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11. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1888 - Wiesbaden : Kunze
70 Erste Periode des Mittelalters. (480—543) Einheit und Ordnung. Er stiftete 529 das Kloster Monte Casino und führte eine feste Regel ein, die sich auf Klerdung, Lebensweise und die geistlichen Übungen der Mönche bezog. Jeder Eintretende wurde zum lebenslänglichen Verweilen im Kloster verpflichtet und mußte die drei Gelübde der persönlichen Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams gegen seine Oberen ablegen. Außer Fasten und Beten gehörten Handarbeit, besonders Bodenkultur, Jugendunterricht, Bücherabschreiben und Pflege der Wissenschaft zu ihren Beschäftigungen. Diese Regel fand allmählich allgemeine Einführung. Benedikt wurde dadurch Gründer des Benediktinerordens, der sich in allen Ländern verbreitete und Jahrhunderte hindurch auf das Leben der Völker großen Einfluß ausübte. Zu den berühmtesten Klöstern des Mittelalters gehören St. Gallen, Fulda, Reichenau und Corvey. §• 14. Der $fur<5 kler älereminger. Ale «ft(tri Martell (§. 8) die Verwaltung des fränkischen Reiches übernommen hatte, war der Statthalter des arabischen Kalifen, Ab-derrhaman, mit 400000 Mann über die Pyrenäen in das südliche Gallien vorgedrungen, wo der Herzog Eudo von Aquitanien sich gegen das Frankenreich erhoben hatte, um sich von demselben unabhängig zu machen. Abderrhaman eroberte alle Städte an der Garonne und schlug den Herzog von Aquitanien so entscheidend, daß derselbe sich nur mit Mühe zu Karl retten konnte. Dieser, von der nahen Gefahr bereits unterrichtet, bot den gesamten fränkischen Heerbann auf und erwartete zwischen Tours und Portiers die Sarazenen (732). Hier entspann sich ein sechstägiger gewaltiger Kamps, in welchem sich zuletzt das Kriegsglück auf die Seite der Franken wandte. Mit dem Falle Abderrhamans war die Niederlage der Araber entschieden, und die Reste des arabischen Heeres kehrten nach Spanien zurück. Karl erhielt von jenem glorreichen Siege, welcher das abendländische Christentum vor dem Islam rettete, den ehrenvollen Beinamen Martell d. h. Hammer, weil er mit fernen Franken, Thüringern, Alemannen und Bayern wie ein alles zermalmender Hammer das Heer der Mauren zertrümmert hatte. In einem zweiten Kampfe gegen die Araber siegte er bei Rar-bonne 737, eroberte Avignon und unterwarf das Rhonegebiet wieder, das die Araber mit Hilfe aufständischer Burgunder längere Zeit besetzt hatten. Diese Siege erhoben Karl zum Helden des Abendlandes:

12. Geschichte des Mittelalters - S. 71

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 14. Der Sturz der Merowinger. 71 die Langobarden boten ihm ihr- Bnndesgenoffenschast an, der Papst suchte Hilft gegen dieselben bei ihm, die spanischen Christen setzten ihre Hoffnung auf Karl. Seine Macht im Franknmch war so groß, baff er den fränkischen Thron drei Jahre unbesetzt lassen und selb- ständig regieren konnte. Pippin der Kleine 752-768. Als Karl 741 starb, erbten seine Söhne Karlmann und Pippin die Würde eme§_ Hausierers. Diese erhoben nochmals einen Merowinger, Chr Id er ich Iii., zum Scheinkönig, als ihr Stiefbruder Grifo ebenfalls Ansprüche auf emen Teil des Reiches machte. Da Karlmann, des unruhigen Lebens mude, sich in ein Kloster zurückzog und Grifo unterworfen wurde, so blieb Pippin der Kleine (747) allein im Besitze des Majorats. Er war ein kluger, gerechter und entschlossener Herr und zeichnete sich bet emer kleinen Figur durch eine seltene Körperstärke aus. Einst schlug er bei emer Tierhetze einem Löwen, welcher einem Büffel auf dem Nacken saß, mit einem Streiche den Kops ab, fodaß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. _ ...... « Pippins Streben war darauf gerichtet, die königliche Krone zu erlangen, und er fand die Unterstützung des Adels und der Geistlichkeit für feinen Plan. Als er nun den Papst Zacharias, der seine Hilfe gegen die Langobarden bedurfte, fragen ließ, wer des königlichen Namens und Thrones würdiger fei, derjenige, welcher sorglos daheim sitze, oder der, auf welchem die Sorgen und Lasten des Reiches ruhten, erteilte jener die Antwort, es fei besser, daß derjenige König heiße, welcher die Last der Regierung trage. Pippin ließ diesen Ausfpruch auf der Reichsversammlung zu So issons 752 bekannt machen, hierauf den letzten Merowingerkönig Childerich Hi. absetzen und in ein Kloster bringen. Er selbst wurde auf den Schild erhoben, nach alter Sitte dreimal in der Versammlung herumgetragen und vom Volke unter lautem Beifalle zum König der Franken ausgerufen; dann wurde er von Bonifacius gesalbt. Pippin ist der erste Frankenkönig jenes erlauchten Hauses, welches nach feinem größten Helden das karolingische genannt wird. Da die Langobarden Rom von neuem beunruhigten, so reifte Zacharias' Nachfolger, Papst Stephan Ii., selbst zu Pippin nach St. Denis, salbte denselben nebst feinen Söhnen und erhielt Hilfe. Zweimal zog Pippin über die Alpen und zwang den Langobardenkönig Aistulf 755, das Exarchat vonravenna abzutreten. Pippin schenkte diese Landschaft (zwischen Po, Ancona und dem Apennin) dem Papst und legte damit den Grund zu dem ehemaligen

13. Geschichte des Mittelalters - S. 14

1888 - Wiesbaden : Kunze
14 Aus der deutschen Vorzeit. zu Boden fielen. Da drückte Loki dem blinden Hödur seinen Mispelspeer in die Hand, damit derselbe dem Baldur gleiche Ehre erweise, und versprach, dem Speer die Richtung zu geben. Der täppische Hödur holte mächtig aus, schleuderte und tötete Baldur. Da brach Finsternis über den Göttersaal herein, und die Erde wankte über dem Brudermord. Loki floh, wurde aber auf der Flucht ergriffen und über drei scharfkantige Felsen gelegt, wo er sest-geschmiedet wurde. Aber trotz dieser Vorkehrungen gegen die verderblichen Mächte wird der Sage nach der Weltuntergang dennoch eintreten, da Götter und Menschen unter sich selbst die Bande der Sittlichkeit brechen. Harte Winter werden einander folgen, Hungersnot und Verbrechen überhandnehmen, die Götter selbst werden einen Meineid begehen und deshalb die goldnen Runentafeln mit den Weltgesetzen verlieren. Dann wankt die Esche Yggdrasil, welche den ganzen Weltbau, die Götterwohnung Asenheim, die Menschenwohnung Manheim und die Riesenwohnung Jötunheim, trägt; die Nornen, begießen zwar ihren Stamm, aber der unter ihr hausende Drache hat die Wurzeln zernagt: der böse Loki und seine Kinder, der Fenriwolf und die Midgardschlange, brechen ihre Fesseln, Ungeheuer kommen aus der Riesenwelt aus dem Schiffe Nagelfar, welches aus den Nägeln der Toten gemacht ist; über die Regenbogenbrücke reiten die Götter mit den Einheriern, den Helden Walhallas, auf die Erde herab, der Wächter Heimdal stößt ins Horn und eine furchtbare Vertilgungsschlacht beginnt: Helden, Götter, Riesen und Ungeheuer fallen. Der schreckliche Feuerriese Surtur schleudert den Feuerbrand über Himmel und Erde, die Flammen verzehren sie, Wasser überschwemmt sie, und dann taucht eine bessere, grüne Erde empor. Die Weltgesetze werden wieder gefunden, schuldlose Menschen nehmen die Erde ein, und die Götter kehren zurück, nachdem ihr Meineid gesühnt ist. Nur der Fenriwolf, welcher sich zur Zeit des Weltuntergangs von der Kette losriß und Odin verschlang, und die Midgardschlange, welche sich um die ganze Erde geschlungen hatte, erscheinen nebst Loki und andern Unholden nicht wieder. Diesen Weltuntergang nannte man Muspilli (Weltbrand) oder Ragnarokr d. i. Götterdämmerung. Götterverehrung. Die Germanen hielten es mit der Größe der Götter unverträglich, sie in Tempel einzuschließen oder sie der Menschengestalt ähnlich zu bilden. Sie verehrten ihre Götter daher in heiligen Hainen, unter uralten Bäumen, auf Bergen, an Seen oder Quellen. Die Verehrung bestand in Gebet, Opfer und feier-

14. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1888 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode des Mittelalters. Auf dem ersten Zuge schritt Karl 772 bei Mainz über den Rhein, drang in die Wesergegenden vor und eroberte die sächsische Feste Eresburg (bei Stadtbergen) an der Diemel. Er zerstörte darnach die den Sachsen heilige Jrminsäule, einen Baum, in welchem der heidnische Volksglaube den Träger des Weltalls verehrte, und glaubte damit den Sturz des sächsischen Heidentums entschieden zu haben. Nachdem er die Sachsen zum Frieden gezwungen und sich zur Sicherung des Gehorsams 12 Geiseln hatte stellen lassen, kehrte er zum Rhein zurück, um einen Zug nach Italien zu unternehmen. Die Langobarden hatten unter ihrem König Desiderius dem Papste Hadrian I. mehrere Städte entrissen, weil derselbe sich Karlmanns Söhnen anzunehmen weigerte. Karlmann und Karl waren nämlich beide mit Töchtern des Desiderius vermählt gewesen. Karl hatte sich aber schon nach einem Jahre von seiner Gemahlin geschieden (§. 16, 5). Daher nahm jetzt Desiderius Partei gegen Karl und für Karlmanns Kinder. Er forderte den Papst auf, Karlmanns Söhne zu Königen zu salben, um dadurch sowohl Zwietracht im Frankenreich wie zwischen Karl und dem Papst zu stiften. Hadrian aber weigerte sich; deshalb fiel Desiderius in das päpstliche Gebiet ein und bedrohte Rom. Aber der Papst fand Hilfe bei Karl. Im Jahre 773 überstieg Karl die Alpen, drang in das lombardische Gebiet vor, belagerte den König in seiner Hauptstadt Pavia und zwang ihn nach sieben Monaten zur Übergabe. Der gefangene Desiderius wurde in ein Kloster gebracht, das Langobardenreich 774 mit dem Frankenreiche vereinigt, und Karl schmückte sich mit der eisernen Krone*) der Langobarden. Des Desiderius Sohn Adelgis, dem die Sage eine außergewöhnliche Körperkraft beilegt, konnte sich durch die Flucht retten; die Aufstandsversuche, die er zur Erlangung der Langobardenherrschaft später machte, scheiterten aber an Karls Macht und Wachsamkeit. Von Pavia begab sich Karl nach Rom, wo ihn der Papst und die gesamte Geistlichkeit feierlich als Retter der Stadt begrüßten. Karl bestätigte die Schenkung Pippins und nannte sich jetzt König der Franken und Langobarden. Inzwischen hatten sich die Sachsen unter ihrem Führer Widu-kind wieder erhoben und die fränkische Besatzung vertrieben. Karl machte darum 775 einen zweiten und 776 einen dritten Zug *) Die eiserne Krone ist ein einfacher, mit Edelsteinen reich besetzter, goldener Reif, in dem sich ein eiserner Ring befindet, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein soll.

15. Geschichte des Mittelalters - S. 16

1888 - Wiesbaden : Kunze
16 Aus der deutschen Vorzeit. Beim Eintritt der Wintersonnenwende, wo Fro sich anschickt, die belebende Sonne der Erde wieder zu nähern, wurde ihm zu Ehren das Julsest an zwölf geweihten Nächten gefeiert. Für dieses Fest war in jedem Hause ein weißer Eber als Opfertier gezogen worden, dem man die Borsten vergoldete. Am Nachmittage des Hauptfestes löschte man das Feuer in den Wohnungen aus, zog hinaus auf eine Wiese, wo ein Eichenpfahl eingeschlagen wurde, in welchen man ein neues Rad mit seiner Achse einließ, das neun Speichen hatte- Das Rad war mit Stroh umwunden und wurde von neun Jünglingen und Jungfrauen mit Stricken von Osten nach Westen, dem Laus der Sonne entsprechend, gedreht, bis sich die Achse entzündete und das Stroh entflammte. Dann steckten die Versammelten unter lautem Jubel ihre Fackeln in Brand und trugen die geheiligten Flammen in die Häuser, wo der Julblock auf dem Herde für ein neues Jahr wieder entzündet wurde. Wie Menschenmacht ans dem toten Holze die Flammen hervorzubrechen zwang, so ruft sie, nach ihrem Glauben, auch Fro aus dem Tagesgestirn wieder hervor, damit die Sonne von neuem neun Monate siegreich strahle. Über dem brennendenjulblockwurde der'geweihte Eber gebraten, mit den vergoldeten Borsten wurden die Hausgenossen beschenkt. Die rechte Hand aus das Haupt des Ebers gelegt, schwuren die Hausgenossen einander Liebe, Treue und Gehorsam, worauf das bereitete Opfertier verzehrt wurde und der Metbecher zu Ehren des Gottes kreiste. Frigg aber (Frau Holde), Odins Gemahlin, besichtigte während des Festes der zwölf Nächte im Umzuge das Hauswesen, wo sie die fleißigen Frauen und Jungfrauen segnete, während sie den lässigen allerlei Ungemach zuschickte. Die heidnischen Feste sind in christliche umgewandelt oder verdrängt worden, aber manche der mit denselben verbundenen Gebräuche haben sich im Volke bis zur Gegenwart erhalten. §. 3. Die ecjlea äampfe zmslüm Germanen ntuf Kölnern. Cimbern und Teutonen. Die ersten germanischen Völkerschaften, welche mit den Römern feindlich zusammenstießen, waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern waren vom Norden Deutschlands nach dem Süden ausgewandert, um sich in Italien neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren bis zu den Ostalpen vorgedrungen, als sie in dem heutigen Kärnten auf die Römer trafen, welche von Süden her die daselbst wohnenden Kelten unterworfen hatten. Als sie von den Römern Wegweiser nach Italien verlangten, führten diese dieselben irre, um sie zu vernichten. Die Cimbern aber rächten die Treulosigkeit, indem sie die Römer unter ihrem Konsul Papirius Carbo bei Noreja in der Nähe von Klagensurt 113 v. Chr. vollständig besiegten. Doch anstatt jetzt geradeswegs nach Süden zu ziehen, wandten sie sich der Nordseite der Alpen entlang nach Westen und fielen in Gallien ein, wo sie nacheinander vier römische Heere schlugen. Von Gallien zogen sie nach Spanien, wurden dort aber zurückgewiesen

16. Geschichte des Mittelalters - S. 76

1888 - Wiesbaden : Kunze
76 Erste Periode des Mittelalters. allein sie unterlagen endlich nach zwei Schlachten bei Detmold und an der Hase 783. Jetzt beugte sich auch Widukind der Macht Karls. Er erschien 785 zu Attigny in der Champagne an Karls Hoflager und ließ sich taufen. Doch blieb die Ruhe im Sachsenlande noch lange gefährdet. Erst als Karl 10 000 sächsische Familien nach dem Rhein übergesiedelt hatte, war der Friede gesichert. Mit den Sachsen waren auch die bisher noch unabhängigen Friesen unterworfen und zum Christentum bekehrt worden. Beide Völkerschaften behielten ihre Gesetze, waren von Tribut befreit und hatten nur den ihnen allerdings höchst verhaßten Zehnten an die Geistlichkeit zu entrichten. Um das Christentum in ihrem Lande zu sichern, wurden acht Bischofssitze (Paderborn, Münster, Minden, Osnabrück, Bremen, Verden, Hildesheim, Halberstadt), viele Klöster und Schulen errichtet. Auch mit widerspenstigen Großen geriet Karl in Kampf. Das einzige Herzogtum, das er noch hatte bestehen lassen, war Bayern, wo Herzog Thassilo eine fast unabhängige Herrschaft führte. Thas-silo war mit einer Tochter des Desiderius vermählt und ließ sich von dieser und seinem Schwager Adelgis aufreizen, sich von Karl unabhängig zu machen und Adelgis zum Besitze des Langobardenreiches zu verhelfen. Er wurde aber von Karl wieder zur Unterwerfung gezwungen. Als sich Thassilo jetzt mit den Avaren in Ungarn verband und abermals den Gehorsam brach, wurde er von einer fränkischen Reichsversammlung wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Karl begnadigte ihn zwar, setzte ihn aber mit seiner Familie 788 gefangen in das Kloster St. Goar. Die Herzogswürdh in Bayern wurde aufgehoben und die Verwaltung des Landes einem Grafen übertragen. Jetzt wandte sich Karl gegen den Hauptfeind seines Reiches int Südosten, die Avaren. Diese waren ein den Hunnen verwandtes Volk, welches das von den Langobarden verlassene Ungarn besetzt hatte und räuberische Einfälle in die südöstlichen Grenzländer Karls unternahm. Die Avaren hatten in ihrem Lande große ringförmige Plätze durch Wälle und Gräben gesichert, in welche sie sich mit den auf ihren Raubzügen erbeuteten Schätzen zurückzogen. Karl mußte sieben Züge (791—796) gegen sie unternehmen. Endlich gelang es seinem Sohne Pippin, den Hauptring zwischen Donau und Theiß (796) zu erstürmen und die Macht der Avaren zu brechen. Unermeßliche Schätze fielen den Siegern in die Hände. Karl nahm das Land zwischen Enns und Raab als Ostmark in Besitz und legte damit den Grundstein zu Östreich. Er ließ es durch fränkische An-

17. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1888 - Wiesbaden : Kunze
18 Aus der deutschen Vorzeit. zu unterwerfen. Da Cäsar den gleichen Plan verfolgte, so forderte er (58 v. Chr.) den germanischen Heerführer zu einer Unterredung auf, erhielt aber die stolze Antwort, wenn Cäsar etwas von ihm verlange, möge er zu ihm kommen. Cäsar eilte hierauf zu Ariovist und stellte ihm vor, er habe kein Recht, Gallien an sich zu reißen und als unumschränkter Herr daselbst aufzutreten. Allein Ariovist entgegnete ruhig: „Das Recht des Kriegs beanfpruche ich ebenso, wie es die Römer thun. Ich hindere die Römer in der Ausübung ihres Rechtes nicht, darf also billigerweise verlangen, daß sie mich in dem meinigen auch nicht stören." Der Krieg war deshalb unvermeidlich. Cäsar aber erstaunte nicht wenig, als er die Furcht seiner Soldaten und Hauptleute vor den riesigen Germanen bemerkte. Rasch ries er seine Soldaten zusammen, sprach ihnen Mut ein und erinnerte sie an Roms Siege bei Aix und Vercellä. „Und wenn das ganze Heer mich im Stiche läßt, so greise ich den i^eind mit meiner Leibwache, der zehnten Legion, an und werde mit ihr siegen oder sterben", schloß er drohend. Neuer Mut beseelte die römischen Krieger. Eines Tages erfuhr Cäsar, daß die deutschen Priesterinnen dem Ariovist warnend untersagt hatten, eine Hauptschlacht vor dem Neumond zu wagen. Sofort ließ er das Lager seines Gegners bei Mülhausen im Elsaß stürmen. Die Germanen wehrten den feindlichen Andrang nach Kräften ab, als sie aber sahen, daß sie nicht stand halten konnten, ergriffen sie schleunigst die Flucht in der Meinung, die Götter zürnten ihnen wegen des begonnenen Kampfes, und eilten an den Rhein. Viele ertranken im Strome; Ariovist selbst entkam auf einem Kahne und erschien nie wieder in Gallien. Cäsar wagte es nicht, die Flüchtigen zu verfolgen und in ihren dichten, undurchdringlichen Wäldern aufzusuchen. Er eroberte von 58—50 vor Chr. ganz Gallien, schlug auch zweimal Brücken über den Rhein, der damals Gallien von Germanien schied, aber mehr um die Germanen von einem Angriffe auf Gallien abzuschrecken, als um rechtsrheinische Eroberungen zu machen. Drusus und Tiberius. Unter der Regierung des Kaisers Augustus hatten dessen Stiefsöhne Drusus und Tiberius die Länder südlich von der Donau dem römischen Reiche unterworfen. Rhein und Donau bildeten jetzt die Grenze zwischen Germanien und Rom. Da aber die Germanen häufig über den Rhein setzten, die römischen Unterthanen beunruhigten und dann mit Beute reich beladen wieder in ihre Wälder zurückkehrten, so beschloß Drusus, sie in ihrem Lande auszusuchen und zur Ruhe zu zwingen. In vier Feldzügen wandte er steh m den fahren 12—9 v. Chr. zunächst gegen die Völkerstämme, welche

18. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1888 - Wiesbaden : Kunze
78 Erste Periode des Mittelalters. die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren. Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ. Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem

19. Geschichte des Mittelalters - S. 79

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 15. Karl der Große. 79 Markgrafen übergeben, dem die Verteidigung der Grenzen gegen äußere Feinde oblag, weshalb er auch größere Rechte und mehr Macht besaß. Über die befestigten Plätze oder Burgen waren Burggrafen, über die kaiserlichen Pfalzen oder Paläste Psalzgrafen eingesetzt. Alljährlich zogen in Karls Auftrag zwei Sendgrafen, je ein geistlicher und ein weltlicher in jedem Sprengel, durch die einzelnen Landschaften des Reiches, welche die Beamten beaufsichtigten, Beschwerden entgegennahmen, die Rechte des Königs wahrnahmen und die Teile des Reiches in fester Verbindung mit ihm hielten. Auf den großen Reichsversammlungen im Mai und den kleineren im Herbste hatten sie Bericht über ihre Sendung abzustatten. Die Reichsversammlung bestand aus allen weltlichen und geistlichen Großen, den hohen Hofbeamten, den Bischöfen, Äbten, Grafen und dem königlichen Dienstgefolge. Sie versammelte sich meist in Verbindung mit der großen Herrschau des Maifeldes, um über Gesetze zu beraten. Außer dieser Versammlung bediente sich Karl bei der Gesetzgebung noch des Staatsrates, der nur aus den hohen Hofbeamten und den Großen des Reiches zusammengesetzt war. Die Beschlüsse dieser Versammlungen unterlagen der Genehmigung des Kaisers. Wurde diese erteilt, so waren sie zu Gesetzen erhoben und erhielten infolge ihrer Einteilung in Kapitel den Namen Kapitularien. Sie bildeten das erste Gesetzbuch der Deutschen. Daneben wurden die alten Rechtsgebräuche der Sachsen, Friesen und Langobarden ausgezeichnet und in Kraft belassen. Alle Fäden der Verwaltung und Gesetzgebung liefen in Karls Händen zusammen: er war der höchste Richter, er verfügte über alle Streitkräfte des Reiches, er entschied über Krieg und Frieden. Seine Befehle untersiegelte er mit seinem Degenknopf, auf welchem sein Namenszug eingegraben war. Bei der Ausfertigung eines Befehles an einen starrsinnigen Vasallen pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl und hier das Schwert, das Gehorsam schaffen wird." Die bewaffnete Macht Karls bestand aus dem Heerbann und Dem Gefolge. Den Heerbann bildeten alle Freien, welche mindestens vier Hufen Landes besaßen, dann die von mehreren minder Begüterten gemeinschaftlich Ausgerüsteten und die Hintersassen der Freien. Die Geistlichkeit war vorn Kriegsdienst befreit. Das Gefolge bestand aus den Vasallen und ihren Dienstleuten und machte den eigentlichen Kriegerstand aus. Die häufigen Kriege verminderten die 3^hl der Freien, welche, des Kriegsdienstes müde, ihr Eigentum verkauften, um desselben überhoben zu werden, oder es an ange-

20. Geschichte des Mittelalters - S. 21

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 3. Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. 21 einwärts zu locken und durch freundliches Benehmen in dem Wahne zu bestärken, daß seine Befehle überall gut aufgenommen würden. Varus hielt sich für sicher und schickte auf Hermanns und Sigis-mars Rat seine Truppen bald gegen Nachbarvölker, bald gegen Räuber, um die Zufuhr zu sichern. Unterdessen verständigte sich Hermann mit mehreren deutschen Stämmen. Als alles vorbereitet war, traf unerwartet bei Varus die Nachricht ein, es hätten sich einige entfernt wohnende Stämme empört. Varus gebot sofort den deutschen Fürsten, sich zu rüsten und ihn zu begleiten. Auch Hermann und Sigismar folgten ihm, entfernten sich aber dann wieder unter dem Vorwande, noch weitere Hilfe zu holen. Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. Varus war trotz der Warnungen des Segest und anderer ihm treuergebener Fürsten sorglos bis zum Teutoburger Walde gelangt. Hier war der Marsch selbst in ruhigen Zeiten nicht ohne Mühe und Gefahr, und die Soldaten mußten sich mit Axt und Schaufel durch Wald und Sumpf Bahn machen. Jetzt gerieten die Römer plötzlich in eine furchtbare Lage. Mitten in Gebirgsschluchten, von dichtem Urwald umgeben, durch Wagen, Lasttiere, Weiber und Kinder, durch heftige Regengüsse und tobende Stürme, durch krachende Äste, stürzende Bäume, schlüpfrigen Weg und lauernden Verrat im Vorwärtsgehen aufgehalten, des Weges unkundig — sahen sie sich von allen Seiten von Feinden umringt, welche unter Hermanns Führung von den Höhen herab und durch dichtes Gehölz gegen sie vordrangen. Die Römer erlitten große Verluste und die Zahl der Feinde wuchs stündlich. Doch es gelang ihnen am ersten Abend noch, ein festes Lager aufzuschlagen, und Varus ließ die Wagen und das entbehrliche Geräte verbrennen; er konnte auch am folgenden Tage seinen Marsch noch fortfetzen und das dichtbewaldete, sumpfige Thal der Berlebecke unweit Detmold erreichen. Hier wurde es aber auf einmal hinter jeder Staude lebendig, jeder Baum schien feindliche Pfeile auf die Römer herabzuschütteln, der Sturm heulte, der Regen goß in Strömen — da sahen die Führer keine Möglichkeit, den Feinden zu entrinnen, und stürzten sich, nach dem Beispiele des Varus, in das eigene Schwert; die drei römischen Legionen wurden überwunden und vernichtet. Die Gefangenen opferten die Germanen entweder den Göttern zum Dank für die errungene Freiheit, oder sie schleppten die Unglücklichen zu harter Arbeit in die einzelnen Gaue. Am grausamsten verfuhr man mit den Schreibern und Anwälten, welche den Deutschen römisches Recht für das gute vaterländische hatten aufdringen wollen.
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