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1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
203 Die Republik Frankreich. § 218 Heft
2. Bodenaufbau, Klima und Anbau in ihrem kausalen
Zusammenhang.
1. Oer geologische Aufbau. Frankreich hat als Knochengerüst zwei alte Ur- § 218
gebirgsfchollen, die Südfranzösische Hochebene und das Bergland der
Bretagne und Normandie^). Das übrige, jüngere Frankreich bildet, abgesehen
von der Grabenversenkung des Rhonetals, zwei (zur Hauptsache tertiäre) Tief- <
landmnlden, das große Pariser- oder Seine-
decken und das Garonnebecken.
a) und b) Tie beiden Urgebirgtzschollen ge-
hören zu der Zentralzone der schon in der
Steinkohlenzeit (Karbon) aufgefalteten Armori-
kanifchen Alpen, die wir bereits kennen lernten
(§ 166), und zwar sind sie der übrig gebliebene
Sockel dieses Gebirges (durch Meeresbrandung
abrasiert). —Dieanßenzone desarmorikanischen
Gebirges bilden die altzeitlichen ^paläozoischen^
Ablagerungen von Cornwall und Devonshire^). —
Schon in der Steinkohlen--(Karbon-) Zeit, als das
Gebirge kräftig aufgefaltet wurde, fanden im Süd-
französischen Hochland bedeutende vulkanische
Durchbrüche statt (die heutigen Porphyrberge).
Noch gewaltiger aber waren hier, und zwar in
der Auvergue, die vulkanischen Ergüsse in der
„Sturm- und Drangperiode" unserer Erde, in der
Braunkohlen - (Tertiär-) Zeit, als auch die
Vulkane Mitteldeutschlands (in der Eisel, der
Vogelsberg usw.) entstanden. Die Auvergue,
das klassische Land des Vulkanismus, ist die
Vulkanische Eisel ins Große übersetzt^). Mit der Spaltenbildung jener
Zeit hängt auch die Entstehung der vielen Warmquellen zusammen. Vichy
(wischi) am Allier wird ebenso wie Wiesbaden oder Karlsbad jährlich von 70 000
Kurgästen besucht. — Im Süden (in den Les Causses, spr. koß, = Kalk) wird
das kristallinische Gestein (Gneis und Granit) von Jurakalk überlagert, der öde
Karstflächen bildet und von schauerlichen Canons (§ 24) zersägt ist. Der 50 km lange
Eaiwn des Tarn (tar) ist stellenweise 500—600 m tief (der des Colorado im Fel-
fengebirge 1500 m!).
1) Letzteres nur zu einem Teil kristallinisch, zum andern Teil aus altzeitlichen Schichten
(namentlich Kambrium und Silur) bestehend.
2) Ähnlich bilden Schwarzwald, Wasgenwald, Fichtelgebirge und Erzgebirge die Reste
der Zentralzone, das Rheinische Schiefergebirge und der Harz die Außenzone des Varis-
tischen Gebirges.
3) Drei Gruppen: die reihenförmigen Dome-Berge, die Dore- (dor) Berge mit 15
Maren und der Cantal (Trachyt), der französische Vogelsberg. — Vom Gipfel des Puy de Dome
erblickt man südwärts 25, nordwärts 39 Vulkankegel.
Abb. § 218.
Die fünf Landschaften
Frankreichs.
I.und 2. Die beiden alten Rumpf-
gebirge, (l. Bretagne-Normandie,
2. Das Süd französische Hochland.)
3. und 4. Die beiden Tertiär-
Becken. (3. Der Garonne - Golf,
4. Das Seine-Becken.>
5. Die G rab en versenknng der
Saüne-Rhone.
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der geologische Aufbau Deutschlauds.
6 Hes
Ii
2a) Der geologische Aufbau Deutschlands.
(Siehe die geologische Karte im Atlas.)
Deutschland hat eine lange, mannigfaltige geologische Entwickelung durch-
lebt. Schon vor und während der Steinkohlenzeit (Karbon) erfolgte durch
einen Druck von Südosten die Auffaltung der Mitteldeutschen Alpen (das
Variskische Gebirge Sueß'), dereu kristallinische Kerne wir heute im Wasgen-
wald, Schwarzwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge und iu den Sudeten erkennen,
und deren ebenfalls stark gefaltete altzeitliche (paläozoische), schieferige Außen-
zone das Rheinische Schiefergebirge, der Thüringer Wald und der Harz bildeten.^)
In der Nachkohlenzeit (Dyas) erlosch die faltende Kraft, und iu der sich an-
schließenden geologischen Mittelzeit fand eine großartige nivellierende Abtragung
statt. Der deutsche Boden geriet wieder unter Wasser, wobei stellenweise die
Brandung mit großer Kraft einwirkte (das Rheinische Schiefergebirge ist eine
ab„rasierte" Brandungsplatte), während an ruhigeren Stellen neue Schichten
abgelagert wurden (Trias, Jura, Kreide; s. die geologische Karte im Atlas). Dann
kam die stürmische Tertiärzeit (Braunkohlenzeit), die der Erde durch Auffaltung
der heutigen Gebirge ein neues, das jetzige Antlitz gab. Im Süden Deutsch-
lands wurden die Alpen zusammeugeschobeu, Deutschland selbst aber wurde zu
Schollen zertrümmert, wobei durch die Bruchspalten vulkanische Massen herauf-
drangen (die vulkanische Eisel, der Vogelsberg, die Vulkankuppen der Rhön usw.).
In der an die Tertiärzeit sich anschließenden älteren Quartärzeit, dem Diluvium,
erfolgte die gewaltige Vergletscherung Norddeutschlands und der Süddeutschen
Hochebene, die diese Teile unseres Vaterlandes mit gewaltigen Schuttmassen be-
deckte und ihnen abermals eine anderes Aussehen gab. (S. darüber deu Abschnitt
Norddeutschland als Ganzes).
Im folgenden soll kurz der Anteil der einzelnen Formationen am Aufbau
Deutschlands erörtert werden. (S. dazu den schematischen Schnitt im Fuß2).
x) Noch früher hatte vielleicht auch Norddeutschland ein alpenartiges Gebirge, dessen
Sockel heute vom eiszeitlichen Schutt (s. unten) bedeckt wird.
Erklarim^. /Jüngeres Schwemmland}
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2) Abb. § 6. Ein geologischer Schnitt durch Deutschland, allgemein (schematich).
Wir sehen folgendes: a) Eine altzeitliche Schicht (die älteste, Vorkohlenzeit) liegt auf einer
größeren Strecke bei 2 frei (Rheinisches Schiefergebirge). Neben ihr tritt an beiden Seiten die
zweite altzeitliche Schicht zutage, die wichtige Steinkohlenschicht. — b) Die unterste mittel-
zeitliche Schicht (Trias) sehen wir in Mittel- und Süddeutschlaud freiliegen. Die zweite mittel-
zeitliche Schicht (Jura) sehen wir bei 5 steil abbrechen (Schwäbischer Jura). — c) Die neuzeit-
lichen Schichten bedecken hauptsächlich Norddeutschlaud (bei 1), ferner sehen wir sie auf
der Süddeutschen Hochebene (bei 6). Außerdem folgendes: Bei 4 sehen wir einen Einbruch
(Oberrheinische Tiefebene). Bei 3 ist ein Vulkanberg mit einem in die Tiefe führenden Kanal
angedeutet (Vogelsberg). 7 veranschaulicht eine Vorfalte der Alpen, 8 die ganz dem Urgebirge
angehörige Zentralfalte der Alpen.
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland, — 6, Großbritannien und Irland. 367
6. Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland.
315 000 qkm, 46 Mill. E., 144 E. auf 1 qkm. Um Ostpreußen kleiner,
dagegen 5,5 Mill, E. mehr als Preußen, 14- so dicht bevölkert wie das D. R.
I. Lage und Umrisse. Die Inselgruppe ruht auf einer mit dem Festlande § 347.
in Verbindung stehenden, nntermeerischen Platte (Fig. 57). Sie liegt für den
Handel äußerst günstig in der Mitte der Landhalbkngel, am Rande des
verkehrreichsten Ozeans gegenüber dem wirtschaftlich wichtigsten
Teile Nordamerikas. Auch ist sie den am höchsten entwickelten Gebiets-
teilen des europaischen Festlandes, Mitteleuropa und Frankreich, nn-
mittelbar benachbart und genießt deu Schutz der Jnsellage. Die Vorteile
seiner Lage vermag Großbritannien infolge seiner reichen Küstengliederung
voll auszunutzen. Sowohl an der Ost- als auch an der Westküste greifen
zahlreiche, mit guten Häfen ausgestattete, von der Flut trichterförmig er-
weiterte Einschnitte tief in das Land ein, und zwar so, daß die größeren
Buchten von beiden Seiten her paarweise sich einander nähern. Die engste
Einschnürung zwischen Förth [förjä]? und Clyde^kleid^-Bufen ist nur 60 km
breit. Kein Ort liegt weiter als 120 km, in dem besonders im W stark
gegliederten Irland sogar nicht über 80 km vom Meere entfernt. Der Zug
zum Meere ist daher bei den Briten ganz besonders ausgeprägt.
Ii. Oberflächenbau. (Fig.57.) Ihrem innern Bau nach bilden die Britischen
Inseln einen Teil des Nordwesteuropäischen Schollenlandes. Die Trennung
der Inseln unter sich und vom Festlande erfolgte durch Meeresüberflutung
infolge Landsenkung; die vollständige Abgliedernng vom Festlande, die Zer-
störuug der Landbrücke zwischen Dover und Calais, fand erst nach der Eis-
zeit statt. Alte Faltengebirge, die durch Abtragung in unendlich langen
Zeiträumen zu Rumpfgebirgen erniedrigt und in tertiärer Zeit durch Brüche
und Senkungen in einzelne Berggruppen aufgelöst wurden, find das Nord-
irisch-Schottische Gebirge und das Bergland von Wales, Teile
des früheren „Kaledonifchen Gebirges", das in Skandinavien wieder er-
scheint (f. d.), ferner die Gebirge von Südirland und Südwestengland, die
Reste des alten „Armorikanischen Gebirges", dem auch das Bergland
der Bretagne angehört. Den Raum zwischen den stark abgetragenen Er-
hebnngsmassen süllen Bruchfelder und Senken; sie bestehen im Gegensatz zu
deu aus kristallinischen und altsedimentären Gesteinen ausgebauten Rumpf-
gebirgen aus dem weit verbreiteten Roten Sandstein der Devouformatiou und
aus Sandsteinen, Kalken und Schiefern des Karbons. An diese Senken ist
daher das Auftreten der großartigen Steinkohlenlager Großbritanniens
geknüpft. Eine Sonderstellung nimmt geologisch und orographisch das süd-
östliche England ein, eine Beckenlandschaft, die gleich dem Nordfrau-
zösifcheu Tieflande aus flachmuldenförmig gelagerten, ungestörten Schichten
der Trias-, Jura-, Kreide- und Tertiärzeit gebildet ist. Das Londoner Becken
enthält — wie das Pariser — tertiäre Ablagerungen. Die tertiären Schollen-
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. —
6. Großbritannien und Irland. 251.
6. Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland.
315000 qkm, 46 Mill. E., 144 E. auf 1 qkm. Um Ostpreußen kleiner,
dagegen 5,5 Mill. E. mehr als Preußen, ih so dicht bevölkert wie das D. R.
I. Lage und Umrisse. Die Inselgruppe ruht auf einer mit dem Festlande §
in Verbindung stehenden, untermeerischen Platte (Fig. 257). Sie liegt für den
Handel äußerst günstig in der Mitte der Landhalbkugel, am Rande des
verkehrreichsten Ozeans gegenüber dem wirtschaftlich wichtigsten
Teile Nordamerikas. Auch ist sie den am höchsten entwickelten Gebiets-
teilen des europäischen Festlandes, Mitteleuropa und Frankreich, un-
mittelbar benachbart und genießt den Schutz der Jnsellage. Die Vorteile
seiner Lage vermag Großbritannien infolge seiner reichen Küstengliederung
voll auszunutzen. Sowohl an der Ost- als auch an der Westküste greifen
zahlreiche, mit guten Häfen ausgestattete, von der Flut trichterförmig er-
weiterte Einschnitte tief in das Land ein, und zwar so, daß die größeren
Buchten von beiden Seiten her paarweise sich einander nähern. Die engste
Einschnürung zwischen Förth [förfj]» und Clydejaeid^-Bnsen ist nur 60 km
breit. Kein Ort liegt weiter als 120 km, in dem besonders im W stark
gegliederten Irland sogar nicht über 80 km vom Meere entfernt. Der Zug
zum Meere ist daher bei den Briten ganz besonders ausgeprägt.
Ii. Oberflächenbau. (Fig. 257.) Ihrem innern Bau nach bilden die Britischen
Inseln einen Teil des Nordwesteuropäischen Schollenlandes. Die Trennung
der Inseln unter sich und vom Festlande erfolgte durch Meeresüberflutung
infolge Landsenkung; die vollständige Abgliedernng vom Festlande, die Zer-
störnng der Landbrücke zwischen Dover und Calais, fand erst nach der Eis-
zeit statt. Alte Faltengebirge, die durch Abtragung in unendlich langen
Zeiträumen zu Rumpfgebirgen erniedrigt und in tertiärer Zeit durch Brüche
und Senkungen in einzelne Berggruppen aufgelöst wurden, sind das Nord-
irisch-Schottische Gebirge und das Bergland von Wales, Teile
des früheren „Kaledonischen Gebirges", das in Skandinavien wieder er-
scheint (s. d.), ferner die Gebirge von Südirland und Südwestengland, die
Reste des alten „Armorikanischen Gebirges", dem auch das Bergland
der Bretagne angehört. Den Raum zwischen den stark abgetragenen Er-
Hebungsmassen füllen Bruchfelder und Senken; sie bestehen im Gegensatz zu
den aus kristallinischen und altsedimentären Gesteinen aufgebauten Rumpf-
gebirgen aus dem weit verbreiteten Roten Sandstein der Devonsormation und
aus Sandsteinen, Kalken und Schiefern des Karbons. An diese Senken ist
daher das Auftreten der großartigen Steinkohlenlager Großbritanniens
geknüpft. Eine Sonderstellung nimmt geologisch und orographisch das süd-
östliche England ein, eine Beckenlandschaft, die gleich dem Nordfran-
zösischen Tieflande aus stachmuldenförmig gelagerten, ungestörten Schichten
der Trias-, Jura-, Kreide- und Tertiärzeit gebildet ist. Das Londoner Becken
enthält — wie das Pariser — tertiäre Ablagerungen. Die tertiären Schollen-
1900 -
München [u.a.]
: Franz
- Autor: Müller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2 Einleitung.
Räumen zwischen denselben zur Ablagerung der Trias-, Jura- und
Kreideformationen geführt, die, soweit sie nicht von den in der mittleren
Tertiärzeit auftretenden mannigfachen Einbrüchen betroffen worden sind,
in regelmäßiger Aufeinanderfolge und in fast wagrechten Schichten
zwischen den paläozoischen Rumpfgebirgen sich ausbreiten, an den
Rändern der letzteren selbst aber durch die erwähnten Brüche vielfach
versenkt und in schmale Streifen und Fetzen zerrissen worden sind. Mit
den Senkungen einzelner Schollen West- und Mitteleuropas in der
Tertiärzeit parallel laufend erhoben sich andere Schollen der paläozoischen
Gebirge, blieben als sog. Horste zwischen den beckenartigen Einbrüchen
stehen und verraten so jetzt noch das Streichen dieser uralten Ketten-
gebirge. Aus der Betrachtung dieser Trümmer lassen sich nach Sueß
etwa zwei solcher alter Gebirgssysteme im heutigen Mitteleuropa rekon-
struieren:
1. Das variskische Gebirge, aus den Horsten des französischen
Zentralplateaus und der deutschen Mittelgebirge erkennbar, verlief in
einem nach Süden geöffneten Bogen von der Senke von Carcafsonne
über die Auvergne und Morvan nach dem mittleren Rhein (Vogesen,
Schwarzwald, Rheinisches Schiesergebirg) und verbreiterte sich nach seinem
Eintritt in das südliche und mittlere Deutschland einerseits bis zum
Harz, dem nordwestlichen Ausläufer der variskifcheu Alpen, anderseits
bis zum mährischen Gesenke, dem Südostpfeiler der böhmischen Urgebirgs-
masse, die eine seit uralten Zeiten unverändert als Festland bestehende
kristallinische Scholle vorstellt.
2. Das kaledouische Gebirge, in den Granit- und Gneiß-
höhen von Wales, Irland, Schottland und Südnorwegen heute noch
sichtbar, begann an der Valentia Insel und den Scilly Inseln und zog in
gerader Richtung von Südsüdwest nach Nordnordost, scharf am Rand
der heutigen Flachsee Westeuropas sich haltend, bis zum Sogne Fjord
im südlichen Norwegen.
Das variskische und kaledouische Gebirge wurden nun durch eine
das ganze mesozoische Zeitalter hindurch dauernde Senkung in je zwei
Hülsten, das britische und norwegische einerseits, das französische und
böhmische Massiv anderseits, zerschnitten, und es bildete sich zwischen diesen
vier Pfeilern Mitteleuropas ein großes Senkungsfeld aus, das die Nordfee
und den größten Teil Deutschlands und seiner germanischen Nachbar-
länder umfaßte. Der südliche Teil dieses germanischen Senkungsfeldes,
das heutige Deutschland, blieb, wie oben erwähnt, während des ganzen
mesozoischen Weltalters und auch noch in der älteren känozoischen Zeit
von „revolutionären Bewegungen" (Faltungen, Einbrüchen, Eruptionen)
verschont, erlebte aber in der jüngeren känozoischen Zeit vor allem an
seinen Grenzsäumen noch einmal bedeutende Veränderungen: Der Süd-
rand des germanischen Landes wurde im oligozäueu Zeitalter durch einen
von Süden nach Norden wirkenden Schub zu dem gewaltigen Hochgebirg
der Alpen aufgetürmt, der Nordsaum, das heutige Flachland von Nord-
1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
54 Europa.
deutschen Ströme Weichsel und Oder, welche der Ostsee zueilen, und
die Nordseeströme Elbe und Weser, ferner die französischen Flüsse Seine
und Loire. — Seenreichtum weisen die Alpen und die Küstenländer der
Ostsee auf.
Die Glieder des Erdteils sind fast durchweg von Gebirgen durch-
zogen. Unter den Gebirgen Nordwest- Europas befindet sich das größte
Massengebirge des Erdteils, das skandinavische, welches unter allen
Hochländern des Erdteils auch den weitaus größten Bodenraum einnimmt.
Auch die Britischen Inseln, Island und die Bretagne weisen selbst-
ständige Gebirgssysteme auf. Unter den Gebirgen Südeuropas rageu
besonders die Hochgebirge der Pyrenäen und der Sierra Nevada
hervor. Die Italische Halbinsel wird von dem Meridiangebirge des Apennin
durchzogen, die Balkanhalbinsel von gittersörmig gelagerten Gebirgsmassen
erfüllt. Für die Entfaltung größerer Tiefländer und die Entwicklung größerer
Flüsse bleibt in den Gliedern des Erdteils kein Raum.
3. Geologie. Europa zerfällt geologisch in drei Provinzen. Die
längste ist Südeuropa oder die Mittelmeerzone, der die drei großen
Halbinseln des S., das Alpen- und Karpatengebiet angehören. Sie hat in
tertiärer Zeit ihre heutige Gestalt erhalten. Für sie sind die jugendlichen
Faltengebirge der Pyrenäen, Alpen, des Apennin u. s. w. ebenso charakteristisch
wie die wechselvollen Tiefenverhältnisse des Einbruchgebiets des Mittelmeeres.
Die ununterbrochenen Veränderungen an der Erdoberfläche zeigen, daß die
geologischen Kräfte heute noch an der weiteren Modellierung des Gebiets
arbeiten. Die Halbinseln und Inseln des Gebiets sind Höhenreste versunkener
Festlandsschollen. Die Meerenge von Gibraltar und die Untiefen zwischen
Sizilien und Afrika waren einst Landengen, die das Festland Europa mit
Afrika verbanden. Die Inseln des Agä'ischen Meeres sind Einbruchsreste
einer Landverbindung zwischen dem Peloponnes und Kleinasien.
Nördlich von der Mittelmeerzone befindet sich das nordeuropäische
Schollenland, ein ungleich älteres Gebiet. In ihm ist die faltende Tätig-
keit der Erdrinde schon in der Steinkohlenzeit zur Ruhe gekommen. Seitdem
haben nur die atmosphärischen Kräfte und zahlreiche Bruchversenkungen das
Aussehen des Schollenlandes verändert. Die Folge davon ist, daß die Höhen-
disferenzen lange nicht so groß sind wie in der mittelmeerischen Zone. Mittel-
gebirge treten auf, die mit ihren sanften Wellenlinien und ihren schön gerun-
deten, waldgeschmückten Landschaftsformen einen wesentlichen Gegensatz zu
den schroffen Formen Südeuropas bilden.
Das nordeuropäische Schollenland zerfällt wieder in zwei Gebiete. West-
lich von der Weichsel liegt als das jüngere Gebiet das Nordwest-
europäische Schollenland. Die drei alten paläozoischen Faltengebirge,
das Variscische (ein altes Parallelgebirge zu den heutigen Alpen im Be-
reiche des w. Frankreichs und des s und mittleren Deutschlands), das
Armorikanisch e im w. Frankreich und sw. England und das Kaledonische
im n. Schottland und w. Skandinavien, sind im Lause der Jahrmillionen
allmählich zu Rumpsgebirgen abgetragen worden, die nur in mesozoischer Zeit
von Meeresüberflutungen," im Tertiär aber vielfach von Einbrüchen der Erd-
rinde betroffen wurden, so daß die heutigen Gebirge vielfach nur als Horst-
gebirge über ihre Umgebung emporragen.
Noch älter als das nordwesteuropäische Schollenland ist die russisch-
skandinavische Platte ö. der Weichsel. Sic bildet ein riesiges, starres,
seit archäischer Zeit von keiner Faltung mehr betroffenes, flachwelliges Tafelland,
dessen landschaftliche Einförmigkeit noch dadurch erhöht wird, das auch Ein-
brüche der Erdrinde nur in geringem Maße vorkommen. Nur die Stellen, wo
sich die Wasserscheiden herausgebildet haben, ragen etwas über die Umgebung
hervor (Waldaihöhe).
Die Kulturentwicklung des Erdteils wurde durch die natürlichen
Verhältnisse des Erdteils wesentlich gefördert. Seine günstige Lage inmitten
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich, — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
433
D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
Ubersicht.
I. Lage. Von der Sambre und Maas bis zur Weichsel erstreckt sich ein § 287.
breiter Gebirgsgürtel, der die süddeutschen Landschaften von dem Nord-
deutschen Tieflande scheidet: das Mitteldeutsche Gebirgsland. Im W
lagert es mehr in breiten Massen, im 0 ist es schmäler, aber höher. Es
erhebt sich im Mittel kaum über 400 m und nur vereinzelt über 1000 m.
Ii. Entstehung und. Beschaffenheit des Oberflächenbildes. Während der
Karbonzeit wurden die vorher abgesetzten altpaläozoischen Schichten zu einem
mächtigen Gebirge, ähnlich unseren Alpen, aufgefaltet (Variskisches Gebirge),
das sich vom Französischen Zentralplatean über den Harz und das Fichtelgebirge
bis in die Sudeten hinein erstreckte. Noch während des paläozoischen Zeitalters
wurde das Karbon-Faltengebirge durch äußere Kräfte abgetragen. Die Rumpf-
laudschaft bedeckte sich im Mittelalter der Erde infolge mehrfachen Untertauchens
unter das Meer mit Sedimenten. Ihre durchgreifendste Umgestaltung erfuhr die
Landoberfläche in der Tertiärzeit. Das ganze Gebiet wurde durch Brüche in
Schollen zerlegt, die ihre Höhenlage zueinander veränderten, und so entstand ein
reich gegliedertes Relief. Der Verlauf der Bruchlinien ist in den drei verschiedenen,
deutlich erkennbaren Richtungen der heutigen Gebirge ausgeprägt. Man unter-
scheidet eine niederländische (Sw nach No — Rheinisches Schiefergebirge, Erz-
gebirge), eine rheinische (Ssw nach Nno im Hessischen Berglande) und eine su-
de tische (herzynische) Richtung (So nach Nw — Böhmer Wald, Thüringer Wald,
Teutoburger Wald; Sudeten, Harz, Wesergebirge, Wiehengebirge). Die Schollen-
bewegung löste vulkanische Ausbrüche, besonders an den Hauptlinien der Ver-
werfungen aus und ließ weit ausgebreitete Decken sowie Kuppen eruptiven Gesteins
entstehen (Rhön, Vogelsberg, Siebengebirge). Aber außer Bruchbildung und Ge-
steinsverschiebnng haben auch Verwitterung und Abtragung das heutige Oberflächen-
bild mit seinem reichen Wechsel von Gebirge, Hochfläche und Hügelland, mit seinen
Formen voll Anmut und Milde geschaffen.
Hinsichtlich seiner Gesteinszusammensetzung zeigt Mitteldeutschland eine
Dreiteilung: zwei große Rumpfmassen ältern Gesteins (Rheinischesschiefer-
gebirge im Wund sudetisch-erzgebirgische Masse im 0) sind durch die von Süddeutsch-
laud herübergreifenden Triasschichten des Wesergebietes und Thüringens von-
einander getrennt.
Obwohl die Mitteldeutsche Gebirgsfchwelle die natürliche Schranke zwischen
dem Norden und Süden Deutschlands bildet, so wird die trennende Wirkung dieser
Schranke teilweise wieder aufgehoben durch die zahlreichen Täler und Senken, die
zwischen den einzelnen Gebirgsmassen bequeme Durchlässe öffnen. Zu diesen ge-
hören: das Rheintal, die Hessische Senke und das Wesertal, das Vogt-
land, das Elbtal im Elb-Sandsteingebirge und die Sudetenpässe. Auch dem
westöstlich gerichteten Verkehr stehen breite Straßen zur Verfügung.
Iii. Landschaftsgebiete. Aus dem reichgegliederten Oberflächenbilde des
Mitteldeutschen Gebirgslandes heben sich als natürliche Landschaftseinheiten
deutlich ab: das Rheinische Schiefergebirge, das Hessische und Weser-
berglaud, Thüringen und der Harz, das Erzgebirge mit dem
Sächsischen Berglande, das Schlesische Gebirgsland. Die Selb-
Lennarz, Erdkunde für Seminare. 90
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Das Deutsche Reich, — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
317
D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland.
Übersicht.
I. Lage. Von der Sambre und Maas bis zur Weichsel erstreckt sich ein § 197.
breiter Gebirgsgürtel, der die süddeutschen Landschaften von dem Nord-
deutschen Tieflande scheidet: das Mitteldeutsche Gebirgsland. Im W
lagert es mehr in breiten Massen, im 0 ist es schmäler, aber höher. Es
erhebt sich im Mittel kaum über 400 m und nur vereinzelt über 1000 m.
Ii. Entstehung und Beschaffenheit des Oberflächenbildes. Während der
Karbonzeit wurden die vorher abgesetzten altpaläozoischen Schichten zu einem
mächtigen Gebirge, ähnlich uuseren Alpen, aufgefaltet (Variskisches Gebirge),
das sich vom Französischen Zentralplateau über deu Harz und das Fichtelgebirge
bis in die Sudeteu hinein erstreckte. Noch während des paläozoischen Zeitalters
wurde das Karbon-Faltengebirge durch äußere Kräfte abgetragen. Die Rumpf-
laudschaft bedeckte sich im Mittelalter'der Erde infolge mehrfachen Untertauchens
unter das Meer mit Sedimenten. .Mre durchgreifendste Umgestaltung erfuhr die
Landoberfläche in der Tertiärzeit. Has ganze Gebiet wurde durch Brüche in
Schollen zerlegt, die ihre Höhenlage zueinander veränderten, und so entstand ein
reich gegliedertes Relief. Der Verlauf der Bruchlinien ist in den drei verschiedenen,
deutlich erkennbaren Richtungen der heutigen Gebirge ausgeprägt. Man unter-
scheidet eine niederländische (Sw nach No — Rheinisches Schiefergebirge, Erz-
gebirge), eine rheinische (Ssw nach Nno im Hessischen Berglande) und eine sn-
detische (herzynische) Richtung (So nach Nw — Böhmer Wald, Thüringer Wald,
Teutoburger Wald; Sudeten, Harz, Wesergebirge, Wiehengebirge). Die Schollen-
beweguug löste vulkanische Ausbrüche, besonders an den Hauptlinien der Ver-
werfungen aus und ließ weit ausgebreitete Decken sowie Kuppen eruptiven Gesteins
entstehen (Rhön, Vogelsberg, Siebengebirge). Aber außer Bruchbildung und Ge-
steinsverschiebnng haben auch Verwitterung und Abtragung das heutige Oberflächen-
bild mit seinem reichen Wechsel von Gebirge, Hochfläche und Hügelland, mit seinen
Formen voll Anmut und Milde geschaffen.
Hinsichtlich seiner Gesteins Zusammensetzung zeigt Mitteldeutschland eine
Dreiteilung: zwei große Rumpfmassen ältern Gesteins (Rheinischesschiefer-
gebirge im Wund sudetisch-erzgebirgische Masse im 0) sind durch die von Süddeutsch-
laud herübergreifenden Triasschichten des Wesergebietes und Thüringens von-
einander getrennt.
Obwohl die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle die natürliche Schranke zwischen
dem Norden und Süden Deutschlands bildet, so wird die trennende Wirkung dieser
Schranke teilweise wieder aufgehoben durch die zahlreichen Täler und Senken, die
zwischen den einzelnen Gebirgsmassen bequeme Durchlässe öffnen. Zu diesen ge-
hören: das Rheintal, die Hessische Senke und das Wesertal, das Vogt-
land, das Elbtal im Elb-Sandsteingebirge und die Sndetenpässe. Auch dem
westöstlich gerichteten Verkehr stehen breite Straßen zur Verfügung.
Iii. Landschaftsgebiete. Aus dem reichgegliederten Oberflächenbilde des
Mitteldeutschen Gebirgslandes heben sich als natürliche Landschaftseinheiten
deutlich ab: das Rheinische Schiefergebirge, das Hessische und Weser-
berglaud, Thüringen und der Harz, das Erzgebirge mit dem
Sächsischen Berglande, das Schlesische Gebirgsland. Tie Selb-
1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 115 —
Mündung hinaus mit Sandbänken umgeben. Auch Düueubilduugen
treten hie und da auf. Weiter u. wird die Küste steiler.
Die schottische Küste hat fjordähnliche Meereseinschnitte. Der
Benennung Fjord entspricht die Bezeichnung Firth (förß). Besonders
die Westküste Schottlands ist mit Inseln, Halbinseln und Buchten aller
Art ausgestattet und weist mit die großartigsten Küstenseenerien Europas
auf. Der Firth of Clyde (förß of kleid') und der gegenüberliegende
Firth of Förth (förß öf förß) schnüren Südschottland von Mittel-
schottland ab. Weiter n. scheidet der Firth of Lorn mit dem ihm
entgegenkommenden Murray Firth (mörre förß) Nordschottland von
Mittelschottland. Die beiden Meerbusen sind zudem noch durch den
kaledonischen Kanal verbunden.
3. Bodengestaltung. Schottland ist vorwiegend Gebirgsland;
Irland und England zeigen ein Vorwalten des Tieflandes. Das
Gebirgsland drängt sich bei Großbritannien auf der Westseite zusammen;
Irland dagegen hat an allen Küstenstrecken ein zerstückeltes Küstengebirge,
und das Tiefland nimmt die Mitte der Insel ein. Die Gebirge des
Archipels steigen nirgends über Mittelgebirgshöhe empor. Der Kulm
der Inseln, der Ben Nevis (niwis), ist nur 1340 m hoch.
In ihrer geologischen Beschaffenheit zeigt sich deutlich die Zu-
gehörigkeit der britischen Inseln zum nordwesteuropäischen Schollenlande. Mit
dem ganzen Erdteile sitzen die Inseln auf einem uutermeerischen Kontinental-
iockel auf, der nur flach vom Meere überflutet ist. Eine Hebung des Landes
von 100 m würde genügen, um Großbritannien und Irland so mit dem euro-
peitschen Kontinente zu verkitten, daß beide nicht einmal als Halbinseln an
dem Ganzen hervortreten würden; erst jenseits der britischen Inseln befindet
sich der große Abfall nach der Tiefsee des atlantischen Ozeans. — Die Zuge-
Hörigkeit zum nordwesteuropäischen Schollenlande zeigt sich darin, daß sowohl
das armorikanische Gebirgssystem wie das mesozoische Becken Nordfrankreichs
sich auf englischem Boden fortsetzen. Das armorikanische Rnmpfgebirge nimmt
den Sw. von Großbritannien und den S. von Irland ein. Die kristalli-
nischen und paläozoischen Gesteine des Berglandes von Cornwall und
Devonshire (Dewnschir), sowie der S... der Halbinsel Wales (uels) und das
südirische Gebirge gehören ihm an. Östlich einer Linie, die durch die Fluß-
täler des Ex, Severn, Trent und der nördlichen Ouse bestimmt wird, befindet
sich das mesozoische südenglische Becken, das mit seinem natürlichen Mittel-
punkle London das geologische Gegenstück zum Seinebecken mit Paris bildet.
— Die nördlichen Gebirge Englands, Wales und Irlands, sowie von ganz
Schottland gehören einem zweiten alten Rumpfgebirge an, dem bereits im
Devon gefalteten kaledonischen Faltengebirge. — Für die orographischen
Formen kommen indes die beiden paläozoischen Faltengebirge weniger in Frage
als die späteren Brüche, die besonders in sw.—nö. Richtung den Boden durch-
ziehen; an ihnen sind vulkanische Massen, besonders Basalte emporgequollen,
die einen neuen abwechselungsreichen Zug in die Landschaft bringen. Die
Wirkungen der Eiszeit haben sich auf den britischen Inseln weniger einfluß-
reich gezeigt als in Norddeutschland, wo ja die alten Reliefformen durch die
eiszeitlichen Ablagerungen fast vollständig verwischt sind. Die britischen Ge-
birge sind fast frei von glazialem Schutt, und nur in den Niederungen, be-
sonders im südostenglischen Becken sind die Ablagerungen mächtiger.
4. Das Klima der britischen Inseln ist durchaus ozeanisch,
gemildert durch das vom Golfstrome erwärmte Meer. Die Isotherme
10u geht mitten durch Irland und Mittelengland. *) Im s. England
) Vergl. damit die klimatischen Verhältnisse des unter derselben Breite
gelegenen Labradors!
8*
1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
die Ausdehnung des Tieflandes an. Vom Nordfuße der Pyrenäen bis
zum Ural. Es zerfällt in drei größere Abschnitte:
a) Das russische Tiefland. Den ganzen Osten Europas er-
füllt das Russische Tiefland, das sich vom Ural bis zu den Karpaten,
vom Schwarzen Meer und Kaspisee bis zum Nördlichen Eismeer ausdehnt.
Es bildet keine einförmige Ebene, sondern ist durch einzelne Landrücken
mannigfach gegliedert. — Wiedergabe.
b) Das Germanische Tiefland. Zwischen der Weichsel und
der Schelde breitet sich das Germanische Tiefland aus (zeigen!), das nach
Westen zu an Breite abnimmt. Auch dieses ist von Landrücken, Hügel-
Landschaften und Seenplatten durchzogen und zeigt infolgedessen eine wellige
Oberfläche. — Wiedergabe.
c) Das französische Tiefland. Dieses schließt sich westlich
der Schelde an das Germanische Tiefland und wird durch das Bergland
der Bretagne (zeigen!) in ein nord- und westfranzösisches Tiefland geteilt.
— Wiedergabe.
Durch das große Tiefland werden zwei Gebirgsgürtel voneinander
geschieden, nämlich der südwestliche Gebirgsgürtel und das nord-
west-enropäische Gebirgsgebiet. Dieses besteht aus den Bergländern
Großbritanniens und Skandinaviens. Der südwestliche Gebirgsgürtel
umfaßt die Gebirge Mitteleuropas und der drei südlichen Halbinseln. Den
Kern des südwestlichen Gebirgsgürtels bilden die Alpen (zeigen!), um
die sich der mitteleuropäische Gebirgsbogen lagert (zeigen!), welcher aus
mehreren Teilen besteht (dem französischen, deutschen Mittelgebirge, den
Karpaten). — Wiedergabe.
Hinsichtlich des Aufbaues des Bodens oder der geologischen
Bildung zerfällt der Erdteil Europa in mehrere natürliche Gebiete, näm-
lich in Südeuropa (das südeuropäische Faltengebirgsland oder die Mittel-
meerzone), in West- und Mitteleuropa oder das westeuropäische Schollen-
land und in die russisch-skandinavische Tafel (zeigen!). Südeuropa
gehören die drei großen Halbinseln des Südens, Mitteleuropa das Alpen- und
Karpatengebiet an^). Zeige und nenne nochmals die natürlichen Gebiete
Europas! — Zusammenfassung und Einprägung nach gegebener Übersicht.
I. Mitteleuropa.
Lage und Staaten. Zunächst wollen wir den mittleren Teil Europas
betrachten. Zeige dieses Gebiet! Welche Bezeichnung führt dieser Teil
Europas? Mitteleuropa. Woher diese Bezeichnung? — Welche Staaten
umfaßt Mitteleuropa? Deutschland, Schweiz, Österreich-Ungarn(zeigen!).
Zeige Deutschland! Unser Vaterland haben wir im vergangenen Jahre
x) Das südeuropäische Faltengebirgsland hat erst in tertiärer Zeit ihre heutige
Gestalt erhalten; das nordeuropäische Schollenland ist vor und während der Stein-
kohlenzeit (Karbon) entstanden. Als sich dann später (im Tertiär) in Südeuropa die
großen Faltungen vollzogen (Alpen usw.), wurde Mittel- und Westeuropa in Mitleiden-
schast gezogen, da hier die Erdrinde von zahlreichen Sprüngen (Bruchlinien) durchsetzt
wurde, an denen die Schollen ins Abgleiten gerieten (daher Schollenland bezeichnet).
Die russisch-skandinavische Tafel stammt aus der archäischen Zeit; sie ist ein slachwelliges
Tafelland, das von keiner Faltung betroffen ist.
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Heft § 237 Das Königreich Großbritannien und Irland. 222
b. Das Westenglische Bergland wird durch eine Triassenke von dem Ost-
englischen Becken getrennt (s. Abb. 2, § 236) und besteht aus den Gebirgen von
Wales, die überwiegend dem Silur angehören^), und dem Pennine- (pennein-)
Gebirge mit seinen nördlichen Fortsetzungen (Cheviotgebirge). Das Pennine-
Gebirge gehört fast ganz der Steinkohlen- (Karbon-) Zeit an und wird
von großen Steinkohlenlagern umsäumt, die zugleich eine reiche
Ausbeute an Eisen liesern. Über den charakteristischen Ausbau des Pennine-
gebirges s. Abb. 1, § 236 mit Text!
Die Regelmäßigkeit des geologischen Aufbaues des eigentlichen
Englands veranschaulicht Abb. 3, § 236.
Westenglisches Bergland Ostenglisches Bergland
Abb. 3, § 236. Geologischer Querschnitt durch England (durch das Londoner Becken
und das Gebirge von Wales).
(Aus „Grundzüge der Länderkunde" von Prof. Hettner? Verlag Otto Spamer, Leipzig.!
Es sind in Großbritannien alle Formationen vertreten, und zwar sind sie von Westen
nach Osten in einer gewissen Regelmäßigkeit angeordnet: Im Westen die altzeitlichen (paläozo-
ischen) Schichten der Halbinsel Wales, dann — im Ostenglischen Becken — in richtiger Reihenfolge die mittel-
zeitlichen (mesozoischen! Ablagerungen Trias, Jura (f. Name Oolith), Kreide und dann das Tertiär (s.
Name Eocän) des eigentlichen Londoner Beckens. Man bezeichnet England deshalb wohl als das Musterland
der Geologen, als das „geologische Resums Europas", und es haben gerade englische Gelehrte an
der Förderung der geologischen Wissenschaft einen ganz bedeutenden Anteil.
237 c) Schottland ist geologisch (wie auch orographisch) zweiteilig. Die Schot-
tischen Niederlande (zwischen Firth os Clyde und Firth os Förth) sind ein im
Mittel 75 km breiter, dem Devon und Karbon angehöriger Grabeneinbruch
(vgl. die 45 km breite Oberrheinische Tiefebene) mit großartigen Kohlen-
lagern, die zugleich vorzügliche Eisenerze bergen, und mit einer frucht-
baren Ackerkrume. — Die Schottischen Hochlande bilden eine im Westen geho-
bene und hier durch die See wild zerklüftete Urgebirgstasel, die aber durch
Erosion zu einer bewegten Gebirgslandschaft umgeformt wurde. Ursprünglich
erhoben sich hier — was aus der Steilstellung der Schichten hervorgeht — Alpen-
ketten (als Teile des Kanonischen Hochgebirges), „deren Zinnen in so kühnen
Zacken zu Ätherhöhen aufgeragt haben mögen wie die heutigen Schweizer und
Tiroler Alpen" (Kirchhoff). Eine sckmale, geradlinig verlaufende Erdspalte, das
Kaledonische Tal (oder Glenmore = enges Tal) teilt die Hochlande iu zwei
Teile (Grampian- und Kaledonisches Gebirge).
ä) Irland, das erst gegen das Ende der Tertiärzeit von England getrennt
wurde, ist im Süden die Fortsetzung von Wales, im Norden von Schottland,
gehört also zum Gebiet des alten Kanonischen Gebirges. Der Untergrund ge-
i) Am Bristolkanal eines der größten englischen Kohlenlager (mit vorzüglicher
Anthrazitkohle), das zugleich den eisenreichsten Bezirk Englands bildet.
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
g-j Thüringen. § 32 Heft
Boden, Klima und wirtschaftliche Verhältnisse in ihrem kausalen § 32
Zusammenhang.
a) Der geologische Aufbau. Auch Thüringen ist eine Triaslandschaft.
Die Mulde selbst ist geologisch sehr regelmäßig gebaut (s. Abb. § 23 und 3, § 31).
Den äußern Saum bildet der Buntsandstein, dann folgt ein Ring Muschel-
kalk, während das Innere vom Kenper eingenommen wird.
Der Buntsandstein (der Anßengürtel) hat auch hier reichen Waldbestand.
Er wird aber mehrfach unterbrochen von Mergel- und Lehmgebieten (z. B. im
untem Eichsfeld bei Duderstadt) und ist in den Tälern (ganz besonders in der
Goldnen Aue, dem Tal der Helme) überlagert von fettem Schwemmland,
so daß sich auch in seinem Gebiet reichgesegnete Getreideäcker finden.
Tt ,
T'rcjt Jio fliegendes fjvam;.ohlejv ■Format}
, M Buntsandsuin,, Eu Muschelkalk. Mm T&Uper:,
Abb. 3, §31. Geologischer Querschnitt durch Thüring
en.
Der Muschelkalk setzt gegen den Buntsandstein mit einem Steilabfall
ab (vgl. die Escarpements des Pariser Beckens) und sendet Höhenrücken parallel
zum Harz und Thüringerwald durch die Keupermulde (s. die vom oberen Eichs-
feld ausgehende Kette Düu—hainleite—schmücke—finne und die südlich davon
gelegenen niederen Rücken). Wie es möglich ist, daß hier die jüngere, also zu-
oberst liegende Schicht von älteren Rücken, also von Rücken, die einer tiefer
liegenden Schicht angehören, überragt wird, veranschaulicht Abb. 3, §31: Als
die Mulde in Schollen absank, wurden diese an den Bruchlinien aufgebogen,
und von diesen Aufwölbungen wurde dann später der Kenper abgetragen.
Die Keupermulde ist in mehreren Einzelbecken weggesunken. Der Kenper
besteht hier meist aus fruchtbaren Keupermergeln und ist zudem vielfach von
Löß und Ton überlagert, so daß das Innere Thüringens im allgemeinen ein
fruchtbares Gebiet ist.
2. Der Harz ist eine Fortsetzung des Rheinischen Schiefergebirges, gehört
also wie dieses der Außeuzone der Variskischen Alpen an. Er bildet einen steil-
wandigen, im Innern gefalteten Horst, bestehend aus Vorkohlenzeitlichen und
zwar devonischen Schichten (Schiefer und Grauwacke). Auch hier fehlen nicht
die Kalksteineinlagerungen (Hermannshöhe bei Rübeland an der Bode) und
die Quarzriffe (der südöstlich vom Brocken ausgehende Bruchberg). Neu (im
Vergleich zum Rheinischen Schiefergebirge) ist hier das Zutagetreten des
Granits: Brocken und Umgebung, die zahlreichen „Klippen" (s. Abb. „Ottofels",
Präparandenheft § 51), die Bodescharte zwischen Roßtrappe und Hexentanzplatz.
Das äußere Nordwestende des Oberharzes gehört der Steinkohlenformation
(Karbon, und zwar dem Kohlensandstein) an. Im Unterharz verschwinden im
Osten die devonischen Schichten unter den Schichten der Nachkohlenzeit (Dyas,
und zwar Rotliegendes). Ihnen gehört der von Kupfer gleichsam durchtränkte
1900 -
München [u.a.]
: Franz
- Autor: Müller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kinteitung.
Der nördlich der großen europäischen Kettengebirge (Pyrenäen,
Alpen und Karpathen) gelegene Rumpf unseres Erdteils wird von einem
Schollenland eingenommen, das mit seinen tafelartig ausgebreiteten,
mäßig hohen Gebirgsmassen und seinen weit ausgedehnten Flachländern
in scharfem Gegensatz zu den alpinen Hochgebirgen Südeuropas steht.
Dieses nordeuropäische Schollenland, das aus denselben
mesozoischen und alttertiären Schichten besteht wie die zu verwickelten
Falten zusammengepreßten Hochgebirge Südeuropas, zerfällt nach seinem
inneren Bau und seiner dadurch bediugteu Oberflächengestalt wieder in
zwei große Gebiete: das Nordost-und das nordwesteuropäische
Schollenland.
Das nordosteuropäische oder russisch-skandinavische
Tafelland, das von den Gebirgen Norwegens, dem Ural, dem
Kaukasus und den Karpathen umspannt wird, ist eine riesige, seit
uralten Zeiten von jeder Gebirgsfaltnng verschont gebliebene Scholle,
auf deren kristallinischem Grundgebirge sogar die ältesten paläozoischen
Formationen in ungestörter horizontaler Lagerung ausgebreitet sind.
Dieser geologischen Thatsache entspricht die Ebenheit der Oberfläche des
ausgedehnten Erdraums; nur der Nordwestrand, Norwegen, ist zu
größerer Höhe erhoben, ohne jedoch dadurch seinen Schollencharakter
verloren zu haben.
Von ganz anderer Art ist das nordwesteuropäische Schollen-
land, das das gesamte außeralpine Europa westlich der Weichsel umfaßt.
Hier hat die letzte große Faltung gegen den Schluß der Steinkohlen-
Periode, also wohl früher als in der südeuropäischen Region, aber auch
viel später als in der russischen Tafel stattgefunden. Die Produkte dieser
postkarbonischen Faltung waren alpine Hochgebirge, die durch spätere
Ueberflutungen des Meeres und durch die abtragende Thätigkeit der
atmosphärischen Kräfte zu flach gewölbten Rumpfgebirgen abgehobelt
worden sind. Die Transgressionen des mesozoischen Meeres haben auf
der geebneten Oberfläche dieser einstigen Gebirge und in den weiten
I. Müller, Oberflächenbau Deutschlands. ,
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
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- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Sest § 26
Ii
Das Rheinische Schiefergebirge.
24
Zur Wiederholung des Präparandenstosfes § 42—46.
1. Benenne und zeichne (erst nach der Vorlage, dann aus dem Gedächtnis) alle Ein-
tragungen, die die Skizze 1 § 25 hat.
2. Wo liegt, und was ist im einzelnen zu sagen über:
Aachen P
Ahr
Andernach
Aßmannshausen
Bacharach
Barmen H
Bernkastel
Bingen
Bingerbrück
Binger Loch
Bochum H
Bonn H
Eoblenz |
Cöln Q
Cölner Bucht
Ersfeld G
Deutz
Dortmund H
Drachenfels
Düren A
Duisburg G
Düsseldorf A.
Ederkopf, 650
Ehrenbreitstein
Eifel
Elberfeld H
Emmerich
Ems
Erbeskopf, 820
Essen ^
Feldberg, 880
Geisenheim
Gelsenkirchen ß
Gießen /X
Hagen O
Hamborn G
Hamm ^
Hohe Acht,
Homburg
Hohes Venn
Hunsrück
Ingelheim
760
Iserlohn /X
Johannisberg
Kahle Asten, 830
Kaub
Kochem
Kreuznach ©
Laacher See
Lahn
Lenne
Limburg
Lorelei
Marburg Q
Mäuseturm
Mosel
Mülheim a.
Rhein |
Mülheim a. d.
Ruhr O
M.-Gladbach ^
-Münster O
Münster am Stein
Münsterland
Nahe
Nassau
Neuß □
Neuwied
Oberhausen G
Oberstein
Oberwesel
Paderborn /X
Recklinghausen ^
Remscheid %
Rheiugau
Rheinstein
Roer (spr. rühr)
Rothaargebirge
Rüdesheim
Ruhr
Ruhrkohlenge-
birge
Saalburg
St. Goar
St. Goarshausen
Sauerland
Selters
Siebengebirge
Sieg
Siegen /X
Solingen ^
Stolzenfels
Taunus
Trarbach
Trier tz
Weilburg
Wesel O
Westerwald
Wetzlar
Wiesbaden G
Wupper
Tanten
Zell
Nenne 100 Km-Strecken!
Boden, Klima und wirtschaftliche Verhältnisse in ihrem kausalen
Zusammenhang.
§ 26 a) Ter geologische Aufbau. 1. Von den Urgebirgsmassen abgesehen, ist
das Rheinische Schiefergebirge die älteste Scholle Deutschlands (Devon), die
schon freilag, als die ganze Umgebung noch von mittelzeitlichen Meeren bedeckt
war. Das Hauptgestein sind ein grauer Tonschiefer (Schieferbrüche, z. B. bei
Caub am Rhein und in Nassau) und Grauwacke^). Stellenweise ist der Kalk-
stein vertreten, in dem sich auch hier Höhlen finden. Die 300 m lange Dechen-
höhle bei Iserlohn ist eine der schönsten Tropfsteinhöhlen. — Der Schiefer wird
durchsetzt von vielen Erzgängen: Eisen (an der Sieg und der Lahn), Blei
(an vielen Stellen des ganzen Gebirges), Zink (z. B. bei Aachen und nördlich
von der Sieg), Kupfer (im Westerwald).
2. Der ebenen Oberfläche entspricht der innere Bau keineswegs.
Das ganze Gebirge besteht nämlich aus mehr oder weniger stark zusammen-
gepreßten Falten aus devonischen Schiefern von vielleicht 5 km Mächtigkeit.
Sie gehören zum Sockel (und zwar zur Außenzone) der einstigen Mitteldeut-
schen Alpen (Variskisches Gebirge, s. § 6), die schon vor und während der
Steinkohlen-(Carbon-)Zeit durch einen Druck von Südwesten her aufgefaltet,
x) Grauwacke ist ein sandsteinförmiges Konglomerat und kommt im Silur, im Devon
und im untersten Carbon (im Kulm) vor.
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
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- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Heft § 221 Die Skandinavische Halbinsel. 234
zwar der Devon-) Zeit aufgefalteten Kaledonischen Gebirges an (§ 166, s.
Abb. §251), bildet also die Fortsetzung der westenglischen und schottischen Gebirge.
Das ehemalige Hochgebirge *) wurde später (ebenso wie auch die östliche Hülste der
skandinavischen Tafel) durch
Brandungswellen abrasiert
(vgl. Rheinisches Schiefer-
gebirge und die Bretagne).
e) Auf der östlichen
Hälfte der skandinavischen
Tasel liegt überall das Ur-
gebirge frei. Man bezeichnet
sie zusammell mit der ge-
waltigen Granitfläche Finn-
lands (und der granitischen
Hohlform des Bosnischen
Meerbusens) als den „Bal-
tischen Schild". Die (silu-
rischen) Sedimente der West-
Hälfte Skandinaviens (f. o.)
brechen mit einem Steil-
rand („Glint" genannt) gegen
den Granitboden ab, und
über diesen Steilrand stürzen
die großartigen Wasserfälle
Schwedens hinab.
f) Ihre endgültige
Gestaltung bekam die
skandinavische Tafel in
der Eiszeit. Die Gletscher
(oder richtiger das Inland-
eis) schürften das lose Erd-
reich, also die Ackerkrume, ab
und verfrachteten es nach
Norddeutschland usw. Die neue Ackerkrume, die sich seitdem bildete, ist uoch
sehr dünn. Nur Südschweden hat ein tiefes lockeres Erdreich, da es schon
zum Gebiet der Moränenablagerung gehört.
g) Eine Sonderstellung nehmen die Seensenke und die Halbinsel Schonen
ein. In der Seensenke ist das abgesunkene Urgebirge mit Moränenschutt
überlagert. Noch uach der Eiszeit befand sich hier eine Meeresstraße, deren
östliche Fortsetzung der Finnische Meerbusen und die großen russischen Seen
bilden. —- Schonen ist geologisch ein Stück Dänemark. Es besteht aus mittel-
zeitlichen Schichten (Kreide usw.), die von eiszeitlichem Erdreich überlagert sind.
q A Üuv.il.
-• Diliiv.
l Mittete. (niesozjsctuctit
' (Tumwntlich. Kreide)
Auxeiü. /yaläoz.) Schichten/
(überwiegend. Silur)
_ A Uryebirge*
ff Gebiet des Kaledoniseheiv Gebirges >
Abb. §251. Geologisch-tektonischer Aufbau der
Skandinavischen Halbinsel.
(Nach Prof. Regel.)
1) Es bekam seinen Faltenschub vielleicht durch das Absinken des heutigen Meeresbodens
zwischen Norwegen und Jsland-Farör-Shetland-Orkneyinseln (vgl. die Tyrrhenis, § 18v), wo-
bei Island stark zertrümmert wurde (Vulkanismus!).
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
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- Geschlecht (WdK): Jungen
Sachsen. § 36 Heft
Den Osten bilden Gneise, den Westen kristallinische Schiefer, beide vielfach
überlagert von Granitdnrchbrüchen. In einer der Faltungsmulden des Urgesteins
ist das Chemnitz-Zwickauer Kohlenlager (f. Abb. 3 § 35) vor der Abtragung be-
wahrt worden1). Das nördlich davon gelegene Gneisgebiet führt den Namen
„Sächsisches Mittelgebirge". — Seine jetzige Gestalt erhielt das Gebirge in der
Braunkohlen- (Tertiär-)Zeit. Damals sanken die Schollen des hentigen Egertals
in die Tiefe, wobei der Südrand des Erzgebirges gehoben wurde. Gleich-
zeitig drangen durch die am Südrand entstandenen Erdspalten große Mengen
vulkanischer Massen herauf (Duppauer und Böhmisches Mittelgebirge), und es
cvv Grveis ~Vorko 7il&ru]eb. fsllur tt. Dewn.j *'/Steinkcluen^fovmclt
Jl - Rollu-gcndes (Jfaxjüwjilengeb irgej . Jsraurüio/Uen. ■ (Tvticir Jforrrv ? Basalt
Abb. 3, § 35. Schnitt durch das Erzgebirge.
entstanden die heute so berühmten Warmquellen (Karlsbad, Marienbad, Tep*
litz). —Durchsetzt wird das Erzgebirge von zahlreichen Erzadern, die dem Ge-
birge den Namen gaben, heute aber schon stark erschöpft sind. — Im Norden ver-
sinkt die Urgebirgsscholle allmählich unter Sedimenten, zunächst unter altzeit-
lichen (paläozoischen, z. B. Silur und Rotliegendes), dann mit diesen zusammen
auch unter mittelzeitlichen (mesozoischen, Buntsandstein) und neuzeitlichen
(känozoischen, und zwar Diluvium)52). Die Diluvialdecke Sachsens (das phy-
sische Sachsen bis an den Fläming reichend) ist im allgemeinen sehr fruchtbar.
Das sich keilförmig zwischen Erzgebirge und Lausitzer Gebirge hinausschiebende
Clbsandsteingebirge hat einen vom Erzgebirge völlig abweichenden Charakter. Es
war einst eine ebene Sandsteinfläche, die das Kreidemeer Nordböhmens (f. die
geologische Karte im Atlas) abgelagert hatte. Die Erosion (Auswaschung) hat
daraus die jetzige reizvolle Gebirgslandschaft geschaffen (sprich über die Formen
im einzelnen nach dem Präparandenhest, Abb. 1, § 54). Auch hier finden sich
basaltische Durchbrüche (Großer und Kleiner Winterberg).
Das hufeisenförmige Fichtelgebirge bildet geologisch die westliche Fortsetzung
der erzgebirgischen Urgebirgsmasse. Die höchsten Spitzen sind Granitkuppen. Die
Faltung ist sehr verwickelt (sndetisch gerichtet im westlichen Wall, rheinisch
gerichtet im Nord- und Südrand). — Das im Winkel von Erzgebirge und
Frankenwald liegende Vogtland besteht wie der Frankenwald aus altzeitlichen
(paläozoischen, namentlich silurischen) Schollen und wird häufig von Erdbeben
heimgesucht.
*) Em kleineres Lager befindet sich im Plaueschen Grund bei Dresden.
2) Im Osten taucht das Urgebirge ziemlich unvermittelt unter die eiszeitliche Dilu-
vialdecke (älteres Schwemmland) unter.
3*
17. Europa
- S. 402
1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
402
Erdbeben nur wenig mehr betroffen wird. In geologisch alter Zeit, jedenfalls also vor
Jahrmillionen, sind auch hier mächtige Gebirge aufgefalten worden. Zu Anfang der
Devonzeit entstand das Kaledonische Gebirge, das in nö. Richtung von Nordirland über
Schottland bis nach Skandinavien zog (S. 257, 315), in der Karbonzeit das Armori-
kanische Gebirge, das sich von der Bretagne über Cornwall und Südirland in den
heutigen Atlantischen Ozean hinein, vielleicht bis nach Amerika, erstreckte (S. 256), und das
Variskische Gebirge oder die Mitteldeutschen Alpen, deren Faltenzüge vom Französischen
Hochlande bis zum Südostende der Sudeten reichten (Ii, S. 53). Alle diese z. T. alpen-
hohen Gebirge sind aber schon früh durch die Brandungswogen des Meeres und die zer-
störenden Kräfte der Verwitterung und des fließenden Wassers bis auf niedrige Rumpf-
flächen zerstört worden. Im geologischen Mittelalter gerieten große Gebiete unter Meer
und wurden mit mächtigen Ablagerungen überdeckt. Später trat wieder eine Hebung ein.
Die Grundzüge der heutigen Bodengestaltung aber entstanden in der Tertiärzeit. Damals
wurde das weite Gebiet, vielleicht im Zusammenhang mit den Faltungsvorgängen in
Südeuropa, von großen Störungen ergriffen. Es bildeten sich zahlreiche Brüche der ver-
schiedensten Richtung, an denen größere und kleinere Schollen absanken und Landbecken
wurden, während andre als Hochschollen oder Horste stehen blieben, vielleicht auch noch
in die Höhe gepreßt wurden und nun als Gebirge über ihre Umgebung empor-
ragten. So entstanden die mannigfach zerstückten Landschaften, wie sie uns heute in den
Gebirgsgegenden Englands, Frankreichs und besonders Deutschlands entgegentreten. Die
Schollenbewegung hatte eine lebhafte vulkanische Tätigkeit im Gefolge, die z. T. bis in das
Zeitalter des Menschen hinein fortdauerte, und von der die gewaltigen Basaltmassen des
Westerwaldes, Hessens, Nordböhmens, Irlands, Schottlands, der Färöer u. a. Gegenden
sowie die erst spät erloschenen, noch wohlerhaltenen Feuerberge der Auvergne und Eifel
Zeugnis ablegen (S. 216, 256 u. Ii, S. 261).
3. Das Skandinavisch-Russische Tafelland nimmt den ganzen N. und O.,
fast a/B der Landfläche Europas, ein. Seit der Urzeit ist das weite Gebiet von Störungen
fast unberührt geblieben. Der nw. Teil (Schweden, Finnland, Lappland, Kola) bildet den
Baltischen Schild, eine gehobene, aus Urgestein bestehende Felsenplatte, von der alle
ihr früher auflagernden Absatzschichten bis auf kleine Reste wieder abgetragen worden sind.
In der großen Russischen Tafel dagegen sinkt die Rumpfstäche tiefer hinab und wird
von flachlagernden Schichten verschiedenen Alters überdeckt (S. 314, 349).
Unter den geologischen Vorgängen der späteren Zeit hat besonders die umfangreiche
Vergletscherung während der Eiszeit einen großen Einfluß auf die Oberflächengestaltung
weiter Gebiete Europas ausgeübt. Eingehenderes darüber findet sich im Ii. Band,
S. 145—150. (Man vergl. außerdem I, S. 126, 128, 142 und Iii, S. 315 u. 350).
Klima. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes im N. gehört Europa ganz
der gemäßigten Zone an und zwar überwiegend ihrem nördlicheren, kühleren
Teile. Aber es hat von allen unter gleicher Breite liegenden Ländern der
Erde das wärmste, vor allem das am meisten ausgeglichene, gleichmäßigste
Klima. Namentlich die Winter sind viel wärmer als in den gleichgelegenen
Gegenden Asiens und Amerikas. An der besonders begünstigten norwegischen
Küste beträgt der winterliche Wärmeüberschuß gegenüber der durch die Breiten-
lage bedingten Temperatur sogar 16—20° (S. 321). Diesen großen Vorzug
verdankt Europa neben der reichen Gliederung, die den Einstuß des Meeres
18. Europa
- S. 349
1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
349
Flüsse. Die gewaltige Ausdehnung des Russischen Flachlandes begünstigt
die Entwicklung bedeutender Flußsysteme. Die Wolga ist der größte Strom
Europas, und auch die Dwina und der Dnjepr werden von keinem andern
Flusse des Erdteils, die Donau ausgenommen, an Länge und Wassersülle er-
reicht. Das Hauptquellgebiet des Landes sind die Wald- und regenreichen Walda'i-
höhen und deren s. Fortsetzung, die Mittelrussische Schwelle. Ins Nördliche
Eismeer fließen: Petschora, Mesen, Dwina und Onega; in die Ostsee:
Newa, Düna, Njemen und Weichsel; zum Schwarzen Meere: Dnjestr, Bug,
Dnjepr und Don; ins Kaspische Meer: Wolga und Ural.
Erdgeschichtliches. Wie in seiner Oberflächengestaltung, so steht Rußland auch
durch seinen geologischen Aufbau in einem scharfen Gegensatz zu Westeuropa. Während
wir hier überall auf starke Störungen der Erdschichten, Faltungen, Verwerfungen und
vulkanische Ergüsse, stoßen, bietet uns die große Russische Ebene ein Stück der Erdrinde,
das von Bewegungen nur wenig berührt worden ist. Zwar finden sich in der Tiefe die
Spuren eines uralten, aus kristallinischen Gesteinen bestehenden, bis auf den Sockel ab-
getragenen Faltengebirges, aber alle darüber liegenden Formationen, vom Silur bis zum
Tertiär, haben noch fast ihre ursprüngliche flache Lagerung. Erst wenn man das ganze
Gebiet in Betracht zieht, ergibt sich, daß doch einige Störungen stattgefunden haben. So
zieht sich vom Quellgebiete der Petschora nach N.-W. bis zur Halbinsel Kanin eine Ab-
zweigung des Uralgebirges, der Timanhöhenrücken, der zwar äußerlich nur als flache
Bodenschwelle erscheint, sich aber geologisch als ein echtes, allerdings stark abgetragenes
Faltengebirge erweist. Ebenso ist die Donezplatte der Rest eines Gebirges, dessen Auf-
faltung in der Steinkohlenzeit stattgefunden hat, und auch weiter w., im Südrussischen
Landrücken, muß die kristallinische Unterlage der großen Russischen Tafel gehoben worden
sein, da überall in den Durchbruchstälern das Urgestein zu Tage tritt.
Durch die genannten Rumpfgebirge, welche die wagerecht lagernden Schichten unter-
brechen, ohne daß sie selbst merklich über ihre Umgebung hervorragen, wird das Russische
Flachland in vier verschiedene geologische Becken gegliedert: 1. Das Petschorabecken,
zwischen Ural und Timanhöhenrücken, dessen Untergrund aus flach lagernden Jura- und
Kreideschichten gebildet wird; 2. das Südwestrussische Becken, zwischen dem Süd-
russischen Landrücken, den Karpaten und dem Schwarzen Meere, mit Ablagerungen aus
der Kreide- und Tertiärzeit; 3. das nur z. T. zu Europa gehörige Aral-Kaspische
Becken, ein weites Senkungsfeld, das fast ganz von jugendlichen Ablagerungen erfüllt ist,
und 4. das Jnnerrussische Becken, das den bei weitem größten Raum einnimmt.
Dieses wird von paläozoischen Schichten gebildet, die vom West- und Südrande sehr flach
schüsselförmig nach dem Innern zu einfallen, um erst am Ural wieder emporzusteigen.
Infolge der Jahrhunderttausende hindurch stattgefundenen Abtragung sind diese Schichten
ebenflächig durchschnitten worden, so daß sie jetzt in breiten konzentrischen Ringen bloß-
gelegt sind. So trifft man, wenn man von der Ostsee nach O. vorschreitet, auf immer
jüngere Schichten, Silur, Devon, Karbon und Perm, die dann am Ural, aber in viel
geringerer Flächenausdehnung, in umgekehrter Reihenfolge wieder zu Tage treten. Den
breitesten Raum nimmt die nach dem russischen Gouvernement Perm benannte, in Deutsch-
land auch als Dyas bezeichnete Formation ein, die den größten Teil der Gebiete des
Mesen, der Dwina und der Wolga s. bis Orenburg bedeckt. Die Kohlenformation, die
ringförmig den geologischen Mittelpunkt der Mulde umgibt, besteht in Rußland haupt-
sächlich aus Kalkstein, umschließt an mehreren Stellen aber auch Kohlenflöze, die in drei
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Müller, Albert, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Tas deutsche Land. 63
gebirge, .Harz, Thüringer Wald, Frankenwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Sudeten,
Böhmerwald, Schwarzwald und Wasgenwald entgegen. Die Oberfläche dieser frei-
gelegten Grundgebirgskerne nimmt etwa x/8 der Oberfläche von Deutschland ein,
während die nicht bloßgelegten Schollen und Becken etwa 3/8 ausmachen. Jene
Gebirgskerne sind also gleichsam die wieder zum Vorschein gekommenen Reste des
mächtigen Faltengebirges, das ehedem abgetragen wurde und in die Tiefe sank.
Da es sich vorzugsweise in Mitteldeutschland erhob, so bezeichnet man jenes ver-
schwundene Gebirge auch als Mitteldeutsche Alpen. Die heutigen Alpen bestanden
damals noch nicht, sie wurden erst in der Braunkohlenzeit (Tertiärzeit) aufgefaltet,
als in Deutschland die Schollenbewegung einsetzte. Das gebirgige Teutschland
ist also ein vielfach von Vulkanen durchsetztes Schollenland.
c) Auf die außerordentlich warme Braunkohlenzeit (Tertiärzeit) folgte eine
ebenso kalte erdgeschichtliche Periode, die man als Eiszeit (Diluvialzeit) bezeichnet.
Gewaltige Riesengletscher schoben sich vom Norden wie auch von den Alpen auf den
deutschen Boden vor. Das Norddeutsche Tiefland einerseits und das deutsche Alpen-
Vorland anderseits wurden vom Eise bedeckt. Nach dem allmählichen Abschmelzen
des Eises blieben mächtige Schuttablagerungen zurück, die man als (diluviales)
Schwemmland bezeichnet. Die Schwemmlandgebiete bedecken etwa die Hälfte (4/8)
der deutschen Bodenoberfläche. Die Eiszeit ist die letzte Periode der großen erd-
geschichtlichen Umwälzungen auf deutschem Boden. Das Norddeutsche Tiesland
und das Alpenvorland verdanken ihre heutige Oberslächeugestalt der Eiszeit.
2. Gesteinsschichten des deutschen Bodens. Aus der Entwicklungsgeschichte
des deutschen Bodens erklärt es sich, daß er fast alle Gesteinsschichten der Erde aufweist.
a) Der Urzeit (Archäisches Zeitalter) gehören die schon genannten Gebirge
an, bei denen das Urgestein durch Abtragung bloßgelegt worden ist. Vorherrschend
ist der Gneis. Das Erzgebirge ist fast durchweg ein Gneisrumpf. Daneben findet
sich Granit. Gneis und Granit bestehen beide aus Quarz, Feldspat und Glimmer,
nur sind beim Gneis diese Bestandteile mehr schichtenartig angeordnet. Beim Ver-
wittern liefern sie eine fruchtbare, tonige Bodenkrume. Von Bodenschätzen sind
ihnen Silber, Zinn und Graphit eingebettet. Tie Mitteldeutsche Gebirgsschwelle
gehört ihrer Entstehung nach großenteils der Urzeit an.
b) Dem erdgeschichtlichen Altertum (Paläozoisches Zeitalter), und zwar
dem Devon der Vorkohlenzeit (Kambrium, Silur, Devon), gehören das
ganze Rheinische Schiefergebirge, der Hauptteil des Harzes, des Thüringer- und
Frankenwaldes an. Der grauschwarze Schiefer dieser Gesteinsschicht findet als Dach-
und Tafelschiefer Verwendung. Guten Tafelschiefer liefert der Thüringerwald.
Auch Eisen findet sich vor, besonders im Lahntal, Siegtal und im Oberharz. Die
S t e i n k o h l e n z e i t (Karbon) hat ihre reichen Gaben am Rande des devonischen
Rheinischen Schiefergebirges, am Nordrande im Ruhrgebiet (Ostflügel) und bei
Aachen (Westflügel), am Südrande im Saargebiet. In Schlesien bergen die Tarno-
witzer Höhen und das Waldenburger Bergland, in Sachsen der Plaueusche Grund
und das Zwickau-Ehemnitzer Becken sehr ergiebige Kohlenschätze. Der Nach-
k o h l e n z e i t (Dyas) gehört der wichtige Zechsteinrand des Harzes an. Er birgt
große Mengen von schwarzem Schiefer, der reich mit Kupfer durchtränkt ist und
deshalb als Kupferschiefer bezeichnet wird. Mittelpunkt des Kupferschieferbergbaus
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
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- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
342
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland.
1. Republik Frankreich.
535000 qkm, fast 40 Mill. E., 74 E. auf 1 qkm.
Fast so groß wie das D. 9t., aber 25 Mill. E. weniger und so dicht bevölkert.
231. I. Lage und Grenzen. Frankreich ist wie Deutschland europäischer Rumpf-
und Seestaat zugleich, jedoch inniger mit dem Meere verknüpft als unser
Vaterland, da seine drei Landseiten 2400 km, seine drei Seegrenzen zusammen
fast 3100 km messen, d. i. fast die 1^ fache Küstenerstreckung Deutschlands. Die
Festlandsgrenze entbehrt im No des natürlichen Schutzes; daher wird sie dort an
den wichtigsten Eingangsstraßen durch Festungen gesichert (Donl, Verdnn, Lille).
Die Küste ist am Kanal glatt und hafenarm, zwischen Seine- und Garonne-
mündung buchtenreich; im Sw bildet sie einen geradlinigen Dünensanm, am
Golfe du Lion westlich eine flache Schwemmlandküste, östlich ein hafenreiches
Gebirgsgestade. Während Frankreich durch seine Lage am Mittelmeer mit
Nordafrika und dem Orient in guter Verbindung steht, verschafft ihm die
atlantische Küste, die sich zudem (Bei Calais) dem wichtigen englischen Wirt-
schaftsgebiete auf uur 32 km nähert, Anteil an dem großen ozeanischen Ver-
kehr. Die Meereslage gewinnt an Bedeutung noch infolge der Wegfamkeit des
Innern, durch die das Land zum Meere hin geöffnet wird. Mit Mitteleuropa end-
lich ist Frankreich durch bequeme Landwege verbunden. So besitzt es eine aus-
gezeichnete, Handel und Verkehr begünstigende Weltlage. — Vor den
Küsten liegen nur unbedeutende Inseln. Korsika gehört geographisch zujtalieu.
Rhone Durance Po m
4000
2000
0
2000
] Garonne Dcirdogne^^^ e .cevennen 1 Cott.alp. m.
Bordeaux. t T Grenoble Turin
195. Höhenquerschnitt durch Frankreich auf 45° >1. 16^fach überhöht.
Ii. Bodenaufbau. (Fig. 195.) Abgesehen von seinem Anteil an den West-
alpen, dem Jura und den Pyrenäen, Gebirgen, die dem Südeuropäischen
Faltengebirgsgürtel angehören, bildet Frankreich seinem geologischen Bau nach
das südwestlichste Glied des Nordwesteuropäischen Schollenlandes. _ Das
französische Schollenland zeigt eine Vierteilung. Zwei kristallinisch-granitische
Rumpfgebirge, das Französische Zentralplatean im 80 und das Berg-
laud der Bretagne im Nw, trennen zwei aus mesozoischen und tertiären
Gesteinen ausgebaute Becken: das Nordsranzösische Becken im N0 und das
Garonnebecken im Sw, die wieder durch die Senke von Poitiers miteinander
verbunden sind. Die Entstehung der Horste und Becken fällt in die Tertiär-