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1. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 33

1907 - Leipzig : Freytag
33 Arnold so zornig, da er dem Knechte zwei-Finger zerschlug. Er floh ins Gebirge; Landenberg aber lie dem armen alten Vater Arnolds beide Augen ausstechen. der diese und andere Grausamkeiten der Vgte emprt, versammelten sich drei und dreiig wackere Männer aus allen drei Kantonen in einer finstern Nacht auf dem Rtli. Das ist eine einsame Bergwiese am Ufer des Vierwaldsttter Sees. Hier gaben sie sich das feierliche Versprechen, in der nchsten Neujahrsnacht die Vgte aus dem Lande zu jagen. Tells Apfelschu. Unterdessen wollte Geler die Gesinnung des Volkes auf die Probe stellen. Er lie eine Stange errichten mit einem Hute darauf und befahl, da jeder Vorbergehende vor dem Hute die Knie beugen sollte. Ein biederer Landmann, namens Wilhelm Tell, ging mit seinem Shnchen vorber und miachtete den schimpflichen Be-fehl. Ergriffen und vor den Vogt gefhrt, wurde er von diesem dazu verurteilt, feinem fechsjhrigen Knaben einen Apfel vom Kopse zu schieen. Der Vater wollte lieber sterben, als das tun. Aber Geler drohte, beide zu tten, wenn er noch lnger zaudere. Da nahm der gengstigte Vater zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und zielte. Und siehe, Tell tat einen Meisterschu. Getroffen flog der Apfel vom Kopfe, dem Kinde aber war kein Haar gekrmmt. Geler aber fragte finster: ..Wozu war der zweite Pfeil bestimmt?" Tell gab erst eine ausweichende Antwort; dann aber sprach er: So wisse denn: Htte der erste Pfeil das Haupt meines Kindes durchbohrt, fo wrde der zweite dein Herz sicher nicht verfehlt haben." Da wurde Geler zornig; er lie Tell gefesselt in einen Kahn bringen, um ihn auf sein festes Schlo jenseits des Vier-waldsttter Sees zu bringen, wo er weder Sonne noch Mond sehen sollte. Geler selbst stieg mit in den Kahn. Die Befreiung. Als sie mitten aus dem See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm. Tell war ebenso berhmt als Ruderer wie als Schtze. Deshalb befahl Geler, da man seine Fesseln lse, damit er das schwankende Fahrzeug fhre. Tell lenkte den Kahn gegen eine Fels-platte, die am Ufer in den See vorsprang. Als er nahe genug war, lie er das Ruder fallen, griff hurtig nach seinem Bogen und sprang mit einem khnen Satz auf die Platte. Im Abspringen aber hatte er den Kahn weit in die Wellen zurckgestoen. Jedoch konnte sich der erschrockene Vogt noch an einer andern Stelle ans Land retten. Rachedurstig ritt er seines Weges. Da hatte sich in einem Hohlwege Tell mit seinem Bogen aufgestellt. Er frchtete, Geler wrde sich an seinem Weib und seinen Kindern rchen. Um diese zu schtzen, beschlo er, ihn zu tten. Und als er nahe genug gekommen war. scho er ihm den Pfeil durchs

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1. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 57

1907 - Leipzig : Freytag
57 Arnold so zornig, da er dem Knechte zwei Finger zerschlug. Er floh ins Gebirge; Landenberg aber lie dem armen alten Vater Arnolds beide Augen ausstechen. der diese und andere Grausamkeiten der Vgte emprt, versammelten sich drei und dreiig wackere Männer aus allen drei Kantonen in einer finster Nacht auf dem Rtli. Das ist eine einsame Bergwiese am Ufer des Vierwaldsttter Sees. Hier gaben sie sich das feierliche Versprechen, in der nchsten Neujahrsnacht die Vgte aus dem Lande 311 jagen. Tells Apfelschu. Unterdessen wollte Geler die Gesinnung des Volkes aus die Probe stellen. Er lie eine Stange errichten mit einem Hute darauf und befahl, da jeder Vorbergehende vor dem Hute die Knie beugen sollte. Ein biederer Landmann, namens Wilhelm Tell, ging mit seinem Shnchen vorber und miachtete den schimpflichen Be-fehl. Ergriffen und vor den Vogt gefhrt, wurde er von diesem dazu verurteilt, seinem sechsjhrigen Knaben einen Apfel vom Kopfe zu schieen. Der Vater wollte lieber sterben, als das tun. Aber Geler drohte, beide zu tten, wenn er noch lnger zaudere. Da nahm der gengstigte Vater zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und zielte. Und siehe, Tell tat einen Meisterschu. Getroffen flog der Apfel vom Kopfe, dem Kinde aber war kein Haar gekrmmt. Geler aber fragte finster: Wozu war der zweite Pfeil bestimmt?" Tell gab erst eine ausweichende Antwort; dann aber sprach er: So wisse denn: Htte der erste Pfeil das Haupt meines Kindes durchbohrt, so wrde der zweite dein Herz sicher nicht verfehlt haben." Da wurde Geler zornig; er lie Tell gefesselt in einen Kahn bringen, um ihn auf sein festes Schlo jenseits des Vier-waldsttter Sees zu bringen, wo er weder Sonne noch Mond sehen sollte. Geler selbst stieg mit in den Kahn. Die Befreiung. Als sie mitten auf dem See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm. Tell war ebenso berhmt als Ruderer wie als Schtze. Deshalb befahl Geler, da man seine Fesseln lse, damit er das schwankende Fahrzeug fhre. Tell lenkte den Kahn gegen eine Fels-platte, die am Ufer in den See vorsprang. Als er nahe genug war, lie er das Ruder fallen, griff hurtig nach seinem Bogen und sprang mit einem khnen Satz auf die Platte. Im Abspringen aber hatte er den Kahn weit in die Wellen zurckgestoen. Jedoch konnte sich der erschrockene Vogt noch an einer andern Stelle ans Land retten. Rachedurstig ritt er seines Weges. Da hatte sich in einem Hohlwege Tell mit seinem Bogen aufgestellt. Er frchtete, Geler wrde sich an seinem Weib und seinen Kindern rchen. Um diese zu schtzen, beschlo er, ihn zu tten. Und als er nahe genug gekommen war, scho er ihm den Pfeil durchs

2. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 12

1897 - Wismar : Hinstorff
12 4. Wilhelm Tell. Unterdessen stieg der bermut des Vogtes Geler immer hher. Er lie in Uri den Hut des Herzogs auf einer Stange erhhen und befahl, da jedermann, der vorbergehe, sich vor dem Hute beugen sollte. Wilhelm Tell aber, der Schwiegersohn von Walther Fürst, ging mit seinem kleinen Shnlein vorber und verbeugte sich nicht. Sofort sprangen die Wchter her-bei und fhrten ihn zum Vogte. Der sprach in seinem Zorn zu ihm: Teil, du bist ein guter Schtze, so schiee denn einen Apfel vom Haupte deines Sohnes; triffst du nicht, so kostet es dein Leben." Tell bat um Gottes willeu, ihn zu so verwegener That nicht zu zwingen. Umsonst, der Vogt drohte, wenn er nicht gehorche, ihn und sein Shnlein zu tteu. Da nahm Tell zwei Pfeile, legte den einen auf den Bogen und fcho. Und siehe, mitten durchbohrt flog der Apsel von des Knaben Haupt. Alles Volk jauchzete dem treff-lichen Schtzen zu. Geler aber fragte ihn: Was sollte der zweite Pfeil, den du hervor holtest?" Da antwortete Tell khn: Htte ich mit dem ersten meinen Sohn getroffen, dann htte der zweite dir das Herz durchbohrt, grausamer Vogt." der solche Autwort ergrimmte der Vogt. Er lie Tell binden und ihn auf fein Schiff bringen, um ihn mit nach Knacht zu nehmen und ins Gefngni zu werfen. Aber mitten auf dem See erhob sich ein groer Windsturm, und das Schiff drohte zu versinken. Da sprach der Fhrmann: Nur Tell kann uns retten." Auf Befehl des Vogtes wurden daher feine Fesseln gelst, und er mute das Steuer erfassen. Krftig regierte er das Schiff und fhrte es nahe an eine Felsplatte, die in den See hineinragte. Schnell erfate er nun seinen Bogen und sprang auf die Platte, das Schifflein mit einem krftigen Futritt zurck in den See stoend. Nun eilte er der das Gebirge nach Knacht, der Ankunft des Vogtes harrend. Diefer entging auch wirklich dem Tode in den Wellen. Nachdem er glcklich gelandet war, ritt er seiner Bnrg zu. Aber er sollte nicht mehr lebend dorthin kommen. In einem Hohlwege erwartete ihn Wilhelm Tell und scho ihm einen Pfeil durch die Brust, da er starb. 5. Die Eidgenossen; Arnold von Winkelried. So war einer der grausamen Vgte gefallen. Bald befreite sich das Volk auch von den brigen Gewaltherren. An einem bestimmten Tage drangen die tapfersten Männer in die Zwingburgen, eroberten sie und jagten die Vgte mit ihren Gesellen der die Grenze. Ohne weiteres Blutvergieen wurde die Freiheit erlangt. Die drei Wald-statten schlssen nun einen Bund zur Verteidigung und nannten sich Eidgenossen. Bald vergrerte sich derselbe, da noch andere Orte hinzutraten. Alle Versuche, das Laud wieder zu unterjochen, scheiterten an dem festen Zusammenhalten der Schweizer. Einst standen sie wieder auf dem Schlachtfelde, ihnen gegenber die Feinde in schwerer Rstung, Mann an Mann. Da rief einer der Eid-genossen, der wackere Arnold von Winkelried: Liebe Brder, ich

3. Die Weltgeschichte - S. 85

1881 - Gießen : Roth
Albrecht I. Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft. 85 ton.e nicht habsburgisch werden wollten, so wollte sie Albrecht dazu ^nngen. So schickte er denn Landvgte in das Land der 3 freien Kantone, die das Volk auf alle Art bedrngten. Der Landvogt Keler, der seine feste Burg zu Knacht am Vierwaldstttersee hatte, "eckte zu Altdorf (im Canton Uli) einen Hut auf eine Stange und Erlangte, da jeder Schweizer davor sich beugen solle, als ob es ^Kaiser selbst wre. Ein anderer Landvogt hie Landenberg. Dieser lie einem alten Manne, Heinrich von Melchthal, die beiden Augen ausstechen, weil sein Sohn Arnold von Melchthal ^nem Knechte des Vogts einen Finger im Streite zerbrochen hatte, /^enn nun die Schweizer sich der solche Gewalt beim Kaiser be-lchwerten, so erhielten sie zur Antwort: Sie sollten nur Habs-^urgisch werden, dann sollten sie aller Bedrckung los sein." Da 'Glossen 3 Männer: Werner Stausfacher, 'Walther Fürst 'lltd Arnold von Melchthal einen Bund, und mit ihnen schwuren rciig Schweizer aus den 3 Cantonen Schwyz, Uri, Unterwalden aus dem Berge Rtli, am Ufer des Vierwaldstttersees, das Land don der Unterdrckung der Landvgte zu befreien (1307). Der ^andvogt Geler wurde von Wilhelm Tell aus Uri erschossen. Wilhelm Tell war weit und breit als der beste Schtze bekannt. Unst ging er an dem Hute zu Altdorf vorber, ohne vor demselben M zu verbeugen. Sofort lie ihn Geler ergreifen und befahl M, einen Apfel von dem Kopfe seines Shnleins herabzuschieen, er drohte ihm, sein Shnlein. vor seinen Augen zu tdten, wenn j-c nicht gehorche. Da scho Tell und traf glcklich den Apfel, ohne ^ Kind zu verletzen. Vorher aber hatte Tell noch einen andern Wl zu sich gesteckt, und Geler fragte ihn nun, wozu er den Weiten Pfeil habe brauchen wollen. Damit htte ich Dich er-Jossen, wenn ich mein liebes Kind getroffen htte", antwortete ^ell. Da lie ihn Geler binden, nahm ihn mit sich in sein schiff, um ihn der den Vierwaldsttter See nach Kuacht zu Dringen und ihn da in einen steinernen Thurm fr immer gefangen setzen. Auf dem See erhob sich ein heftiger Sturm, und Geler Richte Tell losbinden lassen, damit er das Nuder leuke. Tell er-Wl das Ruder, leukte das Schiff an eine Felsenplatte, sprang hier Qn'3 Land, stie das Schiff mit dem Fu in die Wellen zurck und entfloh foer die Felsen. Weil er aber wute, da der grausame andvogt, der dem Sturme entkommen war, ihn und seine Kinder Voten wrde, so lauerte er ihm an einem Hohlweg bei Knacht n> und erscho ihn mit einem Pfeile*). Der andere Landvogt (uii > en ltesten Geschichtsschreibern der Schweiz, Johannes von Winterthur 1 Jahr 1349) und Konrad Justinger von Bern (um's Jahr 1420) ist

4. Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 97

1889 - Leipzig : Freytag
97 lung auf dem Rtli, einer Bergwiese am stlichen Ufer des (Urner-) Vier-waldfttter Sees, am 7 Nov. 1307, gewaltsam ihre Reichsfreiheit und ihr gutes Recht selbst zu schtzen. Nun hatte aber Geler in Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufgestellt und unter Androhung harter Strafe geboten, denselben zu gren, als wre es der Herzog von sterreich selbst. Als nun Walther Frsts Schwiegersohn, Wilhelm Tell aus Brglen in Uri, den Hut nicht ehrte, befahl ihm der Vogt, zur Strafe vom Haupte seines eigenen Shnchens einen Apfel zu schieen. Da er gegen alle Bitten und Vorstellungen taub blieb, so wagte Tell endlich, im Vertrauen auf Gott und seine Geschicklichkeit, den Schu 47. Tells Kapelle der der Tellsplatte am Axen (Vierwaldstsdter See). und traf den Apfel, ohne das Kind zu verletzen. Geler aber hatte gesehen, da Tell einen zweiten Pfeil in das Koller steckte, und fragte, was er damit gewollt habe, indem er ihm das Leben zusicherte. Tell gestand, da er mit dem Pfeile den Vogt durchbohrt htte, wenn der Knabe verletzt worden wre. Darauf lie ihn der Vogt binden und auf ein Schiff führen, um ihn der den See nach Knacht mitzunehmen. Schon waren sie am Rtli vorbei, da erhob sich ein furchtbarer Sturm, so da alle verzweifelten und nur von Tell, als bewhrtem Steuermanne Rettung erhofften. Drum band man ihn los und bergab ihm das Steuer. Er aber trieb den Kahn an eine steile Uferstelle mit flachem Vor- Holdermann-Setzepfandt, Geschichtsbilder Ii. 7

5. Vaterländische Geschichte - S. 40

1907 - Danzig : Axt
— 40 — sie ihrer Freiheit berauben würde. Da schlossen sie einen Bund, einander beizustehen. Später wurde dieser Bund durch einen feierlichen Schwur erneuert, und fortan nannten sich die Verbündeten Eidgenossen. Die Landvögte. Der Rütlibund. Um 1300. Als Kaiser Albrecht von Habsburg regierte, wollte er die drei Waldstätten unter seine Herrschaft bringen und sandte Vögte in ihr Land, welche das Volk bedrückten. Da traten drei beherzte Männer, Walter Fürst, Wenter Stauffacher und Arnold von Melchthal, auf dem Rütli, einer Wiese am Vierwaldstätter See, zusammen, und hier schwuren sie im Verein mit vertrauten Genossen, das Joch der Tyrannen abzuschütteln. Der Hut. Tells Schu^. Der Landvogt Geßler ließ aber zu Alt- dors eine Stange aufrichten und einen Hut darauf setzen. Er gebot, daß jeder, der vorüber ginge, sich vor dem Hut neigen sollte. Zwei Wächter wurden angestellt, die denjenigen anzeigen mußten, der diesem Gebot nicht Folge leistete. Als nun der Schütze Wilhelm Tell dort vorbeiging, ohne sich zu verneigen, wurde er verklagt und vor den Landvogt geführt. Dieser befahl, Tell solle zur Strafe einem seiner Kinder einen Apfel vom Haupte schießen. So sehr Tell darum flehte, ihm dieses Wagestück zu erlassen, mußte er es doch ausführen, schoß und traf glücklich den Apfel von dem Haupte seines Kindes, während dieses selbst unbeschädigt blieb. Tells Gefangennahme. Der Sturm. „Gut getroffen," sprach hämisch der Landvogt, der lieber gesehen hätte, wenn statt des Apfels das Kind gefallen wäre; „aber warum hast du noch einen zweiten Pfeil in deinem Köcher?" „Dieser zweite Pfeil war dir bestimmt, wenn der erste meinen Sohn getroffen hätte," erwiderte Tell, „und fei versichert, er hätte dich nicht verfehlt." Hoch ergrimmt über diese trotzige Rede, ließ Geßler den Schützen sogleich in Ketten schlagen und in einem Kahn nach dem andern Ufer des Sees führen, wo er in einen finstern Turm gesperrt werden sollte. Geßler war mit bei der Überfahrt. Bald erhob sich ans dem See ein großer Sturm, und man machte Tell von den Fesseln los, damit er rudern helfe, daß der Kahn das Ufer erreiche; er tat denn auch redlich das Seine. Tells flucht. Gestlers Tod. Kaum war das Fahrzeug dem Gestade nahe genug, so erraffte Tell sein Schießzeug, welches im Kahne lag, sprang aus dem Boot und floh landeinwärts nach dem Schweizergebiete. An der hohlen Gaffe bei Küßnacht erwartete er den Landvogt. Bei sich selbst sprach er: „Durch diese hohle Gasse muß er kommen; es führt kein anderer Weg nach Küßnacht; — mach' deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt, fort mußt du, deine Uhr ist abgelaufen!" — Mit einem Pfeil durchschoß er den Tyrannen, daß derselbe tot vom Pferde sank. Diese Tat gab dem Lande die Freiheit wieder; die Vögte wurden verjagt, und da der Kaiser um dieselbe Zeit ermordet worden war, so wurden vorläufig keine Ansprüche weiter geltend gemacht, die das freie Volk der Schweizer beunruhigen konnten. Später mußten sich jedoch die Eidgenossen noch in den Schlachten bei Morgarten und Sempach gegen die Österreicher verteidigen. Endlich aber löste sich die Schweiz ganz vom Deutschen Reiche los, um einen Freistaat zu bilden. 32. Die nridjtigftctt Erfindungen -es Ikittelalters. Die Uhren. Lange Zeit hat es bedurft, ehe man die Uhren in einer gewissen Vollkommenheit herzustellen vermochte. In den ältesten Zeiten gab es Sonnenuhren, nach denen man sich am Tage richtete. Bessere Dienste leisteten die Wasseruhren, welche durch ein bestimmtes Maß von Wasser, das ans einem Gesäß lief, die Stunden anzeigten. Sehr wertvoll soll die

6. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 54

1911 - Leipzig : Voigtländer
54 27. Die Schweizer Eidgenossen. 2. Die Landvgte. Die Vgte bauten Zwingburgen im Lande, bten arge Gewalttaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzhlt die Sage, der Vogt eftler an einem neuen schnen Hause vorber, das sich Werner Stausfacher erbaut hatte, ein begterter Landmann von Schwyz. Ich will nicht," rief der Vogt zornig, da die Bauern Huser ohne meine (Erlaubnis bauen, will auch nicht, da sie leben, als ob sie selbst Herren wren; ich werde mich unterstehen, ihnen das zu wehren." Noch rger machte es ein andrer Vogt. Einem Bauer aus dem Ittelchtal in Unterwalden lie er um geringer Ursache willen ein Gespann schner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darber jammerte, sagte des Vogtes Kriecht: Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, so da ihm ein Anger zerbrach. Rus Furcht vor Strafe ergriff Rrnold die Flucht. Doch der Vogt rchte sich grausam an dessen Vater: er lie dem alten Manne beide Rgen ausstechen. 3. Der Riitlibund. Rrnold verbarg sich in Uri bei U) alt her Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schwyz - und die drei beschlossen, jeder solle mit zuverlssigen, beherzten Mnnern des Landes sprechen und zu erfahren suchen, wie das Volk gesinnt sei, und ob es fr seine Freiheit und Sicherheit kmpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefhrten begleitet, des Nachts auf einer kleinen tdiefe am See zusammen, die das Rtli genannt wurde, weil dort die Waldung ausgerodet war. hier auf dem Rtli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, die Freiheit des Landes mit Gut und Blut zu verteidigen. 4. Wilhelm Tell. Unterdessen stieg der bermut des Vogtes Geler immer hher. Eines Tages lie er in Uri den sterreichischen herzoghut auf eine Stange hngen und befahl, wer vorbergehe, solle dem Hute Ehrerbietung erweisen. Rber Wilhelm Teil, so erzhlt die Sage, ging mit seinem Knaben vorber und beugte sich nicht. Sogleich fhrten ihn die Wchter gefangen zum Vogt. Der sprach: Wohlan, Cell, du bist ein guter Schtze, so schiee denn einen Rpfel vom Kopfe deines Shnleins - fehlst du beim ersten Schu, so kostet es dich das Leben." Cell bat flehentlich, ihm diesen Schutz zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu tten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Rpfel auf den Kopf und fhrten den Schtzen an seinen Platz. Da holte Teil zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und scho. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Rpfel dem Knaben vom Haupte. Rlles Volk jauchzte

7. Geschichte des Mittelalters - S. 215

1883 - Münster : Coppenrath
215 Kind, legten aus das Haupt desselben einen Am und fhrten den Schtzen weit davon. Der unglckliche Vater bot sein Leben an, um das seines Lieblings zu retten; allein der harte Gebieter bestand auf dem unmenschlichen Ausspruch und drohete, beim geringsten Zaudern beide zu tten. Da endlich ri Tell in frchterlicher Verzweiflung zwei Pfeile zugleich aus dem Kcher, legte den einen auf den Bogen und zielte. Pltzlich schwirrte die Sehne. Und siehe, getroffen flog der Apfel von des Kindes Kopf! Jubelgeschrei des Volkes erfllte die Luft. Geler aber fragte mit finsterem Blicke den Schtzen: Wozu doch der zweite Pfeil, da du nur einen Schu zu thun hattest?" Da wurde Tell von Schmerz zugleich und Wut der das schreckliche Wagstuck ber-mannt. Wtrich, dich damit zu erschieen/' war die Antwort, wre mein Kind durch den ersten gefallen." Darber erschrak der Vogt Er lie ihn sogleich wieder in Fesseln schlagen und m ein Fahrzeug werfen, um ihn in ein festes Schlo jenseits des Vierwaldsttter Sees zu bringen, wo weder Sonne noch Mond ihn bescheinen sollte. Er selbst stieg mit seinem Gefangenen in das Fahrzeug, um Zeuge der ge-nanesten Befolgung seines Befehles zu sein. Whrend der berfahrt erhob sich ein frchterlicher Sturm. Auf dem brausenden See schwankte der Kahn hin und her, die Wellen schln-gen schumend der, das Leben aller schwebte in der uersten Gefahr, selbst der Fhrmann zitterte. In dieser Nt lie Geler dem Tell die Fesseln lsen, auf da er als kundiger Schiffer das Fahrzeug lenke. Tell lenkte es gegen eine in den See hervorspringende Felsplatte, drckte das Hinterteil des Schiffes fest heran^ ergriff hurtig die Armbrust und schwang sich hinauf, indem er mit krftigem Fue das Schiff zurckstie, so da es weit in den See dahinscho. Nun floh er ins Gebirge. Der erschrockene Landvogt erreichte jedoch glcklich das Ufer und stieg bei Knach ans Land. Zu Lande wollte er nach Altdorf zurckkehren. Racheschnaubend begab er sich auf den Weg. Tell wurde unterdessen von frchterlicher Angst geqult. Entrinne ich auch, dachte er, seiner Bosheit, so hat er doch zu Hause mein Weib und Kind zum Pfnde. Was wird nicht Geler gegen die Meinigen verhngen, wenn Landenberg schon wegen zwei gebrochener Finger seines Knechtes dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Nur des Landvogtes Tod wird mein unschuldiges Weib und Kind retten und mein

8. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 211

1881 - Oldenburg : Stalling
211 entfloh, lie der grausame Vogt seinem alten Vater die Au-gen ausstechen. Arnold hielt sich bei Walther Fürst von Attinghausen, im Lande Hri, verborgen; zu diesem kam auch Stauffacher, von seiner hochsinnigen Frau angefeuert, sich mit seinen Freunden zu beraten. Die drei Männer waren ein-verstanden, da der Tod besser sei als ungerechtes Joch Zu dulden, und gelobten einander, vertraute und besonnene Männer zur Wiederherstellung der alten Freiheit zu werben. Am Mittwoch vor Martinstag (den 7. November) des Jahres 1307 traten bei nchtlicher Weile Walter Fürst aus Uri, Werner Stauffacher von Schwyz und Arnold Melchthal aus Unterwalden, jeder von zehn vertrauten Mnnern des Landes begleitet, im Rtli, einer einsamen Waldwiese am Ufer des Waldsttter Sees, zusammen. Als diese dreiund-dreiig herzhaften Männer, sagt der Geschichtsschreiber des Schweizervolkes, durch die Gefahr der Zeiten zu der innigsten Freundschaft vereinigt, im Rtli bei einander waren, frchte-ten sie sich nicht vor König Albrecht und nicht vor der Macht von ftroch. Alle streckten die Hand gen Himmel und schwuren, da in diesen Sachen keiner nach eigenem Gut-dnken etwas wagen, keiner den andern verlassen solle; sie wollten kein Blut vergieen, aber die Freiheit behaupten und den Enkeln aufbewahren. Inzwischen reizte der bermut Gelers den Ingrimm des Volkes noch hher. Aus dem Markte zu Altdorf hatte er einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verknden lassen, da jeder Vorbergehende demselben die nmliche Ehre erweisen solle, wie wenn es der Herzog selbst wre. Als nun Wilhelm Tell, Walther Frsts Eidam, so berichtet die Sage, vor-berging, ohne den Hut zu beachten, lie Geler seinen Kna-ben holen und befahl dem Vater, einen Apfel von des Sohnes Kopfe zu schieen; fehle er beim ersten Schu, so msse er sterben. Tell bat um Gottes Willen, ihn nicht zu einer so unnatrlichen That zu zwingen. Vergebens, der Vogt drohte, wenn er nicht gehorche, ihn und das Kind zu tten. Da scho Tell und traf glcklich den Apfel, ohne das Kind zu verletzen. Vorher hatte er noch einen andern Pfeil in seinen Koller gesteckt, und als Geler ihn nun um die Ursache fragte, erklrte Tell, da derselbe, im Fall der Schu seinem Kinde 14*

9. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 54

1907 - Leipzig : Voigtländer
54 27. Die Schweizer Eidgenossen. 2. Die Landvgte. Die Vgte bauten Zwingburgen im Lande, bten arge (Bernalttaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzhlt die Sage, der Vogt (5efrier an einem neuen schnen Hause vorber, das sich Zdernerstauffacher erbaut hatte, ein begterter Landmann von Schrot^. Ich will nicht," rief der Vogt zornig, da die Bauern Huser ohne meine Erlaubnis bauen, will auch nicht, da sie leben, als ob sie selbst Herren wren - ich werde mich unterstehen, ihnen das zu wehren." Noch rger machte es ein andrer Vogt. Einem Bauer aus dem Xttelchtax in Unterwalden lie er um geringer Ursache willen ein Gespann schner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: Xdenn die Bauern Brot essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, so da ihm ein Anger zerbrach. Rus Furcht vor Strafe ergriff Hrnold die Flucht. Doch der Vogt rchte sich grausam an dessen Vater: er lie dem alten Manne beide Rgen ausstechen. 3. Der Rtltbun. Hrnold verbarg sich in Xx ri bei Xd alt her 5 r st, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schrenz; und die drei beschlossen, jeder solle mit zuverlssigen, beherzten Mnnern des Landes sprechen und zu erfahren suchen, wie das Volk gesinnt sei, und ob es fr seine Freiheit und Sicherheit kmpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefhrten begleitet, des Nachts auf einer kleinen Xdiese am See zusammen, die das Rtli genannt wurde, weil dort die Xdaldung ausgerodet war. hier auf dem Rtli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, die Freiheit des Landes mit Gut und Blut zu verteidigen. 4. Wilhelm Xltll. Unterdessen stieg der bermut des Vogtes Geler immer hher. (Eines Tages lie er in Xxri den sterreichischen herzoghut auf eine Stange hngen und befahl, wer vorbergehe, solle dem Hute (Ehrerbietung erweisen. Rber Xvilhelm Teil, so erzhlt die Sage, ging mit seinem Knaben vorber und beugte sich nicht. Sogleich fhrten ihn die Xdchter gefangen zum Vogt. Der sprach: Wohlan, Teil, du bist ein guter Schtze, so schiee denn einen Rpfel vom Kopfe deines Shnleins; fehlst du beim ersten Schu, so kostet es dich das Leben." Teil bat flehentlich, ihm diesen Schu zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu tten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Rpfel auf den Kopf und fhrten den Schtzen an seinen Platz. Da holte Teil zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und scho. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Rpfel dem Knaben vom Haupte. Rlles Volk jauchzte

10. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 92

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
92 Von Barbarossa und Rudolf von Habsburg. schrie einst ein Landenbergscher Reiter den Arnold vom Melchtal an und spannte ihm die Ochsen vom Pfluge, aber der schlug dem Knechte zwei Finger entzwei und floh ins Gebirge; da lie der grausame Landen-berg zur Strafe dem alten Melchtal beide Augen ausstechen. Solche und noch viele andre Greueltaten verbten die Vgte. auf^dem Mtn. versammelten sich in einer Mondnacht Arnold vom Melchtal ausunterwalden, Werner Staussacher von Schwyz und Walter Fürst aus Uri mit je zehn Mnnern auf der Waldwiese am Vierwaldsttter See, die das Rtli heit, und schwuren, die schlimmen Vgte aus dem Lande zu treiben. Darnach lie Geler auf einer Wiese bei Altdorf eine Stange mit dem Herzogshut von sterreich aufrichten und verlangte, da jeder Tells Schu. Vorbergehende sich verneige. Der wackre Schtze Wilhelm Tell aus Brglen ging mit seinem Sohne Walter ohne Gru daran vorbei. Er ward von der Wache ergriffen und vor Geler gefhrt. Da sprach der grausame Landvogt: Du schieest mir zur Strafe einen Apfel von deines Sohnes Haupt!" Schweren Herzens tat der Vater den Schu und traf den Apfel mittendurch. Da lobte der Landvogt den Meister auf der Armbrust und fragte: Tell, warum nahmst du noch einen zweiten Pfeil aus deinem Kcher?" Der Schtze erwiderte: Wenn ich mein Kind traf, so durch-bohrte dieser zweite Pfeil Euch!" Da lie der entsetzte Geler Tell fesseln und wollte ihn zu Schiff der den See nach Knacht ins Gefngnis führen. Tells Rettung. Unterwegs brach ein frchterlicher Sturm los, so da das Schiff in grte Gefahr geriet. Da lste man Tell die Fesseln, als kundiger Steuermann sollte er das Schifflein leiten. Er lenkte nach einer vor-springenden Felsplatte hin, ergriff seine Armbrust, sprang hinaus und berlie das Fahrzeug dem tobenden See. Dann eilte er auf Um-wegen nach der Hohlen Gaffe bei Knacht, Geler zu erwarten. Gelers Tod. Endlich erschien der Gefrchtete mit seinem Gefolge. Da traf ihn ein Pfeil mitten ins Herz. Das war Tells Gescho!" waren des Wterichs letzte Worte. Das Volk jubelte der des Schtzen khne Tat. Bald auch wurde Landenberg vertrieben, und die Waldsttte waren von ihren Bedrckern befreit. Im Theater hast du gewi schon Schillers Wilhelm Tell" gesehen. Kommst du an den Vierwaldsttter See, so zeigt dir der Schweizer voll Stolz die Hohle Gasse bei Knacht, das Rtli, die Tellskapelle und das Telldenkmal.

11. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen sächsischer Realschulen und verwandter Lehranstalten - S. 92

1915 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
92 Von Barbarossa und Rudolf von Habsburg. schrie einst ein Landenbergscher Reiter den Arnold vom Melchtal an und spannte ihm die Ochsen vom Pfluge, aber der schlug dem Knechte zwei Finger entzwei und floh ins Gebirge; da lie der grausame Landen-berg zur Strafe dem alten Melchtal beide Augen ausstechen. Solche und noch viele andre Greueltaten verbten die Vgte. allstem Rtn versammelten sich in einer Mondnacht Arnold vom Melchtal ausunterwalden, Werner Stauffacher von Schwyz und Walter Fürst aus Uri mit je zehn Mnnern auf der Waldwiese am Vierwaldsttter See, die das Riitli heit, und schwuren, die schlimmen Vgte aus dem Lande zu treiben. Darnach lie Geler auf einer Wiese bei Altdorf eine Stange mit dem Herzogshut von sterreich aufrichten und verlangte, da jeder Tells Schu. Vorbergehende sich verneige. Der wackre Schtze Wilhelm Tell aus Brglen ging mit seinem Sohne Walter ohne Gru daran vorbei. Er ward von der Wache ergriffen und vor Geler gefhrt. Da sprach der grausame Landvogt: Du schieest mir zur Strafe einen Apfel von deines Sohnes Haupt!" Schweren Herzens tat der Vater den Schu und traf den Apfel mittendurch. Da lobte der Landvogt den Meister aus der Armbrust und fragte: Tell, warum nahmst du noch einen zweiten Pfeil aus deinem Kcher?" Der Schtze erwiderte: Wenn ich mein Kind traf, so durch-bohrte dieser zweite Pfeil Euch!" Da lie der entsetzte Geler Tell fesseln und wollte ihn zu Schiff der den See nach Knacht ins Gefngnis führen. Tells Rettung. Unterwegs brach ein frchterlicher Sturm los, so da das Schiff in grte Gefahr geriet. Da lste man Tell die Fesseln, als kundiger Steuermann sollte er das Schifflein leiten. Er lenkte nach einer vor-springenden Felsplatte hin, ergriff seine Armbrust, sprang hinaus und berlie das Fahrzeug dem tobenden See. Dann eilte er auf Umwegen nach der Hohlen Gasse bei Knacht, Geler zu erwarten. Gelers Tod. Endlich erschien der Gefrchtete mit seinem Gefolge. Da traf ihn ein Pfeil mitten ins Herz. Das war Tells Gescho!" waren des Wterichs letzte Worte. Das Volk jubelte der des Schtzen khne Tat. Bald auch wurde Landenberg vertrieben, und die Waldsttte waren von ihren Bedrckern befreit. Im Theater hast du gewi schon Schillers Wilhelm Tell" gesehen. Kommst du an den Vierwaldsttter See, so zeigt dir der Schweizer voll Stolz die Hohle Gasse bei Knacht, das Rtli, die Tellskapelle und das Telldenkmal.

12. Geschichte des Mittelalters - S. 201

1876 - Münster : Coppenrath
201 beide zu tobten. Da enblich ri Tell in frchterlicher Verzweiflung zwei Pfeile zugleich aus dem Kcher, legte den einen auf den Bogen und zielte. Pltzlich schwirrte die Sehne. Und siehe, getroffen flog der Apfel von des Kinbes Kopf! Ein tausenbfaches Jubelgeschrei des Volkes erfllte die Luft. Geler aber fragte mit finsterem Blicke den Schtzen: Wozu doch der zweite Pfeil, da du nur einen Schu zu thun hattest?" Da wurde Tell von Schmerz zugleich und Wuth der das schreckliche Wag-stck bermannt. Wthrich, bich bamit zu erschieen," war die Antwort, wre mein Kind durch den ersten gefallen." Darber erschrak der Vogt. Er lie ihn sogleich wieber in Fesseln schlagen und in ein Fahrzeug werfen, um ihn in ein festes Schlo jenfeit des Vierwaldstbter Sees zu bringen, wo weber Sonne noch Monb ihn befcheten sollte. Er selbst stieg mit feinem Gefangenen in das Fahrzeug, um Zeuge der genauesten Befolgung feines Befehles zu feilt. Whrenb der Ueberfahrt erhob sich ein frchterlicher Sturm. Auf dem braufenben See schwankte der Kahn hin und her, die Wellen schlugen schumenb der, das Leben Aller schwebte in der uersten Gefahr, selbst der Fhrmann zitterte. In biefer Roth lie Geler dem Tell die Fesseln lsen, auf ba er als kunbiger Schiffer das Fahrzeug lenke. Tell lenkte es gegen eine in den See hervorspringend Felsplatte, brckte das Hintertheil des Schiffes fest heran, ergriff hurtig die Armbrust und schwang sich hinauf, itibem er mit krftigem Fue das Schiff zurckstie, fo ba es weit in den See bahinfcho. Nun floh er itt's Gebirge. Der erschrockene Lanbvogt erreichte jeboch glcklich das Ufer und stieg bei Kuach au's Laub. Zu Laube wollte er nach Altborf zurckkehren. Racheschnaubenb begab er sich auf den Weg. Tell wrbe unterdessen von frchterlicher Angst geqult. Entrinne ich auch, dachte er, seiner Bosheit, so hat er doch zu Hause mein Weib und Kind zum Pfnde. Was wird nicht Geler gegen die Meinigen verhngen, wenn Landenberg schon wegen zwei gebrochener Finger seines Knechtes dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Nur des Landvogtes Tod wird mein unschuldiges Weib und Kind retten und mein Volk von einem Tyrannen befreien knnen. Mit solchen Mordgedanken in der Seele lauerte er in der hohlen Gasse bei Knach dem Landvogte auf. Endlich kam dieser an. Da schwirrte noch einmal die Sehne, und der Pfeil des erzrnten Schtzen streckte den Gewaltherrn dahin. Das Volk erschrak freudig der diese meuchlerische That und wrbe mit noch

13. Geschichte des Mittelalters - S. 200

1876 - Münster : Coppenrath
200 Unterdessen war Arnold von Melchthal zu dem alten Walther Fürst zu Attinghausen in ttri, einem geachteten Landmanne, Mhen. Von dem anderen Ufer des Vierwaldstdter Sees kam auch Werner Stauffacher, den um sein schnes Haus bangte, herbergerudert. Die drei Männer sprachen im traulichen Kreise viel mit einander von der Noth des Landes und den Grueln der auslndischen Vgte. Sie mein--ten, der Tod sei besser, als ein so schmhliches Joch. Darum beschlossen sie, da Jeder mit vertrauten herzhaften Mnnern der die Rettung des Landes sprechen und erforschen solle, welchen Sinnes das Volk sei. Im Herbste des Jahres 1307 kamen die drei Männer, wie oft zuvor, in nchtlicher Stille in Rtli, einer einsamen Bergwiese am Vierwaldstdter See, wieder zusammen. Dieses Mal brachte Jeder zehn bewhrte Freunde mit. Das Gefhl der gemeinsamen Noth und die schne hehre Nacht in einer der wildesten und doch reizendsten Gegenden ffneten ihr Herz. Hier, umschlossen vom ehrwrdigen Kranze hundertjhriger Buchen und Linden, erhoben alle gerhrt ihre Hand zum gestirnten Himmel und schwuren: Freundschaft und Beistand auf Leben und Tod, Treue dem Kaiser, Vertreibung der Vgte, doch ohne Blutvergieen, und Erhaltung der theueren von den Vorltern empfangenen Freiheit des unschuldigen Volkes. Und sie whlten die Neujahrsnacht zur Ausfhrung ihres Vor-Habens. Dann gingen sie auseinander, Jeder still in sein Thal zu seiner Htte, und winterten das Vieh. Bald aber qulte den Landvogt Geler der Argwohn, als sei das Bauernvolk seit Kurzem unruhiger und trotziger geworden. Um seinen Gehorsam zu prfen, lie er auf dem Marktplatze zu jjllt h n r f eine Stange mit einem Hute aufstellen und den Befehl ergehen, da alle Vor-bergehenden dem Hute Ehrerbietung erweisen sollten. Aber ein junger unerschrockener Schutze aus Brglen, Wilhelm Tell, des Walther Fürst Schwiegersohn, verachtete einen so schimpflichen Befehl; er ging mit seinem Kinde vorber und beugte sich nicht. Da ergriffen ihn die Wchter und fhrten ihn gefangen zum Vogte. Dieser sprach ergrimmt: Trotziger Schtze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf den Kopf deines Sohnes, den schiee herab und fehle nicht." Und sie banden das Kind, legten auf das Haupt desselben einen Apfel und fhrten den Schtzen weit davon. Der unglckliche Vater bot sein Leben an, um das seines Lieblings zu retten; allein der wilde Gebieter bestand auf dem unmenschlichen Ausspruch und drohete, beim geringsten Zaudern

14. Geschichte des Mittelalters - S. 239

1872 - Münster : Coppenrath
I 239 einer der wildesten und doch reizendsten Gegenden ffneten ihr Herz. Hier, umschlossen vom ehrwrdigen Kranze hundertjh-riger Buchen und Linden, erhoben alle gerhrt ihre Hand zum gestirnten Himmel und schwuren: Freundschaft und Beistand auf Leben und Tod, Treue dem Kaiser, Vertreibung der Vgte, doch obne Blutvergieen, und Erhaltung der theueren von den Vorltern empfangenen Freiheit des unschuldigen Volkes. Und sie whlten die Neujahrsnacht zur Ausfhrung ihres Vorhabens. Dann gingen sie auseinander, Jeder still in fein Thal zu seiner Htte, und winterten das Vieh. Bald aber qulte den Landvogt Geler der Argwohn, als sei das Bauernvolk seit Kurzem unruhiger und trotziger geworden. Um seinen Gehorsam zu prfen, lie er auf dem Mark:-platze zu Altdorf eine Stange mit einem Hute aufstellen und I den Befehl ergehen, da alle Vorbergehenden dem Hute Ehr-erbietung erweisen sollten. Aber ein junger unerschrockener Schtze ans Brglen, Wilhelm Tell, des Wallher Fürst Schwiegersohn, verachtete einen so schimpflichen Befehl; er ging mit seinem Kinde vorber und beugte sich nicht. Da ergriffen ihn die Wchter und fhrten ihn gefangen zum Vogte. Dieser sprach ergrimmt: Trotziger Scktze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf den Kopf deines Sohnes, den schiee herab und fehle nicht." Und sie banden das Kind, legten auf das Haupt desselben einen Ap'el und fhrten den Schtzen weit davon. Der unglckliche Vater bot sein Leben an, um das seines Lieblings zu retten; allein der wilde Gebieter be-stand auf den unmenschlichen Ausspruch und drohete, beim geringsten Zaudern beide zu tobten. Da endlich ri Tell in frchterlicher Verzweiflung zwei Pfeile zugleich aus dem Kcher, legte den einen auf den Bogen und zielte. Pltzlich schwirrte die Sehne. Und siehe, getroffen flog der Apfel von des Kindes Kopf! Ein tausendfaches Jubelgeschrei des Volkes erfllte die Luft. Geler aber fragte mit finsterem Blicke den Schtzen: Wozu doch der zweite Pfeil, da du nur einen Schu zu i

15. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 197

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Der Schweizer Freiheitskampf, 197 drei waren einig, da der Tod besser sei, als solch ungerechtes Joch zu erdulden. Sie beschlossen, jeder mge die Meinung seiner Freunde und Bekannten erforschen, und dann sollten die Gesinnungsgenossen an einem einsamen Orte zusammentreffen, um weitere Maregeln zu beraten. Im November 1307 brachte denn auch jeder von ihnen 10 vertraute Männer aus den verschiedenen Orten nach dem Rtli, einer einsam gelegenen Bergwiese am Vierwaldsttter See. Hier beschlossen diese 33 Biedermnner, am knftigen Neujahrstage das Joch der Vgte zu brechen und die Tyrannen aus dem Lande zu jagen. Wenige Tage darnach geht ein redlicher, frommer Landmann, Wilhelm Tell genannt, nach Altorf und unterlt es, dem fter-reichischen Herzogshute, welchen Geler hier zur Prfung des Ge-horsams an einer Stange hat aufrichten laffen, die befohlene Ehr-erbietung zu bezeigen. Zur Strafe soll Tell, der ein guter Armbrustschtze ist, einen Apfel vom Haupte seines Knaben schieen. Doch," so fgt Geler hinzu, ziele gut, deuu fehlst du ihn, so ist dein Kopf verloren!" Tell bittet, ihm die furchtbare Strafe zu er laffen. Hier ist mein Herz! Ruft eure Reifigen und stot mich nieder," spricht er. Allein Geler will nicht sein Leben, er will den Schu. Da betet Tell zu Gott, dann greift er in seinen Kcher und nimmt zwei Pfeile heraus, deren einen er in seinen Koller steckt. Dann spannt er den Bogen, die Sehne schwirrt und der Apfel ist getroffen. Es war ein Meisterschu," spricht Geler, ich mu ihn loben. Doch wozu der zweite Pfeil?" Da Geler ihn seines Lebens versichert, so spricht Tell: Mit diesem zweiten Pfeil durch-scho ich Euch, wenn ich mein liebes Kind getroffen htte, und Eurer wahrlich htt' ich nicht gefehlt!" Der Vogt erbleicht und befiehlt, Tell auf sein Schiff zu bringen, um ihn mit sich nach Knacht zu., führen und dort ins Gefngnis werfen zu lassen. Whrend der berfahrt erhebt sich ein Sturm, und Tell wird los-gebunden, um als gebter Schiffer den Kahn zu lenken. Er steuert ihn nach einer vorspringenden Felsplatte, springt hinber und gibt dabei dem Schiffe einen Sto, der es zurckschleudert. Dann verbirgt er sich in einem Hohlwege bei Knacht, erwartet hier den Landvogt und streckt ihn mit dem einen Pfeil zu Boden. Die Genossen vom Rtli lieen sich durch diese schnelle Tat zu keiner bereilung verleiten; sie warteten, bis der zur Erhebung festgesetzte Neujahrstag herankam. Am Morgen desselben [1308 erschienen 20 Männer von Unterwalden auf des Landenbergers Schlosse zu Sarnen, um dem Vogte die blichen Neujahrs-gescheute zu berbringen. Kaum waren sie unter dem Tore, als jeder ein spitzes Eisen hervorzog und es an seinen Stab steckte.

16. Theil 1 - S. 410

1821 - Nürnberg : Campe
■mmr — 410 ---------- Gerüstet mit seiner Armbrust erschien er an dem fest- gesetzten Tage vor dem Vogt und seinem Gefolge. 2tt Gegenwart einer großen Menge Volkes wurde dem Kna- den der Apfel auf den Kopf gelegt. Mit nassen Au- gen und beklemmtem Herzen schloß Tell das Kind, ach! vielleicht zum letztenmal, in seine Arme und ermahnte es nicht zu wanken. Der Knabe war eines solchen Vaters Werth; er sah uuverrückt dem Pfeil entgegen. Tell drückte los und siehe da, der Apfel fiog zerschossen von dev Kindes Kopf! Das Jauchzen des Volkes erfüllte die Luft, und der glückliche Vater sank, dem Himmel dan- kend, auf seine Kniee nieder. Er hatte ihn wieder, den Liebling der Seele, hatte ihn unverlezt an seinem Her- zen, und eilte nun, ihn der geängstigten Mutter zu bringen. Einen solchen Ausgang hatte Geßler nicht erwar- tet, da er es lieber gesehen hatte, wenn statt des Apfels der Knabe selbst gefallen wäre. Doch suchte er seinen Ingrimm hinter einem freundlichen Gesichte zu verbergen. Gut getroffen, sagte er hämisch zu seinen Umgebungen. Aber warum hast du denn noch einen zweiten Pfeil in deinem Köcher? fragte er Tell. Dieser zweite Pfeil, antwortete Tell stolz mit fester Stimme und glühenden Augen, war für Dich bestimmt, wenn mein Sohn gefal- len wäre, und sey versichert, daß ich dein Herz nicht verfehlt haben würde. Hochergrimmt über diese trotzige Rede, ließ der Tyrann den Frevler sogleich wieder in Ketten schlagen, ihn in einen Kahn bringen und auf das andere Ufer des Sees übersetzen, wo er in einem finstern Thurm gefangen sitzen und sein weiteres Schick- sal abwarten sollte. Geßler selbst nahm mit einigen seiner Getreuen Platz in dem Fahrzeug, um an Ort und Stelle persönlich seine Befehle zu ertheilen. Kaum aber hatten sie die Mitte des Sees erreicht, f ~' - I _____________ -

17. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 147

1916 - Stuttgart : Bonz
147 da sie bei dem Tausch nichts gewonnen hatten. Auch Albrecht war vor allem auf die Mehrung seiner Hausmacht bedacht. Den Fürsten aber war er ein starker und strenger Herr, den sie nicht so leicht beiseite schieben konnten. Da fand er pltzlich ein klgliches Ende. Er hatte den jungen Sohn eines verstorbenen Bruders, Johann von Schwaben, bei sich. Ergrimmt darber, da der Oheim zgerte, ihm sein vterliches Erbe zu bergeben, fielen Johann und einige Ritter nicht weit von dem Habsburgischen Stammsitz am Ufer der Reu der den Kaiser her und ermordeten ihn. In dem Scho eines armen Weibes, das in der Nhe anf einem Acker arbeitete, gab der Kaiser seinen Geist auf. Die Mrder flohen in alle Welt. Johann, genannt Parricida (Vatermrder), soll in einem Kloster in Italien gestorben sein. Auf Albrecht folgte wieder ein Fürst aus einem anderen Hause, Heinrich Tii. von Luxemburg, 1308. ein trefflicher Kaiser, der noch einmal wie die Hohenstaufen die Welt regieren wollte (13081313). Fr sein Hans gewann er Bhmen. Im Reich hielt er streng auf Landfrieden, namentlich anch gegenber dem unruhigen Eberhard I. von Wrttemberg (1265 1325), der allen Kaisern seit Rudolf zu schaffen machte. Leider starb Heinrich frh auf einem Zuge nach Italien, wo er die deutsche Herrschaft wieder aufzurichten gesucht hatte. 4. Die Schweizer Eidgenossenschaft, a. Nach der Sage hat Alb recht auch die Schweiz, namentlich die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden seinen Besitzungen einverleiben wollen. Da sie sich nicht unter Habsburgs Herrschaft stellen wollten, beauftragte er zwei Landvgte, Geler von Brunegk und Beriuger von Landen-berg, mit der Unterjochung des freien Volkes. Da verbanden sich drei Männer aus Schwyz, Uri und Unterwalden, Werner Stanssacher, Walter Fürst und Arnold aus dem Melchtal, und schwuren am 7. November 1307 mit 30 andern in nchtlicher Versammlung aus dem Rtli, einer Bergwiese am Ostufer des Vierwaldstttersees, gewaltsam ihre Freiheit zu schtzen. In Altdorf hatte Geler einen Herzogshut auf einer Stange aufgestellt und bei schwerer Strafe geboten, ihn zu gren. Als Wilhelm Tell aus Brgten den Hut nicht ehrte, befahl ihm der Landvogt,' zur Strafe einen Apfel vom Haupte seines eigenen Shnchens zu schieen. Tell wagte, da Geler auf dem unmenschlichen Befehl beharrte, den Schu, und er gelang. Geler hatte aber bemerkt, da Tell einen zweiten Pfeil in das Koller gesteckt hatte. Er fragte, wozu er das getan. Da antwortete Tell: Mit dem zweiten Pfeil htte ich dich durchbohrt, wenn ich mit dem ersten das Kind getroffen htte." Der Vogt lie ihn nun gebunden auf sein Schiff führen, um ihn nach Knacht zu bringen. Aber unterwegs erhob sich ein furchtbarer Sturm. In der Not banden die Schiffsleute Tell los und bergaben ihm das Steuer. Tell aber trieb das Schiff an eine steile Uferstelle, sprang mit seiner

18. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 57

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 57 - euch das zu wehren." Noch ärger machte es der andere Vogt. Einem Bauer aus dem Melchlal in Unterwalden ließ er um geringer Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darüber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mögen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, daß diesem ein Finger brach. Aus Furcht vor Strafe ergriff er die Flucht. Doch der Vogt rächte sich grausam an Arnolds Vater: er ließ dem alten Manne beide Augen ausstechen. 3. Der Rütlibund. Arnold verbarg sich in Uri bei Walther Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schwyz; und die Drei beschlossen, jeder solle mit vertrauten herzhaften Männern des Landes sprechen und erforschen, wes Sinnes das Volk sei, und ob es für feine Freiheit und Sicherheit kämpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefährten begleitet, in einer Nacht auf einer kleinen Wiese am See zusammen, die das N ü t l i genannt wurde, weil dort die Waldung ausgerodet war. Hier auf dem Rütli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, für die Freiheit des Landes mit Gut und Blut einzutreten. 4. Wilhelm Tell. Unterdessen stieg der Übermut des Vogtes Geßler immer höher. Eines Tages ließ er in Uri den österreichischen Herzoghut auf eine Stange hängen, und befahl, wer vorübergehe, solle dem Hute Ehrerbietung erweisen. Aber Wilhelmtell, so erzählt die Sage, ging mit seinem Knaben vorüber und beugte sich nicht. Sogleich führten ihn die Wächter gefangen zum Vogt. Der sprach: „Wohlan, Tell, du bist ein guter Schütze, so schieße denn einen Apfel vom Kopfe deines Söhnleins; fehlst du beim ersten Schuß, so kostet es dich das Leben." Tell bat flehentlich, ihm diesen Schuß zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu töten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Apfel auf den Kopf und führten den Schützen weit davon. Da holte Tell zwei Pfeile aus dem Köcher, legte einen auf den Bogen und schoß. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Apfel dem Knaben vom Haupte. Alles Volk jauchzte laut auf. Geßler aber ließ den Tell noch nicht ziehen, er fragte ihn, wozu er den zweiten Pfeil hervorgeholt hätte. Da rief Tell ihm vor Wut bebend zu: „Mit diesem Pseil, Herr Vogt, durchschoß ich Euch, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." Da ließ ihn Geßler binden und auf sein Schiff bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen und einzukerkeru.

19. Mittlere Geschichte - S. 58

1892 - Leipzig : Reisland
— 58 — Uri verborgen; zu diesen kam auch Stauffacher, sich mit seinen Freunden zu beraten. Die drei Männer meinten, der Tod sei besser, als so schmähliches Joch zu dulden, und gelobten einander, vertraute Männer für die Freiheit des Vaterlandes zu werben. Da kamen den 7. November des Jahres 1307 bei Nacht auf dem Rütli, einer einsamen Waldwiese am Vierwaldstättersee, Werner Stauffacher aus Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnold von Melchthal aus Unterwalden zusammen, jeder von zehn Vertrauten begleitet. Als diese dreiunddreißig Männer versammelt waren, streckten sie die Hände gm Himmel und schwuren, daß sie die Freiheit behaupten, die grausamen Vögte verjagen, aber kein Blut vergießen wollten. Das war der Anfang der schweizerischen Eidgenossenschaft. Inzwischen reizte Geßler das Volk immer mehr. Auf dem Markte zu Altdorf hatte er einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkünden lassen, daß jeder Vorübergehende demselben Ehre erweisen solle. Als nun Wilhelm Tell aus Bürglen, Walter Fürsts Schwiegersohn, ein tapferer Schütze, sich weigerte, den Hut zu grüßen, befahl ihm Geßler, einen Apfel von seines Sohnes Kopfe zu schießen. Mit Gottes Hilfe schoß Tell und traf glücklich den Apfel, ohne das Kind zu verletzen. Vorher hatte er noch einen andern Pfeil ins Koller gesteckt, und als Geßler ihn nach der Ursache fragte, erklärte er, daß derselbe, wenn der Schuß fein Kind getroffen hätte, für ihn bestimmt gewesen sei. Da ließ ihn Geßler binden und auf einen Kahn bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen. Als sie auf der Fahrt jenseits des Rütli kamen, erhob sich der wilde Sturm, welcher Föhn heißt, und drohte dem Schiffe den Untergang. Da hieß Geßler den Tell losbinden und das Ruder ergreifen. Dieser trieb das Schiff an eine felsige Uferstelle, die jetzt Tellsplatte heißt. Dort ergriff er den Bogen, schwang sich aus dem Schiffe und stieß dieses mit dem Fuße in den See zurück. Als Geßler gelandet war, ritt er in die hohle Gasse bei Küßnacht. Hier schoß ihm Tell den Pfeil ins Herz. Die Eidgenossen hatten die Ausführung ihres Planes auf den ersten Tag des Jahres 1308 festgesetzt. In der Neujahrsnacht überfielen sie die Burgen und Zwinghöfe und verjagten die Vögte und deren Gehilfen. Landenberg zu Sarnen begegnete, als er am Neujahrsmorgen in die Messe ging, zwanzig Männern von Unterwalden, die nach der Gewohnheit Lämmer,

20. Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen - S. 66

1892 - Berlin : Mittler
66 I Aus der Zeit der Könige und Kaiser aus verschiedenen Husern. fand in einer Schlacht gegen den nunmehr zum König erkorenen Alb recht von Habsburg den Tod. Albrecht war ein stolzer, kalt berechnender und herrschschtiger Mann; sein starrer Sinn lie sich schon aus seinem finstern, durch den Verlust eines Auges entstellten Antlitz erkennen. Er demtigte zwar die ungehorsamen deutschen Fürsten, aber seine Plne, seine Hausmacht zu erweitern, scheiterten zum grten Teil. Furchtbar war das Ende des zwar thatkrstigen, aber allgemein nur gefrchteten Herrschers. Lange Zeit hatte er seinem Neffen, Johann von Schwaben, sein Erbe vorenthalten. Da verband sich der leiden-schaftliche Jngling mit einigen Vertrauten zu einer frevelhaften That; er berfiel mit seinen Helfershelfern seinen Oheim auf einer Reise durch Oberschwaben. Im Angesicht seiner Stammburg sank Albrecht, von mehreren Streichen getroffen, tot vom Pferde. Die Mrder entflohen und verkamen im Elend. Johann aber wurde von der Geschichte durch den Namen Parricida, d. i. Verwandtenmrder", gebrandmarkt. Unter die Regierung Albrechts verlegt die Sage die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft. Kaiser Albrecht wollte, so lautet die in spteren Jahrhunderten erfundene Erzhlung, die drei Waldsttte Uri, Schwyz und Unterwalden am Vierwaldsttter See ihrer alten Freiheit berauben. Um durch harten Druck das Volk zur Unterwerfung zu bringen, sandte er Vgte in das Land, die sich durch ihre Grausam-keit bald allgemein verhat machten. Einer derselben, der bermtige Geler, lie auf dem Markte zu Altorf einen Hut aufrichten und ver-langte, da alle Vorbergehenden demselben eben solche Ehre erwiesen, wie ihm selber. Der khne Schtz Wilhelm Teil aber ging ohne Gru an dem Hute vorber. Zur Strafe zwang der grausame Land-vogt den unglcklichen Vater, einen Apfel von dem Haupte seines eigenen Knaben zu schieen. Darauf lie er den Schtzen in Fesseln legen, um ihn als Gefangenen in seine Burg zu führen. Bei der Fahrt der den sturmbewegten See gelang es Tell jedoch, sich durch einen khnen Sprung auf eine Felsenplatte zu retten. berzeugt, da Geler an den Seinigen blutige Rache nehmen werde, lauerte er dann dem Landvogte auf und erscho ihn in der hohlen Gasse (Hohlweg) bei Knacht. Inzwischen hatten drei beherzte Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold von Melchthal, sich bei Nacht auf dem Rtli, einer einsamen Uferwiese am Vierwaldsttter See, mit vertrauten Genossen zu dem Schwur vereinigt, das unertrgliche Joch der Tyrannen abzuschtteln. Nach Gelers Tode hatten sie es nur noch mit dem zweiten Landvogt zu thuu. Dieser wurde in feiner Zwingburg berfallen und des Landes verwiesen, seine Feste zerstrt.