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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
I. Größe und Grenzen. 3 Der einzige Fluß, der die ganze Breite von Mitteleuropa durchmißt, ist der Rhein'). Sein Oberlauf gehört den Alpen selbst und dem (schweizerischen) Alpenvorlands an. Sein Mittellauf ist die Hauptader für alle Gewässer des Südwestdeutschen Landbeckens und des Schiefergebirges. Im Unterlaufe endlich durchströmt der Rhein den W der Norddeutschen Tief- ebene. Die Maas, die sich (5° ö. v. Gr.) auf holländischem Boden mit der Waal, der stärksten Ader seines Deltas, vereinigte, ist 1904 dort künstlich wieder abgetrennt. 4. Bon der Rheinprovinz greift der äußerste 8 in das Pfälzer Berg- land und in den Nordrand der Lothringer Stufenlandschaft hinein- die große Masse des Landes aber gehört dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Nordwestdeutschen Flachlande an. Das Schiefergebirge ist eigentlich eine im Mittel fast 500 m hohe Platte, die vom Rheine in zwei Hälften zersägt ist und durch mehrere seiner Nebenflüsse in kleinere Abschnitte zerlegt wird. Einer dieser Teile, der Taunus (höchster Punkt: der Feldberg von 880 m Höhe), bleibt-vom Wetzlarer Bezirk abgesehen - außerhalb der Grenzen der preußischen Rheinprovinz; an den übrigen Abschnitten aber hat diese mehr oder weniger Anteil. Das Flachland greift mit der Kölner oder Nieder- rheinischen Tieflandsbucht von N her in die Schieferhochfläche hinein. So ergeben sich für die Betrachtung der Oberflächenform Rheinpreußens die nachfolgenden natürlichen Abteilungen: a, b. Anteil an der Lothringer Stufenplatte (durchschnittlich 200 bis 300 m hoch) und dem Pfälzer Bergland (Donnersberg in der Bayrischen Pfalz 687 m hoch)- L. der Hunsrück (Erbeskopf 816 m); d. die Eifel (Hohe Acht 746 m); e. das Siebengebirge (Ölberg 464 m) und Anteil am Westerwald (Fuchs- kauten in Nassau 657 m); f. Anteil am Sauerland (der Kahle Astenberg in Westfalen 830 m) und an der Haar oder dem Haarstrang (in Westfalen 300 m hoch); g. die Niederrheinische Tiefebene (Rheinhöhe bei Bonn 43,6 m, an der holländischen Grenze beinahe 10 m über dem Nullpunkt des Amsterdamer Pegels, der nur 3 mm tiefer liegt als N.n., d. h. als der Normal-Nullpunkt der deutschen Höhenmessung. Zum Vergleiche können herangezogen werden: Iimmerhöhe 3,5 bis 4,5 m, Haus- höhe etwa 15 m, Nationaldenkmal auf dem Niederwald 35,5 m, Kölner Dom 156 m, die Lchneekoppe, höchster Punkt des Deutschen Mittelgebirges, 1603 m, der Mont Blanc 4810 m. - 5. Nur ein Teil des W unserer Provinz, gut ein Sechstel des ganzen Landes, wässert nach der Maas hin ab, alles andere ist Rheingebiet. Im Rheingau über 1 km breit, tritt der Rhein bei der Einmündung der Nahe in stark 76 m Meereshöhe an die Rheinprovinz heran; der staatlichen Einteilung gemäß gehört aber das rechte Ufer zunächst noch der Provinz Hessen-Nassau an, und erst von einer Stelle zwischen Lahn- und Moselmündung i) Der Nhein == der Rinnende (aus dem Keltischen, vielleicht schon aus dem Ligurischen, vgl. den Reno [bei Bolognas. Der ganze Stromlauf ist 1366 km lang. Vgl. das amt- liche Werk: „Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse . . Berlin 1889, und Iasmund, Die Arbeiten der Rheinstromverwaltung, Berlin 1901.

2. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 8

1911 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. genannt; höchster Punkt 697 m über d. M.), welche übrigens die umgebende Hochfläche nicht bedeutend überragt. Aber nicht die Schneifel, sondern eine mäßigere Erhebung nördlich davon (Losheimer Wald, Iitterwald, bis zu 690 m) bildet den Ausstrahlungspunkt von Bächen und Flüssen verschiedenster Richtung (siehe Kärtchen S. 5); die ganze Landschaft ist eben ein echtes Hochland, bei dem sich nur der Lage nach, ohne deutliche Abgrenzung, einzelne Teile unter- scheiden lassen, so s. und s.ö. von der Schneifel die Dorder-Eifel und n.ö. von dieser die Hohe Eifel. Ein verändertes Gepräge jedoch erhält diese Hochfläche einmal durch eine größere Zahl aufgesetzter Bergkegel und -kuppen; zu diesen gehören die bedeutendsten Erhebungen der Hohen Eifel: die spitzen Kegel der Hohen Acht (746 m) und der Nürburg (678 m), von denen der erstere als höchster Punkt der ganzen Eifel auch die weiteste Rundsicht gewährt, der zweigipfelige Hohe Ke lberg (674 m), der abgestumpfte Kegel des Aremberges x) (590 m) u. a. m. Außerdem aber befinden sich in der Eifel echte Vulkane, die erst gerade vor der geschichtlichen Zeit erloschen sind, nebst manchen anderen damit zusammengehörigen Erscheinungen. Sie bilden zwei Gruppen, von denen die eine von dem Neuwieder Becken bis zum flachen Krater des Rodder- berges (bei Rolandseck) reicht, während die Vulkane der anderen Gruppe in einer zur Hauptrichtung des Schiefergebirges senkrechten, s.ö. gerichteten Linie angeordnet sind von dem vor der Schneifel liegenden Goldberge (649 m) bis nach der Falkenlei (414 m), die sich unweit der bemerkenswertesten Moselschlinge (s. Abb. 14, S. 56) erhebt; ungefähr in der Mitte dieser Linie befindet sich ihre höchste Erhebung, der Hohe Ernst oder Errensberg, ein Schlackenberg von 700 m Höhe. Außer derartigen Kegelbergen von Schlacken- und Lavamasse, außer alten Kratern mit Lavaströmen gibt es hier noch die merkwürdigen Maare, kreis- runde Vertiefungen, die oft tiefe Seen enthalten (oder aber verschüttet und nun mit Torfmooren und Wiesen bedeckt) und mit einem Ringwall von vulkanischem Tufp) und Sand umgeben sind; auch der Rodderberg gehört eigentlich hierzu. Abseits von jener Vulkanreihe der Vorder-Eifel, unweit der gewaltigen Schlacken- masse des Mosenberges (519 m, 4 Krater) liegt das Meerfelder Maar, von dem nur noch die n. Hälfte ein See ist ssein Spiegel in 334 m Meereshöhe). In der Vulkanreihe selbst aber sind hervorzuheben die drei in einer gemeinsamen Tuffmasse liegenden Daunermaare: das Gemündener, das Weinfelder und das Schalken- mehrener Maar (welch letzteres — wie auch das Meerfelder Maar — einen Abfluß besitzt) — und s.ö. von ihnen das schönste derartige Wasserbecken, das fast kreisrunde, tief in die Hochfläche von Gillenfeld eingesenkte Pulvermaar, dessen Spiegel (414 m über d. M.) von mehr als 70 m hohen, dicht mit Buchen bestandenen Abhängen um- rahmt ist; seine größte Tiefe beträgt 74 m, seine Fläche 35 ha, sein Umfang 2^ km. Von den Dauner Maaren besitzt das Schalkenmehrener (vgl. Abbild. 23, S. 62) mit 21,6 ha die größte Fläche und nach der Ausflußseite hin die sanftesten Umwallungen; sein Spiegel liegt in 422 m Meereshöhe, seine größte Tiefe beträgt 21m (vgl.abbild. 23, S.62). Das reizende Gemündener Maar) 465 m über d. M), mit 7,2 Ks das kleinste der drei genannten vulkanischen Becken, ist an der tiefsten Stelle 38 m tief; sein schmaler West- rand fällt steil nach dem nahen Liesertale hin 40 m tief ab. Zwischen diesen beiden, durch beträchtliche Rücken von ihnen getrennt, breitet sich in 479 m Meereshöhe die Wasserfläche des Weinfelder Maares aus, dessen Fläche 16,8 ha, dessen Umfang x) Nürburg und Aremberg tragen schöne Burgtrümmer. 2) So heißt die bei dem Ausbruch mit Wasser durchtränkte oder unter Wasser abgelagerte und später erhärtete „vulkanische Asche".

3. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 12

1911 - Breslau : Hirt
12 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Dem Aachener Bezirke auf der linken Rheinseite entsprechend, aber tausendmal größer, ist dem Nordsaume der rechtsrheinischen Schieferfläche ein mächtiges Steinkohlengebirge vorgelagert, auf beiden Seiten der Ruhr teil- weise sogar oberirdisch, weiter n. bis über die Emscher und die Lippe hinaus unterirdisch, ja mit einigen Flözen unter dem Rheine weg auf dessen linkes Ufer reichend. Unter mehr als 2000 qkrn Fläche findet sich hier in etwa 100 Flözen das reichste Kohlenlager des europäischen Festlandes. An der Oberfläche bildet dieses (im 0 auch noch eisenerzhaltige) Kohlengebirge auf dem rechten Ufer der Ruhr den sich nach N senkenden Landrücken des Ardey (der Isenberg, 125 rn hoch), des westlichen Ausläufers der Haar. - Auch die äußerste Südwestecke des dreieckigen Beckens von Münster ist mit in die Grenzen der Rheinprovinz hineingezogen. Üppige Sumpfwaldungen (Schuppenbäume, Siegelbäume, Schachtelhalme, Farne und Nadelhölzer), die zur mittleren Primärzeit die damalige Meeresküste vor dem Schiefergebirge bedeckten, sind in dem sie einhüllenden Meeresschlamm allmählich ver- kohlt- die mächtige Ablagerung der Steinkohlenschichten ist später noch mehrfachen Faltungen unterworfen gewesen, so daß deren Ergebnis sich in einer vierfachen muldenförmigen Anordnung der Kohlenflöze darstellt. Die Münstersche Bucht (vgl. S. 7) ist, großenteils mit Kreideschichten bedeckt (s. Fig. 2, S. 5), als große Land- schölle in der Tertiärzeit eingesunken und schließlich zur Eiszeit noch vom nordischen Inlandeise überdeckt, auf dessen Dasein die jetzigen sandigen Striche und erratische Blöcke hindeuten. i n nr iv 5. Durchschnitt durch das Ruhrkohlengebiet (nach v. Dechen). I. Horst-Recklinghausener Mulde, Ii. Essener Mulde, Iii. Bochumer Mulde, Iv. Wittener Mulde; 1- Devon, 2. Kulm und flözleeres Kohlengebirge, 3. produktives Kohlengebirge (Flözzüge punktiert und gestrichelt), 4. Kreide. g. Auch die Oberfläche der Niederrheinischen Tiesebene weist noch mäßige Höhenrücken (und einzelne Hügel) auf, so in der Kölner Tief- landsbucht die Bille oder das „Borgebirge" (zwischen Rhein und Erst), so auch weiter nach Nw zu die niedrigen Hügelrücken, die zwischen Erft und Niers, zwischen Niers und Maas („Süchtelner Höhen"), zwischen Rhein und Niers (im Nw der prächtige „Reichswald") die Wasser- scheiden bilden, meist bloß 50 m, nur an den höchsten Stellen etwa 80 m über d. M. (der „Klever Berg" im Reichswald sogar 106 m). Der Nieder- rhein hat in seinen eigenen Ablagerungen (s. e) zu verschiedenen Zeiten seinen Lauf verändert^), wovon zahllose alte Stromarme, die zum Teil noch ausgedehnte Wasserflächen bilden, und sumpfreiche Bruchgegenden deutliche Kunde geben. Je weniger hoch die Landfläche über dem Spiegel des Stromes liegt, um so mehr ist sie Überschwemmungen und stets neuen Absätzen von Geröll und Sand ausgesetzt- das zeigt der Boden besonders dort, wo der Strom unsere Provinz verläßt. Daß das Kohlengebiet der Ruhr mit dem von Aachen in der Tiefe zu- sammenhängt, kann nach den Bohrungen des letzten Jahrzehnts nicht mehr bezweifelt werden. In der Zechsteinzeit hat das Meer von N her das gefaltete Grundgebirge i) Vgl. Dr. A. Puff in der Festschrift des Naturwissenschaft!. Vereins zu Krefeld, 1908.

4. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 16

1911 - Breslau : Hirt
16 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Maßgebend für den Pflanzenwuchs sind Klima und Bodenbeschaffenheit. Es ist daher als eine große Gunst der geographischen Verhältnisse aufzufassen, daß die von dem milden Klima bevorzugten Striche unserer Provinz im großen und ganzen auch gerade die sind, deren Oberfläche von den für Landbau besonders geeigneten jüngeren Bodenschichten gebildet wird. Auf der Lothringer Platte wechseln Getreidefelder und anderes Ackerland mit kleinen Wäldern ab. Im Pfälzer Berglande bekleidet der Wald die Berghöhen, während in den Tälern der Ackerbau blüht. Geschlossener Waldbestand findet sich auf den Hunsrückhöhen, deren Rauheit dem Landbau aber wenig günstig ist, so daß hier nur Kartoffeln und Flachs reichlich gedeihen. Weit ungünstiger noch sieht es auf der Eifel aus, wo nur vereinzelt größere Waldflächen sich ausdehnen, ohne aber auch die Erhebungen zu bedecken. Nicht einmal der fünfte Teil des ganzen Gebietes ist hier bebaut' ebensoviel aber ist (besonders im Nw) von Hochmooren bedeckt, und ein großer Teil des ackerbaufähigen Bodens liegt meist brach. Auf der rechten Rheinseite dagegen tritt in den bergigen Teilen unserer Provinz Moor- und Weideland mehr in den Hintergrund, von dem anbaufähigen Lande sind zwei Drittel in Benutzung, obzwar auf der Höhe des Westerwaldes die Verhältnisse recht ungünstig sind, und der Wald erfüllt ungefähr die Hälfte der Hochflächen? fleißig wird im Bergischen der Boden bebaut. Die warmen obstreichen Täler des Rheins und der Mosel und so manche kleinere Seitentäler sichern an der Sonnenseite der steilen Gehänge den Weinreben das beste Wachstum, während an dem Nordabfall des Schiefergebirges wegen des Seeklimas kein Weinbau mehr möglich ist. Vom niederrheinischen Tieflande ist nur etwa der zehnte Teil noch von Wald bedeckt' dafür herrschen fruchtbares Ackerland, saftige Weiden und Wiesen hier vor. Überhaupt sind 31 °/0 des Bodens unseres Rheinlandes mit Wald bedeckt (8330 qkm1), davon 6130 qkm Laubholz)' 14% kommen auf Wiesen und Weiden, fast 46°/0 auf Acker- und Gartenland, ±°/0 auf Weinberge. In den Regierungs- bezirken Koblenz und Trier lieferte eine Fläche von 124 qkm im Erntejahre 1902 rund 362000 hl Wein im Werte von fast 15 Mill. Jl Es wurden im Jahre 1900 12476000 Obstbäume (darunter mehr als 5£ Mill. Apfelbäume) gezählt, was durch- schnittlich 462 Bäume auf 1 qkm ausmacht — eine Zahl, die in Preußen nur von der Provinz Sachsen übertroffen wurde. Im Jahre 1909 betrug für das Rheinland (ohne Hohenzollern) von Roggen Weizen Spelz Berste Kartoffeln Hafer Wiesenheu die Erntefläche in qkm......... der Ernteertrag in Tonnen (zu 1000 kg) 2546 571964 878 188957 47 6430 298 62924 1735 2557337 2621 585094 2148 710077 Aus 414828 Tonnen Rüben (hauptsächlich in der Kölner Gegend bis an die Rur hinüber) wurden i. I. 1904/05 59813 Tonnen Rohzucker und 12533 Tonnen Melasse gewonnen. Mit Hilfe von 101240 Tonnen Getreide wurden i. I. 1901 5674000 hl Bier gewonnen, was 97 I auf den Kopf macht. — Der Gegensatz zwischen der wärmeren Ebene und den rauheren Höhen erhellt auch aus der Tatsache, daß das Aufblühen des bekannten sog. „spanischen Flieders" (Syringa vulgaris) in dem gesegneten Rhein- und Moseltale bereits im April, auf den Hochflächen der Eifel und des Hunsrück aber erst nach Mitte Mai geschieht, während es in den übrigen Teilen der Rheinprovinz in der ersten Hälfte des Wonne- monds eintritt. Von den größeren Vertretern des Tierreichs finden sich neben den be- kannten Haustieren und dem kleineren Wild Hirsche und Rehe, auf dem Hunsrück und in der Eifel auch Wildschweine, ja zur Winterszeit werden ') Davon nur 951 qkm im Reg.-Bez. Düsseldorf, dagegen 2560 qkm im Reg.- Bez. Koblenz.

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. der Neuzeit, als sich von dem Norddeutschen Flachlande her, von wo aus ja die Gebirgsschwelle leichter zugänglich ist, der aus den Trümmern des Dreißigjährigen Krieges neu auflebende brandenburgisch-preußische Staat kräftig ausdehnte in dem zielbewußten Streben, den deutschen Einheitstraum seiner Erfüllung entgegen- zuführen (1614, 1803, 1815, 1866). Als der jülich-klevische Erbfolgestreit (1609— 1614) beigelegt und — außer westfälischen Gebieten - das Herzogtum Kleve Brandenburg zugesprochen war, gelang es nach dem langen Kriege dem Großen Kurfürsten, diese nörd- lichste Landschaft unserer Provinz auch innerlich mit seinen östlicheren Gebietsteilen zu einem Staate zu verbinden. In den übrigen Landschaften aber fehlte eine solche feste Hand- wiederholt suchten die Franzosen das Rheinland heim, und ihr Ansturm vernichtete vorübergehend auch die preußische Herrschaft am Rhein. Es war 1702 auch die Grafschaft Mors sowie Stadt und „Herrlichkeit" Krefelds und 1713 der Ostteil des Herzog- tums Geldern (mit Viersen und Geldern) an Preußen gefallen. Aber das ganze linke Rheinufer kam 1794 bzw. 1801 in französische Höndes- die deutschen Fürsten ließen sich dafür ablohnen im Reichsdeputationshaupt- schluß 1803, der die geistlichen Herrschaften (außer Kur-Mainz) von der Karte Deutschlands tilgte und Preußen u. a. in den Besitz der Abteien Essen und Werden brachte. Erst nach den Befreiungskriegen konnte Preußen seinen alten Besitz am Rheine wieder antreten- — durch den Wiener Kongreß 1815 wurde das Rheinland, das der Franzosenzeit wenigstens den ersten Anflug von Einheitlichkeit (auch im Rechtswesen) verdankte, fast in der jetzigen Ausdehnung preußisch- man zählte damals 1,9 Mill. Bewohner. Später kam nur noch das kleine Koburgische Fürstentum Lichtenberg (1834 durch Kaus) und 1866 der ehemals hessen-homburgische Kreis Meifenheim (s. S. 27) zu der - seit 1824 so genannten - Rheinprovinz^). Seit 1821 unterscheidet man die fünf Regierungsbezirke Düffel- dorf, Köln, Aachen Trier und Koblenz, die i. I. 1910 in 60 Land- und 19 Stadtkreise zerfielen (s. Vi, Iahlennachweise). Wie durch die Ereignisse des Jahres 1866 die große Lücke zwischen Rheinland und Westfalen einerseits und den altpreußischen Provinzen anderseits ausgefüllt worden ist, so haben die unvergeßlichen Kriegstaten von 1870/71 die deutsch-französische Grenze von der Saarlinie bis über die Mosel hinaus vorgeschoben. — Die Großmachtstellung Preußens und des Deutschen Reiches hat auch auf die Bedeutung des Rheinlandes segensreiche Rückwirkungen ausgeübt- der mächtige Aufschwung, den seit dem 19. Jahrhundert besonders die Industrie auf Grund der Ausnutzung der reichen Bodenschätze des Landes genommen hat, steht dabei in erster Linie, und damit hängt zusammen eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der städtischen^). Am 1. Dezember 1905 zählte man in der Rheinprovinz 6435 778 Menschen (30 Jahre vorher 3 804381)- das macht (vgl. oben S. 1) durch- !) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld zur Zeit der preußischen Besitzergreifung (Kre- feld 1902), und ders. im Jahresbericht des Naturwissensch. Vereins zu Krefeld, 1906. 2) Wie schon hundert Jahre vorher die Südspitze der Rheinprovinz, die man sogar im ersten Pariser Frieden 1814 noch bei Frankreich ließ, die sich aber 1815 freiwillig unter preußische Herrschaft stellte. s) Neuerdings auch „Provinz Rheinland" genannt. 4) Die Volkszählung vom 1. Dezember 1905 wies 136 Städte mit insgesamt 3,3 Mill. Einwohnern und 3123 Landgemeinden auf.

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 24

1911 - Breslau : Hirt
24 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. tätig, und nirgendwo sonst hat so wie im rheinisch-westfälischen Industrie- bezirke die deutsche Ingenieurwissenschaft und -Kunst das Wort »made in Germany« zu Ehren gebracht. Das evangelische Kirchenwesen ist der Aufsicht des Generalsuperintendenten sin Koblenz) unterstellt. In die Leitung des römisch-katholischen Kirchenwesens teilen sich der Erzbischof von Köln und die Bischöfe von Trier und Münster. Der Bischof der Altkatholiken hat seinen Sitz in Bonn. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, verbunden mit der land- wirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf, die Technische Hochschule zu Aachen und die Handels-Hochschulen zu Köln und Aachen stehen unmittelbar unter dem Ministerium, die 133 höheren (Knaben-) Schulen (Gymnasien und Progymnasien, Realgymnasien und Realprogymnasien, Ober-Realschulen und Realschulen, zum Teil Reformanstalten, davon 24 mit Kgl. „pädagog. Seminar") mit fast 170(3 Oberlehrern und die 31 höheren Mädchenschulen (z. T. mit Studienanstalt, höherem Lehrerinnen-Seminar oder auch Frauenschule verbunden) unter dem Provinzial-Schulkollegium (zu Koblenz), die Mittel- und Volksschulen i) unter der „Regierung" ihres Regierungsbezirks. Dazu kommen an Fachschulen: die „Preußische höhere Fachschule für Textil-Industrie" (Webeschule, Färberei- und Appreturschule) zu Krefeld, die Webeschule und die Färberschule zu Mülheim a. Rh., die Webeschule zu Aachen, die Landwirtschaftsschulen zu Bitburg und Kleve, die gewerbliche Fachschule zu Köln, die dem Handelsministerium unter- stellten Kunstgewerbeschulen zu Düsseldorf, Aachen, Köln, Barmen, Elberfeld, Krefeld, Essen und Solingen, die Königliche Baugewerkschule Barmen-Elberfeld, die Hütten- schule zu Duisburg, zahlreiche kaufmännische, ländliche und gewerbliche Fortbildung?- und Handwerkerschulen usw. Man zählt 5 evangelische und 11 katholische Lehrer- Seminare und mehrere Lehrerinnen-Bildungsanstalten, ferner, von der Provinz unter- halten, 8 Taubstummen- und 2 Blinden-Anstalten. Die Kunstakademie zu Düsseldorf, die Provinzial-Museen zu Bonn und Trier, städtische Museen zu Köln, Düsseldorf, Krefeld usw. dienen der Kunstpflege. In bezug auf die Verwaltung leitet jeden Stadtkreis der Bürgermeister (dem gewöhnlich der Titel Oberbürgermeister verliehen wird), jeden Landkreis der Land- rat. Über diesen steht die Behörde des betr. Regierungsbezirks mit dem Regierungs- Präsidenten an der Spitze. Die oberste Behörde der Provinz ist der Königliche Oberpräsident (Koblenz); dabei sind mancherlei innere Angelegenheiten der Selbst- Verwaltung durch den Provinziallandtag (mit Provinzialausschuß und Landes- Hauptmann) anheimgegeben. Dem Herrenhause gehören aus dem Rheinlande neben den persönlich oder sonst Berechtigten und den vom Könige berufenen Mitgliedern die Vertreter von 11 größeren Städten an, dem Abgeordnetenhause 64 Mitglieder. Außer diesen Mit- gliedern des Preußischen Landtags werden von unserer Provinz 35 Abgeordnete in den Deutschen Reichstag entsendet, um in Gemeinschaft mit dem Bundesrat an ihrem Teile zu wirken für Kaiser und Reich. i) Im Jahre 1901 gab es im Rheinlande 4930 öffentliche und 22 Privat-Volks- schulen mit insgesamt etwa 15500 Lehrkräften und beinahe 965000 Schülern. Von den i. I. 1908 eingestellten 25260 Rekruten (ohne die Einjährig-Freiwilligen) waren nur 4 ohne Schulbildung, also nur 0,02°/o (in Preußen durchschnittlich 0,03%).

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 26

1911 - Breslau : Hirt
26 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. des Hunsrück (f. S. 27). Unweit des Ortes Rhens Mineralquelle) zeigt sich der Königs stuhl (tvo früher die Gebiete von vier Kurfürsten zusammenstießen — 1338 Kurverein, 1400 Wahl Ruprechts u. a. m.), und bald hinter diesem Wahrzeichen der alten Kaiserzeit ragt aus dem Grün des Eebirgsabhanges (154 m über d. M., 94 m über dem Strome, der Lahnmündung schräg gegenüber) Schloß Stolzenfels hervor, einst auch von Kaisern besucht, im Jahre 1689 aber von den Franzosen zerstört und erst in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts durch Preußens Herrscher zum prächtigen Königs- und Kaiserschloß neu geschaffen. Damit liegt das enge Tal hinter uns, dessen Natur die adeligen Burgherren des Mittelalters so sehr zur Ausübung ritterlicher Untugenden verlockte. Auf die dort einst vorwaltende, oft fragwürdige Romantik des Rittertums folgt nun der Eewerb- fleiß des Bürgertums, der hier breiteren Platz findet, während er sich in den kleineren, zwischen Berg und Strom eingeklemmten Orten oberhalb auf Obst- und Weinbau, Fischfang und kleinere Industrie (Schieferbrüche, Mühlen, Lederfabriken und dgl. m.) beschränken mußte. Indem das Tal sich nunmehr entschieden nach W hin erweitert — der Strom hat sogar schon für eine aus Sinkstoffen gebildete Insel Platz —, verwächst er mit dem Ausgange des Moseltals. Hier, an der alten »Con- fluentes«-Stelle, ist Koblenz als Kreuzungspunkt der beiden Haupttal- furchen und ihrer Schienenwege die natürliche Hauptstadt des Rheini- schen Schiefergebirges. Dieser herrlichen Lage zufolge bildete Koblenz mit der auf einem Felsvorsprunge des Westerwaldes (176 m über d. M.) von Preußen neuerbauten Feste Ehrenbreitstein und etlichen Forts auf den umliegenden Höhen einen wichtigen befestigten Punkt, der aber durch die Vorschiebung der deutschen Grenze nach Lothringen in zweite Linie rückte. Die Festungswerke der Stadt selbst wurden daher seit 1890 niedergelegt und in eine Ringstraße umgewandelt- seit 1903 werden die Befestigungen ganz „aufgelassen". Aber Koblenz hat in anderer Weise sehr an Bedeutung ge- wonnen, seit das Moseltal zur Herstellung des Verbindungsweges zwischen der gewaltigen neuen Grenzfestung Metz und dem Mittelpunkte des Reiches ausgenutzt worden ist. Dieser Schienenweg überschreitet den Rhein oberhalb der Koblenzer „Rhein- anlagen" ^) auf einer vortrefflich gebauten Brücke mit zwei Hauptbogen, während unterhalb, durch eine beim Schloß in drei Bogen nach Pfaffendorf (2500 E.) hinüberführende Brücke, die rechtsrheinische und die linksrheinische Eisenbahn ver- bunden sind! für die letztere Linie ist auch die Mosel überbrückt. Außerdem sind Lützel-Koblenz (auf dem linken Moselufer) durch eine alte feste Brücke von 14 Bogen und die Stadt Tal-Ehrenbreitstein (4900 E.) durch eine Schiffbrücke mit Koblenz verbunden. — Bemerkenswert ist noch der alte Stadtteil an der Mosel, die vor mehr als 1000 Iahren (s. S. 18) gegründete Kastorkirche, die Denkmäler von Max von Schenkendorf (f 1817) und General August von Gäben (^ 1884), zu- meist aber das mächtige, von der Provinz gestiftete Denkmal Kaiser Wilhems l. am „Deutschen Eck" (s. Abbild. 13, S. 55). Den günstigen Verbindungen zu Wasser und zu Lande entspricht die Tat- fache, daß von den 56 500 (E. der Stadt Koblenz fast ein Viertel Handel und Verkehr treibt (u. a. Weinhandel und Schaumweinbereitung). Anderseits erscheint Koblenz aber als echte Beamten- und Militärstadt; denn es ist (seit 1822) nicht nur der Hauptort eines Regierungsbezirks, sondern auch der Sitz der obersten Behörden der ganzen Provinz (vgl. oben S. 20 - 24) und hat mehr als 4700 Mann Besatzung (dazu Ehrenbreitstein 2300). i) Ihre Entstehung verdankt Koblenz wesentlich der Kaiserin Augusta (f 1890), der in den Anlagen ein Denkmal gesetzt ist.

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 28

1911 - Breslau : Hirt
28 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Von Kreuznach ab erweitert sich das Tal nach der rechten Seite hin bedeutend, schließlich aber schneidet die Nahe noch auf 3 km in das Schiefergebirge ein, ehe sie sich (unter zwei Brücken weg) zwischen der hessischen Stadt Bingen und dem ver- Kehrsreichen preußischen Orte Bingerbrück (3200 E.) dem Rheine gesellt (vgl. S. 25). Dort auf der Elisenhöhe soll sich — dem Germania-Denkmal des Niederwaldes gegenüber — das Bismarck-Denkmal erheben. 3. Der Saargau. Die beiden Hauptverkehrslinien, die an den Rändern des Pfälzer Berg- landes — die eine von Kreuznach die Nahe aufwärts, die andere von Kaiserslautern durch das „Landstuhler Bruch" — dem Kohlengebiete an der Saar zustreben, treffen zunächst auf einen Zufluß der letzteren, die Bliest, Diese entspringt zwischen der Nahequelle und dem Schaumberge (f. oben S. 6) und nimmt bei St. Wendel (282 m über d. M, 6900 E.), der preußischen Kreisstadt mit schöner Wallfahrtskirche (weiter w. Marpingen), s. Richtung an. Nachdem die Blies die Nahe-Bahn in ihr Tal aufgenommen hat, tritt sie in das Kohlengebiet ein. 2. von der Kreisstadt Ottweiler (262 m über d. M, 6900 E.) erreicht man den Eisenbahn-Knotenpunkt Neunkirchen (34500 E.), in dem das große Eisen-Hütten- werk des Freiherrn von Stumm mehr als 6000 Arbeiter beschäftigt. Hier biegt die Blies nach O um und durchfließt nun bayrisches Gebiet' das letzte Stück ihres Unterlaufes aber schließt mit der Saar die Südspitze der Rheinprovinz ein (vgl. S. 1 u. 20)' ihrer Mündung gegenüber liegt die gewerbreiche deutsch-lothringische Stadt Saargemünd. Von der Westseite des Donon (1010 m) im Wasgau kommend, tritt die Saar zuerst als Grenzfluß an das preußische Rheinland heran, dann ö. vom Spicherer Berg (267 m; Kämpfe am 6. August 1870) in die Rheinprovinz hinein und biegt scharf nach W (später nach Nw) um, den Südwestrand des großen Kohlenbeckens durchfließend. Dort an der Kniestelle ist Saarbrücken (105 000 E.), der Hauptpunkt des dichtbewohnten Kohlengebiets, in dem Bergwerksschachte und Koksöfen mit großen Hüttenwerken abwechseln. Früher unterschied man auf dem linken Ufer die Kreisstadt Saarbrücken (einstmals Sitz der Fürsten von Nassau-Saarbrücken), auf dem rechten St. Io- Hann (zwei Brücken) und abwärts Malstatt-Burbach. Nach allen Seiten führen Schienenwege den umliegenden Landschaften die „schwarzen Diamanten" zu: s.w. über Forbach nach Metz, die Saar aufwärts nach Saargemünd und weiter (Glas- und Porzellanmanufaktur), ö. nach dem bayrischen Iweibrücken; von Neunkirchen her kommt die Rhein-Nahe-Bahn vorüber an den Kohlenorten Sulzbach (22500 E.) und Dudweiler (24500 E.), in deren Nähe der „brennende Berg" liegt, ein dampfendes Kohlenflöz, das vor mehr als 200 Iahren in Brand geraten ist (Goethe 1770). Endlich begleitet eine Eisenbahn die Saar ab- wärts,' an dieser folgt später Völklingen3) (18100 E.). Zweigbahnen führen nach rechts in das Kohlengebiet hinein, und eine wichtigere Bahn zweigt nach Lothringen ab,' dazu kommen elektrische Straßenbahnen. Schon außerhalb des Kohlenbeckens, aber gewerblich (Eisenhütten) von ihm noch abhängig, liegt am linken Ufer der Saar die — neuerdings ihres Festungscharakters entkleidete und durch Eingemeindung vergrößerte — Kreisstadt Saarlouis (Ge- burtsort des französischen Marschalls Ney? 15300 E., darunter 2500 Soldaten). Das Tal ist hier breiter? von der rechten Seite kommt die Prims, die aus Bächen des 1) Diese ergoß sich in der Eiszeit nicht in die Saar, sondern durch die zuletzt ge- nannte Talfurche nach O hin in den Rhein. 2) Koks (Eoaks), aus Steinkohlen durch Glühen bei gehindertem Luftzutritt er- halten, ist ein sehr kohlenstoffreiches Brennmaterial (guter Leiter für Wärme und Elektrizität). 3) Die zahlreichen, auf ...ingen endigenden Ortsnamen im Reg.-Bez. Trier (s. auch S. 29, 30, 52) erinnern an die Einwanderung von Alemannen.

9. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 29

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 29 Hochwaldes entsteht, später von der linken Seite die Nied von der Lothringer Seen- platte, die hier mit dem Pfälzer Berglande zusammenstößt und von den Kohlen des letzteren noch bei dem Kreisstädtchen Merzig (8300 E., Tonwaren) Nutzen zieht. Die Saarbahn kürzt dann eine scharfe Flußbiegung durch einen Tunnel ab, vor dessen Ausgange Mettlach an der Saar liegt, bekannt durch die Erzeugnisse der Töpfer- Kunst (Firma Villeroy & Boch: „Mettlacher Platten"). Hinter dem von Burg- trümmern überragten Kreisstädtchen Saarburg (2350 (£.), abseits des tief ausge- nagten Tals (Weinbau bei Wiltingen), geben stark gewundene alte Flußbetten von der Arbeit des Flusses Kunde, der bei Konz (4700 E.), dem alten römischen Contionacum, seine Gewässer (127 m über d. M) mit denen der Mosel vereinigt. 4. Das Moseltal mit den kleinen Hunsrückzuflüssen. An der Westseite des s. Wasgau, nicht sehr weit von seinen höchsten Spitzen entspringend, hat sich die Mosen), von Metz an schiffbar, im N in die dort sanft ansteigende Lothringer Platte tiefer und tiefer eingeschnitten. In engem, an Siedelungen armem Tale, das erst durch die Eisenbahn Metz - Berlin allgemeinere Bedeutung erlangt hat, bildet der Fluß bis zur Ein- mündung der Sauer die Grenze zwischen Preußen und Luxemburg. Aus der Gegend von Diedenhofen wird jetzt lothringisches Eisenerz (Minette) moselabwärts ausgeführt. Beim Dorfe Nennig (rechts) hat man einen aus der Römerzeit stammenden Mosaikfußboden (15 m lang) ausgegraben, den schönsten dies- seit der Alpen. An Kalk- und Gipsbrüchen vorüber wendet sich die Mosel in das preußische Land hinein; in dem kleinen Dorfe Igel (links) an der Luxemburg und Trier verbindenden Bahn steht, 23 m hoch, eine 1700 Jahre alte Familiengrabsäule, der sog. „Heidenturm", das besterhaltene Römerdenkmal diesseit der Alpen. Auf dem rechten Ufer der Mosel liegt landschaftlich schön in der bedeu- tenden Talerweiterung, die durch die Vereinigung aller Gewässer der Loth- ringer Stufenlandschaften, der Luxemburger Sandsteinplatte und der west- lichen Eifel bezeichnet ist, wohl die älteste Stadt auf deutschem Boden, Trier, die jedenfalls schon lange als Hauptort des keltischen Treverer-Stammes bestand, ehe sie als Augusta Ireverorum römische Provinzhauptstadt und wiederholt sogar Kaisersitz wurde. Von jener Pracht zeugen noch jetzt die 29 m hohe Porta Nigra (s. Abbild. 15, S. 56), die Basilika (seit 1856 evangelische Kirche), der Kaiserpalast, die neuer- dings aufgedeckte römische Badeanlage u. a., wenn auch vieles daran zerstört ist. Seit mehr denn anderthalb Jahrtausenden ist Trier Vorort eines Bistums, ehedem sogar Kur-Erzbistums! — an diese Zeit erinnern u. a. der aus römischen Anfängen erwachsene Dom und die Liebfrauenkirche. Jetzt ist Trier, wenn auch weit hinter der früheren Größe zurück- stehend, der Mittelpunkt eines preußischen Regierungsbezirks- infolge des Baues der Mosel- und der Eifelbahn haben sich auch Gewerbe und Handel gehoben (verschiedene Fabriken, Weinhandel usw., 49 000 E., darunter mehr als 5600 aktive Militärpersonen). Die genannten beiden Eisenbahnen überschreiten unterhalb Trier gemeinsam die Mosel, dann führt die Eifelbahn in dem malerischen Kylltale aufwärts, während die Moselbahn den langgestreckten Talkessel von Trier in n.ö. Richtung verläßt und so ein die stärksten Biegungen umfassendes, engtaliges Stück des Mosellaufs von fast 90 km Länge rechts liegen läßt. Dabei folgt sie ungefähr dem alten, noch wahr- nehmbaren Bette, in dem die Mosel floß, ehe innerhalb des Rheinischen Schiefer- gebirges ganze Felder, wie die Trierer Bucht, einsanken (vgl. oben S. 7). Daher verläuft jetzt dieses alte Flußbett hoch über dem neuen Tale, das in der Diluvial- zeit so scharf und so verhältnismäßig schnell eingeschnitten ist, daß dabei einzelne zu i) Die Maas hieß lateinisch Mosa, Mosella bedeutet also eigentlich die kleine Maas.

10. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 33

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 33 Der Anfang der Stoiberger Industrie wird auf flüchtige protestantische Franzosen des 17. Jahrhunderts zurückgeführt. In den Kohlenreichtum des Rurgaues teilt sich mit dem Tale der Inde das der Worm, eines nördlich gerichteten Zuflusses der Rur- von dessen Bodenschätzen zieht aber bereits das südlicher gelegene Grenzgebiet von Eupen Nutzen. Seine kleinen, nach W gerichteten Wasseradern trennen den Nordrand der Torfgegenden des Hohen Venn von den Quellbächen der Inde und Worm- den Mittelpunkt bildet die durch ihre Tuchweberei bekannte Kreisstadt Eupen (14 000 (B.), durch eine Zweigbahn in Verbindung mit der wichtigen Bahnlinie Köln — Aachen — Lüttich. Nördlich von dieser Stelle bezeichnet „die Kull", eine Bodenvertiefung, die letzte Spur der gänzlich erschöpften Iinkerzbergwerke der Gesellschaft »Vieille Montagne« im neutralen Grenzgebiet von Moresnet. Den Hauptpunkt des ganzen Industriebezirks im deutschen Maasgebiete und darum auch die Hauptstadt des westlichsten preußischen Regierungsbezirks ist Aachen (180 m über d. M., 156000 E., darunter 1100 Soldaten)1). Die geschützte Lage in dem Talkessel und die warmen Quellen werden wohl schon die Kelten zu einer Siedelung veranlaßt haben. Als Lieblingsplatz Karls des Großen, von dem noch der achteckige Kuppelbau des Domes herrührt, und als Krönungsstadt vieler deutschen Kaiser (bis 1531) hat Aachen eine bedeutende geschichtliche Vergangenheit (vgl. oben S. 18)2), die bis in die Römerzeit zurückreicht, wie Nachgrabungen bewiesen haben. Die fleißige Benutzung der warmen Kochsalz-, schwefel- (und eisen-) haltigen Heil- quellen von 44 bis 55° C („urbs Aquensis"; in der Vorstadt Burtscheid sogar bis zu 75° C) bildet das stetige Bindeglied zwischen der neuen und jener alten Zeit. Aber sowohl in bezug auf das Badeleben wie besonders als Sitz einer großen Gewerbtätigkeit (namentlich Tuch- und Nadelfabriken neben dem Bergbau) macht Aachen durchweg den Eindruck einer lebensvollen Stadt der Neuzeit, die seit 1897 mit der s.ö. Nachbarstadt Burtscheid (Tuchweberei) vereinigt ist. Das stilvoll erneuerte und vergrößerte Rathaus fußt auf einigen Überresten der alten Kaiserpfalz. Im 14. Jahrhundert wetteiferte Aachen in Tuchweberei mit Köln. Als es 1815 an Preußen fiel, hatte es kaum 30 000 E., i. I. 1870 schon 72 000. Die Technische Hochschule für Rheinland und Westfalen (seit 1870) wird von 700-850 Studierenden besucht. Anerkennung verdient die Tätigkeit des Mete oro = logischen Observatoriums. Aachen ist auch Eisenbahnknotenpunkt' zu den schon genannten Linien kommen die Verbindungen mit Moresnet, Maastricht, M.-Gladbach und Jülich hinzu- zudem besteht ein ganzes Netz elektrischer Kleinbahnen. In Aachens Umgebung entsteht der Wormbach, dessen waldiges Tal gleich n. von der Stadt Kohlenzechen aufweist. Ihm folgt, zum Teil an der holländischen Grenze, die von Aachen kommende Eisenbahn über Herzogenrath (5300 E.), bis zu dem Kreisstädtchen Geilenkirchen (4700 E.), um darauf durch hügeliges Acker- land und die Niederung der Rur hindurch auf deren rechtem Ufer nach der Kreisstadt Erkelenz (5900 E.) und weiter nach dem niederrheinischen Baumwoll-und Seiden- bezirke hinzulenken. Die Worm (oder Wurm) mündet in die Rur unterhalb des Städtchens Heinsberg (2600 E.), dessen Kreise die Westspitze der Provinz (s. oben S. 2) angehört. In all den Landstrichen am Unterlaufe der Rur und ihrer Zuflüsse, wo sich an Weidenpflanzungen lebhafte Korbmacherei anschließt, wo fruchtbare !) Vgl. Festschrift der Stadt Aachen zum 11. allg. deutschen Bergmannstage, 1910. aach ist das keltisch-germanische Stammwort für Wasser. -) Kaiser Friedrich Rotbart schrieb! »Aquisgranum omnes provincias et civitates dignitatis et honoris prerogativa precellit«. Pahde, Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 6. Aufl. 3
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