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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 71

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 71 — uon Hohe nzollern-Sigma rin gen und feiner Familie * anbete Bewohner. Dieser ebte Fürst, der im Jahre 1850 fein Land an Preußen abgetreten hatte, war hier nacheinanber Dioisionskommanbeur, fommanbierenber General und Militärgouverneur der Rheinlanbe. Eine ungemein große Liebenswürbigkeit zierte ihn wie seine menschenfreundliche Gemahlin Jose ph ine. Der erklärte Liebling aller Düsselborser jeboch würde ihre älteste Tochter, die Prinzessin Stephanie, wegen ihrer Herzensgute itnb überaus großen Wohl-tätigkeit. Das zeigte sich so recht, als sie ihr geliebtes Düsseldorf verließ, um Königin von Portugal zu werben. Eine Marmorbüste in der Nähe des Kriegerbenkmals hält in den Herzen der Düsseldorfer das Anbeuten an die früh dahingeschiedene, edle Prinzessin wach. Des Fürsten Karl Anton ältester Sohn Leopold, dem im Jahre 1870 die spanische Königskrone angeboten wurde, bewahrte auch der Stadt eine warme Zuneigung. Seine Söhne Wilhelm, Ferdinand und Karl haben das hiesige königliche Hohenzollern-Gymnasium besucht. Wie Prinz Friedrich, die Fürsten Karl Anton und Leopold ist auch der jetzige Fürst Wilhelm Schutzherr des Sebastianus-Schützenvereins, der heute noch den 2. Mai, an welchem Tage im Jahre 1858 Prinzessin Stephanie aus Berlin von ihrer Nermähl-lung als Königin von Portugal hierher zurückkehrte, unter dem Namen „Hohenzollern-Gedenktag" feierlich begeht. 1 Stammtafel des fürstlichen Hauses von Hohcnzollern-Sigmaringen. Fürst Karl Anton von Hohenzollern (1811 —1885). Fürst Leopold Stephanie Karl Anton Friedrich Maria (1835—1905) (1837 — 1859) (1839—) (1841 — 1866) (1843—1904) (1845—) 1870 spanischer Königin von König von gefallen bei General der Gräfin von Thronkanditat. Portugal. Rumänien. Königgrätz. Kavallerie. Flandern, Mutter Al-berts, des Königs der Belgier. Fürst Ferdinand Karl Anton (1868—) Kgl. Wilhelm (1865—) preußischer Oberst ä Ia suite (1864—) Prinz von des I. Garde-Drogonerregi- geb. auf Rumänien, ments (Königin Viktoria von Schloß Großbritannien und Irland). Benrath).

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 293

1910 - Düsseldorf : Bagel
293 Eherecht, die Toleranz und die Erziehung. Die Volksschulen, teilweise auch die Mittelschulen, waren der Aufsicht der Kirche untergeordnet. Das kaiserliche placet für kirchliche Verfügungen, die in das Gebiet des Staates Übergriffen, war ebenso beseitigt, wie alle der Kirche unbequemen Bestimmungen aus der Zeit Josephs Ii. Mancherlei Folgen, auch politischer Art, hatten diese Zugeständnisse an die Kirche. Zu den nachteiligen Wirkungen gehörte auch namentlich die, daß es einen Riß unter den Deutschen Oesterreichs hervorbrachte. Der Klerus und der hohe Adel fügten sich den Bestimmungen gern. Der deutsche Bürgerstand aber, besonders soweit er liberalen und nationalen Anschauungen zugetan, wurde der Kirche und auch dem reaktionären Staate dadurch zweifellos fremder. Warum sollte der Deutschösterreicher, wenn der Tscheche, der Ungar und der Slowene den Wert seiner Nationalität so viel höher bewerten durfte, die eigene geringer einschätzen ? Die Kirche aber, die alle ändern Nationen in ihrem Emporstreben unterstützte, tat dies nicht bei den Deutschen. Die Ereignisse der Jahre 1859 bis 186b hatten nun auch den österreichischen Staat veranlaßt, das bürgerliche und nationale Element mehr zu würdigen und nicht bloß auf die Kirche sich zu stützen. In diesem Sinne erfolgten 1874 die kirchenpolitischen Gesetze, denen die Kündigung des Konkordats vorausging. Der Papst, hieß es, sei seit 1870 infolge der Unfehlbarkeitserklärung ein anderer geworden, als er es 1855 gewesen. Mit einem unfehlbaren Papste sei das Konkordat nicht geschlossen. Einem solchen wolle man es nicht weiter zugestehen. Und nun wurde auch in Oesterreich das Verhältnis nach dem Beispiele Preußens neu geregelt. Es wurde nicht bloß die Anzeigepflicht bei Ernennung von Pfarrern durchgesetzt, sondern auch das alte placet wieder eingeführt. Der Staat erhielt aufs neue die Aufsicht über die Klöster und auch die Anerkennung der Religionsgenossenschaften wurde gesetzlich geregelt. So herrscht seit 1874 ein freierer Geist, der auch den Nichtkatholiken zugute kommt. In Kirche und Schule hat die Kirche noch immer ihre Selbständigkeit und ihren Einfluß, aber der einzelne ist in seinem Bekenntnis viel freier geworden.

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 262

1910 - Düsseldorf : Bagel
262 es schon die alten Welfen taten, bekämpfte er grundsätzlich immer die Stärkung der Kaisermacht und des nationalen Empfindens, wie er anderseits stets für die Vorteile der Einzelstaaten, also des Partikularismus, eintrat. So waren Bismarck und Windthorst, wie schon in ihrer äußern Erscheinung, auch in ihrer Politik längst ausgesprochene Gegensätze. Daß auch das Zentrum in diesen Gegensatz rasch hineinkam, bewirkten seine ersten Anträge. Sie galten der Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes und der Einfügung der 1849 aufgestellten „preußischen Grundrechte“ in die neue Reichsverfassung. Gemeint war mit diesen die Freiheit, d. h. die Unabhängigkeit der katholischen Kirche, oder deutlicher die Aufsicht der Kirche über die Schule. Beide Anträge wurden vom Reichstage abgelehnt. Man habe sich weder in die Angelegenheiten fremder Völker zu mischen, noch auch der Selbstverwaltung der Kirche Zugeständnisse zu machen, bevor die Grenze von Staat und Kirche gefunden sei. (Treitschke.) Ob Wrindthorst wohl wirklich glaubte, daß man Zwangsmittel gegen Italien anwenden und Soldaten dahin schicken könne? — Schärfer wurde der Gegensatz, als von den Vertretern der Kirche die Forderung gestellt wurde, die vom Staate ange-stellten Professoren sollten das jetzt veröffentlichte Dogma der Unfehlbarkeit anerkennen und im Weigerungsfälle abgesetzt werden. Durch diese Forderung wurde der Staat unmittelbar dazu genötigt, ebenfalls zur Unfehlbarkeitsfrage Stellung zu nehmen. Sollte er die Männer, die er mit Zustimmung der katholischen Kirche eingesetzt hatte, jetzt nicht mehr als Katholiken betrachten? Sollte er hier selbst entscheiden oder sich dem Urteil der Bischöfe einfach unterordnen? Da er dies nicht konnte und wollte, war der Streit natürlich da. Ein anderer Zwist drehte sich um die Volksschule. Beide, Kirche und Staat, beanspruchten das Recht ihrer Leitung. Die Frage war um so bedeutungsvoller, als im Osten auch nationale Interessen dabei in Betracht kamen; den katholischen Geistlichen wurde hier der Vorwurf gemacht, daß sie da, wo Protestantisch und Deutsch vielfach als gleich gelte, der Polonisierung deutscher Schulkinder nachhülfen.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 60

1910 - Düsseldorf : Bagel
60 imetternich aber kümmerte sich nicht um das Urteil der Massen und triumphierte, daß er jetzt in Oesterreich einen so wohl abgerundeten, aller Reibungen entbehrenden Staat geschaffen habe, daß dieser nun dauernd so bleiben könne und gegen alle Gefahren gesichert sei. Daß mit diesen Besitzveränderungen Oesterreich an deutsch-nationalem Charakter noch mehr eingebüßt, störte Metternich nicht. Rußland war mit Preußen überein gekommen, das sächsisch-polnische Reich, das im wesentlichen auf ihre Kosten zustande gekommen, jetzt wieder eingehen zu lassen. Rußland beanspruchte dabei für sich Polen, dem immerhin in Personal-Union als „Königreich Polen“ eine gewisse Selbständigkeit zu lassen sei. Nur Posen bis zur Prosna sollte wieder an Preußen kommen. Zur Verbindung West- und Ostpreußens mit Schlesien konnte Preußen diese Provinz allerdings nicht wohl entbehren. Auch Danzig war dem Besitzer Westpreußens nicht wohl vorzuenthalten. Aber woher die Entschädigung nehmen für das übrige Polen bis zur Weichsel, das doch Preußen 1795 erworben hatte? Das war die brennende Frage. Und sie erregte den Wiener Kongreß um so mehr, als alle, die Großen wie die Kleinen, Preußens Emporkommen mit ebensoviel Neid wie Haß verfolgten. Am liebsten hätten sie es klein gehalten. Und nun diese weitgehende Forderung! Denn Preußen, die Großmacht, die in dem Befreiungskriege das meiste geleistet, beanspruchte allerdings auch eine angemessene Entschädigung, und zwar nicht weniger, als das ganze Königreich Sachsen. Es war der Meinung, daß der König Friedrich August durch seine Parteinahme und seine volle Ueberwindung und Gefangennahme sein Reich verwirkt habe. Und in der Tat schien, wenn man diesen Grundsatz gelten läßt und das Uand als verfügbar ansah, ein zweckmäßigerer Ausgleich gar nicht denkbar. Durch ihn wurde auch Preußen, was doch allgemein gelten sollte, glücklicher abgerundet, die Sachsen waren den Preußen nicht wesentlich fremd und schlossen sich, namentlich wegen ihrer evangelischen Konfession, sehr natürlich an das größere protestantische Nachbarland an; das alles schien für ein Aufgehen Sachsens in Preußen hinreichend zu sprechen. Der König von Sachsen war damals noch „Gefangener“, in Friedrichsfelde bei Berlin. In unbegreiflicher Selbsttäuschung

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 67

1910 - Düsseldorf : Bagel
67 und Duderstadt, das zum Mainzer Eichsfelde vordem gehörte, hatten Hannover wesentlich vergrößert. Die politische Bedeutung des Landes war außerdem durch die Verbindung mit England noch weiter gewachsen, und so lange diese dauerte, mochten sich seine Herrscher den Königen Preußens vollkommen ebenbürtig fühlen. 1837 änderte sich das aber. Hannover wurde seitdem von England getrennt und ein eigenes Königreich. Trotzdem wurde von den Welfen der Wert guter Nachbarschaft seitdem womöglich noch weniger erkannt. Mit ändern widerstrebte namentlich auch Hannover der natürlichen Entwicklung Norddeutschlands und begünstigte, ohne es zu wollen, eine Gestaltung der Dinge, die das Gegenteil seiner Wünsche und ebenso das Gegenteil der englischen Ziele von 1815 bedeutete. Wer hätte damals geahnt, daß ein preußisch-deutsches Reich von Helgoland aus den Verkehr der Ems und der Weser, der Elbe und der Eider überwachen werde! So zeigt sich auch hier wieder die Ironie der Geschichte. England glaubte damals, als es Preußen von der Nordsee ausschloß, hier die alleinige Entscheidung sich gesichert, und jetzt ist, wenigstens an der deutschen Küste, überall Preußen und durch Preußen Deutschland der Herr geworden. So ist hier und überall das Bild Deutschlands ein wesentlich anderes geworden, als es die Diplomaten des Wiener Kongresses sich gedacht. Und doch haben sie, wollend oder nicht, damals die \ orbedingungen zum heutigen Deutschland geschaffen. Nr. 13. Der Deutsche Bund und die Einheitsbestrebungen. (Einheit und Freiheit in alter und neuerer Zeit.) Einheit und Freiheit war die Forderung, welche 1815 die Edelsten aus der Nation für die Neugestaltung Deutschlands beanspruchten. Unter Freiheit verstand man die mittelbare oder unmittelbare Beteiligung des Volkes an seiner Verwaltung; unter Einheit die Einigung aller Deutschen zu einem Staats wesen, wobei die Eigenart der Stämme immerhin ihr Recht behalten mochte.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 185

1910 - Düsseldorf : Bagel
185 war aber auch die Erneuerung des Zollvereins zu beschließen. Als nun die Bayern den Zollverein und die Württemberger den Allianzvertrag ablehnen wollten, erklärte Bismarck beide Vorlagen für untrennbar und erzwang dadurch die Annahme der einen und der ändern. Die weitere Verschmelzung erhoffte er von dem Zusammentreten aller Deutschen im Zollparlament, das, wie es damals hieß, wohl bald ein Vollparlament werde. Die Bereitwilligkeit der bayrischen „Patrioten“ hätte sich aber schwerlich bald eingefunden. Das Schimpfen und Schelten auf die Mußpreußen wurde immer lauter. Da kamen — das Jahr 1870 war inzwischen angebrochen — patriotische Anregungen anderer Art plötzlich und mit solcher Macht, daß diese seltsamen Patrioten die natürliche Entwicklung nicht mehr aufhalten konnten. Davon später. Aber auch die Beziehungen zu den anderen Nachbaren Deutschlands waren keineswegs erfreulich. Sie sämtlich, vielleicht mit Ausnahme des russischen Kaisers, waren nur zu sehr geneigt, Preußen lieber klein zu sehen, und wenn Napoleon auf ihre Unterstützung rechnete, so hatte er auch einigen Grund dazu. Zunächst Oesterreich. Hier war kein anderer Ministerpräsident geworden, als Bismarcks Freund aus Dresden, v. Beust. Sein Sinnen und Hoffen ging dahin, Preußen um die Erfolge des Jahres 1866 zu bringen. Das ging aber am besten mit Hilfe Frankreichs. Zu diesem Zwecke kam u. a. Erzherzog Albrecht im März 1870 nach Paris; schon wurde der Feldzugsplan verabredet. Man verabredete zunächst, die Süddeutschen zu bewältigen und dann über Nürnberg und Leipzig auf Berlin zu rücken. Nur eine Schwierigkeit blieb unerledigt: Die Geschwindigkeit der Preußen war noch nicht vergessen. Ganz schnell könnten die Oester-reicher den Angriff nicht machen. Eigenartig lagen die Verhältnisse in Italien. Hier gab es zwei Mächte: die päpstliche Kurie und das Königreich. Beide standen sich feindlich gegenüber. Daß die Kurie nicht bloß um die Erhaltung des Kirchenstaates bemüht war, sondern auch überhaupt um die Förderung seiner kirchlichen Interessen, war selbstverständlich. Das katholische Oesterreich stand ihm näher als Preußen, dessen Länder jetzt durch die Einverleibungen noch mehr einen evangelischen Charakter bekommen hatten.

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 190

1910 - Düsseldorf : Bagel
190 Auch machte er Ollivier, ein Mitglied der liberalen Opposition, zum Präsidenten des Ministeriums. Als er sich nun durch einen Aufruf unmittelbar an das Volk wendete und sich durch ein „Plebiscit die Anerkennung seiner Politik verschaffen wollte, fiel die Mehrheit wohl zu seinen Gunsten aus, aber die ablehnenden Stimmen waren doch so zahlreich, namentlich in den großen Städten und sogar auch in der Armee, daß Napoleon es für zweckmäßig hielt, in der auswärtigen Politik kräftigere Saiten aufzuziehen. Darum wurde am 15. Mai 1870 der Herzog von Gramont, der in Wien als Botschafter schon oft seine preußenfeindliche Gesinnung dargetan, zum Minister des Auswärtigen gemacht. Schon nach zwei Wochen fand Gramont den Punkt, wo der Hebel anzusetzen war. Die Spanier hatten den Prinzen Leopold von Hohenzollern, der abgesehen von seinem Namen mit den preußischen Hohenzollern nichts gemeinsam hatte, zu ihrem König wählen wollen. Hätte die Verwandtschaft in der Frage Bedeutung gehabt, so wäre diese Wahl eher ein Vorteil der Bonaparte gewesen, denn der Prinz stand verwandtschaftlich ihnen viel näher. Er war mütterlicherseits ein Enkel der Großherzogin Stefanie, der Adoptivtochter Napoleons I. und ebenso väterlicherseits ein Enkel einer Prinzessin Murat, einer Nichte des bekannten Königs von Neapel. Aber der Name Hohenzollern wirkte auf die Franzosen schon so aufregend, daß sie behaupteten, den Spaniern werde von Preußen ein König aufgedrängt, der die Monarchie Karls V. wiederherstellen solle. Frankreich solle auf allen Seiten von hohenzollernschen Landen eingeengt werden. Wäre Leopold wirklich König von Spanien geworden, so wäre für Frankreich die Lage etwa dieselbe gewesen, wie sie für Oesterreich war, als Karl von Hohenzollern König von Rumänien wurde. Daß dieser Herrscher aber seines Namens wegen je preußische und nicht rumänische Politik getrieben hätte, ist niemals behauptet worden. Ebenso würde es zweifellos in Spanien gewesen sein. Aber dem bösen Bismarck war nicht zu trauen. Und daß er der Kandidatur nicht widerstrebte, war Beweis genug für seine bösen Absichten. Als nun vollends Gramont auf eine Anfrage des Abgeordneten Cochery im Gesetzgebenden Körper erklärte, Frankreich könne das nicht dulden, keine Macht solle das gegenwärtige

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 284

1910 - Düsseldorf : Bagel
284 gestützt auf Armee und Kirche, den gründlichsten, politischen Rückschlag ein. Auch nach außen wurde in Italien und Deutschland die alte Vormachtstellung wieder eingenommen. Das Mittelglied waren die Höfe, dazu diesseits der Alpen der Bundestag. Im Innern aber wurde die Verfassung vom Jahre 1849 wieder aufgehoben, ebenso die Grundrechte, Schwurgerichte und andere Zeichen neuerer Zeiten. Und bald schon fühlte Oesterreich sich so stark, daß es den schuldigen Dank an Rußland vergaß und es im Krimkriege 1854 dazu nötigte, die Donaufürstentümer zu verlassen; die Folgen spürte Oesterreich in seiner Vereinsamung 1859. — Eine wteitere Stärkung versprach es sich 1855 vom Abschluß eines Konkordats mit dem Papste, wonach es der Kirche im Unterricht und in der Stellung der Nichtkatholiken sehr große Zugeständnisse machte. Daß durch diese Verständigung mit Rom seine Geltung in Italien aber nicht gewachsen war, zeigte das Jahr 1859. Ein Krieg mit Sardinien, dem sofort die Franzosen zu Hilfe kamen, verlief schon militärisch unglücklich. Schlimmer aber war der politische Zusammenbruch. Alle Höfe, die mit Oesterreich hielten, stürzten sofort, teilweise noch früher, als wie das Kriegsglück entschieden. Im Felde zeigten die österreichischen Truppen wohl die alten Vorzüge, nicht minder aber auch die alten Fehler: Großen Mut und Ausdauer im Kampfe und dann doch vorschnelles Verzagen. Der Leitung fehlten Einheitlichkeit und Schnelligkeit im Handeln. Mutig zogen die Oesterreicher, als der Krieg unvermeidlich geworden, am 29. April unter Giulay über den Ticino. Ihr Ziel war Alessandria, unter dessen Schutze sich die Sarden sammelten. Jetzt hätten die Oesterreicher den raschen Kampf suchen müssen, bevor die Franzosen herangekommen. Statt dessen aber blieben sie bald unschlüssig stehen, und als dann ein Vorgefecht bei Montebello, südlich vom Po, die Meinung hervorgerufen hatte, die Franzosen wollten auf dem rechten Po-Ufer nach Piacenza Vordringen, d. h. eine Straße benutzen, die sich für kleinere Truppenmengen vielleicht empfohlen hätte, für Massenheere aber nicht in Frage kam, verstärkten sie nach Kräften ihren linken Flügel, während sie

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 89

1910 - Düsseldorf : Bagel
durch das Domkapitel sollte im Osten wie bisher unter entscheidender Mitwirkung der Krone stattfinden. Im Westen war ihr Einfluß etwas geringer, doch mußte sich das Domkapitel vor der Wahl dessen versichern, daß sein Kandidat dem Könige genehm sei. (persona grata) Demgemäß konnte dieser jeden unbequemen Bewerber zeitig ausschließen. — So hatten sich die obersten Gewalten leicht geeinigt. Eine andere Frage war es, ob die Verständigung im wirklichen Leben ebenso glatt sich machen werde. Leider sollte dies nicht der Fall sein; denn schon bald stießen hier in den Vertretern der Staatsgewalt und den Führern der katholischen Kirche die Gegensätze gradezu feindlich aufeinander. Es war begreiflich, daß die westlichen Bistümer, welche bis 1803 reichsunmittelbar gewesen, den Verlust der Landeshoheit noch nicht verschmerzt hatten. Nun waren sie einem protestantischen Landesherrn untergeben. Politisch und kirchlich fühlte man sich deshalb unbehaglich. Dem Unmut gab aber deutlichen Ausdruck der Generalvikar Clemens August von Droste-Vischering in Münster. Ihm und seinen Gesinnungsgenossen war die Begründung der Bonner Hochschule w^enig willkommen, namentlich aber, daß den nationalen Bestrebungen innerhalb der katholischen Kirche die katholisch-theologische Fakultät in Bonn sich tatkräftig anschloß. Führer der letzteren war der aus Münster herübergekommene Hermes. Wie Wessenberg in Konstanz, wollte Hermes in Bonn die Lehren der katholischen Kirche mit dem Ergebnis der modernen Philosophie und den Ansprüchen des Vaterlandes in Einklang bringen. Der streitbare Generalvikar in Münster veranlaßte aber ein Verbot an die jungen Theologen, die Bonner Hochschule bezw. das katholische Konvikt zu besuchen, eine Anordnung, die schon deshalb nicht durchzuführen war, weil die Staatsbehörde (Vincke) als Antwort die Münstersche Hochschule schließen ließ. Neue Nahrung erhielt der Streit, als die Frage wegen der gemischten Ehen entbrannte. Das preußische Landrecht bestimmte, daß für die Konfession der Kinder die des Vaters maßgebend sei, die katholische Kirche beanspruchte indes, daß alle Kinder aus gemischten Ehen katholisch werden müßten. Daß der preußische Staat, der auch jetzt noch in der Mehrzahl von Evangelischen bewohnt wturde, hier nicht alles der ändern Partei zugeben dürfe,

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 261

1910 - Düsseldorf : Bagel
261 anderseits aber wuchs sie gleichzeitig ungemein durch die Erklärung der päpstlichen Unfehlbarkeit in kirchlichen Dingen. Allerdings war dieses Dogma anfangs wohl einem lebhaften Widerspruch begegnet, hatte aber doch, nachdem das Konzil einmal gesprochen, nach und nach die Zustimmung sämtlicher Bischöfe gefunden. Die Vereinigung aller kirchlichen Gewalt in der einen Person des Papstes bedeutete aber selbstverständlich einen gewaltigen Machtzuwachs. Die Trennung mancher, die sich im Gegensatz zu der neuen Lehre Altkatholiken nannten, änderte daran nicht viel. Die Masse der Katholiken gab sich mit der Lehre der Unfehlbarkeit zufrieden, und das Bekenntnis der 50 000 Altkatholiken hatte um so weniger Werbekraft, als es in der streitigen Frage nur verneinender Art war. Das Volk aber verlangt, um in Bewegung zu kommen, nicht bloß die Ablehnung; es fordert packende und begeisternde Gedanken. Daß die neu erstarkte katholische Kirche sich nun sofort zu der jungen protestantischen Großmacht freundlich stellen werde, war wohl nicht zu erwarten. Das frühere Deutschland hatte mehr katholische Einwohner gehabt; in dem jetzigen, neuen waren 62 °/o evangelisch. Und da in den katholischen Kreisen Süddeutschlands, zumal in Bayern, die Abneigung gegen die politische Verbindung mit Preußen die alte geblieben war, äußerte sich diese Stimmung unter der Mitwirkung des allgemeinen, gleichen Wahlrechtes in der Bildung einer starken Reichstagsgruppe, der Zentrumsfraktion, die sich fast nur aus katholischen Abgeordneten zusammensetzte. An sich wäre das freilich kein Grund zum Kampf mit dem Ministerium Bismarck gewesen, obschon dieser es bald als eine der ungeheuerlichsten Erscheinungen bezeichnete, daß sich eine konfessionelle Fraktion in einer politischen Versammlung bilde. Schärfer aber wurde der Gegensatz dadurch, daß der gewandte v. Windthorst, der längst schon in hannoverschen Diensten die Bismarcksche Politik bekämpft hatte, Leiter dieser Fraktion wurde. Auch nach der Einverleibung seines Heimatlandes war er, soweit das möglich, der Vertreter und Berater des Weifenhofes geblieben und führte nun auf parlamentarischem Boden den Kampf gegen das neu erstehende Reich weiter. Und wie
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