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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

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1. Alte Geschichte - S. 195

1859 - Leipzig : Fleischer
195 Octavius dachte nun daran, die Herrschaft des ganzen römischen Reiches zu gewinnen, und des Antonius sich zu entledigen. An Veranlassung znm Streite ließ es der unbesonnene Antonius nicht fehlen. Er war wieder nach Asien gegangen. Hier kam ihm Kleopatra schon entgegen, und sogleich wachte seine alte Liebe zu ihr mit ganzer Stärke wieder auf. Er ging so weit, ihr und ihren Kindern ganze Länder zu schenken, die ja doch nicht ihm gehörten, sondern nur von ihm verwaltet wurden; er nannte sich einen König der Kö- nige, und was der Unbesonnenheiten mehr waren, Niemand betrübte sich darüber aufrichtiger, als Octavia. Sie suchte ihu indeß bei ihrem Bruder möglichst zu entschuldigen, und bat um die Erlaubniß, ihn besuchen zu dürfen; denn sie hoffte, ihn vielleicht auf bessere Gedanken zu bringen. Antonius erfuhr das, und erschrak; denn sein böses Gewissen erlaubte ihm nicht, sie zu sehen. Er schrieb ihr, sie möchte nicht zu ihm kommen, sondern in Athen bleiben; er habe jetzt eben einen Krieg vor. Octavia war tief erschüttert. Sie schrieb ihm wieder: „Wenn du mich nicht sehen willst, so schreibe mir wenigstens, wo ich die Soldatenkleidungen, die Pferde und Maulthiere und das Geld, womit ich dich überraschen wollte, lassen soll. So viel Güte rührte das Herz des Antonius. Schon wollte er sie kommen lassen, und sich reuevoll in ihre Arme werfen. Da trat Kleopatra als ein böser Geist zu ihm und sprach: „Wie? du wolltest mich verstoßen, die ich dir überall hin gefolgt bin, und dir so viel aufgeopfert habe?" Dabei vergoß sie Thränen, so daß Antonius sie zu beruhigen suchte, und ihr versprach, er wolle die Oc- tavia nicht nur nicht kommen lassen, sondern ganz verstoßen, um sie, die Kleopatra, heirathen zu können. Tiefbetrübt reiste nun Octavia nach Rom zurück, und fuhr noch immer fort, den Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Mann und Bruder zu ver- hindern. Octavius verlangte durchaus, sie solle den ihr angethanen Schimpf rächen, und wenigstens das Haus des Antonius sogleich verlassen. Aber das that sie keineswegs; im Gegentheil widmete sie sich ganz der Erziehung ihrer und des Antonius Kinder, und nahm alle Freunde ihres Mannes, die in Ge- schäften nach Rom kamen, freundlich bei sich auf. Aber, ohne es zu wollen, schadete sie dadurch dem Antonius mehr, als sie ihm nützte. Denn das Volk, welches Zeuge ihrer Tugend war, verachtete ihn nun desto mehr. Endlich glaubte Octavius, die rechte Zeit sei erschienen, gegen Antonius loszubrechen. Er bewirkte einen Senatsbeschluß, nach welchem das Morgen- land dem Antonius abgesprochen, und der Kleopatra der Krieg erklärt wurde. Antonius rüstete sich schnell, schied sich nun ganz von der Octavia, und befahl ihr, sein Haus sogleich zu verlassen. Octavia gehorchte weinend. Sie dachte so edel, daß sie ihre Stiefkinder nicht verstieß, sondern selbst, als Antonius und Kleopatra todt waren, deren Tochter zu sich nahm und mütterlich erzog. Alle ihre Söhne wurden nachmals angesehene und geachtete Männer. Antonius dagegen heir.athete die Kleopatra; sein guter Geist war von ihm gewichen. Beide Triumvirn zogen nun gegen einander. Bei Actium, einer Stadt und einem Vorgebirge an der Westküste Griechenlands, an der Mündung des ambracischen Meerbusens, trafen sich die Landheere und Flotten im Jahre 3!. Während jene unthätig einander gegenüber standen, griffen die Schiffe sich au. 13*

2. Geschichte der Römer - S. 309

1836 - Leipzig : Baumgärtner
309 nach Italien abgeführt; die Dalmatier mußten den rückständigen Tribut' von zwanzig Jahren her nachzahlen, Ackechau treiben und Gold graben, anstatt rauben und Beute machen. Die förmliche Trennung des Antonius von seiner tugendhaften Gattin Octavia brachte den längst verhaltenen Groll der beiden Macht- haber zum Ausbruch. Beide verklagten sich beim Senate, wobei aber natürlich Antonius als der schuldige Theil erschien. Zwar sprachen die Consuln Domitius Ahenobarbus und Sosinus beim Antritt ihres Amtes im Jan. 32 für ihn, allein der Sicherheit wegen verließen sie Rom und gingen zum Antonius, der damals in Kleinarmenien stand. Er kündigte von hier aus dem Octavian zuerst den Krieg an. Der Senat, damals ein willenloses Werkzeug Octavians, verbot dem Antonius die Ausübung seiner Gewalt, nahm ihm also den Oberbefehl über seine Provinzen und erklärte den Krieg eigentlich gegen Kleopatra, nicht gegen Antonius, der nur als Heerführer der ägyptischen Königin gegen sein Vaterland erscheinen sollte, daher der Dichter Horatius (Epode. Ix, 11.) von jener schmachvollen Verbindung sang: Ein Römersohn (ha! nimmer glaubt ihr, Enkel, das!) Trägt, einer Frau Leibeigener, Schanzpsahl' und Waffen ihr zum Streit, Verschnittnen selbst, Den runzelvollen, frbhnet er; Und unter Legionenadlern (o der Schmach!) Bescheint die Sonn' ein Himmelbett! Antonius eilte nun mit der Kleopatra aus Armenien nach Ephe- sus, das er zum Sammelplatz seiner Flotte, welche ohne die Lastschiffe aus achthundert Schiffen bestand, und seines Heeres bestimmte, wel- ches fast alle Könige und Fürsten, die an die östlichen, dem Antonius unterworfenen Provinzen grenzten, mit ihren Contingenten oder Hülfs- truppen vergrößerten. Von Ephesus segelte Antonius mit der Kleo- patra, welche nach Aegypten zurückzuschicken ihm vergebens gerathen wurde, nach Samos, wo er große Festlichkeiten, wie mitten im Frie- den, veranstaltete; dann begab er sich nach Athen, wo er wieder die Zeit mit Schauspielen und Lustbarkeit zubrachte. Hier oder dort war es, wo K eopatra durch den berüchtigten Perlentrank die Wette vom Antonius gewann, der es für unmöglich hielt, daß sie bei einer ein- zigen Mahlzeit zehn Millionen Sesterzien oder 600,000 Thaler ver- schwenden konnte, obgleich sie sonst unermeßlichen Aufwand machte. Au den Gegenständen ihrer Pracht- und Putzliebe gehörten auch Perlen. In jedem Ohre trug sie eine Perle, die durch ihre Größe und Voll- kommenheit, beide unschätzbar, einzig und mehr als ein Königreich

3. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 275

1806 - Altona : Hammerich
unter dem Wasser heran zu schwimmen, und einen schon gefangenen Fisch an den Angelhaken anzustecken. Dies geschah. Und Antonius fing mit jedem Buge die schön- sten Fische. Kleopatra merkte diesen Betrug, that aber als merkte sie ihn nicht, und befahl heimlich ihrem ge- schwindesten Taucher, das nächstemal dem Schwimmer des Antonius zuvorzukommen. Antonius warf die An- gel aus, und sogleich fühlte er ein schweres Gewicht an seiner Schnur: er zog mit Mühe herauf, und siehe, es war ein großer eingesalzener Fisch aus einem entlegenen Meere. Alle lachten, Antonius erröthete vor Beschä- mung; Kleopatra aber wußte diesen Scherz treflich zu wenden: überlaß uns kleinen Fürsten Fische zu angeln, sagte sie, und du, Feldherr, fange Städte, Könige und Länder. Indeß hatte Antonius in Rom eine Gemalin zu- rückgelassen, Fulvia, die sehr unzufrieden damit war, daß ihr Mann in Aegypten bei der Kleopatra lebte. Sie fing Unruhen in Italien an, reizte den Oktavian gegen An- tonius, um diesen zur Rückkehr zu zwingen. Er kam; da aber Fulvia eben starb, wußte Oktavian den Anto- nius zu besänftigen, sie versöhnten sich wieder, und nach dem Wunsche des Volkes, das der neuen Eintracht lange Dauer wünschte, heirathete Antonius die Stief- schwester des Octavian, die schöne und tugendhafte Ok- tav ia. Das ganze Reich nahm Theil au der Freude Roms, und Alles glaubte, jetzt sich einmal wieder frohe- ren Hofuungeu überlassen zu können. — Uno würklich schien die Sanftheit und Güte der Oktavia den Antonius von seiner Neigung zu Ausschweifungen zurückbringenzu können. Sie war jung und schön, er lebte mit ihr m vergnügter Häuslichkeit, und widmete sich wieder ern- sten Geschäften. Doch bald entspannen sich neue Streik tigkeiteu mit Oktavian. Antonius, der mit seiner jun- S 2 geu

4. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 278

1806 - Altona : Hammerich
27z Antonius und Kleopatra zogeir dem Ottavian ent- Zl gegen: es kam zu einer Seeschlacht (bei Actittm, Zi Chr'lsto ^bi'ilu Geburt.) Die Soldaten des Antonius foch- ten , trotz ihrer ungeschickten Schiffe, mit gewohnter Ta- pferkeit, als mitten im Gefecht, da noco nichts entschie- den war, Kleoparra ihren Schiffen Befehl gab, nach Hanse zu fliehen. Antonius folgte ihr heimlich: die braven Soldaten, die in der Hitze des Kampfes den Feld- herrn nicht sogleich vermißten, fochten tapfer bis an den Abcird, da sie sich dem Okravian ergaben. Die Land- armee indeß, welche die verlorne Seeschlacht durch einen Sieg zu Lande noch immer wieder gut zu machen hoste, wartete sehnsuchtsvoll auf Antonius: da er aber nach sieben Tagen nicht erschien, so gingen sie alle ohne Schwertstreich zum Sieger über. — Oktavian folgte den Geflohenen nach Aegypten. Kleopatra, die Treu- lose, harte jetzt gewtßgern den Antonius selbst verrathen, wenn nicht Okravian sie zu kalt und stolz behandelt hatte: sie war daher gezwungen, sich zu stellen, als ob sie es noch imn-er mit Antonius halte. Antonius stellte feine Truppen zur Schlacht: aber mit Schrecken mußte er bald sehen, daß eine Schaar nach der andern, wahr- scheinlich auf Kleoparras Befehl, zu den Feinden über- ging. Verlassen eilte er nach dem Schlosse zur Königin. Auch sie verbarg sich vor ihm, ließ sich in einem Begrab- rußhause verschließen, und dem Antonius durch ihre Die- ner net haben: man wird unter zehn immer neun finden, welche diesen Vortheil ihren Müttern schuldig waren. Es ist noch nicht genug anerkannt, wie wichtig eine Unlchuldig und uutadelhaft zugebrachte Jugend für das ganze Leben eines Menschen ist; wie fast alle, die die, sin Vortheil genossen haben, ihn niemanden schuldig gewesen sind als ihren Müttern, und wie sehr über» Haupt die Vollkommenheit und da? Glück der Mensch, heit sich auswclhervsr,-rand und Weiberrugend gründet.

5. Die vorchristliche Zeit - S. 227

1877 - Leipzig : Brandstetter
227 doch sobald das Kleopatra merkte, bot sie alle ihre Künste auf, um ihn zu umstricken; sie stellte sich krank, zeigte sich immer mit verweinten Augen und ihre Kammerfrauen mußten den Antonius versichern, daß sie gewiß sterben werde, wenn er seine Liebe von ihr wende und zu Oktavia zurückkehre, die ja doch nur aus schlauer Berechnung des Oktavianus sein Weib geworden sei! So ward ihm selbst Argwohn gegen die edelste Frau eingeflößt; er vergaß ihrer nach und nach ganz und jede gute Regung seines Herzens ward in dem unaufhörlichen Taumel von Vergnügungen erstickt, in welchem ihn die ägyptische Königin zu erhalten wußte. Endlich machte er sogar die beiden Söhne, die ihm Kleopatra geboren hatte, zu Königen und schenkte ihnen im Voraus die Provinzen Syrien und Sicilien. Hierdurch reizte er den Unwillen des römischen Volkes auf's Aeußerste. Sobald Oktavianus das merkte, klagte er den Antonius öffentlich an; dieser ward für einen Feind des Vaterlandes erklärt und der Kleopatra wurde der Krieg angekündigt. Mit Freuden gab sie zu dem Kriege Geld und Schisse her, sie ging dem Antonius nicht von der Seite und vermochte ihn sogar, daß er seine edle Gemahlin in Rom aus seinem Hause weisen ließ. Oktavia ging mit Thränen; ihre Kinder nahm sie alle mit, und als Antonius und Kleopatra gestorben waren, nahm sie auch deren Kinder zu sich und erzog sie alle zu tugendhaften und achtungswerthen Menschen. 4. Antonius und Kleopatra zogen mit ihrer Flotte dem Oktavianus entgegen ; bei Aktium im Adriatischen Meere kam es (3 L v. Chr.) zu einer Seeschlacht. Die Soldaten des Antonius fochten, trotz ihrer schwerfälligen Schiffe, mit gewohnter Tapferkeit, als mitten im Gefecht, da noch Nichts entschieden war, Kleopatra ihren Schiffen Befehl gab, nach Hause zu fliehen. Antonius folgte ihr auf dem Fuße nach; die braven Soldaten, die in der Hitze des Kampfes den Feldherrn nicht sogleich vermißten, fochten tapfer bis an den Abend, da endlich ergaben sie sich dem Oktavianus. Die Landarmee, welche die verlorene Seeschlacht durch einen Sieg zu Lande wieder gut machen konnte, wartete mit Sehnsucht auf Antonius; da er aber nach sieben Tagen nicht erschien, ging Alles zum Oktavianus über. Dieser folgte der Geflohenen nach Aegypten. Kleopatra, die treulose, hätte nun gewiß gern den Antonius verrathen, wenn sie nicht von Oktavianus sehr kalt und stolz behandelt worden wäre. So wurde sie gezwungen, sich zu stellen, als ob sie es noch immer mit Antonius hielte. Antonius wollte noch einmal das Kriegsglück versuchen; er stellte seine Truppen zur Schlacht, aber mit Schrecken sah er, daß eine Truppe nach der andern, wahrscheinlich auf Kleopatra's Befehl, zum Feinde überging Verlassen eilte er nach dem Schlosse der Königin. Auch sie verbarg sich vor ihm, verschloß sich in ein Grabgewölbe und ließ dem Antonius sagen, sie sei gestorben. Diese Nachrickt brachte ihn zur Verzweiflung; er stieß sich den Degen durch den Leib, allein die Wunde war nicht tödtlich und er quälte sich lange zwischen Leben und Sterben. Da sagte man ihm, 15*

6. Alte Geschichte - S. 196

1859 - Leipzig : Fleischer
196 Agrippa's Anordnungen für die Flotte des Octavius bewährten sich auch in dieser Schlacht. Kleopatra hatte ihre Flotte mit der des Antonius vereinigt. Das Glück schien sich auf seine Seite zu wenden, als Kleopatra plötzlich, — Niemand wußte warum? — mit ihren 60 Schiffen umkehrte, und mit vollen Segeln nach Aegypten zusteuerte. Anfangs starrte ihr Antonius nach; dann befahl er seinem Steuermann, schnell zu wenden, und ihr nachzueilen. Er bat sie flehentlich, ihn doch nur wenigstens mitzunehmen. Durch dies unbe- greifliche Betragen gab er seinen Vortheil auf. Zwar fochten seine Soldaten, die seine baldige Rückkehr erwarteten, bis an den Abend; als aber der Wind dann ihre Schiffe zerstreute, und sie den Antonius nicht zurückkehren sahen, ergaben sie sich dem Octavius. Dasselbe thaten die Landsoldaten, nachdem sie 7 Tage vergebens auf Antonius gewartet hatten, und so sah sich Octavius nun durch sein Glück und die Muthlosigkeit seines Feindes zum Herrn des römischen Reichs erhoben. Antonius floh indessen voll Verzweiflung nach Aegypten, und schickte mit der Kleopatra Gesandte mit demüthigen Anträgen an Octavius, der ihnen nicht antwortete, der Kleopatra aber heimlich sagen ließ, er würde ihr gnädig sein, wenn sie den Antonius ihm ausliefern wollte. Das that sie zwar nicht; aber sie wurde täglich kälter gegen ihn, und wäre seiner gern los gewesen. Erst im folgenden Jahre 30 rückte Octavius gegen Aegypten an. Antonius schickte ihm die Aufforderung entgegen, sich mit ihm im Zweikampf zu messen; aber jener hatte nicht Lust, sein Leben der Spitze des Schwertes anzuver- trauen, und ließ ihm antworten: „Willst du so gern sterben, so giebt es ja genug Mittel und Wege dazu." Noch einen Versuch wollte Antonius machen; er ging seinem Feinde mit Flotte und Landheer entgegen; aber beide gingen sogleich zum Octavius über, und dem unglücklichen Verlassenen blieb nichts übrig, als sich nach Alexandrien zu flüchten. Er fragte nach der Kleopatra. „Sie," hieß es, „hat sich den Tod gegeben, und ist schon ins Todtenhaus gebracht." Die Wahrheit aber war, daß sie sich in einen großen Begräbniß- thurm, den sie sich für diesen Fall hatte bauen lassen, begeben hatte. Antonius war außer sich. „Daß ich dich verloren habe," rief er schmerzlich aus, „betrübt mich nicht; denn ich folge dir; aber daß mich eine Frau an Muth übertroffen hat!" Mit diesen Worten stieß er sich das Schwert in den Leib, und wand sich in seinem Blute, bis Kleopatra ihm sagen ließ, sie lebe noch, und wünsche ihn zu sehen. Sterbend brachte man ihn zu ihr. Bei seinem Anblicke rang sie verzweiflungsvoll die Hände; ihr Gewissen mochte ihr sagen, daß sie an dem Verderben des Antonius Schuld sei. Unter tau- send Liebkosungen starb er unter ihren Händen. Jetzt zog Octavius in die Stadt ein, ließ Kleopatra gefangen nehmen, eben als sie sich erstechen wollte, und sie genau bewachen. Er besuchte sie selbst, und that recht freundlich zu ihr, um sie sicher zu machen; denn er wollte sie in Rom als Gefangene im Triumphe aufsühren. Aber das schlaue Weib erfuhr, das, und zwar, daß sie schon nach drei Tagen eingeschisft werden sollte. Sie beschloß daher zu ster- den. Noch einmal wallfahrtete sie zum Grabe ihres Antonius, warf sich weinend aus seinen Sarg, bekränzte ihn mit Blumen, und eilte nun, zum Sterben entschlossen, nach Hause. Hier ließ sie sich, unter Blumen versteckt, in einem Korbe eine giftige Natter bringen, bat den Octavius schriftlich, sie

7. Die vorchristliche Zeit - S. 225

1866 - Leipzig : Brandstetter
227 doch sobald das Kleopatra merkte, bot sie alle ihre Künste auf, um ihn zu umstricken; sie stellte sich krank, zeigte sich immer mit verweinten Augen und ihre Kammersrauen mußten dem Antonius versichern. daß sie gewiß sterben werde, wenn er seine Liebe von ihr wende und zu Oktavia zurück- kehre, die ja doch nur aus schlauer Berechnung des Oktavianus sein Weib geworden sei! So ward ihm selbst Argwohn gegen die edelste Frau einge- flößt; er vergaß ihrer nach und nach ganz und jede gute Regung seines Herzens ward in dem unaufhörlichen Taumel von Vergnügungen erstickt, in welchem ihn die ägyptische Königin zu erhalten wußte. Endlich machte er sogar die beiden Söhne, die ihm Kleopatra geboren hatte, zu Königen und schenkte ihnen im Voraus die Provinzen Syrien und Sicilien. Hier- durch reizte er den Unwillen des römischen Volkes auf's Aeußerste. Sobald Oktavianus das merkte, klagte er den Antonius öffentlich an; dieser ward für einen Feind des Vaterlandes erklärt und der Kleopatra wurde der Krieg angekündigt. Mit Freuden gab sie zu dem Kriege Geld und Schiffe her, sie ging dein Antonius nicht von der Seite und vermochte ihn sogar, daß er seine edle Gemahlin in Rom aus seinem Hause weisen ließ. Oktavia ging mit Thränen; ihre Kinder nahm sie alle mit, und als Antonius und Kleopatra gestorben waren, nahm sie auch deren Kinder zu sich und erzog sie alle zu tugendhaften und achtungswerthen Menschen. 4. Antonius und Kleopatra zogen mit ihrer Flotte dem Oktavianus ent- gegen; bei Aktium im Adriatischen Meere .kam es (31 v. Chr.) zu einer Seeschlacht. Die Soldaten des Antonius fochten, trotz ihrer schwerfälligen Schiffe, mit gewohnter Tapferkeit, als mitten im Gefecht, da noch Nichts entschieden war, Kleopatra ihren Schiffen Befehl gab, nach Hause zu fliehen. Antonius folgte ihr auf dem Fuße nach; die braven Soldaten, die in der Hitze des Kampfes den Feldherrn nicht sogleich vermißten, foch- ten tapfer bis an den Abend, da endlich ergaben sie sich dem Oktavianus. Die Landarmee, welche die verlorene Seeschlacht durch einen Sieg zu Laude wieder gut machen konnte, wartete mit Sehnsucht auf Antonius; da er aber nach sieben Tagen nicht erschien, ging Alles zum Oktavianus über. Dieser folgte den Geflohenen nach Aegypten. Kleopatra, die treulose, hätte nun gewiß gern den Antonius verrathen, wenn sie nicht von Okta- vianus sehr kalt und stolz behandelt worden wäre. So wurde sie ge- zwungen, sich zu stellen, als ob sie es noch immer mit Antonius hielte. Antonius wollte noch einmal das Kriegsglück versuchen; er stellte seine Truppen zur Schlacht, aber mit Schrecken sah er, daß eine Truppe nach der andern, wahrscheinlich auf Kleopatra's Befehl, zum Feinde überging. Verlassen eilte er nach dem Schlosse der Königin. Auch sie verbarg sich vor ihm, verschloß sich in ein Grabgewölbe und ließ dem Antonius sagen, sie sei gestorben. Äiese Nachricht brachte ihn zur Verzweiflung; er stieß sich den Degen durch den Leib, allein die Wunde war nicht tödtlich und er quälte sich lange zwischen Leben und Sterben. Da sagte man ihm. 15*

8. Theil 1 - S. 280

1867 - Breslau : Max
280 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. in einen großen Teppich wickeln und von einem vertrauten Die- ner mitten durch die Stadt bis in Casars Zimmer tragen. Wie erstaunte dieser, als man die Decke auseinanderschlug und ein Weib von ungemeiner Schönheit zum Vorschein kam. Sie wußte ihn nun auch gleich so zu gewinnen, daß er sie bei sich behielt und ihr das Reich zuerkannte. Jetzt erinnerte sich Antonius, daß sie in Verdacht stehe, den Cassius unterstützt zu haben; er schickte daher nach Aegypten und ließ sie nach Tarsus bescheiden, um sich wegen ihres Betragens zu rechtfertigen. Darüber erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiß. Längst hatte sie erfahren, was für ein Mann Antonius wäre, und danach nahm sie ihre Maßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam, setzte sie die ganze Stadt in Be- wegung. Die Gondel, aus der sie fuhr, hatte purpurrothe Segel, das Hintertheil war übergoldet und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag auf einem goldenen Ruhebette ausgestreckt, über ihr ein Himmel, mit gol- denen Sternen besäet, und sie wie Venus angethan. Um sie herum sprangen kleine, liebliche Knaben, wie Liebesgötter gekleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Nereiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn Alles stürzte fort, die Venus zu sehen, die, wie man sagte, den Bacchus besuchte. Kleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammensein den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. . Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichneten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, was den Anto- nius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die ungeheuerste Verschwendung getrieben. Wenn sie den Antonius bewirthete, mußten auch seine Freunde dabei sein, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte Jeder die goldenen Ge- fäße, aus denen er gegessen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als Eigenthum mitnehmen, und Antonius bekam Alles, was auf seiner und ihrer Tafel ge- standen hatte. Selbst die Bedienten und Senftenträger der Gäste wurden reich beschenkt. Einmal hatte sie den Fußboden des Saales so hoch mit frischen Rosen bestreut, daß man bis über

9. Theil 1 - S. 283

1867 - Breslau : Max
Antonius. Octavia. 283 würde ertragen können, die Octavia in Italien zurück. Das gute Weib ließ ihn ungern allein ziehen; es war, als wenn ihr Unglück ihr ahnete; aber sie hoffte, ihren Mann bei Octavius vertreten zu können und blieb. Kaum war Antonius allein, so war er ganz wieder der Alte. Octavia wurde vergessen, und die Tage der Freude, die er mit Kleopatra verlebt hatte, standen wieder lebhaft vor seiner Seele. Sobald er nach Asien gekommen war, schickte er gleich zu ihr und ließ sie zu sich einladen. Sie hatte darauf längst gehofft; sie kam und hatte ihn nun wieder ganz am Gängelbande. Zwar hatte er gerade einen gefährlichen Krieg mit den Parthern vor; aber er eilte, ihn zu beendigen, reiste dann mit ihr nach Alexan- drien, hielt hier gar einen Triumph und versank von neuem in die geistige Schlaffheit, aus der er ffch nie wieder ganz ermannen konnte. Was mochte die edle Octavia bei der Nachricht von seiner Aufführung empfinden! Eine Andere hätte ihm vielleicht gleich alle Verbindung aufgekündigt und ihren Bruder vermocht, sie zu rächen. Von dem Allen that sie aber nichts; im Gegen- theil suchte sie ihren treulosen Mann bei ihrem Bruder, der über ihn höchst aufgebracht war, zu entschuldigen. Sie bat so lange, ihn besuchen zu dürfen, bis es ihr Bruder erlaubte. Sie hoffte, daß es ihr gelingen würde, ihn wieder zur Vernunft und Pflicht zurückzubringen. — Wie erschrak sie aber, als sie in Athen einen Brief vorfand, in welchem Antonius ihr befahl, nicht weiter zu reisen; er habe jetzt eben einen Krieg vor und da könne er sie nicht sprechen. Octavia erblaßte. Sie schrieb wieder: wenn er sie durchaus nicht sehen wollte, so möchte er ihr wenigstens sagen, wo sie die Sachen, mit welchem sie ihm eine Ueberraschung hätte machen wollen: Soldatenkleidungen, Pferde, Maulthiere und Geld, lassen sollte. Schon schwankte Antonius; so viel Herzensgüte rührte ihn, und er wollte schon einen reuigen Brief an sie schrei- den. Da trat aber Kleopatra zu ihm. „Wie!" rief sie, „du willst sie kommen lassen und mich verstoßen? Mich, die ich dir so treu überall hingesolgt bin und so viel ausgeopfert habe?" — Dabei wußte sie so geschickt mit ihren Thränen umzugehen, that, als ob sie sterben würde vor Granl, und ihre Freunde redeten dem Antonius unaufhörlich vor, daß er sie doch nicht ausopfern möge; sie sei ja eigentlich seine rechte Gemahlin; die Heirath mit Octavia sei nur aus Politik geschlossen u. s. f. Das Alles hatte Antonius nur hören wollen, um sein Gewissen zu betäuben.

10. Die alte Geschichte - S. 273

1899 - Langensalza : Gressler
273 auseinanderschlug und eine Frau von nngemeiner Schönheit zum Vorschein kam! Sie wußte ihn nun auch gleich so zu gewinnen, daß er sie bei sich behielt und ihr das Reich zuerkannte. Jetzt erinnerte sich Antonius, daß sie im Verdacht stehe, Cassius unterstützt zu haben; er schickte daher nach Ägypten und ließ sie nach Tarsus bescheiden, damit sie sich dort wegen ihres Betragens rechtfertige. Darüber erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiß. Längst hatte sie erfahren, was für ein Mann Antonius war, und danach nahm sie ihre Maßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam. setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrote Segel, das Hinterteil war übergoldet, und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag. als Venus verkleidet, auf einem goldenen Ruhebette ausgestreckt. Über ihr befand sich ein Himmel, der mit goldenen Sternen besät war, und um sie herum sprangen kleine, liebliche Knaben, wie Liebesgötter gekleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Nereiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn alles stürzte fort, die Venus zu sehen. Kleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammensein den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichneten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, das Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die ungeheuerste Verschweuduug getrieben. Wenn sie Antonius bewirtete, mußten auch seine Freunde dabei sein, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegeffen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als sein Eigentum mitnehmen; Antonius aber bekam alles, was auf seiner und ihrer Tafel gestanden hatte. Selbst die Bedienten und Sänftenträger der Gäste wurden reich beschenkt. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirten, so war doch Meisterwerke. Bd. Vi. Nössell, Weltgeschichte!. jg

11. Die alte Geschichte - S. 277

1899 - Langensalza : Gressler
277 schrieb Antonius nun, Oftabin solle gleich sein Haus verlassen. Tie Ereilt weinte über ihren verblendeten Mann die bittersten Thränen; sie nahm ihre Kinder bei der Hand und verließ mit ihnen das Haus, in welchem sie früher ein so glückliches Jahr verlebt hatte. Nie hat sie das erlittene Unrecht Antonius fühlen lassen; immer suchte sie ihn zu entschuldigen, und als er und Kleopatra nachmals tot waren, nahm sie auch deren Tochter zu sich und erzog sie zu der Tugend, die sie selbst besaß und die damals in Rom so selten war. Welch herrliche Frau! 46. Schlacht bei Bvfimn (31 v. Ehr.). Ein Bürgerkrieg war nun unvermeidlich. Beide Teile rüsteten sich, um zu Lande und zur See ihre Sache auszufechten. Kleopatra bot ihre ganze Macht auf, Antonius das Übergewicht zu verschaffen; sie begleitete ihn selbst in den Krieg. Bei A c t i u m , einem Vorgebirge Griechenlands, trafen beide Landheere und Flotten (31 v. Chr.) zusammen. Während jene vom Ufer zuschauten, griffen sich die Flotten an. Anfangs ließ sich alles für Antonius gut an; aber plötzlich ließ Kleopatra — man weiß nicht, ob sie an dem guten Ausgange verzweifelte oder absichtlich Antonius verderben wollte — ihre Schiffe wenden und steuerte mit vollen Segeln nach Ägypten zu. Keiner wußte, was das zu bedeuten hatte. Alle sahen ihr erstaunt nach: Antonius aber, besorgt, die teure Frau zu verlieren, warf sich in ein schnellsegelndes Fahrzeug, schiffte ihr eiligst nach und bat sie flehentlich, ihn doch nur mitzunehmen. Seine Soldaten hatten seine Flucht nicht gemerkt und fochten für seine Sache tapfer bis aus den Abend. Als sie lange vergebens auf ihn gewartet hatten und merkten, daß er gar nicht wiederkam, ergaben sie sich Oktavian. Durch diese Schlacht war der Einfluß des Antonius für immer dahin, dagegen Oktavians Macht gegründet. Sie steht also als eine Hauptbegebenheit in der Geschichte da. Antonius vergaß in dem Raufche der Ergötzlichkeiten bald feine mißliche Lage. Er war wie einer, der am schroffen Rande eines Abgrundes eingeschlummert ist. Anfangs war er in dumpfer Ver-

12. Theil 1 - S. 266

1827 - Breslau : Max
266 Teppich wickeln^ und von einem vertrauten Diener mitten durch die Stadt bis in Casars Zimmer tragen. Wie erstaunte der, als man die Decke aus einander schlug, und ein Weib von un- gemeiner Schönheit zum Vorschein kam! Sie wußte ihn nun auch gleich so zu beschwatzen, daß er sie bei sich behielt, und ihr das Reich zuerkannte. Jetzt erinnerte sich Antonius, daß sie in Verdacht stehe, den Cassius unterstützt zu haben; er schickte daher nach Aegyp- ten, und ließ ihr sagen, sie solle gleich nach Tarsus zu ihm kommen, und sich wegen ihres Betragens rechtfertigen. Dar- über erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiß. Langst hatte sie- erfahren, was für ein Mann Antonius wäre, und danach nahm sie ihre Maaßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam, setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrothe Segel, das Hin- tertheil war übergoldet, und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag auf einem goldenen Ruhebette anständig ausgestreckt, über ihr ein Himmel mit goldnen Sternen besäet, und sie wie Venus angethan. Um sie herum sprangen kleine liebliche Knaben, wie Liebesgötter ge- kleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Ne- reiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn Alles stürzte fort, die Venus zu sehen, die, wie man sagte, den Bacchus besuchte. Cleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammenseyn den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichne- ten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, was den Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die un- geheuerste Verschwendung getrieben. Wenn sie den Antonius bewirtheie, mußten auch seine Freunde dabei seyn, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte Jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegessen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als Ei- genthum mitnehmen, und Antonius bekam Alles, was auf sei-

13. Theil 1 - S. 281

1867 - Breslau : Max
Antonius. Kleopatra. 281 die Knöchel darin watete. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirthen, so war doch alle An- strengung vergebens. Einmal wetteten Beide, wer dem Andern die kostbarste Mahlzeit geben könnte. Antonius fing an und ließ aus allen Gegenden des römischen Reichs die Zuthaten durch eigens dazu bezahlte Boten zusammenholen, und glaubte nun, die Kleopatra besiegt zu haben. Aber weit gefehlt! Sie bewirthete ihn ganz einfach und doch kostbarer. Sie setzte ihm einen Becher mit Essig vor und löste darin eine seltene Perle auf, die wohl über eine halbe Million Thaler Werth sein mochte. Bei diesem wüsten Leben wurde natürlich an Geschäfte gar nicht gedacht, und da Kleopatra nach Alexandrien zurückging, folgte ihr Antonius, der schon nicht mehr ohne sie leben zu können glaubte, bald darauf nach, und da wurden denn die Schwelgereien wieder fortgesetzt. Uebrigens glaube man nicht, daß sich Kleopatra viel aus Antonius machte. Sie war viel klüger als er, und machte sich oft förmlich lustig über ihn. Blos weil er so viel im römischen Reiche zu sagen hatte, ging sie ihm so nach. Einmal angelten sie im Nil und Antonius fing nichts. Er ärgerte sich darüber, daß ihn Kleopatra auslachte, und schickte daher Taucher unter das Wasser, welche schon gefangene Fische ihm an den Angelhaken stecken mußten. Kleopatra merkte das bald, war aber still und lud ihn ein, am folgenden Tage das Vergnügen fortzusetzen. Er kam und warf wiedes die Angel aus; die Taucher waren wieder bei der Hand; aber Kleopatra hatte sie bestochen, einen eingesalzenen Fisch anzustecken. Sobald er nun die Angelschnur sich bewegen sah, zog er sie geschwind heraus und — wurde ausgelacht. „Mein lieber Antonius," sagte darauf Kleopatra, um den Spaß zu versüßen, „überlaß uns künftig das Angeln und fange du dafür lieber Städte, Völker und Reiche." — Dergleichen Thorheiten mußten ihn der klugen Frau natürlich verächtlich machen. Was mußte sie von seinem Verstände denken, wenn er — und das war sein Lieblingsver- gnügen — verkleidet in Alexandrien umherlief und die gemeinen Leute, die vor den Thüren oder an den Fenstern saßen, neckte, oder in Sklavenkleidung des Nachts umherstrich, Alle, die ihm begegneten, anpackte und ihnen irgend einen Streich spielte? Da- bei wurde er gewöhnlich ausgeschimpft oder bekam gar Schläge; aber das machte ihm gerade recht viel Spaß. Und das war ein Mann, der das halbe römische Reich regieren sollte!

14. Theil 1 - S. 281

1880 - Stuttgart : Heitz
Antonius. Kleopatra. 281 rechtfertigen. Darüber erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiss. Längst hatte sie erfahren, was für ein Mann Antonius wäre, und danach nahm sie ihre Maßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam, setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrothe Segel, das Hintertheil war übergoldet und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag auf einem goldenen Ruhebette ausgestreckt, über ihr ein Himmel, mit goldenen Sternen ^besäet, und sie wie Venus angethan. Um sie herum sprangen kleine, liebliche Knaben, wie Liebesgötter gekleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Nereiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn Alles stürzte fort, die Venus zu sehen, die, wie man sagte, den Bacchus besuchte. Kleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammensein den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichneten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, was den Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die ungeheuerste Verschwendung getrieben. Wenn sie den Antonius bewirthete, mußten auch seine Freunde dabei sein, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte Jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegessen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als Eigenthum mitnehmen, und Antonius bekam Alles, was auf seiner und ihrer Tafel gestanden hatte. Selbst die Bedienten und Sänftenträger der Gäste wurden reich beschenkt. Einmal hatte sie den Fußboden des Saales so hoch mit frischen Rosen bestreut, daß mau bis über die Knöchel darin watete. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirthen, so war doch alle Anstrengung vergebens. Einmal wetteten beide, wer dem andern die kostbarste Mahlzeit geben könnte. Antonius fing an und ließ aus allen Gegenden des römischen Reichs die Zuthaten durch eigens dazu bezahlte Boten zusammenholen, und glaubte nun, die Kleopatra besiegt zu haben. Aber weit gefehlt! Sie bewirthete ihn ganz einfach und doch kostbarer. Sie setzte ihm einen Becher mit Essig vor und löste darin eine seltene Perle auf, die wohl über eine halbe Million Thaler werth sein mochte.

15. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 96

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 96 - Mißverständnisses alles für verloren hielt, durch einen Sklaven töten; im feiten wurde Brutus geschlagen und stürzte sich, um als „letzter Römer" frei zu sterben, in das Schwert eines Freundes. Nach der gänzlichen Vernichtung der republikanischen Partei teilten sich die Triumvirn in die Provinzen des Reiches: Lepidus erhielt Afrika nebst Spanien, Octavianus Italien und die übrigen westlichen Provinzen Antonius das Morgenland. Der letztere machte sich in seiner Provinz' bald durch Erpressungen allgemein verhaßt und erregte die Unzufriedenheit der Römer durch sklavische Hingebung an die Königin Kleopatra, der er nach Ägypten folgte, um sich an ihrem üppigen Hofe einer beispiellosen Schwelgerei zu überlassen. In der gleichen Weise, wie Antonius das Morgenland, sog octavianus das Abendland aus, um seine habgierigen Soldaten zu befriedigen. Dies wurde von seinen Gegnern zur Herbeiführung eines Bürgerkrieges benutzt, in welchen Antonius sich einmischte. Das dadurch zwischen beiden entstandene Zerwürfnis wurde ausgeglichen durch die Vermählung des Antonius mit der Schwester des Octavianus, der schönen und tugendhaften Octavia. Lepidus, der sich von beiden zurückgesetzt sah, wurde nach einem mißlungenen Versuche, Sizilien an sich zu reißen, von Octavianus überwunden und gezwungen, in das Privatleben zurückzutreten (gest. 13 v. Chr.). 3. Bürgerkrieg zwischen Antonius und Octavianus. Währenddessen hatte Antonius einen Feldzug gegen die Parther unternommen, die in Syrien und Palästina eingefallen waren; da er denselben jedoch ohne allen Eifer betrieb, fiel er unglücklich aus (36). Der dadurch geweckte und durch Octavianus genährte Unwille des Volkes wuchs, als Antonius seine Gemahlin Octavia verstieß, um sich mit Kleopatra zu vermählen, und in unbegreiflicher Verblendung römische Provinzen an deren Söhne austeilte. Der Senat erklärte an Kleopatra den Krieg, Octavianus führte eine gewaltige Flotte und ein starkes Landheer gegen die Macht des Antonius und der ägyptischen Königin. Die Seeschlacht bei dem Vorgebirge Actium (31) entschied über das Schicksal des Antonius und des ägyptischen Reiches. Nachdem der Sieg lange geschwankt, ergriff plötzlich Kleopatra mit 60 Schiffen die Flucht, und unbekümmert um den Ausgang der Schlacht, eilte Antonius ihr nach. Seine Flotte wurde überwunden, und nach siebentägigem vergeblichen Harren auf die Rückkehr des Führers'ergab sich auch das Landheer dem Sieger. Octavianus suchte hierauf den Überwundenen Gegner in Ägypten auf. Noch einmal bei Alexandria besiegt stürzte sich Antonius in sein Schwert. Kleopatra bemühte sich vergebens, den Sieger für sich zu gewinnen. Als sie die Gewißheit erlangt hatte, daß sie bestimmt sei, seinen Triumphzug in Rom zu verherrlichen, gab sie sich den Tod, indem sie sich durch eine giftige Natter stechen ließ (30). Ägypten verlor feine Selbständigkeit und wurde von einem Statthalter,

16. Theil 1 - S. 230

1839 - Leipzig : Fleischer
230 Antonius dagegen heirathete die Kleopatra; sein guter Geist war von ihm gewichen Beide Triumviren zogen nun gegen einander. Bei Actium, einer Stadt und einem Vorgebirge an der Westküste Griechenlands, Italien schräg gegenüber, trafen sich die Landheere und Flotten im Jahre 3t. Während jene unthätig einander gegenüber standen, griffen die Schiffe sich an. Kleopatra hatte ihre Flotte mit der des Antonius vereinigt. Das Glück schien sich schon auf seine Seite zu wenden, als Kleopatra plötzlich, — niemand wußte warum? — mit ihren 60 Schiffen umkehrte, und mit vollen Segeln nach Aegypten zusteuerte. Anfangs starrte ih5 Antonius nach; dann befahl er seinem Steuer- mann, schnell zu wenden, und ihr nachzueilen. Er bat sie flehentlich, ihn doch nur wenigstens mitzunehmen. Durch dies unbegreifliche Be- tragen gab er seinen Vortheil auf. Zwar fochten seine Soldaten, die seine baldige Rückkehr erwarteten, bis an den Abend; als aber der Wind dann ihre Schiffe zerstreute, und sie den Antonius nicht zurück- kehren sahen, ergaben sie sich dem Octavius. Dasselbe thaten die Landsoldaten, nachdem sie 7 Tage vergebens auf Antonius gewartet hatten, und so sah sich nun Octavius durch sein Glück und die Muth« losigkeit seines Feindes zum Herrn des römischen Reichs erhoben. Antonius floh indessen voll Verzweiflung nach Aegypten, und schickte mit der Kleopatra Gesandte mit demüthigen Anträgen an Octavius, der ihnen nicht antwortete, der Kleopatra aber heimlich sagen ließ, er würde ihr gnädig seyn, wenn sie den Antonius ihm ausliefern wollte. Das that sie zwar nicht; aber sie wurde täglich kälter gegen ihn, und wäre seiner gern los gewesen. Erst im folgen- den Jahre 30 rückte Octavius gegen Aegypten an. Antonius schickte ihm die Aufforderung entgegen, sich mit ihm im Zweikampf zu messen; aber jener hatte nicht Lust, sein Leben der Spitze des Schwertes an- zuvertrauen, und ließ ihm antworten: „willst du so gern sterben, so giebt es ja genug Mittel und Wege dazu." Noch einen Versuch wollte Antonius machen; er ging seinem Feinde mit Flotte und Landheer entgegen; aber beide gingen sogleich zum Octavius über, und dem unglücklichen Verlassenen blieb nichts übrig als sich nach Alexandrien zu flüchten. Er fragte nach der Kleopatra. „Sie," hieß es, „hat sich den Tod gegeben, und ist schon ins Todtenhaus gebracht."^Diewahr- heit aber war, daß sie sich in einen großen Bearäbnißthuw^oen"st'e sich für diesen Fall bauen lassen, begeben hatte. Antonius war außer sich. „Daß ich dich verloren habe," rief er schmerzlich aus, „betrübt mich nicht; denn ich folge dir; aber daß mich eine Frau an Muth übertroffen hat!" Mit diesen Worten stieß er sich das Schwert in den Leib, und wand sich in seinem Blute, bis Kleopatra ihm sagen ließ, sie lebe noch, und wünsche ihn zu sehen. Sterbend brachte man

17. Die vorchristliche Zeit - S. 225

1877 - Leipzig : Brandstetter
In Aegypten regierte Kleopatra, die durch Cäsar zur Königin erhoben war. Sie war eine schöne und geistreiche, aber auch eine eitle und herrschsüchtige Frau, die darauf ausging, wo möglich Königin Roms zu werden. Erst hatte sie es mit dem Cäsar gehalten; sobald dieser ermordet war, hielt sie es mit den Mördern des Cäsar; und als diese geschlagen waren, suchte sie den Sieger Antonius durch ihre Reize zu gewinnen. Antonius forderte sie vor sich, um sie zur Verantwortung zu ziehen, daß sie seine Feinde unterstützt hatte. Sie kam auf einem prächtigen Fahrzeuge mit silbernen Rudern, purpurnen Segeln und reichen Vergoldungen. Eine liebliche Musik begleitete den Takt der Ruder, und eine Menge schöner Knaben und Mädchen, als Liebesgötter gekleidet, folgten auf Kähnen neben ihr, die in der Gestalt der Venus, der Göttin des Liebreizes und der Anmuth, vor Allen hervorstrahlte. Sie war damals 25 Jahre alt, und hatte durch einen passenden Schmuck die Schönheit ihrer Gestalt noch zu erhöhen gewußt. Ais die Umstehenden sie erblickten, riefen alle jubelnd: „Venus kehrt beim Bacchus ein!" Die schlaue Frau verfehlte ihren Zweck nicht. Mit Witz und Scherz, mit ihrem feinen Verstand und Geschmack, und mit tausend angenehmen Gaukeleien nahm sie den entzückten Feldherrn so ein, daß er von diesem Tage an für nichts Anderes mehr Sinn hatte, als für Kleopatra. Schmausereien und Lustbarkeiten waren das Hauptgeschäft des Tages, und Einer suchte den Andern in Anordnung derselben zu übertreffen. Einmal wetteten sie, wer von Beiden die kostbarste Mahlzeit geben würde. Antonius ließ die theuersten Leckerbissen anschaffen; die Königin dagegen bewirthete ihn ganz einfach, zum Schluß der Mahlzeit aber gab sie einen Becher mit wenig Flüssigkeit, die nach unserem Gelde eine Million Gulden kostete; es war nämlich eine Perle in Essig ausgelöst, die ihrer seltenen Größe wegen diesen Werth gehabt hatte. Einmal kam ein Fremder in Antonius' Küche und sah acht wilde Schweine an Spießen braten. Er erstaunte und meinte, es sei wohl große Gesellschaft heute. Ach nein! sagte der Koch, es sind nur zwölf Gäste; allein unter diesen Schweinen ist immer eins später aufgesteckt, als das andere, damit wir gerade in dem Augenblicke, wenn unser Herr befiehlt, das aussuchen können, welches den höchsten Wohlgeschmack hat. — Antonius und Kleopatra belustigten sich zuweilen mit Angeln. Antonius fing selten Etwas und ward dafür ausgelacht. Er befahl daher heimlich einem geübten Schwimmer, unvermerkt unterzutauchen und einen schon gefangenen Fisch an seine Angel zu stecken. Dies geschah, und Antonius fing mit jedem Zuge die schönsten Fische. Kleopatra, welche den Betrug merkte, 'befahl indeß ihrem besten Taucher, jenem Schwimmer zuvorzukommen. Antonius warf die Angel aus, und zugleich fühlte er ein schweres Gewicht an seiner Schnur; er zog es mit Mühe herauf und siehe: es war ein großer eingesalzener Fisch aus einem entfernten Meere. Alle lachten; Antonius erröthete vor Beschämung; Kleopatra aber wußte oen Spaß Grube, Geschichtsbilder. I. 15

18. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 158

1852 - Altona : Hammerich
158 alt und hatte durch einen passenden Schmuck die Schönheit ihrer Ge- stalt noch zu erhöhen gewußt. Als die Umstehenden sie sahen, riefen überall jubelnde Stimmen': Venus kehrt beim Bacchus ein! Sie ver- fehlte ihren Zweck nicht. Mit Witz und Scherz, mit Verstand und Geschmack und mit tausend angenehmen Gaukeleien nahm sie den ent- zückten Feldherrn so ein, daß er von diesem Tage an für nichts anders lebte, als für Kleopatra. Schmausereien und Lustbarkeiten waren das Hauptgeschäft des Tages, und einer suchte den andern in Anordnung derselben zu übertreffen. Einmal wetteten sie, wer von beiden die kost- barste Mahlzeit geben würde. Antonius ließ die theuersten Leckerbissen anschaffen. Die Königin dagegen bewirthete ihn ganz einfach; zum Schluß der Mahlzeit aber gab sie einen Becher mit weniger Flüssigkeit, die nach unserm Gelde an eine Million Gulden kostete (über 600,000 Thaler): es war nehmlich eine Perle in Essig ausgelöst, die ihrer selte- nen Größe wegen diesen Werth gehabt hatte. — Einmal kam ein Fremder in Antonius Küche und sah acht wilde Schweine an Spießen braten. Er erstaunte und meinte, es sei heut hier wohl große Gesell- schaft. Ach nein, sagte der Koch, es sind nur zwölf Gäste: allein unter diesen Schweinen ist eines immer etwas später aufgesteckt, als das an- dere, damit wir gerade in dem Augenblick, wenn unser Herr befiehlt, das aussuchen können, welches dann den höchsten Wohlgeschmack hat. — Antonius und Kleopatra belustigten sich zuweilen mit Angeln. An- tonius sing selten etwas und ward dafür ausgelacht. Er befahl daher heimlich einem geübten Schwimmer: so oft er die Angel auswerfen würde, unvermerkt unterzutauchen, unter dem Wasser heran zu schwim- men und einen schon gefangenen Fisch an den Angelhaken anzustecken. Dies geschah, und Antonius sing mit jedem Zuge die schönsten Fische. Kleopatra, die den Betrug merkte, befahl indeß heimlich ihrem geschwin- desten Taucher, das nächste Mal dem Schwimmer des Antonius zuvor- zukommen. Antonius warf die Angel aus, und sogleich fühlte er ein schweres Gewicht an seiner Schnur: er zog mit Mühe herauf, und siehe! es war ein großer eingesalzener Fisch aus einem entlegenen Meere. Alle lachten, Antonius erröthete vor Beschämung; Kleopatra aber wußte den Scherz trefflich zu wenden: Ueberlaß uns kleinen Fürsten Fische zu angeln, sagte sie: du, Feldherr, fange Städte, Könige und Länder. Indeß hatte Antonius in Rom eine Gemahlin zurückgelassen, Ful- via, die sehr unzufrieden damit war, daß ihr Mann in Aegypten bei der Kleopatra lebte. Sie sing Unruhen in Italien an, reizte den Ok- tavian gegen Antonius, um diesen zur Rückkehr zu zwingen. Er kam; da aber Fulvia eben starb, wußte Oktavian den Antonius zu besänfti- gen, sie versöhnten sich wieder, und nach dem Wunsche des Volkes, das der neuen Eintracht lange Dauer wünschte, heirathete Antonius die Stiefschwester des Oktavian, die schöne und tugendhafte Oktavia. Das ganze Reich nahm Theil an der Freude Roms, und alles glaubte, jetzt sich einmal wieder froheren Hoffnungen überlassen zu können. — Und wirklich schien die Sanftheit und Güte der Oktavia den Antonius von seiner Neigung zu Ausschweifungen zurückbringen zu können. Sie war jung und schön, er lebte mit ihr in vergnügter Häuslichkeit und wid- mete sich wieder ernsten Geschäften. Doch bald entspannen sich neue

19. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 115

1878 - Danzig : Gruihn
Antonius und Octavian. 115 ttgen Fahrzeuge mit silbernen Rudern, purpurnen Segeln und reichen Vergoldungen. Eine liebliche Musik begleitete den Takt der Ruder, und eine Menge schöner Knaben und Mädchen als Liebesgötter gekleidet folgten neben ihr, die in der Gestalt der Venus, der Göttin des Liebreizes und der Schönheit, vor allen hervorstrahlte. Sie war damals 25 Jahre alt, und hatte durch einen passenden Schmuck die Schönheit ihrer Gestalt noch zu erhöhen gewußt- Als die Umstehenden sie sahen, riefen Inbelndestimmen: „Venus kehrt beim Bachus ein!" Sie verfehlte ihren Zweck nicht. Mit Witz und Scherz, mit Verstand und Geschmack und mit tausend angenehmen Gaukeleien nahm sie den entzückten Feldherrn so ein, daß er von diesem ^age an für nichts anderes lebte, als für Kleopatra. Schmausereien und Lustbarkeiten waren das Hauptgeschäft des Tages, und einer suchte den andern in Anordnung derselben zu übertreffen. Einmal wetteten sie, wer von beiden die kostbarste Mahlzect geben würde. Antonius ließ die theuersten Leckerbissen anschaffen. Die Königin dagegen bewirthete ihn ganz einfach; zum Schluß der Mahlzeit aber gab enteil Becher und weniger Flüssigkeit, die nach unserm Gelde an eine Million Mark kostete. Es war nämlich eine Perle in Essig aufgelöst, die rhrer seltenen Grotze wegen diesen Werth gehabt hatte. Schwelgerei. Einst kam ein Fremder in Antonius Küche und sah acht wilde Schweme an Spießen braten. Er erstaunte und meinte, es sei heute hier wohl große Gesellschaft. „Ach nein", sagte der Koch, „es sind nur zwöls Gäste; allein unter diejen Schweinen ist ems immer etwas später aufgesteckt als das andere, damit wir gerade in dem Augeublick, wenn unser Herr befiehlt- das aussuchen können welches dann den höchsten Wohlgeschmack hat". - Antonius und Kleopatra belustigten sich zuweilen mit Angeln. Antonius sing selten etwas und ward dafür ausgelacht. Er befahl daher heimlich einem geübten Schwimmer, so oft er die Angel auswerfen wurde, unvermerkt^unterzutauchen, unter dem Wasser heranzuschwimmen und einen schon gefangenen Fisch an den Angelhaken anzustecken. Dies geschah und Antonius Fug mit ledern Zuge die schönsten Fische. Kleopatra, die den Betrug merkte, befahl mdetz heimlich ihrem geschwindesten mancher, das nächste Mal dem Schwimmer des Jlntomuy zuvorzukommen. Antonius warf die Angel aus und sogleich fühlte er eui schweres Gewicht an seiner Schnur; er zog diese mit Mühe herauf, und siehe am ?r.ün Angel ein großer eingefallener Fisch ans einem entfernten Meere' J.ue lachten; Antonius aber errbthete vor Beschämung. Kleopatra wußte jedoch den Scherz trefflich zu wenden: „lleberlaß uns kleinen Fürsten Fische zu angeht" saate ste, „du, Feldherr, fange Städte, Könige und Länder". Fitlöia und Octavia. Indeß hatte Antonius in Rom eine Gemahlin zurück* gelallen, Fnlvra, die sehr unzufrieden damit war, daß ihr Mann in Aegypten bei der Cleopatra lebte Sie fing Unruhen m Italien an, reizte den Octavian gegen Antonius, um dteten zur Rückkehr zu zwingen. Er kam; da aber Fulvia eben starb riuit^e_ üctatuatt beit Antonius zu besänftigen, sie versöhnten sich wieber, und nach Lenl Wunsche des Volkes das der neuen Eintracht lange Dauer wünschte, Heiratete Evums die Stiefschwester des Octavian, die schöne und tugendhafte Octavia. Das Zukunft na m an b£r Freube Roms und hoffte auf eine neue bessere Octavias Sanfttnnth. Wirklich schien die Sanstmnth und Güte der Octavia W ^utonius von ferner Neigung zu Ausschweifungen zurückbringen zu können. Sie war jung und schon; er lebte mit ihr in vergnügter Häuslichkeit und wibmete stch wieber ernsten Geschäften. Doch balb entspannen sich neue Streitigkeiten mit Octavian. Antonius, der mit seiner jungen Gemahlin in Griechenland lebte schiffte sich mit einem Heere nach Italien ein. Als er hier gelanbet war, bat ihn die sauste Octavia, er mochte sie, ehe er etwas Feindliches unternähme, voran zu ihrem Kruder ichtcken der schon an der Spitze eines Heeres ihm entgegen gekommen war L9ml' rvnb£mt! sanft überredenden Bitte versöhnte sie Bruder und Ge-x lhnkte dem Vater lande den Frieden. Eine große Anzahl der Soldaten ans beiben Heeren, die als Fembe gekommen waren, eilten jetzt auf eittanber zu und umarmten sich als alte Freunbe. Die beiben ueuversöhuteu Felbherren aber Orff Nch gegen,eitig prächtige Gastmähler. Darauf ging Antonius wieber nach s&Srtffar’* *: -a ocljte ^doch mit ihrem Bruder nach Rom, um hier ihres jemahls Andenken m Liebe zu erhalten. Antonius Untreue. Doch Antonius war der treuen Liebe nicht werth. Kaum er m Asien, so sing er fern verschwenberisches ansschweifenbes Leben mit der

20. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 116

1878 - Danzig : Gruihn
116 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. Kleopatra wieder an und vergaß seiner trefflichen Gattin. Sie duldete dies lange Zeit, und als sie sah, daß ihm neuer Verrath von Rom aus drohe, und er unbekümmert fort schweige, machte sich Octavia auf, ihn zu besuchen. Er aber schrieb ihr, sie möchte nur in Athen bleiben, er habe jetzt gerade einen Feldzug in das östliche Asien beschlossen. Sie blieb mit ihren Kindern in Athen, und ungeachtet ihr Bruder sie auf jede Weise zu bereden suchte, den Schimpf nicht zu erdulden, sondern sich öffentlich zu beschweren, weil er eine Veranlassung zum Kriege mit Antonius wünschte, blieb sie doch ihrem Manne getreu in Athen. „Wenn du mich nicht sehen willst", schrieb sie an ihn, „so melde mir wenigstens, wohin ich das Geld und die Truppen, Kleidungsstücke und Waffen schicken soll, die ich für dich mitgebracht habe, um dich zu überraschen". — Dies rührte den Antonius. Doch wie Kleopatra es merkte, bot sie gleich alles ans, ihn zu bestricken, stellte sich krank, zeigte sich immer mit verweinten Augen und ihre Kammerfrauen mußten ihm versichern, daß sie gewiß sterben werde, wenn er seine Liebe von ihr wende und zu Octavia zurückkehre, die ja doch nur durch Octaviau's Schlauheit seine Frau geworben sei. — So warb ihm selbst Argwohn gegen das ebelste Weib eingeflößt; er vergaß ihrer nach und nach ganz, und jebe gute Regung seines Herzens warb in dem unaufhörlichen Taumel von'vergnügungen erstickt, in welchem ihn die ägyptische Königin zu erhalten wußte. Endlich vertheilte er gar seine Länder, die er durch den Vergleich mit Octavian erhalten hatte, unter die Söhne der Kleopatra und reizte dadurch den Unwillen des römischen Volkes aufs äußerste, daß er Ausländern das Gebiet verschenkte, das durch römisches Blut erobert war. So wie Octavian den Unwillen des Volkes erkannte, den er selbst wohl heimlich genährt hatte, klagte er den Antonius öffentlich an, und der Kleopatra als seiner Verführerin ward der Krieg angekündigt. Mit Freuden gab diese zu dem Kriege Geld und Schiffe her, ging dem Autouius nicht von der Seite und brachte ihn bahin, daß er feine eble Gemahlin in Rom aus feinem Haufe weifen ließ. Octavia ging mit Thränen; ihre Kinder nahm sie alle mit, und als Antonius und Kleopatra gestorben waren, nahm sie auch bereu Kinder zu sich imb erzog sie zu tugenbhafteu Menschen. Seeschlacht bei Actinrn. (31 v. bhr.) Antonius und Kleopatra zogen dem Octavian entgegen: es kam bei Actinm (31 v. Chr.) zu einer Seeschlacht. Die Sol-baten des Antonius fochten trotz ihrer ungeschickten Schiffe mit gewohnter Tapferkeit; aber mitte-: im Gefecht, ba noch nichts entschieden war, gab Kleopatra ihren Schiffen Befehl, nach Haufe zu fliehen. Antonius folgte ihr; die braven Soldaten, die in der Hitze des Kampfes den Felbherrn nicht sogleich vermißten, fochten tapfer bis an den Abenb und ergaben sich dann dem Octavian. Die Lanbarmee inbeß, welche die verlorene Seeschlacht bnrch einen Sieg zu Laube noch immer gut zu machen hoffte wartete sehnlichst ans Antonius; ba er aber nach sieben Tagen nicht erschien, so ging sie ohne Schwertstreich zum Sieger über. Antonius Ende. (30 v. bhr.) Octavian folgte den Geflohenen nach Aegypten. Kleopatra, die Treulose, hätte jetzt gewiß gern den Antonius selbst verrathen, wenn nicht Octavian sie zu kalt und stolz behanbelt hätte. Sie war daher gezwungen, sich zu stellen, als ob sie es noch immer mit Antonius halte. Antonius stellte seme Truppen zur'schlacht; aber mit Schrecken mußte er balb sehen, daß eine Schaar nach der andern, wahrscheinlich auf Cleopatras Befehl, zu den Fetnben überging. Verlassen eilte er nach dem Schlosse der Königin. Auch sie verbarg sich vor ihm, ließ sich in einem Begräbnißhause verschließen und dem Antonius bnrch thre Diener sagen, sie fei gestorben. Diese Nachricht brachte ihn zur Verzweiflung. Er stieß sich den Degen bnrch den Leib; allein die Wunbe war nicht töbtlich, und er quälte sich ohne leben ober sterben zu können in unaussprechlicher Angst. Da jagte man Ihm, um ihn zu beruhigen, Kleopatra lebe noch. Er bat, daß man ihn zu ihr bringen möchte. Man that es, und nach langen Zuckungen starb er zu ihren Fußen Cleopatras (ynbe. (30 v. Chr.) Octavian zog als Sieger tu die Hauptstadt Aegyptens, Aie?anbrien, ein, ließ den Antonius prächtig begraben und stellte sich qar freunblich gegen Kleopatra, batnit sie feine Absicht nicht merken sollte sie gefangen nach Rom zu schicken. Doch sie errieth feine Gebanken und kam ihm durch ein schnelles Gift zuvor. Man sagt, sie habe sich von einem Paar gistiger Schlangen in die Brust beißen lassen. Daraus sandte sie einen Brief au Octavian, worin sie ihn bat sie bei Antonius begraben zu lassen. Er hielt dies für eme List, schufte sogleich Leute nach ihrem Zimmer; aber matt fand sie schon tobt im königlichen Schmucke auf dem Ruhebette liegettb.