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1. Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. IV

1910 - Leipzig : Voigtländer
Iv Daß alle Möglichkeiten, die der Mitarbeit der Frau im öffentlichen Leben gegeben sind, besondere Berücksichtigung finden, versteht sich von selbst. Mit dem Unterricht in der Volkswirtschaftslehre betreten wir Neuland. Die Frau soll wirtschaftlich sehen und denken lernen, aufmerksamen Auges die großen Veränderungen des Wirtschaftslebens unserer Zeit erfassen und sich bewußt werden, auch hieran in kleinerem oder größerem Maße eigenen Anteil zu haben, und zwar nicht nur, wenn sie Berufsarbeiterin ist, sondern als Hausfrau, als Herstellerin oder Verwalterin von wirtschaftlichen Gütern, als Käuferin, Konsumentin, als Arbeit- nehmende oder Arbeitgebende. Wenn dies Wirtschaftlich-Sehen-Lernen das Ziel des neuen Unterrichtsfaches ist, so kann von vornherein nicht die Rede davon sein, die Grundzüge der theoretischen und praktischen National- ökonomie in stark verkürzter Form zu geben, etwa den Inhalt eines Einführungskollegs für Studenten. Es liegt ein ähnlicher Unterschied vor wie zwischen einem Chemiekolleg für Anfänger und der Chemiestunde, wie sie unsere Haushaltungsseminare be- treiben. Der Gesichtswinkel ist ein anderer, es muß also eine völlige Perspektiveverschiebung eintreten. Man könnte von „an- gewandter Volkswirtschaftslehre" sprechen. Das Theoretische darf ganz zurücktreten vor dem Praktischen, das an das täg- liche Leben anknüpft. Wo immer es geht, muß Darstellung und Erzählung, Schilderung von Zuständen an Stelle des Systemati- sierens und Schematisierens treten. Daher halte ich es nicht nur für entschuldbar oder berechtigt, sondern für unbedingt notwendig, daß soziale Einzelfragen — wie Armenwesen, Wohnungsfrage, Heimarbeit — verhältnismäßig ausführlich behandelt werden, während nationalökonomisch bedeutsame Fragen — wie Preis- bildung, Werttheorie — ausgeschaltet sind. Um solchen den Frauen naheliegenden Gebieten einen breiten Raum gewähren zu können, wurde hier die in wissenschaftlichen Lehrbüchern übliche Stoffeinteilung ganz fallen gelassen und da- für die bewußt unsystematische, aber, wie ich glaube, praktische Einteilung in zwei Hauptabschnitte genommen: Wirtschafts- geschichte und wirtschaftliche und soziale Zeitfragen. Sie hat den Vorteil, locker und dehnbar zu sein, sie gibt die Möglichkeit, auszuschalten oder einzufügen, ohne den Ausbau des Buches zu stören. — Das Schlußkapitel sucht die Beziehungen der Haus- frau zur gesamten Volkswirtschaft zusammenzufassen. Schöneberg-Berlin, Februar 1910. Eüy Heuß-Knapp.

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