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1912 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Hartmann, Moritz, Freundgen, Josef, Kreutzer, Johannes, Dahmen, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuere Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
5. Wichtige Ereignisse während der Negierung Wilhelms Ii.
107
Die Besetzung der Bucht von Kiautschou und der umliegenden Land-strecken im November 1897 war der Ausdruck einer zielbewuten, ruhigen Weltpolitik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der Uber-zeugung, da das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung eines Sttzpunktes bedrfe.
In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland ein Eingangstor zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 330 Millionen Menschen, wie Frankreich ein solches in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne diesen Sttzpunkt wrden deutsche Unternehmungen in China schlielich andern Vlkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke.
Die Gre und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-wendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhngig zu fein, aus-gerstet, mit Lebensmitteln versehen und im Notfalle ausgebessert werden knnen.
Dazu trat noch die Erwgung, da die Festsetzung des Deutschen Reiches iu Kiautschou, wie Bischof Anzer erklrte, als eine Lebensfrage fr das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantung erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den uern Anla zur tatsch-licheu Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem die Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande. Die chinesische Regierung berlie dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Sdschantung gelegene Gebiet vor-lufig auf 99 Jahre pachtweise zur beliebigen Verfgung und verpflichtete sich, in einer Zone von 50 km im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondere einer etwa notwendig werdenden Berichtigung der Wasserlufe kein Hindernis entgegenzusetzen.
Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pacht-dauer im Pachtgebiete keinerlei Hoheitsrechte auszuben, sondern deren Aus-bung ganz der deutschen Regierung berlie, erscheint das Deutsche Reich während der Pachtzeit in diesem Gebiet als souverne Macht. Das Pachtgebiet hat etwa den Umfang eines preuischen Kreises (501 qkm).
Kurz darauf entstand eine kriegerische Verwicklung mit China. Nur gezwungen hatte China seine Hfen den Fremden geffnet, eine groe Partei ist gegen jeden Handels- und andern Verkehr mit fremden Staaten. Von Zeit zu Zeit tritt diese Partei der Boxer durch An-griffe auf die fremden Kaufleute und Missionen an die ffentlichkeit. Bei einem solchen Aufstande wurde im Jahre 1900 der Kaiserlich Deutsche Gesandte in Peking, Freiherr von Ketteler, ermordet, viele Missionen zerstrt. Die chinesische Kaiserfamilie floh aus Peking. Deutsche, sran-zsische, russische, englische und japanische Truppen, unter dem Oberbefehle des deutschen Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee vereinigt, forderten mit bewaffneter Hand Shne fr die frevelhafte Verletzung des Vlkerrechts
1907 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Dahmen, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Schlu.
143
dem nmlichen Tage vermhlte sich Prinz Eitel Friedrich mit der Prinzessin Charlotte von Oldenburg; im Jahre 1905 hatte sich Kronprinz Wilhelm mit der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin vermhlt. Im Juli 1906 wurde das Kaiserpaar durch die Geburt des ersten Enkels erfreut.
Von England hat der Kaiser die Insel Helgoland, die Warte in der Nordsee, gegen Abtretung einiger Besitzungen in Afrika erworben, von den Spaniern durch Kauf die Karolinen; durch Vertrag mit England und den Vereinigten Staaten gingen die wichtigsten Inseln der Samoagruppe in den Besitz des Deutschen Reiches der. Von China wurde 1898 der Hafen von Kiautschou mit seinem Hinterlande auf 99 Jahre gepachtet, um dem deutschen Handel und Gewerbflei ein ent-wicklungsfhiges und militrisch gesichertes Gebiet zu gewinnen.
Die Besetzung der Bucht von Kiantfchou und der umliegenden Land-strecken im November 1897 war der Ausdruck einer zielbewuten, ruhigen Politik. Das Vorgehen der deutschen Regierung entsprang der berzeugung, da das Deutsche Reich in Ostasien in wirtschaftlicher und politischer Beziehung einen Sttzpunkt ntig hatte.
In wirtschaftlicher Beziehung braucht Deutschland eine Eingangstr zu dem riesigen Absatzgebiet des Chinesischen Reiches mit seinen etwa 380 Million Menschen, wie Frankreich solche in Tongking, England in Hongkong und Rußland im Norden Chinas besitzt. Ohne solchen Sttzpunkt wrden deutsche Unternehmungen in China schlielich andern Vlkern mehr zugute kommen als dem deutschen Volke.
Die Gre und der Umfang der deutschen ostasiatischen Handelsinteressen machten daselbst die dauernde Anwesenheit eines deutschen Geschwaders not-wendig. Dieses Geschwader brauchte aber einen Hafen, wo deutsche Schiffe, ohne von dem guten Willen fremder Regierungen abhngig zu sein, aus-gerstet, verproviantiert und im Notfalle ausgebessert werden knnen.
Dazu trat noch die Erwgung, da die Festsetzung des Deutschen Reiches in Kiautschou, wie Bischof Anzer erklrte, als eine Lebensfrage fr das Fortbestehen der chinesischen Mission in Schantung erschien. Die Ermordung zweier katholischer Missionare gab denn auch den uern Anla zur tatsch-lichen Besitzergreifung von Kiautschou. Nachdem diese Besitzergreifung erfolgt war, kam zwischen dem Deutschen Reich und China ein Vertrag zustande, inhaltlich dessen die chinesische Regierung dem Deutschen Reich das auf beiden Seiten des Einganges der Bucht von Kiautschou in Sdschantung belegne, etwa 549 qkm umfassende Gebiet vorlufig auf 99 Jahre pachtweise zur be-liebigen Verfgung berlie und sich verpflichtete, in einer Zone von 50 km im Umkreise rings um die Bucht von Kiautschou keine Anordnungen ohne Zustimmung der deutschen Regierung zu treffen und insbesondre einer etwa notwendig werdenden Regulierung der Wasserlufe kein Hindernis entgegen-zusetzen.
Da sich die chinesische Regierung auch verpflichtete, während der Pacht-dauer im Pachtgebiet keinerlei Hoheitsrechte auszuben, deren Ausbung
1903 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Höhere Lehranstalt, Lehrerinnenseminar, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 411 —
Verwaltung und zum Staudort für das Anslandsbataillvn gewählt
und geht einem lebhaften Aufschwünge entgegen. — Der chinesischen Miß-
wirtschaft ist in jeder Beziehung ein Ende gemacht worden. Die Straßen
»verden geradegelegt und verbreitert, die schmutzigen Pfützen beseitigt, und
für die chinesische Bevölkerung ist ein Krankenhaus errichtet worden. — Außer
Tsintau liegen im deutschen Gebiete und in der neutralen Zone nur kleinere
Ortschaften ohne erheblichen Wert. Die alte, im Verfall begriffene Kreisstadt
Kiautschou liegt 8 km vom Ende der Bai entfernt.
5. Der politische und wirtschaftliche Wert des deutschen
Pachtgebietes. Mit der Erwerbung der Kiautschou-Bucht hat sich Deutsch-
land ein Gebiet gesichert, das einer aussichtsreichen Zukunft entgegengeht, wenn
man auch in verschiedener Beziehung die Erwartungen nicht zu hoch spannen
darf. Wegen seiner außerordentlich dichten Bevölkerung wird das deutsche
Pachtgebiet niemals ein Auswanderungsgebiet oder eine tropische Pflanzungs-
kolonie werden. Der deutsche Bauer und Kleinhändler wird niemals der
Konkurrenz der schlauen, zähen und beispiellos einfachen einheimischen Be-
völkerung gewachsen sein umsomehr, als die Erwerbung von Grund und Boden
große Kosten verursachen dürfte.
Der Wert von Kiautschou ist ausschließlich ein verkehrsgeographischer
und politischer. Die Kiautschou-Bucht, ist, abgesehen von Canton, Schanghai
und Tientsin (Sikiang-, Jangtsekiang- und Peihomündung), den drei gewaltigen
Zugangstoren zum Innern von China, die einzige Bucht an der über 30 Breiten-
grabe langen Küste, die nicht durch lästige Sandbänke versperrt ist und eine
günstige Verbindung mit dem Hinterlands besitzt. Sie ist im nördlichen China
der einzige eisfreie Hafen, gut geschützt vor heftigen Nordwinden und besitzt
eine gute Einfahrt und sicheren Ankergrund. Am User ist Platz für schiffs-
technische Einrichtungen und für Entfaltung einer Handelsstadt. Das Klima
ist für Europäer zuträglich, knüpft man doch an Kiautschou die Hoffnung, daß
die Bucht später zu einem ostasiatischen Luftkurort sich entwickeln wird. Die
Nachbarschaft großer Kohlenlager im Hinterlande, für deren Erschließung Berg-
Werkskonzessionen von der deutschen Regierung erlangt sind, die günstigen Ent-
fernungen und Verbindungen nach den benachbarten Brennpunkten des Verkehrs
(Schanghai 20, Peihomündung und Haupthafen von Korea 24, Japan 30 Stunden
entfernt), die große Nähe von Peking machen das deutsche Pachtgebiet zu einer
wichtigen Flotten- und Kohlenstation in Ostasien, zu einem bedeutungsvollen
Mittelpunkt für deutsche Unternehmungen im Hinterlande und zu einem Stapel-
platz für deutsche Waren. Einen günstigen Stützpunkt in Ostasien gefunden zu
haben, ist für den deutschen Handel um so bedeutungsvoller, als dieser nächst
dem englischen der umfangreichste ist und noch in beständigem Steigen begriffen
ist. — Wenn freilich die Kiautschou-Bucht die an sie gestellten Anforderungen
voll und ganz erfüllen soll, so ist der Ausbau des jetzt ganz verfallenen Ver-
kehrsnetzes eine eiserne Notwendigkeit. Zwei Eisenbahnen, von denen die eine
die südlichen, die andere die nördlichen Kohlenfelder mit der Küste in Ver-
bindung zu setzen hat, müssen gebaut werden. Die erstere muß außerdem über
den Kaiserkanal bis zur großen Zukunftsbahn Hankau-Peking hin verlängert
werden, von der bereits 500 km fertiggestellt sind. Eine Senke, welche das
Bergland der Schantunghalbinsel durchsetzt, besitzt heute bereits einen allerdings
verfallenen Kanal, der, aufs neue ausgebaut, den Seeweg um das von gefähr-
lichen Wirbelwinden bedrohte Kap Schantung abkürzt, an dem 1896 das deutsche
Kanonenboot „Iltis" seinen Untergang fand.
Die deutschen Handelsbeziehungen mit Kiautschou sind gegen-
wartig noch gering, aber in lebhaftem Aufschwung begriffen. 1900 wurden
von dem Pachtgebiet nach dem deutschen Zollgebiet Waren für 99000 M., dar-
unter Strohborten für 80000 M, eingeführt, ausgeführt dorthin für
5,fo Jjml. M., darunter besonders Eisenwaren, Zemente, Möbel und Tischlerwaren.
27*
1903 -
Berlin
: Schnetter
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
177
häufig aus der übervölkerten Heimat aus, wird aber in der Fremde nicht
ansässig, sondern kehrt zurück, wenn er Ersparnisse gemacht hat. Deshalb
haben die Regierungen der Vereinigten Staaten und Australiens die Ein-
wanderung der Kulis verboten. Die Vornehmen bekennen sich zur Vernunft-
religion des Konfutse, die Niedrigen zum Buddhismus. Ihre Kultur ist
uralt und selbständig. Sie sind die Erfinder des Schießpulvers, der Buch-
druckerkunst, des Porzellans, des Kompasses, der chinesischen Tusche. Sie
erbauten den Kaiserkanal und die chinesische Mauer. Da ihr eignes Land
ihnen alle Lebensbedürfnisse bot und ihre Kultur über der der andern Völker
stand, so sahen sie zu ihrem Schaden mit Geringschätzung auf alles Aus-
ländische und nahmen die Errungenschaften der Neuzeit nicht auf. Ihre Kultur
erstarrte und wurde von der abendländischen überflügelt. China blieb das
Land des Zopfes. Es mußte gezwungen werden, bestimmte Häfen deni aus-
wärtigen Handel zu öffnen und Missionaren den Eintritt zu gewähren. Der
Bau der Eisenbahnen beginnt, und die moderne Kultur zieht in China ein.
China ist ein Kaiserreich. Der Kaiser, „der Sohn des Himmels", be-
herrscht unumschränkt „das Reich der Mitte". Die kaiserliche Familie stammt
von den Mandschu ab, die 1644 Peking und China eroberten. Die Beamten
heißen Mandarinen. — China hat 6 Millionenstädte und mehr Großstädte
als irgend ein Land. Die Hauptstadt heißt Peking, ihre Hafenstadt Tientsin.
Die alte Hauptstadt war Nanking. Deren Hafenstadt ist Schanghai, die
Stadt der Europäer. Canton ist die südliche Hafenstadt. Vor der Bucht
von Canton liegt die britische Insel Hongkong mit der Handelsstadt
Hongkong.
Das deutsche Kiautschou.
Das chinesische Reich bildet mit seiner riesigen Bevölkerung einen der
wichtigsten Weltmärkte der Erde. Deshalb hat Deutschland 1898 aus der
Südseite der Halbinsel Schantung auf 99 Jahre das Pachtgebiet Kiautschou
als Stützpunkt unsers Handels mit China, zur Anlegung eines deutschen
Kriegshafens und zur Aufnahme von Kohlen für unsre Schiffe erworben.
Die Hauptstadt dieses Pachtgebietes ist der Freihafen Tsingtau. Es hat eine
Größe von 515 qkm (— Hamburg) und 84 000 Bew. — Im Pachtverträge
hat sich Deutschland aber auch auf der Halbinsel Schantung landeinwärts
in dem Gebiet, das 50 km im Halbkreise um die Bai von Kiautschou herum-
liegt (in „der deutschen Interessensphäre"), einen weiten Einfluß gesichert.
China darf in dieser Zone keine Anordnungen ohne Deutschlands Zustimmung
treffen; Deutschland hat ausschließlich das Recht, in diesem steinkohlenreicheu
Bezirk Kohlenbergwerke anzulegen; ebenso sind ihm Vorrechte beim Bau von
Eisenbahnen eingeräumt worden. Die größte Stadl in der Interessensphäre
ist die Handelsstadt Kiautschou, 10 km von der Bai entfernt.
Die chinesische Mandschurei.
Sie ist das nordöstliche Nebenland Chinas mit der Hauptstadt Muk den.
Die Bewohner heißen Mandschu und sind ein tnugusisches Jägervolk. Nach
der Eroberung Chinas nahmen sie die chinesische Sprache und Kultur au
und verbreiteten sich als Kaufleute, Soldaten, Handwerker über das ganze
Realienbuch Ii. 12
1918 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 34
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
352
Kiautschou.
Regierung die strenge Bestrafung der Mörder, eine Entschädigungssumme für
die Familien der ermordeten Missionare, Einräumung gewisser Vorrechte an
Deutschland usw. China erfüllte nicht nur diese Forderungen, sondern
überließ auch dem Deutschen Reiche pachtweise ans 99 Jahre die Kiautschou-
bucht. Dieses Pachtgebiet von einem Flächeninhalt von ungefähr 300 qkm
erstreckt sich auf das ganze innere Becken der Bucht bis zur Hochwassergrenze,
ferner ans die nördlich und südlich vom Eingang der Bucht liegenden Land-
zungen, sowie ans die innerhalb und vor der Bucht gelegenen Inseln. Hier
kommt noch das große Gebiet des sogenannten deutschen Einflusses, das die
ganze Bucht in einer Erstreckung von 50 km rings umgibt. Innerhalb
dieser über 7000 qkm großen Zone kann China keine Maßnahmen oder
Anordnungen ohne Zustimmung des Deutschen Reichs treffen; auch ist den
deutschen Truppen ein Durchmarsch durch diese Zone gestattet.
Die Lage der Bucht ist durchaus günstig. Die Wasserfläche übertrifft
an Ausdehnung etwa die des Jadebusens, mit dem sie auch in ihrer Form
eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Die Bucht ist nach Osten und Süden von
Bergketten umgeben. Die Einfahrt kann bei klarem Wetter leicht gefunden
werden. Im Osten sind die mehr als 1000 m hohen Granitfelsen des
Lauschan ein weithin sichtbares Wahrzeichen und auch im Westen bilden
einige Hügelketten von 2—300 m Höhe ein deutliches Merkmal. — Das
Klima gilt als das günstigste an der ganzen chinesischen Küste. Im Winter
tritt Frost und Schnee ein, doch soll die Bucht nach den Aussagen der Be-
wohner den ganzen Winter über fast an allen Stellen eisfrei bleiben. Der
deutsche Hafen Tsiutau ist zunächst noch ein sehr unbedeutendes Dorf, während
die zwar unter chinesischer Verwaltung stehende, aber in dem deutschen Interessen-
gebiete gelegene Stadt Kiautschou trotz ihres Rückgangs als Handelsstadt
immerhin gegen 60 000 Einwohner zählt.
Bei der Besetzung des Kiautschougebietes sind in der Hauptsache nur
wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend gewesen; der Hafen ist daher nicht
als Kriegshafen, sondern als Stapelplatz für europäische und chinesische Güter
und als Umladeplatz von der See nach den Adern des Landverkehrs in Aus-
sicht genommen. Mit dem kleinen Geriete hat das Deutsche Reich eine
Pforte zu dem großen, bisher fast unbekannten Hinterlande gewonnen, was
für den deutschen Handel in China von größter Bedeutung ist. Von diesem
Hinterlande und seiner Erschließung hängt es ab, ob der neue Hafen eine
Bedeutung erlangen wird, die über jene einer Kohlenstation und eines Stütz-
punktes der Marine hinausgeht. Nach allem, was man von dem Hinter-
lande von Kiautschou durch Reisen deutscher Forscher erfahren bat, kann man
dem deutschen Hafen nur die beste Zukunft in Aussicht stellen. Von Kiautschou
aus dehnt sich eine gewaltige, fast durch keine Bodenerhebung unterbrochene
Ebene in nördlicher Richtung gner durch die Halbinsel Schantung und die
Provinz Petschili bis nach Peking aus. Die volkreichen Städte und Dörfer^
die man hier in großer Anzahl findet, weisen Wohlhabenheit aus. Wenn,
erst die zahlreichen Erzeugnisse des sehr ergiebigen Landes, wie Kohle, Eisen,
Lebensniittel, Seide, Wolle usw., die seither auf einer Art von Schub-
karren befördert wurden, nach Anlegung von Schienensträngen in kürzester
Zeit von einem Teile des großen Gebietes nach dem andern verfrachtet
werden können, so wird die Provinz Schantung in Handel und Industrie
gewaltig aufblühen. Allerdings wird es bei der Gewohnheit des Chinesen,,
sich gegen alles Fremde abzuschließen, noch große Mühe kosten, ehe man vorr
1904 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
168 Vi. Deutschland als Kolonialmacht.
gebiet, wie Frankreich, Tonking, England, Hongkong und Rußland den
Norden hat. Unsere Einfuhr nach China hat sich seit zehn Jahren ver-
dreifacht. Wir mußten dort analoge Konzessionen wie die anderen Mächte
anstreben. Ohne einen territorialen Stutzpunkt mußte die deutsche
Intelligenz ihre technischen und kommerziellen Kräfte zersplittern und als
Dünger für fremde Äcker dienen, ohne den eigenen Garten zu befruchten.
Die Flottenstation ist aber unbedingt erforderlich, um für Ausrüstung,
Ausbesserung und Verproviantierung der notwendigen Schiffe nicht von
dem guten Willen fremder Regierungen abhängig zu sein. Alle übrigen
Mächte, auch Spanien, Portugal und Holland, haben dort einen eigenen
Boden. Wir mußten dasselbe erreichen, wenn wir nicht eine Macht
zweiten oder dritten Ranges in Ostasien sein wollten. Dazu tritt die
Notwendigkeit des Schutzes der Missionen, deren Vorsteher, Bischof Anzer,
die Festsetzung in Kiautschou für eine Lebensfrage erklärte.
Über die Eisenbahn- und Bergwerkskonzessionen endlich ist Nach-
stehendes bestimmt worden: Die chinesische Regierung hat zugesagt, einer
zu bildenden deutsch-chiuesischen Eisenbahngesellschaft den Bau einer Eisen-
bahn von Kiautschou aus zunächst nordwärts und dann westwärts bis
zum späteren Anschlüsse an das projektierte große Eisenbahnnetz zu über-
tragen. Die Bahn soll so gelegt werden, daß namentlich die im Norden
von Kiautschou gelegenen Kohlenfelder von Weih-sien und Poshan berührt
werden. Die Ausbeutung der Kohlenlager soll deutschen Unternehmern
zugestanden werden. Die chinesische Regierung ist ferner verpflichtet, der
zu bildenden Eisenbahngesellschaft mindestens ebenso günstige Bedingungen
zu gewähren, wie sie irgend eine andere europäisch-chinesische Eisenbahn-
gesellschast in China erhält. Die Berichte zuverlässiger Sachverständiger
und Kenner stimmen darin überein, daß Kiautschou zum merkantilen
Hafenplatze geeignet sei. Der Hafen ist leicht zu verteidigen und gewährt
auch der größten Flotte Unterkunft."
Über die Bedeutung des jetzigen Pachtgebietes äußert sich der be-
rusenste Kenner Schantungs, Freiherr von Richthofen, der bereits vor
30 Jahren der Regierung die Erwerbung von Kiautschou vorschlug,
folgendermaßen: „Wir erblicken in Schantung ein Land, wo unter günstigeu
Bedingungen Ackerbau, Bergbau und Industrie weit über ihren jetzigen
Bestand hinaus entwickelt werden können . . . Wir sehen in Kiautschou
einen Hafen, welcher den Schlüssel zur wirtschaftlichen und kommerziellen
Beherrschung dieses Landes bietet, eine Eingangspforte, von der aus
Eisenbahnen zur Erschließung aller seiner Teile mit Leichtigkeit angelegt,
sowie die wirtschaftliche Hebung des Landes und die kulturelle Förderung
der Bewohner geleitet werden können, und nach welcher bei zielbewußtem
Vorgehen der Verkehr des größten Teils des nördlichen Chinas konver-
gieren muß."
4. Deutsche Kulturarbeit. Trotz der Kürze der Entwicklungszeit
ist schon manches Erfreuliches zu berichten. Mit gewohnter deutscher
Gründlichkeit ist man vorgegangen. Hiervon einige Beispiele. Von
allgemeinem Interesse zunächst war, daß zwischen Schanghai und Kiautschou
alle Wochen ein Dampfer verkehre. Bisher vermittelte den Verkehr
in zweiwöchentlichen Pausen ein Dampfer der Reederei Jebsen in
1904 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Deutsche Kolontalarbeit. 167
die zum Christentum übergetreten waren, kehrte. Die Boxer wurden im
Geheimen von den Mandarinen und der Regierung unterstützt. In dem
Kampfe, den die vereinigten europäischen Mächte gegen China führten,
haben sich die Deutschen durch ihre altberühmte Tapferkeit wieder besonders
ausgezeichnet, sowohl im Kampfe zur See gegen die Taknforts (Kanonen-
boot „Iltis"!), wie anch in den Kämpfen im Binnenlande. Die Deutschen
erlitten während dieser Wirren einen schweren Verlust durch die Ermordung
des deutscheu Gesandten Freiherrn von Ketteler in Peking (am 18. Juni
1900). — Die europäischen Mächte siegten über die Boxer und die
chinesischen Regieruugstrnppen. Der Krieg zeigte aber wiederum recht
deutlich, auf welch schwachen Füßen der chinesische Koloß steht. Das
Gute hat der Krieg gehabt, daß das Ansehen der Ausländer bei den
Chinesen bedeutend gestiegen ist, besonders auch das der Deutscheu, was
der Politischeu, ökonomischen und kommerziellen Entwicklung unseres
Schutzgebietes sehr zu statten kommt.
2. Geographisches. Die Bai von Kiantschon breitet sich an der
Südküste der Halbinsel Schantung aus und wird vom 36." u. Br. und
vom 120. Längengrade ö. v. G. geschnitten; die Einfahrt in die Bucht,
die einen Durchmesser von annähernd 22 km hat, wird von zwei ge-
birgigen Halbinseln, die von Norden und Süden einander gegenübertreten,
bis auf 4000 in eingeengt. Außer diesen beiden Halbinseln gehören zum
unmittelbaren Besitz des Reiches alle vor und in der Bucht gelegenen
Inseln und die gesamte Wasserfläche der Bucht. Das Küstengebiet, das
bis zu einem Halbmesser von 50 km die Bucht umgibt, ist neutrales
deutsches Interessengebiet, in dem China nur mit Zustimmung des
Deutschen Reiches Hoheitsrechte ausüben darf. In diesem Umfange belänft
sich die Gesamtfläche des Pachtgebietes auf 2500 qkm, also fünfmal soviel
als die Fläche des eigentlichen Pachtgebietes.
Abgesehen von dem gebirgigen Eingangstore, sind alle Ufergelände
flach und die Bucht selbst im Hintergrunde versandet. Das Klima Kiant-
schous ist der geschützten Lage wegen mit das gesündeste an der ganzen
chinesischen Ostküste, die Bucht auch im Winter eisfrei. Das Hinterland
ist durchweg waldlos, der Boden aber fleißig bestellt und wird vom Kiaoho
mit seinen Nebenflüssen und mehreren Küstenflüssen entwässert.
Die Provinz Schantung, in der unserer Regierung bedeutsame
Rechte zugestauden worden sind, ist etwa halb so groß wie das Königreich
Preußen und stark bevölkert. Der Hauptreichtum der Provinz, die
übrigens von bedeutender Fruchtbarkeit ist, liegt in den Steinkohlen-
lagern ihrer Berge. Das größte derselben, im Gebiete von Poshan,
dürfte an Umfang dem oberschlesischen Steinkohlengebiete gleichkommen.
3. Bedeutung, über die Gründe, die die deutsche Regierung bei
der Erwerbung der Bai von Kiautschou leiteten, sagte Reichskanzler
Bülow, damals Staatssekretär des Äußeren: „Die Entsendung des Ge-
schwaders nach Kiautschou war nicht eine Improvisation, sondern der
Ausdruck einer reiflich erwogenen, ruhigen und zielbewußten Politik.
Unzweifelhaft würden wir ohne einen territorialen Stützpunkt in Ostasien
in wirtschaftlicher, maritimer und politischer Hinsicht in der Luft schweben.
Wir bedurften einer wirtschaftlichen Eingangstür in das chinesische Absatz-
1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die deutsche Kolonie Kiautschöu.
159
Die deutsche Kolonie Kiautschöu.
An der Südküste der Halbinsel und chinesischen Provinz § 72.
Schantung hat das Deutsche Reich i. J. 1s98 von China durch Pacht Erwerbung,
(auf 99 Jahre) die Bucht Kiautschöu erworben, um dort einen
Stützpunkt für den deutschen Handel und für die deutsche
Marine anzulegen.
Die Bucht kann am besten mit dem Jahdebusen an der Nord- ^ie Bucht von
seekiiste verglichen werden. Sie ist 33 km lang und 26 km breit. ^Seutung.
Durch die Ablagerungen eines einmündenden Flusses ist zwar ein
Teil der Bucht sehr seicht geworden, und die chinesische Stadt
gleichen Namens liegt jetzt etwa 8 km vom Ufer entfernt. Die
für eine Kriegsflotte verfügbare Wasserfläche von genügender Tiefe
beträgt aber 56 qkm. Wichtig ist, daß der Hafen .stets eisfrei
ist. Auch der Schutz, den Gebirgshöhen gegen nördliche Winde
bieten, ist für die Schiffahrt bedeutungsvoll. Für strategische
Zwecke eignet sich die Bucht ganz hervorragend, weil zwei vor-
springende Halbinseln, die leicht zu befestigen sind, die Einfahrt
stark einengen.
Das Pachtgebiet umfaßt einschließlich des Wasserspiegels
der Bucht etwa 920 qkm und ist noch von einer neutralen
Zone, die 50 km landeinwärts reicht, umgeben. In diesem ist
China in allen Anordnungen an die Zustimmung der deutschen
Regierung gebunden, während es für das Pachtgebiet auf alle
Hoheitsrechte verzichtet hat. Für die deutsche Niederlassung wurde
der Ort Tsingtau ausersehen, der mit Hafenanlagen ausgestattet
wurde und schon in erfreulicher Entwicklung begriffen ist. Eine
Eisenbahn, die von Tsingtau nach Tsinan am untern Hoang-ho
gebaut werden und mehrere Kohlenlager aufschließen soll, ist
schon zum Teil, bis zur Stadt Wheisien, fertiggestellt.
Der Wert des Besitzes von Kiautschöu für den Handel wird dadurchdie chinesische
erhöht, daß Schantung eine dicht bevölkerte Provinz mit fast 40 Mill. E. ist Provinz
und seine Bewohner sich durch ein wohlgesittetes Betragen, Klugheit, Ordnungs- Schantung.
liebe, Arbeitsamkeit und geschäftlichen Sinn auszeichnen. Schantung ist einer Erzeugnisse-
der ältesten Sitze der Seidenraupenzucht. Jedes zur Kultur geeignete
Plätzchen wird wie im übrigen China sorgfältig bebaut. Von Industrien hat die
Strohflechterei die meiste Bedeutung. Der Durch gangsh andel, der über
Tsingtau geht, wird auf etwa 20 Mill. Mk. geschätzt.
Das
Pachtgebiet.
Die Stadt
Tsingtau.
uac
6. Nordasien oder das Tiefland von Sibirien.
a) Das Landschaftsbild.
Au das Tiefland von Westturkestan (s. S. 132) setzt sich § 73.
h No das größere Tiefland von Sibirien an. Dieses obertia
umsäumt breit den hochgehobenen zentralen Teil Asiens im Nw
und verschmälert sich nach 0, wohin Mittelasien den letzten Aus-
läufer seiner mächtigen Gebirge, das Stanowoigebirge entsendet.
Dieses weite Ausstrahlen der Faltenbewegung, welche Mittelasien
so großartige Züge aufgedrückt hat, bewirkt, daß der Erdteil nach
Oberflächen-
bau.
1902 -
Berlin
: Heymann
- Autor: Seidel, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
B. Das Schutzgebiet Kiautschou in Mafien.
a) Allgemeine Sefchreibung des Kandes.
Lage und Erwerbungsgeschichte.
Der deutsch-chinesische Handel hat sich in den letzten dreißig Jahren
mehr als verdreifacht. Dennoch ist ihm Englands Handel noch bei
weitem überlegen, und Frankreich wie Rußland machen große An-
strengungen, auch ihrerseits ihre Handelsbeziehungen auszubreiten. Um
gegenüber diesem Wettbewerb bestehen und sich weiter entwickeln zu
können, bedurften die deutschen Interessen eines festen Stützpunktes. Die
chinesische Küste wurde daher von der deutschen Kriegsmarine nach einem
passenden Hafen untersucht, und die Aufmerksamkeit richtete sich schließlich
auf die an der Südküste der Halbinsel Schantung gelegene Kiautschou-
bucht.
Die Ermordung zweier deutschen Missionare seitens einer fanatischen
Volksmenge gab den äußeren Anlaß zur Besetzung der Bucht, nachdem
die mit dem Tsungli Iamen, dem chinesischen Auswärtigen Amt, ein-
geleiteten Verhandlungen wegen Ueberlassung derselben erfolglos gewesen
waren. Jetzt zeigte sich die chinesische Regierung willfähriger. Am
6. März 1898 kam es zum Abschluß eines Vertrages, durch welchen das
gesamte innere Wasserbecken der Kiautschonbucht bis zur Hochwasser-
grenze (einschließlich der Inseln Tschiposchan oder Huangtau und Iintau
oder Potato Island) sowie die beiden seitlich des Eingangs vorspringenden
Halbinseln Lauschan und Huangtau bis zu deren Begrenzung durch ge-
eignete Höhenzüge und außerdem die der Bucht vorgelagerten Inseln
htoloschan und Thsalientau) auf zunächst 99 Jahre an Deutschland ver-
pachtet wurden.
In diesem Gebiete, das etwa 920 qkm einschließlich des Wasserspiegels
der Bucht umfaßt, hat China alle Hoheitsrechte an das Deutsche Reich
übertragen. Aber noch mehr: das eigentliche Pachtgebiet wird halbkreis-
förmig von einer neutralen Zone eingeschlossen, die 50 km in das Landes-
innere sich erstreckt und insgesamt einen Flächenraum von etwa 7100 qkm
1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
192
kahl und flechten die Scheitelhaare zu einem Zopf, der den Nacken herunter-
hängt. Der. Zopf ist das Zeichen der Unterwerfung unter den Kaiser.
6. Religion. Die meisten Chinesen bekennen sich zur Lehre des
Buddha. Andere sind Anhänger der Lehre des Konfuzius, eines chinesischen
Weisen, dessen Hauptsatz lautet: „Tue nur das, was du willst, daß dir
geschieht!" Er fordert die Anbetung des Himmels und die Verehrung der
Ahnen, d. h. der Seelen der Verstorbenen. Wie diese, so werden auch die
Eltern bei den Chinesen hochgeehrt. Der Kaiser nennt sich Sohn des
Himmels und Vater aller Chinesen; er genießt fast göttliche Verehrung
und ist der unumschränkte Beherrscher des Landes.
7. Handel und Verkehr. Bis vor einem halben Jahrhundert war
China den Europäern fast ganz verschlossen, nur einige Küstenstädte dursten
von den Fremden betreten werden. Die Chinesen haßten und verachteten
die Europäer und nannten sie fremde Teufel und rotborstige Barbaren.
In der letzten Zeit aber ist das Land den Fremden geöffnet worden.
Missionare und Kaufleute sind in das Land eingedrungen. Das Christen-
tum hat schon Tausende von Anhängern gewonnen. Auch der Handels-
verkehr hat immer mehr zugenommen. Im Jahre 1900 zwar entstand
ein großer Ausstand der Fremdenfeinde oder Boxer. Sie ermordeten den
deutschen Gesandten in Peking und belagerten die Europäer in dieser
Stadt. Da sandten die Großmächte Europas Truppen nach China, welche
unter dem Oberbefehl des Grasen Waldersee die Aufrührer vertrieben.
8. Städte. Die Hauptstadt des Reiches ist Peking. Sie liegt im
Norden, nicht weit von der Großen Mauer und hat Isis Mill. E.; süd-
östlich davon nach dem Meere hin liegt Tientsin. Früher war Nanking
am Jangtsekiang die Hauptstadt. Es ist noch jetzt der Hauptsitz der Ge-
lehrsamkeit und der Industrie. Das Jangtsetal ist der fruchtbarste und
dichtestbevölkerte Teil des Landes. Zahlreiche Großstädte sind hier entstanden,
wie H ankau und Hang tschau. Der wichtigste Hafen des Jangtse-
gebietes ist Schanghai. Der Hauptort Südchinas ist Kanton; es soll
2 Mill. E. haben und ist die größte Stadt Asiens. Auf der Insel
Honkong besitzen die Engländer die Hafenstadt Viktoria. Eine portu-
giesische Besitzung ist Macao.
9. Kiautschou. Zwischen den Mündungen des Gelben und Blauen
Flusses erstreckt sich die Halbinsel Schantung ins Meer. An der Süd-
küste derselben hat Deutschland die Bucht von Kiautschou als Pachtgebiet
übernommen und hier den Hasen Ts int au angelegt. Derselbe ist für
uns sehr wichtig als Stützpunkt unserer Kriegsschiffe, welche zum Schutze
der Deutschen im fernen Ostasien sich ständig aufhalten. Die Halbinsel
Schantung ist reich an Steinkohlen. Das Pachtgebiet ist 500 qkm groß
und hat 120 000 Bewohner.
10. Die Mandschurei liegt nördlich vom eigentlichen China und
reicht im Norden bis zum Amur. Sie ist ein waldreiches, fruchtbares
Land, das von Nomaden, den Mandschu, bewohnt wird. Der Hauptort
ist Mukden. Wie die Mandschurei, so gehören auch Tibet, Ostturkestan
und die Mongolei dem Namen nach zum Chinesischen Reiche.
1910 -
Halle a. S.
: Schroedel, Pädag. Verl.
- Autor: Wulle, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Seminar
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 207 —
Kiautschou wird darum trotz des im allgemeinen für Europäer ge-
sunden Klimas nie Ziel für Auswanderer werden können. Dagegen
ist es ein wichtiger Stützpunkt des immer mehr sich ausbreitenden
deutsch-chinesischen Handels und der christlichen Mission;
auch kann es durch die Zucht des Maulbeer- und Ailantusspinners
ein eigenes Rohstoffgebiet für unsere Seidenfabriken werdend Der
geräumige Hafen an der Westseite der Bucht wird uns als Flotten-
station die besten Dienste leisten. Endlich ruht seine Bedeutung in
den ausgedehnten Steinkohlenfeldern im S und N der Halbinsel
Schantung. Sie sind durch eine Eisenbahn zugänglich gemacht, die
weiterhin an das Eisenbahnnetz der benachbarten volkreichen Land-
schaften sich anschließen wird. Sie nimmt ihren Ausgang von dem
Hauptorte Tsingtau, welcher an der Außenseite der Bucht liegt
und gegen die Nordweststürme durch das Gebirge der n-en Halb-
insel geschützt ist. Sie führt in einer Länge von 435 km über
Kiautschou zu den Kohlenrevieren von Weihsiön und Peschan bis
Tsinanfu. Durch ein nach Schanghai gelegtes Kabel ist der Anschluß
an das die Erde umspannende Telegraphennetz hergestellt. Die
Schiffsverbindung mit der Heimat wird durch die Dampfer des Nord-
deutschen Lloyd (Anschluß in Schanghai) und die Hamburg-Amerika-
Linie hergestellt. Die Fahrtdauer für Postdampfer beträgt von
Bremerhaven etwa 50 Tage.
Die Handelsbeziehungen Kiautschous sind sehr lebhaft, und die
Ein- und Ausfuhrwerte von Tsingtau waren von allen deutschen
Kolonien 1907 am höchsten. Ausgeführt wurden Erzeugnisse des
Bodens, sodann Seide und Strohgeflechte.
Erwerbung, Verwaltung. Aus Anlaß der Ermordung zweier
deutscher Missionare wurden im November 1897 von einem deutschen
Geschwader Truppen bei Kiautschou gelandet, die das Gebiet besetzten.
Im folgenden Jahre wurde zwischen Deutschland und China ein
Vertrag abgeschlossen, nach welchem das oben angegebene Gebiet mit
allen Hoheitsrechten aus 99 Jahre dem Deutschen Reiche verpachtet
wurde. Die Verwaltung des Pachtgebiets ist dem Reichsmarineamt
übertragen. An der Spitze steht ein höherer Seeoffizier mit dem
Titel Gouverneur, der in Tsingtau^ seinen Sitz hat. Tsingtau
war einst ein Dorf mit Zollhaus, Telegraph und dem Amtsgebäude
des chinesischen Generals. Heute ist es eine aufblühende deutsch-
chinesische Stadt mit Freihafen, Villenviertel, Seebad und einem
deutschen^Postamt (ein zweites befindet sich in der Stadt Kiautschou);
zugleich ist T. Standort des aus Seesoldaten gebildeten Ausland-
bataillons. Die Gouvernementsschule ist nach dem Lehrplan
eines Reformrealgymnasiums eingerichtet.
- ^ ^ dahingehender Versuch ist von bestem Erfolg gekrönt worden. Ein Konsortium Cre-
selber Seidenwebereien hat sich die Förderung der Seidenraupenzucht in Kiautschou angelegen sein
und brmgt nun Fabrikate aus dieser deutschen Chinaseide auf den Markt. Die Kiautschou-
Rohseidenstosse vermögen nach Qualität und Reinheit des Gewebes mit den besten chinesischen
Produkten siegreich zu wetteifern. - Dr. Wunsches Kolonialbilder: Tsingtau, Stadt und Hafen.
1910 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Kiautschou.
65
und Handel wichtige Stadt geworden. Weiter nördlich folgt am Zang-tse-kiang Nan-
king (270; Baumwollenstoff!). Es liegt in einer Landschaft, die gleichfalls reich an
Tee und Baumwolle ist. Unweit der Mündung des Stromes ist Schanghai (650)
entstanden, das den bedeutendsten Hafen Chinas besitzt. In Nordchina liegt die Haupt-
stadt Peking (1,6 Im!.). Ihr Hafenort ist Tientfin (800) am Gelben Meer.
Deutschlands Handel mit China
hatte im Iahre 1908 einen Gesamtwert von 120mill. M., und zwar betrug
die Einfuhr aus China 70imll.m. die Ausfuhr nach China 50mill.m.
pelzwaren und Felle .... 18ittiii. Itt. Illetallwaren.......12 Xtxitl. Ht.
Sesam (eine Ölfrucht zur Bereu Farbwaren.......12 ,, „
tung von Seife, Speiseöl usw.) 15 .. .. Webwaren.......7
Tee..........4
Felle zu Leder......5
Bettfedern........5
Schweinsborsten......4
Seide und Seidengewebe. . . 2
Kampfer und Kampferöle . . 2
Strohbänder zur Hutfabrikation 2
5. fremder Besitz. Einige europäische Mächte haben in China Gebiete als
Stützpunkte für ihren Handel und ihre Schiffe erworben. Im Süden des Landes besitzen
die Franzosen, die Portugiesen und die Engländer seit längerer Zeit Teile der
chinesischen Rüste.
fluch in Deutschland hegte man den Wunsch, für die deutschen Schiffe einen
eigenen sichern Hafen in den ostasiatischen Gewässern zu besitzen. Da sich nämlich der
deutsche Handel in China immer mehr ausbreitete, entstand die Notwendigkeit, die
dort wohnenden Angehörigen der deutschen Nation und ihr Eigentum durch die deutsche
Kriegsflotte zu schützen. Im Jahre 1898 erwarb deshalb das Deutsche Reich das
Gebiet von Kiautschou (etwa so groß wie das Stettiner Haff mit Usedom und Wollin)
von China pachtweise auf 99 Jahre. (Es liegt an der Südostseite der Schantung-
Halbinsel, unter derselben geographischen Breite wie die Straße von Gibraltar.
Während die Häfen des Gelben Meeres trotz ihrer südlichen Lage infolge der Kälte
des Wintermonsuns einige Monate im Jahre vereisen, bleibt die Kiautschou-Bucht
eisfrei. Der Hauptort des Pachtgebietes, C fing tau, beherrscht die Einfahrt in die
Bucht. Die Täler des Berglandes, das sich landeinwärts erhebt, sowie die Niederungen,
die sich von der Küste her in das Binnenland erstrecken, sind zum großen Teil mit
fruchtbarem Löß bedeckt. Die Eingeborenen beschäftigen sich daher vorwiegend mit
Ackerbau. Die Wälder, die früher weite Flächen bedeckten, sind von den Chinesen gerodet
worden. Bergbau auf Steinkohlen, an denen das Land reich ist, wurde nämlich von
den Chinesen nicht betrieben. Nur das holz der Bäume und Sträucher diente ihnen
als Brennstoff. Die deutsche Verwaltung hat aber in den letzten Jahren wieder umfang-
reiche Aufforstungen vornehmen lassen. Die Viehzucht bildet ebenfalls einen Erwerbs-
zweig der Landbevölkerung. Gezüchtet werden Rinder, vornehmlich als Zugtiere in
Lehmann, Erdkunde f. Mittelschulen. 2. Heft. 5
1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
84 Die fremden Erdteile.
zeuge, Porzellansachen, Schnitzereien aus Elfenbein, Lackwaren und Tusche in
den europäischen Handel. — Binnenhandel und Verkehr werden
durch zahlreiche Kanäle gefördert; unter ihnen der rheinlange, leider auf
zahlreichen Strecken verfallene Kaiserkanal.
Eine raschere Entwicklung der wirtschaftlichen Hilfsquellen und' eine
„Europäisierung" der chinesischen Kultur vorausgesetzt, kann China in der
Zukunft eins der reichsten und mächtigsten Länder der Erde
werden.
Der chinesische Außenhandel, im Altertume bereits in hoher
Vlüte, nimmt in der Gegenwart trotz der Abgeschlossenheit des Landes und
semer Bewohner einen ständigen Ausschwung, gefördert durch die etwa 40
den Fremden geöffneten Plätze und die von N., S. und O. sich vor-
schiebenden Eisenbahnen. Hauptwaren der Ausfuhr sind Seide, Tee, der
Einfuhr Baumwollengewebe und Opium.
Deutschlands Verkehr mit China ist unter den Ländern Europas
der ausgedehnteste und umfaßt 1ji des europäischen Gesamtverkehrs. Doch
ist unser Land mehr der Handelsvermittler. An der Wareneinfuhr nach
China ist Deutschland nur mit 4°/0 (Teerfarbstoffe, Textil- und Eisenwaren),
an der Ausfuhr von dort nur mit 3 °/0 (Tee, Seide, Strohborten)
beteiligt.
Der Kaiser herrscht als „Sohn des Himmels" mit unbeschränkter
Gewalt über das Reich. Die Beamten wurden von den Europäern
„Mandarinen" genannt.
Städte: China ist ein Land der Millionenstädte, deren Ein-
wohnerzayl sehr verschieden geschätzt wird. O Peking nördliches Hoflagei^,
Residenz des Kaisers. Sein Hafen ist Otientsin. — * Nanking == s.
Hoflager, am untern Jängtse. Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie, —
G (Schanghai, wichtigster Welthasen Ostasiens, in dem sich Fluß- und
Seeverkehr vereinigen. Mittelpunkt des Seiden- und Teehandels. Der rasch
steigende'verkehr der Stadt bewältigt mehr als die Hälfte des Verkehrs der
chinesischen Vertragshafen überhaupt. — G Kanton, bedeutendste Industrie-
stadt des 8. Von den chinesischen Küsteninseln ist Hainau die bedeutendste.
Der Einfluß der europäischen Seemächte in Ostasien zeigt sich
in den Besitzverhältnissen. Zu der englischen Insel Hongkong bei
Canton sind mehrere andere fremdländische Besitzungen gekommen. So mußle
die chinesische Regierung Kiautschou an das Deutsche Reich, Port Arthur
an Japan abtreten.
3. Die Kiautschou-Vucht.
(500 qkm, 32 000 E.)
1. Das Land. Durch Vertrag vom 6. März 1898 hat Deutsch-
land, zunächst auf 99 Jahre, die Bucht von Kiautschou „gepachtet".
Dieselbe liegt an der Südseite der chinesischen Halbinsel Schantung. Der
deutsche Besitz umfaßt die Bai bis zur Hochwassergrenze, die beiderseits
des Eingangs vorspringenden Halbinseln, sowie die kleineren, der Bucht
vorgelagerten Inseln.
Das eigentliche Pachtgebiet, in dem Deutschland vollständig freies Ver-
fügungsrecht besitzt, wird halbkreisförmig von einer neutralen Zone
umgeben, die 7 100 qkm Fläche besitzt und die entwicklungsfähige Stadt
Kiautschou umschließt. Hier darf die chinesische Regierung ohne vorherige
Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen treffen.
14. Teil 1
- S. 310
1900 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
310
an regelrechte Thätigkeit zu gewöhnen, muss daher eine unserer Haupt-
aufgaben sein und bleiben. Zur Erreichung dieses Zieles trägt die stille
Arbeit der Mission sehr viel bei. Nach verschiedenen.
158. Kiautschou.
Schon vor dem Jahre 1870 hatte Fürst Bismarck das Bedürfnis
erkannt, für die in den ostasiatischen Gewässern verkehrenden deutschen
Handels- nnb Kriegsschiffe einen Stützpunkt zu erwerben. Infolge des
deutsch-französischen Krieges kamen aber Bismarcks Pläne nicht zur Aus-
führung. Doch die fortschreitende Entwickelung unserer Flotte, die größere
Ausdehnung unseres Handels und das Aufblühen unserer Schiffahrt im
Osten machten die Erwerbung einer Station daselbst zu einer fast unab-
weisbaren Notwendigkeit. Wie Rußland in der Amurprovinz, Portugal
in der Jnselstadt Macao, England in der Felseninsel Hongkong, Frankreich
in seiner Kolonie Tongking und Japan in der Insel Formosa einen
Ausgangspunkt zur Wahrung ihrer Interessen sich geschaffen haben, so
mußte auch das Deutsche Reich einen unter deutschem Hoheitsrecht stehenden
Platz an der ostasiatischen Küste erwerben.
Die Ermordung zweier deutschen, katholischen Missionare in der
Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen 1897 gab die äußere Veranlassung,
die an der Südküste der chinesischen Provinz Schantung gelegene Bucht
von Kiautschou zu besetzen. Als Sühne für die chinesische Frevelthat
forderte die deutsche Regierung die strenge Bestrafung der Mörder, eine
Entschädigungssumme für die Familien der ermordeten Missionare, Ein-
räumung gewisser Vorrechte an Deutschland u. s. w. China erfüllte nicht
nur diese Forderungen, sondern überließ auch dem Deutschen Reiche pacht-
weise aus 99 Jahre die Kiantschonbucht. Dieses Pachtgebiet von einem
Flächeninhalt von ungefähr 300 qkm erstreckt sich auf das ganze innere
Becken der Bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner auf die nördlich und
südlich vom Eingang der Bucht liegenden Landzungen, sowie auf die
innerhalb und vor der Bucht gelegenen Inseln. Hier kommt noch das
große Gebiet des sogenannten deutschen Einflusses, das die ganze Bucht
in einer Erstreckung von 50 km rings umgiebt. Innerhalb dieser über
7000 qkm großen Zone kann China keine Maßnahmen oder Anordnungen
ohne Zustimmung des Deutschen Reichs treffen; auch ist den deutschen
Truppen ein Durchmarsch durch diese Zone gestattet.
Die Lage der Bucht ist durchaus günstig. Die Wasserfläche über-
trifft an Ausdehnung etwas die des Jadebusens, mit dem sie auch in
ihrer Form eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Die Bucht ist nach Osten und
Süden von Bergketten umgeben. Die Einfahrt kann bei klarem Wetter-
leicht gefunden werden. Im Osten sind die mehr als 1000 m hohen
Granitfelsen des Lauschan ein weithin sichtbares Wahrzeichen und auch
im Westen bilden einige Hügelketten von 2—300 m Höhe ein deutliches
Merkmal. — Das Klima gilt als das günstigste an der ganzen chinesischen
Küste. Im Winter tritt Frost und Schnee ein, doch soll die Bucht nach
den Aussagen der Bewohner den ganzen Winter über fast an allen Stellen
eisfrei bleiben. Der deutsche Hafen Tsintau ist zunächst noch ein sehr
unbedeutendes Dorf, während die zwar unter chinesischer Verwaltung
stehende, aber in dem deutschen Interessengebiete gelegene Stadt Kiautschou
1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
— 173 —
Chinesen sind begabt, arbeitsam, höflich, genügsam, dabei aber eingebildet,
verschmitzt, geldgierig und grausam. Weil sie gerne enge beisammen
wohnen, weist China viele volkreiche Städte ans. Die Hauptstadt des
Riesenreichs, Peking, nahe an der Nordgrenze gelegen, hat über 1 Million
und deren Hafenstadt Tientsin fast 1 Million Einwohner. Den
Verkehr mit Europa vermittelt in erster Linie Schanghai (600000
Einwohner), südlich von der Mündung des Jangtsekiang. Die wichtigste
Handelsstadt des Südens ist Kanton (1 Million Einwohner).
Lößlandschaft mit Höhlenwohnungen.
Das deutsche Pachtgebiet Kiautschou. An der Südseite der Halb-
insel Schantung im Gelben Meere liegt die Bucht Kiautschou,
die vom Deutscheu Reich im Jahre 1897 auf 99 Jahre gepachtet
wurde. Die Bucht hat ungefähr die Größe des Bodeltsecs und hinreichend
Raum für die größte Flotte. Vom Küstensaume gehören etwa 500 qkm
dem Deutschen Reiche. Dazu kommt noch ein neutrales Gebiet, auf dem
China ohne Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnung treffen darf.
Der Hauptort des Pachtgebietes und zugleich der Sitz der
deutschen Verwaltung ist die aufstrebende Seestadt Tsingtau.
Die Stadt Kiautschou, 8 km von der Küste, hat 40 000 Einwohner.
Das kleine Gebiet in dem kohlenreichen Schantung ist ein wich-
tiger Stützpunkt und eine wertvolle Kohlenstation für unsere Kriegs-
und Handelsflotte.
1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
342
Die deutschen Kolonien.
Deutsch-Südwestafrika ist nur schwach bevölkert. Die
Gesamtzahl der Bewohner wird höchstens 200—300000 betragen.
Die bedeutendsten Volksstämme sind die H er ero, die zu den
Bantuvölkern gehören, sowie die viel schwächlichem und gelb-
häutigen Hottentotten, die zusammen mit den Buschmännern
eine Völkergruppe für sich bilden. Ferner gibt es noch zahlreiche
Bastards, eine Mischrasse von Hottentotten und Kapländern.
Die Zahl der Weißen beträgt einschließlich der Schutztruppe
schon über 4500.
5. Die Kolonie Kiautschóu.
An der Südküste der Halbinsel und chinesischen Provinz
Schantung hat das Deutsche Reich i. J. 1898 von China durch
Pacht (auf 99 Jahre) die Bucht Kiautschóu erworben, um dort
einen Stützpunkt für den deutschen Handel und für die deutsche
Marine anzulegen.
Die Bucht kann am besten mit dem Jahdebusen an der Nord-
seeküste verglichen werden. Sie ist 33 km lang und 26 km breit.
Durch die Ablagerungen eines einmündenden Flusses ist zwar
ein Teil der Bucht sehr seicht geworden, und die chinesische Stadt
gleichen Namens liegt jetzt etwa 8 km vom Ufer entfernt. Die
für eine Kriegsflotte verfügbare Wasserfläche von genügender Tiefe
beträgt aber 56 qkm. Wichtig ist, daß der Hafen stets eisfrei
ist. Auch der Schutz, den G-ebirgshöhen gegen nördliche Winde
bieten, ist für die Schiffahrt bedeutungsvoll. Für strategische
Zwecke eignet sich die Bucht ganz hervorragend, weil zwei vor-
springende Halbinseln, die leicht zu befestigen sind, die Einfahrt
stark einengen.
Das Pachtgebiet umfaßt einschließlich des Wasserspiegels
der Bucht etwa 920 qkm und ist noch von einer neutralen Zone,
die 50 km landeinwärts reicht, umgeben. In dieser ist China in
allen Anordnungen an die Zustimmung der deutschen Regierung
gebunden, während es für das Pachtgebiet auf alle Hoheitsrechte
verzichtet hat. Für die deutsche Niederlassung wurde der Ort
Tsingtau ausersehen, der mit Hafenanlagen ausgestattet wurde
und schon in erfreulicher Entwicklung begriffen ist. Die Schantung-
Eisenbahn, welche mehrere Kohlenlager erschließen soll, ist
glücklich von Tsingtau bis Tsinau am untern Hoangho fertig-
gestellt worden und konnte im März 1904 den Betrieb auf der
ganzen Strecke eröffnen.
Der Wert des Besitzes von Kiautschóu für den Handel wird
dadurch erhöht, daß Schantung eine dicht bevölkerte Provinz
mit fast 40 Mill. E. ist und seine Bewohner sich durch ein wohl-
gesittetes Betragen, Klugheit, Ordnungsliebe, Arbeitsamkeit und
geschäftlichen Sinn auszeichnen. Schantung ist einer der ältesten
Sitze der Seidenraupenzucht. Jedes zur Kultur geeignete
Plätzchen wird wie im übrigen China sorgfältig bebaut. Von In-
1917 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
China. — Kiautschou,
215
Hauptstadt Peking durch das breite Tiefland bis zur Mündung des Jangtsekiang geht und etwa zehnmal länger als unser Kaiser-Wilhelm-Kanal ist.
Noch Größeres werden aber die Chinesen leisten, sobald die europäische Kultur %:e-mehr Einfluß gewonnen hat. Besonders die Industrie findet hier eine vortreffliche ssecnhe;ti Grundlage zu ihrer Entwicklung; denn China birgt reiche Steinkohlenlager.
Der Grund der langen Abgeschlossenheit der Chinesen gegen alles Fremde mag zum Teile in den geographischen Verhältnissen liegen. Das innerasiatische Hochland mit seinen Ausläufern scheidet es von den west- und südasiatischen Kulturstätten und auf das Meer mit seinen gewaltigen Stürmen, den T a i f u n e n, wagte sich der Chinese nicht weit hinaus.
Wie die meisten Mongolen, so sind auch die Chinesen vorwiegend Verehrer Religion, des Buddha. Aber die Staatsreligion ist zugleich die des Konfutse, die die Anbetung des Himmels und der Ahnen gebietet. Dieser Ahnenkultus bildet die Grundlage des Familienlebens, in dem sich eine hohe Verehrung für die Eltern wie für das Alter zu erkennen gibt. Der Vater aller Chinesen ist der Kaiser, der Sohn des Himmels, der unumschränkte Beherrscher des Landes.
Das jetzige Herrscherhaus gehört dem Stamme der M a n d s c h u an, die im 17. Jahrhundert von Norden erobernd in China einbrachen. Seit dieser Zeit tragen die Chinesen den Zopf.
Die Jahrtausende hindurch bewahrte Abgeschlossenheit gegen alles Fremde Handel' ist in der neueren Zeit von der chinesischen Regierung aufgegeben worden. Es wurden zunächst einige Häfen, sogenannte Vertragshäfen, dem Handel geöffnet und die Fremden in mehrere Städte eingelassen. In dem Austausche der Waren spielt leider das Opium eine große Rolle, dessen Genuß viele Tausende der Chinesen zugrunde richtet. Eingeführt werden außerdem Baumwollwaren, Reis und Zucker, ausgeführt dagegen Seide, Tee und Baumwolle.
Siedlungen.
Das dicht bevölkerte Land zählt mehrere Millionenstädte. Kanton soll angeblich fast zwei Millionen Einwohner haben. Es liegt nahe der Mündung des Sikiang und ist die Hauptstadt Südchinas geworden. Hier knüpften auch die Euroäper ihre Handelsbeziehungen an; auf der Insel Hongkong vor der Mündung des Sikiang errichteten die Engländer die Hafenstadt Viktoria (170 000).
An der Mündung dieses Stromes selbst liegt die portugiesische Besitzung Macao.
Über eine Million Einwohner hat auch die jetzige Kaiserstadt Peking im Norden. Ihre Hafenstadt ist Tientsin (800000). Bis zur Einwanderung der Mandschu war Nanking (270000) am Jangtsekiang die Residenz des Kaisers.
Sie ist zur Zeit noch der Hauptsitz der chinesischen Gelehrsamkeit und Industrie.
Hier befinden sich die tee- und seidenreichsten Provinzen, in denen sich ein immer lebhafterer Handel entwickelt und daher zahlreiche Großstädte erblühen, wie Schanghai (650 000), der bedeutendste der Vertragshäfen, Hangtschau (350000) am Südende des Kaiserkanals und Han kau (820000) am Jangtsekiang, das jetzt mit Peking durch eine Eisenbahn verbunden ist.
Deutsches Pachtgebiet von Kiautschou.
In der chinesischen Provinz Schantung hat das Deutsche Reich 1897 die Um- § 176. gebung der Bucht von Kiautschou als Pachtgebiet erworben. Die Bucht liegt Kiau' an der Südküste der Halbinsel von Schantung unter der Breite der Straße von tschou'
1911 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
70 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschlands
des Innern von China. Die Öffnung einer Anzahl Küstenplätze fin-
den Handel mußte von den europäischen Staaten mit Gewalt erzwungen
werden. Das Innere von China ist aber dem fremden Handel noch
fast vollständig verfchloffen. Nur einige kurze Eisenbahnlinien sind
bisher von der Küste aus erbaut worden (wie die Bahn von Tientfin
nach Peking, die deutsche Bahn von Tfingtau nach Westschantung
[j. Kiautschöu] und die russische Bahn durch die Mandschurei) oder im
Bau begriffen. Von künstlichen Wasserstraßen sei der Kaiser-Kanal,
der Südchina mit Nordchina verbindet, genannt. Durch die stärkere
Entwicklung der Küstenschiffahrt hat er jedoch an Bedeutung
verloren. Während China nur widerstrebend in den Handelsverkehr
getreten ist, sucht sich Japan, die Bedeutung seiner Meereslage klar
erkennend, in rühriger Tätigkeit den ihm zukommenden Anteil am
Welthandel und Weltverkehr zu sichern. Die wichtigsten Handels-
Plätze an der chinesischen Küste sind Schanghai, Canton, Tientsin,
der Hafenplatz für Peking, die englische Stadt Hongkong und die
deutsche Stadt T sing tau. China liefert ans den Weltmarkt Haupt
sächlich Seide und Seidenwaren, Tee, Baumwolle, Häute und Felle,
Bohnen und Bohnenkuchen und Strohgeflechte. Der Handel Japans
wird hauptsächlich durch Iokohama, Nagasaki (uaugasaki) und Kobe
vermittelt. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind Seide und
Seidenwaren, Baumwollwareu, Kupfer, Kohlen, Tee, Zündhölzer
und Kampfer.
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Das Wirtschaftsreich Ostasieu hat wegen seiner Naturreichtümer und
großen Bevölkerung auch für den deutschen Handel eine große
Bedeutung. Es ist günstig, daß Deutschland in diesem wichtigen
Gebiete, indem es von China das Pachtgebiet Kiautschöu erwarb,
sich rechtzeitig einen günstig gelegenen Stützpunkt für die Handels- und
Kriegsflotte gesichert hat. Durch Ausführung von Bahnbauten indo-
chinesischen Provinz Schantung, Eröffnung von Kohlenbergwerken
an diesen Eisenbahnlinien und durch Hinlenkuug des Ausfuhrhandels
von Schantung nach der neuen deutschen Hafenstadt Tfingtau hat
Deutschland diese Gunst bereits vorteilhaft ausgenutzt. Größere
Vorteile dürften sich noch im Laufe der Zeit mit dem wirtschaftlichen
Erwachen und Erstarken des Riesenreiches China aus dem Besitz des
Stützpunktes Kiautschöu ergeben. Im Dienst des deutschen Handels
sind ferner zahlreiche deutsche Handelshäuser tütig, die ihren Sitz
in den chinesischen und japanischen Handels- und Hafenstädten, namentlich
in Schanghai haben.
1913 -
Frankfurt a.M. [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G., Eisenhuth, Chr.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Einfluß Jnnerasiens. Die Winter sind sehr kalt, die Sommer heiß,
aber infolge des Südmonsuns regenreich. Weizen, Baumwolle und
Hülsenfrüchte bringt deshalb der Lößboden reichlich hervor. — In Nord-
china liegt die Hauptstadt des chinesischen Reiches, Peking (= Hoflager
des Nordens), l1/2 Mill. Einwohner, mit seinem Hafenort Tientsin,
750000 Einw., durch eine Eisenbahn verbunden. Auf der Südseite
der Halbinsel Schantung, die sich durch ihre reichen Steinkohlenlager
auszeichnet, ist das deutsche Pachtgebiet Kiautschou (tschu) gelegen.
Deutsch-Kiautschou.
97. a) Das Land. Deutschland besitzt die Bucht von Kiautschou, die
uugefähr die Größe des Bodensees hat, und ein Landgebiet von
Abb. 69. Das Pachtgebiet Kiautschou.
501 qkm. In einem Umkreise vou 50 km darf Chiua ohne Deutsch-
lauds Genehmigung keinerlei Anordnungen treffen; fremde Nieder-
lassungen dürfen hier nicht gegründet werden. — Die Bucht wird von zwei
Landzungen eingeschlossen; diese sind von kahlen Gebirgen durchzogen,
zwischen denen sich fruchtbare, vorzüglich angebaute Täler und Ebenen
ausdehnen. Da Kiautschou zwischen dem 35. und 36. Grad in. Br.
liegt (Südspitze Spaniens), ist sein Klima dem Südeuropas ähnlich.
1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Ii
die Südspitze von Afrika nehmen;
seit 1869 kürzt aber der Sues-
kanal die Fahrzeit bedeutend ab.
Lin Brief gelangt von Berlin nach
der deutschen Besitzung Kiautschou
auf dem Lisenbahnwege über Si-
birien in kaum 3, auf dem See-
wege über Sues in etwa 6 Wochen.
§) handelsorte. Da man
im Innenlande den Fremden noch
feindlich gesinnt ist, haben die euro-
päischen Kaufleute ihre Handels-
häuser zumeist an der Küste er-
richtet. hier liegen sehr volkreiche
Städte, die meist im Rechteck an-
gelegt und von einer hohen Mauer
umgeben sind. In den engen, un-
sauberen Straßen reiht sich Laden
an Laden. Weit heraushängende,
bunte Firmenschilder zeigen in senk-
rechten Schriftreihen die zum ver-
kauf gestellten Waren an. Handels-
leute, Ausrufer, Handwerker, Arbeiter (Kulis) mit Tragstühlen oder einrädrigen
Schubkarren drängen sich auf den Steinplatten der Gassen. Im Süden, dem Lande
des Tees, liegt Kanton (900). Ihm gegenüber, auf der den Engländern gehörenden
Insel Hongkong ist Viktoria (170) eine für Schiffahrt und Handel wichtige Stadt
geworden. Weiter nördlich folgt am Iang-tse-kiang Nanking (260; Baumwollen-
stoff!). (Es liegt in einer Landschaft, die gleichfalls reich an Tee und Baumwolle
ist. Unweit der Mündung des Stromes ist Schanghai (660) entstanden, das
den bedeutendsten Hafen Thinas besitzt. In Nordchina liegt die Hauptstadt Peking
(1,6 Will.). Ihr hafenort ist Tientsin (750) am Gelben Meer.
5. Fremder besitz. Einige europäische Mächte haben in Ehina Gebiete als
Stützpunkte für ihren Handel und ihre Schiffe erworben. Im Süden des Landes
besitzen die Franzosen, die Portugiesen und die Engländer seit längerer Zeit
Teile der chinesischen Küste.
Ruch in Deutschland hegte man den Wunsch, für die deutschen Schiffe einen
eigenen sichern Hafen in den ostasiatischen Gewässern zu besitzen. Da sich nämlich der
deutsche Handel in Thina immer mehr ausbreitete, entstand die Notwendigkeit, die
dort wohnenden Ungehörigen der deutschen Nation und ihr Eigentum durch die deutsche
Kriegsflotte zu schützen. Im Iahre 1898 erwarb deshalb das Deutsche Reich das
Gebiet von Kiautschou (etwa so groß wie das Stettiner Haff mit Usedom und Wollin)
von China pachtweise auf 99 Iahre. Es liegt an der Südoftseite derschantunghalb-
insel, unter derselben geographischen Breite wie die Straße von Gibraltar. Während
die Häfen des Gelben Meeres trotz ihrer südlichen Lage infolge der Kälte des Winter-
monsuns einigemonats imiahre vereisen, bleibt diekiautschou-Buchteisfrei. Derhauptort
des Pachtgebietes, Tsingtau, beherrscht die Einfahrt in die Bucht. Die Täler des Berg-
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Erdkunde.
Straße in Kanton.