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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 36

1909 - Leipzig : Hirt
36 Ii. Frankreich als Kaiserreich. Dulderin ist als Preußens Schutzgeist in heiliger Erinnerung geblieben. Theodor Körner sang ihr das Grablied: „Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder; Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen. So schlummre fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, Ittit (Sott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen, Das Leben opfernd für die höchsten Güter. Ties führt der Herr durch Nacht und durch verderben; So sollen wir im Kampf uns Heil erwerben, Daß unsre Lnkel freie Männer sterben I Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache, Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache, Lin guter (Engel für die gute Sache." H/Napoleons Feldzug gegen Rußland. Im Jahre 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen Rußland. Er machte der russischen Regierung den Borwurf, daß sie die Kontinentalsperre gegen England nicht durchführe und durch einen neuen Zolltarif den Handel Frankreichs schädige. Preußen und Österreich stellten notgedrungen, das Großherzogtum Warschau bereitwillig Hilfstruppen zur Verfügung. Die Militärpartei am preußischen Hose war über das Bündnis mit Frankreich ungehalten und wünschte ein Bündnis mit Rußland. Die Minister waren dagegen der Ansicht, daß in diesem Falle Napoleon zuerst das preußische Heer angreifen und das preußische Gebiet verwüsten würde, ehe er in Rußland einrückte. Über eine halbe Million Streiter führte Napoleon ins Feld. Nach mehreren Siegen rückte er bis Moskau vor und schlug in dem Kreml, dem Palaste der russischen Kaiser, seine Wohnung auf. Den Winter gedachte er dort zu bleiben und im Sommer den Krieg gegen das ungeheure Reich fortzusetzen. Aber in Moskau fand er keine Verpflegung für feine Soldaten. Die Bürger hatten auf Befehl des Kommandanten die Stadt verlassen und alle Lebensmittel mitgenommen. Sobald die Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht waren, ließ der Stadtkommandant die Stadt in Brand stecken. Nun saß Napoleon in der Mitte des Russischen Reiches ohne Nahrung und Wohnung für feine Soldaten; denn Dörfer und Städte liegen dort weit auseinander. Da ein strenger Winter früher als gewöhnlich seinen Einzug hielt, blieb dem Kaiser nichts übrig, als eilig den Rückzug anzutreten. Die Kosaken setzten ihm nach. Ein großer Teil der Truppen kam durch die Verfolger um, andre sanken

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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 692

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
692 Dritter Zeitraum: 1789—1815. Gefecht in die Hände der Franzosen geriethen. Aber Napoleon verhehlte sich nicht, daß das Ergebniß ein unvollkommenes sei. Zwar hatte er noch über 20,000 M. frischer Kerntruppen, darunter die Garden, zur Verfügung: eine Macht, die ohne Zweifel hinreichte, die volle Entscheidung zu bringen. Es war sonst seine Weise nicht, solch einen letzten vernichtenden Schlag dem Gegner zu ersparen. Aber dieses Mal fehlte ihm die Kühnheit, die äußerste Kraft daranzusetzen. „Ich werde," soll er zu seiner Umgebung gesagt haben, „meine Garden nicht zertrümmern lassen; 800 Stunden von Frankreich weg, riskirt man nicht seine letzte Reserve." Die Opfer der Tages waren ungeheuer. Uber 80,000 Mann deckten todt oder verwundet das Schlachtfeld; Gefangene waren auf beiden Seiten wenige gemacht worden. Der Tod hatte namentlich unter den Führern eine reiche Aernte gehalten; bei den Franzosen waren 10 Generale getödtet und eine Menge verwundet worden. Zu allem dem stand das Ergebniß des blutigen Tages außer Verhältniß. Napoleon hatte zwar das Schlachtfeld behauptet. Moskau mußte ihm überlassen werden, und er glaubte in der alten Hauptstadt des Reiches ein sicheres Pfand des Friedens zu besitzen. Kutufow hatte bis zuletzt den Schein angenommen, dieselbe zu halten und dem Feinde einen neuen Kampf anzubieten. Aber es war im Kriegsrath schon beschlossen, sie preiszugeben, freilich nach den Siegesbulletins der letzten Tage für die Bewohner eine bittere Enttäuschung. In wilder Verzweiflung räumten sie die Stadt. Am 14. September begann der Einzug des französischen Heeres in die menschenleere Stadt; ein peinliches Gefühl überkam die Sieger, als sie nur öde Straßen fanden; daß man sich inmitten einer Brandstätte befand, ahnte man noch nicht. Auch als am Abend an einzelnen Stellen Feuer ausbrach und man vergeblich nach Löschanstalten suchte, schrieb man das auf Rechnung des Zufalls: wie aber am 15. das Feuer um sich griff und bald über die ungeheure Stadt ein gewaltiges Flammenmeer hinwogte, da war keine Täuschung mehr möglich. In ohnmächtigem Grimme sprach Napoleon von Skythen, die nach Barbaren-Art ihre Kriege führten. Es war kein Zufall, sondern die That eines Einzigen, der sie auf eigene Verantwortung vollbrachte. Graf Rostoptschin, der Gouverneur von Moskau, ein ächter Russe, der unter der glatten Hülle abendländischer Formen die ganze Wildheit und Leidenschaft eines Barbaren barg, hatte, als Kutufow sich zurückzog, alle Maßregeln getroffen, das Ungeheure ins Werk zu fetzen. Er schasste die Vorräthe weg, zwang die Bewohner auszuwandern, ließ die Feuerspritzen wegschaffen, das Zuchthaus öffnen und durch die Sträflinge den Brand anfachen, zu dem der Zündstoff planmäßig angehäuft war. So stand denn Moskau, die Stadt, die den Frieden bringen sollte, in lichten Flammen, welche zwei Drittthäle der Stadt in Asche legten. Diese Katastrophe löste die Bande der Disciplin in der französischen Armee; das Gebot, nicht zu plündern, übte keine Macht mehr, der jähe Umschlag von stolzen Siegeshoffnungen

2. Der geschichtliche Unterricht in der Volksschule - S. 90

1910 - München : Kellerer
Steppen und Sumpfländer durchziehen. Tagelang sahen sie kein Haus. Da brachte ein Offizier die Meldung: „Majestät, die russische Armee steht vor Moskau!" Voll Hochmut rief Napoleon: „In acht Tagen werde ich vor Moskau Frieden schließen." In der Schlacht wurden die Russen besiegt und Napoleon wollte nun mit seinem Heere in der alten Zarenstadt Moskau Quartiere beziehen. Die Stadt war leer. Nur einige freigelassene Verbrecher weilten noch in der Stadt. Diese zündeten auf Befehl des russischen Statthalters die Stadt Moskau an. Bald stand die ganze Stadt in Flammen. Napoleon und sein Heer waren nun ohne Quartiere. Sie mußten die Stadt verlassen und traten im Winter bei sehr großer Kälte den Rückzug an. Die Uniformen der Soldaten waren zerfetzt. Es fehlte Brot. Unsägliches Elend mußten die Soldaten ausstehen. Der Rückzug glich einer Flucht. Die meisten Soldaten warfen die Waffen weg. Viele erfroren und verhungerten. Am Flusse Beresina drängten die Soldaten über die Flußbrücke. Diese stürzte ein, und viele mußten ertrinken. Napoleon jagte in einem Schlitten eiligst nach Frankreich zurück. Von den 30000 Bayern, die mit nach Rußland zogen, kehrten noch 300 zurück. 2. Betrachten des Bildes: Wie kann man erkennen, daß die Soldaten große Kälte ausstehen mußten? Warum sieht dieser Rückzug einer Flucht ähnlich? Wie wird der Marsch durch den tiefen Schnee den Soldaten angekommen sein? Welche haben keine Waffen mehr? Betrachte die Pferde! Was kannst du von diesen erzählen? (sehr mager — kein Futter). Warum konnten so viele Soldaten nicht mehr mitmarschieren, sondern blieben im Schnee liegen? Welcher Soldat hat keine Uniform mehr? Wo wird diese Kleidung hingekommen sein? Inwiefern kann man sagen, daß es den Soldaten schlecht ergangen ist? 3. Erklärung: Welches Verbot erließ Napoleon? Welch schlimme Eigenschaft zeigt uns Napoleon, weil er die europäischen Fürsten nur als Diener betrachtete? (stolz, hochmütig rc.) Welcher Fürst merkte nicht auf Napoleon? Inwiefern zeigte er das? Wie wollte ihn Napoleon strafen? Wie stark war das napoleonische Heer? Inwiefern kann man sagen, daß der Marsch nach Rußland nur langsam vorwärts ging? Welche Meldung brachte ein Offizier? Welch hochmütige Antwort gab Napoleon? Auf welcher Seite war der Sieg? Was wollte Napoleon tun, nachdem er Moskau erreicht hatte? Wodurch wurden die Soldaten ihrer Quartiere beraubt? Wozu war nun Napoleon gezwungen? Inwiefern kann man sagen, daß der Rückzug von Rußland beschwerlicher war als der Einzug nach Rußland? Wo hatte das Unglück der Soldaten seinen Höhepunkt erreicht? (Beresina). Warum? Wie rettete sich Napoleon? Welchen Beweis zeigt uns die Geschichte, daß in diesem Feldzug die meisten Soldaten ihr Leben lassen mußten? Karte: Russische Hafenstädte Riga und Rewal — hier Einfuhr englischer Waren. Welche Flüsse mußte das napoleonische Heer überschreiten von Deutschland bis Moskau? Die sarrnatische Tiefebene; Beresina.

3. Grundriß der Weltgeschichte - S. 189

1875 - Regensburg : Manz
189 mehr ober weniger von Frankreich abhängig nur Rußland stanb noch ungeschwächt ba. §. 88. Napoleon's I. Sturz und die Neuordnung der europäischen Staatenverhältnisse. Nicht zufrieben mit so vielem Glanze, wollte Napoleon auch Rußlanb beugen und machte sich mit einem ungeheuren Heere auf den Weg. Alle bern Kaiserreiche Napoleon's mittelbar ober unmittelbar uuterthänigen, ober zu Gehorsam verpflichteten Länber und Monarchen mußten ihre Heerestheile stellen, und so brach der Uebermüthige mit mehr als einer halben Million Krieger (1812) in das russische Reich ein. Währenb die Russen sich in das Innere zurückzogen, rückte Napoleon auf Moskau los. Nach der mörberischen Schlacht bei Smolensk und bei Borobino traten die Russen den Rückzug an; Napoleon rückte in Moskau ein und stieg im Czareupalast, dem Kreml, ab. Die meisten Einwohner hatten die Stadt verlassen; gleich barauf brach der Brand von Moskau aus, das die Russen selbst an-gezünbet hatten, um den Franzosen die Möglichkeit zu rauben, hier Winterquartiere zu nehmen: sie wollten lieber die Stadt als das Reich verlieren. Vergeblich waren alle Versuche, den Branb zu loschen. Napoleon bot den Frieden an; allein man hielt ihn absichtlich hin, um ihn zu verbergen. Ein ungewöhnlich strenger und zeitiger Winter überraschte die Armee auf ihrem Rückzüge; zu der Kälte und dem Mangel an Lebensmitteln gesellten sich die Angriffe der sie um-schwärmenben, leichten russischen Truppen. Der Uebergang über die Beresina kostete Tansenben das Leben. Die Brückengelänber brachen ein, viele stürzten in den Fluß, anbere gebiethen unter die Kanonen ober sielen dem Feinde in die Haube. Napoleon verließ die traurigen Reste feiner großen Armee und burchjagte die russischen Schneefelber in einem einfachen Schlitten. Mit seiner Flucht war alle Zucht und Orbnung vom Heere gewichen. Soldaten und Offiziere liefen wilb burchetnanber; die wenigsten Reiter hatten noch Pferbe; über die gefallenen Thiere stürzten die hungrigen Soldaten her und verzehrten das Fleisch mit Gier. Jetzt kamen die Folgen der ungeheuren französischen Nieberlage zu Tage. Die Vernichtung der „großen Armee" war für die unterjochten Völker das Signal zur

4. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 97

1916 - Leipzig : Voigtländer
Friedrich Wilhelm Iii. und die Knigin Luise. 97 hinein und kam vor die russische Hauptstadt Moskau. Einen pracht-vollen Anblick gewhrte die gewaltige Stadt mit ihren dreihundert Kirchen, deren vergoldete Kuppeln im Sonnenglanz leuchteten, und mit ihren zahllosen Palsten, von denen der Kreml, die alte Kaiserburg, der groartigste war. Moskau! Moskau!" jubelten die Soldaten, die hier nach den Anstrengungen und Entbehrungen des ungeheuren Marsches Ruhe und Nahrung zu finden hofften. Stolz schaute Napoleon auf die wehrlose Hauptstadt. Mit ihr schien ganz Nutzland zu seinen Fen zu liegen; im Kreml gedachte er dem besiegten Feinde Frieden vorzuschreiben. Rber es kam ganz anders. Rls die Franzosen in die Stadt einrckten, herrschte tiefe Stille in allen Straen. Die Huser waren geschlossen, die Einwohner geflohen, die Vorrte weggeschafft. Kaum war es aber Nacht geworden, da stiegen an mehreren Stellen Flammen zum Himmel empor, vergebens suchte man die Brnde zu lschen: ein heftiger Wind fuhr hinein, fachte sie immer strker an, und bald wogte der die ganze groe Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die franzsischen Krieger, mit Grausen starrte Napoleon in die hochauflodernden Flammen. In der wsten Trmmersttte, die der Brand zurcklie, war seines Bleibens nicht mehr; er fand dort keine Nahrung, kein Obdach fr sein Heer, vorwrts dringen konnte er nicht, denn der russische Winter war im Rnzuge. Und als er dem Kaiser Alexander Frieden anbot, lautete die Antwort: Jetzt soll der Krieg erst anfangen!" So mute er den Rckzug antreten. Sein weg fhrte durch verdete Landstriche, wo keine Lebensmittel zu finden waren. Nun fing der grimmige Vinter an. wagen, Pferde und Menschen blieben im Schnee stecken; Hunger, (Ermattung und Frost forderten Tag fr Tag gewaltige (Dpfer. Bald sah man Haufen von (Erstarrten an der Heerstrae liegen, umgestrzte Kanonen, weggeworfene Waffen, zurckgelassene Beutestcke! Dazu kamen unaufhrliche Angriffe der russischen Reiter, die ganze Scharen gefangennahmen oder niederhieben. Rn der B er es in a er* reichte das Elend seine hhe. Napoleon lie zwei Brcken der den Flu schlagen, und die Truppen begannen hinberzugehen. Rber pltzlich erschienen die Russen und feuerten Schutz auf Schutz in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Jeder stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen (De* tvirr zerdrckt und zertreten, von den Rdern zermalmt, in den brausen-den Eisstrom hinabgestrzt. Schlielich brachen die Brcken zusammen; Tausende versanken in den Fluten, und alle, die zurckgeblieben waren, wurden gefangen. Napoleon gab das Heer verloren und eilte auf einem Bauern schtten davon, um in Frankreich neue Truppen zu sammeln. flnbr, Lehrbuch d. Gesch. f. Lqzeen u. hhere Mdchenschulen. Vorstufe B. 7

5. Theil 2 - S. 722

1827 - Leipzig : Fleischer
722 gcnden Gefahr bringen. Nasch schritt er vor unter dem Sau-, sen der Flammen, dem Knistern der Lohe, und vor, hinter und neben ihm krachten Gewölbe zusammen, und brennende Balken stürzten nieder. Die Hitze war kaum zu ertragen, und der Nauch zum Ersticken. Schon stockte der Kaiser; zu seinem Glück erkannten ihn plündernde Soldaten, stürzten herbei, und rissen ihn mit halbverbrannten Kleidern aus den rauchenden Trümmern. Er bezog ein Schloß in der Nahe Moskau's. Wahrend des beispiellosen Brandes drangen die Soldaten plündernd durch die Straßen, schlugen Hausthüren ein, begin- gen jede Unthat, eilten mit Schätzen beladen davon, und viele von ihnen verbrannten elendiglich, weil sie aus dem brennen- den Chaos keinen Ausweg mehr fanden. Denn am löten September hatte sich ein furchtbarer Sturm erhoben, der die einzelnen Flammen zu einem* Ocean von Feuer angeblasen halte, und diesen fast über die ganze Stadt verbreitete. So wahrte cs bis zum 6ten Tage; da erst erlosch das Feuer nach und nach, weil es ihm an Stoff gebrach; nur der zehnte Theil der Häuser war erhal-tcn worden, alles klebrige, die herr- lichsten Palläste, die kostbarsten Kirchen, die seltensten Samm- lungen und die größten Neichthümer in Asche und Graus versunken. So war denn also die auf Moskau gegründete Hoffnung der Franzosen zu Grunde gegangen, und nun hätte Napoleon sogleich umkehrcn sollen, um die noch gute Iahrszcit zum Rück- züge zu benutzen. Aber sein Geist war verblendet, weil die Vorsehung den Untergang seiner Macht beschlossen hatte. Ver- gebens wartete er, daß ihn Alexander um Frieden bitten sollte, und da dies nicht geschah, so trug er selbst den Frieden an; aber Kutusow hielt ihn mit Fricdcnshoffnungen hin, bis der Winter vor der Thüre war. Indessen war das russische Heer von Tage zu Tage stärker geworden, während das französische sich täglich durch Krankheiten verminderte, und besonders wa- ren die Pferde im kläglichsten Zustande; kaum konnten sie sich selbst schleppen; wie sollten sie also das viele Gepäck, die reiche in Moskau gefundene Beute nach Frankreich bringen? Am 19ten October verließ Napoleon Moskau, nachdem er

6. Neueste Geschichte - S. 115

1859 - Leipzig : Fleischer
115 und dringend baten ihn am Abend Murat und Eugen, sich zu retten. End- lich gab er nach, aber ringsum war er von einem Feuermeere umgeben. Eine einzige enge, krumme Straße konnte ihn aus der dringenden Gefahr bringen. Rasch schritt er vor unter dem Sausen der Flammen, dem Kni- stern der Lohe, und vor, hinter und neben ihm krachten Gewölbe zusammen, und brennende Balken stürzten nieder. Die Hitze war kaum zu ertragen, und der Rauch zum Ersticken. Schon stockte der Kaiser; zu seinem Glücke erkannten ihn plündernde Soldaten, stürzten herbei, und rissen ihn mit ver- sengten Kleidern aus den rauchenden Trümmern. Er bezog ein Schloß in der Nähe Moskau's. Während des beispiellosen Brandes drangen die Sol- daten plündernd durch die Straßen, schlugen Hausthüren ein, begingen jede Unthat, eilten mit Schätzen beladen davon, und viele von ihnen verbrannten elendiglich, weil sie aus dem brennenden Chaos keinen Ausweg mehr fanden. Denn am 16. Sept. hatte sich ein furchtbarer Sturm erhoben, der die ein- zelnen Flammen zu einem Ocean von Feuer angeblasen hatte, und diesen fast über die ganze Stadt verbreitete. So währte es bis zum 6. Tage; da erst erlosch das Feuer nach und nach, weil es ihm an Stoff gebrach; nur der zehnte Theil der Häuser war erhalten worden, alles Uebrige, die herr- lichsten Paläste, die kostbarsten Kirchen, die seltensten Sammlungen und die größten Reichthümer in Asche und Graus versunken. » So war denn also die auf Moskau gegründete Hoffnung der Franzosen zu Grunde gegangen, und nun hätte Napoleon sogleich nmkehren sollen, um die noch gute Jahreszeit zum Rückzuge zu benutzen. Aber sein Geist war verblendet, weil die Vorsehung den Untergang seiner Macht beschlossen hatte. Vergebens wartete er, daß ihn Alexander um Frieden bitten sollte, und da dies nicht geschah, so trug er selbst den Frieden an; aber Kutusow hielt ihn mit Friedenshoffnungen hin, bis der Winter vor der Thüre war. Indessen war das russische Heer von Tage zu Tage stärker geworden, während das französische sich täglich durch Krankheiten verminderte, und besonders waren die Pferde im kläglichsten Zustande; kaum konnten sie sich selbst schleppen; wie sollten sie also das viele Gepäck, die reiche in Moskau gefundene Beute nach Frankreich bringen? Am 19. October verließ Napoleon Moskau, nachdem er befohlen hatte, daß der Kreml mit allen dort im Lazareth liegenden russischen Verwundeten in die Luft gesprengt werden sollte; zum Glück wurde der Befehl nur zum Theil ausgeführt. Zunächst wandte er sich etwas südlicher, als er gekommen war, um nicht den durch seine Soldaten völlig verwüsteten Weg zu ziehen. Aber die Russen warfen sich ihm entgegen, und zwangen ihn, auf der alten Straße zurückzukehren. H^r drängten sie ihm nach, während auf beiden Seiten ziehende Kosackenschwärme jede Abweichung von dem Wege der Ver- wüstung verhinderten, und den entmuthigten und abgematteten Franzosen weder Tag noch Nacht Ruhe ließen. Schon in den ersten Tagen mußten diese viele Wagen, mit Lebensmitteln und Beute beladen, stehen lassen, weil die Pferde sie fortzuschaffen nicht vermochten. Doch hielt vie Hoffnung die Gemüther noch aufrecht. Aber am 6. November umzog sich der Himmel. Dicke Schneeflocken fielen herab, und bedeckten den Boden wie mit einem Leichentuche. Der ruf-

7. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 181

1905 - Leipzig : Voigtländer
118. Napoleons Feldzug gegen Rußland 1812. 181 4. Der Brand von Moskau. Doch der einziehende Eroberer fand Der0*anb Moskau fast menschenleer- die meisten Bewohner roaren geflohen und Moskau hatten die Lebensmittel fortgeschafft oder vernichtet. Napoleon nahm seinen Wohnsitz im Kreml, der alten Zarenburg. Sogleich nach seinem Einzug entstanden B r n d e; die Lschgerte aber waren weggeschafft. Der Gou-verneur Ho stop schin hatte das Heuer anlegen lassen, um dem Heere Napoleons die Winterquartiere zu rauben. Immer weiter griffen die Flammen; fast die ganze, zumeist aus holz erbaute Stadt sank in Ksche. 5. Napoleons Nckzug. Napoleon knpfte nun Friedens-Verhandlungen an. Die Nssen hielten seine Boten zunchst hin, und lungen schlielich lehnte der Zar auf den Nat des Freiherrn vom Stein, der bei ihm in Petersburg weilte, die franzsischen Hntrge ab. So nutzte sich Napoleon zum Rckmarsch entschlieen. Schon fiel der erste Schnee, als die Groe Krmee am 18. Oktober den Nckzug antrat. Der Weg fhrte durch ver- Rckzug dete Landstriche, die keine Lebensmittel darboten. Bald bte der nordische Winter seine volle Gewalt. Wagen, Pferde und Menschen blieben im Schnee stecken; Hunger, Ermattung und Frost forderten Tag fr Tag gewaltige (Dpfer. Auch die Nssen gnnten den Erschpften keine Ruhe. Bei dem bergang der die Veresina am 26. November erreichte das Elend ^"9ab"e9 seinen Gipfel. Napoleon lie zwei Brcken der den Flu schlagen, und veresina die Truppen begannen hinberzurcken. Hb er pltzlich erschienen die 26' n0' Nssen und feuerten Schu aus Schu in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Jeder stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen Gewirr zerdrckt und zertreten, von den Ndern zermalmt, in den brausenden Eisstrom hinab-gestrzt. Schlielich brachen die Brcken zusammen; Tausende versanken in den Fluten, und alle, die zurckgeblieben waren, wurden gefangen. Na-poleon gab das Heer verloren und eilte auf einem Bauernschlitten davon , um in Frankreich neue Truppen zu sammeln. Nun schwand alle Ordnung - in regellosen Haufen schwankten die Neste des Heeres dahin, entsetzliche Jammergestalten, waffenlos, in abenteuerlicher vermummung, hohlwangig, blind und taub vor Klte, mit erfrorenen Gliedern, mit wlfischer Gier an jedem Rase nagend. Kaum der zwanzigste Teil des stolzen Heeres kehrte wieder. Napoleon selbst mute verknden, die Groe Rrmee sei vernichtet, und herzlos lie er hinzufgen: Die Gesundheit Sr. Majestt ist nie besser gewesen."

8. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 38

1910 - Leipzig : Voigtländer
38 Ii. Lebensbilder aus der brandenburgisch-preuischen Geschichte. ihren zahllosen Palsten, von denen der Kreml, die alte Kaiserburg, der groartigste mar. Moskau! Moskau!" jubelten die Soldaten, die hier nach den Anstrengungen und Entbehrungen des ungeheuren Marsches Ruhe und berflu zu finden hofften. Stolz schaute Napoleon auf die wehrlose Hauptstadt. Mit ihr schien ganz Rußland zu seinen Fen zu liegen- im Kreml gedachte er dem besiegten Feinde Frieden vorzuschreiben. Hb er es kam ganz anders. Als die Franzosen in die Stadt einrckten, herrschte tiefe Stille in allen Straen. Die Huser waren geschlossen, die Einwohner geflohen, die Vorrte weggeschafft. Kaum war es aber Nacht geworden, da zngelten an mehreren Stellen Flammen zum Himmel empor, vergebens suchte man die Brnde zu lschen: ein heftiger Wind fuhr hinein, fachte sie immer strker an, und bald wogte der die ganze groe Hauptstadt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergriff die franzsischen Krieger, mit Grausen starrte Napoleon in die hochauflodernden Flammen. 3n der wsten Trmmersttte, die der Brand zurcklie, war seines Bleibens nicht mehr; er fand dort keine Nahrung, kein (Dbbach fr sein Heer, vorwrts dringen konnte er nicht, denn der russische lmter war im Anzge. Und als er dem Kaiser Alexander Frieden anbot, lautete die Antwort: Jetzt foll der Krieg erst anfangen!" So mute er den Rckzug antreten. Sein Xeg fhrte durch verdete Landstriche, wo keine Lebensmittel zu finden waren. Ungewhnlich frh und streng fing der Idinter an. Wagen, Pferde und Menschen blieben im Schnee stecken; Hunger, (Ermattung und Frost forderten Tag fr Tag gewaltige Opfer. Bald sah man Haufen von Erstarrten an der Heerstrae liegen, umgestrzte Kanonen, weggeworfene wagen, zurckgelassene Beutestcke! Dazu kamen unaufhrliche Angriffe der russischen Heiter, die ganze Scharen gefangen nahmen oder niedermachten. An der Beresina erreichte das Elend seine hhe. Napoleon lie zwei Brcken der den Flu schlagen, und die Truppen begannen hinberzurcken. Aber pltzlich erschienen die Russen und feuerten Schu auf Schu in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Jeder stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen Gewirr zerdrckt und zertreten, von den Rdern zermalmt, in den brausenden Eisstrom hinabgestrzt. Schlielich brachen die Brcken zusammen; Tausende versanken in den Fluten, und alle, die zurckgeblieben waren, wurden gefangen. Napoleon gab das Heer verloren und eilte auf einem Bauernschlitten davon, um in Frankreich neue Truppen zu sammeln. Nun schwand alle Ordnung. Soldaten aller Abteilungen liefen bunt durcheinander- jeder dach.e nur an die eigene Rettung. Nur wenige Reiter waren noch beritten; der

9. Sagen und Geschichten - S. 115

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
115 Kaum drei Wochen waren seit dem Aufbruche von Moskau verflossen, als sich der Winter einstellte. Es wurde furchtbar kalt, der Schnee fiel ellenhoch, und die weite Ebene erschien wie mit einem Leichentuche bedeckt. Die zerrissenen Kleider gewährten keinen Schutz gegen den schneidenden Wind, die Füße halb entblößt, zitterten auf dem eisigen Boden, und zu Hausen sanken Menschen und Tiere um und erstarrten vor Frost. Eine dumpfe Verzweiflung bemächtigte sich der unglücklichen Flüchtlinge; manche wickelten sich in ihre Mantel und schliefen beim Lagerfeuer ein, um nie wieder zu erwachen; die große Mehrheit warf die Waffen weg und suchte nur das Leben zu retten. Auf dem Wege nach Moskau hatte man übel gewirtjchastet und die Vorräte, die man nicht ausgezehrt, im Übermute vernichtet. Dies rächte sich jetzt bitter, denn es fehlte selbst an den notwendigsten Nahrungsmitteln, und wer nicht vor Kälte umkam, der sand in der schrecklichen Einöde vor Hunger den Tod. Magere Gestalten, bleich, hohläugig, in den seltsamsten Vermummungen, drängten sich vorwärts, schlugen sich um ein fallendes Pferd und mordeten sich um ein Stück Brot. Dabei wurden die Abziehenden von den verfolgenden Rusfen unaufhörlich geängstigt und bald zur Seite, bald im Rücken von ihnen angegriffen. Mit ihren Kosacken umschwärmten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag, noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. So gelangte man Ende November an die Beresina, deren Bett infolge eingetretenen Tauwetters mit Treibeis angefüllt war, und deren Ufer spiegelglatte Flächen „bildeten. Napoleon ließ zwei Brücken schlagen, auf welchen der Übergang bewerkstelligt werden sollte. Jeder eilte, sein Leben möglichst schnell in Sicherheit zu bringen, und in dem entsetzlichen Gedränge löste sich bald alle Ordnung auf. Der Freund stieß den Freund, der Gemeine den Befehlshaber zu Boden, und Fußgänger, Reiter und Wagen zogen über die Liegenden hin. Dazu richteten die auf den Höhen ausgepflanzten russischen Geschütze in dem dichten Menschenknäuel die furchtbarsten Verheerungen an. Zuletzt brachen auch noch die Brücken zusammen, und Tausende stürzten in den Strom und fanden in den Fluten ihr Grab. Einige Tage später bestieg Napoleon einen Schlitten und begab sich schleunigst nach Frankreich zurück, um der Schreckenskunde zuvorzukommen. Was von seinem ungeheuren Heere endlich die Grenze erreichte, waren 20000 elende, halb verhungerte, in Lumpen gekleidete Unglückliche: Trommler ohne Trommelstock, Kürassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Fähnrich ohne Fahn, Flinten ohne Hahn, Büchsen ohne Schuß, Fußvolk ohne Fuß, Wagen ohne Rad, alles müd und matt. Kranke ohne Wagen — so hatt' sie Gott geschlagen! 8*

10. Unser Vaterland - S. 619

1900 - Berlin : Bruer
619 — Schätzen, die Bürger mit allem tragbaren Besitz, selbst die Löschmannschaften hatten Moskau verlassen. Die Franzosen suchten vergeblich nach Speise und Trank und waren froh, wenigstens Ruhe gefunden zu haben, als auch hier in der Nacht an allen Enden die Flammen aufloderten. Das war der Brand von Moskau, der in sechs Tagen vier Fünftel der herrlichen Stadt völlig zerstörte. Napoleon verkündete der Welt, daß Moskau nicht mehr existiere, aber sein Heer reichlich mit Vorräten versehen und auf dem Wege nach Petersburg sei. Zu gleicher Zeit hatte er, seine schlimme Lage wohl übersehend, Friedensvorschläge an den russischen Kaiser gesandt, die der schlaue Kutusow, der im Feldlager bei Kaluga stand, aufzuhalten vermochte. Napoleon konnte auf Antwort warten, bis der Winter hereinbrach. So waren 34 Tage vergangen, als die Franzosen sich der Notwendigkeit eines Rückzugs aus dem verödeten Moskau fügten, 150 Meilen eines schweren Weges durch die eisigen Einöden Rußlands, nachdem mit dem 6. November der russische Winter in unerhörter Härte hereingebrochen war. Bald war es nur eine wilde Flucht der meist waffenlosen, von Frost, Hunger und Krankheit, wie von den nachstürmenden Kosackenschwärmen zerrütteten Trümmer eines Heeres, wie es die Welt nie zuvor gesehen. Von der ganzen Riesenarmee kamen nur 1000 bewaffnete, 20,000 unbewaffnete, kranke, armselige, zerlumpte Franzosen über den Niemen zurück. Sie brachten Elend und Krankheit, besonders das Nervenfieber mit, wohin sie kamen. Man muß die Schilderung dieses elenden Rückzugs von Augenzeugen gehört haben, um nur die Fülle eines Jammers zu ahnen, den Napoleon über unzählige Menschen gebracht, und zu sehen, daß hier des allmächtigen Gottes Hand über den unersättlichen Eroberer gekommen war, ihm Halt zu gebieten. Besonders war der Uebergang über die Beresina, den Napoleon selbst nur schwer erkämpft hatte, die Todespforte für viele Tausende, die in den eisigen Fluten ertranken. Napoleon war seinem Heere auf der Flucht vorausgeeilt, um in Frankreich neue Truppen zu werben; aber mit der flüchtigen Armee kam die Botschaft des verunglückten Feldzugs. Bis dahin war nur die Kunde von Siegen der Franzosen nach Deutschland gelangt. Daß von einer Armee von 600,000 Mann überhaupt kaum 58,000 Mann, die Rheinländer eingeschlossen, übrig geblieben waren, wer hätte es ahnen mögen?

11. Deutsche Geschichte - S. 214

1912 - Halle a.S. : Schroedel
214 brg, Hamburg und Lbeck erfuhren das gleiche Schicksal. Als der Papst sich nicht in allen Stcken Napoleon fgen wollte, lie dieser ihn nach Frankreich in die Gefangenschaft abfhren und zog auch den Kirchen-staat an sich. So wurde selbst Rom eine franzsische Stadt. Frankreich reichte von den Pyrenen und dem Tiber bis zur Nord- und Ostsee. Nur eins fehlte Napoleon an seinem Glck: er hatte keinen Nach-kommen; denn seine Ehe mit Joseph ine war kinderlos geblieben. Darum lie er sich von ihr scheiden und fhrte Marie Luise, die Tochter des Kaisers Franz, als Gemahlin heim. Durch diese Verbindung mit dem an-gesehensten Herrscherhause hoffte er den eigenen Thron noch zu befestigen. Als ihm die Gattin im folgenden Jahre einen Sohn schenkte, verlieh er dem Knblein in der Wiege den Titel: König von Rom." Viii. Napoleons Zug nach Rußland. \8\2. 1. Die Ursachen. Seit 1807 waren Napoleon und Alexander von Ru-land Freunde; aber das gute Verhltnis zwischen beiden dauerte nicht lange. Der Zar sah ein, da die Kontinentalsperre seinem Reiche einen gewaltigen Schaden brachte, und erleichterte deshalb die Einfuhr englischer Kolonialwareu. Da beschlo Napoleon, auch Rußland zu bezwingen. Hinter diesem Plane aber stand noch ein andrer. Lag Rußland am Boden, so wollte der Kaiser Kon stantinopel erobern und von hier aus durch Vorder-asien nach Indien ziehen. Dadurch gedachte er der englischen Macht endlich den Todessto zu versetzen. 2. Der Zug nach Moskau. Mit einem Heere von 600000 Mann trat Napoleon im Frhjahre 1812 den Weg nach Rußland an. Das unglckliche Preußen mute den Durchzug gestatten, die ungeheuren Scharen verpflegen und obendrein 20000 Mann Hilfstruppen stellen, die unter dem Oberbefehl des Generals von Jork standen und nach Petersburg mar-schieren sollten. Die Hauptarmee aber wandte sich gegen Moskau. Die Russen wichen immer tiefer in ihr Land zurck und brannten alle Drfer hinter sich nieder, um dem Feinde nur eine Wste zu lassen. Erst in der Nhe Moskaus erwarteten sie den Gegner zum Kampf. Bei Borod in kam es zu einer mrderischen Schlacht. Die Russen unterlagen, und nun stand den Siegern der Weg nach Moskau offen. 3. Der Brand von Moskau. Im September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt. Hier wollte er mit seinen Truppen ber-wintern. Zu seinem Befremden fand er Moskau fast menschenleer. Schon in der ersten Nacht zngelten in verschiedenen Vierteln der Stadt Flammen empor. Vergebens suchte man den Brand zu lschen. Bald war ganz Moskau ein loderndes Feuermeer, und binnen wenigen Tagen lag der grte Teil der Stadt in Asche. Jetzt wollte Napoleon Frieden schlieen; aber Alexander zog ihn hin, bis der erste Schnee fiel, und lie ihm dann sagen, eben gehe der Krieg erst recht an. 4. Der klgliche Rckzug. Die groe Armee war jetzt in einem fremden Lande ohne Obdach und ohne Lebensmittel. Napoleon mute sich also zum

12. Deutsche Geschichte - S. 214

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
214 Papst sich nicht in allen Stcken Napoleon fgen wollte, lie dieser ihn nach Frankreich in die Gefangenschaft abfhren und zog auch den Kirchen-staat an sich. So wurde selbst Rom eine franzsische Stadt. Frankreich reichte von den Pyrenen und dem Tiber bis zur Nord- und Ostsee. Nur eins fehlte Napoleon an seinem Glck: er hatte keinen Nach, kommen; denn seine Ehe mit Josephine war kinderlos geblieben. Darum lie er sich von ihr scheiden und fhrte Marie Luise, die Tochter des Kaisers Franz, als Gemahlin heim. Durch diese Verbindung mit dem angesehensten Herrscherhause hoffte er den eigenen Thron noch zu befestigen. Als ihm die Gattin im folgenden Jahre einen Sohn schenkte, verlieh er dem Knblem in der Wiege den Titel: König von Rom." Viii. Napoleons Zug nacfr Rußland. \8\2. 1. Die Ursachen. Seit 1807 waren Napoleon und Alexander von Ru߫ land Freunde; aber das gute Verhltnis zwischen beiden dauerte nicht lange. Der Zar sah ein, da die Kontinentalsperre seinem Reiche einen ge-wltigen Schaden brachte, und erleichterte deshalb die Einfuhr englischer Kolonialwaren. Da beschlo Napoleon, auch Rußland zu bezwingen. Hinter diesem Plane aber stand noch ein andrer. Lag Rnland am Boden, so wollte der Kaiser Konstantinopel erobern und von hier aus durch Vorder-asieu nach Indien ziehen. Dadurch gedachte er der englischen Macht end-lich den Todessto zu versetzen. 2. Der Zug nach Moskau. Mit einem Heere von 600000 Mann trat Napoleon im Frhjahre 1812 den Weg nach Rußland an. Das unglckliche Preußen mute den Durchzug gestatten, die ungeheuren Scharen verpflegen und obendrein 20000 Mann Hilfstruppen stellen, die unter dem Oberbefehl des Generals von Jork standen und nach Petersburg mar-schieren sollten. Die Hauptarmee aber wandte sich gegen Moskau. Die Russen wichen immer tiefer in ihr Land zurck und brunten alle Drfer hinter sich nieder, um dem Feinde nur eine Wste zu lassen. Erst in der Nhe Moskaus erwarteten sie den Gegner zum Kampf. Bei Borod in kam es zu einer mrderischen Schlacht. Die Russen unterlagen, und nun stand den Siegern der Weg nach Moskau offen. 3. Der Brand von Moskau. Im September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt. Hier wollte er mit seinen Truppen ber-wintern. Zu seinem Befremden fand er Moskau fast menschenleer. Schon in der ersten Nacht zngelten in verschiedenen Vierteln der Stadt Flammen empor. Vergebens suchte man den Brand zu lschen. Bald war ganz Moskau ein loderndes Feuermeer, und binnen wenigen Tagen lag der grte Teil der Stadt in Asche. Jetzt wollte Napoleon Frieden schlieen; aber Alexander zog ihn hin, bis der erste Schnee fiel, und lie ihm dann sagen, eben gehe der Krieg erst recht an. 4. Der klgliche Rckzug. Die groe Armee war jetzt in einem fremden Lande ohne Obdach und ohne Lebensmittel. Napoleon mute sich also zum

13. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 256

1897 - Leipzig : Baedeker
— 256 — vom Rhein bis Lübeck mit Frankreich vereinigte, wodurch der Herzog von Oldenburg, ein naher Verwandter des russischen Kaisers, sein Land verlor, hob Alexander die Grenzsperre gegen England aus und verbot die Einfuhr einer Anzahl französischer Erzeugnisse. Da beschloß Napoleon den Krieg gegen Rußland. Er rüstete ein ungeheures Heer, über 500000 Mann, darunter 200000 Deutsche mit 20 000 Preußen und 30000 Österreichern, die ihm Hilfe leisten mußten. Im Frühjahr 1812 bewegten sich die Massen der russischen Grenze zu; am 22. Juni überschritt das Heer den Niemen und betrat den Boden Rußlands. Alexanders Truppen stellten sich dem Feinde entgegen, mußten aber der Übermacht weichen. Sie verheerten nun das Land, damit den Franzosen nur eine Wüste bliebe. Napoleon zog geradeswegs auf die alte russische Kaiserstadt Moskau los. Um diese zu schützen, versuchten die Russen bei Borodino nahe vor Moskau noch einmal das Schlachtenglück (7. September), aber vergebens; Napoleon blieb Sieger. Einige Tage darauf erreichte er Moskau. Hier hoffte er für feine ermatteten und erschöpften Krieger Ruhe und Überfluß zu finden, hier gedachte er dem besiegten Feinde einen demütigenden Frieden vorzuschreiben. Aber es kam anders. 2. Der Brand von Moskau. Als die Franzosen in die Stadt einrückten, herrschte Totenstille in allen Straßen. Die Fenster und Thüren waren verschlossen. Kein russischer Soldat, kein Bürger ließ sich sehen. Die Einwohner hatten die Stadt verlassen und alle Lebensmittel ausgeführt. Napoleon bezog den Kreml, das Zarenschloß; die Soldaten suchten es sich in den Häusern bequem zu machen. Aber kaum ist es Nacht geworden, da lodern an mehreren Stellen zugleich helle Flammen zum Himmel empor; ein heftiger Wind erhebt sich, und bald brennt die Stadt an allen Ecken und Enden. Die Franzosen suchen den Brand zu loschen — vergebens, über die ganze unermeßliche Hauptstadt wogt ein qualmendes Feuermeer. Entsetzen ergreift die Krieger, und mit Grausen blickt Napoleon in die prasselnden Flammen. llm sein Leben zu retten, muß er ans dem Kreml flüchten. Das Feuer war auf Befehl des Gouverneurs von Moskau, des Grafen Rostopfchin, angelegt worden, damit Napoleon kein Obdach für fein Heer in der Hauptstadt fände. Nun konnte der verwegene Eroberer hier nicht überwintern; was sollte er thun? Er bot dem Kaiser Alexander den Frieden an, aber die Antwort lautete: „Jetzt soll der Krieg erst recht ansangen." Da blieb dem Stolzen, der nie einem Feinde gewichen, nur noch der Rückzug übrig. 3. Napoleons Rückzug aus Rußland. Es war ein grauenvoller Rückzug. Das Heer mußte denselben Weg ziehen, den es gekommen, durch eine ausgeraubte, verwüstete Gegend, in der weder Nahrung noch Obdach zu finden war. Dazu ging der Feind nun zum Angriff über, und ungewöhnlich früh trat ein sehr strenger Winter ein. Menschen, Pferde und Wagen blieben im Schnee stecken. Man ließ Geschütz, Gepäck und alle Beute im Stich, um nur das Leben zu retten;

14. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 187

1882 - Halle : Anton
187 Generale. Eine zweite mörderische Schlacht an der Üblosftöit — 70000 Tote und Verwundete deckten den Boden — öffnete ihm die Thore von Moskau. Am 14. September betrat er als Sieger die prächtige Zarenstadt. Aber schon beim Einzug überfiel unheimliches Grauen die französischen Soldaten. Kein Schuß fiel von den Mauern; nirgends lauschte ein Feind; still und verödet lagen die Straßen; die Stadt war wie ausgestorben: fast alle Bewohner waren mit ihrer Habe geflohen, und die noch übrigen hielten sich int Innern der Häuser verborgen. Napoleon bezog den Kremel, das alte Zarenschloß; seine Soldaten suchten in den übrigen Gebäuden Quartier. Bald genug wurden sie aufgescheucht: Russische Hände zündeten die Stadt an allen Ecken an; bald war sie ein einziges Feuermeer, und nach wenig Tagen verkündete Napoleon in eine nt Bulletin ( — Kriegsbericht) der staunenden Welt, daß Moskau nicht mehr existiere. — Der Brand von Moskau raubte den Franzosen das Winterquartier. Von Feinden umgeben, ohne Obdach , Kleidung und Lebensmittel, war ihre Lage bedenklich. Umsonst bot Napoleon Frieden. Vier und dreißig Tage wartete er vergeblich auf Antwort, denn auf Steins Rat ließ sich Alexander auf keine Unterhandlungen ein. Da blieb ihm keine Wahl: Ende Oktober trat er den Rückzug an. Aber welch ein Rückzug! Der furchtbare Hunger, die gräßliche Kälte des russischen Winters und der unbarmherzig nachdringende Feind vernichteten die große Armee bis auf armselige Reste. Den höchsten Gipfel erreichte das Elend beim Übergang über die Bereslna (—Nebenfluß auf dem rechten Ufer des Dnjepr). Um den Fluß zu überschreiten, wurden im Angesicht des Feindes zwei Brücker: geschlagen. Ein fürchterliches Gedränge entstand, denn die Russen feuerten mit Kartätschen unter die dichten Haufen. Jeder wollte zuerst sich retten; einer stieß den andern in's Wasser; wer zu Boden siel, ward von den Rädern der Wagen und Kanonen zermalmt; Tausende suchten sich über das Eis zu retten und fanden ihren Tod in den kalten Fluten. Vier Tage währte der 3 am nt er, dann mußten die Brücken abgebrochen werden, um die Russen am Nachrücken zu hindern; die, welche noch ant andern Ufer waren, fielen in die Hände des Feindes. — Jetzt überließ Napoleon die Armee ihrem Schicksal. Wie einst Terxes auf kleinem Kahne über den Hellespont setzte, so durchflog er auf elendem Schlitten, in Betten und Pelze gehüllt, die öden Schnee- und Eisgefilde Rußlands, um nach Frankreich zu neuen Rüstungen zu eilen. Ihm nach schwankten am Ende des Jahres die traurigen Trümmer des stolzen Heeres über die preußische Grenze — und hinter den Fliehenden jagte ein Schlitten die große Leichenstraße, drin saßen Stein und Arndt; sie eilten nach Deutschland, um die Völker aufzurufen zum Kampf für die Freiheit. in. Der Befreiungskampf. 1. Der russische Feldzug war der Anfang vom Ende. Gott hatte gerichtet und dem stolzen Eroberer ein „bis hierher und nicht weiter“ zugerufen. Jetzt oder nie! dieser Gedanke durchzuckte ganz Deutschland. Den ersten entscheidenden Schritt that Jork, der Führer des preußischen Hilfscorps. Auf eigne Verantwortung trennte er sich von den Franzo-

15. Bd. 9 - S. 303

1846 - Braunschweig : Westermann
301 Kaiserthums bis zum Brand von Moskau. ten, durch den Rcvolutionskampf erschöpften Republik erlegen; um wie viel weniger war es dem hcldenkühnen Imperator gewachsen, der über das be- festigte, wohl geordnete Solkatenreich mit unumschränkter Macht und genialisch kräftig herrschte? — Auch schien nicht, daß, so schweren Kampf zu beginnen, ein Grund vorliege. War doch durch Napoleon die verhaßte Revolution erdrückt, die „Freiheit" durch die unumschränkte Gewalt, die „Gleichheit" durch den neu errichteten Adel verdrängt, und also eine Gemeinschaft der Interessen zwischen dem Bund der Könige und dem zu dem monarchischen Prinzip zurückgekehrten Frankreich erzeugt worden. — Aber Eines fehlte noch zur Versöhnung — die Legitimität. Boua- parte's Thron, ob auch von Machtsülle umgeben, war gleichwohl ein Erzeug- niß der Revolution, auf (wenigstens scheinbaren) Volks willen, nicht auf Erbanspruch oder historisches Recht gebaut, und auch die Eh- renlegion noch kein Erb-Adel. Dazu der Schmerz über die erlittenen Verluste und der Haß gegen den Starken, welcher die niederschmetterndsten Streiche ans die Koalition geführt. Wider die Feindschaft der europäischen Mächte, welche sofort in unzwei- deutigen Zeichen erschien, mochte Napoleon Schuz auf zweierlei Wegen finden. Einmal, wenn er sich den liberalen Ideen befreundete, seine Sache dadurch zur Sache der Civilisation, und Frankreich zum Mittelpunkte eines Systems freier Staaten gegenüber jenem der von Autokraten beherrschten, sonach auch zum reichen Treibhaus moralischer Kräfte gegenüber den physischen Massen machte; und das anderemal, wenn er, seiner soldatischen Ncbcrlegcnheit ver- trauend, Krieg auf Tod und Leben wider die Mächte führte, worin am Ende entweder Sie Alle oder Er untergehen mußten. Aber auch die Mächte hatten zweierlei Mittel wider ihn. Entweder mußten sie, den Forderungen des Zeitgeistes huldigend, ihren Völkern friedlich verleihen, was die Revolution sich zum Preise ausgesteckt, aber in Frankreich nicht erreicht hatte; sie mußten also die edleren Kräfte ihrer Staaten entfesseln, und die öffentliche Meinung zu ihrem Alliirten wider den Despoten Napoleon machen; oder sie mußten sich wenigstens treu und innig unter einander verbinden zum Kampfe wider den gemeinsamen Feind, ihre Massen gleichzeitig über ihn Herstürzen lasten, daß er erdrückt werde. Sic thaten Keines von Bcidem; Napoleon seinerseits wählte engherzig den soldatischen Weg mit toller Verwegenheit um „Alles oder Nichts!" spielend.

16. Theil 4 - S. 86

1880 - Stuttgart : Heitz
86 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Schlacht blieb unentschieden. Aber Kutusow zog es vor, noch weiter zurückzugehen und lieber Moskau preiszugeben, als eine neue Schlacht zu liefern. Jetzt verließ alles, was nur laufen oder fahren konnte, Moskau. Von 350,000 Menschen blieben kaum 30,000 zurück. Graf Ro stop sch in, Befehlshaber der Stadt und ein wüthender Franzosenfeind, machte, ehe er die Stadt verließ, alle Anstalten, alles zu vernichten, was den Franzosen von Nutzen sein konnte. Sieben Tage nach der Schlacht, am 14. September 1812, erreichte Napoleon die Thore der Stadt. Sie standen offen, die Straßen waren leer, ganz wie einst in Rom beim Anzuge der Gallier. Kein Magistrat kam ihm entgegen; eine fürchterliche Stille lag über der ganzen ungeheuern Stadt. Mit Beklemmung hielt Napoleon endlich seinen Einzug und stieg im Kreml ab. Hier erst fing er an, sich zu beruhigen und rief freudig aus: „Also bin ich nun endlich in Moskau, im Kreml!" Indeß dauerte die Freude nicht lange. Napoleon hatte seinen Soldaten die Plünderung Moskaus als Belohnung für ihre Anstrengungen verheißen; aber die Erfüllung der auf den Besitz der Hauptstadt gerichteten Erwartungen wurde vereitelt. Schon in der Nacht vom 14. zum 15. September brach da und dort in der Stadt Feuer aus; die Franzosen plünderten und achteten daher wenig auf den Brand; auch fehlte es an Löschgeräthschaften, weil dieselben von den Russen mitgenommen worden waren. So brannte es den ganzen 15. hier und da. Aber am 16. Morgens erhob sich ein heftiger Wind. Mächtig schlug nun die Lohe himmelan und der Sturm peitschte die Flamme so schnell von Hans zu Haus, von Straße zu Straße, daß binnen einer Stunde die ganze unermeßliche Ebene längs dem Flusse nur ein Feuermeer war. Prasselnd wälzten sich die Feuerwogen durch die Luft, und immer gräßlicher wurde der Sturm durch die von der Hitze ausgedehnte Luft. Keine Beschreibung kann das gräßliche des Schauspiels darstellen. Seit Troja's, Karthago's und Jerusalems Zeiten hat man nichts ähnliches gesehen. „Die Wuth der Flammen," sagt ein Schriftsteller, „die Angst der'fliehenden, die Wehklage der Verbrannten, das Gebrüll, Geschrei, das Toben der Pferde, Rinder, Hunde und Katzen, die wüthend und wild in die Flammen hinein- oder aus den Flammen herausstürzten; dazu die viehische Gier der Plünderer, der Mörder und Räuber, welche Schaareu von Flüchtlingen verfolgten und niederhieben, Thüren, Fenster, Gewölbe mit den Kolben einstießen, oder durch

17. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42. Preußens Erhebung. 299 hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit Viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles, hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rumnds so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre- Herzen. An jedem Morgen lagen Haufen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —-, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heimlich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzcl. 42. Preußens Erhebung. (sin Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein Anblick ^ erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, tvelche erst vor wenig Monaten in .stolzem Übermut und des Sieges gewiß aus- gerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung ans schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Munde zu Munde. ° Es gab nur e i n Gefühl im Vaterlande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich.

18. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 305

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
43. Preußens Erhebung. 305 hatte er niedergeworfen in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten tun, wie er wollte, und auch Preußen hatte er an den Rand des Verderbens gebracht. Nun gelüstete es ihn, auch Rußland seiner Herrschaft zu unterwerfen. Im Sommer des Jahres 1812 brach er mit viermalhunderttausend auserlesenen Kriegern zu Fuß und sechzigtausend zu Roß nebst 1200 Stück Geschütz in das große russische Reich ein. Er hatte die besten Scharen aus allen Ländern Europas gesammelt. Sie waren in allen Künsten der Waffen wohl geübt und mit allem Kriegszeuge aufs beste versehen. In mehreren blutigen Schlachten zeigten sich zwar die Russen tapfer, aber sie mußten das Schlachtfeld räumen und zogen sich tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des Reiches, indem sie alles hinter sich her verheerten. Napoleon folgte ihnen gegen den Rat der Generale. Da ereilte ihn in der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September war er siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht brachen dort über seinem Haupte die Flammen aus, welche vier Tage lang wüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäglicher Schrecken ergriff das französische Heer, welches in Moskau sichere Winterquartiere zu finden gehofft hatte. Ende Oktober mußte Napoleon den Rückzug durch das feindliche Land antreten. Hierauf hatten die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken verfolgten sie den fliehenden Feind, ließen ihm keine Ruhe, weder bei Tag noch bei Nacht, und wer sich nur von dem Hauptheere entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben noch furchtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als gewöhnlich begann der in den öden Steppen Rußlands so harte Winter. Die fliehenden Scharen hatten keinen Schutz gegen seine Strenge: ihre Kleider waren zerrissen, die Füße, halb entblößt, zitterten auf dem kalten Schnee; die Dörfer und Städte waren verwüstet, nirgends ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind, kein Bissen Brot, den nagenden Hunger zu stillen. Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen Hausen Erfrorener um die ausgebrannten Wachtfeuer. Die ermatteten Krieger konnten sich kaum weiter schleppen; Tausende blieben zurück und wurden eine Beute der russischen Wölfe. Als das erschöpfte Heer über die Beresina zog — hinter ihm her waren die russischen Scharen —, da brachen die Brücken, und Tausende fanden in den Fluten ihr Grab. — Da verließ Napoleon heim- lich das Heer, und in einem Schlitten fuhr er nach Frankreich. Die Hand des Herrn hatte ihn getroffen. Der hatte gesagt: „Bis hierher und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" Wetzel. 43. Preußens Erhebung. /Cin Häuflein nur von der „großen Armee" zog durch Preußen. Sein An- 'w' blick erregte Entsetzen und Mitleiden. Halbnackt, zerlumpt, mit erfrorenen Gliedmaßen, ausgehungert, krank und elend erschienen die wieder, welche erst vor wenigen Monaten in stolzem Übermut und des Sieges gewiß ausgerückt waren. Da ergriff das preußische Volk die Überzeugung, daß nun die Stunde der Erlösung aus schwerer Knechtschaft geschlagen habe. „Das ist Gottes Finger!" ging es von Mund zu Munde. Es gab nur ein Gefühl im Vater- lande: glühenden Haß gegen die Franzosen. Es war das erklärlich. Sie hatten Vaterländisches Lesebuch. on

19. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 21

1910 - Leipzig : Voigtländer
H 13. Napoleons Feldzug gegen Nuland 1812. 21 Kmpfen Smolensft am Dnjepr und schlug das russische Heer unter smoienstt Kutusoff in der blutigen Schlacht bei Borodino an der Moskwa. Borobtno Hm 14. September zog er in Moskau ein. Mit der Einnahme der ^isau alten Hauptstadt, dem heiligen Mittelpunkte des Zarenreiches, glaubte er Rußland berwltigt zu haben; hier hoffte er Ruhe und Vorrte fr sein Heer zu finden, von hier aus wollte er dem bezwungenen Feinde einen demtigenden Frieden vorschreiben. 4. Der Brand von Moskau. Doch der einziehende (Eroberer Der Braut fand Moskau fast menschenleer; die meisten Bewohner waren geflohen Moskau und hatten die Lebensmittel fortgeschafft oder vernichtet. Napoleon nahm seinen Wohnsitz im Kreml, der alten Zarenburg. Sogleich nach seinem Einzug entstanden Brnde; die Lschgerte aber waren weggeschafft. Der Gouverneur Rostopschin hatte das Feuer anlegen lassen, um dem Heere Napoleons die Winterquartiere zu rauben. Immer weiter griffen die Flammen; fast die ganze, zumeist aus holz erbaute Stadt sank in Asche. 5. Napoleons Niickzug. Napoleon knpfte nun Friedens- Friedensverhandlungen an. Die Russen hielten seine Boten zunchst hin, hingen und schlielich lehnte der Zar auf den Rat des Freiherrn vom Stein, der bei ihm in Petersburg weilte, die franzsischen Antrge ab. So mute sich Napoleon zum Rckmarsch entschlieen. Schon fiel der erste Schnee, als die Groe Armee am 18. Oktober den Rckzug an- mickzug trat. Der Xdeg fhrte durch verdete Landstriche, die keine Lebensmittel darboten. Bald bte der nordische Idinter seine volle Gewalt. tagen, Pferde und Menschen blieben im Schnee stecken; Hunger, Ermattung und Frost forderten Tag fr Tag gewaltige (Dpfer. Ruch die Russen gnnten den Erschpften keine Ruhe. Bei dem bergang bergang der die B er es in a am 26. November erreichte das Elend seinen veresw Gipfel. Napoleon lie zwei Brcken der den Flu schlagen, und die 20' n' Truppen begannen hinberzugehen. Rber pltzlich erschienen die Russen und feuerten Schu auf Schu in die dichten Haufen. Da entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Jeder stie und drngte, um sich der die Brcken zu retten; viele wurden in dem grausen Gewirr zerdrckt und zertreten, von den Rdern zermalmt, in den brausenden (Eisstrom hinabgestrzt. Schlielich brachen die Brcken zusammen; Tausende versanken in den Fluten, und alle, die zurckgeblieben waren, wurden gefangen. Napoleon gab das Heer verloren und eilte auf einem Bauernschlitten davon, um in Frankreich neue Truppen zu sammeln. Nun schwand alle Ordnung; in regellosen Haufen schwankten die Reste des Heeres dahin, entsetzliche Jammergestalten, waffenlos, in abenteuerlicher vermummung,

20. Neuere und neueste Geschichte - S. 78

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
bürg hatte Napoleon dessen Schwager, den Kaiser von Rußland, tief verletzt; alsbald hob Alexander die Grenzsperre gegen England auf und untersagte dagegen die Einsuhr einer Anzahl sranzösischer Erzeugnisse. Damit war der Krieg zwischen Frankreich und Rußland so gut wie schon erklärt, und beide Staaten fingen an zu rüsten. Durch deu drohenden Ausbruch des Kriegs zwischen Napoleon und Alexander ward Preußens Lage um vieles verschlimmert; neutral zu bleiben war unmöglich; so groß auch der Haß schon gegen Napoleon war, so wies die Klugheit und Gesahr doch aus ein Bündnis mit Frankreich hin. Preußen mußte 20 000, Österreich 30 000, der Rheinbund 100000 Mann mit gegen Rußland senden. Im Frühjahr 1812 wälzte sich die ungeheure Heeresmacht Napoleons, 610000 Mann mit 1375 Geschützen und 187 000 Pferden von Westen nach Osten. Dem Heere folgten 2768 Munitionswagen, 30 000 Leiterwagen und Wagen mit Lagerbaugeräten, Handwerker aller Art, Wäscherinnen, Totengräber, ganze Viehherden rc. Am 22. Juni begann das Heer den Übergang über den Niemen. Alexander vermochte seinem Gegner nur 315.000 Mann entgegenzustellen, und seine Truppen zogen sich daher zwar fechtend, aber absichtlich keinen ernsten Widerstand leistend, zurück. Man hatte dem Kaiser berechnet, daß, wenn er stets fechtend zurückgehe, die Magazine ruiniere und immer tiefer in's Land zurückweiche, Napoleon aufgerieben werden müsse, wobei der Winter gar nicht einmal so streng in Anschlag gebracht war, als er eintrat. Der unaufhörliche Regen machte die Wege säst ungangbar; die mit Ochsen bespannten Transportwagen blieben stecken; bald deckten über zehn tausend tote Pferde die Straße nach Wilna. Dabei häufte sich die Zahl der Kranken in erschreckender Weise. 2. Moskau. Nur zweimal gab Alexander der Kampflust seiner Truppen nach. In der 7. Woche erreichte Napoleon Smolensk, welches von den Russen zwei Tage lang mit großer Tapferkeit verteidigt, in der darauf folgenden Nacht aber von den Truppen und Einwohnern verlassen wurde, so daß dem Feinde nichts als Brandstätten übrig blieben. Napoleon hatte bis jetzt schon 125000 Mann verloren. Den zweiten ernstlichen Widerstand leisteten die Russen bei Borodin o an der Moskwa, 15 Meilen vor Moskau. Die Schlacht war eine der blutigsten, die je geschlagen worden sind: 70000 Tote und Verwundete deckten das Schlachtfeld. Die Russen zogen sich in bester Ordnung zurück. Am 14. Septbr. 1812 rückte die französische Armee in der alten Zarenstadt ein. Alles Militär, säst alle Einwohner hatten die Stadt verlassen; niemand erschien; die Straßen waren menschenleer, die Fenster der Paläste verhangen: Moskau schien eine Stadt der Toten zu sein. Der Kaiser bezog den Kreml, das alte Zarenschloß. Schon in der ersten Nacht brach ans mehreren Stellen Feuer ans; die Franzosen wollten löschen;