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1. Das Deutsche Reich - S. 28

1905 - Berlin : Mittler
— 28 — Als eine Bodenschwellung im heutigen hessischen und Weserberg- lande aus dem Meerbusen ein Binnengewässer bildete und die auf- gestauten Wassermassen sich schließlich einen Abfluß durch das rheinische Schiefergebirge gebahnt hatten, da füllten mit vereinten Kräften die Gletscher der Alpen, des Schwarz- und Wasgenwaldes die Grabensenke mit Moränenschutt zum Teil wieder zu. Ihnen verdankt die oberrheinische Tiefebene zum größten Teile ihre heutige Bodengestalt und Bodenzusammensetzung. I. Die oberrheinische Tiefebene. a) Lage und Grenzen. Dieselbe umfaßt das Tiefland zwischen Schwarzwald, Odenwald, Spessart im Osten, Taunus im Norden, Hunsrück, Hart, Wasgenwald im Westen und dem Schweizer Jura im Süden. b) Ausdehnung. Ihre größte nordsüdliche Ausdehnung beträgt fast 300 km, die westöstliche schwankt zwischen 20 und 60 km. Ihr Flächenraum beträgt etwa ein Viertel der Provinz Brandenburg. Welchen wirtschaftlichen Wert haben die natürlichen Landes Verhältnisse ? a) Der Boden. Gestalt und Zusammensetzung des Bodens dieser Ebene sind mannigfaltig. Unmittelbar an den Fuß des Wasgenwalds schließt sich ein wellenförmiges Gelände, das wegen seiner Bedeckung mit Löß außerordentliche Ertragsfähigkeit zeigt und für die Boden- kultur im ganzen Elsaß von höchstem Werte ist. Von ähnlicher Fruchtbarkeit ist der rechtsrheinische (badische) Teil der Ebene, der sich am Fuße des Schwarz- waldes entlangzieht. Ein wesentlich ungünstigeres Bud zeigen jedoch die Ufergelände des Rheines bis Straß bur g in einer Breite von 10 km. Hier liegen nämlich die Sand-, Kies- und Geröllmassen zutage, die das reißende Wasser des Rheins bis hierher getragen. b) Klima. Es ist in keinem Teile Deutschlands günstiger als hier. Im Osten, Westen, Norden von hohen Randgebirgen umgeben, bleibt die Ebene vor den rauhen Winden aus diesen Himmelsrichtungen bewahrt; dagegen haben die feucht- warmen Südwestwinde freien Zutritt. c) Die Niederschläge der Ebene sind im Osten und Norden reichlicher als im Westen. i

2. Das Deutsche Reich - S. 3

1905 - Berlin : Mittler
— 3 — Schichten von Konglomeraten, wie Sandstein (Grauwacke), Kiesel und Tonschiefer, welch letzterer aus dem verwitterten kristallinischen Schiefer und den ältesten Ausbruchsgesteinen (Granit) gebildet worden ist. Sie um- schließen die ältesten Beste der organischen Urwelt. Auf den Verwitterungsmassen dieser Gesteine bildeten sich im Verein mit einem tropischen Klima undurchdringliche Wälder von Farnen und Schachtelhalmen; durch Umwälzungen auf der Erdoberfläche wurden sie dem Untergange geweiht und unter Ablagerungen von sandigen, tonigen und kalkigen Stoffen begraben. Unter völligem Luftabschluß verkohlten sie und bildeten die Steinkohlenformation. Unmittelbar auf dieser ruht das mächtige Konglomerat des Kot- liegenden und des Zechsteins, eines kupferhaltigen Tonschiefers, welche beide die Dyas (das Paar) bilden. 2. Das sekundäre Zeitalter oder Mittelalter der Lebewesen, die Bildungszeit der sekundären Systeme, betrachtet man als eine ruhigere Periode in der Entwicklungsgeschichte der Erde. Ihr verdanken die Trias-, Jura- und Kreideformation ihre Entstehung. Die Trias besteht aus Buntsandstein, Muschelkalk und Ke up er. Während der Buntsandstein in der Hauptsache als eine Strand- bildung aufzufassen ist, erweist sich das Gestein des Muschelkalks als eine marine Bildimg, der Keuper hingegen in seinen Sandstein- und Mergel- lagern als eine Süß- und Meerwasserablagerung und der Mergel als ein Gemisch von Ton und Kalk. Die Juraformation ist wiederum eine marine Bildung, die eine große Zahl von Versteinerungen aller Art umschließt. Ihre Entstehung ist den sogenannten Jurameeren zuzuschreiben, die von verhältnismäßig geringer Ausdehnung waren. Sie setzt sich aus schwarzen, braunen und weißen Massen zusammen. Während in den beiden ersten Kalkarten Kalke, Tone, Schiefer und Mergel miteinander abwechseln, sind die weißen Massen aus hellen Korallenkalk en aufgebaut worden. Das letzte Gebilde dieser Zeit ist die Kreideformation, ein Pro- dukt der Kreidemeere, die eine erheblich größere Ausdehnung als die Jurameere hatten. 3. Die Neuzeit, auch Tertiärzeit genannt, hat das Antlitz der Erde in ihren Hauptzügen ausgebildet; denn sie ist als eine Periode besonders lebhafter Gebirgsbildung zu betrachten. Unsere Hochgebirge verdanken diesem Zeitalter, besonders der mittleren Tertiärzeit, ihre Entstehung. Die Salz-, Gips- und Braunkohlenlager sind gleichfalls in dieser Zeit , gebildet worden. Das Material zu den letzteren lieferten die Koniferen' "v Palmen, Laubhölzer und Torfmoore. fb*»*'!** / ¿j- Die Braunkohlenlager sind überall (man findet sie fast nur in Nord- \ fj" / deutschland) von ungeheuren Massen einer lockeren Erdschicht, dem so- genannten Diluvium, bedeckt. Dies ist ein Gebilde der Jetztzeit oder Quartärperiode, die man wegen des Auftretens des Menschen auch die anthropozoische nennt. Auf eine bisher noch nicht völlig aufgeklärte Weise fand zu dieser Zeit auf der nördlichen Halbkugel eine enorme Temperaturabnahme statt, die ein gewaltiges Anwachsen polarer Gletschermassen im Gefolge hatte. Sie reichten von Skandinavien bis zur Mündimg des Bheins und bis zu den deutschen Mittelgebirgen und überdeckten die Gegend zwischen ihnen und der Ostsee mit dem älteren Schwemmland (Diluvium) zu wiederholten Malen. Die erste Eiszeit lieferte den unteren Geschiebelehm (ein Gemisch 1*

3. Das Deutsche Reich - S. 9

1905 - Berlin : Mittler
— 9 — sodann alle Futterkräuter, Wurzel- und Handelsgewächse ge- deihen vorzüglich auf ihm. Die Alluvialbildungen der Seen und Flüsse geben wohl ein vorzügliches Weideland (Marschen), sind aber wegen ihres hohen Feuchtigkeitsgehalts für den Körnerbau wenig geeignet. An besonders feuchten Orten, die den üppigsten Graswuchs gestatten, bildet sich durch innige Verbindung von vermodernden Pflanzenresten und Erdkrume der Humusboden. Im all- gemeinen ist er kraftlos, weil arm an mineralischen Nähr- stoffen. Das auf ihm geerntete Getreide liefert daher mehr Stroh als Körner. Jedoch erweist er sich für Mergelauffuhr sehr dankbar. In verschiedenen Gegenden des deutschen Reiches, wie im oberen Rheintal (oberrheinische Tiefebene), in der Magde- burger Börde und am Fuße der Sudeten, trifft man eine Bodenart an, die wegen ihrer gelblichen Färbung und der ihr eigenen großen Fruchtbarkeit dem Lehmboden sehr ähnlich sieht; es ist der Löß. Er verdankt seine Entstehung teils der ablagernden Tätig- keit des Wassers, weshalb man auch eine große Menge von Schnecken und Muscheln in ihm findet, teils aber auch der abtragenden und wieder aufschichtenden Wirkung der Winde. Wie äufsert sich der Einflnfs des Klimas auf den Bodenbau ? Das Klima oder die Witterung ist im wesentlichen ein Produkt von Temperatur, Regen und Wind. Diese üben einzeln oder vereint eine einschneidende Wirkung auf den Bodenbau aus. So steht die Entwicklung von Wiesen und Weiden in einem hervorragenden Abhängigkeitsverhältnisse von den Niederschlagsmengen. Je größer dieselben, um so üppiger gedeiht der Graswuchs. Darum ist ja auch die gesamte Nordseeküste mit Marschen so reich gesegnet; darum nehmen auch die Weiden der ober- deutschen Hochebene, des Erzgebirges, der Sudeten, des hohen Venn und am Niederrhein so bedeutende Strecken ein. Wo aber reichliche Niederschläge mit hohen Sommer- temperaturen sich vereinigen, da wird der Bodenbau be- sonders begünstigt. Tritt infolge geschützter Lage die Vegetationszeit sehr früh ein und dauert dieselbe bis in den Herbst hinein, dann kann mehrmals geerntet werden, wie das die ober-

4. Das Deutsche Reich - S. 10

1905 - Berlin : Mittler
10 — rheinische Tiefebene deutlich zeigt. Handelsgewächse, wie Tabak, Hopfen, Zichorien, Hanf und Mohn, gedeihen dann vorzüglich. Wirken jedoch in einem Gebiete hohe Sommer- temperaturen und geringe Bewölkung zusammen, so ist dies, natürlich immer unter Voraussetzung der entsprechenden Bodenzusammensetzung, ganz besonders für den Wein- und Obstbau günstig. Daher eignet sich auch die Rheinebene mit ihren seitlich gelegenen Tälern in so hervorragender Weise für diese Kulturen. In Gegenden mit ausgedehnten Sandflächen (Mark Brandenburg) sind viele Regentage mit nicht zu großer Er- giebigkeit für den Anbau von Halmfrüchten besonders er- wünscht. So förderlich auch ergiebige Niederschlagsmengen im Sommer dem Stoppelfruchtbau sind, so hinderlich können sie jedoch leicht der Getreideernte werden, deren Güte nicht selten darunter empfindlich leidet. Höhere Temperaturen im Spätherbst begünstigen die Bearbeitung des Bodens zwischen Ernte- und Saatzeit. Heftige, lange anhaltende Stürme sind der Auf- forstung mancher Gegenden sehr hinderlich; dagegen ist ein hoher Feuchtigkeitsgehalt der Luft derselben dienlich. gl. Die natürlichen Landschaften. (Allgemeines.) Die Lage des deutschen Reiches im Gradnetz. Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen Erdhalbkugel; es erstreckt sich vom 6. bis 23.° ö. L. (Greenwich). Es reicht ferner vom 47. bis zum 56.° n. Br. und dehnt sich somit durch etwa 9 Breitengrade aus. (Genau bezeichnet, hegt der südlichste Punkt 47° 16', der nördlichste 55° 53' n. Br., der westlichste 5° 52' und der öst- lichste 22° 53' ö. L.). Welche politische Lage hat Deutschland? Mit Recht hat man es das »Herz« Europas genannt. Drei Groß- und vier Kleinstaaten umschließen es un- mittelbar in einem großen Kranze.

5. Das Deutsche Reich - S. 44

1905 - Berlin : Mittler
44 eine stattliche Anzahl wirtschaftlich höchst wertvoller Bodenbaiibezirke aller Art entstehen lassen. Der bedeutende Reichtum an Bodenschätzen (Salz, Eisenerzen, Steinkohlen usw.) im Verein mit der großen Wegsamkeit der Landschaft (besonders der ober- rheinischen Tiefebene) haben das Becken nicht nur zu einem äußerst gewerbreichen, sondern auch zu einem so verkehrsreichen Gebiete gestaltet, daß es zu den wirtschaftlich wertvollsten des Reiches zu zählen ist. c. Das rheinisch-westfälische Schiefergebirge. (Einschließlich der Tieflandsbuchten von Köln und Münster.) Lage. Es bildet das westlichste Glied der mitteldeutschen Gebirgslandschaften und breitet sich im Norden der ober- rheinischen Tiefebene zu beiden Seiten des Rheins aus. Grenzen. Im Norden grenzt es an das norddeutsche Flachland, im Osten an die hessische Senke, im Westen an das Tal der Maas. Größe und Gestalt. Ohne die Tieflandsbuchten erreicht es fast die Größe der Provinz Brandenburg und gleicht in der Gestalt einem unregelmäßigen Parallelogramm. Volksdichte. Sie ist sehr mannigfaltig und beträgt in der Eitel 40, in der Tieflandsbucht 200 bis 400, im Industrie- gebiet 400 bis 600. Von 400 Gemeinden des Reiches, die 1895 mehr als 10 000 Einwohner hatten, entfielen 66 auf die Rhein- provinz. Die gesamte Einwohnerzahl beträgt 54/ö Millionen, die Durchschnittsdichtigkeit 213. Gliederung. a) Physisch. Das Tal des Rheins zerlegt das Schiefer- gebirge in einen West- und Ostflügel. Seine Nebenflüsse trennen von ihnen mehrere Querriegel ab. Diese sind im Westflügel: 1. der Hunsrück, zwischen Mosel und Nahe, bestehend aus Hoch-, Idar- und Soonwald, ■ 2. die Eifel, nördlich der Mosel, bis Aachen reichend, mit Schneeeifel und dem hohen Venn (700 m);

6. Das Deutsche Reich - S. 14

1905 - Berlin : Mittler
— 14 — Gliederung- : a) physische. Die innere Hochfläche wird durch das Donautal in zwei ungleich große Teile zerlegt: die süd- deutsche und die oberpfälzische Hochebene. b) politische. Es umfaßt den größten Bruchteil des Königreichs Bayern : Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und die südlichen Zipfel von Württemberg und Hohenzollern (Sigmaringen) und den Ostzipfel von Baden. Größe. Der größte Teil des Vorlandes, Bayern, erreicht fast die doppelte Größe der Provinz Brandenburg (76000 qkm) mit 6,2 Mill. Einwohnern. Volks dichte. In den meisten Gebieten wohnen auf 1 qkm kaum 40, in der Nähe der Großstädte 50, vereinzelt 100 Menschen; im bayerischen rechts des Rheins durchschnitt- lich 76,4, links des Rheins 140,3. Die deutschen Kalkalpen. Lage. Sie reichen vom Bodensee bis zur Salzach und zerfallen in Algäuer, bayerische und Berchtesgadener Alpen. Welches Landschaftsbild zeigen die Algäuer Alpen? Sie sind die anmutigsten und lieblichsten unter den deutschen Kalk- alpen. Vom Fuße bis fast hinauf zum Gipfel ziehen sich saftig grüne Matten, die mehr als 20% des Bodens einnehmen und mehrmals gemäht werden können. Wie ist die Fruchtbarkeit des Algäus zu erklären? Die bedeutende Futtermenge hat ihren Grund in dem Wasserreichtum (bis 2000 mm) und in dem tonreichen, leicht verwitternden Mergelschiefer, der alle Täler und Höhen überdeckt. Welche Erwerbsquellen ergeben sich hieraus für die Be- wohner des Algäus? Das ziemlich rauhe Klima der Höhen und die sehr zeitig eintretenden Nachtfröste sind dem Getreidebau wenig zu- träglich. Dafür bieten die kräftigen Weiden der Berge und Täler zahlreichen Rinder- und Ziegenherden reichlich Futter. Daher ist die Almwirtschaft eine wichtige Erwerbsquelle der Algäuer Bevölkerung. Den Hauptort bildet Kempten, schon in der Ebene ge- legen. Es ist seit frühester Zeit ein Stapelplatz für den

7. Das Deutsche Reich - S. 46

1905 - Berlin : Mittler
46 Auch das Tal der Mosel ist von höchster landschaftlicher Schönheit und gibt dem Reintal wenig nach. Welchen wirtschaftlichen Wert haben Klima und Boden im rheinischen Scliief'ergebirge? Auf den weiten Hochebenen ist das Klima rauh und un- freundlich. Die fast beständig herrschenden, heftigen Winde, die kühlen Nächte und die großen Mengen kalter Niederschläge wirken auf den Pflanzenwuchs äußerst ungünstig. Außerordentlich günstig ist dagegen das Klima in den Tälern und in der Ebene, wo die mittlere Jahrestemperatur -f- 10° C beträgt. Zu dem milden Klima gesellt sich noch eine hohe Ertragsfähigkeit des Bodens, der aus jüngeren, lockeren Erdschichten (Diluvium und Alluvium) von meist lehmiger Beschaffenheit besteht. Die wichtigsten Zweige des Bodenbaues. 1. Ackerbau. Infolge der günstigen Vorbedingungen für einen üppigen Pflanzenwuchs haben sich (abgesehen von den Höhen) Ackerbaubezirke gebildet, die sich durch hohe Ernte- erträge auszeichnen. Es sind die Becken von Trier, Neuwied, der unteren Lahn, die rheinische und die münstersche Bucht. Die letztere zeigt in der Senne, dem Quellgebiete der Ems und Lippe, teils sandigen und trocknen, teils sumpfigen Boden. Dagegen gehört der südliche Teil, zwischen Haar und Lippe (Hellweg und Soester Börde), zu den besten Getreide- landschaften des Reiches. Daher erfreuen sich die Bauern dieser Gegend großen Wohlstandes. Die bedeutendsten Städte sind Münster und Soest. Im ganzen kommen 46 °/0 des Bodens auf Acker- und Gartenland, 31 °/0 auf Waldungen und 8 °/0 auf Wiesen und Weiden. 2. Dementsprechend ist auch die Viehzucht erheblich. Ihren Hauptsitz hat sie in den grasreichen Strichen des Niederrheins, im sogenannten Kempener Lande. 3. Wein- und Obstbau. Die zahlreichen Zuflüsse des Rheins haben das Schiefergebirge vielfach zerstückelt und tiefe und enge, hundertfach gewundene Talfurchen geschaffen; die steilen Abhänge dieser Täler sind dicht mit Reben bepflanzt und bilden berühmte Wein baubezirke. Es sind die Täler

8. Das Deutsche Reich - S. 57

1905 - Berlin : Mittler
57 — Größe. Es ist etwa ein Drittel so groß wie die Provinz Brandenburg und zählt ungefähr 11/2 Mill. Einwohner. Volksdichte. Dieselbe ist fast überall größer als im Reiche; in Ostthüringen wohnen 136 bis 214 Menschen auf 1 qkm. I. Das thüringische Hügelland. Wie ist es entstanden? Das Gebiet zwischen Harz und Thüringer Wald wird von mehreren Platten ausgefüllt, die sich vor Jahrmillionen nach der Mitte zu all- mählich. senkten »wie die Eisdecke eines großen Sees, der plötzlich ent- leert wird«. Bei diesem Vorgänge wurden die Ränder der Erdschollen nach oben gedrängt; daher zeigt das Innere Thüringens das Bild eines welhgen Hügellandes. Welchem geologischen Zeitalter gehört es a«? Mit Ausnahme des östhchen Teiles, welcher der Tertiärzeit angehört und durch seine Braunkohlenlager von wirtschaftlicher Bedeutung ist, gehört das ganze Becken gleich den drei Stufenländern und der Weser- berglandschaft der Trias an. Wie steht es mit dem wirtschaftlichen Werte des thüringischen Hügellandes? Da die Talmulden meist immer mit dem überaus frucht- baren Löß bedeckt sind und in ihnen ein mildes Klima (+ ^¡2° C) herrscht, so bilden viele von ihnen hervorragende Bodenbaubezirke, wahre Kornkammern und Gemüsegärten. Solche sind: die Unstrutniederung, die Goldene Aue, das Saale- und Werratal, die Göttinger Senke, die Um- gebung von Gotha, Arnstadt, Koburg, Quedlinburg und Erfurt. Der wirtschaftliche Wert Thüringens äußert sich : 1. Im Bodenbau im allgemeinen. Der Roggenbau steht in Thüringen besonders im Osten (Altenburg) von alters her auf hoher Stufe. Eine wahre Kornkammer bildet die »Goldene Aue«, das Gebiet der Helme mit dem sagenumwobenen Kyffhäuser (Nordhausen). Neben dem Roggen erzielt auch der Gerste- und Weizenbau Überschuß über den heimischen Bedarf. Auch der Anbau der Zuckerrübe ist weit verbreitet (Goldene Aue); daneben blüht die Kultur von Gespinst- pflanzen (Hanf, Flachs).

9. Das Deutsche Reich - S. 86

1905 - Berlin : Mittler
86 Die Kreidefelsen Rügens und die Rüdersdorfer Kalkberge bei Berlin zeigen noch heute Schrammen, sogenannte Gletscherschliffe, die Spuren der ehemaligen Gletscherbahn. Die Zeit jener Vergletscherung heißt die Eiszeit. Daß die gewaltigen Gletschermassen nicht nur Felsstücke, die teil- weise die Größe eines Hauses aufweisen, sondern auch ungeheure Schutt- mengen (Moränenschutt), ein Gemisch von Ton, Lehm (Geschiebelehm), Kies und Sand, in unser Vaterland gebracht haben, kann uns nicht wundern. Durch diese Schuttmassen, die sogenannten diluvialen Ablagerungen der Eiszeit, wurden alle Täler und Mulden des »Grundgebirges« (nördlich vom Fuße der Mittelgebirge bis zur Nord- und Ostsee) ausgefüllt. Der Norden Deutschlands erhielt dadurch größtenteils seine gegen- wärtige Gestalt. Aber die festen Eismassen haben nicht allein die Bodenform des norddeutschen Flachlandes geschaffen, sondern es haben auch die schmelzenden Gletschermassen mitgewirkt. Als n am i ich die zunehmende Temperatur der Eiszeit ein Ende be- reitete und die Gletscher an ihrem Siidfuße auftauten, ergossen sich von den mehrere hundert Meter mächtigen Eismassen riesige Wassermengen talwärts. Da ihnen aber im Süden die Mittelgebirge den Weg ver- sperrten, so mußten sie sich nach Westen wenden. Sie gruben ein Riesenbett, das die außerordentlich große Wassermenge in die Nordsee führte. Als in späteren Zeiträumen die Gletscher ihren Fuß noch weiter nach Norden zurückzogen, bildeten sich auch hier noch solche Urströme. Man kann noch heutigentags unschwer drei solcher Urstrombetten er- kennen; sie werden gekennzeichnet durch die ostwestlichen Laufstrecken der Elbe, Oder und Weichsel mit ihren rechten Nebenflüssen. Wie stellt es mit der Fruchtbarkeit und den Erwerbs- verhältnissen im norddeutschen Flachlande? Wie wir soeben gesehen, ist die lockere Erddecke des norddeutschen Flachlandes zwar größtenteils ein Produkt der Tätigkeit gewaltiger nordischer Gletscher, aber zu großem Danke sind die meisten Bewohner des Flach- landes ihnen dafür kaum verpflichtet; denn das Erdreich, das die Gletscher herführten, zeichnet sich keineswegs überall durch hohe Frucht- barkeit aus. Die riesigen Gletscherwasser wuschen nämlich aus dem Moränenschutt vielfach den Sand heraus und überschwemmten große Strecken des norddeutschen Flachlandes mit ihm. Dazu überschüttete auch das Meer noch weite Gebiete der Küsten mit feinem Flugsande, der das Land teilweise völlig unfruchtbar macht. Wo aber der sonst fruchtbare Geschiebelehm zutage liegt, da ist er kalkarm, weil die Atmosphärilien ihn auslaugten. Nur dem Fleiße des norddeutschen Landmannes, der den Boden »mergelt«, ist es zu danken, daß außer in den wenigen von Natur fruchtbaren Gebieten fast überall der Bodenbau betrieben werden kann. Er ist daher auch die Haupt- erwerbsquelle im norddeutschen Flachlande. Unfruchtbare Gebiete. Die sandigen und daher wenig fruchtbaren Gebiete im östlichen Teile des Flachlandes sind vor allem die über 100 km lange und fast 40 km breite Tucheier Heide, die gleich große, im Süden der masurischen

10. Das Deutsche Reich - S. 92

1905 - Berlin : Mittler
92 1800 km. Dadurch ist Deutschland auf die Teilnahme an dem überseeischen Handel und Verkehr direkt hingewiesen. Früh- zeitig hat es darum auch lebendigen Anteil an der ozeanischen Dampfschiffahrt genommen. Zwar ist die deutsche Nordseeküste nur an wenigen Stellen für größere Fahrzeuge zugänglich und nur an den Mündungen der Flußläufe für Seeschiffe fahrbar; doch sind diese wenigen Punkte zur Entwicklung eines ganz bedeutenden überseeischen Handels völlig ausreichend gewesen. Die Ostseeküste ist von ähnlicher Beschaffenheit wie die Nordseeküste. Auch ihr fehlt es im ganzen an Landungs- stellen für Fahrzeuge mit größerem Tiefgange. Dies gilt nament- lich vom östlichen Teile der Küste ausschließlich der O der- und Weichselmündung. Nur im Westen steigt die Küste häufiger steil an und bietet dem Verkehr geräumige Buchten mit tiefen Einfahrten (Förden), unter denen sich diejenigen von Flensburg und Kiel besonders auszeichnen. Die Be- deutung der Küste liegt darin, daß sie Deutschlands Handel und Verkehr mit den Gestadeländern der Ostsee begünstigt. Warum haben die Seeliandelsplätze der Nordseeküste gegen- wärtig gröfsere Bedeutung als die der Ostseeküste? Eine völlige Verkehrsstockung durch Vereisung scheint für die Nordseehäfen so gut wie ausgeschlossen ; dagegen haben die östlichen Hafenplätze der Ostseeküste zuweilen mit einer derartigen Abschließung vom offenen Meere zu rechnen, die nicht selten bis in den April hinein anhält. Demnach sind die Häfen der Nordsee vor ihren Schwestern an der Ostsee infolge ihrer klimatischen Lage begünstigt. Die Nordseehäfen sind auch durch ihre bessere Weltlage vor den Ostseehäfen bevorzugt; denn die Nordsee steht durch das Ärmelmeer in direkter Verbindung mit dem Atlantischen Ozean, der zur Zeit den Hauptschauplatz des Weltverkehrs bildet. Dagegen ist die Ostsee durch die Halbinsel Jütland vom offenen Meer getrennt. Für eine Seehandelsstadt sind zwei Gebiete von großer Bedeutung, nämlich das Erzeugungs- und das Absatzgebiet. Beide werden durch das Hinterland der betreffenden Küste gebildet. Je größer seine Ausdehnung ist, desto besser ist dies für die vorgelagerten Küstenstädte. Da nun Deutsch- lands Breitenausdehnung im Westen am bedeutendsten ist, so sind auch durch diesen Umstand die Nordseehäfen be- günstigt.
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