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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 18

1909 - Leipzig : Hirt
18 I. Die Französische Revolution. Schiffe und Kunstgegenstände an Frankreich ausgeliefert waren. Die französische Regierung bildete aus der Lombardei, dem Herzogtum Modena und Teilen des Kirchenstaates die Zisalpinische Republik; Genua wurde zur Ligurischen Republik erklärt. Der Rhein bildete die Grenze gegen Frankreich. Zu Rastatt sollte ein Kongreß zusammentreten, um die Entschädigungen festzusetzen, die die deutschen Fürsten für ihre Verluste auf dem linken Rhein ufer erhalten sollten. Damit war der erste Koalitionskrieg zu Ende. 4. Bonapartes Zug nach Ägypten 1798—1799 und der zweite Koalitionskrieg 1798—1802* Nach seinen Ruhmestaten in Italien ließ Napolon sich vom Direktorium den Auftrag geben, Ägypten zu erobern. Dieser Feldzug war gegen das meerbeherrschende England gerichtet, obschon Ägypten unter türkischer Oberherrschaft stand wie noch heute. Ägypten ist das Land, das den Handel Europas mit Afrika und Asien vermittelt. Wer Ägypten stark und geschickt beherrscht, beherrscht auch den Handel nach dem Morgenlande. Während der Kreuzzüge hatte sich gezeigt, wie wichtig der Besitz Ägyptens ist. Die Besitzungen in Asien waren nicht zu halten, weil Ägypten nicht in der Hand der Kreuzfahrer war. Deshalb hatte Ludwig Ix. von Frankreich den Gedanken des Papstes Innozenz Iii. verwirklichen wollen, Ägypten zu unterwerfen, um von da aus die Besitzungen in Palästina zu schützen. Sein Plan war nicht gelungen. Leibniz machte später Ludwig Xiv. auf Ägypten aufmerksam. Napoleon nahm den Plan dieser großen Männer auf. Gern gab das Direktorium seine Zustimmung, um den ruhmreichen, beim Heere außerordentlich beliebten Feldherrn möglichst weit von Frankreich und doch im Interesse Frankreichs zu beschäftigen. Man fürchtete damals schon eine Militärdiktatur. Um die Engländer zu täuschen, ließ Bonaparte in den französischen Nordseehäfen umfangreiche Schiffsbauten herstellen, als habe er eine Landung'an der englischen Küste im Sinne. Unerwartet ging die französische Flotte im Mai 1798 zu Toulon unter Segel, nahm die Insel Malta, die von Kaiser Karl V. dem Johanniterorden überwiesen worden war, landete bei Alexandrien, siegte bei den Pyramiden und zog in Kairo ein. Unterdessen wurde seine Flotte bei Abukir von dem englischen Admiral Nelson geschlagen. Die Türkei hatte wegen des Einfalls in Ägypten Frankreich den Krieg erklärt und rüstete in Syrien zu einem Gegenangriff. Deshalb zog Bonaparte nach Syrien, nahm Jaffa und belagerte Acre; kehrte dann nach Ägypten zurück, weil die Bevölkerung sich gegen die französische Herrschaft empörte. Bei Abukir, wo ein türkisches Heer auf englischen Schiffen gelandet war, stellte er die französische Waffenehre durch Vernichtung des türkischen Heeres wieder her.

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1. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 126

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 126 — 9. Das Ende der Kreuzzüge. In Dem letzten großen Ringen zwischen Kaiser und Papst gingen die Erwerbungen Friedrichs Ii. im Gelobten Lande an den Sultan von Ägypten (1244) wieder verloren. In Deutschland wollte man von einem Zuge nach dem Morgenlande nichts mehr wissen, nur in Frankreich blieb noch eine gewisse Begeisterung. Daher unternahm die beiden letzten Kreuzzüge Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich. 1248- Der sechste Kreuzzug richtete sich 1248 gegen Ägypten. Ludwig 1249 nahm Damiette, erlitt aber im Innern eine vollständige Niederlage und geriet in Gefangenschaft. Seine Freiheit konnte er nur gegen Rückgabe von Damiette und Zahlung eines großen Lösegeldes erkaufen. Vergeblich waren auch seine Kämpfe in Syrien. 1254 kehrte er ohne jeden Erfolg heim. 1258 machten die türkischen Mameluken dem Kalifat von Bagdad ein Ende. Im Jahre 1261 wurde das Lateinische Kaisertum durch das griechische von Nicäa aus wieder gestürzt. 1268- Der siebente Kreuzzug wurde von Ludwig dem Heiligen auf Be- 1270 treiben seines Bruders Karl von Anjou gegen Tunis unternommen. Bei der Belagerung der Stadt brach eine Seuche aus, und ihr erlag i. I. 1270 auch der König Ludwig. Trotz der Bedrängnis der christlichen Herrschaft in Syrien herrschte Uneinigkeit zwischen den geistlichen und weltlichen Großen und zwischen Templern und Johannitern. Daher ging auch Akkou, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, an die Mameluken, die stehende Truppe der 1291 ägyptischen Sultane, i. I. 1291 verloren. Der Orden der Johanniter setzte den Kampf gegen die Mohammedaner zunächst in (Sypern, dann auf Rhodus fort. Als ihm die Türken unter dem Sultan Suleiman dem Prächtigen auch diese Insel entrissen hatten, gab ihm Kaiser Karl V. Malta. Die Templer gelangten besonders in Frankreich zu großem Reichtum. Die segensreichste Tätigkeit entfaltete aber der Deutsche Ritterorden im Preußenlande. 10. Die Folgen der Kreuzzüge. Umsonst hatte das Abendland ungeheure Verlnste an Menschen und Gut gebracht, um christliche Reiche im Gelobten Laube zu griinben. Der Mangel eines alle Lehen kräftig zusammenfassenden Königtums, Uneinigkeit zwischen geistlichen und weltlichen Fürsten, die Feindseligkeiten zwischen morgenländischen und abendländischen Christen und die geringe Einwanderung von Bauern hatten vor allem den Untergang der christlichen Staaten in Syrien bewirkt. Wenn so auch der eigentliche Zweck der Kreuzzüge nicht erreicht war, haben sie doch wichtige Erfolge erzielt.

2. Viertehalb Jahrhunderte - S. 768

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
768 Die Zeit des französischen Uebergewichtes der für diesen Fall sich die Erneuerung des Krieges Vorbehalten hatte, mit einem neuen Heere, dessen Kosten die Niederlande und Spanien tragen sollten, heranzog. 8. Ludwig glaubte sich nicht zum Aufgeben des Krieges entschließen zu müssen, da seine Gegner durch die Entkräftung einzelner unter ihnen und durch den Mangel an Einheit nicht so stark waren, daß er sie als unbedingt überlegen hätte ansehen müssen. Der Krieg begann noch im Jahre 1674 von Neuem durch Angriffe auf die Freigrafschaft, auf Süd- deutschland und auf die Niederlande. Die Freigrafschaft fiel bald in die Hände der Franzosen. In Süddcutschland und den Niederlanden zog sich der Krieg, in welchem die Franzosen das Andenken roher Grau- samkeit durch ihre Verheerungen erneuerten, lange ohne entscheidende Ereignisse hin, namentlich deswegen, weil aus beiden Schauplätzen die kaiserlichen Truppen durch geheime Befehle an kräftigem Auftreten und an einträchtigem Zusammenwirken mit den Verbündeten gehindert wur- den. Das entscheidendste Ereigniß der nächsten Zeit war der Tod Tü- renne's, der im Jahre 1675 vor einer Schlacht, die er Montecuculi zu liefern im Begriffe war, bei Sasbach am Fuße des Schwarzwaldes, östlich von Kehl, den Tod fand. Sein Tod veranlaßte einen eiligen Rückzug seines Heeres über den Rhein und in Frankreich machte die Trauerbotschaft einen erschütternden Eindruck. Im nämlichen Jahre trat Conde, der im Jahre 1674 bei Seneffe, unweit des linken Sambre- ufers, von Oranien besiegt worden und dann am Rheine an Tü- renne's Stelle getreten war, wegen Kränklichkeit von der Heerführung zurück. Um dieselbe Zeit verlor der Kaiser einen Heerführer durch den Tod des Herzogs von Lothringen, dessen Neffe Karl V. das von ihm auf Kosten der Verbündeten geworbene Heer übernahm. Während der Krieg am Rhein und in den südlichen Niederlanden, dort zwischen dem Marschalle von Crequi und dem Herzoge von Lothringen, hier zwischen dem Marschalle von Luremburg und Oranien, fortdauerte, und am Rheine nach dem Plane des französischen Kriegsministers Louvoiö die Grenzländer des Reiches, damit kein Heer in Frankreich eindringen könne, planmäßig in Wüsteneien verwandelt wurden, verbreitete er sich auch in Gegenden, die von Frankreich weit entfernt waren. In Ungarn, wo die Maßregeln des Kaisers zur Herstellung unbedingter Herrscher- gewalt im Jahre 1674 eine offene Empörung veranlaßt hatten, schürte Ludwig das Feuer, und sein Gesandter in Polen schickte ein dort gewor- benes Heer dem Führer des Aufstandes, Emmerich Tökelp, zu Hülfe, welcher auf den von ihm geschlagenen Münzen den König von Frank- reich den Beschützer Ungarns nannte. Auch Spanien wurde durch Ein- fälle, welche in Katalonien gemacht wurden, beschäftigt. Ein Aufruhr, welcher gegen die spanische Negierung in Messina ausbrach, führte die

3. Bd. 4 - S. 70

1845 - Leipzig : Kollmann
70 des Westfälischen Friedens an Frankreich nicht abgetreten wurde, war Straß bürg (s. alte Gesch. B. Ih. S. 400). Die Deut- schen legten von jeher einen solchen Werth auf die Erhaltung die- ser reichen und festen Stadt, als eines Hauptschlüfsels zum Rheine und zum deutschen Reiche, daß Karl V. schon gesagt hatte, wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er zuerst die letztere Stadt zu retten eilen. — Jetzt, da Ludwig die Deutschen mit der Hoffnung eingcwiegt hatte, er werde sich auf dem Eongrcffe zu Frankfurt gütlich bedeuten lasten, mußten sich, auf Louvois Veranstaltung, ganz leise einige Regimenter in Lothringen und Elsaß einschlcichcn, sich an einem bestimmten Lage in der Nähe von Straßburg schnell vereinigen und ohne daß ein Mensch es hatte vcrmuthen können, die Stadt plötzlich umzingeln. Zwei Lage darauf (29. Scpt. 1681) erschien der Kriegsminister selbst mit der Hauptarmce und dem Belagerungs- geschütz und forderte die Stadt auf, mit der Drohung, die Ein- wohner, wenn sie nicht unverzüglich gehorchen würden, als Rebellen zu behandeln. Die Bürger, von aller Hülfe verlassen — selbst die angesehensten Kaufleute waren gerade in Frankfurt auf der Messe ■— konnten nichts anders thun, als der Gewalt nachgebcn; und so mußten sie denn ihre Lhore öffnen, französi- sche Besatzung einnehmen, dem Könige von Frankreich huldigen, ihm das Zeughaus cinraumcn und alle ihre Waffen auf das Rathhaus liefern. Bald darauf hielt Ludwig in Person mit gewöhnlicher Pracht seinen Einzug in die Stadt. — So kam eine der wichtigsten Reichsstädte, der Schlüssel zum Innern von Deutschland, ohne Schwertschlag in französische Hände. Achn- liche Reunionen folgten darauf und wurden, da kein Widerstand in der Nahe war, mit eben derselben Leichtigkeit vollzogen. Mail schrie über unerhörten Fricdensbruch von Seite des Königs, unterstand sich aber doch nicht, den in Frankfurt ange- kommencn französischen Gesandten etwas unter die Augen zu sagen. Dahingegen stritt man sich mit ihnen über den Gebrauch der lateinischen Sprache. Bisher waren alle Noten auf dem Reichstage lateinisch übergeben worden; jetzt verlangten jene, cs solle Alles französisch verhandelt werden. Diese Anmaßung empörte Jedermann; aber die Franzosen blieben mit der größten Ruhe dabei, man könne ihrem Könige darin nichts vorschreibcn. Unter sich selbst stritten die deutschen Fürsten über das Eeremo-

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 220

1882 - Kiel : Homann
220 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. seine Blicke auf Frankreich. Daheim aber verbrannte man Hexen, folterte die Angeklagten, trieb Goldmacherei und Sterndeuterei. Deutschland wurde von Ludwig Xiv. mit der größten Willkür be- handelt; er wollte nicht nur im Innern Frankreichs Herr sein, er wollte auch Herr sein in Europa. Das deutsche Elsaß hatte er bereits, da erklärte er plötzlich, daß er zu alledem, was er vom heiligen deutschen Reich erobert habe, auch noch alles das haben müsse, was jemals damit zusammengehangen, z. B. alle Klöster und Ortschaften, die einmal im Lehnsverbande mit Elsaß gestanden hätten und wäre dies auch tausend Jahre her. Hatten seine Gelehrten (die Reunionskammern) einen solchen Ort in den Akten aufgefunden, so ließ er sogleich denselben in Besitz nehmen. Dabei steckten in den berüchtigten Raubkriegen seine Soldaten wie Mordbrenner ganze Städte und Dörfer der Pfalz und des Rheinlaudes in Brand. Zahlreiche Ruinen am Rhein sind noch heute davon stumme Zeugen. Während man in Regensburg auf dem deutschen Reichstage mit fruchtlosen Beratungen die Zeit verlor, erscholl auf einmal die Nachricht: Straßburg ist französisch. Am 28. September 1681 hatte Ludwig die Stadt besetzen lassen. Straßburg, dieser Schlüssel von Oberdeutschland, von dem Karl V. noch gesagt hatte, „wenn Wien und Straßburg zugleich bedroht wären, so würde er zuerst zur Rettung von Straßburg hineilen," — dieses wichtige Straßburg war also französisch geworden und das mitten im Frieden. Und der deutsche Kaiser sah müssig zu. Unter allen deutschen Fürsten war es der große Kurfürst, der die Schmach Deutschlands am schmerzlichsten fühlte. Sein Sieg bei Fehrbellin über die gefürchteten Schweden hob zuerst Preußen in der öffentlichen Meinung. Aber das Vollgefühl unserer Manneskraft ward erst wieder in den Herzen der Deutschen lebendig, als Friedrich der Große 1757 die Franzosen bei Roßbach besiegte. Nach Müller, v. Dumreicher und Vehse. 06. Schilderung einer deutschen Stadt um 1750. Es ist eine mäßig große Stadt um 17.50. Noch stehen die allen Ziegelmauern, Türme nicht nur über den Thoren, auch hie und da über den Mauern. Manchem ist ein hölzernes Noldach aufgesetzt, in den stärksten sind Gefängnisse eingerichtet, andere, schon baufällig, die vielleicht im großen Kriege zerschossen wurden, sind abgetragen. Auch die Stadt- mauer ist geflickt, vorspringende Winkel und Bastionen liegen in Trümmern, blühender Flieder und Gartenblumen sind dahinter gepflanzt und ragen über die Steine; der Stadtgraben liegt zum Teil trocken, dann weiden wohl noch Kühe einzelner Bürger darin oder die Tuchmacher haben ihre Rahmen mit eisernen Häkchen aufgestellt und spannen friedlich die Tücher daran auf; die gewöhnlichste Farbe ist seit den Pietisten Pfeffer und Salz, wie man schon damals sagte, und die alte Lieblingsfarbe der Deutschen, blau, das nicht mehr aus deutschem Waid, sondern aus dem fremden Indigo bereitet wird. Noch haben die engen Thoröffnungen hölzerne

5. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 273

1875 - Leipzig : Brandstetter
273 nach Amerika. Die Wohnungen der kräftigen, gesunden und wackern Berg- bewohner, die Auerbach so trefflich gezeichnet hat, liegen in wildschönen Thälern zerstreut umher. Mit ihren weit hervorspringenden Dächern und herumlausenden Gängen erinnern sie an die Schweizerhäuser in den hohen Alpen. Keine dieser Hütten ist ohne plätschernde Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. Das schönste Kleinod der Rheinebene ist Straßburg mit seinem Mün- ster. Fast in der Mitte der Ebene gelegen, steigt dieser wundersame Bau hoch und ernst in die Luft empor. Straßburg, einst eine starke Vormauer des heiligen römischen Reichs, so daß Kaiser Karl V. äußerte, wenn Straßburg und Wien zu gleicher Zeit belagert würden, er zuerst Straß- bürg retten würde; Straßburg war auf die schmachvollste Weisein die Hände des uralten Feindes von Deutschland, an die Franzosen, gekommen. Da- durch hatte Frankreich sich das ganze Rheinbecken offen erhalten und hatte so zu sagen „einen Keil mitten in unser Herz gebohrt". Nirgends in der Welt giebt es aber eine Landschaft, welche von der Natur selbst als etwas so ganz und gar Zusammenhängendes geschaffen wurde, wie das Rheinthal zwischen Schwarzwald und Vogesen. Derselbe Menschenstamm, derselbe Boden, dieselben Erzeugnisse und eine gemeinsame, geschichtliche Entwickelung von zwei Jahrtausenden. Diesen historischem Faden durfte Ludwig Xiv. durchschneiden. Aber seit den großen Kämpfen der vereinigten deutschen Völker ist er wieder angeknüpft worden. Auch die übrigen Stücke am Rhein, welche uns von diesem herrlichen Flusse verloren gegangen waren, sind durch jene Großthaten wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden. Gänzlich verschieden von der Rheinebene ist die Gegend, welche der Fluß, wenn er den Hundsrück und Taunus durchbrochen hat, in seinem weitern Laufe durchströmt. Zwischen engen Felswänden eingeklemmt, ohne breite Thalebene, rauscht er stolz und majestätisch dahin bis zum Sieben- gebirge. Von da an begleiten ihn nur noch auf der rechten Seite die Berge bis gegen die Mündung der Ruhr. Dichter und Reisende haben ihn, wo er von Bingen bis Bonn das Gebirge durchströmt, vielfältig und nie zu sehr gepriesen. Die Berge enthüllen hier ihren innersten Gliederbau und zieren ihn mit prächtigen Felsgruppen; die Rebe breitet sich an seinen Ufern aus und hat selbst die gefährlichsten Stellen erklet- tert, um ihn von den Felsen herab noch mit schönen Weingeländen zu schmücken und an der milden Sonne köstliche Trauben zu reifen; hohe prachtvolle Wallnußbäume beschatten die schmalen Ebenen am Strome; alle Arten von Obstbäumen schütten im Sommer und Herbst ihren reichen Segen in großer Fülle aus und bezaubern im Frühjahr durch eine unver- gleichliche Blüthenpracht; Städte und Felsenschlösser, mächtige Besten und herrliche Kirchen, Klöster und Landhäuser zieren die Ufer des Flusses, während auf demselben sich die Wolken der stolz einher schwimmenden Dampfschiffe hoch in die Luft wälzen. Grub e, Geogr. Charakterbilder. Iii. 10. Aufl. 18

6. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 95

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Ausgang der Krciizzüge. Der Ausgang der Krenzziige. § 82. Das Ende der Kreuzfahrerstaaten und die Schicksale der Ritterorden. In demselben Jahrhundert, das den Niedergang der Kaisermacht sah, gingen auch die Kreuzzüge und die christlichen Staaten im Orient zu Ende. Nachdem Jerusalem in die Hand des ägyptischen Sultaus gefallen war, unternahm Ludwig Ix. der Heilige von Frankreich 6^bfleenrte“nb im Jahre 1248 einen Feldzug uach Ägypten; nach anfänglichen Er- «reuzzug. folgen wurde er mit seinem Heere gefangen genommen und mußte sich durch ein hohes Lösegeld loskaufen. 1270 machte er einen Zug nach Tunis, starb aber dort an einer Seuche. Darauf gingen Antiochia, Tripolis und 1291 auch Akkou verloren. $8c9rllt1^trttoott Die geistlichen Orden verließen Syrien. Der deutsche Orden hatte 129l schon seit 1230 die Eroberung Preußens begonnen. Der Johanniter -2cts£; orden verlegte seinen Sitz zunächst nach Cypern, dann nach R h o d n s , von wo ans er die Türken auf das heftigste bekämpfte. Nachdem Sulei-man der Prächtige im Jahre 1522 Rhodus nach schwerer Belagerung erobert hatte, übergab Karl V. dem Orden die Insel Malta, wonach man ihn auch den Malteserorden nannte. 1798 entriß ihm Napoleon die Insel. Der Templerorden reizte durch seinen großen Reichtum die Templer-Habsucht Philipps Iv. d e s Schönen von Frankreich. Von ihm orbclt-gedrängt, hob 1312 der in Avignon residierende Papst Clemens V. den Orden, dem grobe Ausschweifungen und geheimer Götzendienst vorgeworfen wurden, auf; der Großmeister des Ordens wurde verbrannt. § 83. Die Ergebnisse der Kreuzzüge. Das Ende der Kreuzzüge wurde durch das allmähliche Erlöschen der schwärmerisch-religiösen, asketischen Stimmung herbeigeführt, der sie entsprungen waren. Sie hatten ungeheure Verluste an Menschen und Gut gekostet, ohne daß die christlichen Eroberungskolonien im Orient Bestand gehabt hätten. Die Gründer für Aachen den Mißerfolg lagen zunächst in der Uneinigkeit und schlechten politischen Mißungcns Leitung der Kreuzfahrerstaaten; ferner darin, daß die abendländische Em- Kreuzzüge. Wanderung zu gering war, um Syrien in europäischer Weise zu kultivieren, und daß sie zum größten Teil aus Kriegern und Kaufleuten, nicht aus Bauern bestand; endlich auch darin, daß in diesem Militärstaat, wo aller Besitz und Erwerb unsicher war und auf der Spitze des Schwertes stand, ein Hasten nach schnellem Gewinn und Lebensgenuß entstand, das alle Sittlichkeit untergrub.

7. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 36

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
36 Die deutsche Kaiserzeit. 9191250. lose, die schreckliche Zeit" herein, in der es an einer starken, richtenden und schlichtenden Zentralgewalt inmitten der miteinander ringenden Sondergewalten fehlte. Der Ausgang der Kreuzzge. 34. Das Ende der Kreuzfahrerstaaten und die Schicksale der Ritterorden. In demselben Jhrhundert, das den Niedergang der Kaisermacht sah, gingen auch die Kreuzzge und die christlichen Staaten im Orient zu Ende. Nachdem Jerusalem in die Hand des gyptischen Ludwigs^ix Sultans gefallen war, unternahm Ludwig Ix. d e r Heilige von Frankreich zuerst einen Feldzug nach gypten, dann einen zweiten nach Tunis; dort starb er an einer Seuche. Verwst^von Darauf ging das' Heilige Land, zuletzt (1291) auch Akkon Perloren. Die geistlichen Orden verlieen Syrien. Der Deutsche Orden hatte schon seit 1230 die Eroberung Preuens begonnen. Der Der Johan- I o h a n n i t e r o r d e n verlegte seinen Sitz nach R h o d u s, von wo niterorden ^ ' aus er die Trken auf das heftigste bekmpfte. Nachdem Suleiman der Prchtige Rhodus nach schwerer Belagerung erobert hatte, ber-gab Karl V. dem Orden die Insel Malta, nach der man ihn auch den Malteserorden nannte. 1798 entri ihm Napoleon die Insel. Templer- er Templerorden reizte durch seinen groen Reichtum die rden Habsucht Philipps Iv. des Schn e n von Frankreich. Von ihm gedrngt, hob 1312 der in Avignon residierende Papst Clemens V. den Orden, dem grobe Ausschweifungen und geheimer Gtzendienst vor-geworfen wurden, auf; der Gromeister des Ordens wurde verbrannt. 35. Die Ergebnisse der Kreuzzge. Das Ende der Kreuzzge wurde durch das allmhliche Erlschen der schwrmerisch - religisen, asketischen Stimmung herbeigefhrt, der sie entsprungen waren. Sie hntten ungeheure Verluste an Menschen und Gut gekostet, ohne da die christlichen Eroberungskolonien im Orient Bestand gehabt htten. Die u^sachen^des Grnde fr den Mierfolg lagen zunchst in der Uneinigkeit und ^der schlechten politischen Leitung der Kreuzfahrerstaaten; ferner darin, da Kreuzzuge 1 ; r die abendlndische Einwanderung zu gering war, um Syrien trt europischer Weise zu kultivieren, und da sie zum grten Teil aus Kriegern und Kaufleuten, nicht aus Bauern bestand; endlich auch darin, da in diesem Militrstaat, wo aller Besitz und Erwerb unsicher war und auf der Spitze des Schwertes stand, ein Hasten nach schnellem Gewinn und Lebensgenu entstand, das alle Sittlichkeit untergrub.

8. Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 64

1895 - Elberfeld : Wülfing
64 19. Verfall des deutschen Reiches. Nach dem westflischen Frieden war die Macht des Kaisers tief gesunken. Von nun an begann die Schwche des deutschen Reiches. Dasselbe hatte sich in mehr als 300 groe und kleine, teils weltliche, teils geistliche Staaten, Frstentmer und Herrschaften aufgelst. Diese waren nur noch lose miteinander verbunden. Die Kaiserwrde hatte keine Bedeutung mehr, und das Reich war machtlos gegen uere Feinde. Die Uneinigkeit und Ohnmacht Deutschlands machte sich Frankreich, welches schon lange ein schlechter Nachbar gewesen war, alsbald zu nutze. Dort regierte damals der König Ludwig Xiv. Er war stolz und ehrschtig. Um unter allen Herrschern Europas der erste und mchtigste zu sein, suchte er sein Reich durch Er-oberungen (Raubkriege) auszudehnen. Er trachtete danach, seine Herrschaft bis an den Rhein zu erweitern, damit dieser schne deutsche Strom Grenzflu zwischen Frankreich und Deutschland, und alles Land links vom Rheine französisch wrde. Dadurch kam viel Kriegs-not und Schmach der unser Vaterland. Denn leider waren die deutschen Fürsten nicht einig untereinander, um fest verbunden dem Reichsfeinde entgegenzutreten. Auch besa der damalige deutsche Kaiser gegenber dem schlauen und gewaltttigen Ludwig Xiv. nicht die ntige Klugheit und Kraft. Daher geschah es, da die Rhein-gegenden von den franzsischen Heeren furchtbar verheert und ge-plndert wurden. Namentlich hatte die Pfalz mit der Hauptstadt Heidelberg viel zu leiden. Noch jetzt erinnern die Trmmer zahlloser Burgen und Schlsser an die Zerstrungswut der Franzosen. Selbst die Ruhesttten der Toten waren vor ihren raubgierigen Angriffen nicht sicher. Die Grber der alten deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden erbrochen, die silbernen Srge geraubt, die Gebeine hohnlachend umhergeworfen. Eine Menge Orte auf der linken Rhein-feite wurde vom deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Auch die freie Stadt Straburg geriet in die Gewalt der Franzosen und ging fr Deutschland verloren. Und doch hatte einst Kaiser Karl V. von dieser wichtigen Festung gesagt: Wenn der Türke vor Wien und der Franzose vor Straburg steht, werde ich zuerst dem bedrohten Straburg zu Hilfe eilen." Aber Deutschland, in mehrere hundert kleine Staaten geteilt, besa nicht mehr die Macht, gegen fremde Habgier seine Grenzen zu schtzen. Dieser traurige Zustand dauerte bis zu Anfang unfers Jahr-Hunderts. Die Kaiser dieser Zeit, welche seit 1440 immer aus dem Hause Habsburg gewhlt wurden, sorgten mehr fr ihre Erblnder, als fr das Wohl des deutschen Reiches. Im Jahre 1806 legte sodann Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder, nachdem er vorher den Titel Kaiser von sterreich" angenommen hatte.

9. Teil 2 - S. 233

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 233 — z. B. in Metz und Breisach, besondere Gerichtshöfe ein, welche untersuchen sollten, welche Städte, Dörfer und sonstige Besitzungen ehemals, und wäre es auch tausend Jahre her, zu denjenigen Gebieten gehört hatten, die Frankreich im westfälischen und im Nymweger Frieden erhalten. Alle diese Besitzungen, und wenn sie schon seit Jahrhunderten einem anderen Herrn angehörten, beanspruchte Ludwig für sich. Auf diese Weise kamen allmählich an 600 Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Mühlen u. s. w. in den Besitz Frankreichs. Unter den Städten befanden sich Saarlouis, Saarbrücken, Mömpelgard, Luxemburg. So nahm Ludwig z. B. drei Ortschaften an der Maas für sich in Anspruch, „weil König Pipin (der Vater Karls d. Gr.), der sie dem Kloster Trier geschenkt hatte, sich dabei königliche Macht und Schutz vorbehalten habe." Überall wurde das französische Wappen angeschlagen und von den Unterthanen der Eid der Treue gegen Frankreich gefordert. Wer dem widerstrebte, wurde einfach verjagt. Dabei steckten die französischen Soldaten oft ganze Städte und Dörfer in Brand. Zugleich ließ der König an allen Grenzen Frankreichs unangreifbare Festungswerke errichten, die das Land für alle Zukunft gegen feindliche Einfälle sicher stellen sollten. Endlich setzte Ludwig seinen Räubereien die Krone auf, indem er mitten im Frieden die freie Stadt Straßburg dem deutschen Reiche entriß. Sie bildete für sich eine machtvolle Republik, die nicht nur wegen ihres prachtvollen Münsters, sondern auch wegen ihres großen Zeughauses, das allein neunhundert Geschütze enthielt, berühmt war. Sie war durch die ihr gehörige große Brücke über den Rhein die Herrin dieses Stromes, und Karl V. hatte die hohe Wichtigkeit Straßburgs für das Reich in die Worte zusammengefaßt: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, so würde ich Wien fahren lassen und Straßburg retten." Am 30. September 1681, während eine große Anzahl Bürger auf der Frankfurter Messe waren, erschienen plötzlich 20 000 Franzosen vor den Mauern Straßburgs, griffen die Festungswerke aus der Rheins eite an und eroberten sie mit leichter Mühe, da die Behörden der Stadt schon vorher durch Gold gewonnen waren. Das Bou war erstaunt und bestürzt, als es die Bürgermeister von Übergabe reden hörte. Die Thränen und die Verzweiflung der Bürger, denen die Freiheit teuer war, verhinderten nicht, daß noch an demselben Tage die Stadt übergeben wurde. Nicht einen Mann hatten die Franzosen verloren. Der eigentliche Verräter war der damalige Bischof Franz Egon von Fürstenberg. Von aller Hilfe verlassen, mußte die einst freie Bürgerschaft nach ihrer Entwaffnung dem fremden Machthaber knieend den Unterthaneneid leisten; das Zeughaus wurde geleert, das Münster dem katholischen Gottesdienste zurückgegeben. Der König hielt seinen feierlichen Einzug und wurde von dem verräterischen Bischof vor der Pforte des Münsters mit den Worten begrüßt: „Herr, nun lässest du

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 277

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Die Türkenkriege. Belagerung Wiens. 277 • sprüche errichtete er vier Gerichtshöfe (Wiedervereinigungs- oder Reunionskammern) zu Metz, Tournay, Besan^on und Breisach, welche ihm fast das ganze linke Rheinufer von Basel bis Koblenz zusprachen. Ohne Umstände nahm Ludwig davou Besitz und ehe sich noch das deutsche Reich zur Abwehr dieser Angriffe aufraffen konnte, bemächtigte sich der König auch (durch den Verrath des Bischofs von Fürstenberg und einiger Rathsherren) des wichtigen Straßburg, der einzigen Stadt des Elsaß, die bisher ihre [1681 volle Selbständigkeit bewahrt hatte. Karl V. hatte einst geäußert: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich Wien fahren lassen und Straßburg retten." Leopold dachte anders. Von den Türken bedroht, schloß er mit Frankreich einen Waffenstillstand, der es im Besitze alles dessen ließ, was es sich widerrechtlich angeeignet hatte. Jetzt richtete Ludwig seine Aug eit auf die Pfalz, die er als Erbe der Herzogin von Orleans, einer pfälzischen Prinzessin, beanspruchte. Da endlich traten die Gegner Frankreichs zu einem großen Bunde zusammen, dem sich außer dem Kaiser und verschiedenen deutschen Fürsten auch Holland, Spanien, England und Schweden anschlossen. Um dem Angriffe zuvorzukommen, besetzte Ludwig schnell das linke Rheinufer und ließi688 dann die Pfalz durch Melac entsetzlich verwüsten. Viele Hunderte von Städten und Dörfern am Rhein, Main und Neckar sanken in Asche, die Bewohner wurden ermordet oder gewaltsam katholisch gemacht, die Franeu und Mädchen auf die schändlichste Weise gemißhandelt. In Speier wühlte man die geheiligten Gräber der Kaiser auf, beraubte sie ihrer Kostbarkeiten und zerstreute die Gebeine. Nun erschienen zwar die Verbündeten auf dem Kriegsschauplätze und trieben die Franzosen über den Rhein zurück. Aber in der Folge waren wieder Ludwigs Heere im Vortheil. Doch die erschöpfte Staatskasse und die Aussicht aus einen neuen Krieg wegen der spanischen Erbfolge ließen den französischen König die Einstellung der Feindseligkeiten wünschen. So kam der Friede zu Rhswick (einem Dorfe bei Haag) zu Stande, und Frankreich [1697 behielt einen Theil seiner Eroberungen, darunter den Elsaß mit Straßburg. 2. Die Türkenkriege. Belagerung Wiens. Während Ludwig im Westen um sich griff, stackelte er die Türken auf, dem Kaiser im Osten Verlegenheiten zu bereiten. Schon zu Anfang der sechziger Jahre waren sie bis Olmütz vorgedrungen, aber von Monteencnli geschlagen und zum Frieden gezwungen worden. Zwanzig Jahre später brachen sie von Neuem gegen Oestreichs Grenzen auf, begünstigt durch einen Aufstand der Ungarn, die sich wegen der ungerechten Verwaltung der

11. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 136

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
136 27. Die Blütezeit des osmanischen Reiches unter Solimán I. in den Grund erschütterten Hauptbollwerkcs, des sogenannten Meilen- thurms, den Bulgaren den Muth so, daß sie verrätherischer Weise und ohne Wissen der ungarischen Befehlshaber, dem Feinde die Uebergabe der Festung, gegen Zusicherung des freien Abzugs anboten. Er wurde gewährt.' Kaum halte aber die ganze Bevölkerung die Stadt verlassen, als alles, was ungarischen Namen trug, von den Janitscharen über- fallen und unbarmherzig niedergemetzelt wurde. Weitere Eroberungen nach dieser Seite hin, so leicht sie auch gerade jetzt gewesen sein möchten, lagen vorerst nicht im Plane Soliman's. Denn noch war Rhodus nicht in seiner Gewalt. Eroberung der Insel Rhodus, 1522. Mannichfache Gründe mußten Solimán bestimmen, seine Waffen jetzt vor Allem gegen Rhodus zu kehren: die für die Sicherheit seiner Besitzungen in Asien und Afrika so wichtige Lage der Insel, die Noth- wendigkeit, nach dieser Seite hin für den ungehinderten Verkehr zwischen dem Sitze des Reiches und den unter Selim I. neueroberten Ländern einen Stützpunkt zu gewinnen, das Verlangen, die Schmach zu rächen, welche den osmanischen Waffen hier unter Mohammed Ii. widerfahren und gleichsam den letzten Willen Selim's I. zur Ausführung zu brin- gen, die Thatsache, daß damals die Rhodiser die benachbarten Küsten- länder, Kleinasien, Syrien, Aegypten, mit ihren Einfällen beunruhigten, dort weit und breit das offene Land verheerten, unversehens Städte und Dörfer überfielen und alles, dessen sie habhaft werden konnten, bewegliche Habe, Vieh und Menschen, mit sich fort nach ihrer Insel schleppten. So sollen noch Tausende von Osmanen auf Rhodus in der drückend- sten Sclaverei der Erlösung geharrt haben, als Solimau seinem zweiten Wesir, Mustafa-Pascha, den Befehl ertheilte, mit der seit Selim's Tode zu diesem Zwecke schon bereit liegenden Flotte ohne Verzug gegen Rhodus auszulaufen. Sie verließ, etwa 300 Schiffe stark, mit 10,000 Manu auserlesener Truppen am Bord, um die Mitte Juni 1522 die Dardanellen, während sich gleichzeitig bei Skutari ein Heer von etwa 100,000 Mann sammelte, au dessen Spitze Solimán selbst den Weg zu Lande nach der Südküste Kleinasiens zurücklegen wollte. Auch bei diesein Feldzuge war Solimán insofern vom Glücke be- günstigt, als er in eine Zeit fiel, in welcher die Rhodiser, ganz auf sich selbst verwiesen, aus dem Abendlande, in Folge der Reformation und des (ersten) Krieges zwischen Karl V. und Franz I., nicht die geringste Hülfe erwarten konnten. Hätte man im Abcndlande den ernsten Willen gehabt, Rhodus zu retten, so hätte es wenigstens nicht an Zeit gefehlt, dazu die uöthigen Schritte zu thun. Denn nachdem die osmanische Flotte bereits am 24. Juni in der einige Meilen von der Festung ent- fernten Bai von Parombolin Anker geworfen hatte, verstrich noch ein voller Monat unter Vorbereitungen, Verthcilung der Truppen, Anlage von Schanzen u. s. w., che die Belagerung wirklich ihren Anfang nahm.

12. Erdkunde - S. 253

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
Geographische Bilder. Strasburg und sein Münster. Die bedeutendste Stadt der oberrheinischen Tiefebene ist Straß- bürg, die Hauptstadt des Bezirkes Unterelsaß und der Sitz der Regierung der Reichslande, eine halbe Stunde vom Rhein an der Jll und Breusch, wie auch am Rhein-Rhone-Kanal gelegen. Straß- bürg ist schon seit alter Zeit eine wichtige Station der großen Heer- straße von der Donau zur Seine (von Wien nach Paris) und hatte daher stets hervorragende Bedeutung für Handel und Verkehr. Im Mittelalter war es eine der blühendsten deutschen Reichsstädte. Kaiser Karl V. (1519—1556) erkannte den Wert der Stadt für das Deutsche Reich, als er sagte: „Wären Straßburg und Wien zu gleicher Zeit in Gefahr, ich würde eilen, das erstere zu retten." Bei der Ohnmacht des Deutschen Reiches konnte es der übermütige König Ludwig Xiv. von Frankreich wagen, im Jahre 1681, mitten im Frieden, die Stadt gewaltsam in Besitz zu nehmen. Erst infolge des für Deutschland so ruhmvollen Krieges 1870—1871 wnrde Straßburg wieder mit dem Mutterlande vereinigt und ist jetzt als Waffenplatz ersten Ranges und Sitz einer Reichsuniversität die Hoch- bürg des Deutschtums in den wiedergewonnenen Landen. Von den alten Bauwerken Straßburgs ist der Münster (Bild 94) weltberühmt als eine der vollendetsten Schöpfungen, welche uns das Mittelalter hinterlassen hat. Der Grundstein znr Kirche wurde be- reits im Jahre 1015 von Bischof Werner (aus dem Hause Habs- bürg) gelegt. Uubekauut ist, wer den ersten Riß zu dem herrlichen Bau gefertigt hat; sicher aber ist, daß die wunderbar schöne Form des Portals und des Tnrmes aus dem schöpferischen Geiste des

13. Die Geschichte des Mittelalters - S. 349

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
76. Die beiden Kreuzzüge Ludwig's Ix., des Heiligen. 349 allen Kreuzfahrern ergeben. Die Geringeren derselben, welche ihren Glauben nicht abschwören wollten, wurden niedergehauen, der König und die Herren vom Sultan selbst aufgefordert, über ihre Befreiung zu unterhandeln. Es wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand unter den Bedingungen geschlossen, daß den Christen in Syrien während desselben alles blieb, was sie daselbst zur Zeit der Ankunft Ludwig's besaßen, daß alle Christen, welche seit dem zwischen dem Sultan Mmil von Aegypten und dem Kaiser Friedrich Ii. im Jahre 1229 geschlossenen Waffenstillstand in Aegypten und Syrien gefangen worden seien, und so auch alle saracenischen Gefangenen, ihre Freiheit wieder erhalten und Ludwig für die Freilassung der Christen und als Ersatz für Kriegskosten und den von den Kreuzfahrern angerichteten Schaden Damiette zurückgeben und 400,000 Livres zahlen solle. Nachdem die Hälfte der versprochenen Geldsumme entrichtet war, schiffte sich Ludwig nach Syrien ein. Der Tod seiner Mutter Bianca und die Besorgniß, daß die Jugend seines erst 11jährigen Sohnes, in dessen Namen die Regierung geführt wurde, innere Unruhen und äußere Gefahren für sein Reich veranlassen könne, nöthigten ihn zur Heimkehr; er erreichte erst nach einer längern, nicht gefahrlosen Fahrt die französische Küste, landete im Hafen von Hiöres und hielt am 7. September 1254 seinen Einzug in Paris. Die Pracht desselben und die Freude, mit welcher ihn die Bewohner seiner Hauptstadt begrüßten, ließen ihn nicht den tiefen Schmerz über den unglücklichen Ausgang seines Zuges vergessen, und er sprach seine Trauer auch dadurch aus, daß er jeden Schmuck und selbst die helleren und kostbareren Kleider ablegte und ferner nur einfache und dunkelfarbige trug. Tiefen Eindruck machten die Unglücksbotschaften, welche bald darauf aus Asien kamen. Der Anführer der Mameluken, Bibars, ein eben so tapferer als grausamer Krieger, ward von dem ägyptischen Heere und darauf auch in Syrien als Sultan anerkannt. Das Ziel seiner rastlosen Thätigkeit wurde die Vernichtung der Herrschaft der Christen in Syrien und 1268 eroberte er Joppe und Antiochien. Ludwig Ix. hatte fortwährend seit seiner Rückkehr aus Palästina die Absicht gehegt, einen zweiten Kreuzzug zu unternehmen, weil er durch den ersten sein Gelübde noch nicht erfüllt und seinem Reiche mehr Schmach als der Kirche Christi Nutzen gebracht zu haben glaubte; die Nachrichten von der Bedrängniß der Christen im Morgenlande bewirkten in ihm den Entschluß, sein Vorhaben nunmehr auszuführen. Die Vorbereitungen zu dem Zuge dauerten indessen mehrere Jahre. Die Verwaltung des Reiches während seiner Abwesenheit übertrug er zwei Männern, welche sein ganzes Vertrauen besaßen und dessen würdig waren, dem Abte Matthäus von St. Denis und dem Ritter Simon von Nesle. Im März 1270 empfing er in St. Denis die Oriflamme, die Pilgertasche und den Pilgerstab und empfahl dem Schutze des Heiligen sein Reich. Erst nach einer langem, durch widrige Winde aufgehaltenen Fahrt erreichte die Flotte den ihr zunächst

14. Fortsetzung der neuern Geschichte - S. 153

1789 - Leipzig : Weidmann
Geschichte der Franzosen. 2 Zeitr. 15z , Vasallen des deutschen Reichs. Gottfried von Bouillon, Herzog in Niederlochringen, an der Spitze eines zahlreichen Kriegsheeres nnt jenen Kreuzfahrern, die zum Theil einen sehr unordent. kicken und übelgerüsteten Haufen ausmackken^. Nachdem endlich der größte Theil dieser ungeheu- ren Macht in Asien eingedrungen war, vieles in Syrien und Palästina, unter andern auch Je- rnsalem, erobert hatte, wurde eben der gedachte Herzog Gottfried, der sich durch Tapferkeit undi. i°99* Klugheit vor vielen andern Feldherren auszeich. nete, zum Könige von Jerusalem gekrönt. Vi. Frcylrch war dieser Heldenmvtb der Süaer, Franzosen, der so vielen unter ihnen das Leben kostete, am Unrechten Grte angebracht; wie Staats, bereits in einer andern Steñe dieser Geschichte Reacnt'von (Th. Ii. S. 363.) bemerkt worden ist. Auch Frankreich, glaubten anfänglich die französischen Rönige nicht, daß fle um solcher vermeinten gottseligen Absichten willen ihr Reich zu verlajstn schuldig wären, wo ihre Gegenwart unentbehrlich war. Vielmehr arbeitete Ludwig der Dicke, welcher st. im I. im Anfänge des zwölften Jahrhunderts regierte, ll37* nicht unglücklich daran, das königliche Ansehen, durch Erniedrigung ferner zu mächtigen 'und un- ruhigen Lehnsleute, zu erhöben. Damals kamen die königlichen Gerichte wieder empor; viele Leib- eigene wurden in Freyheit gesetzt; und durch noch andere solche Anstalten wurde der Grund zum Büegerstande gelegt, der bisher in Frankreich so Bürgen wenig etwas gegolten hatte, daß Geistlichkeit und K 5 m*

15. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 367

1910 - München : Oldenbourg
367 185. Frankreichs Raub an Deutschland. beizustehen. Als ein Greis von 79 Jahren beschloß er im Jahre 1651 sein taten- und ruhmreiches Leben. Nach Sneve. 185. Frankreichs Hiaub an Aeutschtand. König Heinrich Ii. von Frankreich unterstützte den Herzog Moritz von Sachsen im Kriege gegen den Deutschen Kaiser Karl V., zog in die drei Bistümer Metz, Tul (Tonl) und Birten (Verdun), besetzte sie und behielt sie in seiner Gewalt. Im Westfälischen Frieden bereicherte sich Frankreich wieder auf Kosten Deutschlands. Die Städte im Elsaß, die noch ihre Freiheit besaßen, wurden unter der Regierung Ludwigs Xiv. mitten im Frieden auf einmal derselben beraubt. Widerstrebende Städte wurden in Schutt und Asche verwandelt und die Einwohner auf die grausamste Weise ermordet. Noch stand Straßburg, diese an der Mündung der Jll in den Rhein gelegene Perle der Städte von Elsaß, in aller Reichsherrlichkeit aufrecht. Dieser Stadt ließ Ludwig jetzt ankündigen, daß sie sich ihm ebenfalls zu unterwerfen habe. Die Bürger der Stadt wie auch der Kaiser ließen es an wieder- holtem, ernsten Einspruch nicht fehlen. Allein eine starke Heeresmacht näherte sich der Stadt, die sich keines Angriffes versah. Plötzlich ver- breitete sich unter der Bürgerschaft die Nachricht: „Unsere Reichsschanze ist von den Franzosen besetzt!" — Alles eilt auf die Mauern, da sieht man schon neue Massen nachrücken. An gutem Willen gegen den Feind zu kämpfen fehlte es bei der Mehrzahl der Bürger nicht, wogegen die meisten der obrigkeitlichen Personen vom Widerstand abrieten. Nun kam die Forderung und Drohung an die Bürgerschaft: Ergebung oder Verwand- lung der Stadt in einen Aschenhaufen und Behandlung der Bürger als Aufrührer! Es folgte die Ergebung unter Entgegennahme der üblichen Zusicherungen, daß der Stadt alte Gerechtsame in Ehren gehalten werden sollten. Kaum aber hatten die Franzosen festen Fuß in der Stadt ge- faßt, so wurden diejenigen verlacht, die jene Versicherungen für Ernst genommen hatten. Es galt nur mehr der Wille des französischen Königs. Der Raub Straßburgs wurde am 16. September 1681 ausgeführt; vierzehn Tage später hielt Ludwig seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Es galt nun den Raub zu sichern. Ludwig gab der Stadt eine starke Besatzung und ließ in derselben den Bau einer starken Festung in Angriff nehmen. Doch genügte ihm dies noch nicht. Deutschland mußte beschäftigt werden um nicht durch Sendung einer Heeresmacht den Ver- such zur Zurückeroberung Straßburgs zu machen. Dazu boten Unruhen im Osten des Reiches günstige Gelegenheit. Ungarn, höchst unzufrieden mit dem Regierungsverfahren des deutschen Kaisers, suchte sich mit den

16. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 119

1913 - Paderborn : Schöningh
Der Ausgang der Kreuzzge. 119 Landes, um ihn zur Verleihung groer Rechte, der sog. Magna charta, zu zwingen. Sie machte jede auerordentliche Steuer-erhebung von dem Rate der Kronvasallen abhngig (1215). Auf diese wichtige Urkunde grndete sich die Macht des englischen Reichstags oder Parlaments. Es zerfiel seit dem Ende des 13. Jahrhunderts in ein Oberhaus (der Bischfe und der groen weltlichen Vasallen) und in ein Unterhaus (der Vertreter der Städte und der Grafschaften). Zu dem Rechte der Steuerbewilligung gewann das englische Parlament das Beschwerderecht und eine regelmige Mitwirkung bei der Gesetzgebung. 4. Der Krieg der franzsischen Könige gegen die Albi-genfer s. S. 100, die Kreuzzge Ludwigs Ix. des Heiligen s. unten. Vii. Der Ausgang der Kreuzzge. 72. Jerusalem fiel (15 Jahre nach seiner zweiten Befreiung, 1244) wieder in die Hnde der Mohammedaner, und die christ-liche Herrschaft wurde wiederum auf die Meereskste von Syrien beschrnkt. Dieses Unglck bestimmte den König Ludwig Ix. den Heiligen von Frankreich zu einem Kreuzzuge. a) Der sechste Kreuzzug (12481254). Mit einer zahlreichen Flotte fuhr Ludwig nach gypten, dessen Eroberung allein eine dauernde Besitzergreifung Palstinas zu ermglichen schien. Aber auf dem Zuge nach Kairo wurde der König geschlagen und geriet selbst mit einem groen Teile des Heeres in Gefangen-schaft, aus der er gegen Zahlung eines Lsegeldes entlassen wurde. d) Der siebte Kreuzzug (1270). Ludwig unternahm nach diesem Mierfolg noch einen Kreuzzug, der gegen das gypten tributpflichtige Tunis gerichtet war. Indes bald nach der Lan-dimg brach im Heere eine Seuche aus, der auch König Ludwig selbst zum Opfer fiel. c) Das Ende der Christenherrschaft in Syrien. Da nun die Christen in Syrien vom Abendlande keine militrische Unter-sttzung mehr erhielten, eroberten die Sultane von gypten eine christliche Stadt nach der anderen. Als letztes Bollwerk der Christen'fiel 'das wichtige Akkon (1291, 100 Jahre nach seiner Eroberung durch den dritten Kreuzzug).

17. Europa - S. 387

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
F. Mitteleuropa. * Elsaß-Lothringen. 387 Im S. an der Jll: Schlettstadt (9000 E.) einst freie Reichsstadt gegen Ende des Mittelalters, berühmt durch seine Gelehrtenschule, Festung, Industriestadt ^). b. Ober-Elsaß (im S.). Colmar (23 000 E.) an der Lauch, einem Zufluß der Jll in anmu- thiger Fruchtebene nahe am Wasgeilwalde gelegen, schöne und reiche Stadt, lebhaste Industrie- und Handelsstadt, einst sreie Reichsstadt. Im W. das Lügenseld (833!)^). Im N. Rappoltsweiler (6000 E.) zwischen Weinhügeln am Was- genwalde, alterthümlich gewerbsleißig, Hauptmarkt für Wein. Im Nw. Markirch (10 000 E.) im schönen Leberthal, in mineral- reicher Gegend. Mittelpunkt lebhafter Industrie, die c. 40000 Arbeiter beschäftigt. Im Sw. vou Colmar: Gebmeiler (12 000 E.) am Fuß des Sulzer Belchen, (§ 286. 7) in gesegneter Weingegend an der Lauch. Ganz im S. Mülhausen (60 000 E.) auf einer Insel zwischen der Jll und dem Rhone-Rhein-Canal in fruchtbarer Landschaft, zwischen der Rhein- ebene und dem rauheu Gebirge, am Fuße der Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein und am Burgundischen Thor, daher, zumal bei der Nähe Frank- reichs und der Schweiz, für den Verkehr äußerst günstig gelegen, einst freie Reichsstadt, seit dem 16. Jahrhundert mit den Eidgenossen verbunden, 1798 an Frankreich gekommen, eine der bedeutendsten Industriestädte Deutsch- schlands, erste im Elsaß, namentlich in Zeugen, Lederwaaren und Maschinen thätig; eine Arbeitervorstadt am Canal enthält c. 1000 Wohnungen. In der Nähe wohnen 60 000 Arbeiter. Aehnliche Industrie treibt z. Th. Thann (8000 E.) im W. von Mülhausen. C. Lothringen (im Nw.) größter doch dünnstbevölkerter Bezirk. Metz (46 000 E.) am Zusammenfluß von Seille und Mosel, die in 2 bez. 3 Armen durch die Stadt fließen, in reizender Gegend, die an Frucht- barkeit alle Moselgegenden übertrifft und ergibigen Garten- und Obstbau ja selbst Weinbau möglich macht, zwischen Bergen gelegen, keltischen Ursprungs, dann von den Römern in Besitz genommen (Divodürum), durch Hunnen zer- stört, als Mettis Hauptstadt von Austrasien, frühzeitig Bisthum (mit Herr- lichem Dom) und sreie Reichsstadt, 1552 an Frankreich gekommen, d. 27. October 1870 durch die Deutschen zur Capitulation genöthigt, wobei 173 000 Soldaten mit 3 Marschällen gefangen genommen wurden, z. Th. alterthüm- lich, rege Fabrikstadt, eine der stärksten Festungen der Erde (mit vielen Forts). In der Nähe zahlreiche Schlachtorte 8). 6) Im W. die Hohkönigsburg, die imposanteste Ruine im Elsaß. 7) Im So. von Colmar: Neu Breisach, kleine Festung am Rhone-Rhein-Canal, im Mittelalter noch auf der rechten Rheinseite gelegen, 1699 durch Ludwig Xiv. be- bestigt, nachdem er Alt Breisach hatte herausgeben müssen. 8) Im O. Courcelles (14. Aug. 1870) und Noisseville (30. Aug.), im W. Vionville <16. Aug-), Gravelotte und St. Privat (18. Aug. 1870); Mars la Tour <16. Aug.) ist französisch geblieben. — Aus Römerzeit stammen in Metz Reste eines Amphitheaters und einer Wasserleitung. Im Mittelalter wurde hier 1356 die Goldene Bulle verkündet. 1552 kam Karl V. eilig herbei, um es zu retten, konnte 25*

18. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 267

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
Die Autokratie. 267 sich nach dieser Lehre und nach der Verwirklichung derselben müde und heiser rufen, je länger die Zeit verläuft, um desto weniger ach- tet die Welt darauf. Alexander Vh. erfährt, wie sich die Welt um- gewandelt hat. Die Quartierfreiheit des französischen Gesandten in Rom wird verletzt, Ludwig Xlv. verlangt glänzende Genugthuung, läßt Avignon und Venaissin besetzen, der Pabst muß sich vor dem stolzen König demüthigen. Aber von weit größerer Wichtigkeit sind andere Ereignisse und Vorgänge, in denen die Nachbarn eine Be- drohung sehen mußten. Ludwig Xiv., die Artikel des wcstphälischen Friedens benutzend, suchte Eingang in dem Reiche der Deutschen, veranlaßte den Herzog von Lothringen, ihm auf den Fall seines To- des sein Land abzutreten, und erklärte dabei unzweideutig, daß die französischen Grenzen bis an den Rhein ausgedehnt werden müßten. Solche Dinge konnten dem schwerfälligen Reiche der Deutschen ge- sagt werden, ohne daß sich eine Hand dagegen erhob. Aber Frank- reich bis an den Rhein, das genügte dem Ehrgeize Ludwigs Xiv. keinesweges. Einen andern viel ricsenmäßigern Gedanken trug er in seiner Seele. König Philipp Iv. von Spanien starb 17. Septbr. 1665 und hinterlicß einen schwachen Sohn Karl Ii., welcher die 1665 spanische Monarchie in Besitz nahm. Die Familie Kaiser Karls V. war auch in sich zusammengetrocknet wie ihr Reich. Es zeigte sich von ferne die Aussicht, die jedoch erst am Anfänge des folgenden Jahrhunderts verwirklicht ward, daß der Mannsstamm der spani- schen Linie dieses Hauses aussterben und das unermeßliche Erbe ledig werden könne. In diesem Falle dachte Ludwig Xiv. dasselbe an sich oder doch 'an sein Haus zu bringen. Kaiser Karl V. hatte Frankreich an Spanien zu bringen gedacht, Ludwig Xiv. wollte Spanien an Frankreich bringen. Für das übrige Europa war das gleichgültig, ob das Erste oder das Letzte geschah, nicht gleichgültig aber, ob diese Ländermassen überhaupt in ein Herrntbum zusammen- kämen. Im Gegentheil, es war eine Sache von der höchsten Wich- tigkeit. Wenn sie zusammenkamen, so entstand dadurch ein Reich so unermeßlich groß, mit so unermeßlichen Kräften, daß es leicht der Freiheit und Selbstständigkeit aller andern europäischen Staaten ein Ende machen konnte. Indessen lag das Ausfterben des Hauses Kaiser Karl V. erst in dem Bereiche der Möglichkeit, Ludwig Xiv. konnte wohl auf den Fall denken, aber noch nichts für die Vollzie- hung seiner Gedanken thun. Aber schon jetzo will er wachsen und steigen. Also tritt er nach dem Tode Philipps Iv. mit der Behaup- tung hervor, daß seine Gemahlin Maria Theresia Flandern, Bra- bant und Franche-Comte erben müsse, denn sie wären Frauenlehen. Dabei mußten die französischen Juristen auch schon vielfach die Bl-

19. Der kleine Kinderfreund - S. 304

1885 - Leipzig : Amelang
302. 304 der Verheißung. Wir Christen nennen es das heilige Land, weil Christus der Herr daselbst sein Erlösungswerk vollbracht hat. Christliche Pilger aus allen Nationen wallsahrteten zu allen Zeiten nach diesem Lande, um die Stätten zu besuchen, die durch das Leben und Leiden des Herrn jedem Christen so ehrwürdig und heilig ge- worden sind. Es ist ein kleiner Strich Landes in Asien, wo Gott so Großes für die Menschen gethan hat. Das heilige Land dehnt sich von Norden nach Süden nicht über 30, von Osten nach Westen nicht über 20 Meilen weit aus und hat also mit der preußischen Rhein- provinz ziemlich einerlei Größe. Da es nicht weit von der heißen Zone liegt, so ist das Klima schon an sich sehr warm; die Hitze wird aber noch vermehrt durch die natürliche Beschaffenheit des Landes. Nur an einer Seite ist es vom mittelländischen Meere begrenzt; an den andern Seiten bilden die Länder Syrien und Arabien seine Grenzen. Im Norden, wo es an Syrien stößt, erhebt sich ein 3000 Meter hoher Gebirgsrücken, den man mit ewigem Schnee auf seinem Scheitel 20 Meilen weit sehen kann. Dieses Gebirge heißt der Libanon. Morgenländische Dichter sagen von ihm, er trage den Winter auf seinem Haupte, den blumigen Frühling auf seinen Schultern, in seinem Schoße den fruchtreichen Herbst; der Sommer aber schlumniere zu seinen Füßen am Meere unter dem Schatten der Palmen. Auf diesem Gebirge stand der berühmte Cedernwald, von dem die heilige Schrift so oft spricht, dessen Bäume Salomo zu dem Bau des Tempels benutzte. Es sind nur noch wenige Bäume in dem einst so herrlichen Walde vorhanden, aber diese erheben ihre Wipfel mäch- tig empor; einige beschatten einen Umkreis von mehr als 30 Meter Durchmesser und ihr Stamm hat bis zu 12 Meter im Umfange. Auch die Steine zu dem Tempel nahm Salomo aus diesem Gebirge. Gleichlaufend mit dem Libanon zieht sich ein zweites Gebirge hin, welches der Antilibanon heißt. Das Thal zwischen beiden Ketten führt noch jetzt den Namen Cölesyrien, d. h. Hohlsyrien; der westlich vom Libanon gelegene Küstenstrich aber war das Land der Phönizier. Von diesen hohen Gebirgen aus flacht sich Palästina nach Süden und Südwesten ab; alle seine Höhenzüge sind nur als die Ausläufer des Libanon anzusehen. So ist es vor rauhen Nordwinden geschützt; nach dem Meere zu liegt es offen da, und so vermag die Sonne in den breiten Küstenebenen eine große Hitze zu erzeugen. Wie eine Insel liegt das Land Kanaan zwischen dem Meere, dem Hochgebirge und der Wüste. Darum ist es von Gott zum Wohnsitze des auserwählten Volkes bestimmt worden, das abgesondert

20. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 39

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 84. Ludwigs Xiv. Gewaltherrschaft und der Hl Raubkrieg. 39 Höfe lreunionskammern; Reunion, Wiedervereinigung). Das Ergebnis der willkürlichen Rechtssprüche der Kammern war, daß Ludwig an etwa 600 Städte, Flecken, Dörfer, Mühlen, Burgen das französische Wappen anschlagen ließ. Teile von Luxemburg, Lothringen und ausgedehnte Gebiete von Elsaß, ferner Zweibrücken, Landau, Germersheim kamen an Frankreich (1680—1684). 2. Seinen widerrechtlichen Erwerbungen fetzte der König die D« Raub^aß. Krone auf durch den Raub Stratzburgs. Längst schon hatte er mit begehrlichen Blicken auf die reiche und feste Stadt geschaut. Der Besitz derselben fchieu ihm von großer Wichtigkeit für die Ausführung weiterer gegen Deutschland gerichteter Pläne; denn schon mehrere Jahrhunderte war sie ein Wall gegen Frankreichs Gelüste nach dem Rheine gewesen. Im Sommer 1681 hielt er die Gelegenheit zur Wegnahme Straßbnrgs für günstig. Die meisten Kaufleute der Stadt waren zur Frankfurter Messe abgereist; des Kaisers Aufmerksamkeit wurde im Osten in Anspruch genommen, wo sich bedrohliche Wolken über Österreich und Deutschland zusammenzogen. (Türken!) In aller Stille verlegte Ludwig einige Regimenter nach Elsaß und eines Tages gab er zur größten Bestürzung der Bürger den Befehl zur Umzingelung der Stadt. „Im Einverständnis mit einer mehr ans Ängstlichkeit, als ans verräterischer Gesinnung französisch gestimmten Minderheit im Rat und im Domkapitel" forderte Lonvois die Stadt auf, sich zu ergeben. Obwohl nun die Bürger kampfbereit auf den Wällen und Mauern standen, beschloß der Magistrat die Übergabe (30. September 1681). Die Bürgerschaft mußte sich unter das welsche Joch beugen. So kam die ehrwürdige Stadt, von jetzt an „das große sranzösische Einfallsthor gegen Süddentschland", die Stadt, von der Karl V. sagte: wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er zuerst Straßburg zu Hilfe eilen, in französischen Besitz. Ein Schrei der Entrüstung ging durch das Reich. Wohl protestierte der deutsche Reichstag in Regensburg gegen den Gewaltakt, er begnügte sich aber mit dieser ohnmächtigen Äußerung der Mißbilligung und schritt nicht zu Taten fort, und ebensowenig raffle sich der Kaiser, der durch die Unterdrückung eines Aufstandes in Ungarn in Anspruch genommen war und zudem einen Angriff der Türken auf das Reich zu befürchten hatte, zum energischen Widerstand aus, ja er mußte sogar 1684 einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit Ludwig Xiv. eingehen, in welchem diesem der ganze Raub überlassen wurde. 3. Im Jahre 1685 ließ sich Ludwig auch zu einem Gewaltakt au^[ft“n§0„eä auf kirchlichem Gebiete hinreißen. Wir wissen, daß Heinrich Iv. Names i685 1598 durch das Edikt von Nantes den Protestanten (Hugenotten) Religious- und Kultusfreiheit und Zulassung zu allen Ämtern ge-