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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 29

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
ftarl der Grotze. 29 Hof, vor allen den ehrwürdigen Angelsachsen Alkuin. Er gründete Schulen, unter denen die Aachener Hochschule, wo neben den zukünftigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit der Wissenschaft und Dichtkunst des Altertums beschäftigte. Denn die Literatur des Altertums war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schriftsteller ließ der König abschreiben und die Handschriften mit köstlichen Malereien verzieren. Auch die Anfänge der Baukunst suchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhäuser waren, einzubürgern. Ihm verdankt zumal das Münster in Aachen, zu dessen Bau er römische Säulen und andere Bauteile aus Italien herbeiführen ließ, seinen Ursprung. § 30. Das Lehnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht über seinem Reiche waltete, eine verhängnisvolle Entwickelung nicht aufhalten können. Wir haben schon gesehen, daß es bei den Franken einen Stand mächtiger, reicher Grundherren gab. die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten Tie srund-hatten und aus ihren Hörigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um 'mcn‘ nun diese Grundherren sich untertan zu machen und ihre Beihilfe für die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgänger, Karl Martell und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstücke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d. H. leih-Lehnswesen, weise), und dafür von den Geliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald Reiterheere. der wichtigste Teil des Heeres; während bisher die Germanen meist zu Fuß gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Bei dieser Entwickelung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: Hörigkeit daß nämlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer Bauern, wurde. Denn bald zog das fränkische Aufgebot über die Pyrenäen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwärts gegen die Awaren; der einzelne Mann aber mußte sich selbst ausrüsten und verpflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, daß viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wünschten; mancher suchte auch Schutz gegen die Übergriffe mächtiger Nachbarn. Und so verzichteten sie denn in großer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hörige Leute in den Dienst eines

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1. Deutsche Geschichte - S. 29

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Große. 29 Hof, vor allen den ehrwürdigen Angelsachsen Alkuin. Er gründete Schulen, unter denen die Aachener Hochschule, wo neben den zukünftigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit der Wissenschaft und Dichtkunst des Altertums beschäftigte. Denn die Literatur des Altertums war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schriftsteller ließ der König abschreiben und die Handschriften mit köstlichen Malereien verzieren. Auch die Anfänge der Baukunst suchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhäuser waren, einzubürgern. Ihm verdankt zumal das M ü n st e r i n A a ch e n, zu dessen Bau er römische Säulen und andere Bauteile aus Italien herbeiführen ließ, seinen Ursprung. § 30. Das Lchnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht über seinem Reiche waltete, eine verhängnisvolle Entwickelung nicht aufhalten können. Wir haben schon gesehen, daß es bei den Franken einen Stand mächtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten hatten2i£.®e“"b* und aus ihren Hörigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich untertan zu machen und ihre Beihilfe für die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgänger, Karl M a r t e l l und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstücke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d.h. leihweise), und dasürl-hnswes-n. von den Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Retterheere. Heeres; während bisher die Germanen meist zu Fuß gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Retterheere. Bei dieser Entwickelung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: S<Wtit daß nämlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer Bauern, wurde. Denn bald zog das fränkische Ausgebot über die Pyrenäen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwärts gegen die Avaren; der einzelne Mann aber mußte sich selbst ausrüsten und verpflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, daß viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wünschten; mancher suchte auch Schutz gegen die Übergriffe mächtiger Nachbarn. Und so verzichteten sie denn in großer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hörige Leute in den Dienst eines

2. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 37

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Groe. 37 38. Karls Frsorge fr Kirche, Wissenschaft und Kunst. Karl wollte Geistiges nicht nur, da das Reich gut verwaltet wrde; er wollte seine Unter-tanen auch innerlich heben, das Christentum unter ihnen befrdern und sie zu hherer Bildung erziehen. Von den Geistlichen verlangte er, da sie in einer fr jedermann verstndlichen Weise predigten, von dm Laien, da sie den Sonntag heiligten und am Gottesdienst teilnahmen. Andrerseits suchte er die gelehrte Bildung zu befrdern. Er berief fremde Gelehrte an seinen Hof, vor allen den ehrwrdigen Angelsachsen Alkuin. Er grndete Schulen, unter denen die Aachener Hoffchule, wo neben den zuknftigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit Wissenschast und Dichtkunst beschftigte; da trug jedes Mitglied einen berhmten Namen des Altertums, Karl selbst fhrte den Namen David, ein anderer hie Homer, Alkuin wurde wie Horaz Flaccus genannt. Denn die Literatur des Altertums war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schriftsteller lie der König abschreiben und die Handschriften mit kst-lichen Malereien verzieren. Auch die Anfnge der Baukunst suchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhuser waren, einzubrgern. Ihm verdankt zumal das Mnster in Aachen, zu dessen Bau er rmische Sulen und andere Bauteile aus Italien herbeifhren lie, feinen Ursprung. 39. Das Lehnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht der feinem Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwickelung nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen Stand mchtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten hatten D^Grund-und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich Untertan zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgnger, Karl Martell und P i p p i n, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstcke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d.h. leihweise), und dafr von den Lehnswesen. Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich ver-pflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Heeres;Reiterheere, während bisher die Germanen zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 29

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Sarl der (Srogf*. 29 Hof, vor allen den ehrwrdigen Angelsachsen Alkuin. Er grndete Schulen, unter denen die Aachener Hochschule, wo neben den zuknftigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit der Wissenschaft und Dichtkunst des Altertums beschftigte. Denn die Literatur des Alter-tums war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schriftsteller lie der König abschreiben und die Handschristen mit kstlichen Malereien verzieren. Auch die Anfnge der Baukunst suchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhuser waren, einzubrgern. Ihm verdankt zumal das Mnster in Aachen, zu dessen Bau er rmische Sulen und andere Bauteile aus Italien herbeifhren lie, feinen Ursprung. 30. Das Lehnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht bet seinem Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwickelnng nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen Stand mchtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten Tie Grund-hatten und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um 5mc"' nun diese Grundherren sich Untertan zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgnger, Karl Martell und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstcke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d. h. leih-Lehnswesen, weise), und dafr von den Belichenen, ihren Vasallen, einen Eid ver-langt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Ge-folge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald Relterhecre. der wichtigste Teil des Heeres; während bisher die Germanen meist zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Bei dieser Entwicklung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: 3riflmt da nmlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer Bauern, wurde. Denn bald zog das frnkische Aufgebot der die Pyrenen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwrts gegen die Awaren; der einzelne Mann aber mute sich selbst ausrsten und verpflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, da viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wnschten; mancher suchte auch Schutz gegen die bergriffe mch-tiger Nachbarn. Und so verzichteten sie denn in groer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hrige Leute in den Dienst eines

4. Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters - S. 78

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Deutsche Geschichte. Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwickelung nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen Stand mchtiger, ic6s sicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten hatten und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich Untertan zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgnger, Karl Martell und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Lehnswesen. Grundstcke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen, d. h. leihweise, und dafr von den Geliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und ge-horsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Reiterheere. Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Heeres; während bisher die Germanen zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Hrtmt Bei dieser Entwickelung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: Bauern, ba nmlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes 1 immer drckender wurde. Denn bald zog das frnkische Aufgebot der die Pyrenen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwrts gegen die Avaren; der einzelne Mann aber mute sich selbst ausrsten und verpflegen, das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, da viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wnschten; mancher suchte auch Schutz gegen die bergriffe mchtiger Nachbarn. Daher verzichteten sie in groer Anzahl aus ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hrige Leute in den Dienst eines Grundherrn, oft des Grafen selbst, besonders gern in den Dienst eines Klosters oder Bistums; denn unter dem Krumm-stab, sagte man, ist gut wohnen. Dann waren sie der Kriegspflicht ledig; der neue Herr, dem sie einen Zins zahlen muten, schtzte sie auf ihrem Hofe, den sie zwar nicht mehr als freie Leute, aber sonst weniger behindert als frher bewirtschafteten. Dies hat auch Karl trotz einiger Versuche nicht hindern knnen. So ist es gekommen, da im Lause der Jahrhunderte der freie Bauernstand mehr und mehr verschwand und die Bauern zumeist hrig wurden. Machns Damit hngt aber zusammen, da die Vasallen des Knigs immer Vasallen, mchtiger wurden und die knigliche Gewalt einzuschrnken suchten. Die 1) hnlich lastete der Druck der Wehrpflicht auf den rmischen Bauern des zweiten Jahrhunderts v. Chr., nur da damals der Bauernstand berhaupt verschwand, während er jetzt nur seine Freiheit verlor.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 38

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
38 Deutsche Geschichte bis zur Grndung des nationalen Staats 919. 39. Das Lehnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht der seinem Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwicklung nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen Stand mchtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten hatten und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich Untertan zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgnger, Karl Martell und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Lehnswesen Grundstcke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d. h. leihweise), und dafr von den Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaff-rieten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Reiterheere Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Heeres; während bisher die Germanen zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Hrigkeit Bei dieser Entwicklung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: Bauern nmlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer wurde. Denn bald zog das frnkische Aufgebot der die Pyrenen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwrts gegen die Awaren; der einzelne Mann aber mute sich selbst ausrsten und ver-pflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, da viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wnschten; mancher suchte auch Schutz gegen die bergriffe mchtiger Nachbarn. Und fo verzichteten sie denn in groer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hrige Leute in den Dienst eines Grundherrn, oft des Grafen selbst, besonders gern in den Dienst eines Klosters oder Bistums; denn unter dem Krummstab, sagte man, ist gut wohnen. Dann waren sie der Kriegspflicht ledig; der neue Herr, dem sie einen Zins zahlen muten, schtzte sie auf ihrem Hofe, den sie zwar nicht mehr als freie Leute, aber sonst weniger behindert als frher bewirtschafteten. Dies hat auch Karl trotz einiger Versuche nicht hindern knnen. So ist es gekommen, da im Laufe der Jahrhunderte der freie Bauernstand mehr und mehr verschwand und die Bauern zumeist hrig wurden. Wachende Damit hngt aber zusammen, da die Vasallen des Knigs immer Lasallen mchtiger wurden und die knigliche Gewalt einzuschrnken suchten. Die Lehen, die der Belehnte anfangs nur auf Lebenszeit erhielt, wurden bald

6. Deutsche Geschichte - S. 29

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Shirt der Groe, 29 Hof, vor allen den ehrwrdigen Angelsachsen Alkuin. Er grndete Schulen, unter denen die Aachener Hochschule, wo neben den zuknstigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit der Wissenschaft und Dichtkunst des Altertums beschftigte. Denn die Literatur des Alter-tu ms war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schriftsteller lie der König ab-schreiben und die Handschriften mit kstlichen Malereien verzieren. Auch die Anfnge der Baukunst fuchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhuser waren, einzubrgern. Ihm verdankt zumal das Mnster in Aachen, zu dessen Bau er rmische Sulen und andere Bauteile aus Italien herbeifhren lie, feinen Ursprung. / 30 Das Lehnswescn Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einficht der seinem Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwicklung nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen Stand mchtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Besitz an Land und Leuten hatten und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich Untertan zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten fchon Karls Vorgnger, Karl M a r t e l l und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstcke aus-geteilt, nicht als Eigentum, fondern als L e h e n (d. h. leihweife), und dafr 2cwlue,en' von den Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und beritteuen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil desaieuer&mr Heeres; während bisher die Germanen meist zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Retterheere. Bei dieser Entwickelung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Gewicht: Wgfeit da nmlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer Bauen,, wurde. Denn bald zog das frnkische Ausgebot der die Pyrenen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwrts gegen die Avaren; der einzelne Mann aber mute sich felbft ausrsten und verpflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, da viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wnschten; mancher suchte auch Schutz gegen die bergriffe mch-tiger Nachbarn. Und so verzichteten sie denn in groer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hrige Leute in den Dienst eines

7. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 35

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Groe. 35 zu machen und ihre Beihilfe fr die Verteidigung des Reiches zu gewinnen, hatten schon Karls Vorgnger, Karl Martell und Pippin, folgendes Mittel angewandt: sie hatten Grundstcke aus-geteilt, nicht als Eigentum, sondern als Lehen (d. h. leihweise), Lehnswesen, und dafr von den Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid ver-langt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Da das Gefolge beritten fein mute, hatte darin feinen Grund, da man eben damals mit dem Reitervolk der Araber Krieg zu führen hatte. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Heeres; während Retterheere, bisher die Germanen meist zu Fu gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Bei dieser Entwickelung fiel ein zweiter Umstand schwer ins Ge- ^Bauem.^ wicht: da nmlich den freien Bauern die Last des Kriegsdienstes immer schwerer wurde. Denn bald zog das frnkische Aufgebot der die Pyrenen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwrts gegen die Avaren; der einzelne Mann aber mute sich selbst ausrsten und ver-pflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, da viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen der Staat auferlegte, zu entziehen wnschten; mancher suchte auch Schutz gegen die bergriffe mchtiger Nachbarn. Und so verzichteten sie denn in groer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, h r i g e L e u t e in den Dienst eines Grundherrn, oft des Grafen selbst, besonders gern in den Dienst eines Klosters oder Bistums; denn unter dem Krummstab, sagte man, ist gut wohnen. Dann waren sie der Kriegspflicht ledig; der neue Herr, dem sie einen Zins zahlen muten, schtzte sie aus ihrem Hose, den sie zwar nicht mehr als freie Leute, aber sonst weniger behindert als frher be-wirtschafteten. Dies hat auch Karl trotz einiger Versuche nicht hindern knnen. So ist es gekommen, da im Lause der Jahrhunderte der freie Bauern-stand mehr und mehr verschwand und die Bauernznmei st hrig wurden. Damit hngt aber zusammen, da die Vasallen des Knigs immer mchtiger wurden und die knigliche Gewalt einzu- Vasallen, schrnken suchten. Die Lehen, die der Belehnte anfangs nur auf Lebenszeit erhielt, wurden bald ein erblicher Besitz; schon die nchsten Nachfolger des groen Karl haben mit den Vasallen schwere Kmpfe führen mssen. 40. Karls Tod. 814. Als Karl sein Ende herannahen fhlte, berief er seinen Sohn Ludwig, den einzigen, den ihm der Tod nicht entrissen hatte, zu sich nach Aachen und setzte ihn in feierlicher 3*

8. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 40

1902 - Leipzig : Roßberg
— 40 — Mittel angewandt: Sie hatten Grundstücke ausgeteilt, nicht als Eigentum, sondern zu Lehen (d. H. leihweise), und dafür von den Beliehenen, ihren Vasallen, einen Eid verlangt, wodurch sie sich verpflichteten, ihrem Lehnsherrn treu und gehorsam zu sein und ihm im Kampfe mit einem bewaffneten und berittenen Gefolge zur Seite zu stehen. Diese reisigen Vasallen aber wurden bald der wichtigste Teil des Heeres; während bisher die Germanen meist zu Fuß gefochten hatten, kam jetzt die Zeit der Reiterheere. Aber diese Art des Kriegsdienstes legte den freien Bauern schwere Lasten aus. Denn bald zog das fränkische Aufgebot über die Pyrenäen, bald nach der Elbe, bald die Donau abwärts gegen die Avaren; der einzelne Mann aber mußte sich selbst ausrüsten und verpflegen; das empfand mancher als einen schweren Druck, unter dem er verarmte. So kam es, daß viele Bauern sich der Kriegspflicht und anderen Pflichten, die ihnen auferlegt waren, zu entziehen wünschten; mancher suchte auch Schutz gegen die Übergriffe mächtiger Nachbarn. So verzichteten sie denn in großer Anzahl auf ihre Freiheit, begaben sich als halbfreie, hörige Leute in den Dienst eines Grundherrn, oft des Grafen selbst, besonders gern in den Dienst eines Klosters oder Bischofs. Dann waren sie der Kriegspflicht ledig; der neue Herr, dem sie einen Zins zahlen mußten, schützte sie auf ihrem Hofe, den sie zwar nicht mehr als freie Leute, aber fönst weniger behindert als früher, bewirtschafteten. So ist es gekommen, daß im Laufe der Jahrhunderte der freie Bauernstand mehr und mehr verschwand und die Bauern zumeist hörig wurden. Damit hängt andererseits zusammen, daß die Vasallen des Königs immer mächtiger wurden und die königliche Gewalt einzuschränken suchten. § 34. Karls Persönlichkeit. Er war ein Mann von mächtigem Körperbau, festem Gang, schönem grauem Haar und heiterem, gütigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen härtete er den Körper ab; in Speise und Trank war er mäßig. Er kleidete sich nach fränkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, römische Kleidung anzulegen; seine Gewänder ließ er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemüt; er war ein zärtlicher Vater feiner Röhrte und Töchter, die er ungern von sich ließ, ein guter Geselle feiner Freunde, freigebig und gütig gegen Fremde. Mit starkem Arm wahrte Karl Ordnung und Recht im Innern. Überall griff er selbst zu, immer be-

9. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 34

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
34 Deutsche Geschichte bis zur Grndung des nationalen Staats 919. Einttinfte. , Besondere Sorgfalt wandte Karl der Verwaltung der kniglichen E i n k n f t e zu. Steuern wurden nicht gezahlt, zumal ja Geld nicht in jedermanns Hand war; an ihrer Stelle brachten die Groen des Reichs dem Könige zum Maifeld freiwillige Geschenke dar. Die Krongter, wichtigste Einnahmequelle waren die kniglichen Gter: und deren Ertrge zu steigern, war Karl auf das eifrigste bedacht. Er hat sich sogar um die Zucht von Hhnern und Gnsen, die Grtnerei und den Weinbau, ferner um Ackerbau, Anlegung von Wiesen und Forstwirtschaft, um die Dienstleistungen des Gesindes und um die Handwerker, welche auf den Gtern gehalten werden sollten, gekmmert, Vorschriften darber erlassen und von seinen Amtleuten genaue Rech-nungslegung gefordert. 2ebeiie 38- Karls Frsorge fr Kirche, Wissenschaft und Kunst. Karl wollte nicht nur, da das Reich gut verwaltet wrde; er wollte feine Untertanen auch innerlich heben, das Christentum unter ihnen be-frdern und sie zu hherer Bildung erziehen. Whrend er verlangte, da die Geistlichen in deutscher Sprache predigten, damit sie dem Volke verstndlich wrden, suchte er andrerseits gelehrte Bildung zu befrdern. Er berief fremde Gelehrte an seinen Hos, vor allen den ehrwrdigen Angelsachsen Alkuin. Er grndete Schulen, unter denen die Aachener Hofschule, wo neben den zuknftigen Geistlichen auch Laien Unterricht erhielten, die vornehmste war. Auch schuf er einen gelehrten Verein, eine Akademie, die sich mit Wissenschast und Dichtkunst beschftigte; da trug jedes Mitglied einen berhmten Namen des Altertums, Karl selbst fhrte den Namen David, ein anderer hie Homer, Alkuin wurde wie Horaz Flaecus genannt. Denn die Lite-ratur des Altertums war es, die man bewunderte und zu verstehen suchte, um sich eine tiefere Bildung zu verschaffen; antike Schrift-steller lie der König abschreiben und die Handschriften mit kstlichen Malereien verzieren. Auch die Anfnge der B a u k u n st suchte er in Germanien, wo man bisher von Holz baute und selbst die Kirchen meist Holzhuser waren, einzubrgern. Ihm verdankt zumal das Mnfterinaachen,zu dessen Bau er rmische Sulen und andere Bauteile aus Italien herbeifhren lie, seinen Ursprung. 39. Das Lehnswesen. Auf einem Gebiete hat dieser gewaltige Monarch, der mit so viel Treue und so scharfer Einsicht der seinem Reiche waltete, eine verhngnisvolle Entwickelung nicht aufhalten knnen. Wir haben schon gesehen, da es bei den Franken einen te6e?rennbr Stand mchtiger, reicher Grundherren gab, die ausgedehnten Be-sitz an Land und Leuten hatten und aus ihren Hrigen ganze Heere aufzustellen vermochten. Um nun diese Grundherren sich Untertan i

10. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1911 - Leipzig : Hirt
12 Das Mittelalter. den geistlichen Besitzungen statt. Dem Handel ntzte Karl durch Ein-fhrung einheitlicher Mnzen (20 Solidi zu 12 Denaren gingen auf ein Pfund Silber) und durch Anlegung von Landstraen*). Jedoch scheiterte sein Plan, die Altmhl mit der Regnitz durch einen Kanal zu verbinden, an der Unkunde der Baumeister. 3. Das Lehnswesen. Zur Zeit Karls des Groen griff das Lehns-Wesen auch in den rein deutschen Gegenden um sich. Viele freie Bauern, die sich der Dingpflicht und den Kosten des Kriegsdienstes entziehen wollten oder in der Verbindung mit einem mchtigen Grundherrn ihren Vorteil ersahen, bergaben einem solchen ihr Gut, um es von ihm als Lehen (Feod, beneficium, im Gegensatz zu Allod, Eigentum) mit der Ver-pflichtung zu Diensten oder Abgaben zurckzuempsangen. So mute Karl der Groe, der Verehrer der Landwirtschaft, zum Rckgang des freien Bauernstandes beitragen. Eine andere Ursache der Ausbildung des Lehns-Wesens lag darin, da seit Karl Martells Krieg gegen die Araber sich das Bedrfnis nach Reiterheeren geltend machte und die Hausmeier und Könige geeignete Grundbesitzer zum Kriegsdienst mit reisigen Leuten bestimmten und ihnen dafr Lehen zuwiesen. Den Grundherren aber gereichte die Vermehrung ihrer Lndereien und der von ihnen abhngigen Leute zur Ehre und zum Vorteil, zumal wenn sie noch fr ihren Besitz Immunitt (Befreiung von der Amtsgewalt der Beamten) erlangten. Ferner wurden die Beamten fr ihre Dienste durch Land entschdigt: sie traten also zum König in das Verhltnis der Vasallitt. In den folgenden Jahrhunderten erst gewann das Lehnswesen seine volle Ausbildung. Jeder Freie konnte Lehen erteilen, auch Afterlehen, also Lehnsherr und Lehnsmann zugleich sein; ebenso konnten Verbnde, wie Klster und Städte, in ein Lehnsverhltnis treten. Gegenstand des Lehens ward mit der Zeit alles, was Nutzen gewhrte, nur nicht fahrende Habe: Huser, Mhlen, Wlder, Zlle und sonstige Abgaben, Burgen, Städte, ja ganze Lnder. Das Lehnswesen durchdrang alle ffentlichen Verhltnisse; im staatlichen Leben war die Folge, da sich der Vasall eines Vasallen mehr seinem Herrn als dem Landesherrn verpflichtet fhlte; im gesellschast-lichen Leben verstrkte es die Abhngigkeit der rmeren und Schwcheren von den Reichen und Mchtigen. Die Grundlage des Lehnsverhltnisses war wie die seines Vorbildes, des altgermanischen Gefolgswefens: der Vasall ist treu, der Herr ist hold; aber dieses sittliche Band erwies sich nicht immer als stark genug. 4. Aachen. Seit der Mitte der achtziger Jahre, als in dem bewegten Leben des Knigs nach dem Siege der die Sachsen etwas mehr Ruhe eingetreten war, hielt er sich am liebsten in Aachen auf. Die herrlichen *) Da die alten rmischen Landstraen in Verfall geraten waren, hatte sich der Handel, der sonst auf den Straen mit Saumtieren betrieben wurde, immer mehr auf die Fluschiffahrt zurckgezogen.

11. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1911 - Leipzig : Hirt
12 Das Mittelalter. den geistlichen Besitzungen statt. Dem Handel ntzte Karl durch Ein-fhrung einheitlicher Mnzen (20 Solidi zu 12 Denaren gingen auf ein Pfund Silber) und durch Anlegung von Landstraen*). Jedoch scheiterte sein Plan, die Altmhl mit der Regnitz durch einen Kanal zu verbinden, an der Unkunde der Baumeister. 3. Das Lehnswesen. Zur Zeit Karls des Groen griff das Lehns-Wesen auch in den rein deutschen Gegenden um sich. Viele freie Bauern, die sich der Dingpslicht und den Kosten des Kriegsdienstes entziehen wollten oder in der Verbindung mit einem mchtigen Grundherrn ihren Vorteil ersahen, bergaben einem solchen ihr Gut, um es von ihm als Lehen (Feod, beneficium, im Gegensatz zu Allod, Eigentum) mit der Ver-pflichtung zu Diensten oder Abgaben zurckzuempfangen. So mute Karl der Groe, der Verehrer der Landwirtschaft, zum Rckgang des freien Bauernstandes beitragen. Eine andere Ursache der Ausbildung des Lehns-Wesens lag darin, da seit Karl Martells Krieg gegen die Araber sich das Bedrfnis nach Reiterheeren geltend machte und die Hausmeier und Könige geeignete Grundbesitzer zum Kriegsdienst mit reisigen Leuten bestimmten und ihnen dafr Lehen zuwiesen. Den Grundherren aber gereichte die Vermehrung ihrer Lndereien und der von ihnen abhngigen Leute zur Ehre und zum Vorteil, zumal wenn sie noch fr ihren Besitz Immunitt (Befreiung von der Amtsgewalt der Beamten) erlangten. Ferner wurden die Beamten fr ihre Dienste durch Land entschdigt: sie traten also zum König in das Verhltnis der Vasallitt. In den folgenden Jahrhunderten erst gewann das Lehnswesen seine volle Ausbildung. Jeder Freie konnte Lehen erteilen, auch Afterlehen, also Lehnsherr und Lehnsmann zugleich sein; ebenso konnten Verbnde, wie Klster und Städte, in ein Lehnsverhltnis treten. Gegenstand des Lehens ward mit der Zeit alles, was Nutzen gewhrte, nur nicht fahrende Habe: Hufer, Mhlen, Wlder, Zlle und sonstige Abgaben, Burgen, Städte, ja ganze Lnder. Das Lehnswesen durchdrang alle ffentlichen Verhltnisse; im staatlichen Leben war die Folge, da sich der Vasall eines Vasallen mehr seinem Herrn als dem Landesherrn verpflichtet fhlte; im gesellschaft-lichen Leben verstrkte es die Abhngigkeit der rmeren und Schwcheren von den Reichen und Mchtigen. Die Grundlage des Lehnsverhltnisses war wie die seines Vorbildes, des altgermanischen Gefolgswefens: der Vasall ist treu, der Herr ist hold; aber dieses sittliche Band erwies sich nicht immer als stark genug. 4. Aachen. Seit der Mitte der achtziger Jahre, als in dem bewegten Leben des Knigs nach dem Siege der die Sachsen etwas mehr Ruhe eingetreten war, hielt er sich am liebsten in Aachen auf. Die herrlichen *) Da die alten rmischen Landstraen in Verfall geraten waren, hatte sich der Handel, der sonst aus den Straen mit Saumtieren betrieben wurde, immer mehr auf die Fluschiffahrt zurckgezogen.

12. Für die 3. Klasse - S. 19

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Zerfall des karolingischen Reiches. 19 Bauteile aus Italien herbeischaffen. Zu Karls Zeiten fing man an, auf germanischem Boden steinerne Kirchen an Stelle der hlzernen Gottes-Huser zu bauen. 24. Karls des Groden Tod, 814. Nach rastloser Ttigkeit fhlte der alte Kaiser sein Ende nahen. Auf der Pfalz zu Aachen setzte er in feierlicher Neichsversammlung seinen Sohn Ludwig, der ihm noch geblieben war, zum Nachfolger ein und starb bald darauf am 28. Januar Karls Tod sm. 814. Im Mnster zu Aachen fand er die letzte Ruhesttte. Da er. dort in einem unterirdischen Gewlbe im kaiserlichen Schmucke mit dem Evangelienbuche auf den Knieen sitze, ist Sage. Iv. Der Zerfall des karolingischen Reiches. 25. Ludwig der Fromme. Karls Reich, das dem Westrmischen an Gre fast gleichkam, konnte nur unter hervorragenden Herrschern weiter bestehn; es galt, nicht nur die verschiednen germanischen und romanischen Völker mehr und mehr miteinander zu verschmelzen, sondern auch die mchtigen Vasallen niederzuhalten; denn durch das Lehnswesen ( 14) waren diese zur Macht gelangt und wurden der Einheit des Staates gefhrlich. Karls unaufhrliche Kriege hatten an die freien Bauern, die den Heerbann bildeten, groe Anforderungen gestellt. Jahrelang mute der Bauer im Dienste des Knigs von seinem Gute fernbleiben, dabei ging die Wirtschaft zurck. Drum zogen es viele vor, ihre Freiheit, die so groe Opfer forderte, aufzugeben und als halbfreie, hrige Leute in Bauern, den Dienst eines Grundherren oder eines Klosters zu treten. Sie zahlten ihrem neuen Herrn Zins, wofr er ihnen seinen Schutz angedeihen lie, und waren vom Kriegsdienste befreit. So ging die Zahl der freien Bauern zurck, während die Macht der Vasallen bedenklich wuchs. Bald Vasallen, betrachteten sie ihr Lehen als Eigentum und vererbten es auf ihre Nach-kommen, bald auch lehnten sie sich gegen die Herrscher auf. Ludwig war kein hervorragender Fürst. Mehr um das Heil feinercub^tlt8snelte Seele als um das Wohl des Staates besorgt, daher der Fromme" Shnen, genannt, fhlte er sich bald zu schwach, das Weltreich allein zu regieren; daher ernannte er seinen Erstgebornen, Lothar, zum Mitregenten und bergab seinen jngern Shnen Pippin und Ludwig Teile des Reiches. Diese Verfgungen stie er jedoch um, als seine zweite Gemahlin fr ihren Sohn Karl Teilnahme an der Regierung forderte. Zwischen dem Vater und den ltern Shnen kam es zum Kriege, bei Kolmar im Elsa, auf dem Lgenfelde", lieen die Vasallen auf Gehei des Papstes den Kaiser im Stich, und er mute sich den Shnen ergeben und Kirchenbue tun. Darnach dauerte der Kampf fort, bis der Kaiser 840 starb. 20. Tie Teilung des Reiches. Nach dem Tode des Vaters gerieten Lothar, Ludwig und Karl Pippin war inzwischen ge- o*

13. Geschichte des Altertums, deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919 - S. 184

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
184 Deutsche Geschichte bis zur Grndung des nationalen Staats 919. Teilung und Organisation der Arbeit aufweisen: Rohstofferzeugung und gewerbliche Erzeugung sind voneinander geschieden und zerfallen ihrerseits wieder in eine Reihe von verschiedenen Produktionszweigen. Eine zweite Einnahmequelle bildeten die Regalien, d.h. finan-Regalien ziell nutzbare staatliche Hoheitsrechte: das Mnzrecht, das Zoll- und Marktrecht, das Recht auf die Gerichtsgeflle und gerichtlichen Buen. Tribute Dazu traten die von unterworfenen Vlkern gezahlten Tribute. Ferner brachten die Groen auch jetzt noch freiwillige G e -Geschenke s ch e n k e dar; dagegen waren die rmischen Steuern verfallen. 164. Das Lehnswesen. Die Hrigkeit der Bauern. Whrend sich Karl so bemhte, dem Staat sichere Grundlagen zu geben, war es Lehnswesen ihm doch unmglich, die verhngnisvolle Entwicklung des L e h n s -Wesens aufzuhalten, dessen Entstehung in die karolingischen Zeiten fllt. Karl Martell und seine Shne hatten, um sich ein Heer von berittenen Kriegern zu schaffen, dieselben Rechtsformen benutzt, die bisher den Grundherren zur Mehrung ihres Gefolges gedient hatten: die Vasallitt und die Vergebung von Grundstcken. Sie verliehen Grund und Boden, aber nicht zu vollem Eigentum, son-dern als widerruflichen Besitz (Lehen, zum Unterschied von dem als Allod bezeichneten Eigentum). So entstand das Lehnswesen. Der Be-lehnte durfte sein Lehen nicht veruern, sondern nur (als Afterlehen) weiter vergeben; er mute einen besonderen Treueid leisten, der ihn zur Heeresfolge mit reisigen Leuten verpflichtete. Damit hngt eine allmhliche Umwandlung des Heerwesens zusammen: neben dem Aufgebot der zu Fue fechtenden Bauern, das mehr und mehr zusammenschmolz, gewannen die reisigen Lehnsleute stetig an Bedeutung. !to@r5 Zugleich aber vernderten sich die sozialen und politischen Herrschaften Verhltnisse. Unter dem Könige standen nunmehr eine Reihe groer Grundherren als seine Vasallen, die selbst wieder zahlreiche Vasallen hatten und danach strebten, ihren Besitz und die Zahl ihrer abhngigen Leute zu vermehren. Besonders folgenreich wurde es nun, da in der karolingischen Zeit eine groe Anzahl freier Leute, um sich der schweren Last des Kriegsdienstes,^) ferner auch der drckenden Pflicht 1) hnlich lastete der Druck der Wehrpflicht auf den rmischen Bauern des 2. Jahrhunderts v. Chr.; nur da damals in einer Zeit der Geldwirtschaft, der Grobetriebe und der Sklaven, der Bauernstand berhaupt verschwand, während er jetzt nur seine Freiheit verlor.

14. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 80

1898 - Breslau : Goerlich
— 80 — d) Die königlichen Beamten. Das Lehnswesen. «) Es gab damals noch viele freie Bauern, die auf ihrem von den Vätern ererbten Grund und Boden saßen, wie in alter Zeit. Ein solches Besitztum nannte man Allod. Aber der größte Teil des Landes gehörte dem Könige. Dieser gab nun einen größeren oder kleineren Teil seinen Getreuen zur Benützung, gewöhnlich auf Lebenszeit. Man nannte ein solches Gebiet Lehen oder Lehnsgut. Der König als Verleiher des Gutes war der Lehnsherr, der Empfänger hieß der Belehnte oder Vasall. Bei der Belehnung kniete der Vasall nieder und legte seine Hände in die des Königs ; dabei schwur er ihm den Eid der Treue. Dadurch war er verpflichtet, mit seinen bewaffneten Leuten dem Könige im Kriege Hilfe zu leisten. Dagegen verpflichtete sich der König, seine Vasallen zu beschützen. s^) Die vornehmsten Vasallen des Königs waren die Herzöge, welche einen ganzen Volksstamm regierten (Sachsen, Bayern, Franken); sie beriefen im Frieden die Landtage und verwalteten das Land, im Kriege waren sie die Anführer der Heere. Das Recht sprachen die Grafen (Granen, weil nur alte Männer gewählt werden sollten) und in ihrer Vertretung die Schultheißen-oder Schulzen. Die Markgrafen verwalteten im Krieg und Frieden die Grenzmarken, die zum Schutze gegen die fremden Völker errichtet waren. Die Burggrafen wohnten meist iu Städteu, sie beschützten die Burg des Königs und verwalteten seine Güter. Die vornehmen Vasallen des Königs konnten ihre großen Länder nicht selbst bebauen; daher überließen sie einzelne Teile als Lehen an andere Leute, welche ihnen Treue und Dienste im Kriege geloben mußten. Diese Vasallen eines Vasallen hießen Dienstmannen; sie bildeten die tägliche Begleitung ihres Herrn, und ihre Lehen vererbten sich meist vom Vater aus den Sohn. Aus ihnen hat sich der niedere Adel entwickelt, während die Fürsten, Herzöge und Grasen den hohen Adel bildeten. c) Bauern und Leibeigene. Die Zahl der freien Bauern wurde immer geringer, denn nur wenige konnten monatelang in den Krieg ziehen,_ sich selbst unterhalten und ihre Wirtschaft vernachlässigen. Auch war es für die Bauern schwer, gegen die mächtigen Dienstmannen und kaiserlichen Beamten ihre Rechte zu schützen. Daher stellten sich viele Bauern Unter den Schutz eines mächtigen Herrn, indem sie ihm ihr freies Gut (Allod) übergaben. und es als Lehnsgut wieder empfingen. Dann leistete der Herr für sie die Kriegsdienste; sie aber zahlten ihm dafür eine jährliche Abgabe oder einen Zins, weshalb sie auch Zinsb anern genannt wurden. Der Zinsbauer zahlte dein Grundherrn das Rauchhuhn, so genannt, weil es von jeder Herdstätte zu entrichten war, von der Rauch aufstieg, ferner das Heiratsgeld für die Erlaubnis zu heiraten; das Besthaupt, welche Abgabe darin bestand, daß der Grundherr beim ~iot>e des Bauern sich das beste Stück Vieh nehmen durste. Er hatte ferner bestimmte Abgaben in Geld, Getreide, Wachs, Leinwand, Geflügel zu leisten, bestimmte Tage ans den Grundstücken der Herrschaft

15. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 154

1913 - Langensalza : Beltz
^04 Das Rittertum. dem bestimmten Sammelplatze eilen und von hier aus unter Führung des Fürsten oder Herzogs in den Kampf ziehen. Infolge des Lehnswesens war das anders geworden. Der Heerbann schmolz auf einen kleinen Rest freier Bauern zusammen: die meisten Freien waren unter den Schutz eines großen Lehnsherrn oder Vasallen getreten. Wenn ein Krieg ausbrach, so war der Vasall dem Könige zur Heeresfolge verpflichtet. An die Stelle des Heerbanns der Freien war das Vasallenheer getreten. Die Lehnsherren führten nicht alle Lehnsmänner in den Krieg; ein Teil mußte zu Hause bleiben und die Güter und Acker verwalten. Es gab also viele Männer, die keine Krieger waren. Es hatte sich ein besonderer Kriegerstand gebildet. Zu ihm gehörten die vornehmen Vasallen und die abhängigen kleinen Lehnsmänner. Die großen Vasallen machten sich nach und nach in ihren Lehen selbständig und waren so unabhängige Herren, Fürsten und Großgrundherren geworden. Aber auch die kleinen, abhängigen Lehnsleute wurden im Laufe der Jahrhunderte geachtete, freie Krieger. Und das kam so: Die Nachfolger Karls des Großen waren zu schwach, das große Weltreich zu erhalten. Es wurde geteilt, und dadurch sind Frankreich und Deutschland entstanden. Die Macht Deutschlands war unter den letzten Karolingern sehr gesunken. Die auswärtigen Feinde machten sich das zunutze und fielen ins Reich ein, raubten und plünderten. Am ärgsten trieben es die Ungarn. Wir wissen noch, wie sie in Bayern und Thüringen einbrachen und Deutschland bis an den Rhein hin und bis tief nach Westfalen hinein verheerten. König Heinrich I. nahm als erster König den Kamps gegen die Reichsfeinde aus, und sein Sohn Otto der Große jagte sie 955 endgültig aus Deutschland hinaus. Zu den Kämpfen gegen die Ungarn brauchte man Reiterheere; Heinrich I. schuf das erste Reiterheer. Der Kamps zu Pferde wurde seit jener Zeit üblich. Aber er war teuer, und nicht ein jeder konnte sich ein Pferd halten und ausrüsten. Dazu erforderte der Dienst zu Pferde auch eine längere Übung. Deshalb konnte er nicht von allen Freien gefordert werden. Dem Kriegsdienst zu Pferde widmeten sich zunächst nur die Grundherren größerer Lehen. Diese hohen Adligen konnten auch eine Anzahl der unter ihrem Schutze stehenden ehemaligen Freien zu berittenen Kriegern ausbilden. So hatte jeder Grundherr seine berittenen Dienstmannen oder Ministerialen. Die Zahl der Dienstmannen wuchs in der Zeit der Sachsenkaiser sehr. Heinrich I. hatte zum Schutze der Ostgrenze und zum Schutze des innern Landes Burgen angelegt und sie mit reisigen Dienstmannen besetzt Heinrich Iv. ließ die Zahl der Burgen in Sachsen bedeutend vermehren. Überall auf den Königsburgen lagen seine Dienstmannen und hielten das widerspenstige Sachsenvolk im Zaume. Sie lebten von dem Korn und Vieh, daß sie von den umliegenden Ackern und Bauernhöfen als Abgabe eintrieben. Ein Teil dieses Ertrages wurde an die königliche Pfalz abgeliefert. Seit jener Zeit wurden in allen Gegenden Deutschlands Burgen errichtet; denn die Reichsfürsten hatten die Vorteile solcher befestigten Waffenplätze erkannt. So verfügte bald jeder Großgrundherr über eine Anzahl Burgen, welche mit reisigen Dienstmannen besetzt waren. Für jede Burg hatte der Grundherr einen Obersten ernannt. Für dieses Amt wurden in erster Linie die tapfersten der Dienstmannen gewählt oder solche, welche wegen ihrer Klugheit oder auck aus anderen Gründen das besondere Vertrauen des Grundherrn besaßen. Diese Burgherren (Burggrafen und Vögte) mußten einen bestimmten Teil der Einkünfte von den Burggütern den: Grundherrn schicken; sie übten im Namen ihres

16. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 47

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Karl der Große. 47 Teilung und Organisation der Arbeit auf. Rohstofferzeugung und gewerbliche Erzeugung sind voneinander geschieden und zerfallen ihrerseits wieder in eine Reihe von verschiedenen Produktionszweigen. Klöster, in denen die Kunst der Wirtschaft und Verwaltung zu Hause war, bildeten große Gutsbezirke, so auf dem rechten Nheinufer das Kloster zu Lauresham (Lorsch), recht im Mittelpunkte der karolingischen Hausgüter, das einen großen Teil des Odenwaldes sein nannte und allmählich zu fürstlicher Macht gelangte. Ludwig der Deutsche wurde dort bestattet, d. h. in der Nähe von Worms und Sveier, wo später die salischen Kaiser ihre Grabstätte bauten. —t Eine zweite Einnahmequelle bildeten die R e g a l i e n, d. H. finanziell nutzbare staatliche -»-gauen. Hoheitsrechte: das Münzrecht, das Zoll- und Marktrecht, das Recht auf die Gerichtsfälle und gerichtlichen Bußen. Dazu traten die von unterworfenen Völkern gezahlten Tribute. Feruer brachten die Großen auch Tribut-, jetzt noch f r e i w i l l i g e G e s ch e n k e dar; dagegen waren die römischen Geschenke. Steuern verfallen. § 43, Das Lehnswesen. Während sich Karl so bemühte, dem Staat sichere Grundlagen zu geben, war es ihm doch unmöglich, die verhängnisvolle Entwickelung des Lehnswesens aufzuhalten, dessen Entstehung Lehnen, in die karolingischen Zeiten fällt. K a r l M a r t e l l und seine Söhne hatten, um sich ein Heer von berittenen Kriegern zu schaffen, dieselben Rechtsformen benutzt, die bisher den Grundherren zur Mehrung ihres Gefolges gedient hatten: die Vasallität und die Benefizien-Vergebung. Sie verliehen Grund und Boden, aber nicht zu vollem Eigentum, sondern als widerruflichen Besitz (beneficium, später feudum, Lehen, zum Unterschied von dem als Allod bezeichneten vollen Eigentum). Der Belehnte durfte sein Lehen nicht veräußern, sondern nur (als Afterlehen) weiter vergeben; er mußte einen besonderen Treueid (komagium) leisten, der ihn zur Heeresfolge mit reisigen Leuten verpflichtete. Damit hängt eine allmähliche Umwandlung des Heerwesens zusammen: neben dem Ausgebot der zu Fuße fechtenden freien Bauern, das mehr und mehr zusammenschmolz, gewannen die reisigen Lehnsleute stetig an Bedeutung. , „ r Zugleich aber veränderten sich die sozialen und politischen Entwickelung Verhältnisse. Unter dem Könige standen nunmehr eine Reihe großer Herrschaften. G r u n d h e r r e n als seine Vasallen, die selbst wieder zahlreiche Vasallen hatten und mit aller Kraft danach strebten, ihren Besitz und die Zahl ihrer abhängigen Leute zu vermehren. Besonders folgenreich wurde es nun, daß in der karolingischen Zeit eine große Anzahl freier Leute, um sich der

17. Realienbuch - S. 22

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 22 13. Cebnsweíeti. Wenn die fränkischen Könige Land erobert hatten, so nahmen sie den unterworfenen Edelingen ihre Äcker. Mit einem Teil belehnten sie ihre Krieger, den anderen behielten sie selbst und verwandelten den Besitz tu Krongüter oder Domänen. Da sie aber die weiten Ländereien nicht selbst < bewirtschaften konnten, gaben sie Stucke davon ihren Getreuen zur Nutznießung. Das Gut blieb Eigentum des Königs. Es wurde nur gewöhnlich ans Lebens- zeit verliehen. Daher hieß es Lehen. Der König war der Lehnsherr, der Belehnte dagegen Vasall, Dienst- oder Lehnsmann. Die Vasallen mußten ihren Lehnsherren Treue geloben und ihnen im Kriege mit berittenen Leuten Heeresfolge leisten. Das Heerwesen wurde dadurch umgewandelt. Neben den zu Fuß fechtenden Bauern zogen die Lehnsleute mit ihren Reisigen ins Feld. Der Belehnte durfte sein Lehen nicht veräußern, wohl aber konnte er Stücke desselben an Untervasallen weiter vergeben. Zur Zeit Karls des Großen gaben viele freie Bauern ihr Eigentum einem geistlichen oder weltlichen Herrn und nahmen es als Lehen zurück. Bei den vielen Kriegen wurde nämlich die all- gemeine Wehrpflicht ohne Sold ebenso drückend wie die Verpflichtung des Freien, bei den Gerichtstagen zu erscheinen; denn während der langen Abwesenheit wurde die Bestellung des Ackers erschwert oder gar unmöglich gemacht. Der Lehnsherr nahm dann seinen Lehnsleuten den Heeresdienst ab und gewährte ihnen zugleich Schutz gegen Gewalttaten mächtiger Nachbarn. Die Zahl der freien Bauern nahm auf diese Weise bedeutend ab, und der Einfluß des Volkes auf die Geschicke des Staates hörte mehr und mehr aus. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später sogar erblich und auch die Ämter (eines Grasen oder Schultheißen), die nach und nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage der mittelalterlichen Staatsver- fassung. 14. Karls Sude. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt. 6. Die Dacbfolcjer Karls ä. 6n (Karolinger.) 1. Teilung des Reiches. Ans Karl d. Gr. folgte sein Sohn Ludwig der Fromme. Diesen hatte Karl kurz vor seinem Tode in Aachen krönen lassen. Ludwig war von sanfter Gemütsart und sehr nachgiebig gegen die Geist- lichkeit, die ihm deshalb den Beinamen „der Fromme" gab. Es fehlte ihm ader- an Festigkeit des Willens, sein großes Reich zusammenzuhalten. Drei Jahre nach seinem Regierungsantritt teilte er das Reich bereits unter seine drei Söhne, Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm dann später noch ein Sohn, Karl der Kahle genannt, geboren wurde, wollte er auch diesem einen Teil seines Reiches zuwenden und hob deshalb die erste Teilung wieder auf. Darüber geriet er mit seinen übrigen Söhnen in Streit. Bei Kolmar kam es zum Kampfe, in dem sein Heer verräterischerweise zu seinen Söhnen überging. Daher wird noch heute dieser Kampfplatz das „Lügenfeld" genannt. Ludwig selbst geriet in Gefangen- schaft, wurde aber später wieder befreit. Nach seinem und Pipins Tode teilten sich die drei Brüder das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Verdun 843 (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes

18. Realienbuch - S. 22

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 22 13. Cebnswefen. Wenn die fränkischen Könige Land erobert hatten, so nahmen sie den unterworfenen Edelingen ihre Äcker. Mit einem Teil belohnten sie ihre Krieger, den anderen behielten sie selbst und verwandelten den Besitz in Krongüter oder Domänen. Da sie aber die weiten Ländereien nicht selbst bewirtschaften konnten, gaben sie Stücke davon ihren Getreuen zur Nutznießung. Das Gut blieb Eigentum des Königs. Es wurde nur gewöhnlich ans Lebens- zeit verliehen. Daher hieß es Lehen. Der König war der Lehnsherr, der Belehnte dagegen Vasall, Dienst- oder Lehnsmann. Die Vasallen mußten ihren Lehnsherren Treue geloben und ihnen im Kriege mit berittenen Leuten Heeresfolge leisten. Das Heerwesen wurde dadurch umgewandelt. Neben den zu Fuß fechtenden Bauern zogen die Lehnsleute mit ihren Reisigen ins Feld. Der Belehnte durfte sein Lehen nicht veräußern, wohl aber konnte er Stücke desselben an Untervasallen weiter vergeben. Zur Zeit Karls des Großen gaben viele freie Bauern ihr Eigentum einem geistlichen oder weltlichen Herrn und nahmen es als Lehen zurück. Bei den vielen Kriegen wurde nämlich die all- gemeine Wehrpflicht ohne Sold ebenso drückend wie die Verpflichtung des Freien, bei den Gerichtstagen zu erscheinen; denn während der langen Abwesenheit wurde die Bestellung des Ackers erschwert oder gar unmöglich gemacht. Der Lehnsherr nahm dann seinen Lehnsleuten den Heeresdienst ab und gewährte ihnen zugleich Schutz gegen Gewalttaten mächtiger Nachbarn. Die Zahl der freien Bauern nahm ans diese Weise bedeutend ab, und der Einfluß des Volkes auf die Geschicke des Staates hörte mehr und mehr auf. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später sogar erblich und auch die Ämter (eines Grafen oder Schultheißen), die nach und nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage der mittelalterlichen Staatsver- fassung. 14. Rauls 6ncie. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt. 6. vre vackkolger Karls ct. Gr. (Karolinger.) 1. Teilung cles Reiches. Auf Karl d. Gr. folgte sein Sohn Ludwig der Fromme. Diesen hatte Karl kurz vor seinem Tode in Aachen krönen lassen. Ludwig war von sanfter Gemütsart und sehr nachgiebig gegen die Geist- lichkeit, die ihm deshalb den Beinamen „der Fromme" gab. Es fehlte ihm ader- an Festigkeit des Willens, sein großes Reich zusammenzuhalten. Drei Jahre nach seinem Regierungsantritt teilte er das Reich bereits unter seine drei Söhne, Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm dann später noch ein Sohn, Karl der Kahle genannt, geboren wurde, wollte er auch diesem einen Teil seines Reiches zuwenden und hob deshalb die erste Teilung wieder auf. Darüber geriet er mit seinen übrigen Söhnen in Streit. Bei Kolmar kam es zum Kampfe, in dem sein Heer verräterischerweise zu seinen Söhnen überging. Daher wird noch heute dieser Kampfplatz das „Lügenfeld" genannt. Ludwig selbst geriet in Gefangen- schaft, wurde aber später wieder befreit. Nach seinem und Pipins Tode teilten sich die drei Brüder das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Verdun 843 (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes

19. Realienbuch - S. 22

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 22 13. £ebnsweten. Wenn die fränkischen Könige Land erobert hatten, so nahmen sie den unterworfenen Edelingen ihre Äcker. Mit einem Teil belohnten sie ihre Krieger, den anderen behielten sie selbst und verwandelten den Besitz in Krongüter oder Domänen. Da sie aber die weiten Ländereien nicht selbst bewirtschaften konnten, gaben sie Stücke davon ihren Getreuen zur Nutznießung. Das Gut blieb Eigentum des Königs. Es wurde nur gewöhnlich auf Lebens- zeit verliehen. Daher hieß es Lehen. Der König war der Lehnsherr, der Belehnte dagegen Vasall, Dienst- oder Lehnsmann. Die Vasallen mußten ihren Lehnsherren Treue geloben und ihnen im Kriege mit berittenen Leuten Heeresfolge leisten. Das Heerwesen wurde dadurch umgewandelt. Neben den zu Fuß fechtenden Bauern zogen die Lehnsleute mit ihren Reisigen ins Feld. Der Belehnte durfte sein Lehen nicht veräußern, wohl aber konnte er Stücke desselben an Untervasallen weiter vergeben. Zur Zeit Karls des Großen gaben viele freie Bauern ihr Eigentum einem geistlichen oder weltlichen Herrn und nahmen es als Lehen zurück. Bei den vielen Kriegen wurde nämlich die all- gemeine Wehrpflicht ohne Sold ebenso drückend wie die Verpflichtung des Freien, bei den Gerichtstagen zu erscheinen; denn während der langen Abwesenheit wurde die Bestellung des Ackers erschwert oder gar unmöglich gemacht. Der Lehnsherr nahm dann seinen Lehnsleuten den Heeresdienst ab und gewährte ihnen zugleich Schutz gegen Gewalttaten mächtiger Nachbarn. Die Zahl der freien Bauern nahm auf diese Weise bedeutend ab, und der Einfluß des Volkes auf die Geschicke des Staates hörte mehr und mehr auf. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später sogar erblich und auch die Ämter (eines Grafen oder Schultheißen), die nach und nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage der mittelalterlichen Staatsver- fassung. 14. Karls 6ncke. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt. 6. Ole Oacbkolger Karls ct. Gr. (Karolinger.) 1. Teilung cies Keicbes. Auf Karl d. Gr. folgte sein Sohn Ludwig der Fromme. Diesen hatte Karl kurz vor seinem Tode in Aachen krönen lassen. Ludwig war von sanfter Gemütsart und sehr nachgiebig gegen die Geist- lichkeit, die ihm deshalb den Beinamen „der Fromme" gab. Es fehlte ihm aber an Festigkeit des Willens, sein großes Reich zusammenzuhalten. Drei Jahre nach seinem Regierungsantritt teilte er das Reich bereits unter seine drei Söhne, Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm dann später noch ein Sohn, Karl der Kahle genannt, geboren wurde, wollte er auch diesem einen Teil seines Reiches zuwenden und hob deshalb die erste Teilung wieder auf. Darüber geriet er mit seinen übrigen Söhnen in Streit. Bei Kolmar kam es zum Kampfe, in dem sein Heer verräterischerweise zu seinen Söhnen überging. Daher wird noch heute dieser Kampfplatz das „Lügenfeld" genannt. Ludwig selbst geriet in Gefangen- schaft, wurde aber später wieder befreit. Nach seinem und Pipins Tode teilten sich die drei Brüder das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Verdun 643 (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes

20. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 43

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karl der Große. 43 Jahre; an den übrigen sollten nur sieben Schöffen einberufen werden, die der Graf aus den vermögenden, rechtskundigen Freien auf Lebenszeit ernannte. Die Verhandlungen fanden jetzt meist unter Dach und Fach statt. ■— Das Fehdewesen vermochte Karl nicht auszurotten, wie sehr auch die Geistlichkeit durch kirchliche Strafen: Bußen, Fasten, Kirchenbann, d. H. Ausschließung aus der kirchlichen Gemeinschaft, seine Bemühungen unterstützte. Mit der Entwicklung des Lehnswesens ging eine allmähliche Umgestaltung des Heerwesens vor sich. Immer mehr wurde das alte Fußheer der Freien durch die berittenen Vasallen der großen Grundherren, insbesondere des Königs selbst, verdrängt, so daß fortan bis gegen das Ende des Mittelalters die Schlachten und Fehden fast ausschließlich durch Reiterheere ausgefochten wurden. c) Wirtschaftliche Verhältnisse. Karl war trotz der Vergebung zahlloser Lehen der größte Grundbesitzer seines Reiches (vgl. S. 31). Mit der peinlichsten Sorgfalt regelte und überwachte er die Bewirtschaftung der Königsgüter. Diese wurden dadurch Musterwirtschaften und förderten den Ackerbau im ganzen Reiche. Fast überall drang die Dreifelderwirtschaft durch. Mit den Rodungen wurde fortgefahren und so immer neues Land für den Anbau gewonnen. Die gewerbliche Tätigkeit hielt sich in engen Grenzen, da die große Masse der Bevölkerung die nötigen Stoffe und Geräte im eigenen Hause anfertigte. Sogar des Kaisers Töchter mußten spinnen, weben, sticken und ihre Kleidungsstücke selbst zusammennähen. Ein selbständiges Handwerk konnte daher noch nicht aufkommen. Die Handwerker auf den Herrenhöfen der Großgrundbesitzer und in den Klöstern waren Hörige und arbeiteten für ihre Herrschaft. Karl erließ Vorschriften, wonach auf jedem größeren Königsgute Eisenschmiede, Gold- und Silberarbeiter, Zimmerleute, Schuster, Bäcker, Schneider und andere Handwerker beschäftigt werden sollten. Das sog. Kunstgewerbe wurde namentlich von den Mönchen gepflegt. Wie das Gewerbe, so nahm auch der Handel eine untergeordnete Stellung ein; der Handel mit dem Aus lande lag fast ganz in den Händen von Griechen und Juden. Aus Italien und dem byzantinischen Reiche kamen hauptsächlich Luxusgegenstände (Teppiche, Glaswaren, Schmucksachen) und indische Gewürze, nach dem Orient (Bagdad) gingen z. B. friesische Wollenmäntel. Der noch sehr schwache Binnenhandel entwickelte sich an den Stellen, wo von der großen Masse der Hörigen Waren über den Bedarf der Herrschaft hinaus hergestellt wurden, d. h. an den