Ähnliche Ergebnisse
1841 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Tiedemann, Heinrich Christian Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hamburg
Dritter 'Abschnitt. Hio—1529.
41
Seite aus Münster und Bremen hatte man es für nöthig
gefunden, eine Visitation des Klosters von Harvstehude an-
zuordnen, weil in demselben ein höchst unerbauliches, üppiges
Leben geführt wurde. Dies nahmen die Bürger, deren
Verwandtinnen zum Theil im Kloster lebten, sehr übel;
wahrscheinlich noch von den Geistlichen aufgereizt, drang ein
zusammengelaufener Haufe mit in's Kloster ein und betrug
sich so pöbelhaft muthwillig, daß der Rath kein anderes
Mittel sah, die Unruhe zu stillen, als die Einmischung des
Bischofs zurückzuweisen. Vielleicht durch dieses Gelingen
seines dreisten Beginnens ermuthigt, nahm der Pöbel an
Trotz und Rohheit zu und bediente sich abermals der noch
dauernden Theurung, seine Wuth auszulassen. Zum Rädels-
führer dieses Unfuges warf sich der Böttcher Heinrich van
Loh auf, der vormals als Leibeigner aus Mecklenburg hier
angekommen, jetzt Hamburgischer Bürger war. Auf offnem
Markte behauptete derselbe, die Großbürger hätten Ochsen
und Schweine verkauft und wollten auch Getreide nach
Island senden; dergleichen alles leide der Rath, der nie für
hinlänglichen Vorrath an Lebensmitteln sorge. Den schänd-
lichen Aufwiegler ließ der Senat nach dem Winserbaum
bringen, zugleich aber die Getreideausfuhr verbieten, so lange
die Theurung dauere. Dies war hinreichend, den Pöbel
in dem Wahn zu bestärken, der gefeierte von Loh sei un-
schuldig; lärmend die Straßen durchziehend, zwangen sie den
jüngsten Bürgermeister, das Gefängniß zu öffnen, neben dem
Befreieten herzugehen und denselben bis an sein Haus zu
bringen. Dem Zureden des ältesten Bürgermeisters Johann
Meiger gelang es endlich, sie dahin zu bewegen, daß sie
sich am nächsten Freitag in die Nicolai-Kirche verfügten
und dem Rath, der auf dem Chore stand, ihr Begehren
vortrugen, welches theilweise erfüllt ward. Aber noch waren
1917 -
Leipzig
: Renger
- Autor: Buurman, Ulrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1900
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Einjährigen-Freiwilligen-Prüfung
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Einjährig-Freiwilligen-Prüfung
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
n. Physische Erdkunde. 17
Die Laudseen. Unter Binnensee versteht man die Ansamm-
lung des Wassers in einer Vertiefung des Festlandes. Nach der
Beschaffenheit des Waffers unterscheidet man Süßwasser- und Salz-
seen. Seenplatten heißen Gegenden, die reich an Seen sind.
(Finnland, Nord-Kanada, Ostpreußen, Mecklenburg).
Die Flüsse. Bei einem Flusse unterscheidet man Quelle,
Ober-, Mittel-, Unterlauf und Mündung. Quelle heißt der
Austritt des in die Erde eingedrungenen Wassers. Wir unter-
scheiden kalte und warme Quellen. Kochend heiße Springquellen
finden sich auf Neu-Seeland, im Felsengebirge Nord-Amerikas und
auf Island (Geysir). Wasserscheide ist die Linie, von welcher das
Wasser nach zwei verschiedenen Seiten abläuft. Geht ein Seiten-
arm eines Flusses in das Gebiet eines benachbarten, so nennt man
das eine natürlicke Gabelung oder Lifurkation (z. B. Casiquiare).
Kanäle sind die künstlichen Verbindungen zweier Flüsse. Der Ober-
lauf des Flusses liegt meistens im Gebirge, der Mittellauf im
Stufenland, der Unterlauf in der Niederung. Lagert ein Fluß
so viel Schlamm ab, daß die Sinkstoffe als Teile trockenen Landes
anwachsen, so nennt man dieses Gebiet ein Delta (nach der Nil-
mündung benannt). Werden die Sinkstoffe dagegen erst in einiger
Entfernung von der Mündung abgelagert, so nennt man die aus
dem Meere sich erhebende schmale Bank Nehrung oder Lido, durch
welche oft Strandseen (Baff, Lagune) gebildet werden.
Die Luft.
Die Erdkugel ist von einer Lufthülle oder Atmosphäre um-
geben, deren Höhe gewöhnlich auf ca. 10 Meilen berechnet wird.
Die Luft besteht aus 79 Naumteilen Stickstoff und 21 Teilen Sauerstoff.
Den zeitweiligen Zustand der Atmosphäre eines Ortes, der durch
Wärme, Wind und Niederschlag bedingt ist, nennen wir sein Wetter, den
jährlich wiederkehrenden sein Klima. Die mittlere Jahrestemperatur
eines Ortes hängt von mannigfachen Umständen ab: 1. von der
Entfernung des Ortes vom Äquator; 2. von der Höhe desselben
über dem Meeresspiegel; 3. von der Bodenbeschaffenheit und der
Kultur des Landes; 4. von den herrschenden Winden; 5. von der
Nähe des Meeres oder hoher Gebirge. Wäre die Erde eine voll-
kommene Kugel mit gleicher Bodenbeschaffenheit ohne jede Erhebung,
so würde die Temperatur nur von der geogr, Breite abhängig sein.
(Mathematisches Klima.) Das wahre oder physikalische Klima wird
eingeteilt in Land- oder kontinentales und Zee- oder ozeanisches Klima.
Das Landklima, das im Innern der alten Welt herrscht, hat
schroffen Wechsel der Jahreszeiten, heiße Sommer, kalte Winter,
trockene Luft; das Seeklima, das in Australien und den Küsten-
ländern herrscht, hat allmähliche Übergänge der Jahreszeiten, ge-
ringere Temperaturunterschiede, häufige Nebel, feuchte Luft.
Die Luftströmungen oder Winde. Auf einer von der Sonne
beschienenen Fläche wird die Luft erhitzt, sie dehnt sich aus, wird
also spezifisch leichter, steigt auf, und aus der Nachbarschaft strömt
andere Luft als Ersatz herbei. Die Luft strömt also aus den
Gegenden höheren Luftdrucks nach denjenigen niederen Luftdrucks
Repemorium yii. Geographie. 2
3. Bd. 1
- S. 390
1819 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
39°
Europa.
te. — O. O la vins N. durch Island. N. A. Leipzig, i8o5. 4. m.
Kpf. — E. Kuß Grundriß einer Naturbeschreibung der 5)erz. Schles-
wig und Holstein. Altona, 1817. 8. — A. Niemann schleswig-
holstein. Provinzialberichte. Altona, 1787. f. 8. — Dessen Forst-
statistik der dänischen Staaten. Altona, 1809. 8. — G. P. Peter-
sen neue schl. holst, lauenburg. Provinzialberichte. 8 Jahrgänge.
Kiel, 1811 —18. 8. — L. Suhl Uber dänische Vergleichscommis-
ston rc. Lübeck, 1809. 8.
Bestandtheile, Lage und Gränzen. Zum däni-
schen Staat gehören das Königreich Dänemark, die Faroer
und die Insel Island. Sie liegen vom 54°•—5/° N. B.
und 26° io*—>3o° 10* L. ; Island liegt von 353—1° L.
63 — 67° N. B. Dänemark besteht aus festem Lande und
Inseln, gränzt im 0. an die Ostsee und Mecklenburg, im S.
an die Elbe und Hamburg, im W. an die Nordsee (bei den
Dänen Westsec), im N. an den Kattegat. Die Färöer
und Island liegen im nordwestlichen Europa.
Die Größe laßt sich nicht mit völliger Zuverlässigkeit
bestimmen. Die gewöhnliche Angabe gibt
Dänemark 9g4§
Faroer 23-|
Island 14o5
2423 Q. M.
Boden und Klima. Dänemark hat flachen und
ebenen Boden (mit Ausnahme des mäßigen Landrückens auf
der Halbinsel, der auf ihrer nördlichen Spitze mit dem Vorge-
birge Skagen ausläuft) mit sehr gemäßigter, aber feuchter Luft.
Der höchste Punkt in Nordsütland, der H i m mc l s b e rg, ist
1200 F. hoch. Die Färöer sind nur mit einer Elle tiefen
Erde bedeckte Felsenberge, die Spuren von großen Vulkanen
zeigen, und haben ein sehr gemäßigtes Klima; doch wüthen
hier oft Stürme und die von den Bergen in die Thäler und
Meerbusen kommenden Wirbelwinde (wovon die hier sehr ge-
wöhnlichen Wasserhosen entstehen) mit solcher Gewalt, daß ste
Steine aus der Erde reißen. Die Insel Island ist sehr
gebirgig; alle Bergspitzcn, z. B. der 1810 von dem Schotten
Mac-Kenzie zuerst erstiegene Snafjäl 6800 F., der Eyafialla-
Iökul 55oo F., der Oeröfe-Iökl und selbst manche niedere
Berge sind mit beständigem Else und Schnee bedeckt, 10 sind
feuerspeiend, als Hckla nach Stanley 43oo F. über dem Meer,
sein letzer Ausb! uch war 1767; Kartlagiau, Eyafialla (Oster,
jökul oder der östliche Berg), Eyrefa, Skaprar, Gsaama,
Krabla rc. Unter den heißen Quellen ist der Geiser,
26 engl. M. nördlich von Sralholr, die merkwürdigste, die
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Schmidt, Max Georg, Steinhauff, Arnold
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Realanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Island.
9
8. Idctrme (Quellen auf Island.
Im Hintergründe horizontale Tuff- und Lavabänke.
9. Lava-Wüste in Island.
Island ist eins der eigenartigsten Länder der Welt. Kuf mächtigen Lava- und Tuffbänken lagern riesige
Gletscher- und Eismassen. Weite Lavaströme erfüllen das Land, und zahlreiche öruchspalten mit warmen
«Quellen und Geysiren reden noch heute von der Glut des Erdinnern hier im hohen Norden. Vicht daneben
aber häufen eisige Gletscherabflüsse ihre Geröll- und Schuttmassen auf. (vergl. auch 5lbb. 10.)
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: ,
- Hrsg.: Steinhauff, A., Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Island.
23
O
O
o
o
o
o
o
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31. Warme (Quellen auf Island.
3m Hintergründe horizontale Tuff- und Lavabänke.
32. Lava-Wüste in Island.
Island ist eins der eigenartigsten Länder der Welt. stuf mächtigen Lava- und Tuffbänken lagern riesige
Gletscher- und Tismasfen. weite Lavaströme erfüllen das Land, und zahlreiche Bruchspalten mit warmen
chuellen und Geisern reden noch heute von der Glut des Erdinnern hier im hohen Norden. Dicht daneben
aber häufen eisige Gletscherabflüsse ihre Geröll- und Schuttmassen auf. (vergl. auch llbb.zz.)
1785 -
Leipzig
: Weidmann und Reich
- Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
6>8 Island.
herabstürzenben Ströme thun hier weniger Schaden.
Auch finden sich hier, wie auf dem Nordlande, einige
wenige und unbeträchtliche Inseln, von denen die
wenigsten bewohnt find und keine Anzeige verdienen,
außer die Insel Papey f welche dem König unmittel-
bar zugehöret und verpachtet wird, woselbst ein star-
ker Vogelfang getrieben, und eine Menge Eyer und
Dunen gesammlet werden.
Schon Zu verschiedenen malen haben wir ange-
führt, daß Island überall Berge genug, und fast
zu viel und große Berge enthalt, aber nirgends hat
es mehrere und größere aufzuweisen, als in dem öst-
lichen Viertel. Sie alle zu nennen würde unmög.
lich seyn, da auch der größte Theil der gebirgigten
Wüste noch unbekannt ist; wir begnügen uns daher
nur zu wissen, daß oberhalb der Wohnplatze eine
lange Reihe weitläufiger Eisberge liegt, von denen
jeder wieder in mehrere kleine abgetheilet ist, die ihre
desondre Namen führen. Hinter diesen Eisbergen
sieht man wieder andre beträchtliche Gebirge, die
auch zum Theil mit Eis belegt find. Alles Schau-
derhafte, was sich die Einbildungskraft denken kann,
ist in den Augenblicken sichtbar, wenn von diesen
Iökutn Feuer - oder Wajserströme in die Ebenen
stürzen, und was ihnen auf ihrem Wege entgegen
stößt, von ihnen grausam verwüstet wird. Da uns
im folgenden Viertel der allgemein bekannte feuer-
fipeyende Berg auf Island noch zu beschreiben übrig
ist, so übergehen wir hier eine umständlichere Nach-
richt, die bey jedem Feuerberg sich gleich, nur in An-
sehung seines Ausflusses etwa verschieden ist.
Wunder ist es übrigens nicht, daß man auf die
Vermuthung gekommen ist, Island sey allem äußer-
lichen
1906 -
Hannover
: Ottens
- Autor: Hoffmann, Oskar
- Hrsg.: Lassig, G. Arno
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
b) Nebenläuder (Färöer, d.h. Schaf-Inseln; Island):
106000 qkm und 84000 Einwohner.
Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Viehzucht.
Auf Färöer: Schafzucht, Eiderdaunen, Fischfang. Auf
Island: Fisch- und Vogelfang, Viehzucht; Haupter-
zeugnis: das „isländische Moos." Hartes Ringen der
Bevölkerung mit dem Klima. Münzen: Goldwährung.
1 Krone = 100 Öre = 1,125 Mk.
Sodengestaltung.
Das eigentliche Dänemark bildet durchweg Tief-
land, tiefe Meereseinfchmtte. Mitten durch Jütland
zieht sich ein kahler Sandrücken (Geest). Die Nordspitze
„Skagens Horn„ („Kirchhof der Schiffe") bildet das
Ende des norddeutschen Flachlandes. Die Färöer haben
kahle und steile Felsen. Island bildet ein vulkanisches
Gebirgsland; von den 29 tätigen Vulkanen sind die
bedeutendsten Hekla im 8 und Krabla im N. Den
größten Raum nehmen Schneefelder und Gletscher ein.
Die Insel hat auch heiße Quellen; am wichtigsten
der Geysir (der eiue mächtige Dampfsäule und eine
bis 89 o C heiße Wassersäule von 3 m Dicke und etwa
30 m hoch in die Luft schleudert). Nur die Küsten-
striche sind bewohnt von den Nachkommen der nor-
mannischen Wikinger.
Bewässerung.
Das Land hat nur unbedeutende Flüsse von kurzem
Lauf, die aber auf Island wasserreich und von großem
Gefälle sind.
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Island. 321
Island.
§ 304. Island, diese große Insel an der Nordgrenze des gemäßigten Erdstrichs, ist
ein Stück Polarwelt von grausiger Natur. Wir sehen aber, was die germanische
Nation auch in solcher Natur geworden ist.
Island ist nämlich ein „Eisland", wie es einer der ersten normannischen Entdecker,
der Norweger Floki nannte, als er im Jahr 870 mitten im Sommer Küsten und Berge
mit Eis bedeckt fand, — und zugleich ein Feuerland voll Schrecknisse und großartiger
Naturwunder, einer der interessantesten Kulturflecke der Erde. Obgleich wegen des
stets stürmischen Meeres, der vielen Nebel und der Menge Klippen und Steilküsten fast
unnahbar, wurde von den Normannen Jnguls und Leis (874) das ganze bewohnbare
Küstenland besetzt und so gut befunden, daß zur Zeit des herrschsüchtigen Königs Harald
Haarfagar von Norwegen, um 875, ein Strom der Auswanderung, meist aus reichen
und angesehenen Geschlechtern, von dort nach Island zog und da einen durch Kultur,
Handel und weite Seefahrten bedeutenden Freistaat gründete. Sie nannten den Bezirk
im S.-W-, der noch jetzt den Hauptort einhält, „Guldbriuge Syssel" (den goldbringenden
Landstrich), da hier Getreide reifte und Waldungen grünten. Später aber, seit dem
14. Jahrhundert, wurde Island von ungeheuren Massen Treibeis umlagert, die die ganze
Insel erkälteten: die Wälder, die einen schützenden Mantel um die bewohnbaren Gegenden
bildeten, wurden vernichtet, furchtbare Vulkauausbrüche bedeckten große Bezirke mit Lava,
Asche, Sand 2c., und verminderten die Bodenwärme, so daß das Klima sich fort und
fort verschlimmerte. Zu dieser Verrauhung des Klimas kamen noch der schwarze Tod
(I. 1402), Seuchen, Hungersnöte, Überfälle Algierischer Seeräuber (1627 und 1687),
schreckliche Vulkanausbrüche. Island geriet in Verfall und erholte sich nicht mehr.
Auf dieser von einem eisigen Winde gepeitschten Erde reift nun kein Getreide mehr, und
die kleinen Gehölze von Birken, Ebereschen, Fichten und Weiden haben nur noch Zwerg-
bäumchen von 4 bis 6' Höhe. Die Hauptnahrung der Bewohner gibt daher der See-
huuds-, Fisch- und Vogelfang, neben den Tangen des Meeres und den Flechten der
Erde (Brot ist ein Leckerbissen der Reichen), und auf Viehzucht beruht ihr Haupterwerb.
Doch die Westküsten sind, infolge der vulkanischen Bodenwärme und einer wärmeren
Meeresströmung mit prächtigem Grün bekleidet. Zahlreiches kleines Rindvieh, besonders
aber Schafherden, finden auf diesen Grassteppen Sommers gute Weide, und erhalten
von da ihr Heu für den Winter, aber oft müssen sich die armen Tiere gegen dessen Ende
mit gestoßenen Fischgräten begnügen. Und alle diese bessern Striche betragen nur un-
gefähr 11000 qkm von der 105000 qkm großen Insel.
§ 305. Schon der Anblick Islands ist abschreckend. Die Küsten sind so viel-
zackig und zerrissen, daß man wenige Landungsplätze findet. Felsklippen und rippen-
förmige Landzungen strecken sich weit ins Meer hinaus, die wilde See dringt mit
engen Fjorden tief ins Land hinein, und von Ferne schon blicken dem Fremden die
finsteren, aber schneebedeckten Berghäupter mit den wirbelnden Rauchsäulen drohend
entgegen.
Das ganze Innere von Island aber ist eine völlig unbewohnbare, schau-
derhafte Felsen-, Lava-, Sand- und Eiswüste. Der Hauptbergrücken läuft von N.-W.
nach S.-O. (höchster Gipfel der Öräfa Jökul, d. h. Einöde — Eisberg 1960 m hoch)
und bildet in der Mitte und im S.-O. ein Plateau von 600 — 1000 m Höhe, das
nach verschiedenen Seiten Zweige aussendet. Es ist von großen Sandsteppen durch-
zogen, mit düsteren Seen dazwischen, und auf meilenweite Strecken mit lauter rauhen
Lavabrocken in wildester Zerrissenheit bedeckt. In den kahlen und wilden Gebirgen
ziehen von den gewaltigen Eisbergen (Jöknl) ungeheure Gletscher (Jisbräer, Skrid-
jöklur) und ihre Bäche^in die Klüfte und Thäler und bis an die Meeresufer hinab,
auch stürzen häufig Läuiueu (Sujöflod) herunter. Zwischen den schroffen Felsbergen
und kahlen Hochflächen sind tiefe Thäler eingerissen mit reißenden Bergströmen (der
größte die Thorsaa). Überall aber trifft man die Spuren von Erdbeben und Vul-
Lesebuch der Erdkunde.
1870 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Foss, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Insel Thule,
121
isländischen Anachoreten bewohnt waren; 2) dasswisland nicht von
Celten ans dem amerikanischen Grossirland bevölkert worden sei, wie
das Einige behaupten, sondern von Irland aus Bewohner erhalten
habe. Naddodd, der erste der Normannen, welcher im Jahre 860
nach Island durch einen Sturm verschlagen wurde, traf keine Ein-
wohner mehr dort an, ebenso wenig die Normannen, welche im Jahre
874 vor Harald Schönhaar flüchtend Island in Besitz nahmen. Aber
wie das Landnamabok erzählt, sei die Insel vor der Ankunft der
Normannen von Leuten bewohnt gewesen, welche von diesen Papas
genannt wurden. Sie waren Christen und sollen von Westen über
das Meer gekommen sein. Diese Notiz hat die Vermuthiing hervor-
gerufen, dass Island von Amerika aus bevölkert worden sei, und die-
ser Ansicht setzt Humboldt eben nur die Stelle des Dieuil entgegen.
Die Normannen fanden nämlich bei der Besitznahme in dem West-
districte irländische Bücher und anderes Geräth der früheren Bewoh-
ner. Somit stände wohl fest, dass schon im Jahre 795 in Island
eine irländische Colonie gewesen sei; ob sie aber eine grössere Aus-
dehnung gehabt habe, oder ob nur Mönche und Anachoreten sie ge-
bildet, bleibt zweifelhaft. Dieuil nennt an dieser Stelle Island ohne
weitere Erklärung Thule. Es fragt sich, ob die Insel damals wirk-
lich noch den Namen geführt, oder ob nicht classische Reminiscen-
zen ihn bewogen haben, ihr diesen Namen zu geben. Es scheint
fast, als sei das Letztere der Fall gewesen, denn Beda venerabilis,
der Island wohl kennen konnte, spricht zwar an mehreren Stellen
seines Werkes von Thule, meint aber damit Mainland. Ausserdem
thut Dieuil grade da, wo er diese Notiz einfügt, der Thule des Pli-
nius und Solinus Erwähnung.
10. Bd. 2
- S. 269
1886 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
269
2. Grönland.*
Fünfzig Meilen westlich von Island liegt die Halbinsel Grönland,
welche 982 durch einen in jener Insel angesessenen Norweger, Namens
Erich, entdeckt wurde. Er war gezwungen, Island zu verlassen, weil
er im Zweikampf jemand getötet hatte, und da er wußte, daß ein nor-
wegischer Schisser früherhin an eine Küste westlich von Island ver-
schlagen worden, so segelte er, dieser Nachricht zufolge, Westlich, und
kam glücklich dahin. Er fand das Land mit Gras bewachsen und
nannte es daher Grönland. Nach einigen Jahren kehrte er nach Is-
land zurück, erzählte von den schönen Weiden, den fischreichen Küsten,
dem Pelzwerk und Wildbret seines Landes, und veranlaßte dadurch viele
zur Übersiedelung. Nachdem Erichs Sohn eine Reise nach Norwegen
gemacht hatte, wurde die Anzahl der Ansiedler noch größer. Man trieb
Handel mit Norwegen, erbaute die Stadt Garde, führte Kirchen auf,
legte Klöster an und setzte einen Bischof nebst anderen Geistlichen ein.
Es waren 190 Örter an der Ostküste und 90 an der Westküste. Von
allen diesen findet man jetzt nur noch Spuren. Auf welche Weise die
Einwohner und mit ihnen der Anbau des damaligen Grönlands unter-
gegangen sind, ist nicht genau zu bestimmen, wahrscheinlich ist es, daß
durch das immer mehr sich aufhäufende Eis und durch die dadurch
hervorgebrachte außerordentliche Kälte alles seinen Untergang gefunden
hat. Jetzt ist Grönland ein überaus ödes, rauhes und unfruchtbares
Land. Hart an der Küste erheben sich hohe Felsen und unzugängliche
Klippen, die mit ewigem Eise bedeckt sind. Zwischen ihnen befinden
sich unzählige Buchten und Einschnitte, von wo aus man das flache
Land gewahrt, welches aber auch nur dürr und traurig aussieht und
worauf man kaum etwas Grünes erblickt. Pflanzen und Tiere sind
hier noch weit sparsamer verteilt als auf Island. Holz giebt es auch
nicht; einzelne Birken und Erlen bleiben kümmerlich und klein. Dahin-
gegen giebt es auch vielerlei Moose, wie in Island, und eine Pflanze,
wodurch die Güte des Schöpfers auch an diesem traurigen Orte dem
Menschen sichtbar wird. Das ist das Löffelkraut, das allgemeinste
und sicherste Mittel gegen die furchtbarste Krankheit dieser Gegenden,
den Skorbut. Sie ist von der Natur hier mit verschwenderischer
Hand ausgeteilt, selbst im Sande, ja aus nackten Felsen findet sie sich
in erstaunlicher Menge. Alte verfallene grönländische Häuser sind ganz
damit bedeckt, und der Trieb dieser Pflanze ist hier so stark, daß aus
einer einzigen Wurzel zwölf und mehr Zweige hervorschießen. Im
Herbste wird das Löffelkraut eingesammelt und man erhält es den
Winter hindurch mit Schnee bedeckt, um Kohlsuppen daraus zu kochen,
die wenigstens in diesem dürftigen Lande vortrefflich schmecken, und auch
zugleich als Arzenei gegen mancherlei Zufälle dienen. Ebenfalls ißt
* Straus.
1897 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Tromnau, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
98
X. Ausgeführte Unterrichtsbeispiele.
(Denkt an unsere Frühjahrs- und Herbstnebel!)
Wie wirken die Meeresströmungen auf das Klima ein? — Der Golfstrom
mildert es etwas, besonders an der Südküste; der kalte Polarstrom
muß aber Kälte bringen.
Er bringt auch große Massen Treibeis an die Nordküsten, und von
diesen Eismassen gehen ungesunde Nebel und eisige Winde aus. Außerdem
wüten in Island viele und sehr starke Stürme.
Wie muß ein derartiges Klima auf die Pflanzenwelt einwirken? — Island
kann keine großartige Pflanzenwelt haben; unsere Getreide- und
Gemüsepflanzen gedeihen dort nicht mehr.
Man hat es wohl versucht, in geschützten Thälern etwas Hafer und
Gerste anzubauen. Aber diese Pflanzen setzen äußerst wenig Körner an und
müssen meistens grün gemäht werden. Auch die Küchengewächse, die man
in geschützten Gärten zieht, sind verkrüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die
nötige Sommerwärme. Vergleiche hiermit die Getreidegrenze in Schweden!
Welche Baumarten werden auf der Insel höchstens vertreten sein? — Ver-
krüppelte Kiefern und Birken.
Auch Weidensträucher und Wacholder kommen vor. Die Wacholder-
beeren dienen als Nahrungs- und Heilmittel.
Welcher Mangel müßte sich bei dem spärlichen Baumwuchs den Isländern
fühlbar machen? — Der Mangel an Holz.
Indes führt der Golfstrom aus den Wäldern Amerikas viel Treibholz
an die Küsten. Als Brennmaterial dient der Torf, welcher auf Island
reichlich vorkommt. Er wird neben Holz und Rasenplatten auch zum Häuser-
bau benutzt.
Wie wirkt das feuchte Klima aus die Entwickelung der Gräser? — Es bringt
Grasreichtum hervor.
Außer saftigen Futterkräutern ist Island reich an Moos- und Flechten-
arten, welche selbst die unfruchtbarsten Felsen überziehen.
Zusammenfassung: Schildere das Klima und die Pflanzen-
welt Islands!
Island hat bei seiner nördlichen Lage und Gebirgsnatur ein
rauhes Klima. Das Meer bringt viel Feuchtigkeit und viele
Niederschläge, und bei der kühlen Luft werden die reichlichen Wasser-
dünste zu starken Nebelmassen, welche die Insel bedecken. Zwar
wird das rauhe Klima durch den Golfstrom etwas gemildert; aber
die Polarströmung bringt Kälte und große Massen Treibeis an
die Nordküsten, und von diesen Eismassen gehen ungesunde Nebel
und eisige Winde aus. Auch hat Island sehr viele und starke
Stürme.
12. Bd. 2
- S. 338
1903 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
338
2. Grönland *
Fünfzig Meilen westlich von Island liegt die Halbinsel Grönland,
welche 982 durch einen in jener Insel angesessenen Norweger, Namens
Erich, entdeckt wurde. Er war gezwungen, Island zu verlassen, weil
er im Zweikampf jemand getötet hatte, und da er wußte, daß ein
norwegischer Schiffer früherhin an eine Küste westlich von Island ver-
schlagen worden, so segelte er dieser Nachricht zufolge westlich und
kam glücklich dahin. Er fand das Land mit Gras bewachsen und nannte
es daher Grönland. Nach einigen Jahren kehrte er nach Island zurück,
erzählte von den schönen Weiden, den fischreichen Küsten, dem Pelz-
werk und Wildbret seines Landes und veranlagte dadurch viele zur
Übersiedelung. Nachdem Erichs Sohn eine Reise nach Norwegen ge-
macht hatte, wurde die Anzahl der Ansiedler noch größer, Man trieb
Handel mit Norwegen, erbaute die Stadt Garde, führte Kirchen
auf, legte Klöster an und setzte einen Bischof nebst anderen Geistlichen
ein. Es waren 190 Örter an der Ostküste und 90 an der Westküste.
Von allen diesen findet man jetzt nur noch Spuren. Aus welche Weise
die Einwohner und mit ihnen der Anbau des damaligen Grönlands
untergegangen sind, ist nicht genau zu bestimmen, wahrscheinlich ist es,
daß durch das immer mehr sich aufhäufende Eis und durch die dadurch
hervorgebrachte außerordentliche Kälte alles seinen Untergang gesunden
hat. Jetzt ist Grönland ein überaus ödes, rauhes und unfruchtbares
Land. Hart an der Küste erheben sich hohe Felsen und unzugängliche
Klippen, die mit ewigem Eise bedeckt sind. Zwischen ihnen befinden
sich unzählige Buchten und Einschnitte, von wo aus man das flache
Land gewahrt, welches aber auch nur dürr und traurig aussieht und
worauf man kaum etwas Grünes erblickt. Pflanzen und Tiere find
hier noch weit sparsamer verteilt als aus Island. Holz gibt es auch
nicht; einzelne Birken und Erlen bleiben kümmerlich und klein. Dahin-
gegen gibt es auch vielerlei Moose, wie in Island, und eine Pflanze,
wodurch die Güte des Schöpfers auch an diesem traurigen Orte
dem Menschen sichtbar wird. Das ist das Löffelkraut, das
allgemeinste und sicherste Mittel gegen die furchtbarste Krankheit dieser
Gegenden, den Skorbut. Sie ist von der Natur hier mit ver-
schwendender Hand ausgeteilt, selbst im Sande, ja aus nackten Felsen
findet sie sich in erstaunlicher Menge. Alte verfallene grönländische
Häuser sind ganz damit bedeckt, und der Trieb dieser Pflanze ist
hier so stark, daß aus einer einzigen Wurzel zwölf und mehr Zweige
hervorschießen. Im Herbste wird das Löffelkraut eingesammelt, und
man erhält es den Winter hindurch mit Schnee bedeckt, um Kohlsuppen
daraus zu kochen, die wenigstens in diesem dürftigen Lande vortreff-
lich schmecken und auch zugleich als Arzenei gegen mancherlei Zufälle
dienen. Ebenfalls ißt man das Löffelkraut als Salat, frifch vom
* T trautz,
1843 -
Darmstadt
: Jonghaus
- Autor: Fischer, Johann Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
211
fett. Aber der eigentliche Ort, von wo diese geschmolze-
nen Massen herausdringen, muß von der Stelle, die man
dort sehen kann, wohl noch meilenweit entfernt liegen.
Denn ehe der Vesuv oder Aetna zu speien anfangen, wird
oft meilenweit davon das Meer unten an seinem Grunde
ganz siedend warm, so daß die dort liegenden eisernen Schisss-
anker ganz heiß werden, und die Fische vom Grunde her-
aufkommen in die Nähe des Ufers, wo man sie dann
in sehr großer Menge fangen kann.
Daß der eigentliche Heerd der Vulkane gar tief und
weit entfernt sein muß, zeigen auch die öfters über 30
Meilen weit gehenden Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen
Statt finden. Ueberhaupt find alle die Erscheinungen, die
bei großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar ge-
waltig und merkwürdig. Die Luft wird oft, z. B. bei
denen auf Island, 30 Meilen weit umher finster, so daß
man bei Tage Licht anzünden muß; auf das unterirdische
Brüllen und auf das Beben der Erde folgen dann berg-
hohe Rauch- und Feuersäulen. Dabei schein' auch der
Himmel in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer
zu stehen; Blitze fahren aus den Wolke., herunter nach dem
brennenden Schlunde, und Blitze fahren aus diesem her-
auf, öfters so gewaltig, daß sie bei den Ausbrüchen des
Katlegia auf Island Felsen durchbohrten und in einem
etliche Meilen entfernten Bauernhöfe die Pferde im Stall
tödtetcn. Regengüsse stürzen nieder und machen die aus-
geworfene Asche zu einem Schlammstrome. Ein solcher
Aschen- und Schlammregen begrub im Jahre 79 n. Chr.
in der Nahe des Vesuvs die beiden Städte Herkulanum
und Pompeji, daß man auch von den höchsten Gebäuden
nichts mehr wahrnehmen konnte. Erst im vorigen Jahr-
hundert hat man sie zum. Theil wieder ausgcgraben. —
Die Lava ist öfters, wie^z. B. 1783 auf Island, in einer
solchen Menge ausgeflossen, daß es ganze hohe Berge ge-
den würde, wenn man sie zusammen nehmen könnte.
Manche Vulkane, die Anfangs fast auf ebenem Boden
ihre Oeffnungen hatten, haben sich aus diesen ausgewor-
fenen, geschmolzenen oder ungeschmolzenen Massen nach
und nach einen hohen Berg aufgebaut.
Die heißen Quellen mögen auch wohl aus großen Tie-
fen herauf kommen und zwar in der Gestalt von Dämpfen,
14* -
1905 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— '28
großen Schnee- und Eisfeld des Vatnajökuln steigt der Oräfa
zu 1960 m empor. Etwa 1 * der ganzen Oberfläche ist mit Eis-
feldern bedeckt. Der übrige Teil des Hochlandes ist mit Laven,
Bimsstein, vulkanischem Sand und Asche überschüttet; denn auf Js-
land ist die vulkanische Tätigkeit noch nicht erloschen. Die Anzahl
der Vulkane ist sehr groß, und die Eruptionen verteilen sich auf
etwa 20 Stellen. Der tätigste und gesürchtetste Vulkan ist der
Hekla^, östlich von Reykjaviks Zahlreich sind auch die Schwefel-,
Kiesel- und kohlensäurehaltigen Quellen sowie die Schlammvulkane.
Island ist ferner ausgezeichnet durch die heißen Springquellen, deren
Name, Geysir^, hier seinen Ursprung hat.
Das Klima ist echt ozeanisch, und da die Insel im Westen,
Süden und Osten vom Golfstrom umspült wird, so ist der Winter
ziemlich milde; aber bei der großen Feuchtigkeit, der geringen Wärme
des Frühlings und Sommers und der Kälte des Herbstes ist der
Getreidebau zur Zeit aufgegeben und durch Kartoffelbau ersetzt. Da-
für sind die Weiden von größter Wichtigkeit für die zahlreichen
Schafherden und Pferde. Bäume finden sich hauptsächlich nur an
den Küsten und in den großen und geschützten Tallandschaften.
Die Bewohner sind Nachkommen der im 9. und 10. Jahr-
hundert eingewanderten skandinavischen Germanen und beschäftigen
sich mit Viehzucht, Fischfang «Dorsch und Hai), Jagd «auf Robben
und Schneehühner). Getreide, Steinkohlen, Eisen-, Kolonial- und
Manufakturwaren werden eingeführt; tierische Produkte (Wolle, Felle,
Tran u. a. m.) und lebende Tiere (Schafe, Pferde) gelangen zur
Ausfuhr.
Ihre Sprache weicht wenig von dem Altnordischen ab, und sie
haben die alten Sagen der Skandinavier und in ihren Edden die
altgermanische Mythologie aufbewahrt. Einst zeichnete sich Islands
Bevölkerung durch hohe Bildung aus, und noch heute steht die Volks-
bildung, die vorzugsweise durch die Eltern gepflegt wird, sowie anch
die gelehrte Bildung verhältnismäßig hoch.
Staatenkundliches. Dänemark ist ein konstitutionelles
Königreich, das ohne Island über 38000 qkm groß ist und
2,4 Mill. zumeist lutherische Einwohner hat. Das gesamte Reich ist
233000 qkm groß und hat etwas über 2,5 Mill. Einwohner. Der
dänische Reichstag besteht ans zwei Kammern, dem Landsthing
mit aristokratischem Charakter und dem Volksthing, dessen Mit-
glieder direkt vom Volke gewählt werden. Island hat ein eigenes
Altthing, die Färöer ein Lagthing, und für die westindischen
Besitzungen besteht ein Kolonialrat.
Acker- und Gartenbau sowie die Viehzucht liesern die
Haupterzeugnisse des Landes (jütländische Pferde!); den verbreitetsten
1 Jökull — Gletscherberg. - Mantelberg, weil meist mit einer Wolkenkappe bedeckt. 3 Rauch-'
bucht. 4 ad geysaheftig hervorbrechend.
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
322
wird Meilen weit davon das Meer unten an seinem
Grunde ganz siedwarm, so dass auch die dort liegenden
eisernen Schiffsanker sehr heiss werden, und die Fische
vom Grunde heraufkommen in die Nähe des Ufers, wo
sie dann oft in gar grosser Menge gefangen werden.
Dass der eigentliche Heerd der Vulkane sehr tief und
weit entfernt sein müsse, zeigen die öfters dreissig Meilen
weit gehenden Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen
stattfinden. Ueberhaupt sind alle die Erscheinungen, die
bei grossen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, sehr
gewaltig und merkwürdig. Die Luft wird oft bei denen
auf Island auf dreissig Meilen weit umher so finster, dass
man beitagelicht anzünden muss; auf das unterirdische
Brüllen und auf das Beben der Erde folgen dann berghohe
Rauch- und Feuersäulen. Dabei scheint auch der Himmel
in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer zu
stehen; Blitze fahren aus den Wolken hinunter nach dem
brennenden Schlunde, undblitze fahren aus diesem hinauf,
öfters so gewaltig, dass sie bei den Ausbrüchen des Kat-
legiaa auf Island Feisen durchbohrten und in einem etliche
Meilen weit entfernten Bauernhöfe die Pferde im Stalle
tödteten. Regengüsse stürzen nieder und machen die auf-
geworfene Asche zu einem Schlammstrom, wie denn ein
solcher im Jahr 79 nach Christo in der Nähe des Vesuvs
zwei Städte begrub, die man erst im vorigen Jahrhundert
wieder zum Theil ausgegraben hat.
Die geschmolzene Materie, die nach oder bei solchen
Ausbrüchen aus den Bergen hinausfliesst, nennt man Lava;
sie ist öfters, wie zum Beispiel 1783 auf Island, in einer
solchen Masse ausgeflossen, dass sie, wenn man sie zusam-
men nehmen könnte, ganze hohe Berge geben würde.
Manche Vulkane, die Anfangs fast auf ebenem Boden ihre
Oeffnungen hatten, haben sich aus jenen geschmolzenen
und ungeschmolzenen ausgeworfenen Materien nach und
nach einen hohen Berg aufgebaut. Zuweilen ist auch die
herausfliessende Masse ein weicher, wässriger, heisser
Schlamm, der erst nach und nach hart wird.
Ein Theil der Quellen, besonders die heissen, mögen
wohl auch aus grossertiefe herauf kommen, in der Gestalt
von Dämpfen, die aber, wo es oben kälter wird, zu Was-
serwerden. Die meisten Quellen entstehen jedoch dadurch,
dass die kalten, dichten, hoch in die kühle Luft hinauf-
reichenden oder waldbewachsenen Berge die Wolken und
Wasserdämpfe aus der Luft an sich ziehen, eben so wie
1903 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Höhere Lehranstalt, Lehrerinnenseminar, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 243 —
Bei seiner nördlichen Lage und Gebirgsnatnr hat Island ein
rauhes Seeklima. Zwar wird dasselbe einerseits durch den Golf-
ström etwas gemildert, aber andererseits bringt die Polarströmung
Kälte und große Mengen Treibeis an die Nordküste, von dem eisige
Winde und ungesunde Nebel ausgehen. Ein derartiges Klima macht
den Getreidebau unmöglich. Man hat es wohl versucht, in geschützten
Tälern etwas Gerste und Hafer anzubauen. Aber diese Pflanzen setzen
äußerst wenig Körner an und müssen meistens grün gemäht werden.
Auch die Küchengewächse, die man in geschützten Gärten zieht, sind ver-
krüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die nötige Sommerwärme. Der
Baumwuchs beschränkt sich ans niedrige Ebereschen, Weiden und
Wacholdersträncher. Dagegen sind die Täler und Bergabhänge reich
an Gräsern und sonstigen Futterkräutern; auch ist Island reich an
Moos- und Flechtenarten, die oft die ödesten Felsen überziehen. Eine
sehr nützliche Flechtenart ist das „Isländische Moos," welches als
Heilmittel gegen Brustkrankheiten und als Zusatz zum Brotmehl sehr
geschätzt ist.
Die Bewohner sind nordgermanischer (skandinavischer) Ab-
stammung. Sie ernähren sich vom Fisch- und Robbenfang, dem Ein-
sammeln von Eiderdnnen und von der Schafzucht. Das Schaf bringt
dem Isländer den größten Nutzen und wird daher in großen Herden
gehalten. Es liefert ihm Milch, Wolle und Fleisch. Das kleine, aber
sehr ausdauernde Pferd ist als Reittier sehr geschätzt; das Renntier
lebt wild und wird gejagt. An Raubtieren kommen Schneefüchse und
Eisbären vor. Nur 2/5 des Landes sind bewohnbar. Am dichtesten
ist die Bevölkerung auf den weidereichen Abhängen der Nord- und
Südwestseite. Dem Maugel an Holz beim Häuserbau wird durch große
Mengen Treibholz abgeholfen, das der Golfstrom an die Küsten treibt.
Als Brennmaterial dient der Torf, welcher auf Jslaud in großen
Mengen vorkommt. Er wird neben Holz und Rasenplatten auch zum
Häuserbau benutzt. Nach Island eingeführt werden Mehl, Gemüse,
Kolonialwaren, Eisen und Holz, ausgeführt getrocknete Fische, Wolle,
Tran, Eiderduuen und Talg.
Die Hauptstadt Reykjavik (Rauchbucht) an der Sw.-Küste
(4000 E.) ist Sitz der Behörden, hat Buchdruckereien und Zeitungen,
ein Gymnasium, kein Gefängnis, eine öffentliche Bibliothek, und
zwar die polnächste der Erde. Im Sommer ist R. durch regelmäßige
Dampfschiffahrt mit Dänemark verbunden.
16*
1844 -
Hamburg
: Herold
- Autor: Straus, Carl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
230
von den Engländern geschah, die ein paar Schiffe zur Er-
forschung des nördlichen Eismeeres aussandten, so ist es
wohl möglich, daß die ganze Mannschaft, wie es hier der
Fall war, gesund wieder zurückkehrt. Diese Schiffe waren
aber so gut verwahrt, daß die Kalte nirgends eindringen
konnte; auf dem nahen Eise bauten ste stch starke hölzerne
Häuser, die man ganz zugerichtet mitgebracht hatte; es
fehlte nicht an gesunden Nahrungsmitteln, nicht an stärken-
den Getränken, an mancherlei Erfrischungen, an Arzeneien;
ja man hatte sogar für mancherlei Zeitvertreib gesorgt, um
sich die dortige lange Winternacht zu verkürzen. Auf diese
Weise gelang es ihnen, den furchtbaren Winter glücklich
zu bestehen, und im folgenden Sommer ihre Entdeckungen
fortzusetzen.
So kann der Mensch, durch seinen Verstand geleitet,
selbst Schrecknisse der Natur überwinden, und in Gegenden,
die, wie es scheint, für den Menschen nicht bestimmt sind,
sich dennoch einen kurzen Aufenthalt erringen!
2.
Die Insel Island.
Die dänische Insel Island liegt hart am nördlichen
Eismeere, und wird oft von dem Treibeise desselben gänzlich
umgeben. Dabei glühet im Innern dieser Insel, obgleich
ihre Oberflache fast das ganze Jahr über mit Schnee und
Eis bedeckt ist, ein unterirdisches Feuer, welches oft ausbricht,
dessen fortwährendes Dasein aber durch eine große Anzahl
kochend heißer Quellen dargethan wird. Zwei entgegengesetzte
Kräfte wirken also auf dieser Insel: von Außen eine erstar-
rende Kalte, von Innen glühende Hitze, und dennoch hat
der Mensch stch hier niedergelassen, und alle Hindernisse
überwindend, welche die Natur ihm entgegenstellte, hat er
einzelne Theile der Insel urbar gemacht, und es dahin zu
bringen gewußt, daß die Bewohner milderer Gegenden von
Island einige Produkte erhalten können.
Island gewährt schon von weitem einen traurigen An-
blick. Ueberall bemerkt man schneebedeckte Berge, oder nackte
1864 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Kieffer, Franz Xaver
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
122
gleichen sind der Zuckerahorn, die Zuckerwurzel oder rothe Beta,
Weintrauben u. s. w. In unsern Zeiten hat man vorzüglich mit den
Runkelrüben und der Stärke viele Versuche gemacht.
8. Das isländische Moos.
Das isländische Moos ist unter allen Gewächsen in der Welt eines der
nützlichsten. (Ls wächst in den ärmsten, nördlichen Ländern, wie Island, Lapp-
land u. s. w., sehr häufig und auch hin und wieder in unsern deutschen Ge-
birgswaldungeü und auf dürren Heideplätzen. Seine Blätterlappen, welche
ziemlich gerade in die Höhe stehen, sino steif, doch biegsam, nach unten breiter,
nach oben in schmale Aestlein zertheilt, die sich in noch kleinere mit zwei
Spitzen enden. Die innere Fläche ist hohl, grün und zugleich in's Röthliche
fallend, glatt; die hügliche Außenfläche ist bleichfarbig (weißlich oder grünlich-
gelb). Am bitteren Geschmacke, der sehr stark ist, kennt man aber das islän-
dische Moos am besten. In Auszehrungen und Brustkrankheiten ist es ein vor-
treffliches Mittel, welches oft noch Rettung verschafft. In Krain mästet man
Schweine damit; magere Pferde und Ochsen, sowie manche kranke Schafe wer-
den, wenn man sie isländisches Moos fressen läßt. ganz feist davon. Die Is-
länder schätzen es fast so hoch, als Mehl, indem sie Brod davon backen oder
es, mit Milch gekocht, genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig
hervorbringenden Lande kaum leben ohne das isländische Moos, welches da-
selbst alle nackten Felsen überzieht, aus denen sonst kein anderes Kraut wachsen
könnte, und mit Recht von oem dortigen Landmanne höher geachtet wird, als
alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Ansang, ehe Island von
Pflanzen bewohnt war, die Meereswellen, so wie sie es jetzt daselbst noch öfters
thun, vpn einer fernen Küüengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten
Obstbaum, und auf seiner Rinde das arme, unscheinbare isländische Moos
heran an die Insel getrieben hätten, und beide hätten reden können: da würde
wohl der Baum großsprecherisch zum kleinen Moos gesagt haben: „Da komm'
ich nun, geführt von den Wellen des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an
diese Insel, und bald werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte
von Allen, die da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfangen.
Aber was willst du, elendes, verächtliches Moos? Dick wird man wegwerfen
und mit Füßen treten!" Das arme, kleine Moos hätte sich dann geschämt und
hätte geschwiegen. Abersiehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon anders
ausgesehen. Denn der schöne Baum, den die Einwohner von Island vielleicht
mit Jubel in die Erde gepflanzt hätten, kam dort nicht fort, während das von
ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam
sich über alle dürren Felsen hinwegzog, und nun den Tausenden, die dort
wohnen, ihr tägliches Brod gab. — Wenn die Isländer oder Samojeden das
isländische Moos als Speise benutzen oder in Mehl zu Brod verwandeln
wollen, so befreien sie das Moos zuvörderst von allen fremdartigen Dingen,
1865 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
107
Schatten der Bäume, vom Nebel zurückgeworfen und, vergrössert,
steigen wie Riesen empor und nehmen seltsame Gestalten von Thür-
men, Säulen, Kuppeln, ja ganzen Schlössern an. Ein prächtiges
Schauspiel, — doch Alles nur für einen Augenblick. Die Sonne
sinkt, und mit ihr schwindet der Zauber; von Neuem bettet sich
das todte Feld unter dem Leichentuche des Schnee's, von Neuem
stehen die abgezehrten Sträucher ringsum, vom Reif belichtet.
Kein Vöglein ist zu sehen, keine Stimme zu hören, — Alles so still,
wie das Grab! Endlich ist, nach dem Merkzeichen zu urtheilen, das
Nachtlager nicht mehr fern; die Karavane lebt auf Die Treiber
^muntern ihre Rosse; Baumstümpfe, vom Feuer schwarzgebrannt,
ragen aus dem Schnee hervor; — hier ist die Lagerstätte. Die vor-
dersten Reiter steigen von ihren Pferden herab, die von den Jaku-
ten sogleich abgeladen werden, während andere nach Weideplätzen
suchen, d. h. nach Stellen, wo es den Thieren leichter ist, mit den
Hufen das spärliche Moos unter dem Schnee hervorzugraben; noch
andere schleppen Lagerholz herbei. Allmälig fängt das Holz knisternd
an zu brennen und die Kaufleute lagern sich auf Filzdecken, in
Erwartung des Thees und des Abendessens, rings um das Feuer.
Die Kleidung Aller ist weiss von gefrornen Dünsten, die Halsban-
des und Masken sind vom Eise steif. Man nimmt sie ab, um sie
zu trocknen. Die Reisenden athmen freier. Der Athem zischt und
ßiegt als Reif umher; sie sprechen, — und die Bewegung der Laute
lst in der Luft sichtbar. Nicht selten erhebt sich in der Nacht ein
furchtbarer Sturm mit Schneegestöber und bedeckt Pferde und Men-
schen mit hohem Schnee.
Manchmal müssen die Reisenden in dieser Lage Tage lang
verbleiben und, dann ebenso viele Tage den ermatteten und, hung-
rigen Pferden zur Erholung gönnen. Am Morgen wird beim Scheine
des Nordlichts, das bald wie Garben von tausend Raketen über
den Himmel sich zerstreut, bald. wie ein Regenbogen aufsteigt und
wieder in lichten Säulen feststeht, die Reise fortgesetzt. — So er-
müdend. und einförmig ist die ganze Reise; bloss die Langeweile,
bloss ein schmerzliches Gefühl beweist dem Menschen, dass er noch
lebe; Verstand und Herz sind erstarrt.
81. Merkwürdigkeiten der Insel Island.
Die große, unter dänischer Herrschaft stehende Insel Island reicht
Zwar nur mit ihren nördlichen Spitzen zum Polarkreise hinan; doch aber kann
ste schon zu den Polarländern gerechnet werden. Wegen der Kälte, die auf
% herrscht, kann sie kaum zur Hälfte bewohnt werden. Ein großer Theil
l!t bergig und, wie schon der Name andeutet, mit beständigem Schnee und
^is bedeckt. Aber auch diese traurigen Gegenden sind höchst merkwürdig.
Island erzeugt fast gar kein Getreide. Alles Mehl, das dort verbraucht
^ird, kommt aus Dänemark. Die Handelsschiffe landen in dem Hafen des
ftu der Westküste gelegenen Hauptortes Reikiavik, der kaum eine Stadt ge-
uannt werden kann. Ueberhaupt gedeihen in dem unfruchtbaren Boden nur
wenige Nahrnngspflanzen. Vor Alters war die Insel weit reicher an Er-
1850 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
124
-Häuser» und schiffen damit verstopfen, und allerlei Waaren und
Gewächse weich damit gepackt-versenden kann. — Mit dem Moose
werden gemeinlich die Liechten verwechselt, die aber nicht weich,
wie das Moos, sondern steifer und lederartig sind. Gg. Lulw. Jcrrer.
25. Das isländische Moos.
133. Das isländische Moos ist unter allen Gewächsen in der
Welt eines der nützlichsten. Es wächst in den ärmsten nördlichen
Ländern, wie Island, Lappland, u. s. w. sehr häufig, und auch hin
And wieder in unsern deutschen Gebirgswaldungen und auf dürren
-Haideplätzen. Seine Vlätterlappen, welche ziemlich gerade in die
Höhe stehen, sinp steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben
in schmale Aestlein zertheilt, die sich in noch kleinere mit zwei Spitzen
enden. Die innere Fläche ist hohl, grün und zugleich in's Röth-
liche fallend, glatt; die hügliche Außenfläche ist blcichfarbig (weißlich
oder grünlich-gelb). Am bitteren Geschmacke, der sehr stark ist,
kennt man aber das isländische Moos am besten. In Auszehrungen
und Brustkrankheiten ist es ein vortreffliches Mittel, welches oft noch
Rettung verschafft. In Kram mästet man Schweine damit; magere
Pferde und Ochsen, sowie manche kranke Schafe werden, wenn man
hie isländisches Moos ftessen läßt, ganz feist davon. Die Isländer
schätzen es fast so hoch als Mehl, indem sie Brod davon backen, oder
es^ mit Milch gekocht, genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem
so wenig hervorbringenden Lande kaum leben ohne das isländische
Moos, welches daselbst alle nackten Felsen überzieht, auf denen sonst
Zein andres Kraut wachsen könnte, und mit Recht von dem dortigen
Landmanne höher geachtet wird, als alle Bäume und Kräuter seines
Landes. Wenn im Anfang, che Island von Pflanzen bewohnt war,
die Meereswellen, so wie sie es jetzt daselbst noch öfters thun, von
einer fernen Küstengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten Obst-
baum, und auf seiner Rinde das arme unscheinbare isländische
Moos heran an die Insel getrieben hätten, und beide hätten reden
können, da würde wohl der Baum großsprecherisch zum kleinen
Moos gesagt haben: „Da komm ich nun, geführt von den Wellen
des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel und bald
werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte von allen, die
da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfahen. Aber
was willst du, elendes verächtliches Moos? Dich wird man weg-
werfen und mit Füßen treten!" Das arme kleine Moos hätte sich
dann geschämt und hätte geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jah-
ren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöne
Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die
Erde gepflanzt hätten, kam dort nicht fort, während das von ihnen
gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genüg»