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1. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 16

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 16 — Regierung gelangte,, vertrugen „jüngeren heißt, führte ein leichtsinniges u: "eben. Ulrich strebte daher im Urach er «Bert eine Wiedervereinigung des Landes an. rag (1473) 1 Eraf Eberhard (V), der „ältere", später Eberhard im „ßoirt“ (1457—1496). a) Eberhards Jugendzeit. Eberhard der „Ältere" wurde ans Hohen nr ach geboren. Sein Vater (Ludwig I) starb frühe, und so kam er unter Vormundschaft. Obwohl er reich begabt war, sollte er nach seines Vaters Wunsch doch nur deutsch lesen und schreiben lernen. Aus Langeweile verfiel er in allerlei Mutwillen und Ausschweifung. Seine Zeit stillte er mit Sagen., Reiten, Tanzen und Spielen ans. Mahnungen seiner treubesorgten, edlen Mutter M e ch t i l d i s und das Vorbild tüchtiger Männer brachten ihn zur Besinnung. Als ein neuer Mensch trat er im Jahre 1468 mit dem Wahl-in uch; „Attempto' („Ich wag's")! eine Pilgerfahrt nach Palästina an. Gr besuchte Bethlehem, Jerusalem und den -vsordnn, ^n der Grabt'irche der heiligen Stadt wurde er zum

2. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 18

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 18 — imb Söftnbheit. ^ ^ Nach 41 jähriger Trennung (1441—1482) o s -!'2 Wiedervereinigung der getrennten Teile öe* "a"c:’ ' mbem Eberhard der „Jüngere" gegen eine Geld- entschadrgung seinen Landesteil an seinen Vetter Eberhard Un ^ abtrat. Der Mnnsinger Vertrag (1482) bestimmte, um Württemberg künftig vor jeder Teilung zu schützen, das; ^as^and auf ewigezeiten ungeteiltbleiben rmmer der älteste Herr von Württemberg regieren und Stuttgart Residenz sein soll Eberhard un Ban, der nun statt in Urach in S t u t t g a r i wohnte, regierte als Gras über das wiedervereinigte Reich von 1482—1495. c) Eberhard im Bart als Herzog (1495—1496). Eber harbs Ruhm stieg immer höher. Auch im Ausland war sein Scharssinn und seine Klugheit bekannt. Mit seiner Hilfe brachte Kaiser Maximilian den „ewigen Landfrieden" Zn stände. Er vor allem ehrte Eberhard besonders. Auf dem Re ichsta g zu Worms (1495) machte er ihn vor Kurfürsten, Fürsten und Ständen des Reiches zum Herzog von Württemberg und -terf und beehrte ihn mit einem neuen Wappen. Zwei Tage später erhielt er die Fahne von Württemberg, Teck uuo Mömpelgard und die Reichssturmfahne. Von dem großen Ansehen, welches Eberhard in Worms genoß, zeugt die prächtige Erzählung von dem Gastmahl der Fürsten, die ihrer Länder Reichtümer rühmten. Jeder von ihnen wußte von seinem Lande etwas schönes zu sagen. Der Sachse rühmte feine Silberbergwerke, der Pfälzer seine fruchtbaren Obst- und Weingelände, der Bayer seine reichen Städte und Klöster; nur Eberhard allein schwieg stille. Erst als er gedrängt wurde, pries er als Höchstes, daß er im Freien und in eines jeden Untertanen Schoß ficyer und ruhig schlafen könne. Allseitig wurde er nun für den reichsten Fürsten erklärt. Lesebuch Ii, Nr. 159. d) Ende Herzog Eberhards I. Eberhard durfte sich der Herzogswürde nur sieben Monate erfreuen. Seine Gesundheit, die er in der Jugend durch allerlei tolle Streiche untergraben und später in anstrengender Arbeit nie geschont batte, litt schon längere Zeit. Nach dreitägigem schwerem Todeskampfe starb

3. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 22

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 22 — Iii. Württemberg unter den Herzoaen (1495—1803). frir« ^ 1<r wuritembergischen Herzoge vagen teil durch Ihre Siegterung, teils durch die Zeit in der sie eitel, besonders hervor: Eberhard I im Bart Ulrich E r.ftoph, Eberhard Iii, Eberhard Ludwig' K o r l Eugen und ^ riedrich Ii. L Eberhard I im ßaxt (s. S. 16). 2- Heyog Ulrich (1498—1550). a) Ulrichs Jugendzeit. Herzog Ulrich ist zu Reichen-‘1 o1 Ö e r im Elsaß als L-ohn des geisteskranken Heinrich auf -vohenurach geboren. Da die Mutter gleich nach der Geburr ,rarb nahm Eberhard im Bart als Vetter des unglücklichen 'sl Cy, 1td) Qn- Nach dessen Tod entbehrte der junge Prinz oer Liebe und der sicheren Leitung in der Erziehung, --eine Vormünder überließen ihn meist sich selbst. Der schöne und kräftige Knabe, an dem besonders Kaiser Maximilian wegen seiner stattlichen Erscheinung eine Freude hatte, vei> trieb sich die Kurzweil mit Spielen, Jagen, Gesang und M u s ik. Noch ist im Rittersaal zu Urach ein Eber nachgebildet, den er als Jüngling erlegt hatte. Mit 16 Jahren wurde Ulrich von Kaiser Maximilian für v o l l j ä h r i g erklärt, nachdem er zuvor von seinen Vormündern mit der bayrischen Prinzessin ^ abtun, einer Schwestertochter des Kaisers, verlobt worden war, obwohl er eine andere geliebt hatte, ^abina wurde später wegen ihres herrschsüchtigen und stolzen Wesens eine Quelle vielen Übels. b) Ulrichs Regierung bis zu seiner Verbannung (1519). Der Ansang von Ulrichs Regierung war glänzend. Im bayrischen Erbfolgekrieg, welchen Bayern und die Pfalz um den Nachlaß eines kinderlos verstorbenen bayrischen Herzogs miteinander führten, besiegte er den Pfalzgrasen und erwarb dadurch Maulbronn, Besigheim, W e i n s b e r g , N e ii e n st übt, M ö ck m ü h l und Löwe n st e i n. Auf der

4. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 26

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 26 — 1535 wurde das erste evangelische Abendmahl in der Stift-hidie zu Stuttgart gefeiert. Die Reichsstädte hatten die lie- geiuchjn@eiftrjru^r .ei"9gw' Sur Heranbildung evangelischer Zeitlicher gründete Ulrich das evangelisch- ^eotnuiche Stift in Tübingen: auch sorgte e fl me bessere Ordnung in E h e n - A r m e n - und Kirche n- T J ^48 kam die Reformation in große Gefahr. Das .lugvburger ^ntcnm, welches der Kaiser nach dem für ble Protestanten so unglücklichen Ausgang des s ch m a l k a l- ' ').C n Religionskrieges (1546—1547) in Deutfch- mu emgerithri hatte, erlaubte Wohl die Eh e den Priestern und -m heiligen Abendmahl den Laien den Kelch, berpflidi- sffrfi ^ ° r«C V' ” sl(lcr 5ul" Einhaltung katbo -lj cher Gebrauche im Gottesdienst, was zur 5-olge hatte datz die Abte in die Klöster zurückkehrten und in dm Kirchen die Steffen wieder gelesen wurden. Damals mußte 1 uocheinmal sein Land aus kurze Zeit verlassen, weil er [U Jin™\:fnegc ous feiten der evangelischen Fürsten gegen den katholischen Kaiser Karl V gekämpft hatte. _ .. 1urid) ^arb 1550 in Tübingen. Er ruht daselbst in der etiftsfu-chc neben Eberhard im Bart unter einem Stein. k) Ulrichs Gramster. Ulrich war bald gewalttätig reizbar und mißtrauisch, bald freundlich und herablassend, bald hochfahrend und eigensinnig, bald demütig und bescheiden, äußerlich itreng fromm, daneben aber auch wieder unverföhn -l i cf) e n Herzens. Wetterwendisch wie fein Leben 1 st auch f e in Charakter gewesen. Seine Regierung oat Bedeutung durch den Tübinger Vertrag und vor allem durch die Einführung der Reformation in Württemberg. 3. Herzog (1550—1568). st) Christophs Jugendzeit. Herzog Christoph wurde 1515 auf H o h e n u r a ch als Sohn Ulrichs und dessen Gemahlin Sabina geboren. Er hatte ein h a r t e I u g e n d z ei t. Fern non der Heimat und unter fremden Menschen wurde er erzogen. 7962

5. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 30

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
30 — Ui eben bort Augsburg (1555) berbanft biel seiner Tätigkeit. Christoph ist der Orünber der ersten Bibel- und Missionsgcsellschaft. In der zu Urach eingerichteten Druckerei wurden jährlich gegen 25 000 ebangelische Bücher gedruckt und me Ausland, hauptsächlich nach Österreich, bersanbt. So war Christophs Regierung eine gesegnete. Nur über seine große Bauluft konnte Klage geführt werben. Christoph erbaute das alte Schloß in Stuttgart und noch 10 anbere Schlösser in berschiedenen Gegenbeu des Landes. c) Christophs Familienleben. Christoph lebte mit seiner Gemahlin Anna Maria in liebevoller Verbindung. Seine 8 Töchter bereiteten ihm große Freude, weniger dagegen seine 2 Söhne. Der altere Sohn sank als Opfer der Trunksucht früh ins Grab, und auch der stinssere erweckte keine großen Hoffnungen. Um das Aus-sterben seiner Familie und den Rückfall Württembergs an Österreich zu verhüten, bewog Christoph seinen Oheim Georg noch im 57. Lebens-1 a h r e z u heiraten. In dessen Sohn Friedrich hat sich der Mannesstamm des Hauses Württemberg erhalten. 6) Christophs Lebensende. Die letzten Lebensjahre Christophs waren von Krankheir heimgesucht. Der Aufenthalt in Wild-bad nützte nichts mehr. „Ein kühl Erdreich," sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott bestimmte und von mir erwartete Stündlein kommt, so hilft alles Flicken nichts; es muß doch einmal gestorben sein; und selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Unsere Bürgerschaft ist im Himmels 1568 entschlief Christoph unter dem Gesang des Liedes: „Mit Fried' und Freud' sahr ich dahin!" Seine Gebeine ruhen im Chor der Stiftskirche zu T ü b i n g e n. e) Christophs Charakter. Herzog Christoph war in der Schule der Not zu einem tüchtigen Regenten herangebildet worden. Er zeichnete sich aus durch Weisheit und Klugheit, Offenheit und Wahrhaftigkeit, Versöhnlichkeit und Friedensliebe, Herzlichkeit und ausrichtige Frömmigkeit. Sein Volk nannte ihn den „Vater des Vaterlanbe s". Die Regierung Christophs ist bort Bebeutung durch die Vollendung der Reformation in Württemberg und die G r it n b u n g der deutschen Volksschule. Das Eisenwerk Christophstal bei Freudenstadt trägt noch seinen Namen. Zum Andenken an die gesegnete

6. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 32

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
32 — und den Stauen und Sintern. In Nürtingen schleppt-., d,e Soldaten d,e 70jahrige W ,. w e des Herzogs Ludwig an den Haaren der Stadt tzernnt; insindelf in g - „ wurde cm Weib aus dem Marktplatz lebendig gebraten, und inwaib. 1" 3,e ll | m“rijlen die Bürger bis auf 145 ermordet. Was mcht rnrchs schwert umkam, starb an Hunger und Pest. \m gangen Lande stieg die N o t aufs höchste. Fleisch vom Schind-angcr wurde nicht verschmäht; Leichen holte man vom Galgen herunter und aß sie; Eltern ermordeten im Hunger ihre Kinder-nächsten Anverwandten wurde verhehlt, um ihre Zeichen verzehren zu können. Die Not führte zur Verschlech- der Punzen; die Hirschgulden z. B. waren saunt oö Pfennig wert. Bei all dem Jammer und Elend des Volkes lebte Herzog Eberhard m Straßburg leichtsinnig und in Freuden. Sein ganzes Land war österreichisch geworden, nur die Feste Hohentwiel hatte sich behauptet. Der Mann, welcher sie verteidigte, hieß Konrad Widerhold. Äonrad Widerhold, geboren in Sie gen ha in in Hessen, trat 1619 als 21 jähriger Jüngling in luürttembergische Dienste In kurzer Zeit schwang er sich vom „®ri Ilm eist er" zum Oberstleutnant empor, urtb nach der Schlacht bei Nördlingen (1634) machte ihn Eberhard gurrt Kommandanten der Festung Hohentwiel. Als solcher stellte er die verwahrloste Festung wieder her und hielt auf strenge Manneszucht unter seinen Leuten. Fünf Belagerungen des Feindes widerstand er mit Mut und Tapser'keü. Dte benachbarten Burgen Hohen krähen, Mägdeberg und 5 t a u f f e n , die ihm gefährlich werden konnten, zerstörte er. Die a s s c n füllte er mit Gold und Silber, welches auf listige Weise dem Feinde abgenommen wurde. Für Kranke, Verwundete und A r m e hatte er stets ein offenes Herz. Auch den Herzog unterstützte er in seiner Geldnot. Sein Vermögen vermachte er studierenden, Armen, Kirchen und Schulen. Als der Herzog aus Ansinnen des Kaisers verlangte, den Hohentwiel an Österreich zu übergeben, weigerte sich Widerhold, dem herzoglichen Befehle nachzukommen, wohl wissend, daß Eberhard dazu gezwungen worden war. Erst 1654 gab der wackere Kommandant die Feste dem Herzog zurück und zwar viel fester und besser, als er sie übernommen hatte. Eber-

7. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 33

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
33 — hard belohnte ihn für seine Treue und Dienste mit dem Rittergut Reibungen, Ochsenwang und R a n d e cf. Widerhold starb als Obervogt in Kirchheim 1667. Auf seinem Grabmal stehen die Worte: „Der Kommandant von Hohentwiel, fest wie sein Fels, der niemals fiel. Des Fürsten Schild, des Feindes Lort, der Künste Freund, des Armen Hort, Ein Bürger, Held und Christ wie Gold, so schläft hier Konrad Widerhold." Albert Knapp. Der 30jährige Krieg endigte mit beut westfälischen Frieden 1648, welcher zu M ii n st e r imb Osnabrück abgeschlossen wurde. Württemberg erhielt alles wieder, w a § Staat itnb Kirche während des Krieges verloren hatten. Diesen günstigen Friedensabschluß erzielte der Württembergische Gesandte Varnbüler, welchen der Herzog für seine Verbienste mit dem Rittergut H etnini n g e n belohnte. Der Kaiser erhob ihn in den Abels st a n b. Der 30jährige Krieg hatte den Wohlstand unseres Landes völlig vernichtet. Felder und Wälder waren zertreten, verödet und verwüstet, Ackerbau, Gewerbe und Handel lahmgelegt und die Einwohner von 400 000 aus 58 000 zusammengeschmolzen; ab' gebrannt waren 8 Städte, 45 Dörfer, 158 Psarr- und Schul-häuser, 65 Kirchen und Tausende von Privathäusern; die Schulden des Landes betrugen nach dem Kriege 118 Millionen Gulden. Dazu hatten Gottlosigkeit und Unwissenheit so überhand genommen, daß viele gar nicht mehr wußten, wer Christus oder der Teusel sei. Herzog Eberhard, welcher seit 1638 wieder im Lande war, suchte im Verein mit tüchtigen Männern (Hofprediger V a -l e n t i n A n b r e ä) durch weise Gesetze itnb Einrichtungen bic Wnnben des Krieges nach Möglichkeit zu heilen; aber nur sehr langsam erholten sich Land und Volk. 5. Eberhard Ludwig (1677—1733) und die «Einfällt der Franzosen in Württemberg (1688, 1693, 1707). Kaum hatte Württemberg angefangen, von den Nöten des schrecklichen 30jährigen Krieges sich zu erholen, als es schon lüieber von neuen Plagen heimgesucht würde. Der französische König Ludwig Xiv, welcher dem deutschen Weiche mitten im Frieden Strn ß bürg weggenommen hatte, 3

8. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 36

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
36 — landständischen Amte alle mögliche Treue bewiesen und habe daher nicht untertänig um Gnade zu bitten. Als hierauf Friedrich der Große für Moser eintrat, gab ihn Karl 1764 ohne weiteres mit der Erklärung frei: „Moser ist ein ganz ehrlicher Mann!" Moser lebte noch bis zum Jahr 1785, vom ganzen Lande und seinem Herzog geachtet. Dem unerschrockenen und frommen Dulder wurde in ^ der M oferstrasje in Stuttgart ein kleines Denkmal gesetzt, aus welchem u. a. die bort Moser kurz bor seiner Gefangennahme geäußerten Worte Gerhards stehen: „Und er zagt und ohne Grauen soll ein Christ, wo er i st, stets s i ch lassen schauen!" Die Gewalttaten Herzog Karls dauerten bis in sein 50. Lebensjahr. Von da an bestrebte er sich, seinem Volke ein treuer Landesvater zu sein. Die in ihm vorgegangene Sinnesänderung ließ er von den Kanzeln herab dem Volke fund tun. Er lebte fortan sparsamer und widmete sich eifriger den Regierungsgeschäften. Die schlechten Räte hatte er schon früher entlassen. Den Sinn für Volksbildung und Volkswohl wußte insbesondere seine zweite Gemahlin Franziska von Hohenheim, welche eine große Wohltäterin der Armen und Hilfsbedürftigen war, in ihm zu nähren. Neben der Hebung von Ackerbau, Gewerbe und Handel lag dem Herzog jetzt hauptsächlich das E r -ziehungswesen und die Pflege der K ii n st e und Wissenschaften am Herzen. Er errichtete auf der Soli-tude für Soldatenkinder ein Waisenhaus. Dasselbe wurde zur Militärakademie erhoben und bald darauf unter dem Namen „Hohe Karlsschule" nach Stuttgart verlegt, wo ihr Kaiser Joseph Ii den Charakter einer Universität verlieh. Da die Karlsschule den Besuch der Universität in Tübingen beeinträchtigte, so wurde sie wieder aufgehoben. Karl starb 1793 in Hohenheim. 7. Das Leben zur 3 eit der Herzoge. a) llnter den Herzogen wurde das Volk aus der Leibeigenschaft befreit. Der Adel trat teilweise in den Dienst der Fürsten, ohne sich aber von denselben abhängig zu machen. Fürsten und Adel standen unter dem Reich.

9. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 41

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
41 — Diensten stand, wurde ernst und streng erzogen. Als Jüngling beteiligte er sich in ruhmvoller Weise an dem Feldzuge gegen Österreich (1809), gegen Rußland (1812) und gegen Frankreich (1814 und 1815). ^m Jahre 1816 bestieg er den Thron, nachdem er sich kurz zuvor mit der edlen und geistreichen Großfürstin Katharina von Rußland verheiratet hatte. b) Wilhelms Regierung. Schon durch die ersten Regierungsmaßregeln gewann Wilhelm sich alle Herzen des Volkes. Dem I a g d u n w e s e n wurde gesteuert, das B r i e s g e -h e i m n i s wurde eingeschärft, die geheime Polizei ausgehoben, die teure Hofhaltung vereinfacht, die strenge beim Militär gemildert und eine Anzahl von Sträflingen begnadigt. Noch mehr wuchs die Begeisterung für den König, als er in opferwilliger Weise die Not seiner Landeskinder während der Teuerung von 1816 und 1817 zu lindern suchte. Hierbei unterstützte ihn tatkräftig feine Gemahlin Katharina. Katharina war in der schrecklichen Notzeit von 1816 und 1817 vielen ein rettender Engel. Infolge des gänzlichen Ernteausfalls entstand eine entsetzliche Hungersnot und Teuerung. Die Armen, welche wie Leichen umherwandelten, nahmen zu Brot aus Kleie und Mehlstaub, oft sogar mit gemahlenem Stroh und Sägspänen vermischt, zu gekochten Gräsern und Wurzeln ihre Zufluäit. Siechtum und Krankheiten kehrten ein, und manchen zwang der Hunger zum Diebstahl. Katharina suchte die Not zu lindern, indem sie 1816 den Wohltätigkeitsverein gründete, welcher an bedürftige Arme und Kranke Kleider, Lebensmittel, Holz, Betten, Arzneien und Geld verabreichte und Tausende in Speise- und Beschäftigungsanstalten erquickte und unterstützte. Um Unbemittelten einen Sparpfennig für Zeiten der Not anzusammeln, gründete sie 1818 die Württembergische Sparkasse. Die Volksbildung hob sie, indem sie 1817 für arme Kinder die Katharinenschule und 1818 für die Töchter der mittleren und höheren Stände das Katharinenstift errichtete. Leider starb diese edle Menschenfreundin und Wohltäterin schon im Jahre 1819. Sie ruht in der Grabkapelle aus dem Rotenberg. Die Stadt Stuttgart gründete zum Andenken der treu-besorgten Fürstin das Katharincnhosvital.

10. Geschichte von Württemberg in kurzen, leichtfaßlichen Zeit- und Lebensbildern mit Berücksichtigung der Kulturgeschichte und Sage für Volks-, Mittel- und Realschulen - S. 45

1904 - Stuttgart : Kohlhammer
— 45 — von Eisenbahnen und die Hebung der B o d e n s e e -und N e ck a r d a m p f s ch i f f a h r t, wie durch die Erweiterung des Telegraphen - und T e l e p h o n n e tz e s. Daß auch Gewerbe und Industrie unter des Königs Regierung blühten, zeigte die L a n d e s g e w e r b e a u s st e l l u n g in Stuttgart (1881). Das segensreichste Werk Karls ist die „Albwasserversorgung", wodurch über 400 Alb gemeinden gutes Trint-wasser erhielten. 1890 wurde das Münster in Ulm, an welchem über 500 Jahre gebaut worden war, vollendet und festlich eingeweiht. Auf dem Gebiet der Kunst ist erwähnenswert üer Bau der Johannis- Garnisons - und der katholischen Marienkirche, des P o st g e b ä u d e s , I u st i z -p a l a st e s , der G e w e r b e h a l l e und der königlichen öffentlichen Bibliothek, ferner die Eberhards-gruppe in den Anlagen, das Kriegerdenkmal auf dem Fangelsbachsriedhof, das Tanne ck e r - und Chri -stophsdenkmal auf dem Schloßplatz, wie das B i s -m a r ck - und Moltkedenkmal vor dem Wilhelmspalast. Neben dem König entfaltete Königin Olga als „Mntter der Arme n" ans dem Gebiete der Wohltätigkeit eine überaus segensreiche Tätigkeit. Olga ist die Gründerin des Hauses der Barmherzigkeit in W i l d b e r g , des O l g a st i f t s , der Olga- Heilan st alt und der Karl---Olga st iftung in Stuttgart. Unter ihrem Schntz standen ferner die von der Königin Katharina ins Leben gerufenen Anstalten, sowie viele Kinder-schulen im Lande. Nicht vergessen wird der Königin, was sie 1866, 1870 und 1871 als Vorsteherin des Sanitätsvereins für die armen Verwundeten im Kriege getan hat. Ein hoher Freudentag im Leben der königlichen Gatten und ein Festtag für das schwäbische Volk war die Feier der 25jährigen Regierung König Karls im Jahr 1889. Bei dieser Gelegenheit zeigte es sich wieder aufs neue, wie innig Fürst und Volk in Württemberg miteinander verbunden sind. Aus allen Teilen des Landes strömten die Festgäste in Stuttgart zusammen, um dem Könige zu huldigen und den großartigen Fackelzug, welchen die Stadt Stuttgart veranstaltete, mit anzusehen. Auch Kaiser Wilhelm Ii war zur Beglückwünschung
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