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1. Kreis Büdingen - S. 10

1914 - Gießen : Roth
10 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. Mit der Lage des Kreises hängt auch die verkehrssrage eng zusammen. In früheren Zeiten bewegten sich die Heere, die Kaufmannszüge, die Posten, die Lastwagen der Fuhrleute und Bauern aus den alten „Landstraßen", welche als Feld- oder Waldwege noch vielfach unter dem Namen „hohe Strafte", „Reffenstraße" oder „Frankfurter Straße" den Kreis durchziehen. Da Frankfurt infolge seiner natürlichen Lage schon von jeher der Haupt- Marktplatz für Vogelsberg und lvetterau war, so zogen die Landstraßen alle strahlenförmig von dieser Stadt aus über die Höhenrücken nach dem Vogels- berge hin, in den wasserreichen Tälern war meistens mit Fuhrwerken nicht fortzukommen. Solche „Frankfurter Straßen" haben wir noch über Mar- köbel, Herrnhaag, Hitzkirchen- über Altenstädt, Stockheim, Breitehaide, Gber-Seemen,' über Altenstädt, Rodenbach, Eckartsborn, Zwiefalten,' über Altenstädt, Ranstadt, Nidda, Unter-Schmitten. Erst vor etwas mehr als 100 Jahren begann man mit dem modernen Straßenbau, und heute hat der Kreis ein ausgedehntes Straßennetz von 390 km Länge. Eine mächtige För- derung erfuhr der Verkehr jedoch erst in den letzten Jahrzehnten mit der Eröffnung der Oberhesfischen Bahn Gießen—gelnhausen (1869 bzw. 1870) sowie der Strecken Nidda—schotten (1888), Stockheim—gedern (1888), Nidda—friedberg (1897) und Stockheim—vilbel (1905).*) Während noch in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die meisten (Drte des Kreises wöchentlich höchstens einmal Postbestellung hatten, findet heute solche täglich mindestens zweimal statt, und schon seit Jahren sind alle Ge- meinden an das Fernsprechnetz angeschlossen. So ist auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens im Kreis ein riesiger Fortschritt zu verzeichnen. Die meisten Gemeinden Haben in den letzten Jahrzehnten durch Anlegung von Wasserleitungen für gutes Trink- wasser Sorge getragen, und durch den Anschluß an das Elektrizitätswerk zu Wölfersheim wird für Industrie und Landwirtschaft ein neuer Aufschwung zu erwarten sein. Seine Geschichte. In uralter Zeit war unsere Gegend ganz mit Wald bewachsen, in wel- chem Hirsche, Rehe und Füchse, Wölfe,**) Luchse, Bären und andere Tiere hausten. In diesem ausgedehnten Waldgebiete lebte ein Volk, das sich in Tierfelle kleidete und von Jagd und Fischfang, wildem Obst und den Wurzeln wildwachsender pflanzen nährte. Wohnungen in unserem Sinne kannten sie nicht' sie lebten in Erdhöhlen, die sie durch Pfahl- und Flecht- werk, mit Nasen und Erde überdeckt, wetterdicht zu machen suchten. Noch *) Luche die einzelnen Bahnlinien auf der Karte auf! **) Wölfe kamen noch im 16. und 17. Jahrhundert einzeln in unseren wäl- dern vor.

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1. Kreis Büdingen - S. 11

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 11 stößt man hier und da bei Erdarbeiten auf solche Wohngruben, aus denen mitunter Topsscherben, Steinwerkzeuge u. dgl. zutage gefördert Werden. Die Geschichte bezeichnet sodann die ttelten als die Bewohner unserer Gegend, deren Siedelungsgebiet vom 9.-4. Jahrhundert v. Chr. sich weithin nach Nordosten und Norden bis zur'fulda und Schwalm erstreckte. Fast überall erzählen uns Hügelgräber sowie die noch mannigfach von den Landleuten aufbewahrten Steinäxte — Donnerkeile werden sie gewöhnlich genannt — von der Kultur jener Urbewohner. Den Kelten folgten die Chatten, welche im 4. Iahrh. v. Thr. in wilden Scharen von Osten hereinbrachen. Wo eine Quelle, ein fruchtbares Tal lockte, da siedelten sie sich an, immer mehr von Norden und Osten dem Rheine zustrebend. So hatten sie im Laufe der Zeit die ganze Wetterau in ihren Besitz bekommen,*) um von da aus das Römer- volk am Rhein ständig zu beunruhigen. Das änderte sich, als die Römer unter Kaiser Domitian (81—96 n. Chr.) siegreich ins Thattenland vorge- drungen waren (83 n. Thr.) und zum Schutze ihrer Besitzungen eine Grenz- wehr anlegten. Unter Hadrian (117—138) wurde diese weiter ins Ger- manenland vorgeschoben und ein neuer Grenzschutz, wohl nur aus einem Palisadenzaun bestehend, geschaffen. Erst unter Taracalla (211—217) ent- stand der Ausbau der 550 km langen Befestigungslinie von der Donau durch Franken und Hessen bis zum Rhein, welche unseren Kreis in nördlicher Richtung durchzieht und unter dem Namen Psahlgraben oder Limes bekannt ist. Dieser Limes betritt bei Langenbergheim den Kreis Büdingen, zieht an Rommelhausen und Oberau vorbei über Altenstädt, (Stammheim, Sta- den), Bingenheim, Bisses, Schwalheimer Hof und Unter-Widdersheim und setzt sich von da im Kreis Gießen fort. Überreste haben sich im Walde bei Rommelhausen und am Forsthaus Bingenheim erhalten.**) Ts war somit nur der westliche Teil des Kreises der römischen Herrschaft unterworfen, das Gebiet, in welchem jetzt die Orte Altenstädt, höchst a. d. N., Oberau, Tngelthal undhofoppelshausen, Leidhecken,Bingenheim, Heuchelheim, Get- tenau, Echzell und Berstadt liegen. Manche der genannten Siedelungen sind direkt römischen Ursprungs, wie Altenstädt und Echzell. Innerhalb der römi- schen Umwallung entstanden eine Menge Verkehrswege, die als Römer- straßen noch heute bekannt sind. Der größte Teil des Kreises blieb aber in ständigem Besitz der Thatten, zu dessen Schutz sie feste Ringwälle auf der Glauburg bei Stockheim, der hardeck bei Büdingen und anderwärts angelegt hatten. Wie die Römer, so vermochten auch die zur Zeit der Völker- Wanderung von Osten her vorstoßenden Stämme die Thatten nicht aus ihren Wohnsitzen zu vertreiben. Ihr Name jedoch verschwindet seit dem 4. Jahr- hundert ganz, später (um 720) werden sie als „Hessen" bezeichnet. ~ *) Die flnroöungen in den Tälern des Vogelsberges erfolgten roohl viel später, im 9. und 10. Jahrhundert. **) Suche den Limes auf der Karte auf!

2. Heimatkunde des Regierungsbezirks Wiesbaden - S. 18

1909 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
— 18 - Eine der ältesten Städte des Reg.-Bez. ist die an der Mündung der Nidda in den Main gelegene Kreisstadt Höchst (16). Sie hat zahlreiche Fabriken, ein Gymnasium und ist Station der Taunus- und Franksnrt-Limburger Bahn, sowie Ausgangsstation der Strecken Höchst-Soden und Höchst-Königstein. In der Nähe von H. besiegte im Jahre 1622 der General Tilly den Herzog Christian von Braunschweig. Mainauswärts liegen am linken Ufer Schwanheim (4%) und am rechten Ufer Griesheim (11), beide mit bedeutenden Fabriken, am Schwarzbach Hofheim (3%) mit hochgelegener, weithin sichtbarer Kapelle, und Lorsbach (1) mit anmutiger Umgebung. Nordwestlich von Höchst, mit diesem durch eine Zweigbahn verbunden, liegt in einem lieblichen, geschützten Tälchen der Badeort Soden (2) mit vielen Salzquellen. 16. Der Landkreis Frankfurt. (30 000 Einwohner; 11 Gemeinden.) Zum Landkreise Frankfurt gehört die nächste Umgebung der Stadt Frank- furt. Der größere Teil des Kreises liegt nördlich von F. An der Nidda liegen die Stadt Rödelheim (10) mit einem Schloß der Grafen von Solms-Rödelheim und der Flecken Heddernheim (5), in dessen Nähe sich vor 2000 Jahren eine römische Stadt befand. Die Lage derselben, sowie die Anordnung der Straßen und Gebäude, ist durch Ausgrabungen genau fest- gestellt worden, wobei man zahlreiche römische Altertümer (Opferaltäre, Säulen, Figuren, Gefäße, Waffen und Münzen) gefunden hat. Große Dorfgemeinden sind Eckenheim (3), Preungesheim (2%) und Ginnheim (2%). 17. Der Stadtkreis Wiesbaden. (108 000 Einwohner; 1 Gemeinde.) Das Gebiet des Stadtkreises Wiesbaden liegt in Form eines ungleichseitigen Dreiecks nördlich von der Mainmündung. Der nördliche Teil wird von dem Hauptkamme des Taunus durchzogen, welcher im Kreis in der Platte, die mit einem Jagdschlosse des Großherzogs von Luxemburg geziert ist, ihre be- deutendste Höhe erreicht. Nach S. zu bildet der Kreis einen anmutigen Tal- kessel, in dem sich in geschützter, sonniger Lage die Kurstadt W. ausdehnt. Wiesbaden war zur Zeit Christi ein Römerkastell, was durch zahlreiche Spuren von Tempeln und Bädern aus der Römerzeit bewiesen wird; zur Zeit der Karo- linger gehörte W. zur Zahl der königlichen Städte; zur Zeit Barbarossas kam es in den Besitz der Grafen von Nassau; im Jahre 1744 wurde es Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen, 1806 neben Biebrich Hauptstadt des Herzog- tums Nassau und 1866 Hauptstadt des Reg.-Bez. W. Bis ins erste Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts blieb die Stadt klein und unbedeutend und zählte kaum 3000 Einwohner; heute hat sie 100 000 längst überschritten. Die alten Stadtteile, welche enge und unschöne Straßen hatten, sind fast ganz verschwunden und sowohl im Innern der Stadt, als auch nach außen in allen Richtungen neue Stadtteile mit schönen, breiten Straßen und prächtigen Gebäuden aufgeführt worden. Ein Kranz von zum Teil schloßartigen Landhäusern, zwischen denen sich wohlgepflegte Gärten und großartige Parkanlagen ausdehnen, umgibt die Stadt. — Von öffentlichen Gebäuden sind besonders nennenswert die evangel. Hauptkirche, das neue Rathaus, das Königl. Schloß, die Wilhelms-Heilanstalt und die Höhere Mädchenschule, sämtlich am Markt gelegen; ferner die Bergkirche, die Ringkirche, die beiden kath. Kirchen, die altkatholische Kirche, die Synagoge, das Museum, das Kurhaus mit den Kolonnaden, das Königl. Theater, das Landes-

3. Kreis Büdingen - S. 18

1914 - Gießen : Roth
18 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. hatten in älteren Zeiten die Raubritter die Landstraßen ansicher ge- macht, so taten es jetzt Zigeuner und anderes fahrende Gesindel, welches zu Banden vereinigt das Land durchzog, einzeln die Gelegenheit ausspähte und dann in Trupps vereinigt raubte und plünderte. Nicht selten gab es dabei Tote und verwundete. Die Negierungen standen dem Treiben dieser arbeitsscheuen Gesellen machtlos gegenüber. Edie frech die's trieben, erhellt aus der Tatsache, daß am 16. Oktober 1725 eine 50 Mann starke Zigeu- nerbande am hellen Tage mit geladenem Gewehr in Hirzenhain einrückte, am selben Tage einen Landleutnant*) in Glashütten erschoß und in diesem Dorfe mit Schießen und Lärmen so hauste, ,,als wenn sich eine Krmee schlüge". Noch bedurfte es fast eines ganzen Jahrhunderts — und viele Vagabunden mußten zu Gießen, Gffenbach, Darmstadt und anderwärts hin- gerichtet werden —, bis endlich überall Ruhe und Sicherheit zu verspüren war. Während der Kriege, welche im ^8. Jahrhundert auf Deutschlands Gauen ausgefochten wurden, blieb unsere Gegend keinesfalls verschont. Bald lagen Franzosen, bald Neichsvölker bei den Bauern im (Quartier. Schwer waren die Lasten zur Zeit des siebenjährigen Uriegez. Der fran- zösische Marschall Soubise hatte sich, von Norden kommend, am 2. Januar 1759 der Stadt Frankfurt bemächtigt' sein Heer zu vertreiben war die 5luf- gäbe des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, der über eine 29000 Mann starke Krmee verfügte. In 3 Kolonnen rückte er von Fulda aus auf den ,,Frankfurter" Straßen gegen den Main vor. Nach einer blutigen Zchlacht bei Bergen (unweit Frankfurt) am 13. Hpril 1759, in welcher die Fran- zosen ihre Stellungen behaupteten, mußten sich die Verbündeten (Preußen, Hannoveraner usw.) auf Marienborn zurückziehen, woselbst sie ein Lager bezogen. Dann gingen sie durch die Wetterau nach Norden und zogen über Grünberg, Alsfeld und Ziegenhain nach Kassel, woselbst sie Ende Rpril an- kamen. Auch in den weiteren Kriegsjahren, besonders 1762, wurde unsere Gegend schwer heimgesucht. Besonders übel erging es jedoch vielen Grten des Kreises bei der sogenannten französischen Retirade im herbst 1796. Der französische General Jourdan war am 3. September von Erzherzog Karl von Österreich bei Würzburg geschlagen worden und trat mit seinem Heere den Nückzug durch den Spessart, den Vogelsberg und die Wetterau an. Da sich überall viele Bauern zusammenscharten und Widerstand leisteten, wurden die französischen Flüchtlinge aufs heftigste gereizt. So kam es, daß sie auf ihrem Zuge am 7. und 8. September alle Ortschaften der Ämter Wenings, Lißberg und Nidda, die sie berührten, vollständig ausplünderten. 5lm härtesten wurde das Städtchen Lißberg selbst, dessen Bewohner sich widersetzten, am 8. September mitgenommen. Nach der Plünderung wur- *) Polizeibeamter, unserem Gendarmen vergleichbar.

4. Kreis Büdingen - S. 20

1914 - Gießen : Roth
20 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. Ein aus so vielen Gebieten zusammengesetzter Staat, wie es das Hessen- land seit 1816 war, mit seiner Mannigfaltigkeit an Gesetzen, Verordnungen, Münzen, Matzen, Gewichten u. dgl. m., konnte aus die Dauer nicht unver- ändert bleiben, wollte es seinen wirtschaftlichen Kufgaben gerecht werden. Oeshalb wurden im Jahre 1821 die seitherigen Ämter aufgehoben, die Oer- waltung von der Rechtspflege getrennt und das Land in Landrats- und Landgerichtsbezirke geteilt. Erstere erhielten später die Benennung Kreise, letztere Kmtsgerichtsbezirke. So konnte sich das Land in den Jahren des Friedens, welche nur 1830 und 1848 durch innere Unruhen vorübergehend getrübt waren, aus seinen zerrütteten Verhältnissen erheben und neuen, höheren Zielen zustreben. Doch mutzten noch Jahrzehnte vergehen, bis der Traum der Väter von einem geeinten mächtigen Reiche in Erfüllung ging. Zuvor entbrannte erst noch der deutsche Bruderkrieg von 1866, zu welcher Zeit Hessen, lvürttemberger, Nassauer, Kurhessen (Husaren), Badener und Österreicher in den Ortschaften unseres Kreises einquartiert waren. Erst der grotze Krieg gegen Frankreich 1870/71, in welchen auch der Kreis seine besten Sohne schickte, brachte uns die deutsche Einheit und den Frieden, dessen sich unser Vaterland bis zur Gegenwart erfreuen darf, und der die Grundlage für den ungeahnten Kufschwung in Landwirtschaft und Industrie, in Handel und Verkehr bildet. Sie einzelnen Gemeinden des Kreises. A. Die Wetterau. I. Büdingen und Umgebung. Die Lage der Stadt Büdingen, weitab von schiffbaren Flüssen, ein- geengt im Norden und Osten von hohen Bergen mit weitausgedehnten Wal- düngen, in welchen fast jegliche Siedelung fehlt, endlich der Mangel geeig- hanauischer Knteil am Landgericht Ortenberg: Ein Drittel von Ortenberg, Bleichenbach, Bergheim, Enzheim, Gelnhaar zur Hälfte, Ronradsdorf, Zelters und Wippenbach zur Hälfte. j Hsenburgischer Knteil am Landgericht Ortenberg: Düdelsheim mit Gberndorf, Findorf, Rohrbach, Stockheim, Leustadt, i/g von Effolderbach, sowie ein kleiner Teil von Orleshausen und Aulendiebach. Zum Gericht Büdingen zählten: Büdingen mit Großendorf, Rinderbügen, Hain- und Mittelgründau, Diebach, Vonhausen, Lorbach mit Herrnhaag, Calbach, Orles- Hausen, Büches, Wolf, Dudenrod, Ehristinenhof, Pferdsbach und Aulendiebach. Zum Gericht (Amt) Wenings zählten: Wenings, Wernings, Merkenfritz, Geln- haar (halb), Illnhausen, Bösgesäß, Burgbracht, Hitzkirchen, Kefenrod, Bindsachsen. Zum Gericht Eckartshausen gehörten: Eckartshausen, Himbach, Langenbergheim, Marienborn, Kltwiedermus. Zum Gericht Mockstadt gehörten: Ober- und Niedermockstadt und Heegheim.

5. Das Großherzogtum Hessen - S. 12

1902 - Gera : Hofmann
— 12 — f) Die Bahn von Schotten nach Nidda; Grünberg-Londorf. g) die Bahn von Gedern (längs der Nidder) nach Stockheim. 1. Der Kreis Giesen, mit 81 Gemeinden. Gießen mit 25 500 E., am Einfluß der Wieseck in die Lahn, Universität (1607), Gymnasium, Realschule, Garnisonsstadt. Durch Handel und Gewerbe (Tabak, Bier, Leder :c.) hat die Stadt in neuerer Zeit sich sehr gehoben. In der Nähe der hochgelegene Sch.iffenberg mit der gut erhaltenen Ruine der ehemaligen Klosterkirche und Ökonomiege- bänden; die Badenburg, der Kirch- und Staufenberg nördlich von Gießen an der Lahn, und auf preußischem Gebiet die weithin sichtbaren Ruinen Vetz- berg und Gleiberg, hinter welchen der 405 m hohe Dünsberg aus dem Westerwalds hervorragt. Lich mit fürstlichem (Solms-Lich) Schloß und Garten- anlagen. Schöne gotische Stiftskirche; Präparanden Anstalt. In der Nähe das ehemalige Cistercienserkloster Arnsburg an der Wetter, an welchem ein römischer Pfahlgraben vorbeizieht, mit sehenswerten Ruinen und Fundort von Hünen- gräbern; Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Villingen mit Gemüsebau und Hungen an der Horloff; Grünberg, Großen-Buseck, wo Christian von Braunschweig 1621 geschlagen wurde. Lollar an der Lumda, Ruine Staufenberg; Wieseck und Lang-Göns. 2. Der Kreis Friedberg, mit 72 Gemeinden. Friedberg mit Fauerbach hat 7800 E., freundliche Stadt a. d. Usa, auf der Stelle eines römischen Kastells, früher befestigt. Die eigentliche Burg, in welcher das Großh. Schloß sich befindet, ist nebst dem Walle gut erhalten und gewährt einen herrlichen Ausblick nach der Wetterau und dem Vogelsberg. Die ansehnliche Stadtkirche wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Prediger- und Schullehrer-Seminar, Realschule und Gymnasium; Blinden- und Taubstummenanstalt, In der Nähe das 1866 an Hessen gekommene Bad Nauheim mit Gradier- werken und Parkanlagen am Fuße des mit Reben bepflanzten Johannisbergs; in der Nähe 6 sehr ergiebige Braunkohlenlager; Säuerlinge bei Schwalheim, Wisselsheim und Steinfurth a. d Wetter. Ziegenberg a. d. Usa, frühere römische Niederlassung mit einem v. Löwschen Schlosse. Butzbach, gewerb- reiche Garnisonstadt (Infanterie) mit einer Realschule: nördlich davon Pohl- Göns mit den Überresten des röm. Pfahlgrabens; Rockenberg, unfern da- von das Landeszuchthaus Marienschloß und die aus dem Mittelalter stammende Schloßruine Münzenberg. Staaden mit einem Sauerbrunnen a. d. Nidda, Ober-Flor st adt am Einfluß der Horloff in die Nidda, Assen- heim am Einfluß der Wetter in die Nidda, mit einem Schlosse des Grafen von Solms-Rödelheim; Ilbenstadt mit einer byzantinischen Kirche des ehe- maligen Prämonstratenserklosters und dem Schlosse des Grafen von Leiningen- Westerburg; Ober-Rosbach mit der Capersburg, ehemal. Römerkastell; Groß- Karben und das an der Nidda gelegene Vilbel mit Sauerbrunnen und einer höhern Bürgerschule. Außerdem die wohlhabenden Orte Heldenbergen, Rodheim a. d. H. mit bedeutendem Obstbau, Nieder-Wöllstadt, Ossen- heim und Büdesheim. 3. Der Kreis Büdingen, mit 75 Gemeinden. Büdingen mit 3100 E. am Seemenbach, mit sehenswertem Schloß und Parkaulagen des Fürsten von Isenburg und Büdingen, in reizendem wald- und wiesenreichem Thale, von Mauern und Türmen umgeben (Jerusalemer Thor); Gymnasium seit 1601. Unweit davon Herrenhaag (1737 Graf Zinsendorf) und die Ronneburg; Altenstadt mit bedeutendem Obstbau, Lind heim mit dem Hexenturm, dem Hauptsitz der früheren Hexengerichte (Volksschriftsteller Glaubrecht), Glauberg,

6. Illustriertes Realienbuch - S. 12

1902 - Leipzig : Hofmann
12 f) Die Bahn von Schotten nach Nidda; Grünberg-Londorf. g) die Bahn von Gedern (längs der Nidder) nach Stockheim. 1. Der Kreis Gießen, mit 80 Gemeinden. Gießen mit 24500 E., am Einfluß der Wieseck in die Lahn, Universität (1607), Gymnasium, Realschule, Garnisonsstadt. Durch Handel und Gewerbe (Tabak, Bier, Leder rc.) hat die Stadt in neuerer Zeit sich sehr gehoben. In der Nähe der hochgelegene Schiffenberg mit der gut erhaltenen Ruine der ehemaligen Klosterkirche und Okonomiege- bäuden; die Bad enburg, der Kirch- und Staufend erg nördlich von Gießen an der Lahn, und auf preußischem Gebiet die weithin sichtbaren Ruinen Vetz- berg und Gleiberg, hinter welchen der 405 m hohe Dünsberg aus dem Westerwalde hervorragt. Lich mit fürstlichem (Solms-Lich) Schloß und Garten- anlageu. Schöne gotische Stiftskirche; Präparanden-Anstalt. In der Nähe das ehemalige Cistercienserkloster A r n s b u r g an der Wetter, an welchem ein römischer Psahlgraben vorbeizieht, mit sehenswerten Ruinen und Fundort von Hünen- gräbern; Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Villingen mit Gemüsebau und Hungen an der Horloff; Grünberg, Großen-B useck, wo Christian von Braunschweig 1621 geschlagen wurde. Lollar an der Lumda, Ruine Staufenberg; Wieseck und Lang-Göns. 2. Kreis Friedberg, mit 72 Gemeinden. Friedberg mit 5300 E., freundliche Stadt an der Usa, auf der Stelle eines römischen Kastells, früher befestigt. Die eigentliche Burg, in welcher das Großh. Schloß sich befindet, ist nebst dem Walle gut erhalten und gewährt einen herrlichen Ausblick nach der Wetterau und dem Vogelsberg. Die ansehnliche Stadtkirche wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Prediger- und Schullehrer-Seminar, Realschule und Progymnasium; Blinden- und Taubstummenanstalt. In der Nähe das 1866 an Hessen gekommene Bad Nauheim mit Gradier- werken und Parkanlagen am Fuße des mit Reben bepflanzten Johannisbergs; in der Nähe 6 sehr ergiebige Braunkohlenlager; Säuerlinge bei Schwalheim, Wisselsheim und Steinfurth a. d. Wetter. Ziegenberg a. d. Usa, frühere römische Niederlassung mit einem v. Löwschen Schlosse. Butzbach, gewerb- reiche Garnisonstadt (Dragoner) mit einer Realschule; nördlich davon Pohl- Göns mit den Überresten des röm. Pfahlgrabens; Rockenberg, unfern da- von das Landeszuchthaus Marienschloß und die aus dem Mittelalter stammende Schloßruine Münzenberg. Staaden mit einem Sauerbrunnen a. d. Nidda, Ober-Florstadt am Einfluß der Horloff in die Nidda, Assen- heim am Einfluß der Wetter in die Nidda, mit einem Schlosse des Grafen von Solms-Rödelheim; Ilbenstadt mit einer byzantinischen Kirche des ehe- maligen Prämonstratenserklosters und dem Schlosse des Grafen von Leiningen- Wefterburg; Ober-Roßbach mit der Capersburg, ehemal. Römerkastell; Groß- Karben und das an der Nidda gelegene Vilbel mit Sauerbrunnen und einer höhern Bürgerschule. Außerdem die wohlhabenden Orte Heldenbergen, Rodheim a. d. H. mit bedeutendem Obstbau, Nieder-Wöllstadt, Fauer- bach, Ossenheim und Büdesheim. 3. Der Kreis Büdingen, mit 74 Gemeinden. Büdingen mit 2800 E. am Seemenbach, mit sehenswertem Schloß- und Parkanlagen des Fürsten von Isenburg-Büdingen, in reizendem wald- und wiesenreichem Thäte, von Mauern und Türmen umgeben (Jerusalemer Thor); Gymnasium seit 1601. Unweit davon Herrenhaag (1737 Gras Zinsendorf) und die Ronneburg; Altenstadt mit bedeutendem Obstbau, Lindheim mit dem Hexenturm, dem Hauptsitze der früheren Hexengerichte (Volksschriftsteller Glaubrecht), Glaub erg,

7. Kreis Büdingen - S. 8

1914 - Gießen : Roth
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. Ig. Käse verarbeiten oder als Vollmilch in die Städte Frankfurt, Offenbach und Hanau versenden. Diese Städte kommen auch als Absatzgebiete für die übri- gen Erzeugnisse der Viehzucht (Fleisch, Eier, Honig) in Betracht, ebenso sind sie für den Gbstmarkt von großer Bedeutung. Zwar war die Zahl der ertragsfähigen Obstbäume vor Jahrzehnten gewaltiger als heute. Venn durch die Wirkungen des strengen Winters 1879/80 waren von 424937 nur 150585 Stück übrig geblieben, doch sind es im Jahre 1906 schon wieder 212533 Stück, welche Zahl seitdem durch Nachpflanzungen noch erheblich gewachsen ist. Und gerade der Obstbau ist für unseren Kreis recht lohnend, da die Mehrzahl der (Drte eine vorteilhafte Lage und im Zusammenhang damit ein günstiges Klima hat. Welche Erträgnisse aus dem Obstbau erzielt werden, lehren uns folgende Zahlen. Im Jahre 1910 wurden geerntet: Tafeläpfel 10 007,5 6? im Werte von 139 880,5 Ji> 43 188 ............260 419 Tafelbirnen...... 589 „ 7 826 „ Wirtschaftsbirnen . . . . 2 109,5 „ ii ii 17 685 „ Zwetschen und Pflaumen 955 „ ii Ii 11 898 ,, Kirschen ...... 360 „ Ii Ii 6 991 „ Aprikosen...... 9 „ Ii Ii 485 ,, Pfirsiche....... 8 „ Ii Ii 625 „ Walnüsse..... 26,5 ,, Ii n 890 „ Zusammen 57 252,5 dz im Werte von 446 699,5 Die bedeutenden Obsternten des Kreises haben einen riesigen verbrauch im Volke selbst und die Entstehung von Obstkeltereien und Obstprodukten- fabriken zur Folge. Kuffallend ist, daß der Weinbau fast ganz geschwunden ist. vor Jahrhunderten war er in fast sämtlichen Gemarkungen unseres Kreises bis zur 200 Metergrenze verbreitet*), wie uns auch der Flurname ,,Wingert" oder ,,Weinberg", der noch vielfach erhalten ist, lehrt. Rlle Südhänge waren mit Reben bepflanzt, und in einzelnen Gemarkungen (Bü- dingen, Ortenberg) nahm der Weinbau eine bevorzugte Stellung ein. Nach dem 30jährigen Kriege lagen die meisten Wingerts wüste, aber im 18. Jahr- hundert gewann der Weinbau in manchen Gemarkungen noch einmalerhöhte Bedeutung. Das Auftreten der Rebenkrankheiten veranlaßte, daß die Win- gerte nach und nach in Obst- und Getreidefelder umgewandelt wurden. 5lm längsten hat sich der Weinbau bei Büdingen, Ortenberg, Diebach a. h. und an der Konneburg erhalten. Gegenwärtig sind nur noch einige Wingerts bei Büdingen im Betrieb, und bei Ober-Inockstadt hat man ,,an der Lauen- *) Noch 1616 hatten beispielsweise (Orleshausen 21, Talbach 63/ir Büches 1274» Aulendiebach 2474, Wolf 9, Pferdsbach 2, Lorbach V2, viebach a. h. 18%, Mittel- gründau (Buchen) 247s Morgen Weinberge.

8. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 160

1912 - Stadthagen : Heine
— 160 — deutenden Umsatz haben. — Zur Förderung des Handels und der Industrie hat sich in nnsernt Fürstentums seit 1899 ein Handels- und Industriellerem gebildet, der seinen Sitz in Stadthagen hat. Von großem Einfluß auf die Entwicklung des Handels sind die Einrichtungen für den Verkehr, nämlich Wege, Bahnen, Post- anstalten, Banken n. dergl. Auf diesen: Gebiete ist unsere Heimat äußerst günstig gestellt. Mitten durchs Laud führt die uralte Heer- straße llou Miuden nach Hannoller, der „Heelweg llor dem Sand- llorde", unter der Fürstin Juliane (^ 1799) als Kunststraße llou der Klus bis Kobbensen (25,7 km) ausgebaut. Dallou zweigt auf dem rechten Weserufer in Minden eine andere größere Verkehrsstraße n ab, die sog. alte Poststraße, die der Weser nach Bremen folgt. In 8 Richtung erschließen Verbindungen llon Bückeburg und Stadthagen den Verkehr mit dem Wesertal und dem Fürstentum Lippe-Detmold. Von all diesen bedeutenderen Verkehrswegen geht ein ausgedehntes Netz guter Landstraßen und Wege aus, das immer mehr llerlloll- ständigt wird. Früher standen unsere Wege in keinem guten Rufe, heute aber sind sie so kunstgerecht ausgebaut, daß sie den Verkehrs- bedürfniffen genügen. Die meisten Straßen sind erst in den letzten Jahrzehnten angelegt und planmäßig ausgebaut. Tie Aufsicht führt der Baurat in Bückeburg, dem die Straßennieister und Wegewärter unterstellt siud. Für die Instandhaltung wurde seit 1784 Wegegeld gezahlt, das llom 1. Oktober 1903 ab aufgehoben ist (Fortfall der Schlagbäume). Heute tragen Staat, Kreise und Gemeinden allein die Kosten. Zu den wichtigsten Verkehrswegen gehören die Eisen- bahnen. Die erste Eisenbahn unseres Landes, die 24 km lange Strecke der Köln-Mindener Bahu, wurde am 15. Oktober 1847 er- öffnet. Sie ist auf Kosten des Fürsten gebaut, da der damalige Landtag deu Bau ablehnte. Seit 1880 ist diese Bahnstrecke llom preußischen Staate übernommen worden. Am Ausgange des 19. Jahrhunderts sind in unserm Fürstentums noch zwei Kleinbahnen gebaut, die Steinhuder Meerbahn (S. 44) und die Bahn Stadt- Hägen-Rinteln (S. 102). Geplant ist die Strecke Stadthagen-Nienburg. Als billigste Verkehrswege gelten die Wasserstraßen. Eine derartige Verkehrsader wird unser Land schon in den nächsten Jahren erhalten, nachdem die Vorarbeiten für den Mittelland-Kanal bereits in Angriff genommen sind, der Schaumburg-Lippe n llon Stadthagen durchzieht. Einen kleinen Wasserweg besitzen wir bereits

9. Kreis Büdingen - S. 26

1914 - Gießen : Roth
26 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. erbaute Ronneburg, welche sich seit 1725 im Besitz des Hauses Isenburg- Wächtersbach befindet. Die sehenswerte Burg vermag mit ihrer ganzen Kn- läge, ihren massiven Steinbauten, ihren mächtigen Türmen und Pforten den Beschauer in die Zeit des späteren Mittelalters zu versetzen, von ihrem Bergfried genießt man einen umfassenden Blick über die Umgebung nach dem hohen Vogelsberge, dem Spessart, dem Odenwald und dem Taunus. Im Jahre 1736 war die Burg nach Zinzendorfs Ausweisung aus Sachsen für kurze Zeit Aufenthaltsort für ihn und seine Familie - jetzt ist sie un- bewohnt. Kn ihrem Fuße liegt das Dorf Alt-lviedermus. Südwestlich von Büdingen fällt uns eine steile, mit Buchenwald be- wachsene Bergkuppe auf, die Harbeck, lver hinauf wandert, findet sich oben für seine Mühe entschädigt. Denn mächtige lvälle und ein tiefer Graben umziehen die Spitze des Berges, die im Mittelalter von der Burg hardeck, dem Sitz eines gleichnamigen Herrengeschlechts, bekrönt war. Sie war noch 1405 von einem ysenburgischen Kmtmann bewohnt, dann ist sie zerfallen. Km Fuße der hardeck liegen Calbach mit bedeutender Schweinezucht und Orleshausen. Das im Seemental gelegene Düdelsheim bestand früher aus Düdelsheim und (Dberndorf. von einem an der Hauptstraße des freundlichen Dorfes gelegenen Hause, die ,,Burg" genannt, geht die Sage, daß hier einst Friedrich Barbarossa auf dem Wege von Gelnhausen nach Friedberg ein- gekehrt sei. ,,vor der Kirche unter der Linde" fanden in alter Zeit die Ge- richtssitzungen statt, das ehemalige Rat- und Schulhaus wurde 1745 er- richtet. Nordwestlich von Büdingen liegen noch Büches, Rohrbach und Aulen- Diebach? am Wolfbach lvolf und weiter talaufwärts in der Maldeinsam- keit Dudenrod. Nahe dabei erhebt sich auf hohem Bergrücken das Forsthaus Christinenhos. hier war ein fürstliches Jagdschloß mit Gutshof, welches zu Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und nach der damaligen Gräfin von Büdingen, Christine (einer geborenen Gräfin von Stolberg), benannt wor- den war. Unterhalb des Christinenhofs lag im Kälberbachtal das ausge- gangene Dorf Pferdsbach. Seine Bewohner verkauften im Jahre 1847 ihren Besitz an den Fürsten von Büdingen und wanderten größtenteils nach Amerika aus, andere verzogen in benachbarte Gemeinden. Nur der Tag und Nacht plätschernde alte Dorfbrunnen, eine Scheuer und der einsam liegende, von einer Hainbuchenhecke umfriedigte Gottesacker zeugen noch von längst entschwundenen Tagen, wo auch in diesem stillen Tale der Bauer Glück und Unglück im wechselnden Strome der Zeit erleben durfte. Ii. Altenstadt und Umgebung. Der bedeutendste Ort im Süden des Kreises ist Altenstadt auf der rechten Seite der Nidder, Station der Bahn Stockheim—vilbel. Er ist auf

10. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. VI

1900 - Gießen : Roth
Vi Heimatskunde. Bewässerung. Die Lahn vom Ederkopf berührt die Provinz im äußersten N.-W. und durchstießt sie nur auf einer kurzen Strecke, auf der sie die Lumda aufuimmt. Die Nordostecke^der Provinz wird von der Fulda (vom Nhöngebirg) durch- flossen, die hier die Schliß aufnimmt. Die übrigen Flüßchen der Provinz haben ihre Quellen teils im Oberwald, teils am Rande desselben. Die Schwalm fließt nördlich zur Eder, die Ohni nordwestlich zur Lahn. Die Nidda mit ihren Zuflüssen: Horloff und Wetter von rechts und der Nidder mit dem Seemcnbach von links, fließt südwestlich zum Main. Bracht, Salz und Steinbach gehen südöstlich zur Kinzig. Verkehrswesen. In Oberhessen sind folgende Eisenbahnen: 1. Die oberhessischen Bahnen: Gießen-Fulda; Gießen-Geluhausen; 2. die preußischen Staatsbahnen: Frankfurt-Kassel; Friedberg-Hanau; Gießeu-Wetzlar-Ober- lahnstein und Gießen-Wetzlar-Köln; 3. die Nebenbahnen: Friedberg-Nidda-Schotten, Hungen-Laubach, Stockheim-Gedern, Grünberg-Londorf. Bewohner. Die Provinz Oberhessen hat in 433 Gemeinden etwa 272 000 zu ",/i2 evang. Ew. Sie zerfällt in 6 Kreise: 1. Gießen im N.-W. der Provinz. Lahn, Lumda, Wetter. Gießen an der Lahn, Provinzialhauptstadt, Sitz eines Landgerichts und eines Amtsgerichts, Hochschule, Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Garnison rc: Die früheren Festnngswälle sind geschleift und in einen schönen Spazierweg umgewandelt. Hier das Liebigdenkmal. Als Eisenbahnknotenpunkt ist Gießen sehr im Aufblühen hegriffen. Tabaksfabriken, Maschinenfabrik, das Eisenwerk Margaretenhüttc, Vichmärkte. Die Umgegend von Gießen bietet eine Menge schöner Punkte: Gleiberg, Schiffcnberg, Stauffenberg. Arnsburg, Retlungshaus für verwahrloste Kinder; Grünberg; Hungen an der Horloff, mit Schloß des Grafen von Solms-Braunfels; Lich an der Wetter mit einer Präparandenanstalt und einem Schloß des Fürsten zu Solms-Lich. 2. Alsfeld im N. Schwalm, Ohm. Alsfeld au der Schwalm, Sitz eines Amtsgerichts, ist eine der ältesten Städte Hessens. Mehrere stilvolle altertümliche Gebäude und zwei gotische Kirchen zeugen von früher bedeutenderem Wohlstand. Realschule, erweiterte Handwerkerschule, landw. Winterschule, Fabriken. Altenburg mit v. Riedeselschem Schloß; Romrod und Hom- berg an der Ohm, mit großherzoglichen Schlössern. 3. Güdingen im S.-O., umfaßt den Südabhang des Vogelsbergs und einen Teil der Wetterau. Nidda, Horloff, Nidder und Seemenbach. Büdingen am Seemcnbach, Wohnsitz des Fürsten von Isenburg-Büdingen, Gym- nasium, erweiterte Handwerkerschule, landw. Winterschule, Sgndsteiubrüche, Braunkohlen; Hirzenhain an der Nidder, Eisenhütte; Nidda an der Nidda, erweiterte Handwerker- schule, nahe dabei der Badeort Salzhausen; Ortenberg an der Nidder; Altenstädt an der Horloff; Liudheim, Haushaltungsschule. 4. Friedberg im S.-W. umfaßt den größten Teil der fruchtbaren Wetterau. Nidda, Wetter. Friedberg, aus Stadt und Burg bestehend, Sitz eines Amtsgerichts; Prediger- und Lehrerseminar, Taubstummenanstalt, Blindenanstalt, Gymnasium, laudwirtsch. Winterschule, sehenswerte gotische Kirche, Zuckerfabrik, in der Burg ein großherzogliches Schloß; Bad-Nauheim, vielbesuchter Badeort mit schönen Parkanlagen, Saline; Butzbach, Zellenstrafanstalt; Rockeuberg mit dem Landeszuchthaus Marienschloß; V il b el an der Nidda; Münzenberg mit weithin sichtbarer Burgruine; bei Ober-Rosbach die Ruinen der römischen Capersburg; Rodheim berühmt wegen seines ausgedehnten Obstbaus. 5. Lanterbach im O. Fulda, Schlitz. Lauterbach, Sitz eines Amtsgerichts mit 2 Schlössern der Herren von Riedesel, Webereien, Färbereien; Blitzenrod, Hutfabrik; Schloß Eisenbach, Stammsitz der Familie von Riedesel; Herbstein; Schlitz, Wohnsitz des Grafen von Görz, Webereien; Maar mit Kalksteinbrüchen.

11. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 100

1890 - Gotha : Behrend
100 Bilder vom deutschen Rhein, schließen sich überall an. Und nicht zufällig treffen sich hier fo viele Schienenwege. Die Natur selbst hat diese Stätte zu einem Krenznngs- Punkt wichtiger Verkehrswege bestimmt. Denn abgesehen von den Wasser- straßeu des Mains und Rheins sind es auch Landstraßen, die unter der Wegweisnug der Natur vou jeher nach der Gegend von Frankfurt zielten. So ist durch die Niederung der Wetterau zwischen dem Taunus und der Vogelberggruppe die aus nördlicher Richtung, aus dem Wesergebiete heranziehende Straße nach Frankfurt gelegt, und ebendahin weisen das Kinzigthal und die Bergeinsattelungen zwischen dem Spessart und der Rhön die aus nordöstlicher Richtung, aus Thüringen und Sachsen heranziehende Verkehrsstraße, während von Südeu her, aus dem Rhein- thal, nicht minder wichtige Verkehrswege hier einmünden. Auf diesen von der Natur vorgezeichueteu und jetzt von den Menschen vervoll- kommneten Bahnen erstrebten wandernde Völker. Heereszüge und Handels- karawanen schon frühzeitig Frankfurt als willkommenen Zielpunkt, und so wird es uns verständlich, daß die Stadt als ein Mittelpunkt des Handels seit dem 11. Jahrhundert ein besuchter Meßplatz ist. „Weither suchen die Völker sie auf und wandern die Menschen, Denn für die Waren der Welt ist sie der wimmelnde Markt." Mit diesen Worten besang Ulrich von Hutten vor fast 400 Jahren die Stadt. Seit der Auflösung des deutschen Reiches und der Umwandlung desselben in einen Staatenbund hat Frankfurt als Sitz des Bundestags auch die Rolle eines politischen Mittelpunktes gespielt. Wenn es nun auch seit dem Jahre 1866 die letztgenannte Bedeutung verloren hat, so ist ihm doch infolge seiner trefflichen Lage seine Anziehungskraft für Handel und Verkehr geblieben, und die stetig wachsende Bevölkerung, die sich jetzt auf 165 000 beziffert, beweist, daß die Stadt immer mehr der Großstadt zusteuert. Das kommt uns auch bei der Fortsetzung unseres Weges deutlich zum Bewußtsein. Der enge Manerbann des ehemaligen Frankfurt ist, wie wir sehen, überall durchbrochen. An Stelle der alten Thore, die als stattliche Turmbauten die freie Reichsstadt ankündigten, sinden wir größtenteils geschmackvolle Säulenhallen. Nur au dem Eschenheimer Thore ragt noch der alte epheuumsponnene Turm mit der neunfach durchlöcherten Wetterfahne, dem Wahrzeichen der Stadt, als ein Rest mittelalterlicher Baukunst. Nach allen Richtungen hin hat sich die Stadt ausgedehnt, und während im Innern derselben noch einige Straßen ihren alten Charakter gewahrt haben, und einzelne enge, krumme und sinstere Gassen noch an das Frankfurt der Goethescheu Zeit erinnern, tragen diese neuen Stadtteile mit ihren breiten und schönen Straßen und Prachtgebäuden durchaus modernen Charakter, und weuil wir, die zwischen herrlichen Gartenanlagen sich hinziehenden und von stattlichen Villen umsäumten Landstraßen verfolgend, zu den neuen geselligen Ver- einignngsorten in der Nähe Frankfurts uns wenden wollten, etwa auf die Bockenheimer Landstraße zu dem berühmten, in seiner Schönheit und Großartigkeit nirgends übertrosfenen Palmengarten oder zu dem

12. Kreis Büdingen - S. 19

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 19 den 58 Wohngebäude ein Raub der Flammen, und nur 28 Häuser blieben verschont- 15 Personen sollen von den Franzosen getötet, 18 schwer und viele leicht verwundet worden sein. Der an Früchten und Wertsachen an- gerichtete Schaden wurde auf 43341 fl.*) geschätzt, für die abgebrannten Ge- bäude mußte der hessische Staat 15520fl. vergüten. Noch heute lebt die Erinnerung an jene Schreckenstage bei der Bevölkerung unserer Gemeinden fort. Während der Uriegsziige Napoleons l. gegen Preußen und Nutzland waren grotze Lieferungen an Lebensmitteln an die durchziehenden Truppen abzuführen, und viele Lauern mußten auf Kosten der Gemeinden an der Abtragung der Festungswerke von Hanau (1807) arbeiten. Die Söhne des Kreises kämpften während dieser Zeit unter ysenburgischer Fahne in Spanien oder in hessischen Regimentern auf spanischem und russischem Boden. Noch einmal sah die Gegend bedeutende Truppenmassen Kreutzen, Gster- reicher und Nüssen) in den Befreiungskriegen 1813 und 1814. Zu Rnfang des 19. Jahrhunderts fanden wesentliche Änderungen auf politischem Gebiete statt. Infolge des Reichsdeputationshauptschlußes Zu Regensburg (1803) wurde das Kloster Engelthal aufgehoben und als Tnt- schädigung an den Grasen von Leiningen gegeben,' 1836 kam es durch Kauf an das Haus Solms-Laubach, in dessen Besitz es noch heute ist. Oer Grt wurde 1806 hessisch. Bedeutenden Zuwachs an Land hatte Hessen durch den Beitritt Zum Rheinbund (1806) erhalten. Ts bekam unter anderem die Oberhoheit über die Burggrafschaft Friedberg und die stolbergischen Be- sitzungen, somit in unserer Gegend das Rmt Altenstädt und den stolbergischen Rnteil am Landgericht Ortenberg und dem Dorf Heuchelheim, dazu auch die Dörfer höchst und Lindheim, welche besondere Gerichte bildeten. Die Grafen von Isenburg-Büdingen, -Wächtersbach und -Meerholz verloren 1806 ihre Selbständigkeit und wurden dem Fürsten von Hsenburg-Birstein unterstellt. Doch konnte sich dieses grötzere Fürstentum Isenburg nicht lange seiner Herr- lichkeit erfreuen. Ruf dem Wiener Kongreß (J8j6) tvurde es zwischen Hessen und Kurhessen derart geteilt, daß Hessen (soweit unser Kreis in Betracht kommt) den ysenburgischen Rnteil am Landgericht Ortenberg sowie die Km- ter (Gerichte) Büdingen, Wenings, Eckartshausen und Mockstadt, dazu auch Michelau und Nonneburg erhielt. Das hanauische Rmt Ortenberg samt dem hanauischen Teil von Heuchelheim war schon früher (1810) an Hessen ge- fallen.**) *) 1 fl. (Gulden) = 1,70 Mark. **) Das Amt Altenstadt umfaßte: Altenstädt, Dberau, Rodenbach und Rommel- Hausen. Stolbergischer Anteil am Landgericht (Ortenberg: Iroei Drittel der Ztadt Orten- berg, Glauberg, Usenborn, Hirzenhain, Hof-Luisenlust, Ranstadt und die Hälfte von Effolderbach.

13. Kreis Büdingen - S. 33

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 33 Zu manchen Zeiten, namentlich wenn im Gebirge der Schnee zu tauen an- gefangen, weit über die Ufer tretend. Hn den Bergeshängen zu feiten des Tales reihen sich an Stelle der alten Wingerte und hutweiden fruchtbare Obstgärten und Getreidefelder, von den Bergen schauen die Dörfchen und Städtchen, winken die Burgen und Burgruinen längstvergangener Ge- schlechter. Da grüßt gleich bei Station Stockheim im Süden die 270 in hohe Glau- bürg, ein Berg, dessen Rücken mit einem mehrere Meter hohen und etwa 1650 m langen, aus trockenen Erd- und Steinmassen bestehenden Wall um- zogen ist. Zwei Eingänge führen durch diesen Wall, dem im Norden und Nordwesten noch mehrere Wälle vorgelagert sind. Die ganze Knlage ent- stammt offenbar der altgermanischen Zeit und diente den Bewohnern der Umgegend beim 5lnzug von Feinden als Zufluchtsstätte. Innerhalb dieser Umwallung entstand während des Mittelalters eine Burg, deren Überreste im nördlichen Teil kürzlich freigelegt wurden. Diese Neichsburg Glauburg wird in Urkunden 1247 und 1255 erwähnt, doch weiß man nicht, wann und auf welche Weise sie eingegangen ist. Nach der Sage*) soll sie von dem Grafen hartmann von Büdingen lange Zeit belagert, danach durch List eingenommen und zerstört worden sein. Die Steine sollen bei der Erbau- ung des Klosters Xonradsdorf Verwendung gefunden haben. 5lm Fuße des Berges zieht sich das Pfarrdorf Glauberg hin, das im frühen Mittelalter eine bevorzugte Stellung unter den Dörfern der Um- gegend einnahm, hier stand auch die Mutterkirche des alten Gerichts (Ortenberg, die schon 1191 genannt wird. Von dieser rührt noch das hübsche romanische portal der 1733 erneuerten Dorfkirche her. In neuerer Zeit ist das Dorf durch seinen Zwiebelbau bekannt geworden. Der verkehrs- reichste Ort der Gegend ist §tockheim am Kreuzungspunkt der Bahnlinie Gießen—gelnhausen und Frankfurt—heldenbergen—lauterbach. Die vor Jahrzehnten gegründete Zuckerfabrik an der Straße nach Glauberg ist jetzt in eine Klebstoffabrik umgewandelt worden. In der Nähe des Bahnhofs stehen die „Deutschen Milchwerke" von Dr. Sauer, welche Kindermilch nach einem besonderen Verfahren herstellen und überallhin versenden. Nicht weit davon liegt der ysenburgische Hof Leustadt, dessen Haupt- gebäude dem 16. Jahrhundert entstammen und der um die Mitte des 18. Jahrhunderts von Anhängern Zinzendorfs bewohnt war. Nach dem Hof benennt sich auch ein im Jahre 1857 gegründeter Unterstützungsverein von Lehrern aus dem Kreise Büdingen, die „Leustädter pädagogische Gesell- schaft . Kuf der rechten Nidderseite ist Effolderbach, das seinen seit alters geführten Namen noch heute alle (Ehre macht (1034: Effolderbach, d.i. *) Siehe <V. Glaubrecht: „Der Bergschäfer" in „Erzählungen aus dem Hessen- lande".

14. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 64

1914 - Breslau : Hirt
64 Ii. Die geschichtliche Entwicklung. bürg u. a.), bei Orb, auf der Rhön und anderwärts, so z. B. auf dem Hunnodsberge im Habichtswalde bei Cassel und auf der Altenburg bei Nieden- stein, in der Nähe von Gudensberg, die Höhen einfassen. Besonders große sind auf dem Altkönig, dem Dünsberg (im Kreise Wetzlar) und dem Heun- stein. Die gewaltigste vorgeschichtliche Burg Hessens ist die Milseburg in der Rhön. I* 4. Prähistorische und römische Wege in der Wetterau. Nach Prof. Dr. G. Wolff, Frankfurt a. M. In den letzten Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung bewohnten unsere Landschaft die Kelten, von denen noch viele Berge und Flüsse den Namen tragen: der Rhein, der Main (nach Mogons, einer keltischen Gottheit, genannt; vgl. Mogontiacum = Mainz), die Lahn, die Nidda, der Taunus (Dundie Höhe; vgl. Homburg vor der Höhe), der Altkönig (Altkin — Hochgipfel), der Dünsberg, die Rhön sind keltische Bezeichnungen,- ebenso deuten die Fluß- namen auf „äff" auf keltischen Ursprung hin. Den Verkehr vermittelten damals Wege, die meist auf den Höhen hinliefen (Abb. 4),- viele von ihnen heißen heute Hohe Straße, Hühnerweg1 usw. Eine solche Straße zieht z. B. von 1 Vgl. unten 5. 68. Sie sind nach den Hunnen benannt worden.

15. Kreis Büdingen - S. 12

1914 - Gießen : Roth
12 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. Mit dem 6. Jahrhundert gelangten sie mit anderen benachbarten Stämmen unter die Herrschaft der salischen Hrankenkönige. während dieser Zeit schwanden viele chattische Einrichtungen, neue brachen sich überall Lahn. Christliche Sendboten, wie der Irländer Kilian mit seinen Gefährten, jedenfalls auch Bonifazius und Sturm, Kamen ins Land, gründeten Kirchen und Schulen und bekehrten die Bewohner zum (Christentums. Unter den fränkischen Königen wurde das Land in Gaue eingeteilt und von Gau- grafen verwaltet, welche von den Königen (etwa seit 900 in Vertretung derselben durch die herzöge) ernannt wurden. Der Gau Wetterelba oder die Wetterau zerfiel in mehrere Grafschaften (Landgerichte, Kenten, Mar- ken), welche sich wieder aus einer Anzahl von Dorfschaften zusammen- setzten. In ihrer frommen venkungsart schenkten die Könige (Karl der Große, Karl der Dicke u.a.) dem Kloster $iilda bedeutende Ländereien, welche Schenkung später mit dem Ausdruck „die suldische Mark" bezeichnet wurde,' über andere Gebiete, wie den Büdinger U)ald mit dem zugehörigen Bannforste, behielten sie noch länger das Eigentumsrecht. In geldknappen Zeiten nutzte das Kloster Fulda später Teile dieser Mark an die Grafen von Nidda, die Grafen von Ziegenhain, die Herren von Münzenberg, die von Falkenstein sowie die Landgrafen von Hessen verpfänden oder als Lehen geben. So wurden nach dem Untergang der Karolingischen Herrschaft viele Beamte oder Grafen, wie sie hietzen, durch die verschiedensten Um- stände begünstigt, freie, unabhängige Gebieter ihres Besitztums. Mit der Zeit aber kamen immer größere Teile der fuldischen Mark in die Hände der Landgrafen von Hessen, und seit 1604 war fast der ganze westliche Teil des Kreises Büdingen im Besitz von Hessen-Darmstadt. Im östlichen Teil des Kreises hatten die Herren von Büdingen, die ursprünglich als kaiserliche Schirmvögte die Kufsicht über den alten Ueichsforst, den Vü- dinger Wald, zu führen hatten, größeren Landbesitz in ihre Hand bekommen. Zu diesem Ueichsforst gehörte ein weites Gebiet von der Kinzig bei Sal- münster die Salz hinauf bis zur herchenhainer höhe, von da das Nidder- tal abwärts nach Altenstädt, dann hinüber zur Gründaumündung an der Kinzig und diese wieder aufwärts bis Salmünster — der sog. Bann- forst —, in welchem während des Mittelalters viele deutsche Kaiser das dem Reich zustehende Jagdrecht ausgeübt haben. Mit dem Tode des letzten Herrn von Büdingen (um 1247) kam sein Gebiet durch Erbschaft an ver- schiedene Häuser, deren eines, das ysenburgische, durch Kauf, Tausch und Erbfolge mit der Zeit einen großen Teil des Kreises Büdingen in seinen Besitz bekam. Nur der südwestliche Teil, die „Altenstädter lnark", erhielt lange Zeit ihre Unabhängigkeit, bis sie schließlich unter die Herrschaft der Burg Friedberg geriet.

16. Unsere Heimat - S. 124

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
3. Oberrad liegt oberhalb und Niederrad unterhalb der Stadt am linken Mainufer. Beide sind mit Frankfurt durch eine elektrische Bahn verbunden. 4. Die größte Eingemeindung sand am 1. April 1910 statt. An diesem Tage wurden 11 Vororte aus einmal mit Frankfurt vereinigt. Alle liegen im N und No der Stadt. Es sind folgende: 5. Preungesheim liegt nordwestlich der Friedberger Warte an der nach Homburg führenden Landstraße. Weithin sichtbar erheben sich die düster blickenden Mauern des großen Staatsgesängnisses. 6. Südwestlich grenzt Preungesheim an Eckenheim. Die beiden Orte liegen so nahe beieinander, daß sie sich fast berühren. Der hohe Kirchturm von Eckenheim grüßt weit ins Land hinaus. Seit einigen Jahren führt eine elektrische Bahn nach Eckenheim. 7. Ginnheim ist durch die Giunheimer Höhe von Frankfurt getrennt. Die Hauptverbinduug mit Frankfurt geht über Bocken- heim, doch führen kleinere Wege über die Ginnheimer Höhe und die Hundswiese. Gern besucht wird das liebliche Ginnheimer Wäldchen. 8. Hausen breitet sich inmitten prächtiger Wiesen in den Niederungen des linken Niddaufers aus. Durch den Ort führt der Weg von Bockenheim nach Praunheim und weiter nach Oberursel. 9. Der größte unter den neu eingemeindeten Orten ist Rödel- heim. Mit Frankfurt war es schon länger durch eine elektrische Bahn verbunden. Die Nidda fließt mitten durch den Ort. In einem schattigen Parke steht ein altes Grasenschloß. Rödelheim hat eine Reihe bedeutender Fabriken und ist Bahnstation. 10. Nach Eschersheim gelangen wir auf der Eschersheimer Landstraße,' auch führt eine elektrische Bahn dahin. Aus beiden Seiten der Straße liegen große Gärtnereien. Eschersheim liegt am linken User der Nidda und ist Bahnstation. 11. Heddernheim breitet sich am rechten Niddauser aus. Es bildet mit Eschersheim sast eine geschlossene Häusergruppe. Nur durch die Nidda sind beide Orte getrennt. Mit Franksurt sind sie durch eine Straße verbunden, die weiter nach Oberursel führt. Heddernheim ist eine der ältesten Ortschaften dieser Gegend. Die Römer haben sie schon vor vielen hundert Jahren gegründet. 12. Von Praunheim grüßen die hohen Schlote verschiedener Ziegeleien weit ins Land hinein. Es liegt am rechten Niddaufer 124

17. Teil 1 - S. 54

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
54 Der erste Geschichtsunterricht im Anschluß an die Heimatkunde. Die Northeimer Schulen. Die Northeimer Kirchen. Die Stadt Northeim und die Dörfer ihrer Umgebung. Die einzelnen Stücke werden nicht in der hier angegebenen Reihenfolge erzählt, fondern dem Gange der Heimatkunde angeschloffen. Wenn z. B. die Feldmark in ihrer gegenwärtigen Gestalt behandelt ist, fo folgt „Wie es bei uns in alten Zeiten war". Die Sprache des Lehrers bequemt sich dabei, wie im ersten biblischen Geschichtsunterrichte, möglichst derjenigen des Kindes an. Hinsichtlich der Form sind die Erzählungen so zu halten, daß sie sich als allmähliche Übergänge vom Märchen zur Sage und von dieser zur eigentlichen Geschichte darstellen. Steht ein erzähltes Stück auch im Lesebuche — ein Geschichtsbuch haben die Schüler hier noch nicht in Händen —, so wird es unmittelbar nach dem Vorerzählen noch einmal gelesen, damit zu dem Ohre das Auge, zur rezeptiven die spontane Thätigkeit, zur Sprechsprache die Büchersprache kommt, und der Eindruck der Erzählung möglichst kräftig und vielseitig wird. Die weitere Behandlung des einzelnen Stückes gleicht im allgemeinen derjenigen einer biblischen Geschichte oder eines Lesestückes. Auf den Zusammenhang der einzelnen Geschichten untereinander wird noch kein Bezug genommen, selbst die Wiederholung aller Stücke in chronologischer Reihenfolge hat wenig praktische Bedeutung. Im Nachfolgenden will ich an zwei Beispielen zeigen, wie ich mir die Erzählungen denke: 1. Wir haben bisher gesehen, wie es jetzt in unserer Heimat aussieht. Wir haben gesehen, wie es in der Stube und im Hause aussieht und wie das Haus gemacht wird; wir sind dann durch unsere Stadt (unser Dorf) gegangen, haben die Straßen und Plätze und wichtigsten Gebäude kennen gelernt und gehört, wozu sie dienen; wir sind dann weiter an unsern Bach (unsern Fluß) gegangen und haben „das Leben daselbst und in der Umgebung beobachtet: die Wiesen und Acker und ihre Bearbeitung; wir sind endlich auf den Berg hinaufgestiegen und haben uns den Berg und den Wald besehen und^ gehört, wie im Walde und im Berge gearbeitet wird. Bon dort, sahen wir über die Gegend, sahen die Dörfer und Städte, die Gärten, Acker und Wiesen, die Landstraßen, Eisenbahnen, Telegraphen und Flüsse, und den schönen blauen Himmel, der sich über ihnen wölbt, und den Horizont, in dem sich Himmel und Erde zu berühren scheinen. Heute will ich euch nun erzählen, wie es vor vielen, vielen Jahren, zu der Zeit, als Jesus noch auf der Erde lebte, hier war. — Damals gab's noch leine Städte und Dörfer, keine Eisenbahnen, Landstraßen und Telegraphen, und nur wenig schön gepflegte Acker und Wiesen hier. Wilder Wald bedeckte fast die ganze Gegend. Da lebten Bären und Wölfe, Wildschweine und andere Tiere. Die Menschen hatten sich von rohen Baumstämmen ihre Häuser gebaut mitten im Walde. Weder Fenster noch Schornstein, weder Stuben noch Kammern hatten diese Häuser. Auf der Diele stand der Herb, und um den Herd setzte sich die Familie, wenn nichts zu thun war, sang und spielte, aß und trank, was Walb und Felb ihr boten. Schulen und Kirchen gab's nicht. Wer hätte wohl sein Kind zur Schule schicken mögen! Ihr wißt boch, wie's

18. Unsere Heimat - S. 125

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
ort der Straße, die von Bockenheim über Hausen nach Nieder- und Oberursel geht. 13. Berkersheim ist an einem sanften Abhang des linken Niddausers gelegen, fast ganz in einem Obstwald versteckt. Es ist Bahnstation und die kleinste der eingemeindeten Ortschaften. 14. Bonames erhebt sich am rechten Ufer der Nidda. Die Landstraße von Frankfurt nach Homburg durchschneidet den Ort. Neuerdings ist es mit Fraukfurt auch durch eine elektrische Bahn verbunden. Der Bahnhos der Eisenbahn befindet sich ein gutes Stück weiter südöstlich von dem Ort entsernt. 15. Niederursel ist vou Frankfurt aus auf zwei Land- straßen zu erreichen: entweder über Eschersheim und Heddernheim, oder über Hausen und Praunheim. Seit kurzem führt auch eine Trambahn nach Niederurff. Sie zweigt in Heddernheim von der Hauptlinie ab und geht dann weiter bis Oberursel und Hohe Mark im Taunus. An Niederursel fließt der Urselbach vorbei, der ober- halb vou Heddernheim in die Nidda mündet. Zeichnet eine Windrose mit 8 Strahlen und Frankfurt in die Mitte als kleinen Kreis/ dann gebt mit Punkten die Lage aller Vororte an! 80. Der Winter. i^,s war merkwürdig, gerade drei Tage vor dem Weihnachtsfest war der Winter eingezogen. Man hätte denken sollen, er habe sich genau nach dem Kalender gerichtet, so pünktlich war er diesmal. Niemand dachte an ihn. Tags zuvor hatte es zwar arg gestürmt) 125

19. Geschichte von Offenbach a. M. und Umgegend - S. 54

1900 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 54 — 53. Verkehrsanstalten ln Offenvach. 1. Mit Ausnahme der großen Handelsstraße, die an unserer Stadt vorbei gegen Frankfurt zog, gab es früher keine eigentlichen Landstraßen. Auf völlig zerfahrenen und holperigen Feldwegen mußten die Waren mit Wagen, auf Schiebkarren oder in Körben befördert werden. Heute führen von allen Nachbargemeinden gute, fahrbare Straßen nach unserer Stadt. Die Eisenbahnen, die Post, die Telegraphen- und Telephonverbindung, die Straßenbahn, die feste Brücke und die Überfahrt befördern den Verkehr besonders. Auch die Durchbrüche und die Verbreiterung von Straßen haben zur Hebung des Verkehrs viel beigetragen. 2. Nach Vollendung der Kunststraße nach Seligenstadt und Aschaffenburg (1824) giug ein Postkurs wöchentlich zweimal nach Aschaffenburg und wieder zurück; von 1837 an suhr ein Eilwagen täglich diese Strecke. Zur Zeit, der Messen wurde noch ein besonderer Kurs von Fußboteu errichtet, welche die Briefe von und nach Frankfurt brachten. 1834 trat auch ein Postkurs von Darmstadt über Offenbach nach Gießen und wieder zurück in Kraft. Die frühere Postverbindung mit andern Städten ersetzt jetzt die Eisenbahn; sie hat die Brief- und Paketbeförderung ganz übernommen. Die gelben Postwagen verkehren fast nur noch in der Stadt. Das alte Postgebüude in der Frankfurter Straße hat feit 1879 einem schönen Neubau Platz gemacht. In unserer Stadt werden jetzt täglich sechsmal die Briefe ausgetragen. Zur Bewältigung des Postverkehrs sind gegenwärtig 120 Beamte und Hilfsbeamte angestellt. Das gesamte Post- und Telegraphenwesen unserer Gegend steht unter der Leitung der Oberpostdirektion in Darmstadt. 3. Von unsern Eiseubahnen ist die Lokalbahn die älteste. Im Jahre 1848 wurde sie auch für den Personenverkehr eröffnet, nachdem sie vorher nur dem Güterverkehr gediente hatte. Da heute der Verkehr zwischen Frankfurt und Offenbach sehr lebhaft ist, hat die Eisenbahnverwaltung die Einrichtung getroffen, daß auf der Lokalbahn jede halbe Stunde ein Zug von Offenbach nach Sachsenhansen und wieder zurück fährt. Offenbach ist ferner Haltestelle der Linie Frankfurt-Bebra. Auch die schon seit Jahrzehnten geplanten Nebenbahnen durch den Rodgau sind jetzt dem Betriebe übergeben. Es sind dies die Linien Offenbach-Reinheim und Offenbach-Dietzenbach. Dem Personenverkehr in der Stadt selbst, sowie nach Oberrad und Sachsenhausen dient seit 1884 die elektrische Straßenbahn. Neben all diesen Beförderungsmitteln herrscht ein großer Wagenverkehr. So fahren z. B. etwa 600 Fuhrwerke täglich auf der Straße zwischen Offenbach und Frankfurt; beinahe 800 000 Ctr. Güter werden täglich durch Fuhrwerke auf dieser Straße befördert.

20. Schaumburgische Geschichte - S. 5

1908 - Rinteln : Bösendahl
1. Unsere lheimat in alter Zeit. t Die Beschaffenheit des Landes. Um die Zeit, da Jesus Christus geboren wurde, sah es in unserer Heimat ganz anders aus als heute. Es gab noch keiue Städte und Dörfer, Jeine Landstraßen und Eisenbahnen, feine fruchtbare Ackerfelder und saftige Wiesen. Das Wesertal und das Tal der Aue waren große Sümpfe, die im Frühjahr bei der Schneeschmelze in Seen verwandelt wurden. Das Wasser brachte von den umliegenden Höhen entwurzelte Bäume mit, die, sobald das Wasser sich verzogen hatte, in den Sumpf einsanken und mit Schlamm bedeckt wurden. Nach Hunderten von Jahren findet man jetzt diese Baumriesen vollständig erhalten beim Tonstechen wieder auf. Selbst ein Backenzahn vom Elefanten ist in einer Kiesgrube bei Rumbeck aufgefunden worden. *) Jahrhunderte gingen so vorüber, bis das Wasser in mehreren Flußarmen das Tal durchzog und der Sumpf allmählich austrocknete und fest wurde. Die umliegenden Berge, Hügel und Anhöhen waren während der Zeit mit dichtem Wald bewachsen, in dem Eichen, Buchen und Tannen bunt durcheinander standen. Niemand pflanzte die Bäume, niemand hieb sie um. Der Sturm warf die alten, morschen Baumriesen zu Boden; Straßen führten durch den Wald auch noch nicht, nur schmale Pfade, auf denen das Wild zum Wasser eilte, um zu trinken. Ein solcher Wald heißt Urwald. In diesem Urwalde lebten Wölfe (siehe Sagen Nr. 23, 24), Bären, Wildschweine, Auerochsen, Elentiere, Hirsche und Rehe. f Die ersten Bewohner unserer Heimat. Zu der Zeit, da noch das ganze Land von Urwald bedeckt war, kam aus dem fernen Osten ein großes Volk in unsere Heimat, um sich hier Wohnplätze zu suchen. Ueber den Deister und Süntel stiegen sie *) Derselbe befindet sich in dem Besitze des Herrn Lehrer Knnze in Nenndorf.