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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 31

1849 - Münster : Coppenrath
31 Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz- lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern. Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da- von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf den Wellen stin und ster. Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver- lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun- derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na- men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih- rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über- rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran- gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 37

1849 - Münster : Coppenrath
37 seiner Zeit, von Galba's Thronerhebung bis zum Tode Domi- tian's, woran die Geschichte des Nerva und Trajan sich knüpfen sollte, was indessen unausgeführt geblieben ist. Leider besitzen wir bloß die vier ersten Bücher und den Anfang des fünften. Auch ein zweites Werk des Tacitus, Annales, welches die Ge- schichte Roms vom Tode des Augustus bis auf den Tod des Nero befaßt, ist nur unvollständig auf uns gekommen. Von den sechzehn Büchern fehlt uns ein Theil des fünften Buches, dann das siebente bis zehnte nebst dem Anfänge des elften und dem Schluß des sechzehnten. — Ammianus Marcellinus, der um 400 nach Chr. lebte, schrieb: Herum ß-estarum libri Xxxi, eine Geschichte von dem Regierungsantritte des Nerva, 91 n. Chr. bis zum Tode des Valens, 378 n. Chr., wobei aber die dreizehn ersten Bücher mit der Geschichte der Jahre 91—352 fehlen. Auch mehre in derselben Sprache geschriebene Biographien sind von größerem oder geringerem Einflüsse auf die römische Geschichte. So schrieb Cornelius Nepos, der Freund des Cicero, das Werk: vitae excellentium imperatormn, wovon das Leben des Hamilcar, Hannibal, Cato und Atticus hierhin gehö- ren; C. Corn. Tacitus: vita Agricolae; — C. Sueto- nius Tranquillus: vitae Xii imperatorum, Biographien der zwölf ersten Kaiser, von Cäsar bis Domitian. Gewisser- maßen als Fortsetzung des Suetonius iah eine Reihe von Bio- /¡A' : • graphien römischer Kaiser von Hadrian bis auf Carus und des- sen Söhne, oder von 117 bis 285, von sechs verschiedenen Verfassern (Scriptores historiae Augustat) betrachtet werden. Ferner besitzen wir von S. Aurelius Victor, der im vier- ten Jahrhundert, zur Zeit des Kaisers Julian, lebte, die beiden Werke: de viris illustribus Rornae und de Caesaribus. Endlich hat Valerius Marimus, der unter dem Kaiser Tiberius lebte, eine Sammlung von interessanten Geschichten und Anek- doten unter dem Titel: Factorum dictorumque memorabilium libri Ix, hinterlassen. Außer den Geschichtschreibern enthalten mehr oder minder- zahlreiche Notizen für die römische Geschichte die Werke des Cicero; und zwar können die beiden noch vorhandenen Bücher de re publica und die drei Bücher de legibus für die Geschichte

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 43

1849 - Münster : Coppenrath
_____43_________ Thronfolger überschreiten alle Grenzen der Mäßigung und trei- den mit dem Vermögen und dem Leben der edelsten Bürger ein grausames Spiel. Es entsteht eine zügellose Soldatenherrschaft, und die Prätorianer verfügen selbst über den Thron. Erst Vespa- sian stellt die Ordnung wieder her, die auch von seinen Nachfol- gern, den einzigen Domitian ausgenommen, bis zum Jahre 180 aufrecht erhalten wird; und das Reich blühet wieder auf. Zweiter Abschnitt: Vom Tode des Kaisers Marc Aurel bis zur Alleinherrschaft des Kaisers Conslantin, 324. — Commodus zerstört die Früchte der Negierung seiner weisen Vorgänger, und das Verderben reißt furchtbar um sich. Die Prätorianer setzen nach Willkür Kaiser ein und ab und tobten die wenigen Bessern, welche den Versuch wagen, die verfallene Mannszucht wiederherzustellen. Kaiser stehen gegen Kaiser auf, und das Reich sinkt immer tiefer. Dritter Abschnitt: Vom Kaiser Consiantin bis zum Un- tergänge des abendländischen Ucichcs 476 nach Chr. — Eonstantin verlegt den Sitz der Regierung nach Eonstantinopel und ordnet und beruhiget das Reich. Allein unter seinen Nachfolgern sinkt es wieder; und als die Ströme der Völkerwanderung die Gren- zen durchbrechen, kann es sich nur durch Miethstruppen noch eine Zeitlang schützen. Durch die gänzliche Trennung der orienta- lischen und occidentalischen Hälfte, welche nach dem Tode des Theodosius erfolgt, wird die letztere immer mehr den Einfällen der fremden einbrechenden Völker bloßgestellt. Eine Provinz nach der andern geht verloren. Endlich, durch Lasterhaftigkeit völlig geschwächt und der Wiedergeburt unfähig, fällt Rom im Kampfe hier mit der verjüngenden Religion des Menschengeschlechts, d e m Ehristenthum, dort mit dem überschwellenden Strome der naturkräftigen Germanen, im Jahre 476 nach Ehr.') ') Dr. C. Peter, Zeittafeln der rom. Geschichte. Halle 1841.

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 71

1849 - Münster : Coppenrath
71 küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen. Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea, die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia, Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu- cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng- lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun- den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er- staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde, ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver- sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un- thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar- quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup- x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab- rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis Uv. I. 59.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 59

1849 - Münster : Coppenrath
59 Wasserleitungen an, vermittelst welcher das nöthige Wasser aus der Tiber auf die Hügel geleitet wurde. Die Kosten zu diese» und andern Kunstbauten bestritt er aus der reichen Beute, welche er den Latinern und Etruskern in glücklich geführten Kriegen ab- genommen hatte. Es heißt sogar, er habe die zwölf Städte der Etrusker erobert und von diesen als Zeichen der Huldigung die goldene Krone, das Scepter, den elfenbeinern Stuhl und die purpurne Toga (Obcrkleid) erhalten. — Nach einer langen segens- reichen Negierung ward Tarquinius auf Anstiften der Söhne des Ancus ermordet. Bisher hatten diese ruhig unter der Regierung des Tarquinius gelebt, weil sie sich Hoffnung machten, nach ihm auf den Thron zu gelangen. Als sie aber sahen, daß er Alles dar- auf anlegte, seiner Familie den Thron zu erhalten, gebrauchten sie gewaltsame Mittel. Auf ihr Anstiften mußten zwei Hirten mit ihren Arten zankend und streitend in die Wohnung des Kö- nigs dringen und diesen zur Schlichtung ihres Streites auffor- dern. Der alte Tarquinius. ließ sie vor sich kommen; und während er der erdichteten Erzählung des einen aufmerksam zu- hörte, schlug ihn der andere mit seiner Art zu Boden, und Beide nahmen die Flucht^). Jedoch erreichten die Söhne des Ancus ihre Hauptabsicht nicht. Gleich nach jener Unthat ließ Tanaquil die königliche Burg schließen und feuerte ihren Schwiegersohn, Servius Tullius, an, sich des erledigten Thrones zu bemächtigen. Und alsbald öffnete sie das Fenster und verkündete dem Volke, das auf das Gerücht der Ermordung seines Königs hier zusammen- gelaufen war: Tarquinius lebe noch und habe bis zu seiner Genesung den Servius zu seinem Stellvertreter ernannt. Da nahmen die Söhne des Ancus, die auch noch erfuhren, daß sie von den ergriffenen Hirten verrathen worden waren, die Flucht. Servius aber erschien nunmehr öffentlich mit dem ganzen Ge- pränge der Herrscherwürde und fand als königlicher Stellver- treter willigen Gehorsam. Endlich, nachdem er sich der Zuneigung des Volkes hinlänglich versichert hatte, machte er den Tod des Königs bekannt und setzte nun mit Einwilligung der Väter die bereits angetretene Regierung fort. Er war demnach der erste 3) Darin, daß der König selbst Händel schlichtete, spricht sich zugleich die große Einfachheit aus, die damals noch herrschte.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 60

1849 - Münster : Coppenrath
60 König, welcher ohne Interregnum, und vielleicht auch ohne die sonst üblichen Wahlförmlichkeiten die Herrschaft antrat. §. 16. Servius Tnllius. 578—534. Dichtung und Sage haben sich vereint, schon die Wiege dieses großen Mannes mit Wundern auszuschmücken. Bei der Einnahme der Stadt Corniculum wurde sein Vater, einer der angesehensten Bürger daselbst, erschlagen, seine Mutter aber als Gefangene nach Rom abgeführt. Tanaguil gewann die hohe Ge- fangene lieb und nahm sie zu sich. Auch das Kind, das diese im Zustande ihrer Gefangenschaft geboren hatte, wurde im Hause des Königs erzogen. Einst, als dasselbe in der Wiege schlum- merte, sah man eine leuchtende Flamme um sein Haupt spielen. Die königlichen Diener erschraken und wollten die Flamme lö- schen ; Tanaguil aber verbot es und fand in dieser wunderbaren Erscheinung eine Vorbedeutung der künftigen Größe des schla- fenden Kindes. Erst bei seinem Erwachen schwand die feurige Erscheinung. Von nun an war der junge Servius die Hoff- nung der königlichen Familie. Er ward wie ein Sohn des Königs erzogen und, als er zum Manne herangereift war, sogar mit einer Tochter des Königs vermählt. Schon unter Tarqui- nius hatte sich Servius ausgezeichnet, gleichwie jener unter Ancus. Die Regierung des Servius selbst ist eine der ruhmwürdigsten Erscheinungen in der Geschichte des römischen Volkes. Unter ihm vermehrte sich die Bevölkerung Roms so sehr, daß auch der vi- minalische und esquilinische Hügel mit in das Gebiet der Stadt gezogen und von den herübergeführten Bewohnern unterworfener Städte angebauet wurden. Seitdem hieß Rom auch die Sieben- hügelstadt und war durch Mauer und Graben befestigt. Schon jetzt erkannten die umliegenden Städte Latiums Rom als ihr Oberhaupt an. Servius schloß mit ihnen einen Fricdensbund, den sie durch jährliche Zusammenkünfte auf dem aventinischen Hügel in dem neu errichteten Tempel der Göttin Diana ge- meinschaftlich feierten. Seine Hauptwirksamkeit aber wandte Servius dem Innern des Staates zu, und er erscheint als der Urheber und Gründer x) Der Name Servius (von «oi-vus, Sklave) soll nach der Sage auf jenen.sklavenstand Hinweisen; er ist wohl derselbe mit Sergius.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 67

1849 - Münster : Coppenrath
67 mögen den Ausschlag gab, konnten auch neue Familien empor- kommen; und jedem Bürger war ein schönes Ziel seiner Bestre- bungen angewiesen. Er brauchte nur durch Fleiß und Thätigkeit das erforderliche Vermögen zu erringen, um aller Vorrechte sei- ner Obern theilhaftig zu werden. Das Glück, welches den Servius bisher begünstigt hatte, verließ ihn im Alter, er wurde das Opfer einer grausamen Verschwörung. Viele waren mit seinen Neuerungen höchst unzu- frieden. Die Altbürger insbesondere konnten es nicht verschmer- zen, daß sie ihre angeerbten Vorrechte nun mit den Plebejern theilen sollten. Auch kränkte es sie, daß ohne ein vorhergegan- genes Interregnum Servius sich des Thrones bemächtigt hatte. An solche Regungen des Unwillens knüpften die übergangenen Söhne des Königs Priscus, Aruns und Lucius Tarquinius, neue Hoffnungen und Bestrebungen, und sie selbst wurden Leiter und Führer der Partei der Unzufriedenen. Servius, eingedenk des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen auszusöhnen gesucht. Er hatte seine beiden Töchter mit den beiden Söhnen desselben verheirathet. Wie diese, so waren auch seine Töchter von ganz entgegengesetztem Charakter. Seine jüngere Tullia war wild und herrschsüchtig wie Lucius Tarquinius, seine ältere Tullia dagegen sanft und gutherzig wie Aruns Tarquinius. Da hatte nun Servius, in der Hoffnung, die heftigen Gemüther durch die Verbindung mit den sanften zu mildern, seine jüngere Tullia dem Aruns, seine ältere dem Lucius zur Ehe gegeben. Aber der Er- folg fiel ganz gegen seine Hoffnung aus. Die jüngere Tullia tödtete ihren Mann, dagegen Lucius Tarquinius seine Frau, und nun verband sich das gleiche Paar mit einander. Hiermit noch nicht zufrieden, faßten sie gemeinschaftlich den Plan, den von Alter und Gram gebeugten Servius vom Throne zu stürzen. Durch Zureden und Geschenke gewannen sie einen Anhang unter dem Volke und brachten auch eine Menge Senatoren auf ihre Seite. Endlich, als der Augenblick zur That gekommen schien, da begab sich Lucius, im königlichen Schmucke, an der Spitze einer bewaffneten Schar nach dem Markte und ließ hier die Senatoren in die Curie entbieten. Sie kämm ohne Verzug und hörten der heftigen Schmährede zu, die Tarquinius gegen den Servius hielt. Auf die Kunde von diesen Vorgängen eilte Ser- 5*

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 69

1849 - Münster : Coppenrath
69 mehr auf dem Albanerberge, oberhalb des zerstörten Alba Longa, bei dem Tempel des Jupiter Latiaris gefeiert. Hier führte Tar- quinius den Vorsitz; hier brachte er als Oberpriester das große Bundesopfer. Ihm ward auch der Oberbefehl des Bundesheeres übertragen, und die Latiner standen in den römischen Legionen, mit den Römern in je zwei Manipeln unter einem Hauptmann vereint. Suessa Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, die wahrscheinlich dem Bündnisse mit Rom nicht hatte beitreten wol- len, wurde erobert, und außerordentliche Beute aus derselben nach Rom abgeführt. Gleiches Schicksal hatte die Stadt Gabii, welche Tarquinius durch den Verrath seines Sohnes Sertus einnahm. Rach dieser Stadt der Latiner hatten sich mehre rö- mische Patricier geflüchtet und die Einwohner gegen den König aufgewiegelt. Rach genommener Abrede stellte sich sein Sohn Sertus, als ob auch er wegen erlittener Unbilden gegen den Vater aufgebracht sei, und floh ebenfalls nach Gabii. Hier spielte er seine Rolle so gnt, daß ihm der Befehl über die Trup- pen anvertraut wurde. Run schickte Sertus einen vertrauten Boten an seinen Vater, um weitere Verhaltungsbefehle einzu- holen. Tarquinius aber, welcher sich weder schriftlich noch münd- lich darüber erklären wollte, führte den Boten in einen Garten, hieb in seiner Gegenwart den Mohnsträuchen, welche am höchsten hervorragten, die Köpfe ab, und ließ ihn ohne weitere Antwort abreisen. Als der Bote die Nachricht überbrachte von dem, was er gesehen, verstand Sertus sogleich diesen Wink. Er ließ die vornehmsten Gabier aus dem Wege räumen und überlieferte nun mit leichter Mühe die ihrer Häupter beraubte Stadt seinem Vater. In die unterworfenen Gegenden wurden, um ihre Ab- hängigkeit zu sichern, Kolonien ausgesendet, damals zunächst nach Signiä und Circeji, — eine Maßregel, welcher Rom die Aus- breitung seiner Herrschaft und Sprache vorzugsweise verdankt. Aber nicht bloß Schrecken verbreitete Tarquinius um seinen Thron, sondern auch einen ungewöhnlichen Glanz. Aus der gewonnenen Kriegesbeute verherrlichte der prachtliebende König Rom selbst durch großartige Anlagen und Bauten. Durch etrus- kische Baumeister und durch Frohndienste des Volkes ließ er frü- her begonnene Bauten, wie die Kloaken, den Circus, insbeson- dere den kapitolinischen Tempel des Jupiter, der Juno und Mi-

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 99

1849 - Münster : Coppenrath
99 denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die- ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern. Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor- ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei; der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru- tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend, mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte. Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh- renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord- nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra- chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die- sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab- geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei- heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius, zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn, die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig- ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 271

1849 - Münster : Coppenrath
271 bot, heimtückisch überfallen und ermordet. Die Trümmer des angeblich 100,000 Mann starken Heeres rettete der Quästor Cassius Longinus nach Syrien. Unterdessen dauerten in Rom die Gewaltthätigkeiten des Demagogen Clodius fort, der die Consulwahl gewaltsam hin- derte. Die Machthaber begünstigten den Verfall des obrigkeit- lichen Ansehens, um die Rothwendigkeit einer Dietatur herbeizu- führen. Sieben Monate lang sah sich die Republik ohne Con- sulat dem frechen Muthwillen der bewaffneten Rotten des Clo- dius und seines Erbfeindes Annius Milo preisgegeben. In den Straßen und auf den Wahlplätzen kam es sogar zu förmlichen Schlachten. Endlich wurde Clodius, als er mit seinem Gefolge auf der appischen Heerstraße bei Bovillä mit seinem Gegner zusammentraf, von diesem im Gefechte erschlagen. Der Pöbel gerieth in Wuth über den Fall seines Führers und drohete mit Mord und Brand. Die Leiche wurde auf dem Markte zur Schau ausgestellt, dann verbrannt, und das Rath- haus nebst den anstoßenden Gebäuden gingen hiebei in Flammen auf. Vor dem rasenden Pöbel war weder Eigenthum noch Le- den länger gesichert. Dies bewog den Senat und alle Freunde der Freiheit und Ordnung, in Pompejus eine Stütze gegen die einbrechende Anarchie zu suchen und das Consulat gänzlich zu dessen Verfügung zu stellen7). Hiedurch wurde aber die Eifersucht Cäsar's nicht wenig angeregt. Schon seit dem Jahre 54 waren durch den Tod der Julia, der Gemahlin des Pompejus, die Bande gelockert worden, die sie fortwährend mit gleicher Liebe um den Gatten und den Vater geschlungen hatte 8); des Crassus Niederlage hatte sie völlig zerrissen. Nunmehr konnte nur die Frage zur Entscheidung kom- men, ob Cäsar oder Pompejus aus dem Triumvirat als Allein- herrscher hervorgehen würde; und bei steigender Eifersucht rückte der Augenlick dieser Entscheidung immer näher. Als alleiniger Consul entsprach Pompejus ganz den Erwar- tungen, die alle Gutgesinnten von ihm gehegt hatten. Mit kräf- tiger Hand führte er die Zügel der Regierung. Er schärfte die 7) Pompejus consul teitium iactus, absens et sojus, quod nulli unquam alii contigit, Liv. epit. 97. 8) Julia concordiae pignus. Vellej. Ii. 47.
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