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1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
viel rascher von W. nach O. bewegen, als weiter nach den Polen hin, so
geht auf der nördlichen Halbkugel der obere Passat allmählich in einen
Südwestwind, der untere in einen Nordostwind über; auf der südlichen
Halbkugel wird aus dem oberen Passat ein Nordwest-, aus dem unteren
ein Südostwind. In einer Breite von 6 °, dem Laufe der Sonne bis etwa
12° nördl. Br. und 5° südl. Br. folgend, findet sich die Zone der Wind-
stillen (Kalmen), die zuweilen durch furchtbare Stürme und Gewitter unter-
brochen werden; dann folgen in einer Breite von etwa 20° die Gürtel der
Passatwinde: Nordost Passat auf der nördlichen, Südost Passat auf
der südlichen Halbkugel. In höheren Breiten, z. B. in unserer Gegend,
herrschen veränderliche Winde, weil die beiden Strömungen nicht immer
übereinander, sondern oft nebeneinander liegen und sich ablösen. — Das
Land erwärmt und erkaltet rascher als das Wasser. Daher strömt an den
Küsten des Tages die kältere Luft von dem Wasser auf das Land (See-
wind), des Nachts die abgekühlte Landlnft nach dem Meere (Land-
wind). — Über den großen Kontinenten wird die Luft im Sommer
mächtig aufgelockert, wodurch regenbringende Luftströme vom Meere her
angezogen werden; im Winter dagegen lagert sich über denselben eine
schwere Schicht kalter Luft, die nach dem Meere hin abfließt. So entstehen
die Monsune oder Jahreszeitenwinde (besonders bei S.o.-Asien). In den
Zeiten des Monsunwechsels treten häufig heftige Orkane ein.
4. Die Feuchtigkeit der Luft hängt ab von der Verteilung
der Wärme, von der Nähe des Meeres, von den Windrich-
tungen 2c. Znt allgemeinen nimmt die Menge der Niederschläge
nach den Polen hin ab. Man unterscheidet: eine Region des
stets flüssigen Niederschlages (Tau, Nebel, Regen) in der heißen
Zone, eine Region des veränderlichen Niederschlages (Tau,
Reif, Nebel, Regen, Schnee, Hagel) in den gemäßigten und eine
des stets festen (Schnee) in den kalten Zonen und den hoch
liegenden Gegenden. — 5. Das Pflanzenreich ist abhängig vom
Boden und Klima, das Tierreich vorn Boden, Klima und der
Pflanzenwelt, daher sind beide in den einzelnen Zonen wesentlich
verschieden.
Die Pflanzen der heißen Zone sind mannigfaltig, üppig, farben-
prächtig, säst- und gewürzreich, immergrün (Palmen, Bananen, Baumfarne,
Brotbäume, Kaffee, Zucker, Urwälder); die gemäßigte Zone hat schöne
Laubhölzer (in der Nähe der heißen Zone immergrün) und grasreiche
Wiesen, Nadelhölzer, Obst, Wein, Getreide; die kalte Zone ist arm an
Pflanzen (verkrüppelte Weiden und Birken, Moose und Flechten). Unter
den zahlreichen Tieren der heißen Zone befinden sich die größten (Ele-
fant, Kamel, Giraffe, Gorilla) und farbenprächtigsten (Papagei, Kolibri),
aber auch die gefährlichsten (Löwe, Tiger, Schlangen) und Lästigsten (Mos-
kitos). Die gemäßigte Zone hat die nützlichsten. Haustiere und besten
Singvögel; die kalte Zone hat nur wenig Landtiere (Eisbär, Renntier,
Hund), doch viele Seetiere (Wale, Robben). — Steigen wir vom Fuße
bis zur Spitze eines Gebirges, das über die Schneegrenze hinausreicht, so
treten uns in der Pflanzenwelt ähnliche Verhältnisse entgegen, wie bei einer
Wanderung von Süden nach Norden.
l. Welche Winde bringen uns feuchte und warme, welche trockne
und kalte Luft? Gieb die Ursache hiervon an! — 2. Weshalb können die
Isothermen nicht mit den Breitenkreisen parallel laufen? Wodurch wird es
bewirkt, daß sie an der Westküste Europas weit nach Norden gebogen sind?
— 3. Was versteht man unter Schneegrenze? — 4. Wie entstehen Passat-
winde, wie die Monsune, wie die veränderlichen Winde?
1877 -
Halle
: Schmidt
- Autor: Cornelius, Carl Sebastian
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Stürme der Tropenzone.
103
letzteren ihre ursprüngliche Richtung von So. nach Nw. unverändert hei. Treten sie aber in die gemässigte Zone über, so biegen sie in einer stark gekrümmten Linie um und schreiten dann meist von Sw. nach No. fort. Die Wirbels türme der südlichen Erdhälfte, welche in der Tropenzone eine Richtung von No. nach Sw. haben, werden bei ihrem Uebergange in die gemässigte Zone ebenso abgelenkt, und gehen dann von Nw. nach So.
Die Rotation des Wirbels geschieht bei Orkanen derselben Hemisphäre stets in demselben Sinne, und zwar auf der nördlichen in der Richtung S. 0. N. W., auf der südlichen im Sinne S. W. N. 0.
Der Wirbel hat die Form eines schiefen Cylinders, der in der Richtung seiner progressiven Rewegung vorgeneigt ist, da er durch Reibung und andere Widerstände am Roden eine Hemmung erfährt. Durch die Rotation wird die Luft von der Axe entfernt, so dass im centralen Theil des Wirbels die geringste Rewegung stattfindet. Daraus erklären sich die Wechsel momentaner Ruhe und häufiger Windstösse während eines Sturmes. Schreitet nämlich der letztere mit seinem Centrum über einen Ort weg, so muss hier eine plötzliche Unterbrechung des Sturmes eintreten, und derselbe dann mil erneuter Heftigkeit plötzlich wieder beginnen, sobald der Ort wieder in den Rereich der um das ruhige, aber fortschreitende Centrum wirbelnden Luft kommt. Da die Luft, durch die Rotation des Wirbels vom Centrum entfernt wird, so hat dies nothwendig eine Verminderung des Druckes auf die Unterlage, also auch ein Fallen des Barometers zur Folge. Dies wird namentlich dann in bedeutendem Maasse geschehen, wenn der Wirbel aus dem unteren Passat in den oberen eingreift. Der obere Theil des Wirbels wird sich dann alsbald erweitern und eine andere Richtung annehmen, während der untere Theil zunächst noch seine bisherige Richtung beibehält. Indem nun der Wirbel sich oben trichterförmig erweitert, werden die oberen Schichten sich von der Axe des rotirenden Cylinders in grösserem Maasse entfernen, als die unteren. und diese eben deshalb ein Bestreben zum Steigen erhalten, um die in der Höhe herbeigeführte Luftverdünnung zu compen-siren. Auch an Orten, die gar nicht vom Sturme getroffen werden, kann das Barometer in Folge desselben einen unge*
1864 -
Augsburg [u.a.]
: Rieger
- Hrsg.: Frey, Michael, Büschl, Andreas
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
238
der verschiedenen Lage der Orte und Länder. In unserem Vaterlande bringt
der Nordwind in der Regel Kälte mit sich, weil er aus kälteren Gegenden
kommt, der Südwind dagegen mildes Wetter. Der Ostwind, der über große
Länderstrecken zu uns gelangt, pflegt trockenes, schönes Wetter, der Westwind
dagegen, welcher über große Waffermassen zu uns kommt, meist Regen mit
sich zu bringen.
Bei uns wird man kaum bemerken, daß ein gewisser Wind zu gewissen
Zeiten im Jahre bläst, wenn nicht etwa in den Frühlings- und Herbstes-
Tag- und Nachtgletchen, wo es von Westen her oft heftig zu stürmen pflegt.
Aber in anderen Ländern hat man gewisse Winde" zu bestimmten Zetten.
So bläst zwischen den Wendekreisen ein beständiger Wind in östlicher Rich-
tung, welcher Passat wind genannt wird; er hat seine Ursache darin, daß
die kältere und schwerere Luft von den beiden Polen immer gegen den Aequa-
tor hin strömt, wo die wärmere und leichtere Luft in die Hohe steigt. An
den Meeresküsten bemerkt man gewisse Land- und Seewinde, und zwar bläst
der Wind während des Tages vom Meere und während der Nacht vom
Lande her. Es kommt dieses daher, weil Land und Wasser durch die Sonne
am Tage ungleich erwärmt werden, in der Nacht aber sich ungleich abkühlen.
Die Gewalt der Luft ist sehr groß, wenn sie sich schnell bewegt. Auf
dem Meere treibt sie Wogen zu kleinen Bergen empor, und stürzt Schiffe
um; auf dem Lande können durch das Wehen eines Orkans die größten
Verheerungen angerichtet werden. In den gemäßigten Erdstrichen erlebt man
wohl Stürme, welche Scheunen umwerfen, Dächer von den Wohnhäusern
herabreißen und Eichen entwurzeln, allein der Hauptsitz der furchtbaren Or-
kane ist Westindien, die Gegend zwischen der Insel Madagaskar und Neu-
holland, und das chinesische Meer.
Die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Luft beim Wehen des Windes
fortbewegt, sucht man durch eigene Instrumente, die sogenannten Anemo-
meter oder Windmesser, zu bestimmen. Hiebei hat man gefunden, daß
ein mäßiger Wind in 1 Secunde 6 Fuß, in 1 Stunde 1 Meile,
eine ziemliche starke „Brise" „ „ „ 17 „ „ „ „ fast 3 Meilen
ein schwerer Wind „ „ „ 46 „ „ „ „ 8 „
ein Sturm „ ,, ,, 70 ,, ,, ,, „ 1272 n
ein Orkan ,, ,, ,, 110 ,, ,, ,, ,, 20 ,,
der schwerste Orkan „ „ „ 140 „ „ „ „ 25 „
zurücklegt. Auch die Schwere, mit der die Winde auf die von ihnen ge-
troffenen Gegenstände drücken, wird durch das Anemometer ermittelt. Sie
beträgt beispielsweise auf einer 9% Quadratfuß großen Fläche bet einer
Geschwindigkeit des Windes von 60 Fuß in der Secunde etwa so viel als
einen Centner; bei Orkanen von 120 Fuß Geschwindigkeit gegen vier
Centner. Daß ein solcher Wind im Stande ist, Häuser und Bäume umzu-
werfen, ist also leicht begreiflich.
Bisweilen dreht sich die Luft in einem Wirbel, was seinen Grund in
dem Aufeinandertreffen von zwei entgegengesetzten Winden haben kann. Aber
solche Wirbelwinde (Windhosen, Wasserhosen, Tromben) haben gewiß oft
andere Ursachen, da man sie zu Zeiten beobachtet, wo die Luft rings umher
ruhig ist. Auf Landstraßen kann man nicht selten sehen, wie von einer
schwächeren Trombe Staub und Sand in einer langen, dünnen Säule in
die Luft hinaufgezogen wird. In anderen Fällen steht man sie aber eine
viel stärkere Kraft äußern. So hat man beobachtet, daß sie ziemlich schwere
Kanonew von der Stelle gehoben und große Bäume mit der Wurzel ausge-
rissen haben. Ja es ist vorgekommen, daß ein großer Baum 600 Fuß weit
1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
50
Zweiter Abschnitt.
den Aequator, beginnt sie etwa erst mit 15,000 Fuß Höhe, während sie sich
in der gemäßigten Zone etwa in der Höhe von 6—8000 Fuß und unter
den Polarkreisen schon mit 2200 Fuß Höhe findet.
Ist die Luft nicht rein, so wirkt das nachtheilig, es ist daher in den
Wohnungen der Menschen stets für frische, reine Luft zu sorgen; ist aber
die Lust mit giftigen Dünsten gefüllt, so wird sie leicht denen, die sie ein-
athmen, lebensgefährlich.
Klima heißt die Beschaffenheit der Luft in Beziehung auf Wärme
und Kälte, — Trockenheit und Feuchtigkeit, — Gesundheit und
Ungesundheit. Daher die Ausdrücke: Heißes, gemäßigtes, kaltes; feuch-
tes, trockenes; gesundes, ungesundes Klima.
Das Klima eines Landes hängt zunächst freilich von der Zone ab,
in welcher es liegt; je näher dem Aequator, desto wärmer, je näher den
Polen, desto kälter ist es. Dann hängt es aber ferner von seiner Höhe ab; je
höher ein Land, desto kälter .... Außerdem aber wirken noch verschiedene
andere Umstände, als seine Abdachung, der Unterschied des Bodens,
dessen Anbau, seine Entfernung vom Meere, die geographische
Länge desselben auf die Beschaffenheit des Klimas bedeutend ein. Sind z. B.
Länder kalten Winden mehr ausgesetzt, so ist ihr Klima kälter; umgekehrt wärmer.
Ein Ort, welcher vor dem Südabhange eines Berges liegt, ist viel wärmer, als
ein solcher, welcher am Nordabhange desselben Berges gelegen ist. — Sümpfe
und Moräste machen die Luft feucht, kalt und ungesund; sandiger Boden
erhitzet die Luft. — In einen dicht bewachsenen, namentlich bewaldeten Bo-
den kann der Sonnenstrahl nicht dringen, Anbau dagegen lockert den Boden
und verbessert die Luft. — Die Nähe des Meeres mildert Hitze und Kälte,
weil es eine mehr gleichmäßiqe Temperatur hat und diese dem benachbarten
Lande mittheilt. — Endlich sind, wie die Erfahrung hinreichend bestätigt,
die östlichen Länder kälter als die unter gleichem Grade lie-
genden westlichen.
Es sind hier noch zwei großartige Naturerscheinungen zu erwähnen,
die Lavinen nämlich und die Gletscher.
Die Lavinen sind Schneemassen, welche sich von den Bergabhängen
loslösen und in die Tiefe hinabstürzen. Man nennt sie Staub-Lavinen,
wenn sie in den höchsten Theilen des Gebirges, wo der Schnee wegen der
Kälte nicht mehr zusammenballt, niedergehen. Dieselben wirken besonders
durch den Druck der durch ihre Kraft zusammengepreßten Luft, welche ver-
heerende Windstöße hervorzubringen im Stande ist. Grundlavinen heißen
sie, wenn sie ins Thal niedergehen. Dieselben entstehen meist beim Beginne
des Frühlings, wenn der Schnee am Tage in seiner Masse, besonders am
Boden, aufweicht, bei Nacht aber in den obern Schichten wieder gefriert. Die
ganze so zusammengebackene Masse löset sich nun oft bei der unbedeutendsten
Veranlassung und stürzt je nach den Umständen mit größerer oder geringe-
rer Schnelligkeit hinab und richtet oft große Verheerungen an. Das Hinab-
1867 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
284
hing der Witterung, Regen und Rauhigkeit der Luft hervorbrin-
gen. Gewöhnlich hat unser Sommer auch eine Regenperiode, die,
wenn sie nicht im Juni eintritt, mit Sicherheit im Juli zu er-
warten ist, so daß es in einzelnen Jahren beinahe jeden Tag
dieses Monats unaufhörlich regnete. Daß unser Sommer jedoch
in der Regel, besonders bei östlichen Winden, viele schöne, bald
milde, gemäßigte, bald warme und angenehme Tage hat, versteht
sich von selbst; nur haben wir sie bald im Anfange, bald in der
Mitte, bald am Ende des Sommers; aber den ganzen Sommer
hindurch Sommer zu haben, ist bei uns höchst selten. Eben so
verschieden ist auch die Zeit, wann im Sommer die höchste
Wärme eintritt; selten fallen bei uns die wärmsten Tage in die
sogenannten Hundstage, vielmehr sind die Tage vor- und nachher
meistens weit wärnier. Fast immer aber entsteht die größte Hitze
bei Ost- und Südostwinden und ist dann auch ziemlich anhaltend;
wenn sie bei Süd- und Westwinden eintritt, so erfolgen bald
jene Gewitter, welche die Witterung gänzlich umändern. Auch ist
die Wärme und Hitze in dem einen Sommer nicht, wie in dem
andern; das Thermometer steigt und fällt den Sommer über
zwischen 8 und 22 Grad. Bon der Sommerwitterung ist natür-
lich auch unsere Heu- und Kornernte abhängig. Jene fällt, je
nachdem die vorhergehende Witterung den Graswuchs beförderte
und die Gegend der südlichen oder der nördlichen Grenze näher
liegt, entweder in die letzte Hälfte des Juni- oder in die erste
Hälfte des Julimonats. In diesem Monat wird auch gewöhnlich
die Rappsaat geerntet und muß Eude desselben oder im Ansauge
des folgenden für's nächste Jahr wieder gesäet werden. Dies ist
denn auch die Zeit unserer Kornernte, woraus denn, im Allge-
meinen 14 Tage vor oder nach Michaelis, die Saatzeit des
Winterkorns folgt. Damit stellt sich denn auch der Herbst ein,
der uns oft höchst angenehmes, oft aber auch sehr unangenehmes
Wetter bringt. Nachdem wir gegen die Zeit der Tag- und
Nachtgleiche in der Regel heftige Stürme gehabt haben, erhalten wir
noch iin Oktober einen kleinen Nachsommer mit stiller, heiterer,
milder Lust und recht schönen Tagen, die oft noch im November
durchblicken; im Ganzen aber ist der November nebelig, naß, kalt,
windig und unruhig. Wir gehen ja auch dem Winter entgegen;
gewöhnlich aber stellt er sich erst im December ein, und hält der
Frost dann manchmal den ganzen Monat an; indessen gibt's auch
Jahre, wo wir im December höchstens einige Tage Frost, an den
übrigen hingegen sehr gelinde Witterung haben. Manchmal
friert's vor Neujahr nicht, und in manchen Wintern ist die Kälte
überhaupt so geringe, daß der niedrigste Stand des Thermome-
ters im Durchschnitt nur 6 Grad unterm Gefrierpunkt, und der
Winter mehr Herbst als Winter ist. Dagegen hat's aber auch
1883 -
Straßburg
: Trübner
- Autor: Schmidt, Oskar, Geikie, Archibald
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Stürme, ist der häufige Wechsel in der Menge des Wasser-
dampses, welcher in der Luft anwesend ist. Da dieser Dampf
leichter ist als die Lust, so ist eine Mischung von Dampf
und Luft leichter als dieselbe Menge reiner Luft; je mehr
Wasserdampf also die Lust aufnimmt, um so wenigerdicht
muß die Mischung werden. Wenn daher eine große Menge
Dampf irgend einem Teil der Erdoberfläche entweicht, so
steigt die damit sich verbindende Luft sofort in die Höhe,
während^von allen Seiten Luft, welche weniger Dampf
enthält, herbeiströmt. Wenn diese Bewegung sehr schnell
vor sich geht, so entstehen Stürme.
Iv. Der Dampf in der Luft. Verdunstung und
Verdichtung.
70. — Einer der wichtigsten Teile der Luft, der Wasser-
dampf, wurde schon in Absch. 41 erwähnt. Untersuchen
wir zuerst, auf welchem Wege er in die Luft und aus ihr
heraus kommt. Auch in diesem Falle werden wir finden,
daß oft große wissenschaftliche Fragen ganz leicht durch
die gewöhnlichsten Dinge beantwortet werden können.
71. — Man sollte annehmen, daß in einem warmen Zim-
mer, wo den ganzen Tag ein Feuer brennt, und in dem sich
mehrere Personen aufgehalten haben, dieluft ziemlich trocken
wäre. Wenn wir aber ein Glas voll eiskalten Wassers in die
Stube bringen und aufpassen, was geschieht, so sehen wir,
daß sich die Außenseite des Glases sogleich mit einer feinen
Nebelschicht bedeckt. Nach einiger Zeit bilden sich aus dieser
Schicht winzige Wassertropfen, welche wachsen, bis sich viel-
leicht zuletzt einige vereinigen und an der Seite des Glases
herunterlaufen.
72. — Auch haben wir schon bemerkt, daß an sehr kalten
Abenden an den Fenstern eines Wohnzimmers oder von
1829 -
Darmstadt
: Heyer
- Autor: Pistor, Ernst Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
70
Physische Geographie.
feucht, wenn deren viele damit verbunden sind.
Zuweilen ist sie heiß, warm, gemäßigt, und
dann wieder kühl, kalt, sehr kalt. Mit vielen
Ausdünstungen fremder Bestandtheile gemischt, nennt
man sie unrein, und daher oft ungesund; ohne die-
selben heißt sie reine Luft. Durch die Wärme wird
sie ausgedehnt und specifisch leichter, durch die Kälte
zusammengezogen und specifisch schwerer.
Die Höhe der Atmosphäre wird theils nach dem
Drucke, den sie ausübt, theils nach der Dämmerung
(indem anznnehmen ist, daß die Luft, soweit sie die
Lichtstrahlen zurückzuwerfen vermag, zu unserm Planeten
gehört) auf 8 bis 10 Meilen geschätzt. Sie ist aber
nicht an allen Orten, noch in den verschiedenen Jahres-
zeiten gleich. Unter dem Aequator ist' sie am höchsten,
wegen des Umschwunges der Erde und wegen der größern
Ausdehnung der Luft durch die Sonnenwärme.
Man pflegt die Atmosphäre in drei Regionen
oder Schichten einzutheilen. Die unterste und
wärmste erstreckt sich bis dahin, wo die Luft nicht mehr
von den, von der Erde zurückgeworfenen, Sonnenstrahlen
erwärmt wird. Ihre Gränze wird durch die sogenannte
Schneelinie bezeichnet, die, unter dem Aequator
von der Erde am fernsten, sich allmählich senket, je näher
sie den Polen rückt, und unter diesen sich auf die
Meeresfläche selbst lagert und Alles in eine weite, traurige
Wüste von Eis und Schnee begräbt. Die mittlere
oder die Eisregion reicht bis zu der höchsten Berge
Stirne oder den höchsten Wolken; beide erheben sich nicht
viel über eine Meile über die Oberfläche der Erde. Hagel,
Schnee und Regen bilden sich in dieser Region. Die
oberste oder höchste erstrecket sich von den Gränzen
der mittleren Region bis zu des Dunstkreises Ende.
Ter höhere, stets reine und kalte Theil des Luft-
krcises, der vielleicht über den Mond hinausreicht, wird
Aether genannt.
1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
342
mit einigen angenehmen Frühlingstagen und am Ende des Mo-
nats meistens heftige Stürme. Die herrschende Witterung im
April ist aber fast immer eine beständige Abwechselung von Kälte,
Wärme, Regen, Hagel, Nebel, Sturm und Sonnenschein. Bei
einem solchen März und April pflegt aber dann der Mai schon
zu sein. Zn der Mitte und gegen Ende Aprils läßt die Nach-
tigall sich gewöhnlich zum ersten Male hören und in den letzten
Tagen dieses Monats pflegen die Buchen Blätter zu bekommen.
Die Saatzeit dcö Sommerkorns ist bei uns im Allgemei-
nen: Mitte Aprils Hafer, letzte Hälfte Aprils oder mehr noch Anfang
Mai's Gerste, unv Ende Mai's Buchweizen.
Unser Sommer hat gleichfalls mehrere, nichts weniger
als angenehme Eigenheiten. Oftmals währt eine geringe Win-
terkälte bis in den Sommer hinein; nicht nur hat der Juni
oft kalte Nächte und Nachtfröste, sondern auch die Abende sind
nicht selten nach großer Wärme am Mittage empfindlich kalt.
Auch dauert die Sommerwärme in manchen Jahren nicht lange;
schon gegen Ende August's pflegt sie abzunehmen und die Mor-
gen und Abende werden kühl. Auch das ist keine geringe Un-
annehmlichkeit unsers Sommers, daß die Wärme, sobald sie
etwas zunimmt, sich gewöhnlich in eine schwüle und drückende
Hitze verwandelt — eine Folge der fast beständigen Anhäufung
unserer Atmosphäre mit wässerigen Dünsten—, und daß dann
nach kurzer Zeit Gewitter entstehen, die eine gänzliche Um-
wandlung der Witterung, Regen und Rauhigkeit der Luft her-
vorbringen. Gewöhnlich hat unser Sommer auch eine Regen-
periode, die, wenn sie nicht im Juni eintritt, mit Sicherheit
im Juli zu erwarten ist, so daß es in emzelnen Jahren bei-
nahe jeden Tag dieses Monats unaufhörlich regnete. Daß unser
Sommer jedoch in der Regel, besonders bei östlichen Winden,
viele schöne, bald milde, gemäßigte, bald >varme und angenehme
Tage habe, versteht sich von selbst; nur haben wir sie bald im
Anfange, bald in der Mitte, bald am Ende des Sommers;
denn den ganzen Sommer hindurch Sommer zu haben, ist bei
uns höchst selten. Eben so verschieden ist auch die Zeit,
wann im Sommer die höchste Wärme eintritt; selten fallen
bei uns die wärmsten Tage in die sogenannten Hunds-
tage, vielmehr sind die Tage vor- und nachher weit wärmer.
Fast immer' aber entsteht die größte Hitze bei Ost- und Südost-
winden, und ist dann auch ziemlich anhaltend; wenn sie aber
1886 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rasche, Emil, Hennig, Louis
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 77 —
It. Die Atmosphäre.
Die Erde wird von einer ca. 10 Meilen hohen Luftschicht umhüllt, die
sich beständig mit der Erde dreht und ungefähr dem Dunstkreis gleicht, mit
dem wir oft den Mond umgeben sehen. Wir nennen sie die Atmosphäre
(d. h. Luft- oder Dunstkreis).
Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Sauerstoff und Stickstoff. Dazu
gesellen sich noch ganz geringe Mengen Kohlensäure. Außerdem enthält die
Atmosphäre beständig Wasserdampf, der ihr durch die Verdunstung der Gewässer,
namentlich der Oceaue, zugeführt wird. Verdichtet sich derselbe, was durch
die Abkühlung der Luft erfolgt, so bilden sich die sogenannten „atmosphä-
rischen Niederschläge": Nebel, Tau und Regen, Reif, Schnee
und H agel.
Die Wärme empfängt die Atmosphäre von der Sonne; doch strahlen
auch das Festland und die Wasserflächen uusers Erdballs beständig Wärme
in die Luft, und daher kommt es, daß die unteren Luftschichten stets wärmer
als die oberen find. Nach oben nimmt die Wärme unserer Atmosphäre darum
ab, weil der Einfluß der Wärmeausstrahlung von den Erd- und Wasserflächen
mit der Entfernung schwächer wird.
Ungleiche Erwärmung der Luftschichten erzeugt Bewegung in der
Atmosphäre, well stets die kalte, dichte, schwere Luft sich mit der warmen,
dünnen, leichten auszugleichen sucht. Wir nennen die Bewegung der Luft je nach
ihrer Schnelligkeit und Stärke — Wind, Sturm oder auch Orkan,
nach ihrer Richtung aber — Ostwind (meist trocken — warum?),
Südwind (meist warm — warum?), Westwind (meist feucht — warum?),
oder Nordwind (meist kalt — warum?).— Auf dem Lande wehen die Winde
unregelmäßig. An Meeresküsten aber tritt ganz regelmäßig bei Nacht der
Landwind und bei Tag der Seewind auf. Wie geht das zu? Festland
und Wasser empfangen gleiche Wärme von der Sonne. Das Land erwärmt
sich aber schneller als das Wasser; es kühlt sich jedoch auch am Abend
rascher ab. Die Folge hiervon ist, daß an den Küsten nachts stets die kältere
Landluft nach dem Meere zieht (Landwind), tagsüber stets die kühlere See-
lust nach dem Lande streicht (Seewind).
Die Gesamtheit der in einem Lande vorherrschenden atmosphärischen
Verhältnisse, — insbesondere die Lustwärme, den Fenchtigkeitsgehaltder Atmosphäre
und die Niederschläge aus derselben — nennen wir das Klima jenes
Landes. Abhängig ist dasselbe 1) von der geographischen Breite des betreffenden
Gebietes (Wieso?): Polarklima mit eisigkalter Luft, gemäßigtes
Klima mit durchschnittlich milder Temperatur, Tropenklima mit feucht-
oder trockenheißer Atmosphäre; 2) von der Bodengestalt desselben (Wieso?).-
Hochlandklima mit kühler, leichter Lust und Tieflandklima mit
milder, schwerer Luft; 3. von seiner Lage zu dem Meere (Wieso?):
kontinentales oder Landklima mit heißen Sommern, strengen
Wintern, trockner Luft und verhältnismäßig wenig Niederschlägen, und
oceanisches oder See-Klima mit kühlen Sommern, milden Wintern,
feuchter Luft und vielen Niederschlägen.
1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10
sich am Äquator infolge der Achscndrehung der Erde viel rascher von W. nach
O. bewegen, als weiter nach den Polen hin, so geht auf der nördlichen Halb-
kugel der obere Passat allmählich in einen Südwestwind, der untere in einen
Nordostwind über; aus der südlichen Halbkugel wird aus dem oberen Passat
ein Nordwest, aus dem unteren ein Südostwind. In einer Breite von 6 °,
dem Laufe der Sonne bis etwa 12° nörbl. Br. und 5° südl. Br. folgend,
findet sich die Zone der Windstillen (Kalmen), die zuweilen durch furchtbare
Stürme und Gewitter unterbrochen werden; dann folgen in einer Breite von
etwa 20° die Gürtel der Passatwinde: Nord ost Passat auf der nördlichen,
Südostpassat auf der südlichen Halbkugel. In höheren Breiten, z. B. in
unjerer Gegend, Herrchen veränderliche Winde, weil die beiden Strömungen
nicht immer übereinander, sondern ost nebeneinander liegen und sich ablösen.
— Das Land erwärmt und erkaltet rascher, als das Wasser. Daher strömt
an den Küsten des Tages die kältere Luft von dem Wasser auf das Land
(Seewind),^ des Nachts die abgekühlte Landluft nach dem Meere (Land-
wind). — Über den großen Kontinenten wird die Luft im Sommer mächtig
aufgelockert, wodurch regenbringende Lustströme vom Meere her angezogen
werden; im Winter dagegen lagert sich über denselben eine schwere Schicht
kalter Luft, die nach dem Meere bin abfließt. So entstehen die Monsune
oder Jahreszeitenwinde (besonders bei S.-O.-Asien). In den Zeiten des Mon-
sunwechsels treten häufig heftige Orkane ein.
4. Die Feuchtigkeit der Luft hängt ab von ihrem Wärme-
grade, von der Nähe des Meeres, von den Windrichtungen ic.
Im allgemeinen nimmt die Menge der Niederschläge nach den
Polen hin ab. Man unterscheidet: eine Region des stets
flüssigen Niederschlages (Tau, Nebel, Regen)' in der heißen
Zone (mit Ausnahme der höchsten Berggipfel), eine Region des
veränderlichen Niederschlages (Tau, Reif, Nebel, Regen, Hagel)
in den gemäßigten und eine des stets festen (Schnee) in den
kalten Zonen und den hoch liegenden Gegenden. — 5. Das
Pflanzenreich ist abhängig vom Boden und Klima, das Tierreich
vom Boden, Klima und der Pflanzenwelt, daher sind beide in
den einzelnen Zonen wesentlich verschieden.
Die Pfl a nz en der heißen Zone sind mannigfaltig, üppig, farbenprächtig,
säst- und gewürzreich, immergrün (Palmen, Bananen, Baumfarne, Brotbäume,
Kaffee, Zucker; Urwälder); die gemäßigte Zone bot schöne Laubhölzer (in der
Nähe der heißen Zone immergrün) und grasreiche Wiesen, Nadelhölzer, Obst,
Wein, Getreide; die kalte Zone ist arm an Pflanzen (verkrüppelte Weiden und
Birken, Moose und Flechten). Unter den zahlreichen Tieren der heißen Zone
befinden sich die größten (Elefant, Kamel, Giraffe, Gorilla) und farben-
prächtigsten (Papagei, Kolibri), aber auch die gefährlichsten (Löwe, Tiger,
Schlangen) und lästigsten (Moskitos). Die gemäßigte Zone hat die nützlichsten
Haustiere und besten Singvögel; die kalte Zone bat nur wenig Landtiere
(Eisbär, Renntier, Hund), doch viele Seetiere (Wale, Robben). — Steigen
wir vom Fuße bis zur Spitze eines Gebirges, das über die Schneegrenze
hinausreicht, so treten uns in der Pflanzenwelt ähnliche Verhältnisse entgegen,
wie bei einer Wanderung von Süden nach Norden.
1. Welche Winde bringen uns feuchte und warme, welche trockne und
kalte Lust? Gieb die Ursache hiervon an! — 2. Weshalb können die Iso-
thermen nicht mit den Breitengraden parallel lausen? Wodurch wird es be-
wirkt, daß sie an der Westküste Europas weit nach Norden gebogen sind? —
3. Was versteht man unter Schneegrenze? — 4. Wie entstehen Passatwinde,
wie die Monsume, wie die veränderlichen Winde?
1863 -
Berlin
: Stubenrauch
- Hrsg.: Menzel, J., Richter, Carl, Wetzel, Friedrich, Menges, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
347
Weil immer an irgend einem Orte Wärme erzeugt wird, während andere
Orte kalt bleiben, so ist auch immer einige Bewegung in der Luft. Die Hef-
tigkeit dieser Bewegung wechselt aber beständig. Am auffallendsten ist dieser
Wechsel bei uns. In manchen Gegenden der Erde sind jedoch die Winde von
einer großen Regelmäßigkeit. Die Kenntniß solcher regelmäßigen Winde ist für
den Schiffer von Wichtigkeit; sie kann ihm auf seinen Fahrten von großem
Nutzen sein. — Regelmäßig wehende Winde zeigen sich an den Küsten der Meere.
Bei Tage weht ein Wind vom Wasser nach dem Lande, weil dies durch die
Sonnenstrahlen schneller erwärmt wird. Nach Sonnenuntergang bleibt das
Wasser länger warm, und das Land erkaltet schneller. Deshalb weht in der
Nacht ein Wind nach dem Meere.
Auch wir im Binnenlande haben eine Art Regelmäßigkeit des Windes. Sie
besteht darin, daß bei uns Südwestwiude vorherrschen, die aber auch oft mit
Nordostwinden wechseln. Die meisten Regenwetter schlagen darum auch an die
Westseite der Gebäude an, und man nennt dieselbe daher oft die Wetterseite.
Ferner ist bemerkt worden, daß in Deutschland die Stämme solcher Bauinr.
welche dem Winde ausgesetzt^ sind, eine schiefe, nordöstliche Richtung haben, so
daß man an ihnen die Himmelsgegenden recht gut erkennen kann.
Die Stärke des Windes hängt ab von seiner Geschwindigkeit, und diese
ist sehr verschieden, je nach dem Grade des Unterschiedes zwischen kalter und
warmer Luft. Je größer dieser Unterschied ist, mit desto größerer Gewalt wird
die kalte Luft in die warme eindringen. Ein sehr heftiger Wind wird ein
Sturm, ein heftiger Sturm Orkan genannt. Im Dezember und Januar sind
die Winde in unserem 'Erdtheil sehr heftig, weil in diesen Monaten der Unter-
schied zwischen der Wärme Europas und der Wärme in der heißen Zone sehr
groß ist. Im August dagegen stellen sich außer Gewitterwinden nur gelinde
Luftströmungen ein.
Auch sonst hängt Richtung und Stärke des Windes mit dem Wechsel der
Jahreszeiten zusammen. Während des Frühlings herrschen gewöhnlich Nordost-
oder Ostwinde, während des Sommers und Herbstes West- oder Südwestwinde.
Merkwürdig sind die Stürme, die sich in den meisten Jahren zur Zeit der Tag-
und Nachtgleiche erheben. Sie gehen über ganze Länder und Erdtheile hinweg.
Im Frühjahr sind sie besonders wichtig, weil sie dem Schnee ein schnelles und
gänzliches Ende bereiten, nachdem die Sonne sich vielleicht schon lange vergeb-
lich mit ihm abgemüht hat.
Betrachten wir noch den Einfluß des Windes auf die Witterung und auf
das Pflanzenleben. Die Ostwinde haben bei uns in der Regel Trockenheit zur
Folge, weil sie über die großen trocknen Festländer von Asien und Europa kom-
men, also sehr geeignet sind, Feuchtigkeit aufzusaugen. Die Nordwinde sind
kalt; denn sie wehen von den kalten Meeren her. Die Südwinde endlich brin-
gen gewöhnlich Regen. Indem die Luft über die warmen Meere des Südens
wegzog, wurde sie mit Wasserdünsten gefüllt und bringt dieselben zu uns.
Nützlich ist der Wind noch besonders für Verbreitung dsc Pflanzen. Viele
Samenkörner werden durch ihn in weite Ferne entführt und fallen oft in frucht-
baren Boden nieder. So sind viele Pflanzen auf Dächern, Mauern und Thür-
1915 -
Leipzig
: Hirzel
- Autor: Ule, Willi
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Lokale Winde. — Stürme und Gewitter.
283
ebenfalls ein Lokal wind; er ist aber ein warmfeuchter Wind, dessen Wiege
nicht in Nordafrika, sondern im südlichen Mittelmeere liegt. Er tritt
auf der Südseite ausgedehnter Depressionen auf und wird auch in Nord-
afrika beobachtet.
Kalte oder wenigstens kühle Winde lokaler Natur stellen die Nortes
am Golf von Mexiko, die Northers in Texas und die Burane der
russischen und zentralasiatischen Steppen dar. Die letzteren sind aber
nur im Winter kalt, im Sommer gleichen sie den heißen Winden der
Subtropen.
Stürme und Gewitter.
Viele der lokalen Winde wehen mit großer Heftigkeit als Stürme.
Die stärksten Stürme treten im allgemeinen als Wirbelwinde, als
Zyjdonen, auf. Sie werden verursacht durch eine größere Luftauf-
lockerung über einem beschränkten Gebiete infolge starker lokaler Er-
wärmung oder irgendeiner anderen Gleichgewichtsstörung. Am heftig-
sten treten sie in den Tropen auf, wo wegen der geringeren ablenkenden
Kraft der Erdrotation schon bei kleinem Gradienten eine starke Luft-
bewegung eintritt. Die Wirbel haben vielfach nur einen kleinen Bereich
von 100—5q0 km Durchmesser und schreiten meist mit großer Ge-
schwindigkeit vorwärts auf einer parabelförmig gekrümmten Bahn.
Die bekanntesten und verheerendsten Stürme oder Orkane in den
Tropen sind die Hurricans Westindiens, die Mauritiusorkane des
Indischen Ozeans und die Taifune in den chinesischen Gewässern.
In den gemäßigten Zonen sind im allgemeinen die Stürme weniger
heftig. Die stärkere Kraft der Erdrotation bedingt für die gleiche Wind-
stärke einen weit steileren Gradienten. Meist treten hier die Wtirbel-
stürme als Teilbildungen größerer Zyklonen auf. Oft haben diese Teil-
ininima nur eine sehr geringe Ausdehnung, sie bilden dann sogenannte
Windhosen, Tromben usw.. Heftige Wirbelstürme, entstanden am
Rande größerer Zyklonen, sind auch die Tornados Nordamerikas.
Die Bewegung der Luft erfolgt nicht immer gleichmäßig, vielmehr
wechselt die Geschwindigkeit in zeitlich sehr verschiedenen Intervallen
ununterbrochen. Meist sind die einzelnen Luftstöße nur sehr schwach,
zuweilen treten sie aber auch als heftige Windstöße, als sogenannte
Böen auf. Die sturmartigen Böen sind zurückzuführen auf ein plötz-
liches Herabsteigen von schneller bewegten Luftmassen aus der Höhe.
Durch eine lokale Gleichgewichtsstörung, namentlich der unteren
1860 -
Hannover
: Pockwitz
- Autor: Ulrici, C. W.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
29
Staaten kaum gefunden.^- Verwaltet der Monarch die Regierung allein, wenn auch
nach Gesetzen, denen er selbst mit unterworfen ist, so ist er ein unbeschränkter;
hat das Land aber ein Grundgesetz (Constitution), nach welchem ausgemacht ist,
daß der Monarch in manchen Regierungsmaßregeln durch Vertreter des Volkes
(Stände) beschränkt ist, so bildet das Land eine constitutionelle Monar-
chie. Die verschiedenen Namen der Monarchen, Kaiser, König, Großher-
zog, Herzog, Fürst, welche ihre verschiedene Würde bezeichnen, sind für die Art
der Verfassung gleichgültig. Die Form der Despotie herrscht in den asiatischen
und afrikanischen Staaten vor, in Europa sind bei weitem die meisten Staaten
Monarchen verschiedener Art, Amerika ist der Erdtheil der Republiken. Hüte
dich bei dem allen vor der Verwechselung der Staaten mit Völkern und mit
Naturländern. Diejenige Wissenschaft, welche sich ganz speziell auf die Kennt-
niß der Staaten nach Umfang, Einwohnern, Einnahmen und Ausgaben, Verfas-
sung u. s. w. einläßt, aber keine Naturländer berücksichtigt, heißt Staatenkunde
oder Statistik.
24. Die Luft.
Die Erdkugel ist überall von der Luft umhüllt; Dunstkreis, Luftkreis, Luftmeer,
Atmosphäre. Die Atmosphäre ist nicht immer von derselben Beschaffenheit: bald ist
sie warm, bald kalt, bald feucht, bald trocken, bald ruhig, bald bewegt. Alle fühl-
baren Veränderungen, die im Dunstkreise vorgehen, bezeichnet man mit dem Aus-
drucke Klima. Die Höhe oder Ausdehnung des Luftkreises kennt man zwar nicht
genau, man schätzt sie indessen auf 8—10 Meilen. Im Luftmeere unterscheidet man
eine große Menge von Schichten, deren jede etwa zu 1' Höhe angenommen wird.
Da die Luft ein Körper ist, so üben die oberen Schichten auf die unteren einen
Druck aus. Daher kommt es, daß die Luft in den unteren Schichten dichter ist, als
in den oberen. Eben so wird auch die Lust nach oben hin immer kälter, und es ist
auf der Spitze des Berges kälter, als am Abhange, hier wieder kälter, als am Fuße
desselben (Schneegrenze, Schneelinie, Schneeregion). Würde die Erde von der Sonne
überall gleichmäßig erwärmt, so wäre das Luftmeer stets ganz ruhig (Windstille).
Durch die ungleichmäßige Erwärmung der Erdoberfläche wird Bewegung, Luftströ-
mung in der Atmosphäre hervorgebracht. Jede Bewegung der atmosphärischen Luft
heißt Wind. Die Winde werden nach den Himmelsgegenden benannt, aus welchen
sie wehen. Es giebt also Nord-, Ost-, Süd-/Westwinde u. s. w. Nimmt man auf
die Geschwindigkeit, mit der ein Luftstrom sich fortbewegt, Rücksicht, so unterscheidet
man sanften, frischen, starken Wind, Sturm, Orkan. Ein Orkan verän-
dert plötzlich seine Richtung, weht oft aus mehreren Richtungen zugleich; er legt,
wenn er reißend ist, in 1 Secunde Iw zurück, wirft Häuser um und entwurzelt
Bäume. In der heißen Zone sind Orkane am häufigsten. ~ Man unterscheidet ferner
regelmäßige und unregelmäßige oder veränderliche Winde. Die regel-
mäßigen Winde wehen in gewissen Erdgegenden beständig oder periodisch in ganz
bestimmter Richtung. Zu ihnen gehören die Passat- oder Strich winde, die zwi-
schen den Wendekreisen und nahe dabei auf der nördlichen Halbkugel aus Nordost,
auf der südlichen Halbkugel aus Südost wehen. Ferner die Land- und Seewinde
oder Brisen, welche an den Küsten am Tage von der See nach dem Lande, bei
Nacht umgekehrt wehen. Diese regelmäßigen 'Winde gehören besonders den Tropen-
gegenden an, während die unregelmäßigen, oder veränderlicheu Winde mehr in den
höheren geographischen Breitengraden stattfinden. Stoßen entgegengesetzte Winde auf
einander, so entstehen Wirbelwinde; die sogenannten schädlichen oder giftigen
Winde gehören vorzugsweise dem heißen Erdgürtel an, erzeugen sich jedoch aber auch
bei großer Hitze in gemäßigteren Gegenden. Diese Winde heißen in Spanien
Solano, in Italien Sirocco, in der Schweiz Fön, im nördlichen Theile
Afrika's Cham sin, im westlichen Theile Afrika's Harmattan, in Arabien und
Persien Samun.
In der Atmosphäre kommen viele herrliche Naturerscheinungen vor, die man
Meteore nennt. Man theilt die Meteore ein in wässerige: Wolken, Nebel, Thau,
Regen, Schnee, Hagel, Reif; feurige: der mit Gewitter verbundene Blitz, Wetter-
leuchten Elmsfeuer, Polarlicht, Irrlichter; glänzende: Regenbogen, Morgen- und
Abendrothe, Höfe um Sonne und Mond, die Luftspiegelung.
1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
347
Weil immer an irgend einem Orte Wärme erzeugt wird, während andere
Orte kalt bleiben, so ist auch immer einige Bewegung in der Luft. Die Hef-
tigkeit dieser Bewegung wechselt aber beständig. Am ausfallendsten ist dieser
Wechsel bei uns. In manchen Gegenden der Erde sind jedoch die Winde von
einer großen Regelmäßigkeit. Die Kenntniß solcher regelmäßigen Winde ist für
den Schiffer von Wichtigkeit; sie kann ihm auf seinen Fahrten von großem
Nutzen sein. — Regelmäßig wehende Winde zeigen sich an den Küsten der Meere.
Bei Tage weht ein Wind vom Wasier nach dem Lande, weil dies durch die
Sonnenstrahlen schneller erwärmt wird. Nach Sonnenuntergang bleibt das
Wasser länger warm, und das Land erkaltet schneller. Deshalb weht in der
Nacht ein Wind nach dem Meere.
Auch wir im Binnenlande haben eine Art Regelmäßigkeit des Windes. Sie
besteht darin, daß bei uns Südwestwinde vorherrschen, die aber auch oft mit
Nordostwinden wechseln. Die meisten Regenwetter schlagen darum auch an die
Westseite der Gebäude an, und man nennt dieselbe daher oft die Wetterseite.
Ferner ist bemerkt worden, daß in Deutschland die Stämme solcher Bäume,
welche dem Winde ausgesetzt sind, eine schiefe, nordöstliche Richtung haben, so
daß man an ihnen die Himmelsgegenden recht gut erkennen kann.
Die Stärke des Windes hängt ab von seiner Geschwindigkeit, und diese
ist sehr verschieden, je nach dem Grade des Unterschiedes zwischen kalter und
warmer Luft. Je größer dieser Unterschied ist, mit desto größerer Gewalt wird
die kalte Luft in die warme eindringen. Ein sehr heftiger Wind wird rin
Sturm, ein heftiger Sturm Orkan genannt. Im Dezember und Januar sind
die Winde in unserem Erdtheil sehr heftig, weil in diesen Monaten der Unter-
schied zwischen der Wärme Europas und der Wärme in der heißen Zone sehr
groß ist. Im August dagegen stellen sich außer Gewitterwinden nur gelinde
Luftströmungen ein.
Auch sonst hängt Richtung und Stärke des Windes mit dem Wechsel der
Jahreszeiten zusammen. Während des Frühlings herrschen gewöhnlich Nordost-
oder Ostwinde, während deß Sommers und Herbstes West- oder Südwestwinde.
Merkwürdig sind die Stürme, die sich in den meisten Jahren zur Zeit der Tag«
und Nachtgleiche erheben. Sie gehen über ganze Länder und Erdtheile hinweg.
Im Frühjahr sind sie besonders wichtig, weil sie dem Schnee ein schnelles und
gänzliches Ende bereiten, nachdem die Sonne sich vielleicht schon lange vergeb-
lich mit ihm abgemüht hat.
Betrachten wir noch den Einfluß des Windes auf die Witterung und auf
das Pflanzenleben. Die Ostwinde haben bei uns in der Regel Trockenheit zur
Folge, weil sie über die großen trocknen Festländer von Asien und Europa kom-
men, also sehe geeignet sind, Feuchtigkeit aufzusaugen. Die Nordwinde sind
kalt; denn sie wehen von den kalten Meeren her. Die Südwinde endlich brin-
gen gewöhnlich Regen. Indem die Luft über die warmen Meere des Südens
wegzog. wurde sie mit Wasserdünsten gefüllt und bringt dieselben zu uns.
Nützlich ist der Wind noch besonders für Verbreitung dsr Pflanzen. Viele
Samenkörner werden durch ihn in weite Ferne entführt und fallen oft in frucht-
baren Boden nieder. So sind virle Pflanzen auf Dächern, Mauern und Thür-
1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
- 392 —
14. Der Wind.
Die ruhige Luft geräth manchmal in einen gewaltigen Auftuhr; die
in Aufruhr gerathene oder bewegte Lust nennen wir Wind. Sie ist
nämlich nicht in allen Gegenden gleich warm; die warme Luft nun
ist leichter als die kalte, erstere steigt daher stets in die Höhe, wäh-
rend nach dem Ort, wo sie sich befand, källere Lust hinströmt. Darum
ist es in den Zimmern oben immer wärmer als am Fußboden, und
wenn man die Thüre öffnet, entsteht ein Luftzug, ein kleiner Wind,
indem die warme Luft oben zur Thüre hinausfließt. In der Nähe
stärker Feuersbrünste entsteht bei sonst stiller Luft doch ein Wind, da
die Flammen die Luft erhitzen, sie leichter machen und in die Höhe
führen, so daß nun die kalte Luft, um die entwichene wärmere zu er-
setzen, aus der Nachbarschaft nach dem Feuer hinströmt und einen starken
Luftzug hervorbringt. Was hier im Kleinen geschieht, geschieht in der
Natur im Großen. Unter dem Äquator wird die Luft sehr heiß, sie
steigt daher in die Höhe und fließt nach den Polen zu, .von wo die
kalte Luft unter der oberen wärmeren Schichte nach dem Äquator zieht.
Dadurch entstehen die Nordoft- oder Pafsatwinde, die wir besonders
im Frühjahre häufig in unseren Gegenden haben. Der Wechsel zwischen
dem wärmeren Tage und der käüeren Nacht, dann der Wechsel der
Jahreszeiten allein müßte schon Luftströmungen oder Winde verursachen,
wenn es nicht noch viele andere Ursachen gäbe.
Man benennt den Wind nach den verschiedenen Himmelsgegenden,
aus denen er kommt, und zählt daher 4 Hauptwinde, den Nord-, Ost-,
Süd- und Westwind. Die zwischen den Weltgegenden herwehenden
Winde nennt man: Nordost-, Süd oft-, Nordwest- und Südwest-
winde. Die Seefahrer machen noch mehr Abtheilungen und zählen
32 Winde. Eine Vorrichtung, auf welcher die Richtung der Winde
angedeutet ist, heißt eine Windrose. Sehr starke Winde nennt man
Stürme oder Orkane. Durch zwei heftig einander entgegenwehende
Winde entsteht ein Wirbelwind, eine sogenannte Windsbraut.
Winde und Stürme find außerordentlich nützlich, ja für den großen
Haushalt der Natur unentbehrlich; sie reinigen die Luft, sie trocknen
den allzufeuchten Boden und befördern so das Wachsthum der Pflanzen
und das Wohlsein der Menschen und Thiere, ganz abgesehen von den
vielfachen Vortheilen, die sie dem Gewerbebetriebe, z. B. der Müllerei,
Gerberei, dem Bleichen und besonders der Schiffahrt gewähren. Aber
die Stürme sind auch schrecklich, wenn sie über die Länder der Erde
heulend hinbrausen, Bäume mit der Wurzel aus dem Boden reißen
und wie Spreu umherschleudern, ganze Wälder krachend niederstürzen,
die Dächer menschlicher Wohnungen hoch in die Luft führen, die festesten
Gebäude erschüttern, Ströme in ihrem Laufe hemmen und aufschwellen,
Berge abttagen und Felsen zerreißen. Das donnernde Getöse in der
Höhe und Tiefe wett umher vermehrt die Furchtbarkett dieser Erscheinung,
die Wolken des Himmels eilen geflügelt über uns hin; die Vögel flüch-
1874 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Masius, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
50
Zur physischen Geographie.
Zone erhitzen, Heilen sie dieser Lust eine aussteigende Bewegung mit und
ziehen die kalte Luft der Polarzonen an. So entstehen Strömungen und
Gegenströmungen, welche, durch die Achsendrehung des Erdballs modificirt,
die große atmosphärische Circulatiou bilden. Die beständigen und periodischen,
allgemeinen oder besondern Winde haben dieselbe Ursache, wirken auf größere
oder kleinere Strecken und auf mehr oder weniger lange Zeit.
Dem Wechsel des Tages und der Nacht entspricht ein Wechsel der Erwär-
mung und Erkaltung, der natürlich Winde von verschiedener Richtung hervor-
ruft. Auf den: ganzen Küstengebiete der zwischen den Tropen gelegenen Länder
bringt die ungleiche Erwärmung des Landes und des Meeres besondere Winde
hervor, die Brisen heißen, und die bald von der hohen See nach dem Lande,
bald vom Lande nach der hohen See zu wehen.
Während des Sommers tritt diese Erscheinung auch in den gemäßigten
Gegenden und selbst an den Küsten noch kälterer Länder ein. In der That
macht sich in dieser Jahreszeit die Wirkung der Sonne schon vom Morgen
ein fühlbar. Schon um zehn Uhr ist sie int Stande, die Oberfläche des
Bodens in einer höhern Temperatur als die des Meeres zu erhalten. Von
diesem Augenblicke an ist das Gleichgewicht gestört; die erhitzte Luft dehnt sich
aus und steigt auf; sie wird durch benachbarte Schichten ersetzt, welche vmn
Strande kommen und dichter und frischer sind. Bald überträgt sich die Be-
wegung auf die Fluten; sie pflanzt sich fort und erstreckt sich endlich auf eine
Entfernung von mehreren Meilen in die hohe See. Aber mit der Ursache
hört auch sofort die von ihr hervorgerufene Wirkung auf.
Wenn sich die Sonne zum Untergange neigt, so verliert die Meerbrise
ihre Kraft. Sie wird allmählich schwächer und fällt gegen Abend, sobald
die Erde vermöge der Ausstrahlung den Ueberschuß an Wärme hat entweichen
lassen, die sie am Tage gleichsam in einem Focus gesammelt. Während der
Nacht nimmt die Erkaltung des Bodens beständig zu. Das einen Augenblick
wiederhergestellte Gleichgewicht wird dann von neuem aufgehoben; aber dies-
mal erheben sich die warmen und leichten Schichten über den Fluten, dagegen
kommen vou der Küste her die Säuleu frischer Luft, die bis zur Wieder-
kehr der ersten Sonnenstrahlen die belebende Brise unterhalten, welche vmn
Ufer weht.
Besonders in den Aequatorzonen kann man das Phänomen der Land-
brisen und der Brisen der hohen See in seiner ganzen Regelmäßigkeit
beobachten.
Meist hat die Erde schon von zehn Uhr an die Wirkungen der Sonne
empfangen; die erwärmte Luft dehnt sich aus und steigt auf. Die Brise
bildet sich anf den Fluten, sie wird stärker und strömt nach dem Lande. Etwa
1876 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
9
nördlichen Halbkugel der obere Passat allmählich in einen Südwestwind, der
untere in einen Nordostwind über; auf der südlichen Halbkugel wird aus
dem obern Passat ein Nordwest-, aus dem untern ein Südostwind. In einer
Breite von 6°, dem Laufe der Sonne bis etwa 15° n. Br. und 5° s. Br.
folgend, findet sich die Zone der Windstillen (Calmen), die zuweilen durch
furchtbare Stürme und Gewitter unterbrochen werden; dann folgen in einer
Breite von etwa 20° die Gürtel der Passatwinde: Nordostpassat auf der
nördlichen, Südostpassat aus der südlichen Halbkugel. In höheren Breiten,
z. B. in unserer Gegend, herrschen veränderliche Winde, weil die beiden
Strömungen nicht immer übereinander, sondern oft nebeneinander liegen und
sich ablösen. — Das Land erwärmt und erkaltet rascher als das Wasser.
Daher strömt an den Küsten des Tages die kältere Luft von dem Wasser
aus das Land (Seewind), des Nachts die abgekühlte Landluft nach dem
Meere (Landwind). — Die Monsune (Jahreszeitenwinde) im indischen
Ocean wehen südlich vom Aequator (bei Australien) von October bis April
aus N.-W., von April bis October aus S.-O.; nördlich vom Aequator
(pers. Meer, Busen von Bengalen) von April bis October aus S.-W., von
October bis April aus N.-O. In den Zeiten des Monsunwechsels heftige
Orkane.*
4. Die Feuchtigkeit der Luft hängt ab vou der Vertheilung
der Wärme, von der Nähe des Meeres, von den Windrichtun-
gen rc.. Je feuchter die Lust, desto stärker sind die Niederschläge.
Region des stets flüssigen Niederschlages (Thau, Nebel, Regen)
in der heißen Zone, die des veränderlichen (Thau, Reif,
Nebel, Regen, Schnee, Hagel) in den gemäßigten und die des
stets festen (Schnee) in den kalten Zonen und den hochliegenden
Gegenden. — 5. Das Pflanzenreich ist abhängig vom Boden und
Klima, das Thierreich vom Boden, Klima und der Pflanzenwelt,
daher find beide in den einzelnen Zonen wesentlich verschieden.
a. Die heiße Zone hat nur zwei Jahreszeiten: eine Regenzeit von
2—3 Monaten, die mit dem höchsten Stande der Sonne beginnt, und eine
trockene. Große Wüsten und Grassteppen. Pflanzen üppig (Urwälder) und
gewürzreich, immergrün; Palmen, Brotbäume, Kaffee, Zucker, Eactus.
Thiere: Löwe, Tiger, Elephant, Kameel, Giraffe, Affen; die Vögel haben
meist prächtiges Gefieder (Strauß, Kolibri, Fasan, Papagei), aber viele nur
eine schlechte Stimme; giftige Schlangen. — b. Die gemäßigten Zonen
mit vier Jahreszeiten. In der Nähe der heißen Zone (subtropische Zone)
noch immergrüne Laubhölzer, Reis, Baumwolle, Mais; in höhern Breiten
nur sommergrüne Laubhölzer; Nadelhölzer, Getreide, Wein, Obst, vortreffliche
Wiesen. Thiere: Raubthiere weniger, kleiner und nicht so wild (Bär, Wolf.
Luchs); nützliche Hausthiere; viele Singvögel. — c. Die kalten Zonen
haben strenge und lange Winter (10 bis 11 M.) und kurze Sommer.
Pflanzen: Laubhölzer fehlen, Nadelhölzer zwergartig; jenseit des 72° gar
kein Baumwuchs mehr, nur Moose und Flechten; Wiesen fehlen, dafür
Moore. Thiere: Wale, Eisbär, Reunthier, Hund. — Steigen wir vom
Fuße bis zur Spitze eines Gebirges, das über die Schneegrenze hinausreicht,
so treten uns ähnliche Verhältnisse entgegen, wie bei einer Wanderung von
Süden nach Norden.
1. Beobachte, welche Winde in deiner Heimat vorherrschend sind! —
2. Welche Winde bringen feuchte und warme, welche trockene und kalte Luft?
Gieb die Ursache hiervon an! — 3. Wovon ist das Klima eines Landes ab-
hängig? — 4. Wie unterscheiden sich Küsten- und Continentalklima? —
1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
85
aussieht, daß Mond und Sonne beim Auf- und Niedergänge
eine ungewöhnliche Größe oder auch wohl einen Hof haben;
daher können diese Erscheinungen im allgemeinen als Vorboten
nassen Wetters angesehen werden.
Bisweilen empsindet man die Lwnnenwärme stärker, als
man nach dem Grade des Thermometers dieselbe empfinden sollte;
es „sticht" die Sonne. Man schwitzt an solchen Tagen auch im
Schatten, selbst wenn man sich nicht sehr anstrengt; der Körper
ist schlaff, die Luft drückend. Diese Erscheinungen rühren jeden-
falls von einer starken Elektrizität des Bodens und der Luft her
und der Schluß, daß ein Gewitter bevorsteht, wird selten trügen.
Kühlt sich die Luft nach dem Gewitter nur wenig ab, so entsteht bald
ein zweites und drittes, und wenn eine starke Abkühlung der
Luft durch das Gewitter bewirkt worden ist, so folgt auf dasselbe
oft ein mehrere Tage anhaltendes Regenwetter.
Weht gegen Johanni ein anhaltender Süd- und Südwest-
wind, so regnet es oft längere Zeit; denn in dieser Zeit ist an
der Grenze unserer gemäßigten Zone die Regenzeit der heißen
Zone und der alsdann sehr warme und feuchte, von dorther zu
uns kommende Wind setzt bei seinem Fortgange in kalten Gegenden
viel Wasserdampf durch Nebel und Wolken ab.
Da die Mücken immer die wärmste Luft suchen, so halten
sie sich, wenn die Luft feucht ist, in der untersten Luftschicht am
meisten auf, und weil die Schwalben da herumfliegen, wo sie die
meisten Mücken finden, so schwingen sie sich bei feuchter, warmer
Luft ganz nahe über der Erde hin. Aus demselben Grunde
springen alsdann in Gewässern die Fische öfters empor um eine
nahe über dem Wasser schwebende Mücke zu erschnappen. Auch
aus diesen Erscheinungen kann man auf Regen schließen.
Das Aufsteigen des Morgennebels deutet auf Übersättigung
der Luft mit Wasserdampf, folglich auf trübes Wetter, dagegen
das Niederfallen des Morgennebels auf einen heiteren Tag.
Die sichersten Wetterregeln ergeben sich indes aus der
Beobachtung des Windes und des Luftdruckes. Es würde nicht
schwer sein die Beschaffenheit des Wetters vorauszusagen, wenn
man immer genau wüßte, was für ein Wind in einer gewissen
Zeit wehte. Diese Kenntnis zu erlangen, ist jetzt durch die
meteorologischen Stationen möglich geworden, welche sich in ver-
schiedenen Ländern befinden und durch den Telegraphen über die
Windströmung, den Feuchtigkeitsgehalt, den Druck und die Wärme
der Luft sich -gegenseitig Mitteilung machen.
Unter den Instrumenten, mit deren Hilfe man einen Schluß
auf das bevorstehende Wetter machen zu können glaubt, ist das
Barometer am bekanntesten. Aber auch das beste Barometer
1809 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Gaspari, Adam Christian
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
V
Einleitung. 69
Ostwind auf die besagte Art fortwährend. Allein von
diesem Grad nordwärts wechselt der Wind alle sechs
Monate, bald nach dem Aequinoktlum, und ist in den
Monaten, da die Sonne nördliche Breite hat, diesseits
des Acquators östlich, und jenseits westlich. In den
übrigen Monaten ist es gerade umgekehrt. Dies sind
die in der Indischen Seefahrt so berühmten Mus-
sons oder Passatwinde, deren Ursachen noch nicht
erforscht sind. Auf den Gränzen der Mussons, und
beim Umsetzen derselben fallen Windstillen und Stürme
vor. Auf dem Lande, wie auch in den gemäßigten Zo-
nen vom 28sten Grad der Breite an, bis in die kalten
hinein, halten die Winde weder eine gewisse Zeit, noch
eine gewisie Richtung, und sind in ihrer Stärke und
Beschaffenheit sehr veränderlich; doch kommen in den
gemäßigten Zonen von der bemerkten Breite an die
meisten aus Westen, nur gegen die Pole hin treten die
Ostwinde wieder ein. Zu den periodischen Winden ge-
hören auch die See- und Landwinde, die man auf
allen Küsten der warmen Länder bemerkt. Denn da
das Land schneller von der Sonne erwärmt wird und
erkaltet, als das Meer, folglich dieses eine stätere
Temperatur behält: so wehet immer gegen Mittag,
wenn das Land von den Sonnenstrahlen erhitzt ist, ein-
kühles Lüftchen vom Meere dem Lande zu; des Nachts
hingegen, wenn das Land kalter, als das Meer ge-
worden ist, fängt dasselbe Lüftchen an, vom Lande ge«
gen das Meer zu wehen.
Die Dünste, welche von allen Theilen der Erd-
oberfläche in ungeheurer Menge unaufhörlich in die
Luft bis zu einer unbestimmbaren Höhe aufsteigen, sind
von sehr mannichfaltiger Art, die meisten aber wäffe-
richt, weil das Wasser den größten Theil der Erde be-
deckt, und auch vom Lande sich viele wasserichte Dünste
1907 -
Halle a. S.
: Schroedel
- Autor: Techter, W.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 171 —
hat zwei Ursachen. Erstens wird die Abkühlung, welche die ur-
sprünglich warme Lust beim Aussteigen an den Südgehängen er-
fahren mußte, durch die bei der Kondensierung ihres Wasser-
dampfes srei werdende Wärme vermindert; zweitens erhöht sich die
Temperatur der Luft noch beim Hinabstürzen des Windes in die
Täler durch die Zusämmenpressung der Luftmassen und durch
ihre Reibung an benachbarten Schichten und am Boden. Durch
seine stoßweise Heftigkeit wird der Föhn namentlich den Schiffern
auf dem Urner See gefährlich, und durch seine Trockenheit und
Wärme ruft er im Frühjahre plötzliches Schmelzen der Schnee-
Massen und große Überschwemmungen hervor. Jedoch mildert er
auch das Klima in manchen Tälern und bewirkt z. B. an den
Südhängen des Rigi und der Hochsluh am Vierwaldstätter See
einen sast italienischen Frühling. Übrigens hat man ähnliche
Fallwinde auch an andern Gebirgen, selbst in Grönland beob-
achtet. Sie entstehen, wenn Winde hohe Kämme überschreiten
und schon vor ihrem Übertritt relativ große Feuchtigkeit und
Wärme besitzen. — Endlich gehören zu den lokalen Winden noch
die aus den Wüsten Nordasrskas und Arabiens kommenden heißen
und trockenen Staub winde, die man in Ägypten als Chamfin*),
in Arabien als Samum und aus Sizilien als Scirocco**) kennt.
e. Wirbelstürme. Endlich seien noch die verheerenden
Wirbelstürme erwähnt. Das sind cyklonale Lustbewegungen um
eine räumlich nicht weit ausgedehnte, aber sehr tiefe Depression
herum. Sie entstehen meistens in den Tropen bis zu 10° vom
Äquator und wandern Hunderte von Kilometern weit erst von
Südost nach Nordwest, um dann beim Eintritt in die gemäßigte
Zone sast rechtwinklig umzubiegen und nach Nordosten zu ziehen.
Dabei vergrößert sich allmählich der Umfang des Wirbels, und
die Depression im Zentrum des Sturmes nimmt ab. Ein von
ihnen berührter Ort wird beim Herannahen des Wirbels von
sehr starken Stürmen heimgesucht; dann solgt beim Vorüber-
schreiten des Zentrums insolge des aussteigenden Luftstromes
völlige Stille, bis der Wind, aber jetzt aus entgegengesetzter Rich-
tnng, wieder mit voller Wut einsetzt. Je größer der Lustdruck-
unterschied zwischen dem Minimum und seiner Umgebung ist,
desto steiler ist der Gradient und desto stärker der Sturm. Bei
dem Wirbelsturm, der am 1. Oktober 1866 die Insel Nassau
(Vahamainseln) heimsuchte, sank der Barometerstand im Zentrum
auf 703 mm, während der Luftdruck in 460 km Entfernung
754 mm betrug. Das gibt einen Gradienten von 12—13, und
schon hieraus kann man die Heftigkeit des Wirbels ersehen, wenn man
*) D. h. 50 Tage, denn so lange weht, wenn auch mit Unterbrechungen,
dieser Wind im Frühjahr von der Sahara nach Ägypten.
**) Sprich schirokko. Mit diesem trockenen Glutwinde Siziliens sind
übrigens nicht zu verwechseln die gleichfalls Scirocco genannten feucht-
warmen Winde auf dem Adriatischen Meere und an der Nordseite der
Pyrenäen.