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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 123

1909 - Leipzig : Hirt
4. Wichtige Ereignisse während der Regierung Wilhelms Ii. 123 Die Besetzung der Bucht von Kiautschou und der umliegenden Land-ftreckeu int November 1897 war der Ausdruck einer zielbewußten, ruhigen Politik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der Überzeugung, daß das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung einen Stützpunkt nötig hatte. In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland eine Eingangstür zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 330 Million Menschen, wie Frankreich solche in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne solchen Stützpunkt würden deutsche Unternehmungen in China schließlich andern Völkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke. Die Größe und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-lvendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhängig zu sein, ausgerüstet, verproviantiert und im Notfälle ausgebessert werden können. Dazu trat noch die Erwägung, daß die Festsetzung des Deutschen Reiches in Kiautschou, wie Bischof Anzer erklärte, als eine Lebensfrage für das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantuug erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den äußern Anlaß zur tatsächlichen Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem diese Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande. Die chinesische Regierung überließ dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Südschantnng belegene Gebiet vorläufig auf 99 Jahre pachtweise zur beliebigen Verfügung und verpflichtete sich, in einer Zone von 50 kni im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondere einer etwa notwendig werdenden Regulierung der Wasserläufe kein Hindernis entgegenzusetzen. Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pachtdauer im Pachtgebiet keinerlei Hoheitsrechte auszuüben, sondern deren Ausübung vollständig der deutschen Regierung überließ, erscheint das Deutsche Reich während der Pachtzeit in diesem Gebiet als souveräne Macht. Das Pachtgebiet hat den durchschnittlichen Umfang eines preußischen Kreises (501 qkm). Kurz darauf entstand eine kriegerische Verwicklung mit China. Nur gezwungen hatte China seine Häfen den Fremden geöffnet, eine große Partei ist gegen jeden Handels- und sonstigen Verkehr mit andern Staaten. Von Zeit zu Zeit tritt diese Partei der Boxer durch Angriffe auf die fremden Kaufleute und Missionen an die Öffentlichkeit. Bei einem solchen Aufstande wurde im Jahre 1900 der Kaiserlich Deutsche Gesandte in Peking, Freiherr von Kettöler, ermordet, und viele Missionen wurden zerstört. Die chinesische Kaiserfamilie floh aus Peking. Deutsche, französische, russische, englische und japanische Truppen wurden unter dem Oberbefehle des deutschen Generalfeldmarfchalls Grafen Walderfee vereinigt, um für die frevelhafte Verletzung des Völkerrechts und die Zerstörung der christlichen Kulturstätten mit bewaffneter Hand

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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 107

1912 - Leipzig : Hirt
5. Wichtige Ereignisse während der Negierung Wilhelms Ii. 107 Die Besetzung der Bucht von Kiautschou und der umliegenden Land-strecken im November 1897 war der Ausdruck einer zielbewuten, ruhigen Weltpolitik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der Uber-zeugung, da das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung eines Sttzpunktes bedrfe. In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland ein Eingangstor zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 330 Millionen Menschen, wie Frankreich ein solches in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne diesen Sttzpunkt wrden deutsche Unternehmungen in China schlielich andern Vlkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke. Die Gre und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-wendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhngig zu fein, aus-gerstet, mit Lebensmitteln versehen und im Notfalle ausgebessert werden knnen. Dazu trat noch die Erwgung, da die Festsetzung des Deutschen Reiches iu Kiautschou, wie Bischof Anzer erklrte, als eine Lebensfrage fr das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantung erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den uern Anla zur tatsch-licheu Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem die Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande. Die chinesische Regierung berlie dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Sdschantung gelegene Gebiet vor-lufig auf 99 Jahre pachtweise zur beliebigen Verfgung und verpflichtete sich, in einer Zone von 50 km im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondere einer etwa notwendig werdenden Berichtigung der Wasserlufe kein Hindernis entgegenzusetzen. Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pacht-dauer im Pachtgebiete keinerlei Hoheitsrechte auszuben, sondern deren Aus-bung ganz der deutschen Regierung berlie, erscheint das Deutsche Reich während der Pachtzeit in diesem Gebiet als souverne Macht. Das Pachtgebiet hat etwa den Umfang eines preuischen Kreises (501 qkm). Kurz darauf entstand eine kriegerische Verwicklung mit China. Nur gezwungen hatte China seine Hfen den Fremden geffnet, eine groe Partei ist gegen jeden Handels- und andern Verkehr mit fremden Staaten. Von Zeit zu Zeit tritt diese Partei der Boxer durch An-griffe auf die fremden Kaufleute und Missionen an die ffentlichkeit. Bei einem solchen Aufstande wurde im Jahre 1900 der Kaiserlich Deutsche Gesandte in Peking, Freiherr von Ketteler, ermordet, viele Missionen zerstrt. Die chinesische Kaiserfamilie floh aus Peking. Deutsche, sran-zsische, russische, englische und japanische Truppen, unter dem Oberbefehle des deutschen Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee vereinigt, forderten mit bewaffneter Hand Shne fr die frevelhafte Verletzung des Vlkerrechts

2. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 143

1907 - Leipzig : Hirt
Schlu. 143 dem nmlichen Tage vermhlte sich Prinz Eitel Friedrich mit der Prinzessin Charlotte von Oldenburg; im Jahre 1905 hatte sich Kronprinz Wilhelm mit der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin vermhlt. Im Juli 1906 wurde das Kaiserpaar durch die Geburt des ersten Enkels erfreut. Von England hat der Kaiser die Insel Helgoland, die Warte in der Nordsee, gegen Abtretung einiger Besitzungen in Afrika erworben, von den Spaniern durch Kauf die Karolinen; durch Vertrag mit England und den Vereinigten Staaten gingen die wichtigsten Inseln der Samoagruppe in den Besitz des Deutschen Reiches der. Von China wurde 1898 der Hafen von Kiautschou mit seinem Hinterlande auf 99 Jahre gepachtet, um dem deutschen Handel und Gewerbflei ein ent-wicklungsfhiges und militrisch gesichertes Gebiet zu gewinnen. Die Besetzung der Bucht von Kiantfchou und der umliegenden Land-strecken im November 1897 war der Ausdruck einer zielbewuten, ruhigen Politik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der berzeugung, da das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung einen Sttzpunkt ntig hatte. In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland eine Eingangstr zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 380 Million Menschen, wie Frankreich solche in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne solchen Sttzpunkt wrden deutsche Unternehmungen in China schlielich andern Vlkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke. Die Gre und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-wendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhngig zu sein, aus-gerstet, verproviantiert und im Notfalle ausgebessert werden knnen. Dazu trat noch die Erwgung, da die Festsetzung des Deutschen Reiches in Kiautschou, wie Bischof Anzer erklrte, als eine Lebensfrage fr das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantung erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den uern Anla zur tatsch-lichen Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem diese Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande, inhaltlich dessen die chinesische Regierung dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Sdschantung belegne, etwa 549 qkm umfassende Gebiet vorlufig auf 99 Jahre pachtweise zur be-liebigen Verfgung berlie und sich verpflichtete, in einer Zone von 50 km im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondre einer etwa notwendig werdenden Regulierung der Wasserlufe kein Hindernis entgegen-zusetzen. Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pacht-dauer im Pachtgebiet keinerlei Hoheitsrechte auszuben, deren Ausbung

3. Bd. 2, Ausg. B - S. 411

1903 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 411 — Verwaltung und zum Staudort für das Anslandsbataillvn gewählt und geht einem lebhaften Aufschwünge entgegen. — Der chinesischen Miß- wirtschaft ist in jeder Beziehung ein Ende gemacht worden. Die Straßen »verden geradegelegt und verbreitert, die schmutzigen Pfützen beseitigt, und für die chinesische Bevölkerung ist ein Krankenhaus errichtet worden. — Außer Tsintau liegen im deutschen Gebiete und in der neutralen Zone nur kleinere Ortschaften ohne erheblichen Wert. Die alte, im Verfall begriffene Kreisstadt Kiautschou liegt 8 km vom Ende der Bai entfernt. 5. Der politische und wirtschaftliche Wert des deutschen Pachtgebietes. Mit der Erwerbung der Kiautschou-Bucht hat sich Deutsch- land ein Gebiet gesichert, das einer aussichtsreichen Zukunft entgegengeht, wenn man auch in verschiedener Beziehung die Erwartungen nicht zu hoch spannen darf. Wegen seiner außerordentlich dichten Bevölkerung wird das deutsche Pachtgebiet niemals ein Auswanderungsgebiet oder eine tropische Pflanzungs- kolonie werden. Der deutsche Bauer und Kleinhändler wird niemals der Konkurrenz der schlauen, zähen und beispiellos einfachen einheimischen Be- völkerung gewachsen sein umsomehr, als die Erwerbung von Grund und Boden große Kosten verursachen dürfte. Der Wert von Kiautschou ist ausschließlich ein verkehrsgeographischer und politischer. Die Kiautschou-Bucht, ist, abgesehen von Canton, Schanghai und Tientsin (Sikiang-, Jangtsekiang- und Peihomündung), den drei gewaltigen Zugangstoren zum Innern von China, die einzige Bucht an der über 30 Breiten- grabe langen Küste, die nicht durch lästige Sandbänke versperrt ist und eine günstige Verbindung mit dem Hinterlands besitzt. Sie ist im nördlichen China der einzige eisfreie Hafen, gut geschützt vor heftigen Nordwinden und besitzt eine gute Einfahrt und sicheren Ankergrund. Am User ist Platz für schiffs- technische Einrichtungen und für Entfaltung einer Handelsstadt. Das Klima ist für Europäer zuträglich, knüpft man doch an Kiautschou die Hoffnung, daß die Bucht später zu einem ostasiatischen Luftkurort sich entwickeln wird. Die Nachbarschaft großer Kohlenlager im Hinterlande, für deren Erschließung Berg- Werkskonzessionen von der deutschen Regierung erlangt sind, die günstigen Ent- fernungen und Verbindungen nach den benachbarten Brennpunkten des Verkehrs (Schanghai 20, Peihomündung und Haupthafen von Korea 24, Japan 30 Stunden entfernt), die große Nähe von Peking machen das deutsche Pachtgebiet zu einer wichtigen Flotten- und Kohlenstation in Ostasien, zu einem bedeutungsvollen Mittelpunkt für deutsche Unternehmungen im Hinterlande und zu einem Stapel- platz für deutsche Waren. Einen günstigen Stützpunkt in Ostasien gefunden zu haben, ist für den deutschen Handel um so bedeutungsvoller, als dieser nächst dem englischen der umfangreichste ist und noch in beständigem Steigen begriffen ist. — Wenn freilich die Kiautschou-Bucht die an sie gestellten Anforderungen voll und ganz erfüllen soll, so ist der Ausbau des jetzt ganz verfallenen Ver- kehrsnetzes eine eiserne Notwendigkeit. Zwei Eisenbahnen, von denen die eine die südlichen, die andere die nördlichen Kohlenfelder mit der Küste in Ver- bindung zu setzen hat, müssen gebaut werden. Die erstere muß außerdem über den Kaiserkanal bis zur großen Zukunftsbahn Hankau-Peking hin verlängert werden, von der bereits 500 km fertiggestellt sind. Eine Senke, welche das Bergland der Schantunghalbinsel durchsetzt, besitzt heute bereits einen allerdings verfallenen Kanal, der, aufs neue ausgebaut, den Seeweg um das von gefähr- lichen Wirbelwinden bedrohte Kap Schantung abkürzt, an dem 1896 das deutsche Kanonenboot „Iltis" seinen Untergang fand. Die deutschen Handelsbeziehungen mit Kiautschou sind gegen- wartig noch gering, aber in lebhaftem Aufschwung begriffen. 1900 wurden von dem Pachtgebiet nach dem deutschen Zollgebiet Waren für 99000 M., dar- unter Strohborten für 80000 M, eingeführt, ausgeführt dorthin für 5,fo Jjml. M., darunter besonders Eisenwaren, Zemente, Möbel und Tischlerwaren. 27*

4. Teil 2 - S. 177

1903 - Berlin : Schnetter
177 häufig aus der übervölkerten Heimat aus, wird aber in der Fremde nicht ansässig, sondern kehrt zurück, wenn er Ersparnisse gemacht hat. Deshalb haben die Regierungen der Vereinigten Staaten und Australiens die Ein- wanderung der Kulis verboten. Die Vornehmen bekennen sich zur Vernunft- religion des Konfutse, die Niedrigen zum Buddhismus. Ihre Kultur ist uralt und selbständig. Sie sind die Erfinder des Schießpulvers, der Buch- druckerkunst, des Porzellans, des Kompasses, der chinesischen Tusche. Sie erbauten den Kaiserkanal und die chinesische Mauer. Da ihr eignes Land ihnen alle Lebensbedürfnisse bot und ihre Kultur über der der andern Völker stand, so sahen sie zu ihrem Schaden mit Geringschätzung auf alles Aus- ländische und nahmen die Errungenschaften der Neuzeit nicht auf. Ihre Kultur erstarrte und wurde von der abendländischen überflügelt. China blieb das Land des Zopfes. Es mußte gezwungen werden, bestimmte Häfen deni aus- wärtigen Handel zu öffnen und Missionaren den Eintritt zu gewähren. Der Bau der Eisenbahnen beginnt, und die moderne Kultur zieht in China ein. China ist ein Kaiserreich. Der Kaiser, „der Sohn des Himmels", be- herrscht unumschränkt „das Reich der Mitte". Die kaiserliche Familie stammt von den Mandschu ab, die 1644 Peking und China eroberten. Die Beamten heißen Mandarinen. — China hat 6 Millionenstädte und mehr Großstädte als irgend ein Land. Die Hauptstadt heißt Peking, ihre Hafenstadt Tientsin. Die alte Hauptstadt war Nanking. Deren Hafenstadt ist Schanghai, die Stadt der Europäer. Canton ist die südliche Hafenstadt. Vor der Bucht von Canton liegt die britische Insel Hongkong mit der Handelsstadt Hongkong. Das deutsche Kiautschou. Das chinesische Reich bildet mit seiner riesigen Bevölkerung einen der wichtigsten Weltmärkte der Erde. Deshalb hat Deutschland 1898 aus der Südseite der Halbinsel Schantung auf 99 Jahre das Pachtgebiet Kiautschou als Stützpunkt unsers Handels mit China, zur Anlegung eines deutschen Kriegshafens und zur Aufnahme von Kohlen für unsre Schiffe erworben. Die Hauptstadt dieses Pachtgebietes ist der Freihafen Tsingtau. Es hat eine Größe von 515 qkm (— Hamburg) und 84 000 Bew. — Im Pachtverträge hat sich Deutschland aber auch auf der Halbinsel Schantung landeinwärts in dem Gebiet, das 50 km im Halbkreise um die Bai von Kiautschou herum- liegt (in „der deutschen Interessensphäre"), einen weiten Einfluß gesichert. China darf in dieser Zone keine Anordnungen ohne Deutschlands Zustimmung treffen; Deutschland hat ausschließlich das Recht, in diesem steinkohlenreicheu Bezirk Kohlenbergwerke anzulegen; ebenso sind ihm Vorrechte beim Bau von Eisenbahnen eingeräumt worden. Die größte Stadl in der Interessensphäre ist die Handelsstadt Kiautschou, 10 km von der Bai entfernt. Die chinesische Mandschurei. Sie ist das nordöstliche Nebenland Chinas mit der Hauptstadt Muk den. Die Bewohner heißen Mandschu und sind ein tnugusisches Jägervolk. Nach der Eroberung Chinas nahmen sie die chinesische Sprache und Kultur au und verbreiteten sich als Kaufleute, Soldaten, Handwerker über das ganze Realienbuch Ii. 12

5. Teil 1 - S. 352

1918 - Essen : Bädeker
352 Kiautschou. Regierung die strenge Bestrafung der Mörder, eine Entschädigungssumme für die Familien der ermordeten Missionare, Einräumung gewisser Vorrechte an Deutschland usw. China erfüllte nicht nur diese Forderungen, sondern überließ auch dem Deutschen Reiche pachtweise ans 99 Jahre die Kiautschou- bucht. Dieses Pachtgebiet von einem Flächeninhalt von ungefähr 300 qkm erstreckt sich auf das ganze innere Becken der Bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner ans die nördlich und südlich vom Eingang der Bucht liegenden Land- zungen, sowie ans die innerhalb und vor der Bucht gelegenen Inseln. Hier kommt noch das große Gebiet des sogenannten deutschen Einflusses, das die ganze Bucht in einer Erstreckung von 50 km rings umgibt. Innerhalb dieser über 7000 qkm großen Zone kann China keine Maßnahmen oder Anordnungen ohne Zustimmung des Deutschen Reichs treffen; auch ist den deutschen Truppen ein Durchmarsch durch diese Zone gestattet. Die Lage der Bucht ist durchaus günstig. Die Wasserfläche übertrifft an Ausdehnung etwa die des Jadebusens, mit dem sie auch in ihrer Form eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Die Bucht ist nach Osten und Süden von Bergketten umgeben. Die Einfahrt kann bei klarem Wetter leicht gefunden werden. Im Osten sind die mehr als 1000 m hohen Granitfelsen des Lauschan ein weithin sichtbares Wahrzeichen und auch im Westen bilden einige Hügelketten von 2—300 m Höhe ein deutliches Merkmal. — Das Klima gilt als das günstigste an der ganzen chinesischen Küste. Im Winter tritt Frost und Schnee ein, doch soll die Bucht nach den Aussagen der Be- wohner den ganzen Winter über fast an allen Stellen eisfrei bleiben. Der deutsche Hafen Tsiutau ist zunächst noch ein sehr unbedeutendes Dorf, während die zwar unter chinesischer Verwaltung stehende, aber in dem deutschen Interessen- gebiete gelegene Stadt Kiautschou trotz ihres Rückgangs als Handelsstadt immerhin gegen 60 000 Einwohner zählt. Bei der Besetzung des Kiautschougebietes sind in der Hauptsache nur wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend gewesen; der Hafen ist daher nicht als Kriegshafen, sondern als Stapelplatz für europäische und chinesische Güter und als Umladeplatz von der See nach den Adern des Landverkehrs in Aus- sicht genommen. Mit dem kleinen Geriete hat das Deutsche Reich eine Pforte zu dem großen, bisher fast unbekannten Hinterlande gewonnen, was für den deutschen Handel in China von größter Bedeutung ist. Von diesem Hinterlande und seiner Erschließung hängt es ab, ob der neue Hafen eine Bedeutung erlangen wird, die über jene einer Kohlenstation und eines Stütz- punktes der Marine hinausgeht. Nach allem, was man von dem Hinter- lande von Kiautschou durch Reisen deutscher Forscher erfahren bat, kann man dem deutschen Hafen nur die beste Zukunft in Aussicht stellen. Von Kiautschou aus dehnt sich eine gewaltige, fast durch keine Bodenerhebung unterbrochene Ebene in nördlicher Richtung gner durch die Halbinsel Schantung und die Provinz Petschili bis nach Peking aus. Die volkreichen Städte und Dörfer^ die man hier in großer Anzahl findet, weisen Wohlhabenheit aus. Wenn, erst die zahlreichen Erzeugnisse des sehr ergiebigen Landes, wie Kohle, Eisen, Lebensniittel, Seide, Wolle usw., die seither auf einer Art von Schub- karren befördert wurden, nach Anlegung von Schienensträngen in kürzester Zeit von einem Teile des großen Gebietes nach dem andern verfrachtet werden können, so wird die Provinz Schantung in Handel und Industrie gewaltig aufblühen. Allerdings wird es bei der Gewohnheit des Chinesen,, sich gegen alles Fremde abzuschließen, noch große Mühe kosten, ehe man vorr

6. Kulturgeographie des Deutschen Reiches und seine Beziehungen zur Fremde - S. 168

1904 - Halle a.S. : Schroedel
168 Vi. Deutschland als Kolonialmacht. gebiet, wie Frankreich, Tonking, England, Hongkong und Rußland den Norden hat. Unsere Einfuhr nach China hat sich seit zehn Jahren ver- dreifacht. Wir mußten dort analoge Konzessionen wie die anderen Mächte anstreben. Ohne einen territorialen Stutzpunkt mußte die deutsche Intelligenz ihre technischen und kommerziellen Kräfte zersplittern und als Dünger für fremde Äcker dienen, ohne den eigenen Garten zu befruchten. Die Flottenstation ist aber unbedingt erforderlich, um für Ausrüstung, Ausbesserung und Verproviantierung der notwendigen Schiffe nicht von dem guten Willen fremder Regierungen abhängig zu sein. Alle übrigen Mächte, auch Spanien, Portugal und Holland, haben dort einen eigenen Boden. Wir mußten dasselbe erreichen, wenn wir nicht eine Macht zweiten oder dritten Ranges in Ostasien sein wollten. Dazu tritt die Notwendigkeit des Schutzes der Missionen, deren Vorsteher, Bischof Anzer, die Festsetzung in Kiautschou für eine Lebensfrage erklärte. Über die Eisenbahn- und Bergwerkskonzessionen endlich ist Nach- stehendes bestimmt worden: Die chinesische Regierung hat zugesagt, einer zu bildenden deutsch-chiuesischen Eisenbahngesellschaft den Bau einer Eisen- bahn von Kiautschou aus zunächst nordwärts und dann westwärts bis zum späteren Anschlüsse an das projektierte große Eisenbahnnetz zu über- tragen. Die Bahn soll so gelegt werden, daß namentlich die im Norden von Kiautschou gelegenen Kohlenfelder von Weih-sien und Poshan berührt werden. Die Ausbeutung der Kohlenlager soll deutschen Unternehmern zugestanden werden. Die chinesische Regierung ist ferner verpflichtet, der zu bildenden Eisenbahngesellschaft mindestens ebenso günstige Bedingungen zu gewähren, wie sie irgend eine andere europäisch-chinesische Eisenbahn- gesellschast in China erhält. Die Berichte zuverlässiger Sachverständiger und Kenner stimmen darin überein, daß Kiautschou zum merkantilen Hafenplatze geeignet sei. Der Hafen ist leicht zu verteidigen und gewährt auch der größten Flotte Unterkunft." Über die Bedeutung des jetzigen Pachtgebietes äußert sich der be- rusenste Kenner Schantungs, Freiherr von Richthofen, der bereits vor 30 Jahren der Regierung die Erwerbung von Kiautschou vorschlug, folgendermaßen: „Wir erblicken in Schantung ein Land, wo unter günstigeu Bedingungen Ackerbau, Bergbau und Industrie weit über ihren jetzigen Bestand hinaus entwickelt werden können . . . Wir sehen in Kiautschou einen Hafen, welcher den Schlüssel zur wirtschaftlichen und kommerziellen Beherrschung dieses Landes bietet, eine Eingangspforte, von der aus Eisenbahnen zur Erschließung aller seiner Teile mit Leichtigkeit angelegt, sowie die wirtschaftliche Hebung des Landes und die kulturelle Förderung der Bewohner geleitet werden können, und nach welcher bei zielbewußtem Vorgehen der Verkehr des größten Teils des nördlichen Chinas konver- gieren muß." 4. Deutsche Kulturarbeit. Trotz der Kürze der Entwicklungszeit ist schon manches Erfreuliches zu berichten. Mit gewohnter deutscher Gründlichkeit ist man vorgegangen. Hiervon einige Beispiele. Von allgemeinem Interesse zunächst war, daß zwischen Schanghai und Kiautschou alle Wochen ein Dampfer verkehre. Bisher vermittelte den Verkehr in zweiwöchentlichen Pausen ein Dampfer der Reederei Jebsen in

7. Kulturgeographie des Deutschen Reiches und seine Beziehungen zur Fremde - S. 167

1904 - Halle a.S. : Schroedel
Deutsche Kolontalarbeit. 167 die zum Christentum übergetreten waren, kehrte. Die Boxer wurden im Geheimen von den Mandarinen und der Regierung unterstützt. In dem Kampfe, den die vereinigten europäischen Mächte gegen China führten, haben sich die Deutschen durch ihre altberühmte Tapferkeit wieder besonders ausgezeichnet, sowohl im Kampfe zur See gegen die Taknforts (Kanonen- boot „Iltis"!), wie anch in den Kämpfen im Binnenlande. Die Deutschen erlitten während dieser Wirren einen schweren Verlust durch die Ermordung des deutscheu Gesandten Freiherrn von Ketteler in Peking (am 18. Juni 1900). — Die europäischen Mächte siegten über die Boxer und die chinesischen Regieruugstrnppen. Der Krieg zeigte aber wiederum recht deutlich, auf welch schwachen Füßen der chinesische Koloß steht. Das Gute hat der Krieg gehabt, daß das Ansehen der Ausländer bei den Chinesen bedeutend gestiegen ist, besonders auch das der Deutscheu, was der Politischeu, ökonomischen und kommerziellen Entwicklung unseres Schutzgebietes sehr zu statten kommt. 2. Geographisches. Die Bai von Kiantschon breitet sich an der Südküste der Halbinsel Schantung aus und wird vom 36." u. Br. und vom 120. Längengrade ö. v. G. geschnitten; die Einfahrt in die Bucht, die einen Durchmesser von annähernd 22 km hat, wird von zwei ge- birgigen Halbinseln, die von Norden und Süden einander gegenübertreten, bis auf 4000 in eingeengt. Außer diesen beiden Halbinseln gehören zum unmittelbaren Besitz des Reiches alle vor und in der Bucht gelegenen Inseln und die gesamte Wasserfläche der Bucht. Das Küstengebiet, das bis zu einem Halbmesser von 50 km die Bucht umgibt, ist neutrales deutsches Interessengebiet, in dem China nur mit Zustimmung des Deutschen Reiches Hoheitsrechte ausüben darf. In diesem Umfange belänft sich die Gesamtfläche des Pachtgebietes auf 2500 qkm, also fünfmal soviel als die Fläche des eigentlichen Pachtgebietes. Abgesehen von dem gebirgigen Eingangstore, sind alle Ufergelände flach und die Bucht selbst im Hintergrunde versandet. Das Klima Kiant- schous ist der geschützten Lage wegen mit das gesündeste an der ganzen chinesischen Ostküste, die Bucht auch im Winter eisfrei. Das Hinterland ist durchweg waldlos, der Boden aber fleißig bestellt und wird vom Kiaoho mit seinen Nebenflüssen und mehreren Küstenflüssen entwässert. Die Provinz Schantung, in der unserer Regierung bedeutsame Rechte zugestauden worden sind, ist etwa halb so groß wie das Königreich Preußen und stark bevölkert. Der Hauptreichtum der Provinz, die übrigens von bedeutender Fruchtbarkeit ist, liegt in den Steinkohlen- lagern ihrer Berge. Das größte derselben, im Gebiete von Poshan, dürfte an Umfang dem oberschlesischen Steinkohlengebiete gleichkommen. 3. Bedeutung, über die Gründe, die die deutsche Regierung bei der Erwerbung der Bai von Kiautschou leiteten, sagte Reichskanzler Bülow, damals Staatssekretär des Äußeren: „Die Entsendung des Ge- schwaders nach Kiautschou war nicht eine Improvisation, sondern der Ausdruck einer reiflich erwogenen, ruhigen und zielbewußten Politik. Unzweifelhaft würden wir ohne einen territorialen Stützpunkt in Ostasien in wirtschaftlicher, maritimer und politischer Hinsicht in der Luft schweben. Wir bedurften einer wirtschaftlichen Eingangstür in das chinesische Absatz-

8. Lehrbuch der Erdkunde - S. 159

1903 - Trier : Lintz
Die deutsche Kolonie Kiautschöu. 159 Die deutsche Kolonie Kiautschöu. An der Südküste der Halbinsel und chinesischen Provinz § 72. Schantung hat das Deutsche Reich i. J. 1s98 von China durch Pacht Erwerbung, (auf 99 Jahre) die Bucht Kiautschöu erworben, um dort einen Stützpunkt für den deutschen Handel und für die deutsche Marine anzulegen. Die Bucht kann am besten mit dem Jahdebusen an der Nord- ^ie Bucht von seekiiste verglichen werden. Sie ist 33 km lang und 26 km breit. ^Seutung. Durch die Ablagerungen eines einmündenden Flusses ist zwar ein Teil der Bucht sehr seicht geworden, und die chinesische Stadt gleichen Namens liegt jetzt etwa 8 km vom Ufer entfernt. Die für eine Kriegsflotte verfügbare Wasserfläche von genügender Tiefe beträgt aber 56 qkm. Wichtig ist, daß der Hafen .stets eisfrei ist. Auch der Schutz, den Gebirgshöhen gegen nördliche Winde bieten, ist für die Schiffahrt bedeutungsvoll. Für strategische Zwecke eignet sich die Bucht ganz hervorragend, weil zwei vor- springende Halbinseln, die leicht zu befestigen sind, die Einfahrt stark einengen. Das Pachtgebiet umfaßt einschließlich des Wasserspiegels der Bucht etwa 920 qkm und ist noch von einer neutralen Zone, die 50 km landeinwärts reicht, umgeben. In diesem ist China in allen Anordnungen an die Zustimmung der deutschen Regierung gebunden, während es für das Pachtgebiet auf alle Hoheitsrechte verzichtet hat. Für die deutsche Niederlassung wurde der Ort Tsingtau ausersehen, der mit Hafenanlagen ausgestattet wurde und schon in erfreulicher Entwicklung begriffen ist. Eine Eisenbahn, die von Tsingtau nach Tsinan am untern Hoang-ho gebaut werden und mehrere Kohlenlager aufschließen soll, ist schon zum Teil, bis zur Stadt Wheisien, fertiggestellt. Der Wert des Besitzes von Kiautschöu für den Handel wird dadurchdie chinesische erhöht, daß Schantung eine dicht bevölkerte Provinz mit fast 40 Mill. E. ist Provinz und seine Bewohner sich durch ein wohlgesittetes Betragen, Klugheit, Ordnungs- Schantung. liebe, Arbeitsamkeit und geschäftlichen Sinn auszeichnen. Schantung ist einer Erzeugnisse- der ältesten Sitze der Seidenraupenzucht. Jedes zur Kultur geeignete Plätzchen wird wie im übrigen China sorgfältig bebaut. Von Industrien hat die Strohflechterei die meiste Bedeutung. Der Durch gangsh andel, der über Tsingtau geht, wird auf etwa 20 Mill. Mk. geschätzt. Das Pachtgebiet. Die Stadt Tsingtau. uac 6. Nordasien oder das Tiefland von Sibirien. a) Das Landschaftsbild. Au das Tiefland von Westturkestan (s. S. 132) setzt sich § 73. h No das größere Tiefland von Sibirien an. Dieses obertia umsäumt breit den hochgehobenen zentralen Teil Asiens im Nw und verschmälert sich nach 0, wohin Mittelasien den letzten Aus- läufer seiner mächtigen Gebirge, das Stanowoigebirge entsendet. Dieses weite Ausstrahlen der Faltenbewegung, welche Mittelasien so großartige Züge aufgedrückt hat, bewirkt, daß der Erdteil nach Oberflächen- bau.

9. Deutschlands Kolonien - S. 159

1902 - Berlin : Heymann
B. Das Schutzgebiet Kiautschou in Mafien. a) Allgemeine Sefchreibung des Kandes. Lage und Erwerbungsgeschichte. Der deutsch-chinesische Handel hat sich in den letzten dreißig Jahren mehr als verdreifacht. Dennoch ist ihm Englands Handel noch bei weitem überlegen, und Frankreich wie Rußland machen große An- strengungen, auch ihrerseits ihre Handelsbeziehungen auszubreiten. Um gegenüber diesem Wettbewerb bestehen und sich weiter entwickeln zu können, bedurften die deutschen Interessen eines festen Stützpunktes. Die chinesische Küste wurde daher von der deutschen Kriegsmarine nach einem passenden Hafen untersucht, und die Aufmerksamkeit richtete sich schließlich auf die an der Südküste der Halbinsel Schantung gelegene Kiautschou- bucht. Die Ermordung zweier deutschen Missionare seitens einer fanatischen Volksmenge gab den äußeren Anlaß zur Besetzung der Bucht, nachdem die mit dem Tsungli Iamen, dem chinesischen Auswärtigen Amt, ein- geleiteten Verhandlungen wegen Ueberlassung derselben erfolglos gewesen waren. Jetzt zeigte sich die chinesische Regierung willfähriger. Am 6. März 1898 kam es zum Abschluß eines Vertrages, durch welchen das gesamte innere Wasserbecken der Kiautschonbucht bis zur Hochwasser- grenze (einschließlich der Inseln Tschiposchan oder Huangtau und Iintau oder Potato Island) sowie die beiden seitlich des Eingangs vorspringenden Halbinseln Lauschan und Huangtau bis zu deren Begrenzung durch ge- eignete Höhenzüge und außerdem die der Bucht vorgelagerten Inseln htoloschan und Thsalientau) auf zunächst 99 Jahre an Deutschland ver- pachtet wurden. In diesem Gebiete, das etwa 920 qkm einschließlich des Wasserspiegels der Bucht umfaßt, hat China alle Hoheitsrechte an das Deutsche Reich übertragen. Aber noch mehr: das eigentliche Pachtgebiet wird halbkreis- förmig von einer neutralen Zone eingeschlossen, die 50 km in das Landes- innere sich erstreckt und insgesamt einen Flächenraum von etwa 7100 qkm

10. Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe - S. 192

1907 - Detmold : Meyer
192 kahl und flechten die Scheitelhaare zu einem Zopf, der den Nacken herunter- hängt. Der. Zopf ist das Zeichen der Unterwerfung unter den Kaiser. 6. Religion. Die meisten Chinesen bekennen sich zur Lehre des Buddha. Andere sind Anhänger der Lehre des Konfuzius, eines chinesischen Weisen, dessen Hauptsatz lautet: „Tue nur das, was du willst, daß dir geschieht!" Er fordert die Anbetung des Himmels und die Verehrung der Ahnen, d. h. der Seelen der Verstorbenen. Wie diese, so werden auch die Eltern bei den Chinesen hochgeehrt. Der Kaiser nennt sich Sohn des Himmels und Vater aller Chinesen; er genießt fast göttliche Verehrung und ist der unumschränkte Beherrscher des Landes. 7. Handel und Verkehr. Bis vor einem halben Jahrhundert war China den Europäern fast ganz verschlossen, nur einige Küstenstädte dursten von den Fremden betreten werden. Die Chinesen haßten und verachteten die Europäer und nannten sie fremde Teufel und rotborstige Barbaren. In der letzten Zeit aber ist das Land den Fremden geöffnet worden. Missionare und Kaufleute sind in das Land eingedrungen. Das Christen- tum hat schon Tausende von Anhängern gewonnen. Auch der Handels- verkehr hat immer mehr zugenommen. Im Jahre 1900 zwar entstand ein großer Ausstand der Fremdenfeinde oder Boxer. Sie ermordeten den deutschen Gesandten in Peking und belagerten die Europäer in dieser Stadt. Da sandten die Großmächte Europas Truppen nach China, welche unter dem Oberbefehl des Grasen Waldersee die Aufrührer vertrieben. 8. Städte. Die Hauptstadt des Reiches ist Peking. Sie liegt im Norden, nicht weit von der Großen Mauer und hat Isis Mill. E.; süd- östlich davon nach dem Meere hin liegt Tientsin. Früher war Nanking am Jangtsekiang die Hauptstadt. Es ist noch jetzt der Hauptsitz der Ge- lehrsamkeit und der Industrie. Das Jangtsetal ist der fruchtbarste und dichtestbevölkerte Teil des Landes. Zahlreiche Großstädte sind hier entstanden, wie H ankau und Hang tschau. Der wichtigste Hafen des Jangtse- gebietes ist Schanghai. Der Hauptort Südchinas ist Kanton; es soll 2 Mill. E. haben und ist die größte Stadt Asiens. Auf der Insel Honkong besitzen die Engländer die Hafenstadt Viktoria. Eine portu- giesische Besitzung ist Macao. 9. Kiautschou. Zwischen den Mündungen des Gelben und Blauen Flusses erstreckt sich die Halbinsel Schantung ins Meer. An der Süd- küste derselben hat Deutschland die Bucht von Kiautschou als Pachtgebiet übernommen und hier den Hasen Ts int au angelegt. Derselbe ist für uns sehr wichtig als Stützpunkt unserer Kriegsschiffe, welche zum Schutze der Deutschen im fernen Ostasien sich ständig aufhalten. Die Halbinsel Schantung ist reich an Steinkohlen. Das Pachtgebiet ist 500 qkm groß und hat 120 000 Bewohner. 10. Die Mandschurei liegt nördlich vom eigentlichen China und reicht im Norden bis zum Amur. Sie ist ein waldreiches, fruchtbares Land, das von Nomaden, den Mandschu, bewohnt wird. Der Hauptort ist Mukden. Wie die Mandschurei, so gehören auch Tibet, Ostturkestan und die Mongolei dem Namen nach zum Chinesischen Reiche.

11. Die außereuropäischen Erdteile und die Weltmeere - S. 207

1910 - Halle a. S. : Schroedel, Pädag. Verl.
— 207 — Kiautschou wird darum trotz des im allgemeinen für Europäer ge- sunden Klimas nie Ziel für Auswanderer werden können. Dagegen ist es ein wichtiger Stützpunkt des immer mehr sich ausbreitenden deutsch-chinesischen Handels und der christlichen Mission; auch kann es durch die Zucht des Maulbeer- und Ailantusspinners ein eigenes Rohstoffgebiet für unsere Seidenfabriken werdend Der geräumige Hafen an der Westseite der Bucht wird uns als Flotten- station die besten Dienste leisten. Endlich ruht seine Bedeutung in den ausgedehnten Steinkohlenfeldern im S und N der Halbinsel Schantung. Sie sind durch eine Eisenbahn zugänglich gemacht, die weiterhin an das Eisenbahnnetz der benachbarten volkreichen Land- schaften sich anschließen wird. Sie nimmt ihren Ausgang von dem Hauptorte Tsingtau, welcher an der Außenseite der Bucht liegt und gegen die Nordweststürme durch das Gebirge der n-en Halb- insel geschützt ist. Sie führt in einer Länge von 435 km über Kiautschou zu den Kohlenrevieren von Weihsiön und Peschan bis Tsinanfu. Durch ein nach Schanghai gelegtes Kabel ist der Anschluß an das die Erde umspannende Telegraphennetz hergestellt. Die Schiffsverbindung mit der Heimat wird durch die Dampfer des Nord- deutschen Lloyd (Anschluß in Schanghai) und die Hamburg-Amerika- Linie hergestellt. Die Fahrtdauer für Postdampfer beträgt von Bremerhaven etwa 50 Tage. Die Handelsbeziehungen Kiautschous sind sehr lebhaft, und die Ein- und Ausfuhrwerte von Tsingtau waren von allen deutschen Kolonien 1907 am höchsten. Ausgeführt wurden Erzeugnisse des Bodens, sodann Seide und Strohgeflechte. Erwerbung, Verwaltung. Aus Anlaß der Ermordung zweier deutscher Missionare wurden im November 1897 von einem deutschen Geschwader Truppen bei Kiautschou gelandet, die das Gebiet besetzten. Im folgenden Jahre wurde zwischen Deutschland und China ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem das oben angegebene Gebiet mit allen Hoheitsrechten aus 99 Jahre dem Deutschen Reiche verpachtet wurde. Die Verwaltung des Pachtgebiets ist dem Reichsmarineamt übertragen. An der Spitze steht ein höherer Seeoffizier mit dem Titel Gouverneur, der in Tsingtau^ seinen Sitz hat. Tsingtau war einst ein Dorf mit Zollhaus, Telegraph und dem Amtsgebäude des chinesischen Generals. Heute ist es eine aufblühende deutsch- chinesische Stadt mit Freihafen, Villenviertel, Seebad und einem deutschen^Postamt (ein zweites befindet sich in der Stadt Kiautschou); zugleich ist T. Standort des aus Seesoldaten gebildeten Ausland- bataillons. Die Gouvernementsschule ist nach dem Lehrplan eines Reformrealgymnasiums eingerichtet. - ^ ^ dahingehender Versuch ist von bestem Erfolg gekrönt worden. Ein Konsortium Cre- selber Seidenwebereien hat sich die Förderung der Seidenraupenzucht in Kiautschou angelegen sein und brmgt nun Fabrikate aus dieser deutschen Chinaseide auf den Markt. Die Kiautschou- Rohseidenstosse vermögen nach Qualität und Reinheit des Gewebes mit den besten chinesischen Produkten siegreich zu wetteifern. - Dr. Wunsches Kolonialbilder: Tsingtau, Stadt und Hafen.

12. Außerdeutsches Europa und außereuropäische Erdteile - S. 65

1910 - Leipzig : Teubner
Kiautschou. 65 und Handel wichtige Stadt geworden. Weiter nördlich folgt am Zang-tse-kiang Nan- king (270; Baumwollenstoff!). Es liegt in einer Landschaft, die gleichfalls reich an Tee und Baumwolle ist. Unweit der Mündung des Stromes ist Schanghai (650) entstanden, das den bedeutendsten Hafen Chinas besitzt. In Nordchina liegt die Haupt- stadt Peking (1,6 Im!.). Ihr Hafenort ist Tientfin (800) am Gelben Meer. Deutschlands Handel mit China hatte im Iahre 1908 einen Gesamtwert von 120mill. M., und zwar betrug die Einfuhr aus China 70imll.m. die Ausfuhr nach China 50mill.m. pelzwaren und Felle .... 18ittiii. Itt. Illetallwaren.......12 Xtxitl. Ht. Sesam (eine Ölfrucht zur Bereu Farbwaren.......12 ,, „ tung von Seife, Speiseöl usw.) 15 .. .. Webwaren.......7 Tee..........4 Felle zu Leder......5 Bettfedern........5 Schweinsborsten......4 Seide und Seidengewebe. . . 2 Kampfer und Kampferöle . . 2 Strohbänder zur Hutfabrikation 2 5. fremder Besitz. Einige europäische Mächte haben in China Gebiete als Stützpunkte für ihren Handel und ihre Schiffe erworben. Im Süden des Landes besitzen die Franzosen, die Portugiesen und die Engländer seit längerer Zeit Teile der chinesischen Rüste. fluch in Deutschland hegte man den Wunsch, für die deutschen Schiffe einen eigenen sichern Hafen in den ostasiatischen Gewässern zu besitzen. Da sich nämlich der deutsche Handel in China immer mehr ausbreitete, entstand die Notwendigkeit, die dort wohnenden Angehörigen der deutschen Nation und ihr Eigentum durch die deutsche Kriegsflotte zu schützen. Im Jahre 1898 erwarb deshalb das Deutsche Reich das Gebiet von Kiautschou (etwa so groß wie das Stettiner Haff mit Usedom und Wollin) von China pachtweise auf 99 Jahre. (Es liegt an der Südostseite der Schantung- Halbinsel, unter derselben geographischen Breite wie die Straße von Gibraltar. Während die Häfen des Gelben Meeres trotz ihrer südlichen Lage infolge der Kälte des Wintermonsuns einige Monate im Jahre vereisen, bleibt die Kiautschou-Bucht eisfrei. Der Hauptort des Pachtgebietes, C fing tau, beherrscht die Einfahrt in die Bucht. Die Täler des Berglandes, das sich landeinwärts erhebt, sowie die Niederungen, die sich von der Küste her in das Binnenland erstrecken, sind zum großen Teil mit fruchtbarem Löß bedeckt. Die Eingeborenen beschäftigen sich daher vorwiegend mit Ackerbau. Die Wälder, die früher weite Flächen bedeckten, sind von den Chinesen gerodet worden. Bergbau auf Steinkohlen, an denen das Land reich ist, wurde nämlich von den Chinesen nicht betrieben. Nur das holz der Bäume und Sträucher diente ihnen als Brennstoff. Die deutsche Verwaltung hat aber in den letzten Jahren wieder umfang- reiche Aufforstungen vornehmen lassen. Die Viehzucht bildet ebenfalls einen Erwerbs- zweig der Landbevölkerung. Gezüchtet werden Rinder, vornehmlich als Zugtiere in Lehmann, Erdkunde f. Mittelschulen. 2. Heft. 5

13. Oberstufe A = (7. u. 8. Schulj.) - S. 84

1911 - Halle a. d. Saale : Schroedel
84 Die fremden Erdteile. zeuge, Porzellansachen, Schnitzereien aus Elfenbein, Lackwaren und Tusche in den europäischen Handel. — Binnenhandel und Verkehr werden durch zahlreiche Kanäle gefördert; unter ihnen der rheinlange, leider auf zahlreichen Strecken verfallene Kaiserkanal. Eine raschere Entwicklung der wirtschaftlichen Hilfsquellen und' eine „Europäisierung" der chinesischen Kultur vorausgesetzt, kann China in der Zukunft eins der reichsten und mächtigsten Länder der Erde werden. Der chinesische Außenhandel, im Altertume bereits in hoher Vlüte, nimmt in der Gegenwart trotz der Abgeschlossenheit des Landes und semer Bewohner einen ständigen Ausschwung, gefördert durch die etwa 40 den Fremden geöffneten Plätze und die von N., S. und O. sich vor- schiebenden Eisenbahnen. Hauptwaren der Ausfuhr sind Seide, Tee, der Einfuhr Baumwollengewebe und Opium. Deutschlands Verkehr mit China ist unter den Ländern Europas der ausgedehnteste und umfaßt 1ji des europäischen Gesamtverkehrs. Doch ist unser Land mehr der Handelsvermittler. An der Wareneinfuhr nach China ist Deutschland nur mit 4°/0 (Teerfarbstoffe, Textil- und Eisenwaren), an der Ausfuhr von dort nur mit 3 °/0 (Tee, Seide, Strohborten) beteiligt. Der Kaiser herrscht als „Sohn des Himmels" mit unbeschränkter Gewalt über das Reich. Die Beamten wurden von den Europäern „Mandarinen" genannt. Städte: China ist ein Land der Millionenstädte, deren Ein- wohnerzayl sehr verschieden geschätzt wird. O Peking nördliches Hoflagei^, Residenz des Kaisers. Sein Hafen ist Otientsin. — * Nanking == s. Hoflager, am untern Jängtse. Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie, — G (Schanghai, wichtigster Welthasen Ostasiens, in dem sich Fluß- und Seeverkehr vereinigen. Mittelpunkt des Seiden- und Teehandels. Der rasch steigende'verkehr der Stadt bewältigt mehr als die Hälfte des Verkehrs der chinesischen Vertragshafen überhaupt. — G Kanton, bedeutendste Industrie- stadt des 8. Von den chinesischen Küsteninseln ist Hainau die bedeutendste. Der Einfluß der europäischen Seemächte in Ostasien zeigt sich in den Besitzverhältnissen. Zu der englischen Insel Hongkong bei Canton sind mehrere andere fremdländische Besitzungen gekommen. So mußle die chinesische Regierung Kiautschou an das Deutsche Reich, Port Arthur an Japan abtreten. 3. Die Kiautschou-Vucht. (500 qkm, 32 000 E.) 1. Das Land. Durch Vertrag vom 6. März 1898 hat Deutsch- land, zunächst auf 99 Jahre, die Bucht von Kiautschou „gepachtet". Dieselbe liegt an der Südseite der chinesischen Halbinsel Schantung. Der deutsche Besitz umfaßt die Bai bis zur Hochwassergrenze, die beiderseits des Eingangs vorspringenden Halbinseln, sowie die kleineren, der Bucht vorgelagerten Inseln. Das eigentliche Pachtgebiet, in dem Deutschland vollständig freies Ver- fügungsrecht besitzt, wird halbkreisförmig von einer neutralen Zone umgeben, die 7 100 qkm Fläche besitzt und die entwicklungsfähige Stadt Kiautschou umschließt. Hier darf die chinesische Regierung ohne vorherige Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen treffen.

14. Teil 1 - S. 310

1900 - Essen : Bädeker
310 an regelrechte Thätigkeit zu gewöhnen, muss daher eine unserer Haupt- aufgaben sein und bleiben. Zur Erreichung dieses Zieles trägt die stille Arbeit der Mission sehr viel bei. Nach verschiedenen. 158. Kiautschou. Schon vor dem Jahre 1870 hatte Fürst Bismarck das Bedürfnis erkannt, für die in den ostasiatischen Gewässern verkehrenden deutschen Handels- nnb Kriegsschiffe einen Stützpunkt zu erwerben. Infolge des deutsch-französischen Krieges kamen aber Bismarcks Pläne nicht zur Aus- führung. Doch die fortschreitende Entwickelung unserer Flotte, die größere Ausdehnung unseres Handels und das Aufblühen unserer Schiffahrt im Osten machten die Erwerbung einer Station daselbst zu einer fast unab- weisbaren Notwendigkeit. Wie Rußland in der Amurprovinz, Portugal in der Jnselstadt Macao, England in der Felseninsel Hongkong, Frankreich in seiner Kolonie Tongking und Japan in der Insel Formosa einen Ausgangspunkt zur Wahrung ihrer Interessen sich geschaffen haben, so mußte auch das Deutsche Reich einen unter deutschem Hoheitsrecht stehenden Platz an der ostasiatischen Küste erwerben. Die Ermordung zweier deutschen, katholischen Missionare in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen 1897 gab die äußere Veranlassung, die an der Südküste der chinesischen Provinz Schantung gelegene Bucht von Kiautschou zu besetzen. Als Sühne für die chinesische Frevelthat forderte die deutsche Regierung die strenge Bestrafung der Mörder, eine Entschädigungssumme für die Familien der ermordeten Missionare, Ein- räumung gewisser Vorrechte an Deutschland u. s. w. China erfüllte nicht nur diese Forderungen, sondern überließ auch dem Deutschen Reiche pacht- weise aus 99 Jahre die Kiantschonbucht. Dieses Pachtgebiet von einem Flächeninhalt von ungefähr 300 qkm erstreckt sich auf das ganze innere Becken der Bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner auf die nördlich und südlich vom Eingang der Bucht liegenden Landzungen, sowie auf die innerhalb und vor der Bucht gelegenen Inseln. Hier kommt noch das große Gebiet des sogenannten deutschen Einflusses, das die ganze Bucht in einer Erstreckung von 50 km rings umgiebt. Innerhalb dieser über 7000 qkm großen Zone kann China keine Maßnahmen oder Anordnungen ohne Zustimmung des Deutschen Reichs treffen; auch ist den deutschen Truppen ein Durchmarsch durch diese Zone gestattet. Die Lage der Bucht ist durchaus günstig. Die Wasserfläche über- trifft an Ausdehnung etwas die des Jadebusens, mit dem sie auch in ihrer Form eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Die Bucht ist nach Osten und Süden von Bergketten umgeben. Die Einfahrt kann bei klarem Wetter- leicht gefunden werden. Im Osten sind die mehr als 1000 m hohen Granitfelsen des Lauschan ein weithin sichtbares Wahrzeichen und auch im Westen bilden einige Hügelketten von 2—300 m Höhe ein deutliches Merkmal. — Das Klima gilt als das günstigste an der ganzen chinesischen Küste. Im Winter tritt Frost und Schnee ein, doch soll die Bucht nach den Aussagen der Bewohner den ganzen Winter über fast an allen Stellen eisfrei bleiben. Der deutsche Hafen Tsintau ist zunächst noch ein sehr unbedeutendes Dorf, während die zwar unter chinesischer Verwaltung stehende, aber in dem deutschen Interessengebiete gelegene Stadt Kiautschou

15. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 173

1910 - Leutkirch : Bernklau
— 173 — Chinesen sind begabt, arbeitsam, höflich, genügsam, dabei aber eingebildet, verschmitzt, geldgierig und grausam. Weil sie gerne enge beisammen wohnen, weist China viele volkreiche Städte ans. Die Hauptstadt des Riesenreichs, Peking, nahe an der Nordgrenze gelegen, hat über 1 Million und deren Hafenstadt Tientsin fast 1 Million Einwohner. Den Verkehr mit Europa vermittelt in erster Linie Schanghai (600000 Einwohner), südlich von der Mündung des Jangtsekiang. Die wichtigste Handelsstadt des Südens ist Kanton (1 Million Einwohner). Lößlandschaft mit Höhlenwohnungen. Das deutsche Pachtgebiet Kiautschou. An der Südseite der Halb- insel Schantung im Gelben Meere liegt die Bucht Kiautschou, die vom Deutscheu Reich im Jahre 1897 auf 99 Jahre gepachtet wurde. Die Bucht hat ungefähr die Größe des Bodeltsecs und hinreichend Raum für die größte Flotte. Vom Küstensaume gehören etwa 500 qkm dem Deutschen Reiche. Dazu kommt noch ein neutrales Gebiet, auf dem China ohne Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnung treffen darf. Der Hauptort des Pachtgebietes und zugleich der Sitz der deutschen Verwaltung ist die aufstrebende Seestadt Tsingtau. Die Stadt Kiautschou, 8 km von der Küste, hat 40 000 Einwohner. Das kleine Gebiet in dem kohlenreichen Schantung ist ein wich- tiger Stützpunkt und eine wertvolle Kohlenstation für unsere Kriegs- und Handelsflotte.

16. Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien - S. 342

1904 - Trier : Lintz
342 Die deutschen Kolonien. Deutsch-Südwestafrika ist nur schwach bevölkert. Die Gesamtzahl der Bewohner wird höchstens 200—300000 betragen. Die bedeutendsten Volksstämme sind die H er ero, die zu den Bantuvölkern gehören, sowie die viel schwächlichem und gelb- häutigen Hottentotten, die zusammen mit den Buschmännern eine Völkergruppe für sich bilden. Ferner gibt es noch zahlreiche Bastards, eine Mischrasse von Hottentotten und Kapländern. Die Zahl der Weißen beträgt einschließlich der Schutztruppe schon über 4500. 5. Die Kolonie Kiautschóu. An der Südküste der Halbinsel und chinesischen Provinz Schantung hat das Deutsche Reich i. J. 1898 von China durch Pacht (auf 99 Jahre) die Bucht Kiautschóu erworben, um dort einen Stützpunkt für den deutschen Handel und für die deutsche Marine anzulegen. Die Bucht kann am besten mit dem Jahdebusen an der Nord- seeküste verglichen werden. Sie ist 33 km lang und 26 km breit. Durch die Ablagerungen eines einmündenden Flusses ist zwar ein Teil der Bucht sehr seicht geworden, und die chinesische Stadt gleichen Namens liegt jetzt etwa 8 km vom Ufer entfernt. Die für eine Kriegsflotte verfügbare Wasserfläche von genügender Tiefe beträgt aber 56 qkm. Wichtig ist, daß der Hafen stets eisfrei ist. Auch der Schutz, den G-ebirgshöhen gegen nördliche Winde bieten, ist für die Schiffahrt bedeutungsvoll. Für strategische Zwecke eignet sich die Bucht ganz hervorragend, weil zwei vor- springende Halbinseln, die leicht zu befestigen sind, die Einfahrt stark einengen. Das Pachtgebiet umfaßt einschließlich des Wasserspiegels der Bucht etwa 920 qkm und ist noch von einer neutralen Zone, die 50 km landeinwärts reicht, umgeben. In dieser ist China in allen Anordnungen an die Zustimmung der deutschen Regierung gebunden, während es für das Pachtgebiet auf alle Hoheitsrechte verzichtet hat. Für die deutsche Niederlassung wurde der Ort Tsingtau ausersehen, der mit Hafenanlagen ausgestattet wurde und schon in erfreulicher Entwicklung begriffen ist. Die Schantung- Eisenbahn, welche mehrere Kohlenlager erschließen soll, ist glücklich von Tsingtau bis Tsinau am untern Hoangho fertig- gestellt worden und konnte im März 1904 den Betrieb auf der ganzen Strecke eröffnen. Der Wert des Besitzes von Kiautschóu für den Handel wird dadurch erhöht, daß Schantung eine dicht bevölkerte Provinz mit fast 40 Mill. E. ist und seine Bewohner sich durch ein wohl- gesittetes Betragen, Klugheit, Ordnungsliebe, Arbeitsamkeit und geschäftlichen Sinn auszeichnen. Schantung ist einer der ältesten Sitze der Seidenraupenzucht. Jedes zur Kultur geeignete Plätzchen wird wie im übrigen China sorgfältig bebaut. Von In-

17. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 215

1917 - Leipzig : Freytag
China. — Kiautschou, 215 Hauptstadt Peking durch das breite Tiefland bis zur Mündung des Jangtsekiang geht und etwa zehnmal länger als unser Kaiser-Wilhelm-Kanal ist. Noch Größeres werden aber die Chinesen leisten, sobald die europäische Kultur %:e-mehr Einfluß gewonnen hat. Besonders die Industrie findet hier eine vortreffliche ssecnhe;ti Grundlage zu ihrer Entwicklung; denn China birgt reiche Steinkohlenlager. Der Grund der langen Abgeschlossenheit der Chinesen gegen alles Fremde mag zum Teile in den geographischen Verhältnissen liegen. Das innerasiatische Hochland mit seinen Ausläufern scheidet es von den west- und südasiatischen Kulturstätten und auf das Meer mit seinen gewaltigen Stürmen, den T a i f u n e n, wagte sich der Chinese nicht weit hinaus. Wie die meisten Mongolen, so sind auch die Chinesen vorwiegend Verehrer Religion, des Buddha. Aber die Staatsreligion ist zugleich die des Konfutse, die die Anbetung des Himmels und der Ahnen gebietet. Dieser Ahnenkultus bildet die Grundlage des Familienlebens, in dem sich eine hohe Verehrung für die Eltern wie für das Alter zu erkennen gibt. Der Vater aller Chinesen ist der Kaiser, der Sohn des Himmels, der unumschränkte Beherrscher des Landes. Das jetzige Herrscherhaus gehört dem Stamme der M a n d s c h u an, die im 17. Jahrhundert von Norden erobernd in China einbrachen. Seit dieser Zeit tragen die Chinesen den Zopf. Die Jahrtausende hindurch bewahrte Abgeschlossenheit gegen alles Fremde Handel' ist in der neueren Zeit von der chinesischen Regierung aufgegeben worden. Es wurden zunächst einige Häfen, sogenannte Vertragshäfen, dem Handel geöffnet und die Fremden in mehrere Städte eingelassen. In dem Austausche der Waren spielt leider das Opium eine große Rolle, dessen Genuß viele Tausende der Chinesen zugrunde richtet. Eingeführt werden außerdem Baumwollwaren, Reis und Zucker, ausgeführt dagegen Seide, Tee und Baumwolle. Siedlungen. Das dicht bevölkerte Land zählt mehrere Millionenstädte. Kanton soll angeblich fast zwei Millionen Einwohner haben. Es liegt nahe der Mündung des Sikiang und ist die Hauptstadt Südchinas geworden. Hier knüpften auch die Euroäper ihre Handelsbeziehungen an; auf der Insel Hongkong vor der Mündung des Sikiang errichteten die Engländer die Hafenstadt Viktoria (170 000). An der Mündung dieses Stromes selbst liegt die portugiesische Besitzung Macao. Über eine Million Einwohner hat auch die jetzige Kaiserstadt Peking im Norden. Ihre Hafenstadt ist Tientsin (800000). Bis zur Einwanderung der Mandschu war Nanking (270000) am Jangtsekiang die Residenz des Kaisers. Sie ist zur Zeit noch der Hauptsitz der chinesischen Gelehrsamkeit und Industrie. Hier befinden sich die tee- und seidenreichsten Provinzen, in denen sich ein immer lebhafterer Handel entwickelt und daher zahlreiche Großstädte erblühen, wie Schanghai (650 000), der bedeutendste der Vertragshäfen, Hangtschau (350000) am Südende des Kaiserkanals und Han kau (820000) am Jangtsekiang, das jetzt mit Peking durch eine Eisenbahn verbunden ist. Deutsches Pachtgebiet von Kiautschou. In der chinesischen Provinz Schantung hat das Deutsche Reich 1897 die Um- § 176. gebung der Bucht von Kiautschou als Pachtgebiet erworben. Die Bucht liegt Kiau' an der Südküste der Halbinsel von Schantung unter der Breite der Straße von tschou'

18. Für die 1. Klasse der Mittelschulen - S. 70

1911 - Trier : Lintz
70 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschlands des Innern von China. Die Öffnung einer Anzahl Küstenplätze fin- den Handel mußte von den europäischen Staaten mit Gewalt erzwungen werden. Das Innere von China ist aber dem fremden Handel noch fast vollständig verfchloffen. Nur einige kurze Eisenbahnlinien sind bisher von der Küste aus erbaut worden (wie die Bahn von Tientfin nach Peking, die deutsche Bahn von Tfingtau nach Westschantung [j. Kiautschöu] und die russische Bahn durch die Mandschurei) oder im Bau begriffen. Von künstlichen Wasserstraßen sei der Kaiser-Kanal, der Südchina mit Nordchina verbindet, genannt. Durch die stärkere Entwicklung der Küstenschiffahrt hat er jedoch an Bedeutung verloren. Während China nur widerstrebend in den Handelsverkehr getreten ist, sucht sich Japan, die Bedeutung seiner Meereslage klar erkennend, in rühriger Tätigkeit den ihm zukommenden Anteil am Welthandel und Weltverkehr zu sichern. Die wichtigsten Handels- Plätze an der chinesischen Küste sind Schanghai, Canton, Tientsin, der Hafenplatz für Peking, die englische Stadt Hongkong und die deutsche Stadt T sing tau. China liefert ans den Weltmarkt Haupt sächlich Seide und Seidenwaren, Tee, Baumwolle, Häute und Felle, Bohnen und Bohnenkuchen und Strohgeflechte. Der Handel Japans wird hauptsächlich durch Iokohama, Nagasaki (uaugasaki) und Kobe vermittelt. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind Seide und Seidenwaren, Baumwollwareu, Kupfer, Kohlen, Tee, Zündhölzer und Kampfer. f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland. Das Wirtschaftsreich Ostasieu hat wegen seiner Naturreichtümer und großen Bevölkerung auch für den deutschen Handel eine große Bedeutung. Es ist günstig, daß Deutschland in diesem wichtigen Gebiete, indem es von China das Pachtgebiet Kiautschöu erwarb, sich rechtzeitig einen günstig gelegenen Stützpunkt für die Handels- und Kriegsflotte gesichert hat. Durch Ausführung von Bahnbauten indo- chinesischen Provinz Schantung, Eröffnung von Kohlenbergwerken an diesen Eisenbahnlinien und durch Hinlenkuug des Ausfuhrhandels von Schantung nach der neuen deutschen Hafenstadt Tfingtau hat Deutschland diese Gunst bereits vorteilhaft ausgenutzt. Größere Vorteile dürften sich noch im Laufe der Zeit mit dem wirtschaftlichen Erwachen und Erstarken des Riesenreiches China aus dem Besitz des Stützpunktes Kiautschöu ergeben. Im Dienst des deutschen Handels sind ferner zahlreiche deutsche Handelshäuser tütig, die ihren Sitz in den chinesischen und japanischen Handels- und Hafenstädten, namentlich in Schanghai haben.

19. Europa ohne Deutschland - S. 118

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 118 — Einfluß Jnnerasiens. Die Winter sind sehr kalt, die Sommer heiß, aber infolge des Südmonsuns regenreich. Weizen, Baumwolle und Hülsenfrüchte bringt deshalb der Lößboden reichlich hervor. — In Nord- china liegt die Hauptstadt des chinesischen Reiches, Peking (= Hoflager des Nordens), l1/2 Mill. Einwohner, mit seinem Hafenort Tientsin, 750000 Einw., durch eine Eisenbahn verbunden. Auf der Südseite der Halbinsel Schantung, die sich durch ihre reichen Steinkohlenlager auszeichnet, ist das deutsche Pachtgebiet Kiautschou (tschu) gelegen. Deutsch-Kiautschou. 97. a) Das Land. Deutschland besitzt die Bucht von Kiautschou, die uugefähr die Größe des Bodensees hat, und ein Landgebiet von Abb. 69. Das Pachtgebiet Kiautschou. 501 qkm. In einem Umkreise vou 50 km darf Chiua ohne Deutsch- lauds Genehmigung keinerlei Anordnungen treffen; fremde Nieder- lassungen dürfen hier nicht gegründet werden. — Die Bucht wird von zwei Landzungen eingeschlossen; diese sind von kahlen Gebirgen durchzogen, zwischen denen sich fruchtbare, vorzüglich angebaute Täler und Ebenen ausdehnen. Da Kiautschou zwischen dem 35. und 36. Grad in. Br. liegt (Südspitze Spaniens), ist sein Klima dem Südeuropas ähnlich.

20. Realienbuch - S. 86

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Ii die Südspitze von Afrika nehmen; seit 1869 kürzt aber der Sues- kanal die Fahrzeit bedeutend ab. Lin Brief gelangt von Berlin nach der deutschen Besitzung Kiautschou auf dem Lisenbahnwege über Si- birien in kaum 3, auf dem See- wege über Sues in etwa 6 Wochen. §) handelsorte. Da man im Innenlande den Fremden noch feindlich gesinnt ist, haben die euro- päischen Kaufleute ihre Handels- häuser zumeist an der Küste er- richtet. hier liegen sehr volkreiche Städte, die meist im Rechteck an- gelegt und von einer hohen Mauer umgeben sind. In den engen, un- sauberen Straßen reiht sich Laden an Laden. Weit heraushängende, bunte Firmenschilder zeigen in senk- rechten Schriftreihen die zum ver- kauf gestellten Waren an. Handels- leute, Ausrufer, Handwerker, Arbeiter (Kulis) mit Tragstühlen oder einrädrigen Schubkarren drängen sich auf den Steinplatten der Gassen. Im Süden, dem Lande des Tees, liegt Kanton (900). Ihm gegenüber, auf der den Engländern gehörenden Insel Hongkong ist Viktoria (170) eine für Schiffahrt und Handel wichtige Stadt geworden. Weiter nördlich folgt am Iang-tse-kiang Nanking (260; Baumwollen- stoff!). (Es liegt in einer Landschaft, die gleichfalls reich an Tee und Baumwolle ist. Unweit der Mündung des Stromes ist Schanghai (660) entstanden, das den bedeutendsten Hafen Thinas besitzt. In Nordchina liegt die Hauptstadt Peking (1,6 Will.). Ihr hafenort ist Tientsin (750) am Gelben Meer. 5. Fremder besitz. Einige europäische Mächte haben in Ehina Gebiete als Stützpunkte für ihren Handel und ihre Schiffe erworben. Im Süden des Landes besitzen die Franzosen, die Portugiesen und die Engländer seit längerer Zeit Teile der chinesischen Küste. Ruch in Deutschland hegte man den Wunsch, für die deutschen Schiffe einen eigenen sichern Hafen in den ostasiatischen Gewässern zu besitzen. Da sich nämlich der deutsche Handel in Thina immer mehr ausbreitete, entstand die Notwendigkeit, die dort wohnenden Ungehörigen der deutschen Nation und ihr Eigentum durch die deutsche Kriegsflotte zu schützen. Im Iahre 1898 erwarb deshalb das Deutsche Reich das Gebiet von Kiautschou (etwa so groß wie das Stettiner Haff mit Usedom und Wollin) von China pachtweise auf 99 Iahre. Es liegt an der Südoftseite derschantunghalb- insel, unter derselben geographischen Breite wie die Straße von Gibraltar. Während die Häfen des Gelben Meeres trotz ihrer südlichen Lage infolge der Kälte des Winter- monsuns einigemonats imiahre vereisen, bleibt diekiautschou-Buchteisfrei. Derhauptort des Pachtgebietes, Tsingtau, beherrscht die Einfahrt in die Bucht. Die Täler des Berg- 86 Erdkunde. Straße in Kanton.