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1. Teil 1 - S. 20

1889 - : Velhagen & Klasing
20 und spritzte; aber es half nicht eher, als bis das Haus zusam- mengebrannt und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten da die armen Eltern. Und das Kind, das mit dem Fünkchen ge- spielt hatte, war schuld daran. 34. Beim Lampenlicht. (Hagenbach.) Die Mutter hat das Licht gebracht; nun, Kinder, flugs herbei! Den runden Tisch zurecht gemacht, die Stadt, das Lager und die Jagd und auch die Schäferei. Wie steht das neue Reiterheer so prächtig hier zur Schau! Dort weiden Wolf und Leu und Bär, als ob's im Paradiese wär', beim Schäflein auf der Au. Und dieser bunte Kasten hier ist Noahs feine Arch'; draus quillt hervor gar manches Tier, darunter liegt begraben schier der fromme Patriarch. Auch fehlt der Turm zu Babel nicht: Bauhölzer, groß und klein, eins auf das andre aufgeschicht't, bis alles risch zusammenbricht: O weh! der Turm fällt ein!

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1. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 48

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
4 8 sah, hob er es behutsam auf, ohne es zu wecken, flog bis über die Stadt und sah nach, in welchem Hause noch Licht war. „Das wird wohl das Haus sein, wo es hingehört," sagte er, als er das Haus von Goldtöchterchens Eltern sah; denn das Licht im Wohnzimmer brannte immer noch. Heimlich sah er zum Fenster hinein. Da saßen Vater und Mutter sich an dem kleinen Tische gegenüber und weinten, und unter dem Tische hielten sie sich die Hände. Da öffnete er ganz leise die Haustür, legte das Kind unter die Treppe und flog fort. Und die Eltern saßen immer noch am Tische. Da stand die Frau auf, zündete noch ein Licht an und leuchtete noch einmal in alle Winkel und Ecken und unter die Betten. „Frau," sagte der Mann traurig, „du hast ja schon so oft ver- geblich in alle Winkel und Ecken und unter die Treppe gesehen. Geh' zu Bett! Unser Goldtöchterchen wird wohl in den Teich ge- fallen und ertrunken sein." Doch die Frau hörte nicht, sondern ging weiter, und wie sie unter die Treppe leuchtete, lag das Kind da und schlief. Da schrie sie vor Freude so laut auf, daß der Mann eilends die Treppe herab- gesprungen kam. Mit dem Kinde auf dem Arm kam sie ihm freude- strahlend entgegen. Es schlief ganz fest, so müde hatte es sich gelaufen. „Wo war es denn? Wo war es denn?" rief er. „Unter der Treppe lag es und schlief," erwiderte die Frau, „und ich habe doch heute schon so oft unter die Treppe gesehen." Da schüttelte der Mann mit dem Kopfe und sagte: „Mit rechten Dingen geht's nicht zu, Mutter; wir wollen nur Gott danken, daß wir unser Goldtöchterchen wieder haben!" 4o. Nicht weit her. Kinderreim. Ein Himmel ohne Sonn', ,Ein Garten ohne Bronn', Ein Baum ohne Frucht, Ein Mädchen ohne Zucht, Wunderhorn. Ein Süpplejn ohne Brocken, Ein Turm ohne Glocken, Ein Soldat ohne Gewehr, Sind alle nicht weit her.

2. Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen - S. 108

1914 - Köln : Bachem
108 Deutsch. erlosch die Flamme nicht, sondern breitete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie nock größer, die Betten brannten hellauf, und die Tische und die Stühle und die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer gefaßt. Die Flamme wurde so hoch wie der Kirchturm. Da schrien die Leute vor Schrecken. Die Glocken läuteten. Es war fürchterlich zu hören, und die Flamme war schrecklich zu sehen. Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und spritzte, aber es half nichts. Das Hans brannte zu- sammen, und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche blieben übrig. Jetzt hatten die Eltern des Kindes kein Haus mehr, wo sie wohnen und schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ! r~ ' 1 -py-Ko Lj J> ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stüble zu kaufen. Ach, wie weinten die armen Eltern! Das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt hatte, war schuld daran. 1. Ziel. Heute will ich euch erzählen, wie ein Kind mit dem Fünkchen gespielt hat. 2. Darbietung. Lesen des ersten Abschnittes. 3. Besprechung. Erzähle vom Kinde! Knaben — Mädchen, Größe, Alter, Wohnung. Am Haus war ein Stall, daneben eine Scheune. — Wie konnte nun das Kind mit dem Fünkchen spielen? Vielleicht aus dem Ofen oder mit Streichhölzchen. Nun erzählt von dem Fünkchen! — Zuerst war die Flamme ganz klein (Zeigen!), aber da, da wird sie größer (Zeigen!), immer größer und größer, so hoch? Und das Kind? Mache uns einmal vor, wie es sich erschreckt hat und fortgelaufen ist! Lesen seitens der Kinder. 4. Ziel (zweites Teilziel). Wir wollen jetzt hören, was die Leute machten, als sie die hohe Flamme sahen.

3. Bd. 3 - S. 28

1912 - München : Seyfried
28 3. Ed ir schnitzeln Bilder aus. Die jüngeren Kinder, die anfangs nur „fleißig" waren, schnitten beim zweiten Mal besonders gern um vorgedruckte Figuren herum. Sie erhielten jetzt alte Kata- loge aus Glattpapier (wegen Ablösen der Druckerschwärze) mit Bil- dern. Die anderen Kinder arbeiteten aus dem Gedächtnis weiter: vor einem fünfjährigen Mädchen lagen bald: „Besen, hexhaus, Apfel, Haube, Zuckerhut, Mutter, Tisch, Kommode, Küscherl, Halstuch, Gür- tel" ; der gleichalterige Nachbar brachte nach der gleichen Zeit — „ein Fenster". Besonders auffallend war, daß viele Kinder Dinge, die stehen, wirklich aufzustellen versuchten, so „Diwan, Turm, haus- türe, Kirche re." 4. Mas steht? wurde also das nächste Mal geschnitzelt. „Ja das Haus und der Baum und der Tisch und der Ztuhl." Wir halfen dabei, indem wir das Tinschlitzen und Umbiegen der Fußränder zeigten, so daß manches Kind ein hübsches Gesamtbild erzielte, vor den Knaben standen: „Mutter, Marie, Hund, Kaffee, Ofen, Auto, Kutsch- bahn, Zug, Tunnel, Lokomotive",' vor den Mädchen: „Zchlitten, haus- dach, Bügeleisen, Kuhlimuh, Kamin, hacke, Brücke, Bchaferl geh'n hinein." 5. Was liegt? Besonderen Wink hatte der Streit gegeben: „Hiles steht nicht, viel liegt auf dem Boden." Also! „Ich mache den Teppich, ich die Btraße, ich den Garten re." Beim „Tüchlein" kam die neue Technik des „Faltens" zu Hilfe, an den „Deckchen" das „Aussparen" der Fransen. Diesmal brachten drei Kinder zustande: „Wo man sitzen kann, Haube, Fenster, Brett, Kiste, Buch, Brief, Btrumpf, Stiefel, Ball, Pantoffel, herz, Birne, Tüte." Mehrere Dinge waren „zusammengelegt". Huf eine Anregung zum „Ztellen der Häuser an die liegende Btraße" ging kein Kind ein. Unfähigkeit zum Aus- deuten und willkürlicher Wechsel im Benennen wurden aber jetzt seltener. 6. Was ist rund? Immer häufiger trat die Lust am Zu- sammenrollen des Papiers hervor. Mir unterstützten diese Kegung. Wer etwas Bundes fertig bringt, darf es leimen, mit Pinsel und Gummi. Jetzt wurde fast durchweg beim Kunden geblieben, ob- wohl das hinteremanderschieben der Flächen nicht ohne vorzeigen ging. Der Trsolg war überraschend. Die Knaben saßen vor uns, mit „Kronen, Bischofsmützen, Königshauben, Zchutzmannhüten, Kenn- nummern, Banitätskreuzen, Manschetten und Krägen" angetan,' die Mädchen, die diesmal auch farbiges Glanz- und Mattpapier erhalten

4. Teil 1. Unterstufe - S. 21

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
27. Laternenlied. 21 26. Das Fünkchen. Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünkchen fort- geflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde dem Kinde bange, und es lief fort, ohne jemandem etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern brei- tete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie noch größer, und das Bett, worin sie des Nachts schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer gefaßt, und die Flamme wurde so hoch wie der Kirchturm. Da schrieen alle Leute vor Schrecken, die Soldaten trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und spritzte; aber es half nicht eher, als bis das Haus zusammengebrannt war und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten die armen Eltern! Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt hatte, war schuld daran. Wilhelm Curimann. 27. Laternenliedl 1. Abends, wenn es dunkel wird und die Fledermaus schon schwirrt, gehn wir mit Laternen aus in den Garten hinterm Haus, und im Auf- und Niederwallen lassen wir das Lied erschallen: Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne!

5. Teil 3 - S. 23

1907 - Halle a.S. : Schroedel
23 Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Minder alsbald in das Nachbar- haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen. 4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jeder- mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am Abend indes, nach Anordnung des Eemeinderats, der Krappenzacher den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck, und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver- schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jie vor dem schlafenden und sagte fast laut: ,,Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern, ohne Hin- und Herwerfen." Sie seufzte schwer. Am andern Morgen ging Amrei bald zu ihrem Bruder und half ihn ankleiden und tröstete ihn über das, was ihm geschehen war; wenn der Vater käme, werde er den Krappenzacher schon bezahlen. Dann gingen die beiden Kinder hinaus an das elterliche Haus, klopften an die Tür und weinten laut, bis der Kohlenmatthes, der in der Nähe wohnte, herzukam und sie in die Schule brachte. Er bat den Lehrer, den Kindern zu erklären, daß ihre Eltern tot seien; er selbst wisse ihnen das nicht deutlich zu machen, und besonders die Amrei scheine es gar nicht begreifen zu wollen. Der Lehrer tat sein Mögliches, und die Kinder waren ruhig. Aber von der Schule gingen sie doch wieder nach dem Elternhause und warteten dort hungernd wie ver- irrt, bis man sie abholte. Das Haus des Iosenhans mußte der Hypothekengläubiger wieder an sich ziehen; die Anzahlung, die der Verstorbene darauf gemacht, ging ver-

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 5

1854 - Leipzig : Brandstetter
0 Verdienstorden auf der Brust, rückte er nach Beendigung des siebenjäh- rigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Als er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald daraus mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Ritt- meister zu Tische säßen. „Wie, sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?^ war seine Antwort; „ehe ich des Kö- nigs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der brave General von Ziethen hörte von diesem Vorfalle und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des Letzteren wünschten dieses Mal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber, Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische." Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Ziethen auf und holte die Eltern selbst herbei: sie mußten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen auf's freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand aus und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der es beweist, daß ein dankbarer Sohn mehr werth ist, als ein hochmüthiger Rittmeister!" Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kind- lichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen Eltern erwies, und Friedrich Ii. freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Ritt- meister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich ? Wer find Seine Eltern ? " „ Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Bauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück theile, was ich Ew. Majestät verdanke." „So ist's recht," sagte der König erfreut; „wer seine Eltern achtet, der ist ein ehrenwerther Mann, wer sie geringschätzt, verdient nicht ge- boren zu sein." — Ephes. 6, 2. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat. Pustkuchen-Glanzow. 6. Kinder genug, aber — Es ist recht und wohl gesagt von alten, weisen Leuten: Gott. den Eltern und den Lehrern kann man nimmer genugsam danken, noch ver- gelten. Leider wird aber gar oft erfüllt das gemeine Sprüchwort, daß ein Vater leichter kann sechs Kinder ernähren, denn sechs Kinder einen Vater. Man sagt ein Exempel von einem Vater, der übergab seinen Kindern alle seine Güter, Haus, Hos, Aecker und alle Bereit- schaft, versah sich dessen zu seinen Kindern, sie würden ihn ernähren.

7. Schreib-Leseunterricht, Lese-Schreibunterricht, Lesestoff für die ersten Denk-, Sprech- und Sprachübungen und Samenkörner für Geist und Herz - S. 162

1841 - Altona : Schlüter
162 33. Ich lebe mit Vater und Mutter in Einem Hause. Vater und Mutter heißen auch Eltern. Das Haus, in welchem ich mit meinen Eltern wohne, ist mein elterliches Haus. Eltern und Kinder machen zusam- men eine Familie aus. Der Vater ist das Ober- haupt der Familie; er arbeitet für Alle, er schafft Allen Nahrung und Kleidung. Die Mutter sorgt für die Haushaltung, wenn der Vater an sein Geschäft geht, sie kocht und näht, spinnt und strickt; sie sorgt für den Vater und wartet und pflegt uns Kinder. Vater und Mutter haben uns recht lieb; daher sollen wir unsere Eltern auch wieder herzlich lieb haben und ihnen stets gehorsam sein. Wer die Eltern durch Ungehorsam be- trüben kann, ist ein undankbares Kind. Ich will stets ein gehorsames und dankbares Kind sein, dann wird es mir wohl gehen; denn der liebe Gott spricht zu uns Kindern: «Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß eö dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden.« Wie es in meinem Hause hergeht. Komm' ich nun des Mittags aus der Schule nach Haus, dann geht es mit hungrigem Magen zum Schmaus. Der Tisch ist für Große und Kleine gedeckt, drauf dam- pfet ein Effen, das recht gut mir schmeckt. Wir waschen zuvor uns Hand und Gesicht; denn ungewaschen, da essen wir nicht. Nun nimmt der Vater die Mütze ab, und

8. Abt. 1 - S. 35

1886 - München : Oldenbourg
40. Die Bewohner des Hauses. 35 Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Hans mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten die armen Eltern! Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt, war schuld daran. Habt acht auf Feuer und auf das Licht! Sagt nicht: „Ein Fünkchen schadet nicht!" Ein Fünkchen sei auch noch so klein, Es äschert Stadt' und Dörfer ein. 40« Die Bewohner des Hauses. Die Familie. Im Hause wohnen der Vater, die Mutter und die Kinder, oft auch die Großeltern und noch andere Verwandte. Alle diese zusammen heißt man eine Familie. Der Vater ist das Haupt der Familie. Er hat viel Sorgen und viel Kummer; denn er muß nicht nur die Kinder zu guten, frommen Menschen erziehen, sondern er hat auch dafür zu sorgen, daß es niemand, der zur Familie gehört, an Kleidung, Nahrung und anderen nötigen Dingen fehle. Die Mutter steht dem Vater in Erziehung der Kinder bei und besorgt das Hauswesen. — Die Kinder wissen gar nicht, was alles die gute Mutter für sie getha? und geduldet hat. — Wenn das Kindchen noch ganz klein, oder wenn es krank ist, so pflegt die Mutter es mit aller Liebe und Sorgfalt, wacht wie ein Schutzengel an seinem Bettchen und gönnt sich kein Stiindchen Ruhe bei Tag und Nacht. Manche arme Mutter hungert, damit nur ihre Kinder sich satt essen

9. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 23

1910 - Halle a.S. : Schroedel
23 vergaßen die Kinder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher- gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver- schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau und seinen beiden Kindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian). Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller- lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft, hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte er's noch von innen frisch ausweißen; der Kalk dazu liegt schon dort in der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge- wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus- hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar- haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen. 4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jeder- mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck, und der Großknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver- schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jie vor dem schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,

10. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 29

1912 - Halle a.S. : Schroedel
29 vergaßen die Kinder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher- gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver- schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau ' und seinen beiden Kindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian). Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller- lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft, hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte er's noch von innen frisch ausweißen; der Kalk dazu liegt schon dort in der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge- wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus- hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar- haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen. 4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schulheiß am Tische, und jeder- mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck, und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver- schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie still bedacht sic für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jte vor dem schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,

11. Der Anschauungsunterricht in der Dorfschule - S. 13

1907 - Langensalza : Greßler
13 Iii. Vertiefung (Denken) Vergleich: Lampe und Leuchter. Ähnlichkeiten, Verschiedenheiten. Iv. Zusammenfassung. Die Lampe ist ein Hausgerät. Sie macht die Stube hell. Es gibt Stubenlampen rc. rc. (Die Lampe erzählt: ,,Jch —"] Begriffliches: Stubengerät, Hausgerät, Lampe, Leuchter, Laterne, Fuß, Schirm, Zylinder, Brenner, Schraube, Flamme, Ver- brennung, Docht. V. Anwendung. Zeichne eine Lampe! Einen Zylinder! Vor- sicht beim Gebrauch der Lampe. — Schreiblesen: l. 2. Ziel. W i e ein Kind mit d e in Streichhölzchen (dem Fünkchen) spielte. I. Ii. Turcp entwickelnd darstellende Weise gelangen um zu folgender Erzählung. Vas §ünkcben. Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine Mutter es schon oft Verboten hatte. Da war das Fünkchen fortgeflogen und hatte sich ins Stroh Versteckt. Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde dem Kinde bange, es wußte keinen Rat und lies fort, ohne semand etwas Von der Flamme zu sagen. lind da niemand Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern breitete sich im ganzen Hause aus. Das Bett, woriu sie des Nachts schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und die Schränke des Zimmers und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer gefaßt, und die Flamme wurden so hoch als der Kirchturm. Da schrien alle Leute vor Schrecken, die Soldaten trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören, und die Flamme war schrecklich zu sehen. Nun sing man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete und spritzte, aber es hals nicht eher, als bis das Haus zusammengebrannt und nur noch ein wenig Asche übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafe n konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Berten und Tische und Stühle zu kaufen. O wie weinten da

12. Lesestücke für den vereinten Lese-, Denk-, Sprech- und Sprachunterricht, für die Heimats- und Naturkunde, so wie für den sittlich-religiösen Anschauungsunterricht - S. 108

1855 - Altona : Schlüter
108 ■ i 58. Ich lebe mit Vater und Mutter in Einem Hause. Vater und Mutter heißen auch Eltern. Das Haus, in welchen ich mit meinen Eltern wohne, ist mein elter- liches Haus. Eltern und Kinder machen zusammen eine Familie aus. Der Vater ist das Oberhaupt der Fa- milie; er arbeitet für Alle, erschafft allen Nahrung und Kleidung. Die Mutter sorgt für die Haushaltung, wenn der Vater an sein Geschäft geht, sic kocht und naht, spinnt und strickt; sie sorgt für den Vater und wartet und pflegt uns Kinder. Vater und Mutter haben uns recht lieb; daher sollen wir unsere Eltern auch wieder herzlich lieb haben und ihnen stets gehorsam sein. Wer die Eltern durch Ungehorsam betrüben kaun, ist ein un- dankbares Kind. Ich will stets ein gehorsames und dankbares Kind sein, dann wird es mir wohl gehen; denn der liebe Gott spricht zu uns Kindern: »Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß es dir wohl gehe und du lange lebest aus Erden." Wie es in meinem Hause hergeht. Kumm ich nun des Mittags aus der Schule nach Haus, dann geht es mit hungrigem Magen zum Schmaus. Der Tisch ist für Grosze und Kleine gedeckt, draus dampfet ein Eszcn, das recht gut mir schmeckt. Wir waschen zuvor uns Hand und Gesicht, denn ungewa- schen, da eszen wir nicht. Nun nimmt der Vater die Mütze ab und spricht: „Dankt Gott, der Speisen euch gab.“ Drauf beten wir alle: „Wir bringen dir Dank, du lieber Gott, für Speisen und Trank. Wir wollen sie jetzt froh verzehren, dasz Kräfte sich zur

13. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 16

1876 - Essen : Bädeker
16 Der Vater ist das Oberhaupt des häuslichen Kreises oder der Familie, für die er durch seine Arbeit, sein Geschäft oder seinen Be- ruf sorgt, und Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege schafft. Die Mutter führt die Haushaltung und leitet mit dem Vater das Haus- wesen. Sie kocht, wäscht, näht, strickt, spinnt und flickt. Sie sorgt für uns Kinder und für den Väter; sie wartet, trägt und pflegt die klein- sten Geschwister. Die Eltern schicken ihre Kinder in die Schule und in die Kirche. Sie geben sich viele Mühe, daß die Kinder das Gute lernen und thun. Sie wünschen nichts mehr, als daß ihre Kinder gute und glückliche Menschen werden. Die Eltern thun also ihren Kindern sehr viel Gutes und Haben oft große Sorge und Mühe um ihre Kinder. Gute Kinder sind ihren Eltern immer gehorsam, und wo sie den Eltern bei der Arbeit helfen können, da thun sie dieses gern. Sie danken den Eltern für alles Gute und lieben sie. Gute Kinder machen den Eltern, wo sie nur können, Freude. Sie vergessen nie das Gebot Gottes: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden." — Die Geschwister müssen verträglich mit einander leben. Sie dürfen sich nicht zanken und streiten. Die Größeren müssen den Kleinern nachgeben, sie nicht necken, und auf sie Acht geben, damit sie nicht fallen und sich nicht wehe thun, oder sonst Schaden nehmen. In manchen Familien wohnen oft noch Knechte und Mägde, die man zusammen Dienstboten oder Gesinde nennt. Manche Väter haben in ihrem Geschäfte Gesellen und Lehrlinge. Alle diese helfen für Lohn den Eltern bei der Arbeit. Sie müssen recht fleißig, treu und gehorsam sein, wodurch sie sich auch die Liebe und Anerkennung der Herrschaft erwerben. Faule, schlechte Leute mag Niemand haben. Wir Kinder müssen auch gegen Dienstboten freundlich und gefällig sein. Wenn der Vater mit den Hausgenossen beim Morgen- oder Abendsegen etwas aus der Bibel liefet, und wenn wir bei Tische vor und nach dem Essen beten, müssen wir stets andächtig sein. „Eine kleine, fromme, reine Hausgemeine mach' aus Allen: Herr, laß sie dir Wohlgefallen!" „Ich und meinllaus wollen dem Herrn dienen.* (Jos. 24. 15.) 1 Mutter und Kind. Mütterlein, sprich: Warum liebst du dein Kindlein doch so innig- lich? Aber die Mutter spricht: „Das weißt du nicht?! ^ Weil's fromm ist allzeit, nicht weint und nicht schreit, und lustig ist's auch, wie'ß Vöglein im Strauch. Doch geht es zur Nuh, lacht's freundlich mir zu, und wenn es erwacht, da küßt mich's und lacht; drum lieb' ich's so sehr, wie nichts auf der weiten Erde mehr." Kindlein, o sprich: Warum liebst du dein Mütterlein doch so innig- lich? Und das Kindlein spricht? „Das weißt du nicht?! Weil's mich

14. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 16

1867 - Essen : Bädeker
16 Der Vater ist das Oberhaupt des häuslichen Kreises oder der Familie, für die er durch seine Arbeit, sein Geschäft oder seinen Be-' ruf sorgt, und Wohnung, Kleidung, Nahrung und Pflege schafft. Die Mutter führt die Haushaltung und leitet mit dem Vater das Haus- wesen. Sie kocht, wäscht, näht, strickt, spinnt und flickt. Sie sorgt für uns Kinder und für den Vater; sie wartet, trägt und pflegt die klein- sten Geschwister. Die Eltern schicken ihre Kinder in die Schule und in die Kirche. Sie geben sich viele Mühe, daß die Kinder das Gute lernen und thun. Sie wünschen nichts mehr, als daß ihre Kinder gute und glückliche Menschen werden. Die Eltern thun also ihren Kindern sehr viel Gutes und haben oft große Sorge und Mühe um ihre Kinder. Gute Kinder sind ihren Eltern immer gehorsam, und wo sie den Eltern bei der Arbeit helfen können, da thun sie dieses gern. Sie dünken den Eltern für alles Gute und lieben sie. Gute Kinder machen den Eltern, wo sie nur können, Freude. Sie vergessen nie das Gebot Gottes: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß es dir wohlgche und du lange lebest auf Erden." — Die Geschwister müssen verträglich mit einander leben. Sie dürfen sich nicht zanken und streiten. Die Größeren müssen den Kleinern nachgeben, sie nicht necken, und auf sie Acht geben, damit sie nicht fallen und sich nicht wehe thun, oder sonst Schaden nehmen. In manchen Familien wohnen oft noch Knechte und Mägde, die man zusammen Dienstboten oder Gesinde nennt. Manche Väter haben in ihrem Geschäfte Gesellen und Lehrlinge. Alle diese helfen für Lohn den Eltern bei der Arbeit. Sie müssen recht fleißig, treu und gehorsam sein, wodurch sie sich auch die Liebe und Anerkennung der Herrschaft erwerben. Faule, schlechte Leute mag Niemand haben. Wir Kinder müssen auch gegen Dienstboten freundlich und gefällig sein. Wenn der Vater mit den Hausgenossen beim Morgen- oder Abendsegen etwas aus der Bibel liefet, und wenn wir bei Tische vor und nach dem Essen beten, müssen wir stets andächtig sein. „Eine kleine, fromme, reine Hausgemeine mach' aus Allen: Herr, laß sie dir Wohlgefallen!" „Ich und meinllaus wollen dem Herrn dienen.“ (Jos. 24. 15.) 1. Mutter und Kind. Mütterlein, sprich: Warum liebst du dein Kindlein doch so innig- lich? Aber die Mutter spricht: „Das weißt du nicht?! Weil's fromm ist allzeit, nicht weint und nicht schreit, und lustig ist's auch, wie's Vöglein im Strauch. Doch geht es zur Ruh, lacht's freundlich mir zu, und wenn es erwacht, da küßt mich's und lacht; drum lieb' ich's so sehr, wie nichts auf der weiten Erde mehr." Kindlein, o sprich: Warum liebst du dein Mütterlein doch so innig- lich? Und daß Kindlein spricht: „Daß weißt du nicht?! Weil's mich

15. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 25

1912 - Halle a.S. : Schroedel
25 vergaßen die Minder ganz, wo sie waren, und warum sie eigentlich daher- gekommen, und doch war beides so traurig als seltsam. In dem jetzt ver- schlossenen Hause wohnte noch vor kurzem der Iosenhans mit seiner Frau und seinen beiden Mindern Amrei (Anna Marie) und Dami (Damian). Der Vater war Holzhauer im Walde, dabei aber auch anstellig zu aller- lei Gewerke; denn das Haus, das er in verwahrlostem Zustande gekauft, hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Im Herbste wollte er's noch von innen frisch ausweißen; der 5talf dazu liegt schon dort in der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud zu allem bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut ge- wöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus- hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder alsbald in das Nachbar- haus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie erfuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen. 4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn sie atzen beim Schultheiß am Tische, und jeder- mann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen beschwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck, und der Eroßknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver- schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abend, wie still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand jte vor dem schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinderschlaf! Das weinte noch, und gleich darauf im Umsehen ist es eingeschlafen, ohne Dämmern,

16. Darstellender Anschauungsunterricht - S. 17

1914 - Langensalza : Kortkamp
— 17 — fünft von ihm verlangt, was er sei, so macht man die Beobachtung, daß es die Erklärung des Gegenstandes durch dieangabeseines Gebrauchs bevorzugt. „Was ist ein Messer?" — es ist zum Schneiden; ein Pferd — das ist, um den Wagen zu ziehen; ein Tisch — das ist, um darauf zu essen; eine Mama, das ist, um das Essen zu machen: Brot — das ist zum Essen; wenn man arbeitet — das ist, um nicht bestraft zu werden, oder um Belohnung zu bekommen" (Binet, „Die neuen Gedanken über das Schulkind", S. 102). Be- sonders springt das geringe Verständnis für die Gesamtauffassung der Sechsjährigen bei Situationsbildern in die Augen. Die neuere Psy- chologie berichtet zahllose Bilderanalysen, in denen die Vor- gänge, die auf dem Bilde dargestellt waren, in ihrem Zusammen- hange nicht aufgefaßt werden. (Das Kind bleibt bei ganz äußer- lichen Feststellungen stehen: in weitaus den meisten Fällen kann man froh sein, wenn man Auffassungen erhält. Be- schreiben und Deuten der dargestellten Dinge sind Vorgänge, die einer intensiven Fragearbeit im Unterricht bedürfen. Auch die Urteilskraft ist beim sechsjährigen Kinde in glei- eher Weise beschränkt. Das Kind ist von Natur nicht kritisch veran- lagt, es überlegt nicht, ob es richtig und zweckmäßig ist, was es tut und sagt, es ist nur in einer beschränkten Lebenssphäre geistig munter und lebendig. Sowie es in einen anderen Kreis hineintritt, ist es körperlich wie geistig ungeschickt. Jedermann kennt das unbeholfene Kind, das zu Hause ganz manierlich ist, dessen Benehmen aber bei Besuchen der Mutter auf die Nerven fällt, weil es nicht weiß, was sich schickt. Seine Kritiklosigkeit erkennt man auch daran, daß es sich bei Fragen außerordentlich leicht durch Worte bescheiden läßt. Wer es nur recht versteht, wird den unbequemen Frager durch einige Redensarten sehr bald los. Man darf aus seinen Warum- und Wes- halbfragen keineswegs auf ein tiefes kausales Bedürfnis schließen: es ist mit dem oberflächlichen „Weil" zufrieden. Ferner ist bekannt, wie leicht Kinder Gesehenes und Gewünschtes miteinander verwechseln, wie außerordentlich leicht sie der Suggestion zugänglich sind. Weinend erklärt ein Knabe vor Schulanfang feinem Lehrer: „Herr Lehrer, ich bin eben mit der Mappe nach der Schule gekommen, und nun ist sie weg." „Hast du sie auch wirklich bei dir gehabt?" „Ja, ich habe sie aufgeschnallt und habe sie unter den Tisch gelegt." Es melden sich dreißig Kinder, die alle gesehen haben, wie der Knabe mit der Mappe zur Türe hereingekommen ist und sie unter den Tisch gelegt hat. Es werden eifrig Nachforschungen an- gestellt, und es ergibt sich, daß die Moppe wohlbehalten in der elter- lichen Wohnung liegt. Aber die neuere Psychologie lehrt uns auch, wie diese man- gelhafte Beschaffenheit der psychologischen Vor- Darstellender Anschauungsunterricht. 2

17. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
91 wohl. — Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich. — Schwielen in der Hand sind besser, als goldne Ringe an den Fingern. — Wer sich viel rührt, wächst nicht an. — Sammet und Seide auf dem Leibe löschen das Feuer in der Küche aus. — Es ist auf Erden kein’ bessere List, als wenn man der Zunge Meister ist. — Borgen, Sorgen; Schuld, Ungeduld! — Besser ohne Abendbrot schlafen gehn, als mit Schulden aufstehn. — Mit leichtem Herzen sitzt sich’s weich auf harter Bank. — Goldnes Elend ist auch Elend. — Ist das kleinste Stübchen rein, so ist’s gut darinnen sein. — Der geduldigen Schafe gehen viele in einen Stall. — Nicht so hoch hinaus, man stürzt sonst leicht hinab! — Kannst du nicht ein Adler sein, halt dich wie die Schnecke fein! — Gut Gewissen und eigner Herd ist Gottes und aller Ehren wert. — Unrecht Gut gedeihet nicht. — Es gehen viele Wege nach Darbstädt und Mangelberg. — Fern von Haus ist nah beim Schaden. — Hast du ein Haus, denk nicht hinaus. — Es ist kein Häuslein so klein, es hat sein Kreuzlein. — Der Herr muß selber sein der Knecht, soll es im Hause stehen recht. — Des Herrn Auge macht die Pferde fett. — Des Herrn Augen sparen drei Knechte und vier Gesellen. — Wenn die Katze nicht zu Hause ist, tanzen die Mäuse auf Tischen und Bänken1). Nach 0. v. Horn: Notpfennig. 92^. Unnützes Spielwerk. Streichhölzchen und andere leicht brennbare Gegenstände, wie Pulver und Spiritus, sind kein Spielzeug für Kinder. Kinder sollen gesundene Streichhölzchen sofort den Eltern geben, und wenn sie andere kleine Kinder mit solchen spielen sehen, sie ihnen freundlich fortnehmen. Eigenmächtig darf kein Kind ein Streichholz benutzen; hat es dies mit Erlaubnis der Eltern thun dürfen, so soll es dasselbe nicht wegwerfen oder liegen lassen, so lange es noch brennt oder glimmt. — Man darf auch nicht gegen den Tisch stoßen oder am Tischtuch ziehen, wenn eine brennende Lampe darauf steht. Personen, welche eine brennende Lampe oder ein Licht tragen, darf man nicht jagen, necken oder erschrecken. Niemand soll mit offenem Lichte auf den Boden, in den Keller, in die Scheune oder in die Ställe gehen2). 93. Sprichwörter in allerlei Satzformen. Vollständige Sätze. Einfache. 1. Der Schein trügt. — Der Klügste giebt nach. — Eigenlob stinkt. — Irren ist menschlich. — Wagen gewinnt. — Almosen- geben armet nicht. — Kirchengehen säumet nicht. — Allzuviel ist ungesund. *) Zur Gewinnung von Baum für das folgende Stück haben mehrere Sprichwörter in der vorliegenden Auflage weggelassen werden müssen. 2) Beantwortung einer von dem Vorstände der deutschen Ausstellung für Unfallversicherung gestellten Preisfrage. (1889).

18. Bd. 1 - S. 19

1912 - Braunschweig : Appelhans
- 19 - sagen: Guten Tag. Das müßt ihr auch sagen. Und was sollt ihr dabei abnehmen? Wie grüßest du am Morgen? — Wie grüßest du am Abend? — Was dürft ihr dabei aber immer nicht vergessen? Hut (Mütze) abnehmen Wie nennt man ein Kind, das dies nicht tut? Unartig. Was Willst du sagen? Unhöflich. Wie sollst du aber gegen andere sein? Höflich. So ist's recht. Wer freut sich darüber? Eltern. Höfliche Kinder hat jedermann lieb. Was werden dir Erwachsene gern sagen, wenn du höflich nach dem Wege fragst? Wo der Weg hingeht. Freilich. Einem höflichen Kinde hilft jeder lieber als einem unhöflichen. Nun werdet ihr auch das Verschen verstehen: Mit dem Hute in der Hand Kommt man durch das ganze Land. Sprecht es im Chore! — Xx. Zwei Gebete. Jetzt sollt ihr mir einmal sagen, was ihr von eurer Mutter gelernt habt. Wo wohnt der liebe Gott? Himmel. Wie sieht der Himmel aus? Man kann den Himmel nicht erfassen (Bewegung mit der Hand); wie ist er? Hoch. Was scheint des Tages am Himmel ? Sonne. Wann kommt aber der schöne Mond? — Was sehen wir in der Nacht noch am Himmel? — Wer wohnt in dem schönen Himmel? — „Das ist des lieben Gottes Haus, da wohnt er drin und schaut heraus". Wohin schaut er? Erde. Wen sieht er? Alle Menschen, mich, dich, uns. Der liebe Gott ist gut. Er hat alle Menschen lieb. Er hat auch die Kinder lieb. Der liebe Gott will, daß die Kinder gut sind. Wem gehorchen gute Kinder? Der Vater ruft. Da muß es das Kind gleich hören. Zu wem mußt du schnell laufen? — Die Mutter sagt: Geh' hin und hole — ! Was mußt du gleich tun? — Die Großmutter sagt: ,,Bleibe zu Hause!" Wo mußt du bleiben? Zu Hause. Das will alles der liebe Gott so haben. Der liebe Gott will auch haben, daß die Kinder in der Schule gut und artig sind. (Ausführung!) Gute Kinder hat der liebe Gott lieb. Wen bestraft er aber? — Was für ein Kind willst du sein? — Was für ein Kind willst du werden? — Zu wem beten gute Kinder auch? — Was legt man beini Beten zusammen? — Faltet die Händchen zum Gebet! (Vor- machen!) Wer kann ein Gebet? — Wie betest du am Morgen? — Wie am Abend? — Wie bei Tische? — Wie nennt man ein Gebet, das am Morgen (am Abend, bei Tische) gebetet wird? Wie nennen wir die Gebete, die wir in der Schule beten? — Heute sollt ihr ein Gebet lernen, welches wir beim Anfange der Schule sprechen wollen. Hört: Hilf, lieber Gott, und steh mir bei, Daß ich recht fromm und fleißig sei. Amen. ^ Kurz besprechen und einüben! So betet man beim Anfange der Schule. Wann werden wir aber auch beten? — Hört nun ein Gebet am Schlüsse der Schule: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, Das ist der schönste Lebenslauf. Amen. 2*

19. Teil 3 = Kl. 6 - S. 44

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
44 tränen. Bald darauf mutzten sie zu ihm ziehen und atzen allezeit mit an seinem Tisch, auch wenn er vornehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, datz Bauern bei einem Ritt- meister zu Tische sätzen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohltäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort; „ehe ich meines Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der General von Jieten hörte von diesem Vorfall und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren vornehmen Offizieren bei dem Rittmeister zu Gaste. Dessen Eltern wünschten diesmal selbst nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wutzte nicht sogleich zu antworten. Da stand Iieten auf und holte selber die Eltern herbei; sie mutzten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der beweist, datz ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hochmütiger Rittmeister." Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kind- lichen Achtung zu erzählen, die der Rittmeister seinen Eltern erwiesen hatte, und Friedrich freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer sind Seine Eltern?" — „Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Bauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück teile, das ich Ew. Majestät verdanke." — „So ist's recht," sagte der König erfreut, „wer seine Eltern achtet, der ist ein ehrenwerter Mann; wer sie geringschätzt, verdient nicht, geboren zu sein." 43. Oer alle Großvater uncl cler 6nkel. Vor, den Brüdern 6rimm. Kinder- u. Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Aufl., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart u. Berlin 1906. 8. 259. Cs war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb ge- worden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.

20. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 217

1908 - Halle a.S. : Schroedel
217 ioftem Zustande gekauft, hatte er noch selber verputzt und das Dach umgedeckt. Zm Herbst wollte er's noch von innen frisch ausweißen; der Kalk dazu liegt schon dort in der mit rötlichem Reisig überdeckten Grube. Die Frau war eine der besten Tagelöhnerinnen im Dorfe, Tag und Nacht in Leid und Freud' zu allem bei der Hand; denn sie hatte ihre Kinder und besonders die Amrei gut gewöhnt, daß sie schon frühe für sich selber sorgen konnten. Erwerb und haus- hälterische Genügsamkeit machten das Haus zu einem der glücklichsten im Dorfe. Da warf eine schleichende Krankheit die Mutter nieder, am andern Abend auch den Vater, und nach wenigen Tagen trug man zwei Särge aus dem kleinen Hause. Man hatte die Kinder als- bald in das Nachbarhaus zum Kohlenmatthes gebracht, und sie er- fuhren den Tod der Eltern erst, als man sie sonntäglich ankleidete, um hinter den Leichen dreinzugehen. 4. Der Iosenhans und seine Frau hatten keine nahen Verwandten im Orte, und doch hörte man laut weinen und die Verstorbenen rühmen, und der Schultheiß führte die beiden Kinder hüben und drüben an der Hand, als sie hinter den Särgen dreingingen. Noch am Grabe waren die Kinder still und harmlos; ja, sie waren fast heiter, wenn sie auch oft nach Vater und Mutter fragten; denn sie aßen beim Schultheiß am Tische, und jedermann war überaus freundlich gegen sie, und als sie vom Tisch aufstanden, bekamen sie noch Küchle in ein Papier gewickelt zum Mitnehmen. Als am Abend indes, nach Anordnung des Gemeinderats, der Krappenzacher den Dami mitnahm und die schwarze Marann' die Amrei abholte, da wollten sich die Kinder nicht trennen und weinten laut und wollten heim. Der Dami ließ sich bald durch allerlei Vorspiegelungen be- schwichtigen, Amrei aber mußte mit Gewalt gezwungen werden. Ja, sie ging nicht vom Fleck, und der Großknecht des Schultheißen trug sie endlich auf dem Arme in das Haus der schwarzen Marann'. Dort fand sie zwar ihr Bett aus dem Elternhause; aber sie wollte sich nicht hineinlegen, bis sie vom Weinen müde auf dem Boden einschlief und man sie mitsamt den Kleidern ins Bett steckte. Auch den Dami hörte man beim Krappenzacher laut weinen, worauf er dann jämmerlich schrie, und bald darauf ward er stille. Die vielver- schriene schwarze Marann' bewies aber schon an diesem ersten Abende, wie still bedacht sie für ihren Pflegling war. Sie hatte schon viele, viele Jahre kein Kind mehr in ihrer Umgebung gehabt, und jetzt stand sic vor dem schlafenden und sagte fast laut: „Glücklicher Kinder- schlaf ! Das weinte jnoch, und gleich darauf im Umsehen ist es ein- geschlafen, ohne Dämmern, ohne Hin- und Herwerfen." Sie seufzte schwer. Am andern Morgen ging Amrei bald zu ihrem Bruder