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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

2. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1888 - Wiesbaden : Kunze
78 Erste Periode des Mittelalters. die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren. Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ. Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem

3. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

4. Geschichte des Mittelalters - S. 148

1888 - Wiesbaden : Kunze
148 Dritte Periode des Mittelalters. 2. Der zweite Kreuzzug 1147—1149. Unter Fulko (1131—1142), dem vierten christlichen Herrscher in Jerusalem, behnte sich das Reich vom Mittelmeer bis zum Euphrat und zum roten Meere aus. Aber es fehlte dem Königreiche die innere Geschlossenheit und Festigkeit; die christlichen Vasallensürsten lebten in Zwietracht, an den Grenzen lauerten mohammebanifche Feinde, und vom Abenblanbe her ließen die Zuzüge nach. Als auf Fulko bessen minberjähriger Sohn Balbuin Iii. folgte, eroberte der Sultan Zenki von Moful mit seinem Sohne Nurebbin 1147 die Grafschaft Ebeffa roieber , ermorbete die christlichen Bewohner und bebrohte Jerusalem. Auf die Kunbe von biefem Verluste brachte der fromme Abt Bernharb von Clairvaux durch feine feurige Prebigt den zweiten Kreuzzug zustanbe. Ludwig Yi1. von Frankreich, seine Gemahlin Eleonore, sein Bruder, viele Bischöfe, Ritter und Knappen gelobten den Kamps gegen die Ungläubigen aufs neue aufzunehmen. Auch der beutfche Kaiser Konrad Iii. aus dem Haufe der Hohenstaufen ließ sich bewegen, aus Bernharbs Hänben im Dome zu Speier das Kreuz als Panier für den heiligen Krieg zu nehmen; benn Bernharb hatte den bafelbst versammelten Deutschen zugerufen: „Lasset den Wahnsinn des einheimischen Bruberkrieges fahren, barin liegt ewiges Verberben: bort aber bietet der Tod euch das wahre Leben bar!" Im Frühjahr 1147 brach das 70 000 Mann starke beutfche Heer unter Führung Konrabs Iii., dem sich sein Neffe, der nachherige Kaiser Friedrich I. und der alte Wels anschlössen, auf und zog mit den französischen Kreuzfahrern unter Ludwig Vii. durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien. Hier trennten sich die Heere, Konrab wählte den kürzeren aber beschwerlicheren Weg durch das Gebiet des Sultans von Jkonium, Ludwig zog mit seinem Heere der Küste entlang. Kaum hatten sich die Deutschen in Bewegung gesetzt, so begannen die Griechen, die schon auf dem ersten Kreuzzuge ihren Glaubensgenossen schlechte Dienste geleistet hatten, ein treuloses Spiel. Sie ließen die Kreuzfahrer nicht in ihre Städte, verweigerten ihnen die Lebensrnittel ober vermischten sie mit gefunbheitswibrigen Stoffen, sodaß Hunger und Krankheit die Reihen der Kreuzfahrer grausam lichteten. Nachbetn das Heer in die Irre geführt war, würde es den Angriffen des Sultans von Jkonium überlassen, der bemselben eine solche Nieberlage bereitete, daß Konrab sich gezwungen sah, den Rückzug anzutreten, auf dem ebenfalls Tausenbe dem Hunger, dem Elenbe und dem Schwert der Feinde erlagen. Konrab

5. Geschichte des Mittelalters - S. 149

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 3. Der dritte Kreuzzug. 149 begab sich krank nach Konstantinopel, der Rest seines Heeres traf auf dem Wege mit Lubwigs Vii. Scharen zusammen, welche die Treulosigkeit der Griechen ebenfalls hatten erfahren müssen, und begab sich mit biesen nach Ant-iochia, wo auch Konrab nach seiner Genesung wieber erschien. In anbetracht der erlittenen Verluste mußte von der Wiebereroberung Ebessas abgesehen werben, es würde bes-halb im Verein mit König Balbuin Iii. von Jerusalem ein Angriff auf Damaskus und Askalon versucht. Aber dieser scheiterte an dem Verrat der syrischen Christen. Nachbem beibe Könige mit dem Rest ihrer Heere Jerusalem besucht hatten, verließen sie, ohne Erfolg erzielt zu haben, mißmutig das Land, in dem foviele Opfer gefallen waren, und kehrten nach Europa zurück. Daheim aber schalt man den Abt von Clairvaux, der das Gelingen des Zugs vorausgesagt hatte, einen falschen Propheten und beschulbigte ihn, er habe das Volk absichtlich ins Verberben geschickt. Allein Bernharb berief sich auf die Unbegreiflichkeit göttlicher Fügungen und erinnerte die Kreuzfahrer an ihre vielfachen Sünben. Mangel an Vorsicht, Übermut und Zügellosigkeit des Kreuzheeres trugen teil an dem Mißlingen des zweiten Kreuzzuges. 3. Der dritte Kreuzzug 1189—1192. Nach dem unglücklichen Ausgang des zweiten Kreuzzuges wuchs die Gefahr für das Königreich Jerusalem, und Balbuin Iii. konnte nur mit Mühe das feste Askalon wieber gewinnen. Währenb Nurebbin seine Macht nach Westen ausbehnte, erlahmte die Wiberstanbskrast der Christen; zwischen den christlichen Fürsten von Antiochia, Tripolis, dem König von Jerusalem und den zum Schutze Palästinas ge-lülbeten geistlichen Drben (§. 30), entftanb Eifersucht und Uneinigkeit, fobctß es zu keinem einheitlichen Hanbeln kam. Die Lage rourbe durch den Sultan Saladin von Ägypten noch verschlimmert. Dieser hatte in Nurebbins Diensten ein Heer nach Ägypten geführt, war bafelbst Statthalter geworben und hatte sich nach Nurebbins Tod zum selbstanbigen Beherrscher Ägyptens gemacht. Salabin war ein tapferer, gerechter und mertfchertfreunbücher Türke aus dem Stamme der Kurben. Er nahm Syrien in Besitz, behnte seine Macht bis zum Tigris aus und richtete dann seine Angriffe auf Palästina. Nach langen Kämpfen mit dem König von Jerusalem schloß er enblich einen Waffenstillstanb mit bemselben. Dieser rourbe aber durch den Ritter Rainalb von Chatillon baburch gebrochen, daß er

6. Geschichte des Mittelalters - S. 207

1888 - Wiesbaden : Kunze
32. Die Frauen des dritten Zeitraums. 207 empfangen, darauf legte sie vor dem Altare ihre prächtigen Kleider ab, ließ sich die Locken abschneiden und nahm mit dem Schleier das grobe Franziskanerkleid an. Ihrem Beispiele folgte die eigene Mutter und Schwester. Das Leben der Nonnen hatte in den Augen der Welt etwas Würdevolles, Anziehendes und Reizendes; man betrachtete sie als gottgeweihte Jungfrauen, als Bräute Christi, und nach diesem Gesichtspunkte wurden selbst Vergehen unter ihnen behandelt und bestraft. In ihren Beschäftigungen beschränkten sich die Nonnen nicht bloß auf Gebete, fromme Betrachtungen und den Gottesdienst, sondern sie gaben sich auch mit den gewöhnlichen Haus- und Handarbeiten, mit der Kranken- und Armenpflege, mit dem Unterricht der weiblichen Jugend, mit Musik und Dichtkunst ab. 2. Die Betschwestern. Einen Mittelstand zwischen dem weltlichen und klösterlichen Leben bildeten die Betschwestern (Beguinen). Ein Priester in Lüttich hatte sein ansehnliches Vermögen dazu bestimmt, ehrbare Jungfrauen und Witwen durch eine eigentümliche Stiftung zu einem gottgefälligen Leben zu vereinigen und vor den Verführungen der Welt zu sichern. In seinem Garten vor der Stadt Lüttich erbaute er eine Kirche und um dieselbe eine Menge abgesonderter Häuschen, welche er Frauen ohne Unterschied des Standes und Vermögens einräumte. Sie waren Nonnen und versprachen Gehorsam für die Zeit ihres Aufenthaltes im Beguinenhof, wo sie einzeln oder auch zu vier beisammen, doch mit gesonderter Haushaltung wohnten. Sie behielten dabei die Verfügung über ihr Eigentum und das Recht, den Hof zu verlassen und sich zu verheiraten. Diese Beguinenhöse bildeten sich im Lause des 13. Jahrhunderts in den meisten Städten Belgiens und der Nachbarländer. Wenden wir uns einzelnen Frauen zu, welche durch ihre Weiblichkeit, Frömmigkeit und Wohlthätigkeit sich großen Ruf erworben haben, so sind besonders zwei hervorzuheben: Die heilige Elisabeth und die heilige Hedwig. 3. Elisabeth von Thüringen, die Tochter des Königs Andreas Ii. von Ungarn, war als vierjähriges Kind 1211 an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen auf die Wartburg gekommen, für dessen Sohn Ludwig sie von ihrer Geburt an als Gemahlin bestimmt war. Sie war schon als Kind sehr mildthätig und wurde später ihres tapfern, frommen Gatten durchaus würdig. Die innigste, reinste Liebe beglückte das edle Paar, und Elisabeth begleitete ihren Gemahl aus allen seinen Reisen. Nächst der Armenpflege beschäftigte sie sich vorzüglich mit den Kranken und scheute sich nicht, selbst den Aussätzigen,

7. Geschichte des Mittelalters - S. 156

1888 - Wiesbaden : Kunze
156 Dritte Periode des Mittelalters. von Jerusalem ein. Als Sultan Kamils Sohn und Nachfolger in Ägypten das Reich Saladins wieder herstellen wollte und seinen Oheim, den Sultan von Damaskus, mit Krieg überzog, schloß dieser ein Bündnis mit den Christen. Der Sultan von Ägypten ries deshalb die von den Mongolen aus Persien verdrängten wilden Cho-waresmier zu Hilfe, deren Reich ein Sklave der Seldschucken gegründet und über Persien bis Indien ausgedehnt hatte. Die türkischen Scharen fielen in Palästina ein und eroberten 1244 Jerusalem, wo sie grausam wüteten und die heiligen Orte verwüsteten. Dann besiegten sie das Christenheer bei Gaza, sodass Jerusalem für die Christen wieder verloren war und nur Akkon und einige andere Küstenstädte in ihrem Besitze blieben. Als diese traurige Botschaft 1244 nach Frankreich kam, lag der König Ludwig Ix. (der Heilige), ein frommer, gerechter und allgemein geliebter Fürst, an einer schweren Krankheit darnieder. Während derselben that er das Gelübde, einen Kreuzzug zu unternehmen, wenn er wieder genese, und ließ den Erzbischof von Paris kommen, damit dieser ihn mit dem Kreuze bezeichne. Nachdem er wieder gesund geworden war, brach er 1248 mit vielen seiner Edeln auf und segelte mit 1800 Schiffen über Cypern nach Ägypten, um den Sultan von Ägypten, der Palästina beherrschte, in dem mächtigsten Teile seines Reiches zu bekämpfen. Das Glück begünstigte ihn. Damiette fiel 1249 in seine Hände und die Türken wurden geschlagen. Aber anstatt Alexandria anzugreifen, bewog Ludwig den Statthalter von Kairo zum Abfalle vom Sultan von Ägypten und wies, obwohl der letztere dem Könige für Damiette und die Gefangenen ganz Palästina anbieten ließ, diese Anträge zurück. Auf dem Wege nach Kairo erlitt jedoch das französische Heer 1250 eine vollständige Niederlage, und die Flotte wurde durch griechisches Feuer vernichtet. Ludwig geriet mit seinen Brüdern und vielen Rittern in Gefangenschaft, aus welcher sie sich nur durch Räumung Damiettes und Zahlung eines bedeutenden Lösegeldes befreien konnten. Darauf ging Ludwig nach Akkon, das er in guten Verteidigungszustand setzte, und verweilte daselbst bis 1254, dann erst kehrte er nach Frankreich zurück. Der siebente Kreuzzug 1270. Im Jahre 1268 empörten sich die im Solde des Sultans von Ägypten stehenden Mamelucken, töteten den Sultan und bemächtigten sich der Herrschaft des ägyptischen Reiches. Da hielt Ludwig Ix., der sein Gelübde noch nicht gelöst glaubte, die Zeit zu einem neuen Kreuzzug für günstig. Er segelte in hohem Alter 1270 mit einer Flotte ab, wandte sich

8. Geschichte des Mittelalters - S. 157

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 7. Folgen der Kreuzzüge. 157 aber zunächst gegen den Dey von Tunis, der mit Ludwigs Bruder, Karl von Anjou, dem König von Neapel und Sizilien, in Streit war. Die Landung wurde ohne Schwierigkeit vollzogen, aber der Sturm auf die Stadt blieb bis zur Ankunft des Königs von Neapel verschoben. Doch die glühende Hitze während des Tages, die empfindliche Kühle in der Nacht, das schlechte Trinkwasser, die spärliche Nahrung und das unbequeme Lagerleben erzeugten ansteckende Krankheiten unter dem Kreuzheere, und taufende erlagen, darunter auch der König. Als Karl von Anjou vor Tunis erschien, konnte er einen Angriff nicht mehr wagen; er schloß Frieden mit dem Deij und das Heer der Kreuzfahrer kehrte nach Europa zurück. 20 Jahre später, 1291, nahmen die Mamelucken die letzte christliche Besitzung in Palästina, Akkon, weg. Damit schwand der Rest des Königreichs Jerusalem, und die Kreuzzüge hatten ein Ende. 7. Folgen der Kreuzzüge. Drei Umstände sind es vorzugsweise, welche die allgemeine Teilnahme der abendländischen Christen an den Kreuzzügen erklären: 1) der romantische Geist der damaligen Zeit, welcher sich besonders in dem zu abenteuerlichen Unternehmungen hinneigenden Rittertum kund giebt; 2) die durch die große Macht der Päpste genährte religiöse Schwärmerei, welche die Leute mit dem Gedanken erfüllte, einzig in der Befreiung der heiligen Stätten sei Vergebung der Sünden und Besserung der Menschen zu hoffen; 3) die Sehnsucht der Leibeignen nach einem besseren Lose, welche durch das drückende Lehnswesen in ihnen hervorgerufen war. Sind nun auch die Verluste von vielen Menschenleben, welche die Kreuz-züge veranlaßten, und die Verbreitung früher unbekannter Krankheiten , welche die Kreuzfahrer aus dem Morgenlande heimbrachten, tief zu beklagen und von den nachteiligsten Folgen gewesen, so werden diese Nachteile doch durch die wohlthätigen Einflüsse, welche die Kreuzzüge auf die Entwicklung des Abendlandes übten, bedeutend ausgewogen. Durch den Besuch ferner Länder und den Umgang mit andern, auf höherer Kulturstufe stehenden Nationen gewannen die Bewohner Europas an Bildung und Einsicht; Ackerbau, Handel und Schiffahrt nahmen zu und mehrten den Wohlstand; neue Gewächse, Produkte und Fabrikate wurden eingeführt. So sollen seit den Kreuzzügen die Pergamottbirnen aus Pergamus, die Pflaumen aus Damaskus, der Wirsing und Blumenkohl aus Eypern, der Buchweizen oder das Heidekorn, der Safran, der Damast rc. im Abendland heimisch geworden sein. Genua, Pisa und Venedig

9. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

10. Geschichte des Mittelalters - S. 174

1888 - Wiesbaden : Kunze
174 Dritte Periode des Mittelalters. Wittelsbach die Acht aus, und dieser fand bald darnach einen ae-malt amen Otto zog jetzt mit stattlicher Heeresrnacht nach ^tal,°n » « Fnnoeenz Iii. dl- Kaiserkrone empfing, atä er abn b« «aifettechte über den Kirchenstaat geltend machte und llntmtalicn Besetzte, um den jungen Hohenstaufen zur Huldigung zu zwingen, trat chm der Papst entgegen und sprach den Bann über ihn aus. Otto vermählte sich jetzt mit Beatrix, der Tochter des ermordeten Königs Philipp, um die Hohenstaufen zu versöhnen. Diese starb aber wenige Wochen nach der Vermählung, vermutlich au Gift as ihr etne italienische Nebenbuhlerin Beigebracht hatte. Nun sandte der Papst Ben jungen Friedrich von Hohenstaufen als Thronbewerber nach Deutschland, nachdem derselb- einen Kreuzzug gelobt und das Versprechen gegeben hatte, daß er das neapolitanische Reich fernem «einen Sohne Heinrich als päpstliches Lehen überlassen und me mit dem Reiche verbinden wolle. Die Anhänger der Hohenstaufen traten auf bte Seite des Papstes und unterstützten dessen Plan. Utos Ansehen schwand vollends, nachdem er als Verbündeter Englands gegen Frankreich, auf dessen Seite Friedrich stand, die Schlacht bei Bonn,nes In der Nahe von Lille 1214 verloren hatte und nach dem Rhein fliehen mußte. Aachen und Köln, feine letzten Stütz-punkte, gingen an Friedrich über, und dieser wurde 1215 in Aachen als König gekrönt. Otto Iv. zog sich auf ferne Harzburg zurück, wo er drei ^ahre nach Friedrichs Krönung (1218) starb. 5 Friedrich Ii. 1215—1250. Friedrich Ii. war ein reich begabter, fein gebildeter Fürst und verband mit einem schönen Äußeren eine ritterliche Gesinnung und seltene Menschenkenntnis. Im Süden erzogen, war er frühzeitig mit dem Morgenlande und' der mohammedanischen Welt in Berührung gekommen; dadurch aber gelangte er zu einer religiösen Stellung, die rhn der Kirche ebenso innerlich entfremdete, wie seine langwierigen Kampfe mtt den Päpsten äußerlich. Mit seinem Erzieher Innocenz Iii. und dem milden Hon onus Iii. lebte er noch in gutem Einvernehmen, als aber der hochbetagte, unbeugsame Greaor Ix den päpstlichen Stuhl bestieg, war es mit dem Frieden zwischen Papst und Kaiser wieder zu Ende. Nach seiner Krönung war Friedrich zunächst in Deutschland mit der Schlichtung des Parteistreits beschäftigt. Als ihm dieses gelungen war und sein neunjähriger Sohn Heinrich, den er aus Italien hatte kommen lassen, von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger gewählt
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