Ähnliche Ergebnisse
1910 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
4 8
sah, hob er es behutsam auf, ohne es zu wecken, flog bis über die
Stadt und sah nach, in welchem Hause noch Licht war. „Das wird
wohl das Haus sein, wo es hingehört," sagte er, als er das Haus
von Goldtöchterchens Eltern sah; denn das Licht im Wohnzimmer
brannte immer noch. Heimlich sah er zum Fenster hinein. Da saßen
Vater und Mutter sich an dem kleinen Tische gegenüber und weinten,
und unter dem Tische hielten sie sich die Hände. Da öffnete er
ganz leise die Haustür, legte das Kind unter die Treppe und flog
fort.
Und die Eltern saßen immer noch am Tische. Da stand die
Frau auf, zündete noch ein Licht an und leuchtete noch einmal in
alle Winkel und Ecken und unter die Betten.
„Frau," sagte der Mann traurig, „du hast ja schon so oft ver-
geblich in alle Winkel und Ecken und unter die Treppe gesehen.
Geh' zu Bett! Unser Goldtöchterchen wird wohl in den Teich ge-
fallen und ertrunken sein."
Doch die Frau hörte nicht, sondern ging weiter, und wie sie
unter die Treppe leuchtete, lag das Kind da und schlief. Da schrie
sie vor Freude so laut auf, daß der Mann eilends die Treppe herab-
gesprungen kam. Mit dem Kinde auf dem Arm kam sie ihm freude-
strahlend entgegen. Es schlief ganz fest, so müde hatte es sich gelaufen.
„Wo war es denn? Wo war es denn?" rief er.
„Unter der Treppe lag es und schlief," erwiderte die Frau,
„und ich habe doch heute schon so oft unter die Treppe gesehen."
Da schüttelte der Mann mit dem Kopfe und sagte: „Mit rechten
Dingen geht's nicht zu, Mutter; wir wollen nur Gott danken, daß
wir unser Goldtöchterchen wieder haben!"
4o. Nicht weit her.
Kinderreim.
Ein Himmel ohne Sonn',
,Ein Garten ohne Bronn',
Ein Baum ohne Frucht,
Ein Mädchen ohne Zucht,
Wunderhorn.
Ein Süpplejn ohne Brocken,
Ein Turm ohne Glocken,
Ein Soldat ohne Gewehr,
Sind alle nicht weit her.
1914 -
Köln
: Bachem
- Autor: Sauren, Wilhelm
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
108
Deutsch.
erlosch die Flamme nicht, sondern breitete sich im ganzen Hause aus.
Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie nock größer, die
Betten brannten hellauf, und die Tische und die Stühle und die
Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das
wurde vom Feuer gefaßt. Die Flamme wurde so hoch wie der
Kirchturm.
Da schrien die Leute vor Schrecken. Die Glocken läuteten. Es
war fürchterlich zu hören, und die Flamme war schrecklich zu sehen.
Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer
schüttete und spritzte, aber es half nichts. Das Hans brannte zu-
sammen, und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche
blieben übrig. Jetzt hatten die Eltern des Kindes kein Haus mehr,
wo sie wohnen und schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich
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ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stüble zu kaufen.
Ach, wie weinten die armen Eltern! Das Kind, das mit dem Fünkchen
gespielt hatte, war schuld daran.
1. Ziel. Heute will ich euch erzählen, wie ein Kind mit dem
Fünkchen gespielt hat.
2. Darbietung. Lesen des ersten Abschnittes.
3. Besprechung. Erzähle vom Kinde! Knaben — Mädchen, Größe,
Alter, Wohnung. Am Haus war ein Stall, daneben eine Scheune.
— Wie konnte nun das Kind mit dem Fünkchen spielen? Vielleicht
aus dem Ofen oder mit Streichhölzchen. Nun erzählt von dem
Fünkchen! — Zuerst war die Flamme ganz klein (Zeigen!), aber da,
da wird sie größer (Zeigen!), immer größer und größer, so hoch?
Und das Kind? Mache uns einmal vor, wie es sich erschreckt hat
und fortgelaufen ist!
Lesen seitens der Kinder.
4. Ziel (zweites Teilziel). Wir wollen jetzt hören, was die Leute
machten, als sie die hohe Flamme sahen.
3. Bd. 3
- S. 28
1912 -
München
: Seyfried
- Autor: Warmuth, Oswald
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Arbeitsschule
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3. Ed ir schnitzeln Bilder aus. Die jüngeren Kinder, die
anfangs nur „fleißig" waren, schnitten beim zweiten Mal besonders
gern um vorgedruckte Figuren herum. Sie erhielten jetzt alte Kata-
loge aus Glattpapier (wegen Ablösen der Druckerschwärze) mit Bil-
dern. Die anderen Kinder arbeiteten aus dem Gedächtnis weiter:
vor einem fünfjährigen Mädchen lagen bald: „Besen, hexhaus, Apfel,
Haube, Zuckerhut, Mutter, Tisch, Kommode, Küscherl, Halstuch, Gür-
tel" ; der gleichalterige Nachbar brachte nach der gleichen Zeit — „ein
Fenster". Besonders auffallend war, daß viele Kinder Dinge, die
stehen, wirklich aufzustellen versuchten, so „Diwan, Turm, haus-
türe, Kirche re."
4. Mas steht? wurde also das nächste Mal geschnitzelt. „Ja
das Haus und der Baum und der Tisch und der Ztuhl." Wir halfen
dabei, indem wir das Tinschlitzen und Umbiegen der Fußränder zeigten,
so daß manches Kind ein hübsches Gesamtbild erzielte, vor den
Knaben standen: „Mutter, Marie, Hund, Kaffee, Ofen, Auto, Kutsch-
bahn, Zug, Tunnel, Lokomotive",' vor den Mädchen: „Zchlitten, haus-
dach, Bügeleisen, Kuhlimuh, Kamin, hacke, Brücke, Bchaferl geh'n
hinein."
5. Was liegt? Besonderen Wink hatte der Streit gegeben:
„Hiles steht nicht, viel liegt auf dem Boden." Also! „Ich mache den
Teppich, ich die Btraße, ich den Garten re." Beim „Tüchlein" kam
die neue Technik des „Faltens" zu Hilfe, an den „Deckchen" das
„Aussparen" der Fransen. Diesmal brachten drei Kinder zustande:
„Wo man sitzen kann, Haube, Fenster, Brett, Kiste, Buch, Brief,
Btrumpf, Stiefel, Ball, Pantoffel, herz, Birne, Tüte." Mehrere Dinge
waren „zusammengelegt". Huf eine Anregung zum „Ztellen der Häuser
an die liegende Btraße" ging kein Kind ein. Unfähigkeit zum Aus-
deuten und willkürlicher Wechsel im Benennen wurden aber jetzt
seltener.
6. Was ist rund? Immer häufiger trat die Lust am Zu-
sammenrollen des Papiers hervor. Mir unterstützten diese Kegung.
Wer etwas Bundes fertig bringt, darf es leimen, mit Pinsel und
Gummi. Jetzt wurde fast durchweg beim Kunden geblieben, ob-
wohl das hinteremanderschieben der Flächen nicht ohne vorzeigen
ging. Der Trsolg war überraschend. Die Knaben saßen vor uns,
mit „Kronen, Bischofsmützen, Königshauben, Zchutzmannhüten, Kenn-
nummern, Banitätskreuzen, Manschetten und Krägen" angetan,' die
Mädchen, die diesmal auch farbiges Glanz- und Mattpapier erhalten
1905 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Alberti, Christian, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
27. Laternenlied.
21
26. Das Fünkchen.
Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine
Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünkchen fort-
geflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh fing
an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran
dachte. Da wurde dem Kinde bange, und es lief fort, ohne
jemandem etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand
Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern brei-
tete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Fenstervorhänge
kam, wurde sie noch größer, und das Bett, worin sie des Nachts
schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und
die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das
wurde vom Feuer gefaßt, und die Flamme wurde so hoch wie der
Kirchturm. Da schrieen alle Leute vor Schrecken, die Soldaten
trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören
und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun fing man an zu
löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und spritzte;
aber es half nicht eher, als bis das Haus zusammengebrannt
war und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche
übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus
mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen
konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und
neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten
die armen Eltern! Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt
hatte, war schuld daran. Wilhelm Curimann.
27. Laternenliedl
1. Abends, wenn es dunkel wird
und die Fledermaus schon schwirrt,
gehn wir mit Laternen aus
in den Garten hinterm Haus,
und im Auf- und Niederwallen
lassen wir das Lied erschallen:
Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne!
1907 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
23
Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge
aus dem kleinen Hause. Man hatte die Minder alsbald in das Nachbar-
haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern
erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen.
4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im
Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und
der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand,
als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder
still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater
und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jeder-
mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden,
bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am
Abend indes, nach Anordnung des Eemeinderats, der Krappenzacher den
Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten
sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der
Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei
aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck,
und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in
das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem
Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde
auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett
steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf
er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver-
schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie
still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre
kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jie vor dem
schlafenden und sagte fast laut: ,,Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte
noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,
ohne Hin- und Herwerfen." Sie seufzte schwer. Am andern Morgen
ging Amrei bald zu ihrem Bruder und half ihn ankleiden und tröstete ihn
über das, was ihm geschehen war; wenn der Vater käme, werde er den
Krappenzacher schon bezahlen. Dann gingen die beiden Kinder hinaus
an das elterliche Haus, klopften an die Tür und weinten laut, bis der
Kohlenmatthes, der in der Nähe wohnte, herzukam und sie in die Schule
brachte. Er bat den Lehrer, den Kindern zu erklären, daß ihre Eltern
tot seien; er selbst wisse ihnen das nicht deutlich zu machen, und besonders
die Amrei scheine es gar nicht begreifen zu wollen. Der Lehrer tat sein
Mögliches, und die Kinder waren ruhig. Aber von der Schule gingen sie
doch wieder nach dem Elternhause und warteten dort hungernd wie ver-
irrt, bis man sie abholte.
Das Haus des Iosenhans mußte der Hypothekengläubiger wieder an
sich ziehen; die Anzahlung, die der Verstorbene darauf gemacht, ging ver-
1854 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Wangemann, Ludwig
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
0
Verdienstorden auf der Brust, rückte er nach Beendigung des siebenjäh-
rigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen
nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen,
und erwarteten ihn auf dem Markte. Als er sie erkannte, sprang er
rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald daraus
mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch
wenn er vornehme Gäste hatte.
Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Ritt-
meister zu Tische säßen. „Wie, sollte ich nicht die ersten Wohlthäter
meines Lebens dankbar achten?^ war seine Antwort; „ehe ich des Kö-
nigs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der brave General
von Ziethen hörte von diesem Vorfalle und bat sich selbst nach einiger
Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern
des Letzteren wünschten dieses Mal selbst, nicht am Tische zu erscheinen,
weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte
der General: „Aber, Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke,
sie essen mit Ihnen an einem Tische." Der Rittmeister lächelte und
wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Ziethen auf und holte
die Eltern selbst herbei: sie mußten sich rechts und links an seine Seite
setzen, und er unterhielt sich mit ihnen auf's freundlichste. Als man
anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand aus und
sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern
eines verdienstvollen Sohnes, der es beweist, daß ein dankbarer Sohn
mehr werth ist, als ein hochmüthiger Rittmeister!"
Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kind-
lichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen Eltern erwies,
und Friedrich Ii. freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach
Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Ritt-
meister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von
welchem Hause stammt Er denn eigentlich ? Wer find Seine Eltern ? "
„ Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich stamme
aus einer Bauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen
ich das Glück theile, was ich Ew. Majestät verdanke."
„So ist's recht," sagte der König erfreut; „wer seine Eltern achtet,
der ist ein ehrenwerther Mann, wer sie geringschätzt, verdient nicht ge-
boren zu sein." — Ephes. 6, 2. Ehre Vater und Mutter, das ist das
erste Gebot, das Verheißung hat. Pustkuchen-Glanzow.
6. Kinder genug, aber —
Es ist recht und wohl gesagt von alten, weisen Leuten: Gott. den
Eltern und den Lehrern kann man nimmer genugsam danken, noch ver-
gelten. Leider wird aber gar oft erfüllt das gemeine Sprüchwort,
daß ein Vater leichter kann sechs Kinder ernähren, denn sechs Kinder
einen Vater. Man sagt ein Exempel von einem Vater, der übergab
seinen Kindern alle seine Güter, Haus, Hos, Aecker und alle Bereit-
schaft, versah sich dessen zu seinen Kindern, sie würden ihn ernähren.
1841 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
162
33.
Ich lebe mit Vater und Mutter in Einem Hause.
Vater und Mutter heißen auch Eltern. Das Haus,
in welchem ich mit meinen Eltern wohne, ist mein
elterliches Haus. Eltern und Kinder machen zusam-
men eine Familie aus. Der Vater ist das Ober-
haupt der Familie; er arbeitet für Alle, er schafft Allen
Nahrung und Kleidung. Die Mutter sorgt für die
Haushaltung, wenn der Vater an sein Geschäft geht,
sie kocht und näht, spinnt und strickt; sie sorgt für den
Vater und wartet und pflegt uns Kinder. Vater und
Mutter haben uns recht lieb; daher sollen wir unsere
Eltern auch wieder herzlich lieb haben und ihnen stets
gehorsam sein. Wer die Eltern durch Ungehorsam be-
trüben kann, ist ein undankbares Kind. Ich will stets
ein gehorsames und dankbares Kind sein, dann wird
es mir wohl gehen; denn der liebe Gott spricht zu uns
Kindern:
«Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß eö dir
wohlgehe und du lange lebest auf Erden.«
Wie es in meinem Hause hergeht.
Komm' ich nun des Mittags aus der Schule nach
Haus, dann geht es mit hungrigem Magen zum Schmaus.
Der Tisch ist für Große und Kleine gedeckt, drauf dam-
pfet ein Effen, das recht gut mir schmeckt. Wir waschen
zuvor uns Hand und Gesicht; denn ungewaschen, da essen
wir nicht. Nun nimmt der Vater die Mütze ab, und
1886 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Solereder, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 42
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
40. Die Bewohner des Hauses.
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Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Hans
mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie
schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein
neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle
zu kaufen. Ach, wie weinten die armen Eltern!
Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt, war
schuld daran.
Habt acht auf Feuer und auf das Licht!
Sagt nicht: „Ein Fünkchen schadet nicht!"
Ein Fünkchen sei auch noch so klein,
Es äschert Stadt' und Dörfer ein.
40« Die Bewohner des Hauses.
Die Familie.
Im Hause wohnen der Vater, die Mutter und
die Kinder, oft auch die Großeltern und noch andere
Verwandte. Alle diese zusammen heißt man eine
Familie. Der Vater ist das Haupt der Familie. Er
hat viel Sorgen und viel Kummer; denn er muß
nicht nur die Kinder zu guten, frommen Menschen
erziehen, sondern er hat auch dafür zu sorgen, daß
es niemand, der zur Familie gehört, an Kleidung,
Nahrung und anderen nötigen Dingen fehle. Die
Mutter steht dem Vater in Erziehung der Kinder bei
und besorgt das Hauswesen. — Die Kinder wissen
gar nicht, was alles die gute Mutter für sie getha?
und geduldet hat. — Wenn das Kindchen noch ganz
klein, oder wenn es krank ist, so pflegt die Mutter
es mit aller Liebe und Sorgfalt, wacht wie ein
Schutzengel an seinem Bettchen und gönnt sich kein
Stiindchen Ruhe bei Tag und Nacht. Manche arme
Mutter hungert, damit nur ihre Kinder sich satt essen
1910 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
23
vergaßen die Kinder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher-
gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver-
schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau
und seinen beiden Kindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian).
Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller-
lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft,
hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte
er's noch von innen frisch ausweißen; der Kalk dazu liegt schon dort in
der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten
Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem
bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge-
wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus-
hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im
Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern
Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge
aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar-
haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern
erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen.
4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im
Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und
der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand,
als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder
still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater
und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jeder-
mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden,
bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am
Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den
Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten
sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der
Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei
aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck,
und der Großknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in
das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem
Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde
auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett
steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf
er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver-
schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie
still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre
kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jie vor dem
schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte
noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,
1912 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm, Warncke, K.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
29
vergaßen die Kinder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher-
gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver-
schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau
' und seinen beiden Kindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian).
Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller-
lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft,
hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte
er's noch von innen frisch ausweißen; der Kalk dazu liegt schon dort in
der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten
Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem
bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge-
wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus-
hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im
Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern
Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge
aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar-
haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern
erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen.
4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im
Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und
der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand,
als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder
still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater
und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schulheiß am Tische, und jeder-
mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden,
bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am
Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den
Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten
sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der
Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei
aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck,
und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in
das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem
Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde
auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett
steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf
er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver-
schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie
still bedacht sic für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre
kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jte vor dem
schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte
noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,
1907 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Hermann, Hans
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Dorfschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
13
Iii. Vertiefung (Denken) Vergleich: Lampe und Leuchter.
Ähnlichkeiten, Verschiedenheiten.
Iv. Zusammenfassung. Die Lampe ist ein Hausgerät. Sie
macht die Stube hell. Es gibt Stubenlampen rc. rc. (Die Lampe
erzählt: ,,Jch —"]
Begriffliches: Stubengerät, Hausgerät, Lampe, Leuchter,
Laterne, Fuß, Schirm, Zylinder, Brenner, Schraube, Flamme, Ver-
brennung, Docht.
V. Anwendung. Zeichne eine Lampe! Einen Zylinder! Vor-
sicht beim Gebrauch der Lampe. — Schreiblesen: l.
2. Ziel. W i e ein Kind mit d e in Streichhölzchen
(dem Fünkchen) spielte.
I. Ii. Turcp entwickelnd darstellende Weise gelangen um zu
folgender Erzählung.
Vas §ünkcben.
Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine Mutter
es schon oft Verboten hatte. Da war das Fünkchen fortgeflogen und
hatte sich ins Stroh Versteckt. Aber das Stroh fing an zu brennen,
und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da
wurde dem Kinde bange, es wußte keinen Rat und lies fort, ohne
semand etwas Von der Flamme zu sagen. lind da niemand
Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern breitete
sich im ganzen Hause aus. Das Bett, woriu sie des Nachts
schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und
die Schränke des Zimmers und alles, was der Vater und die Mutter
hatten, das wurde vom Feuer gefaßt, und die Flamme wurden so
hoch als der Kirchturm.
Da schrien alle Leute vor Schrecken, die Soldaten trommelten,
die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören, und die Flamme
war schrecklich zu sehen. Nun sing man an zu löschen mit Wasser, das
man in das Feuer schüttete und spritzte, aber es hals nicht eher, als
bis das Haus zusammengebrannt und nur noch ein wenig Asche
übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus mehr
und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafe n
konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue
Berten und Tische und Stühle zu kaufen. O wie weinten da
1855 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
108
■ i 58.
Ich lebe mit Vater und Mutter in Einem Hause.
Vater und Mutter heißen auch Eltern. Das Haus, in
welchen ich mit meinen Eltern wohne, ist mein elter-
liches Haus. Eltern und Kinder machen zusammen eine
Familie aus. Der Vater ist das Oberhaupt der Fa-
milie; er arbeitet für Alle, erschafft allen Nahrung und
Kleidung. Die Mutter sorgt für die Haushaltung, wenn
der Vater an sein Geschäft geht, sic kocht und naht,
spinnt und strickt; sie sorgt für den Vater und wartet
und pflegt uns Kinder. Vater und Mutter haben uns
recht lieb; daher sollen wir unsere Eltern auch wieder
herzlich lieb haben und ihnen stets gehorsam sein. Wer
die Eltern durch Ungehorsam betrüben kaun, ist ein un-
dankbares Kind. Ich will stets ein gehorsames und
dankbares Kind sein, dann wird es mir wohl gehen;
denn der liebe Gott spricht zu uns Kindern:
»Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß es dir wohl
gehe und du lange lebest aus Erden."
Wie es in meinem Hause hergeht.
Kumm ich nun des Mittags aus der Schule nach
Haus, dann geht es mit hungrigem Magen zum Schmaus.
Der Tisch ist für Grosze und Kleine gedeckt, draus
dampfet ein Eszcn, das recht gut mir schmeckt. Wir
waschen zuvor uns Hand und Gesicht, denn ungewa-
schen, da eszen wir nicht. Nun nimmt der Vater
die Mütze ab und spricht: „Dankt Gott, der Speisen
euch gab.“ Drauf beten wir alle: „Wir bringen dir
Dank, du lieber Gott, für Speisen und Trank. Wir
wollen sie jetzt froh verzehren, dasz Kräfte sich zur
1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16
Der Vater ist das Oberhaupt des häuslichen Kreises oder der
Familie, für die er durch seine Arbeit, sein Geschäft oder seinen Be-
ruf sorgt, und Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege schafft. Die
Mutter führt die Haushaltung und leitet mit dem Vater das Haus-
wesen. Sie kocht, wäscht, näht, strickt, spinnt und flickt. Sie sorgt für
uns Kinder und für den Väter; sie wartet, trägt und pflegt die klein-
sten Geschwister. Die Eltern schicken ihre Kinder in die Schule und in
die Kirche. Sie geben sich viele Mühe, daß die Kinder das Gute lernen
und thun. Sie wünschen nichts mehr, als daß ihre Kinder gute und
glückliche Menschen werden. Die Eltern thun also ihren Kindern sehr
viel Gutes und Haben oft große Sorge und Mühe um ihre Kinder.
Gute Kinder sind ihren Eltern immer gehorsam, und wo sie den Eltern
bei der Arbeit helfen können, da thun sie dieses gern. Sie danken den
Eltern für alles Gute und lieben sie. Gute Kinder machen den Eltern,
wo sie nur können, Freude. Sie vergessen nie das Gebot Gottes:
„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf
daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden." —
Die Geschwister müssen verträglich mit einander leben. Sie
dürfen sich nicht zanken und streiten. Die Größeren müssen den
Kleinern nachgeben, sie nicht necken, und auf sie Acht geben, damit
sie nicht fallen und sich nicht wehe thun, oder sonst Schaden nehmen.
In manchen Familien wohnen oft noch Knechte und Mägde, die man
zusammen Dienstboten oder Gesinde nennt. Manche Väter haben in
ihrem Geschäfte Gesellen und Lehrlinge. Alle diese helfen für Lohn
den Eltern bei der Arbeit. Sie müssen recht fleißig, treu und gehorsam
sein, wodurch sie sich auch die Liebe und Anerkennung der Herrschaft
erwerben. Faule, schlechte Leute mag Niemand haben. Wir Kinder
müssen auch gegen Dienstboten freundlich und gefällig sein.
Wenn der Vater mit den Hausgenossen beim Morgen- oder
Abendsegen etwas aus der Bibel liefet, und wenn wir bei Tische
vor und nach dem Essen beten, müssen wir stets andächtig sein.
„Eine kleine, fromme, reine Hausgemeine mach' aus Allen: Herr,
laß sie dir Wohlgefallen!"
„Ich und meinllaus wollen dem Herrn dienen.* (Jos. 24. 15.)
1 Mutter und Kind.
Mütterlein, sprich: Warum liebst du dein Kindlein doch so innig-
lich? Aber die Mutter spricht: „Das weißt du nicht?! ^ Weil's fromm
ist allzeit, nicht weint und nicht schreit, und lustig ist's auch, wie'ß
Vöglein im Strauch. Doch geht es zur Nuh, lacht's freundlich mir
zu, und wenn es erwacht, da küßt mich's und lacht; drum lieb' ich's
so sehr, wie nichts auf der weiten Erde mehr."
Kindlein, o sprich: Warum liebst du dein Mütterlein doch so innig-
lich? Und das Kindlein spricht? „Das weißt du nicht?! Weil's mich
1867 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Greef, Wilhelm, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16
Der Vater ist das Oberhaupt des häuslichen Kreises oder der
Familie, für die er durch seine Arbeit, sein Geschäft oder seinen Be-'
ruf sorgt, und Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege schafft. Die
Mutter führt die Haushaltung und leitet mit dem Vater das Haus-
wesen. Sie kocht, wäscht, näht, strickt, spinnt und flickt. Sie sorgt für
uns Kinder und für den Vater; sie wartet, trägt und pflegt die klein-
sten Geschwister. Die Eltern schicken ihre Kinder in die Schule und in
die Kirche. Sie geben sich viele Mühe, daß die Kinder das Gute lernen
und thun. Sie wünschen nichts mehr, als daß ihre Kinder gute und
glückliche Menschen werden. Die Eltern thun also ihren Kindern sehr
viel Gutes und haben oft große Sorge und Mühe um ihre Kinder.
Gute Kinder sind ihren Eltern immer gehorsam, und wo sie den Eltern
bei der Arbeit helfen können, da thun sie dieses gern. Sie dünken den
Eltern für alles Gute und lieben sie. Gute Kinder machen den Eltern,
wo sie nur können, Freude. Sie vergessen nie das Gebot Gottes:
„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf
daß es dir wohlgche und du lange lebest auf Erden." —
Die Geschwister müssen verträglich mit einander leben. Sie
dürfen sich nicht zanken und streiten. Die Größeren müssen den
Kleinern nachgeben, sie nicht necken, und auf sie Acht geben, damit
sie nicht fallen und sich nicht wehe thun, oder sonst Schaden nehmen.
In manchen Familien wohnen oft noch Knechte und Mägde, die man
zusammen Dienstboten oder Gesinde nennt. Manche Väter haben in
ihrem Geschäfte Gesellen und Lehrlinge. Alle diese helfen für Lohn
den Eltern bei der Arbeit. Sie müssen recht fleißig, treu und gehorsam
sein, wodurch sie sich auch die Liebe und Anerkennung der Herrschaft
erwerben. Faule, schlechte Leute mag Niemand haben. Wir Kinder
müssen auch gegen Dienstboten freundlich und gefällig sein.
Wenn der Vater mit den Hausgenossen beim Morgen- oder
Abendsegen etwas aus der Bibel liefet, und wenn wir bei Tische
vor und nach dem Essen beten, müssen wir stets andächtig sein.
„Eine kleine, fromme, reine Hausgemeine mach' aus Allen: Herr,
laß sie dir Wohlgefallen!"
„Ich und meinllaus wollen dem Herrn dienen.“ (Jos. 24. 15.)
1. Mutter und Kind.
Mütterlein, sprich: Warum liebst du dein Kindlein doch so innig-
lich? Aber die Mutter spricht: „Das weißt du nicht?! Weil's fromm
ist allzeit, nicht weint und nicht schreit, und lustig ist's auch, wie's
Vöglein im Strauch. Doch geht es zur Ruh, lacht's freundlich mir
zu, und wenn es erwacht, da küßt mich's und lacht; drum lieb' ich's
so sehr, wie nichts auf der weiten Erde mehr."
Kindlein, o sprich: Warum liebst du dein Mütterlein doch so innig-
lich? Und daß Kindlein spricht: „Daß weißt du nicht?! Weil's mich
1912 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
25
vergaßen die Minder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher-
gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver-
schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau
und seinen beiden Mindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian).
Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller-
lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft,
hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte
er's noch von innen frisch ausweißen; der 5talf dazu liegt schon dort in
der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten
Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem
bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge-
wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus-
hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im
Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern
Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge
aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar-
haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern
erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen.
4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im
Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und
der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand,
als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder
still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater
und Mutter fragten; denn sie atzen beim Schultheiß am Tische, und jeder-
mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden,
bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am
Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den
Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten
sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der
Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei
aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck,
und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in
das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem
Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde
auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett
steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf
er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver-
schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie
still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre
kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jte vor dem
schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte
noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,
1914 -
Langensalza
: Kortkamp
- Autor: Redlich, Ernst, Dickhoff, Emil, Schmidt, Otto, Groch, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 17 —
fünft von ihm verlangt, was er sei, so macht man die Beobachtung,
daß es die Erklärung des Gegenstandes durch dieangabeseines
Gebrauchs bevorzugt. „Was ist ein Messer?" — es ist zum
Schneiden; ein Pferd — das ist, um den Wagen zu ziehen; ein Tisch
— das ist, um darauf zu essen; eine Mama, das ist, um das Essen
zu machen: Brot — das ist zum Essen; wenn man arbeitet — das
ist, um nicht bestraft zu werden, oder um Belohnung zu bekommen"
(Binet, „Die neuen Gedanken über das Schulkind", S. 102). Be-
sonders springt das geringe Verständnis für die Gesamtauffassung der
Sechsjährigen bei Situationsbildern in die Augen. Die neuere Psy-
chologie berichtet zahllose Bilderanalysen, in denen die Vor-
gänge, die auf dem Bilde dargestellt waren, in ihrem Zusammen-
hange nicht aufgefaßt werden. (Das Kind bleibt bei ganz äußer-
lichen Feststellungen stehen: in weitaus den meisten Fällen
kann man froh sein, wenn man Auffassungen erhält. Be-
schreiben und Deuten der dargestellten Dinge sind Vorgänge, die
einer intensiven Fragearbeit im Unterricht bedürfen.
Auch die Urteilskraft ist beim sechsjährigen Kinde in glei-
eher Weise beschränkt. Das Kind ist von Natur nicht kritisch veran-
lagt, es überlegt nicht, ob es richtig und zweckmäßig ist, was es tut
und sagt, es ist nur in einer beschränkten Lebenssphäre geistig munter
und lebendig. Sowie es in einen anderen Kreis hineintritt, ist es
körperlich wie geistig ungeschickt. Jedermann kennt das unbeholfene
Kind, das zu Hause ganz manierlich ist, dessen Benehmen aber bei
Besuchen der Mutter auf die Nerven fällt, weil es nicht weiß, was
sich schickt. Seine Kritiklosigkeit erkennt man auch daran, daß es sich
bei Fragen außerordentlich leicht durch Worte bescheiden läßt. Wer
es nur recht versteht, wird den unbequemen Frager durch einige
Redensarten sehr bald los. Man darf aus seinen Warum- und Wes-
halbfragen keineswegs auf ein tiefes kausales Bedürfnis
schließen: es ist mit dem oberflächlichen „Weil" zufrieden. Ferner ist
bekannt, wie leicht Kinder Gesehenes und Gewünschtes miteinander
verwechseln, wie außerordentlich leicht sie der Suggestion
zugänglich sind. Weinend erklärt ein Knabe vor Schulanfang feinem
Lehrer: „Herr Lehrer, ich bin eben mit der Mappe nach der Schule
gekommen, und nun ist sie weg." „Hast du sie auch wirklich bei dir
gehabt?" „Ja, ich habe sie aufgeschnallt und habe sie unter den Tisch
gelegt." Es melden sich dreißig Kinder, die alle gesehen haben, wie
der Knabe mit der Mappe zur Türe hereingekommen ist und sie
unter den Tisch gelegt hat. Es werden eifrig Nachforschungen an-
gestellt, und es ergibt sich, daß die Moppe wohlbehalten in der elter-
lichen Wohnung liegt.
Aber die neuere Psychologie lehrt uns auch, wie diese man-
gelhafte Beschaffenheit der psychologischen Vor-
Darstellender Anschauungsunterricht. 2
1892 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
91
wohl. — Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich.
— Schwielen in der Hand sind besser, als goldne Ringe an den
Fingern. — Wer sich viel rührt, wächst nicht an. — Sammet und
Seide auf dem Leibe löschen das Feuer in der Küche aus. — Es ist
auf Erden kein’ bessere List, als wenn man der Zunge Meister ist. —
Borgen, Sorgen; Schuld, Ungeduld! — Besser ohne Abendbrot
schlafen gehn, als mit Schulden aufstehn. — Mit leichtem Herzen
sitzt sich’s weich auf harter Bank. — Goldnes Elend ist auch Elend. —
Ist das kleinste Stübchen rein, so ist’s gut darinnen sein. — Der
geduldigen Schafe gehen viele in einen Stall. — Nicht so hoch hinaus,
man stürzt sonst leicht hinab! — Kannst du nicht ein Adler sein,
halt dich wie die Schnecke fein! — Gut Gewissen und eigner Herd
ist Gottes und aller Ehren wert. — Unrecht Gut gedeihet nicht. —
Es gehen viele Wege nach Darbstädt und Mangelberg. — Fern von
Haus ist nah beim Schaden. — Hast du ein Haus, denk nicht hinaus.
— Es ist kein Häuslein so klein, es hat sein Kreuzlein. — Der
Herr muß selber sein der Knecht, soll es im Hause stehen recht. —
Des Herrn Auge macht die Pferde fett. — Des Herrn Augen sparen
drei Knechte und vier Gesellen. — Wenn die Katze nicht zu Hause
ist, tanzen die Mäuse auf Tischen und Bänken1).
Nach 0. v. Horn: Notpfennig.
92^. Unnützes Spielwerk.
Streichhölzchen und andere leicht brennbare Gegenstände,
wie Pulver und Spiritus, sind kein Spielzeug für Kinder.
Kinder sollen gesundene Streichhölzchen sofort den Eltern geben,
und wenn sie andere kleine Kinder mit solchen spielen sehen, sie
ihnen freundlich fortnehmen. Eigenmächtig darf kein Kind ein
Streichholz benutzen; hat es dies mit Erlaubnis der Eltern thun
dürfen, so soll es dasselbe nicht wegwerfen oder liegen lassen, so
lange es noch brennt oder glimmt. — Man darf auch nicht gegen
den Tisch stoßen oder am Tischtuch ziehen, wenn eine brennende
Lampe darauf steht. Personen, welche eine brennende Lampe
oder ein Licht tragen, darf man nicht jagen, necken oder erschrecken.
Niemand soll mit offenem Lichte auf den Boden, in den Keller,
in die Scheune oder in die Ställe gehen2).
93. Sprichwörter in allerlei Satzformen.
Vollständige Sätze.
Einfache. 1. Der Schein trügt. — Der Klügste giebt nach. —
Eigenlob stinkt. — Irren ist menschlich. — Wagen gewinnt. — Almosen-
geben armet nicht. — Kirchengehen säumet nicht. — Allzuviel ist ungesund.
*) Zur Gewinnung von Baum für das folgende Stück haben mehrere
Sprichwörter in der vorliegenden Auflage weggelassen werden müssen.
2) Beantwortung einer von dem Vorstände der deutschen Ausstellung für
Unfallversicherung gestellten Preisfrage. (1889).
18. Bd. 1
- S. 19
1912 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Zimmermann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
- 19 -
sagen: Guten Tag. Das müßt ihr auch sagen. Und was sollt ihr dabei
abnehmen? Wie grüßest du am Morgen? — Wie grüßest du am
Abend? — Was dürft ihr dabei aber immer nicht vergessen? Hut
(Mütze) abnehmen Wie nennt man ein Kind, das dies nicht tut?
Unartig. Was Willst du sagen? Unhöflich. Wie sollst du aber gegen
andere sein? Höflich. So ist's recht. Wer freut sich darüber? Eltern.
Höfliche Kinder hat jedermann lieb. Was werden dir Erwachsene
gern sagen, wenn du höflich nach dem Wege fragst? Wo der Weg
hingeht. Freilich. Einem höflichen Kinde hilft jeder lieber als einem
unhöflichen. Nun werdet ihr auch das Verschen verstehen:
Mit dem Hute in der Hand
Kommt man durch das ganze Land.
Sprecht es im Chore! —
Xx. Zwei Gebete. Jetzt sollt ihr mir einmal sagen, was ihr
von eurer Mutter gelernt habt. Wo wohnt der liebe Gott? Himmel.
Wie sieht der Himmel aus? Man kann den Himmel nicht erfassen
(Bewegung mit der Hand); wie ist er? Hoch. Was scheint des Tages
am Himmel ? Sonne. Wann kommt aber der schöne Mond? — Was
sehen wir in der Nacht noch am Himmel? — Wer wohnt in dem
schönen Himmel? — „Das ist des lieben Gottes Haus, da wohnt er
drin und schaut heraus". Wohin schaut er? Erde. Wen sieht er?
Alle Menschen, mich, dich, uns. Der liebe Gott ist gut. Er hat alle
Menschen lieb. Er hat auch die Kinder lieb. Der liebe Gott will,
daß die Kinder gut sind. Wem gehorchen gute Kinder?
Der Vater ruft. Da muß es das Kind gleich hören. Zu wem
mußt du schnell laufen? — Die Mutter sagt: Geh' hin und hole — !
Was mußt du gleich tun? — Die Großmutter sagt: ,,Bleibe zu
Hause!" Wo mußt du bleiben? Zu Hause. Das will alles der liebe
Gott so haben. Der liebe Gott will auch haben, daß die Kinder in
der Schule gut und artig sind. (Ausführung!) Gute Kinder hat der
liebe Gott lieb. Wen bestraft er aber? —
Was für ein Kind willst du sein? — Was für ein Kind willst
du werden? — Zu wem beten gute Kinder auch? — Was legt man
beini Beten zusammen? — Faltet die Händchen zum Gebet! (Vor-
machen!) Wer kann ein Gebet? — Wie betest du am Morgen? —
Wie am Abend? — Wie bei Tische? — Wie nennt man ein Gebet,
das am Morgen (am Abend, bei Tische) gebetet wird? Wie nennen
wir die Gebete, die wir in der Schule beten? — Heute sollt ihr
ein Gebet lernen, welches wir beim Anfange der Schule sprechen
wollen. Hört:
Hilf, lieber Gott, und steh mir bei,
Daß ich recht fromm und fleißig sei. Amen.
^ Kurz besprechen und einüben! So betet man beim Anfange der
Schule. Wann werden wir aber auch beten? — Hört nun ein Gebet
am Schlüsse der Schule:
Mit Gott fang an, mit Gott hör auf,
Das ist der schönste Lebenslauf. Amen.
2*
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
44
tränen. Bald darauf mutzten sie zu ihm ziehen und atzen allezeit mit
an seinem Tisch, auch wenn er vornehme Gäste hatte.
Einst spottete ein Offizier darüber, datz Bauern bei einem Ritt-
meister zu Tische sätzen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohltäter
meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort; „ehe ich meines
Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der General von
Jieten hörte von diesem Vorfall und bat sich selbst nach einiger Zeit
mit mehreren vornehmen Offizieren bei dem Rittmeister zu Gaste.
Dessen Eltern wünschten diesmal selbst nicht am Tische zu erscheinen,
weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte
der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie
essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wutzte
nicht sogleich zu antworten. Da stand Iieten auf und holte selber die
Eltern herbei; sie mutzten sich rechts und links an seine Seite setzen,
und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing,
Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach:
„Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines
verdienstvollen Sohnes, der beweist, datz ein dankbarer Sohn mehr wert
ist als ein hochmütiger Rittmeister."
Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kind-
lichen Achtung zu erzählen, die der Rittmeister seinen Eltern erwiesen
hatte, und Friedrich freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst
nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er,
Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von
welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer sind Seine Eltern?"
— „Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich
stamme aus einer Bauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute,
mit denen ich das Glück teile, das ich Ew. Majestät verdanke." —
„So ist's recht," sagte der König erfreut, „wer seine Eltern achtet, der
ist ein ehrenwerter Mann; wer sie geringschätzt, verdient nicht, geboren
zu sein."
43. Oer alle Großvater uncl cler 6nkel.
Vor, den Brüdern 6rimm.
Kinder- u. Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Aufl., besorgt von Reinhold Steig.
Stuttgart u. Berlin 1906. 8. 259.
Cs war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb ge-
worden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun
bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe
auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.
1908 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wohlrabe, Wilhelm, Steger, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
217
ioftem Zustande gekauft, hatte er noch selber verputzt und das Dach
umgedeckt. Zm Herbst wollte er's noch von innen frisch ausweißen;
der Kalk dazu liegt schon dort in der mit rötlichem Reisig überdeckten
Grube. Die Frau war eine der besten Tagelöhnerinnen im Dorfe,
Tag und Nacht in Leid und Freud' zu allem bei der Hand; denn
sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut gewöhnt, daß
sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus-
hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten
im Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder,
am andern Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug
man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder als-
bald in das Nachbarhaus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie er-
fuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete,
um hinter den Leichen dreinzugehen.
4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten
im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen
rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und
drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch
am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast
heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn
sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jedermann war überaus
freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen
sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am
Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher
den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte,
da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten
heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen be-
schwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja,
sie ging nicht vom Fleck, und der Großknecht des Schultheißen trug
sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'.
Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte
sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden
einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch
den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er
dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver-
schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abende,
wie still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele,
viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt
stand sic vor dem schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinder-
schlaf ! Das weinte jnoch, und gleich darauf im Umsehen ist es ein-
geschlafen, ohne Dämmern, ohne Hin- und Herwerfen." Sie seufzte
schwer. Am andern Morgen ging Amrei bald zu ihrem Bruder