1908 -
Schwabach
: Schreyer
- Autor: Bahmer, David, Wenger, Franz, Lutz, August, Korn, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Maingebiet, Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iv
In gleichem Sinne sagt F. M a t t h e s: *)
„Unter den Unterrichtsgegenständen, deren Methodik bisher mehr
als im Argen gelegen hat, steht die Geographie obenan und man muh
es erlebt haben um es zu glauben, zu welcher ausgesuchten Marter
für deu Schüler dieser hochinteressante Unterricht gemacht werden kann."
Wenn wir die im ersten Geographie-Unterricht — und
nur diesen haben wir hier im Auge — gebräuchlichen Hilfsmittel über-
schauen, so finden wir diese Behauptungen vollauf bestätigt. Mit wenig
Ausnahmen beginnen die methodischen Handreichungen und
L e i t f ä d e u mit Nameu, Lage, Größe und G r e n z e n des Landes,
gehen über zur Bodenbeschaffenheit und Bewässerung um
schließlich die Belehrung über Wohnorte und Bewohner anzureihen.
Wenn dazu noch die Unterrichtserteilung an der Hand einer nn-
vermittelt in den Unterricht gestellten Landkarte geschieht, so tritt
die Erfolglosigkeit dieses interessanten Unterrichtszweiges klar zutage.
Oder behaupten wir zuviel, wenn wir sagen: Ein solcher Unterrichts-
betrieb bereichert das Wissen des Schülers im günstigsten Falle mit leb-
und farblosen Namen, Zahlen, Strichen und Zeichen, keinesfalls aber
verhilft er demselben zu einem wirklichen erdkundlichen Wissen als
wertvollem Bildungsbeitrag ! — Und ist der eben charakterisierte Gang
des Unterrichtes imstande dauernd das Interesse des Schülers, von
dem doch unstreitig jeder Unterrichtserfolg abhängt, zu fesselu? Wird
sich nicht vielmehr bald geistige Erschlaffung und Ermüdung einstellen?
Die Ursache aller dieser mißlicheu Erscheinungeil finden wir, um
es kurz zu sagen, darin begründet, daß der erste Geographie-Unterricht
sich allzuweit vou feiner Mutter und Lehrmeisterin Heimatkunde eut-
ferut hat. Der erste Geographie-Uuterricht kauu uichts anderes sein,
als eine erweiterte Heimatkuude und wir glaubten den Grnndgedanken
nnsres Werkchens nicht besser andeuten zu können als durch deu Zu-
satz: . . . im Sinne einer erweiterten Heimatkunde.
Wie verfährt nun die Heimatknnde um den Schüler au eiue
deukende Betrachtuug der Heimat zu gewöhnen und ihm dieselbe lieb
zu macheu? Beschauend, mefseud, zählend und erzählend, vergleichend
durchwandert der Lehrer mit seineu Schülern den Heimatort. Vor den
interessantesten Objekten wird Halt gemacht; sie werden einer besonderen
Betrachtung unterzogen. Mit unwillkürlicher Aufmerksamkeit lauscheu
die Kinder den Worten des Lehrers, wenn dieser hin und wieder das
Bild der alten Tage vor ihrem geistigen Auge erstehen läßt. Welche
Freude ruft unter der kleinen Schar eine Abbildung ans der Ver-
gangenheit des Heimatortes hervor! Im nächsten Jahr geht's hinaus
iu die Umgebung des Ortes, iu Feld und Wald. Der Lehrer ver-
*) Neue deutsche Schulzeitung 1878/79. Angeführt in I. Coordes: „Ge-
danken über den geographischen Unterricht". — Leipzig, kartogr. Verlagsanstalt
von G. Lang.