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1. Neuer Kinderfreund - S. 6

1871 - Einbeck : Ehlers
H Gespräche zur Erweckung Vater. Das sollte mich sehr freuen; denn Rein- lichkeit und Ordnungsliebe sind für den Menschen, der ein brauchbarer sein will, unerlässlich nothwendig. Ferner sind Fritz und Hannchen äußerst verträglich und nie hört man sie mit einander zanken. — Mit den Dienstboten der Ältern reden sie artig; und wenn sie Etwas von ihnen wünschen, so bitten sie dieselben darum. — Aber ganz vor- zügliches Lob verdienen sie wegen ihres Betragens gegen die Altern. Sie zeigen deutlich, dass sie es wissen, dass die Ältern ihre treuesten Freunde und, nächst Gott, ihre größten Wohlthäter sind; — denn sie thun Alles, was sie ihnen nur an den Augen absehen können. Wissen sie den Ältern eine Freude zu machen, so unterlassen sie es gewiss nicht; und was diese ihnen heißen, geschieht pünktlich und gern. Man kann deshalb mit Recht von diesen Kindern sagen: sie ehren und lieben ihre Altern herzlich und beweisen ihnen freudig den pünktlichsten Gehorsam. - Lotte. (Wehmüthig.) Bist du denn mit uns nicht zufrieden, lieber Vater? Vater. O doch! Aber weil ich bisweilen noch man- che kleine Fehler an euch bemerke, als Unordnung, Zanken u. s. w., so wünsche ich herzlich, dass ihr euch auch diese ab- gewöhnen und ganz wie Fritz und Hannchen werden möch- tet: und darum habe ich auch von der Lebensweise dieser Kinder erzählt, damit ihr euch darnach richten könnet. — August. Du sollst sehen, Vater, dass ich bald eben so artig sein werde, wie Fritz Winter. Lotte. Und ich wie Hannchen. Louise. Ja, und ich auch. Karl. Ich will auch nicht wieder unartig sein, lie- der Vater! Vater. Schön, meine Kinder! Ihr würdet dadurch euren Ältern die größte Freude bereiten, und sie würden euch dann immer recht herzlich lieb haben. Louise. Gieb Acht, Vater, wir halten Wort; wir müssten ja dich und Mutter sonst gar nicht recht lieb haben!— Vater. Also ihr hättet uns recht lieb?— Ei, das glaube ich fast nicht! — Alle Kinder. O ja, o ja! (Die Kinder liefen nult auf ihre Ältern zu, umarmten und küssten sie. Der kleine Karl ließ eiligst leinen Teckel fallen, kletterte feiner Mutter auf den Schooß und erstickte sie fast mit Knffen.)

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1. Neuer Kinderfreund - S. 4

1845 - Einbeck : Ehlers
4 Gespräche zur Erweckung Vater. Das glaube ich wol, mein Kind; Hannchen Winter ist es gerade so gegangen, und da hat sie es fol- gendermaßen gemacht: erst trank sie 8 Tage lang, während einer halben Stunde, zwei Schluck; in den folgenden 8 Tagen trank sie in derselben Zeit drei Schluck; in den nun folgenden 8 Tagen vier Schluck, u. s. w., am Ende konnte sie ein kleines Glas Wasser recht gut vertragen, und sie befindet sich sehr wohl dabei. — So müsst ihr- es nun auch machen. Louise. Warum denn, Vater? Vater. Weil das Trinken deö kalten frischen Was- sers bewirkt, dass man nicht zu dickes Blut bekommt, und weil eö die Eingeweide und besonders den Magen stärkt und den ganzen Körper frisch und gesund erhält. — August.was macht Fritz dann, wenn er angezogen ist? Vater. Dann füttert er die Hühner, Tauben, Schafe und seinen Spitzbub. — Louise. (Lachend.) Spitzbub? Wer ist denn das? — Vater. Das ist Fritzen's Rabe. Fritz nennt ihn Jakob, aber weil er jeden, der ihm keinen Leckerbissen reicht, „Spitzbub!" schimpft, so nenne ich ihn auch Spitzbub. Karl. Einen solchen Jakob schenkst du mir auch, nicht wahr, Vater? Vater. Wir wollen einmal sehen. Lotte. Was macht denn Hannchen während der Zeit? Vater. Die hilft ihrer Mutter im Hause. Dann wird das Frühstück gegessen, und nun ist es gewöhnlich Zeit zur Schule zu gehen. August. Was machen denn die Kinder, wenn sie auö der Schule kommen? Vater. Sind auf den Nachmittag Schularbeiten zu machen, so werden die erst vorgenommen. ' Alsdann geht Fritz seinem Vater zur Hand. Lotte. Und Hannchen? Vater. Wenn diese weiter keine Geschäfte hat, so strickt sie. Um 12 Uhr wird gegessen. Auch bei Tische sind die Kinder recht anständig. Für empfangenes Essen danken sie jedes Mal, und wenn sie noch Appetit haben, bitten sie sich Etwas aus. Auch beten sie vor und nach dem Essen. Louise. Wir machen es auch so, nicht wahr, Vater? Vater. Ja. Dann spielen die Kinder, bis sie wieder, zur Schule gehen. /

2. Neuer Kinderfreund - S. 6

1845 - Einbeck : Ehlers
6 Gespräche zur Erweckung Vater. Das sollte mich sehr freuen; denn Rein- lichkeit und Ordnungsliebe sind für den Menschen, der ein brauchbarer sein will, unerlässlich nothwendig. Ferner sind Fritz und Hannchen äußerst verträglich und nie hört man sie mit einander zanken. — Mit den Dienstboten der Ältern reden sie artig; und wenn sie Etwas von ihnen wünschen, so bitten sie dieselben darum. — Aber ganz vor- zügliches Lob verdienen sie wegen ihres Betragens gegen die Ältern. Sie zeigen deutlich, dass sie es wissen, dass die Ältern ihre treuesten Freunde und, nächst Gott, ihre größten Wohlthäter sind; — denn sie thun Alles, was sie ihnen nur an den Augen absehen können.' Wissen sie den Ältern eine Freude zu machen, so unterlassen sie es gewiss nicht; und was diese ihnen heißen, geschieht pünktlich und gern. Man kann deshalb mit Recht von diesen Kindern sagen: sie ehren und lieben ihre Ältern herzlich und beweisen ihnen freudig den pünktlichsten Gehorsam. Lotte. (Wehmüthig.) Bist du denn mit uns nicht zufrieden, liebex Vater? Vater. O doch! Aber weil ich bisweilen noch man- che kleine Fehler an euch bemerke, als Unordnung, Zanken u. s. w., so wünsche ich herzlich, dass ihr euch auch diese ab- gewöhnen und ganz wie Fritz und Hannchen werden möch- tet: und darum habe ich auch von der Lebensweise dieser Kinder erzählt, damit ihr euch darnach richten könnet. — August. Du sollst sehen, Vater, dass ich bald eben so artig sein' werde, wie Fritz Winter. Lotte. Und ich wie Hannchen. Louise. Ja, und ich auch. Karl. Ich will auch nicht wieder unartig sein, lie- der Vater! Vater. Schön, meine Kinder! Ihr würdet dadurch euren Ältern die größte Freude bereiten, und sie würden euch dann immer recht herzlich lieb haben. Louise. Gieb Acht, Vater, wir halten Wort; wir . müssten ja dich und Mutter sonst gar nicht recht lieb haben! Vater. Also ihr hättet uns recht lieb?— Ei, das glaube ich fast nicht! — * Alle Kinder. O ja, o ja! (Die Kichk liefen mm auf Ältern z», umarmten und küssten sic. Der kleinvkarl ließ eiligst seine» Teckel fallen, kletterte seiner Mutter auf den Schoos) und erstickte sie fast mit Küssen.)

3. Neuer Kinderfreund - S. 4

1871 - Einbeck : Ehlers
4 Gespräche zur Erweckung Vater. Das glaube ich wol, mein Kind; Hannchen Winter ist es gerade so gegangen, und da hat sie es fol- gendermaßen gemacht: erst trank sie 8 Tage lang, wahrend einer halben Stunde, zwei Schluck; in den folgenden 8 Tagen trank sie in derselben Zeit drei Schluck; in den nun folgenden 8 Tagen vier Schluck, u. s. w., am Ende konnte sie ein kleines Glas Wasser recht gut vertragen, und sie befindet sich sehr wohl dabei. — So müsst ihr es nun auch machen. Louise. Warum denn, Vater? Vater. Weil das Trinken des kalten frischen Was- sers bewirkt, dass man nicht zu dickes Blut bekommt, und weil es die Eingeweide und besonders den Magen stärkt und den ganzen Körper frisch und gesund erhält. — August.was macht Fritz dann, wenn er angezogen ist? Vaser. Dann füttert er die Hühner, Tauben, Schafe und seinen Spitzbub. — Louise. (Lachend.) Spitzbub? Wer ist denn das? — Vater. Das ist Fritzen's Rabe. Fritz nennt ihn Jakob, aber weil er jeden, der ihm keinen Leckerbissen reicht, „Spitzbub!" schimpft, so nenne ich ihn auch Spitzbub. Karl. Einen solchen Jakob schenkst du mir auch, nicht wahr, Vater? Vater. Wir wollen einmal sehen. Lotte. Was macht denn Hannchen während der Zeit? Vater. Die hilft ihrer Mutter im Hause. Dann wird das Frühstück gegessen, und nun ist es gewöhnlich Zeit zur Schule zu gehen. August. Was machen denn die Kinder, wenn sie aus der Schule kommen? Vater. Sind auf den Nachmittag Schularbeiten zu machen, so werden die erst vorgenommen. Alsdann geht Fritz seinem Vater zur Hand. Lotte. Und Hannchen? Vater. Wenn diese weiter keine Geschäfte hat, so strickt sie. Um 12 Uhr wird gegessen. Auch bei Tische sind die Kinder recht anständig. Für empfangenes Esten danken sie jedes Mal, und wenn sie noch Appetit haben, bitten sie sich Etwas aus. Auch beten sie vor und nach dem Essen. Louise. Wir machen es auch so, nicht wahr, Vater? Vater. Ja. Dann spielen die Kinder, bis sie wieder zur Schule gehen.

4. Neuer Kinderfreund - S. 5

1871 - Einbeck : Ehlers
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 5 Louise. Was machen sie denn nach der Schule? Vater. Fritz besorgt sein Vieh wieder, und ver- richtet allerlei kleine Arbeiten im Hofe und Garten. Lotte. Und Hannchen? Vater. Die wird gewöhnlich von ihrer Mutter mit Nähen und Stricken beschäftigt. Die letzte Stunde vor Abend spielen sie wieder. Karl. Was spielen sie denn, Vater? Vater. Eure gewöhnlichen Spiele, und außerdem eins, das ich noch nicht kannte; dieses will ich euch näch- stens lehren. — Lotte. Schön, Vater. Vater. Fritz pflegt sich in dieser Zeit auch häufig mit seinem Jakob zu beschäftigen. Er wollte ihm noch gern die Worte sprechen lehren: „Guten Tag, Fritz!" Aber Jakob wollte nicht recht, und wenn Fritz dann böse wurde, so rief der Rabe gleich: Spitzbub! — Äuguft. Ich wollte ihn bezahlen! Karl. Hat denn Fritz Winter auch einen kleinen Teckel? Vater. Das nicht, Söhnchen, aber einen großen Hektar hat er. Karl. Kann denn der auch sitzen, wie mein Teckel? Vater. Nein. Aber wenn Fritz ausgeht, so trägt er dessen Stock; auch einen Korb kann er tragen. Karl. Ah! Hörst du, mein Teckelmännchen, das musst du auch noch lernen! — Lotte. Womit beschäftigen sich denn die Kinder des Abends? Vater. Zuerst lernen sie ihre Schullectionen, und darauf erzählt der Vater ihnen gewöhnlich lehrreiche und angenehme Geschichten; auch müssen die Kinder öfters auö der Bibel vorlesen. Karl. Wann gehen sie denn zu Bett? Vater. Um Neun. Auch habe ich gefunden, dass sie sehr rhnlich und ordnungsliebend sind. Ihre Kleidungsstücke, Bücher und Schulsachen findet man immer genau an den dafür bestimmten Plätzen. — Ich wünschte, dass ich dies auch von euch sagen könnte. Mit August und Lotte geht es so ziemlich; — aber mit dir, Louise, "bin ich in dieser Hinsicht noch gar nicht zufrieden. Louise. (Mit Thränen in den Augen.) Ich will ordent- licher werden, lieber Vater!

5. Neuer Kinderfreund - S. 5

1845 - Einbeck : Ehlers
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 5 Louise. Was machen sie denn nach der Schule? Vater. Fritz besorgt sein Vieh wieder, und ver- richtet allerlei kleine Arbeiten im Hofe und Garten. Lotte. Und Hannchen? Vater. Die wird gewöhnlich von ihrer Mutter mit Nahen und Stricken beschäftigt. Die letzte Stunde vor Abend spielen sie wieder. Karl. Was spielen sie denn, Vater? Vater. Eure gewöhnlichen Spiele, und außerdem eins, das ich noch nicht kannte; dieses will ich euch näch- stens lehren. — Lotte. Schön, Vater. Vater. Fritz pflegt sich in dieser Zeit auch häufig mit seinem Jakob zu beschäftigen. Er wollte ihm noch gern die Worte sprechen lehren: „Guten Tag, Fritz!" Aber Jakob wollte nicht recht, und wenn Fritz dann böse wurde, so rief der Rabe gleich: Spitzbub! — August. Ich wollte ihn bezahlen! Karl. Hat denn Fritz Winter auch einen kleinen Teckel? Vater. Das nicht, Söhnchen, aber einen großen Hektor hat er. Karl. Kann denn der auch sitzen, wie mein Teckel? Vater. Nein. Aber wenn Fritz ausgeht, so trägt er dessen Stock; auch einen Korb kann er tragen. Karl. Ah! Hörst du, mein Teckelmännchen, das musst du auch noch lernen! — Lotte. Womit beschäftigen sich denn die Kinder des Abends? Vater. Zuerst lernen sie ihre Schullectionen, und darauf erzählt der Vater ihnen gewöhnlich lehrreiche,und angenehme Geschichten; auch müssen die Kinder öfters aus der Bibel vorlesen. Karl. Wann gehen sie denn zu Bett? Vater. Um Neun. Auch habe ich gefunden, dass sie sehr reinlich und ordnungsliebend sind. Ihre Kleidungsstücke, Bücher und Schulsachen finbet man immer genau an den dafür bestimmten Plätzen.— Ich wünschte, dass ich dies auch von euch sagen könnte. Mit August und Lotte geht es so ziemlich; — aber mit dir, Louise, bin ick in dieser Hinsicht noch gar nicht zufrieden. Louise. (Mit Thränen in den Allgen.) Ich will ordent- licher werden, lieber Vater!

6. Neuer Kinderfreund - S. 3

1871 - Einbeck : Ehlers
Gespräche zur Erweckung der Aufmerksamkeit. 3 August. Der Sohn heißt Fritz. . Lotte. Und die Tochter Hannchen. Als Win- ter's im vorigen Sommer hier bei uns zum Besuch waren, erfuhr ich, dass Hannchen mit mir und Fritz mit August im Alter ist. Water. Gut. Über diese Kinder habe ich mich recht gefreut. Ich will euch deshalb von ihrer Lebensweise Einiges erzählen, damit sie euch zum Muster dienen mögen.— Sie stehen des Morgens pünktlich um 6 Uhr auf, ohne sich vorher erst wecken zu lassen. Und nach dem Erwachen des Morgens und vor dem Einschlafen des Abends sprechen sie leise ein Gebet. Louise. Aber wie werden sie so genau wach? Vater. Ihr Vater hat sie so gewöhnt^ und der sagt: „Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt er nicht davon, wenn er alt wird. (Spr. Sal. 22, 6.) Wer ein brauchbarer Mensch werden will, muss auch zu rechter Zeit von selbst aufstehen können!" — Und er hat Recht. Karl. Soll ich denn auch schon um Sechs auf- stehen, lieber Vater? Water. Rein, mein Söhnchen, wenn du erst noch einige Jahre älter bist. Jetzt kannst du so lange schlafen, bis dich deine Mutter weckt. Karl. O, das ist gut. August und Lotte. Wir wollen uns auch so ge- wöhnen, dass wir um 6 Uhr aufstehen, und Mutter soll uns gewiss nicht oft mehr zu wecken brauchen. Vater. Das soll mich freuen. — Sind dann Fritz und Hannchen Winter ein Weilchen auf und nicht mehr besonders warm, so waschen sie sich mit ganz kaltem Wasser die Hände, das Gesicht, die Ohren, den Hals und meistens auch die Brust und spülen den Mund tüchtig mit kaltem Wasser aus. August. Das machen wir gerade so, Varer. Vater. Ich weiß es. Nun kämmen sie sich das Haar schlicht, ziehen sich gehörig an, und unter dieser Be- schäftigung trinken sie nach uno nach ein kleines Glas frisches Wasser. August. Ein halbes Glas kann ich auch trinken, aber ein ganzes nicht. Lotte. Ich kann das Wasser nüchtern nicht vertra- gen; als ich es einmal versuchte, ward ich unwohl. A 2

7. Neuer Kinderfreund - S. 3

1845 - Einbeck : Ehlers
Gespräche zur Erweckung der Aufmerksamkeit. 3 August. Der Sohn heißt Fritz. Lotte. Und die Tochter Hannchen. Als Wiw- ter's im vorigen Sommer hier bei uns zum Besuch waren, erfuhr ich, dass Hannchen mit mir und Fritz mit August im Älter ist. Vater. Gut. Über diese Kinder habe ich mich recht gefreut. Ich will euch deshalb von ihrer Lebensweise Einiges erzählen, damit sie euch zum Muster dienen mögen.— Sie stehen des Morgens pünktlich um 6 Uhr auf, ohne sich vorher erst wecken zu lassen. Und nach dem Erwachen des Morgens und vor dem Einschlafen deö Abends sprechen sie leise ein Gebet. Louise. Aber wie werden sie so genau wach? Vater. Ihr Vater hat sie so gewöhnt, und der sagt: „Wie man einen Knaben gewöhnt, so lasst er nicht davon, wenn er alt wird. (Spr. Sal. 22, 6.) Wer ein brauchbarer Mensch werden will, muss auch zu rechter Zeit von selbst aufstehen können!" — Und er hat Recht. Karl. Soll ich denn auch schon um Sechs auf- stehen, lieber Vater? Vater. Nein, mein Söhnchcn, wenn du erst noch einige Jahre älter bist. Jetzt kannst du so lange schlafen, bis dich deine Mutter weckt. Karl. O, das ist gut. August und Lotte. Wir wollen uns auch so ge- wöhnen, dass wir um 6 Uhr aufstehen, und Mutter soll uns gewiss nicht oft mehr zu wecken brauchen. , Vater. Das soll mich freuen. — Sind dann Fritz und Hannchen Winter ein Weilchen auf und nicht mehr besonders warm, so waschen sie sich mit ganz kaltem Wasser die Hände, das Gesicht, die Ohren, den Hals und meistens auch die Brust und spülen den Mund tüchtig mit kaltem Wasser aus. August. Das machen wir gerade so, Vater. Vater. Ich weiß es. Nun kämmen sie sich das Haar schlicht, ziehen sich gehörig an, und unter dieser Be- schäftigung trinken sie nach und nach ein kleines Glas frisches Wasser. August. Ein halbes Glas kann ich auch trinken, aber ein ganzes nicht. Lotte. Ich kann das Wasser nüchtern nicht vertra- gen^ als ich es einmal versuchte, ward ich unwohl. A2

8. Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder - S. 208

1905 - Berlin Leipzig : Teubner
208 28. Die Gummipuppe. Spielen. 1. Vorfreuden. Grete hat eine kleine, süße Puppe. Die macht ein Gesicht, als wenn sie lacht. Und 2 lange, gelbe Zöpfe hat sie. wenn Grete zu Bett geht, nimmt sie die Puppe mit. Dann erzählen sie sich was von Weihnachten. 2. Turnen. Vas kann ich auch, sagte Hans, und er stellte den Uopf auf das Sofa und wollte die Beine hoch in die Luft halten, warte, ich helfe dir, sagte Louis, und griff nach den Beinen. Uber sie kippten zur Leite und sielen auf den Tisch, daß die Lampe nur so klirrte. (D, das tut weh, sagte Hans und rieb sich die Beine, komm, wir wollen was anderes spielen. 3. Vorsicht! Unter dem Losa stand eine kleine Fußbank. Die ist schon zum Spielen, sagte Hans und setzte sie aus die Fensterbank. Nun spielte er Schule, und das unartige Bind bekam Schläge auf die beiden Hände. Da fiel das unartige Uind um und zerschlug die Fensterscheibe. 4. Theater. Die Uinder spielten Theater auf dem Vor- platze. Uarl mußte die Figuren hin und herführen, Fritz saß an der Uasse und verkaufte kleine Zettel und die Mädchen saßen still und hörten zu, was Uarl sprach. — Prinz, du mußt sterben, wenn du mir nicht die goldene Urone gibst. Ich steche dich tot mit diesem Säbel. — So tu das, aber die Urone gebe ich nicht her. — Der Räuber will ihn totmachen, aber die Tür geht auf, und die Soldaten kommen. — Du bist gefangen, du bist gefangen, böser Räuber. — — Ualli, du mußt mal eben ausgehen, rief die Mutter von unten heraus. Da mußte die Vorstellung für eine Zeit aufhören.

9. Teil 2 - S. 123

1906 - Karlsruhe : Braun
123 Schriftliche Aufgabe für Mädchen: Wie meine liebe Mutter und ich unserer Wohnstube ein Festkleid anlegten. F,ei ordentlich. Der kleine Louis hatte sehr viel Spielzeug. Er hatte ein Theater mit vielen Puppen, viele Schachteln Zinnsoldaten, ein Kegelspiel. einen großen Farbenkasten, einen Baukasten und noch manches andere. Er spielte auch fleißig mit diesen Sachen. Wenn er aber aufhörte zu spielen, ließ er das ganze Spielzeug stehen und liegen, wie es eben stand und lag. Das war ein Fehler von ihm. Er hätte jedesmal das Spielzeug wieder hübsch zusammenräumen und aufheben sollen. So mußte man sagen: „Der kleine Louis war unordentlich." Seine Mama hatte ihn auch schon ost ausgezankt. Louis aber blieb unordentlich. Da sagte endlich die Mama: „Louis, wenn du dein Spielzeug tvieder einmal liegen läßt, werde ich es ausräumeit. Ich aber schließe es in ineinen Schrank, und du bekommst es nicf)i wieder. Merke dir das." Der kleine Louis indes merkte sich's nicht. Den nächsten Tag darauf spielte er mit seinen Zinnsoldaten. Als das Spiel zu Ende war, ließ er die Soldaten auf den: Tische liegen und ging fort. Gleich aber kam seine Mama, legte die Soldaten in ihre Schachteln und schloß diese in ihren Schrank. Das nächste Mal spielte Louis mit seinem Baukasten. Nach einer Stunde hatte er das Spiel satt und ging davon. Die Bauklötzchen aber ließ er liegen, wie sie gerade lagen. Das sah die Mama. Schnell war sie bei der Hand, räumte die Klötzchen in den Kasten und schloß diesen in ihren Schrank. So machte es die Mama nun alle Tage. Als etwa acht Tage ver- gangen waren, hatte der kleine Louis nicht ein einziges Spielzeug mehr. Das Theater, das Kegelspiel, den Farbenkasten, alles hatte die Mama weg- genommen und in ihren Schrank geschlossen. Louis besaß nicht ein einziges Männchen mehr. Jetzt aber wurde ihm die Zeit lang. Bald guckte er zu diesem, bald zu jenem Feiister hinaus. Bald lehnte er sich an den Ofen, bald setzte er sich verdrießlich in den Großvaterstuhl. Zuletzt aber quälte ihn die Laiigeweile doch zu sehr. Mit trauriger Miene stand er ost vor deni Schranke der Mutter. „Ach," dachte er bei sich, „wenn du doch dein schönes Spielzeug wieder hättest!" Da endlich nahm er seine Mama bei der Hand und sagte: „Bitte, gute Mama, gib mir doch niein Spielzeug wieder! Ich will es nicht wieder so heruniliegen lassen. Ich will es gewiß jedesmal wieder ordentlich aufheben." Die Mama ließ sich erbitten, öffnete den Schrank und langte das Spielzeug wieder heraus. „Aber, Louis," sagte sie, „was du mir jetzt ver- sprochen hast, mußt du auch halten."

10. Aus allen Erdteilen - S. 106

1887 - Münster i.W. : Schöningh
106 Afrika. Den Mittelpunkt der Stadt bildet das Gouvernementsgebäude, welches an Stelle der ehemaligen Forts errichtet ist, ein recht schönes Bauwerk mit großen, luftigen Korridoren, von wo man in die Bnreanx gelangt, an die sich die hübsche Privatwohnung des Gouverneurs an- schließt. Um dieses Gebäude gruppieren sich die europäischen Quartiere, wahrend die Eingeborenen sich nach außen hin anschließen. Die Stadt zählt gegen 16 000 Einwohner. Bemerkenswert ist noch die katholische Kirche, die große Moschee, das Gerichtshaus, die Kasernen, das Militär- und Civilhospital und das Gebäude der Artilleriedirektion. Auf der Langne de Barbarie befinden sich zwei Dörfer, Gnet N'dar und N'dar Toute (N'dar ist bei den Eingeborenen der Name für St. Louis; auch bei deu Arabern und selbst in Timbuktu weiß man von N'dar zu erzählen, während die Namen St. Louis und Senegal dort unbekannt sind); die erstere sehr große Ortschaft wird fast ausschließlich von Fischern bewohnt, welche die Stadt mit trefflichen Seefischen ver- sorgen, während sich in N'dar-Toute Gärten und kleine Villen von Europäern befinden, die dort während der heißen Zeit Kühlung und Gelegenheit zum Baden suchen. Die beiden Dörfer Bonetville und Sor, auf der Insel Sor, werden von eingeborenen Händlern bewohnt, die mit den zahlreich aus dem Innern ankommenden Karawanen in Verbindung stehen. Auf den Sand- dünen, und wo immer Gelegenheit sich bietet, befinden sich Anlagen von Gärten oder Anpflanzungen von Gartenfrüchten, welche beweisen, daß sich aus der scheinbar so sterilen, sandigen Umgebung von St. Louis etwas machen ließe. In St. Louis selbst ist eine zwar kleine, aber reizende Gartenanlage als öffentlicher Spaziergang eingerichtet; man findet hier eine Menge tropischer Pflanzen. Sehr beliebt ist auch die Promenade über die Brücke durch eine lange Palmenallee bis zum Meere, das sich dort donnernd an dem sandigen Ufer bricht. Überhaupt sind verschiedene Alleeen von Dattelpalmen angelegt. St. Louis besitzt ebensowenig wie die Städte Dakar und Goree Brunnen. Während der trockenen Zeit hilft man sich in St. Louis mit Cisternen, die entweder Regenwasser enthalten oder das Wasser aus Schiffseisternen entnehmen, welche den Fluß hinauffahren und dort an- gefüllt werden, wo der Einfluß des Meerwafsers nicht mehr zu besorgen ist. Auch hat man kleine Löcher in den sandigen Boden am Flußufer gegraben, aus denen ein durch den Sand filtriertes Wasser fast ohne allen Salzgeschmack entnommen wird. Während der Regenzeit ist das Flußwasser salzfrei bis an die Mündung herab. Die einheimische Bevölkerung hat zum größten Teil den Jslanr un- genommen. Die Moschee ist ziemlich umfangreich; auf einem großen freien Platze pflegen die hier anwesenden Araber Fantasias zu reiten.

11. Charakterbilder aus Afrika - S. 68

1891 - Leipzig : Hinrichs
68 St. Louis. fischen versorgen; während sich in dem anderen Orte Gürten und kleine Villen von Enropäern befinden, die dort während der heißesten Zeit Kühlung und Gelegenheit zum Baden suchen. St. Louis besitzt keine Brunnen. Während der trockenen Zeit hilft man sich mit Zisternen, die entweder Regenwasser ent- halten oder das Wasser aus Schiffszisternen entnehmen, welche den Fluß hinauffahren und dort angefüllt werden, wo der Ein- fluß des Meerwassers nicht mehr zu besorgen ist. Auch hat man kleine Löcher in den sandigen Boden am Flußufer ge graben, aus denen ein durch den Sand filtriertes Wasser fast ohne allen Salzgeschmack entnommen wird. Während der Regen- zeit ist das Flußwasser salzfrei bis an die Mündung herab. Die Geschäftsleute sind hier ausschließlich Franzosen; es giebt keinen Engländer oder Deutschen, der selbständig ein Geschäft hätte. — St. Louis ist der Markt für das Hauptprodukt des Landes, das Gummi,1) von dem jährlich für l'/2 Miß. Mark ausgeführt wird. In Senegambien sind nämlich große, durch Wüstenflächen unterbrochene Landstriche mit der in Gruppen wachsenden Gummiakazie bestanden. Dort sammelt man zwei- mal im Jahre das aus den Stämmen ausgeschwitzte Harz. Die Häuptlinge, Krieger oder Priester der Mauren, schlagen während der Erntezeit in solchen Gegenden ihre Zelte neben den ver- einzelten Brunnen auf und verweilen dort, bis ihre Sklaven die Arbeit verrichtet haben. Der gewonnene Vorrat wird in der Erde verscharrt, und man treibt Ochsen über die Stelle, damit nicht irgend ein Räuber die Ware nehme. Der Eigen- tümer selbst macht sich Erkennungszeichen, damit er später, nach- dem er dasselbe Verfahren an anderen Stellen wiederholt hat, das Gummi in Ledersäcke verpacken und zu Markte bringen kann. — Am 6. Juli 1885 ist eine Eisenbahn von St. Louis nach Dokar feierlich eröffnet worden, ein für die Entwicklung der Kolonie höchst bedeutsames Ereignis. Dieses sogenannte arabische Gummi oder Klebgummi ist nicht zu verwechseln mit dem auch Gummi genannten Kautschuk, welches aus dem eingedickten Saft tropischer Gewächse zumeist in Ostindien und Südamerika gewonnen wird, am massenhaftesten aber im tropischen Südafrika gewonnen werden könnte.

12. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 309

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
309 Auf dem Missisippi. — Der Niagarafall. geblieben ist, das schafft heute noch einige Meilen schöner romantischer Gegend. Die Gebirge verlassen nun das Westufer nicht mehr, sie sind sogar hoch genug, um uns Schutz vor den schrägen Strahlen der Abendsonne zu gewähren, deren rothes Gold Luft und Wasser durchfluthet. Hier im Westen dehnt die Region der Eisengebirge sich aus, da ziehen ganze Bergmassen aus reinem Eisenerz in's Land hinein, und die von St. Louis nach dem kleinen Städtchen Bismarck gebaute Eisenbahn dient zumeist dem Transport dieser Schätze. Der Missisippi hört auf ein Waldstrom zu feinals ^vir nach kurzem Schlafe am nächsten Morgen erwachen, sehen wir, daß die Industrie überall Besitz von seinen Ufern ergriffen hat: wir fahren an Hochöfen, an Fabriken und ungeheuern Lagern von Erz oder Steinkohlen vorüber; die Bahnlinie, welche sich in den röthlichen Stein der Uferberge gefurcht hat, schleppt endlose Lastzüge hin und her, die Anländen werden häufiger und belebter, und bald steigt auch in weiter Ferne St. Louis mit seinen Thürmen, dein hohen Kuppeldache seines Kapitols und der gewaltigen Brücke empor, der größten und kühnsten, die den oberen Missisippi überspannt. Von allen nüchternen großen nordamerikanischen Städten ist St. Louis wohl die nüchternste. Aus der kleinen französischen Ansiedelung, die im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts kaum tausend Menschen zählte, ist der „Königin des Westens" am Ohio hier eine westlichere Nebenbuhlerin erwachsen, welche günstiger, an einem größeren Strome, in einem dichten Eisenbahnnetze, vor allem aber mehr auf dem Wege nach Westen liegt; St. Louis ist daher bereits auf fast eine Million Einwohner gewachsen, folgt sieben englische, also mehr als anderthalb deutsche Meilen den Ufern des Stromes und dehnt sich drei Meilen aufwärts ins Land hinein. Das Ganze bildet eine einförmige Häuserwüste; Quadrat neben Quadrat, am Flusse garnichts, dann die großen Waarenlager, darauf das Kleingeschäft, endlich die Wohnungen; das wiederholt sich hier wie überall. Solche Zweckmäßigkeitsstadt hat gewiß für den Bewohner sehr viele Vorzüge; der fremde Besucher aber, dem man als einzige Sehenswürdigkeiten einige stolze Häuser großer Zeitungen, einige deutsche Biergärten und einen ziemlich unscheinbaren Park rühmt, hat hier wenig zu suchen. Anders wäre dies bei längerem Aufenthalt. Das deutsche Element, welches fast ein Drittel der gesummten Einwohnerschaft bildet, nimmt hier eine sehr geachtete und selbstständige Stellung ein. Nach bcv Danziger Zeitung. 173. Der Niagara-Fall. In Canada senkt sich der Ontario viel tiefer in den Boden ein, als fein nächster Nachbar, der Erie. Eine Gebirgsterrasse trennt beide, die nur wenig Meilen von einander entfernt sind.' Das von allen den Zu- strömungen angesammelte Wasser ist nun schon zu einem mächtigen Strome angewachsen, der aus dem Erie hinab will zu dem letzten der großen Seen. Die Felswand sperrt ihm den Weg. Er hat sie durchwühlt, zernagt, sich ein tiefes Bett in die Felsen gegraben. In dieses stürzt die gesammte Masse des Stromes. Das ist der Niagara. Erst hier, wo der nur wenige Meilen lange Strom in der Gegend, wo Buffalo den Erie verläßt, heißt er mit dem alten Jndianernamen Niagara. Dieser Wassersturz ist eins der wenigen landschaftlichen Wunder Nord- amenkas. Deshalb hat an die Felsklippen des amerikanischen wie cana- drschen Users sich eine Stadt von Gasthäusern und Läden mit Indianer- waaren genistet; es umgiebt uns hier all das zudringliche Treiben, die Prellereien, die Wegversperrungen, die Tributstationen, 'die Betteleien jeder Art, die so oft in der Schweiz uns den Genuß an großen Naturschön-

13. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 220

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
220 Von einem solchen guten Kinde will ich euch erzählen. Fritz war der Sohn eines armen Dorfschusters. Eines Tages nutzte er aus der kleinen Stadt, die nicht weit vom Dorfe lag, ein Paar Stiefel abholen und sah dabei in einem Schaufenster eine Schachtel wunderschöner, bunter Zinnsoldaten. Ach, wie herrlich die waren! Gar nicht so gequetscht und dünn, wie die Zinnsoldaten sonst gewöhnlich sind; nein, dick und rund wie richtige Soldaten, die auf der Stratze marschieren. Fritz hätte gar zu gern auch solche Soldaten gehabt. Sein Vater hatte ihm gesagt, er dürfe die Pfennige behalten, die er für Schuhaustragen geschenkt bekäme, und nun sparte er und sparte. Endlich, als schon fast ein Jahr herum war, hatte er eine Mark. „Hurra, nun kauf' ich mir Soldaten!" Sein Herz klopfte vor Freude und Erwartung. Der Weg zur Stadt führte durch einen dichten Laub- wald; lustig pfiff er vor sich hin und malte sich schon aus, wie schön er mit den schönen dicken Soldaten spielen würde. Da kam ihm ein anderer Junge entgegen; der trug ein enges hölzernes Bauerchen. Ein graues Vögelchen guckte ängstlich durch das Gitter. „Ach, das ist ja eine Nachtigall!" rief Fritz. „Ja," rühmte sich der Junge, „die habe ich eben gefangen." „Ach Gott, das arme Tier, latz es doch wieder fliegen," bat Fritz, „sieh nur, wie es sich ängstigt." „So dumm," meinte der Junge, „dafür gibt mir der Vogelhändler wenigstens eine Mark." „Hier," rief Fritz, „ich habe auch eine Mark, gib mir die Nachtigall." „Meinetwegen," sagte der Junge, sah Fritzen lachend an, nahm die Mark und ging. Da stand nun unser kleiner Fritz mit seinem Käfig, und plötzlich dachte er betrübt an die schönen Soldaten. Aber das Vögelchen sah ihn mit so bittenden Augen an, datz er rasch das Gitter aufmachte. Und als das Tierchen nun aus seinem Gefängnis hochflog und jubelnd zwischen den Bäumen verschwand, da war es unserm kleinen Schuster- jungen, als hörte er aus weiter Ferner ein Glöckchen klingen, viel schöner und zarter als andere Glocken; das machte ihn so selig, datz er sich vor Freude gar nicht zu fassen wutzte. In großem Bogen warf er den Käfig in den Busch und lief nach Hause. Noch lange behielt er den hellen Silberglockenklang im Ohr und im Herzen, und das kam ihm tausendmal schöner vor als die dicken, bunten Soldaten, die ja doch in ein paar Wochen entzwei gegangen wären.

14. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 223

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
223 Hause ist, und immer zu Ostern putzt sie es hübsch blank. Gute Minder aber hören manchmal in der Luft ein helles klingen, das aus dem Walde her zu kommen scheint; und dann fühlen sie sich wie im Himmel, als ob sie selber Engel wären und haben die ganze Welt lieb. Von einem solchen guten Kinde will ich euch erzählen. Fritz war der Sohn eines armen Dorfschusters. Eines Tages nutzte er aus der kleinen Stadt, die nicht weit vom Dorfe lag, ein Paar Stiesel abholen und sah dabei in einem Schaufenster eine Schachtel wunderschöner, bunter Zinnsoldaten. Ach, wie herrlich die waren! Gar nicht so gequetscht und dünn, wie die Zinnsoldaten sonst gewöhnlich sind; nein, dick und rund wie richtige Soldaten, die auf der Stratze marschieren. Fritz hätte gar zu gern auch solche Soldaten gehabt. Sein Vater hatte ihm gesagt, er dürfe die Pfennige behalten, die er für Schuhaustragen geschenkt bekäme, und nun sparte er und sparte. Endlich, als schon fast ein Jahr herum war, hatte er eine Mark. ,,Hurra, nun kauf' ich mir Soldaten!" Sein Herz klopfte vor Freude und Erwartung. Der Weg zur Stadt führte durch einen dichten Laub- wald; lustig pfiff er vor sich hin und malte sich schon aus, wie schön er mit den schönen dicken Soldaten spielen würde. Da kam ihm ein anderer Junge entgegen; der trug ein enges hölzernes Bauerchen. Ein graues Vögelchen guckte ängstlich durch das Gitter. ,,Ach, das ist ja eine Nachtigall!" rief Fritz. „Ja," rühmte sich der Junge, „die habe ich eben gefangen." „Ach Gott, das arme Tier, latz es doch wieder fliegen," bat Fritz, ,,sieh nur, wie es sich ängstigt." „So dumm," meinte der Junge, „dafür gibt mir der Vogelhändler wenigstens eine Mark." „Hier," rief Fritz, „ich habe auch eine Mark, gib mir die Nachtigall." „Meinetwegen," sagte der Junge, sah Fritzen lachend an, nahm die Mark und ging. Da stand nun unser kleiner Fritz mit seinem Käfig, und plötzlich dachte er betrübt an die schönen Soldaten. Aber das Vögelchen sah ihn mit so bittenden Augen an, datz er rasch das Gitter aufmachte. Und als das Tierchen nun aus seinem Gefängnis hochflog und jubelnd zwischen den Bäumen verschwand, da war es unserm kleinen Schuster- jungen, als hörte er aus weiter Ferner ein Glöckchen klingen, viel schöner und zarter als andere Glocken; das machte ihn so selig, datz er sich vor Freude gar nicht zu fassen wutzte. In grotzem Bogen warf er den Käfig in den Busch und lief nach Haufe.

15. Aus meiner Werkstatt - S. 91

1909 - Hamburg : Janssen
91 in der Hand und leuchtete auf ihn hinab. „Dnkel, hilf mir mal!" rief Fritz ihm zu. „Junge, was haft du denn?" fragte der Mann. „Ich bin gefallen und kann nicht mehr gehen." Der Bahnwärter kletterte den Damm hinunter und betrach- tete den Jungen von oben bis unten. „Wie siehst du denn aus?" fragte er. „Ach so, richtig! heut ist ja Niklastag," brummte er dann in den Bart. Lr besah den Fuß und schüt- telte den Kopf und sagte: „Das ist eine böse Geschichte, der Fuß scheint gebrochen zu sein." „D Gott," dachte Fritz, „was wird das geben?" „Ja Junge," sagte der Bahnwärter, „hier kannst du nicht bleiben, komm mal mit." Lr bückte sich, nahm ihn huckelpack und trug ihn den Bahndamm hinauf in sein Wärterhäuschen. Da mußte sich Fritz auf die kleine Bank setzen, und der Wärter versuchte ihm den Stiefel von dem kranken Fuße zu ziehen. Aber als er ihn nur berührte, schrie Fritz schon aus Leibeskräften laut auf. „hm, hm! das ist eine böse Geschichte!" sagte der Wärter, „das geht so nicht. Aber der Stiefel muß herunter, denn nach ein paar Minuten kriegen wir den Fuß überhaupt nicht mehr heraus!" Kurz entschlossen nahm der Wärter sein Taschenmesser und schnitt das Dberleder des Stiefels etwas ein. Das half, aber die Schmerzen waren so groß, daß es Fritz grün und blau vor den Augen wurde. Als auch der Strumpf abgezogen war, mußte Fritz erzählen, wie der Unfall gekommen war. Als der Wärter hörte, daß Fritz weit draußen vor dem Tore wohnte, ging er in der kleinen Bude hin und her und blieb endlich vor dem Telephon stehen. Cr nahm den Hörer an das Dhr, und als Fritz eine Stimme etwas fragen hörte, rief der Bahnwärter in den Apparat hinein: „hier ist ein Junge, der hat den Fuß gebrochen, er kann nicht gehen. Bitte schicken Sie mir sogleich einen Sanitätswagen." „G nein! o nein!" rief Fritz, „das nicht, das nicht, nur das nicht!" Cr war auf- gesprungen, wurde aber vor Schmerz ohnmächtig und sank im nächsten Augenblick kraftlos auf die Holzbank zurück,

16. Der neue Kinderfreund - S. 123

1831 - Brandenburg : Wiesike
123 5«v; rer. Was gehört also zuerst dazu, ehe man recht thun kann? Fritz. Man muß wissen, was recht ist. Leb rer. Wenn man das nun weiß? Fritz. Dann muß man auch den festen Vorsatz fassen, recht zu thun und diesen Vorsatz ausführen. Lehrer. Wie gelangt man dazu? Fritz. Wenn inan oft daran denkt, daß das Recht- thun Gott wohlgefällig ist, das Unrechtthun aber uns ins Unglück stürzt. Lehrer. Wie kommt man denn dahin, daß man stets reckt thun kann, wenn man schon überhaupt dazu den Willen hat? Fritz. Man muß über sich selbst wachen — nicht seiner Leidenschaft folgen, sondern in jedem Fall, ehe man etwas thut, bedenken, ob es auch recht ist, und oft zu Gott um Weisheit, Gnade und um Beistand ge- gen die Versuchung zum Bösen beten. Lehrer. Wirst du aber nicht vergessen, was du vom Recht- und Unrechtthun in der Schule gelernt hast? Fritz. Nein! Ich werde recht oft daran denken, und fleißig in die Kirche gehen, um die guten Lehren, welche ich in der Schule erhalten habe, wieder zu erneuern. , Lehrer. Ist es genug , nur zuweilen recht zu thun? Fritz. Nein! Man muß stets recht thun, und das Unrecht meiden. Lehrer. Du hast gut geantwortet, mein Sohn. Aber was wird denn das nun auch für eine gute Folge haben, wenn du dir lange viel Mühe gegeben hast, recht zu thun? Fritz. Daß ich endlich gerecht werde, und selbst es wissen kann, daß ich es bin. Lehrer. Und was bringt dieses für Nutzen? Fritz. Das steht in dem schönen Spruche: „Pre- digt von den Gerechten, sie sollen es gut ha- „ven; denn fle werden die Früchte ihrer Werke essen." Lehrer. Früchte essen, was heißt das hier? Fritz. So wie ein Gärtner sich der Früchte zu erfreuen hat, wenn er gute Baume zieht, oder der W- kermann seiner guten Ackerarbeit, bei der Aernte, so soll es derjenige auch gut haben, der da trachtet, recht zu thun, und Gutes zu stiften.

17. Bd. 2 - S. 633

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
339. St. Louis in Missouri. 633 die von der Höhe des Gebäudes 60—70 Fuß tief herabsehen und aus denen das Getreide wie ein Strom herabfällt. Man setzt unten klei- nere und bewegliche Röhren an, die man verschieben und stellen kann, je nachdem man den Gctreidestrom in diese oder jene Gegend des zu beladenden Schisses leiten will. Der Elevator, den ich sah, konnte 450,000 Scheffel Getreide magaziniren. Man baute aber eben noch viel größere, unter anderen einen für 750,000 Scheffel. 339. St Louis in Missouri. (Nach Friede. Münch, der Staat Missouri, uird Franz Löher, Land und Leute in der alten und neuen Welt.) Die Cincinnatier nennen ihre Stadt die Königin des Westens; ein Amerikaner aber muß den anderen übertrumpfen, also spricht man in St. Louis von der Kaiserin des Westens. Den Kaisermantel wird die Stadt zwar noch lange nicht umthun, in ihren langen Hänser- gassen ist wenig Anderes bemerkenswerth, als daß die älteren Häuser solide und die neueren nach der einförmigen Backsteinmode gebaut sind. Aber einen Kaiserscepter hat St. Louis in Händen. Es beherrscht das ganze ungeheure Mississippithal, ein Reich, so weit, so erfüllt von natürlichem Reichthum, so durchzogen von den Lebensadern der Flüsse, wie es kaum noch ein anderes Gebiet ans dem Erdbälle gibt. Es liegt zugleich nahe dem Zusammenflüsse der größten Ströme des nördlichen Theiles dieses Continents, die für tausende (englische) Meilen schiffbar sind und mit deren kleinsten nur die europäischen Flüsse sich vergleichen können; es liegt auf einer sanft abgedachten Ebene, die eine endlose Vergrößerung gestattet, aber aus felsenfestem Grunde an dem Ufer des „Vaters der Gewässer" (des Mississippi), der fast vom äußersten Nor- den bis zum äußersten Süden, schiffbar den größten Theil des Jahres hindurch, hinströmt — es liegt nur wenige Meilen entfernt von der Mündung des gewaltigen Missouri, auf dem die Handelsgüter fast bis zum Felsengebirge schwimmen, — nahe der Mündung des Illinois, der eine Verbindung mit den großen fünf Oberen Seen sichert — nicht fern von der Mündung des „schönen Stromes" (des Ohio), welcher bis zum fernen Osten den Verkehr vermittelt, während durch den fast immer für die hiesigen Riesendampfer schiffbaren unteren Mississippi die be- quemste Verbindung mit dem Hauptstapelplatze des Südens (Nen- Orleans) und durch diesen mit West-Indien, Mittel- und Süd-Amerika und der alten Welt hergestellt ist. Außerdem laufen Eisenbahnen, von Norden und Süden und in zahlreichen Zweigen vom Osten, so wie ans allen Theilen dieses Staates herkommend, in St. Louis zusammen, und welche Richtung auch einer künftigen Bahn nach den Gestaden des stillen Meeres gegeben werden mag, St. Louis wird jedenfalls mit ihr in directer Verbindung sein. Die klimatischen Verhältnisse sind von

18. Bilder aus Amerika - S. 150

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
Was wir da vor uns sehen, ist St. Louis, die wichtigste Stadt in der mittleren Region der Union. Fahrzeuge aller Art schwimmen auf den , Fluten, mit uns der stolzen Steinbrücke zusteuernd, die, ein Wunderwerk menschlichen Scharfsinnes und menschlicher Thatkrast, den Strom hier in drei gewaltigen Bogen überspannt. Auch in dieser über 450 000 Einwohner zählenden Stadt finden wir viele Landsleute; wohl 1/3 der Bevölkerung ist deutscher Herkunft. Die schnell groß gewordene Riesin rechnet auf noch gewaltigeres Wachstum; der Umstand, daß alle öffentlichen Einrichtungen aus rasche Zunahme der Bevölkerung zugeschnitten sind, beweist dies zur Geuüge. Als Mittelpunkt des großen Mississippibeckens, als Knotenpunkt für die Verbindung des Nordwestens mit dem Osten und Süden der Vereinigten Staaten, als Hauptstapelplatz weiter Gebiete für Getreide, Vieh, Hans, Tabak, Pelzwerk, Metalle, (besonders Blei) besitzt St. Louis eine außerordentliche Bedeutung für das wirtschaftliche Lebeu der ganzen Union. Überdies ist die Stadt auch inmitten eines sast unerschöpflich fruchtbaren Landstriches gelegen, der Weizen, Mais und Erdfrüchte in Fülle hervorbringt; dazn sendet dann der noch fruchtbarere Süden seinen Reichtum au Baumwolle, Zucker und Reis. Ergiebige Kohleulager befinden sich in der Umgegend, und das erzreiche, namentlich Eisen liefernde Ozarkgebirge zieht sich gleichfalls in der Nähe hin. So ist es gekommen, daß sich neben dem Handel auch eine blühende Industrie entwickelte; wir finden Eisengießereien und Walz- werke, Spinnereien und andere Fabriken der verschiedensten Art. Der Verkehr wird durch günstige Wasserstraßen wesentlich gefördert; eine Eisenbahn führt von St. Louis aus durch den ganzen Westen bis zum Stillen Meere. Auffallend ist die riesige Ausdehnung der Stadt, die am rechten Ufer des hier iu felsigem Bette wogenden, nur 400 in breiten Mississippi liegt. Die engen Straßen in der alten Stadt senken sich steil zum Flusse; in den neuen Stadtteilen findet sich noch viel unbebauter, auf Zuwachs be- rechneter Raum, und im Süden gewahren wir sogar nur zerstreute Landhäuser und Fabriken. In diesen neuen Teilen sehen wir schöne, breite Straßen, in denen die Pferdebahnen nach allen Richtungen hin laufen, und hier sind auch großartige Prachtbauten zu treffen. Die Geschäfte liegen meist in der Altstadt am Fluffe, oder wenigstens in den mittleren Teilen. Geschäftsräume und Wohnungen der Kaufleute sind nicht selten weit von einander entfernt, weswegen eben die Pferdebahnen eine Lebensnotwendigkeit sind. Die noch unbebauten Plätze wirken entstellend im Stadtbilde, denn die betreffenden Straßen sehen nur halbfertig aus. Die Häuser iu den äußeren Teilen sind meist schöne, elegante Villen mit Veranden, wohl auch mit platten Dächern und Säulengängen; sie ruhen im Schöße schöner, sorgsam gepflegter Gärten. In manchen Straßen aber gleicht ein Haus fast vollkommen dem andern. — Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich das in griechischem Stil erbaute Gerichtshans, der Sitz der Behörden, durch seiue Größe und Schönheit aus. Überall ragen Kirchen der ver-

19. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 36

1877 - Essen : Bädeker
36 11. Der todte Kanarienvogel. Vögelein, ach da liegst du todt; suchst dir nie wieder ein Krümchen Brod, siehst mich nicht an mit den Augen hell, hüpfst mir nicht auf die Schulter schnell, singest nun nie mehr mit solcher Lust! Bald sind die Kinder gekommen und haben das arme Ding in dem Garten begraben und drüber gepflanzt einen Rosenstrauch, der trug dann schöne Blüthen auch. Dort haben sie gar oft gesessen und den lieben Vogel nicht vergessen. 12. Das Schwalbennest. Louise kam zur Mutter und sprach: „Mutter, komm, ich will dir etwas sehr Hübsches zeigen!" „Was willst du mir zeigen?" fragte die Mutter. „O, komm nur, du sollst es sehen!" antwortete das Kind, „es ist ganz allerliebst." — Die Mutter ging mit ihr. Louise führte die Mutter an ein Fenster und sagte leise: „Blicke einmal in die Höhe!" Die Mutter that es und sah oben am Dache ein Schwalbennest, aus dessen Öffnung vier Schnäbelchen herausgestreckt waren und vier Paar Äuglein herausblickten. „Nun gieb Acht!" rief das Kind. Die Mutter gab Acht und sah eine Schwalbe eiligst herbeifliegen, die trug eine Fliege im Schnabel und legte sie schnell in das geöffnete Schnäbelchen des einen jungen Vogels, flog hinweg und kam wieder und nochmals und abermals. Und jedesmal brachte sie eine Fliege mit und legte sie der Reihe nach in einen der vier offenen Schnabel. Nun waren alle vier gefüllt. Die Jungen zwitscherten fröhlich, und die alte Schwalbe flog hoch in die Luft und zwitscherte hell und lustig darein- „Ist dies nicht niedlich zu sehen?" fragte das Kind. „Ganz gewiß," sagte die Mutter, „es gefällt mir sehr. Es kommt mir gerade so vor, als wenn ihr, du und die Brüder und Schwestern, des Morgens oder Mittags um den Tisch hersihet." „Und du giebst uns Speise, liebe Mutter!" fiel Louise ein. „Ja," fuhr die Mutter fort, „und ihr seid dann auch so fröhlich dabei, wie die Schwalben hier!" „Es ist doch recht gut," sagte Louise, „daß die lieben Schwalben eine so gute Mutter haben, die ihnen Würmchen bringt, daß sie nicht verhungern, und die ihnen ein kleines Häuschen gebaut hat, in dem sie wohnen. Wer hat ihnen gesagt, daß sie das thun sollen?" „Der liebe Gott hat es ihnen in ihr kleines Herz gegeben," sprach die Mutter. „Der liebe Gott will, daß es allen seinen Geschöpfen wohl ergehe, dem Menschen und der Schwalbe und jedem Thierchen." „Das ist doch ein lieber, gütiger Gott!" sagte Louise. 13. Der Vogel am Fenster. An das Fenster klopft es: pick! pick! Macht mir doch auf einen Augenblick. Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, habe kein

20. Handbuch der Geographie - S. 571

1914 - Breslau : Hirt
Becken des Mississippi. 571 Nebel. Die Meerestiefe über den Bänken beträgt 22, ja stellenweise nur 6,5 m, sie nimmt noch immer- fort ab durch Sinkstoffe, welche der darüberziehende Polarstrom absondert, und durch den Moränenschutt der strandenden Eisberge. — Die Inseln St. Pierre und Groß- und Klein-Miquelon gehören Frank- reich, das auch die Fischereigerechtsame an der N.w.-Küste von Neufundland besitzt, daher der Name French Shore sfrentsch schörj. Auf St. Pierre mündet das transatlantische Kabel von Brest, auf Neu- fundland laufen die englischen ein. F. Das Becken des Mississippi. Das Tiefland, welches die meridionale Masse der beiden Festlandshälften durchzieht, beginnt am Amerikanischen Mittelmeer in Nordamerika mit dem Becken des Mississippi, das nahezu ein Fünftel von der Oberfläche dieses Erdteils umfaßt. Zum großen Teil ist es, wie das Tiefland des Amazonas durch diesen Strom, so durch den Mississippi anfgeschüttet worden, von dem es seinen Namen führt. Im Osten stehen immer noch ansehnliche Waldungen, im W. dehnen sich in endlose Weiten die Prärien, das sind Grasfluren, des Missouri aus. S. dazu S. 541 u. 581. Der Mississippi, d. i. Großer Fluß, aus dem Jtasca-See, aus den Huuteurs de terre, w. vom Oberen See; 6700 ton lang, wenn man den Missouri als Hauptarm zählt, andernfalls 4100 km. Die Schiffbarkeit erstreckt sich beim Missouri auf 4600, beim anderen auf mindestens 3600 ton, ist aber durch Barren und Baumstämme sehr gestört. Der Mississippi nimmt 55 schiff- bare Zuflüsse aus, darunter rechts: links: 1. Den Illinois. 1. Bei St. Louis den wasserreichen, fast 5000 km langen Missouri, d. i. Schlammfluß, vom Felsen- gebirge: sein Hauptquellfluß ist nur 1,6 km vom Snake River sßne'k rittto] entfernt, der in den Kolumbia geht. 2. Den Ohio sohäwz, 630 km länger als der Rhein, mit dem Tennessee stennessij links. 2. Den Arkansas. 3. Den Red River (d.i. Roter Fluß). Der Strom wälzt seine gelblichen, trüben Fluten, deren Masse daraus abzuschätzen ist, daß bei St. Louis Unterschiede des Wasserstandes bis zu 12 m beobachtet sind, zwischen einförmigen Tieflandsufern, in seinem Unterlaufe fast ohne Gefälle, so daß sich die Wassermenge nur durch den eigenen Druck weiterbewegt. Vermöge seiner Schlammassen schiebt er in dem handförmigen Delta die „Pässe" genannten und zum Teil künstlich geregelten Mündungsarme jährlich um etwa 80 m weiter in den Golf vor. Das Delta ist heute 250 km lang, 45—60 km breit, und New Orleans snju ärlinsj liegt jetzt 170 km vom Meer entfernt. Ähnlichkeit seiner Stromentwicklung mit dem Netze der Wolga. In den Jahrzehnten des vorigen Jahr- hunderts, in denen die Besiedlung anfing, nach dem fernen Westen zu drängen, lieferte das Stromnetz allein die Wege für den großen Verkehr, und das Schifferleben auf dem „Großen Strome" entwickelte sich zu fast romantischer Blüte, denn die Lotsengeschichten „Mark Twains" sind keine Märchen. Aber seit die Eisenbahngesellschaften Herren im Lande geworden sind, ist der Strom vereinsamt und verwildert, so daß seine Hochfluten in Kairo auf 16,5, in Memphis auf 13,7 m steigen, und die Ingenieure der Union haben alle Mühe, einigermaßen seinen Verheerungen gu wehren. Indessen jetzt drängt die Stimme des Landes zu nachdrücklich darauf hin, daß er besser geregelt werden muß, soweit das bei einer solchen Wasser- masse überhaupt möglich ist, und daß der Illinois—michigan-Kanal in einen Großschiffahrtsweg verwandelt wird, wodurch dann dem Hauptstrom wieder die Frachten zugewandt werden müssen. Es ist jetzt die Er- laubnis erteilt worden, bei Kerkuk, 270 km n. von St. Louis, nach Art des Stauwerks von Assuan (s. S.486), durch den Fluß einen 1600 m langen Damm zu legen, der den Wasserstand regeln und die Strom- krast in elektrische verwandeln soll, die weithin auszusenden wäre. Das würde das größte Stromwerk der Erde werden.