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1. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 219

1846 - Aachen : Benrath
— 219 Nordsee, finden sich aber anch in der Ostsee und in den nord- asiatischen und nordamerikanischen Knstenmeeren. Zur Laichzeit verlassen sie die Tiefe des Meeres, nähern sich dem Lande und drängen sich in unberechenbarer Menge an die Küsten und bis in die Mündungen der Flüsse. Ein Weibchen legt an 68,656 Eier. Die alten Häringe verschwinden nach 2 bis 3 Tagen wieder und kurz darauf wimmeln die Küsten von unzähligen jungen Fischchen, die sich später auch in die Tiefen des Meeres zurückziehen. Lai- chende Schaaren erscheinen vom Anbeginn des Frühjahrs bis zum Spätherbst, aber in großer Menge erst Vom Juni an, weswegen auch die holländischen Häringsjäger vor dem 25. Juni und nach dem 25. Januar kein Netz auswerfen dürfen. Die Nahrung des Härings besteht aus kleinen Seethierchen; er selbst wird von un- zähligen Raubfischen, von Finnfischen, Delphinen, Möven und andern Vögeln verfolgt; seine Eier frißt vorzüglich die Lachsforelle und der Schnepel. Am meisten stellt ihm aber der Mensch nach, und jährlich geht eine sehr große Anzahl von Schiffen auf diesen Fang aus. Schon im Jahre 1667 waren mehr als 800,000 Leute aus Holland und Westfriesland damit beschäftigt. Eine holländische Flotte von 1200 Buysen (Fahrzeugen) bringt jährlich an 432 Millionen Häringe heim, und man kann annehmen, daß jetzt im Ganzen jährlich tausend Millionen gefangen werden. In den ersten 3 Wochen der Fangzeit werden die Häringe, als etwas Neues, eilig durch Jachten (Häringsjäger) nach den Häfen geschickt und von da als „neue holländische Häringe" durch die Posten aller- wärts hin verbreitet. Die Häringe sterben außer Wasser äußerst schnell, werden daher nur wenig frisch verspeist, sondern meist ein- gesalzen. Bücklinge (Bückinge) sind Häringe, welche 24 bis 48 Stunden in der Häringslake gelegen, dann in eigens dazu erbau- ten Oefen, deren jeder 12,000 Stück faßt, gedörrt und geräuchert worden sind. Der Lachs (Salm), ebenfalls ein Meerbewohner, kennt genau die großen, schnell fließenden Ströme. Er zieht sie allen übrigen vor, und keine Gefahr ist ihm zu groß, sie zu erreichen. Sobald das Eis es nur erlaubt, verläßt er seine Heimath, das Meer, und eilet mit der angestrengtesten Kraft, stroman unsere Flüsse hinauf, aus diesen wieder in die Nebenflüsse und selbst bis in die Bäche, um dort zu laichen. Tausende von Rogenern und Milchern

2. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 70

1846 - Aachen : Benrath
70 deutende Mündungsarme : Assel, Waal, Leeck, Vecht und alter Rhein. Letzterer, vor seinem Ausflüsse in's Meer längst schon gänzlich versandet, hat erst jüngst durch menschliche Nach- hülfe wieder einen geregelten Abfluß erhalten. Flußarme, welche in dem einen Jahrhundert die größten Kauffahrteischiffe iu's Meer führten, wurden durch allmälige Versandung für die Schifffahrt unbrauchbar, verloren ihre Bedeutung und geriethcn nebst den daran gelegenen Handelsstädten in Vergessenheit. Dieses Schicksal traf nicht blos die Rhein-, Weichsel- und Nilarme, son- dern sämmtliche große Ströme der Erde, welche mehrere Mün- dungen iu's Meer haben. Der Nil soll von seinen vielen Armen 7, der Sat-el-Arab (aus der Vereinigung des Euphrat und Tigris entstanden) 8, der Ganges von seinen 100 über 50 zum Meere senden, von welchen jedoch nur wenige für größere Schiffe fahrbar sind. Dadurch erweitert sich die Mündungsgegeud bedeutend; der äußerste rechte ist daun vom äußersten linken Mün- dungsarme oft 60, 100, ja 200 Stunden entfernt. 16. Die inselähnlichen Laudtheile zwischen den Mündungsarnien bilden zusammengenommen ein großes //, welches das Zeichen für den griechischen Buchstaben D (Delta) ist, weßhalb die Alteu das Mündungsland des Nil das Nil-Delta nannten, welcher Name von den spätern Geographen auf jede Mündungsgegeud übertragen wurde, die von mehreren Flußarmen durchzogen wird. Die denl Delta vorgelagerten, oft zahlreichen Sandbänke, welche Barren heißen, nehmen au Umfang und Mächtigkeit zu, erheben sich über das Niveau des Meeres und bilden dann die bewohn- baren, meist sehr fruchtbaren Ntündungsinseln. Auch diese werden nicht selten nach vielen Jahren und Jahrhunderten durch Versandung und Schlammausfüllung der sie vom Lande trennen- den ruhigern Meerestheile mit dem Deltaboden verbunden. Um Ravenna, ursprünglich aus einer Insel erbaut, welche einst einen berühmten Kriegshafen besaß, hat der Pofluß seit Kaiser Augustus Zeiten eine Landstrecke von Meilen-Breitc angeschwemmt und die Stadt vom Meere getrennt. Vor dem Nil-Delta lag zu Hvmer's Zeiten, etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt, die Insel Pharos eine Tagereise von der Küste; Seneca erwähnst dersel- den 1000 Jahre später als ganz nah am Ufer liegend und nun

3. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 83

1846 - Aachen : Benrath
83 Iaede - Busen ist seit 1016 nach und nach musgespült worden. Jni Jahre 1421 drangen die Springsiuthen in die Mündung der Maas und Waal, überflutheten 72 Dörfer und bildeten das sogenannte Biesbosch. Im 13. Jahrhundert wurden nach und nach mehrere Theile Frieslauds verschlungen, bis 1282 ein bedeutender Durchbruch erfolgte, der mehrere Städte zerstörte und den Zuyder-See bildete, welcher nachher noch bedeutend erweitert wurde. i f-uo 33. Sind Meerbusen sehr groß und allseitig von Land ein- geschlossen , daß die Verbindung mit dem Ocean nur schmal oder enge ist, so heißen sie Vinnen-Meere, Mittel-Meere. An Enropa's Küste sind die Ostsee, das Schwarze Meer und das Mittelländische solche Binnen-Meere. Haffe oder Strand- seen sind sehr kleine Binnen-Meere oder Busen, welche durch Inseln oder Landzungen vom offenen Meer theilwcise abgeschnittcu sind (Kurisches, Frisches, Stettiner Haff). Kleine, geschützte Buchten, die den Schiffern gute Ankerplätze bieten, Ruhe zur Ausbesserung der Fahrzeuge und Zeit zum Ab- und Aufladen gönnen, werden Rheden genannt. Häfen sind kleine abgeschlossene Buchten und Bayen bei Seestädten, oft durch Kunst hergestellt, welche durch Tiefe des Wassers sichern Grund, und eine solche Bildung des umgebenden Landes haben, daß das Ein- dringen des Windes und der hohen Wellen des Meeres verhindert wird. Hier suchen Seeleute zu jeder Jahreszeit Schutz bei heftigen Stürmen und widrigen Winden. 36. Zwei Inseln liegen manchmal einander so nahe, daß sie dem Schiffer eben noch eine Fahrstraße bieten; häufig ist dieser Durchgang jedoch bedeutend breiter, oft Stunden- und Meilen- weit. Derartige Durchgänge im Meere heißen Straßen, Pas, Kanäle, Meerengen, in der Ostsee Sunde (Oere-Sund, Cal mar-Sund, Feniern-Sund). Meerengen finden sich nicht bloß zwischen zwei genäherten Inseln, wie die Straße von Bonifacio, der Georgs-Kanal, der große Belt, son- dern auch zwischen einem Kontinente und einer Insel (Pas de Calais, Straße von Messina, der Sund und kleine Belt) und selbst zwischen zwei nahe liegenden Festländern können solche Durchgänge oder Wasserstraßen liegen. (Straße von

4. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 82

1846 - Aachen : Benrath
82 fehlende Viertel ausmachen, umspült. Die Vertiefung des Bodens, welche vom Meereswasser ausgefüllt ist, heißt das See- oder Meeresbecken und die Oberfläche des Wassers die Meeres- fläche (das Niveau des Meeres). Die Vertheilung des Meer- wassers auf der Erde ist nicht regelmäßig und gleichartig; die südliche Erdhälfte ist bei Weitem wasserreicher, als die Nord- hälfte; diese dagegen enthält das meiste Land. Mit Recht kann man das Meer die Mutter aller Gewässer, aller Quellen, Seen und Flüsse nennen. Seine Ausdünstungen steigen zu Wolken in den Dunstkreis und senken sich zu dichten Nebeln in den untern Luftraum und spenden den flachen Küsten- gegenden und unzähligen Meeres-Jnseln die befruchtende Feuchtig- keit. Winde tragen die höher schwebenden Wolken über die dürstenden Länder, welche sie mit fruchtbarem Regen tränken oder im Winter mit dem schützenden Schneekleide verschleiern. Regen- und Schnee- wasser füllen die Seen und Teiche, schwellen die Flüsse und ver- sorgen die Quellen mit unversiegbaren Wasservorräthen, welche Bäche, Flüsse und Ströme in tausendfachen Windungen und laby- rinthischen Verzweigungen aus den höhern und höchsten Berg- landschaften in die niedern Küstenländer verführen und dem Ocean wieder zurückgeben, woher sie gekommen, um dann den zurückge- legten Weg, ihre wundervolle Laufbahn, von Neuem zu beginnen. 34. Wie das Land an den Küsten durch Delta-Bildung, Sand- bänke , Barren, Korallenbauten und Muschelbänke gewinnt und immer weiter in's Meer hineingreift, so hat dieses an vielen Orten die niedrigen Küstentheile überschwemmt, unterwühlt, zernagt, verschlungen und deren Räume nun mit Wasser ausgefüllt. Solche in's Land hineinreichenden Meerestheile bezeichnet man mit dem Namen Buchten, Bayen, Busen, Golfe, Fiorde, Haffe. An den Küsten der Nordsee sind es der Dollart, der Jaede- Busen und Zuyder-See (sprich : Seuder-See), welche sich in den letzten 4 Jahrhunderten bedeutend vergrößert haben und noch nicht vor gar langer Zeit entstanden sind. Vom Dollart weiß man, daß er zur Römerzeit (Christi Geburt) nicht vorhanden war. Die nach und nach vom 13. bis 16. Jahrhundert verschlungene Strecke enthielt außer der Stadt Forum noch 50 Märkte, Dörfer und Klöster, die reichsten und schönsten in Fri es land. Der

5. Heimatkunde des Regierungsbezirks Aachen - S. 16

1917 - Aachen : Jacobi
16 die Preise der Waren festzusetzen und ihre Geldangelegenheiten zu be« sprechen und zu ordnen. Die Börsen kommen in Handelsstädten (Fruchtbörse in Aachen) vor. Schriftl. Ausg.: Welche Produkte des Regierungsbezirks Aachen werden ausgeführt oder exportiert? Welche Artikel müssen eingeführt oder importiert werden? Wie nennt man den Platz, wo zu bestimmten Zeiten Handelsartikel zum Verkaufe ausgeboten werden? Welche Angelegenheiten werden an der Börse geordnet? Vii. Verkehrswege und Verkehrsmittel. Um den Handel und das Gewerbe zu heben und auch den Anbau einer Gegend zu erleichtern, sind gute Verkehrswege notwendig. Zu solchen rechnet man: 1. Wasserwege (schiffbare Flüsse und Kanäle), 2. Landwege (Land- straßen und Gemeindewege), 3. Schienenwege (Voll- und Neben-, sowie Kleinbahnen), 4. Luftwege. Einen schiffbaren Fluß hat der Regierungsbezirk Aachen nicht; im Jahre 1550 soll zuletzt ein Schiff auf der Rur in Jülich angekommen sein. — Da- gegen hat der Bezirk nach allen Richtungen hin gut gebaute Landwege: Kunststraßen oder Chausseen und Gemeinde- oder Kommunalwege. Die meisten Kunststraßen gehen von der Bezirkshauptstadt aus: 1. die Cöln-Lütticher („große Straße von Paris nach Cöln") über Aachen, Aldenhoven und Jülich' von hier führt eine Abzweigung über Titz nach Düsseldorf: 2. die Nochen- Trierer über Montjoie und Bütgenbach; von hier führt eine Abzweigung nach Malmedy: 3. die Aachen-Maastrichter über Baals, auch über Richterich, Heerlen: 4. die Aachen-Roermonder über Herzogenrath, Geilenkirchen, Heins- berg; 5. die Aachen-Duisburger über Alsdorf, Baesweiler, Setterich, Linnich, Erkelenz, Gladbach: 6. die Aachen-Düren-Cölner: 7. die Aachen-Stolberger über Brand und Eilendorf: 8. die Aachen-Eupener? 9. die Aachen-Luxemburger über Bütgenback, St. 93ith. Folgende Landstraßen berühren die Bezirkshauptstadt nicht: 1. die Cöln-Trierer über Münstereifel, Blankenheim, Stadtkyll: 2. die Coblenz-Lütticher über Stadtkyll, Büllingen, Malmedy: 3. die Cöln-Malmedyer über Gemünd, Schleiden: 4. die Cöln-Sittarder über Jülich, Geilenkirchen, Gangelt und über Heinsberg, Tüddern. Außer diesen Hauptstraßen sind die einzelnen Ortschaften meistens durch gute Kommunalwege verbunden. — Viele Eisenbahnlinien durchschneiden den Bezirk. Die wichtigsten Strecken sind: 1. Aachen-Düren-Cöln. 2. Aachen-Herbesthal-Eupeu oder Verviers. 3. Aachen- M.-Gladbach-Düsseldors oder Ereseld. 4. Aachen-Bleyberg-Verviers. 5. Aachen- Maastricht-Brüssel oder Antwerpen. 6. Aachen-Jülich-M.-Gladbach. 7. Aachen-

6. Heimatkunde des Regierungsbezirks Aachen - S. 17

1917 - Aachen : Jacobi
17 Montjoie- St. Bich oder Malmedy. 8. Düren-Jülich- 9. Düren-Neuß. 10. Düren-Euskirchen. 11. Düren-Heimbach. 12. Lindern-Heinsberg. 13. Kohlscheid- Würselen-Stolberg. 14. Stolberg-Jülich. 15. Stolberg-Walheim. 16. Euskirchen- Gerolstein. 17. Call-Hellenthal. 18. Herzogenrath-Sittard. Den nördlichen Teil des Bezirks, in dem Ackerbau, Viehzucht. Waldwirtschaft, Bergbau und Industrie betrieben werden, wird die 36,1 km lange, mit 6,25 Million M. erbaute und am 15. Dezember 1911 eröffnete Bahnlinie Jülich-Dalheim, dem allgemeinen Verkehr mehr anschließen und namentlich die Aufschließung der reichen Stein- kohlen- und Tonlager fördern. Zur Hebung des Verkehrs im südlichen Teile des Bezirks wäre notwendig, daß die Vennbahn Anschlüsse erhielte an die Rur- bahn über Heimbach hinaus nach Montjoie und an die Urftbahn über Hellen- thal hinaus nach Bulgenbach. — In mehreren Kreisen des Bezirks hat man zur Förderung des Verkehrs Klein- oder Industriebahnen angelegt ^Aachen- Stadt und -Land, Geilenkirchen, Erkelenz, Jülich, Düren). Von den Verkehrs- kräften sind zu nennen Last- und Zugtier (Pferd, Ochs, Esel), Dampf und Elektrizität. — Durch den Telegraphen oder Fernschreiber, dessen Drahtleitung an allen Eisenbahnen und auch an vielen Landstraßen zu sehen ist, werden Mitteilungen und Nachrichten in wenigen Minuten auf große Entfernungen gelragen. Das Telephon oder der Fernsprecher befördert nicht bloß den Verkehr innerhalb einer größeren Gemeinde, sondern auch zwischen nahen und entfernten Orlen. Die Funkentelegraphie dient vorzugsweise dem Verkehr zwischen Punkten, von denen einer oder beide beweglich sind. Eine schöne Veranstaltung, die den Verkehr schnell und sicher vermittelt, ist die Post. Was befördert die Post? Was ist eine Brief-, Paket-, Geld-, Personenpost? Was eine Boten-, Tauben-, Telegraphen-, Telephonpost? Wo ist das nächste Postamt? Welche Personenposten gehen von deinem Wohn- orte oder deiner Kreisstadt aus? Welche Orte berühren sie? Schriftl. Ausg.: Wie viele Arten ron Verkehrswegen gibt es? Wie heißen sie? Nenne die ältesten Landstraßen des Bezirks! Welche Eisenbahnen durchschneiden den Bezirk? In welchen Kreisen des Bezirks gibt es Klein- bahnen? Was befördert die Post? Gib die Landstraßen, Eisenbahnen und Kleinbahnen deines Kreises an! Viii. Die Bewohner des Regierungsbezirks. Unser Regierungsbezirk zählte am 1. Dezember 1910 690 777 Einwohner. Demnach kommen durchschnittlich auf ein qkm 150 Bewohner. Sie verteilen sich nicht gleichmäßig auf den Bezirk. Die Bevölkerung ist dichter im Flach- und Hügellande als in den Gebirgskreisen. Warum wohl? — Der Abstammung nach gehören die Bewohner des Bezirks meistens dem deutschen Volke an, etwa 12 000 Bewohner des Kreises Malmedh sprechen wallonisch. Müllermeister, Heimaikunde.

7. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 10

1906 - Halle a.S. : Schroedel
10 [§3] Klima wesentlich in Betracht. Zu heiße und zu kalte Zonen eignen sich nicht für dauernd angestrengte Arbeit. Ein kühleres Klima zwingt geradezu zum Schaffen, „was soll man den größten Teil des Jahres in einem Lande wie Deutschland ansangen, wenn man nicht arbeitet", ist nicht so unrecht gesagt worden, „in einem solchen Lande hat man nichts Besseres zu tun als seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit" (Sombart). Das gemäßigte Klima benötigt einer Industrie, warme Zonen lassen die Tätigkeit weit entbehrlicher er- scheinen, da hier die Natur Nahrung und Wärme reichlich spendet und die Kleidung stark beschränkt. Die gemäßigte Zone ist die Wiege der Kultur, und die ihr entstammende weiße Nasse besitzt eine außerordentliche Fähigkeit, klimatische Verhältnisse zu über- winden. Darum hat man sie auch, soweit das Physische inbetracht kommt, für befähigt erklärt, als Massenaristokratie die Welt zu be- herrschen. Verstärkt wird die Befähigung durch die für die Schiff- fahrt hochbedeutsame Tatsache, daß Europa auf eine Meile Küsten- land nur 40 Quadratmeilen Binnenland, Asien dagegen 115, Afrika sogar 156 aufweist. Welchen Einfluß ferner das Meer hat, dafür bietet England das klassische Beispiel: eine umfassende Küstengliede- rung, breite, sich weit in das Land erstreckende Flußmündungen, die durch Ebbe und Flut der Schiffahrt eine höchst günstige Fahrgelegen- heit bieten. Deutschland erscheint in dieser Beziehung wenig be- günstigt, die Küste ist geteilt und hat nur wenige noch dazu nicht gerade hervorragende Häfen. Doch übte die völkerverbindende Macht des Meeres auf das deutsche Volk den größten Einfluß aus, so daß es zur Zeit der Hansa die erste Seemacht war; die reine Binnenmachtspolitik des Hauses Habsburg hat den Rückgang ver- schuldet. Soviel ist sicher, „jeder Staat großen Stils, der danach trachtet, auf eigenen Füßen zu stehen, muß eine Küste haben" (Treitschke). Von großem Einfluß sind sodann die Gebirge. Gebirge, aber nicht die Flüsse, wie es so oft heißt, trennen, und zwar bilden sie nicht nur Stammes- und Völker-, sondern auch Kulturgrenzen. Das norddeutsche Flachland weist in Kultur, Leben und Sprache weit weniger Verschiedenheit auf, als Süddeutschland. Das Hügel- und Flachland pflegt die Stätte des Gewerbefleißes zu bilden, während Mittel- und Hochgebirge hauptsächlich die Stätten des Waldes sind. Die Gebirge fördern häufig den Partikularismus, doch nur bedingter Weise, wie das Beispiel der Schweiz zeigt. Flüsse dagegen verbinden; bis weit ins 19. Jahrhundert waren sie die besten Verkehrsstraßen. Die Flüsse sind auch meist Hauptkultur- stätten, cs sei nur an die großen deutschen Ströme, vor allem an Rhein und Donau gedacht, dann aber auch au Themse und Wolga, an den Nil und Kongo, an den Missisippi-Missuri und die großen indischen und chinesischen Wasserläufe. Zahlreiche Berufe sind auf das Wasser angewiesen, namentlich die älteren Gewerbe wie Flachs- bereitung, Gerberei, Walkerei, Färberei, Schlächterei, Brauerei, ferner

8. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 323

1906 - Halle a.S. : Schroedel
323 [§ 52] Länder gegenseitig keine schädliche Konkurrenz, so ist der Freihandel das Gebotene. Aber meist wird es nötig sein, durch Schutzzölle den heimischen Handel zu schützen. Doch bricht sich die Ansicht immer mehr Bahn, durch Handelsverträge diese Schranken zu mildern und ein mehr oder minder gemeinsames Wirtschaftsgebiet zu schäften; teilweise besteht sogar die Meistbegünstigung (vgl. § 30 a). Die äußere Handelspolitik erstreckt sich auch aus Förderung der Kriegs- und Handelsslotte, sowie Subventionierung von Schiffahrtslinien. Der Zentralpunkt sür die Leitung der Handelspolitik, besonders der äußeren, sind die handelspolitische Abteilung des Auswärtigen Amtes sowie die 4. Abteilung des Reichsamtes des Innern; der 1. Abteilung des preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe fällt hauptsächlich nur die Ausführung der inneren Handelspolitik zu. Eine wichtige Stütze des Handels bedeuten die Konsuln (vgl. 8 7 b), welche den Handel und das Gewerbe des Auslandes be- obachten, aus die dem deutschen Handel drohenden Gefahren sowie die Mittel zu seiner Hebung aufmerksam machen. Zur Entscheidung von Handelsangelegenheilen sind bei den Landgerichten besondere Kammern für Handelssachen eingerichtet, während die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor den Kausmanns- gerichten ihre Schlichtung finden (vgl. § 36 a). Endlich dienen die als Selbstverwaltungskörper aus den Handels- und Gewerbetreiben- den eines Bezirks gebildeten Handelskammern zur Förderung des Handels und zur Abwehr der ihn schädigenden Einflüsse. Auf deren Gutachten und sachverständigen Äußerungen stützt sich vor allem die staatliche Handelspolitik. 52. Geschichte und Voraussetzungen des Verkehrs. a) A llgemeines. Der Verkehr besaßt sich mit der räum- lichen Fortbewegung von Personen, Gütern und Nachrichten. Zu den Berkehrsgelegenheiten gehört als wichtigste die Eisenbahn. Es folgen Schiffahrt und Landstraßenverkehr, der sich zu Wagen und zu Fuß vollziehen kann. Dann kommt das Postwesen, dem sich das Telegraphen- und Fernsprechwesen angliedert. Ausgenutzt werden die Berkehrsgelegenheiten durch das Transportgewerbe, welches die Beförderung der Güter unternimmt und großenteils mit Eisenbahn, Schiffahrt, Landstraßenverkehr und Post identisch ist, weiter durch die Spedition, welche die zur Versendung notwendigen Angelegen- heiten besorgt, und endlich das Lagergeschäft, das die zum Unter- bringen der Waren benötigten Räume zur Verfügung stellt. Im Mittelalter und bis in die Neuzeit waren Handel und Verkehr volks- wirtschaftlich eine Einheit. Erst das 19. Jahrhundert vollzog hier eine vollständige Trennung und Arbeitsteilung. Durch Loslösung des Transportgewerbes, des Speditions- und des Lagergeschäftes erspart der Handel viel Arbeit und Risiko und wird sür seine eigent- 21*

9. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 327

1906 - Halle a.S. : Schroedel
327 [§52] das Kalifenreich und im 13. Jahrhundert Arragonien, aber auch sie diente hauptsächlich den Interessen der Staatsverwaltung, ganz wie der Botendienst der Klöster, der geistlichen Orden, der Kaufmanns- gilden und Handwerkerzünfte im allgemeinen nur für die Zwecke dieser Korporationen bestimmt war. Infolge des wachsenden dip- lomatischen Verkehrs gründete man Reiterbotendienste und vermehrte ihre Schnelligkeit wesentlich durch Relaisstationen. Aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts übernahmen jene die Beför- derung von Privatnachrichten, jedoch zunächst nur um die Kosten des offiziellen Nachrichtenverkehrs zu verringern, bis dann im 17. Jahrhundert das wirtschaftliche Interesse in den Vordergrund trat. Das Postwesen Mittel-, West- und Süddeutschlands war in den Händen der Nachkommen des Franz von Taxis, dem Kaiser Maximilian I. die Einrichtung von Reiterposten übertrug. Später wurde es unter Erklärung zum Reichsregal dieser Familie dauernd übertragen. Doch protestierten einige Fürsten dagegen erfolgreich; so setzte z. B. der Große Kurfürst 1666 die Bestätigung des landes- herrlichen Postregals durch. Um die Wende zum 19. Jahrhundert nahm der Verkehr große Ausdehnungen an, — nicht zuletzt angeregt durch die Eingriffe der französischen Revolution und der Kriege Napoleons in das schwer- fällige und zerrissene Staatenshstem Europas: das von ihm ge- schaffene einheitliche Wirtschaftsgebiet Mittel- und Westeuropas, so- wie die Leistungsfähigkeit seiner Armeen verlangten energisch eines gut organisierten Straßennetzes! Wohl begann man, besonders nach den Befreiungskriegen, eifrig an den Bau von Chausseen zu gehen — in Norddeutschland war die Berlin-Kasseler Kunststraße, die über Potsdam, Wittenberg, Bitterseld, Nordhausen ging, eine Berühmt- heit — wohl begann, seit Konstruktion eines leistungsfähigen Dampf- schiffes durch Fulton, die Binnenschiffahrt sich namentlich auf den für den Personen- und Frachtenverkehr als billigste Fahrstraße erkannten großen Strömen, wie auf dem Rhein, der Donau, Elbe, Weser zu heben, wohl nahm der Postverkehr an Schnelligkeit bedeutend zu — die Schnellpost von Berlin nach Breslau brauchte nur 24 Stunden, — da brachte die Erfindung der Eisenbahnen den aufblühenden Binnenschiffahrtsverkehr und den Straßenbau zu einem gewissen Stillstand. Das eine der beiden Elemente der Eisenbahn, nämlich die Gleisanlage ist sehr alt. Schon vor dem 16. Jahrhundert, wo sie nach England kam, kannte der deutsche Bergbau Holzspurbahnen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verwendete man dafür Eisen, und 1829 wurde die bisher als Zugkraft gebrauchte Menschen- und Pferdekraft durch die von Stephenfon konstruierte Lokomotive ersetzt, — die Eisenbahn in ihrem jetzigen Begriff war fertig. In Deutschland wurde 1835 als erste Strecke die noch heute außerhalb des bayrischen Eisenbahnnetzes bestehende Sonderstrecke Nürnberg-

10. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 328

1906 - Halle a.S. : Schroedel
328 [§52] Fürth (6 km) eröffnet. Dienten die Eisenbahnen zunächst nur zur Beschleunigung des Nachbarverkehrs, so hatte man doch teilweise schon erkannt, daß ihnen ganz andere Aufgaben gesteckt seien. Noch im Jahre 1835 kam aus Betreiben des Nationalökonomen Friedrich List (vgl. § 8b) das nötige Aktienkapital zum Bau der Strecke Leipzig-Dresden zusammen, die er als erstes Glied eines „allgemeinen deutschen Eisenbahnsystems" betrachtet wissen wollte. Eine andere Reihe von Linien entstanden, — und staunend vernimmt man, auf welchen Umwegen wichtige Orte zu erreichen waren *). Hand in Hand damit ging die Entwicklung des Postverkehrs und Telegraphen- wesens, nachdem Gauß und Wilhelm Weber 18332) für dieses eine praktisch brauchbare Technik erfunden hatten, die bald verbessert wurde. Zunächst diente der Telegraph allerdings zur Betriebs- sicherung der Eisenbahnen, später für Staatstelegramme, und in Preußen seit 1849 für den privaten Nachrichtenverkehr. Indes konnte 1844 in Preußen ein Brief bis 19 Silbergroschen kosten, und wenn auch um 1860 noch 17 verschiedene Postgebiete in Deutsch- land bestanden, so war doch durch Gründung des deutsch-öster- reichischen Postvereins im Jahre 1850 ein einheitliches Gebiet ge- schaffen, in dem nur drei Zonen für Portosätze (10, 20, 30 Psg.) galten. Seit Ende der sechziger Jahre begann man an den Bau von Nebenlinien zu gehen, um das Land in immer größerem Um- fange dem Verkehr zu erschließen. Von diesen sind im Lause der Jahre viele in Hauptlinien umgewandelt worden, sei es, daß sich neue Verkehrsbedürsnisse gebildet hatten 9, sei es, daß sie zur Ent- lastung des Durchgangsverkehrs aus den bisher einzigen Hauptlinien dienen 9- Aber auch der Bau von Landstraßen, der seit Aufkommen der Eisenbahnen nicht sonderlich gefördert war, begann nach 1870 von neuem, namentlich zur Vermittlung des örtlichen Verkehrs, so- Ojbon Berlin aus führte bis zum Jahre 1846, wo Anschluß an die be- stehende Strecke Berlin—potsdam erfolgte, der Weg nach Magdeburg über Jüter- bog und Cöthen. Letzteres war übrigens für einige Jahrzehnte der Eiscnbahn- mittelpunkt zwischen Nord- lind Mitteldeutschland. Nach Dresden ging vor Er- öffnung der Linie Jüterbog-Riesa der Weg über Jüterbog, Cöthen, Halle, Leipzig, Riesa, nach Posen über Stettin, nach Danzig bez. Königsberg über Stettin, Kreuz, Bromberg. 2) Ein Jahr vorher war — seinerzeit eine große Errungenschaft — nach englischen! Vorbilde ein optischer Telegraph zwischen Berlin und Koblenz hergestellt worden. b) So dient z. B. die Nordbahn jetzt dem Durchgangsverkehr nach Kopen Hagen und Stockholm, und die Görlitzer Bahn dem Verkehr nach dem westlichen Schlesien, besonders dem Reiseverkehr nach den schlesischen Bergen. 9 Es sei nur an die verschiedenen Linien erinnert, die jetzt von Berlin nach Frankfurt am Main und nach Cöln gehen, sowie an die Entlastung des früher vom Osten nach dem Westen und umgekehrt über Berlin gehenden Fracht- verkehrs durch zweigleisigen Ausbau der Strecke Thorn, Posen, Guben, Cottbus, Halle.
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