Iv
übrigen Völker ist nur so viel ausgenommen, als für das
Verständniß der deutschen nöthig oder förderlich schien.
Wie bei der Darstellung der Universalgeschichte, so war
auch bei der der vaterländischen Geschichte meine Absicht,
neben dem Hauptzwecke, ein der Fassungsgabe der Mittlern
Bildungsstufe angepaßtes und mit sorgfältigster Berücksichti-
gung der neuesten Forschungen ausgearbeitetes Lehrbuch zu
liefern, noch zwei vielfach gefühlten Bedürfnissen abzuhelfen.
Das erste ist die Vermeidung alles Gehässigen bei der un-
vermeidlichen Berührung kirchlicher Verhältnisse. Der
zweite Punkt ist die engere Verbindung der Geogra-
phie mit der Geschichte, auf welche der Schüler unab-
lässig hingewiesen werden muß, wenn anders er irgend eine
lebendige Anschauung von den Weltbegebenheiten erhalten
soll. Zu diesem Zwecke sind nicht nur drei Uebersichten von
dem geographischen Zustande Deutschlands im 1., im 16.
und im 19. Jhrdrt. in den Text ausgenommen, sondern auch
die beiden ersten durch zwei beigegebene, dem Texte genau
entsprechende Karten versinnlicht. Außerdem enthält die letz-
tere (größere) Karte sämmtliche im Texte vorkommenbe und
daher geschichtlich merkwürdige Orte und Laudestheile, sowohl
in Deutschland als in den angrenzenden Ländern, insofern
sie nicht schon aus der ersten Karte aufgesührt sind. Möchte
die Absicht, den Schüler dadurch zu veranlassen und zu ge-
wöhnen, die Geschichte nicht ohne fortwährende geographische
Anschauung zu erlernen, durch die stete Hinweisung auf die-
selbe Seitens des Lehrers, erreicht werden! Für die preußi-
schen Lehranstalten wird die Beifügung einer nicht zu dürfti-
gen Uebersicht der braudenburgisch-preußischen
Geschichte als eine die Brauchbarkeit des Buches unter-
stützende Zugabe bezeichnet werden dürfen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Tie deutschen Volksstämme.
Gefühl der Einheit doch erhalten in der Sage von einem gemein-
schaftlichen Stammvater Manuus, von dessen drei Söhnen Ingo,
Jsco und Jrmino die drei Hauptstämme ihren Ursprung herleiteten.
Die eigentlichen Germanen.
a) Die Jstävonen (oder Westländer) ans dem rechten Ufer
des Mittel- und Niederrheins (von Mainz bis zur Mündung der
Assel).
Dazu gehörten 1) die Usipeter und Tenktheren, welche einen schmalen
Strich auf dem rechten Rheinufer von der Insel der Bataver bis etwa Köln
gegenüber inne hatten; 2) östlich von ihnen, zwischen Lippe und Sieg, wohnten
die Sigambern; 3) die Bructerer zu beiden Seiten der Ems.
b) Die Jngävonen (oder Küstenbewohner) an den Küsten
der Nordsee vom Ausflusse des Rheins bis in die cimbrische Halb-
insel (Jütland).
1) Die Bataver auf der Insel zwischen Waal und Rhein; 2) die Frie-
sen zwischen Rhein und Ems und auf den Inseln an dieser Küste; 3) die
Chauken, der ausgedehnteste Stamm der Jngävonen, in den Marschländern
von der Mündung der Ems bis zur Mündung der Elbe; 4) die Saronen im
O. der untern Elbe, im heutigen Holstein; 5) nördlich von diesen, in dem
noch zu Germanien gerechneten rimbrischen Chersones, wohnten auch noch in
der römischen Kaiserzeit Cimbern und östlich von den Saronen Reste der
Teutonen.
e) Die H er m io neu südlich von deu Jngävonen und östlich
von deu Jstävonen.
Zu diesen gehörten nur die beiden Völkerbündnisse der Cherusken (zu
beiden Seiten der Mittlern Weser) und der Chatten (vom Zusammenfluß der
Fulda und Werra im N. bis zur Vereinigung des Rheins und Mains im S.).
B. Die suevischen Germanen.
Aus dem eigentlichen Germanien zwischen Rhein, Nordsee, Elbe
und Main sind schon in vorgeschichtlicher Zeit gernrauische Schaaren
nach O. und S. ausgewandert und haben mit den bisherigen Ein-
wohnern dieser Länder die Stämme der Sueven gebildet, welche im
O. bis zur Weichsel und den Karpathen, in: S. bis zur Donau
wohnten und hier an die römischen Süddonauländer greuzteit.
In dem südlichen Suevien zwischen Main und Donau waren die Her-
munduren und Markomannen die beiden Hauptvölker, welche letztere sich,
beim Vordringen der Römer, von der obern Donau nach Böhmen zurückzogen
und hier an die Quaben, den südöstlichsten Suevenstamm, grenzten. In dem
1 *
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Manuus Ingo
Extrahierte Ortsnamen: Niederrheins Mainz Nordsee Rheins Rhein Rhein Holstein Germanien Fulda Werra Rheins_und_Mains Rhein Nordsee Main Main Donau
Aclteste Verfassung Deutschlands. 6
kennen wir nicht mehr. Die Opfer bestanden theils in Menschen-
opfern (gefangene Feinde, gekaufte Sclaven oder schwere Verbrecher),
theils in Thieropfern (besonders Pferde), verbunden mit Mahlzeiten,
auch wohl in Darbringung von Früchten und Blumenkränzen. —
Die Priester waren zugleich beim Volksgerichte thätig, und bei
Heerzügen gebührte ihnen die Handhabung der Zucht.
B. Die älteste Verfassung Deutschlands beruhte auf der
Herrschaft der Volks gemeinde. Sowohl die Versammlung
der freien Grundbesitzer einer jeden Gemeinde, als die größere
Versammlung der Grundbesitzer eines aus mehreren Gemeinden be-
stehenden Gaues hatte die Gesetzgebung, die Wahl der obrigkeitlichen
Personen (Fürsten und Herzoge), die richterliche Gewalt und die
Entscheidung über Krieg und Frieden.
Die Volksversammlungen waren theils regelmäßige, namentlich zur
Zeit des Neu- und Vollmonds, theils außerordentliche. Man versammelte sich
bewaffnet, am liebsten auf Bergen oder in einem heil. Haine, der König oder
ein Priester leitete die Verhandlungen, denen wahrscheinlich ein Opfer voranging
und folgte, und mit denen auch Trinkgelage verbunden waren. Die Zustimmung
zu dem Vorgeschlagenen gab man durch Zusammenschlagen der Waffen, Miß-
billigung durch Murren zu erkennen. Alle Rechtshäudel wurden mündlich und
öffentlich verhandelt und durch Geschworene entschieden nach gesetzlichen, Bestim-
niuugen, die lange Zeit blos durch Tradition sortgepstanzt und erst seit dem 5.
Zahrh. ausgezeichnet wurden. Oie Strafen bestanden in Schadenersatz und an-
dern Bußen an Geld, Vieh u. s. w., selbst für Todtschlag; die Todesstrafe
(Aufhängen) traf Vaterlandsverräther und Feiglinge. Während der Zeit, wo
die Gemeinde nickt versammelt war, übte ein Graf mit Zuziehung eines Aus-
schusses von C100) Freien (Schöffen) das Richteramt, und wahrscheinlich über-
haupt die vollziehende Gewalt aus.
Das Königthum bestand Anfangs (zur Zeit des Tacitus)
nur bei den germanischen Stämmen im Osten (Markomannen, Qua-
den, Gothen); bei einigen läßt sich der Ursprung desselben noch Nach-
weisen (wie bei Marbod's Herrschaft), bei andern nicht. Später
haben die meisten Völkerschaften (mit Ausnahme der Sachsen), wenn
sie sich zu einer größer» Herrschaft vereinigten oder tiene Wohnsitze
aufsuchten, sich einen König gewählt, in dessen Familie dann auch
diese Würde in der Regel blieb, ohne daß das Recht zu wählen
aufgehoben war.
Der neue König wurde auf einen Schild gehoben und in der Volksver-
sammlung unter dem Beifall des Volks dreimal herumgetragen, damit ihn Jeder
sehen könnte. Die ältesten Könige zeichneten sich in Tracht und Kleidung wenig
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
28 Kriege mit normannischen n. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser.
6) Krieg gegen die Avaren (791 — 799). Als Baiern
(nach der Absetzung des Herzogs Tassilo) auch den letzten Schein
von Unabhängigkeit verloren hatte und Karl's Reich im O. an das
der Avaren grenzte, unternahm er die gänzliche Vernichtung dieses
Volkes, das über zwei Jahrhunderte die Plage des Abendlandes
und Morgenlandes gewesen war. Das eroberte und verheerte Land
suchte er durch deutsche Kolonisten wieder anzubauen und durch Er-
richtung einer Markgrafschaft (die Ostmark) zu schützen. — Während
dieses Krieges versuchte Karl eine Verbindung des Rheines mit der
Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon
noch Spuren vorhanden sein sollen.
e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern
zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches.
Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze
der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit
einzelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nor-
dens in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre
Unabhängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nord-
grenze des fränkischen Reiches, wozu vertragsmäßig die Eider be-
stimmt wurde. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil der
Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel Jüt-
land am baltischen Meere bis zur Halbinsel Jstria am adriatischen
Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der fränkischen
Herrschaft.
Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums
800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in
Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden
war, begab er sich ans den Reichstag zu Paderborn und veranlaßte
Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen.
Nachdem dieser dnrch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech.
Kaiser längst vernachlässigte) Pflicht eines Schirmvogtes der Kirche
ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste
auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien
er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzeir
katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber.
Das Verhältniß zwischen Kaiser und Papst war nicht das eines Vasallen
zu einem Lehnsherrn, sondern bestand in einer doppelten höchsten Macht
aus Erden, einer höchsten geistlichen des Papstes und einer höchsten weltlichen
des Ka/sers. Diese Macht wurde gegenseitig anerkannt, indem der Papst als
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl_röm Karl Tassilo Karl Karl Karl Leo_der_Iii Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ostmark Donau Jstria Rom Rom
Karl's Staatsverwaltung. Seine Sorge für Wissenschaft und Kunst. 29
Wiederhersteller der abendländischen Kaiserwürde das Recht der Kaiserkrönung
hatte und dabei vom Kaiser den Eid der Ergebenheit empfing, dagegen aber auch
kein Papst ohne Zustimmung und Bestätigung des Kaisers eingesetzt wurde.
Beide Mächte sollten in Einklang handeln und sich gegenseitig unterstützen.
Karl's Staatsverwaltung.
Diejenigen Völker, welche noch keine geschriebenen Gesetze hat-
ten, erhielten nun solche auch, und die schon früher abgefaßten
Gesetze wurden durch Zusätze ergänzt.
Die Verwaltung des Reiches beruhte ganz ans der Ein-
theilnng in Gaue; in jedem Gau hatte ein vom König ernannter
Graf die gesammte Civil- und Militär-Verwaltung, wozu namentlich
Rechtspflege und Heerbann gehörten. Nur an den bedrohten Gren-
zen sah sich Karl genöthigt, einem einzelnen Beamten größere Macht
anzuvertrauen und mehrere Grafschaften zu einer sog. Mark zu
vereinigen, die ein Markgraf verwaltete. Um fortwährend eine
genaue Keniltniß von dem Zustande der einzelner: Provinzen zu
erhalterr und um Einheit und Ordnrirrg in die Reichsverwaltung zu
bringen, schickte Karl Send grafen oder Sendboten, einen Geist-
lichen rnld einen Weltlichen, in gewisse Sprengel (deren jeder meh-
rere Grafschaften umfaßte), welche sich voir den einzelnen Zweigen
der Verwaltung Rechenschaft geben ließen und den Zustand der Pro-
vinz untersuchten.
Alle wichtigen Reichsangelegenheiten wurden mit den Reichs-
ständen, d. h. den Bischöfen, Aebten und dem Adel (denjenigen,
welche Hof- oder Staatsämter bekleideten) auf den mit den: Mai-
felde verbundenen jährlichen Reichstagen berathen.
Ein eifriger Freund und Beförderer w i ssen sch aftli ch er B ild u ug um-
gab Karl sich mit den vorzüglichsten Gelehrten seiner Zeit (Alcuin, Eginhard,
Paul Warnefried u. s. w.), welche an seinem Hofe eine kleine Akademie bildeten.
Mit diesen besprach er sich über die Ausbildung der Muttersprache, die Erzie-
hung der Jugend und insbesondere der Geistlichen. Bei der Errichtung der
Schulen, welche Karl mit den bischöflichen Kirchen und Klöstern verband, ließ
er sich vorzüglich von dem angelsächsischen Geistlichen Alcuin leiten, der seine
Schule zu Tours zu einer Musterschnle für alle übrigen des fränkischen Reiches
erhob. Die Baukunst erhielt Gelegenheit zu neuen Schöpfungen, wie dem
Dom zu Aachen, den Palästen (Pfalzen) zu Aachen, Ingelheim, Nymwegen.
Das altfränkische Herkommen, daß beim Tode eines Königs
seine Söhrre zu gleichen Theilen die Länder des Vaters erbten, schieil
seit der Erneuerung des abendländischen Kaiserthums rricht mehr
anwendbar. Doch wagte Karl der Große nicht eine solche durch die Um-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_Send Karl Karl Karl Paul_Warnefried Karl Karl Karl_der_Große Karl
50
Ludwig der Fromme.
stände gebotene Neuerung, wozu nur er die Macht besaß. Nach Beendi-
gung des Krieges gegen die Sachsen theilte er sein Reich unter
seine 3 Söhne: Karl, Pipin und Ludwig; aber nur der jüngste über-
lebte ihn. Diesen erklärte er daher ans einer Reichsversammlung zu
Aachen (813) zu seinem Nachfolger in der königlichen und kaiser-
lichen Würde; nur erhielt Pipin's Sohn Bernhard das Königreich
Italien unter der Oberhoheit seines Oheims. Am 28. Januar des
folgenden Jahres starb Karl zu Aachen und ward dort in der von
ihm gegründeten Domkirche begraben.
3) Ludwig der Fromme 814—840.
Ludwig wagte die Neuerung, welche Karl der Große vermieden
hatte. Auf einem Reichstage zu Aachen führte er ein Erstgeburts-
recht ein, indem er für den Fall seines Todes seinem ältesten Sohne
Lothar den größten Theil des Reiches mit dem Kaisertitel zusprach
und den beiden jüngern nur einzelne Landschaften anwies, sie auch
in ihren Rechten so beschränkte, daß sie fast nur Statthalter des
älteren Bruders waren. Er änderte aber diese Theilung, als ihm
aus einer zweiten Ehe ein vierter Sohn, Karl der Kahle, geboren
ward. Dessen Begünstigung erregte den Unwillen der ältern Söhne,
welche Anfangs einzeln, später gemeinschaftlich Krieg gegen den Vater
führten, seine Truppen zum Abfall bewogen, ihn selbst auf dem
daher benannten Lügenfelde (in der Nähe von Colmar) gefangen
nahmen und in ein Kloster zu Soissons brachten. Doch Lothar's
Uebermuth, der den Vater zur Kirchenbuße nöthigte und ihn dann
in strenger Haft hielt, veranlaßte die beiden andern Söhne, den
Vater zu befreien und wieder auf den Thron zu erheben, um so den
älterer: Bruder, dessen Vorrecht sie beneideter:, zu demüthigen.
Nach Pipin's Tode theilte Ludwig das Reich unter seine drei
übrigen Söhne.
Lothar, der schon Italien hatte, erhielt die östlichen oder eckt deutschen Län-
der, Karl der Kahle die westlichen oder romanischen Länder, Ludwig, der doch
den Vater zweimal aus Lothars Händen gerettet hatte, nur Baiern. Deshalb
erneuerte Ludwig den Krieg gegen den Vater, welcher bald darauf starb, das
von ihm beherrschte Reich in der größten Verwirrung hinterlafsend.
4. Die Nachkommen Ludwig's des Frommen bis zur
definitiven Theilung des Reiches.
Da Lothar als Erstgeborner und Kaiser die Oberherrschaft
über das gesammte Reich in Anspruch nahm, so verbände,: sich seine
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Bernhard Karl Karl Ludwig Ludwig Karl_der_Große Karl Lothar Karl_der_Kahle Karl Ludwig_das_Reich Ludwig Lothar Karl_der_Kahle Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Lothar
52 Theilung des fränkischen Reiches im Vertrage zu Verdun.
beiden Brüder gegen ihn und besiegten ihn bei dein Flecken Fonte-
nay in Burgund (841). Diesen Streit benutzten die beiden von
Karl den: Gr. zu einer unnatürlichen Einheit verbundenen und von
gegenseitigem Nationalhasse erfüllten Völker, die Deutschen und Ro-
manen, um selbstständige Staaten zu bilden. Dies geschah, jedoch
in unvollkommener Weise, durch den Vertrag zu Verdun 843.
Denn es erhielt
a) Lothar: 1) das fränkische Italien, 2) Mittelfran-
ken, d. h. ein großes Gebiet zwischen den beiden Reichen seiner
Brüder im N. bis zur Nordsee, im S. bis zum Mittelmeer rei-
chend, im Allgemeinen westlich begrenzt von der Schelde, Maas,
Saone uitd Rhone, im Osten vom Rhein und den Alpen. Der
südliche Theil dieses Länderstrichs bis zu den Quellen der Maas
und Mosel wurde Burgund, der nördliche von Lothar Ii. Lothrin-
gen genannt.
b) Ludwig der Deutsche: 1) Ostfranken, d. h. alle deutsche
Länder östlich vom Rhein, Anfangs (bis 870) mit Ausnahme Fries-
kands und einiger ripuarischer Gebiete, und (mit Rücksicht auf die
kirchliche Eintheilung Deutschlands durch den heiligen Bonifacius)
auf den: westlichen Rheinufer die Sprengel von Mainz, Worms
und Speier; 2) die slavischen Länder an der Elbe, Saale und
dem Böhmer-Walde, die jedoch zu dem fränkischen Reiche in einem
sehr zweifelhaften Abhängigkeitsverhältnisse standen.
e) Karl der Kahle: West franken, d. h. alle fränkischen
Länder, welche westlich von Lothar's Reich lagen, bis zu den Pyre-
näen und jenseits derselben die sogenannte spanische Mark.
So behielt Lothar zwar mit dem Kaiserthnm auch dessen kirch-
lichen und politischen Mittelpunkt: Rom und Aachen, allein sein
Antheil war ohne alle nationale Grundlage. Diese war hingegen
in Ludwig's und Karl's Reiche vorhanden: Ludwig war König der
Deutschen, Karl König der Franzosen geworden.
M
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Lothar Maas Lothar_Ii Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig Ludwig Karl_König Karl
Zweiter Zeitraum.
Das deutsche Reich zur Zeit der Lehnsverfassung
843- 1273.
8- 8.
Die letzten Karolinger 843-911.
1. Ludwig der Deutsche 843—876
hatte während seiner 33jährigen Negierung eine ununterbrochene
Reihe von Kämpfen mit den beiden Völkerstämmen, welche durch
Karls des Großen letzte Kriege in Berührung mit denr Abendlande
gekommen waren, zu bestehen, nämlich im Osten mit den in eine ge-
wisse Abhängigkeit gebrachten Slaven und im N. mit den unbe
siegt gebliebenen Normannen. Die fortgesetzten Kämpfe unter den
drei Karolingischen Brüdern begünstigten nicht wenig die Angriffe
dieser Völker, und Ludwig suchte durch die beständig erneuerten Heer-
fahrten gegen die Slaven (Mähren, Sorben, Wenden) mehr seine
Grenze zu sichern, als die frühere Abhängigkeit derselben vom frän-
kischen Reiche geltend zu machen. Furchtbarer noch waren die plötz-
lichen und'unvorhergesehenen Angriffe der streitbaren und kühnen
Normannen, aber da das ostfränkische Reich damals nur mit den
Mündungslande der Elbe die Nordsee berührte, so waren sie mehr
gegen die beiden andern fränkischen Reiche gerichtet. Doch (schon
845) liefen sie mit einer Flotte in die Elbe ein, zerstörten Hamburg
und waren, noch ehe der Heerbann der Sachsen herbei eilte, mit
reicher Beute davon gesegelt. Eine bedeutende Erweiterung seines
Reiches im Westen erlangte Ludwig, indem er mit seinem Bruder
Karl dem Kahlen nach Lothar's Ii. Tode Lothringen theilte *) und
•0 Nach Lothars' I. Tode hatte nämlich von seinen Söhnen der älteste, Lud-
wig Ii., Italien nebst der Kaiserwürde, der zweite, Lothar Ii., das nach ihm be-
nannte Lothringen, der dritte, Karl, die Provence erhalten.
Pütz deutsche Gesch. 5. Ausl. 3
I
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Deutsche_843—876 Ludwig Karls Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar_Ii Karl Karl
16 Stiftung der angelsächsischen Reiche. Attila.
gnade gefallenen römischen Statthalters Bonifacius nach der Nord-
küste von Afrika unter ihrem Könige Geiserich vgl. §. 9.
Seitdem Britannien von den römischen Legionen verlassen war,
wurde es durch häufige Plünderungszüge der Pikten und Scoten
heimgesucht; daher rief ein britischer König (Vortigern) Sachsen
und Angeln zu Hülfe, welche unter Hengist und Horsa landeten
445 (?), die Pikten zwar vertrieben, aber selbst im Lande blieben,
immer mehr Landsleute hinzogen und allmälig 7 angelsächsische Reiche
gründeten: Kent, Sussex, Westsex, Estsex, Northumberland, Ostangeln,
Mercia. Die Briten zogen sich theils nach Wales zurück, theils
wailderten sie nach Arniorica (Bretagne) aus.
Iii. Auflösung des Hunnenreiches.
Die Hunnen, welche nach der Unterwerfung der Ostgothen noch
etwa 50 Jahre im südlichen Rußland, Polen und Ungarn umher-
streiften, wurden von neuem furchtbar unter ihrem Könige Attila
oder Etzel, „die Gottesgeißel" (regierte mit seinem Bruder Bleda
434 bis 444, allein 444 bis 453), der allmälig seine Herrschaft
über die Ostgothen an der unteren Donau, über die Gepiden in Da-
cien, über die Bastarner, Heruler, Rugier und andere germanische
Stämme ausdehnte. Aufgereizt durch Geiserich gegen die mit den
Römern verbündeten Westgothen und lüstern nach den Ländern des
weströmischen Reiches, warb er um des Kaisers Valentinian Iii.
Schwester (Honoria) und verlangte als Mitgift die Hälfte des West-
reiches. Abgewiesen brach, er aus seinem hölzernen Palaste an der
Theiß auf, fiel mit einer halben Million streitbarer Männer in Gal-
lien ein und drang verheerend bis nach Orleans cm der Loire vor,
zog sich aber vor dem Anrücken des römisch-gothischen Heeres unter
Aktius und dem westgothischen Könige Theodorich nach den cata-
launischen Ebenen (bei Chälons sur Marne) zurück, wo er ge-
geschlagen wurde und König Theodorich I. den Heldentod starb 451.
Attila kehrte nach Pannonien zurück und brach im nächsten I.
plötzlich in Italien ein, zerstörte Aquileja und plünderte alle Städte
der Lombardei nördlich vom Po, deren Einwohner zum Theil ans
die Inseln in den Lagunen des adriatischen Meeres stüchteten und
den Grund zu Venedig legten. Die Römer, an ihrer Spitze Papst
Leo I., baten um Frieden, den Attila gewährte. Nach seinem Tode
im folgenden I. (453) löste sich sein Reich, welches sich vom Rhein
und der Donau bis zur Wolga erstreckt hatte, auf, indem die bisher
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Attila Vortigern Mercia Attila Chälons Attila Leo_I. Leo_I. Attila
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Sachsen Sussex Westsex Estsex Northumberland Wales Arniorica Polen Ungarn Donau Honoria Gal- Pannonien Italien Rhein Donau
Arnulf. Ludwig das Kind.
33
Paris, Herzog von Francien, welcher Paris heldenmütbig verthei-
digt hatte, die Königswürde, und neben dem bereits (879) durch
Boso (Graf von Vienne) gestifteten Königreich Nieder-Burg und
oder Provence entstand noch ein Königreich Hoch-Burgund, in-
dem der Graf Rudolf sich eine selbstständige Herrschaft am Jura
(in Savoyen und der westlichen Schweiz bis zur Aar) gründete.
Auch Italien, wo sich Guido von Spoleto und Berengar, Mark-
graf von Friaul, um die Herrschaft stritten und beide sich zum Kö-
nige ausrufen ließen, ging für die Karolinger verloren. So zerfiel
also das große Reich der Karolinger in 5 Theile; doch mußten die
Herrscher der neu errichteten Staaten Arnulf als ihren Oberherrn
anerkennen.
3. Arnulf 887 — 899
bewies seine Tüchtigkeit zunächst im Kampfe mit den Normannen,
welche wieder in Lothringen eingefallen waren und die Gegenden an
der Maas plünderten, indem er gerade dem tapfersten aller nor-
männischen Stämme bei Löwen (891) eine so furchtbare Niederlage
beibrachte, daß sie wenigstens keine größeren Angriffe mehr versuch-
ten. Schwieriger war der Krieg gegen den mährische n Fürsten
Zwentibald, welcher alle slavischen Stämme im N. der mittleren
Donau vom Böhmerwalde bis zu den Karpathen zu einem großen
Reiche vereinigt hatte. Denn obgleich Arnulf mit einem bedeutenden
Heere an der Donau nach Mähren hinabzog, während gleichzeitig
die Ungarn oder Magyaren, ein finnisch-ugrischer Stamm (von dem
Ural und der Wolga her) die mährische Grenze überschritten (auf
Arnulf's Veranlassung?), so behauptete sich doch Zwentibald gegen
die von allen Seiten andringenden Feinde, und erst nach seinem Tode
zerfiel die mährische Macht, da er das Reich unter seine drei Söhne
theilte und diese einander befehdeten, bis das Ganze eine Beute der
Ungarn wurde. Arnulf zog auch zweimal nach Italien, er erhielt
die Kaiserkrone, aber der Versuch auch die Krone Italiens zu ge-
winnen mißlang. Ihm folgte sein lljähriger Sohn
4. Ludwig das Kind 900—911
unter der vormundschaftlichen Regierung des Erzbischofs Hatto von
Mainz (an dessen Namen sich die Legende vom Mäusethurm bei Bin-
gen knüpft) und des Markgrafen Otto von Sachsen. Die Ungarn
fielen, nachdem sie das mährische Reich, Deutschlands Bollwerk ge-
gen Osten, erobert hatten, wiederholt in Kärnthen, Baiern und so-
ll*
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TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Rudolf Rudolf Guido_von_Spoleto Berengar Ludwig Ludwig Hatto_von
Mainz Otto
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Nieder-Burg Savoyen Italien Lothringen Maas Donau Donau Ungarn Ungarn Italien Italiens Sachsen Deutschlands Baiern