Ähnliche Ergebnisse
1899 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
535
ein hoher Berg in den Alpen.) An welcher Seite des St. Gott-
hard befindet sich die Qnelle des Vorderrheins? (Nordseite.) An
welcher Seite liegt die Qnelle des Hinterrheins? (Ostseite.)
Sprich über die Quellen des Rheins!
(Der Rhein fließt im Westen Deutschlands. Seine Quellen aber liegen in
der Schweiz. Sie heißen Vorderrhein und Hinterrhein. Beide kommen vom
St. Gotthard. Dieser ist ein hoher Berg in den Alpen. Die Quelle des
Vorderrheins liegt aus der Nord-, die Quelle des Hintcrrheins ans der Ost-
seite des St. Gotthard.) Wiederhole!
Wie nennt man den Rand eines Gewässers? Welches ist das
rechte, welches ist das linke Ufer des Rheins? Nach welcher Himmels-
gegend fließt znm größten Teile der Rhein? Sprich: Der Rhein
fließt znm größten Teile in nördlicher Richtung. Was für
ein Berg ist wohl der St. Gotthard hinsichtlich seiner Höhe? An
manchen Stellen ist er so steil, wie das Dach eines Hauses. Denkt
euch einmal, ihr solltet vom Dache des Schulhauses herunterlaufen;
was würde da geschehen? Auch der Rhein fällt ganze Strecken von
oben herunter und fließt dann ein ganzes Stück schnell weiter; dann
muß er auch über Gestein hinweghüpfen, und so geht es immer weiter,
die Alpenberge hinunter. Wie fließt also das Wasser an diesen Stellen?
(Schnell.) Ja, es fällt stark abwärts. Wir sagen daher: Der Rhein
hat in den Alpen ein starkes Gefälle. Üben! Was bezeichnet
man damit, wenn man sagt, der Rhein hat in den Alpen ein starkes
Gefälle? (Wasser fällt, fließt schnell.) Woher kommt das? (Qnelle
hochgelegen.)
Was sagten wir von der Hauptrichtung des Rheines? Was von seinem Laufe?
Fasse beide Sätze über den Lauf des Rheines z n-
s a m m e n !
(Der Rhein fließt meist in nördlicher Richtung. Er hat in den Alpen
ein starkes Gefälle.) Wiederhole!
Zeige mir, bis wohin er zunächst nördlich fließt! Was bedeutet
hier diese blaue Zeichnung? (See.) Lest den Namen dieses Seees
von der Karte ab! (Bodensee.) Bis wohin fließt also der Rhein
zuerst nördlich? Zeigt den Rhein und den Bodensee auch in eurem
Atlas! Was wird wohl der Rhein bei seinem starken Gefälle von
den Bergen abreißen? (Sand, Steine.) Dieser Sand und das Ge-
stein, welches das Wasser eines Flusses mit fortrollt, heißt das Gerölle.
Wiederhole! Was bezeichnet man mit Gerölle? Wie wird das Wasser
1909 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Meyer-Frommhold, Carl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Einheitskämpfe.
sie bäumen wie knirschende Rosse sich hoch:
„Wolln sehn, wer uns zwingt in das fremde Joch!" Und das Echo der Felsen schmettert drein.
Blas, blas, Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein!
Trompeter, blas! An den Rhein, an den Rhein! Vernehmt ihr der Lorlei Singen?
„Ihr Büblein von drüben, willkommen fein, mein Liedlein soll euch luftig klingen.
Mein Brautlied, mein altes, das lautet Tod, mein Brautkleid färb ich mit Blute rot,
Brautführer sollen die Deutschen sein!“
Blas, blas, Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein!
Trompeter, blas! An den Rhein, an den Rhein! Zu Aachen krachen die Grüfte, es schreitet der Kaiser im Mondenschein zum Rhein durch die brausenden Lüfte, zu Rüdesheim pflanzt er das Banner auf.
Vom Odenwald rasselt in rasendem Lauf durch die Nacht hernieder der Rodenstein.
Blas, blas, Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein!
Trompeter, blas! An den Rhein, an den Rhein! Und seht ihr die schwarzen Scharen?
Hoch über die Verge und Wälder herein kommen Lüßows Jäger gefahren.
Sie jagen rheinauf, sie jagen rheinab, und der alte Blücher entsteigt dem Grab, nicht länger schlummert der Helden Gebein.
Blas, blas, Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein!
Blas, blas, Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein! Ihr Brüder, hört ihr es schmettern?
Die Helden sollen zufrieden sein mit uns in des Sturmes Wettern!
190
1899 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1897
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
111
Mann überlassen, schon nach vollendetem 17. Lebensjahre, wenn er die
notige sittliche und körperliche Befähigung hat, freiwillig zum aktiven
Dienst, im Heere oder in der Marine einzutreten; und er hat dann das
Recht, sich den Truppenteil und die Waffengattung, bei welcher er bienen
will, zu wählen. Das Recht zum einjährig freiwilligen Dienst wird
erlangt durch den Nachweis einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung.
Auch jungen Leuten, welche sich in einem Zweige der Wissenschaft
oder Kunst oder in einer andern, dem Gemeinwesen zu gute kommenden
Thätigkeit besonders auszeichnen, kunstverständigen mechanischen Arbeitern,
welche hervorragendes leisten, sowie Künstlern an landesherrlichen Bühnen
kann das Recht zum einjährig freiwilligen Dienst verliehen werden.
Die Reservisten und die Landwehr ersteil Aufgebots werden von den
Militärbehörden voll Zeit zu Zeit ans einige Wochen wieder zu militärischen
Übungen eingezogen und unterliegen in jedem Falle einer jährlich wieder-
kehrelideil Koiltrolle, welche gewöhnlich int Frühjahr stattfindet.
Die Angehörigen der aktiven Armee sind an die allgemeiil gestenben
Gesetze gebunden; doch können sie nicht zum Reichs- und Landtag wählen,
nicht an politischen Vereinen und Versammlungen oder Ehrenämtern
teilnehmen. Die Übertretung der Standespflichten und der Gesetze überhaupt
wird nach bein Militär-Strafgesetz durch Militärgerichte abgeilrteilt. Die
Auswanderung ist während der Militärpflichtzeit voll besollderer Genehmigllllg
abhängig. Nach Verschiedenen.
86. Die Wacht am Whein.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?"--------
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
Und aller Augen blitzen hell:
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
Beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Auf blickt er in des Himmels Blau'n,
Wo tote Helden niederschau'n,
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch, wie meine Brust."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
4. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
Wirst du doch drum ein Welscher nicht.
Reich wie an Wasser deine Flut,
Ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
5. So lang' ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Welscher deinen Strand." —
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, —
Die Fahnen flattern hoch im Wind.
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Max Schnecke»burger.
1912 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Warncke, K., Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
128—130
Fohlenkoppel zu, wir hinterdrein, — es war wieder das reine Kessel-
treiben. Am Rande hielten wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im
selben Moment kam General Röder zu uns heran und rief uns schon
von weitem und rückwärts deutend zu, die Strandbatterie zu nehmen,
an der wir in unserm Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren, ohne ihrer
zu achten. Nun also Kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben
Uferstelle aus, an der wir gelandet, oder doch keine 200 Schritt von ihr
entfernt, über den Alsensund hin, als ob wir noch alle auf dem Wasser
schwämmen und nicht schon am Rande der Fohlenkoppel ständen. Aber
es waren die letzten Schüsse aus dieser Schanze. In zehn Minuten war
sie unser; drei schwere Geschütze samt einer Anzahl Espingolen, dazu zwei
Offiziere und fünfzig Mann sielen m unsre Hände. Die Gefangenen
wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rückkehrenden Booten
aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts, bis wir unter fort-
währendem Gefecht, — der Feind floh südlich auf Kjär und Bagmose
zu, — den Südrand der Fohlenkoppel erreicht hatten. Hier machten wir
Halt: zur Rechten, dem Alsensunde zu, hatten wir das 1. Bataillon unsers
Regiments, zur Linken, der Augustenburger Föhrde zu, die sechs Kom-
pagnien vom 64sten. In dieser Stellung warteten wir die Befehle zu
weiterm Vorgehen ab. Es mochte 3 Uhr gewesen sein."
Theodor Fontane.
89. Die Wacht am Rhein.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein,
wer will des Stromes Hüter sein!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell.
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Er blickt hinauf in Himmelsau'n,
wo Heldengeister niederfchau'n,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleiost deutsch wie meine
Brust!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
4. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirft du doch drum ein Welscher nicht:
reim wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst'ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
5. Solang' ein Tropfen Blut noch
glüht.
noch eine Faust den Degen zieht
und noch e i n Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind.
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein,
wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Max Schneckenburger.
Zweite Form, 8. Dezember 1840.
1909 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Berthold, Ludwig, Reinecke, Hermann, Janke, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
161
11. Leise weht es durch die Halle; König Wilhelm hebt die
Hand; all' die goldnen Spriiche funkeln fiegverheißend von der
Wand.
12. Zu Charlottenburg im Garten aus dem düstern Fichten-
hain tritt der König, hoch und mächtig, um sein Antlitz Sonnen-
schein.
164. Die Wacht am Rhein.
Max Schneckenburger.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgekllrr
und Wogenprall: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein?
Wer will des Stromes Hüter sein? Lieb Vaterland, magst ruhig
sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell, und aller Augen
blitzen hell; der deutsche Jüngling, fromm und stark, beschirmt
die heil'ge Landesmark. Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest
steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Auf blickt er in des Himmels Blau'n, wo tote Helden
niederschau'n, und schwört mit stolzer Kampfeslust: Du Rhein,
bleibst deutsch wie meine Brust! Lieb Vaterland, magst ruhig
sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!
4. Und ob mein Herz im Tode bricht, wirst du doch drum
ein Welscher nicht! Reich, wie an Wasser deine Flut, ist Deutsch-
land ja an Heldenblut. Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest
steht und treu die Wacht am Rhein!
5. Solang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust
den Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt, betritt
kein Welscher deinen Strand! Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, die Fahnen flattern
hoch im Wind. Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,
wir alle wollen Hüter sein! Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
sest steht und treu die Wacht am Rhein!
165. Napoleon übergibt seinen Degen.
George Hiltl.
1> Gregen 7 Uhr abends erblickten die preussischen
Truppen nach der Schlacht bei Sedan einen kleinen, aber
Berliner Lesebuch. N. A- Ii. i1
1918 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 321
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
338
Sie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen Rhein,
so lang' sich Herzen laben
an seinem Feuerwein;
So lang' die Flosse hebet
ein Fisch auf seinem Grund;
so lang' ein Lied noch lebet
in seiner Sänger Mund!
So lang' in seinem Strome
noch fest die Felsen steh'n;
so lang' sich hohe Dome
in seinem Spiegel feh'n;
Sie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen Rhein,
bis seine Flut begraben
des letzten Manns Gebein!
Becker.
19. Warnung vor dem Rhein.
An den Rhein, an den Rhein, zieh' nicht an den Rhein,
mein Sohn, ich rate dir gut!
Da geht dir das Leben zu lieblich ein,
da blüht dir zu freudig der Mut.
Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei,
als wär' es ein adlig Geschlecht,
gleich bist du mit glühender Seele dabei;
so dünkt es dich billig und recht.
Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön
und die Stadt mit dem ewigen Dom!
In den Bergen, wie klimmst du zu schwindelnden Höh'n
und blickst hinab in den Strom!
Und im Strome da taucht die Nix aus dem Grnnd,
und hast du ihr Lächeln geseh'n,
und sang dir die Lnrlei mit bleichem Mund,
mein Sohn, so ist es gescheh'n!
Dich bezaubert der Laut, dich betört der Schein,
Entzücken faßt dich und Graus;
nun singst du nur immer: Am Rhein, am Rhein!
und kehrst nicht wieder nach Haus! Karl Simrock.
Senkrecht aus dem Rheine aufsteigend erhebt sich zwischen St. Goar
und Oberwesel ein 130 m hoher Felsen, der Lei genannt. Aus diesem Fel-
sen hatte die Stromnixe Lore ihren Aufenthalt, weshalb er denn auch der
Lore-Lei genannt wurde. Abends erschien die Nixe oft auf der Spitze des
Felsens. Ihre Glieder hüllte ein meergrünes Gewand ein, und ein durch-
sichtiger Schleier, von vier goldenen Spangen gehalten, flatterte im Winde.
20. Die Lorelei.
1899 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
536
des Rheins von dem Gerölle aussehen? (Schmutzig, trübe.) Was
macht ihr denn, wenn ihr euch schmutzig gemacht habt? Wenn aber
der ganze Körper so schmutzig geworden ist, daß das Waschen nicht
hinreicht, was macht ihr wohl dann? (Baden.) Worin badet ihr euch
im Winter? Der von dem vielen Gerölle schmutzig gewordene Rhein
badet sich gleichfalls in einer Badewanne. Diese ist aber so lang, breit
und tief, daß der Rhein zwei Jahre lang fließen müßte, ehe er sie
wieder füllen könnte, wenn alles Wasser vorher ausgelaufen wäre.
Welcher See ist wohl die große Badewanne des Rheins? Im Boden-
see läßt der Rhein alles Gerölle zurück, und mit klarem Wasser fließt
er aus dem See heraus.
Erzähle von dem schnellen Laufe des Rheins und was
das für ihn zur Folge hat!
(Durch den schnellen Lauf reißt der Rhein von den Alpenbcrgen Erde,
Tand und Gesteine ab. Dieses heißt Gerölle.) Wiederhole!
Gieb an, wo das Gerölle bleibt!
(Das Gerölle führt der Rhein zum Bodcnsce hinunter. Hier setzt er es
ab. und mit ganz klarem Wasser fließt er weiter.) Wiederhole!
Zusammenfassung: Erzähle nun von den Quellen,
der Richtung und dem Lauf des Rheins bis zum Bodensee!
B. Der Bodensee. Ausdehnung, Form.
Nach welcher Richtung hin zieht sich der Bodensee? (Von Osten
nach Westen.) Nach welcher Seite hin ist er lang? Nach welcher
breit? Vergleiche Länge und Breite miteinander! Was findest bu
da? (Der Bodensee ist lang, aber schmal.)
Wiederhole noch einmal, was von der Ausdehnung des
Bodenseees gesagt wurde!
(Der Bodcnsec zieht sich von Osten nach Westen. Er ist lang, aber
schmal.) Wiederhole!
Seht euch einmal seine Gestalt an! Findet ihr da nicht Ähnlich-
keit heraus mit einem Gegenstände, welchen der Vater am Abend ge-
braucht, um sich schnell seiner Stiefel zu entledigen? Welche Form
hat also der Bodensee? (Stiefelknecht.) Diese beiden schmalen Teile
des Seees nennt man einen Zipfel. Wiederhole! Nach welcher
Himmelsgegend zu bildet der Bodensee Zipfel? (Westen.) Wieviel?
1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
239
6. Der Rhein.
1. Wer könnt, von Quell' bis Mündung, satt sich schauen
An unserm schönen Ithein,
Wo hat man solche Berge, solche Auen ?
Wo möcht’ ich lieber sein.
2. Der reichste Segen spriesst aus allen Feldern
An unserm schönen Rhein,
Und herrlich schau’n die Höh’n mit ihren Wäldern
Und Burgruinen drein.
3. Die Berggehänge sind geschmückt mit Reben
An unserm schönen Rhein,
Die Trauben uns von Gold und Purpur geben
Und labungsvollen Wein.
4. So freundlich blüh’n viel’ Dörfer uhd viel Städte
An unserm schönen Rhein,
Und tausend Schiffe fahren um die Wette
Mit Schätzen aus und ein.
5. Das Volk ist überall so schlicht und bieder
An unserm schönen Rhein,
Und singt gesellig seine frohen Lieder
In heisre Luft hinein.
6. Es lebt ein Schlag von Männern ohne Gleichen
An unserm schönen Rhein;
Denn diese sind an Wuchs und Kraft wie Eichen
In einem deutschen Hain.
7. Sie wachen über uns’re guten Rechte
An unserm schönen Rhein
Und schlagen, gegen Feinde im Gefechte,
Wie Sturm und Wetter drein.
8. Drum ist vom Gotthard bis zum Meeresstrande
Auch frei der deutsche Rhein,
Und war’ er’s nicht, so brächt’ es, wahrlich! Schande,
Ein deutscher Mann zu sein.
7. Die Lore-Lei.
(alte Sage vom
1.
Ich weiss nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin?
Ein Mährchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und ruhig hiesst der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
2.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Lurlii - K« Isen.)
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei,
Das hat eine wundersame,
Gewalt’ge Melodei.
3.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinaus in die Höh’!
Ich glaube die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn,
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore'-Lei gethan.
8. Wanderlied.
1. Die Sonn erwacht! Mit ihrer Pracht erfüllt sie die Berge, das Thal.
0 Morgenluft, o Waldesduft, o goldener Sonnenstrahl!
2. Mit Sing und Sang die Welt entlang! Wir fragen woher, nicht wo-
hin. Es treibt uns fort von Ort zu Ort, mit freiem, mit fröhlichem Sinn.
1882 -
Halle
: Hendel
- Autor: Knauth, Franz
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Neueste Seit. (1s30 — lssoj.
541
„O, du Schirmvogt der Verlassenen, Hort und Pflege du der Waisen,
Latz den Vater, unsern teuren, ungefährdet heimwärts reisen,
Den du freundlich schon geführt hast durch die Wüste und das Meer,
Breit' auch nun die holden Arme wie zween Flügeln um ihn her.
Daß kein Sturm den Pfad verwühle, daß kein Irrlicht ihn umschwirrt,
Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrt.
Daß kein Räuber, stumm und lauernd in der Waldschlucht, ihn entdeckt.
Kein Verrat den Heimgekehrten an der Stelle niederstreckt!"
Also flehten sie; der Räuber hört es hinterm Kruzifixe,
Schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse,
Und der jüngste, sich bekreuzend, hub noch einmal an zu lallen'.
„Lieber Herr! ich weiß, die Amme sagt es mir, du hilfst uns allen,
Jeden Hauch vernimmst du droben! Freundlich wie das Sonnenlicht
Über alle, Gut' und Böse, neigest du dein Angesicht!
Gieb den Räubern, den gewalt'gen, die da schwärmen auf den Wegen,
Gieb ein Haus, darin zu wohnen, einen Vater, sie zu pflegen,
Warme Kleider, blanke Schuhe, Wein und Speise mancherlei,
Daß sie nicht zu rauben brauchen, und der Vater sicher sei!
Wüßt' ich, wo ein Räuber wäre, ging ich zu ihm ohne Beben;
Dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt ich ihm geben.
Meinen Pelz, den scharlachroten, dieses Mützchen auch dazu,
Nimm dir alles, lieber Räuber! Nur den Vater schone du!"
Und der Räuber hört den Knaben hinterm bohen Kruzifixe,
Nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse.
Da von ferne hört er's nahen! Rosse schnauben, Räder knarren,
Mühsam aus des Thales Grunde schwankt herauf der hohe Karren.
Und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam stumiu die Büchse,
Und so steht er, lauscht und zielet, hinterm hohen Kruzifixe.
Niederknien noch die Kinder: „Herr, um unsers Vaters Leben
Laß, o laß die holden Arme, wie zween Flügel ihn umschweben.
Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrt.
Daß die Kugel nicht des Räubers mörderisch sein Haupt umschwirrt!"
Und der Vater kommt gefahren, ungefährdet, wie sie flehn.
Drückt die Kinder an den Busen, doch kein Räuber ward gesehn!
Nur den blanken Säbel fand man, nur die scharfgeladne Büchse!
Beide waren ihm entsunken hinterm hohen Kruzifixe. Robert Pruy.
Die wacht am Rhein.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Lieb' Vaterland, inagst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
Und aller Augen blitzen hell:
Der deutsche Jüngling fromm und stark,
Beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Er blickt hinauf in Himmlesau'n,
Wo Heldengeister niederschau'n.
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du Rhein bleibst deutsch, wie meine
Brust!"
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Und ob mein Herz im Tode bricht,
Wirst du doch drum ein Welscher nicht,
Reich, wie an Wasser deine Flut,
Ist Deutschland ja an Heldenblut.
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein.
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
168. Die Wacht ant Rhein. —.169. Die Schlacht bei Weißenburg. 687
168. Sie Wacht am Mein, ft
Es braust ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr
und Wogenprall: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein? Lieb' Vaterland, magst
ruhig sein! Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Durch Hunderttausend zuckt es schnell, und aller Augen
blitzen hell. Der Teutsche, bieder, fromm und stark, beschützt
die heil'ge Landesmark. Lieb' Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Er blickt hinauf in Himmelsau'n, wo Heldenväter uieder-
schau'n, und schwört mit stolzer Kampfeslust: Du Rhein bleibst
deutsch wie meine Brust! Lieb' Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
So lang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den
Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt, betritt kein
Feind hier deinen Strand. Lieb' Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
Der Schwur erschallt. Die Woge rinnt. Die Fahnen
flattern hoch im Wind. Am Rhein, am Rhein, am deutschen
Rhein, wir alle wollen Hüter sein. Lieb' Vaterland, magst
ruhig sein! Fest steht und treu die Wacht am Rhein.
(Schneckenburger.)
169. Sie Schlacht bei Weißenbnrg. (4. August 1870.) ff
Das Elsaß ist ein reiches und prächtiges Land. Große
Wälder, welche unendlichen Reichtum in sich schließen, üppige
Rebengelände, fruchtbare Kornfelder, grünende Wiesen, fabrik-
reiche Städte und freundliche Dörfer wechseln in ihm in
anmutiger Fülle. Die Menschen, die in ihm wohnen, sind
unseres Stammes, sind deutschen Fleisches und Blutes. Aber
vor zweihundert Jahren ist das Land von den Franzosen
in frechem Überfall geraubt worden, und darum hat das
Herz seiner Bewohner zuletzt nur noch leise geschlagen für-
deutsche Ehre und Herrlichkeit. Es war kalt geworden unter
dem fremden Kleide, welches man ihm seit langer Zeit über-
1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
66. Der Rhein.
359
3. Er sieht ihr alle Tage
mit neuer Liehe zu
und scheut nicht Fleiss und Plage,
sie lässt ihm keine Ruh’.
4. Die mächtigen Geschichten
der längst verfloss’nen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.
5. Der Vorwelt heil’ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew’ges Licht.
6. Er trifft auf allen Wegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.
7. Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
tun ihre Schätz’ ihm auf.
8. Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.
9. Zwar reicht er treu dem König
den giückbegabten Arm,
doch fragt nach Macht er wenig
und bleibt mit Freuden arm.
10. Sie mögen sich erwürgen
am Fuss mit Gut und Geld:
er bleibt auf den Gebirgen,
der frohe Herr der Welt.
Novalis.
66. Der Rhein.
Tvr Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein, nicht auf seine
Jj Größe; viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an
Länge, Breite, Wasserfülle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber
ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige Ent-
wickelung; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur,
geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten
und herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengürtels hängen an himmelhohen
Felsgipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen, tobenden
Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen sich
die ungestümen Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seeen, uner-
gründlichen, smaragdnen Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort
von Nebenhügeln und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie das
Meer. Krystallhelle Fluten entströmen diesen Seeen in raschem, doch schon ruhi-
gerem Laufe. Bald in einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich
dahin durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern, hohen Domen, kunst-
reichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Wald-
gebirge winken lang hin aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen
Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schoße des
Meeres zueilt, ihm mächtige Wafferspenden zu bringen und sich dafür in seinem
Gebiete ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des Rheins erklingen die
Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, an seinen Mündungen zimmert
ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes
Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten Länder und Meere be-
schiffen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom, der eine Schweiz an
seinen Quellen, ein Holland an seinen Mündungen hätte, den seine Bahn so
durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Landschaften führte? Haben andere
größere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer volle, sich fast
gleichbleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hinreichend für Floß
und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so groß, daß sie die
1909 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- 107 —
faßt ihn meistens ein, die feuchte, vielfach sumpfige Beschaffenheit der
Ufer verratend. Mächtige Dämme schaut unser Auge, die das Land
ringsum vor den Tücken des Stromes, der jetzt so unbewacht sich fühlt,
schützen müssen. Windmühlen schauen neugierig über sie hinweg,
und ihr lauter Flügelschlag ist das einzige Leben in der ruhig gebetteten
Landschaft. Die Dörfer und die Städte schmiegen sich nicht mehr so
nahe an den Strom. Häufig entzieht uns Weidengebüsch den Anblick
anf die Häufer, Felder und Gärten. So ist die Stadt Neuß etwa
eine halbe Stunde vom Rheine entfernt. In ihrer Nähe mündet die
Erst, die zuletzt eine ostnordöstliche Richtung hat.
Neuß (29000 Einw.) gehört zu den ältesten Städten Deutsch-
lands^%em Name kommt von dem römischen Kastell Novesram her.
Auch im Mittelalter war es ein fester Platz, um den oft gestritten
wurde. Die Qnirinnskirche, das mächtige Oberthor und das Rathaus
sind die wichtigsten Erinnerungszeichen an die Geschichte der Stadt.
Wenn wir aus den meist engen Straßen von Neuß hinaustreten, in die
Niederung der Erst, so schauen wir über weite Wiesenflächen hinweg.
Auf denselben werden alljährlich Pferderennen abgehalten.
Längs des Erftkanals wandern wir von Neuß zum Rheine.
In östlicher Richtung erblicken wir das Häuserbild einer großen Stadt.
Es ist Düsseldorf, die Kunststadt am Rhein. In östlichem Laufe
wälzt sich der Strom ihr entgegen, um dann wieder in nordwestliche
Richtung umzubiegen.
Düffeldorf, die rheinische Kunststadt.
Im Gegensatze zu Neuß ist Düsseldorf (215 000 Einw.) eine
neuere Stadt, obfchon seine Geschichte weit in das Mittelalter zurück-
reicht. Seinen Namen erhielt es von dem Düs.felb ach e. Im
12. Jahrhundert wurde Düsseldorf zuerst genannt" Jm^Anfange des
16. Jahrhunderts wählten es die Herzöge von Berg zu ihrer Re-
fidenz. Auch die Fürsten aus dm pfälzischen Hause residierten bis
1716 daselbst. Kurfürst Karl Theodor stiftete 1767 die Düsseldorfer
Kunstakademie. Eine bedeutende Stadt wurde Düsseldorf aber erst
nn^öäufe des letzten Jahrhunderts, unter preußischer Herrschaft.
Infolgedessen zeigt es fast überall ein neuzeitliches Gepräge. Von der
verhältnismäßig sehr kleinen Altstadt abgesehen, sind alle Straßen breit
und luftig angelegt. Die prächtige Alleestraße scheidet das alte, am
Rhein gelegene Düsseldorf von dem neueren. Sie führt uns zum
großen Hofgarten, der sich im Norden der Stadt vom Rheine bis
zum Malkasten, dem Klubhause der Düsseldorfer Maler, ausdehnt.
Dieses ist 'ebenfalls noch von schönen Anlagen umgeben. Der Hos-
garten ist das Schönste, was eine rheinische Stadt an öffentlichen An-
lagen aufzuweisen hat. In großen Teichen schwimmen und tauchen
weiße Schwäne, zwischen Blumenbeeten werfen plätschernde Spring-
brunnen ihr Wasser empor, und vielverschlungene, schattige Wege
führen zu zahlreichen Ruhebänken hin, die zum Genießen der schönen,
heitern Umgebung einladen. Es fällt uns schwer, weiter zu wandern.
1854 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
463
unzähligen Pilger, die aus entfernten Gegenden zur Vereh-
rung der Reliquien der heiligen drei Könige dorthin wall-
fahrteten, zum Bau des Domes große Schätze zusammen.
Aber die Kosten wurden doch endlich zu groß, so daß der
Bau, woran noch 1599 gearbeitet wurde, um diese Zeit
eingestellt werden mußte, ehe noch die Hälfte fertig war.
Der Dom ist in der Form eines Kreuzes gebaut; seine Lange
beträgt 400 Fuß und seine Breite 231 Fuß. Das Gewölbe
wird von 100 Säulen getragen, die in 4 Reihen nebeneinan-
der stehen und von denen die der mittlern Reihen 30 Fuß im
Umfang haben. Gleich den Bäumen eines uralten Waldes
stehen diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind
sie in Aeste gespalten, die mit ihren Nachbarn sich zu spitzen
Bögen verbinden, und dem Auge, das ihnen folgen will, fast
unerreichbar erscheinen. Die innere Höhe der Chores beträgt
161 Fuß. Dieses ist aber auch der einzige, vollendete Theil
des Domes. Die untern Schiffe sind blos bis zur Hälfte ihrer
Höhe gebracht. Ebenso sind die beiden Thürme, deren jeder
eine Höhe von 500 Fuß erreichen sollte, unvollendet geblieben;
denn der auf der Nordseite stehende Thurm ist nur 20 Fuß
hoch und der auf der Südseite stehende ist kaum bis auf die Hälfte
seiner Höhe ausgeführt. In diesem Thurme hängt die große Dom-
glocke , welche 225 Centner wiegt und von 12 Mann gezogen
werden muß.
In den neuesten Zeiten ist ein Verein unter dem Namen
„Dombauverein" zusammen getreten, um den Ausbau dieses
herrlichen Denkmals alter Baukunst zu bewirken. Zu den Bei- g
trägen der Mitglieder dieses Vereins zahlt der König von
Preußen jährlich eine bedeutende Summe, so daß zu hoffen
steht, unsere Nachkommen werden diesen Wunderbau einst in
seiner Vollendung schauen.
Ls. Der Rhein.
Wer könnt', von Quell' bis Mün-
dung, satt sich schauen
An unserm schönen Rhein,
Wo hat man solche Berge, solche
Auen ?
Wo möcht' ich lieber sein.
Der reichste Segen sprießt aus
allen Feldern
An unserm schönen Rhein,
Und herrlich schau'n die Höh'n
mit ihren Wäldern
Und Burgruinen drein.
Die Berggehänge sind geschmückt
mit Reben
An unserm schönen Rhein,
Die Trauben uns von Gold und
Purpur geben
Den labungsvollen Wein.
So freundlich blüh'n viel Dör-
fer und viel Städte
An unserm schönen Rhein,
Und tausend Schiffe fahren um
die Wette
Mit Schätzen aus und ein.
1890 -
Leipzig
: Abel & Müller
- Autor: Köppen, Fedor von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 97 —
seinen Speicher voll Korn, aber er gab niemandem etwas. Es sam-
melte sich viel Volk um seine Speicher und bat und flehte, der Bischof
blieb hart. Als ihm des Jammerus der armen Leute und der Ver-
wünschungen, die sie gegen ihn ausstießen, zuviel wurde, ließ er einen
Haufen des Volkes in eine leere Scheune sperren und dort verbrennen.
Das Wehegeschrei der Armen drang bis in seinen Palast, wo er an
der Tafel saß, da rief der Grausame höhnisch: „Hört ihr, wie die
Kornmäuse singen!" Kaum hatte er das gottlose Wort gesprochen,
so begann es in den Ecken seines Palastes zu rascheln, an den Fenstern
krabbelte es herauf, zu allen Thüreu und Löchern kam es hereingekrochen:
eine ungeheuere Menge von Mäusen fiel über die Speisen her und im
Nu waren die Speisen bis auf das letzte Brotkrümchen verzehrt. Und
immer mehr Mäuse kamen und begannen an den Menschen hinauf-
zulaufen und sie zu benagen. Da floh alles, was laufen konnte. Um-
sonst war des Bischofs Bemühen, der Mäuse Herr zu werden. Als
er sah, daß er ihnen hier nicht entrinnen konnte, bestieg er ein Schiff
und fuhr den Rhein hinunter zu einem Turme, den er mitten im Rhein
bei Bingen hatte erbauen lassen. Als er denselben betrat, sagte er
höhnisch lachend: „Hierher werdet ihr mir nicht folgen, eher wird der
Rhein euch ersäufen!" Aber alsbald krochen wieder aus allen Löchern
Mäuse hervor; sie waren in Schwärmen ihm durch den Fluß nach-
geschwommen und strömten wie eine Flut in den Turm. Der Bischof
flüchtete von Treppe zu Treppe; umsonst, sie klommen ihm nach bis
zur Zinne des Turmes, und als er ihnen dort nicht mehr zu entrinnen
vermochte, fielen sie zu Tausenden über ihn her und fraßen ihn nnge-
braten auf. So lautet die Sage vom Mäuseturm.
Während ich sie Dir erzähle, mein junger Freund und Reise-
begleiter, ist aber der Mäuseturm von Bingen aus unserem Gesichte
verschwunden und wir sind bei einem anderen wunderlichen Gebäude
angekommen, das sich mit Mauern, Türmen und Zinnen aus den
Wellen hebt. Man nennt diese Jnselbnrg die „Pfalz im Rhein", und
sie mag dereinst eine ähnliche Bestimmung gehabt haben, wie jener-
„Mautturm" oder „Mäuseturm" bei Bingen. Sie erinnert uns aber
auch an eine denkwürdige Nacht aus der neueren vaterländischen Ge-
schichte, die Neujahrsnacht von 1813/14.
Es ist eine kalte sternhelle Nacht. Tiefe Stille herrscht im Rhein-
thal. Von dem Jauchzen und frohen Treiben, wie man es sonst in
diesen Gegenden gewöhnt ist, von den Böllerschüssen aus den Wein-
v. Köppen, Das Deutsche Reich. 7
1896 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Reinecke, Hermann, Berthold, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
10
So lang' ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht,
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Welscher deinen Strand!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind.
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,
wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
14. Gottes Zucht.
de la Motte-Fouquê.
Wenn alles eben käme.
Wie du gewollt es hast,
Und Gott dir gar nichts nähme
Und gäb' dir keine Last,
Wie wär's da um dein Sterben,
Du Menschenkind, bestellt?
Du müßtest fast verderben,
So lieb wär dir die Welt.
Nun fällt — eins nach dem
andern —
Manch' süßes Band dir ab.
Und heiter kannst du wandern
Gen Himmel durch das Grab.
Dein Zagen ist gebrochen.
Und eine Seele hofft; —
Dies ward schon oft gesprochen.
Doch spricht man's nie zu oft.
15. Unsere Muttersprache.
v. Schenkendorf.
Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet, süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich getaktet, klingest ewig in mir fort!
Ach, wie trüb' ist meinem Sinn, wenn ich in der Fremde bin.
Wenn ich fremde Zungen üben, fremde Worte brauchen muß.
Die ich nimmermehr kann lieben, die nicht klingen als ein Gruß!
Sprache, schön und wunderbar, ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen in den Reichtum, in die Pracht;
Ist mir's doch, als ob mich riefen Väter aus des Grabes Nacht.
1904 -
Bautzen
: Hübner
- Autor: Welzel, Bert, Mühlan, Alois
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Landwirtschaftliche Winterschule, Ackerbauschule, Ländliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
n
— 49 —
5. Sei, Kaiser Wilhelm hier
Lang deines Volkes Zier,
Der Menschheit Stolz!
Fühl' in des Thrones Glanz
Die hohe Wonne ganz:
Liebling des Volks zu sein.
Heil, Kaiser dir!
89. Dem Fürsten Bismarck.
Erst verspottet, dann befehdet,
Vielgeschmäht in allen Landen,
Hat er dennoch hohen Mutes
Aufrecht stets und festgestanden;
Dann gehaßt und dann gefürchtet.
Dann verehrt, geliebt, bewundert:
Also stand er, eine Säule.
Überragend sein Jahrhundert.
R. Genöe.
99. Die Wacht am Rhein.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
:: Lieb Vaterland magst ruhig sein! :,:
:,: Fest steht und treu die Wacht am Rhein! :,:
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
Und aller Augen blitzen hell.
Der Deutsche bieder, fromm und stark,
Beschützt die heil’ge Landesmark.
:,: Lieb Vaterland, magst ruhig sein! :,:
:,: Fest steht und treu die Wacht am Rhein ! :,:
3. Er blickt hinauf in Himmelsaun,
Wo Heldenväter niederschaun
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust!
:,: Lieb Vaterland, magst ruhig sein ! :,:
:,: Fest steht und treu die Wacht am Rhein! :,:
4. So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Landwirtschaftliches Lesebuch. 4
1884 -
Osterwieck/Harz
: Zickfeldt
- Autor: Langheim, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10
Die deutschen Ströine: Der Rhein.
11. Wohin mündet der Rhein? 11. Der Rhein mündet in die
Nordsee.
12. Wie lautet das Gedicht 12. Das Gedicht „Beckers" lautet:
„Beckers" vom deutschen
Rhein?
Z>er deutsche Whein.
1. Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Naben
Sich heiser danach schrei'n,
2. So lang er ruhig wallend
Sein grilnes Kleid noch trägt,
So lang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt.
3. Sie sollen ihn nicht habe»,
Den freien, deutschen Rhein,
So lang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein;
4. So lang in seinem Strome
Noch fest die Felsen steh'n,
So lang sich hohe Dome
In seinem Spiegel jeh'n!
5. Sie sollen ihn nicht haben.
Den freien, deulschrn Rhein,
So lang dort kühne Knaben
Ilm schlanke Dirnen frei'tt;
6. So lang die Flosse hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
So lang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund.
7.Z Sic sollen ihn nicht haben,
Den freien, deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein.
1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Wacht am Rhein. 279
Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein,
So lang dort kühne Knaben um schlanke Dirnen frei'n;
So lang die Flosse hebet ein Fisch in seinem Grund,
So lang ein Lied noch lebet in seiner Sänger Mund!
Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben des letzten Mann's Gebein!"
Wacht am Rhein. Nach Lorenz Clasen,
Alfred de Musset dichtete zwar eine spöttische Entgegnung: „Nous l'avons
bien eu votre Rhin allemand!" Doch die ganze Pointe derselben ist: „Wir
haben einmal euren Rhein gehabt" — warum sie ihn aber nicht mehr haben,
verschweigt das Gedicht wolweislich. Und als im Jahre 1370 sich die Gelüste
Frankreichs nach unserem Lieblingsstrom erneuerten, da fühlten sich alle Deutsche
eins, verschwunden war aller Hader — es galt ja dem gemeinsamen Feinde,
und da erscholl begeistert, wie aus einem Munde, die „Wacht am Rhein!" wie
Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,
Wer will des Stromes Hüter sein? —
Lieb' Vaterland magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" —
1908 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wohlrabe, Wilhelm, Steger, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
361
3. Lr blickt hinauf in fjimmelsaun,
wo fjelbcnoatcr niederschaun,
Und schwört mit stolzer Kampfes-
lust:
„Du Rhein, bleibst deutsch wie
meine Brust!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,:,:
Lest steht und treu die Wacht, die
Wacht am Rhein.
5. „Solang ein Tropfen Blut noch
glüht,
Roch eine Laust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse
spannt,
Betritt kein Welscher deinen
Strand!"
:,: Lieb Vaterland, magst ruhig sein,:,:
:,: Lest steht und treu die Wacht, die
Wacht am Rhein.
H. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drunl ein welscher
nicht.
Reich wie an Wasser deine Llut,
3ft Deutschland ja an Heldenblut."
:,: Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
:,: Lest steht und treu die wacht, die
Wacht am Rhein.
6. Der Schwur erschallt, die woge
rinnt,
Die Lahnen flattern hoch im wind.
An: Rhein, an: Rhein, am deutschen
Rhein,
wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Lest steht und treu die Wacht, die
Wacht am Rhein.
Max Schneckenburlzcr.
245. So einer war auch Er!
\. Liegt ein Dörflein mitten iin Walde,
überdeckt vom Sonnenschein,
und vor dein letzten Hans an der Halde
sitzt ein steinalt Mütterlein.
Sie läßt den Laden gleiten
und Spinnrad Spinnrad sein
und denkt an die alten Zeiten
und nickt und schlummert ein.
2. Heimlich schleicht sich die Mittagsstille
durch das flimmernde grüne Revier.
Alles schläft; selbst Drossel und Grille
und vorm Pfluge der müde Stier.
Da plötzlich kommt es gezogen
blitzend den Wald entlang
und vor ihm hergeslogen
Trommel- und pseisenklang.
3. Und in das Lied vom alten Blücher
jauchzen die Dörfler: „Sie find da!"
Und die Mädels schwenken die Tücher
und die Zungens rufen: „Hurra!"
Gott schütze die goldenen Saaten,
dazu die weite Welt;
des Kaisers junge Soldaten
ziehn wieder ins grüne Leld!
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Tromnau, Friedrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
340 Kaiser Wilhelm I. am Krankenbette eines deutschen Soldaten.
3. Er blickt hinauf in Himmelsau’n,
Wo Heldengeister niederschau'n,
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
,,Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
4. Und ob mein Herz im Tode bricht,
Wirst du doch drum ein Welscher nicht;
Reich wie an Wasser deine Flut
Ist Deutschland ja an Heldenblut.“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
5. „Solang’ ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht
Und noch ein Ärm die Büchse spannt,
Betritt kein Feind hier deinen Strand!“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
Die Fahnen flattern hoch im Wind:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!“
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fesl steht und treu die Wacht am Rhein!
Die Wacht am Rhein. 1840.
288. Kaiser Wilhelm I. am Krankenbette eines
deutschen Soldaten.
Lauxmann.
Eines Tages durchschritt der edle Kaiser Wilhelm die Lazarett-
säle zu Versailles, wie er häufig zu tun pflegte, überall tröstete
er, und oft war es schon der bloße Anblick seines lieben, freund-
lichen Gesichts, welcher die armen Verwundeten auf Augenblicke
ihre Schmerzen vergessen ließ.
So trat er diesmal auch zu der Lagerstätte eines jungen ver-
wundeten Infanteristen. Der war infolge eines Schlafpulvers ein-
geschlummert und hatte sein Album von Gedichten auf dem Bett
offen liegen lassen. Der König trat leise, um den armen Ver-