Ähnliche Ergebnisse
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Begriff und Aufgabe der Mrtfchaftsgeograpkie.
Die Wirtschaftsgeographie hat die Aufgabe, die Wirtschaft der Völker
und ihre Verbreitung auf der Erde zu beschreiben und zu erklären.
Unter Wirtschaft verstehen wir alle geregelten Tätigkeiten des Menschen,
die auf den Erwerb, die Erhaltung und Verwendung der Dinge gerichtet sind,
die er zum Leben nötig hat.
Bei dem Erwerb des Lebensbedarfes ist der Mensch ganz auf die Erde
angewiesen. Nun aber bringt diese fast alles nur in beschränktem Maße, vieles
nur unvollkommen hervor. Die Zahl der Menschen dagegen vermehrt sich
beständig; außerdem wachsen ihre Bedürfnisse, und mit zunehmender Kultur
entstehen neue. Daher sieht sich der Mensch mehr und mehr in die Notwendig-
keit versetzt, der Erde mehr und Besseres zu entnehmen, als sie ihm von
Natur bietet. Es tritt zwischen ihm und ihr in dieser Beziehung ein Gegen-
satz zutage. Indem er wirtschaftet, entnimmt er der Erde, was sie ihm frei-
willig gibt; er kämpft aber auch mit ihr, daß sie ihm mehr gebe. Seine Waffen
in diesem Kampf sind sein Geist und die durch denselben erworbenen Kennt-
nisse und Fähigkeiten (sein Kulturbesitz). Je höher der Mensch in seiner geistigen
und wirtschaftlichen Entwicklung steht, um so besser besteht er im Kamps, um
so mehr bezwingt er also die Erde. Der wirtschaftliche Zustand eines
Landes, mit dessen Beschreibung die Wirtschaftsgeographie es nach der obigen
Erklärung zu tun hat, ist demnach ein Produkt des Kampfes zwischen
dem Menschen und der Natur seines Landes.
Daraus folgt, daß die Wirtschaftsgeographie dreierlei zu betrachten hat:
erstens die Landesnatur mit dem, was sie freiwillig gibt (Günstiges und Un-
günstiges), zweitens den Menschen mit seiner wirtschaftlichen Befähigung und
drittens als Wichtigstes den wirtschaftlichen Zustand des Landes selbst.
Osbahr-Eckardt, Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde. 7. 4./S. Aufl. 1
1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Hus )\atur und 6eifteswelt
Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher
Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens
Ieder Band geh. M. 7.—, in Leinwand geb. Itt. 1.25.
Geschichte des Welthandels, von Direktor Professor Dr. Max Georg
Schmidt. 2. Kuflage. Bd. 118.
(Eine zusammenfassende Übersicht in der Entwicklung des Handels führt von dem Altertum an
über das Mittelalter, in dem Konstantinopel, dann seit den Kreuzzügen Italien und Deutschland
den Weltverkehr beherrschen, zur Neuzeit, die mit der Auffindung des Seewegs nach Indien
und der Entdeckung Amerikas beginnt und bis zur Gegenwart, in der auch der deutsche Kauf-
mann nach dem alten Hansawort „Mein Feld ist die Welt" den Erdball erobert.
Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. von Professor Dr.
Paul Arndt. 2. Kuflage. Bö. 179.
Will die Erkenntnis der volkswirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands fördern, behandelt ein-
gehend seine Beziehungen zum Auslände, die vorteile und Gefahren, die sich aus der gegen-
wärtigen hervorragenden Stellung Deutschlands in der Weltwirtschaft ergeben, skizziert die
vielen neuen wirtschaftlichen und politischen Aufgaben, die der Weltverkehr dem deutschen Volke
stellt und will endlich das vertrauen der Deutschen auf ihre Kraft stärken und damit ihren
Willen zu noch größeren Taten in der Weltwirtschaft und Weltpolitik kräftigen.
Deutsches Wirtschaftsleben. Auf geographischer Grundlage geschildert
von weil. Professor Dr. Christian Gruber. 3. Auflage neubearbeitet von
Dr. Hans keinlein. Bd. 42.
vermittelt ein umfassendes Bild des deutschen Wirtschaftslebens, indem es, von den geogra-
graphischen Grundlagen ausgehend, die Betätigungen im Handel und Verkehr, Industrie und
Landwirtschaft schildert und ihre Entwicklung im Verlauf der letzten vierzig Jahre und ihre
Verhältnisse zur wirtschaftlichen Weltlage begreifen lehrt.
Die Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens im letzten Jahr-
hundert. Fünf Vorträge, von Prof. Dr. Ludwig Pohle. 3. Aufl. Bd. 57.
Gibt in objektiver, ruhig abwägender Darstellung einen Überblick über die gewaltige Um-
wälzung, die das deutsche Wirtschaftsleben im letzten Jahrhundert durchgemacht hat,' die Lage
von Handwerk und Hausindustrie,' die Entstehung der Großindustrie mit ihren Begleit-
erscheinungen; Kartellbewegung und Arbeiterfrage? die Umgestaltung des Verkehrswesens und
die Wandlungen auf dem Gebiete des Handels.
Geschichte des deutschen Handels, von Direktor Prof. Dr. Wilhelm
Langenbeck. Bd. 237.
Führt den Leser von den primitiven prähistorischen Anfängen bis zu der heutigen Weltmachtsstellung
des deutschen Handels, indem es zugleich durch stete Aufweisung der bestimmenden Bedingungen
und Kräfte eine klare Einsicht in den Gang dieser weittragenden Entwicklung und in die heutige
Struktur unseres weitverzweigten Welthandels als deren Resultat vermittelt. Dabei tritt in der
Neuzeit zunächst die allmähliche Verdrängung vom Welthandel, die Hemmung in der Entwicklung
des Binnenhandels infolge der territorialen Zersplitterung hervor, dann aber mündet die Var-
stellung aus in den durch das allmähliche Erstarken einzelner Seehandelsplätze und durch die
Wirtschaftspolitik des brandenburgisch-preußischen Staates vorbereiteten gewaltigen Aufschwung im
I?. Jahrhundert, der endlich in der Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches seine Krönung findet.
Unsere Schutzgebiete nach ihren wirtschaftlichen Verhältnissen.
Im Lichte der Erdkunde dargestellt, von Dr. Chr. G. Barth. Bd. 290.
während Bd. 98 (Heilborn, die deutschen Kolonien, 5. 48 ds. Kat.) Land und Leute, die natürlich
gegebenen Verhältnisse, sowie Lebe» und Treiben der einheimischen Bevölkerung zeichnet, unter-
sucht Barth die Bedingungen, welche für die Kolonisierung durch die Europäer günstig und ungünstig
sind. Er weist an der Hand authentischen Materials nach, auf welchen Gebieten die Arbeit der
Einwanderer bereits Erfolge zu verzeichnen hat, und worin die weitere Entwicklungsfähigkeit
begründet ist. Ghne jede Schwärmerei weiß er durch schlichte Abwägung des warum und weil
die Hoffnung auf die wirtschaftliche verwertbarkeit unserer Schutzgebiete zu beleben.
Verkehrsentwicklung in Deutschland 180(1-1900. Lechs Volkstum-
liehe Vorträge über Deutschlands Eisenbahnen und Binnenwasserstraßen, ihre
Entwicklung und Verwaltung, sowie ihre Bedeutung für die heutige Volks-
Wirtschaft, von Prof. Dr. Walter Lötz. 3.. verbesserte Auflage, fortgeführt
bis 1909. Bd. 15. „
Gibt nach einer kurzen Übersicht über die Hauptfortschritte in den Verkehrsmitteln und deren
wirtschaftliche Wirkungen eine Geschichte des Eisenbahnwesens, schildert den heutigen Stand der
Eisenbahnverfassung, das Güter- und das personentarifwesen, die Neformfrage und die Reform-
versuche, ferner die wirtschaftliche Bedeutung der Binnenwasserstraßen und des Verkehrs auf
ihnen und endlich die Wirkungen der modernen Verkehrsmittel.
1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vorwort zur ersten Auslage.
uf Grund des von vielen Seiten geäußerten Wunsches, den Stoff unserer
„Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen in zwei
Bänden" in wesentlich kürzerer Form herauszugeben, haben wir uns entschlossen,
eine „Kleine Ausgabe in einem Bande" zu schaffen, deren Bearbeitung der
Unterzeichnete übernommen hat. Die günstige Beurteilung, die mein im ver-
gangenen Jahre erschienener „Abriß der Weltwirtschaftskunde" in der Fachpresse
gefunden hat, veranlaßte mich, auch das darin Gebotene für die vorliegende
Ausgabe zu verwenden, die daher eine fast völlig neue Arbeit darstellt.
Bei der Sichtung und Anordnung des Stoffes habe ich mich von folgenden
Gesichtspunkten leiten lassen: 1. Die Wirtschaftsgeographie ist eine kaufmännische
Fachwissenschaft und muß — besonders in dieser gedrängten Form — die
physikalische und politische Geographie im großen und ganzen als bekannt vor-
aussetzen. 2. Der Unterricht beruht zum wesentlichen Teil auf der Anschauung.
Was Karte, Atlas, Bild und Kursbuch zu bieten vermögen, soll diesen, nicht
dem Lehrbuch entnommen werden. Auf Abbildungen und Skizzen im Buche
wurde daher verzichtet. 3. Der Hauptzweck des Unterrichts ist, die Stellung
Deutschlands in der Weltwirtschaft erkennen zu lernen. Das gelingt aber
nur, wenn die wirtschaftsgeographischen Verhältnisse unseres Vaterlandes selbst
bekannt sind; mit ihrer Schilderung hat somit der Unterricht zu beginnen.
4. Um den Zusammenhang des deutschen Wirtschaftslebens mit der Welt-
Wirtschaft noch mehr als in der großen Ausgabe hervorzuheben, sind bei der
Darstellung der einzelnen Wirtschaftszweige gleichzeitig die wichtigsten außer-
deutschen Länder berücksichtigt worden. 5. Gemäß den Forderungen der Lehr-
pläne, im wirtschastsgeographischen Unterricht der Bürgerkunde einen breiteren
Raum als bisher einzuräumen, ist einerseits ein Abschnitt über „Allgemeine
Wirtschaftskunde" eingefügt, andererseits im Anschluß an die Schilderung
der einzelnen Wirtschaftszweige deren wirtschaftliche Bedeutung in besonderen
Kapiteln erörtert worden. 6. Auf die Darstellung der geologischen Ver-
Hältnisse wurde verzichtet, soweit dies irgend angängig erschien. Dagegen
erschien es mir unmöglich, ^Herstellungsverfahren gänzlich unberücksichtigt
Su lassen, ohne das Verständnis der wirtschaftlichen Verhältnisse erheblich zu
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vorwort.
em zu Beginn dieses Jahres erschienenen ersten Bande über die Wirtschasts-
geographie und Wirtschaftskunde Deutschlands lasse ich nunmehr den zweiten
über die außerdeutschen Länder folgen. Ein Teil der dort in bezug aus Deutsch-
land angeführten Grundsätze für Auswahl, Gliederung und Aufbau des Stoffes
war auch für die Abfassung des vorliegenden Buches maßgebend. Auch der
Unterricht über die außerdeutschen Länder soll in erster Linie das Verständnis
für ihre Wirtschaft erzielen. Auch er foll sich auf die Denkarbeit der Schüler
gründen und so aufgebaut werden, daß sich ihr Wissen organisch ausdehnt.
Ein wirkliches Verständnis der Wirtschast der einzelnen Länder wie der
ganzen Welt kann aber nur erreicht werden, wenn man die in der Wirtschaft
wirkenden Kräfte betrachtet: die Natur mit ihrer Gunst oder Ungunst, sowie
die Völker mit ihrer wirtschaftlichen Tüchtigkeit oder Untüchtigkeit. Der wirt-
schaftliche Zustand eines Landes ist erst das Ergebnis des Mit- und Gegen-
einanderwirkens dieser Kräfte. Darum habe ich die Darstellung eines Landes
stets folgendermaßen gegliedert: 1. die Naturausstattung des Landes, 2. feine
Bewohner, 3. sein wirtschaftlicher Zustand. Diese Gliederung entspricht meiner
Auffassung von der Aufgabe der Wirtschaftsgeographie als Wissenschast. Es
wäre aber verfehlt, sie aus diesem Grunde auch in das Schulbuch zu bringen;
hierfür waren vielmehr unterrichtliche Gründe bestimmend. Nach meiner Er-
fahrung bringen die reiferen Schüler, um die es sich ja beim Unterricht über
die außerdeutschen Länder handelt, gerade der Besprechung der Völker nach den
ihre wirtschaftliche Fähigkeit bedingenden Faktoren ein großes Interesse entgegen.
Der in dieser Hinsicht dargebotene Stoff prägt sich ihrem Gedächtnis zum Teil
sogar besser ein als rein geographische Tatsachen. Außerdem ist es nach meiner
Meinung eine wichtige Ausgabe der Schule, die Schüler zu einer sachlichen
Beurteilung sremder Völker anzuleiten. Wir sind im allgemeinen noch viel zu
wenig gewohnt, bei unserer Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse fremder
Länder den Eigenschaften ihrer Bewohner genügend Rechnung zu tragen. Den
Charakter der fremden Nationen verstehen, heißt auch, ihre wirtschaftlichen und
politischen Maßnahmen verstehen und in das rechte Licht rücken, und dies ist
gerade für den Kaufmann von größter Notwendigkeit. Kann die Schule in
dieser Beziehung auch nur wenig bieten, fo soll sie doch das Wenige nicht
vernachlässigen. Vor allem aber ermöglicht gerade die doppelseitige Betrachtung
der Wirtschaft, die Schüler zu stetem Nachdenken und zu selbständigem Erfassen
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4
Einleitung.
stufen unterscheiden. Die vollkommeneren sind im allgemeinen die
der Kulturvölker. Diese arbeiten angestrengter und mit besseren tech-
nischen Hilfsmitteln. Sie ringen daher dem Boden auch da noch Wert-
volle Erträgnisse ab, wo die einfacheren Wirtschaftsstufen nichts mehr
zu erzeugen vermögen. Wohin die Kulturvölker auf der Erdoberfläche
vordringen, dahin bringen sie ihre höheren Wirtschaftsformen mit. So
werden die primitiven Wirtschaftsstufen immer mehr zurückgedrängt.
3. Verkehr. Weltverkehr. Die Verschiedenheit der Wirtschafts-
zonen und zum Teil auch die Verschiedenheit der Wirtschaftsstufen
ihrer Bewohner bringt es mit sich, daß an gewissen Stellen der Erde
einzelne Produkte in so großer Menge erzeugt werden, daß sie von den
Bewohnern an Ort und Stelle nicht völlig verbraucht werden können.
Es entsteht ein Überfluß an Produkten, der einen großen Teil der Er-
Zeugnisse geradezu wertlos machen würde, wenn nicht die Möglichkeit
vorhanden wäre, diese nach solchen Gebieten zu bringen, in denen sie
nicht erzeugt werden können, wohl aber gebraucht werden. Diesen Güter-
austausch der einzelnen Wirtschaftsgebiete zu vermitteln, ist Aufgabe des
Handels. Die Tätigkeit des Handels im engeren Sinn, das Einkaufen
und Verkaufen der Waren, ist nur mittelbar geographisch bedingt. Da-
gegen ist die Beförderung der Waren von Ort zu Ort, der Verkehr,
naturgemäß von geographischen Verhältnissen, besonders von der Ver-
teilung von Wasser und Land, vom Klima und den Oberflächenformen
unmittelbar abhängig. Der Verkehr hat heute seine Bahnen über alle
Teile der bewohnten Erde und die dazwischenliegenden Meeresflächen
gespannt, er ist zum Weltverkehr geworden.
4. Weltwirtschaft. Da von den Kulturvölkern oder unter ihrer An-
leitung heute fast alle Gebiete der Erde, die überhaupt erzeugungssähig
sind, bearbeitet werden und da der Weltverkehr alle Wirtschaftsgebiete
untereinander in lebhaftem Austausch erhält, so hat sich die Wirtschaft
der einzelnen Völker und Länder zu einer solchen der gesamten Mensch-
heit und der ganzen Erde, zu einer Weltwirtschaft ausgewachsen.
5. Wirtschaftsgeographie. Die wirtschaftende Tätigkeit des Menschen
ist also sowohl hinsichtlich der Erzeugung der Handelsgüter als auch in
bezug auf deren Verteilung über die Erde überall von geographischen
Verhältnissen abhängig. Die Wissenschaft nun, die die geographischen
Grundlagen der menschlichen Wirtschaft untersucht, die feststellt, warum
in einem Gebiete der Erde diese, in einem anderen jene Produkte er-
zeugt werden, warum und auf welchem Wege sie von dem einen Ort
der Erde zum andern bewegt werden, ist die Wirtschaftsgeographie.
Ihre beiden Hauptteile sind die Lehre von den Handelsgütern (geo-
graphische Produktenkunde) und die Verkehrsgeographie. Das Er-
gebnis der gesamten Warenerzeugung und des zwischen den einzelnen
Staaten der Erde stattfindenden Warenaustausches ermittelt nach Menge
und Wert die Handelsstatistik.
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iv Vorwort.
wirtschaftlicher Zustände anzuregen. Diesem Zweck dient zugleich der Aufbau,
welchen ich dem Gesamtstoffe gegeben habe.
Eine kurze Betrachtung der wichtigsten Naturfaktoren in ihrer Bedeutung
für die Wirtschaft, fowie der Stellung der Menschen in der Wirtschast bildet
das Fundament, auf dem der ganze Unterricht sich aufbaut. Dem Klima, als
der für die Wirtschaft wichtigsten Naturerscheinung, habe ich besondere Auf-
merkfamkeit geschenkt. Da es die Verbreitung der Kulturpflanzen derartig
bestimmt, daß man entsprechend den klimatischen Erdgürteln Kulturzonen
unterscheiden kann, so habe ich die Bedeutung dieser Kulturzonen von vorn-
herein festgelegt und nehme in der späteren Betrachtung auf sie Bezug. Wie
ein roter Faden ziehen sie sich durch die Schilderung der Erdteile und Länder.
Sie geben dem Unterricht eine wichtige Stütze und bilden ebenfalls ein wefent-
liches Mittel, die Schüler zum Nachdenken zu zwingen. Sie erleichtern das
Verständnis des wichtigsten Produktionszweiges, nämlich der pflanzlichen Pro-
duktion, fowie die Einprägung der Verbreitung ihrer Erzeugniffe ungemein.
Für meinen Unterricht hatte ich die Kulturzonen, sowie die wichtigsten Gegen-
stände der Weltproduktion auf einer Wandkarte dargestellt. Die Schüler konnten
nun die Karte des betreffenden Erdteils oder Landes mit dieser Karte ver-
gleichen. Sie erleichterte den Unterricht so sehr, daß ich sie zu einer Karte
der Weltproduktion und des Weltverkehrs erweitert habe und ebenfalls heraus-
geben werde.*) Auch für die Betrachtung der wirtschaftlichen Befähigung der
Völker hielt ich ein leitendes Motiv für erforderlich und wählte dazu die von
Ernst Friedrich in seiner „Allgemeinen und speziellen Wirtschaftsgeographie"
dargestellten Wirtschaftsstufen. Sie sind zu Anfang kurz erläutert und treten
im Unterricht ebenfalls immer wieder auf.
Der grundlegenden Einleitung folgt die Behandlung der Erdteile und
Länder. Auch hier suche ich zu entwickeln. Die Schüler sehen auf der Karte
zunächst nur die Lage und Gliederung des Landes. Davon gehe ich daher
stets aus. Welche Folgen sich daraus für das Klima, die Bewässerung, den
Verkehr, die Produktion usw. ergeben, das müssen die Schüler auf Grund der
einleitenden Betrachtung der Naturfaktoren größtenteils selber finden. Nachdem
so die Art der Landesnatur bekannt geworden ist, werden die Bewohner in
ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gekennzeichnet. Diese kommt äußerlich
in der Größe und Dichte der auf dem kennen gelernten Erdranme vorhandenen
Bevölkerung zum Ausdruck. Daher schließt die Besprechung der Bewohner im
allgemeinen mit einer Darstellung der Volksdichte. Diese wird also nicht, wie
in manchen Büchern, als eine zusammenhangslose geographische Erscheinung,
fondern als eine Folge der wirtschaftlichen Tätigkeit und als ein Maßstab für
sie gewürdigt. Zuletzt wird der wirtschaftliche Zustand des Landes behandelt.
Er erscheint nunmehr als Produkt der beiden vorher besprochenen Wirtschafts-
*) Die Karte erscheint zu Anfang des Winterhalbjahrs unter dem Titel: Wilh.
Osbahrs Wandkarte zur Wirtschaftsgeographie der Welt (Kulturzonen -
Rohprodnktion — Verkehr), in Merkators Projektion, Äquatorial-Maßstab 1:20000000;
Berlin W. 35, Verlag von Carl Chun, Jnh. Bernh. Fahrig; Preis ausgezogen mit
Stäben M. 24.—.
1908 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Itschner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
= Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Verlin =
Aus Natur und Geisteswelt
5ammlung wiffenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen
Geheftet
M.i.—
Gebieten oes lvlssens in Bänden v. 120^180 Seiten.
Gebunden
m.i.25
In erschöpfender und allgemein-verständlicher Behandlung
werden in abgeschlossenen Bänden auf wissenschaftlicher Grundlage ruhende Dar-
stellungen wichtiger Gebiete in planvoller Beschränkung aus allen Zweigen des
Wissens geboten, die von allgemeinem Interesse sind und dauernden Nutzen gewähren.
Erschienen sind ca. 215 Bände aus
Mensch und Erde. Skizzen von den
Wechselbeziehungen zwischen beiden, von
Professor Dr. K. Kirchhofs. 2. Kuflage.
Zeigt, wie die Ländernatur auf den Menschen und
seine Rultur einwirkt, durch Schilderungen allge-
meiner und besonderer Art, über Steppen- und
Wüstenvölker, über die Entstehung von Nationen
wie Deutschland und Thina u. a. m.
wirtschaftliche Erdkunde, von pro-
fessor Dr. Chr. Gruber.
will die ursprünglichen Zusammenhänge zwischen
der natürlichen Ausstattung der einzelnen Länder und
der wirtschaftlichen Uraftäußerung ihrer Bewohner
klar machen und das Verständnis für die wahre
Machtstellung der einzelnen Völker und Staaten er-
öffnen. Das Weltmeer als Hochstraße des Welt-
Wirtschaftsverkehrs und als (Quelle der Völkergröße,
— die Landmassen als Schauplatz alles Kulturlebens
und der Weltproduktion, — Europa nach seiner wirt-
schaftsgeographischen Veranlagung und Bedeutung,
— die einzelnen Üulturstaaten nach ihrer Wirtschaft-
lichen Entfaltung: all dies wird in anschaulicher
und großzügiger weise vorgeführt.
Geschichte des Welthandels, von
Oberlehrer Dr. In. G. Lchmidt.
Eine zusammenfassende Übersicht in der Entwicklung des
Handels führt von dem Altertum an über das Mittel-
alter, in dem Konstantinopel, seit den Kreuzzügen
Italien und Deutschland den Weltverkehr beherrschen,
zur Neuzeit, die mit der Auffindung des Seewegs
nach Indien und der Entdeckung Amerikas beginnt,
und bis zur Gegenwart, in der auch der deutsche
Kaufmann nach dem alten Hansawort „Mein Feld
ist die Welt" den ganzen Erdball erobert.
Deutschlands Stellung in der Welt-
Wirtschaft, von Prof. Dr. Paul Arndt,
will in das Wunderwerk menschlichen Scharfsinns,
menschlicher Geschicklichkeit und menschlicher Kühnheit,
das die Weltwirtschaft darstellt, einführen, indem
unsere wirtschaftlichen Beziehungen zum Auslande
dargestellt, die Ursachen der gegenwärtigen hervor-
ragenden Stellung Deutschlands in der Weltwirtschaft
erörtert, die vorteile und Gefahren dieser Stellung
eingehend behandelt, und endlich die vielen wirt-
schaftlichen und politischen Aufgaben skizziert werden,
die sich aus Deutschlands internationaler Stellung
ergeben.
den verschiedensten Gebieten, u. a.:
Deutsches Wirtschaftsleben. Huf
geographischer Grundlage geschildert von
Professor Dr. (Ihr. Gruber. 2. Kuflage.
Neubearbeitet von Dr. Hans Neinlein.
Beabsichtigt, ein gründliches Verständnis für den sieg-
haften Aufschwung unseres wirtschaftlichen Lebens
seit der Wiederaufrichtung des Reichs herbeizuführen
und darzulegen, inwieweit sich Produktion und ver-
kehrsbewegung auf die natürlichen Gelegenheiten, die
geographischen Vorzüge unseres Vaterlandes stützen
können und in ihnen sicher verankert liegen.
Die Entwicklung des deutschen
Wirtschaftslebens im 19. Jahrhun-
dert. von Prof. Dr. L. Pohle.
Das Buch gibt in gedrängter 5onn einen Überblick
über die gewaltige Ümwälzung, die die deutsche Volks-
Wirtschaft im letzten Jahrhundert durchgemacht hat: die
Umgestaltung der Landwirtschaft' die Lage von Hand-
werk u. Hausindustrie,' die Entstehung der Großindustrie
mit ihren Begleiterscheinungen; Kartellbewegung und
Arbeiterfrage? die Umgestaltung des Verkehrswesens
und die Wandlungen auf dem Gebiete des Handels.
Verkehrsentwicklung in Deutsch-
land. 1800—1900. Vorträge über
Deutschlands Eisenbahnen und Binnen-
Wasserstraßen, ihre Entwicklung und ver-
waltung, sowie ihre Bedeutung für die
heutige Volkswirtschaft von Professor Dr.
N). Lötz. 2. Auflage.
Gibt nach einer kurzen Übersicht über die Haupt-
fortschritte in den Verkehrsmitteln und deren wirt-
schaftliche Wirkungen eine Geschichte des Eisenbahn-
wesens, schildert den heutigen Stand der Eisenbahn-
Verfassung, das Güter- und das personentarifwesen,
die kieformversuche und die Reformfrage, ferner die
Bedeutung der Binnenwasserstraßen und endlich die
Wirkungen der modernen Verkehrsmittel.
Deutsche Schiffahrt und Schiffahrts-
Politik der Gegenwart, von Professor
Dr. K. Thieß.
Verfasser will weiteren Kreisen eine genaue Kenntnis
unserer Schiffahrt erschließen, indem er in leicht
faßlicher und.. doch erschöpfender Darstellung einen
allgemeinen Überblick über das gesamte deutsche
Schiffswesen gibt mit besonderer Berücksichtigung
seiner geschichtlichen Entwicklung und der großen
volkswirtschaftlichen Bedeutung.
Illustrierter und ausführlicher Katalog umsonst und postsrei vom Verlag
1915 -
Berlin
: Heymann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): Preußen
V. Krieg, Gewerbe und Handel
Uz
wenn man sich hier wie dort bis ins einzelne vorbereiten konnte, so
mußten sich doch einem allgemeinen Mobilmachungsplane der nationalen
Wirtschaft sehr viel größere Schwierigkeiten entgegenstellen. Denn hier
war die Aufgabe so vielgestaltig, jede Möglichkeit so stark von Abhängigkeiten
durchsetzt, die sich ihrerseits, weil sie aus die grundsätzliche Kriegslage zurück-
gehen, vorher meist gar nicht überschlagen ließen, daß weitere kriegswirt-
schaftliche Einzelmaßnahmen im voraus bestenfalls nur in allgemeinen Zügen
ermittelt werden konnten. Für die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Heeres-
und Marineverwaltung, z. B. für Brennmaterialien und Verpflegungsmittel,
war von den militärischen Amtsstellen natürlich ausgiebig vorgesorgt. Im
übrigen aber traf der Kriegsausbruch die deutsche Wirtschaft, soweit sie be-
hördlicher Aufsicht nicht unmittelbar untersteht, vollkommen unvorbereitet.
Es liegt klar zutage, daß die ganze Umorganisation, wie sie der Krieg
bei uns nötig machte, aufs engste mit der Gruppierung unserer Feinde zu-
sammenhängt. Diese hätte nicht viel ungünstiger sein können, da England
zu den Waffen griff und wir von den drei bedeutendsten europäischen Groß-
mächten, und zwar gerade denjenigen, mit denen wir in sehr bedeutenden!
Güteraustausche standen, eingekreist sind. Der einzige Vorteil bei diesem
Dreifrontenkrieg ist für uns die österreichisch-ungarische Waffengenossenschaft.
Sie bedeutet auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen Nutzen, da Gsterreich-
Ungarn in seiner Nahrungsversorgung im ganzen selbständig ist, ja in
günstigen Jahren noch über den eigenen Verbrauch hinaus produziert, für
Znduftrieerzeugnifse aber, die für den Krieg in Frage kommen, noch in
einigem Umfang für die Einfuhr von Deutschland aufnahmefähig ist; wie
denn überhaupt die Zusammenfassung der Wirtschaftsgebiete der Ver-
bündeten eine reichere Austauschmöglichkeit und erhöhte Anpassung an die
Sonderverhältnisse des Krieges begründet.
Die wirtschaftlichen Veränderungen, die der Übergang von der Friedens-
wirtschaft zur Kriegswirtschaft für Deutschland unmittelbar brachte, sind sehr
mannigfacher Natur.
a. Die Arbeitskräfte und ihre Verteilung.
Verminderung der menschlichen Arbeitskräfte und ihre
Wirkung.
An erster Stelle trat infolge der Einziehung von Millionen von wehr-
fähigen Männern eine gewaltige Verminderung an menschlichen Ar-
beitskräften ein. Zhre Folgen wogen unr so schwerer, als sie gänzlich
unerwartet hereinbrach und als dem Wirtschaftsleben gerade die körper-
lich leistungsfähigsten Männer entzogen wurden. Bei den einzelnen Indu-
strie- und Gewerbegruppen wurde die Arbeiterschaft verschieden stark von
der Einziehung der Heerespflichtigen betroffen. Zn der sogenannten schweren
Zndustrie, d. h. derjenigen, die sich vorwiegend mit der Kohle-, Eisen-und
Stahlgewinnung beschäftigt, ist der Anteil der kräftigen und jüngeren männ-
lichen Arbeitskräfte erheblich höher als in den feinverarbeitenden Zn-
dustrien. Zn diesen werden viele Frauen, ältere Leute und Heimarbeiter
beschäftigt. Znfolgedessen war hier leichter Ersatz zu schaffen. Bei der so-
8:
1909 -
Karlsruhe
: Braun
- Autor: Schiedermair, Josef, Glock, August
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1907
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
316
Das Wirtschaftsleben
P 11 q I. Selbst wo nämlich die Natur willig und ohne besondere
Pflege ihre Früchte spendet, bedarf es doch zu deren Gewinnung min-
destens des Einsammelns und Einbringens, also der Arbeit. Ferner
sind schon auf der niedrigsten Wirtschaftsstuse Mittel erforderlich, um
die Gütergewinnung zu ermöglichen oder zu erleichtern. Diese Mit-
tel, wozu ebensowohl Pfeil und Bogen des Jägers, wie Nachen und
Netz des Fischers, Hacke, Spaten und Pflug des Landwirts, wie die
teuersten Maschinen des Fabrikanten gehören, bilden das Kapital.
1. D i e Natur.
965 Unter der Natur als erstem Prodllktionsfaktor darf man nicht
etwa nur die Erdoberfläche und was darauf wächst, sowie die unter-
irdischen Schätze der Erde verstehen, sondern die ganze den Menschen
umgebende Schöpfung, also auch die in ihr enthaltenen mecha-
nischen, physikalischen und chemischen Kräfte, wie die Wind- und die
Wasserkraft, die Wärme, die Elektrizität usw.
966 Die wirtschaftlich benutzbaren Gaben der Natur sind über die
verschiedenen Länder der Erde sehr ungleichmäßig verteilt; allein,
einem Gesetz der Ausgleichung entsprechend, welchem wir auch sonst
im Leben der Völker wie der einzelnen begegnen, haben sich nicht die
von der Natur am verschwenderischsten bedachten Teile der Erde, son-
dern die Länder der gemäßigten Zone, deren Bewohner um ihr Da-
sein mit der Natur ringen und kämpfen müssen, zu einer höheren
wirtschaftlichen und geistigen Kulturstufe emporgeschwungen; denn
der von der Natur gebotene Ueberflutz, sowie der Einfluß des tropi-
schen Klimas stumpft Körper und Geist ab und läßt die Tatkraft und
Arbeitslust nicht zur Eickwicklung kommen.
967 Auf den ersten Wirtschaftsstusen überwiegt bei der Gütererzeu-
gung die Natur. Je mehr Güter der Mensch ihr aber abgewinnen
will, desto mehr Arbeit und Kapital muß er z. B. bei Bebauung einer
gleich großen Strecke Landes aufwenden; er muß, wie man sagt, von
der extensiven zur intensiven Wirtschaft übergehen.
2. D i e Arbeit.
968 Man unterscheidet produktive und unproduktive
Arbeit. Produktiv ist eine Arbeit dann, wenn sie unmittelbar
oder mittelbar dazu beiträgt, die für den Menschen notwendigen oder-
nützlichen Güter zu vermehren; dazu aber gehört die geistige Arbeit
nicht weniger, als die körperliche, wenn dies auch die heutige soziali-
stische Theorie nur in beschränktem Umfang gelten läßt, indem sie,
wie es scheint, durch ihre gegenüber der geistigen Arbeit an den Tag
gelegte Mißachtung die ebenso unberechtigte Geringschätzung wett-
machen will, welche in früheren Zeiten die höheren Klassen gegen-
10. Teil 1
- S. 114
1915 -
Berlin
: Heymann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): Preußen
Th. Schiichart
m
blieben sämtliche Zahlungen aus, ebenso die Bestellungen. Es schien, als
ob das gesamte Wirtschaftsleben zum Stillstand kommen sollte. Der ssrivat-
güterversand wurde durch die Inanspruchnahme der Eisenbahn seitens der
Heeresverwaltung vom ersten Augenblick an höchst empfindlich behindert
und trug damit natürlich zur Steigerung der wirtschaftlichen Beklemmung
bei. Indessen hat die Friedensorganisation des Wirtschaftslebens, dessen
Führung durch Syndikate, Aartelle, Verbände und andere Vereinigungen
privatwirtschaftlicher Art gekennzeichnet ist, schon nach kurzer Frist ein be-
deutsames Maß von Anpassungsfähigkeit gezeigt, wenn auch die Neu-
gestaltung der Verhältnisse zunächst von Entschlüssen allgemeiner und weit-
tragender Bedeutung zurückhielt, so muß betont werden, daß nach Über-
windung des ersten lähmenden Eindrucks der Mobilmachung allenthalben
bei den staatlichen, kommunalen und sonstigen Wirtschafts- und Interessen-
kreisen eine überraschend rege, vielfach auf gemeinnützige Zusammenarbeit
bestimmte Tätigkeit einsetzte. Mit ihrer Hilfe gelang es, in verhältnismäßig
kurzer Zeit die zahlreichen Schwierigkeiten der mit dem Ariegsausbruch
eintretenden Krise wenigstens soweit zu lösen, daß die Weiterführung der
Betriebe und ihre Anpassung an die geänderten Verhältnisse, soweit sie
technisch und wirtschaftlich überhaupt nröglich war, planmäßig begonnen
werden konnte, wie auf politischem Gebiete, so waren erfreulicherweise auch
auf wirtschaftlichem mit einem Schlage alle Gegensätze vergessen. Der
große Geist der Stunde fand in nationaler Einmütigkeit alle opferwillig,
wenn Frankreich, England und auch Österreich-Ungarn ihre Volkswirtschaft
nur langsamer an den Kriegszustand anzupassen vermochten, so ist das sicherlich
zunr guten Teil dem Mangel an ähnlich leistungsfähigen Organisationen
wirtschaftlicher Art zuzuschreiben.
Die Vorbereitungen, die die Staatsbehörden für den Fall des Kriegs-
ausbruchs getroffen halten, waren zunächst natürlich vorwiegend militäri-
scher Art. Heeres- und Marineverwaltung hatten in den langen Jahren
des Friedens weitblickend und umsichtig Vorsorge getroffen, und zwar nicht
nur auf dem verhältnismäßig eng umgrenzten militärischen, sondern auch
auf dem verkehrstechnischen Gebiete. Der beste Beweis für die sorgfältige
Vorbereitung in dieser Einsicht liegt darin, daß es uns trotz der weit vor-
geschrittenen Mobilmachung unserer Feinde gelang, noch fast alle wich-
tigeren Grenzpunkte zu besetzen. Für die Weiterführung des deutschen
Wirtschaftslebens und feine Anpassung an den Kriegszustand ist dies von
der allergrößten Bedeutung geworden, insofern unsere eigene Wirtschaft
von feindlichen Truppen unbehelligt blieb und es uns möglich war, schon
nach kurzer Zeit einen ganz erheblichen Teil der Kriegslasten auf das feind-
liche Ausland abzuwälzen, soweit sich aus ihm unsere Heere verpflegen
konnten. Den deutschen Eisenbabnen, die während der Zeit des militärischen
Aufmarsches in geradezu vorbildlicher weise gearbeitet haben, gebührt das
uneingeschränkte Verdienst, unsern Truppen diesen großen militärischen und
wirtschaftlichen Erfolg verkebrstechnisch möglich gemacht zu haben.
Mit dem gleich günstigen Ergebnis bewährte sich auf dem Gebiete des
Bank- und Börsenwesens die Vorbereitung der Mobilmachung.
1902 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vermittlung einer genügenden Kenntnis der Völker der Erde.
179
und Wohnhäuser, ihre Dörfer und Städte errichten, die Völker
ihre Staaten gründen. Die Bewohner, die Völker der Erde,
ihre wirtschaftliche Tätigkeit, ihre Siedelungen, ihre
Städte- und Staatengründungen sind also ebenso Gegen-
stände des erdkundlichen Unterrichts wie die Gebirge und
Flüsse, die Berge und Täler, das Klima, die Pflanzen- und Tierwelt.
Die letztgenannten Erscheinungen werden nur deshalb zuerst und
so ausführlich besprochen, damit die Schüler das Erdenschicksal,
das sich an den Wohnplatz eines Volkes knüpft, verstehen und
sich allmählich ein eigenes Urteil über die Stellung der
wichtigsten Erdenvölker, deren wirtschaftliches und staatliches
Leben bilden lernen. Das Wirtschafts- und Kulturleben der ein-
zelnen Völker und Staaten der Erde interessiert unser Volk nicht
in gleichem Masse. Es wurde schon auf S. 178 dargelegt, welche
besonders zu berücksichtigen seien. Zum Abschlüsse des erdkund-
lichen Unterrichts empfiehlt es sich, zuletzt übersichtlich die
Kulturbezieh ungen Deutschlands zur Fremde und
seine Stellung im Weltverkehr zu erörtern.
Bei der Betrachtung der politischen oder Kulturgeo-
graphie kann sich der erdkundliche Unterricht an der Lösung
einer wichtigen allgemeinen Aufgabe beteiligen, die sich
die Schule stellen muss, nämlich einen Einblick in die Kultur-
entwicklung der Menschheit gewinnen helfen. Durch die
Beschäftigung mit der Erdkunde werden die Schüler, wenn wir
ihnen bei jedem einzelnen Erdraume die Beziehungen des
Menschengeschlechts zur Erde, deren Naturreichtum
der Mensch für seine Zwecke, zur Besserung seiner Lebenslage
verwendet, aufdecken, nach und nach eine Einsicht-in die
natürlichen Grundlagen der menschlichen Kultur
erlangen." Wie die Kultur eines jeden Volkes einen geschicht-
lichen Boden hat und sich stützt auf die in der Vergangenheit
errungenen Kulturstufen, auf die in der frühern Kulturarbeit er-
worbene gesunde Volkskraft, sowie auf die das jetzige Volksleben
regelnden Sitten und Gesetze^ so ist ihre Erhaltung in der
Gegenwart nur möglich, wenn die natürlichen Hülf'smittel
des Landes nicht versagen, und ihre weitere Entwicklung
in der Zukunft nur dann, wenn diese noch eine umfang-
reichere Ausnutzung gestatten. Auf eine gute Ernte hofft
nicht nur der Landmann, dem sie die Frucht seiner harten Arbeit
bringen würde, sondern auch der Kaufmann, der von ihr eine
Besserung des Geschäftsganges erwartet, und selbst die leitenden
Staatsmänner sehen ihrem Ausfalle gedankenvoll entgegen, durch
sie in wirtschaftlicher Beziehung eine Gesundung des Volks- und
Staatslebens erhoffend.
Dass in der heutigen Zeit, wo der wirtschaftliche Kampf
überall, auf allen Gebieten und in allen Schichten des Lebens aufs
heftigste entbrannt ist, in einer Zeit, wo nicht bloss die einzelnen
Menschen, sondern auch die verschiedenen Stände und Ber^'sayten,
12fg« i-' ■
J8diulbucr¡4-\s;.'.ung
Braunscnv ,
--------——----im__■ _gchulbuohb^ 'l / a, |
1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Tatsachen-Wissen immer schon im vorweg, oder erst im Laufe der Betrach-
tungen wieder auffrischen will, bleibt natürlich völlig anheimgegeben, wie ja
überhaupt ein Schüler-Hilfsbnch niemals methodische Direktiven für den Lehrer
kann geben wollen. Für das Hilfsbuch halte ich aber diese reinliche Scheidung
aus den oben angegebenen Gründen für das einzig Richtiges.
Über die einzelnen Teile des vorliegenden zweiten Heftes (Deutschland, Wirtschafts-
geographie, Kartographie) sei kurz folgendes bemerkt: Im Teutschlandteil wird (nachdem in
oben gekennzeichneter Weise an das Tatsächliche der Lage erinnert wurde — siehe § 1), die
Lage nach Gunst und Ungunst bewertet (§ 2 und 3) und darauf der Einfluß erörtert, den die
Lage auf die Geschichte und die Kultur ausübte. Ähnlich wird dann im zweiten Abschnitt
„Oberfläche", ausgehend vom geologischen Ausbau, die Eigenart des deutsche« Bodens
und sein Einfluß auf die deutsche Geschichte kurz klargestellt. Also, es handelt sich immer
darnm, den tiefgreifenden Einfluß auf Vergangenheit und Gegenwart, den das (im Präparanden-
Unterricht bekannt gegebene) Tatsächliche ausübt, aufzudecken. — Der Abschnitt „Die Bewoh-
ner Deutschlands" bringt als Neues ausführliche Mitteilungen über das Deutschtum im Aus-
laude. In dem folgenden Te,il wird versucht, jede deutsche Landschaft (immer nach Vorauf-
gang der stummen Skizze und der Namentabelle aus dem Präparaudenhest) als ein, in Ur-
fache und Wirkuug einheitliches Individuum zu erfassen. Das jedesmalige Thema lautet:
„Boden (geologischer Anfban), Klima und wirtschaftliche Verhältnisse in ihrem kausalen Zu-
sammenhana." Selbstverständlich kann das alles nicht bis in die kleinsten, weit verzweigten
Einzelheiten verfolgt werden; es kommt in erster Linie immer nur darauf an, den Schüler durch
die Art der Durchführung in die wissenschaftliche Methode einzuführen"). — Seine Kro-
nung findet der Deutschlaudteil in der Wirtschaftsgeographie, die zeigt, was das dentsche
Volk auf Grund der im vorhergehenden Teil erörterten geographischen Bedinguugeu
(als dem einen Faktor, — den andern bilden die geistigen und sittlicheu Kräfte des Volks —)
wirtschaftlich leistet. Dabei weicht dieser wirtschaftsgeographische Teil vom Üblichen ab. Während
man sonst eine deutsche Wirtschaftsgeographie der physifch-politischeu Deutschlaudbetrachtung
anhängt, und eine allgemeine Wirtschaftsgeographie nach Abschluß der Betrachtuug der ganzen
Erde bringt, wurde hier die deutsche iu die allgemeine Wirtschaftsgeographie hinein-
gearbeitet, so aber, daß man auch äußerlich deutlich sieht, was rein deutsche und was allge-
meine Wirtschaftsgeographie ist»). Der Vorteil dieser Jueinanderarbeitung liegt auf der Hand:
Erst durch die gegenseitige Beleuchtung erhält jedes eiuen wirklichen Vorstelluugs-
gehalt. Die 1440 Millionen Mark deutsche Metallwaren-Ansfuhr sind für meine Vorstelluug
tot, wenn ich nicht gleichzeitig erfahre, daß beispielsweise die betreffende Ausfuhr Euglands nur
1300 Millioueu Mark beträgt. Damit ist dann aber sofort ein Helles Licht verbreitet über die
gegenseitigen wirtschaftlichen Verhältnisse und — die heutigen politischen Beziehungen! Der
wirtschaftliche Teil ist etwas lang geworden durch Mitaufnahme der betreffenden Tabellen,
aber ich meine, der Seminarist soll lernen, was und wie man etwas aus statistischen Tabellen
herausliest. Eine gewiß nicht unwillkommene knrze Zusammenfassung des gesamten wirt-
schaftlichen Stoffes in 28 Kernsätzen bieten die § 85 bis 89. — Der Abschnitt Karto-
graphie, der übrigens von einem Fachkartographen nachgeprüft wurde, beschäftigt sich nur
mif solchen Konstruktionen, die in der kartographischen Praxis in erster Linie ver-
wendet werden und ist so gearbeitet, daß der Leser hinterher beurteilen kaun, nach welcher
Konstruktion die Blätter seiues Atlasses gearbeitet sind (siehe den Abschnitt „Zu-
sammenfassung des Notwendigsten", § 100) — Auch für dieses Heft bitte ich freundlichst um
Berichtigungen und Verbesserungsvorschläge.
Plön, Luisenhöhe, im Oktober 1912.
q. Harms.
x) Ich für meine Person würde, nebenbei bemerkt, auch im Unterricht so verfahren.
2) Es ist also auch keiu großes Uuglück, wenn aus Zeitmangel einmal die eine oder andere
Landschaft überschlagen werden, und man sich mit der Wiederauffrischung des Tatsächlichen
begnügen muß.
») Vor reiu deutscheu Abschnitten steht ein senkrechter Strich.
1918 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Muhle, Wilhelm, Rohrmann, Adolf, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Die Erde und das Lebens 3. Wirtschaftsgeographie. 89
Iii. Verkehr. Weltverkehr. Die Verschiedenheit der Wirtschaftszonen und
zum Teil auch die Verschiedenheit der Wirtschaftsstufen ihrer Bewohner bringt
es mit sich, daß an gewissen Stellen der Erde einzelne Produkte in so großer
Menge erzeugt werden, daß sie von den Bewohnern an Ort und Stelle nicht
völlig verbraucht werden können. Es entsteht ein Überfluß au Produkten, der
einen großen Teil der Erzeugnisse geradezu wertlos machen würde, wenn nicht
die Möglichkeit vorhanden wäre, diese nach solchen Gebieten zu bringen, in denen
sie nicht erzeugt werden können, wohl aber gebraucht werden. Diesen Güteraus-
tausch der einzelnen Wirtschaftsgebiete zu vermitteln ist Aufgabe des Handels.
Die Tätigkeit des Handels im engeren Sinn, das Einkaufen und Verkaufen der
Wareu ist nur mittelbar geographisch bedingt. Dagegen ist die Beförderung der
Waren von Ort zu Ort, der Verkehr, naturgemäß von geographischen Verhält-
nissen, besonders von der Verteilung von Wasser und Land, vom Klima und den
Oberflächenformen unmittelbar abhängig. Der Verkehr hat heute seine Bahnen
über alle Teile der bewohnten Erde und die dazwischenliegenden Meeresflächen
gespannt, er ist zum Weltverkehr gewordeu.
Iv. Weltwirtschaft. Da von den Kulturvölkern oder unter ihrer Anleitung
heute fast alle Gebiete der Erde, die überhaupt erzeuguugsfahig sind, bearbeitet
werden, und da der Weltverkehr alle Wirtschaftsgebiete untereinander in lebhaftem
Austausch erhält, so hat sich die Wirtschaft der einzelnen Völker und Länder zu
einer solchen der gesamten Menschheit und der ganzen Erde, zu einer Weltwirt-
schast ausgewachsen.
Y. Wirtschaftsgeographie. Die wirtschaftende Fähigkeit des Menschen ist
also sowohl hinsichtlich der Erzeugung der Handelsgüter als auch in bezug auf
dereu Verteilung über die Erde überall von geographischen Verhältnissen abhängig.
Die Wissenschaft nun, die nach den geographischen Gruudlageu der menschlichen
Wirtschaft forscht, die feststellt, warum in einem Gebiete der Erde diese, in einem
anderen jene Produkte erzeugt werden, warum und auf welchem Wege sie vou
dem einen Ort der Erde zum andern bewegt werden, ist die Wirtschastsgeo-
graphie. Ihre beiden Hauptteile sind die Lehre von den Handelsgütern
(geographische Produktenkunde) und die Verkehrsgeographie.
B. Die wichtigsten Güter des Welthandels.
Erzeugung, Verarbeitung, Handel.
I. Erzeugnisse des Pflanzenreichs.
A. Nahrungs- und Genußmittel.
1. Körnerfrüchte: Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Reis.
Unter den Körnerfrüchten, deren Mehl liefernde Samenkörner einen wesent- § 68.
lichen Teil der menschlichen Nahrung darstellen, sind in der Gemäßigten Zone die
wichtigsten der Roggen oder das Korn und der Weizen. Sie bilden die eigent-
lichen Brotfrüchte dieser Zone. Dadurch, daß sie einjährig sind und durch Aus-
faat fortgepflanzt werden müffen, wurden sie die Erzieher der Menschen zu regel-
mäßig wiederkehrender Tätigkeit und Haupthebel aller Kultur.
a) Der Roggen ist im wesentlichen ein europäisches Getreide, denn von
der gesamten Welternte (1910 46 Mill. t) entfallen mehr als auf Europa.
1909 -
Karlsruhe
: Braun
- Autor: Glock, August
- Hrsg.: Korn, Alfred
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1907
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
280
Das Wirtschaftsleben
bestens des Einsammelns und Einbringens, also der Arbeit. Ferner
sind schon aus der niedrigsten Wirtschastsstuse Mittel erforderlich, um
die Gütergewinnung zu ermöglichen oder zu erleichtern. Diese Mit-
tel, wozu ebensowohl Pfeil und Bogen des Jägers, wie Nachen und
Netz des Fischers, Hacke, Spaten und Pflug des Landwirts, wie die
teuersten Maschinen des Fabrikanten gehören, bilden das Kapital.
1. D i e N a t u r.
852 Unter der Natur als erstem Produktionsfaktor darf man nicht
etwa nur die Erdoberfläche und was daraus wächst, sowie die unter-
irdischen Schätze der Erde verstehen, sondern die ganze den Menschen
umgebende Schöpfung, also auch die in ihr enthaltenen mecha-
nischen, physikalischen und chemischen Kräfte, wie die Wind- und die
Wasserkraft, die Wärme, die Elektrizität usw.
85z Die wirtschaftlich benutzbaren Gaben der Natur sind über die
verschiedenen Länder der Erde sehr ungleichmäßig verteilt; allein,
einem Gesetze der Ausgleichung entsprechend, welchem wir auch sonst
im Leben der Völker wie der einzelnen begegnen, haben sich nicht die
von der Natur am verschwenderischsten bedachten Teile der Erde, son-
dern die Länder der gemäßigten Zone, deren Bewohner um ihr Da-
sein mit der Natur ringen und kämpfen müssen, zu einer höheren
wirtschaftlichen und geistigen Kulturstufe emporgeschwungen; denn
der von der Natur gebotene Ueberfluß, sowie der Einfluß des tropi-
schen Klimas stumpft Körper und Geist ab und läßt die Tatkraft und
Arbeitslust nicht zur Entwicklung kommen.
854 Aus den ersten Wirtschastsstusen überwiegt bei der Gütererzeu-
gung die Natur. Je mehr Güter der Mensch ihr aber abgewinnen
will, desto mehr Arbeit und Kapital muß er z. B. bei Bebauung einer
gleich großen Strecke Landes aufwenden; er muß, wie man sagt, von
der extensiven zur intensiven Wirtschaft übergehen.
2. Die Arbeit.
855 Man unterscheidet produktive und unproduktive
Arbeit. Produktiv ist eine Arbeit dann, wenn sie unmittelbar
oder mittelbar dazu beiträgt, die für den Menschen notwendigen oder
nützlichen Güter zu vermehren; dazu aber gehört die geistige Arbeit
nicht weniger, als die körperliche, wenn dies auch die heutige soziali-
stische Theorie nur in beschränktem Umfang gelten läßt, indem sie,
wie es scheint, durch ihre gegenüber der geistigen Arbeit an den Tag
gelegte Mißachtung die ebenso unberechtigte Geringschätzung wett-
machen will, welche in früheren Zeiten die höheren Klassen gegen-
1909 -
Karlsruhe
: Braun
- Autor: Glock, August, Burger, Eduard
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1907
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
288
Das Wirtschaftsleben
die Gütergewinnung zu ermöglichen oder zu erleichtern. Diese Mit-
tel, wozu ebensowohl Pfeil und Bogen des Jägers, wie Nachen und
Netz des Fischers, Hacke, Skaten und Pflug des Landwirts, wie die
teuersten Maschinen des Fabrikanten gehören, bilden das Kapital.
1. Die Natur.
y2. Unter der Natur als erstem Produktionsfaktor darf man
nicht etwa nur die Erdoberfläche und was daraus wächst, sowie die
unterirdischen Schätze der Erde verstehen, sondern die ganze den Men-
schen umgebende Schöpfung, also auch die in derselben enthaltenen
mechanischen, physikalischen und chemischen Kräfte, wie die Wind- und
die Wasserkraft, die Wärme, die Elektrizität usw.
922 Die wirtschaftlich benutzbaren Gaben der Natur sind über die
verschiedenen Länder der Erde sehr ungleichmäßig verteilt; allein,
einem Gesetze der Ausgleichung entsprechend, welchem wir auch
sonst im Leben der Völker wie der einzelnen begegnen, haben
sich nicht die von der Natur am verschwenderischsten bedachten Teile
der Erde, sondern die Länder der gemäßigten Zone, deren Bewohner
um ihr Dasein mit der Natur ringen und kämpfen müssen, zu einer
höheren wirtschaftlichen und geistigen Kulturstufe emporgeschwungen;
denn der von der Natur gebotene Uebersluß, sowie der Einfluß des
tropischen Klimas stumpft Körper und Geist ab und läßt die Tatkraft
und Arbeitslust nicht zur Entwicklung kommen.
923 Aus den ersten Wirtschastsstufen überwiegt bei der Gütererzeu-
gung die Natur. Je mehr Güter der Mensch ihr aber abgewinnen
will, desto mehr Arbeit und Kapital muß er z. B. bei Bebauung einer
gleich großen Strecke Landes aufwenden; er muß, wie man sagt, von
der extensiven zur intensiven Wirtschaft übergehen.
2. Die Arbeit.
924 Man unterscheidet produktive und unproduktive
Arbeit. Produktiv ist eine Arbeit dann, wenn sie unmittelbar
oder mittelbar dazu beiträgt, die für den Menschen notwendigen oder
nützlichen Güter zu vermehren; dazu aber gehört die geistige Arbeit
nicht weniger, als die körperliche, wenn dies auch die heutige soziali-
stische Theorie nur in beschränktem Umfang gelten läßt, indem sie.
wie es scheint, durch ihre gegeniiber der geistigen Arbeit an den Tag
gelegte Mißachtung die ebenso unberechtigte Geringschätzung wett-
machen will, welche in früheren Zeiten die höheren Klassen gegen-
über der Handarbeit zeigten? Oder sollte wirklich die Arbeit des
* Diese Mißachtung rührt hauptsächlich daher, daß körperlich schwer
arbeitende Personen geneigt sind, die geistige Arbeit für mühelos zu halten.
Sehr mit Ünrecht; denn das angestrengte, insbesondere das schöpferische
geistige Schassen ist nichts anderes als ein unaufhörliches, aufreibendes
Ringen nach Erkenntnis und Gestaltung.
1913 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
D,
Grundzüge der Wirtschaftsgeographie.
(Handels- und Verkehrsgeographie.)
I. Wesen -er Wirtschaftsgeographie.
Die Wirtschaftsgeographie beschäftigt sich mit der Wirtschaft des
Menschen. Diese umfaßt die Veranstaltungen des Menschen, welche zur
Beschaffung und Erhaltung der materiellen Befriedigungsmittel menschlicher
Bedürfnisse dienen. Erkläre die Ausdrücke Haus-, Volks- und Welt-
wirtschaft!
Ii. Stufen der Wirtschaft.
Die Gesamtheit der Völker aus der Erde zerfällt in verschiedene
Wirtschafts stufen, die bedingt sind durch klimatische Eigentümlichkeiten,
durch Unterschiede in der wirtschaftlichen Ausstattung der einzelnen Land-
schaften, aber auch durch eine verschieden weit fortgeschrittene Entwicklung der
Völker. Gib für alle 3 Ursachen Beispiele an aus dem Gebiete des bisherigen
Unterrichts! Man kann die wirtschaftliche Betätigung der Völker auf der
Erde in vier verschiedene Wirtschafts stufen gruppieren.
Bei der Stufe der Sammelwirtschaft (Australier, Buschmänner,
Feuerländer, Völkerreste auf tropischen Inseln) erhebt sich der Mensch nur
wenig über die Stufe des Tieres und begnügt sich mehr oder weniger damit,
seine Nahrungs-, Wohnungs- und Kleidungsbedürfnisse unmittelbar aus der ihn
umgebenden Natur zu befriedigen, ohne Schonungsrücksichten auf diese, aus
andere Menschen und Zeiten. Bei der Wirtschaftsstufe des Instinkts
(Indianer, ein Teil der nordasiatischen Mongolen, Neger, Malaien) ist bereits
eine Kenntnis der Tatsache vorhanden, daß häufige Zeiten der Not und Er-
schöpfungen der Gaben der Natur eine notwendige Folge des „Raubbaus"
der bloßen Sammelwirtschaft sein müssen. „Instinktiv" sucht man diesen
Gefahren durch Beachtung gewisser Erfahrungen zu begegnen; so wandelt sich
die Pflanzensammlung zum Pflanzenbau, die Jagd zur Tierzucht, Gegen-
stände der organischen und anorganischen Natur aber unter der menschlichen
Hand zum Werkzeug der Wirtschaft. Sinken später die Erfahrungen des Einzelnen
mit seinem Tode nicht mehr mit ins Grab, sondern vererben sie sich mit
seinen wirtschaftlichen Werkzeugen auf seine Nachkommen, so erhebt sich die
Wirtschaftsstufe des Instinkts zu der des Herkommens oder der T r a d i t i o n
(Hirtenvölker und seßhafte Oasenbewvhner des großen Steppen- und Wüsten-
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Osbahr, Wilhelm, Eckardt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Uorwort zur ersten Auflage.
er Abfassung des vorliegenden ersten Bandes der Wirtschaftsgeographie
und Wirtschaftskunde für Handelsschulen liegt in erster Linie die Über-
zeugung zugrunde, daß der Unterricht in der Wirtschaftsgeographie Deutschlands
allein den Schülern nicht die Anschauung von dem deutschen Wirtschaftsleben
geben kann, die sie für ihren Beruf nötig haben, und daß deshalb eine Ergänzung
des wirtschaftsgeographischen durch den wirtschastskundlichen Unterricht ein-
treten muß, der ein tieferes Verständnis der deutschen Volkswirtschaft vermittelt.
Ein solcher Unterricht wird bereits an manchen Schulen, namentlich an den
von der Handelskammer zu Halberstadt gegründeten, erteilt. Er ist jedoch mit
vielen Schwierigkeiten verknüpft, da es an einer geeigneten Bearbeitung der
Wirtschaftskunde für die Hand der Schüler sehlt. Diese Lücke in der Literatur
der Unterrichtsbücher auszufüllen, ist der erste Zweck dieses Buches. Außer-
dem habe ich mich bemüht, auch den Unterricht in der Wirtschaftsgeographie
zu sördern.
Für Auswahl, Gliederung und Aufbau des gesamten Stoffes waren
folgende Grundsätze maßgebend*):
1. Der Unterricht in der Wirtschaftsgeographie Deutschlands soll ein klares
Verständnis der wirtschaftlichen Stellung Deutschlands und seiner ein-
zelnen Landschaften erzielen.
2. Der wirtschastskundliche Unterricht soll das Verständnis von Aufbau
und Eigenart der deutschen Volkswirtschaft, sowie von der Bedeutung und
Eigenart der die deutsche Volkswirtschaft kennzeichnenden Wirtschafts-
zweige erstreben; er soll gleichzeitig das volkswirtschaftliche Denken anregen
und fördern.
3. Der ganze Unterricht muß sich auf die Denkarbeit der Schüler
gründen.
4. Er muß so aufgebaut sein, daß sich das Wissen der Schüler organisch
ausdehnt.
5. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde dürfen nicht als zusammen-
hangslose Unterrichtszweige auftreten, sondern müssen ein einziges Lehr-
gebäude bilden.
*) Vergl. meinen Aufsatz über die Aufgaben und Ziele des wirtfchafts-
geographischen und wirtschastskundlichen Unterrichts in Nr. 4 und5 des X. Jahr-
gangs (1907) der „Zeitschrift für das gesamte kaufmännische Unterrichtswesen".
1909 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Methodisches Begleitwort.
bei den europäischen Staaten keine Landschaftsschilderung, sondern
nur ein Wirtschaftsbild geboten wurde, hat in der Hauptsache einen
äußerlichen Grund. Das Buch durfte selbstverständlich einen gewissen
Umfang nicht überschreiten. Bei den europäischen Staaten stand ich
nun vor der Frage, ob ich ein bißchen Landschaftliches und ein
bißchen Wirtschaftliches bieten solle, auf die Gefahr hin, daß beides
ohne Saft und Kraft bliebe, oder ob ich mich auf eins dieser Gebiete
beschränken solle. Ich entschied mich für das letztere. Dann konnte
aber nur das Wirtschaftsbild, nicht das Landschaftsbild, gewählt
werden. Denn die Wirtschaftskunde ist der ungeläufigere Stoff,
der aber andrerseits keineswegs abgewiesen werden darf, da der Deut-
sche ein Auge gewinnen muß für die wirtschaftlichen Verhältnisse
anderer Völker. Und selbst, wenn der Lehrer bei beschränkten Ver-
hältnissen einmal nicht Zeit finden sollte, die wirtschaftlichen Ver-
hältnisse des Landes zu erörtern, so werden doch die reiferen Schüler
den entsprechenden Abschnitt immer mit Nutzen zu Hause lesen
können. Wenn also in dem Schülerheft bei den europäischen Staaten
keine landschaftlichen Schilderungen berücksichtigt wurden, so soll
das nicht bedeuten, daß nach Ansicht des Verfassers solche auch
im Unterricht zugunsten des Wirtschaftlichen müßten ausgeschaltet
werden. Man wird selbstverständlich auch im Zeitalter der Wirtschafts-
geographie den Golf von Neapel, die holländische Landschaft oder die
Fjordküste Norwegens schildern, überhaupt solche Landschaftsformen,
die Deutschland nicht bietet. Im übrigen ist unser schönes Vaterland
mit den majestätischen deutschen (soll heißen, von Deutschen be-
wohnten) Alpen, mit seinen lieblichen Mittelgebirgen, überhaupt mit
der Fülle seiner Landschaftsformen und mit seinen Küsten reich genug,
dem Schönheitsgefühl vollauf genügende Anregung zu bieten. Man
soll sich wohl hüten, außerdeutsche Landschaften so zu schildern, als
ob nun hier erst wirkliche, vollendete Schönheit wäre, denn dem Deut-
schen liegt die Auffassung, daß es mit uns „nicht weit her sei", ohnehin
als ein Erbübel schwer genug im Blut. — Bei dem Abschnitt über das
Wirtschaftsleben des betreffenden Landes ist durch den Druck
das Hauptgewicht auf den Güteraustausch gelegt worden (die großen
Antiqualettern), denn in dem Güteraustausch kommen die Existenz-
verhältnisse des betreffenden Volkes kurz und bündig zum Ausdruck. Und
sodann wurde dem Kinde jedesmal Gelegenheit gegeben, sich über den
Güteraustausch des betreffenden Landes mit Deutschland unter-
richten zu können. Diese Kenntnisse muß es sich selbständig aus einer
graphischen Darstellung (auf der Innenseite des hinteren Deckels) er-
arbeiten, die zuerst die 8. Aufl. der „Vaterl. Erdk." brachte.
Den Schlußteil des Büchleins, die Angaben über die allgemeine
Erdkunde und über die Himmelskunde, wird man vielleicht etwas dürftig
finden, da die üblichen zeichnerischen Darstellungen über die Stellung
und die Beleuchtungsverhältnisse der Erde usw. fehlen. Ich bin der
Meinung, daß sich alle diese Dinge wirksam nur durch Körper, nicht
durch Bilder darstellen lassen. Ein Tellurium (bezw. ein Planeta-
rium) ist notwendiger als eine Elektrisiermaschine! Hat man keins,
so stellt man die Kinder entsprechend auf dem Spielplatz auf. Dein
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vorwort.
Sev vorliegende zweite Band der „Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten", die
„Erdkunde für Seminare", ist wie auch der erste, für Präparandenanstalten
bestimmte Teil in engem Anschluß au die geltenden Lehrpläne bearbeitet.
1. Der Land erkunde wurde der breiteste Raum gewährt und ihrer Bearbeitung
der Gesichtspunkt zugrunde gelegt, daß der erdkundliche Unterricht im Seminar
vor allem die Aufgabe hat, „unter vergleichender Betrachtung die innern
Beziehungen und die ursächlichen Zusammenhänge von Lage, Klima,
Bodengestalt, Bodenkultur, Menschenleben n. a. zum Verständnis zu
bringen". Daher legt die Darstellung den Schwerpunkt mehr auf eine der fort-
geschrittenen geistigen Reife des Seminaristen entsprechende vertiefte Erkenntnis
der geographischen Tatsachen und Erscheinungen als auf eine Erweite-
rnng des erd- und länderkundlichen Wissens lediglich nach der stofflichen Seite hin.
Die Landschaften sind als natürliche Einheiten scharf heransgearbeilet, die
Einzeltatsachen nach dem Verhältnisse von Ursache und Wirkung miteinander
verknüpft, die innern Wechselbeziehungen zwischen den natürlichen Ge-
gebenheiten, zwischen Landschaft und Kultur, Natur und Menschenleben
nach Möglichkeit aufgezeigt. Einfache geologische Tatsachen haben überall da
Berücksichtigung gefunden, wo mit ihrer Hilfe die Oberflächenformen des Land-
schaftsbildes, der wirtschaftliche Wert eines Gebietes, die Besiedlnngs- und Ver-
kehrsverhältnisse, überhaupt länderkundliche Erscheinungen in leicht verständlicher
Weise erklärt werden konnten. Auf die wichtigsten topographischen Tatsachen
wiederholend und ergänzend zurückzugreifen, war nicht allein wegen der Bedeutung
dieser Stoffe als Grundlage für die Verknüpfung, sondern auch im Interesse
einer zusammenhängenden vertiefenden Darstellung erforderlich.
In den Vordergrund der Länderkunde ist die vaterländische Erdkunde
gestellt; sie schließt mit einem zusammenfassenden Rückblick auf die Kulturgeo-^
graphie und die wirtschaftlichen Grundlagen des Deutschen Reiches.
Gegenstand eingehender Darstellung sind der Anteil Deutschlands am Welt-
Handel und Weltverkehr, die Stellung unseres Vaterlandes im Welt-
Wirtschaftsleben, die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Reiches
und die Bedeutung unserer Schutzgebiete für das Wirtschaftsleben des
Mutterlandes sowie für unsere politische Stellung unter den Welt-
Völkern. Auch bei der Behandlung der außerdeutschen Länder sind deren
wirtschaftliche, kulturelle und politische Beziehungen zu unserem
Vaterlande besonders betont. Das Deutschtum im Auslande wird nicht nur
bei den betreffenden Ländern, sondern auch in einem besonderen Abschnitte und im
Zusammenhange gewürdigt.
2. Die „Grundzüge der allgemeinen Erdkunde" bieten das Hauptsächlichste
aus der allgemeinen physischen Geographie und der Geographie der Lebewesen. Was
im erdkundlichen Unterricht der Präparandenaustalt an Stoffen allgemein erdkund-
lichen Gepräges im Anschluß an die Länderkunde, also gelegentlich behandelt
wurde, ist hier entsprechend ergänzt und vertieft und der systematischen Dar-
stellu ng der typischen Erscheinungen an der Erdoberfläche eingeordnet.
Von fouftigen Stoffen blieben grundsätzlich alle diejenigen ausgeschlossen, sür deren
Erarbeitung das im geistigen Besitze des Schülers befindliche länderkundliche
Tatsachenmaterial zu wenig Apperzeptionshilfen stellt, sowie solche, die im weiteren
länderkundlichen Unterricht nur wenig Verwertuug siuden. Wichtig schien mir, dem
1910 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor, Fritzsche, Richard
- Hrsg.: Hemprich, Karl
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Deutsch und Staatskunde.
111
die Wirtschaftsgeographie, die Kolomalkunde, die Handels- und Verkehrs-
kunde, die Flottenkunde, die Zollkunde usw. näher darlegen. So sieht man,
wie die Fächer ineinandergreifen und dadurch einander vorbereiten und unter-
stützen. Die Naturkunde hat im besondern die Aufgabe, dem Kinde zum
klaren Bewußtsein zu bringen, inwiefern die Erhaltung und Gestaltung seines
Lebens von unzähligen Umständen und Mitmenschen abhängt. Sie ist die
Lehre von der wirtschaftlicken Abhängigkeit des Menschen von Natur und
Umwelt. Wie man diese den Schüler erschließt, haben wir schon oben an
einigen Beispielen gezeigt und möge dann das Deutsch uoch zeigeu.
Zu beachten ist: Die Naturkunde ist technische Wirtschaftskunde, welche,
um mit C o n r a d zu reden, den Schüler bekannt zu machen hat mit den
Mitteln und Kräften, die die Natur zur Verwirklichung der menschlichen
Zwecke bietet. Sie betrachtet so mehr den einzelnen Menschen und das
einzelne Gewerbe, den einzelnen Vorgang und die einzelne Erscheinung. Sie
sieht meist noch ab von den gesellschaftlich-umweltlichen Bedingungen. So
schafft sie Grundlagen, auf denen weiter zu bauen ist. Geschichte und Erd-
kunde fassen dieses natürlich gegebene Wirtschaftsleben im Hinblick auf
menschliche Gesellschaften, Gemeinschaften, Staaten auf. Sie bringen die
politische Seite der Wirtschaftskunde zur Geltung. Die Sittenlehre fügt dazu
noch die moralische, die Geschmackslehre die ästhetische. So sehen wir, wie
das gesamte Kulturleben auf dem Wirtschaftsleben fußt. Mag man im ein-
zelnen verschiedene Wege einschlagen: die Naturkunde muß doch überall die
Wirtschaftslehre als Lehcgeist und Lehrziel erkennen lassen und Einsicht in
die wirtschaftlichen Naturbedingungen des Menschenlebens verschaffen.
veulscd und Slaalskunde.
Zunächst könnten dieil esebücher in mannigfacher Weise die Staats-
und Bürgerkunde fördern, indem sie passende Lesestücke aufnähmen. Sie
sollen gar nicht bloße realistische Darstellungen sein. „Eine Winternacht auf
der Lokomotive" von M. M. v. Weber, „Die Gesellschaft zur Rettung Schiff-
brüchiger" von Fr. Hoffmann u. a. können Anknüpfungspunkte zu frucht-
baren Besprechungen bieten, wenn man sich nur von der einseitig ästhetischen
Würdigung des Lesebuchs freihält Z. Aber bereits die Auswahl der Lese-
stücke hat der Staats-, Bürger-, Rechts-, Gesellschafts- und Wirtschaftskunde
Rechnung zu tragen. Das kann geschehen, ohne der Sprachpflege auch nur
den leisesten Abtrag zuzufügen.
Unter Lesestücke sollte man auch so oft als möglich passende Sprichwör-
ter und Aussprüche setzen, namentlich solche, die auch das gesamte Gesellschafts-
leben beleuchten.
H Sodann wäre es auch recht ersprießlich, wenn sie unter die inhaltlich
verwandten Lesestücke einzelne Paragraphen aus den Gesetzen setzten. Da-
durch würden die Schüler stückweise und naturgemäß in die Gesetzessprache
eingeführt; das ist auch Bildung fürs Leben. Man könnte ja auch manche
Paragraphen stilistisch etwas vereinfachen. Ich glaube, dies Verfahren ver-
stärkte auch den sittlichen, willenbestimmenden Eindruck des Lesestücks.
(v. v ^ ^iehe hierzu: Schleicher t, Die volkswirtschaftlichen Elementarkenntnisse im
Rahmen der jetzigen Lehrpläne der Volksschule.