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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 7

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 7 — Maingegend. Etwa 2/s der Oberfläche des Regierungsbezirks ist mit Wald bedeckt. Nassau ist eines der waldreichsten Länder Deutschlands. 6. Bewohner. Verwaltung. Einteilung. Der Regiernngsbezirk Wiesbaden hat 1213 000 Einwohners. Er ist im allgemeinen dicht bevölkert. Auf 1 qkrn kommen im Durchschnitt 216 Bewohner. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den Talgegenden, besonders am Main, Rhein, an der Lahn, Ems und Elb. Hier liegen die meiste» großen Ortschaften. Weniger bevölkert sind die Gebirgs- gegenden. Die Bewohner des Regieruugsbezirks heißeu im allgemeinen Nassauer. Sie gehören dem fränkischen Stamme an und bilden einen kleinen Teil des deutschen Volkes. Ihre Haupterwerbszweige siud Laud- Wirtschaft, Viehzucht, Bergbau, Obst- und Weinbau, Gärtnerei, Schiff- fahrt, Fischfang, Gewerbe, Handel, Wissenschaft und Kunst. Die meisten Bewohner gehören der christlichen Religion an. 3/s derselben bekennen sich zur evangelischen, 2/ö zur katholischen Kirche. Die wenigen Juden (*/34) leben im Lande zerstreut. Für Schulbildung ist in unserem Regie- rungsbezirke gut gesorgt. Fast jedes Dörfchen hat feine Volksschule. Höhere Schulen finden sich in allen größeren Städten. Die oberste Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist die Regierung zu Wiesbaden. Sie besteht aus Abteilungen mit Regierungs« raten, an deren Spitze der Regiernngspräsident steht. Der Bezirk wird eingeteilt in 17 Kreise, die nach Größe und Einwohnerzahl sehr ver- schieden siud. An der Spitze des Kreises steht der Landrat; er wobnt in dem Kreishauptort. Die höchste Gerichtsbehörde ist das Oberlaudesgericht zu Frankfurt. Landgerichte sind zu Frankfurt, Wiesbaden und Limburg. Die Laudgerichtsbezirke zerfallen in Amtsgerichtsbezirke; zu letzteren ge- hört eine Anzahl Ortschaften. 7. Die Kreise mit den wichtigsten Ortschaften. Der Regierungsbezirk zählt gegen 1000 Gemeindeverbände. Diese zerfallen in Stadtgemeinden (Städte) und Landgemeinden (Flecken und Dörfer). Einzeln liegende Gebäude siud: Höfe, Mühleu, Fabriken, Hütten- werke, Gruben, Schlösser, Burgen, Klöster, Kirchen usw. Wir merken uns nur die bedeutendsten Orte. 1. Stadtkreis Wiesbaden. Derselbe liegt am Südabhang des Tamms und besteht nur aus der Stadt Wiesbaden mit ihrer großen Gemarkung. Wiesbaden, ehemals i) Nach der Volkszählung von 1910.

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 33

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 33 — schen Hof nach Brüssel. Durch seine großen Geistesgaben und sein freundliches Wesen gewann er bald die Liebe und das Vertrauen des Kaisers und des nieder- ländischen Volkes. Der Nachfolger des Kaisers war Philipp Ii. von Spanien, ein finsterer Mann. Gegen diesen war das niederländische Volk mißtrauisch; es fürchtete, daß der König ihm seine Rechte nähme. Mit Gewalt suchte der König die Aufregung des Volkes niederzudrücken. Er schickte seinen Feldherrn, den Herzog von Alba, mit einem Heere nach Holland. Alba hauste unumschränkt in dem unglücklichen Lande. Viele Tausende von Niederländern verließen die Heimat. Auch Wilhelm von Oranien flüchtete sich nach Dillenburg. Hier erschienen im folgenden Jahre nach seiner Flucht die Abgesandten der Nie- derlande, um ihn zu ihrer Rettung auszufordern.svor den Ruinen des Dillen- burger Schlosses steht noch jetzt die Linde, unter wel- cher Wilhelm von Oranien die Gesandtschaft empfing.) Wilhelm versprach, mit seinen Brüdern Gut und Blut für die Niederlande einzusetzen. Sein Ver- sprechen hat er redlich ge- halten. Der ältere Bruder Wilhelms rüstete ein Heer aus i drei jüngere Brüder fielen im Kampfe tür die niederländische Freiheit. Nach langen und schweren Kämpfen machten sich die nördlichen Provinzen der Niederlande vom spani- schen Joche frei und er- wählten Wilhelm von Oranien zu ihrem Statt- Milhelm von Dramen. Halter. Dieser fürchtete immer, auf Anstiften Philipps Ii. getötet zu werden; denn dieser hatte einen hohen Preis auf sein Haupt gesetzt. Was Wilhelm geahnt, ging in Erfüllung. Der große Oranier wurde am 10. Juli 1584 zu Delft von einem Fran- zosen ermordet. An seine Stelle trat sein siebzehnjähriger Sohn Moritz von Oranien, der balb einer der größten Feldherren wurde. Die Nachkommen der Oranier sitzen heute noch auf dem holländischen Königsthron. • Ein stattliches Denkmal für Wilhelm von Oranien ist der 40 m hohe Wilhelmsturm. Er ist ans den Trümmern des von den Franzosen zerstörten Dillenburger Schlosses erbaut. Sein Inneres ist zu einem Museum eingerichtet und enthält Andenken an den großen Oranier. Herborn, altertümliche Stadt an der Dill, hatte früher eine Universität (Hochschule), an deren Stelle seit 1317 ein evangelisches Predigerseminar getreten ist. 1607 hauste hier die Pest so schrecklich, daß die meisten Bewohner der Stadt starben. H. ist Eisenbahnknotenpunkt und hat eine Irrenanstalt. Wollweber, Regierungsbezirk Wiesbaden. Zj

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 35

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 35 — An der Eder sind die Flecken Hatzfeld, Battenberg und ^Dodenau zu erwähnen. Den nördlichsten Punkt des Regierungsbezirks bildet Bromskirchen. Südlich von Gladenbach (Flecken) hat der Kreis einen Ausläufer mit dem Flecken "'Königsberg und dem Dünsberge. Dieser ist ein schöner, waldbedeckter Kegel. Sein Gipfel ist mit mächtigen Ring- wällen umgürtet, welche wahrscheinlich von den alten Deutscheu zum Schutze gegen Feinde angelegt sind. 8. Erzeugnisse (Produktes. Es sind dies teils Natur-, teils Kunstprodukte. Erstere werden durch die Natur hervorgebracht; letztere entstehen durch den Kunstfleiß der Meuscheu. Mit allen wichtigen Erzeugnissen der Natur ist Nassau reich gesegnet. Seine Bewohner können stolz sein auf die 7 berühiuteu „W" ihres Landes: Wasser, Wein, Weizen, Wiesen, Wald, Wild und Wege. Auch die Industrie, d. i. die Herstellung der Kunstprodukte aus deu Rohstoffen, hat einige hervorragende Zweige aufzuweisen. Die be- deuteudste Industrie ist in Höchst, Griesheim, Frankfurt, Biebrich und im Kannenbäckerlande. 1. Produkte ans dem Tierreich. Einen bedeutenden Erwerb der Bewohner bildet die Viehzucht. Auf dem Westerwalds ist die Rindvieh- zncht hervorragend. Dagegen stndet man im Taunus und iu den Getreide- gegenden die meisten Pferde. Im übrigen kommen die gewöhnlichen Haustiere vor. An Wild findet man: Hirsche, Rehe, Hasen, Wild- schweine, Füchse, Dachse, Wildkatzen, Feld- und Auerhühner Die einzige Giftschlange Deutschlands, die Kreuzotter, kommt in Nassau nicht vor. Giftlos sind die Nattern. Die gelbliche Natter lebt nur bei Schlangenbad. Selten ist auch die Würfeluatter, die sich nur an der uutereu Lahn und namentlich an den warmen Quellen von Ems vorfindet. Von den Fischen ist die Forelle in allen klaren Bächen gemein. In Fischteichen werden besonders Hechte und Karpfen gezogen. In den Flüssen kommen vor: Hechte, Aale, Salme oder Lachse und Störe. Salme werden hauptsächlich bei St. Goarshausen und Braubach gefangen. Sie waudern wie die Störe aus dem Meere in den Rhein. Der Stör ist der größte unserer Fische. Er wird bis 2 m lang und gegen 100 kg schwer. Die Bienenzucht wird überall gepflegt. . Das Leder, ein Kuustprodukt, wird durch Gerben aus Tierhäuten gewonnen. Gerbereien sind hauptsächlich in Idstein, Limburg, Diez, Herborn, Dilleuburg und Haiger. 2. Produkte aus dem Pflanzenreich. Die wichtigsten sind: Ge- treide, Kartoffeln, Obst, Wein, Flachs, Hopfen und Holz. Getreide Siehe die Bemerkung zu Abschnitt 5! 3*

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 37

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 37 — Bezirke manche Erzeugnisse, welche eingeführt werden müssen. Gegenstände der Einfuhr sind z. B. Salz, Steinkohlen, Petroleum, Kolonialwaren u. dergl. An- und Verkauf der Produkte bilden den Handel. Durch die Beförderung der Personen, Güter. Briefe und Nachrichten nach anderen Orten und Ländern entsteht der Verkehr. Er findet auf den Verkehrs- wegen statt. Diese sind: die Wasserstraßen, Landstraßen, Eisenbahnen, Telegraphen (Fernschreiber) und Telephone (Fernsprecher). Die ältesten Verkehrswege sind die Wasserstraßen oder schiffbaren Flüsse. Nassau zählt deren drei: Rhein, Main und Lahn. Der Rhein, ein sehr wichtiger Verkehrsweg, wird von vielen und großen Güter- und Personenbooten befahren. Die Güterboote bringen besonders Kohlen- und Kolonialwaren vom Niederrhein, die Personenboote viele Reisende, welche die schönen Rheinnser kennen lernen wollen. Das erste Dampfboot ans dem Rhein fuhr im Jahre 1824. Heute befahren über 1000 Dampfboote den Strom. Zum Schntze der Schiffe im Winter sind bei Schierstein, St. Goarshausen und Oberlahnstein große Häfen angelegt. Auf dem Maine fahren große Kähne, Dampfboote und viele Flöße. Letztere, Bauholz bringend, werden oft bei Mainz zu großen Flößen vereinigt, welche den Rhein hinab bis nach Holland gehen. Seitdem man von der Mündung des Maines bis über Frankfurt einen Kanal angelegt hat, können große Rheinfchiffe bis zu dieser Stadt gelangen. Die Lahn wird bei Wetzlar schiffbar und zwar für Kähne. Von Weilburg an ist sie kanalisiert. Die früher sehr be- deutende Lahnschifffahrt hat seit dem Bau der Lahnbahn viel verloren. Mehrere hundert Kähne beförderten auf dem Flusse hauptsächlich Eisen- erze. Jetzt ist die Schifffahrt fast gauz eingestellt. Ans den Landstraßen verkehren seit dem 16. Jahrhundert die Postwagen. Erst im vorigen Jahrhundert wurden Eiseubahuen angelegt. Eisenbahnen. (Man lasse sämtliche früher genannte Orte angeben, welche von den Eisen- bahnen berührt werden.) Die meisten Eisenbahnen laufen von der größten Stadt des Regie« ruugsbezirks, von Frankfurt a. M. aus nach allen Richtungen. Es sind fol- gende 11 Bahnlinien. 1. Die Hauptbahn Franksnrt-Wiesbaden-Köln oder Rechtsrheinische Eisenbahn. Zu derselbe» gehören als Teilstrecken die ehemalige Taunus- bahn auf der rechten Main- und Rheinseite von Frankfurt über Höchst und Kastel nach Wiesbaden und die ehemalige Nassauische Rheinbahn von Wiesbaden auf dem rechten Rheinnfer hinab über Biebrich, Rüdes- heim und Lahnstein nach Koblenz. Die Taunusbahn, eine der ersten deutschen Eisenbahnen, ist schon seit 1839 im Betrieb. Zweigbahnen sind die Nebenbahn Höchst-Soden, die Kleinbahnen Höchst-Königstein,

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 40

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 40 bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien, große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht. Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem Niederländ. Kirche. ßatiaa. Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen- akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe. Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben. Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt. Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf- schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 43

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 43 — Schmalkalden hat schöne Berge mit malerischen Tannen- und Felsgruppen, Höhlen und Schluchten, Erz- und Steingruben. Der Feldbau ist meist kümmerlich. Berg-, Hütten- und Hammerwerke ernähren hauptsächlich die zahlreiche Bevölkerung. Die Schmalkalder sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag voll Betriebsamkeit und Fleiß. Das fröhliche Volk zeigt wie alle Thüringer große Vorliebe für Gesang und Musik. Die Kreis- stadt Schmalkalden liegt im engen Tale der Schmalkalde. Sie zählt gegen 9000 Einwohner. Schmalkalden ist von vielen Hütten- und Hammer- werken umgeben. Seine Bewohner ernähren sich fast nur durch Anferti- gnng von Stahl- und Eisenwaren, und durch diese ist die Stadt berühmt. Schmalkalden besitzt die größten Eisenwerke Hessens. Die Stadt wandte sich schon frühe der Reformation zu. 1531 schloß man hier den schmal- kaldischen Bund, in welchem sich die evang. Fürsten zu gegenseitigem Bei- stand gegen etwaige Angriffe der Katholiken verpflichteten. 1537 erließen hier Luther, Melanchthon und andere protestantische Theologen Religions- sätze, die Schmalkalder Artikel. In Schmalkalden ist Karl Wilhelm, der Komponist des Liedes „Die Wacht am Rhein" geboren und begraben. Sein Denkmal ziert die Stadt. In der Nähe von Schmalkalden sind der Stahlberg und die Mommel mit den bedeutendsten Eisenbergwerken des Thüringerwaldes und unseres Bezirks. Die Gewinnung und Verarbeitung ihres vorzüglichen Eisens ist eine Hauptuahruugsquelle der Schmalkalder. Daher wird der Stahlberg „die Brotkammer Schmalkaldens" genannt. Brotterode, Flecken am Fnße des Jnselsbergs, ist der höchstliegende Ort des hessischen Thüringerwaldes. Es hat Tabaksfabriken und lebhaften Handel mit Schmalkalder Eisenwaren. Von hier zieht sich das schöne Trusetal nach der Werra hinab. Die malerischste Stelle ist bei dem Dorfe Herges, wo Felsen das Tal einengen. Über diese stürzt die Truse in einem künstlich angelegten Wasserfalle gegen 50 in hoch herab. Im frucht- baren Werratale liegen die beiden Flecken ^Herrenbreitungen und Barch- feld. Sie treiben Tabaksbau. Barchfeld liegt ganz abgesondert vom Kreise. Im südöstlichen Teile des Kreises hat Steinbach-Hallenberg (Flecken) seine prächtige Lage. Von da zieht sich über ^Oberschönau hinaus ein herrlicher Tatgrund, der Kanzlersgrnnd, welcher mit schönen Wiesen und großartigen Felsen geschmückt ist. *Leid und Freud der Oberschönauer Musikanten (Sage). Vor vielen, vielen Jahren kam einmal eine arme Musikantengesellschast zur Kirmes nach Oberschönau, um da zum Tanze aufzuspielen. Aber es waren der Spielleute schon so viele da, daß man die neuen Gäste überall zurückwies. Und als nun die armen Leute mit leeren Ranzen und mit leeren Magen zurückkehrten, da leuchtete ihnen der große Hermannsberg mit seiner im Sonnenlichte schimmernden Steinkrone auf dem Haupte so schön entgegen, daß es sie hinaufzog wie mit Zauber- gewalt. Die Menschen im Tale hatten nichts von ihnen wissen wollen, da gedachten

7. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 45

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 45 — Das sollte sogleich jede Krankheit heilen; wer aber argwöhnisch sei, den sollte es wild und rasend machen. Ohne etwas Schlimmes zu ahnen, gab Helmburg ihrem Gemahle das Tränklein. Kaum aber hatte dieser es gekostet, so fing er an schrecklich zu wüten und zu rasen. Er drohte alle zu töten, und auch Helmbucg mußte vor ihm fliehen. Der Graf glaubte nämlich, seine Gemahlin habe ihm Gift gereicht. Obwohl sie ihre Unschuld beteuerte, verurteilte er sie zum Tode. Die Gräfin mußte mit ihrer treuesten Dienerin einen Wagen besteigen, der mit wilden Rossen bespannt war. Diese jagten in wildem Laufe über Berg und Tal, bis sie um Mittag ermattet an einem Bächlein hielten, um zu trinken. Da sprang Helmburg mit ihrer Dienerin schnell aus dem Wagen ins Wasser. Bei dem Sprunge kam ihr ein Fischlein in die hohle Hand. Das nahm sie mit ans Ufer, dankte auf den Knieen Gott für ihre Rettung und gelobte, an dieser Stelle ein Kloster zu bauen. Dieses wurde um 950 gegründet. In demselben diente die fromme Helmburg Gott bis an ihr Ende. Sie nannte das Kloster Fischbeck zum Andenken daran, daß ihr ihm Bache das Fischlein in die Hand geraten war. In der alten schönen Klosterkirche befindet sich noch eine alte gewirkte Decke, auf welcher die ganze Begebenheit bildlich dargestellt ist. Die Stadt Obernkirchen am Fuße des Bückebergs hat bedeutende Steinkohlenbergwerke und Steinbrüche. Am Fuße des Deister finden wir das Städtchen Rodenberg mit Saline und Solbad und das berühmte Schwefelbad Nenndorf. Beide Orte sind wie Obernkirchen am Rande der Norddeutschen Tiefebene gelegen. Der nördliche Teil des Kreises ge- hört schon zu dieser Tiefebene und bildet die tiefstgelegene Gegend Hessens. Tiefster Ort ist das Dorf Jddensermoor, nur 47 m über dem Meeres- spiegel. Sachsenhagen ist die nördlichste Stadt unseres Regierungsbezirks. Das Dorf Haste erwähnen wir als Eisenbahnknotenpunkt. 8. Erzeugnisse (Produktes. Es sind dies teils Natur- teils Kunstprodukte. Erstere werden durch die Natur hervorgebracht; letztere entstehen durch den Kunstfleiß der Menschen. Mit allen wichtigen Erzeugnissen der Natur ist Hessen gesegnet. Auch die Industrie, d. i. die Herstellung der Kunstprodukte aus den Roh- stoffen hat einige hervorragende Zweige aufzuweisen. Die bedeutendste Industrie ist in den Städten Kassel, Hanau, Fulda, Hersfeld, Schmal' kalden und Eschwege. 1. Produkte aus dem Tierreich. Einen bedeutenden Erwerb der Bewohner bildet die Viehzucht. Vortreffliches Rindvieh zieht man an der Rhön, am Vogelsberg, an der Schwalm und im Kreise Rinteln. Schöne Pferde gibt es hauptsächlich in der Maingegend, im Schwalm- grund, bei Kassel und an der Weser. Im übrigen kommen die gewöhn- lichen Haustiere vor. An Wild findet man: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Füchse, Dachse, Wildkatzen, Feld- und Auerhühner. Die einzige Giftschlange Deutschlands, die Kreuzotter, kommt in manchen Ge- genden häufig vor, z. B. im Thüringerwald und in der Rhön. Giftlos n Siehe die Bemerkung zu Abschnitt 5!

8. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 52

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 52 — Taunusgebirge und Vogelsberg aus, legten zur Befestigung derselben feste Ztandlager oder Kastelle an und zwangen die deutschen Völkerstämme zur Zahlung von Tribut. Die Mattiaker, ein chattisches Volk, welche nach dem Rheine hin vorgedrungen waren, gerieten in Abhängigkeit von den Römern. Ihre Hauptstadt war Mattiäcum, das heutige Wiesbaden, dessen warme Quellen den Römern schon bekannt waren. Niemals vermochten indes die Römer das Land der Chatten ans die Dauer unter ihre Herr- fchaft zu bringen; deshalb finden sich auch im nördlichen Hessen nirgends Reste römischer Bauwerke. Römische Überreste. Ein großartiges Werk der Römer war der Grenzwall oder Pfahlgraben, dessen Spuren heute noch auf weite Strecken zu sehen sind. Er überschritt Berge und Täler, lief vom Rheine aus über den Taunus, durch die Wetterau und am Vogelsberg her bis an die Mündung der Kinzig. Derselbe bestand aus einem tiefen Graben mit einem Erdwalle, der oben mit Pfählen oder Pallisaden besetzt war. Auf der inneren Seite befanden sich in gewissen Entfernungen von einander Wachtposten, Türme und Kastelle. Die Grundmauern eines Kastells sind noch heute bei Großkrotzenburg zu sehen. Der Pfahlgraben sollte das römische Gebiet gegen Überfälle der Germanen schützen. Bei Großkrotzenburg und an anderen Orten hat man römische Altertümer ausgegraben und zwar: Waffen, Werkzeuge, -Tongefäße, Münzen, Steine mit Inschriften u. dergl. Als die Römer bis an die Weser vordrangen, und der römische Statthalter Varus den Germanen römische Sprache, Sitten und Gesetze aufzwiugen wollte, da vereinigten sich mehrere Völkerschaften unter Hermann dem Cheruskerfürsten zum Widerstaude. Varus wurde iu der dreitägigen Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) vollständig geschlagen, und Deutschland war bis zu dem Rheine und dem Psahlgraben wieder srei. An dem Befreiungskampfe nahmen auch Chatten teil. Diese mußten dafür später die Rache der Römer empfinden. Der römische Feldherr Germanicus fiel im Jahre 15 n. Chr. in ihr Land ein, zerstörte ihren Hauptort Mattium und nahm die Gemahlin ihres Fürsten Arpus gefangen. Hiermit endeten die Kriegszüge der Römer ins innere Deutschland. Diese konnten auf die Dauer ihre Grenzen nicht behaupten. Im fünften Jahrhundert hörte ihre Herrschaft am Rheine auf. Die Kranken. Feste Wohnsitze. Gauverfassung. Im vierten Jahrhundert begann die große Völkerwanderung, ein beständiges Hin- und Herziehen der meisten deutschen Völker. Dieses Wandern hörte erst auf, als gegen Ende des fünften Jahrhunderts die Völkerschaften feste Wohnsitze einnahmen. Die Franken, ein mächtiger Volksstamm, der durch die Vereinigung der Chatten und Sigambrer ent- stand, wurden Herren unserer Gegend. Aus dem Namen Chatten bildete

9. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 25

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 25 — der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen» Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor. Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen Volkstracht der Schwälmer. treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt. Dort liegt er auch begraben. Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen- Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt. Der Schwalmgrund und die Schwälmer. Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die

10. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 3

1887 - Leipzig : Kesselring
3 A. Die Attesten Völker. 2. Chinesen. 1. Charakter und Kultur des Chinesischen Staats. 2. Erziehung, Sprache, Sitten. 3. Religion des Konfutse. 1. In dem groen Kaiserreiche China im stlichen Asien lebt seit Der Chine-den ltesten Zeiten ein Volk mongolischer Abkunft, das Jahrtausende lang flf Staat, unverndert dieselbe Kultur und dieselben Einrichtungen festgehalten hat und erst in der Gegenwart dem europischen Einflu sich zu ffnen beginnt. Der Mangel einer fortschreitenden Entwicklung beruhte teils auf dem zhen Charakter des Volks, das am Gewohnten und berlieferten festhielt, teils rhrte er daher, da das Reich durch Gebirge, Meere und die hohe, etwa 3000 Kilometer lange Chinesische Mauer (seit 212 vor Chr.) von dem Verkehre mit fremden Vlkern ausgeschlossen blieb, teils endlich hatte er seinen Grund in den politischen Einrichtungen. Der mit unumschrnkter Gewalt ausgerstete, fast gttlich verehrte Kaiser und der zahlreiche Stand bevorzugter Aristokraten, der Mandarinen, hielten nmlich das geknechtete Volk bei dem Herkmmlichen fest und ent-rckten ihm alles Neue. Die Chinesen konnten somit von den Erfahrungen fremder Nationen keinen Gebrauch machen und blieben hinter anderen Vlkern in der Bildung zurck, obgleich sie schon in alten Zeiten mit dem Kompa, dem Schiepulver und mit einer Art Bcherdruck bekannt waren. Selbst in der Industrie knnen sie sich mit den westlichen Kul-turvlkern nicht mehr messen, so sehr sie auch von jeher wegen ihrer Ge-schicklichkeit im Seidenbau, in der Bereitung von Porzellan, von Schreibmaterialen, Schnitzwerken u. s, w. gerhmt wurden. Nur im Acker-bau blieben sie Meister. Die Bestellung der Felder steht unter unmittel-barer Obhut des Kaisers, welcher jhrlich ein bestimmtes Stck Land selbst pflgt und best. Auch nirgends hat wohl menschlicher Flei den Erdboden so bezwungen und umgewandelt, wie in China. Die Ebenen tragen ppige Getreide- und Reisfelder, die Grten prangen voll fchner Frchte, die Wiesen sind durch knstliche Bewsserung in blumige Auen und wste Ge-birge durch mhsame Arbeit in fruchtbares Ackerland umgeschaffen. 2. Die Chinesische Erziehung bezweckt noch heute nicht Entwicklung Erziehung, der Geisteskrfte zu allgemeiner Bildung, sondern nur Erlernen dessen, was die Borfahren gewut und gebt haben. Diese Erziehung und die Regie-rungsart macht die Chinesen feige und unkrftig; dennoch haben sie von sich die grte Meinung und betrachten alle andern Völker mit hochmtiger Verachtung. Ihr Land halten sie fr den Mittelpunkt der Welt und nennen es daher das Reich der Mitte". Die Sprache der Chinesen ist so schwierig und unbeholfen, da zum Sprache, bloen Lesenlernen viele Jahre erforderlich sind. Denn ihre Schrift besteht aus 80000 Zeichen, die nicht, wie bei uns, einzelne einfache Laute, sondern ganze Wrter bedeuten. 1*
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