendet, seine Länder waren erschöpft, dennoch entschloß er sich zum Kriege. Holland und England konnten nicht dulden, daß Frankreich die Herrschaft gewann über die Marine, die Häfen und Kolonien der gesamten spanischen Monarchie. Eolbert hatte die großen französischen Kolonien am Mississippi und Lorenzstrom gegründet. Wenn jetzt die gesamte Handels- und Kolonialmacht Spaniens und Frankreichs in einer Hand vereint lag, dann bestand die Gefahr, daß (Englands und Hollands Handel auf allen Märkten der alten und neuen Welt überflügelt würde. Und, sagt eine englische Flugschrift jener Tage, „da aus dem Monopolium logisch das Arbitrium über alle Völker hervorgehe, so besitze in der Tat dann Frankreich das Universaldominium". Für.österreich handelte es sich um Landerwerb und Machterweiterung, für die Seemächte um die Fortdauer ihrer merkantilen Macht und Größe. Das erkannte Wilhelm Iii. sofort; darum wechselte er augenblicklich seine politische Stellung: England, Holland und der Kaiser schlossen zwecks Erlangung folgender Ziele a m 7. September 1701 die Große Alliance gegen Frankreich: 1. Der Kaiser soll erhalten die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel, Sizilien, die spanischen Inseln im Mittelmeere und

13. Geschichte der Neuzeit - S. 38

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
38 Das Zeitalter Ludwigs Xiv wurde gesprengt, die Stadt verbrannt. Von Mannheim blieb kein Stein auf dem andern; der Dom in Speier ging in Flammen auf, die Kaisergrber wurden geschndet. Liselotte fhlte sich von jeher durch die Zeremonien" und Lappereien" am Hofe des groen Mannes" herzlich troublieret"; die Leichtfertigkeit und Unwahrhaftigkeit der Groen bekmmerte sie tief. Jetzt sah sie Tag und Nacht die Bilder der Verwstung vor Augen. Sollte man mir das Leben darber nehmen," schrieb sie, so kann ich doch nicht lassen zu beweinen, da ich sozusagen meines Vaterlandes Untergang bin." 4. Auch Frankreich litt entsetzlich unter dem Kriege. Aus Geld-not zwang der König die wohlhabenden Hausstnde, nach seinem Vorgang ihr Gold- und Silbergeschirr, ihre silbernen Prunktische und Schrnke in die Mnze zu schicken. Handel, Gewerbe, Landbau stockten. Jahrelang herrschte Teurung: Eltern tteten ihre Kinder, die sie nicht zu ernhren vermochten. Man bezeichnete Frankreich als ein troft- und brotloses Spital. Endlich wurde in dem Schlosse Rijswijk beim Haag der Friede vereinbart. Ludwig behielt die wichtigsten Reunionen, auch Stra-brg, gab aber Breisach an sterreich zurck. Beide Gromchte wollten ihre Krfte sammeln zu einem grern Kampf. 9. Der Spanische Erbfolgekrieg. 1. Die spanischen Habsburger starben mit König Karl Ii. aus. Um die ungeheure Erbschaft rangen Karls Schwger, Kaiser Leopold und Ludwig Xiv., erst in Verhandlungen, dann in einem groen Krieg. In seinem Letzten Willen ernannte Karl den zweiten Enkel Ludwigs Xiv., den Herzog Philipp von Anjou, zu seinem Nachfolger; Spanien sollte samt den Niederlanden, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien sowie beiden Indien" an das bourbonische Haus, aber nie an Frankreich fallen. Im Vertrauen auf sein Heer von 200000 Mann stellte Ludwig den jungen Philipp V. seinem Hof alsbald als König von Spanien vor: Nun sind die Pyrenen weggeschmolzen", rief der spanische Gesandte. 2. Am gleichen Tag unterzeichnete Leopold einen Vertrag, durch den er die Erhebung des Kurfrsten von Brandenburg zum König in Preußen guthie; die Knigswrde ruhte auf dem souvernen 1701 Herzogtum Ostpreuen. Am 18. Januar 1701 setzte König Fried-

14. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 283

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
Die Autokratie. 283 durch die Eroberungen Ludwigs Xiv. Diese Linie war dadurch selbstständig unter die europäischen Großmächte eingetreten. Wenn nun Frankreich nicht eine größere Rolle spielen wollte als zeither, wenn nur das alte Verhältniß fortbehauptet werden sollte, mußte Ludwig Xiv. trachten, für Frankreich noch eine bedeutende Macht- erweiterung zu gewinnen. Die spanische Erbfolge bot dazu die Ge- legenheit dar und leicht, ohne bedeutende Opfer, würde jene Macht- erweiterung gewonnen worden sein, wenn der König richtig zu rech- nenverstanden. Aber es muß noch einmal so kommen, seine Autokratie muß unermeßliche Opfer von Frankreich für einen Zweck begehren, der, wenn er ganz erreicht würde, für Frankreich kein Gewinn ist, von dem am Ende nur die Hälfte erreicht wird, ebenfalls ohne allen Gewinn Frankreichs, aber mit dem größten und handgreiflichsten Vortheil des Gegners. Es ist, als sollte die Autokratie in den Gemüthem der Menschen getödtet werden. Ludwig Xiv. stellt sich hin wie ein Gott, er begehrt die theuersten Opfer wie ein Gott, aber er bringt keinen Gewinn, welcher versöhne, und selbst ohne Glanz und Ehre läßt er Frankreich. Karl Ii. von Spanien lebt schon lange im Angesicht des Gra- des. Das Haus wird mit ihm aussterben, die Prätendenten für die reiche Erbschaft melden sich. Unter ihnen sind die bedeutendsten Kai- ser Leopold I. und Ludwig Xiv. von Frankreich. Nun können aber die andern europäischen Mächte insgesammt nicht zugeben, daß das spanische Erbe unmittelbar mit Frankreichs oder mit Habsburgs Be- sitzungen verbunden wird. Denn welche ungeheure Monarchie würde dadurch entstehen! Besonders gefährlich wäre bei der kräftigen Ein- heit, welche Ludwig Xiv. seinem Staate zu geben verstanden, das Zusammenfließen der spanischen und der französischen Macht. Da nun jeder, Frankreich und Oestreich, den andern zu fürchten hat, so hat jeder seine Ansprüche herabgestimmt, daß sie den übrigen Staa- ten minder gefährlich erscheinen sollen. Ludwig Xiv. nimmt das spanische Erbe nicht für sich, sondern für seinen Enkel Ludwig von Anjou in Anspruch, Kaiser Leopold für seinen zweitgeborenen Sohn Karl. Aber auch so wird keiner seinen Willen ganz durchsetzen kön- nen, am wenigsten Ludwig Xiv., gegen welchen das Mißtrauen der übrigen Mächte, daß er auf Täuschung ausgehe, daß er seinen En- ke! nur vorschiebe, um erst den Besitz zu gewinnen, daß er aber dann, wo nicht die ganze spanische Monarchie, doch bedeutende Theile, namentlich die spanischen Niederlande, unmittelbar an Frank- reich bringen werde, sehr stark ist. König Wilhelm Iii. von England, immer achtsam, daß Ludwigs Xiv. autokratischer und katholischer Sinn Europa nicht zu gewaltig überfluthen könne, und damit ein

15. Geschichte der Neuzeit - S. 60

1914 - Nürnberg : Koch
folgte der Friede von Karlo-Witz (1699). Leopold erhielt ganz Ungarn mit Ausnahme des Temes-varerbanats. Schon vorher hatten die Ungarn auf einem Reichstag zu Preburg die Krone Ungarns im Mannes-stamme des Hauseshabs-brg fr erblich erklrt(1687). Der Friede von Karlowitz wurde fr Osterreich und fr das Reich von groer Bedeutung. Das im O st e n gewonnene groe Gebiet stellte nm-lich an Osterreich bedeutende Anfor-deruugen: in Sprache, Sitte, Ver-fassung war es von Osterreich verschie-den. sterreichs Aufgabe war, es fr das Deutschtum zu gewinnen und dem Kernlande fest anzugliedern. Diese Aufgabe nahm Osterreich so sehr in Anspruch, da es fr die Aufgaben, die seine Herrscher als deutsche Kaiser im W e st e n hatten, wenig Interesse mehr bewies. Es war ferner um mehrere nicht deutsche Volksstmme vergrert, die einen fremden Be-stand teil im Reiche bildeten. O st e r -reichs Ausscheiden aus dem deutschen Reich wurde da-durch vorbereitet. Pfalz, war 1685 mit dem Kurfrsten Karl ausgestorben. Das Erbe ging auf die nchstberechtigte Linie N e u b u r g der (vgl. S. 35). Aber auch Ludwig Xiv. erhob Erbansprche. Die Schwester des letzten simmernschen Kurfrsten, Elisabeth Charlotte (Lifelott"), war mit Philipp von Orleans, dem Bruder Ludwigs Xiv., vermhlt. Daraufhin hatte er schon 1685 Ansprche geltend gemacht und fr seinen Bruder den grten Teil der Pfalz gefordert. 1688 nun lie er seine Truppen in die Pfalz einrcken. Mit grter Entrstung hrte man in Deutsch-laud von diesem neuen Gewalt-streich. Brandenburg, Kursachsen und Hannover vereinigten sich zur Ab-wehr Ludwigs Xiv. Vor diesem Bndnis zog Ludwig Xiv. seine Truppen zurck, lie aber dabei die Pfalz durch General Melac planmig ver-w st e it. Heidelberg, Mannheim, Worms, Speyer und andere Städte wurden zerstrt, die umliegenden Landschaften barbarisch ver-wstet. Die Pfalz glich einer W st e. Damals wurde das Heidelberger Schlo zur Ruine, sogar die Kaisergrber im Dom zu Speyer wurden aufgerissen und-nach Beute durchwhlt. Die Emprung darber war so allgemein, da sich eine groe Koalition (Bndnis) gegen Frankreich bildete. England, Holland, Spanien, Savoyen traten auf die Seite des Kaisers. So wurde der Krieg mit wechselndem Glck auf vier Schaupltzen aus-gefochten: Am Oberrhein, am

16. Die Geschichte der Deutschen - S. 241

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
Zweiter Abschnitt. Uoii dem weflphälische» /riebe» 6is aus die »euesie Zeit. (16418 —1854.) Leopold I. Bei der neuen Kaiserwahl bewarb sich der König von Frankreich, Ludwig Xiv., um die deutsche Reichskroue, auch gelang es ihm wirklich, die geistlichen Kurfürsten am Rheine auf feine Seite zu bringen; allein die weltlichen wollten nichts von ihm wissen, und setzten es durch, daß der Erzherzog Leopold von Oestreich den 18. Juli 1658 zu Frankfurt zum deutschen Kaiser gewählt wurde. Frankreich, darüber erbittert und überhaupt nur nach Eroberungen lüstern, suchte nun wieder Zwietracht zu stiften unter den Deutschen, um aus derselben für sich möglichst viele Vortheile zu ziehen. Gegen Spanien hatten die Franzosen den Krieg nach dem westphälischen Frieden noch eine Zeit lang fortgesetzt und ihm durch den pyrenäischen Frieden 1659 bedeutende Ländereien in Artois, Flandern, Luxemburg und im Hennegau abgepreßt. Doch damit war Ludwig Xiv. noch nicht zufrieden, er wollte auch die spanischen Nieder- lande noch haben und ließ durch ein Heer unter Turenne mehrere bedeutende Orte daselbst, und durch den Prinzen Conds Burgund besetzen. Die Spanier riesen für den burgundischen Kreis die Hilfe des deutschen Reiches an; aber die Fürsten hatten theilweise Geld von den Franzosen genommen, und blieben darum ruhig, und so mußten die Spanier aber- mals eine Reihe von Gränzstädten an Frankreich abtreten; 1668 ward der Friede zu Aachen abgeschlossen. Jetzt wendeten sich die Franzosen gegen die Holländer; gelang es, diese zu überwinden, dann konnte man zur See über Europa gebieten. Hundertachtzigtausend Mann stark brachen Prätorius, Gesch. d. Deutsch. je

17. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 539

1847 - Leipzig : Engelmann
539 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Philosophen, dem die Lächerlichkeit als der größte Fehler erscheint, weil sie die Klippe ist, woran der Mensch in der Gesellschaft scheitert; und die durch glänzenden Stil ausgezeichneten Grundsätze und Betrachtungen (maximes et reslexions) von Laro chefoucauld, (+1680) dessen Haus den Sammelplatz der größten Geister i1» seiner Zeit bildete. — Aus diesem Buch ersieht man wie sehr der Egoismus die Haupttriebfeder der höhern Kreise war. Ii. Das achtzehnte Jahrhundert. 1) Süden und Westen Europas. *0 Dev spanische Erbfolgekrieg (1702 — 1714). 598. Veranlassung. Der Ryswicker Friede ward von Frankreich so eilig abgeschlossen, weil Ludwig bei der bevorstehenden Erledigung des spanischen Thrones die Hände frei haben wollte. Noch bei Lebzeiten des letzten span. Habsburgers, des kinderlosen Karls Ii., hatten die Seemächte und Frankreich einen Theilungsvertrag über dessen Länder abgeschlossen. Dieß reizte den Monarchen so sehr, daß er einen bayerischen Prinzen, dessen Mutter eine Habsburgerin war, zum Universalerben einsetzte. Aber zum Unglück für Europa starb dieser noch vor dem Erblasser, was dem franz. Gesandten in Madrid Ge- legenheit gab, den schwachen, durch einen zweiten Theilungsvertrag aufs neue beleidigten Monarchen zu einem geheimen Testament zu be- reden, worin mit Umgehung Oestreichs, das nach frühern Hausver- trägen das nächste Anrecht auf den erledigten Thron hatte, der zweite Enkel Ludwigs Xiv., der Herzog Philipp von Anjou, zum Erben der ganzen span. Monarchie ernannt ward. Mit dem Beginne des neuen Jahrhunderts starb Karl Ii., und Ludwig Xiv., von seinen noo. Rathen und der Frau von Maintenon bestimmt, entschied sich nach einigem Bedenken für die Annahme des Testaments. Dies hatte den heftigsten aller bisherigen Kriege zur Folge. Denn Kaiser Leopold griff zu den Waffen, um seinem zweiten Sohn Karl Leopold!, das Erbe der Habsburger zu erkämpfen. Das erschöpfte Frankreich, 170s.^ wo junge Minister und unfähige, durch Hofgunst erhobene Feldherren, wie Villeroi, das Ruder führten, wo die Religionsbedrückungen den Cami- sardenkrieg hervorgerufen, wo die kostspieligen Kriege und die ver- schwenderische Hofhaltung einen furchtbaren Steuerdruck erzeugt chatten, ging dießmal mit weniger Aussicht auf Erfolg in den Kampf als früher. Savoyen und Portugal, die anfangs auf Seiten Frankreichs standen,

18. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 43

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 85. Der Spanische Erbfolgekrieg 1701—1714. 43 infolgedessen der spanische Hof der Schauplatz ränkevoller Bestrebungen. Eine Partei suchte den König für Leopold I. einzunehmen, eine andere Ludwig Xiv. geneigt zu machen. Lange schwankte Karl Ii. hin und her. Endlich entschloß er sich zur Überraschung der Beteiligten, den bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand zum Universalerben der spanischen Monarchie einzusetzen. Das war eine Lösung, welche für die Ruhe und das Gleichgewicht Europas ersprießlich gewesen wäre. Die Kriegsgefahr schien beseitigt. Da wurde Joseph Ferdinand 1699 plötzlich von einer Krankheit weggerafft und damit trat die spanische Erbfolge in eine neue Phase. Abermals begannen am Madrider Hofe die Werbungen um die Gunst des kränklichen Königs. Schließlich gelang es der List und Überredungskunst der französifchen Diplomaten, den beinahe willenlosen König zur Unterzeichnung eines geheimen Testamentes zu bestimmen (Oktober 1700), in welchem der zweite Enkel Ludwigs Xiv., Philipp von Aujou, zum Erben der spanischen Monarchie (Spanien, Niederlande, Mailand, Neapel, Sizilien, Amerika) eingesetzt wurde. 3. Noch im Jahre 1700 erlosch die Lebensflamme Karls Ii. ®ie^e^teenben Bald darauf proklamierte Ludwig Xiv. („Nun gibt es keine Pyrenäen für Frankreich mehr") seinen Enkel als König Philipp V. von Spanien und sandte ihn mit einem Heere nach Madrid. Der Kaiser aber hielt an seinen Erbansprüchen fest und traf Anstalten, dieselben mit den Waffen geltend zu machen. Der Krieg war unvermeidlich. Sowohl Leopold I. als auch Ludwig Xiv. fahen sich nach Bundesgenossen um. Auf Leopolds Seite traten zunächst England und Holland, welche die drohende Übermacht fürchteten, die durch die Vereinigung Spaniens und Frankreichs entstehen würde, dann Savoyen und die meisten deutschen Reichsstände, vor allem Brandenburg, dessen Kurfürsten (Friedrich Iii.) der Kaiser versprach, daß er keine Einwendungen erheben werde, wenn ersterer sich zum König in Preußen ausrufen lasse, und Hannover, das wenige Jahre vorher (1692) zum Kurfürstentum erhoben worden war. Ludwig Xiv. gewann den bayerischen Kurfürsten Max Emannel und dessen Bruder, den Erzbischof Joseph Klemens von Köln, zu Verbündeten, den Kurfürsten durch die lockende Aussicht auf Erwerbung der spanischen Niederlande. 4. Der Krieg begann in Oberitalien. Prinz Eugen vonprinz Eugen t« Savoyen, einer der tüchtigsten Feldherren seiner Zeit, brach mit öfter- £b unbaii702.1701 reichischen Truppen kühn durch die Dolomiten in das Etschthal und von hier nach der Lombardei vor, besiegte in mehreren Schlachten seine Gegner und drängte dieselben bis nach Mailand zurück, mußte aber 1702 vor dem mit überlegener Macht heranziehenden General Vendome zurückweichen. Im gleichen Jahr 1702 erschien ein englisches Heer in

19. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 269

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 269 — spanischen Prinzessin Maria Theresia, der ältesten Tochter Philipps Iv., für Ludwig Xiv.; doch mußte dieser auf das Recht der Erbfolge in den Ländern der spanischen Krone Verzicht leisten. Dem Prinzen von (Sonde wurde straffreie Rückkehr nach Frankreich und Wiedereinsetzung iu seine Würden und Güter zugesichert. Mazarin starb 1661, 58 Jahre alt, und hinterließ seinen Verwandten ein ungeheures Vermögen an Geld und Gütern. Nach seinem Tode erklärte Ludwig, die Zügel der Regierung selbst ergreifen zu wollen; doch behielt feine Mutter ihren Einfluß bis zu ihrem Tode, 1666. §• 96. Fortsetzung. — Frankreich unter Ludwig Xiv. Ludwig Xiv. (1643—1715). Gleich beim Beginne feiner Selbstregierung bekundete Ludwig Xiv. durch den bekannten Aus-spruch: „L’etat c’est moi,“ den festen Entschluß, int Innern feines Reiches als alleiniger Gebieter aufzutreten, keinen Widerspruch zu dulden, keine Beschränkung seiner Macht anzuerkennen. Diese gebietende Stellung im eigenen Lande genügte jedoch dem stolzen, ruhmbegierigen Könige nicht; auch feine Nachbarn, ja alle Staaten Enropa's sollten sich vor der Uebermacht Frankreichs beugen. Zu diesem Ende suchte er die Grenzen seines Reiches durch Eroberungskriege zu erweitern, zu denen sein ehrgeiziger, in Hilfsmitteln unerschöpflicher Kriegsminister Lonv ois die Vorwände leicht zu finden wußte. Erster Eroberungskrieg Ludwigs Xiv., 1667—1668. Nach dem Tode Philipp's Iv. von Spanien (1665) machte Ludwig, ungeachtet der Bestimmungen des pyrenäischen Friedens, Ansprüche aus die spanischen Niederlande und ließ seinen Feldherrn Türen ne sogleich in dieselben einrücken, während Cond^ säst ohne Schwertstreich die Franche-Comt^ eroberte. Die Tripel-Allianz, die Holland, England und Schweden gegen ihn geschlossen, trat jedoch feinen Eroberungsplänen in den Weg und nöthigte ihn, im Aachener Frieden, 1668, die Franche-Comt4 an Spanien zurückzugeben, wogegen er feine Eroberungen in den Niederlanden (zwölf Dtädte mit ihren Gebieten) behielt. Zweiter Eroberungskrieg Ludwigs Xiv., 1672—1678. Nachdem es Ludwig Xiv. gelungen war, die Tripel-Allianz zu trennen und England und Schweden sogar zu einem Bündnisse mit Frankreich zu gewinnen, unternahm er einen Rachezug gegen die Repn-

20. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 241

1882 - Oldenburg : Stalling
241 Xxx. r spanische Erbsolgekrieg (17011714). 1. Veranlassung des Krieges. Tod Karls Ii. von Spanien (1700). Ludwig Xiv. hatte im Frieden zu Ryswik nicht aus Liebe zur Gerechtigkeit so viel von seinen Eroberungen auf-geopfert, sondern weil ein Ereignis in naher Aussicht stand, von dem er sich noch weit grere Vorteile versprach, und nur um zu neuen Anstrengungen Krfte zu sammeln, schlo er Frieden. In Spanien sa der kinderlose, an Krper und Geist schwache Karl Ii. auf dem Throne. Sein baldiger Tod war vorauszusehen, und das Habsburgische Haus in Spanien starb mit ihm aus. Es entstand daher die Frage, wem nach dem Tode Karls die spanische Monarchie mit ihren ungeheueren Nebenlndern zufallen sollte. Ansprche erhoben Ludwig Xiv. und Kaiser Leopold I. (16581705), jener fr seinen Enkel Philipp von Anjou, dieser fr seinen zweiten Sohn Karl. Beide begrndeten ihre Ansprche durch ihre Vermhlung mit spanischen Prinzessinnen, Schwestern Karls Ii. Aber dem König von Frankreich war der Umstand entgegen, da er bei seiner Vermhlung auf die spanische Erbschaft feierlichst verzichtet hatte, und aus Leopolds Ehe stammte nur eine Tochter, denn sein Sohn Karl war aus einer dritten Ehe entsprossen. Die gerechtesten Ansprche hatte daher Joseph I Ferdinand, Kronprinz von Baiern, als Sohn von Leopolds Tochter. Wilhelm Iii, König von England, suchte bei dieser wichtigen Angelegenheit vor allem zu verhindern, da die gesamte spanische Monarchie an ein Haus fiele, weil durch die bermacht eines Hauses die Ruhe von Europa gefhrdet schien. Er war daher fr eine Teilung der Monarchie und auch Ludwig Xiv, dessen Reich durch seine frheren Kriege auerordentlich erschpft war, zeigte sich einer Teilung nicht abgeneigt. Es kam zu einem Teilungsvertrage, in dem der Kurprinz von Baiern als Haupterbe betrachtet wurde, aber der frhe Tod des Kurprinzen vereitelte diesen Vertrag (1699). Nun schlo Ludwig Xiv. mit den beiden Seemchten England und Holland einen neuen Vertrag zur Teilung der spanischen Erbschaft, auf den jedoch Kaiser Leopold nicht einging. Stacke, Neue Geschichte. 10. Aufl. 16