Ähnliche Ergebnisse
1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
und Griechenland bis auf Philopömen.
345
getreten, die Entwicklung der Beziehungen zu Griechenland ebenso den
Inhalt seiner Geschichte, wie in den Zeiten vor Alexander dem Großen.
Griechenland, durch Philipp und Alexander in Fesseln geschlagen, in den
Kümpfen der Diadochen auf das mannigfaltigste zerrissen, hier hart ge-
knechtet, dort zu Freiheitshoffnungen ermuthigt, ist belebt von dem Triebe,
sich durch Bildung neuer Vereinigungen zu stärken und zu verjüngen.
Die schon vor Philipp bemerkbare Neigung, durch Verbindung kleinerer
Staaten größere Ganze zu bilden, ist die Hauptkraft, welche die Ge-
schicke gestaltet. Das Bedürfniß eines Widerstandes gegen Macedonien
und das Verlangen nach Wiederkehr alter Selbstständigkeit mußte bei
der Schwäche, in welcher sich die einzelnen Staaten und Städte der
macedonischen Macht gegenüber befanden, auf diesen Weg führen. Die
strenge Abgeschlossenheit, welche in sorgsamer Bewahrung alt herge-
brachter Sitte und einheimischen Gesetzes zugleich die Gewähr für die
sittliche Kraft eines Staates bot, hatte seit den Zeiten des peloponnesi-
schen Krieges sich fortwährend gelöst und das Söldnerwesen, das einen
Theil der Bevölkerung durch die Welt trieb, vollendete die Aufhebung
der Schranken, durch welche sich benachbarte Städte in scharf ausge-
prägter Eigenthümlichkeit geschieden hatten. Es ist die Bildung der
Bundesstaaten für Griechenland ebenso das diesen Zeiten cigenthüm-
liche Merkmal, wie für die hellenistischen Länder die Bildung der Mo-
narchieen. Wie dort, so wird auch hier eine in natürlichen Verhältnissen
gegebene Grundlage verlassen und die Berechnung leitet den neuen
Bau. So wenig wie dort, wird hier die neue Form fähig, einen sitt-
lichen Geist zu bergen, der in dem Maße, in welchem Griechenland ihn
besitzen konnte, an dessen alte Staaten und ihre Verfassungen geknüpft
war. Wie unfruchtbar die Bildung der Bundesstaaten für eine Wie-
derherstellung griechischen Lebens ist, zeigt sich daran, daß den Stämmen,
von welchen sie ausgeht, keineswegs aus der Vorzeit her ein Schatz von
Ueberlieferungen zu Gebote steht, welcher die Bundesglieder wie um
ein großes Banner hätte sammeln können und daß in den Bundesstaaten
selbst über dem mit kleinlicher Eifersucht verfolgten Zweck der Gebiets-
erweiterung, worein sich noch selbstsüchtiges Streben Einzelner störend
mischte, der Zweck der Wiederherstellung Griechenlands vergessen wurde.
Unter solchen Umständen gewährt die letzte Zeit Griechenlands nicht bloß
keine anziehenden, sondern nicht einmal große Bilder. Auch über dem
Bedeutendsten was geschieht, waltet kein großer Geist und die Kleinlich-
keit der Zeit spiegelt sich in der Geschichtschreibung, die für Ketten von
Begebenheiten nur wenig Worte hat und über das Aufregendste gleich-
gültig und kalt berichtet. Es kann auch durch Berührung mit Kunst
und Wissenschaft kein höherer Aufschwung im staatlichen Leben bewirkt
werden, da beide in keiner Beziehung mehr mit demselben stehen und
1862 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Alexander.
37
Sparta gedemüthigt worden war, bald aber drückte das Joch der rauben
Spartaner, welche jetzt die Hegemonie hatten, noch schwerer *), als das
der feingebildeten Athener. Städte griffen gegen Städte, Bürger gegen
Bürger zu den Waffen; überall herrschte der Geist der Empörung, des Has-
ses und der Rache. Während so die Griechen durch innere Kriege- sich selbst
schwächten, zog aus Norden auch noch ein schweres Ungewitter gegen sie an.
Dort an der Grenze Griechenlands, hatte sich von geringem Ursprünge
das Königreich Mazedonien gebildet. Hierüber herrschte (seit 359) Phi-
lippus, ein schlauer Mann und ein Meister in der Kriegskunst. Er ver-
vollkommnete die Phalanx, indem er dieselbe von 1000 ans 8000 Mann
brachte. Diese bestand von nun an aus einer Schaar schwerbewaffneten
Fußvolkes, das in der Tiefe 16 Mann hoch stand und in der Länge 500
Mann. Ihre Hauptwaffe waren Speere von 18 bis 21 Fuß Länge, nwlche
die fünf vordersten Glieder vorgestreckt hielten, während die folgenden elf
Reihen dieselben aufwärts auf die Schultern der Vordermänner legten. Schild
an Schild standen die Krieger und bildeten eine überall geschützte Masse,
einen undurchdringlichen Wald von Speeren. Mtt dieser Schlachtordnung
unterwarf Philipp zuerst die benachbarten Völker, die Illyrier, Thrazier
und Thessalier. Rach Unterwerfung dieser Völker richtete er seinen Blick
auf das uneinige Griechenland. Und die Griechen selbst erleichterten ihm
die Ausführung seiner Absichten, indem sie ihn zur Entscheidung ihrer Strei-
tigkeiten herbeiriefen. Sobald Philipp einmal Fuß in Griechenland * 2) gefaßt
hatte, schaltete und waltete er daselbst wie in einem eroberten Lande. Da
erst sahen die Griechen ihre Thorheit ein; sie griffen zu den Waffen, wurden
aber bei Chäronea^ völlig geschlagen, im Jahre 338 vor Chr.
Philipp behandelte die besiegten Griechen mit Schonung lind ließ ihnen
den Schein der Freiheit. Er ließ sich nur zu ihrem Oberanführer wählen,
um die Perser wegen der früheren Einfälle in Griechenland zu züchtigen.
Schon gedachte er aufzubrechen, als er im Jahre 336 ermordet wurde. Ein
noch größerer Kriegsheld trat an seine Stelle, sein Sohn Alexander.
2. Alexander, 356 vor Chr. geboren, hatte die schönsten Anlagen.
Seinem Vater lag nichts mehr am Herzen, als diese durch allerlei Leibes-
übungen und durch einen guten Unterricht auf das Beste auszubilden. Er
berief deshalb den Griechen Aristoteles, den ausgezeichnetsten Weisen da-
maliger Zeit, nach Hofe, um die Erziehung seines hoffnungsvollen Sohnes
zu übernehmen. „Ich freue mich," schrieb er dem Aristoteles, „daß das
Kind geboren ist, während du lebst, um es unterrichten und zu einem guten
Könige bilden zu können." Nie hat ein größerer Erzieher einen größeren
Zögling gehabt.
idchon früh sehnte sich des Knaben Herz nach ruhmwürdigen Dingen.
Ueber die ganze Welt wünschte er König zu sein. Selbst seinen Vater
beneidete er wegen seiner Thaten. So oft die Siegesboten die Nachricht
brachten, Philipp habe diese oder jene Stadt eingenommen, dieses oder jenes
Pelopidas und Epaminondas: Kursus 2. S. 42—49.
2) Der athenische Redner Demosthenes warnte die Griechen, aber sie ließen
den König Philipp ungehindert durch die Thermopylen ziehen. S. Kursus 2. S. 49.
3) Chäronea, Stadt in Böotien, nordwestlich von Theben.
1861 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
98. Die welthistorische Bedeutung der macedonischen Reiche. 373
gewinnt, noch keineswegs begründet. Sie ist mehr durch Schlauheit
und List, als durch Gewalt gewonnen, sie ist mehr das Erzeugniß
einer feinen Benutzung der Zustände und Verhältnisse, welche unter den
Griechen bestanden, als das Werk glänzender Siege und großer Waf-
fenthaten. Die Formen des alten freien Lebens der Griechen haben
fast unangetastet bleiben müssen, und aus den Formen konnte unter
veränderten Zuständen auch das Wesen und der Geist der Freiheit wie-
dergeborcn werden. Aber die Säulen, an denen eine wahre Herrschaft
Macedoniens über Griechenland sich emporheben konnte, waren doch schon
aufgestellt, und es hätte nach König Philipp's Tode nur eines nicht
allzu langen Kampfes noch bedurft, um die mittelbare Herrschaft, welche
Macedonien über die griechischen Städte und Stämme gewonnen, in
eine unmittelbare zu verwandeln. Dazu aber wäre durchaus nothwen-
dig gewesen, daß König Philipp's Nachfolger auf dem Throne von Ma-
cedonien alle Kraft seines Volkes auf die Unterwerfung der Griechen
gerichtet hätte. Dann würde ein macedonisch-griechisches Reich entstan-
den sein, zwar gebaut auf das Schwert und die Unterwerfung und hart
das Volk der Griechen in der freien Beweglichkeit hemmend, welche das-
selbe zu den unerläßlichen Erfordernissen seines Daseins rechnete, den-
noch aber durch sein Dasein nicht die Natur der Dinge und die Gesetze
des Völkerlebens verletzend, weil durch die Lage der Länder, die sie be-
wohnten, Macedonier und Griechen sich benachbart waren, weil sie durch
Abstammung, Sprache und Sitte sich verwandt und befreundet fühlten.
In verhältnißmäßig kurzer Zeit würde eine Verschmelzung zwischen den
Macedoniern und den Griechen erfolgt sein, da sie Brüder waren von
Anfang.
Aber die Könige Philipp und Alexander glaubten die Kräfte ihres
Volkes nicht allein auf die Unterwerfung Griechenlands wenden zu
müssen, und ein macedonisch-griechisches Reich genügte der
stolzen und hochfahrenden Gesinnung noch nicht. Es bot sich noch ein
anderes Feld leichterer und sicherer Triumphe, als sie in Griechenland
gewonnen werden konnten, dar. Darum sollte Griechenland nur halb
gewonnen werden, darum der Schein der Freiheit ihm noch bleiben,
damit der äußerste und heftigste Kamps vermieden werde, der auf eine
lange Zeit alle Kraft und alle That in Anspruch genommen haben
würde. Die Griechen sollten vor der Hand den Macedoniern nur
dienstbar werden, sie nur stärken zu dem großen Kampfe gegen die Per-
ser, zur Gewinnung eines unermeßlichen Weltreiches, durch welches dann
wiederum der Schein von Freiheit und Unabhängigkeit, der den Grie-
chen noch geblieben, leicht und kampflos würde zusammengedrückt werden
können. Dieser Gedanke, von König Philipp aufgesaßt, von Alexander,
dem größern Sohne, ausgeführt, reizte durch seine Größe, durch die
Leichtigkeit, mit welcher die Verhältnisse seine Vollendung zu versprechen
schienen, lockte durch den Glanz, der in seiner Verwirklichung für alle
Zeiten gewonnen werden mußte, die kräftigen und thatenlustigen Ge-
müther mit unwiderstehlicher Kraft. Also ward, als unter den Königen
1873 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
332
X. Die makedonischen Reiche.
erfreuendes Dasein zeigen die Reiche, welche von Königen makedonischen Stammes beherrscht wurden, keine lebensvolle Regsamkeit, keine sich selbst genügende und sich selbst erhaltende Kraft.
Aus einem halbvergesienen Winkel Griechenlands tritt, als hätte es nur seine Zeit erwartet, um aus der Nacht der Vergessenheit hervorzutreten, das kräftige Volk der Macedonier plötzlich in die Geschichte ein. Der Weg, unter nicht allzu schweren Kämpfen zu Glanz und Herrschaft zu gelangen, ist ihm vom Schicksal schon bereitet. Die Städte und Stämme der Griechen haben in langen und blutigen Kämpfen ihre Kräfte verzehrt; die alte erhabene-Gesinnung ist unter ihnen verschwunden, und voll Eifersucht und Mißtrauen gegen einander selbst, bereiten sie dem erobernden Macedonien die Bahn. Ein schlauer, tapferer König von Macedonien legt die Grundsteine zu dem Gebäude einer macedonifchen Herrschaft über Griechenland, und nur dem Scheine nach bleibt dessen Freiheit und Selbständigkeit unbeeinträchtigt. Doch fest ist die Herrschaft, welche König Philipp über die Griechen mehr durch Schlauheit und List, als durch Gewalt gewinnt, noch keineswegs begründet. Dazu wäre durchaus nothwendig gewesen, daß sein Nachfolger auf dem Throne von Macedonien alle Kraft seines Vvlkes auf die Unterwerfung der Griechen gerichtet hätte. Dann würde ein macedonisch-griechisches Reich entstanden sein, zwar gebaut auf das Schwert und die Unterwerfung und das Volk der Griechen in der freien Beweglichkeit hemmend, aber durch sein Dasein nicht die Natur der Dinge und die Gesetze des Völkerlebens verletzend, weil Macedonier und Griechen sich benachbart waren, weil sie durch Abstammung, Sprache und Sitte sich verwandt und befreundet fühlten. In ver-hältnißmäßig kurzer Zeit würde eine Verschmelzung beider Völker erfolgt sein, da sie Brüder waren von Anfang.
Aber die Könige Philipp und Alexander glaubten die Kräfte ihres Volkes nicht allein auf die Unterwerfung Griechenlands wenden zu müssen, und ein macedonisch-griechisches Reich genügte ihrer stolzen und hochfahrenden Gesinnung noch nicht. Es bot sich noch ein anderes Feld leichterer und sichererer Triumphe, als sie in Griechenland gewonnen werden konnten, dar. Darum sollte Griechenland nur halb gewonnen werden, darum der Schein der Freiheit ihm noch bleiben, damit der äußerste und heftigste Kampf vermieden werden, der auf eine lange Zeit alle Kraft und alle That in Anspruch genommen haben würde. Die Griechen sollten vor der Hand den Macedoniern nur dienstbar werden, sie nur stärken zu dem großen Kampfe gegen die Perser, zur Gewinnung eines unermeßlichen Weltreiches, durch welches dann wiederum der Schein von Freiheit und Unabhängigkeit, der den Griechen noch geblieben, leicht und kampflos würde zusammengedrückt werden können. Dieser Gedanke, von König Philipp aufgefaßt, von Alexander, dem großem Sohne, ausgeführt, reizte durch die Leichtigkeit, mit welcher die Verhältnisse seine Vollendung zu versprechen schienen, lockte durch den
1886 -
Düsseldorf
: Schwann
- Autor: Neuhaus, Johann C.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
59
allen krperlichen bungen. Willst du denn nicht," fragten ihn einst seine Gespielen, bei den ffentlichen Wettkmpfen der Griechen mit um den Preis laufen?" O ja," versetzte er stolz, wenn Könige mit mir um die Wette laufen." Einst wurde seinem Vater ein prachtvolles, aber sehr wildes Streitro, Bukephalos genannt, fr einen ungewhnlich hohen Preis angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an demselben, aber keinen lie es aufsitzen. Der König befahl das Tier wieder wegzufhren, da es ja kein Mensch gebrauchen knne. Schade um das schne Tier!" rief Alexander traurig; ich bitte, Vater, la mich doch einmal einen Versuch machen." Mit stolzer Zuversicht nherte Alexander sich dem Pferde, er-griff die Zgel und fhrte es gegen die Sonne. Denn er hatte bemerkt, da es, allein von seinem eigenen Schatten erschreckt, sich so unbndig be-zeigte. Dann streichelte und liebkoste er es und lie unvermerkt seinen Mantel fallen. Ein Sprung jetzt, und der khne Alexander sitzt auf dem Rcken des Tieres und stiegt bald pfeilschnell mit dem mchtig ausgreifenden Pferde dahin. Philipp und alle Umstehenden zittern fr das Leben des Knaben. Der aber lenkt frohen Mutes bald um, und als er nun das Ro hin und her tummelt, als sei es das zahmste Tier von der Welt, und dies dem leisesten Zuge des Zgels folgt, da erstaunen alle. Philipp weinte vor Freude und umarmte den kecken Reiter mit den Worten: Mein Sohn, suche dir ein anderes Knigreich, Makedonien ist fr dich zu klein!"
Achtzehn Jahre alt focht Alexander mit in der Schlacht bei Chairo-neia, in welcher die Freiheit und Selbstndigkeit Griechenlands fr immer vernichtet wurde; feilte Tapferkeit trug nicht wenig zur Erringung des Sieges bei. Zwei Jahre darauf erlitt Philipp durch einen Meuchelmrder den Tod, und Alexander bestieg, zwanzig Jahre alt, den Thron.
Der Anfang der Regierung war fr den jungen König recht schwer. Rings umher standen die unterjochten Völker auf; alle strebten nach der alten Freiheit. Die Athener spotteten seiner und nannten ihn bald einen Knaben, bald einen unerfahrenen Jngling, von dem nichts zu frchten fei. Unter den Mauern Athens werde ich ihnen schon zeigen, da ich ein Mann bin," sagte er und brach mit seinem Heere auf. Schon das Gercht von seinem Anrcken stellte die Ruhe her, und alle huldigten ihm. Als aber bald nachher die Nachricht nach Griechenland kam, Alexander sei im Kampfe gegen die Völker des Nordens umgekommen, herrschte Jubel in ganz. Griechenland, und die Thebaner tteten sogar den Befehlshaber der makedoni-scheu Besatzung in der Stadt. Aber wie der Blitz stand Alexander vor ihren Thoren und zerstrte die Stadt von Grund aus; nur das Haus des Dichters Pindar verschonte er.
Dies Beispiel groer Strenge verbreitete Schrecken in ganz Griechenland. Alle beugten sich vor dem gewaltigen Sieger und gelobten Gehorsam.
1885 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
243
203. Das macedomsche Reich.
203. Das makedonische Reich.
Zu einer Zeit, als die Griechen sich untereinander selbst
bekriegten, regierte in dem nördlich von Griechenland gelegenen
Macedonien der König Philipp, welcher in seiner Jugend in
Griechenland erzogen worden war und dort die Schwächen
der Griechen erkannt hatte. Nachdem er auf den Thron ge-
langt war, vergrößerte er sein Reich durch die Eroberung der
nördlich gelegenen Länder und suchte auch Griechenland zu
unterjochen, dessen unaufhörliche Zwistigkeiten ihm hierbei sehr
zu statten kamen. Vergebens machte der berühmte Redner
Demosthenes die Griechen auf die drohende Gefahr aufmerksam.
Erst nachdem Philipp einige griechische Stämme besiegt und unter-
worfen hatte, gingen ihnen die Augen auf. Allein nun war es
zu spät. Sie griffen zu den Wasseu, wurden aber von Philipp
besiegt, der sich nun zum Oberfeldherrn der Griechen ernennen
ließ. Philipp rüstete sich sodann zu einem Feldzuge gegen die
Perser, wurde aber vor Ausführung desselben ermordet. Sein
erst 20jähriger Sohn Alexander folgte ihm 336 v. Chr. in
der Regierung und wurde Gründer des macedonischen Weltreichs.
A lexander, später der Gr oße genannt, zeichnete sich schon
als Knabe durch Kühnheit und Drang nach großen Thaten aus.
Einst ward seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Streit-
roß für den ungeheuren Preis von 13 Talenten (60000 Mark)
angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an dem-
selben, jedoch keinen ließ es aufsitzen. Der König befahl, das
Tier wegzuführen, weil es doch kein Mensch gebrauchen könne.
Da bat Alexander, daß man ihn einen Versuch machen ließe.
Mit stolzer Zuversicht näherte er sich dem Pferde, ergriff es
beim Ziigel und führte es gegen die Sonne; denn er hatte
bemerkt, daß es vor seinem eigenen Schatten scheute. Dann
streichelte und liebkoste er es und ließ heimlich seinen Mantel
fallen. Ein Sprung jetzt, und der Jüngling sitzt oben. Pfeil-
schnell fliegt das Pferd mit ihm dahin! Philipp und alle Um-
stehenden zittern für das Leben des Kühnen. Wie er aber
frohlockend umlenkt und das Roß bald rechts, bald links, so
ganz nach Willkür tummelt, als sei es das zahmste Tier von
der Welt, da erstaunen alle. Philipp weinte vor Freuden und
umarmte Alexander mit den Worten: „Mein Sohn, suche dir
ein anderes Königreich. Macedonien ist zu klein für dich!"
Als man dem Alexander einst einen neuen Sieg seines
Vaters meldete, rief er wehmütig aus: „Mein Vater wird mir
nichts mehr zu thun übrig lassen." Nachdem er auf den Thron
gelangt war, ließ er sich, wie sein Vater, zum Obcrfcldherrn
der Griechen erwählen, unternahm dann einen Kriegszug nach
Asien, eroberte Persien, Syrien, Palästina und Ägypten und
drang sogar mit seinem Heere bis nach Indien vor. Mitten
16*
1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
200. Das makedonische Reich.
269
200. Das makedonische Reich.
Zu einer Zeit, als die Griechen sich unter einander selbst
bekriegten, regierte in dem nördlich von Griechenland gelegenen
Macedonien der König Philipp, welcher in seiner Jugend in
Griechenland erzogen worden war und dort die Schwächen
der Griechen erkannt hatte. Nachdem er auf den Thron ge-
langt war, vergrößerte er sein Reich durch die Eroberung der
nördlich gelegenen Länder und suchte auch Griechenland zu
unterjochen, dessen unaufhörliche Zwistigkeiten ihm hierbei sehr
zu statten kamen. Vergebens machte der berühmte Redner
Demosthenes die Griechen auf die drohende Gefahr aufmerksam.
Erst, nachdem Philipp einige griechische Stämme besiegt und unter-
worfen hatte, gingen ihnen die Augen auf. Allein nun war es
zu spät. Sie griffen zu den Waffen, wurden aber von Philipp
besiegt, der sich nun zum Oberfeldherrn der Griechen ernennen
ließ. Philipp rüstete sich sodann zu einem Feldzuge gegen die
Perser, wurde aber vor Ausführung desselben ermordet. Sein
erst 20jähriger Sohn Alexander folgte ihm 336 v. Chr. in
der Regierung und wurde Gründer des macedonischen Weltreichs.
Alexander, später der Große genannt, zeichnete sich schon
als Knabe durch Kühnheit und Drang nach großen Thaten aus.
Einst ward seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Streit-
roß für den ungeheuren Preis von 13 Talenten (60000 Mark)
angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an dem-
selben, jedoch keinen ließ es aufsitzen. Der König befahl, das
Tier wegzuführen, weil es doch kein Mensch gebrauchen könne.
Da bat Alexander, daß man ihn einen Versuch machen ließe.
Mit stolzer Zuversicht näherte er sich dem Pferde, ergriff es
beim Zügel und führte es gegen die Sonne; denn er hatte
bemerkt, daß es vor seinem eigenen Schatten scheute. Dann
streichelte und liebkoste er es und ließ heimlich seinen Mantel
fallen. Ein Sprung jetzt, und der Jüngling sitzt oben. Pfeil-
schnell fliegt das Pferd mit ihm dahin! Philipp und alle Um-
stehenden zittern für das Leben des Kühnen. Wie er aber
frohlockend umlenkt und das Roß bald rechts, bald links, so
ganz nach Willkür tummelt, als sei es das zahmste Tier von
der Welt, da erstaunen alle. Philipp weinte vor Freuden und
umarmte Alexander mit den Worten: „Mein Sohn, suche dir
ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich!
Als nian dem Alexander einst einen neuen Sieg seines
Vaters meldete, rief er wehmütig aus: „Mein Vater wird mir
nichts mehr zu thun übrig lassen." Nachdem er auf den Thron
gelangt war, ließ er sich, wie sein Vater, zum Obecseldherrn
der Griechen erwählen, unternahm dann einen Kriegszug nach
Asien, eroberte Persien, Syrien, Palästina und Ägypten und
drang sogar mit seinem Heere bis nach Indien vor. Mitten
8. Bd. 1
- S. 210
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
210
Viii. Griechenlands Hauptgeschichte.
Von der heiligen Schaar der 300 Thebanischen Jüng-
linge wich nicht Einer, sie starben alle an ihrem Platz.
Doch siegte Philipp, und durch diese Eine Schlacht
wurde er der Herr von Griechenland.
Er verfuhr indessen mit den Besiegten sehr scho-
nend, ließ ihnen vor der -Hand ihre Verfassungen und
Rechte, ja er wollte nur ihr Bundesgenosse und Prä-
sident der allgemeinen Bundesgenossenschaft seyn, wozu
er ihre Staaten vereinigte. Da legte sich ihr Groll
gegen ihn.
Im folgenden Jahre, 337, rief er sie zu einem all-
gemeinem Reichstag in Korinth zusammen. Hier
trägt er ihnen vor: Jetzt wär' es an der Zeit, das
Reich der Barbaren zu Grab zu tragen; er be-
geistert sie zu einem gemeinschaftlichen Kriegszug
gegen die Perser. Alles stimmt frohlockend ein, und
man ernennt Ihn „zum Oberseldherrn mit unbe-
schränkter Gewalt." Das war ja Alles, was Phi-
lipp vorerst wollte. „Wohlan, ich will euch führen. Es
rüste sich Griechenland und Macedonien zum großen
Werk!"
Er kehrt zu diesem Zwecke nach Macedonien zurück.
Dort feiert er noch vor Beginn des Feldzugs, welcher
ihn zum Herrn der Welt machen soll, die Hoch-
zeit seiner Tochter Kleopatra mit dem Könige von Epi-
rus in höchster Pracht. Auf derselben wird er bei einem
Festzuge von einem seiner Leibwächter meuchlings er-
stochen, 336.
Allein sein noch größerer Sohn Alexander, welcher
an seiner Statt König wird, nimmt das Vorhaben des
Vaters mit feuriger Seele auf, und dieser ist vom ewi-
gen Lenker der irdischen Geschicke zur Ausführung be-
stimmt; er ist dazu ersehen, das zweite Weltreich zu
stürzen und das dritte aufzurichten. Ehe wir jedoch
zu diesem übergehen, und Griechenland als Schauplatz
unserer Erzählung verlassen, wollen wir nach so vielen
Kriegsgeschichten noch Einiges von dem Leben der
1802 -
Halle Leipzig
: Ruff Ruff
- Autor: Mangelsdorf, Carl Ehregott
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
7* Vierte Periode^
der griechischen Pflanzftädte zu vergrößern; so
wird ec endlich so mächtig, daß ec, zur Hülfe
gerufen von den bestochenen Thebanecn, es wa-
I.d.w. gen kann, bei dem Phoerschen Kriege in Gries
v chenland einzurücken. Dadurch wird der Phoci-
'347- fchx Krieg geendigt, und Philipp bekömmt zur
Belohnung die Rcichssransschafc von Griechen-
land. Noch verbirgt er seinen Plan der Ober-
herrschaft über Griechenland, wo er die Unru-
hen durch Geld unterhält, und die ?hebanee
immer zum Freunde behält. Durch Bestechung
erhält er endlich das Kommando bei einem Exe-
kutionskriege gegen die Locrische Stadt Amphis-
sa; rückt ohne Widerstand durch Thermopylä,
I-d. W. und schlägt die Griechen, die nun zu spät für
v-C.??7 *^rc Freiheit die Waffen ergreifen, bei Lharo-
*337*mct. Dieser Sieg macht ihn zum Herrn von
Griechenland Aber listig sucht er den Griechen
den Verlust ihrer Freiheit zu verbergen; nimmt
die Miene eines Beschützers von Griechenland
an, und bringt sie auf einer Rcichsversammlung
zu Korinth zu dem Entschluß, einen Krieg ge-
gen die Perser zu beschließen, und ihm die Wür-
de eines Oberfeldherrn zu übertragen. Wah-
rend den Rüstungen zu diesem Kriege, der gewiß
I d. W. mit dazu dienen sollte, die Griechen noch mehr
3648. zu schwächen, wird ec von einem Macedonier,
v. C.zz5. hem pausanias, erstochen, und seinen Plan führt
sein Sohn aus, Alexander.
-i- *
*
Wodurch haben sich die Macedonier in der Geschichte
berühmt gemarkt?
Unter welchen Regierungen war die Macedonische Macht
am höchsten gestiegen?
An welche Lander grenzte Macedonien?
Welches war der Zustand der Einwohner vor dein
Amyntas U.
1888 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Abicht, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Alexander der Groe (336323). Das macedonisch-griechische Weltreich. 35
wurden, so riefen die ersteren wiederum den macedonischen König zu Hilfe.
Dieser erschien sosort, drang durch die Thermopylen in Griechenland ein und zwang die Phoker sich zu unterwerfen. Dieselben wurden durch Beschlu der Amphiktionen aus dem Amphiktionenbuud ausgestoen und Philipp an ihrer Stelle in denselben aufgenommen. 346
Ilm die Aufmerksamkeit Griechenlands von sich abzulenken, wandte sich Philipp jetzt eine Zeit lang anderen Unternehmungen zu, suchte in den Kmpfen gegen die Thraker die Grenzen feines Reiches bis zur Donau, in den Kmpfen gegen Jllyrien bis zum adriatifchen Meere zu er-wettern. Da gaben die Griechen selbst ihm wiederum Gelegenheit sich in ihre inneren Angelegenheiten einzumischen und mit bewaffneter Macht in das Herz Griechenlands einzudringen.
Wie frher die Phoker so wurden jetzt die Lokrer in Amphissa 339 beschuldigt, ein heiliges Tempelseld des delphischen Apollo bebaut zu haben.
Weil sie die ihnen von den Amphiktionen auferlegte Geldstrafe nicht be-Zahlen wollten, bertrugen diese auf den Antrag des in macedonischem Solde stehenden athenischen Redners schines dem König Philipp die Bestrafung der Lokrer. Philipp bernahm mit Freuden die Fhrung in diesem neuen heiligen Krieg, da er jetzt die Gelegenheit gekommen glaubte, das Ziel seiner Wnsche, die Unterwerfung Griechenlands, zu erreichen.
Rasch drang er in Griechenland ein, eroberte Amphissa, machte jedoch dadurch, da er pltzlich die Stadt Elatea besetzte, welche ihm den Zu-gang zu Botien und Attika ffnete, seine wahren Absichten gegen Griechen-leint) offenkundig.
Da sahen die Athener endlich ein freilich jetzt zu spt wie fchmhlich sie von Philipp betrogen waren. Zwar gelang es der Bered-samkeit des Demosthenes ein Bndnis zwischen Athen und Theben zustande zu bringen, aber Philipp besiegte die Verbndeten in der Schlacht bei Chr.o.nea, durch welche die Freiheit Griechenlands ihr Ende fand. 338
Hierauf berief der König smtliche griechische Staaten zu einer all-gemeinen Versammlung aus den Isthmus. Aus seinen Antrag beschlo man hier einen gemeinsamen Kriegszug gegen die Perser, dessen Fhrung Philipp als Oberseldherr bernahm. Doch wurde derselbe mitten in den Rstungen zu diesem Feldzug bei Gelegenheit der Hochzeitsfeier feiner Tochter von einem seiner Leibwchter zu g ermordet.
336
V. Bon der Schlacht bei Chronea bis zur vollstndigen Unterwerfung Griechenlands durch die Rmer (338-146).
20. Alexander der Groe (33il=jl23_). Das macedonisch-griechische
Weltreich.
Nach Philipps Tode bernahm sein erst zwanzigjhriger Sohn Alexander die Herrschast. Von Natur mit groen Anlagen des Geistes ausgestattet, war er durch den Unterricht des berhmten Weltweisen Aristoteles in die griechische Bildung eingefhrt1, welche er nach Eroberung des Perser-
1 Vor allem liebte Alexander die Jlias des Homer, die er stets bei sich hatte und des Nachts unter fein Kopfkissen legte; insbesondere erregte der Held Achilleus
3*
1874 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Kuttner, Louis
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Alte Geschichte. — Zweite Periode. 11
v. Chr.
349 Philipp von Makedonien, der seinen Brüdern Alexander und Perdiccas Iii in der Regierung gefolgt war, richtet sein ganzes Trachten auf die Herrschaft über ganz Griechenland, darum half er zum Scheine den Thefsaloniern gegen die Phocier, machte darauf Thessalien zur makedonischen Provinz und drang in die chalcidische Halbinsel ein, erobert eine Stadt nach der andern und greift endlich auch Olyuth, die Vormauer Griechenlands, an, dem die Athenienser, durch Demosthenes bewogen, freilich vergebliche Hilfe senden.
348 Olynth wird erobert.
346 Trotz Demosthenes Rath zur Wachsamkeit weiß Philipp die Griechen zu täuschen, bemächtigt sich durch Verrath der Thermopylen, unterwirft, von den Thebanern zu Hilfe gerufen, die Phocenfer und läßt sich an deren Stelle in den Amphiktyonenbuud aufnehmen.
343 Rom, im Innern beruhigt, beginnt seine Herrschaft weiter aus-zudehneu, und eröffnet darum mit den Samnitern einen Krieg, der auch so heißt. In diesem ersten samnitischen Kriege von 343—341 besiegen die Römer unter Valerius Corvus die Samniter am Berge Gaurus.
340—338 Die Latiner empören sich, werden aber wieder unterworfen und zeichnen sich hierbei besonders Decins Mus durch seine Aufopferung und Manlius Torquatus durch die Strenge gegen seinen Sohn ans. Schlacht am Vesuv.
338 Zweiter heiliger Krieg. Philipp, noch nicht zufrieden mit den bisherigen Errungenschaften, stachelt zu einem zweiten heiligen Kriege gegen eine locrifche Stadt auf und besetzt die Pässe von Böotien und Thessalien, und als nunmehr die Athener und Thebaner dagegen traten, schlug er sie in der Schlacht bei Chäronea so vollständig, daß ihm die Herrschaft über ganz Griechenland zufiel.
337 Philipp läßt sich, um die von den Persern an den Griechen verübten Frevel zu rächen, auf der Staateuversammlnng zu Co-rinth zum Oberfeldherrn mit unumschränkter Gewalt wählen, rüstet schon, wird aber
336 am Hochzeitsfeste seiner Tochter Agä von seinem Leibwächter ermordet. Ihm folgt sein erst 20 Jahre alter Sohn Alexander.
335 Feldzug Alexanders gegen Thracier, Illyrier und Theben, die ihn als einen unerfahrenen Jüngling ansahen und die er deshalb züchtigte.
334 Alexander zieht an der Spitze von 35,000 auserlesenen Strei-
1835 -
Dresden [u.a.]
: Arnold
- Autor: Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Griechenland.
29
Zu Hülfe gegen Achaja und Makedonien riefen. —
So geschah es, daß Macedonien und Griechenland
zusammen von den Römern besiegt wurden, und daß
seit dem Jahre 145 v. Chr. die ganze Ost-Znsel des
mittelländischen Meeres einen Theil des römischen Rei-
ches ausmachte. Die Geschichte Griechenlands macht
von dieser Zeit an einen Theil der Geschichte dieses
Reiches aus und wird also in dieser mit vorgetragen.
Macedonien.
Macedonien, ein Land, welches im Süden an
Griechenland grenzte und daher immer mit Griechenland
Verbindungen hatte, wurde, seitdem es in der Geschichte
genannt wird, von Königen beherrscht und durch Erober-
ungen nach und nach so vergrößert, daß es zu der Zeit, als
es dem Könige Philipp gelang, auch Griechenland von
Macedonien abhängig zu machen, aus allen den Ländern
bestand, die sich auf der östlichen Halbinsel des mittel-
ländischen Meeres im Süden der Donau befinden.
Philipp hatte als königlicher Prinz und als Geißel
einige Zahre in Griechenland und zwar in dem Hause
des Epaminondas zugebracht und dabei Griechenland
kennen und schätzen gelernt. Er ließ daher, nachdem
er an die Regierung gekommen, und ihm ein Sohn, der
so berühmt gewordene Alexander, geboren wurde, diesen
von dem, nicht minder berühmten griechischen Philo-
sophen Aristoteles erziehen, so daß man, Cultur und
Civilisation vor Augen nehmend, Macedonien feit Phi-
Npp's Regierung, d. h. seit 360 v. Chr., als ein griech-
isches Land ansehen kann.
Schon Philipp hatte den Plan entworfen, vereint
mit den Griechen, das persische Reich in Asien anzu-
1835 -
Dresden [u.a.]
: Arnold
- Autor: Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Christo zurückgehen, und die Schicksale der Griechen und
Römer von jener Zeit an vor Augen nehmen.
Makedonien, ein ziemlich großes Land an der
Nordgrenze des eigentlichen Griechenlands, war zwar
von Griechen selbst nicht bewohnt, hatte aber griechische
Colonicen an seinen Ufern, und kam in so vielfache
Verbindungen mit Griechenland, daß man es im vier-
ten Jahrhunderte v. Chr. schon als ein zweites Grie-
chenland ansehen konnte. Es hatte eigene Könige; es
gab unter diesen Königen Eroberer, und Makedonien
wurde durch diese ein so großes Reich, daß es in dem
genannten Jahrhunderte sich von der Nordgrenze Grie-
chenlands an bis an die Donau, bis an das schwarze
Meer, und zum Theil auch bis an das adriatische
Meer erstreckte.
Philipp, König in Macedonien, bestieg i. I. 360
den Thron dieses Reichs. Er hatte den festen Vorsatz,
das gesammte Griechenland mit seinem Reiche zu ver-
einigen, und die Sache gelang ihm auch wirklich. Die
Griechen widersetzten sich ihm zwar mit den Waffen
in der Hand, sie wurden aber i. I. 338 in der
Schlacht bei Chäronea von ihm besiegt, und mußten
ihn seitdem als ihren Oberherrn anerkennen.
Dabei schätzte Philipp aber die Griechen im ho»
hen Grade. Er hatte in seiner Jugend selbst einige
Jahre in Griechenland zugebracht, und man kann sa-
gen, daß er griechische Bildung empfangen hatte. Als
ihm daher ein Sohn, der so berühmt gewordene
Alexander, geboren wurde, schrieb er sofort an den
Philosophen Aristoteles in Athen, und bat diesen,
die Erziehung dieses Kindes zu übernehmen. Aristote-
les übernahm auch dieses Geschäft, Alexander wurde
einer der größten Männer, und hat die innigste Ver-
ehrung und Freundschaft bis an seinen Tod gegen
Aristoteles bewiesen.
1890 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Seeschlacht bei Salamis. 37
er seine Kostbarkeiten im Stiche lie. Dann kehrte er mit dem Hauptheere nach Asien zurck.
Nach der Schlacht whlten die Griechen aus der Beute die Ge-' schenke fr die Götter aus; nach Delphi schickten sie ein zwlf Ellen hohes Standbild, das einen Schiffsschnabel in der Hand hielt; dem Themistokles aber verliehen sie den Olivenkranz als Ehrenpreis fr Weisheit und Geschicklichkeit. Als dieser bald nachher nach Sparta kam, schenkten ihm die Bewohner dieser Stadt einen schnen Wagen und lieen ihn durch 300 Jnglinge feierlich zur Grenze geleiten, eine Ehre, welche sie keinem andern erwiesen haben. Die grte Ehre aber erntete Themistokles bei dem groen Feste der Griechen in Olympia: alle Zu-schauer erhoben sich von ihren Sitzen, als er erschien; einer zeigte ihn dem andern, und gerhrt gestand Themistokles seinen Freunden, da dies der glcklichste Tag seines Lebens sei.
11. Alexander der Groe.
1. Seilte Jugend. Nrdlich von Griechenland lag das Reich Makedonien. Whrend das griechische Land in mehrere einzelne Land-schaffen zerfiel, die einander nicht selten in blutigen Kriegen schwchten, war Macedonien einig und stark durch die Herrschaft seiner Könige. Einer derselben hie Philipp, der auch Griechenland unterwarf; ihm folgte sein groer Sohn Alexander. Dieser zeigte schon frh die schnsten Anlagen, und Philipp sorgte dafr, da dieselben aufs beste ausgebildet wurden. Zum Lehrer des Knaben berief er einen berhmten griechischen Weisen, dem er schrieb: Ich freue mich, da das Kind ge-boren ist, während du noch lebest, damit du es unterrichten und zu einem guten Könige bilden kannst". Schon frh zeigte Alexander ein heies Verlangen nach Ruhm und Ehre. Wenn er von einem neuen Siege seines Vaters hrte, rief der Jngling aus: Ach, mein Vater wird noch die ganze Welt erobern und mir nichts brig lassen!"
Einst wurde seinem Vater ein prchtiges, aber sehr wildes Streit-ro, Bncephalus genannt, fr den ungeheuren Preis von dreizehn Talenten angeboten. (1 Talent 4 700 Jli) Die besten Reiter ver-suchten es zu besteigen, aber keinen lie es aufsitzen. Da befahl Philipp dem Eigentmer, das unbrauchbare Tier fortzufhren. Schade um das prchtige Tier!" rief Alexander, Vater, lat es mich noch einmal versuchen." Der König erlaubte es. Rasch ergriff es Alexander beim Zgel und fhrte es gegen die Sonne, da er bemerkt hatte, da sich
1871 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
44
Alexander.
Das griechische Volk hatte nachgerade die Ehre seines Namens so sehr vergessen, daß Griechen gegen Griechen von ihren Erbfeinden, den Persern, Unterstützung annahmen. Darum wurden sie auch tu Bälde die Beute eines schlauen Eroberers, des Königs Philipp von Macedonien, dessen Sohn Alexander ihn noch an Größe und Ruhm überstrahlte.
Mit ausgezeichneten Anlagen ausgerüstet erhielt Alexander den größten Weisen damaliger Zeit, Aristoteles, zum Erzieher, den er auch anfangs so sehr liebte, daß er oft sagte: „Meinem Vater verdanke ich nur, daß ich lebe, meinem Lehrer, daß ich gut lebe." Leider machten ihn aber die unerhörten Schmeicheleien seiner Umgebung bald gleichgiltig gegen den ernsten Lehrer nüchterner Weisbeit und bescheidener Tugend, und seine Augen waren frühe auf die glänzenden Thaten gerichtet, die sein Vater in Griechenland vollführte. „Ach, mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen," hörte man ihn oft schmerzlich ausrufen. Jemand, der seine ungeheure Schnelligkeit im Laufen bewunderte, fragte Um, ob er sich nicht in Olympia sehen lassen wolle. „Ja wenn ich mit Königen um die Wette laufen könnte!" entgegnete er. Die Gesänge des alten griechischen Dichters Homer trug er immer bei sich und hatte sie selbst des Nachts unter seinem Kopfkissen liegen; denn Homer hat ja besonders Krieg und große Helden besungen. Einmal wurde seinem Vater ein wildes Pferd um den ungeheuern Preis von 13 Talenten (au 16,000 Thaler) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an ihm; allein es ließ keinen aufsitzen, und Philipp befahl endlich es wegzuführen, da es kein Mensch brauchen könne. Da bat Alexander seinen Vater, ihm das Pferd zu erlauben. Er ergriff dasselbe beim Zügel, führte es gegen die Sonne, da er bemerkte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es eine Zeit lang, ließ dann unvermerkt seinen Mantel fallen und schwang sich plötzlich hinauf. Alsbald flog das Thier mit ihm blitzschnell davon und alle Zuschauer zitterten für ihn. Als sie aber sahen, daß er wieder umlenkte, und das Roß nach Willkür bald links bald rechts tummelte, da erstaunten sie alle, und Philipp rief mit Frendenthränen,
1890 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Mayer, Christian
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
56 Europische Völker.
sollten dafr bestraft werden. Aber der heilige Krieg gegen sie richtete nichts aus. Die dem Könige Philipp ergebene Partei brachte es nun dahin, da ihm die Bestrafung der Lokrer bertragen wurde. Jetzt sah Philipp die Saat, die er seit Jahren gestreut, zur Reife kommen. Er zgerte nicht, rckte mit einem groen Heere in Griechenland ein und be-setzte unerwartet mehrere Städte. Zu spt erkannten die Griechen die ungeheure Gefahr. In Eile ward ein Heer gesammelt.
Schlacht bei Chronea 338.
Am 2. August des Jahres 338 trat dasselbe in der Ebene von Chronea den kampfgebten Scharen Philipps entgegen. Noch einmal standen sie Schulter an Schulter im heiligen Kampf frs Vaterland: Athener und Thebaner, Euber und Megarer, Korinther und Acher. Aber Philipp siegte. Tausende von Griechen wurden erschlagen oder ge-fangen. Mitten unter den Toten hielt Philipp sein Sieges-mahl. Dem edeln Demosthenes blieb nur die kummervolle Aufgabe, den Gefallenen die Leichenrede zu halten.
Philipp ?err von Griechenland.
Mit dem Tag von Chronea war Griechenlands Un-abhngigkeit dahin. Doch begngte sich König Philipp da-mit, tatschlich zu herrschen, indes er den Griechen noch den Schein der Freiheit lie. Auf einer Versammlung zu Koriuth wurde ein Feldzug gegen die Perser beschlossen und Philipp zum Oberfeldherrn gewhlt. Whrend der Rstungen aber ward er meuchlings gettet 336.
31. Alexander der Groe.
Der junge Alexander.
Was Philipp begonnen, vollendete sein Sohn und Nach-folger Alexander. Schon am Tage seiner Geburt schienen merkwrdige Ereignisse den knftigen siegreichen Herrscher an-zudeuten. Als der Knabe heranwuchs, zeigte er neben einem glnzenden Geiste ein edles, fr alles Groe begeistertes Herz. Zugleich aber erfllte ihn heftige Ruhmbegierde, die sein Lehrer, der groe Aristoteles, weise zu migen suchte. Sein Lieblingsdichter war Homer, sein Vorbild der
1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
201. Das makedonische Reich.
243
201. Das makedonische Reich.
Zu einer Zeit, als die Griechen sich unter einander selbst be-
kriegten, regierte in dem nördlich von Griechenland gelegenen
Macedonien der König Philipp, welcher in seiner Jugend in
Griechenland erzogen worden war und dort die Schwachen
der Griechen erkannt hatte. Nachdem er aus den Thron ge-
langt war, vergrößerte er sein Reich durch die Eroberung der
nördlich gelegenen Lander und suchte auch Griechenland zu
unterjochen, dessen unaufhörliche Zwistigkeiten ihm hiebei sehr
zu statten kamen. Vergebens machte der berühmte Redner
Demosthenes die Griechen ans die drohende Gefahr aufmerksam.
Erst, nachdem Philipp einige griechische Stämme besiegt und unter-
worfen hatte, gingen ihnen die Angen ans. Allein nun war es
zu spät. Sie griffen zu den Waffen, wurden aber von Philipp
besiegt, der sich nun zum Oberfeldherrn der Griechen ernennen
ließ. Philipp rüstete sich sodann zu einem Feldzuge gegen die
Perser, wurde aber vor Ausführung desselben ermordet. Sein
erst 20jähriger Sohn Alexander folgte ihm 336 v.chr. in der
Regierung und wurde Gründer des makedonischen Weltreichs.
Alexander, später der Große genannt, zeichnete sich schon
als Knabe durch Kühnheit und Drang nach großen Thaten aus.
Seinem Vater ward einst ein prächtiges, aber sehr wildes Streit-
roß für den ungeheuren Preis von 13 Talenten (60000 Mark)
angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an dem-
selben, jedoch keinen ließ es aufsitzen. Der König befahl, das
Thier wieder wegzuführen, weil es doch kein Mensch gebrauchen
könne. Da bat Alexander, daß man ihn einen Versuch machen
ließe. Mit stolzer Zuversicht näherte er sich dem Pferde, ergriff
es beim Zügel und führte es gegen die Sonne; denn er hatte
bemerkt, daß es vor seinem eigenen Schatten scheute. Dann
streichelte und liebkoste er es und ließ heimlich seinen Mantel
fallen.' Ein Sprung jetzt, und der Jüngling sitzt oben. Pfeil-
schnell fliegt das Pferd mit ihm dahin! Philipp und alle Um-
stehenden zittern für das Leben des Kühnen. Wie er aber
frohlockend umlenkt und das Roß bald rechts, bald links, so
ganz nach Willkür tummelt, als sei es das zahmste Thier von
der Welt, da erstaunen alle. Philipp weinte vor Freuden und
umarmte Alexander mit den Worten: „Mein Sohn, suche dir
ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich!"
Als man dem Alexander einst einen neuen Sieg seines
Vaters meldete, rief er wehmüthig ans: „Mein Vater wird mir
nichts mehr zu thun übrig lassen." Nachdem er auf den Thron
gelangt war, ließ er sich, wie sein Vater, zum Oberfeldherrn
der Griechen erwählen, unternahm dann einen Kriegszug nach
Asien, eroberte Persien, Syrien, Palästina und Aegypten und
drang sogar mit seinem Heere bis nach Indien vor. Mitten
11*
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
großer Mann auf, der die gewonnenen Siege zu benutzen verstanden
hätte. Streitigkeiten und kleine Kriege währeten fort; und Griechen nahmen
gegen Griechen gern Unterstützung von ihren Erbfeinden, den Persern, an.
Diese Lage der Dinge wußte Philipp, ein schlauer König des
benachbarten Reiches, Makedonien, zu seinem Vortheil zu benutzen.
Er mischte sich in die Streitigkeiten der Griechen, wußte durch Geld
auch Streitigkeiten zu erregen und suchte dann als Richter dazwischen
zu treten, nach seiner Willkühr zu entscheiden und so nach und nach
Herr in Griechenland zu werden. Als endlich die Griechen seine wahre
Absicht merkten, war es zu spat. Mehrere Staaten vereinigten sich
zwar gegen ihn; aber einige waren doch für Philipp, der indeß seine
Kriegsmacht gestärkt und kunstreich geübt hatte: die Griechen wurden
geschlagen (bei Chäronea 338) und mußten den makedonischen König
als ihren Oberfeldherrn anerkennen.
Philipp war der Vater des berühmten Alexander. Schon als
Knabe zeigte Alexander den kühnen Muth, den Stolz und die Ruhm-
sucht, woraus fast alle seine guten und bösen Thaten im jugendlichen
und männlichen Alter entsprangen. Er härtete seinen Körper ab durch
Uebungen aller Art; liebte seine Lehrer, die ihn mit den großen Thaten
der Vorwelt bekannt machten und hörte gern von Krieg und Schlachten.
Erzählte man die glänzenden Thaten seines Vaters, besonders in Griechen-
land; so rief er oft schmerzlich aus: Ach, mein Vater wird mir nichts
mehr zu thun übrig lassen! — Die Gesänge des alten griechischen
Dichters Homer trug er immer bei sich, und hatte sie selbst des Nachts
unter seinem Kopfkissen liegen; denn Homer hatte besonders Krieg und
große Helden besungen, und diese waren durch Homers Gesänge in
der ganzen Welt berühmt geworden. Daher war es immer der Wunsch
des ruhmsüchtigen Jünglings, so große Thaten zu thun, wie die ho-
merischen Helden gethan hätten, aber auch so besungen zu werden wie
sie. Einmal wurde seinem Vater ein wildes Pferd um den ungeheueren
Preis von 13 Talenten (an 16,000 Thaler) angeboten. Die besten
Reiter versuchten ihre Kunst daran; allein es ließ keinen aufsitzen, und
Philipp befahl endlich, es wegzuführen, da es kein Mensch brauchen
könne. Alexander bat seinen Vater, ihm das Pferd zu erlauben. Er
ergriff es beim Zügel, führte es gegen die Sonne, weil er bemerkt
hatte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, streichelte es
eine Zeit lang, ließ dann unvermerkt seinen Mantel fallen und schwang
sich hinauf. Sogleich floh das Pferd mit seinem Reiter blitzschnell da-
von, und alle Zuschauer zitterten für Alexander Als sie aber sahen,
daß er wieder umlenkte und das Roß nach Willkühr bald links bald
rechts tummelte, da erstaunten sie alle, und Philipp rief mit Freuden-
thränen, indem er ihn umarmte: Lieber Sohn, suche dir ein anderes
Königreich; Makedonien ist für dich zu klein.
Achtzehn Jahr alt focht er mit in der Schlacht, durch welche sein
Vater sich Griechenland unterthänig machte (338) ; und im zwanzigsten
Jahre war er König von Makedonien, 336 vor Ehristo. Er regierte
nur bis ins J3te Jahr, bis 323: aber von diesen wenigen Jahren ist
auch jedes durch große kriegerische Unternehmungen wichtig geworden.
Er wollte nehmlich an der Spitze der Griechen das große persische Reich
zerstören und so weit in Asien eindringen, wie noch kein Grieche ge-
1905 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Seyfert, Bernhard, Neubauer, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
Inhalt.
Griechische Geschichte.
I. Das alte Griechenland und seine Bewohner. ette
I, 2. Das Land ...................1
3. Die Bewohner..................2
4. Religion und Gottesdienst..............3
5. Sagen.....................**
Il Die Entwicklung des spartanischen und athenischen Staates.
6. Der Staat der Spartaner..............5
7, 8. Der Staat der Athener...............
9. Hellas bei Beginn der Perserkriege...........9
Iii. Tie Bltezeit Griechenlands.
1. Die Zeit der Perserkriege.
1013. Die Perser. Der ionische Aufstand...........10
14. Die ersten beiden Perserziige..............12
1521. Der dritte Perserzug................12
2. Die Zeit des Perikles.
2224. Perikles und der athenische Staat............15
Iv. Der Verfall der griechischen Staaten.
25 27. Die Kmpfe um die Vorherrschaft............18
2830. Die Eroberung Griechenlands durch Philipp von Macedonien. . . 20
V. Die makedonische Zeit.
3135. Alexander der Groe................21
36. Die Reiche der Diadochen..............25
Rmische Geschichte.
I. Die lteste Geschichte Roms.
37, 38. Italien ....................26
39 43. Die ersten Jahrhunderte Roms.............27
1868 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Fischer, Ferdinand Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
32
Weltgeschichte.
daß sein Leib nicht der eigentliche Sokrates sei, und schlürfte
hierauf den Todestrank herunter.
Zur Zeit der innern Zerwürfnisse Griechenlands that sich
im Norden desselben der macedonische König Philipp
durch seine Eroberungen hervor und bedrohte zuletzt auch Griechen-
land. Der berühmte Redner Demosthenes warnte wieder-
holt seine Landsleute, wohl vor diesem Mann auf ihrer Hut
zu sein. Da sie es aber nicht thaten, so fiel er in ihr Land
Lin und besiegte sie bei Chaeronea (338). — Ein noch
größerer Eroberer als Philipp wor dessen Sohn Alexander
mit dem spätern Beinamen d. Gr. Schon als Jüngling be-
wies er, welchen Muth er habe, indem er sich beherzt auf ein
wildes Pferd, Bucephalus genannt, welches kein anderer
Reiter zu besteigen vermochte, schwang und es bändigte. Als
Alexander den macedonischen Thron eingenommen, suchte er
sich mehr und mehr in Griechenland zu befestigen, wobei er
auch nach der Stadt Korinth kam. Hier lebte ein sehr selt-
samer Mann, Namens Diogenes, vor der Stadt in einer
Tonne, und diesen besuchte Alexander mit der Aufforderung,
sich von ihm etwas zu erbitten. Alles, was sich Diogenes er-
bat, war, daß Alexander ihm aus der Sonne gehen möge.
Hierüber lachten die Begleiter des Königs; dieser aber sprach
zu ihnen: „Wahrlich! wäre ich nicht Alexander, so möchte ich
wohl Diogenes sein." — Sobald Alexander vollständig in den
Besitz Griechenlands gelangt war, brach er gegen die Perser
auf, zerhieb in der Stadt Gordion einen künstlich zusammen-
geschürzten Knoten, von dem die Sage ging, wer ihn löse,
würde Asien erobern, und besiegle alsdann die Perser in der
Schlacht bei Jssus. Darauf zerstörte Alexander Tyrus,
unterwarf Aegypten, gründete daselbst die Stadt Alexandrien
und begab sich dann nach Libyen in Afrika, wo ihn die
Priester weissagend einen Sohn Jupiters nannten. Dies machte
den Alexander so stolz, daß er fortan von nichts als von seinen
Großthaten hören wollte. Daran kehrte sich aber sein Freund