wuchs das Mädchen unter der Aufsicht der Mutter heran. Beim Eintritt in die Ehe brachte die Braut ihrem zukünftigen Manne keine Aussteuer mit; ein Waffengeschenk war ihre einzige Gabe. Dagegen war es Sitte, der Braut Geschenke zu reichen. Die Morgengabe der Braut bestand gewöhnlich in einem Gespann Rinder, einem gezäumten Schlachtroß, Schild und Schwert. Diese Gaben hatten bei den Germanen eine tiefe Bedeutung. Die Frau sollte dadurch an ihre Pflichten erinnert werden. Im Hanse war sie die gebietende Herrin über das ganze Hauswesen; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag auch die Erziehung der Kinder ob. Auch war sie der Arzt des Hauses und kannte heilsame Kräuter für Kranke und Verwundete. Im Krieg folgte sie dem Manne als treue Genossin. In Freude und Leid, in Glück und Gefahren stand sie ihrem Manne zur Seite, mit ihm wollte sie leben ltuo sterben. Daraus erklärt sich die hohe Achtung, welche die Germanen für die Frauen hatten. Man glaubte selbst, es wohne ihnen etwas Heiliges bei, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Deswegen hörte man ihren Rat und folgte den Aussprüchen weiser Frauen oder Seherinnen, Alnmeit genannt. Eine solche Seherin von übermenschlicher Grö&e soll dem römischen Feldherrn Drusus, der bis an die Elbe vorgedrungen war, erschienen sein. „Wie weit willst du noch vordringen, unersättlicher Drusus!" — ries sie ihm zu; „es ist dir nicht Geschieben, alle diese Länder zu sehen. Weiche von hinnen; deiner Thaten und deines Lebens Ziel ist nahe!" Diese wunderbare Erscheinung erschreckte den römischen Helden; er kehrte um, stürzte aber auf dem Rückwege mit dem Pferde und starb nach wenigen Wochen an den Folgen dieses Unfalles.
7. Tie Religion der alten Deutschen.
Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten die großen Kräfte und Erscheinungen der Natur: Sonne und Mond, die Erde und das Feuer. Doch geschah die Verehrung ihrer Götter nicht in Tempeln, sondern in heiligen Hainen und Wäldern; auch machten sie sich keine Bildnisse von ihren Göttern.
Ihr höchstes Wesen war Wodan oder Odin, der auch den schönen Namen „Allvater" hatte. Er galt für den Vater der Götter und Menschen; von ihm kam jede gute Gabe; er regierte die Welt und leitete die Schicksale der Menschen. Seine zwei Söhne, Donar und Ziu, unterstützten ihn in der Weltregierung: Donar war der Gott des Donners und des Wetters, und Zin der Kriegsgott.
Zu den niedern Göttern gehörten Fro, Freyja und Hertha. Fro war der Gott der Fruchtbarkeit und des Friedens; seine Schwester Frevja die Beschützerin der Ehen, Hertha die ernährende Mutter Erde, welche besonders auf der Insel Rügen verehrt wurde.
Die alten Deutschen glaubten fest an die Unsterblichkeit der Seele. Daraus erklärt sich auch die Sitte, den Verstorbenen mit seinen Waffen, feinem Rosse und selbst seinen Sklaven zu verbrennen. Die gefallenen Helden kamen nach Walhalla, Wodans Himmelsburg, wo sie mit Jagen und Kämpfen ein fröhliches Leben führten. Nach den geendeten Kampfspielen schmausten die Helden au langen Tafeln das Fleisch des Skrimer, eines Schweines, welches immer ganz blieb, auch wenn man täglich noch so viele und noch so große Stücke davon abschnitt. Dazu tranken sie köstlichen Gerstensaft, den die Göttinnen herumreichten. Auch Milch war im Überfluß vorhanden; denn die Euter der Heydrun-Ziege versiegten nie. So dachten sich die Germanen Wodans Himmelsburg. Dahin gelangten aber nur die im Kampfe gegen
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Solche Scharm tapferer Waffengeuosseir standen einem benachbarten Stamme m sernen Knegsunternehmungen bet, oder sie machten selbst Ein. saue in fremdes Gebiet, um Land zu erobern oder Beute au Sklaven und Vieh zu gewinnen.
Auf diese Weise erlangten die Anführer oder Fürsten oft beträchtliche Besitzungen an Landeru. Davou verliehe» sie dann einen großen Teil an o * ^Olge, auch au Freie, die in ihre Dienste traten. Solch ein Gut hieß ~eheit oder Feudum, d. t. Treugnt, während ein unabhängiges Eigentum Ulod genamit wurde. Diejenigen, welche durch Lehen einem Fürsten m dienst und Treue verpflichtet waren, hießen Vasallen, was etwa so viel lagen will als Gesellen. Die wichtigste Verpflichtung, welche die Vasallen uberuahmeu, war die Heeresfolge. Diese Einrichtungen der alten Deutschen wurden der Grund des Lehenswesens, auch Feudalweseu genannt, das sich Deutschen ganze Länder des römischen Reiches eroberten, zum -cachtetl der allgemeinen Freiheit sehr künstlich ausbildete.
Ii. Mm deutsche Keschichte.
11 Die Cimbern und Teutonen.
11 qpf Hb vor Christi Geburt kam ein wildes, mtbe;
rrnte§.$oß Don der Donau her und überschritt die Alpen, Pfeilschnell glitten die riesigen Gestalten auf ihren breiten Schildern Die steilen, mit Schnee und Eis bedeckten Höhen hinab. ^te Jlslnnten Cimbern und Teutonen und verlangten von den Römern Land, wo sie sich niederlassen könnten. Die Römer verweigerten die^ und schickten ihre Kriegsheere gegen die Fremdlinge. Aber die tapfern Deutschen stritten mit unbezähmbarer 2~u*_ lmb vernichteten die größten römischen Heere. Städte und -dötfer wurden von Grund aus zerstört, alles Gerät zerschlagen, die -lrferde erstochen, die Gefangenen'aufgehängt oder den Göttern geopfert. Ganz Italien geriet durch diese unüberwindlichen Kriegshaufen in Angst und Schrecken. Die Cimbern und Teutonen be-
nutzten indes ihre Siege nicht, sondern zogen über die Alpen nach dem südlichen Frankreich. Jetzt übertrugen die Römer den Kampf gegen die gefürchteten Feinde dem Marins, einem tapfern Kriegs-ilclbeil Dieser sammelte ein großes Heer und führte es nach Gallien. äloii Ichlug er an der Rhone ein verschanztes Lager auf, wagte aber noch keinen Kampf, sondern wollte vorerst seine Soldaten an den Anblick der kräftigen Fremdlinge und an den Ton ihrer furchtbaren Stimmen gewöhnen. Unterdessen teilten sich die beiden Volksstämme,
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vereinigt. In gleicher Weise machte er später die Burgunder zinsbar und eroberte einen Teil des westgotischen Reiches im Süden Galliens. Viele Westgoten zogen deshalb über die Pyrenäen unlieben sich in Spanien nieder. Gleich treulos und ungerecht verfuhr er gegen seine eigenen Verwandten wie folgendes Beispiel beweist.
Ter fränkische König Siegbert, welcher zu Köln herrschte, hatte einen leichtsinnigen Sohn. Zu diesem schickte Chlodwig insgeheim und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist jetzt alt geworden und hat einen lahmen Fuß; wenn er stürbe, würde dem Rechte nach dir das Reich zufallen und meine Freundschaft würde dir nicht fehlen." Dadurch verleitet, trachtete jener darnach, den eigenen Vater zu töten. Und als dieser einst in einem Buchenwald lustwandelte und dann einschlummerte, ließ ihn der gottlose Sohn ermorden. Darauf schickte er einen Boten zu Chlodwig und ließ ihm melden, der Vater fei jetzt tot, und nun wolle er ihm von den Schätzen geben, was ihm beliebe. Als aber der ungeratene Sohn den Abgesandten Chlodwigs die Schatzkammer des Vaters zeigte, erschlug ihn einer derselben mit der Streitaxt. So gewann Chlodwig Siegberts Reich samt den Schätzen.
Als Chlodwig im Jahre 511 in seiner Hauptstadt Paris starb, hinterließ er wirklich ein großes Frankenreich, in das sich seine vier Söhne teilten.
17. Pipiu der Kurze wird König der Frauken.
Die Nachkommen Chlodwigs, von einem früheren Frankenkönig Mervei Mero vinger genannt, waren meist schwache und weichliche Regenten. Sie überließen die Regierung ihren Ministern (Major-Domus, Hausmeiern) und zeigten sich dem Volke zuletzt nur noch einmal jährlich in den Märzversammlungen aus einem mit Ochsen bespannten Wagen, wie es bei den Franken Sitte war. Auf diese Weise wurden die Großhofmeister die alleinigen Herrscher, und den Königen blieb nur uoch der Titel.
Unter diesen mächtigen Staatsbeamten glänzte besonders Pipin-von Heristal. Er selbst legte sich den Titel „Herzog und Fürst aller Franken" bei und machte die Würde des' Major-Domns in feinem Geschlecht erblich. Noch größeres Ansehen gewann fein heldenmütiger Sohn Karl Martell. Er besiegte in der S.chlacht 732] bei Tours *T32 die Araber, die bereits Spanien unterworfen hatten und auch im übrigen Europa ihre neue Religion, den Islam,
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Roncesvalles von den Bergbewohnern überfallen und säst gänzlich vernichtet. Unter den erschlagenen Führern war auch der tapfere Gras Roland, der später in Sagen und Liedern gepriesen wurde.
Der Herzog Thassilo von Bayern, der eine Tochter von Desiderius znr Gemahlin hatte, wollte Karls Herrschaft über Bayern nicht anerkennen. Karl zog mit drei Heeren nach Bayern und zwang den Herzog znr Unterwerfung. Thassilo reizte jetzt die räuberischen Avaren in Ungarn zum Kriege gegen den König. Deshalb wurde er seines Herzogtums entsetzt und in ein Kloster geschickt, Bayern wurde zum fränkischen Reiche geschlagen. Auch die Avaren, welche wiederholt Raubzüge nach Deutschland gemacht hatten, wurden von Karl gezüchtigt. Er entriß ihnen ihre geraubte Beute und unterwarf das Land von der Enns bis zur Raab. Daraus bildete er die Ostmark und legte dadurch den Grund zu dem Herzogtmr Österreich.
Ebenso bekämpfte Karl der Große die Dänen, welche in heutigen Schleswig-Holstein wohnten. Diese hatten die Sachse» in ihrem Kampfe gegen Karl unterstützt und selbst räuberische Ein fälle in fränkisches Gebiet gemacht. In einem dreijährigen Kriei wurde das Land bis zur Eider erobert.
Durch diese langjährigen und mühevollen, aber glückliche, Kriege und Eroberungen hatte Karl ein großes und mächtige Frankenreich geschaffen. Im Süden bildete der Ebro und die Tiber im Osten die Elbe und die Raab, im Norden die Eider und da Meer die Grenze.
20. Karl des Groszen Regierung.
Im Innern seines großen Reiches suchte Karl der Gros Kirche und Schule zu heben, Ackerbau und Gewerbe zu verbessert Handel und Verkehr zu erweitern, Gesetz und Ordnung aufred zu erhalten.
Vor allem sorgte er für gut unterrichtete und gebildete Geis liche, und beschenkte reichlich jene Klöster, welche die Jugend ut terrichteteri, die Wissenschaften förderten, die Kranken pflegten un die Wanderer beherbergten. Ebenso veranstaltete er eine Samn hing von Predigten und frommen Betrachtungen in der Mutterfprach die in den Kirchen vorgelesen wurden. Zur Verbesserung de Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgeln ans Italien fommei Aber feine Franken waren hierin ungeschickt und ungelehrig; ihre rauhen, unbeholfenen Gesang verglichen die Italiener dem Gehei
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Bayern Ungarn Deutschland Ostmark Schleswig-Holstein Italien
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z 25. Heinrich der Finkler und Otto der Grotze.
(Das sächsische Kaiserhaus von 919—1024).
Der erste König, der durch Wahl auf den deutschen Thron erhoben wurde, war der fränkische Graf Konrad I. ober der Franke. Er regierte nur wenige Jahre. Kurz vor seinem Tode beschieb er seinen Bruder Eberhard zu sich und sprach zu ihm: „Lieber Bruder! Ich fühle, daß mein Stündlein gekommen ist. Laß dir deine eigene und der Franken Wohlfahrt bestens empfohlen sein! Wohl sind wir mächtig, haben feste Städte und Waffenvorräte, und alles, was königlichem Glanze wohl ansteht. Doch die größere Macht und Weisheit ist bei Heinrich von Sachsen, ans ihm beruht die Wohlfahrt des Reiches. Darum vernimm meinen Rat! Nimm diese Kleinodien: die heilige' Lanze, • die goldenen Armbänder, den Purpurmantel, das Schwert und die Krone der alten Könige; iiber-gieb sie dein Herzoge und mache ihn dir zum Freund! Melde ihm, ich hätte ihn sterbend allen Fürsten zum Könige empfohlen!"
lind wie Konrad gewünscht, so that der uneigennützige Eberhard. Die Sage meldet, er habe den Herzog beim Überbringen der Reichsinsignien am Vogelherde angetroffen, daher der Beinar Vogelsteller oder Finkler.
Heinrich war ein frommer, einsichtsvoller und tapferer Fürst. Seine Hauptsorge war die Rettung des Vaterlandes gegen die fortgesetzten Raubzüge der Ungarn. Erschloß vorerst einen neunjährigen Waffenstillstand mit ihnen und zahlte während dieser Zeit alljährlich einen Tribut. Diese Waffenruhe benützte Heinrich dazu, tüchtige Bollwerke zu errichten und kriegsgeübte Streiter heranzubilden. Die festen Plätze und die Burgen, welche angelegt wurden, sollten dazu dienen, dem schutzlosen Landvolk eine Zufluchtsstätte gegen plötzliche Raubeinfälle zu verschaffen. Aber die Deutschen hatten immer noch eine große Abneigung gegen das Leben hinter den Mauern der Städte. Es mußte deshalb durch das Los entschieden werden, welcher von je nenn Kriegspflichtigen in die Stadt ziehen sollte. Das Landvolk hatte den dritten Teil der Früchte dahin abzuliefern. Aus diesen festen Plätzen entstand im Laufe der Zeit eine Reihe von Städten, deren Einwohner „Bürger" genannt wurden. Daher heißt Heinrich auch der „Städte gründ er."
Um gegen die Reiterscharen der Ungarn mit Erfolg ins Feld ziehen zu können, bildete Heinrich eine eigene Reiterei. Um dieser ihren schweren Dienst angenehmer zu machen, gab er ihnen eine bevorzugte Stellung und veranstaltete für sie besondere Festlichkeiten.
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Iteit und gedachte, Deutschland und Italien zu einem Reiche mit der Hauptstadt Roni zu vereinigen. Aber er starb schon in seinem 22. Lebensjahr. — Der Herzog Heinrich von Bayern, ein Urenkel Heinrich des I., war als Heinrich Ii. oder der Heilige der letzte König aus sächsischein Hause. Er kämpfte siegreich gegen den Herzog von Polen und wurde bei seinen Zügen über die Alpen in Pavia zum König von Italien und in Rom zum Kaiser gekrönt. Bei dieser letzten Krönung erhielt Heinrich vom Papste den goldenen Reichsapfel als Sinnbild, daß der Kaiser der Cberljerr der Erde sei.
26. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
(Das fränkische oder salische Kaiserhaus von 1024—1125.)
Der erste König aus dem Geschlechte der Franken war Konrad Ji. Er regierte ebenso kräftig wie sein Sohn Heinrich Iii. Zum Unglück für Deutschland starb dieser große und fromme Kaiser, unter dem das deutsche Reich*) seine größte Ausdehnung erlangt halte, in den besten Mannesjahren, und sein Sohn Heinrich ward als sechsjähriges Kind König von Deutschland. Zuerst stand er unter der Vormundschaft seiner vortrefflichen Mutter Agnes. Allein der Erzbischof Hanno von Köln raubte den Knaben bei Kaiserswerth aus hinterlistige Weise, um die Regiernngsgewalt in seine Hände zu bekommen. Bei Hanno wnrde Heinrich sehr strenge gehalten; der Erzbischof Adalbert von Bremen dagegen, welcher den jungen König für sich zu gewinnen suchte, ließ ihm alle mögliche Freiheit. Durch diese verkehrte Erziehung ward Heinrich trotz seiner trefflichen Natnranlagen ein leichtsinnig und launiger Mann, der bei den glänzendsten Verhältnissen nur Unglück über sich und andere herbeiführte. Gleich uach seinem Regierungsantritt bedrückte er die Sachsen, gegen welche ihm Adalbert einen besonderen Haß eingepflanzt hatte. Da diese weder durch Güte, noch durch Gewalt der Waffen etwas gegen den jungen Kaiser ausrichteten, brachten sie ihre Klagen vor den Papst. Damals saß Hildebrand, eines Zimmermanns Sohn aussavona, unter dem Namen Gregor Vji. auf dem päpstlichen Stuhl. Dieser sühne Mann wollte die geistliche Gewalt über die weltliche erheben. Gregor lud den Kaiser zur Verantwortung nach Rom vor. Entrüstet über diese Zumutung, ließ Heinrich durch eine Versammlung deutscher Bischöfe zu Worms den Papst absetzen; ba-
*) Es bestand damals aus den drei Königreichen Italien, Burgund und Ungarn, aus den sechs deutschen Herzogtümern Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen und aus den drei slavischen Böhmen mit Mähren, Polen und Kärnten.
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27. Die Kreuzzüge.
(1096—1291).
Unter dem römischen Kaiser Constantin dem Großen mürbe ans Betreiben seiner Mutter Helena das verschüttete Grab bey Heilanbes ausgesucht und barüber ein prachtvoller Tempel gebaut. Auch an andern heiligen Orten Palästinas würden Kirchen errichtet. Seitbem wallfahrteten fromme Pilger immer häufiger zum heiligen Grabe, teils aus frommer Anbacht, teils zur Buße für ihre Sünden. Die Araber, welche nach den Römern die Herrschaft in Syrien führten, störten die Pilger nicht. Als aber die Seld-schuften, ein roher Türkenstamm, Palästina eroberten, verfolgten imb bedrückten biefe die Christen. Die frommen Pilger würden aufs unbarmherzigste mißhanbelt, der Gottesbienst durch Schreien und Lärmen unterbrochen, die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt, der ehrwürbige Patriarch Simeon von Jerusalem an beit Haaren vom Altar geschleift.
Diese Unthaten sah auch ein frommer Pilger ans Frankreich, bcr Einsiedler Peter von Amiens. Mit einem Schreiben vorn Patriarchen von Jerusalem kam er zum Papst Urban Ii. und schilderte mit beredten Worten die Drangsale der Christen zu Jerusalem. Der Papst beauftragte Peter, in Italien und Frankreich die Gemüter auf den Kampf zur Befreiung des heiligen Grabes vorzubereiten. Im Jahre 1095 hielt der Papst selbst eine große Kirchenversammlung zu Clcrmont in Frankreich und forberte die Gläubigen aus, das gelobte ßanb den Ungläubigen zu entreißen. „Gott will es!" war der einmütige Ruf der Versammlung und alle, die an dem Heereszuge teil nahmen, hefteten ein rotes Kreuz ans die Schulter, daher die Bezeichnung Kreuzfahrer und Kreuzzug.
—-- Das Hauptheer brach im August unter der Anführung des 1096] Herzogs Gottfried von Bouillon auf. Als das Heer bei Constautiuopel nach Asien übersetzte- zählte man 300 0 )0 streitbare Männer. Auf dem Zuge durch Kleinasien nach Syrien begann die Not und das Elend der Kreuzfahrer. Hunger und Durst, Krankheiten, die fortwährenden Kämpfe mit den kriegerischen Seldschukken lichteten das Heer der Kreuzfahrer, so daß nur etwa der zehnte Teil das gelobte Land erreichte. Diese aber, begeistert bnrck den Anblick der heiligen Stadt Jerusalem, eroberten trotz der tapfern Gegenwehr der Türken die Stadt. Gottfrieb von Bouillon war unter den ersten, welche von der Mauer in die Stadt sprangen. Die Thore würden geöffnet, und das Heer der Kreuzfahrer drang in die Stadt. (1099). Ein furchtbares, unbarmherziges Morden der
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Extrahierte Ortsnamen: Syrien Palästina Jerusalem Frankreich Jerusalem Jerusalem Italien Frankreich Frankreich Asien Syrien Jerusalem
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Sä« Jüc edle, tugendhafte Frauen in Liedern zum Ausdruck gebracht «Ä Sa,-/1 \ a,m! «esunqett und mit der .Harfe begleitet. Die
f 1u,te man Mittnegesäiige und die ritterlichen Säuger Minue-l ^ Zogen vou Burgen zu Bnrgen und wurden überall mit Freu-
b" M »” ^' d.r ässssssm
M ö Ii ch w e s e Ii. Bekauutlich hatten die ersten Cbristeu manch-
L ^mri rv-' r1 lu.,er^ui^tl $letc ^gen deshalb in öde Gegenden, wo ^ v 1s Einsamkeit et» Gott geweihtes Leben führten Sie hießen Eiu-bfr ih^v lrel'' -n: ®er- El^utliche Stifter dieses Eiusiedlerlebeus in
r:I 1 ^ntoulils. teilte Nachfolger Vemiiigteii sich zu gemeiuschaft-
Uchem Lebeu rn besonderen Gebäuden, die mau Klöster, d. h. abgeschlossene nn'njte- D-e Bewohner eines Klosters hießen Möncke, d. i Allein-ebende, der^Vorsteher hieß Abt. Das Klosterleben fand eine rasche Verbreitung. <)U allen Landern, wo das Christentum eingeführt wnroe, gründete man Kloster. Auch Frauen, die den Namen Nonnen erhielten, widme-£ , r -L0ld) abgeschlossenem Lebe«. - Die Klöster wirkten anfangs sehr legensieich: de.m „e befaßten sich vorzugsweise mit Ackerbau, Gewerbe. Krankenpflege, Erziehung und Unterricht. Darum erhielten sie auch viele Schenkungen und Vermächtnisse, wodurch sie in den Besitz großer Reichtümer gelangte,!. - Benedikt von Nursia (von 480-543), welcher bei Neapel ein Kloster zündete, führte besondere Vorschriften oder Regeln ei». Die Mönche mutzteu das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ab-i-n8eu^v c welche diese Regeln annahmen, bildeten den Orden der
jöeiiemmiier. «pater entstanden neue Orden: der Karthänser, der Karmeliter, bei Augustiner, der Franziskaner und der Dominikaner.
28. Das schwäbische Kaiserhaus oder die Hohenstaufen.
(1138-1254.)
Das ausgezeichnetste deutsche Regentenhaus im zwölften und dreizehnten Jahrhundert ist das der Hohenstaufen. Es führt seinen Namen von einer Burg, die der Stammvater dieses Geschlechtes, Friedrich, auf einem Bergkegel in der rauhen Alp erbaut hatte. Dieser war ein treuer Anhänger von Heinrich Iv. und erhielt deshalb als Lohn das Herzogtum Schwaben. Kaiser Heinrich V. gab den Hohenstaufen auch noch das Herzogtum Frauken, so daß die Hohenstaufen eines der mächtigsten Geschlechter in Deutschland wurden. Sie hießen von ihrer Burg Waibli ngen an der Rems auch Waiblinger, wovon das in Italien gebräuchliche Wort Ghibelliuen abzuleiten ist. Unter den Hohenstaufen oder Waiblingern kam das deutsche Reich zum höchsten Glanze.
Neben den Hohenstaufen herrschte damals das nicht weniger berühmte Geschlecht der Welsen. Es trug seinen Nennen von einem Ahnherrn Welf und besaß die beiden Herzogtümer Bayern und
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Uh-
- U‘ 35 —
nieder. Gegen dieses Unwesen der Ritter erhoben sich die Städte, bis endlich die eiserne Hand Rudolfs von Habsburg dem Fanstrecy.
und dem Räuberweseu ein Ziel setzte ^ m. tt. ^
1. Die Städte waren durch die Kreumge zu großer Bedeutung;
svs Mühte da Gewerbe und Handel; Künste und Wissenschaften wi..-den aevfleat Mit der Zeit erwarbenff^ch^ö^e^Frnmff^mt^hatteu das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen. Es gab Landstädte und fr-ie Reichsstädte- Jene stunden unter einem Reichsfursten. diele unmittelbar unter dem Kaiser. - Zur Zeit, des Faustrechts chlasseu viele Stadt-Bündnisse unter einander gegen bte Gewaltthätigkeit des Udels und zu aeqenseitigem Schutz und Nutzen. Unter diesen Stäbtebnnbuislen war. bte Hansa, b, i. Genossenschaft am mächtigsten. Dieser Bundumfaßte übe. 100 Städte, von bettelt Lübeck, Bremen und Hamburg bte wichtigsten waren. Die Macht bieses Bunbes würde so groß, daß er Heere und Floüeu hielt und selbst mit den Königen von Norwegen und Dänemark siegreiche Kampfe bestand. — In den Städten verbreitete sich mit dem Anfang de* U. oahr= Hunderts auch Dichtkunst und Gesang. Die Bürger fanden Vergnügen daran, die schönen Lieder und Erzählungen der Mtniteianger Zu lesen uttb nachzu-abttten. Die Gesänge dieser Werkmeister nannte man Mei|terge)ange, sie selbst hießen Meistersänger. Sie bildeten eigene Zünfte und versammelten sich regelmäßig in ihren Herbergen, wo dann bte neugebweten Lieber vorgetragen würden. An Sonntagen veranstaltete man in der Kirche otfent-liche Preissingen. Die Sieger erhielten Kranze ober Ketten. Das war für sie uttb ihre Familien eine große Auszeichnung. Der berühmteste Menrer-fättger war Hans Sachs, ein ehrbarer Schuster au* Nürnberg, atm 15o0>.)
2. Um bett Unorbttungen und Mißbrauchen zur Zeit dev Fanstrecht^ entgegenzuwirken, bildeten sich geheime Gerichte, die A-e in g e r t ch t e. Sie entstanden in Westfalen aus den alten Gangerichten verbreitetet! sich aber nach und nach über ganz Deutschland. Der Vorsitzende des Gerichts hm5 ?Vtei' qvaf, die Beisitzer Freischöppen, der Ort der Sitzung Fmstuhl. Der Haupt-stuhl war zu Dortmund. Nur die Schöppen waren mit der Einrichtung dieses Gerichtes vertraut. Sie hießen barum Wufcllbe und erkannten uct au geheimen Zeichen ober Losungen. Die Vorla^nngdez Angeklagten geschah durch einen Brief mit sieben Siegeln, der an das Haus be» Angeklagten oder au das nächste Heiligenbilb gesteckt würde Der Angeklagte durfte sich natürlich üerteibigeit. Erschien er aber auf wiederholte Vorlabung mcht, w würde bennoch die gegen ihn erhobene Befchulbigung untersucht. ^and man ihn schuldig, so wurde er verfemt, d. H. den Wissenden preisgegeben. -Vtefe hatten die Pflicht, den Verurteilten an einem Baume anfzuknupfen ober mit dem Messer nieberzustoßen. Zu der Leiche des Gerichteten tourbe tmmer eitt Messer mit dem Zeichen der Feme gelegt, ein Beweis, daß Hier mt Namen der heiligen Feme gehanbelt worben sei. Die Furcht vor der ge-lieimeu Macht der Feme verhütete wohl manche Unthat; allein mit der ^ett arteten auch diese Gerichte aus. y
33. Rudolf von Habsburg.
(Kaiser ans vers chiebenen Häusern. 1273—1347.)
Um dem unsäglichen Elend, welches durch das Faustrecht über Deutschland hereingebrochen war, ein Ende zu machen, traten die deutschen Fürsten in Frankfurt wieder zusammen und wählten einen
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Hans_Sachs Rudolf_von_Habsburg Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Hamburg Norwegen Nürnberg Westfalen Deutschland Dortmund Deutschland Frankfurt