Aus der Länderkunde der Erdteile. 51
zur D>.ppelinsel Neu-Seeland hin. Ihrer Bodengestaltung nach
H siud sie fast durchweg gebirgig und reich an Vulkanen. Das feuchtwarme
Klima bringt eine üppige Pflanzenwelt hervor, ist aber vielfach für enro-
päische Ansiedler ungesund. Nur Neuseeland erfreut sich eines sehr gesunden
Klimas. Unter den Frucht bäumen sind die Brotfruchtbäume, Sago- und
Kokospalmen zu nennen, aus der Tierwelt die prachtvollen Paradiesvögel in
Neu-Guiuea zu erwähnen. An Säugetieren sind die Inseln arm. An
nutzbaren Mineralien finden sich auf Neuseeland Gold, Kupfer und
Kohlen.
Die Bevölkerung besteht in Neuseeland aus Mala Yen, auf deu
übrigen Inseln aus deu dunkelfarbigen Papuas (Krausköpfe), welche in
zahllose Stämme zerfalleu, iu der Regel kriegerisch, grausam, der Kultur
unzugänglich und aus manchen Inseln noch Kannibalen sind.
In den Besitz der Inseln haben sich die Engländer, Franzosen, Niederländer
und Deutsche geteilt. Die schönen Inseln von Neu-Seeland gehören den Engländern,
die große Insel Neu-Guinea, nächst Grönland die größte der Erde (etwa so groß
wie Skandinavien), gehört mit ihrer Westhälfte den Niederländern, mit ihrer Osthälfte
teils den Deutschen, teils den Engländern.
Kaiser-Wilhelmsland, auf der Nordostküste von Neu-Guinca, ist die bedeutendste der
deutschen Besitzungen in Australien. Das Land ist im Innern noch wenig erforscht, teils
Gebirgsland, teils weites Tiefland um den Kaiserin-Angustafluß. Das feucht-
Tropenklima ist dem Plantagenbau sehr zuträglich, für Europäer aber ungesund.
Die Tierwelt zeigt Reichtum an Vögeln (Paradiesvögel), aber Armut an Säugetieren.
Die Bewohner sind krausköpfige, gutmütige, aber arbeitsscheue Papüas. — Der
benachbarte Bismarckarchipel gehört auch zu deu deutschen Kolonieen in der
Südsee.
4*
Naturvolk (Sammelvolk): Australneger im Lager.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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60 Landeskunde.
2. Der Böhmerwald. 1. Gebirgsnatnr. Der Böhmerwald ist
ein waldreiches Mittelgebirge, welches sich auf der Grenze von Bayern
und Böhmen -vom Fichtelgebirge bis znr Donanebene erstreckt. Er besteht
aus mehreren gleichlaufenden Rücken und weist im südlichen Teile seine
höchsten Erhebungen auf. Die höchste Spitze, der Arber (1500 m), ist
halb so hoch als die Zugspitze. Dem südlichen Gebirgszuge ist der niedrigere
bayrische Wald vorgelagert. —- Die zahlreichen Flüsse des Gebirges eilen
teils znr Donau, teils zur Elbe. — Mit seinen dichten, dunkeln Wäldern,,
schwarzen Seen, Sumpf- und Moorstrecken macht der Böhmerwald besonders
im 8. einen düstern Eindruck. Die Unwirtlichkeit desselben wird durch ein
rauhes Klima erhöht, welches in den Thälern nur den Anbau von Sommer-
getreide, Kartoffeln und Flachs gestattet.
2. Die Bewohuer sind ärmliche, arbeitsame Leute, fast ausschließlich
katholischer Koufessiou. Der Holzreichtum des Gebirges nötigt zum Handel
mit Nutz-, Bau- und Brennholz und ist die Grundlage einer umfangreichen
Holzindustrie. Tausende armer Gebirgsbewohner ernähren sich durch
Verfertiguug von Zündhölzchen, Resonanzholz, Schindeln, Holzschnhen und dnrch
Tischlerei. — Das Gebirgsgesteiu enthält mancherlei nutzbare Mineralien,
als Graphit, Quarz und Porzellanerde. Hierauf gründet sich die ausgebreitete
Glasiu dustrie, die Bereitung von Schmelztiegeln und die Töpferei. —
Aus den rauhen Gehängen gegen Böhmen hin gedeiht wenig Getreide;
lohnender ist der Ackerbau auf der milderen bayrischen Seite. Namentlich
ist der Flachsbau eiue ergiebige Einnahmequelle der Bevölkerung.
3. Der schwäbisch - fränkische Jura. l. Der schwäbische Jura
zieht sich in nordwestlicher Richtung vom Oberrhein bis zu einer breiten
Thalsenke der Müuduug des Lech gegenüber hin. In seinem südwestlichen
Teil von der Donau durchschnitten, begleitet er dieselbe weiterhin und bildet
eiue breite Kalksteinplatte von etwa 700 m mittlerer Höhe. Von der Donau-
feite steigt er ganz allmählich an und erhebt sich kanm merklich über die
Donauebene. Dagegen ist sein Abfall nach N. zu steil und weist schlnchten-
artig zerfressene Steilgehänge auf. Hier insonderheit führt er den Namen
„rauhe Alb." Der nördlichen Böschungslinie ist eiue Reihe vou Kegel-
bergeu vorgelagert, unter denen der Hohenzollern und der Hohen-
stausen die bekanntesten sind.
Sein breiter Rücken zeigt rauhes Klima, Waldarmut und eiue dünne
Ackerkrume, auf welcher der „Älbler" seinen Dinkelweizen baut. Mit der
Kalkuatur des Gebirges hängt seine Wasserarmnt zusammen, da die Nieder-
schläge schnell und nachhaltig' von dem Kalkstein aufgesogen werden. Indessen
hat mau in neuester Zeit dnrch großartige Wasserleitungsanlagen dem Wasser-
Mangel abzuhelfen versucht. Erwähnenswert ist noch der Höhlenreichtum
des Juragebietes. — Die Bewohner sind katholische und evangelische
Schwaben.
Nenne die Staaten, durch welche sich der schwäbische Jura zieht? — Hier breitet
sich auch das Ländchen Hohenzollern ans, das Stammland der preußischen Könige,
mit der kleinen Hauptstadt Sigmaringen an der Donau. Auf dem Hohen-
zollern erhebt sich das wiederhergestellte ritterliche Stammschloß der Hohenzollern.
2. Der fränkische Jura behält bis Regensburg die nordöstliche
Richtung bei, wendet sich hier aber nach N. und endet in der Ebene des
oberen Main, nahe am Fichtelgebirge. Wie der schwäbische Iura besteht
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läßt, da müssen die Himmelsgegenden vorläufig dem Sach-
verhalt entsprechend an der Wandtafel bezeichnet werden;
jedoch muß im weiteren Verlaufe des Unterrichts baldigst die
Übereinstimmung mit der geographischen Karte eintreten, da-
mit es den Kindern nicht zu schwer wird, sich in dem neu
gewendeten Bilde zurecht zu finden).
Wenn wir nun die ganze Schulstube an die Wandtafel
zeichnen wollen, so können wir nicht ihre wirkliche Länge dar-
stellen, weil die Tafel dafür zu klein ist; wir müssen also den
wirklichen Maßstab verkleinern oder „verjüngen", wir müssen
den verkleinerten oder verjüngten Maßstab anwenden.
Soll oben und unten ein kleiner freier Raum bleiben, so
können wir die westliche und die östliche Wand nur 90 cm
lang zeichnen. Für 1 m nehmen wir also immer nur 10 cm.
Die nördliche und die südliche Wand dürfen daher nur
65 cm lang gezeichnet werden. (Der Lehrer führt die Zeichnung
aus; die Schüler zeichnen den Umriß gleichzeitig auf ihrer
Schiefertafel oder auf einem Blatt Papier unter Zugrunde-
legung des Maßstabes 1:100, also I m — 1 cm; siehe Fig 3).
Die Figur, die wir erhalten haben, hat allemal da, wo zwei
Linien zusammentreffen, eine Ecke. Sie hat vier Ecken, ist
viereckig, bildet ein Viereck. Eine Ausdehnung des Zimmers
haben wir nicht mitgezeichnet: die Höhe. Die Zeichnung hat
die Form des Fußbodens. Der Fußboden ist der Grund des
Zimmers. Wir haben also ein Bild von dem Grunde der
Schulstube gezeichnet. Diese Figur wird daher ein Grund-
riß genannt. In dem Grundriß haben wir sür 1 m der
wirklichen oder natürlichen Länge der Klasse immer nur
10 cm, also den zehnten Teil gezeichnet. Von einem solchen
Grundriß sagt man: er ist gezeichnet im Maßstab 1 zu 10
(1:10) der natürlichen Länge. (Wenn die Größe der Wand-
taiel das angenomniene Verhältnis nicht zuläßt, so empfiehlt
sich der Maßstab 1: 20, also 1 m = 5 cm. Es ist zweckmäßig,
die Tafel nach Vollendung der Zeichnung wagerecht zu legen,
nicht bloß, um die Übereinstimmung der Richtungen in der
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bahnhof Gählersplatz zunächst nach der Station Nebenzollamt
und von hier auf der Pinneberger Chaussee entlang am Diebs-
teich vorüber nach Langenfelde, wo sich eine bedeutende
Ziegelbrennerei befindet. Die nächste Station ist Stellingen,
von wo aus man auf einem östlich führenden Landwege nach
Lokstedt gelangt. Der kürzeste Weg von Altona nach Lokstedt
geht über Eimsbüttel und Hoheluft. Von Stellingen aus
gelangt man mit der Bahn in nordwestlicher Richtung nach
Eidelstedt, das eine bedeutende Bierbrauerei besitzt. (Tivoli.)
Der Ort ist ebenfalls die erste Station der Altona-Kieler
Bahn. Westlich von dieser Bahn, nördlich vom Winsberg, da wo
die Bahn eine Biegung nach Nw. macht, befindet sich das
Stellinger Moor. Es liegt niedriger als seine Umgebung
und ist sehr wasserreich und sumpfig. Hier und da sieht man
große Wasserlachen. Wo man den Boden für ganz sicher
hielt, sinkt man oft bis an die Knöchel und wohl noch tieser
ein, und wo er uns wirklich trägt, da zittert er unter unfern
Fußtritten. Aus dem Moor wird auf zweierlei Weise Torf
gewonnen, der als Brennmaterial dient. Das obere, wenig
feuchte Moor wird in achteckigen Soden abgegraben (gestochen);
die tiefer liegende, schlammige, schwarze Masse wird ausgehoben
(ausgebaggert), in Formen gestrichen und an der Luft ge-
trocknet (Stech- und Bagger- oder Backtorf). Sind die Soden
soweit angetrocknet, daß sie nicht mehr ganz leicht zerfallen,
so werden sie in kleinen Haufen so ausgestellt, daß der Wind
hindurchstreichen kann. Die völlig getrockneten Soden werden
zu großen Haufen zusammengelegt. Eine genauere Betrachtung
eines Torfsodens zeigt uns, daß das Moor aus Pflanzen-
teilen besteht. Es bildet sich in solchen Gegenden, wo das
Wasser keinen Abfluß hat, aus abgestorbenen Pflanzenstoffen,
welche in die Tiefe sinken.
Die Wege zwischen den einzelnen Ortschaften find von
verschiedener Beschaffenheit. Man unterscheidet Ehansseeen,
Gemeinde- und Feldwege. Die Ehansseeen sind künstlich
angelegte, schöne, breite Straßen. Sie werden aus zer-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Hecken oder Knicks an beiden Seiten der Wege auf, die zu-
meist aus Weißdornsträuchern bestehen. Wo sich Wege kreuzen,
sind Wegweiser aufgestellt, z. B. da, wo sich Kreuzweg,
Bahrenfelder Steindamm, Bahrenfelder Chaussee und Born-
kampsweg scheiden. Das Feld ist durch Einfriedigungen
(Gräben, Wälle, Knicks) in größere und kleinere, meist vier-
eckige Stücke eingeteilt. Die hoch und trocken liegenden Koppeln
werden entweder als Äcker oder als Weiden benutzt. Die
Äcker dienen zum Korn- und Kartoffelbau, die niedrig liegenden,
feuchten Wiesen zur Heugewinnung oder zur Viehweide.
(Die verschiedenen Kornarten, Felder mit junger und reiser
Saat, brach liegendes Land, das Düngen, Pflügen, Eggen,
Säen und Ernten müssen die Schüler durch eigene Anschauung
kennen lernen).
In Bahrenfeld merken wir die Garnisonbäckerei an
der Chaussee, das Baursche Rettungshaus für sittlich ver-
wahrloste Knaben an dem Wege nach Groß-Flottbek, sowie
die Glashütten beim Bahnhof. Das Baursche Nettungs-
haus wird aus dem Baurschen Vermächtnis (S. 30) unterhalten.
Nordöstlich von Bahrenfeld liegt eine einzelne Boden-
erhebung, der Winsberg, wohin wir von Altona aus auf
dem an den Kirchhöfen vorüberführenden Wege gelangen.
Eigentlich ist der Winsberg nur ein Hügel, da er nur eine
geringe Höhe hat. Ein Berg muß mindestens 300 m hoch
sein. An jedem Hügel und Berg unterscheidet man den Fuß
d. h. den unterstell Teil, an dem die Erhebung beginnt; den
Gipfel d. h. den obersten Teil, und die Abhänge oder Ab-
dachungen d. h. die Seitenflächen zwischen Gipfel und Fuß.
Der Abhang des Winsbergs nach N., No. und O. ist ziem-
lich steil, nach der andern Seite dacht er allmählich ab.
Westlich vom Winsberg zieht sich eine Bodenerhebung von
erheblicher Länge, aber geringerer Breite hin, die fast überall
gleich hoch ist. Eine solche Erhebung heißt ein Höhenzug.
Auch ein Höhenzug hat einen Fuß und Abhänge; aber was
man beim Berg und Hügel den Gipfel nennt, heißt hier
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13
Auf der Aller herrscht oft, wenn die Holzhändler aus Celle und
Winsen a. d. A. ihre Holzflöße nach Bremen senden, ein reges Leben;
denn Tannen und Fuhren bilden durch die ganze Heidegegend einen
bedeutenden Handelsartikel.
Der Floßmeister vereinigt etwa 29 Balken zu einem Floße, indem
er am untern und obern Ende eines jeden Bauines ein Loch bohrt,
um in dieses mit Holzkeilen einen aus Weiden geflochtenen Strang
hineinzutreiben, so daß dieses Weidenband schließlich über das ganze
Floß hinläuft und die einzelnen Balken zusammenhält.
Bei der Mündnng der Wietze, welche ihre ersten Gewässer aus
dem Grenzgraben der Eilenriede bei der List und durch kleine Zuflüsse
aus dem Warmbüchener Moor erhält, verlassen wir die Aller, um die
Teerquellen bei den Dörfern Wietze und Steinförde aufzusuchen.
Es sind hier in letzten Jahren 7 Bohrtürme errichtet, durch welche,
— freilich in bedeutender Tiefe — Petroleumquellen erschlossen sind
und in noch tieferen Schichten auch Steinsalzlager. Daneben haben
einige Hofbesitzer auch auf ihren Grundstücken Teerquellen, und das
von ihnen angewandte einfache Verfahren bei der Gewinnung des
Teeres ist folgendes:
Man thnt die fette Erde aus den Quellen in große Kessel, gießt
heißes Wasser darüber und füllt dann die oben schwimmenden Fetlteile
ab. Aber sowohl die durch die Bohrtürme, wie auch durch diese Quellen
gewonnen Petroleummassen werden ungereinigt als Wagenschmiere in
den Handel gebracht.
Auf dem Rückwege gehen wir an der Wietze entlang bis an die
Aller. Der Wietzemündung gegenüber am rechten Ufer der Aller zieht
sich stundenweit bis in die Nähe von Hudemühlen ein umfangreiches
Moor hin, größer als das Neustädter und Warmbüchener Moor.
Kein Baum unterbricht die unabsehbare Einöde, welche mit schilfigem
Moorgras und Binsen bedeckt ist. Hier sind die Brutstätten der wilden
Enten, Bekassinen und Kiebitze; ja selbst Kraniche, die sonst meistens
weiter nach Norden ziehen, nisten in diesem großen Moore.
Wenn du in später Abendstunde oder zur Nachtzeit an solch'
ausgedehnten Moorflächen vorüber wanderst, auf welchen die. tiefe
Stille nur durch den emtönigen Ruf der Wasser- und Sumpfvögel
unterbrochen wird, dann zieht ein banges Gefühl der Einsamkeit in
dein Herz hinein, und in deiner Einbildung erscheint dir das Glüh-
würmchen im Moore wie ein Irrlicht. Aber wehe dir, wenn du in
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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52
lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind
die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der
Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle
diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü-
ringen.
Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit,
die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und
Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern
das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals
eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073
bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren
Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige
Schloß dient als Amthaus.
Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist
reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen
Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln.
Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem
Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich
in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine"
im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden.
Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und
4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen
drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet
zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und
den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind
diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes
anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage:
Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge
den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus
die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten
dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte-
kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand,
und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will
ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug
mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei
Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen-
herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl
9
Seine mündet. Wir nehmen in der Fösse ein erquickendes Bad, lassen
uns in der nahe gelegenen Saline zeigen, wie bei der Salzgewinnung
das Wasser in den großen eisernen Psannen verdampfen muß, bis das
Salz zurückbleibt, und beeilen uns, aus dein inmitten alter Eichen
und Buchen gelegenen Limmer Brunnen das hier quellende Schwesel-
wasser zu probieren und uns dann den benachbarten Asphaltwerken,
welchen Hannover sein schönes Trottoir verdankt, zuzuwenden. Der
braun gefärbte Asphaltstein wird aus Mühlen zu Pulver gemahlen,
daraus gekocht, in Formen gegossen und zum Verkaufe nach den
größeren Städteu versandt.
Überall an den letzten Wegen sahen wir üppige Weizenfelder, auf
welchen die goldgelben Ähren fchwer an den Halmen herniederhingen,
als wollten sie die Schnitter zur Ernte herbeilocken. Weizen ist
nämlich das erste Haupterzeuguis des schweren Bodens; aber mit den
Weizenfeldern wechseln vielfach Rapsäcker und ausgedehnte Zuckerrüben-
felder ab. Die letzteren überraschen uns ganz besonders durch die
dort herrschende Sauberkeit und durch die Sorgfalt, mit welcher alles
Unkraut beseitigt ist.
Der Kornreichtum dieser Felder hat einen srechen Räuber herbei-
gelockt, welchen wir an der Nordseite Hannovers nirgend antreffen,
den Hamster. Seine tischhohen Höhlen füllt er im Herbste vermittelst
seiner Backentaschen mit Getreide, damit ihm der Tisch gedeckt ist,
wenn er aus seinem Winterschlafe erwacht.
Heute haben wir Lehm und Kalk verglichen, haben Salz- und
Schwefelwasser getrunken und Asphalt zwischen den Fingern gehabt;
vor uusern Augen dehnten sich abwechselnd Weizen-, Raps- und Zucker-
rübeufelder aus, und der diebifche Hamster schlich mit gefüllten Backen-
tafchen in seine Vorratskammer. Die fleißigen Menfchen lieferten uns
in den verschiedenartigsten Beschäftigungen den Beweis, daß ein jeder
mit feiner Arbeit in der Welt an seinen besonderen Platz gestellt ist,
wo er mit den Seinen Mühe und Leid, aber auch Erholung und
Freude zu teilen hat nach dem Worte des Dichters:
„Tages Arbeit, abends Gäste,
Saure Wochen, frohe Feste!"
Auch wir geheu am nächsten Morgen freudig an unser Tagewerk
und lernen uus immer enger anschließen an Eltern und Geschwister,
Freunde und^Verwaudte.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
31
Der Perlensucher geht bis über die Kuiee ins Wasser, fühlt nach
den Muscheln und wirft die gefundenen an das Ufer. Er muß aber
erst viele Muscheln öffnen, ehe er eine Perle findet. Die Perlen sollen
dadurch entstehen, daß die Schnecke etwaige, durch Insektenstiche ent-
standene Löcher in den Muscheln mit ihrem Speichel zuklebt.
Eine Stunde unterhalb der Hardauquelle liegt, umgeben von
wohlgepflegten Rieselwiesen, die eigentliche Heimat der Wiesenbauer,
das Dorf Suderburg, wo seit vielen Jahren eine gut besuchte
Wiesenbauschule besteht. Im Winter erhalten hier etwa 60 Schüler,
außer den: Unterrichte in den Fächern der landwirtschaftlichen Schulen,
Anleitung zur rechten Anlage und Behandlung von Berieselungswiesen,
und im Sommer gehen sie dann, sosern sie nicht Anerben von Bauern-
Höfen sind, unter Leitung älterer Wiesenbauer in die Fremde, um das
Gelernte praktisch zu verwerten.
Bei Snderbnrg, Hösseringen und in der Nähe von Unterlüß
können wir einen Blick thnn in die dortigen Kieselgruben, welche vor
langen Jahren, wie das die darin vorkommenden Abdrücke von Hechten
und Karpfen beweifen, Süßwasserteiche gewesen sind. Diese Teiche
sind nach und nach dadurch trocken gelegt, daß sich jahrelang Schichten
von kleinen Wasserpflanzen (Algen) mit kieselhaltigem Panzer aus alte
Schichten gelagert und schließlich das ganze Becken ausgefüllt haben.
Die Kieselerde wird benutzt als Putzpulver und zur Herstellung von
Dynamit.
Nun greifen wir wieder zum Wanderstabe und erreichen in zwei
Stunden das kleine, reinliche Städtchen Uelzen, inmitten von Wiesen,
Äckern und schattigen Laubwäldern an der Ilmenau gelegen. Gleich
Fallingbostel ist die Umgebung eine liebliche Oase der Lüneburger
Heide, welche Mithoff in seinem Werke „Kunstdenkmale im Fürstentum
Lüneburg" mit folgendem Verse beschreibt:
„Aus braunem Meer der Heide
Em Eiland taucht empor,
Auf ihm, wie im Geschmeide
Von Fluren, Wald und Weide,
Im Silberband der Auen
Gar lieblich anzuschauen,
Hebt Uelzen sich hervor."
Uelzen hat 8000 Einwohner, welche teils lebhaften Handel
treiben mit Flachs, Leinewand und den schon bei Celle, Walsrode
und Soltau genannten Erzeugnissen der Heide, audernteils aber auch
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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34
Suderburg und anderen, zum Schutze gegen die Wendeu Warttürme,
welche jetzt als Kirchtürme dienen.
Das uralte Schloß in Dannenberg stand auf eiuer Anhöhe, und
der runde, noch jetzt vorhandene Turm erregt unser besonderes Jnter-
esse; denn im vierten Stockwerke desselben wurde von 1223 bis 1225
der Dänenkönig Waldemar Ii. von dem Grasen von Schwerin, dessen
Familie er eine große Unbill zugefügt hatte, gefangen gehalten. Die
Stadt hat 2000 Einwohner.
Zwischen Dannenberg und Lüneburg liegt der dritte umfangreiche
Wald der Lüneburger Heide, die Göhrde, mit einem königlichen
Jagdfchlosse. Alljährlich werden hier große Jagden abgehalten, an
welchen meistens auch unser Kaiser teilnimmt.
Ein Gedenkstein in der Göhrde erinnert den Wanderer an den
Sieg, welchen hier im Jahre 1813 der General Gras Wallmoden
über die Franzosen erfocht. Besonderen Anteil an diesem Siege hatten
Lützows wilde, verwegene Jäger, deren Ruhm Theodor Körner kurze
Zeit vor diesem Gesechte in dem Liede besungen hatte: „Was glänzt
dort vom Walde im Sonnenschein?"
Dritter Tag:
Bon der Göhrde bis an die Elbmarschen.
Etwa fünf Stunden nordwestlich von der Göhrde liegt an der
Ilmenau die Stadt Lüneburg mit 22000 Einwohnern. Ihr altes
Rathaus enthält mancherlei Kunstschätze; die meisten Wohnhäuser haben
ihre schlanken Giebel der Straße zugekehrt, und die schönen Kirchen
mit den hohen Türmen stammen aus alter Zeit. Tie ältesten Erwerbs-
quellen der Stadt waren:
1. Der Betrieb der Salinen schon vor 1000 Jahren.
2. Die Kalk- und Gipsbrüche am Kalkberge.
3. Der Brückenzoll aus der Ilmenau, der aber jetzt ausgehoben ist.
Die Entdeckung der Salzquelle erzählt solgeude Sage: „Einst
gewahrten Jäger in einer Pfütze südlich vom Kalkberge eine San,
welche sich behaglich im Sonnenscheine ausstreckte. Sie erlegten die
Sau und fanden in den Borsten derselben Salz. Das Wasser erwies
sich nun bei näherer Untersuchung als Salzsole, und zum Andenken
an diese Entdeckung wird noch jetzt ein Schinken in einem Glaskasten
im Rathause aufbewahrt."
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