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1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Scheer, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ii. Das Westelbische Tiefland.
Ist die Ablagerung so hoch, daß sie über das Meer oder den Flußspiegel
hinausragt, so wird sie durch Dämme oder Deiche gegen die Meeresfluten
geschützt. Das äußerst fruchtbare Land hinter diesen Dämmen heißt Marsch-
land ibild 40). Der Saum der festländischen Küste von Holland bis Schleswig-
Holstein gehört den Marschen an. Die weiten, durch Getreideäcker unter-
brochenen Wiesenfluren sind von weidenden Herden belebt. Kanäle durch-
ziehen das Land und sind mit dem Meere durch Schleusen verbunden.
Wälder und Quellen fehlen der Marschlandschaft.
Vor der Elbmündung, 50 km vom Festlande entfernt, erheben sich die Sand-
steinselsen der Insel Helgoland (Buntbild). Sie steigt 60 m über das Meer
und hat in der Oberflächengestaltuug die Form eines Dreiecks. An den Felsen
arbeitet unablässig das Meer, und die deutsche Regierung schützt die Insel
durch starke Bollwerke und Mauern gegen die nagenden Wogen. Helgoland
war bis 1890 eine englische Insel. Das Dentsche Reich tauschte sie in diesem
Jahre gegeu Sansibar (Deutsch-Ostafrika) aus. So wurde Helgoland deutsch.
Die Insel ist, nachdem sie befestigt wurde, ein wichtiger Stützpunkt unserer
Kriegsflotte.
Die Helgoländer führen eine grün-weiß-rote Landesflagge; denn: „Grün
ist das Land, rot ist die Kant', weiß ist der Sand. Das ist die Flagge
von Helgoland."
bj Leuchttürme. Feuerschiffe. Rettungsstationen.
Inseln, Watten und Untiefen bilden an der Nord- und Ostseeküste eine
große Gefahr für die Schiffer, besonders während der Nacht. Deshalb sind an
gefährlichen Stellen der Küste Leuchttürme errichtet. Ost stehen sie weit vom
Lande entfernt, von den gewaltigen Meereswogen umbraust. Den Warnungs-
dienst in dem Leuchtturme versieht der Turmwächter. Das Licht selbst, meist
elektrisch, wird durch große Hohlspiegel und Linsen verstärkt, so daß die Licht-
strahlen weit auf das Meer hinaus fallen. Damit die einzelnen Leuchttürme
an ihrem Licht erkannt werden können, läßt man diefes ganz verschieden auf-
flammen. In dem einen Leuchtturm wird das Licht durch buute Scheiben ver-
schieden gefärbt (Wechselfeuer), in einem zweiten schiebt sich in bestimmten Zeiten
vor das Licht ein Blechschirm, so daß es für einige Augenblicke unsichtbar wird
(Blinkfeuer). An der deutschen Nordseeküste sind rund 30 Leuchttürme errichtet.
An tiefen Stellen des Meeres und in Flußmündungen (Elb- und Weser-
mündung) lassen sich Leuchttürme nicht anlegen. Dort wird das Warnuugslicht
von fest verankerten eisernen Schiffen, den Feuer- oder Leuchtschiffen, in das
Meer hinausgestrahlt. In der Elbmündung liegen sechs, in der Wefermünduug
vier Feuerschiffe.
Der Sturm treibt aber oft Seeschiffe gegen die Küste. In den wilden
Wogen gehorcht dann das Schiff dem Steuer nicht mehr; machtlos steht der
Schiffsführer den entfesselten Naturgewalten gegenüber, die sein Fahrzeug auf
den Wellenkamm heben und es im uächsten Augenblick in die Tiefe versenken
oder an Felsklippen schleudern. Hunderte von Schiffen und Menschenleben
sind den Meeresstürmen.an den Küsten der Nord- und Ostsee schon zum Opfer
4*
1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Eichrodt, Hellmut, Walter, M., Lauer, K., Fritz, Otto, Ruska, J., Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Ischler, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
81
Kampf mit der See sind sie ein wetterhartes, seetüchtiges Volk geworden, das
unserer Handels- and Kriegsflotte treffliche Matrosen liefert.
6. Gefahren und Schutz der Schiffahrt. Der Schiffahrt drohen auf der Nordsee viele
Gefahren. Bei Stürmen treiben die Schiffe oft auf die flachen Sandbänke des Watten-
meeres, wo sie stranden. Nicht leicht ist es, sich bei Nebel durch das Gewirr der seichten
und fahrbaren Stellen des Wattenmeeres zurechtzufinden. Die Lotsen, denen das Fahr-
wasser genau bekannt ist, fahren darum den ankommenden großen Seeschiffen weit hin-
aus entgegen und leiten sie sicher in den Hafen. Die Fahrrinnen find durch besondere
Seezeichen kenntlich gemacht. Man verankert an den weniger tiefen Seiten der
Rinne Seetonnen. Das sind leere Fässer oder Kästen aus Eisen oder Holz. Die
„rote Tonne" zeigt dem Seemann die Einfahrt zur Elbe, die mit einem großen
Schlüssel, dem Bremer Wappen, bemalte „S ch l ü f s e l t o n n e" kündet die Mündung der
Weser an, und vor dem Jadebusen (preußisch) schwimmt die schwarzweiße Adlertonne.
Kleinere Tonnen reihen sich längs des Fahrwassers aneinander wie die Meilensteine an
den Landstraßen. Auf besonders gefährlichen Sandbänken und Untiefen errichtet man
sogenannte Baken. Das sind feste Balkengerüste, die zur Unterscheidung der Örtlich-
keiten verschieden gestaltet sind. Die eine gleicht einer Pyramide, die andere einer
Windmühle usw. Nachts sind sie beleuchtet. Wegweiser für den Seemann sind auch die
feuerrot angestrichenen Leuchtschiffe, die an wichtigen Stellen verankert liegen. Bei
Nebel feuern die Wächter Kanonenschüsse ab, um die Schiffer zu warnen. An allen
gefährlichen Punkten der Küste sind Leuchttürme errichtet. Das meist elektrische
Licht wird durch Spiegel verstärkt. Um die Verwechslung mit einem Stern zu ver-
meiden, bringt man durch ein Uhrwerk das Leuchtfeuer fortwährend znm Erlöschen
und Aufleuchten. Durch verschiedene Färbung zeigt das Licht dem Seemann auch an,
in welcher Gegend des Meeres er sich befindet. Trotz aller Signale ist es aber den
Schiffen bei stürmischem Wetter und dichtem Nebel nicht immer möglich, sich von den
gefährlichen Stellen fernzuhalten. Alljährlich gehen an der Nordfeeküste zahlreiche
Fahrzeuge unter. Zur Rettung der Mannschaften der gestrandeten Schiffe hat man an
den deutschen Küsten mehr als 100 Rettungsstationen errichtet.
7. Die Nordseehäfen. Für unsern Weltverkehr ist die Nordfeeküste zwischen
Dollart und Elbmündung von der größten Bedeutung. Ohne diese Küstenstrecke
wäre Deutschland vom Welthandel nahezu ausgeschlossen. Am Unterlauf der
Weser und Elbe entstanden die mächtigsten Seestädte des Reiches. Von
hier aus bringen unsere Handelsschiffe die Erzeugnisse der deutschen Industrie
Realienbuch für Volksschule», Bd. I. a. 6
1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Wolkenhauer, Wilhelm, Tronnier, Richard, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Bremen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
A. Von Hamburg nach Southampton.
11
12 und 13. Der Rote Sand-Leuchtturm an der Wesermündung bei Bremerhaven und
Durchschnittszeichnung davon.
Der Leuchtturm"ruht auf einem mit Mauerwerk gefüllten eisernen Zylinder und wird durch eine
Faschinenpackung von auhen her gesichert. Der Turm besitzt ein festes Feuer, das alle Minuten durch
einen stärkeren Lichtblitz von 5 Sekunden Dauer, das „Blinkfeuer", unterbrochen wird. Er beleuchtet
einerseits die Wesereinfahrt, anderseits den Weg an Helgoland vorüber nach der Elbmündung.
Meere zuführt, jagen die „weißen Rosse des Meeres", die Wellen der Bran-
dung. Diese entsteht, roenn die Wellen auf die Küste stoßen, sich überstürzen
oder „brechen" und an ihr schaumspritzend hinauflaufen. Vor den gefährlichsten
Sanden oder Riffen tanzen auf den stets bewegten Gewässern stark ver-
ankerte Feuerschiffe, die bei Nacht Lichter zeigen. Auch bemerken wir
hohe Leuchttürme, deren Blinkfeuer des Nachts den Schiffen die Rich-
tung weisen (Bild 12 und 13). Denn „Nordsee — Mordsee!" Die letzte
Landspitze schwindet, nur fern im Norden winkt der 60 m hohe, rote
Sandsteinfelsen von Helgoland, einem Jnselchen, das seit 1890 wieder
zum Deutschen Reiche gehört (Buntbild S. 12).
1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 173 —
künden dem Schiffer an, daß er sich in der Nähe des Landes befindet und also auf
der Hut sein muß; sie zeigen ihm aber auch an, an welcher Stelle der Küste er
angekommen ist. Jeder Turm einer Küstenstrecke hat nämlich ein besonderes
Licht, wodurch er sofort erkennbar wird. Das Feuer des einen ist fest und
unveränderlich. Der andere hat ein Drehfeuer, das durch ein Uhrwerk in gleich-
mäßige Umdrehung versetzt wird. Bei einem dritten finden sich Vorrichtungen,
durch die das Licht plötzlich verschwindet und wieder erscheint (Blickfeuer), oder
das Feuer nimmt abwechselnd an Stärke zu oder ab. Bei einigen Türmen
findet auch farbiges Licht Verwendung.
Leuchtschiffe. An gefährlichen Stellen, wo keine Leuchttürme erbaut werden
können, hat man eiserne Leu cht- oder Feuerschiffe mit schweren Ketten
verankert. Diese Schiffe haben gewöhnlich 1—3 Masten, deren jeder mit einer
festen oder drehbaren Leuchte versehen ist, und finden besonders an Flußmündungen
Verwendung. In und vor der Mündung der Elbe liegen ihrer sechs, ebenso-
viele vor der Wesermündung und dem Jadebusen, vor der Eidermündnng zwei.
Wie auf jedem Leuchtturme, so ist auch auf jedem Feuerschiffe ein Wächter, dem
die Unterhaltung des Feuers obliegt. — Da bei starkem Regenwetter oder dichtem
Nebel Leuchtfeuer nur auf kurze Entfernungen zu sehen sind, so werden ans
manchen Leuchttürmen, besonders aber auf den Feuerschiffen, auch hörbare
Waruuugszeicheu gegeben und zwar durch weithin tönende Nebelhörner oder
Dampfpfeifen oder auch durch große Metallbecken (chinesische Gongs), die mit
hölzernen Klöppeln geschlagen werden.
Baken. Leuchttürme und Feuerschiffe warnen den Seefahrer bei Nacht. Am
Tage richtet er sich nach andern Zeichen. Da sind zunächst die Baken, türm-
ähnliche Gerüste von fchwarz angestrichenem Eichenholz. Sie bezeichnen gefähr-
liche Sandbänke. Jede hat ihre besondere Form, wodurch es dem Schiffer leicht
wird, sich zurechtzufinden. Eine der größten und bedeutendsten Baken ist die
Schaarhörnbake auf einer ausgedehnten Sandbank vor der Mündung der
Elbe. „Im Gebälke dieser Bake ist ein hölzernes Häuschen angebracht, worin
sich Stroh, Schiffszwieback, ein Fäßchen mit Wasser und ein paar Flaschen Wein
vorfinden. Schiffbrüchige, denen es möglich ist, sich durch das Wogengetümmel
des Watts bis zur Bake durchzuarbeiten, sind dann wenigstens für einige Tage
geborgen, bis sich ein Rettungsboot zu ihnen heranwagt. Eine folche Proviant-
bake ist den Seeleuten so heilig, daß selbst der ärmste Fischer es nicht wagen
würde, von den Vorräten etwas für feinen Bedarf zu entführen."
Bojen. Andere Zeichen sind die schwimmenden Tonnen oder Bojen,
große faßartige Hohlkörper aus Eisen oder Eichenholz, die auf dem Waffer
schwimmen und durch Anker oder mächtige Steinblöcke festgehalten werden. Sie
dienen zur Bezeichnung des Fahrwassers in den Flußmündungen oder an andern
Stellen der Küste, wo Schiffe ans Land gelangen können. So liegen in dem
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Sievers, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 13. Nordfriesland. 47
verstärkt, daß die Bewohner der größeren Inseln sich auch in stürmischen Nächten ohne
Sorge schlafen legen.
Oie kleinen Halligen werden aber bei jeder höheren Klüt überschwemmt. Oer
Halligbewohner hat sein Haus auf einem aufgeworfenen Erdhügel, der Werft, auf-
gebaut. Dahin führt er seine Schafherde, wenn der blanke Hans droht. Das niedrige
Haus vermag dem Sturm zu widerstehen,- denn seine Eckpfosten sind tief in das
Erdreich getrieben, wenn aber das Meer die werft zerreißt, dann schwankt der
Lau. Oie Bewohner flüchten vor dem eindringenden Wasser auf den Boden und
erwarten mit Zagen, was das Geschick über sie bestimmt hat. Jeder Augenblick kann
das Ende in der salzigen Klüt herbeiführen.
Oie letzte schwere Klüt war im Jahre 1825. Als nach der Sturmnacht der Morgen
tagte, trieben auf den wellen die Trümmer der Gebäude, ertrunkene Menschen und
5lbb. 23. Die Hallig Nordstrandischmoor. >phot. Glückstadi & Münden, Hamburg.)
Eiere; ja selbst die Toten waren von der unbarmherzigen Zlut in ihrer Ruhe gestört
worden,- die Kirchhöfe waren von den lvogen aufgewühlt und die Särge hinweg-
gespült worden.
Trotz aller Not liebt der Halligbewohner seine Heimat. Gewöhnlich durchkreuzt
er als Seemann fremde Nieere; er sieht schöne Länder, kennt die großen Städte, und
in einem arbeitsreichen Leben erspart er sich oft soviel, daß er sich in einem schönen
Hause der Stadt zur Nuhe setzen könnte,- aber unlösbare Bande verknüpfen ihn mit der
Heimat,- er kehrt wieder heim nach der Hallig. (Gedicht von Allmers: Oer Hallig-
matrose".)
Oie schleswigsche Westküste ist gefährlich für den Seemann. Nicht ohne Grund
nennt er die Nordsee die Nlordsee. In früheren Zeiten haben oft böse Elemente unter
den Inselbewohnern das traurige Schicksal der Schiffbrüchigen verschuldet, indem sie
den Schiffern in der Nacht irreführende Lichter zeigten. Oie Habsucht trieb zu solchem
Werk,- denn die Güter, die von den Schiffen an den Strand trieben, gehörten den
Kindern. In den Kirchen betete man: „Gott segne den Strand!" ohne zu bedenken,
1894 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
224
können. Man hat daher an allen gefahrdrohenden Stellen der Küste Weg-
weiser und Warnungszeichen angebracht. Solche sind für die Nacht die Leucht-
türme und Feuerschiffe, für den Tag die Baken uiib Tonnen oder Bojen.
Die Leuchttürme sind meilenweit in die See hinaus sichtbar. Ihr Feuer ist
entweder ein festes oder ein Drehfener. Wo keine Leuchttürme errichtet wer-
den konnten, hat man Leuchtschiffe festgeankert und mit einer festen oder dreh-
baren Leuchte versehen. Auf jeden! Leuchtschiffe befindet sich ein Wächter.
Bor der Elbmündung liegen drei, vor der Wesermündnng zwei Feuerschiffe.
— Die Baken sind turmhohe Gerüste von Eichenholz. Sie sind fest geankert
und bezeichnen meist gefährliche Sandbänke. Tonnen oder Bojen legt man
in der Regel, um das Fahrwasser zu bezeichnen. Man befestigt sie durch
eiserne Ketten, die an schweren Ankern oder mächtigen Steinblöcken sitzen.
Im Unterlauf der Weser und Elbe geben weiße Tonnen die eine, schwarze
Tonnen die andere Seite des Fahrwassers an. Die Mündung der Weser ist
durch die „Schlüsseltonne", die Mündung der Elbe durch die „rote Tonne"
gekennzeichnet. Trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln gehen doch alljährlich
viele Schiffe an den deutschen Küsten zu Grunde.
2. Im Jahre 1865 trat daher die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger" ins Leben. Von Emden bis Memel hin besitzt sie jetzt schon
mehr als hundert Rettungsstationen. Sie durfte sich rühmen, bis zum Jahre
1884 nahe an 1500 Menschen vom Tode des Ertrinkens gerettet zu haben.
Eine Rettungsstation ist ein Wachthans; bei stürmischem Wetter ist es mit
einem Kommandeur und zehn bis fünfzehn Mann besetzt. Sobald ein Schiff-
bruch gemeldet wird, bringt man das eiserne „Rettungsboot" sofort nach der
bezeichneten Stelle. Manchmal vergehen Stunden, bis es den braven Lotsen
möglich ist, an das Wrack heranzukommen. Zuweilen aber sind Sturm und
Brandung so heftig, daß alle Mühe vergebens ist. Dann schießt man mit
Hilfe eines Mörsers eine Rakete mit Leine über das Schiff hinweg. Die
Leine wird von den Schiffslenten aufgefangen, und mit derselben zieheil sie
dann das Rettnngstan herbei. Dasselbe wird am Mastbanm festgebunden,
und die Gestrandeten können dann mit Hilfe des Rettnngskvrbes durch das
Wasser oder die Luft nach dem Lande herübergeholt werden. Die Gesellschaft
zahlt für jedes gerettete Menschenleben eine Belohnung von zwanzig Mark.
Wenn aber einer aus der Rettungsschar untergeht, so empfangen seine Hinter-
bliebenen eine angemessene Unterstützung ails der Lebensversicherung.
Nach Lindner u. a.
263. Die kurische Nehrung.
1. Zwischen Danzig und Memel liegen zwei Haffe (lias — Meer), die
durch Flüsse gespeist werden und gegen das Meer hin durch schmale Landzungen
(Nehrungen) abgeschlossen sind. Die Halbinsel Samland scheidet hier das kurische
und das frische Haff. Die jedem Haff vorliegende Nehrung verdankt ihre Ent-
stehung dem Widerstreite des Seewassers und des Flnßwassers. An der Stelle,
wo sich die Strömungen begegnen, lagerten sie die Stoffe ab, welche sie mit sich
führten. So entstand hier eine Bank, welche Salzwasser und Süßwasser (Fluß-
wasser) trennt.
2. Die Landzunge der knrischen Nehrung erstreckt sich 110 lun weit nach
Norden. Vor hundertundfünszig Jahren war sie noch gut bewaldet. Als aber
die Russen (während des siebenjährigen Krieges) leichtsinnig die Wälder vernichteten,
bekam der verderbliche Dünensand vollständige Gewalt über das schutzlos liegende
1886 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel, Gustav
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
46
A. An der deutschen Meeresküste.
höchsten Glänze, bald als Mittellicht und schwächstes Licht darstellt und daher
in der Ferne mit Sternenlicht nicht zu verwechseln ist. Das Licht des 41 m
hohen Turmes auf der Insel Neuwerk vor der Elbmüuduug wird durch 32 Lampen
mit Metallspiegeln erzengt. Von den weiter draußen im Meere gelegenen
Leuchten ist die wichtigste die 63 in über den Seespiegel sich erhebende See-
laterne von Helgoland. In der unteren Weser machte sich ein Leuchtturm au
eiuer Stelle nötig, wo für denselben durch mühsam versenkte große Balkengerüste
und Steinmafsen erst ein künstliches Fundament geschaffen werden mußte.
Wo keiue Leuchttürme errichtet werden konnten und doch gefährliche Stellen
markiert werden mußten, hat man Leuchtschiffe hingelegt. Diese aus Eisen
gebauten Schiffe, welche mit einer festen oder drehbaren Leuchte versehen sind,
liegen immer vor Anker und dürfen auch bei Sturm und hohem Seegang ihren
Posten nicht verlassen. „Der Wächter auf einem Leuchtturm ist vereinsamt;
der bei der Leuchte eines Feuerschiffs ist es zehnfach. Er hat nur den schwankenden
Kiel unter sich, sieht nicht den schattenden Baum, die wallende Saat, den auf-
steigenden Rauch eines gastlichen Herdes. Kein neugieriger Wanderer spricht
bei ihm ein, um die Pracht seiner Lichter zu bewundern. An den gefähr-
lichsten Stellen liegt das Feuerschiff vor Anker, ein Warnungszeichen, daß kein
Schiffer aus See sich ihm nähere und feinen Bord berühre, denn innerhalb
des Kreises, den es vor Wind und Wellen um seine Anker beschreibt, lauert
der Tod." Wenn bei Nebel oder Schneestürmen das Licht der Feuerschiffe
unwirksam wird, dann geben sie weithin vernehmbare Warnungszeichen durch
das Anschlagen chinesischer Gongs. Vor der Elbmündung liegen 3, vor der
Wesermündung 2 Feuerschiffe.
Wichtige Zeichen für die Fahrt bei Tage hat der Schiffer in den sogenannten
Baken. Durch diese turmhohen Gerüste von fchwarz angestrichenem Eichenholz
bezeichnet mau der Schiffahrt gefährliche Sandbänke. Damit der Schiffer sich
leicht orientiere, hat jede Bake ihre eigentümliche Gestalt, die in Lattenwerk dar-
gestellt ist, und man findet z. B. an den Mündungen der Elbe und Weser eine
Kugel-, eine Becher-, eine Windmühlenbake. Damit ferner eine Bake von
allen Seiten gesehen immer dieselbe Figur zeigt, muß die beabsichtigte Form
übers Kreuz wiederholt fein. Eine der größten und bedeutendsten Baken der
Nordseeküste, vor der Elbmüuduug gelegen, ist die Schaarhörnbake, welche dem
Schiffer eine höchst gefährliche und ausgedehnte Sandbank (Schaarhörn genannt)
bezeichnet. Im Gebälk dieser Bake ist ein hölzernes Häuschen angebracht,
in welchem sich Stroh, Schiffszwieback, ein Fäßchen Wasser und ein paar Flaschen
Wein vorfinden. Schiffbrüchige, denen es möglich ist, sich durch das Wogen-
getümmel des Watts bis zur Bake durchzuarbeiten, sind dann wenigstens für
einige Tage geborgen, bis ein Rettungsboot sich zu ihnen heranwagt. Eine
solche Proviantbake ist den Seeleuten so heilig, daß selbst der ärmste Fischer
1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
550
Bilder von der deutschen Küste.
die teils den Zweck haben, dem Schiffer unter normalen Verhältnissen
den Weg zu zeigen, teils aber, ihm in Zeiten der Not hilfreiche Hand
zu bieten. Während ihm am Tage die sogen. Baken, Holzgerüste von
möglichst charakteristischer Form, die einzelnen Inseln verraten, und zur
Bezeichnung des Fahrwassers in den Flüssen und deren Mündungen
zahlreiche verankerte Tonnen dienen, leuchten ihm in der Nacht als
warnende Wahrzeichen die Feuer unserer Leuchttürme, deren erster
an der deutschen Nordseeküste im Jahre 1290 von der Stadt Hamburg
aus der Insel Neuwerk erbaut wurde. An der ostfriesischen Küste gingen
die frühesten Bestrebungen zum Besten der Seeleute von der Stadt
Emden ans; diese erachtete es im Jahre 1576 „voer noetturfstig. nutz-
lich vud rathsaemlich, einen Neyen Thoren op Borcknm tho erbouwen;
tho betern Marcken und Kenninge der Landen, wanner sze vth der wil-
den Sehe ankomen und die Lande ansöken, daermede alle vnheil und
gevahr, von Lyff, Schip und Guett so Boele winschlich und moegelich
möge verhodet und vorgekommen werden."*) Dieser noch vorhandene
Turm sollte zunächst als Tagmarke dienen, während ein auf einem Ge-
rüft unterhaltenes Kohlenfener in der Nacht den Dienst als Leuchtturm
versah. 1817 wurde indessen der Turm als Leuchtfeuer eingerichtet;
als derselbe aber 1879 in Brand geriet, wurde in größerer Nähe des
Strandes ein neuer Leuchtturm erbaut, der bei 63 in über Hochwasser
einen Horizout bis 21 Seemeilen beherrscht. Während der Borknmer
Turm als Drehfeuer einen kreisförmig verlaufenden kometenartigen Feuer-
schein am Himmel verbreitet, zeigt der im Jahre 1873 auf Nordernei
errichtete Leuchtturm alle zehu Sekunden einen Blink, der 20 Seemeilen
sichtbar ist und den Lichtkreis des 1856 fertig gestellten Wangerooger
Feuers kreuzt.
Tie Einfahrt in die Ems wird in hohem Grade gefährdet durch
eine Saudbauk von ungewöhnlicher Größe, das „Borkumer Riff".
Auf demselben ist ein Feuerschiff gleichen Namens verankert, das
die Einfahrt in den Fluß anweist und durch große Weidenballons,
in welchen des Nachts Lichter strahlen, den Seefahrern kenntlich ist;
bei dichtem Nebel läßt an Bord ein Nebelhorn seine Stimme
ertönen. Die Ems lo tsgese llschaft hat ihren Sitz in Emden und
übt unter Aufsicht der Königlichen Regierung den Lotsendienst bis
Leer und Papenburg hinaus aus. Durch Gesetz vom 10. Juui 1860
wurde für alle Schiffe über 20 Lasten der Lotszwang eingeführt;
Pflichtige Schiffe, welche auf den Lotsen verzichten, haben doch die
Hülste der Taxe zu entrichten. Die Gesellschaft besitzt drei Lotsen-
schooner, von denen einer mit einer Anzahl Lotsen sich beständig vor
der Emsmündnng befindet, einen Kutter und mehrere Böte. Das ganze
Lotsenpersonal besteht aus mehr als 60 Mann, deren Dienst, nament-
*) Die erste deutsche Navigationsschule wurde auf Anregung des
preußischen Gesandten in Kopenhagen, Herrn v. Bismarck, eines Ahnherrn unseres
Reichskanzlers, und auf Wunsch Friedrichs Ii. gleichfalls durch die Behörde und
Kaufmannschaft in Emden gegründet (1782). Auf derselben wurden im ersten
Jahrhundert ihres Bestehens über 1300 Steuerleute ausgebildet.
1911 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Halligen. Helgoland. Geest. Moore.
63
Mut, Gottvertrauen und heimatliebe erzogen. — Der vom Meere gebildete Boden
enthält kein Gestein. Kuch an Wäldern, die Bauholz liefern könnten, fehlt es.
Darum sind in den Marschen die meisten Gebäude aus Ziegelsteinen errichtet und
die Straßen mit eben solchen Steinen gepflastert. Die Gehöste liegen entweder zu
stattlichen Dörfern vereinigt oder einzeln auf künstlichen Hügeln, rings von Feldern
und Viesen umgeben.
von dem Marschlande, das sich einst östlich der Nordfriesischen Inseln befand,
hat das Meer große Stücke weggerissen. Kußer den Marschen, die an der Küste
von Schleswig-Holstein erhalten sind, finden sich aber noch einzelne inselartige Teile,
die Halligen (Kbb. S. 100). Sie ragen bei der Flut mit steilen Wänden etwa
x/2—1% m über den Wasserspiegel empor. Oft aber jagen die Wogen über die
grünen Wiesen hinweg und umspülen die Häuser, die von den Bewohnern auf künst-
lichen (Erdhügeln errichtet worden sind. Um die Halligen vor sicherem Untergange
zu schützen, verbindet man sie jetzt untereinander und mit der Rüste durch Deiche.
In dem ruhigen Wattenmeere und an den Dämmen setzt sich Meeresschlamm ab, so
daß man auf diese Weise der See zugleich auch fruchtbaren Boden abgewinnt.
Helgoland. Der Elbmündung gegenüber liegt die kleine, dreieckige Felseninsel
Helgoland, deren braunrote Sandsteinwände schroff aus den Fluten aufragen. Da
der tonhaltige Sandstein den Brandungswellen und der Verwitterung (einsickerndes
Regenwasser, Frost!) geringeren Widerstand leistet als ein härteres Gestein, wird
Helgoland durch Felseinstürze immer kleiner. Eine große Düne, die früher mit
dem Unterlande zusammenhing, ist durch den Knprall der Wogen bereits losgerissen
worden. Man ist aber bemüht, die Insel durch Schutzbauten vor einer weiteren
Zertrümmerung zu bewahren. Auf dem höchsten Teile des Oberlandes befindet sich
ein Leuchtturm, dessen Licht in der Nacht den Schiffen den Weg zur Weser- und
Elbemündung und zum Kaiser-Wilhelm-Kanal zeigt. Im Kriegsfälle ist Helgoland
ein wichtiger Stützpunkt für unsere Flotte (warum?).
Geest. Geht man von den Marschen landeinwärts, so kommt man an einen
sandigen, hügeligen Landstrich, die Geest. Sie besteht aus alten Dünen, die den
Rand des Festlandes in früherer, vorgeschichtlicher Zeit bildeten. Im Gegensatz zu
den fruchtbaren Marschen ist die Geest eine ärmliche Landschaft, die vielfach nur
dürftiges Korn hervorbringt oder mit Heidekraut oder Moor bedeckt ist.
Wer von den Heidegegenden der Geest in die Ebene der Marschen hinabsteigt, dem fällt
der starke Gegensatz zwischen Geest- und Marschbewohnern auf. „Dort kleine, hagere
Gestalten mit faltenreichem, mißtrauischem Gesicht, in verschossenem Rock, mit trottendem
Gang, verhutzelte Bäuerinnen, wie ein Lasttier an die Egge gespannt, Mädchen, deren
Wuchs man ansieht, daß sie in allzufrüher Iugend den Torfkarren geschoben, Kinder mit
dem Finger in dem Mund, den Fremden verlegen anstarrend. Das ist alles anders in
der Marsch. Freier und behäbiger geht hier Herr und Knecht, Feldarbeit der Frau ist
ganz unbekannt, und die Mädchen nicken vom Fahrrad herab dem Fremden zu. Man
kann seine helle Freude an diesem kraftvollen Menschenschlage haben."
Das Gebiet der Moore, von der Lüneburger Heide bis in die Niederlande
hinein, von den Nordseemarschen bis zum deutschen Mittelgebirge dehnt sich ein
weites Flachland aus, das oft viele hundert (Quadratkilometer ununterbrochen nur
1911 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Hemprich, Karl, Fritzsche, Richard, Reiniger, Max
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Hilfe in Seenot: Strandung des Fünfmasters „Preußen". 115
der Staat den Verlusten, die diese unabwendbaren Gefahren im Gefolge haben, vorzubeugen. Kein Reeder läßt sein Schiff ins Meer hinausfahren, ehe er es nicht versiche rt hat. Das Seepolizeirecht regelt das Verhalten der Schiffsführer auf der See, ordnet Not- oder Lotsensignale für Schiffe auf der See und in den Küstengewässern an. Lotsen sind wasserwegkundige Männer, die das Schiff in den Hafen führen. Sie betreiben ihr Geschäft selbständig oder im Auftrage der Gemeinden oder des Staates. An den meisten Stellen der deutschen Küste herrscht der Lotsenzwang; jedem Kapitän eines Handelsschiffes ist vorgeschrieben, einen Lotsen zur Einführung seines Schiffes in den Hafen anzunehmen. Ein wertvolles Mittel zum Schützen der Schiffahrt in der Nähe der Küsten ist das Si g n a l w es en. Durch Leuchttürme, Leuchtschiffe, Baken und Tonnen oder Bojen sucht man den Schiffer vor gefährlichen Stellen zu warnen. Gerade die deutsche Nordseeküste wird von den Schiffern gefürchtet; sie hat zwar keine Klippen und Felsenriffe, aber weit ins Meer hinausragende Sandbänke oder Watten. Die Leuchttürme sind mit verschiedenfarbigen Lichtern gewaltigen Umfangs und von höchster durch Hohlspiegel und Glaslinsen verstärkter Leuchtkraft ausgestattet. Der Leuchtturm auf der Insel Neuwerk vor der Elbmündung ist 41 m hoch; sein Licht wird durch 32 mit Metallspiegeln versehene Lampen erzeugt. Wo der Grund zu unsicher und die Meerestiefe zu groß ist, werden Leu chtschiff e vor Anker gelegt. Die Baken (turmartige Gerüste aus eichenen Balken und Latten) machen den Schiffer bei Tage auf die gefahrdrohende Sandbank aufmerksam. Schwimmende Tonnen (Bojen) liegen überall längs des Fahrwassers hin fest verankert und bezeichnen die Fahrtstraße oder den Ort eines gesunkenen Schiffes. Bei starkem Nebel und Schneestürmen werden die Lichtzeichen unwirksam. Dann machen die Wächter auf Leuchttürmen und Feuerschiffen die Sckiffe durch Nebelhörner Dampfpfeifen und Metallbecken auf die Gefahr aufmerksam. Kündigen die Wetterwarten Unwetter und Sturm cm, so werden die in den Häfen liegenden Schiffe durch Signale verständigt. Selbst die großen Dampfer, die sich zur Zeit gerade auf hoher See befinden, können durch den Funkön-telegrapheu gewarnt werden. Gerät ein Schiff in Seenot, so kann es, wenn es nicht allzuweit von der Küste entfernt ist, ebenfalls durch Funkenspruch die Rettungsstationen in Kenntnis setzen. Diese senden dann Hilfsschiffe aus, um das bedrohte Schiff oder wenigstens feine Besatzung zu „bergen." Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hält in weit über hundert Rettungsstationen an der Nord- und Ostseeküste alle Hilfsmittel zur Hilfe in Seenot bereit. Auch an den Küsten anderer Länder sind Rettungsstationen errichtet.
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Fürsorge für die; Sicherheit der Seeschiffe und die Wohlfahrt der Schiffsmannschaft.
Zur Ergänzung und Belebung.
Mit welchen Mühen und Schwierigkeiten bei der Rettung eines in Seenot geratenen Schiffes oft gekämpft werden muß, veranschaulicht uns die folgende Erzählung. (Sie kann ev. zum Ausgangspunkt der Besvrechuna gemacht werden.)
Die Strandung des Hamburger Fünfmasters „Preußen".
Schweres Unglück widerfuhr der deutschen Handelsflotte am 7. November 1910. Das zweitgrößte Segelschiff der Welt. der Hamburger Fünfmaster
8*
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
36. Das Feuerschiff „Elbe 3". Feuerschiffe sind im Unterlaufe großer Ströme fest verankert und haben
den Zweck, während der Dunkelheit das Fahrwasser zu bezeichnen. „Elbe 3" liegt nord-nordöstlich von Neu-
werk zwischen zwei Sandbänken. Es hat im Großtopp zur Kennzeichnung einen schwarzen Korb und zeigt in
der Nacht in einer Höhe von 11m über Wasser ein weißes, etwa 8 Seemeilen weit sichtbares, unbewegliches Licht.
37 und 38. Der Rote Sand-Leuchtturm an der Wesermündung bei Bremer yaven und
Durchschnittszeichnung davon. Der Leuchtturm ruht auf einem mit Mauerwerk gefüllten eisernen
Zylinder und wird durch eine Faschinenpackung von außen her gesichert. Der Turm besitzt ein festes Feuer,
das alle Minuten durch einen stärkeren Lichtblitz von 5 Sekunden Dauer, das „Blinkfeuer", unterbrochen wird.
Er beleuchtet einerseits die Wesereinfahrt, anderseits den Weg an Helgoland vorüber nach der Elbmündung.
1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 19 —
Sturmflut, welche an deu Küsten großen Schaden anrichtet. Die Küste ist
flach und wird gegen das Eindringen des Meeres durch Dünen und Deiche
geschützt. Die den Küsten vorgelagerten Inselu sind Überreste des früheren
Festlandes. Sie sind anch jetzt noch von großer Wichtigkeit für die Küsten-^ _
lande, indem sie schützende Bollwerke gegen die feindlichen Meeresfluten bilden.
Die westlich von der Elbmündung gelegenen Inseln heißen Ost friesisches
(an welche sich die Westfriestfchen Inseln Hollands anschließen), die nördlich^ ^
an der Westküste von Schleswig-Holstein gelegenen Nordfriesische Inseln ^
mit den Halligen. Von den Ostfriesischen Inseln sind namentlich Norderney, ß
Borkum und Wangeroog, von den Nordfriesischen Föhr und Sylt (besuchtes '
Seebad) zu merken. Norderney hat ein berühmtes Seebad und ist die
bevölkertste Ostfriesische Insel. Die Halligen sind wegen ihrer Kleinheit un-
bedeicht und werden deshalb regelmäßig von hohen Fluten überschwemmt.
Die Wohnungen sind darum auf künstlichen Erdhügeln erbaut. — Zwischen
den Inseln und dem Festlande liegen die Watten, die zur Zeit der Ebbe
dem Lande, zur Zeit der Flut dem Meere angehören. Auf den höher ge-
legenen Watten wächst gutes Gras fürs Vieh, auf den niedrigeren Seegras,
welches zum Polstern verwendet wird. Zur Zeit der Ebbe werden hier zahl-
reiche Muscheln, Krabben und andere Seetiere gefangen.
Von Meerbusen sind in der Nordsee der Dollart und der Äadctmsen
zu nennen. Beide wurden im 13. Jahrhundert vom Meere gebildet und
waren vorher stark bewohnte Marschen. — „Rings um die Nordsee wohnen
diejenigen Völker Europas, welche am meisten Schiffahrt treiben. (Engländer,
Holländer, Deutsche, Dänen, Norweger.) In der Nähe dieser See liegen die,
wichtigsten Seehandelsstädte Europas, daher gehört die Nordsee zu den be-
sahrensten Meeren; aber sie ist wegen ihrer Stürme und Untiefen, welche
viele Schiffbrüche verursachen, gefürchtet. („Nordsee — Mordsee.")" Um die Ge-
fahren zu vermindern, werfen an der ganzen deutschen Nordseeküste Leuchttürme
und Feuerschiffe ihr Licht auf die dunkle Wasserfläche, und aus einer Anzahl
Rettungsstationen versehen kundige Seeleute den gefahrvollen Dienst, Mann-
schaften und Reisende gefährdeter Schiffe dem Tode in den Wellen zu entreißen.
Die Fischerei wird sehr lebhaft betrieben, namentlich auf Heringe, Schellfische,
Kabeljaus und an der holländischen Küste auf Austern. Die Verbindung der
Nordsee mit dem offeueu Ozean bewirkt, daß das Klima an den Küsten viel milder
ist als an der Ostsee, so daß die Häfen viel kürzere Zeit durch Eis gesperrt sind
als hier. Während z. B. der Hafen von Hamburg, der 90 1cm von der Küste
entfernt ist, durchschnittlich nur 42 Tage mit Eis steht, ist der Hafen der unfern
der Ostseeküste liegenden Stadt Danzig ungefähr 2% Monat lang geschlossen.
2. Die Ostsee, auch das Baltische Meer genannt, steht durch Skagerrak,
Kattegat und die drei Wasserstraßen Kleiner Belt, Großer Belt und Sund
mit der Nordsee in Verbindung. Sie ist kleiner als die Nordsee, bespült
aber die deutsche Küste auf eine über zweimal so lange Strecke als die Nord-
see. Ebbe und Flut fehlen, und das Wasser ist wegen der vielen Zuflüsse nur
wenig salzig. Die deutsche Ostseeküste ist nicht ganz so flach wie an der Nord-
see, doch haben sich auch hier mehrere Buchten gebildet, nämlich die Lübecker^^k ^
die Stettiner und die Danziger Bucht. Eigentümlich sind der deutschen '"
Küste 3 Haffe: das Stettiner, das Frische und das Kurische Haff.
Von den deutschen Ostseeinseln sind namentlich Alsen, Rügen, Usedom und
Wollin hervorzuheben. Rügen ist die größte deutsche Insel.
2*
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Müller, Albert, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Länderkunde Preußens usw.
13
Schisf Hallig Schiff Hallig
Deich an der Marschenküste in Holstein.
Der Deich hat eine flache Außenseite und ist gewöhnlich mit Rasen bekleidet, nötigenfalls auch durch Steinwandungen
geschützt. Seine Innenseite ist steil, die Krone oft X—4 m breit; seine Höhe erreicht 8—12 m. Die Deiche werden
zur Gewinnung von Neuland immer weiter gegen das Meer vorgeschoben, der frühere Seedeich oder Außen-
deich wird dann zum Binnendeich. Jenseits des Wattenmeeres im Hintergrunde sind die Halligen sichtbar.
Das eingedeichte Land heißt Polder.
haften Butt. Daneben bevölkern Scharen von Möven, Seeschwalben, Enten, Kie-
bitzen, Regenpfeifern und Strandläufern die Sandbänke und Schlammflächen. Alles
sucht, hascht, schluckt und frißt von dem reichgedeckten Tische. Bei sonnigem Wetter
trifft man in Meeresnähe manchmal sogar Seehunde, die der Jägg listig beschleicht.
In der Ferne rauscht das Meer. Schwellende Segel ziehen vorüber. Hier und da
liegen im Wattenschlamm kleine Küstenfahrzeuge fest. Sie warten auf die Flut.
Nicht selten kündet dichter Nebel an, daß das sechsstündige Festlandleben der Watten
vorüber ist. Schnell nehmen die gurgelnden Wassermassen wieder Besitz von dem
auf kurze Zeit verlassenen Meeresboden. Eilig ergreifen Mensch und Tier die Flucht.
Wehe dem Wanderer, der, vom Nebel überrascht, den Weg zur Küste verliert und ziel-
und planlos umherirrt. Schrecklich tönt das Rauschen der andringenden Fluten in
seine Ohren. Höher und höher steigt das Wasser. Ein nasses Grab ist das Ende.
6. Die Watten, Strandinseln und Sandbänke sind der Schiffahrt sehr'gefähr-
lieh. Deshalb sind Einrichtungen getroffen, die das Stranden der Schiffe nach
Möglichkeit verhindern sollen. Leuchttürme und Feuerschiffe zeigen
bei Nacht und Nebel den Weg. Baken und Bojen kennzeichnen die Fahr-
rinne. Nebelhörner und Dampfpfeifen lassen Warnungssignale er-
schallen. Rettungsboote und Rettungsmannschaften sind an
allen bedrohten Stellen der Küste stets bereit, um bei Schiffsunfällen schleunige
Hilfe zu bringen.
2*
1918 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Müller, Albert, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Länderkunde Preußens usw.
13
Schisf Hallig Schiff Hällig
Deich an der Marschenküste in Hol st ein.
Der Deich hat eine flache Außenseite und ist gewöhnlich mit Rasen bekleidet, nötigenfalls auch durch Steinwandungen
geschützt. Seine Innenseite ist steil, die Krone oft X—4 m breit; seine Höhe erreicht 8—12 m. Die Deiche werden
zur Gewinnung von Neuland immer weiter gegen das Meer vorgeschoben, der frühere Seedeich oder Außen-
deich wird dann zum Binnendeich. Jenseits des Wattenmeeres im Hintergrunde sind die Halligen sichtbar.
Das eingedeichte Land heißt Polder.
haften Butt. Daneben bevölkern Scharen von Möven, Seeschwalben, Enten, Kie-
bitzen, Regenpfeifern und Strandläufern die Sandbänke und Schlammflächen. Alles
sucht, hascht, schluckt und frißt von dem reichgedeckten Tische. Bei sonnigem Wetter
trifft man in Meeresnähe manchmal fogar Seehunde, die der Jäger listig beschleicht.
In der Ferne rauscht das Meer. Schwellende Segel ziehen vorüber. Hier und da
liegen im Wattenschlamm kleine Küstenfahrzeuge fest. Sie warten auf die ftlut.
Nicht selten kündet dichter Nebel an, daß das sechsstündige Festlandleben der Watten
vorüber ist. Schnell nehmen die gurgelnden Wassermassen wieder Besitz von dem
auf kurze Zeit verlassenen Meeresboden. Eilig ergreifen Mensch und Tier die Flucht.
Wehe dem Wanderer, der, vom Nebel überrascht, den Weg zur Küste verliert und ziel-
und planlos umherirrt. Schrecklich tönt das Rauschen der andringenden Fluten in
seine Ohren. Höher und höher steigt das Wasser. Ein nasses Grab ist das Ende.
6. Die Watten, Strandinseln und Sandbänke sind der Schiffahrt sehr gefähr-
lich. Deshalb sind Einrichtungen getroffen, die das Stranden der Schiffe nach
Möglichkeit verhindern sollen. Leuchttürme und Feuerschiffe zeigen
bei Nacht und Nebel den Weg. Baken und Bojen kennzeichnen die Fahr-
rinne. Nebelhörner und Dampfpfeifen lassen Warnungssignale er-
schallen. Rettungsboote und Rettungsmannschaften sind an
allen bedrohten Stellen der Küste stets bereit, um bei Schiffsunfällen schleunige
Hilfe zu bringen.
2*
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
103
3. Unfein. Als Rest des von den Fluten hinweggerissenen Festlandes er-
blicken wir in der Nähe der Küste zahlreiche Inseln. An der Westküste von
Schleswig-Holstein liegen die Nordfriesischen Inseln, von denen Sylt und Föhr
besuchte Badeorte sind. Zu den Nordfriesischen Inseln gehören auch die Halligen,
kleine, niedrige, mit Rasen bedeckte Inseln, deren Bewohner bei Sturmfluten auf
dem Boden ihrer auf hohen Erddämmen errichteten Häuser Schutz suchen müssen.
Weit ab vor der Elbmündung liegt die Insel Helgoland, die mit ihren
Riesengeschützen die Elbmündung schirmt.
An der Nordküste von Hannover ziehen sich die Ostfriesischen Inseln hin.
Sie werden durch das zur Zeit der Ebbe trocken liegende seichte Wattenmeer
von der Küste getrennt, so daß man zu Fuß und zu Wagen hinüber kommen
kann. Im Sommer weilen hier viele Badegäste.
4. Die Nordsee, das Kulturmeer der ©egenwart. Vom Strande
aus beobachten die Badegäste mit großem Interesse die mächtigen Segel- und
Dampfschiffe, die in gebührender Entfernung von der Küste die Wogen durch-
furchen und die Erzeugnisse unserer hochentwickelten Industrie in die fernsten Länder
tragen oder aus jenen Ländern Lebensmittel oder Rohstoffe für unsere Industrie
herbeischaffen. Die eisfreie Nordsee ermöglicht unseren mächtig aufblühenden
Küstenstädten: Hamburg, Bremen und Emden den Welthandel. Die vorzüglichen
Schiffe der großen Bremer und Hamburger Gesellschaften zeigen Deutschlands
Flagge in den fernsten Meeren.
5. Scbutj der Seeschiffahrt. Von der flachen Nordseeküste aus ragen
zahlreiche Sandbänke in das Meer hinein. Gerät ein Schiff auf eine solche
Sandbank, so sitzt es fest. Es ist gestrandet und sinkt immer tiefer ein. Die
Wogen zertrümmern nach und nach das Schiff.
Damit der Schiffer während der Nacht möglichst vor Strandung geschützt sei,
sind an allen gefährlichen Punkten der Küste Leuchttürme errichtet oder Leucht-
schiffe verankert. Bei starkem Sturm ist es aber den Schiffen nicht immer mög-
lich, sich von den gefährlichen Stellen fern zu halten. Alljährlich finden an
unseren Küsten viele Schiffe ihren Untergang. Zur Rettung der Mannschaften
solcher gestrandeten Schiffe hat man am Strande der Nord- und Ostsee mehr als
100 Rettungsstationen errichtet.
d) Die Ostsee.
1. Ihre ©igentümlichheiten. Die Ostsee ist ein Binnenmeer. Drei
schmale Wasserstraßen: der Sund, der Große und der Kleine Belt, verbinden
sie mit der Nordsee. Durchschnittlich ist sie etwa 60 m tief. Es fehlt ihr fast
ganz der Wechsel von Ebbe und Flut. Dazu ist ihr Salzgehalt geringer als der
der Nordsee. Infolgedessen frieren Teile der Ostsee jedes Jahr zu, besonders der
östliche und nördliche Teil, die wohl 4—6 Monate mit Eis bedeckt sind.
^ 2. Ihre deutsche Küste. Eine reiche Gliederung zeigt die Küste von
Schleswig-Holstein. Zahlreiche Buchten schneiden hier in die Steilküste ein. In
den übrigen Teil der Küste, die fast überall flach ist, schneiden drei große Buchten
ein. (Welche?) Der deutschen Ostseeküste sind fünf größere Inseln vorgelagert.
3. Dünen. Die Küste der Ostsee ist an einigen Stellen hoch und steil
(Steilküste), an den meisten dagegen flach und sandig (Flachküste). An den Flach-
Realienbuch 23.
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Deutsche Reich. 95
kehrswegen starke Festungen angelegt werden mußten. Vollständig offen ist
die kurze dänisch-dentsche Grenze.
b. Die deutschen Grenzmeere. Die Nordsee oder das Deutsche
Meer hat durch die offene Verbindung mit dem Atlantischen Oeean einen
hochbedeutsamen Einfluß auf die Entwickelung der deutsche:: Seehandelsmacht
ausgeübt.
Die flachen Küsten der Nordsee waren früher durch Dünen geschützt.
Die brandenden Wogen haben aber diese natürlichen Schutzmauern durch-
brachen, und um dem weiteren Vordringen des Meeres Einhalt zu thun,
sind mächtige, 5—10 m hohe Deiche angelegt worden. Die friesischen Inseln
bilden die Uberreste der alten Dünen.
Die Nordsee gehört zu den befahrensten, aber auch zu deu gefährlichsten
Meeren. Besonders bieten die Sandbänke den Schiffen bei heftigen Stürmen
große Gefahren, und mit Recht sagt der Matrose: „Nordsee — Mordsee!"
Durch zahlreiche Leuchttürme, Bojen, Feuerschiffe*) und namentlich durch ein
gut eingerichtetes Lotsenwesen sucht man die den Schiffen drohenden Gefahren
möglichst abzuschwächen.
Buchten der Nordsee: Dollart, Jadebusen, Weser- und Elbmündung.
Inseln: Ostfriesische Inseln (Borkum, Norderney, Wangeroog, Neu-
werk), nordfriesische Inseln (Föhr, Sylt) und Helgoland.
Die Ostsee oder das Baltische Meer trägt den ausgeprägten Cha-
rakter eiues Binnenmeeres. Der Salzgehalt ist gering, und Ebbe und Flut
fehlen; der geringe Salzgehalt und die eingeschlosfene Lage verursachen, daß
die Küste:: der Ostsee im Winter dnrch eine starke Eisdecke gesperrt sind,
die den Verkehr oft monatelang hemmt.
Die Ostsee hat im allgemeinen eine geringe Tiefe; an den meisten
Stellen beträgt sie nur 15—30 m. Die Küsten sind weniger flach als die
der Nordsee. Vielfach sind dieselben durch mächtige Dünen, zuweilen 30 m
hoch, geschützt.
Für den Seehandel war die Ostsee früher, als die großen Seewege
noch nicht aufgefunden waren, von hoher Wichtigkeit. Lübeck bildete den Mittel-
Punkt der mächtigen Hansa. Jetzt liegt die Hauptbedeutung der Ostsee vor-
wiegend in dem Verkehr mit den eigenen Küstenländern.
*) Bojen sind Warnungszeichen, welche die Schiffer auf die gefährlichen
Meeresstellen, Sandbänke n. f. w. aufmerksam machen und teilweise auch den Kurs
der Schiffe bestimmen. Diese Bojen sind entweder farbige, auf dem Meeresgrunde
verankerte Tonnen oder turmartige, weithin sichtbare Holzgerüste, Baken genannt,
von denen abends einzelne erleuchtet werden. — Feuerschiffe sind kleine, ebenfalls
verankerte Fahrzeuge, die gleichfalls zur Bezeichnung gefährlicher Stellen dienen.
!^chr Mittelmast trägt am Tage^ farbige Kugeln oder Fahnen; des Nachts ist er
durch ein weithin leuchtendes Feuer bezeichnet. In der Nähe der Elbmündung
liegt überdies auch eine Lotsengalliote, ein bemanntes Schiff, das mit allen Rettnngs-
avparaten versehen ist. — Im Dienste der Schiffbrüchigen wirkt segensreich der
unter dem Protektorate des deutschen Kaisers stehende „Deutsche Verein zur Rettung
Schiffbrüchiger", der sowohl an der Nordsee, als auch an der Ostsee zahlreiche
Rettungsstationen und ein gutgeschultes Rettungspersonal besitzt.
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
103
3. 3nteln. Als Rest des von den Fluten hinweggerissenen Festlandes er-
blicken wir in der Nähe der Küste zahlreiche Inseln. An der Westküste von
Schleswig-Holstein liegen die Nordfriesischcn Inseln, von denen Sylt und Föhr
besuchte Badeorte sind. Zu den Nordfriesischen Inseln gehören auch die Halligen,
kleine, niedrige, mit Rasen bedeckte Inseln, deren Bewohner bei Sturmfluten auf
dem Boden ihrer auf hohen Erddämmen errichteten Häuser Schutz suchen müssen.
Weit ab vor der Elbmündung liegt die Insel Helgoland, die mit ihren
Riesengeschützen die Elbmündung schirmt.
An der Nordküste von Hannover ziehen sich die Ostsriesischen Inseln hin.
Sie werden durch das zur Zeit der Ebbe trocken liegende seichte Wattenmeer
von der Küste getrennt, so daß man zu Fuß und zu Wagen hinüber kommen
kann. Im Sommer weilen hier viele Badegäste.
4. Oie Dorcuee, clas llullurnieer cler Gegenwart. Vom Strande
aus beobachten die Badegäste mit großem Interesse die mächtigen Segel- und
Dampfschiffe, die in gebührender Entfernung von der Küste die Wogen durch-
furchen und die Erzeugnisse unserer hochentwickelten Industrie in die fernsten Länder
tragen oder aus jenen Ländern Lebensmittel oder Rohstoffe für unsere Industrie
herbeischaffen. Die eisfreie Nordsee ermöglicht unseren mächtig aufblühenden
Küstenstüdten: Hamburg, Bremen und Emden den Welthandel. Die vorzüglichen
Schiffe der großen Bremer und Hamburger Gesellschaften zeigen Deutschlands
Flagge in den fernsten Meeren.
5. Schutz c!er Zeescbikfakrt. Von der flachen Nordseeküste aus ragen
zahlreiche Sandbänke in das Meer hinein. Gerät ein Schiff auf eine solche
Sandbank, so sitzt es fest. Es ist gestrandet und sinkt immer tiefer ein. Die
Wogen zertrümmern nach und nach das Schiff.
Damit der Schisser während der Nacht möglichst vor Strandung geschützt sei,
sind an allen gefährlichen Punkten der Küste Leuchttürme errichtet oder Leucht-
schiffe verankert. Bei starkem Sturm ist es aber den Schiffen nicht immer mög-
lich, sich von den gefährlichen Stellen fern zu halten. Alljährlich finden an
unseren Küsten viele Schiffe ihren Untergang. Zur Rettung der Mannschaften
solcher gestrandeten Schiffe hat man am Strande der Nord- und Ostsee mehr als
100 Rettungsstationen errichtet.
b) Die Oftsee.
1. Ibre 6igentürnliu)keiten. Die Ostsee ist ein Binnenmeer. Drei
schmale Wasserstraßen: der Sund, der Große und der Kleine Belt, verbinden
sie mit der Nordsee. Durchschnittlich ist sie etwa 60 m tief. Es fehlt ihr fast
ganz der Wechsel von Ebbe und Flut. Dazu ist ihr Salzgehalt geringer als der
der Nordsee. Infolgedessen frieren Teile der Ostsee jedes Jahr zu, besonders der
östliche und nördliche Teil, die wohl 4—6 Monate mit Eis bedeckt sind.
2. Ikre ckemfcke Rüste. Eine reiche Gliederung zeigt die Küste von
Schleswig-Holstein. Zahlreiche Buchten schneiden hier in die Steilküste ein. In
den übrigen Teil der Küste, die fast überall flach ist, schneiden drei große Buchten
ein. (Welche?) Der deutschen Ostseeküste sind fünf größere Inseln vorgelagert.
3. Dünen. Die Küste der Ostsee ist an einigen Stellen hoch und steil
(Steilküste), an den meisten dagegen flach und sandig (Flachküste). An den Flach-
1907 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule, Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule, Landwirtschaftsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
102 Das Deutsche Reich.
Die flachen Küsten der Nordsee waren früher durch Dünen geschützt.
Die brandenden Wogen haben aber diese natürlichen Schutzmauern durch-
brachen, und um dem weiteren Vordringen des Meeres Einhalt zu hm, sind
mächtige, 5—10 m hohe Deiche angelegt worden. Die friesischen Inseln bilden
die Überreste der alten Dünen.
Die Nordsee gehört zu den befahrensten, aber auch zu deu gefährlichsten
Meeren. Befouders bieteu die Saudbäuke deu Schiffen: bei heftigeu Stürmen
große Gefahren, und mit Recht sagt der Matrose: „Nordsee — Mordsee!"
Durch zahlreiche Leuchttürme, Bojen, Feuerschiffe *) und namentlich durch eiu
gut eingerichtetes Lotsenwesen sucht man die den Schiffern drohenden Gefahren
möglichst abzuschwächen.
Buchten der Nordsee: Dollart, Jadebusen, Weser- und Elbmündung.
Inseln: Ostfriesische Inseln (Borkum, Norderney, Wangeroog, Neuwerk),
nordfriesische Inseln (Föhr, Sylt) und Helgoland.
Die Ostsee oder das Baltische Meer tragt den ausgeprägten Charakter
eines Binnenmeeres. Der Salzgehalt ist gering, und Ebbe mib Flut fehlen;
der geringe Salzgehalt und die eingeschlossene Lage verursachen, daß die Küsteu
der Ostsee in: Winter durch eiue starke Eisdecke gesperrt sind, die den Verkehr
oft monatelang hemmt.
Die Ostsee ist im allgemeinen von geringer Tiefe; an den meisten
Stellen beträgt sie nur 15—30 m. Die Küsten sind weniger flach als die
der Nordsee. Vielfach find sie durch mächtige Dünen, zuweilen 30 in hoch, ge-
schützt.
Für den Seehandel war die Ostsee früher, als die großen Seewege noch
picht aufgefunden waren, von hoher Wichtigkeit. Lübeck bildete den Mittel-
nuukt der mächtigen Hansa. Jetzt liegt die Hauptbedeutung der Ostsee vorwiegend
in den: Verkehr mit den eigenen Küstenländern.
Ostsee und Nordsee werden seit 1895 durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal ver-
bnnden, der die Ostsee dem direkten Verkehr mit der Nordfee erschließt. Der
Kanal geht von Brunsbüttel an der Elbmündung nach Holtenau an der Kieler
Bucht. Seine Tiefe von 9 m ermöglicht auch den größten Kriegs- und Handels-
schiffen eiue bequeme und sichere Durchfahrt.
An Meereseinschnitten ist die deutsche Küste reich. Die wichtigsten
Einschnitte sind drei offene Buchten: Lübecker, Pommersche und Danziger Bucht,
i) Bojen sind Warnungszeichen, die die Schiffer auf die gefährlichen Meeres--
stellen, Sandbänke usw. aufmerksam machen und zugleich auch den Kurs der Schiffe
bestimmen. Diese Bojen sind entweder farbige, auf dem Meeresgrunde verankerte
Tonnen oder turmartige, weithin sichtbare Holzgerüste, Baken genannt, von denen abends
einzelne erleuchtet werden. — Feuerschiffe sind kleine, ebenfalls verankerte Fahr-
zeuge, die gleichfalls zur Bezeichnung gefährlicher Stellen dienen. Ihr Mittelmast trägt
am Tage farbige Kugeln oder Fahnen; des Nachts ist er durch ein weithin leuchtendes
Feuer bezeichnet. In der Nähe der Elbmünduug liegt überdies auch eine Lotsengaliote,
ein bemanntes Schiff, das mit allen Rettungsapparaten versehen ist. Im Dienste der
Schiffbrüchigen wirkt segensreich der unter dem Protektorate des Deutschen Kaisers
stehende „Deutsche Verein zur Rettung Schiffbrüchiger", der 1905 insgesamt 124 Rettungs-
stationen (78 an der Ostsee und 46 an der Nordsee) besaß. 58 Rettungsstationen sind
sowohl mit Booten als auch mit Raketenapparaten ausgerüstet. Seit ihrem Bestehen,
vom Jahre 1865 ab, sind durch die Rettungsstationen in 590 Fällen über 3200 Personen
gerettet worden.
1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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linie von Emden bis Memel sind zahlreiche Rettungsstationen (mehr
als 150) errichtet, welche unter der Leitung der „Deutschen Gesell-
schast zur Rettung Schiffbrüchiger" stehen. Diese wurde 1865
nach dem Muster des englischen Rettungswesens gegründet und steht unter
dem Protektorat unseres Kaisers. Jede Rettungsstation verfügt
über ein oder mehrere Rettungsboote und einen Raketenapparat.
Letzterer dient dazu, eine Leine zum gestrandeten Schiff hinüberzuschießen,
mittelst welcher ein starkes Tau zwischen Schiff und Küste straff gezogen
wird, an dem dann ein Rettungskorb hin und her bewegt werden kann.
Natürlich sind — besonders bei stürmischem Wetter und hohem See-
gange — in diesen Rettungsstationen immer eine Anzahl mutiger Männer
zur Stelle, die sich nicht fürchten, ihr eigenes Leben zur Rettung Schiff-
brüchiger auss Spiel zu setzen. Die genannte Gesellschaft zählt jetzt mehr
als 60 000 Mitglieder, die gern ein Opfer bringen, um ihren auf der See
gefährdeten Brüdern zu dienen. Eine stattliche Summe wird alljährlich —
auch zur Vervollkommnung der Rettungsstationen — verausgabt. Auch
durch ausgestellte Sammelbüchsen (kleine Schiffchen) werden jedes Jahr
etwa '25 000 Jl für diese Zwecke vereinnahmt. Der bei weitem größere
Betrag kommt aber durch die Mitglieder der Gesellschaft zusammen. Zahl-
reiche Schiffbrüchige verdanken dieser segensreichen Einrichtung
schon ihre Rettung.
Ergebnis. Die alten Strandlinien sind durch die Friesischen
Inseln gegeben. Gewaltige Sturmfluten zerrissen den Dünenwall von
Texel bis zum Kap Skagen. So sind die Ostsriesischen und Nord-
sriesischen Inseln, Dollart und Jadebusen und die busenartigen Mün-
düngen der Ems, Weser, Elbe und Eider entstanden.
Zu den Ostsriesischen Inseln gehören Borkum, Juist, Norderney,
Baltrum, Langeoog, Spiekeroog (Hannover) und Wangeroog (Olden-
bürg). Unter den Nordsriesischen sind die bekanntesten Amrum, Föhr
(Wyk) und Sylt (Westerland), Nordstrand, Pellworm und die Halligen.
Ihre Bewohner (Friesen) treiben Fischsang, Schiffahrt, auch Ackerbau
und Viehzucht (etwas Marschboden). Fast alle Inseln sind Seebäder.
Die besuchteste ist Norderney. Der Fremdenverkehr bildet die wichtigste
Erwerbsquelle.
Die Halligen sind die kleinsten der Nordsriesischen Inseln. Sie
bestehen aus Marschboden und ragen nur 1—2 i» über den Meeres-
spiegel hervor. Sie sind teilweise bewohnt. Die Bewohner sind großen
Gefahren ausgesetzt, lieben aber trotzdem ihre heimatliche Scholle über
alles. Die Inseln find Wellenbrecher der Usergelände. Ihre User
werden durch Mauerwerke gestchert, und durch ausgeführte Verbindungs-
dämme sucht man neues Land zu gewinnen. Die bekanntesten Halligen
find Hooge, Langenetz, Nordmarsch und Oland.
Die kleine Felseninsel Helgoland (Lage!) gehört hauptsächlich der
Triasschicht an (roter Tonstein, grauweitzer Mergel). Ihre etwa
60 m hoch aus dem Meere steil ausragenden Felswände find antzer-
ordentlich zerriffen. Die Insel wird aber durch kostspielige Aus-
Mauerungen der Küste (Westküste) sowie Entwäfferungsanlagen (Ost-
küste) vor weiteren Eingriffen des raublustigen Meeres bzw. der Ver-
Witterung geschützt. Die Insel besteht aus dem Oberland, dem Unter-
1899 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gefährliche Stellen an der Küste aufmerksam zu machen, sind ans
mehreren Inseln hohe Türme errichtet worden, in denen während der
Nacht Lichter brennen. Solche Türme sind mit dem Leuchtfeuer weit
zu sehen, man nennt sie Leuchttürme. Welchen Zweck haben die
Leuchttürme?
Sprich über die Lage und Beschaffenheit der ost-
friesischen Inseln!
Gieb an, welche Gefahren durch sie den Schiffern drohen
und durch welche Einrichtungen man sie warnen will!
Welches sind die größten der ostfriesischen Inseln? Gieb ihre
Lage an!
Nach Norderney und Borkum reisen alljährlich viele Hunderte,
um dort im Meere zu baden; denn Seebäder wirken erfrischend und
kräftigend. Norderney und Borkum sind berühmte Seebäder. Abfragen!
Erzähle, was du von Norderney und Borkum gehört hast!
Die Inseln sind aber auch ein Schutz für die Küste. Was wird
durch sie aufgehalten? (Die Wellen.) Ihre Gewalt bricht sich meist
schon an ihnen. Womit haben sich die Marschbewohner gegen das
Meer zu schützen gesucht? (Deiche.) Wie müßten nun die Deiche an-
gelegt werden, wenn keine Inseln an der Küste wären? (Stärker,
höher.) Was für ein Schutz für die Küste sind die Deiche, da sie
durch die Kunst der Menschen entstanden sind? (Künstlicher.) Was
für eine Schutzmauer aber sind die Inseln für die Küste, da sie durch
die Natur selbst gebildet sind? (Natürlich.)
Gieb an, welche Bedeutung die Inseln für die Küste
haben!
Zeige und nenne nach der Karte die beiden größten nordfriesischen
Inseln! (Sylt, Föhr.) Sie sind gleichfalls gern besuchte Seebäder.
Außerdem seht ihr an der Küste eine große Menge ganz kleiner Inseln
im Meere liegen. Woher kommt es wohl, daß sie so klein sind?
(Meer abgerissen.) Man nennt diese kleinen Inseln an der Nordsee-
küste die Halligen. Wiederhole! Die Halligen ragen kaum 1 in aus
dem Meere hervor; die größeren sind eingedeicht, die kleinsten sind
unbewohnt. Obgleich sie von Sturmfluten oft überschwemmt werden,
so wohnen doch auf den größeren immer mehrere Familien. Die
Hütten sind niedrig und auf nufgeworfeuen Hügeln, Wursten genannt,
erbaut. Das Haus ist auch zugleich Stall für die Schafe und Rinder
des Halligbewohners. Worin besteht wohl die Beschäftigung dieser
Seidel, Das vierte Schuljahr. Z7