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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1896 - Leipzig : Hirt
- 40 zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltthtigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsburgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Stauffachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brod haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der - Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen Kopfe der Gattin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war schon lngst, seit der oben erwhnten Drohung Gelers, der Gedanke entstanden, da man eine Verbindung der drei Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches herstellen sollte. Sie kam damit den Absichten ihres Mannes entgegen, der

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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 45

1905 - Leipzig : Hirt
12. Wilhelm Tell. 45 sie zu verderben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Stauffachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da der Bauer Huser baue auf seine eigene Hand und also frei Hinleb', als ob er Herr war' in dem Lande: Ich werd' mich unterstehn, euch das zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden (nach seinem Wohnsitz Melch-tal" genannt) die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, er schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stocke so heftig, da ihm ein Finger zerbrach. Deshalb mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. Eine Frau, die Gattin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheit des Landes gelauscht hatte, war es, die zuerst ihrem Manne gegenber den Gedanken aussprach, da sich die drei noch freien Wald-statte zur Abschttelung des unertrglichen Joches verbinden mten. So Khnes hatte Stauffacher kaum zu denken gewagt. Ihm graute bei der Vorstellung, da des Kaisers berlegene Heerscharen brennend und mordend in die friedlichen Tler eindringen und unsagbares Elend die unausbleibliche Folge des khnen Unterfangens sein wrde. Aber auch diese Bedenken schreckten die tapfere Gertrud nicht. Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt zu führen", entgegnet sie dem bedch-tigen Gatten. Auch die Schweizerin zieht den Tod der Schande vor, nnh teurer als Haus und Hof ist uns die Freiheit. Da zaudert Stauffacher nicht lnger, er begibt sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Be-sonnenheit und Vaterlandsliebe ausgezeichneter Freund lebte, Walter Fürst. Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchtal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer, Vertreter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer verborgenen Wald-wiese in der Nhe des Sees, dem Rtli", bei Nachtzeit zusammenzu-kommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer

2. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 56

1913 - [s.l.] : Hirt
56 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden (nach seinem Wohnsitz Melchtal" genannt) die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heftige Sohn Heinrichs, namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, er schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stocke so stark, da er ihm einen Finger zerbrach. Deshalb mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt war wtend, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und trotzdem dieser der Wahrheit gem versicherte, -er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen..^ ^Gertrud^ Nnn war die Geduld der Schweizer erschpft. Eine Frau, die Stauffacher. @Qttin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war es, die zuerst ihrem Manne gegenber den Gedanken aussprach, da sich die drei noch freien Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches verbinden mten. So Khnes hatte Stauffacher kaum zu denken gewagt. Ihm graute bei der Vorstellung, da des Kaisers berlegene Heerscharen brennend und mordend in die friedlichen Tler eindringen und unsagbares Elend die unausbleibliche Folge des khnen Unterfangens sein wrde. Aber auch diese Bedenken schreckten die tapfere Gertrud nicht. Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt zu führen!" entgegnete sie dem be-dchtigen Gatten. Auch die Schweizerin zieht den Tod der Schande vor, und teurer als Haus und Hof ist uns die Freiheit!" Da zaudert Stauffacher nicht lnger, er begibt sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Besonnenheit und Vaterlandsliebe ausgezeichneter Freund lebte, Walter Fürst. Ust Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchtal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer. Vertreter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer verborgenen Wald-wiese in der Nhe des Sees, dem Rtli". bei Nachtzeit zusammenzu-kommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer Novembernacht (1307) fand die Zusammenkunft statt; als diese 33 herzhaften Männer, durch die Gefahr der Zeit zu der innigsten Freundschaft vereint, beieinander waren, frchteten sie sich nicht vor König Albrecht und nicht vor sterreichs Macht. Sie streckten die Hnde zum Himmel und schwuren:

3. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 56

1910 - Leipzig : Hirt
56 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrichs von der Halden (nach seinem Wohnsitz Melchtal" genannt) bte beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heftige Sohn Heinrichs, namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, er schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stocke so stark, da er ihm einen Finger zerbrach. Deshalb mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt war wtend, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greifen Vater holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und trotzdem dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. Eine Frau, die Gattin Stauffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war es, die zuerst ihrem Manne gegenber den Gedanken aussprach, da sich die drei noch freien Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches verbinden mten. So Khnes hatte Stauffacher kaum zu denken gewagt. Ihm graute bei der Vorstellung, da des Kaisers berlegene Heerscharen brennend und mordend in die friedlichen Tler eindringen und unsagbares Elend die unausbleibliche Folge des khnen Unterfangens sein wrde. Aber auch diese Bedenken schreckten die tapfere Gertrud nicht. Ihr s^d auch Männer, wisset eure Axt zu führen!" entgegnete sie dem be-dchtigen Gatten. Auch die Schweizerin zieht den Tod der Schande vor, und teurer als Haus und Hof ist uns die Freiheit!" Da zaudert Stauffacher nicht lnger, er begibt sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Besonnenheit und Vaterlandsliebe ausgezeichneter freund lebte, Walter Fürst. Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchtal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer, Vertreter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer verborgenen Wald-wiese in der Nhe des Sees, dem Rtli", bei Nachtzeit zusammenzu-kommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer Novembernacht (1307) fand die Zusammenkunft statt; als diese 33 herzhaften Männer, durch die Gefahr der Zeit zu der innigsten Freundschaft vereint, beieinander waren, frchteten sie sich nicht vor König Albrecht und nicht vor sterreichs Macht. Sie streckten die Hnde zum Himmel und schwuren:

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1897 - Leipzig : Hirt
40 Schwyz, Unterwalden und Lnzern sich nnterthnig machen wollte. Sie sollten nicht mehr den jedesmaligen deutschen König, sondern den Herzog von sterreich als ihren Herrn anerkennen. Es war ein Mibrauch seiner kaiserlichen Wrde, da er diese Lande, die zum Reiche gehrten, zu Habs-burgischem Hausbesitz machen wollte. Es gelang ihm zunchst nur, die Brger von Luzern zur Unterwerfung zu bringen. Die Bauern der drei anderen Waldsttte mochten ihre alte Freiheit nicht preisgeben. Ergrimmt versuchte nun Albrecht sie dadurch zu zwingen, da er Landvgte wie es ihm als König zustand in ihr Gebiet schickte, die sie bedrcken und qulen sollten; er hoffte, sie wrden durch die im Namen des Knigs ausgebten Gewaltttigkeiten mrbe ge-macht werden und sich nach einem Schutze umsehen. Diesen gedachte er als Herzog von sterreich ihnen zu bieten. Er wollte ihnen eben die Ein-richtungen des Reiches verleiden und zeigen, da sie unter habsbnrgischer Herrschaft viel glcklicher sein wrden. 2. Zu Vgten hatte er Geler von Bruneck und Beringer von Landen-berg ernannt, zwei herrische und gewissenlose Männer, die sich mit Sldnern umgaben, Burgen erbauten und schon bei geringen Veranlassungen schwere Strafen verhngten. Gerade die angesehensten Männer suchten sie zu ver-derben. Einst ritt Geler vor dem neuerbauten Hause Werner Staussachers, eines begterten Landmannes im Kanton Schwyz, vorber. Hochmtig fragte er nach dem Besitzer und rief diesem drohend zu: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne meine Bewilligung, will auch nicht, da Ihr so frei lebt, als ob Ihr selbst Herren wret; ich werde mich unter-stehen, es Euch zu wehren." Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden, (nach seinem Wohnsitz Melchthal" genannt), die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen: wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heibltige Sohn Heinrichs, Namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stock so heftig, da er ihm einen Finger zerbrach. Darber mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt schumte vor Wut, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater desselben holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und als dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. 3. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. In dem klugen

5. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 56

1910 - Leipzig : Hirt
56 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. Landenberg lie in Unterwalden wegen einer geringfgigen Ursache einem Bauern Heinrich von der Halden (nach seinem Wohnsitz Melchtal" genannt) die beiden besten Ochsen vom Pfluge wegnehmen und ihm sagen, wenn die Bauern Brot haben wollten, sollten sie sich selbst vor den Pflug spannen. Der heftige Sohn Heinrichs, namens Arnold, wollte sich dies nicht gefallen lassen, er schlug den Knecht des Vogtes mit dem Stocke so stark, da er ihm einen Finger zerbrach. Deshalb mute er fliehen, wollte er nicht fr immer eingekerkert werden. Der Vogt war wtend, da ihm der Schuldige entgangen war; er lie den greisen Vater holen, befragte ihn nach dem Aufenthaltsorte des Sohnes, und trotzdem dieser der Wahrheit gem versicherte, er wisse nichts von Arnold, lie er ihm beide Augen ausstechen. Nun war die Geduld der Schweizer erschpft. Eine Frau, die Gattin Stanffachers, Gertrud, die im Hause ihres Vaters, des weisen Jberg, den Gesprchen der Männer der die Geschichte, die Rechte, die Angelegenheiten des Landes gelauscht hatte, war es, die zuerst ihrem Manne gegenber den Gedanken aussprach, da sich die drei noch freien Waldsttte zur Abschttelung des unertrglichen Joches verbinden mten. So Khnes hatte Stauffacher kaum zu denken gewagt. Ihm graute bei der Vorstellung, da des Kaisers berlegene Heerscharen brennend und mordend in die friedlichen Tler eindringen und unsagbares Elend die unausbleibliche Folge des khnen Unterfangens fein wrde. Aber auch diese Bedenken schreckten die tapfere Gertrud nicht. Ihr seid auch Männer, wisset eure Axt zu führen!" entgegnete sie dem be-dchtigen Gatten. Auch die Schweizerin zieht den Tod der Schande vor, und teurer als Haus und Hof ist uns die Freiheit!" Da zaudert Stauffacher nicht lnger, er begibt sich nach Uri, wo ihm in Altorf ein lterer, durch Besonnenheit und Vaterlandsliebe ausgezeichneter Freund lebte, Walter Fürst. Unvermutet traf er dort auch Arnold Melchtal, der hier eine sichere Zufluchtssttte gefunden hatte. Die drei Männer, Vertreter der drei Waldsttte, beschlossen: mit je zehn Gefhrten auf einer verborgenen Wald-wiese in der Nhe des Sees, dem Rtli", bei Nachtzeit zufammenzu-kommen und der die Befreiung des Landes zu beraten. In einer Novembernacht (1307) fand die Zusammenkunft statt; als diese 33 herzhaften Männer, durch die Gefahr der Zeit zu der innigsten Freundschaft vereint, beieinander waren, frchteten sie sich nicht vor König Albrecht und nicht vor sterreichs Macht. Sie streckten die Hnde zum Himmel und schwuren;

6. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 11

1897 - Wismar : Hinstorff
11 7. Die Schweizer. 1. Die Waldsttten Schwyz, Uri und Unterwalden. Die heutige Schweiz gehrte ehemals zum deutschen Reiche. In dem herrlichen Gebirgslande wohnte ein einfaches, krftiges Bauern-und Hirtenvolk, das fromm die alten vterlichen Sitten be-wahrte. Die Gemeinden am Vierwaldsttter See lebten frei unter eigenen Obrigkeiten, keinem andern Herrn als dem Kaiser unterthan. Als nun Alb recht von sterreich, ein habgieriger und herrschschtiger Mann, deutscher Kaiser geworden war, suchte er die Bewohner von Schwyz, Uri und Unterwalden zu Unterthanen seines Hauses zu machen. Da sie sich aber nicht gutwillig fgen wollten, schickte er ihnen bse Männer als Reichsvgte, die sie hart drcken sollten, damit sie durch die Not gezwungen wrden, ihre Freiheit aufzugeben und seiner Herrschaft sich zu unterwerfen. 2. Die Grausamkeit der Vgte. Die Landvgte bauten nun viele Zwingburgen und verbten arge Gewalttaten, die gegen alles Recht waren. Einst ritt der Vogt Geler durchs Land und kam an ein schnes Haus, das sich Werner Stanffacher, ein reicher Landmann aus Schwyz, hatte bauen lassen. Da rief der Vogt zornig: Ich will nicht, da sich die Bauern Huser bauen ohne meinen Willen; ich will mich nicht, da sie so frei leben, als ob sie selbst Herren wren!" Noch schlimmer machte es ein anderer Vogt. Der nahm einem Bauern unl einer geringfgigen Ursache willen ein schnes Gespann Ochsen vor dem Pfluge weg. Als der Bauer dar-ber jammerte, sprach des Vogtes Knecht: Wenn der Bauer Brot essen will, so mag er sich nur selbst vor den Pflug spannen." Darber ward Arnold, der Sohn des Landmannes, zornig. Er schlug deu Knecht mit dein Stocke, da ihm ein Finger brach. Aus Furcht vor Strafe ergriff er die Flucht. Doch der Vogt rchte sich grausam. Er lie dem alten Vater Arnolds beide Augen ausstecken. 3. Der Rtlibnnd. Arnold verbarg sich [in Uri bei Wa Ith et' Fürst. Dahin kam auch Stauffacher; und nun berieten die drei Männer mit einander, wie der Not des Landes und der Gewaltthat der Vgte zu wehren sei, und wie sie lieber sterben wollten, als so schmhliches Joch erdulden. Demnach solle jeder in sein Land gehen und heimlich mit den besten und tapfersten Mnnern reden. Sie thaten also. An einem bestimmten Tage kamen sie dann, jeder von zehn der besten Bewohner begleitet, wieder auf einer ver-Bergenen Wiese zusammen. Man nannte diesen Ort das Rtli. Hier schwuren nun alle Männer, fr die alte Laudesfreiheit zu leben und zu sterben, kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thuu, das Recht des Kaisers zu achten, jedoch das Unrecht der Vgte nicht zu leiden. Man nannte diesen Bund den Rtlibnnd. Dar-nach ging jeder in seine Heimat.

7. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 210

1881 - Oldenburg : Stalling
210 hatte, lebendig aufs Rad geflochten, auf dem er noch drei Tage lebte, während neben ihm seine Ehefrau betend aus sein Verscheiden wartete. Als Herzog Friedrich dem Wten der beiden Frauen Einhalt thun wollte, sagte Elisabeth zu ihm: Du hast den blutigen Leichnam nicht gesehen! Barfu und bettelnd wollte ich durch die Welt gehen, wenn ich deinen Vater noch am Leben wte." Gegen tausend unschuldige Menschen fielen als Opfer der Rachsucht der beiden Knig-innen. An der Stelle, wo Albrecht gestorben, bauten sie das Kloster Knigsfelden, wo Agnes ihr briges Leben zubrachte und mit dem Rufe einer Heiligen starb. In das Todesjahr Kaiser Albrechts fllt die Grndung der Schweizer Eidgenossenschaft. Schon im Jahre 1300 hatte Albrecht den drei sogenannten Waldsttten Schwyz, Uri und Unterwalden den Vorschlag gemacht, ihre freie Reichsunmittel-barkeit mit der Habsburgischen Schirmherrschaft zu vertauschen. Sie wiesen aber insgesamt diesen Antrag zurck und baten um Besttigung ihrer Freiheit und um Sendung eines Reichsvogts. Da ernannte Albrecht zwei Landvgte, denen er bewaffnete Macht beigab. Der eine, Hermann Geler von Bruneck, sa zu Knacht am Luzerner See, der an-dere, Beringer von Landenberg, auf der Burg zu Sarnen. Beide waren herrische bermtige Männer, welche das Landvolk verachteten, durch Steuern und Abgaben drck-ten, und dessen alte Rechte verhhnten. Die kleinsten Ver-gehen wurden hart bestraft und durch diese Strenge die Gemter gereizt. Als Werner Stauffacher sich ein schnes Haus baute, sagte Geler: Ich will nicht, da die Bauern Huser bauen ohne mein Verwilligen, will auch nicht, da ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren wret, ich werde mich unterstehen, es euch zu wehren." Noch schlimmer als Geler hauste Lan-denberg. Einem Bauer aus dem Melchthal in Unterwalden, namens Heinrich, lie er um einer geringen Ursache willen zwei schne Ochsen vom Pfluge nehmen und dazu sagen, die Bauern knnten den Pflug selber ziehen. Da schlug Hein-richs Sohn, Arnold, dem Knechte des Vogts mit dem Stocke zwei Finger entzwei, und als Arnold, darber erschrocken,

8. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 33

1907 - Leipzig : Freytag
33 Arnold so zornig, da er dem Knechte zwei-Finger zerschlug. Er floh ins Gebirge; Landenberg aber lie dem armen alten Vater Arnolds beide Augen ausstechen. der diese und andere Grausamkeiten der Vgte emprt, versammelten sich drei und dreiig wackere Männer aus allen drei Kantonen in einer finstern Nacht auf dem Rtli. Das ist eine einsame Bergwiese am Ufer des Vierwaldsttter Sees. Hier gaben sie sich das feierliche Versprechen, in der nchsten Neujahrsnacht die Vgte aus dem Lande zu jagen. Tells Apfelschu. Unterdessen wollte Geler die Gesinnung des Volkes auf die Probe stellen. Er lie eine Stange errichten mit einem Hute darauf und befahl, da jeder Vorbergehende vor dem Hute die Knie beugen sollte. Ein biederer Landmann, namens Wilhelm Tell, ging mit seinem Shnchen vorber und miachtete den schimpflichen Be-fehl. Ergriffen und vor den Vogt gefhrt, wurde er von diesem dazu verurteilt, feinem fechsjhrigen Knaben einen Apfel vom Kopse zu schieen. Der Vater wollte lieber sterben, als das tun. Aber Geler drohte, beide zu tten, wenn er noch lnger zaudere. Da nahm der gengstigte Vater zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und zielte. Und siehe, Tell tat einen Meisterschu. Getroffen flog der Apfel vom Kopfe, dem Kinde aber war kein Haar gekrmmt. Geler aber fragte finster: ..Wozu war der zweite Pfeil bestimmt?" Tell gab erst eine ausweichende Antwort; dann aber sprach er: So wisse denn: Htte der erste Pfeil das Haupt meines Kindes durchbohrt, fo wrde der zweite dein Herz sicher nicht verfehlt haben." Da wurde Geler zornig; er lie Tell gefesselt in einen Kahn bringen, um ihn auf sein festes Schlo jenseits des Vier-waldsttter Sees zu bringen, wo er weder Sonne noch Mond sehen sollte. Geler selbst stieg mit in den Kahn. Die Befreiung. Als sie mitten aus dem See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm. Tell war ebenso berhmt als Ruderer wie als Schtze. Deshalb befahl Geler, da man seine Fesseln lse, damit er das schwankende Fahrzeug fhre. Tell lenkte den Kahn gegen eine Fels-platte, die am Ufer in den See vorsprang. Als er nahe genug war, lie er das Ruder fallen, griff hurtig nach seinem Bogen und sprang mit einem khnen Satz auf die Platte. Im Abspringen aber hatte er den Kahn weit in die Wellen zurckgestoen. Jedoch konnte sich der erschrockene Vogt noch an einer andern Stelle ans Land retten. Rachedurstig ritt er seines Weges. Da hatte sich in einem Hohlwege Tell mit seinem Bogen aufgestellt. Er frchtete, Geler wrde sich an seinem Weib und seinen Kindern rchen. Um diese zu schtzen, beschlo er, ihn zu tten. Und als er nahe genug gekommen war. scho er ihm den Pfeil durchs

9. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 57

1907 - Leipzig : Freytag
57 Arnold so zornig, da er dem Knechte zwei Finger zerschlug. Er floh ins Gebirge; Landenberg aber lie dem armen alten Vater Arnolds beide Augen ausstechen. der diese und andere Grausamkeiten der Vgte emprt, versammelten sich drei und dreiig wackere Männer aus allen drei Kantonen in einer finster Nacht auf dem Rtli. Das ist eine einsame Bergwiese am Ufer des Vierwaldsttter Sees. Hier gaben sie sich das feierliche Versprechen, in der nchsten Neujahrsnacht die Vgte aus dem Lande 311 jagen. Tells Apfelschu. Unterdessen wollte Geler die Gesinnung des Volkes aus die Probe stellen. Er lie eine Stange errichten mit einem Hute darauf und befahl, da jeder Vorbergehende vor dem Hute die Knie beugen sollte. Ein biederer Landmann, namens Wilhelm Tell, ging mit seinem Shnchen vorber und miachtete den schimpflichen Be-fehl. Ergriffen und vor den Vogt gefhrt, wurde er von diesem dazu verurteilt, seinem sechsjhrigen Knaben einen Apfel vom Kopfe zu schieen. Der Vater wollte lieber sterben, als das tun. Aber Geler drohte, beide zu tten, wenn er noch lnger zaudere. Da nahm der gengstigte Vater zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und zielte. Und siehe, Tell tat einen Meisterschu. Getroffen flog der Apfel vom Kopfe, dem Kinde aber war kein Haar gekrmmt. Geler aber fragte finster: Wozu war der zweite Pfeil bestimmt?" Tell gab erst eine ausweichende Antwort; dann aber sprach er: So wisse denn: Htte der erste Pfeil das Haupt meines Kindes durchbohrt, so wrde der zweite dein Herz sicher nicht verfehlt haben." Da wurde Geler zornig; er lie Tell gefesselt in einen Kahn bringen, um ihn auf sein festes Schlo jenseits des Vier-waldsttter Sees zu bringen, wo er weder Sonne noch Mond sehen sollte. Geler selbst stieg mit in den Kahn. Die Befreiung. Als sie mitten auf dem See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm. Tell war ebenso berhmt als Ruderer wie als Schtze. Deshalb befahl Geler, da man seine Fesseln lse, damit er das schwankende Fahrzeug fhre. Tell lenkte den Kahn gegen eine Fels-platte, die am Ufer in den See vorsprang. Als er nahe genug war, lie er das Ruder fallen, griff hurtig nach seinem Bogen und sprang mit einem khnen Satz auf die Platte. Im Abspringen aber hatte er den Kahn weit in die Wellen zurckgestoen. Jedoch konnte sich der erschrockene Vogt noch an einer andern Stelle ans Land retten. Rachedurstig ritt er seines Weges. Da hatte sich in einem Hohlwege Tell mit seinem Bogen aufgestellt. Er frchtete, Geler wrde sich an seinem Weib und seinen Kindern rchen. Um diese zu schtzen, beschlo er, ihn zu tten. Und als er nahe genug gekommen war, scho er ihm den Pfeil durchs

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 206

1859 - Essen : Bädeker
206 schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und 'Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Müller an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Daraus ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walther Fürst in Allinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm des Landen- berg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Roth des Landes und dem Gräuellder ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnxs das Volk sei. Rach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelisberges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im Herbste des Jahres 1307 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue

11. Geschichts-Bilder - S. 186

1878 - Langensalza : Greßler
186 sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer [te, auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hilfe freizustehen.« Kation wurden sie Eidgenoff en genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brunegg und den Ritter Geringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog aus das Schloß des Königs bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Run wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker , und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: »Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?« Und als Arnold an den Halden von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft würde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: »Bauern können ihren Pflug selber ziehen!« Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat Als nun in den Thälern Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach in dem Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: »Wie lange muß Demuth weinen und Hochmuth lachen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Erben unseres Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirges?« — Da ging schweigend der Werner Stauffaucher hinab zu dem Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei bemselben fand er verborgen den Arnold von Melchthal, welcher vor dem Grimme des Landenberg über das Gebirge entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte, die ihnen der König, zuwiber ihren angestammten Rechten und Frechheiten, gesandt habe. Auch gebachten sie, wie sie gegen die Bosheit der Vögte vergebens geklagt bei dem Könige, und wie biefer selbst ge-brohet, sie müßten trotz Siegel und Briefen alter Kaiser und Könige, ab vom Reiche und der Herrschaft Oesterreichs zugewandt werben. Da nun Gott keinem Könige Gewalt gegeben, auf daß er Unrecht thue, so fei keine anbere Hilfe, als durch Gott und Muth; und der

12. Geschichte des Mittelalters - S. 180

1867 - Mainz : Kunze
180 Vierte Periode des Mittelalters. Die Lewalt-Laudvögte, Herniann Geßler von Bruneck für Uri und Schwyz thätigkenen uni) Beringer von Landenberg für Unterwalden, welche wider das Her- Reichsvögte kommen ihren ständigen Sitz im Lande nahmen und arge Bedrückung ^ten< Landenberg war einem ehrbaren Landmann von Unterwalden, Heinrich von Melchthal, feind und aufsässig, weil dieser für den Reichs- verband eiferte. Melchthal besaß schöne Ochsen. Als sich nun dessen Sohit Arnold einst auf unbedeutende Weise vergangen hatte, wofür er 5 Schillinge Buße entrichten sollte, befahl der g.strenge Landvogt, deni Vater die schönsten Ochsen vom Pfluge wegzunehmen, und wenn der- selbe dawider reden wolle, ihm die Meinung des Landvogts niitzutheilen, daß, wenn die Bauern Brod essen wollten, sie den Pflug selbst ziehen möchten. Der Diener that, wie ihm sein Herr geboten. Darüber er- grimmte der junge, feurige Melchthal, schlug nach dem Knechte des Unzufrteden- Landvogts und brach ihm einen Finger. Aus Furcht vor der Rache ^ An laß Tum' Vogtes floh Arnold zu Walther Fürst von Attinghausen in Uri Widerstand, und fand bei demselben Schutz und gastliche Aufnahme. Als aber Landenberg den Vater nach dem Zufluchtsorte seines Sohnes fragte und dieser ihn: die verlangte Auskunft nicht ertheilen konnte, ließ er den armen, alten Mann greifen und ihm die Augen ausstechen. Zn der nämlichen Zeit kam Wolfenschieß, Laudenbergs Untervogt auf Roßberg, nach dem Dorfe Alzellen in Unterwalden ins Haus des Landmanns Konrad Baumgarten. Hier forderte er von der Frau Baum- gartens ein Bad und benahm sich gegen dieselbe mit so frecher Ungebühr, daß sie um Hülfe rief. Der erschrockene Landmann eilte herbei und erschlug in der Hitze den übermüthigen Junker mit der Axt. Walther Zu Walther Fürst in Altinghausen kam, als eben Arnold von ^Sta'uffache" Melchthal bei demselben weilte, Werner Stauffacher von Steinen in und Arnold Schwyz. Dieser hatte sich in Steinen ein schönes Haus gebaut und 9- Melchthal eines Tages vor demselben, als Geßler, der Landvogt, vorüber ritt. Werner erhob sich und . grüßte höflich; da fragte ihn der Vogt, wem das schöne Haus gehöre. Werner antwortete ehrerbietig: „Herr! Dies Haus ist meines Herrn, des Kaisers, Eigenthum, euer und mein Lehen!" Da entgegnete ihm finster der Vogt: „Hier bin ich Herr an des Kaisers Statt. Ich will nicht, daß ihr Bauern Häuser baut ohne meine Bewilligung, und daß ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren wäret; ich werde euch das wehren." Darnach ritt der Landvogt des Weges weiter. Tie Drohnng Geßlers erregte in Stauffachers Brust gar große Besorgniß, und oft hing er seitdem trüben Gedanken nach.

13. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 144

1872 - Hildburghausen : Nonne
144 Wilhelm Tell. hinterlassen. Allein die Fürsten frchteten die schnell emporstrebende Gre des Habsburg'fchen Hauses und den finftern, harten und abschreckenden Sinn Albrecht's. Sie wichen daher den Antrgen Rudolfs aus. Mi-vergngt verlie dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straburg. Als er die Nhe des Todes fhlte, rief er: Wohlan, nach Speier." Hier, an der Begrbnisttte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis Germersheim, wo er in einem Alter von Tod Rudolf 73 Jahren starb (15. Juli 1291) i). Im Dome zu Speier liegt Nu-1291' I von Habsburg, den man den Wiederhersteller Deutschlands" genannt hat, begraben. 33. Wilhelm Tell 1307. 1. Kaiser Albrecht und die drei Waldsttte. Der Bund auf dem Ntli 1307. 2. Wilhelm Tell 1307. 3. Die Befreiung der Waldst^le 1308. 4. Der Bund der Eid-genossen. Ermordung Kaiser Albrecht de I. 1308. (Das Kaiserhaus der Lurem-burger: Heinrich Vii. 1308 1313.) Schlacht bei Morgarten 1315. (Ludwig Iv. 131347. Karl Iv. 13471378). Schlacht bei Sempach 1386: Arnold Winkelried. Von Kaiser Friedrich dem Ii. waren die drei Waldsttte Schwyz, 'Uri und Unterwaiden 2), da sie sich ihm durch treu geleistete Dienste verpflichtet hatten, zu unmittelbaren Neichslndern erhoben worden (1240). Zum Schtzer und Schirmvogte hatten sie zur Zeit des Interregnum^ den Grafen von Habsburg gewhlt, welcher als deutscher König ihnen die erlangten Freiheiten und Rechte besttigte. Sein Nachfolger im deutschen Albrecht I. Reiche 3; hatte desgleichen gethan. Als nun 1298 Albrecht I. die deutsche v. Oester- Krone errang, schickten die Waldsttte Boten an ihn, auf da ihre Freiheit 1298^-1308 a^erma^ besttigt werde. Albrecht aber machte den Waldsttten den Vor-' schlag, sie sollten ihre Reichsuumittelbarkeit mit der Habsburgischen Schirm-Herrschaft vertauschen. Sie wiesen aber insgesammt diesen Antrag zurck und wiederholten ihre frhere Bitte. Da schickte ihnen Albrecht fter-reichische Amtleute, sie aber wollten, er sollte ihnen Reichsvgte verordnen, die nach alter Sitte in's Land kamen, so oft ihre Thtigkeit nthig war. Nun gab ihnen der König zwei sehafte Landvgte, der eine der Geler genannt, der sollte Schwyz und Uri regieren; gen Unterwalden ordnete er zum Vogt Beringer von Landenberg. Beide waren herrische, ber-mthige Männer, welche das Landvolk verachteten, durch Steuern und Ab-gaben drckten, und dessen alte Rechte verhhnten. Um das Land in Furcht und Gehorsam zu halten, lie Geler in Uri eine Feste bauen, *) Germersheim, Stadt auf dem linken Rheinufer, in der Pfalz (Rhein-baiern). In demselben Jahre, wo Rudolf von Habsburg starb (1291), wurde die letzte Besitzung der Christen in dem heiligen Lande, Ptolemais, von dem Sultan von Aegypten erobert und hiermit halten die Kreuzzge ein Ende. Kursus 2. S. 134 u. Kursus 3. S. 134139. 2) Die sogenannten Waldsttte grenzen mit ihren Gebieten an den durch die Reu gebildeten Vierwaldstttersee. Die Hauptstadt des jetzigen Kantons Schwyz (in Osten) ist Schwyz, die von Uri (in Sdosten) Alldorf, die von Unterwalden (in Sdwesten) Sarnen. 3) Auf Rudolf von Habsburg folgten: Adolf von Nassau 12921298, dann Albrecht I. von Oesterreich 12981308, der Sohn Rudolfs (Kursus 2. <>. 136. und Kursus 3. <s>. 162).

14. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 213

1873 - Essen : Bädeker
218 Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver- schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau (von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich (1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz anfing sich von Deutschland zu trennen. 21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell. (1307). Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg, zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft, und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen

15. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 210

1864 - Essen : Bädeker
210 Unterwalden, und Geßler Laute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schon baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Landenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das .ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum Orte Brunnen am Vierwaldstädtersee und fuhr über das Wasser nach Uri zu Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er Arnold von Melchthal verborgen. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel de-, ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit, dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschloffen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis- berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus- gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh- nungen wett. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im November des Jahres 1007 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände

16. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 218

1872 - Essen : Bädeker
218 Oberwälden, und Geßler Laute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum Orte Brunnen am Vierwaldstädtersee und fuhr über das Waffer nach Uri zu Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er Arnold von Melchthal verborgen. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis- berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus- gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh- nungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im November des Jahres 1307 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände

17. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 212

1853 - Essen : Bädeker
212 schm Reiche verbundenen Schweizer, veranlaßte diese zu einer Em- pörung, in welcher sie jene Unabhängigkeit von Deutschland erkämpften, welche bis heute noch besteht. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone von Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen alle und jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe Leizustehen." Davon wurden sie Eidgenossen genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichs- vögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drück- ten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brun- negg und den Ritter Bering er von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. 'Lan- denberg zog auf das Schloß dea Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbei- ritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauern- volk so schön baue?" Und als Arnold Anderhalden von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers, um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er in's Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Vol- kes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, son- dern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hoch- muth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffacher Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leib- eigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Daraus ging schweigend der Werner Stausfacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walter Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm des Lan- denberg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der

18. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 54

1907 - Leipzig : Voigtländer
54 27. Die Schweizer Eidgenossen. 2. Die Landvgte. Die Vgte bauten Zwingburgen im Lande, bten arge (Bernalttaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzhlt die Sage, der Vogt (5efrier an einem neuen schnen Hause vorber, das sich Zdernerstauffacher erbaut hatte, ein begterter Landmann von Schrot^. Ich will nicht," rief der Vogt zornig, da die Bauern Huser ohne meine Erlaubnis bauen, will auch nicht, da sie leben, als ob sie selbst Herren wren - ich werde mich unterstehen, ihnen das zu wehren." Noch rger machte es ein andrer Vogt. Einem Bauer aus dem Xttelchtax in Unterwalden lie er um geringer Ursache willen ein Gespann schner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: Xdenn die Bauern Brot essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, so da ihm ein Anger zerbrach. Rus Furcht vor Strafe ergriff Hrnold die Flucht. Doch der Vogt rchte sich grausam an dessen Vater: er lie dem alten Manne beide Rgen ausstechen. 3. Der Rtltbun. Hrnold verbarg sich in Xx ri bei Xd alt her 5 r st, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schrenz; und die drei beschlossen, jeder solle mit zuverlssigen, beherzten Mnnern des Landes sprechen und zu erfahren suchen, wie das Volk gesinnt sei, und ob es fr seine Freiheit und Sicherheit kmpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefhrten begleitet, des Nachts auf einer kleinen Xdiese am See zusammen, die das Rtli genannt wurde, weil dort die Xdaldung ausgerodet war. hier auf dem Rtli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, die Freiheit des Landes mit Gut und Blut zu verteidigen. 4. Wilhelm Xltll. Unterdessen stieg der bermut des Vogtes Geler immer hher. (Eines Tages lie er in Xxri den sterreichischen herzoghut auf eine Stange hngen und befahl, wer vorbergehe, solle dem Hute (Ehrerbietung erweisen. Rber Xvilhelm Teil, so erzhlt die Sage, ging mit seinem Knaben vorber und beugte sich nicht. Sogleich fhrten ihn die Xdchter gefangen zum Vogt. Der sprach: Wohlan, Teil, du bist ein guter Schtze, so schiee denn einen Rpfel vom Kopfe deines Shnleins; fehlst du beim ersten Schu, so kostet es dich das Leben." Teil bat flehentlich, ihm diesen Schu zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu tten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Rpfel auf den Kopf und fhrten den Schtzen an seinen Platz. Da holte Teil zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und scho. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Rpfel dem Knaben vom Haupte. Rlles Volk jauchzte

19. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 54

1911 - Leipzig : Voigtländer
54 27. Die Schweizer Eidgenossen. 2. Die Landvgte. Die Vgte bauten Zwingburgen im Lande, bten arge Gewalttaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzhlt die Sage, der Vogt eftler an einem neuen schnen Hause vorber, das sich Werner Stausfacher erbaut hatte, ein begterter Landmann von Schwyz. Ich will nicht," rief der Vogt zornig, da die Bauern Huser ohne meine (Erlaubnis bauen, will auch nicht, da sie leben, als ob sie selbst Herren wren; ich werde mich unterstehen, ihnen das zu wehren." Noch rger machte es ein andrer Vogt. Einem Bauer aus dem Ittelchtal in Unterwalden lie er um geringer Ursache willen ein Gespann schner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darber jammerte, sagte des Vogtes Kriecht: Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mgen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, so da ihm ein Anger zerbrach. Rus Furcht vor Strafe ergriff Rrnold die Flucht. Doch der Vogt rchte sich grausam an dessen Vater: er lie dem alten Manne beide Rgen ausstechen. 3. Der Riitlibund. Rrnold verbarg sich in Uri bei U) alt her Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam auch Stauffacher aus Schwyz - und die drei beschlossen, jeder solle mit zuverlssigen, beherzten Mnnern des Landes sprechen und zu erfahren suchen, wie das Volk gesinnt sei, und ob es fr seine Freiheit und Sicherheit kmpfen wolle. Bald darauf kamen sie, von getreuen Gefhrten begleitet, des Nachts auf einer kleinen tdiefe am See zusammen, die das Rtli genannt wurde, weil dort die Waldung ausgerodet war. hier auf dem Rtli leisteten die Schweizer den heiligen Schwur, die Freiheit des Landes mit Gut und Blut zu verteidigen. 4. Wilhelm Tell. Unterdessen stieg der bermut des Vogtes Geler immer hher. Eines Tages lie er in Uri den sterreichischen herzoghut auf eine Stange hngen und befahl, wer vorbergehe, solle dem Hute Ehrerbietung erweisen. Rber Wilhelm Teil, so erzhlt die Sage, ging mit seinem Knaben vorber und beugte sich nicht. Sogleich fhrten ihn die Wchter gefangen zum Vogt. Der sprach: Wohlan, Cell, du bist ein guter Schtze, so schiee denn einen Rpfel vom Kopfe deines Shnleins - fehlst du beim ersten Schu, so kostet es dich das Leben." Cell bat flehentlich, ihm diesen Schutz zu erlassen. Umsonst, der Vogt drohte, ihn samt dem Knaben zu tten, wenn er nicht gehorche. Die Landsknechte banden das Kind, legten ihm den Rpfel auf den Kopf und fhrten den Schtzen an seinen Platz. Da holte Teil zwei Pfeile aus dem Kcher, legte einen auf den Bogen und scho. Und wirklich, mitten durchbohrt flog der Rpfel dem Knaben vom Haupte. Rlles Volk jauchzte

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 245

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 245 — Sitten bewayrte. Die Gemeinden am Vierwaldstätter See lebten frei unter eigenen Obrigkeiten, keinem andern Herrn als dem Kaiser Unterthan. Als nun Albrecht von Österreich, der Sohn Rudolfs von Habsburg, ein habgieriger, herrschsüchtiger Mann, deutscher Kaiser geworden war, suchte er diese Orte, die sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden, zu Unterthanen seines Hauses zu machen. Da sie aber diesem Plane widerstrebten und bei ihren uralten Freiheiten beharren wollten, setzte er ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute, die sie drücken und quälen sollten, damit sie endlich aus Not ihre Selbständigkeit aufgäben und der österreichischen Herrschaft sich fügten. 2. Die Grausamkeit der Landvögte. — Die Vögte bauten Zwingburgen im Lande, übten arge Gewaltthaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzählt die Sage, der Vogt Geßler an einem neuen, schönen Hause vorüber, das sich Werner Stauffacher, ein begüterter Landmann von Schwyz, erbaut hatte. „Ich will nicht," rief der Vogt zornig, „daß die Bauern Häuser bauen ohne mein Verwilligen, will auch nicht, daß ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren wäret; ich werde mich unterstehen, euch das zu wehren." Noch ärger machte es der andere Vogt im Lande. Einem Bauer aus dem Melchthal in Unterwalden ließ er um geringer Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darüber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mögen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, daß diesem ein Finger brach. Aus Furcht vor Strafe ergriff er die Flucht. Doch der Vogt rächte sich grausam an Arnolds Vater: er ließ dem alten Manne beide Augen ausstechen. 3. Der Rütlibund. — Arnold verbarg sich in Uri bei Walther Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam nun auch der Stauffacher aus Schwyz; und die drei Männer redeten mit einander von der Not des Landes und der Bosheit der Vögte, und wie sie eher sterben möchten, als so schmähliches Joch dulden. Darum beschlossen sie, jeder solle mit vertrauten,