Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Mittelalter - S. 33

1893 - Leipzig : Dürr
— 33 — 12. Albion. Unter den germanischen Hilfsvölkern, mit denen Narses Italien erobert hatte, waren Langobarden. Nach der Einnahme Roms ließ er sie klüglich über die norditalische Grenze hinüberschaffen, denn noch furchtbarer als in der Schlacht geberdeten sie sich nach derselben, ihre Raubsucht kannte kein Maß. Die Entfernung der Ruhestörer war jedoch nur ein Notbehelf. Nicht umsonst hatten sie die Herrlichkeiten Italiens, die reichen Städte, die üppigen Gefilde kennen gelernt; als sie zu ihrem Volke zurückkehrten, entzündeten sie in diesem die Sehnsucht nach dem schönen Lande. Die Langobarden waren aus der Gegend der Mittelelbe nach und nach bis in das heutige Nordungarn vorgerückt. In ihrem ungestümen Wesen traten die Eigenheiten des halbwilden germanischen Volkstums: die Leidenschaften des Krieges, des Beute-machens und Wanderns, noch grell und uugeschwächt hervor. In Alboin erhielten sie einen König, der an Tollkühnheit und trotziger Wildheit alle übertraf. Zuerst erprobte er seine Kraft im Kampfe mit den Gepiden in Pannonien. Schon als junger Mann erschlug er den Sohn des Gepidenkönigs; da er aber nur von dem Könige eines anderen Volkes wehrhaft gemacht werden konnte, fo begab er sich mit 40 Genossen zu dem Vater des Erschlagenen, forderte, auf das heilige Recht der Gastfreundschaft pochend, die Wehrhaftmachung und erlangte sie. Zum Dank raubte er die Tochter des zweiten Sohnes des Gepidenkönigs und begehrte sie zur Ehe. Zwar gelang es den Gepiden, sie ihm wieder zu entreißen, aber der alte König war im Kampfe gefallen, und trotzig standen sich nun Alboin und der Vater der Braut an der Spitze ihrer Völker gegenüber. Rachedürstend verband sich Alboin mit den Avaren, einem mongolischen Volke, das aus Asien über den Don nach Europa vorgedrungen war, wie einst die Hunnen. Mit deren Hilfe überwand er die Gepiden, erschlug den König und nahm dessen Tochter Rofamunde zur Frau. Nun überließ er den Avaren das Land der Gepiden sowie fein eigenes und führte die Langobarden nach Italien. Als er, die Juli-scheu Alpen überschreitend, in die Po ebene hinabstieg, war Narfes nicht mehr Exarch von Ravenna. Nach 15 jähriger, sehr kluger und gerechter Regierung war auch er in Ungnade gefallen und hatte sich grollend nach Neapel zurückgezogen. Bereitwillig öffneten die ober-italischen Städte dem Eroberer ihre Thore, nur Pavia ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung. Alboin hatte beschlossen, die widerspenstige Stadt vom Erdboden zu vertilgen, aber als fein Pferd beim Einzuge stolperte, ward er leicht durch einen frommen Diener zur

2. Das Mittelalter - S. 27

1893 - Leipzig : Dürr
— 27 — residierte schlicht und einfach nach der Väter Weise in Verona, nicht in Rom. Mit den germanischen Völkern blieb er im regsten Verkehr und in vertrauten Beziehungen. Seine Gemahlin war eine Schwester des Frankenkönigs Chlodowech, eine seiner Töchter war an den Westgotenkönig, eine andre an den Bnrgnnderkönig verheiratet, seine Schwester gab er dem Vandalenkönige zur Frau, und deren Tochter endlich war mit Hernmnsried, dem Thüringerfürsten, vermählt. Überall hatte er Verwandte, überall ward er als Schiedsrichter anerkannt. In ganz Enropa genoß er das höchste Ansehen, selbst die wilden Esthen an dem östlichsten Winkel der Ostsee schickten Gesandte mit Geschenken zu ihm. Nur die Römer in Italien, die ihm das meiste zu verdanken hatten, haßten ihn. Ihr hohler Dünkel, das weltbeherrschende Volk zu seilt, machte sie unfähig, die Bestrebungen des edlen Barbarenfürsten zu würdigen. Dazu kam freilich auch der Unterschied des religiösen Bekenntnisses und der Umstand, daß sich die stolzen, kriegerischen Goten doch absichtlich von ihnen absonderten. Dieser Undank machte Theo-derich nach und nach argwöhnisch. Obgleich sich die oströmische Kirche in vielen Dingen von der abendländischen (römisch-katholischen) trennte, so wurden doch auch im Orient die Arianer verfolgt. Die Kunde, daß in Konstantinopel eine Verschwörung gegen die Arianer in Italien im Werke sei, bewog Theoderich, zwei angesehene itttd sehr beliebte Römer, die ihm verdächtig schienen, den Philosophen Bovthius und dessen Schwiegervater, verhaften und hinrichten zu lasten. Boethius schrieb im Gefängnisse ein Buch, „Die Tröstung der Philosophie" (consolatio philosophiae), welches das ganze Mittelalter hindurch viel gelesen und immer von neuern ausgelegt wurde. Theoderich der Große starb im Jahre 526. Seine Gegner unter den katholischen Geistlichen behaupteten, er sei nicht gestorben, sondern von einem schwarzen Rosse in die Wüste geführt worden. Nach dem Untergange des Ostgotenreiches wnrde seine Asche ausgegraben und in alle Winde verstreut. Aber die deutsche Sage hat ihm ein Ehrendenkmal gesetzt, sie nennt ihn Dietrich von Bern (Verona) und feiert ihn als den edlen Verbannten am Hose Etzels, als den starken, besonnenen Mann, den Schiedsrichter und Helfer in der Not. 11. Justinian. Im oströmischen Reiche schleppte sich unterdessen das verfallende Römertunt in der bisherigen Weise weiter fort. Am Hose zu Konstantinopel ging die Regierung unter Verrat, Gewalt und Mord aus einer Hand in die andere, daneben tobte der Streit über religiöse Fragen und führte zuletzt zu blutiger Verfolgung der Ketzer, besonders Pfalz, Geschichte. Ii. 3

3. Das Mittelalter - S. 17

1893 - Leipzig : Dürr
— 17 — Die Vandalen hatten sich des ganzen südlichen Spaniens bemächtigt, das nach ihnen den Namen Andalusien (Vandalnsien), erhielt, selbst die Hafenstadt Carthagena wurde von ihnen erobert. Bald eröffneten sich ihnen neue Aussichten, die ihrer Wanderlust zusagten. Der römische Statthalter in Afrika, Bonisaeius, rief sie herbei, um sich gegen die Ränke eines Nebenbuhlers am römischen Hose, des Aötius, zu schützen, der ihn auf alle Weise verdächtigte und bereits Truppen gegen ihn sandte. Der Vandalenkönig Geiserich folgte dem Rufe 429, führte fein kriegerisches Volk auf Schiffen, die ihm Bonisaeius lieh, über das Meer und fiel mit wilder Raubgier über die blühenden, wohlangebauten Landschaften des einstigen karthagischen Reiches her. Um seine Scharen zu verstärken, verband er sich mit maurischen Stämmen. Bonisaeius suchte sich vergebens der furchtbaren Gäste zu erwehren. Geschlagen in offener Feldschlacht, flüchtete er sich in die feste Stadt Hip Po. Zwar schickte ihm der römische Hof, mit dem er sich aussöhnte, Hilfstruppen, allein auch dadurch besserte sich seine Lage nur wenig, und an allem verzweifelnd, schiffte er sich mit seinem Gesolge nach Italien ein. Geiserich war der Herr-Afrikas; er residierte in Karthago, das er durch einen Überfall in feine Gewalt bekam, und machte es zur Hauptstadt des neuen vandali-schen Reiches. Die germanischen Krieger und ihr König überließen sich ganz ihren wilden Neigungen. Sie Vertrieben die römischen Grundbesitzer und verteilten ihre Ländereien unter sich. So wurde die römische und christliche Kultur, welche in den Städten Nordafrikas heimisch war, mit einem Schlage vernichtet. In kurzer Zeit waren die gelehrigen Germanen auch auf dem Meere heimisch, besonders gefiel ihnen Seeräuberei. Die Küsten Siciliens hatten bald schrecklich unter ihren Überfällen zu leiden. Ja im Jahre 455 kamen sie sogar bis Rom, nicht zufällig, sondern wieder gerufen, diesmal von der Wittwe des ermordeten Kaisers Valentinian, die sich ihrer Feinde ant Hofe nicht anders erwehren konnte. Vierzehn Tage lang plünderten die wilden Scharen die einstige Hauptstadt der Welt, und mit Schätzen beladen zogen sie ab in ihre neue, heiße Heimat, aber aus Mangel an Verständnis für die höhere Kultur Kunstwerke zerschlagen, Bücher in den Staub treten, zerstören, verwüsten nannte man hinfort Vandalismus. 6. Hengist und Horsa. In Britannien hatte die aus Römern und Kelten gemischte Bevölkerung einen schweren Stand. Nachdem die römischen Heere abgezogen waren, fielen die räuberischen Pieten und Seoten (Schotten)

4. Das Mittelalter - S. 58

1893 - Leipzig : Dürr
— 58 — Paläste zu Ingelheim und Nymwegen mit ihren Säulen, Glasfenstern ltnb Gemälden zeigten, wie sehr ihn auch die weltliche Kunst erfreute. Es ist nicht zu verwundern, daß ein Fürst von so vielseitigem Interesse auch dem Ackerbau, der Industrie und dem Handel seine Sorgfalt zuwandte. Die Bewirtschaftung feiner Güter, er hatte deren 180, mußte ihm schon darum von Wichtigkeit sein, weil er daraus seine Haupteinkünfte zog, denn Steuern in unserem Sinne gab es noch nicht, höchstens Geschenke von geistlichen und weltlichen Großen und Zölle an den äußerstesten Grenzen. In der That kümmerte er sich eingehend um die Verhältnisse des Gutes, auf dem er eine Zeit lang verweilte. Er prüfte die Rechnungen bis auf die Zahl der Eier, ermunterte die Handwerker, welche damals noch als unfreie Knechte oder Hörige zu den Gütern der Großen gehörten und für die Herrschaft arbeiteten, drang auf Ausrottung der Raubtiere, besonders der Wölfe, und führte, wo er konnte, Verbesserungen in Feld und Garten ein. Auf diese Weise regte er auch die anderen Gutsbesitzer zur Nachahmung an. Den Handel förderte er durch Anlegung von Straßen. Eine Hauptstraße führte den Rhein entlang und vermittelte den Verkehr zwischen dem Süden und Norden, eine zweite begann bei der Elbmündung, durchschnitt die Marken an der Slavengrenze und teilte sich dann in zwei Arme, von denen der eine nach dem Adriatischen, der andere nach dem Schwarzen Meere führte. Ein weiterer großartiger Plan, Rhein und Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl zu verbinden, scheiterte an der Mangelhaftigkeit der damaligen Technik im Uferbau. Mit großer Ehrfurcht blickten schon die Zeitgenossen auf den gewaltigen Herrscher. Es erscheint fast als ein Wunder, daß die unbändigen Großen, welche den Merovingern immer Schwierigkeiten bereitet hatten, fo gefügig auf die straffe Reichsordnung und alle damit zusammenhängenden Neuerungen Karls eingingen. Gewiß trug dazu viel die fürstliche Freigebigkeit und Milde bei, welche zu üben Karl der Große für seine Pflicht hielt, gewiß auch die reichliche Unterstützung die er der Kirche und allen ihren Dienern gewährte. Aber vor allem war es doch die angeborene Würde des großen Kaisers, was alle fesselte, die mit ihm in Berührung kamen. Er war ein Herrscher im höchsten Sinne des Wortes. Schon in feiner leiblichen Gestalt zeigte sich dies. Karl war groß und sehr kräftig gebaut, der flammende Blick feiner Augen überwältigte alle, die sich ihm nahten. Noch mehr aber imponierten die Festigkeit seines Charakters, die Tiefe seines Gemütes, die Weite feiner geistigen Anschauung. Was er wollte, hatte er ganz durchdacht, führte er rasch und vollständig aus. Er schwankte

5. Das Mittelalter - S. 69

1893 - Leipzig : Dürr
— 69 — told gefangen hielten. Mit diesen verwegenen Edelleuten war anch der kriegerische Herzog Arnulf von Bayern im Bunde. Konrad zog mit Heeresmacht nach Schwaben, errang aber nur vorrübergeheude Erfolge, denn zu den alten gesellten sich neue Gegner, und die Fehde drohte in einen langwierigen, blutigen Krieg auszuarten. Da suchte der König den Beistand der geistlichen Waffen. Nach Hohenaltheim im Ries berief er eine geistliche Synode, in der in Gegenwart des päpstlichen Gesandten allen Aufrührern und untreuen Vasallen die schwersten kirchlichen Strafen angedroht wurden. Gegen Erchanger und Berchtold insbesondere erging das Urteil, daß sie in den Bann gethan würden, wenn sie sich nicht bis zu einer bestimmten Frist unterworfen hätten. Sie stellten sich dem Könige, auf dessen Großmut vertrauend, aber Konrad ließ sie hinrichten. Während dieser unerquicklichen Kämpfe mit den Herzögen verwüsteten die Ungarn das deutsche Land bis an den Rhein und darüber hinaus. Das gepeinigte Volk, vom König verlassen, sah auf die Herzöge als seine Retter und war Konrad gram, der sie durch seine Fehden abhielt, den Feind des Landes zu bekämpfen. Arnulf, der Herzog von Bayern, hatte, unterstützt von den Schwaben unter Erchanger und Berchtold, die Ungarn am Inn geschlagen, und als der König ihn mit seiner Heeresmacht bedrängte, geschah das Unerhörte, daß er bei den Ungarn Schutz suchen mußte. So verwirrten sich die Dinge, weil dem Könige der weite, freie Blick fehlte. Nach seiner engbegrenzten Ansicht mußte er die Köuigsmacht im Sinne des alten Frankenreichs zur Geltung bringen und den hohen Geistlichen, aus die er sich stützte, gegen die Herzöge zu Hilfe kommen, aber die Leiden des Volkes und die wahre Bedeutung der Herzöge in jener Zeit übersah er. Und doch war er ein hochgesinnter, edelmütiger Fürst. Dies zeigte sich mit überraschender Deutlichkeit, als sein Ende nahe war. Auf seinem Totenbette überblickte er die zurückgelegte Laufbahn mit allen Fehlern, die er begangen hatte, mit allen Schwächen, die ihm anhafteten, und beauftragte seinen Bruder Eberhard, den Frankenherzog, die Insignien der königlichen Würde (Mantel, Lanze, Schwert und Krone) nicht selbst in Verwahrung zu nehmen, sondern sie dem Sachsenherzoge Heinrich zu bringen, der das Glück und die Macht habe. So bezeichnete er den tapferen Feind als seinen Nachfolger. Er starb im Dezember des Jahres 918.

6. Das Mittelalter - S. 25

1893 - Leipzig : Dürr
— 25 — beistehen könne. Dies that er nur, um sicher zu feilt, das er alle beseitigt habe. Das Reich, welches Chlodowech beherrschte, erstreckte sich von den Niederlanden bis zur Garoune und dein Bodensee und vom Atlantischen Oeeau bis zum Lech. Im Jahre 511 starb er in Paris. Seine vier Sohne teilten das Frankenreich unter sich, der Zusammenhang der Frankenherrschaft ging indes damit nicht verloren. 10. Theoderich der Große. Eine der kräftigsten und edelsten Gestalten der Völkerwanderung ist der Ostgotenkönig Theoderich der Große. Nach dem Untergange des Hnnnenreiches hatten sich die Ostgoten in Pannonien selbständig gemacht. Einer ihrer Könige, Theoderichs Vater, fiel in das oströmische Reich ein, nahm aber ein Jahrgeld an und schloß mit dem Kaiser eilten förmlichen Vertrag, welcher unter anderem bestimmte, daß er seinen Sohn als Geisel nach Konstantinopel schicken solle. Theoderich wurde am Kaiferhofe mit größter Sorgfalt erzogen, machte sich alles zu eigen, was ihm nützlich und gut schien, von der dort herrschenden Verweichlichung und Sinnlosigkeit aber hielt er sich fern, nicht einmal der Wiffenfchaft und Kunst traute er. Nie in feinem Leben hat er das Schreiben erlernt; wenn er unter eilte Urkunde feinen Namen fetzen sollte, bediente er sich eines ausgeschnittenen Täfelchens und überstrich dasselbe mit Tütte. Dagegen lag er allen Leibesübungen mit großem Eifer ob. Als ein starker, stattlicher Jüngling kehrte er, reich beschenkt von dem Kaiser, der sich mit feine Freundschaft bewarb, zu seinem Volke zurück und wurde itach seines Vaters Tode von den Ost-goten ans den Schild erhoben, d. H. zum Könige gewählt. Mit richtigern Blicke erkannte er, was feinen Volksgenossen fehlte, ein ruhiges seßhaftes Leben. Die Oftgoten waren kriegerisch und wanderlustig. Um sie an eine stattliche Ordnung zu gewöhnen, beschloß er, sie aus dem Völkergedränge in Pannonien weg nach Italien zu führen. Zuerst holte er die Zustimmung des oströmischen Kaisers ein, dann rüstete er sich mit seinem ganzen Volke zum Aufbruche. Die benachbarten Rugier und viele Abenteurer aus anderen germanischen Völkern gesellten sich zu ihnen, und so zog er mit 200 000 streitbaren Männern und dem ganzen Anhang von Greifen, Weibern und Kindern den Alpen zu Bald gingen die Lebens mittel aus, in der öden Gegend war wenig zu finden, schon begann die Hungersnot ihre Schrecken zu zeigen, da endlich waren die Julischen Alpen überstiegen und die fruchtbaren Gefilde Oberitaliens erreicht. Nun mußte es sich zeigen, ob Odoakers Herrschaft auf festem Grunde stand oder nicht. Am Jfonzo kam es zum

7. Das Mittelalter - S. 18

1893 - Leipzig : Dürr
— 18 — aus dem gebirgigen Norden der Halbinsel in das flache Land ein, raubten und Plünderten. Da riefen die Briten deutsche Völkerschaften herbei, mit denen sie wahrscheinlich schon seit langem Handel trieben. Es waren die Angeln und Sachsen, tapfere, unternehmungslustige Männer im heutigen Schleswig, Holstein, Friesland und Holland. Sie befuhren das Meer als Kaufleute, aber von der Nordseekülte aus machten sie auch Raubzüge in die ehemals römischen Provinzen. Ans die Einladung der Briten hin kamen sie im Jahre 449 unter ihren Königen Hengist und Horsa, und zur Verstärkung brachten sie Jüten mit, die im Norden von Schlesweg wohnten. Zum Schrecken der Briten erschienen sie mit Weib und Kind, um nicht wieder fortzugehen. Nachdem sie die Pieten und Seoten zurückgeworfen hatten, ließen sie sich häuslich nieder, eroberten auch noch den südlichen Teil des Landes und gründeten nach und nach sieben angelsächsische Königreiche. Die Briten mußten den Eindringlingen weichen. Nach langem vergeblichem Kampfe beschränkten sich die römischen Bewohner noch auf den Westen des Landes (Wales) oder siedelten nach der Bretagne (Armorika) über. In ihren früheren Sitzen aber erlag die römisch christliche Knltnr dem halbwilden Germanentum. Die Städte wurden zerstört, die Kirchen niedergebrannt, die Straßen versielen und verschwanden unter Gras- und Baumwuchs. 7. Attila. Die Hunnen, welche die östlichen Gernianen aus ihren Wohnsitzen aufgeschreckt und so den Anlaß zur großen Wanderung gegeben hatten, waren nach längerem Umherziehen in der Theiß- und Donauebene des heutigen Niederungarns znr Ruhe gekommen. Ihr König Attila (Etzel) dehnte unter kluger Benutzung der Umstände seine Herrschaft so weit aus, daß alle Völker vom Rhein bis zur Wolga und von der Ostsee bis zu den Alpen sich seinem Willen beugten. Dieser merkwürdige Mann war der Gestalt und dem Temperamente nach ein echter Hunne, aber mit der feinem Volke eigenen Schlauheit und rohen Tapferkeit verband er wirkliche Herrschergaben, die auch die freiheitsstolzen Germanen anzogen und dem Hofe zu Konstautiuopel Achtung einflößten. Die Ostgoten, Gepiden, Heruler, Rugier, Thüringer und andere deutsche Völkerschaften gehorchten ihm, das ganze oströmische Reich lag seinen Beutezügeu offen und erkaufte sich nur durch hohen Tribut einen unsicheren Frieden. In der Theißebene hatte er feine Residenz aufgeschlagen, es war eine aus hölzernen

8. Das Mittelalter - S. 28

1893 - Leipzig : Dürr
— 28 — bet Arianer. Im Jahre 526 kam Jnstinian I. zur Regierung, der beit Beinamen des „Großen" erhielt. In seinem ganzen Wesen ist nichts wahrhaft Großes, er zeigte allerbings eine ziemliche Rücksichtslosigkeit in der Gelteubmachuug seines Willens und Zähigkeit in der Durchführung seiner Pläne, auch wachte er eifersüchtig über die Reinheit der Kirchenlehre und versäumte nicht, die äußere Frömmigkeit zu üben, aber das tiefe Mitgefühl bei den menschlichen Leiben, die Sorge für das Wohl der Unterthanen, alles das, was den Fürsten groß macht, fehlte ihm. Vielen Einfluß auf seine Regierung erlangte seine Gemahlin Theobora, die von nieberent Herkommen war und lange Zeit als Schauspielerin ein unstetes Leben geführt hatte. Ihr kluger Rat und ihre Entschlossenheit hielten ihn in gefährlichen Lagen ausrecht , sie hals ihm die geeigneten Personen auswählen, wenn es galt, hohe Ämter zu besetzen, aber den Argwohn, mit dem er oft feine treuesten Diener verfolgte, konnte sie nicht immer vertreiben. Der bebeutenbste Felbherr Justinians war Belisar, ein Thrakier von niebriger Herkunft. Er bereinigte List mit Kühnheit, auch geringe Mittel mußten ihm zu großen Erfolgen berhelfen. Diesen Mann schickte Jnstinian nach Afrika gegen die Vanbalen. Das heiße Klima, der Verkehr mit den wilben Mauren und Rumibiern, die Abgeschieben-heit von den übrigen germanischen Stämmen, die eigene unruhige Natur, alles bies hatte zusammengewirkt, die innere Tüchtigkeit und die Kraft der Vanbalen aufzureiben. Sie waren räuberisch, blutbürstig und arglistig geworben. Mit wilber Wut verfolgten die ananischen Könige die katholischen Bewohner des Laubes; als enblich ein bulbfamer König zur Regierung kam, würde er von einem fanatischen Gegner vom Throne gestoßen und ins Gefängnis geworfen. Dies führte enblich zur Einmischung des oströmischen Hofes. Justinianus ergriff die Gelegenheit, um die Provinz Afrika für sich zu gewinnen. Belisar führte fein Heer quer durch das Laub der Vanbalen, ohne bebeutenbe Hinbemisse zu finben, benn die Mauern der Stabte waren herfallen. Unweit Karthago stellten sich ihm die Vanbalen unter dem Oberbefehl des Thronräubers, des Königs Gel im er, entgegen. Belisar siegte und zog, von den Einwohnern glänzeub empfangen, in Karthago ein. Gelinter wagte noch eine Schlacht; als er auch biefe berlor, flüchtete er sich zu den Mauren ins Gebirge, würde aber auch bort eingeholt, umzingelt und zur Ergebung gezwungen (534). Die Vanbalenherrfchaft hatte somit ein schnelles Ende erreicht; die Probiuz Afrika hulbigte dem oströmischen Kaiser, auch Sarbinien erkannte bessert Oberhoheit an. Die Vanbalen, welche in bent blutigen Kriege nicht umgekommen waren, zerstreuten sich in alle Welt und berschwanbeit unter den übrigen Völkern. Belisar

9. Das Mittelalter - S. 42

1893 - Leipzig : Dürr
V • ---------------------------------------——-------------------I—i -------- — 42 — auf, in das Thüringerland einzufallen, er selbst griff mit feinen Franken born Süden und Westen her an. Die Thüringer hatten überall Gruben gegraben und mit Rasen bedeckt, was den Vormarsch des Heeres äußerst schwierig machte. Viele Reiter stürzten und kamen ums Leben, aber dies steigerte nur die Wut der übrigen, die Thüringer wurden geschlagen und flohen bis zur Unstrut. Hier eingeholt erlitten sie nochmals schwere Verluste und baten um Frieden. Dieser war hart genug Alles Land vom Harz bis zur Unstrut mußten sie an die Sachsen aß; treten, das am Main und südlich davon gelegene nahmen die Franken, und nur das Gebiet des Thüringer Waldes bis zur Fulda verblieb ihnen unter fränkischer Oberhoheit. Solche Erfolge bewogen die Markomannen zwischen Inn und Lech, Alpen und Donau (dem jetzigen Bayern) sich den Franken unterzuordnen, doch behielten ihre Herzoge aus dem Hause der Agilolfiuger immer eine ziemlich selbständige Stellung. Theuderich beherrschte nun fast ganz Germanien, das trotz der mannigfaltigen Teilungen, denen in der nächsten Zeit das große Frankenreich ausgesetzt war, zusammenblieb und Ostsranken oder Anstrasien genannt wurde. Die Residenz der australischen Könige war gegen das Ende des 6. Jahrhunderts Metz. Den Merovingern, so nannte man Chlodowechs Nachkommen nach dem Stammvater der Familie Meroväus, war es nicht vergönnt, die Früchte ihrer Siege zu pflücken. Die römische Sittenverderbnis, von welcher das schlichte, naturwüchsige Volksleben unberührt blieb, erfaßte die Herrscherfamilie und erzeugte hier in Verbindung mit der unbändigen, rohen Natur halbwilder germanischer Krieger eine Genußsucht, Rachbegierde und Grausamkeit, welche Greuelszenen, wie die am oströmischen Hose gewöhnlichen, herbeiführten. Die schrecklichen Königinnen, Brunichilde in Austrasieu und Fredegnude in Neustrien (Frankreich), verfolgten einander mit Krieg und Mord, ihrer Blutgier und Herrschsucht fielen unzählige Opfer, und das ganze Land fenfzte unter dem greuelvollen Bürgerkriege, bis endlich Fredegunde starb und Brunichilde von den empörten anstrafifchen Vasallen ergriffen wurde, welche sie an den Schweis eines wilden Pferdes binden und zu Tode schleifen ließen. Während Gift, Dolch und Bürgerkrieg das merovingifche Geschlecht verwüstete und die königliche Gewalt schwächte, erhielten die Major-doinert (majores domus = Hausmeier), d.i. die Verwalter der königlichen Güter, immer größeren Einfluß. Da sie vom Adel gewählt und vom Könige nur bestätigt wurden, so nahmen sie eine sehr unabhängige Stellung neben dem Throne ein, und das Volk gewöhnte sich daran, sie als die Vertreter seiner Rechte und als seine Besd)ützer gegen

10. Das Mittelalter - S. 54

1893 - Leipzig : Dürr
— 54 - dem Maße, daß selbst Böhmen nicht verschont blieb. Elbe mtb Saale konnten als Reichsgrenzen angesehen werben, nnb Festungen erhoben sich an ihren Usern, Am Norben warb die Eiber die Grenze, wie im Sübosten die Raab, im ©üben Ebro mtb Tiber. 5. Währenb Karl der Große als Kriegsherr die germanische Welt bis auf wenige Anslänser im Norben mtb Norbwesten zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzwang, verwebte er mit großer staats-männischer Weisheit die gemeinsamen Gruubzüge des Stammes- uttb Gemeinbelebens zu einer festen Reichsversassuug, die das Fundament zu aller weiteren Enkwickelnng würde. Die rechtlichen Gewohnheiten der einzelnen Stämme zerstörte er nicht, sonbern ließ sie in Gesetzbüchern sammeln mtb aufbewahren, so weit es noch nicht geschehen war, mtb ergänzte sie bnrch Kapitularien, b. i. Verordnungen, die allgemeine Gültigkeit hatten. Stammesherzöge, welche das Reich in einzelne streng-gesonberte mtb von einanber unabhängige Teile gespalten hätten, bulbete er nicht, dazu war er ein viel zu kräftiger Herrscher. Als Grunblage der Reichsversassnng genügte ihm die Einteilung in Gaue, die meist durch den Sauf der Flüsse nnb den Zug der Gebirge bestimmt würde, wie schon die Namen anbeuten: Rheingau, Moselgau, Rahegau, Eichsselb re. Der Vorsteher des Gaues war der Gaugraf ober einfach Graf. Er hatte im Gericht bett Vorsitz zu führen und den Heerbann auszuheben, fein Amt war kein erbliches, sonbern ein ihm vom Kaiser verliehenes. Zur Entfchäbigung für feine Mühe erhielt er die Nutznießung eines ober mehrerer Güter. In bett kaiserlichen Besitzungen, die über das gauze Reich zerstreut waren mtb gewöhnlich um eine feste Burg (Pfalz) herumlagen, war der Pfalzgraf der Oberrichter. Über die höchsten Beamten richtete der Kaiser selbst. Um sicher zu fein, daß die Grasen allerwärts ihre Schulbigkeit thäten und Gerechtigkeit übten, schickte der Kaiser von Zeit zu Zeit Senbgrafett, immer zwei und zwei, einen weltlichen und einen geistlichen, aus, die sich nach dem Staube der Gerichtsbarkeit in den einzelnen Gauen er-funbigeit sollten. Außer biesen Beamten stauben noch die Lehensleute in unmittelbarer Beziehung zu dem Kaiser. Es waren Kriegsmannen, die mit ihrem bietteitben Gefolge, ihren Knechten uttb Untergebenen, jeberzeit bereit fein mußten, an den Felbzügen des Kaisers teilzunehmen. Dafür empfingen sie Gmnbbesitz zu Lehen, b. h. zur Nutznießung auf Lebenszeit. Es gab bereu in allen Teilen des Reiches, besonbers zahlreich waren sie in bett eroberten Lanbschasten. An Ehre, Macht
   bis 10 von 348 weiter»  »»
348 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 348 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 13
2 4
3 10
4 98
5 23
6 0
7 4
8 1
9 10
10 252
11 3
12 14
13 0
14 16
15 0
16 10
17 0
18 0
19 2
20 20
21 0
22 7
23 20
24 0
25 7
26 19
27 16
28 12
29 3
30 2
31 14
32 0
33 18
34 10
35 1
36 4
37 80
38 0
39 14
40 0
41 4
42 6
43 9
44 0
45 166
46 11
47 22
48 12
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 27
2 7
3 9
4 14
5 2
6 1
7 2
8 10
9 65
10 1
11 1
12 3
13 10
14 6
15 7
16 20
17 137
18 1
19 4
20 8
21 4
22 2
23 14
24 0
25 13
26 4
27 0
28 2
29 12
30 1
31 13
32 3
33 0
34 5
35 23
36 9
37 12
38 38
39 20
40 4
41 56
42 16
43 53
44 0
45 39
46 19
47 0
48 2
49 0
50 0
51 1
52 119
53 2
54 5
55 28
56 7
57 0
58 2
59 21
60 9
61 2
62 2
63 12
64 2
65 17
66 4
67 7
68 18
69 8
70 2
71 219
72 13
73 1
74 3
75 16
76 5
77 18
78 1
79 0
80 1
81 1
82 11
83 13
84 0
85 5
86 9
87 37
88 5
89 6
90 7
91 11
92 169
93 0
94 21
95 7
96 7
97 0
98 71
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 138
1 120
2 50
3 107
4 88
5 161
6 127
7 241
8 36
9 209
10 111
11 82
12 187
13 98
14 203
15 66
16 104
17 93
18 167
19 204
20 32
21 102
22 102
23 16
24 242
25 174
26 195
27 104
28 61
29 255
30 171
31 80
32 122
33 940
34 168
35 157
36 31
37 89
38 27
39 350
40 302
41 29
42 70
43 212
44 142
45 31
46 93
47 218
48 93
49 145
50 267
51 190
52 478
53 33
54 880
55 299
56 41
57 56
58 388
59 870
60 134
61 138
62 236
63 69
64 88
65 306
66 38
67 179
68 48
69 4
70 26
71 235
72 107
73 203
74 175
75 126
76 63
77 132
78 173
79 99
80 218
81 938
82 109
83 240
84 46
85 64
86 70
87 55
88 85
89 107
90 40
91 345
92 27
93 42
94 269
95 320
96 36
97 162
98 106
99 140
100 609
101 104
102 192
103 170
104 71
105 57
106 133
107 122
108 52
109 128
110 183
111 195
112 102
113 47
114 137
115 118
116 110
117 27
118 47
119 222
120 100
121 271
122 123
123 98
124 186
125 117
126 111
127 348
128 60
129 123
130 162
131 364
132 84
133 281
134 65
135 37
136 1350
137 61
138 43
139 114
140 211
141 71
142 242
143 255
144 49
145 335
146 80
147 69
148 239
149 7
150 116
151 151
152 238
153 62
154 141
155 267
156 227
157 145
158 110
159 105
160 57
161 227
162 80
163 77
164 240
165 141
166 348
167 98
168 74
169 85
170 98
171 144
172 232
173 501
174 63
175 866
176 142
177 709
178 39
179 368
180 233
181 61
182 376
183 1358
184 113
185 41
186 44
187 142
188 335
189 65
190 50
191 81
192 103
193 190
194 160
195 65
196 275
197 83
198 127
199 261