Verlag von
Michael prögel, suchhanslung, Ansbach.
Naturgeschichte
als Seobschtungsunterricht auf der Mittelstufe
von
Rarl Aimmermann,
Oberlehrer und Lnitglie- der Kreisschulkommipon.
preis drosch. 4.80 Mk., elegant gebunden S.ds Mk.
Einige Nezensionen:
Bayerische Kehrerzeitung, 1814 Ar. I: Ist das ein Buch! Alles lebens-
voll, alles voll von persönlichen Lebens und Erlebens. Nichts, gar nichts,
das an das ausgefahrene Geleise gemahnt. Den möchte ich sehen,
der's ohne in einem Zuge zu Ende zu lesen, aus der
Hand legte! In seinem besonderen Teil aufgebaut auf lebendigen Be-
obachtungsunterricht, packt's den Unterricht ausschließlich von dieser Seite:
Fohr' dahin, Repräsentanten-Methode! Gleichzeitig verbindet es mit ihm
Aufsatz und das Zeichnen, wozu Kollege Denner-Nürnberg eine große Anzahl
überaus praktischer Beiträge liefert.
Ein Buch für jeden, der mit der Volksschule zu tun
hat. Darum auch für Schulaufsichtsbeamte. Ein Buch aber gerade
für dich, lieber junger Amtsbruder. Nimm's, lies und —
handle. Ob du je ein — „Zimmermann" wirst, ist zunächst ganz bedeutungs-
los ; daß du ihm nachstrebst, dich von ibm leiten lässest, Hauptsache. Und du,
werter Verfasser: Wir bayerischen Lehrer sind stolz auf dich!
Deutsches Kehrervkatt, 1814 Ar. 3: Der bekannte Praktiker K. Zimmer-
mann wendet in seiner „Naturgeschichte" die Unterrichtsgrundsätze seiner
vor zwei Jahren erschienenen „Untersuchungen über den schriftlichen Gedanken-
ausdruck der Schüler" auf den naturkundlichen Unterricht auf der Mittelstufe
an. Er hat sich ein erhabenes Ziel gesteckt: Durch aufmerksame, selbsttätige
Naturbeobachtung will er die jungen Menschen innerlich packen, sie herauf-
entwickeln zu verständigen, noch mehr aber zu guten, edel denkenden, fühlen-
den und handelnden Menschen. — Nachdem er seinen eigenen, nach immer
besseren Erfolgen ringenden Entwicklungsgang gezeigt, entrollt er eine seiner
Wechsel- oder Jahresreihen in ihrer ganzen Ursprünglichkeit. Die Kinder
erzählen schriftlich oder mündlich — nicht selten im Dialekt — was sie in
der Natur beobachtet haben. Wir sehen den Lehrer als Führer und Feld-
herrn, der sie, ohne daß sie es fühlen, nach seinem Willen leitet. Der reich-
haltige Stoff, die hie und da eingestreuten methodischen Bemerkungen und
nicht zuletzt die das Charakteristische selbst schwieriger Objekte hervorhebenden
Zeichnungen werden auch dem erfahrenen Natur geschichtslehrer wertvolle
Fingerzeige geben. Ein allgemeiner Teil A Übersicht über den Naturge-
schichtsunterricht und B Übersicht über die Geschichte der Methodik beschließt
das empfehlenswerte Buch.
Kauptt. Waterue, S«yk-A.: Das ist wohl das p r a k t i i ch st e und s ch Ul-
me i st e r l i ch st e Buch, das mir je vorgekommen. An dem Buch wird
jeder lernen können. Solche Bücher tun dem jungen Lehrer be-
sonders not.
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Extrahierte Personennamen: Michael Rarl_Aimmermann Denner-Nürnberg
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Aber auch die Pädagogen verlangen nach Reform, sinnen
auf Mittel und Wege zur Besserung der Schule. Neue Ideen
werden täglich geboren, ohne bis jetzt aber ein Allheilmittel
gefunden zu haben. Wohl keine Reform auf pädagogischem Ge-
biete hat so viel Aufsehen erregt, wie die Idee der praktischen
Durchführung des Arbeitsprinzips in der Volksschule.
Ii. Lern- und Arbeitsschule.
a) Forderungen und Ziele in beiden.
Bevor wir auf die Forderungen der Modernen eingehen,
müssen wir uns fragen, welches die Ziele und Forderungen der
alten Schule waren. Die Antwort gibt uns die Geschichte der
Pädagogik. Comenius und mit ihm viele andere legen Wert
teils auf körperliche Tätigkeit, teils auf die Selbständigkeit des
Schülers, einerseits auf Anschauung, andrerseits auf die Dar-
stellung. Herbart gibt uns eine noch klarere Antwort. Als
Zweck der Erziehung fordert er eine allseitige Bildung des Zög-
lings, eine intellektuelle, ästhetische, religiöse und moralische, mit
einem Worte die sittliche Charakterbildung.
Die beiden großen Lehrmeister Erfahrung und Umgang
müssen aber ergänzt werden durch den erziehenden Unterricht.
Dieser hat aber nicht nur ein bestimmtes Quantum von Wissen
und Können dem Schüler zu vermitteln, sondern auch auf die
Bildung des Willens Rücksicht zu nehmen, verlangt also Erkenntnis
und Tun, Intelligenz und Willenshandlungen (durch vielseitiges
Interesse, aus dem das sittliche Wollen hervorwächst).
Was fordern nun die Reformer? Im großen und ganzen
dasselbe. Ja, aber warum nun diese Gärung und Schäumung
an allen Ecken und Enden, wenn die Reformpädagogik im wesent-
lichen nicht viel Neues verlangt?
Die Schüler Herbarts haben sich wohl bemüht, seine For-
derungen in die Praxis umzusetzen, aber dabei kam die Kultur des
Intellekts in den Vordergrund und dem Tun wurde nicht soviel
Aufmerksamkeit geschenkt. Der sog. Gesinnungsunterricht, der als
Hauptzweck die Charakterbildung verfolgte, blieb bei der intellek-
tuellen Bildung stehen. In der Theorie wurde wohl das Tun,.
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das Handeln verlangt, aber nur zu wenig in der Praxis berück-
sichtigt.
b) Betrieb in denselben.
Betrachten wir weiter den Unterrichtsbetrieb in der sog.
Lernschule! Ich will hier durchaus kein Schlagwort gebrauchen,
ich sage Lernschule oder alte Schule nur zürn Unterschied von
früher und jetzt.
Die alte Schule hat den Lehrstoff an erste Stelle gesetzt
und suchte mit zähem Fleiß und Ausdauer den Stoff zum sicheren
Eigentum ihrer Schüler zu machen und hat auch in manchem
Vorbildliches geleistet. Ihr Hauptaugenmerk wurde darauf ge-
richtet, ein möglichst großes Quantum von Wissen so fest und
sicher in die Köpfe zu bringen, daß es später zu jeder Zeit und an
jedem Orte willig in den Dienst des Lebens treten könne.
Die alte Schule juchte vielfach den Wissensstoff auf dem
Wege der gedächtnismäßigen Aneignung und Nachahmung bei-
zubringen. Der Unterricht bestand vielfach aus Vormachen und
Nachmachen, Vorsprechen und Nachsprechen, Vorerzählen und
Nacherzählen und aus wohlpräparierten Fragen und Antworten.
Das Kind kam niemals zum Nachdenken und Handeln. Dem
Lehrer fiel die Hauptarbeit zu.
Das, was man im Anschauungsprozeß zu erstreben suchte,
beschränkte sich in der Hauptsache auf ein Vorzeigen der Dinge,
oft auch nur im Betrachten von Bildern. Die richtige Anschauung
aber besteht im Erfassen und Begreifen der Dinge und wird nur
erreicht durch tätigen Umgang mit denselben.
Die Reformpädagogik stellt nun das Tun in den Vorder-
grund. Sie verlangt weniger Tätigkeit vom Lehrer und mehr
vom Schüler, weniger Wissen und mehr Können; denn das
Können verleiht Kraft zum Handeln und selbständiges Handeln
muß das Endziel jeglicher Arbeit sein. Zu diesen Forderungen
tritt dann noch hinzu das moderne Bildungsideal, nämlich staats-
bürgerliche und künstlerische Erziehung. In Summa verlangt
also die moderne Schule:
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1. allseitige Wahrnehmungs- und Anschauungsvermittlung,
2. dem Tastsinn, der bis jetzt vernachlässigt wurde, zu
seinem Recht zu verhelfen.
Daraus resultiert der neue Schultypus, die sog. Arbeitsschule.
e) Arten der Arbeitsschule.
Die psychologische Begründung der Schulreform will ich
nicht erörtern, denn es ist schon so viel, ja vielleicht zu viel darüber
geschrieben.
Aber eine andere Frage möchte ich anschneiden. Sind denn
die Reformer über die Art der Arbeitsschule einig? Leider nein,
es ist ein Kampf entstanden, der noch lange wahren wird. Das
Lager spaltete sich anfangs in drei Gruppen. Ganz links stehen
die Radikalsten, welche den Kern der gesamten Schularbeit in
die Werkstatt verlegen wollen, während auf der äußersten Rechten
nur die Berücksichtigung der geistigen Selbsttätigkeit für not-
wendig erachtet wird. Die Zentrumsleute sind diejenigen Päda-
gogen, welche körperliche Betätigung soweit zulassen, wie es ohne
Einrichtungen und Werkzeuge möglich ist.
Ernst Linde unterscheidet nur noch zwei Hauptgruppen.
Die eine ist Anhänger der Handarbeitsschule, die andere der
Tätigkeitsschule. In der ersten ist die manuelle Tätigkeit ein
Grundprinzip der Erziehung, die Handarbeit ist im Mittelpunkt
des Unterrichtes. In der zweiten (Tütigkeitsschule) wird als
Prinzip die Selbsttütigkeit des Schülers gefordert. Die manuelle
Tätigkeit wird nur nach der Seite des Künstlerischen und Pro-
duktiven zugelassen.
Wie wir sehen, viele Schlagworte: Lernschule, Arbeitsschule,
Handfertigkeitsschule, Tätigkeitsschule, Werkstattunterricht, Werk-
unterricht. Diese Stichworte sind unrichtig, weil sie die Zweck-
bestimmung ganz aus dem Auge lassen, denn der Zweck der
Schule kann doch niemals ein anderer als der der Erziehung sein.
Was nun alles für die Erziehung gefordert und ersonnen werden
kann, sind doch nur im großen und ganzen die Mittel.
Es ist daher nicht recht, im wegwerfenden Sinne von der
Lernschule zu reden, denn es stünde schlimm, wenn die Arbeits-
schule auf das Lernen verzichten würde. Es soll nicht heißen
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sie aber Selbsttätigkeit. Selbsttätigkeit verlangte man auch schon
früher, so sagt Diesterweg in seinem Wegweiser: „Es ist nicht
genug, daß der Schüler aufmerksam sei, den Lehrstoff aufnehme
und behalte und ihn wiedergeben könne. Laß den Schüler
arbeiten, selbsttätig arbeiten, gewöhne ihn so, daß er garnicht anders
wisse, als daß er selbst mit eigener Kraft sich die Sachen aneigne,
selbst denke, selbst suche, sich selbst an dem Stoff versuche, seine
schlummernden Kräfte herausarbeite, sich zu einem ausgeprägten
Manne herausbilden müsse."
Wir sehen, diese Forderung ist nicht neu und deckt sich voll-
ständig mit den Forderungen unserer Lehrordnung und vieler
Lehrpläne. Man begnügte sich aber häufig mit der Selbsttätigkeit
eines Kindes. Heute verlangt man, daß alle Schüler selbsttätig
sind. Alle Schüler sollen ihre Sinne gebrauchen, selbst sehen,
selbst hören, selbst fühlen, alle sollen sprechen, sich üben, über das
Geschaute sich aussprechen, selbst denken, selbst darstellen, schreiben,
zeichnen, formen, Stäbchen legen, ausschneiden. Die meisten
dieser Tätigkeiten wurden bis jetzt auch oft geübt, jedoch auch
zuweilen nicht allgemein. Neu hinzugekommen sind das Formen,
Stäbchenlegen und Ausschneiden als Prinzip.
Hi. Allgemeine Gesichtspunkte und wichtige
Unterrichtsmaßnahmen.
In der Arbeitsschule unterscheide ich:
1. Pflege der geistigen und sittlichen Selbsttätigkeit des
Schülers in allen Unterrichtsfächern,
2. Pflege des Arbeitsprinzips in mehreren.
Auf welche Weise können wir dies in unseren deutschen
Volksschulen erreichen?
a) Für die geistige Tätigkeit.
Vorerst möchte ich auf einige sehr wichtige Unterrichts-
maßnahmen aufmerksam machen.
1. Minderung des Lehrstoffes.
Vor allem kommt der Lehrstoff in Betracht. Derselbe ist
uns durch die verschiedenen Lehrpläne vorgeschrieben und darum
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müssen wir uns daran halten. Mancher wird denken, es ist einfach
zu viel Stoff zu behandeln und woher auch die Zeit nehmen, um
die geistige und körperliche Tätigkeit zu berücksichtigen. Es ist
zuzugeben, daß der Stofs groß ist. Aber bei genauerer Durchsicht
der verschiedenen deutschen Lehrordnungen, Lehrpläne und Ver-
ordnungen werden wir finden, wie der Stoff zu behandeln ist.
Als Beispiel möchte ich einige Verordnungen der pfälzischen Lehr-
ordnung, welche ich am besten kenne, anführen. Seite 27 heißt es:
„Die Unterrichtsstoffe sind im allgemeinen für alle Schulver-
hältnisse bestimmt. Doch hat sich deren Durcharbeitung in mehr-
und allklassigen Schulen auf das Wesentliche zu beschränken, wie
überhaupt in allen Sachverhältnissen bei jedem Unterrichte nicht
mehr Einzelheiten aufzunehmen sind, als nach Maßgabe der ver-
fügbaren Zeit methodisch richtig behandelt werden können."
Für Geschichte heißt es: „Es sind nicht mehr Einzelheiten
aufzunehmen, als methodisch richtig bearbeitet werden können."
Für Geographie: „Der Lehrer gebe nicht zuviel Einzel-
heiten, nie bloße Namen, halte aber auf sichere Einprägung."
Für Naturkunde: „Bei dem gesamten naturkundlichen Unter-
richt kommt es weniger darauf an, den Schüler mit möglichst
vielen Einzelheiten bekannt zu machen, als vielmehr darauf, das
Verständnis und den Sinn für die Natur zu wecken und zu be-
leben."
Wir brauchen die Naturlehre auch nicht wörtlich nach den
Lehrbüchern von Fuß und Hensold, Conrad, Crüger, Herding
usw. zu lehren.
Also ist uns einige Freiheit gelassen. Wir können Un-
wesentliches von der Hauptsache trennen, aber das Wenige fest
einprägen und durch Wiederholung zum unverlierbaren Eigentum
des Schülers machen. Also nicht so viel Stoff aus allerlei wissen-
schaftlichen Büchern zusammentragen.
Es ist auch nicht vorgeschrieben, welche und wie viele Ge-
dichte und Lesestücke behandelt werden sollen. „Die Zahl der
Lesestücke hat sich nach der verfügbaren Zeit zu bemessen." An
Uberfüllung sind die Lehrpläne nicht schuld, sondern die vielen
Lehrbücher.
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In der Orthographie plagen wir die Kinder oft mit Wörtern^
die sie niemals schreiben werden. Ähnlich ist es im Rechnen und
der Grammatik. Der formalen Bildung, Rechen- und Sprach-
methodik (Systematik) zuliebe treiben wir so vielerlei Dinge, daß
die Kinder in dem, was sie für das Leben gebrauchen, kaum
sicher werden. Also nicht zu viel Notizkram!
2. Änderung des Lehrverfahrens.
Die Lektionen mit dem Geklapper des Frage- und Antwort-
spiels müssen in unseren Schulen aufhören. Sie können zwar
bestechen, aber es fehlt am selbständigen innerlichen Leben. Der
Schüler muß nach und nach mehr aus sich herausreden und an
zusammenhängendes Erzählen und Beschreiben gewöhnt werden.
Dadurch wird auch die Sprachfertigkeit des Schülers gefördert.
Die beste Lehrform im erziehenden Unterricht ist die heuristische
Lehrform, welche durch Stellen von Aufgaben und Zielpunkten
den Schüler zum Selbstsuchen, zur Selbsttätigkeit auffordert.
Es ist auch nicht praktisch, die Lektionen nach Fragen und
Antworten auszuarbeiten, das wäre ein Unding und Zeitver-
schwendung. Ferner gehen die Schüler gewöhnlich andere Wege
als der Lehrer, der sich seine Lektionen am Studiertisch zurecht
gelegt hat. Vorbereiten muß sich ja jeder Lehrer auf seinen
Unterricht. Als Vorbereitung genügt eine kurze Fixierung des
Stoffes nach den fünf Formalstufen. Aber nicht in jeder Stunde
kommen dieselben in Anwendung. Es handelt sich manchmal
nur um eine Vorbereitung (Lyr. Gedicht), um die Darbietung
(Erarbeitung des Stoffes) oder um eine Vergleichung. Wir
müssen also trachten immer Zeit zu gewinnen und mit der Zeit
zu geizen und nicht zuviel Zeit verwenden auf Ausarbeitung
der Lektionen ins einzelne. Diese werden wohl noch verlangt
von den Fortbildungspflichtigen zur Übung.
Gedruckte Lektionen, wie sie oft angepriesen werden, sollen
wir wohl studieren, sie körmen wohl anregen, doch niemals unsere
eigene Arbeit ersetzen. Ein Stoffwissen, verbunden mit Psycho-
logischen Kenntnissen, sind die Voraussetzungen zum rechten
Unterrichten und Erziehen.
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genügt nicht, ich will das Interesse erwecken, die Aufmerksamkeit
fesseln, dann kann ich zur Darbietung schreiten.
Anderes Beispiel: Napoleon.
Lothringen war bis 1870 französisch. In Rolbingen konnte
man seinerzeit französische Soldaten sehen. Der alte Stebler
hat bei den französischen Kürassieren, der alte Leichtnam bei der
Infanterie gedient. Grenze — Schmuggel — Grenzgendarmen
usw. oder
In Walschbronn ist 1880 ein Mann gestorben, der die
Kriege des alten Napoleon mitgemacht hat. Als Souvenir (An-
denken) hat er vom französischen Staat dieses Ehrenzeichen er-
halten, das mir ein Verwandter des alten Kriegers vor einigen
Jahren geschenkt hat. (Vorzeigen!) Auf dem Zeichen ist zu
lesen: A ses compagnons de gloire, sa dernière pensée. St. Hélène
5 mai 1821. — Deutsch: An seine Siegeskameraden, sein
letzter Gedanke. St. Helena, 5. Mai 1821. —
2. Leseunterricht: Wir lesen das Lesestück „Das kostbare
Kräutlein". Statt der Namen Brigitte und Walburg, welche hier
gar nicht vorkommen, setzen wir einfach zwei andere Namen:
Maria und Anna. Statt Mägde sagen wir Töchter. Oder
Zwei Knechte: Bernhard und Wilhelm. Sie gingen auf den
Markt nach Zweibrücken mit Butter. Diese scheinbar ganz un-
bedeutende Änderung setzt die Erzählung in ein ganz anderes
Licht. — Beim Lesestück „Die Nuß" ändern wir ebenfalls die
Namen. „Das Wörtchen Nur" und „Berühmte Reisende" werden
im Zwiegespräch gelesen (mit verteilten Rollen), ebenso das „Lied
vom hl. Niklas" usw.
Wir lassen auch Gedichte in der heimatlichen Mundart lernen.
3. Orthographisch-grammatische Übungen.
Bei Fehlern im Sprechen und Schreiben knüpfen wir an
den fehlerhaften Gebrauch an.
Z. B. falsches Geschlecht: der Wurst, die Bach, der Tinte,
der Fahne, die Ziegel, die Rabe, die Rahme(n), der Knolle, der
Eck, die Ferie, das Nummer, der Knospen, die Saft usw.
Falsche Mehrzahlbildung: das Hemd, die Hemder: Stück
—■ Stücker.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Helena Brigitte Maria Maria Anna Bernhard Wilhelm
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Heimat. Tagelohn (nicht 7.50 M, sondern 2.50 M). Was rechnet
der Schmied, der Schuhmacher, der Schreiner, die Näherin? Was
zahlt unser Sparkassenverein für Einlagen? Was nimmt er für
Darlehen? Jemand mußte eine Kuh notschlachten. Was wurde
gelöst? (Gewicht, Preis, Hautusw.). Wie groß ist der Schulgarten,
euer Garten, wie lang ist unser Dorf? usw. Ich will dies jetzt nicht
weiter ausführen, nur Andeutungen machen. Im praktischen
Teil werde ich noch einige weitere Beispiele bringen.
7. Anschauungsprinzip in allen Fächern.
Das Streben nach weitester Anschaulichkeit ist eines der
hervorragendsten Merkmale unserer pädagogischen Zeit. Die
Anschaulichkeit ist gleichsam die Seele des Arbeitsunterrichts.
Darum müssen wir Gebrauch davon machen und die Kinder hinaus-
führen aus der Schulstube und sie an Ort und Stelle vertraut
machen mit den Wundern der Natur (Anschauungsunterricht,
Heimatkunde, Naturgeschichte), mit den Schöpfungen des Men-
schengeistes (Naturlehre) und den letzten Spuren entschwundener
Zeiten (Heimatkunde und vaterländische und deutsche Geschichte). -
Dazu dienen die wöchentlich wiederkehrenden Lernspazier-
günge oder Unterrichtsgänge im Freien. Dieselben sind aber
bis heute für viele Schulen noch nicht obligatorisch eingeführt.
Die pfälzische Behörde war wohl die erste in Deutschland ge-
wesen, welche die Unterrichtsgünge für alle Volksschulen des
Kreises vorgeschrieben hat. Der Zweck dieser Gänge besteht vor
allem darin, kräftige Anschauungen und Vorstellungen zu er-
werben als Grundlage und Anknüpfungspunkte für sämtliche
Unterrichtsfächer.
An Stoff für diese Unterrichtsgänge fehlt es sicher nicht
und sollte jemand in Verlegenheit kommen, so greife er zum aus-
gezeichneten Büchlein von Herrn Kreisschulrat Wittmann: Die
Veranschaulichung der Lehrstoffe, Zechner, Speyer, Preis 80 H.
Durch das beobachtende und denkende Anschauen des
wirklichen Gegenstandes sind Vorstellungen geschaffen; in der
Schule wird dann das Lehrmittel benutzt, um die Anschauung
zu wiederholen, zu ergänzen und vertiefen. Es wäre nun ein
Irrtum zu glauben, das Lehrmittel sei jetzt überflüssig; denn
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Übungen bestehen darin, daß wir den Kindern einzelne Vokale
vorsprechen und jene auffordern, dieselben nachzusprechen, und
zwar kurz, gedehnt, laut, leise, einzeln und im Chore. Aber
nicht bloß Vokale, sondern auch Konsonanten. Alles Vorübungen
für das Schreiblesen. Wenn wir es verstehen, die Kinder auf
diese Weise zu beschäftigen, dann haben wir wirkliche Arbeits-
schulen und wenn wir es verstehen, bei diesen Maßnahmen das
Spiel in Ernst umzukehren, dann haben wir schon etwas ge-
wonnen für die verschiedenen Fächer.
Nach 4—6 Wochen beginnt der wirkliche
2. Anschauungsunterricht.
Motto: „Nichts ist im Verstand, was nicht
zuvor in den Sinnen gewesen wäre."
Comenius.
Und ein weiterer Grundsatz lautet: „Die Anschauung ist
das Fundament aller Erkenntnis". Wenn diese zwei Sätze richtig
sind, so müssen wir im Anschauungsunterricht auch darnach ver-
fahren und die Arbeitsschule hat wirklich ein schönes Feld auf
diesem Gebiete.
In früherer Zeit wurde in diesem Fache in der Hauptsache
über gewisse Dinge gesprochen, die der Lehrplan vorschrieb.
Durch stetes Hin- und Herfragen bekam man sicher auch Antworten.
Aber das war doch keine Denkarbeit, sondern nur Gedanken-
losigkeit.
Nach und nach stellte sich aber das Bedürfnis nach mehr An-
schaulichkeit heraus und als geeignetes Mittel wurde das Bild heran-
gezogen. Man verstand also unter Anschauungsunterricht das
Anschauen und Besprechen von Bildern. Das war wieder Wort-
unterricht. Die Schulen mit den meisten Bildern galten als die
vorbildlichsten. Diese Zeit dürfte wohl überwunden sein. Überall
regte sich nun das Bedürfnis, an Stelle des Bildes zuerst die
Wirklichkeit zu setzen. (Das Bild ist sehr wertvoll, aber tritt erst
an die zweite Stelle!) Nur die Natur vermittelt klare und richtige
Vorstellungen. Dazu ist uns reichlich Gelegenheit geboten
durch die Unterrichtsgänge im Freien, durch die Lernspaziergänge,
über die ich schon früher gesprochen habe. Was ist nicht alles
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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